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Blood, Guts and Pussy - Filmforen.de

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Blood, Guts and Pussy


18 Antworten in diesem Thema

#1 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 04. März 2003, 18:34

„Martha“
Rainer-Werner Fassbinder
1974 VHS

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ein drückendes gefühl in der magengegend.
die frage nach dem warum? wie zur hölle konnte es so weit kommen?
emotionaler tumult. die suche nach paralellen:
gibt es das wirklich? sind menschen so?

ein abgesang auf die bürgerliche ehe? persönlichkeitskastration als unweigerliches
produkt der zwischengeschlechtlichen gemeinschaft? entfremdung vom partner und von
sich selbst? präzises kalkül als motiv? oder im übertragenen sinne? ein gesellschaftsgleichnis?
der mensch als bereitwilliges opfer von unterdrückung? wie sehr sehne ich mich jetzt nach medialer distanz. ist doch nur ein film.
kein mensch opfert freiwillig seine persönlichkeit und begibt sich in zwänge. oder
vielleicht doch? wie viel helmuth und wie viel martha steckt in mir? was treibt einen menschen
zur selbstaufgabe? ist es unsicherheit, das verlangen geführt zu werden? oder einfach das menschliche
bedürfnis nach bevormundung? wieso selber entscheidungen treffen, wo es doch so viel bequemer ist,
sie von anderen treffen zu lassen? besser nachher über die ungerechtigkeit klagen,
während man an seiner selbstverschuldeten ohnmacht erstickt.

fassbinder-zynismus? oder ein messerscharfes porträt über zwischenmenschliches verhalten und dessen pervertierung? über die faszination von macht und deren missbrauch?

fantastisch: karl-heinz böhm in der rolle des personifizierten alptraums helmuth, der mit betonter beiläufigkeit das leben seiner gattin martha dekonstruiert:

,,wenn martha zum schluss des films alleine nicht mehr lebensfähig ist,
dann hat sie das erreicht, was sie eigentlich wollte... die meisten männer können nur
nicht so perfekt unterdrücken wie die frauen es gerne hätten."
(zitiert von wilhelm roth, in: rainer werner fassbinder, reihe film, hg. v. p. w. jansen und w. schütte, münchen 1985.)

sagt rainer, relativiert das aber in dem er dem film eine positive botschaft attestiert,

,,weil natürlich jedweder Mensch, der das sieht, sich davon absetzen will und das einfach anders machen muss."
(Zitiert bei Wilfried Wiegand, a.a.O.)


unbequemes kino, großes kino. bedeutungsstarke (spiegel-)bilder, kühl und distanziert in szene gesetzt von einem zu höchstform auflaufenden michael ballhaus.
ein vergleich mit dem aktuellen deutschen filmtreiben fällt ernüchternd aus.
na denn mal goodbye lenin!
in diesem sinne

cheers
rocknrollriot
Drei Elemente vornehmlich: der Geschlechtstrieb, der Rausch, die Grausamkeit -
alle zur ältesten Festfreude des Menschen gehörend, alle insgleichen im anfänglichsten
»Künstler« überwiegend.

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#2 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 18. März 2003, 16:43

"in der gewalt der zombies "
joe d'amato
1980 dvd

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gott ich liebe zombie-streifen,
insbesondere diese schmierigen italienischen schinken,
sleaze bis zum abwinken, eine handlung flacher als das norddeutsche
tiefland, und darsteller, die ihr schauspielerisches können ganz offensichtlich
im abendkurs an der volkshochschule erworben haben.

nichtsdestotrotz, sobald die ersten klänge des
synthesizers meinen gehörgang durchdringen, bin ich verzaubert
und der kritische blick weicht einer kindlich-naiven begeisterung. bei der ersten
„drehen-wir-einfach-die-blende-runter-und-machen-den-tag-zur-nacht-szene“
ist es dann endgültig um mich geschehen.

