

"...WIR KÖNNEN AUCH ANDERS..."
#391
Geschrieben 26. Februar 2005, 09:00
Die ersten 30 minuten waren richtig schmissig, denn hier destillierte Kubrik aus dem liebestollen bermudadreieck “Mutter – Tochter – Zuchthengst“ noch lupenreinen gesellschaftsschmutz. Durchtrieben, anrüchig und auf seine ureigene art und weise unglaublich spitzbübisch. Doch als dann der alte drachen sein letztes feuergefecht gegen ein automobil verliert, um fortan des satans grillfee zu spielen , verliert auch der film, bis auf Peter Sellers part, komplett seinen esprit. Ich habe mich zwar noch tapfer durch die verbleibenden 2 stunden gemüht, in der hoffnung, der verblasste drive der charakterstudien könnte noch einmal fahrt aufnehmen. Letztlich schützte aber aller willige einsatz nicht vor der höchststrafe: 5 minuten vor dem ende eingeschlafen...
#392
Geschrieben 28. Februar 2005, 07:44
Ohne dem genre ansonsten wirklich nahe zu stehen, lieferte Argento's Profondo Rosso mit seiner eröffnungssequenz bereits mitte der 70er eine gelungene steilvorlage für die slasher schwemme der 80s. Ein gör beobachtet einen mord, ein ketchup-beschmaddertes messer fällt zu boden. Was jedoch genau passiert bleibt so dunkel, wie 3 pfund schuhcreme. Schnitt, '..let's do the time warp again...´. Etliche jahre später platziert uns Argento inmitten eines wunderbar ausgesuchten alten theaters, um ein paar schrillen vögeln bei ihrem telepathie-schmonz beizuwohnen. Leider jedoch schafft es die photopgraphie zu keinem zeitpunkt das ambivalente potential der location voll auszureizen. Einige kameraeinstellungenen sind zwar recht geschickt gewählt, verschenken dann aber ihre möglichkeiten an eine schludrig ausgeführte handwerksarbeit. Ein misstand, der sich in diesem fall vor allem an der fehlenden symethrischen komposition der bilder festmacht, und später zu allem überfluss auch noch durch 'mutige´ close ups und beknackte kameraperspektiven verstärkt wird, welche sich an die atmosphäre des films ungefähr so gut anschmiegen, wie Mutter Theresa an den vorstand des Daimler Crysler konzerns. Wie dem auch sei, kurze zeit später rafft es dann die etwas verschrobene hauptattraktion der verkappten theater-esotheriker dahin. Helga Ulman, angeblich eine deutsche, die sich dann allerdings in der italienischen o-ton fassung gut einen abbricht bei ihrer muttersprache, wird ermordet, nach dem sie sich zuvor wild zeternd und mord & spinnefuchs schreiend auf dem kongress zum pausenklown gemacht hat. Beobachtet wird das ganze vom pianisten Marc Daly, dessen besetzung (David Hemmings) schon in Antonioni's Blow-Up den langnasenmann mimen durfte. Interessanterweise bleibt dies nicht die einzige parallele zwischen Blow-Up und Deep Red. Beide filme schöpfen ihre zentrifugalkraft nämlich vor allem aus einer fotographie bzw. einem gemälde, dessen ergründung der einzig mögliche weg zur entschlüsselung des falles scheint. Warum diese aufgabe nun allerdings in zartbeseitete pianistenhände gelegt werden musste, wird sich mir wohl nie erschließen. Deutlich mehr sinn macht da schon die figur der reporterin Gianna Brezzi, die allerdings nicht nur an der lösung des falls interessiert ist, sondern auch ihre nymphomanische zwanghaftigkeit bei jeder unmöglichen gelegenheit zur schau stellt. Natürlich reicht hier jetzt ein einfachstes mathematisches grundverständnis um zu erkennen, wer alsbald mit wem welchem bösewicht nachsteigt. Um es ganz deutlich zu sagen: Nein, Deep Red genügt nicht den großen künstlerischen ansprüchen, die Argento gerne nachgesagt werden. Der film wirkt fahrig und konzeptionell unausgegoren. Schlimmer noch kommt der italiener nicht einmal über ein handwerklich bemühtes niveau hinaus. Prächtiges set-design alleine macht den mocka eben nicht rund. Wer sich den glanz solcher perlen, wie oben bereits erwähnt, komplett mit schmirgelpapiergleicher kameraarbeit zerschruppt, muss sich zu guter letzt halt nicht wundern, am ende mit einem fazit bedient zu werden, welches über „passabler fernseh krimi“ nicht hinaus kommt.
SPIDER-MAN 2
ungeeignet für gruppengucke...
#393
Geschrieben 01. März 2005, 07:30
hm, irgendwie mau. So die rechte emotion wollte bei dem dummdisco-glamour spektakel nicht überspringen...
IGBY GOES DOWN
hm, irgendwie mau. So die rechte emotion wollte bei der bissigen möchtegern 'selbstfindungstralala meets gesellschaftsschelte´ nicht überspringen...
#394
Geschrieben 02. März 2005, 12:05
Die szene mit dem ins weihwasser kotzen war groß. Ansonsten jedoch bewegt man sich eher auf mikroskopisch kleinen entertainment pfaden.
GRAVE OF THE FIREFLIES
Nein, ich schäme mich meiner tränen nicht.
#395
Geschrieben 03. März 2005, 10:13
Gut eine stunde entspinnt Chan-Wook's elaboriertes high-end kino ein tatsächlich fesselndes und spannendes thrillergebilde, dessen philosophische spitzen durchaus dazu gereichen, den eigenen hirnwindungen cha-cha-cha für fortgeschrittene beizubringen. In kleinen stücken füttert uns koreas finest schmackhafte appetizer, die entlang eines weges aus brillanter fotografie und eindringlicher score komposition immer wieder zu neuem heißhunger beim betrachter führen. Nach gut 70 minuten jedoch droht man an überfütterung zu platzen. Ein gefühl lethargischer träge stellt sich ein, ein desinteresse am sich abzeichnenden nachgeschmack, der letztlich einen faden schleier über die als fragment zwar eckstatischen, im gesamtkontext allerdings blassen geisteswissenschaftlichen denkimpulse legt. Aus persönlicher sicht bleibt daher letzten endes neben leidenschaftlich und kontrovers diskutierbaren meinungsbarometern nicht viel mehr, als ein breites spektrum an unbestrittenen handwerklichen schauwerten, die gerne auch mal die nähe zur düster-kalten atmosphäre eines David Fincher suchen. Das allerdings ist beileibe zu wenig, um eine groß angelegte feststimmung auszurufen. Schlimmer noch, Oldboy entwickelt sich vor allem in seinen letzten 50 minuten zu einem philosophischen plumpsklo, welches lediglich solange frühlingsfrisch riecht, wie die scheisse noch am fallen ist. Nach dem aufprall jedoch sollte man sehen, dass man land gewinnt...
#396
Geschrieben 04. März 2005, 08:20
Psychos in Love ist die blutigböse romance version von slapstick granaten wie den frühen Marx Brothers. Mit einem stets erheiterndem schalala grundtenor inszenierte Gorman Bechard mitte der 80er die anrührende geschichte der serienkiller Kate und Joe, die eines tages erkennen, dass es sich genau so gut zusammen ficken wie morden lässt. Nach dem dann also allerlei nacktschnecken das zeitliche segnen und auch sonst ein schier endloser reigen des unsinns über uns herein bricht, stößt abschließend noch ein kannibalischer klempner hinzu, der erstmal schön sein frühstück aus Kate's fingerkuppen-verstopftem abflußrohr fischt. Ich bin nicht unbedingt der größte freund von sparsam budgetiertem US-trash der aerobic epoche, muss aber dennoch sagen, dass mich in diesem speziellen fall vor allem so schoten wie kameraschwenks auf die blutpumpende filmcrew an den rand einer zwerchfellverletzung gebracht haben...
#397
Geschrieben 07. März 2005, 07:45
es hätte mich jemand wecken sollen, als es endlich vorbei war. So nämlich habe ich durch den film den halben tag verschlafen...
JUNGLE HEAT
dies ist kein film, zumindest weigere ich mich das zu akzeptieren. Hier passiert nämlich mal absolut gar nichts. In vietnam sollen ein paar hoschis zu militär-lastwagenkutschern ausgebildet werden. Daher müssen sie ein paar schwachsinnige machismen über sich ergehen lassen, die natürlich alle nichts mit fahrschule zu tun haben. ja, im grunde könnte daraus durchaus eine ruppige trash granate werden, nur leider hat irgendwer vergessen genügend sprengstoff anzurühren. So bleibt also am eine lediglich ein feuchtluntiger feuerwerkskörper übrig, der ohnehin kaum mehr sprengkraft gehabt hätte als ein segment eines teppichknallers. Das dingens könnte man bei der explosion also locker in der hand behalten...
