STAR WARS EPISODE III: REVENGE OF THE SITH
Kinobesuch Nr. 4/2005
This is how liberty dies. With thunderous applause.
Mittwoch, 18.5.05, 20 Uhr: Ich sitze zusammen mit 3 Kumpels in einem gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Kinosaal und sehe mir völlig uninteressante Trailer von völlig uninteressanten Filmen an. Warum quält man uns mit diesem Zeug? Wie alle anderen im Saal interessiere ich mich (zumindest im Moment) nicht die Bohne für irgendetwas anderes als jenen Film, dessen Kinostart ich nun schon seit 3 Jahren engegenfiebere. Jenen Film, der das letzte Kapitel der "neuen" STAR WARS-Trilogie darstellt und zugleich als Bindeglied fungieren und die beiden Trilogien zu einer einzigen, epischen Hexalogie verschweissen soll. Jenen Film, der laut George Lucas der düsterste von allen sein soll. Jenen Film, der genau das zeigt, was die Fans seit nunmehr 25 Jahren sehen wollen, nämlich wie aus dem Jedi Anakin Skywalker der Sith-Lord Darth Vader wird.
Dann ist es endlich soweit: Das Licht geht aus, das LF-Logo erscheint auf der Leinwand, die Fanfaren setzten ein.......und mir läufts kalt den Rücken runter. Ist doch jedemal wieder ein bewegender Moment, einen neuen STAR WARS-Film zum ersten mal im Kino zu sehen. In den vorderen Reihen flackern plötzlich zwei Lichtschwerter auf und werden durch die Luft geschwungen, was das Publikum zu spontanem Applaus animiert. Schön zu sehen, dass hier doch viele echte Fans im Saal sind,auch wenn die Stimmung nicht annähernd so genial ist, wie bei der EII-Premiere in München vor 3 Jahren.
Der Film beginnt mit einer gigantischen Raumschlacht über Coruscant. Verdammt, sieht das wieder alles phänomenal gut aus! Tja, die Leute von ILM beherrschen eben ihr Handwerk. Doch viel zu schnell ist die Schlacht für den Zuseher schon wieder vorbei und Anakin und Obi-Wan landen auf der Invisible Hand, dem Kommandoschiff des militärischen Separatistenführers General Grievous, auf dem der Kanzler der Republik, Palpatine, vermeintlich gefangengehalten wird.
An dieser Stelle kam mir zum ersten mal der Gedanke, dass mir der Film zwar bisher gut gefällt, mich aber irgendwie nicht richtig begeistern, mich völlig in seinen Bann ziehen kann. Woran es genau lag, ist schwer zu sagen. Vielleicht ging mir das alles einfach ein wenig zu schnell, vielleicht lags auch daran, dass mich einer meiner Kumpels zu Beginn andauernd anquatschte, so dass es mir etwas schwer fiel, mich wirklich auf den Film zu konzentrieren. Vielleicht lags aber auch an der deutschen Syncro, die zwar objektiv gesehen durchaus erträglich ist, aber angesichts der Gewöhnung an die Originalstimmen und Dialoge durch zigmaliges Ansehen von Teaser, Trailer und TV-Spots doch etwas deplaziert wirkte. Hier wird wohl erst die zweite Sichtung (idealerweise in OV) Klarheit bringen. Eines kann ich aber schon jetzt mit Sicherheit sagen: Den Humor zu Beginn des Films fand ich, in Erwartung der düstersten und ernstesten Episode, doch etwas unpassend. Hat sich aber zum Glück bald gelegt.
Weiter gings mit dem Kampf gegen Dooku. Der war zwar nett anzusehen, aber insgesamt leider viel zu kurz. Ich muss an dieser Stelle nun mal erwähnen, dass ich bereits vor dem Film das Buch gelesen habe, welches wesentlich ausführlicher und detailreicher ist als der Film und sich besonders intensiv den Gedanken und Gefühlen der Charaktere widmet. So ist im Buch nicht nur der Kampf selbst länger, sondern auch das ganze drumherum. Die Sticheleien von Palpatine, der Anakin dazu bringt, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, die Erkenntniss von Dooku, dass die vermeintliche Falle für die Jedi in Wirklichkeit eine Falle für ihn ist, das anfängliche Zögern von Anakin und seine Schuldgefühle nach der Tat, im Film alles eine Sache weniger Sekunden, füllen im Buch etliche Seiten.