„in der gewalt der zombies“ ist ein ganz besonders rüdes exemplar
der gattung italienischer „zomie-und-titten-streifen“. d’amato in seinem element.
der originaltitel „la notte erotiche degli morti viventi” beschreibt die handlung
übrigens weit treffender, da in der mir vorliegenden version offensichtlich im nachhinein
noch ein paar ferkelszenen eingefügt wurden. leicht auszumachen durch die tatsache,
dass das bild zu krieseln beginnt und die schauspieler auf einmal anfangen, italienisch zu
sprechen. man kann sich also getrost anderweitig beschäftigen, die interessanten stellen
kündigen sich akustisch an. besonders innovativ schien mir die idee der
vaginalen sektentkorkung inklusive ejakulationssymbolik.
auf diese weise bleibt zumindest die deckenlampe
verschont. ja, ja, der gute alte joe.

schwer auszumachen, was mich an dieser art film so fasziniert.
nostalgie spielt ganz sicher eine rolle, die unfreiwillige komik, der rüde
charme, nicht zu vergessen der männliche trieb. wobei das herzlich wenig
mit stimulation zu tun hat, vielmehr ist es die liebevoll-dreiste, dem porno
nicht ganz unähnliche, verflachung der sexualität, die auf der
vermeintlichen tatsache beruht, dass das zusammentreffen
von mann und frau gezwungenermassen früher oder
später in einer leidenschaftlichen orgie mündet.

ganz wesentlich beruht die genresympathie bei mir auf dem
kunstgriff, der sich recht treffend als zombieästhetik definieren läßt.
gemeint sind die unglaublich starken einstellungen, in denen die träge
masse von untoten auf die kamera zuwankt, die formale aspekte äußerst
hintergründig mit inhaltlichen fragen bündeln. „dat hat er doch alles vom
ollen george geklaut“, werdet ihr sagen, „macht nix“, sage ich, bei mir
funktioniert es immer wieder....


cheers
rocknrollriot
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#3 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 19. März 2003, 10:43

benny’s video
michael haneke
1992 vhs

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ganze 30 sekunden hat es gedauert,
30 lange sekunden der ungläubigkeit, des nicht-wahrhaben-wollens,
der knall des bolzenschussgerätes hallt noch im ohr, als benny zur schublade
läuft. nachladen. kamera läuft. film ab.

präziser gesprochen: zwei kameras laufen.
der film im film, mehrfache brechung der realität, bevor sie für den einzelnen
erfahrbar wird. baudrillard denkt hier mit. der blick auf die strasse: durch
das auge der kamera. realität als abziehbild.
differenzierung ausgeschlossen?
und wer ist schuld?

die schuldfrage ist das zentrale thema,
mit dem haneke in bennys video jongliert.
mit dem kaltblütigsten mord meines filmischen
erfahrungshorizontes - sowohl inszenatorisch als auch
inhaltlich - im hinterkopf kann ich auch gar nicht
anders, als nach motiven zu fragen.

hanekes antwort scheint differenziert,
legt sich nicht fest, und verweigert die absolution.
genau das ist auch der punkt, der den film so erschreckend
werden lässt. natürlich wird hier ein collageartiges
ursachengeflecht geliefert, aber das schlagende
argument, das aus einem kleinen jungen einen
mörder macht, fehlt einfach.

keine schläge von den eltern, keine mißhandlung,
an wohlstand mangelt es auch nicht, die videoausrüstung
spricht bände. natürlich gibt es die standardklauseln,
die filme sind schuld(doch wohl nicht der gute toxie),
der emotionale rückhalt in den familien fehlt, das
schlichte argument der langeweile, aber nichts,
was so oder ähnlich nicht auch in anderen
„guten familien“ vorkommt.

einzig der eiskalte rationalismus des vaters könnte
als erklärungsmuster funktionieren, aber ebenfalls nur äußerst
fragmentarisch.

alles in allem ein großartiger film, der fragen aufwirft,
und mit seinen vermeintlichen antworten die allgemeine hilflosigkeit
gegenüber dem phänomen gewalt karikiert.

zugegebenermaßen mein erster haneke,
aber sicherlich nicht der letzte...

in diesem sinne
cheers
rocknrollriot
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#4 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 20. März 2003, 17:41

"gangs of new york"
martin scorsese
2003 Cinemaxx Bielefeld

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die gangs sind los, und wo ist das publikum?
mit 10 personen im großen saal scheint mir der gerne gebrauchte
vorwurf der massentauglichkeit doch etwas weit hergeholt.
wenn ich die leo-fraktion abziehe bleiben unterm
strich vielleicht fünf ernsthaft interessierte :(

mit gangs of new york haben sich scorsese und vor
allem ballhaus ein denkmal gesetzt, dessen filmhistorische
relevanz schon jetzt jeglichen zweifels entbehrt.

einzig negativ aufgefallen ist mir die doch stellenweise recht
plumpe „holzhammersymbolik“, eindrucksvoll demonstriert in der
szene, als leo die bibel „über bord wirft“. die folgende einstellung
gleicht in ihrer ästhetik weit mehr einer shampoowerbung, denn einer
sinnstiftenden metapher. hätte nur noch die fa-frau gefehlt...
das hätte man sicherlich subtiler in szene setzen können, ein
abbrechender pfosten in kreuzform oder wie auch immer.

ansonsten kann „gony“ auf ganzer linie überzeugen:
die schauspielerische leistung der protagonisten verweigert sich jeder
kritik. mit ddl bekommt der klassische schurke eine neue dimension,
die gratwanderung zwischen sympathieträger und bösewicht
meistert er mit bravour.