SKLAVIN FÜR EINEN SOMMER
Joe D'Amato ist so ein unglaublich ungelenker flickschuster, dass man seine unbeholfene stümperei fast schon zur eigenen kunstform erheben könnte. L'Alcove ist in jeder beziehung gnadenlos dilettantisch und holpert vor sich hin, wie eine ausgejackelte postkutsche von fünfzehnhundertnochwas. Die einzigen akzente des films setzen Laura Gemsers optische vorzüge auf der einen und allerlei rethorische grenzwertigkeiten auf der anderen seite. Interessanterweise hat in dieser beziehung vor allem die englische tonspur ein maß an ewiger gestrigkeit zu bieten, an die sich der deutsche verleiher wohl nicht heran getraut hat.. Aus der dunkelhäutigen Gemser, die man in der englischen fassung noch ständig als wildes biest in den zoo stecken will, wird in der deutschen synchro nämlich lediglich 'die schwarze wilde' Derlei moderates downgrading verbaler totalausfälle findet man im film zu hauf. Es wäre nun sicherlich ein leichtes, eine diskussion über die motivation hinter solch entgleisten dialogen anzustrengen. Aber ehrlich gesagt würde das dem film deutlich mehr gewicht zusprechen als er verdient hat. Die story um eine junge exotin, die von einem lüsternen weißen möchtegern patriarchen auf sein anwesen verschleppt wird, um dort die eingefrorenen sexuellen umtriebe wieder auf touren zu bringen, ist ungefähr so spannend wie der schongang meiner waschmaschine. Einen richtigen handlungsfaden gibt es natürlich nicht. Jedenfalls keinen, der auch nur für 2 cent sinn ergibt. Nachdem die flotte Laura nämlich anfangs der böse dreckige untermensch aus dem finsteren busche ist, dreht sich der wind in sekundenschnelle, und aus ihr wird ein erotisches zentrum mit herrschaftsansprüchen. Speziell zu diesem thema gibt es eine szene im film, die mal wieder arg die belastungsfähigkeit meines zwerchfells ausgereizt hat. Eine der beiden weißen trullas ist, wie eigentlich den gesamten film über, von einer notgeilheit durchtrieben, die selbstredend nur von unserer Laura gestillt werden kann. Die aber sagt: „is nich, keule“. Da versucht ihr miss kalkleiste mit der herrinen rute zu kommen, was bei Laura aber nur dazu führt, dass sie lachend verkündet, nicht länger sklavin, sondern fortan cheffin zu sein. Saubere konsensentscheidung, ein eventuell abzulehnender einspruch erfolgt nicht. Was hingegen erfolgt, ist ein kurzer check meines geisteszustands. Bei solchem dummschmonz muss man nämlich befürchten, genau so komplett zu verblöden wie die macher selbst. Oder wie bitte will man mir erklären, dass eine in brand gesetzte kleine filmrolle auf einem kieselsteingrund zu einem flächenbrand führt, der jedem explodierendem ölfeld die schamesröte ins gesicht treiben würde? Nee, also wirklich. Sexploitation hin oder her, aber so ein klein wenig restintelligenz darf selbst ein film dieser spielart an den tag legen. Und sollte das tatsächlich zu viel verlangt sein, ließe sich ja wenigstens noch der fulminante erotikgaul zäumen. Doch auch hier herrscht bei D'Amato eine staubtrockene windflaute, an der lediglich die behämmert dreinschauenden weinenden kamele in der wüste Gobi gefallen finden dürften. Da verwundert es abschließend tatsächlich nicht mehr, dass dies, wie das hardbox cover der dvd wissen will, Laura Gemsers letzter 'großer´ film gewesen sein soll. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre an einer solchen kinoverschmutzung beteiligt gewesen, dann würde ich es mir auch zweimal überlegen, jemals wieder meine unbestrittene attraktivität in den dienst totaler inkompetenz zu stellen...
JUSTINE, LUSTSCHREIE HINTER KLOSTERMAUERN
Wirklich auf der sonnenseite des lebens steht die gute Justine ja nicht unbedingt. Vollgetankt mit der super-verbleiten literatur des Maquis de Sade, lässt Claude Piersons erniedrigungs vehikel der bemitleidenswerten protagonistin aber auch so gar keine freude am leben. Nachdem ihre eltern fortan mit dem satan in der hölle scheiße um die wette schippen, macht sich ihre zwillingsschwester Juliette erst einmal flott vom acker. Justine hingegen wird von einem zwielichtigen vogel beim gänseblümchen pflücken aufgelesen, der sich unter seinem gehrock gleich mal als erstes akurat die nudel reibt. Wie es eben immer so ist im leben, führen pfandleiher nun mal selten gutmenschliches im schilde. Sind sie doch, wie auch die restliche schmierige mannsbrut dieser produktion, allesamt lüsterne tierfreunde, die den damen ausschließlich nach ihren bibern trachten. Justine jedoch hält von solch unkeuscher tierliebe rein gar nichts. Da allerdings der tierrechtsaktive World Wildlife Fund im baroken frankreich noch nicht wirklich ein bein auf den boden zu bringen wusste, ergreift sie selbstbewußt die flucht nach vorne und stromert ziellos durch räuber hotzenplotzs finsteren fichten hain. Im guten glauben, es würde sich dabei um Robin Hoods Sherwood Forrest handeln, lässt Justine sich leichtfertig vom nächst besten tunichtgut an die hand nehmen, um ihm prompt in die biberfalle zu gehen. Der pelzige riese ist zwar immer noch nicht hungrig, aber das schert den unwerten räubersmann herzlich wenig. Festgeschriebene fütterungszeiten müssen schließlich eingehalten werden, daran führt kein weg vorbei. Justine jedoch ist viel zu anarchistisch veranlagt, als dass sie sich solchen spießbürgerlichen regularien unterwerfen würde. Mit ihrem leicht verklebten und verstimmten nager zwischen den beinen macht sie sich also erneut auf in die weite welt, der sonne entgegen, zu einem orte, wo die biber noch biber sein können, ohne der steten bedrohung einer ganzjährigen jagdsaison ins erigierte auge blicken zu müssen. Weit kommt unser frommes kind allerdings nicht, denn nach wenigen minuten gerät sie bereits an 2 homosexuelle, die sich gerade die arschhaare verknoten und auch sonst nicht unbedingt dem touristischen ansichtspostkarten-bilde des einfühlsamen anderen ufers entsprechen. So langsam wird Justine dann auch endlich klar, in welch einer welt sie eigentlich lebt. Nahezu erdrückt durch die bisher durchlebten sadistischen und sexistischen exzesse einer männlich-dominanten gesellschaft, erhofft sie sich die letzte rettung im spirituellen seelenheil. Im kloster jedoch hat man mit frommer keuschheit ungefähr so viel im sinn, wie die pornoindustrie mit dem vermächtnis von John Holmes. Konsequenterweise erlebt Justine dann auch genau an diesem geheiligten orte ein nie für möglich gehaltenes Waterloo. Die wirklichen zusammenhänge von rauschenden orgien, brutaler folter, widerlichster erniedrigung und sexuellem lustgewinn lernt sie aber nicht hinter den hermetisch abgeriegelten Klostermauern kennen, sondern im schloß eines reichen edelmanns. Hierhin nämlich verschlägt es sie, nachdem sie mittlerweile den belzebub nicht mehr von einem klappernden klosterküster unterscheiden kann. Wie auch der rest des films an pompösen baroken locations gedreht, führt vor allem das set-design des letzten aktes zu einer von brillanz und perfektion geprägten bildästhetik, vor deren hintergund die abschließende und finale zusammenführung der beiden schwestern Juliette und Justine fast schon zur nebensächlichkeit degradiert wird. Überhaupt scheint der gesamten produktion ein überdurchschnittlich hohes budget zugrunde gelegen zu haben. Nicht nur die set locations nämlich wurden mit liebe und künstlerischem sachverstand ausgewählt. Nein, auch in fragen des costume-designs wurde offensichtlich nicht auf den franco-kanadischen dollar geschaut. Obgleich man, basierend auf dem sujet des films, gerne die wertungsnote „Trash“ ziehen würde, sollte man sich also tunlichst vor einem solchen fehlurteil hüten. Denn nicht nur die luxuriösen kostüme und sets sprechen gegen eine solche disqualifikation, sondern auch der künstlerische gesamtzusammenhang des films. Anders als die vorangegangenen zeilen vermuten lassen, unterwirft sich Claude Piersons bildgewaltiges 71er paukenschlag nämlich keineswegs einem billigen voyeuristischen bahnhofskinoformat, dessen vorrangige qualitäten sich in liederlichen misogynen rezipationssynapsen erschöpfen. Es lässt sich zwar nicht gerade leugnen, dass Pierson sehr wohl auf die stilmittel sexistischer und frauenfeindlicher induktionsketten zurückgreift. Der kontext, in dem diese elemente dann jedoch ihren cineastischen platz finden, tut dies nicht. Gelungen ist dieser kunstgriff vor allem aufgrund der erzählstruktur, die den betrachter dem film nicht als bloßen voyeur an die hand gibt, sondern ihn in die rolle des opfers versetzt. Ohne dabei die fatale demarkationslinie zum moralverquasteten sumpf gesellschaftlicher zugeknöpftheit zu übertreten, leidet man als zuschauer mit, ergreift partei, und ist vom projizierten geschlechterverhältnis bis in die haarspitzen angewidert. Manchmal jedoch verkehrt sich der ekel sogar in süffisante belustigung, wenn die weiblichkeit zum beispiel sämtliches misogyne treiben durch den verweis auf mikroskopisch kleine männliche geschlechtsteile diskreditiert. Nicht zuletzt dadurch wird einer oberflächlichen, erektionsgesteuerten wahrnehmung des films konsequent der riegel vorgeschoben. Diesbezüglich steht Justine de Sade dem oeuvre eines Pierre Paolo Pasolinis sicherlich deutlich näher, als dem zelluloid-gewordenen sondermüll eines Joe D'Amato...
