23.05.03
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Italienischer Polizeifilm von Sergio Martino.
Luc Merenda spielt einen rauen Cop, der 'Gerechtigkeit' lieber durch seine eigenen Hände richtet als Verbrecher einem viel zu gnädigem System zu überlassen. Merenda ist Dirty Harry und dies wird auch nicht erst in der letzten Sequenz deutlich, welche 1zu1 aus Dirty Harry (1971) übernommen wurde (Bösewicht verfolgen; Waffe wegschmeisen; Supertotale). Eine nette Einführung (2 böse Jungs entkommen einem Gefangenentransport, bringen Polizisten und einen Vater mit seiner kleiner Tochter um, Merenda erschießt die beiden nachdem sie sich ergeben haben (!)) zeichnet seinen Charakter schon überdeutlich als Kopie seiner amerikanischen Vorbilder aus, die Anfang der 70er zeigten, daß Gewalt die einzige Waffe gegen die chaotischen Zustände und skrupellosen Verbrecher dieser Zeit waren. Nach der nun folgenden Standpauke im Büro des Chefes ("So geht das nicht!") gibt Merenda noch einmal -diesmal rein verbal- seine Philosophie gegenüber Straftätern kund (siehe gleiche Szene in Dirty Harry). Nach der Ermordung seiner Chefs und der darauf folgenden erfolglosen Ermittlung durch die Polizei, schickt der Plot unseren Cop auf Ermittlung 'der anderen Art' (inklusive nicht standardkonformen Verhörmethoden, einem Banküberfall, vielen Verfolgungsjagten, Schlägereien, Schiessereien und Kontakt zu Frauen, die käufliche Liebe betreiben).
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Dies war mein vierten Sergio Martino Film (davor hatte ich bereits All the Colors of the Dark, Torso und Mannaja gesehen) und er zeigt einmal mehr, daß Martino Gespür für rasante und optisch ansprechende Szenen hat. Besonders die Faustkämpfe in diesem Film fallen durch durchdachte Kameraperspektiven und geschickten Schnitt auf und sind Zeugnis der 'harten' und realistischen Actioninszenierung ihrer Zeit.
Im Trailer werden einem die besten Verfolgungsjagten aller Zeiten (?) versprochen. The French Connection(1971) hatte besseres zu bieten und alleine das Kurvenverhalten der kleinen, zerbrechlichen Alfa Romeo-Polizeiautos bringt einem schnell ein Lächeln auf's Gesicht. Zu offensichtlich waren einige 'Beule da - Beule weg'-Goofs. Wenn man die teilweise recht langen Autoszenen überstanden hat, wird man mit einem derben Crash belohnt (wobei man beim Überschlag des Autos die fünf Insassen vermisst).
Zu erwähnen wäre noch die Ermordung von Martinos Chef. Diese zitiert den Mordanschlag auf Vito Corleone (The Godfather (1972)) ausgiebig (Obst purzelt über die Straße und Kameraperspektive von oben auf das liegende Opfer).
Leider ist Martnios Inszinierung sehr unausgeglichen (z.B. die Einführung: Szenen im Zug gut; Stellen der Flüchtlinge schlecht). So überwiegt der Anteil von mittelmäßigen Szenen im Film am Ende leider doch. Vieles hat man schon oft gesehen und die Story als solche ist sehr durchschnittlich (bringt jedoch am Ende 1-2 Überraschungsmomente mit sich). Einzig die Mischung von Action und rein erzählenden Szenen ist gut gewählt.
Die Musik ist -wie eigentlich bei fast allen italiensichen Crime-Filmen dieser Zeit- sehr gut. Die De Angelis Brüder (später berühmt unter dem Namen 'Oliver Onions' und zuständig für Spencer/Hill-Filme) fabrizieren ihren typischen Sound und sorgen so für stimmige Athmosphäre.
Ich gebe dem Film wegen seinen 'Italo 70s'-Charmes und einiger gelungener Szenen 6 von 10 Punkten.