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kritik an der starren mimik von di caprio halte ich für einfältig,
da sie in meinen augen ein gelungener spiegel für den emotionalen zustand
seines charakters darstellt. die anspannung ist ausdruck der tief wurzelnden verbitterung
die über die gesamte geschichte hinweg sein handeln bestimmt und seine
entscheidungen dominiert.

über die originalität des plots lässt sich in der tat streiten,
das rachemotiv und die diskussion über den dualismus von gut und böse
sind definitiv nicht neu. allerdings gelingt es scorsese eben diesen handlungsrahmen
mit vielen kleinen sequenzen zu füllen, die eine oberflächliche kritik an der handlung sofort
hinfällig werden lassen. beispiele hierfür finden sich zu hauf, etwa der dialog am bett, das
messerwerfen oder die starke exposition. besonders beeindruckt hat mich die szene,
in der das volk das einberufungslokal stürmt und ein blutüberströmter beamter orientierungslos
aus dem gebäude taumelt. unweigerlich drängen sich hier die unterschiedlichsten assoziationen
auf: aufkeimendes mitleid wird umgehend von dem gedanken verdrängt, dass hier ein sauberer
beamter menschen in ein verderben schickt, von dem er selbst nicht die geringste vorstellung
besitzt, der ahnungslose leute einen krieg führen läßt, der im gemeinen volk keinerlei rückhalt
findet. die eskalation der gewalt funktioniert als negative rückkopplung, die für ihn die
schrecken des krieges erfahrbar macht.

überhaupt ist die gesamte thematik angesichts der aktuellen weltpolitischen lage
höchst brisant, und man kommt nicht daran vorbei, vergleiche anzustellen. kriegstreiberei,
bestechlichkeit und ein latenter hang zum betrug egal welcher art, sind die eigenschaften, mit
denen scorsese den politischen apparat charakterisiert. machterhalt lautet das primärziel, für
dessen realisierung schon mal ein paar köpfe rollen dürfen.

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alles in allem ein fantastisches stück film,
das die macht der bilder nutzt und sein potential aus den formal-ästhetischen
möglichkeiten des mediums film entwickelt. die bereitschaft des zuschauers, in und zwischen den
bildern zu lesen, setzt „gony“ voraus und wer sich auf dieses erzählschema einlässt kann nicht
umhin, den film in die kategorie der ganz großen zu rücken. nicht unwesentlichen anteil
an der packenden bilddramturgie trägt wohl der gute michael ballaus,
der hier einmal mehr sein visuelles genie unter beweis stellt.



so long,

cheers

:cheers:
rocknrollriot
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#5 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 21. März 2003, 11:13

"le vampyr"
carl-theodor dreyer
1932 vcd


poesie in bildern. ein magisches stück film mit lyrischer qualität.
inspirierend, in der tat, emotionalisierend, auf unterschiedlichsten ebenen.
film um der kunst willen, ja um des films willen, kein überflüssiger ballast,
ein zelluloid-gewordender traum, oder besser alptraum?



eine visuelle melodie, sich selbst überlagernd, in den verschiedensten
tonarten, den chor vermeidend, bilder die sprechen, die erklären und gleichzeitig
verstören. konventionelle erzählstrukturen vermeidend, bezieht der vampyr
seine faszination aus dem komplexen zusammenspiel sinnlicher reize,
surreal eingefärbt durch dekor, charktere und szenerie,
einzig der dialog scheint irrelevant.
ich will nicht aufwachen!


cheers

:cheers:

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#6 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 28. März 2003, 00:53

"ax'em"
Michael Mfume
2002 VCD

verdammt,
ich kann es immer noch nicht fassen,
daß mir dieser achtklassige haufen scheiße
von einem film 70 kostbare minuten meines
lebens gestohlen hat...

humor: :wall:

spannung: :zzz:

anspruch: :lol:


fazit: :motz: :doof:


cheers
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#7 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 28. März 2003, 12:42

“of freaks and men“
aleksei babanov
1998 dvd


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wunderbar schräges kino! ein film der so unwermittelt anfängt
wie er aufhört, der mit der allergrößten selbstverständlichkeit abnormalitäten
ins alltägliche übersetzt. eine sepiafarbene hommage an den stummfilm, die mit auffallend skurill gezeichneten charakteren ein wenig schmeichelhaftes portrait der
russischen gesellschaft um 1900 entwirft.