#398
Geschrieben 08. März 2005, 08:25
Für freunde belangloser cineastischer untiefen dürfte Clubland die perfekte ergänzung zu solchen oberflächenpolituren wie Ken Park sein. Musik Produzent Glen Ballard mag sein geschäft mit der glamourösen fastfood beschallung ja durchaus verstehen. Die erfolge mit Aerosmith und konsorten sprechen da eine deutliche sprache. Von drehbüchern oder funktionierenden dramaturgischen abläufen hingegen hat er so viel ahnung, wie eine nonne von taschenbillard. Ohne auch nur ein bisschen wert auf die herausarbeitung von charakteren zu legen, wirft er protagonisten und zuschauer gleichermaßen in den schmierigen sumpf der L.A. mainstream musikszene. Als vehikel fungiert dabei zum x-ten male die aufstrebende band, die, überraschung, völlig unerwartet vor tierischen problemen. Alles läuft schief, vom großen geld fehlt jede spur und die einzige konstante im leben ist der alltägliche struggle ums bloße überleben. How klischee can you get?! Das ganze wäre ja nur halb so schlimm, wenn der raue lebensalltag der musiker wenigstens zentral thematisiert werden würde. Aber nein, selbst das bekommen die verantwortlichen flickschuster nicht hin. Anstatt also halbwegs tiefgründig ein emotionales fundament zu legen, wird fröhlich mit sterilen party- und konzertszenen durchs cineastische unterholz geschossen. Manchmal fragt man sich da wirklich, wer hier eigentlich die drogen genommen hat. Der kleinkriminelle part-time dealende drummer der film-band oder die macher des selbigen. Überhaupt scheint sich so recht niemand für den anderen zu interessieren. Probleme werden zwar erkannt und gerügt, aber nicht in einem maße, welches über lächerliche halbherzigkeit hinaus geht. Und nein, es handelt sich hierbei nicht um das narrative kalkühl von grenzenlos ausgefuchsten filmschaffenden, sondern schlichtweg um einen offenbahrungseid des allumfassenden dilettantismus. Gegen ende der leidlichen 90 minuten wird nämlich noch einmal versucht nachzuholen, was man bisher konsequent und nachhaltig verschlafen hat: Masse durch tiefenwirksame inhalte zu schaffen. Leider jedoch geht auch dies wieder gründlich in die verkitschte klischee-hose, da man die schose zielgerecht mit ausgelutschten eckkoordinaten gegen die wand fährt. Gott, dieser stoff ist so vorhersehbar und eindimensional, den schreib selbst ich noch in 5 minuten am frühstückstisch zwischen Croissants und Espressos zusammen. Band kämpft und aufmerksamkeit - Band ist frustriert - ein paar drogengeschichten als farbtupfer - eine lovestory - allerlei industrielles desinteresse - ein schmieriger management hai – kellnerjobs - ein 'geld lockt´ intermezzo - ein wenig ehrenrühriges DIY geplapper, welches letztlich zu allem überfluß auch noch durch den glorreichen siegeszug der künstlerischen integrität abgerundet wird. Arg, wie sich mir da die nackenhaare aufstellen. Dieser mist ist nicht nur zuckrig verklebt bis zum anschlag. Nein, er versucht den zuschauer auch komplett für dumm zu verkaufen. Seit wann bitte gibt die plattenindustrie künstlerischer integrität nach? Seit wann diktiert eine neue unbekannte band die regeln in der höhle des löwen? Nee wirklich, sorry, aber das ist so sau dumm, dass einem das lachen nicht nur aufgrund des bestenfalls bedauerlichen konsensrock soundtracks des films im halse stecken bleibt. Ohnehin hatte ich bei diesen klängen die ganze zeit die bilder vor augen, wie die schmalzeller von 3 Doors Down auf einem amerikanischen kriegsschiff für die 'boys´ spielen. Das driftet jetzt vielleicht ein bisschen ab und hat mit objektiver fairness auch nicht mehr wirklich was zu tun, aber fick das. Wenn ein film solche assoziationen bei mir auslöst, dann gibt es kein pardon - PUNKT!
#399
Geschrieben 08. März 2005, 10:40
Nach dem trailer war ja zu befürchten, „Der Teufel von Rudow“ sei lediglich eine nervliche belastung im amateurhaften billigslasher format. Dem jedoch ist ganz und gar nicht so. Durch den einsatz einfachster mittel nämlich entspinnt regisseur Ulrich Meczulat eine griffige krimi spannung, die vor allem assoziationen an TKKG und 5 Freunde hörspiele weckt. Mit Torsten und Cora schickt Meczulat dabei ein Twen-pärchen ins ländliche Berliner umland, um ihre viel zu großen nasen in allerei Rudowsche mysterien zu stecken. Natürlich entbehrt es nicht immer einer unfreiwilligen komik, wenn die dialoge zum beispiel jedem holzschnitzer zur ehre gereichen, oder recht holprige filmverweise gesetzt werden. Ganz davon zu schweigen, dass szenen, in denen sich am helllichten tage 2 hurze KOMPLETT UNAUFFALLIG, hinter autos duckend, an ein verdächtiges objekt anschleichen, schlicht und einfach zu gnadenlosen lachkrämpfen führen. Oder auch die latex-hosen-lady, die, keinen deut älter als die beiden hauptdarsteller, ständig in einem bunten mix aus DU und SIE adressiert wird. Ebenfalls rücksichtslos humoristisch ist der umstand, dass madame zwar die toughe Alte im Lara Croft format mimen darf, dann aber beim ersten einsatz gleich von einem fliegengewicht niedergestreckt wird, welches selbst unser weißwurstloser Axel Schulz seinerzeit mit links weggeboxt hätte. Anders ausgedrückt: Dieser film entbehrt keineswegs eines gewissen charmes. Besser noch, er erhebt seine unzulänglichkeiten zur eigenen maxime und sonnt sich im lichte der wohl kalkulierten karikatur. Doch nicht nur inhaltlich scheint die sonne hell und warm über Rudow. Auch in handwerklichen fragen legt Meczulat ein geschick an den Tag, welches sich nicht hinter den schnitt- und editing künsten der Gosejohanns verstecken braucht. Wer seinen alten TKKG faible also noch nicht vollends abgelegt hat und auch bei ein paar blutigen rüderien nicht gleich die flucht ergreift, der sollte hier ruhig mal ein schmunzelndes auge riskieren. Es lohnt sich!
#400
Geschrieben 09. März 2005, 07:53
man kommt leider nicht umhin zu sagen, dass Roy Ward Bakers Golden Globe prämierte katastrophen-schlacht aus dem jahre 1958 mit der zeit ein gehöriges maß an staub angesetzt hat. Geradezu putzig wirken aus heutiger sicht vor allem die im 'wasserglas´ inszenierten untergangszenarien. Seltsamerweise entsteht daraus aber, anders als bei Harryhausens stoppmotion technik, kein sich verselbstständigender charme, sondern eine altbackenheit, die modrig und verwest ihrer wege zieht. Was dem film zudem komplett abgeht, ist die vertiefung einzelner menschlicher schicksale. Der fokus nämlich ist im wesentlichen auf technische details gesetzt. Man erfährt viel über das schiff, aber wenig über die menschen. Daraus resultierend entsteht eine unterkühlte atmosphäre, die nicht selten mit einem bein im fatalen feld der langeweile halt findet. Bei einer spielzeit von mehr als 2 stunden, kann das schon mal zu unruhigen rutschbewegung auf der heimischen couch führen...