Auch die nun folgende Flucht von der Invisible Hand wurde stark gekürzt. Nicht nur um Action, sondern auch um Dialoge und um ein Machtduell zwischen Palpatine und Anakin. Noch immer konnte mich der Film nicht richtig begeistern und ich begann mir schön langsam Sorgen zu machen.
Dann folgte die Gefangenname unserer Helden, der Kampf gegen Griveous (geniale Figur übrigens) und die Landung des schwer beschädigten Schiffs auf Coruscant. Alles wieder toll in Szene gesetzt und mit geradezu unglaublichen Effekten versehen, doch noch immer wollte sich das ultimative STAR WARS-Feeling nicht so recht einstellen. In diesen Szenen soll übrigens irgendwo der Millennium Falcon rumschwirren, ich hab ihn jedoch nicht entdeckt.
Auf Coruscant begegnet Anakin Senator Bail Organa, der in dieser Szene zum ersten mal zu sehen ist, und entdeckt kurz darauf seine Frau Padme. Im Gespräch mit ihr erfährt er, dass sie schwanger ist.
Entsetzten macht sich bei mir breit, als in diesen Szenen kurz mal Jar Jar zu sehen ist, aber zum Glück hat Lucas darauf verzichtet ihm eine Sprechrolle zu geben. Danke George!
Nachts hat Anakin eine Alptraum. oder besser gesagt, eine Vision. Er sieht, wie Padme bei der Geburt der Kinder stirbt. Er hat schreckliche Angst, dass diese Vision wahr werden könnte und er nach seiner Mutter nun auch seine Frau verliert. Er schwört sich, alles zu tun, um Padme vor dem Tod zu bewahren.
Am nächsten Tag trifft er sich mit Obi-Wan, der im mitteilt, dass der Kanzler ihn zu sehen wünscht und ihn gleichzeitig vor zu enger Freundschaft mit Palpatine warnt. In dieser Szene wird im Gespräch kurz Quinlan Vos erwähnt, jener beliebte Charakter aus dem Expanded Universe (genauer gesagt aus den Comics), der eigentlich im Film vorkommen hätte sollen, nun aber leider doch nicht zu sehen ist.
Ich merke, wie mir der Film zusehends besser gefällt.......
Anakin trifft sich mit dem Kanzler, der ihm anbietet, ihm zu einem Sitz im Jedirat zu verhelfen, wenn er dort als sein offizieller Vertreter fungiert. Anakin nimmt begeistert an. Hier sei mal erwähnt, dass Ian McDiarmid die ganze Zeit über wirklich fantastisch spielt.
An etwa dieser Stelle hätte nun eigentlich eine Szene kommen sollen, in der Padme mit anderen Senatoren, darunter auch Bail Organa und Mon Mothma, über die Absichten Palpatines diskutiert. Doch leider wurde diese Szene, wie auch alle anderen, die die Ansätze zur späteren Gründung der Rebellenallianz zeigen, aus dem Film geschnitten.
Anakin wird inzwischen in den Rat aufgenommen, jedoch bleibt ihm der begehrte Titel eines "Meisters" verwehrt - was bei Anakin zum ersten heftigen Wutanfall führt. Egal was alle anderen sagen, Hayden Christensen spielt, wie auch schon in EII, wieder sehr überzeugend, besonders dann, wenn die dunkle Seite in ihm zum Vorschein kommt. Nach dem Ratsmeeting offenbart Obi-Wan seinem Freund Anakin, dass der Rat inoffiziell von ihm erwartet, dass er Palpatine ausspioniert. Anakin ist verwirrt und fühlt sich ausgenutzt.
Der Film gefällt mir inzwischen richtig gut.
Nun folgt das Gespräch zwischen Anakin und Palpatine in der Oper. Und genau hier machte es "Klick" und plötzlich zog mich der Streifen total in seinen Bann und lies mich nicht mehr los. Von diesem Zeitpunkt an bis zum (viel zu frühen) Ende hatte ich keine Sekunde mehr Zweifel an der Genialität dieses Films, dieses Meisterwerks.
Und nun geht es Schlag auf Schlag: Es geht weiter mit genialen Szenen mit Yoda und den Wookies auf Kashyyyk. Man muss wissen, dass ich seit jeher ein riesiger Wookie-Fan bin und mich deshalb tierisch gefreut habe, dass diesen Szenen es wirklich in den Film geschafft haben. Und natürlich ist Chewie ein tolles Bindeglied zwischen den beiden Trilogien.