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in eindrucksvollen bildern
schildert babanov die dekonstruktion von zwei
reichen mittelstandsfamilien durch eine eigenwillige
riege von „schmuddelfilm“-produzenten.

selten einen film erlebt, der durch kompositorische
mittel eine derart dichte emotionalität entfacht. die strenge
aufteilung des bildraumes reflektiert die problematik des plots
mit allergrößter präzision, sie trägt förmlich die gratwanderung
zwischen tragik und komik, mit der babanov
erfolgreich experimentiert.


diese bootsfahrt, diese unglaubliche bootsfahrt über
die kanäle von st. petersburg, das bild will einfach nicht mehr
aus dem kopf weichen. ähnlich den grotesken sm-szenen brennt sich
die wahrnehmung - bildlich gesprochen - in die hirnrinde. kein entkommen.
mit einem nietzsche-bild im hintergrund entfacht babanov die alte
zarathustra-diskussion über weiber und peitschen, und dann sind
da noch die siamesischen zwillinge, denen ebenfalls eine
rolle im pornozirkus zukommt. damit nicht genug,
verfällt einer der beiden im laufe der handlung
dem alkoholismus.

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gewagt, absurd, visionär oder einfach geschmacklos?



einem blick in den kopf, in die abstruse gedankenwelt
des bürgertums scheint der film über weite strecken zu gleichen,
ein irreales szenario. ein wechselbad der gefühle.

der sprunghafte übergang von erschütterndem ernst
zu lässiger komik weiß zu faszinieren,
mich zumindest.


cheers

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#8 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 14. Juni 2003, 09:51

„viva erotica“
Tung-Shing Yee
vcd



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ein film, der mit den unmissverständlichen worten „fuck me“ beginnt,
kann per se schon mal nicht so verkehrt sein. so gewinnt man zuschauer und rückt die
thematik des plots ins rechte licht. dementsprechend gelagert war meine erwartungshaltung,
ein schön schmuddeliger cat3-streifen. aber weit gefehlt!

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unter dem deckmantel des profanen, entwirft „viva erotica“ auf charmant-komische
weise ein porträt der filmbranche in hong kong. Ironisch überspitzt und ansprechend in szene gesetzt,
erzählt der film die geschichte eines jungen regisseurs, der von seinem produzenten
zu einem pornodreh überredet wird.

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im rahmen dieser zugegeben recht einfach gestrickten handlung,
blitzen zahlreiche interessante fragestellungen auf:

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was zeichnet einen guten film aus? was ist überhaupt gut? welche sichtweise rechtfertigt überhaupt diese wertung? wer definiert diesen abstrakten begriff? das publikum? die kritik? der produzent? oder der finanzier im hintergrund? oder sind es die künstlerischen ambitionen des regisseurs, die einem film klasse verleihen? und inwiefern deckt sich anspruch mit den bedürfnissen des marktes? kann ein porno die forderung nach anspruch erfüllen? sind die begriffe kunst und pornografie überhaupt vereinbar?
und und und...


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in kleinen episoden durchleuchtet „viva erotica“ die alltäglichen absurditäten der
filmbranche, zeigt schicksale, ohne dabei ins melodramatische zu versinken(mal abgesehen vielleicht vom ausgang).

mit einem bewussten augenzwinkern schaut der film auf sich selbst. und es macht
verdammt grossen spass, diesen blickwinkel einzunehmen. kritik, die problematisiert,
ohne zu schreien, die mißstände aufzeigt, ohne gleich kulturpessimismus zu predigen.