INTIKAM YEMINI (Video Titel: Intikam Benim)
Großgott Cünet Arkin darf mal wieder zeigen, was nicht in ihm steckt. Anders als viele an diesem film beteiligte geglaubt haben mögen, ist er nämlich weder James Bond noch Bruce Lee. Aber wen stört das schon, wenn man handwerklich mit einer anarchie zu werke geht, die zuweilen noch rigoroser als die beim ein jahr später 'gedrehten´ Dünyayi Kurtaran Adam (Turkish Star Wars) ist. Bild und Ton editing sind nämlich mal wieder vom allerfeinsten. Wenn man gerade mal nicht damit beschäftigt ist, sämtliche action und kampfszenen mit einen speed-up zu versehen, zieht man selbstredend die trumph-ass karte des anarcho-schnitts. Kreuz und quer wird dabei durch kraut und rüben alles zusammengeschnitten, was noch nie zusammen gehörte. Hauptsache man bringt es auf 1000 cpm (cuts per minute). Am schönsten jedoch ist die kombination aus schnitt-blutwurst und speed-up raserei, was dankenswerterweise nicht selten der fall ist. Auch ganz groß ist Cünets waffe. Ein aus metalrohren zusammengeschweißter feuerbolzen ohne abzug oder sonstige glaubwürdigkeit. Junge junge, was in der türkei in den frühen 80s entstand dürfte wirklich auf alle zeit einmalig bleiben. Eine derartige kombination aus NO TALENT und NO BUDGET, die letztlich aber dennoch zu MAXIMUS FUN führt, dürfte nur schwerlich reproduzierbar sein...
#401
Geschrieben 17. März 2005, 07:40
Bildästhetik in reinkultur, die selbst nach 30 jahren noch modern, frisch und visionär wirkt. Ein kleines nashorn ist groß begeistert!
TROY
Ich hab ja nichts gegen mockarunde kalorienbomben, aber diese hier ist selbst mir zu verzuckert. Bei solch schmieriger süßholzraspelei klebt einem ja der analkanal zu. Und dann noch diese komplett degenerierten CGI effekte. Als zum beispiel die griechische flotte in Troja einläuft, steht man kurz vorm augenkrebs. Vor langer zeit dachte ich mal, dass Wolfgang Petersen durchaus ein wenig was können würde. Welch irrige annahme....
Öps, gerade auf imdb gelesen, dass die deutsche fassung geschnitten sei. Stimmt das? Was fehlt denn da? Bin des selber suchens müde...
#402
Geschrieben 18. März 2005, 07:54
Cabin Fever ist teil dieser neuen US amerikanischen horrorfilm generation, deren sprösslinge so schwach sind, dass sie schon kurz nach der geburt am stock gehen müssen, um nicht volle lotto auf die fresse zu fallen. Klar, das budget war begrenzt. Von daher fällt die kritik an der einmal mehr bemühten abgelegenen waldhütten location dementsprechend zurückhaltend aus. Problematisch wird es nur, wenn fehlende finanzmittel, wie hier, eine unheilige allianz mit mangelndem exekutivtalent eingehen. Eine derartige dünnsinnsunion motiviert den zuschauer nämlich bestenfalls zu unfreiwilligen lachanfällen. Leider bekommt man aber nur all zu selten die gelegenheit, sich an solche rettenden anker zu hengen. Im grunde schwingt bei Cabin Fever nämlich lediglich die langeweile ihr unbarmherziges zepter. Dem regisseur Eli Roth gelingt es ja nicht einmal, seinem sonnendurchfluteten set so etwas wie mysteriös-düstere schwingungen zu entlocken. Aber wenn wundert das bei einem filmemacher, der, gemessen an seinen einleitenden worten zur DVD, genau so beschränkt zu sein scheint, wie die charaktere seines films. So ziemlich jedem hirnverbrannten billo-slasher klischee der 80s entsprechend, haben unsere 5 college ausflügler dann auch folgerichtig kaum mehr in der birne, als schnellen sex, saufen, klauen und behämmert mit knarren in der gegend herum ballern. Wenig überraschend wird dieses szenario von Eli Roth mit allerlei properem brustfleisch arrangiert, welches durch die bank der konservenfabrik des Silikon Valley entsprungen sein muss. Nun gut, immerhin sorgen solche gimmicks wenigstens noch für einen gehobenen trash faktor, den man bei entsprechender veranlagung durchaus in sein herz schließen kann. Weniger ins herz schließen lassen sich dann allerdings die inszenatorischen totalausfälle des herrn Roth. Es ist ja schön und gut dass er versucht, mit seinem virus-geschmadder eine neue spielart des wald- und wiesentheaters einzuführen. Nur warum werden dann handlungsstränge nicht auch mal bis zum ende durchgezogen. Diverse male fragt man sich wirklich, ob Roth und seine crew an einem „attention disorder syndrome“ leidet. Da rennen beispielsweise hilfesuchende college yogies einer alten waldeule die bude ein, ein spannungsgeladener sound setzt ein, man erkennt dass man gerade den cousin der alten schratschrulle umgenietet hat, dann macht man sich durch elendes gezappel verdächtig und anschließend schleunigst vom acker, und... ja nichts und, szene vorbei, thema durch. Noch besser kommt allerdings die passage, in der sich so'n kleiner bengel aus der kukident-3-phasen test brigade bei unseren pfadfindern ansteckt. Vaddern macht natürlich ein großes tohuwabohu, holt den schrotkolben raus und lässt es ordentlich krachen. Von seiner kleinen knifte jedoch ward nichts mehr gehört oder gesehen. Kontinuität ist traditionell nun vielleicht nicht unbedingt die ausgeprägteste konstante im bereich des horrorfilms, aber so ein klein wenig davon darf man dann doch an den tag legen, um wenigstens halbwegs etwas zu reißen. Das einzige jedoch was Cabin Fever reißt, ist der geduldsfaden des zuschauers. Daran ändern selbst so neckische schlußreferenzen wie die homage an Romeros Night of the Living Dead nichts mehr...
THE FOOTBALL FACTORY
Ein film über Londoner asos, über working class yuppies, die keinen anderen sinn im leben sehen, als sich am wochenende mit rivalisierenden banden die schnauze zu polieren. Den rahmen dafür bilden fussball spiele. Welchen eigentlichen stellenwert der sport für diese menschliche hirnmatsche jedoch wirklich hat, verdeutlicht der film sehr schön. Es gibt keine einzige fussball szene, keine stadion einstellung, nichts. Der fokus ist unverwässert auf das hooligan phänomen gesetzt, schonungslos und fast schon glorifizierend. Nach steten albträumen und selbstzweifeln sowie einem near death experience am ende des films, stellt sich einer der hauptakteure nämlich die frage nach dem sinn seines lebens und kommt zu der erkenntnis, dass selbst seine jüngste 'kriegsverkrüppelung´ es wert war, sich wochenende für wochenende der drogenmotivierten kraftmeierei hinzugeben. Das dicke ende jedoch bleibt nicht aus, und so verkommen die kritischen kommentare des filmemachers glücklicherweise nicht zur bloßen alibi trickserei wie es zum beispiel bei Gualtiero Jacopetti immer der fall war. Leider ist die inszenierung mitunter etwas spröde und technoid durchtränkt. Das sorgt auf der einen seite zwar für rasantes tempo, auf der anderen jedoch auch für ein video clip feeling, welches keine atmosphärischen gefühlsmomente zulässt. Hätte man mehr draus machen können...
#403
Geschrieben 19. März 2005, 17:05
Schnipp Schnapp Schnappi
Dein Gesicht aus Schappi
Heilt unser Dr. Rossitah
Im Handumdrehen wunderbah...