Obi-Wan hat sich inzwischen auf den Weg nach Utapau gemacht um dort General Griveous dingfest zu machen. Schon alleine der Anflug auf den Planeten sieht atemberaubend aus und die weiteren Szenen stehen dem in nichts nach. Das Vieh auf dem Obi-Wan reitet ist klasse animiert, ebenso das Fahrzeug von Griveous. Und auch der Kampf selbst ist absolut spektakulär. Sieht einfach wahnsinnig toll aus, wenn Griveous alle vier Lichtschwerter mit Ultraspeed rotieren lässt.
Auf Utapau ist mir dann auch aufgefallen, dass Cody (der ARC-Trooper, der öfter mit Kenobi kommuniziert) anscheinend die Syncronstimme von Dr. Romano aus ER hat, was ich zwar befremdlich aber irgendwie auch witzig fand.
In der Zwischenzeit offenbart sich Palpatine Anakin und erzählt diesem, wer er wirklich ist. Nun steckt Anakin in der Zwickmühle. Einerseits fühlt er sich nach wie vor den Jedi verpflichtet, andererseits braucht er Palpatine um Padmes leben zu retten (zumindest glaubt er das). Dennoch entschliesst er sich, Mace die Wahrheit zu sagen. Dieser macht sich zusammen mit Agen Kolar, Saesee Tiin und Kit Fisto auf den Weg, um Palpatine festzunehmen. Doch als sie im Büro des Kanzlers ankommen, erweist sich dieser als mächtiger Kämpfer. Innerhalb von Sekunden tötet er alle Jedi ausser Windu. Diese Szene fand ich nun ehrlichgesagt doch etwas übertrieben. So erfahrene Kämpfer, und dann werden sie alle durch den ersten Schlag von Palpatine getötet. Hier hätte man dem Kampf, der Glaubwürdigkeit halber, doch einige Sekunden mehr Dauer spendieren sollen.
Als Anakin eintrifft, steht Mace kurz davor, Palpatine zu töten. Als Anakin dies bemerkt, trifft er die Entscheidung, die sein zukünftiges Leben bestimmen wird. Er entscheidet sich für die dunkle Seite und hilft Palpatine, Mace zu töten. Daraufhin nimmt ihn Sidious als seinen Schüler an, gibt ihm den Namen Darth Vader und erteilt ihm den Auftrag, alle Jedi zu töten. Ein Auftrag, dem Vader auch gleich fleissig nachkommt.
Palpatine gibt inzwischen die "Order 66" aus, ein geheimer Befehl, der alle Clonetrooper dazu anhält, gegen die Jedi vorzugehen und sie zu töten. Die Szenen die dies zeigen, gehören für mich zu den beeindruckendsten des Films.
Nachdem sich Vader durch den Jeditempel gemetzelt hat (der harsche Schnitt nach dem zünden seines Lichtschwerts gefiel mir übrigens nicht besonders), schickt ihn Sidious nach Mustafar um dort mit den Separatistenführern abzurechen.
Obi-Wan und Yoda konnten dem Hinterhalt entkommen und werden beide von Bail Organa an Bord genommen. Auf Coruscant angekommen entdecken sie das Massaker im Jedi-Tempel und wer dafür verantwortlich ist.
Im Senat ruft Palpatine, unter grossem Beifall, das erste galaktische Imperium aus. Tolle Szene!
Obi-Wan erzählt Padme die Wahrheit über Anakin und schmuggelt sich dann an Bord ihres Schiffes um seinen Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen.
Yoda macht sich auf den Weg zum Senat, um gegen Sidious anzutreten.
Auf Mustafar angekommen, erleben wir ein emotionales Gespräch zwischen Anakin/Vader und Padme. Er glaubt, dass sie ihn verraten habe und ist sauer. Als dann plötzlich Obi-Wan auftaucht, ist Anakin so wütend, dass er Padme mittels der Macht würgt. Es kommt zum Kampf zwischen Vader und Obi-Wan. Und was für ein Kampf das ist! Toll choreographiert und voller Emotionen, vor der beeindruckenden Kulisse des Lavaplaneten. Zwar wäre etwas weniger hier vielleicht sogar mehr gewesen (die "Surf"-Szene) hätte IMO nicht unbedingt sein müssen), aber dennoch ist dies ein phänomenaler, unvergesslicher Kampf.