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in diesem sinne

cheers

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#9 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 16. Juli 2003, 23:18

"der todesking"
jörg buttgereit


buttgereit ist ein exot,
seine filme verweigern sich einer kategorisierung.
die begrifflichkeiten des genres wollen bei ihm einfach nicht fassen.
natürlich bedient er sich der klischees, aber die erzielte wirkung ist eine
andere. er verfremdet. er instrumentalisiert. er verzerrt. ins tragische, ins groteske,
ja bisweilen ins absurde. seine filme irritieren, der betrachter ist verstört, betrogen
um die warme sicherheit seiner erwartungshaltung.


es gibt keine erklärungen, keine psychologischen
gutachten und auch keine distanz. zumindest keine verlässliche.
der todesking illustriert das sehr treffend:


(selbst-)morde, aneinadergereiht mit kaltem blick,
ohne zusammenhang, bar jeder sentimentalen rechtfertigungsstrategie.
das dilemma liegt beim zuschauer, der die unfreiwillige komik der laiendarsteller
und der – handwerklich gesehen - bisweilen dilettantischen photographie
nicht zu übersetzen vermag. was bleibt ist das laue gefühl im magen.


cheers

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#10 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 20. Juli 2003, 22:12

"sombre"
phillipe grandrieux
1999


unglaublich, was für ein juwel,

mit sombre hat der killerfilm (zumindest für mich) ein neues gesicht bekommen!

mit beispiellosem feingefühl kontrastiert grandrieux
das klassische bildverständnis und setzt sich souverän über konventionen
hinweg. indem er pollock zitiert verabschiedet er sich diskret vom diktat des
ausschnittes (wow!) und huldigt der ästhetischen subversion, ohne dabei auch
nur einen moment beliebig zu wirken.


mit gezielter unschärfe, kalkulierter unterbelichtung
und einem außergewöhnlichen gespür für komposition, verflüssigt er die
bildstruktur und lässt die zeichen schlaglichtartig auf den zuschauer einprasseln.
grandrieuxs ästhetik fordert, er zwingt den betrachter einzutauchen,
und im zähen ringen mit dem bildersturm sinn zu suchen.


ich glaube mich verloren. geschluckt von der aufdringlichen dynamiks
des explizit visuellen erzählstils, orientierungslos treibend zwischen den zeichenwellen.

im selben moment: atempause. eine ruhige einstellung,
die in ihrer simulierten statik dem momentcharakter der photographie nahe kommt.

ich wiege mich in sicherheit.
harmonie? eine wendung? fehlanzeige.


im nächsten augenblick belehrt mich der nächste,
- beinahe abstrakt anmutende - bildersturm eines besseren.
willkommen zurück in der welt des würgers.


richtungsweisendes kino, weit ab von der norm,
mit abstand das beste was mein verwöhntes auge seit geraumer zeit
zu sehen bekommen hat.

grandios, grandrieux!!!


(film-site)
screenshots, trailer, presse
leider französisch.


cheers

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#11 rocknrollriot

    höhenflieger

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Geschrieben 06. September 2003, 16:24

„spun“
jonas akerlund
2002


adrenalin, verpackt in bilder, schlaglichtartig projiziert, schnell,
verdammt schnell, ein röntgenblick, in den kopf, in die maschine, wieder und wieder,
bis die sinne resignieren. akerlund fordert den zuschauer, und überfordert ihn
gleichzeitig. was in der komprimierten form des musikvideos hervorragend
funktioniert, überzeugt in spielfilmlänge nur bedingt.


der rapide erzählstil krankt nach spätestens 30 minuten an seiner eigenen struktur,
die akerlund, abgesehen von inhaltlichen aspekten, zu selten variiert. das macht die
bilddramaturgie durchsichtig und vorhersehbar, die formale spannung erschöpft sich
in der wiederholung.


nevertheless, spun macht spass, trotz seiner kleinen kinderkrankheiten,
die der regisseur aus der video-welt verschleppt hat. ich schätze ihn als pot-pourri
von sequenzen, von kleinen parabeln, die den film trotz seines eindimensionalen
gesamtkonzeptes zu einer echten perle werden lassen.


akerlund versteht es wie kaum ein anderer, szenen zu basteln,
die - in ihrer inhaltlichen und formalen extravaganz - einen grotesken charme entfalten:
da ist der kurier, der zusammen mit seiner übergewichtigen mutter (waters lässt grüssen)
in einem wohnwagen haust, da ist der dealer, der beim telefonsex seinen trieben nachgibt,
während sich seine freundin auf dem klo erleichtert und die drogenfahnder das haus
stürmen und da ist rourke, der - in einer surreal anmutenden sequenz in einem
sex-shop - im bush-stil über „pussys“ philosophiert.


eine faszinierende mischung aus kostüm, charakter und komik
hat akerlund hier geschaffen, die über weite strecken von einem fantastischen
rourke getragen wird und ganz wesentlich von der absurden originalität des regisseurs zehrt.
mit seinem stil rüttelt er an den konventionen, hinterfragt das klassische spielfilmkonzept und bringt
frischen wind in die branche, selbst wenn er stellenweise über das ziel hinausschießt.