Da haben sich die Engländer 1959 wieder schön einen zusammengeschustert. Das verkannte plastic surgery genie Dr. Rossiter prokelt narbigen ladies in der visage rum, in der hoffnung, aus ihnen wieder rassige catwalk amazonen zu machen. Das klappt soweit auch eigentlich ganz gut, denn unser skalpellvirtuose hat solide was auf dem schmuckkästchen. Dummerweise reißt ihm dann allerdings doch mal die sacknaht, und seine schabrackige patientin hetzt ihm daraufhin halb Scotland Yard auf den hals. Zusammen mit 2 verbündeten ergreift er daher unter falschem namen und mit neuer, selbstgebauter hakennase die flucht nach Frankreich. Hier übernimmt Rossiter kurzerhand einen herunter gekommenen wanderzirkus, den er am wegesrand findet. Dazu holt er sich noch ein paar weibchen aus dem sonderangebot der örtlichen kleinkriminalität und formt sie zu leuchtenden attraktionen, welche ihm schon bald die portokasse füllen. Aber wie es immer so ist als hahn im hühnerhaufen, der ärger lässt selten lange auf sich warten. Das wiederum gefällt unserem doktor nun so gar nicht. Da muss man schon mal mit harter hand durchgreifen, vor allem wenn sich die zippen vom acker machen wollen. Weit kommen tun die meisten allerdings nicht, denn frei nach dem motto 'einmal in der firma, immer in der firma´ hat unser doktorchen das spiel mit dem tod wirklich gut im griff. So ganz unbeobachtet bleibt die 'unfall´ serie jedoch nicht, und so dauert es dann auch nicht lange, bis ihm die ersten polypen an der backe kleben. Als er zu allem überfluß auch noch von der pocken-uschi enttarnt wird, die ihn einst zur flucht trieb, droht der kunterbunte horrorkochtopf fast überzukochen. Es stellt sich ohnehin die frage, welche motivation Rossiters begleiter getrieben hat, ihm über 88 minuten die stange zu halten. Bis auf schikanöse umgangsformen und egozentrische selbstverliebtheit hatte er ihnen nämlich ansonsten nicht viel zu bieten. Aber gut, bevor ich jetzt wieder eine für das hinterfragen von horrorfilmlogik übergebraten bekomme, resümiere ich lieber schnell, dass es sich bei Circus of Horrors um einen spitzen kurzweiler handelt, der im double feature mit der französischen produktion Eyes without a Face eine kostbare perlenkette bilden würde
Anmerkung Zur DVD:
Also ich will ja nicht unken, aber wenn das angegebene anamorphe 1:1,66 bildformat das korrekte aspect ratio ist, dann gebe ich dem OXen Thomas Kerpen, der laut credits für die untertitel verantwortlich zeichnet, doch noch in all seinen verwirrten tiraden gegen das haus X-Rated sowie meine person recht. Bereits in der titelsequenz sind deutlich abgeschnittene schriften am oberen und unteren bildrand zu erkennen, die mit dem üblichen TV overscan beileibe nichts mehr zu tun haben können. Verstärkt wird dieser eindruck im weiteren noch durch die eigenartige bildkomposition des hauptfilms, welche zu hauf abgeschnittene haarpartien und viel zu grobe close ups präsentiert. Glücklicherweise haben wir es aber nicht mit einem so katastrophalen Pan & Scan desaster zu tun wie zum beipiel bei der britischen Anchor Bay veröffentlichung The Asphyx. Im großen und ganzen lässt sich Der Rote Schatten nämlich schon noch schmerzfrei gucken. Nur wie gesagt, wenn das hier das korrekte bildformat ist, dann ist Thomas Kerpen ab sofort mein persönlicher held des investigativen journalismus.
COUNTESS DRACULA
Mit Countess Dracula hat sich die dralle polin Ingrid Pitt ja ganz schön einen aufgehalst. Nicht genug damit, dass ihr lasziver sexappeal gerne unter 3 zentimeter gesichtsklatsche versteckt wird. Nein, als alte schrulle Elizabeth Bathory darf sie nicht mal nach herzenslust einen schauspielerischen blutrausch ausleben. Dabei hätte der stoff doch nun wirklich genügend möglichkeiten dazu geboten. Basierend auf der lebensgeschichte einer ungarischen gräfin des 16. jahrhunderts adaptieren die britischen Hammer Studios dann allerdings ein handzahmes skript, welches von der ursprünglichen grausamen menschenverachtung der gräfin nicht viel mehr übrig lässt, als eine moderate bluttröpfchen-frischzellenkur im vorabendlichen werbefernsehformat. Wann immer hexe schrumpeldei nämlich in kontakt mit frischem jungfrauenblut kommt, verwandelt sich ihr faltiger ranzen wieder in jugendliche lustmolchigkeit. Um diesen zinnober drapiert man dann noch schnell ein paar nichts sagende wasserträger und fertig ist der hexenschmu. Das interessante an der geschichte jedoch ist, dass sie im grunde viel weniger klassischer historienhorror als phantastisches märchen ist. Insbesondere die figur des Bibliotekars, welcher den durchtriebenen machenschaften seiner herrin schon bald auf die schliche kommt, könnte direkt einem russischen märchen aus den 60er jahren entnommen sein. Überhaupt haftet allen figuren so eine gewisse kauzigkeit an, die erst gar keinen gruselfaktor aufkommen lässt. Wenn Ingrid Pitt zum beispiel ihren schlacksigen schloßhund einmal mehr auf die suche nach frischem damenblut schickt, und dieser sich dann aufgrund des erigierten pillermanns, entgegen aller vernunftregeln, in sein schicksal des notgeilen alten bocks fügt, dann ist das schon ganz großes taschenbillard. Kurzum: Wenn die Comtesse des Grauens das nächste mal wieder zu einer ballnacht lädt, dann sollte man zusehen, diese nicht zu versäumen. Denn der rock n roll, der hier gespielt wird, gehört in dicken fetten buchstaben doppelt unterstrichen aus der breiten masse trüber durchschnittsproduktionen herausgehoben...
#404
Geschrieben 21. März 2005, 08:12
Die bekannte und geschätze X FILME qualität widmet sich diesmal dem thema 'schwule selbstfindung' Klasse streifen.
VÄTER
Ich musste mich bei dem film die ganze zeit fragen, warum sich menschen so etwas antun. Heiraten, kindermachen, egozentrisch werden, um dann alles zerstören. Großartiger, sehr glaubwürdiger film, wieder einmal X FILME, klar.
I COME IN PEACE
Es geht doch nichts über einen Dolph Lundgren no brainer. Gott, alleine diese aliens, ich war nur am lachen...
SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO
Das einzige was über einen Dolph Lundgren no brainer geht, sind 2 Dolph Lundgren no brainer. Schutt und Asche yo...
FREEZE ME
Dagegen ist I SPIT ON YOUR GRAVE kinderferienprogram. Exzellenter rache film, der die psychische traumatisierung durch vergewaltigungen kaum besser zum ausdruck bringen könnte.
UNBORN BUT FORGOTTEN
Sterbenslangweilige x-te variation des mittlerweile ausgelutschten THE RING stoffs. Konnte ich mir nicht bis zum schluß antun...
FROM DUSK TILL DAWN 2
Extrem schlecht, und zudem, wie ich feststellen musste, mit hohem einschlaffaktor. Nichts weiter als ein billiger cash-in versuch.
FROM DUSK TILL DAWN 3
Dieser wiederum hat mir sehr gut gefallen. Vor allem das staubige western setting hat ein rundes bild ergeben. Das ganze wirkte ein wenig so, als hätte man die zweite hälfe des ersten films einfach auf feature filmlänge aufgeblasen, ohne dabei groß an qualität zu verlieren. OK, auf Salma Hayek muss man hier verzichten, aber das war es dann eigentlich auch schon. Rockt!
#405
Geschrieben 22. März 2005, 07:40
Klar, man kann jetzt die große keule zücken und auf alles draufknüppeln, was die frustrierte rezipientenseele gerade her gibt. Aber irgendwie ist das selbst mir zu blöd. Obwohl mir die mittlerweile fast 34 jährige moralisierte gesellschaftliche indoktrination des themenkomplexes WW2 aus allen geruchsintensiven körperöffnungen hängt, lässt sich doch nicht leugnen, dass Bruno Granz in der rolle des Hitler nicht nur phänomenal brilliert, sondern auch die generelle anlage dieser figur sehr begrüßenswert ist. Eichingers produktion zeichnet 'den guten Addi´ nämlich nicht als teuflisches monster, sondern als neurotischen hosenmatz, als durch und durch menschlichen psychokrüppel, dessen eigentliche stärke erschreckender weise lediglich in der gefolgsamen schaafsmentalität des errichteten systems steckt. Und genau das ist auch der paralysierende punkt des films. Die plakativ visualisierte erkenntnis, dass Hitler nicht dem im laufe der zeit entstandenen bild des ultimativen bösen, des gehörnten, des tötlichen dämons entspricht. Nein, die realität war um ein vielfaches erschreckender. Genau diesen aspekt bringt Hirschbiegel dann auch eindrucksvoll zum ausdruck. Da ist es mir unterm strich dann wirklich ziemlich latte, welcher schauspieler vielleicht eine komplette fehlbesetzung ist, oder in welcher nichts sagenden szene gar ein gewisses maß an restpathos mitschwingt. Der film nämlich erfüllt seinen zweck. Er de-mystifiziert das angeblich ultimativ böse. Er enttarnt es als irrwitzige lachnummer und sorgt somit dafür, dass die über die letzten 60 jahre abstrahierte geschichtsbewältigung endlich mal ein menschliches gesicht bekommt. Nur so kann es doch gelingen, einen in alle politischen richtungen ausschlagenden personen-mythos zu pulverisieren und auf das zu reduzieren, was er letztlich war: ein erbärmliches häufchen elend, welches zum verhängnis von 50 million menschen nicht bei zeiten daran erinnert wurde, dass es seinen sandkasten mit der internationalen politbühne verwechselt. Zugegeben, wenn einem die thematik ohnehin schon pocken auf die kimme zimmert, dann trägt die lauflänge des films nicht unbedingt zum persönlichen wohlbefinden bei. 40 minuten weniger hätten den mocka auch rund gemacht. Bei mir persönlich stellte sich zum beispiel nach rund 50 minuten das erste unruhige kratzen am gesäß ein. Und als Hitler dann mit seinem köter und seiner Evalarinah die zyankali-mische des großdeutschen reiches testete, da hätte der streifen auch gut zu ende sein können. Denn so wirklich interessiert hat der nachfolgene göbbels fixierte schmonz eigentlich nicht mehr. Immerhin hat man dann noch ein halbwegs anständiges schlußwort hinbekommen, was aus dem munde einer verwickelten zeitzeugin natürlich schon eine ganz andere qualität hat, als all die schulbuchmoral, welche seit jahr und tag über unsere kleinen hühnerköppe gekippt wird.