Und nun wirds wirklich hart, zumindest für STAR WARS-Verhältnisse. War EIII bis jetzt zwar düster, aber nicht wirklich brutal (weder der Mord an Dooku, noch der an den diversen Jedi oder gar Jünglingen war explizit zu sehen), so ändert sich dies nun schlagartig. Nach langem hin und her gewinnt Obi-Wan im Kampf die Oberhand und schlägt Anakin einen Arm und beide Beine ab. In der IMO stärksten und berührendsten Szene des ganzen Films hängt Anakin an seinem verbliebenen Arm knapp über der Lava, Obi-Wan steht über ihm und schreit ihn an:
"Du warst der Auserwählte. Es hieß, Du würdest die Sith vernichten, nicht dich ihnen anschließen! Du warst mir wie ein Bruder, Anakin. Ich liebte dich!"
Dann, während Anakin Feuer fängt, und zu brennen beginnt, dreht sich Obi-Wan um und geht. Wahnsinn! Gänsehaut-Feeling pur! Und dazu diese grandiose Musik von John Williams!
Zwischen Yoda und Palpi steht es nach langem, zähen Kampf unentschieden. Yoda sieht ein, dass er nicht gewinnen kann und dass er versagt hat und entscheidet sich für die Flucht.
Padme gebärd Zwillinge und stirbt kurz nach der Geburt. Senator Organa nimmt sich des Mädchens an, der Junge wird von Obi-Wan nach Tatooine zu Owen und Beru Lars gebracht. Bei der "Binary Sunset"-Szene werden Erinnerungen an EIV wach. Gut gemacht!
Yoda geht ins Exil, ist auf Dagobah allerdings nicht zu sehen.
Vader (oder was noch von ihm übrig ist) wird von Palpatine aufgelesen, verarztet und in die allseits bekannte Rüstung gesteckt. Klasse Szene, als er den Helm bekommt und das erste mal das berühmte Röcheln zu hören ist.
Der Film endet mit Vader, dem Imperator und Tarkin, die von Bord eines Schiffs gemeinsam in Richtung der Baustelle der zukünftigen Megawaffe des Imperiums, den Todesstern, blicken.
OK,nun noch ein wenig allgemeines:
Gut fand ich:
Das Feeling des Films. Wirklich sehr düster, wenig Humor, keinerlei unnötige Szenen (die in EII ja teilweise noch vorhanden waren).
Die Darsteller, besonders Ian McDiarmid, Ewan McGregor, Hayden Christensen und Natalie Portman.
Den Score von John Williams, auch wenn er IMO nicht ganz an den von EII rankommt.
Die vielen Anspielungen und die optische Annäherung an die klassische Trilogie.
Und natürlich die tollen Special Effects.
Weniger gut fand ich:
Ausser den im obigen text bereits angesprochenen Kleinigkeitenh eigentlich nur, dass im Vergleich zum Buch sehr viel fehlte. Nichts würde ich lieber sehen, als einen 200minütigen Directors Cut des Films, aber dazu wird es wohl nie kommen. Sehr schade fand ich, wie oben schon angesprochen, das fehlen jeglicher Szenen rund um die Gründung der Rebellenallianz und hier wiederum besonders das fehlen von Mon Mothma.
Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass jemand, der das Buch nicht gelesen hat, den Film mit anderen Augen sieht als ich. So meinten z.B. auch zwei meiner Kumpels, dass der Übertritt von Anakin zur dunklen Seite für sie nicht richtig nachvollziehbar gewesen wäre. Und obwohl es im Film so gut wie möglich (angesichts der beschränckten Laufzeit) umgesetzt worden ist, kann ich das durchau verstehen.
Deshalb mein Tip an jeden STAR WARS-Fan, der sich wirklich für EIII interessiert: Unbedingt das Buch lesen, das nicht nur sehr ausführlich sondern auch ausgeprochen gut geschrieben ist.
So, und wie ordnet sich nun der Film innerhalb der anderen Teile ein? Nun, im Moment würde ich mal sagen, dass er der beste der Prequels ist, allerdings hab ich ihn erst einmal gesehen, EII hingegen schon über zehnmal. Somit heisst es vorerst noch weitere Sichtungen abwarten, bevor ich hier wirklich eine Reihung bekannt geben kann.
So,das wars vorerst, alles weiter dann bei den Einträgen zu den weiteren Sichtungen (die sicher nicht lange auf sich warten lassen werden
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Danke George, danke für diesen grossartigen Streifen, danke für dieses tolle Erlebniss! Der Film ist sicher nicht perfekt, für einen STAR WARS-Fan aber dennoch eine Offenbarung!
Schliessen möchte ich mit einem Zitat von JediPhil, das er bei der EIII-Premiere in Berlin am Dienstag George Lucas engegengebrüllt hat, als dieser die anwesenden Fans begrüsste und das in etwa meine Euphorie ausdrückt, die ich nach dem Film empfand:
"We're not fans, we're believers!"