mit akerlund ist zu rechnen, so viel steht fest.
gelingt es ihm seine ästhetische strategie ein wenig gezielter einzusetzen,
lauert hier ein ganz großer!


hochachtungsvoll,

:cheers:
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#12 rocknrollriot

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Geschrieben 07. September 2003, 23:19

"ken park"
larry clark
2003


sex,
drei buchstaben, die clarks künstlerisches leitmotiv auf den punkt bringen:


sex ist der motor der zwischenmenschlichkeit,
er treibt an
und korrumpiert,
er motiviert
und unterwandert
er befähigt
und zersetzt
er ist gleichzeitig öl und sand im getriebe zwischenmenschlicher kommunikation,
in seiner ambivalenz durchdringt er unseren alltag,
bis in die unwichtigsten details.



es liegt nahe, eine derartige sichtweise eindimensional zu schimpfen,
sie in ihrer reduktion als abwegig zu belächeln. die voyeuristische form,
mit der clark seinen stoff formuliert, lädt förmlich dazu ein, sein werk als
hormongetränktes credo eines alternden lüstlings auszuweisen.


auf den ersten blick scheint ken park diese theorie zu belegen,
mit drastischen bildern bestätigt er alle moralischen einwände.
schuldig in sämtlichen anklagepunkten, „pornographisch und pervertiert“
lautet das urteil.


aber irgendetwas läuft falsch, der lustgewinn bleibt aus,
trotz explizit graphischer darstellung, keine erregung, keine stimulation.
vielmehr ein latentes unwohlsein, eine schwer zu lokalisierende irritation,
das bedürfnis wegzusehen, sich dem geschehen zu entziehen. geht es
vielleicht doch um mehr? Eine Sozialstudie? Eine gesellschaftliche Metapher?
was ist das für eine welt, die clark hier entwirft? Sind wir das?
spricht er über mich? über alle? die Beweisaufnahme einer
grundlegenden menschlichen anomalie?


gotesk muten sie an, clarks porträts, er führt
den betrachter vor, ködert ihn mit reizen, nur um ihm wenig später
in den rücken zu fallen, seine erwartungen zu zerstückeln und ihm mit
einem großen spiegel seine unzulänglichkeiten vor augen zu führen.
seine makel, seine kleinen perversionen und seine unfähigkeit
zu „wirklicher menschlichkeit“. der spiegel hat einen sprung,
einen großen sprung, die moralisten wollen ihn nicht sehen.


cheers

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#13 rocknrollriot

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Geschrieben 26. September 2003, 13:43

giulietta degli spiriti
Federico Fellini
1965


inspirierendes kino,
außergewöhnlich, surreal in seiner bildhaftigkeit,
traumhaft in seiner inszenierung.


scheinbar haltlos drängt die kamera durch das geschehen,
sie scheint zu schweben, und ich schwebe mit, unfähig zu trennen,
traum und realität zu differenzieren,


die zeitebenen verschmelzen, so selbstverständlich, als hätte es chronologie nie gegeben,
ich kann die wirklichkeit nicht mehr fassen. was eben noch vertraut schien, färbt fellini im
nächsten moment schon phantastisch. er sperrt mich ein in die psyche seiner protagonistin.


die atmosphäre schluckt mich, stilsicher bezaubert er mich mit immer neuen variationen
des traumthemas, immer glaubhafter, immer echter, entführt er mich in seine zwischenwelt.
jeden abriß formuliert fellini neu, stilsicher, mit fantatstischen darstellern, die in ihrer
mysteriösen vielschichtigkeit das thema unterstreichen.


Atemberaubend!
Drei Elemente vornehmlich: der Geschlechtstrieb, der Rausch, die Grausamkeit -
alle zur ältesten Festfreude des Menschen gehörend, alle insgleichen im anfänglichsten
»Künstler« überwiegend.

