Rainer-Werner Fassbinder
1974 VHS

ein drückendes gefühl in der magengegend.
die frage nach dem warum? wie zur hölle konnte es so weit kommen?
emotionaler tumult. die suche nach paralellen:
gibt es das wirklich? sind menschen so?
ein abgesang auf die bürgerliche ehe? persönlichkeitskastration als unweigerliches
produkt der zwischengeschlechtlichen gemeinschaft? entfremdung vom partner und von
sich selbst? präzises kalkül als motiv? oder im übertragenen sinne? ein gesellschaftsgleichnis?
der mensch als bereitwilliges opfer von unterdrückung? wie sehr sehne ich mich jetzt nach medialer distanz. ist doch nur ein film.
kein mensch opfert freiwillig seine persönlichkeit und begibt sich in zwänge. oder
vielleicht doch? wie viel helmuth und wie viel martha steckt in mir? was treibt einen menschen
zur selbstaufgabe? ist es unsicherheit, das verlangen geführt zu werden? oder einfach das menschliche
bedürfnis nach bevormundung? wieso selber entscheidungen treffen, wo es doch so viel bequemer ist,
sie von anderen treffen zu lassen? besser nachher über die ungerechtigkeit klagen,
während man an seiner selbstverschuldeten ohnmacht erstickt.
fassbinder-zynismus? oder ein messerscharfes porträt über zwischenmenschliches verhalten und dessen pervertierung? über die faszination von macht und deren missbrauch?
fantastisch: karl-heinz böhm in der rolle des personifizierten alptraums helmuth, der mit betonter beiläufigkeit das leben seiner gattin martha dekonstruiert:
,,wenn martha zum schluss des films alleine nicht mehr lebensfähig ist,
dann hat sie das erreicht, was sie eigentlich wollte... die meisten männer können nur
nicht so perfekt unterdrücken wie die frauen es gerne hätten."
(zitiert von wilhelm roth, in: rainer werner fassbinder, reihe film, hg. v. p. w. jansen und w. schütte, münchen 1985.)
sagt rainer, relativiert das aber in dem er dem film eine positive botschaft attestiert,
,,weil natürlich jedweder Mensch, der das sieht, sich davon absetzen will und das einfach anders machen muss."
(Zitiert bei Wilfried Wiegand, a.a.O.)
unbequemes kino, großes kino. bedeutungsstarke (spiegel-)bilder, kühl und distanziert in szene gesetzt von einem zu höchstform auflaufenden michael ballhaus.
ein vergleich mit dem aktuellen deutschen filmtreiben fällt ernüchternd aus.
na denn mal goodbye lenin!
in diesem sinne
cheers
rocknrollriot