Inszenatorisch geht der film auch ok. Persönlich hätte ich zwar auf die sparsam budgetierten CGI effekte verzichtet, aber ich bin es mittlerweile leid mich noch darüber aufzuregen, denn dieser kampf scheint endgültig verloren.
fazit:
unpeinlich und partiell beeindruckend, also durchaus guckbar, was meine erwartungshaltung doch deutlich übertroffen hat. kacke, und dabei wollte ich eigentlich einen verriss schreiben, da mir WW2- und kriegsfilme im allgemeinen ganz gut auf den trichter gehen...
nachtrag:
„ Karl Richter, a member of the German NPD (which is a national party, was almost banned by the German high court and is a political refuge for skinheads and neo-nazis), managed to get into the movie via the normal way of being cast. He plays the part of Generalfeldmarschall Keitel's Adjutant (assistant). He later expressed his pleasure and satisfaction when the casting crew asked him to try on the uniform, lift his right arm and shout, "Heil Hitler." The filmmakers did not know who he was and that he actually was quite experienced in performing the asked task. quelle
welch ein faux pas….
HAPPINESS
Eine 'ode´ an die amerikanische gesellschaft . Als double feature mit Der Untergang sehr zu empfehlen...
#406
Geschrieben 23. März 2005, 07:26
Ich mag atmosphärische großstadtfilme, ich mag nächtliche kamerafahrten durch erleuchtete beton-dschungel, ich mag cineastische parabeln auf die vereinsamung in ballungszentren, ich mag unaufdringliche romanzen, ich mag stoisch philosophische auftragskiller, ich mag nachdenkliche taxifahrer-underdogs, ich mag schöne frauen, ich mag spannung ohne hektik, ich... ich mag diesen film.
Das einzige was mich gestört hat, war der überflüssige schnitt am ende des films. Anstatt es mit der abfahrenden u-bahn ausklingen zu lassen, wurde noch einmal eine einstellung zweier charaktere eingefügt, um dann wieder die mittlerweile fast entschwundene u-bahn zu zeigen. Das stört ein wenig das innere atmosphärenbarometer und wird der gefühlten hoffnungslossen leere nicht ganz gerecht.
PINK CADDILAC
trotz seiner grenzdebilen dämlichkeit unglaublich unterhaltsam
#407
Geschrieben 24. März 2005, 07:27
Das ist wahnsinn!
Der film erinnert mich immer wieder daran, wie sehr ich in den späten 80s und frühen 90s die bücher von Philippe Djian genossen und verschlungen habe.
#408
Geschrieben 29. März 2005, 06:54
Kino zum abgewöhnen! Sophie Scholl ist kaum mehr, als ein bieder inszeniertes lehrmittel für die sekundärstufe. Ich sehe schon förmlich die massen der gequälten primaner, denen mit dieser stocktrockenen und erzkonservativ aufgeführten knute auf immer der spass am medium film vermiest wird. „Der Untergang“ brillierte wenigstens noch durch inhaltliche demystifizierungen und schauspielerische paukenschläge. Sophie Scholl jedoch ist davon so weit entfernt wie George W. Bush vom friedensnobelpreis. Mit durch und durch pathetischer methodik wird dem zuschauer vielmehr erneut die mär von der kollektiven erbschuld um die ohren gehauen. Da lacht vielleicht das prädikat 'besonders wertvoll' aber ganz sicher nicht das herz des malträtierten kinogängers. Mir stellt sich ohnehin die frage, was dieses betroffenheitskino eigentlich noch soll. Schließlich wurde das thema bereits unter dem titel „Die weiße Rose“ makellos für den geschichtsunterricht abgehandelt...
DAS PHANTOM
gedanke 1: spannender polit thriller
gedanke 2: mutiger film
gedanke 3: was unterscheidet die RAF vom widerstand gegen das Nazi regime?
[...Die meisten sagen: Es geht nicht. Die meisten sagen: Die Massen wollen nicht. Viele sagen, jetzt kämpfen heißt, den Faschismus zu provozieren...]
RAF: Dem Volk dienen - Stadtguerilla und Klassenkampf - April 1972
MODELS
labarababa...
#409
Geschrieben 30. März 2005, 06:53
Ein strunzarroganter teeniepopper fährt 1985 mit seiner klasse zu einem kurzbesuch in den osten. Hier will es das schlecht dialogliche drehbuch, dass er seinen zwillingsbruder trifft, welcher ihn auch sogleich die volle härte des realen sozialismus spüren lässt. Der verschollene ossi bruder zieht seinem wessi pendant nämlich 'ne buddel über die rübe und tauscht fortan goldbreuler & plasteelaste gegen imperialistische gammelburger & ranzige besatzerbrause. Der wessi-arsch hingegen verliert im osten bei seiner polternden suche nach einem weg zurück nicht nur komplett die orientierung, sondern auch sein herz an eine kleine ost-maus. Rabimmel rabammel rabumm, die romance die goes um. Gott was für ein grundsentimentaler ostkitsch. Nur gut, dass ich für sowas ein faibel habe, sonst hätte mir die zuckrige „Pierre Cosso & Bonnie Bianco“ glasur definitiv die fußnägel hochgeklappt...
BROMBEERCHEN
Ok, ich geb's zu. Manchmal bricht in mir schon die intellektuelle dorfproleten arroganz aus und ich bilde mir ein, dem kleinen 1x1 mächtig zu sein. An den meisten tagen jedoch stehe ich kopfgeschmerzt wie der ox vorm scheunentor, unfähig eine mistgabel in den heuhaufen zu stecken. Dann herrscht eine innerlich leere, die alles eis der antarktis nicht füllen könnte. Gestern könnte gut wieder einer dieser tage gewesen sein, denn abgerafft habe ich Brombeerchen mal sauber keinen meter. Schon klar, dass es um irgendeine suche nach liebe und innerem gleichgewicht ging. Das setup für die evaluierung des lebenssinns allerdings war denkbar bizarr und unglaubwürdig gewählt. Ein teenie pärchen haut weihnachten von zu hause ab und findet sich im sonnigen spanien wieder. Hier wird dann untereinander ein bisschen herumgezickt und die ein oder andere dialograffinesse an den mann gebracht. Dann taucht plötzlich ein notgeiler lebemann auf und offeriert dem weibchen seinen docht. Nach erster pikierter ablehnung, findet man sich dann plötzlich doch im auto des mysteriösen schlimmfingers wieder, denn oh weh, das eigene auto wurde von einer bande fernost asiatischer suizid-gutmenschen geklaut. Auf der finka von peter lustig bricht schließlich das totale inhaltliche chaos aus. Drogen, sex, gewalt, sinnkrisen, geiseln im keller, und und und. Was das wie gesagt im großen zusammenhang für einen sinn ergeben soll, kann ich nicht sagen. Alles was ich weiß ist, dass partiell ein paar stimmige gesellschaftsanalytische fetzen ins publikum geschleudert wurden. Ich fühle mich komplett verwirrt...
#410
Geschrieben 31. März 2005, 07:15
Inhaltlicher kokolores, handwerklich miserabel inszeniert. Und dann noch diese lauflänge von über 2 stunden. Das war ein echter belastungstest, junge junge, da wäre selbst der Jürgen vor neid erblasst. Man hätte sich vielleicht auch einfach mal entscheiden sollen, was für einen film man eigentlich machen will. Einen knallharten und blutigen thriller, oder eine volldebile mysterie hampelei im horrorfilm format. Ohne klare linie schlingerten handlung, darsteller, kameraarbeit und editing nämlich vor sich hin wie eine wasserschlange im schwülen Brasilien. Schlecht schlecht schlecht schlecht schlecht schlecht, ranziger sushi-gammel......