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#14 rocknrollriot

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Geschrieben 27. September 2003, 17:12

"De Grønne slagtere"
Anders Thomas Jensen
2003


unglaublich charmant, auf seine ureigene weise,
stellenweise dicht an der groteske, mit einem humor,
wie ihn nur die dänen fertigbringen, trocken, wortkarg,
morbide, schlicht einzigartig.


liebevoll überzeichnete charaktere, die mich in ihrer tragisch-komischen
menschlichkeit umgehend vereinnahmen, deren kantige egozentrik in vielen
kleinen mikrokosmen ufert, die sich in ihrem
absurden gestus in nichts nachstehen.


die geschichte vom metzger, der menschenfleisch
feil bietet, hat seit delikatessen“ niemand mehr so gelungen verkauft.
subversiv in seiner botschaft, verwerflich in seiner moral, demonstriert
das große schlachten, wie gut eine komödie wirklich sein kann.


Unglaublich!
mein bauch....
Drei Elemente vornehmlich: der Geschlechtstrieb, der Rausch, die Grausamkeit -
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#15 rocknrollriot

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Geschrieben 22. November 2003, 22:36

"images"
Robert Altman
1972


allzu selten gelingt es einem film, den kritischen blicken des zuschauers auszuweichen,
ja sie förmlich auszusperren, um platz zu schaffen, für das subjektive erlebnis, den ungehinderten
eindruck, der – ob seiner intensität - nicht vorschnell im sumpf rationaler bewältigung versinkt.


„images“ macht sich genau diese art der „kommunikation“ zu eigen. anstatt sich im meer
emotionaler klischees zu baden, generiert er seine eigene bedeutungsstruktur und unterrichtet
mit subtiler ästhetik im gebrauch derselben.


der kulturelle boden unter meinen füßen schwindet, ich gehe auf in der zwischenwelt,
die altman für mich gebaut hat. hier gelten eigene regeln, unverbindlich versteht sich, aufgestellt
um sie zu hintergehen, die mühevoll konstruierte erwartungshaltung zu unterwandern. latentes
grauen packt mich, scheinbare bezugspunkte lösen sich permanent auf. von der atmosphäre
vereinnahmt, steht mir der platz des beobachters nicht mehr zu. ich gehe auf in der fiktion,
die mir als solche nicht mehr bewusst ist. gebannt füge ich mich meinem schicksal, der bildlogik
ergeben, dem kalten schauer hilflos ausgeliefert.


es sind filme wie dieser, die mich in meinem glauben an das medium
immer wieder bestätigen. unglaublich...


cheers


:cheers:
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#16 rocknrollriot

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Geschrieben 30. Januar 2004, 13:24

irreversible
gaspar noe
2002


nie ist mir ein film so nahe gegangen,

der rhythmische vibrieren der musik hallt noch in meinem ohr,
der kalte blick auf menschliche abgründe brennt beharrlich auf meiner netzhaut.
in anbetracht der emotionalen dichte fällt es mir schwer, rational zu urteilen.
noe inszeniert einen apokalyptischen trip, einen ausflug in die dunkelsten höhlen
menschlicher häßlichkeit, ohne nachträgliche schönheitskorrekturen, die in der
lage wären, den inneren aufruhr zu schlichten. gerechtigkeit bleibt illusion.


allein gelassen fühle ich mich, hilflos der drastik der handlung ausgesetzt.
die erzählerische inversion verbietet von vorneherein die aussicht auf
genugtuung. vielmehr bekräftigt sie stetig das quälende
gefühl der ohnmacht. mit jedem funken sympathie, der sich im
verhältnis zur protagonistin etabliert, wächst die bestürzung.


wer fragt schon noch nach ursachen, wen interessiert motivation,
angesichts des grauens das noe hier in szene setzt?


das erzählerische moment ist ausgesetzt, der instinkt schluckt die vernunft.
im schatten des kunstlichts wandele ich benommen durch das emotionale minenfeld,
dem mich der film ausliefert. einen umweg gibt es nicht, konfrontation scheint unausweichlich,
jeder schritt birgt risiken, mit jeder bewegung laufe ich gefahr, reste meiner kritischen
distanz in rauch aufgehen zu sehen.


welcher platz kommt mir zu im zirkus der eitelkeit?
bin ich gott, oder nur stellvertreter? hilfloses konstrukt meiner selbst,
oder mündiger streiter für die „menschliche sache“?

die rolle des schlächters übernähme ich nur zu gerne.

die messer sind gewetzt.


cheers

:cheers:
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#17 rocknrollriot

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Geschrieben 05. Mai 2004, 16:11

kleine bemerkung am rande,
da mein prof sich als ausgewiesener vertreter postmoderner
theoriebildung versteht, werde ich das tagebuch in auszügen wohl
als hausarbeit einreichen können, was bedeutet, das ich mich in nächster
zeit wohl öfter äußern werde...nur so nebenbei... :)




twentynine palms
bruno dumont
2003


unvorstellbares grauen, umgeben von gleichgültigkeit.
nur latent vorhersehbar, abzuleiten aus gesten, unscheinbaren momenten.