#411
Geschrieben 04. April 2005, 07:13
Mario Lanfranchis Italo Western installation ist vor allem eines: grandios fotografiert. Bereits die eröffnungssequenz glänzt mit endlosen wüstenlandschaften, durch deren verwehte sanddünen 2 geschunde charaktere strabolkern. Einer der beiden ist Cash, der rächende protagonist, dem die eindeutschung einmal mehr das inflationäre Django attribut beschert hat. Cash ist ein recht markiger charakter. Seine aus stahlblauen augen sprechende unterkühltheit wird zum beispiel immer wieder damit konterkariert, dass das einzige getränk, welches er in den saloons des öden westens konsumiert, kuhsaft ist. Doch unser milchbubi ist mit seinen marotten und eigenarten nicht allein. Auch seine gegner sparen nicht mit kreativen wesenszügen. So kommt zum beispiel O'Hara, hier vom seligen Harald Juhnke synchronisiert, als schneeweißes albino häschen daher, welches sich in all dem wüstenstaub zu keinem zeitpunkt den makel auch nur eines einzigen schmutzflecks ans weiße revers heftet. Anders als bei so mancherlei durchschnittsproduktion macht es einfach spaß, am bunt inszenierten revanchismus von Lanfranchi teilzuhaben. Denn wie bereits erwähnt, bietet neben den spannungsgeladenen showdowneinlagen der story auch die handwerkliche fingerfertigkeit ein höchstmaß an brillanter finesse. Als nur beschränkt zurechnungsfähiges Italo Western meinungsbarometer sollte man meine folgende aussage zwar mit etwas vorsicht genießen. Aber in einem mir nicht uneingeschränkt tauglichen genre stellt Sentenza di Morte dennoch ein persönliches highlight dar.
BLINDMAN – DER VOLLSTRECKER
Ob osten oder westen, die blinden kämpfen am besten...
Blindman fällt vor allem durch seinen recht bizarren humor auf. Zum einen wäre da Tony Anthony als hauptdarsteller, bei dem man ständig meint, er würde jeden augenblick zu weinen anfangen. Soweit kommt es allerdings nicht, denn es gilt ja, das fähnchen des cineastischen sexismuss im heißen winde des Rio Grande zu schwenken. Da ist natürlich kein platz für großmütterliches gememme. Dazu passend hüpfen auch immer mal wieder 50 nackte frauen durchs bild und sorgen mit ihrer erzwungenen freizügigkeit für ungewöhnlich feuchte sleazigkeit in der ansonsten staubtrockenen pizza western bäckerei. Nicht zuletzt dieser nacktschneckenzusammenrottung ist es wohl gedankt, dass Blindman weit mehr ist, als ein appetithäppchen für die 'Blaue Bohnen Gourmes' Mir jedenfalls verflogen die 102 filmminuten wie eine handvoll mehl an einem stürmischen nordseeküsten tag.
#412
Geschrieben 05. April 2005, 06:26
Es braucht ein wenig zeit, bis man sich in diesen anfänglich sehr amerikanischen western hinein findet. Zu unspektakulär wirken die motive des ordnung schaffenden kopfgeldjägers Corbett (Lee van Cleef), als dass sich ein sonderlich exploitativer oder emotionaler anteil am geschehen nehmen ließe. Mit zunehmendem verlauf jedoch kristallisiert sich nicht nur ein immer politischerer- , sondern auch ein deutlich menschlicherer unterton heraus. Corbetts eigentliche obsession nämlich, die ergreifung des flüchtigen mexikaners Chuchillo, welchem der mord an einem 12 jährigen mädchen nachgesagt wird, verkehrt sich von minute zu minute stärker in einen ekel gegen die macht- und manipulationsmechanismen des herrschenden kapitals. Der unausweichliche showdown wird dann auch folgerichtig zu einem kampf der gegensätze, welcher sich nicht nur in den charakterzügen der akteure manifestiert, sondern auch in der wahl der waffen. Chuchillo zum beispiel zieht beim finalen duell das messer dem colt vor, um dem an einfachste mittel gebundenen aufstand der unterdrückten dadurch ein vielfaches an durchschlagender ausdrucksstärke zu verleihen. So ganz ohne peinlichen pathos geht die geschichte natürlich nicht über die bühne. Aber hey, wir bewegen uns hier schließlich immer noch im metier grenzenloser machismen. Da würden wir die komplette abstinenz von pathos und hehrem heldentum doch vermissen, wie das fehlende salz in der suppe...
#413
Geschrieben 06. April 2005, 06:52
Faccia a Faccia setzt sich explizit mit dem themenkomplex “Gesetz, Recht und Gerechtigkeit“ auseinander. Hierbei erfährt vor allem die monopolisierte staatsgewalt eine brandmarkung als anarchistische willkür des herrschenden kapitals. Verdeutlicht wird dies am beispiele des Bostoner professors Brad Fletcher, welcher sich nach der geiselnahme durch den banditenboss Solomon Beauregard Bennett seinem kidnapper kurzerhand anschließt. Fasziniert von dem, was er für politisch-moralisches aufbegehren der unterprivilegierten hält, stellt er schon bald philosophische überlegungen zum gewaltenverhältnis im 'wilden westen´ an. Ohne sich jedoch darüber bewusst zu sein, dass gerade er es ist, der als ruch- und gewissenloser outlaw emporkömmling dem blueprint der herrschenden klasse entspricht, wie kaum ein anderer. Der vom gesetz verfolgte Bennett (Thomas Milan) hingegen entwickelt im verlauf des films ein immer stärkeres bewußtsein und gelangt schließlich an einen punkt, der ihn direkt in eine tödliche konfrontation mit seinem ehemaligen 'schüler´ Bennett katapultiert.... Auch der zweite akt von Solimas trilogie präsentiert sich wieder als in teilen sehr amerikanischer western. Sein offensichtlich linkspolitisch motivierter unterbau jedoch verhindert es, dass mir die visuellen komponenten die fraglos vorherrschende kurzweil vergellen können...
#414
Geschrieben 06. April 2005, 10:00
Da da, de de, debil
Pi pi, po po, persil
Ra ra, rabimmel rabumm
Ha ha, ho ho, strunz dumm
#415
Geschrieben 07. April 2005, 06:56
Was ich an Italo Western wirklich gut abkann, sind die immer wieder gerne gewählten mexikanischen settings. Das hat einfach deutlich mehr flair als dieser reaktionäre 'cowboys vs indianer´ ramsch US amerikanischer prägung. Ganz davon zu schweigen, dass Corri, Uomo, Corri natürlich ohnehin erneut von diesem staubig-schwülen aufbegehren der unterschicht gegen das verhasste regierungsdiktat dominiert wird, welches bereits die ersten beiden installationen der Sollima trilogie auszeichnete. Der nicht so ganz heimliche held ist diesmal Cuchillo (Tomas Milan). Sich mehr schlecht als recht mit kleinen gaunereien durchs leben schlagend, gerät der schwarm aller mexikanischen frauen eines tages im gefängnis an einen verschwörerischen politiker, dem er alsbald zur flucht verhilft. Als segen soll sich dies für unseren revolutionär allerdings nicht erweisen, denn schon bald findet er sich mit einem tödlichen bauchschuss in den armen Cuchillos wieder. Diesem vertraut er als letzte amtshandlung das geheimnis eines kostbaren goldschatzes an, welcher der finanzierung politischer ziele dienen sollte. Doch nicht nur Chuchillo macht sich auf den weg ins amerikanische städtchen Burton City, um das gold zu finden. Neben ihm sorgen auch ein gutes dutzend schlechtlinge für allerlei zuschauerzerstreuung während der 119 minütigen calzone-western turbulenz. Und sollte tatsächlich gerade mal kein unhold weit und breit abgewehrt werden müssen, so bekommt es unser gebeutelter held mit seiner rassigen braut in spe zu tun. Diese nämlich will endlich heiraten und hat schon lange die faxen dicke von den streunereien ihres messerflinken beaus. Tja, bei soviel vermählungsdrang darf ein bisschen störfeuer natürlich nicht fehlen. Was ein glück also, dass sich auch eine wallend blonde, ganz und gar unchristliche heilsarmee offizierin ins drehbuch verirrt hat. Anders ausgedrückt: Run Man Run legt eine spritzige sohle lasziver kurzweil aufs parkett, die es mich über die maßen bedauern lässt, dass dies bereits der letzte teil der Solima box gewesen sein soll...
#416
Geschrieben 08. April 2005, 07:36
Es ist unbestritten, dass Koch Media viele exzellente DVDs veröffentlicht hat. Noch viel unbestrittener allerdings ist die tatsache, dass Brutale Stadt definitiv nicht dazu gehört. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dem ahnungslosen käufer eine geschnittene filmfassung unterzujubeln, präsentiert sich auch der englische o-ton als einzige katastrophe. Kleinere schwankungen in der tonqualität sind dabei sogar noch das geringste übel. So richtig in den brunnen fällt das kind nämlich durch einen masteringfehler, welcher über die gesamte länge des films immer wieder dazu führt, dass statt des englischen, minutenlang der deutsche ton wiedergegeben wird. Jeder halbwegs integere filmfreund sollte daher einen großen bogen um Koch Medias bislang größten produktionsgau machen.
Der film selbst wirkt in seinem handlungsablauf äußerst holprig und kantig. Da ich aber nicht stichfest nachvollziehen kann, inwieweit dies auf die nachträglich erfolgten schnitte zurückzuführen ist, enthalte ich mich lieber eines kommentars zur regiearbeit. Schließt man aber von der qualität der kameraführung auf die gesamte direktion dieser 'pizza criminale' so kommt man zu dem erschreckenden schluß, dass nicht nur die dvd-technischen unwegsamkeiten ein einziges desaster sind. Wer nämlich glaubt, die kamerarbeit bei Lady Snowblood wäre schon mies gewesen, der sollte sich Sollimas fehlgeburt hier mal zu gemüte führen. Wenn ich als kameramann so einen zitterrochen im arm habe, dann besorge ich mir entweder ein vernünftiges stativ, einen adjutanten oder wechsel besser gleich die profession. Meine güte, es gibt da zum beispiel eine hubschrauberperspektive, der verursacht krebs am ganzen körper, schrecklich! Wie war das gleich? Ein satz mit X....
DIE GLORREICHEN
Das erste mal lachen musste ich, als neben einem explodierenden panzer eine schön auf 'französischer legionär in nordafrika um 1945´ getrimmte karstadt-schaufensterpuppe lag. Klar, das sollte ein toter sein. Plopp, das erste bier ging auf. Kaum einen schluck genommen, stachen mir auch schon die blitzeblanken kulissen ins auge. Da klebte wirklich kein staubkorn an den fassaden, noch waren für das kriegsgebiet, welches hier den schauplatz stellte, großartige gebäudeschäden zu verzeichnen. Abgesehen von dem rechts und links des weges drapierten schutthaufen natürlich, aus denen plötzlich der außerirdische aus Louis de Funes kohlköpfigem „La Soup Aux Soux“ lugte. Spätestens jetzt war klar, ich würde die folgenden 89 minuten prächtig unterhalten werden.
Man tummelte sich also ein wenig in nordafrika, schoss hier und da ein bisschen durch die gegend, ließ es pyrotechnisch ordentlich krachen wie sonst nur an sylvester und stellte Jean-Paul Belmondo zur universellen zuschauerbelustigung an die forderste front. Dieser durfte dann auch gleich das heft in die hand nehmen, welches er nur für kurze zeit in einer bank fallen ließ, weil sich weder der direktor noch ein rivalisierender armeegutmensch die tonnen von gold, die kiepe Sergeant Augagneur (Belmondo) ins eigennützige visier genommen hatte, unterm allerwertesten wegklauen lassen wollten. Nur gut für unseren knubbelnasigen söldnerschlingel, dass ihm das drehbuch wieder einen frontaldebilen granit-charme auf den leib geschnitten hatte, dem sich weder die frau des bankdirektors, noch mein zweites, so eben geöffnetes, bier entziehen konnten. Schwuppdiwupp war man also wieder auf freien füßen und strabolkerte weiter fröhlich durch die staubige pampa afrikas. Die nazis, die bösen, tauchten dann selbstredend auch noch mal kurz auf und brachten einen panzer mit. Da aber nazis bekanntlich selbst zum stuhlgängeln zu blöde sind, bekommen sie statt frauen und gold nur eine schöne eieruhr aus rieselndem wüstensand. Nee ernsthaft, wenn heute noch jemand so einen schmarn zusammen drehen würde, müsste er entweder darum fürchten, bei der erstbesten gelegenheit von einer militanten feministin erschossen zu werden, oder aber darauf hoffen, dass jeder zuschauer mindestens drei bier (Weihenstephan Hefe Weizen, aber das versteht sich wohl von selbst) in die hand gedrückt bekommt. Denn genau da bin ich gerade angelangt und muss sagen, das schmunzelnd-amüsierte grinsen auf meinem gesicht könnte ob des albernen, mitunter unfreiwillig komischen grundtenors kaum exzessiver sein...
#417
Geschrieben 11. April 2005, 08:48
Eine allegorie auf das new yorker selbstbewußtsein nach 9/11. Abgesehen vom gelegentlichen holzhammerpathos ein herrlich emotionaler und durch und durch brillanter film. Selbst nach der mittlerweile 4. oder 5. vorführung.
THE MANCHURIAN CANDIDATE
Wenn es ein film, wie dieser hier, schafft, mich aufgrund seiner spannenden handlung so sehr in den bann zu ziehen, dass mir eventuelle technische mängel gar nicht mehr auffallen würden, dann bin ich der meinung „das war spitze!“
#418
Geschrieben 12. April 2005, 07:51
liebe – leben – kaputt
Inhaltlich zwar deutlich stärker als Larry Clark's schundiger Ken Park, versinkt Agnes dank seiner miserablen inszenierung dennoch in der brennenden hölle missratener leinwandverbrechen. Der film weiß einfach nicht was er will. Statt sich auf ein einzelschicksal zu konzentrieren, springt der flick halbgar zwischen 3 figuren hin und her, ohne allerdings die nötige emotionale echolot tiefe bei einer der 3 erzählstränge zu erreichen. Dass der film unangenehm zu gucken ist, will ich gar nicht leugnen. Ich dachte ständig: nein, mach das nicht, arg, nein, ahhh, wie scheisse, wie peinlich, gleich knallt's. Was mir jedoch komplett abging, war der übergeordnete zusammenhang, the big picture, die philosophische oder gesellschaftsrelevante bezugsstruktur...
Neben 'Sophie Scholl´ ist 'Agnes und seine Brüder´ daher für mich die bisher schlechteste X-Filme produktion.
#419
Geschrieben 13. April 2005, 06:56
Irgendwie beschlich mich den gesamten film über das gefühl, Belmondo wähne sich in einer komödie. Sein markantes knautschgesicht erweckte nämlich zu keinem zeitpunkt den eindruck eines rachelüsternen ex-häftlings, der gerade jenen schwedischen gardinen ade gesagt hatte, hinter denen er zu unrecht sieben lange jahre saß. Die nun einsetzende suche nach dem wahren täter ist dann zwar interessant, aber nicht unbedingt gelungen arrangiert. Bis ins detail verschachtelt, springt die story wie sie will in den zeiten hin und her. Ein backflash hier, ein bisschen gegenwart dort, noch mehr backflash obendrauf und im keller dann erneut die gegenwart und und und. Dass man so etwas durchaus gekonnt machen kann, hat sicher nicht zuletzt der unsägliche herr Tarantino mit Pulp Fiction bewiesen. Hier jedoch steht am ende eine hölzerne juckelkutsche, die mehr schlecht als recht ihres klapprigen weges über buckelige kopfsteinpflastergassen holpert. Das bemerkenswerteste am film ist da noch die politische komponente, die tief verankerte verachtung, welche der arbeiterklasse-sprössling Francois Leclrecq (Belmondo) für das drahtziehende kapital empfindet. In zeiten eines omnipräsenten Bruckheimer-Patriotismus ist es einfach ein labsal zu sehen, dass vor langen langen jahren in Europa eine drehbuchschreiber-kultur existierte, die durch und durch vom 68er geist inspiriert schien. Filmische mängel hin oder her, so etwas schafft sympathie. Und dass Leclercq bei seiner suche nach den wahren schuldigen genau eben bei jenem 'kapital´ landet, ist sicherlich kein all zu großer spoiler mehr, wenn man 1 und 1 zusammen zählen kann...
#420
Geschrieben 14. April 2005, 08:12
Ja ok, die tricktechnik sieht ganz nett aus und die art direktion kann auch was. Das ändert allerdings nichts daran, dass der film zwanghaft bemüht wirkt, auf biegen und brechen einen star wars meets indiana jones mix zu präsentieren, womöglich sogar eine neue legacy. Gott, und dieser unsägliche score. Dürft's vielleicht noch ein bisschen mehr verkitschte dauerdramatik sein?! Kotze. Bei einer restspielzeit von 60 minuten musste ich mich glücklicherweise der pflege freundschaftlicher beziehungen widmen. Ansonsten hätte ich mir diesen dünnpfiff womöglich sogar noch bis zum bitteren ende angetan. Man weiß ja nie so genau, welch ungeahnte streiche einem die masochistische ader so spielt...
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