die lunte ist gelegt. eine explosion erwartet dennoch niemand.
die spannung, die sich im verhältnis der protagonisten äußert,
wirkt spielerisch, eine art romantische ambivalenz, Hassliebe,
gespiegelt in der erhabenen gestik der
zerklüfteten felsenlandschaft.


eine eingängige disharmonie, die ihre eindringlichkeit gerade aus
einer mangelhaftigkeit heraus entfaltet.
indifferenz, die keine ist. mentale rangeleien, die sich in ihrer
wirkung aufheben, physischer konflikt, der keine narben hinterlässt.
keine kratzer, die sich nicht wieder auspolieren liessen,
mit gutem willen, und der richtigen tinktur.


ein bündnis, dessen stabilität sich auf einer komplexen vereinbarung
gründet, einem geheimen vertrag, der den verfügbaren rahmen absteckt
und den protagonisten ihre rollen zuweist. an sich grundsolide, bis zu dem
punkt, an dem das skript umgeschrieben wird, vergebene positionen
umbesetzt werden....


und die bombe doch noch explodiert.
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#18 rocknrollriot

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Geschrieben 31. Mai 2004, 15:44

lady snowblood
Toshiya Fujita
1973

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malerisch abstrakt zeichnen die blutfontänen ihr eindringliches muster
in das kühle weiß der schneedecke, expressionistisch und ebenso distanziert,
geradezu sinnbildlich für die tragik der protagonistin, dieser bezaubernden
sirene, die in ihrer kühlen unnahbarkeit engelsgestalt und femme fatale
gleichermaßen verkörpert.


in diese welt scheint sie nicht zu gehören, nicht diegetisch, nicht real,
mit leichenblasser grazie schwebt sie zwischen den sphären, das mädchen
aus der unterwelt, ein juwel, das die an perfektion grenzenden kompositionen
mit einzigartigkeit schmückt, ihnen die würde verleiht, die sich
im zeitgenössischen kino so rar gemacht hat.


seltsam abgehoben, gleicht die geschichte in ihrer mythischen
verklärung einem märchen, angelegt als bilderbuch, dessen visuelle
textur sich selbst genügt (ohne einen moment selbstgefällig zu wirken)
und dessen ästhetische eingängikeit keiner referenz bedarf,
weder erzählerisch, noch erklärend.


kunst um der kunst willen, bilder die für sich stehen,
ohne sich in kontexten subsummieren zu lassen (degradiert
zu seelenlosen klischees filmwissenschaftlicher willkür).
selbstverliebt und wunderbar sperrig in seiner spielerischen
ornamentik entgleitet der film elegant einer rationalen
herangehensweise, wehrt sich sowohl gegen den
skeptischen blick des analytikers, als auch gegen den
naiven zugang des bedürfnisorientierten betrachters.


mit der schneeblutlady betrete ich einen eigenen kosmos,
hermetisch abgeriegelt, weitab von gängigen bildkonzepten,
in sich geschlossen und auch nur in dieser geschlossenheit
wahrnehmbar. im isolierten abbild verliert sich der glanz,
dieses undefinierbare schimmern...


das ein juwel ausmacht.
Drei Elemente vornehmlich: der Geschlechtstrieb, der Rausch, die Grausamkeit -
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#19 rocknrollriot

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Geschrieben 04. Juni 2004, 15:07

"blood feast"
hg lewis
1963


lewis ansatz ist ein malerischer, seine leinwand der film,
sein sujet die kleinbürgerliche idylle der sechziger, deren
kitschigen tenor er grafisch plastiniert,
mit farbe als ideologischem konzept.


stilsicher koloriert er seine unscheibaren kompositionen,
arrangiert flächig, kontrastiert punktuell.
erst an der wunde bricht der karge ästhetizismus, mit der
zerlegung des körpers beginnt die irritation, die in der kühlen
prägnanz der gestaltung bereits angelegt scheint.


die harmonie fault an der wurzel, die grelle perfektion
der kleinstadt findet ihren antagonismus in der zerstörung.
in der metapher des blutes gerinnen die teile zum ganzen,
die spritzer auf der leinwand bringen kontur,
der rote teint macht die asymmetrie schlüssig,
er rundet ab,


und bildet den pinselstrich,
der das werk vollendet.
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