"...WIR KÖNNEN AUCH ANDERS..."
#452
Geschrieben 31. Mai 2005, 07:07
Sprechblase 01:
Die 70s sind mir in vielerlei hinsicht eigentlich sehr sympathisch.
Sprechblase 02:
Gegen autobiografisches habe ich im grunde auch nichts.
Sprechblase 03:
Aber dieser Harvey Pekar und seine beknackten Nerd-Freunde gehen mir doch gut auf den sack.
Sprechblase 04:
So so, das soll also das ganz normale leben sein, welches Pekar in seinen ruhmreichen comics skizziert.
Sprechblase 05:
Grrrrr, da stellen ich mir wirklich sämtliche nackenhaare auf.
Sprechblase 06:
Das ist nämlich nicht nur grundlegend falsch, sondern auch narkotisierend landgweilig.
Sprechblase 07:
Ok, die szene im supermarkt, mit der immer gleichen fragestellung nach der zu wählenden schnellsten kasse, war klasse.
Sprechblase 08:
Ansonsten ist in Pekars welt aber wenig alltägliches, oder besser gesagt durchschnittliches auszumachen.
Sprechblase 09:
Pekar geht nicht in der breiten masse unter, er ist keine graue maus.
Sprechblase 10:
Er ist nämlich ein derartig elaborierter losertyp, dass daraus quasi schon per selbsterhaltungstrieb eine arroganz entsteht, die absurder nicht sein könnte.
Sprechblase 11:
File under „Collectormania = Schwanzverlängerung = realitätsverlust = emotionaler einsiedlerkrebs = uncool“
Sprechblase 12:
Wer bitte erhebt so etwas zum kult?
Sprechblase 13:
Alles was mir dazu einfällt ist das phänomen Gildo Horn.
Sprechblase 14:
Wenn ich nicht mittlerweile eingeschlafen wäre, müsste ich wohl brechen...
Sprechblase 15:
Abgesehen vom inhalt ist der film ansonsten technisch brillant konzipiert. Das format „Comic“ wurde entsprechend umgesetzt und auch für den wirklichen Harvey Pekar findet sich durch immer wieder eingestreute interview passagen ein platz im film.
Sprechblase 16: Die DVD ist toll gemacht, schicker comicstyle im digipack mit klarsichtschuber. Das booklet, ebenfalls als comic konzipiert ist auch großartig.
Sprechblase 17:
Die bildqualität ist krass gut.
Sprechblase 18:
Der Ton passt auch.
Sprechblase 19:
Die Extras sind belanglos.
#453
Geschrieben 01. Juni 2005, 07:27
Die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und so dauerte es dann auch gut 75 minuten, bis der drang, ein wurfgeschoß in den fernseher zu schmettern, kaum noch zu unterdrücken war. Ungefähr zu diesem zeitpunkt löste sich nämlich auch der letzte strohhalm, es könne sich beim gezeigten um einen traum handeln, in wohlgefallen auf. Man schien diesen unglaublich schmerz-katastrophalen mumpitz, um ein dorftruttchen, welches einer alten liebschaft ins existenzielle verderben folgt, tatsächlich ernst zu nehmen, absurditäten inklusive, kitsch & griebenschmalz ahoi!. „Retardiert“ ist da noch eines der freundlicheren worte, die mir ad hoc in den sinn kommen. Von den schauspielerischen leistungen will ich gar nicht erst anfangen. Denn die waren, überraschung, so unterirdisch, dass sie wahrscheinlich ständig gefahr liefen, mit dem u-bahn netz unterm set zu kollidieren. Und was alle welt an Alexandra Maria Lara findet, muss man mir auch erst noch erklären. Für mich symbolisiert sie nichts weiter als den inbegriff provinzieller deutsche krautsalad-langeweile. Unglaublich, dass für solch einen mist filmfördergelder verschwendet wurden.
HYPNOSIS
Nach einem anfänglichen hoffnungsschimmer, welcher sich in wunderschön ästhetischen bildkompositionen begründet, verflacht die verfrühte euphorie doch schon sehr bald wieder zu gepflegter 'finger-in-nase´-langeweile. So wirklich gruselig oder gar schaurig ist die geschichte um eine obskure selbstmordserie nämlich nicht. Da hilft es auch wenig, dass man das ganze mit mysteriösen hypnose elementen aufpeppen möchte. Schlimmer noch, fängt die hauptaktuerin 'Lieschen Lustig´ irgendwann auch noch an, von grünen affen und außerirdischen zu faseln. Ein dramaturgischer impuls schöpft sich daraus allerdings nicht. Es plätschert alles mehr als das es rauscht, es säuselt mehr als das es schreit. Nach dem dann noch ein paar weitere statisten das zeitliche segnen, ergeht sich der film irgendwann in einem finale, welches den vorangegangenen 109 minuten in jeglicher beziehung die krone aufsetzt. Die spirale aus unsinn-irrsinn-wahnsinn schraubt sich mit einem derart rasanten tempo das klo hinunter, dass sie bereits mit dem beginn der end-credits im örtlichen klärwerk angekommen sein müsste. Ein satz mit X, ganz gewiss…
#454
Geschrieben 02. Juni 2005, 07:48
Wo genau der ursprung meiner ewig alten faszination für monsterfilme und haarige primaten kolosse liegt, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Aber so ganz unschuldig wird das gute alte „Gruselkabinett“, welches seinerzeit spätabends immer in den „Dritten“ über die mattscheibe flimmerte, sicher nicht gewesen sein. ...Monstren, Mumien, Mutationen – tick tock tick tock, knaaaarz, quieeetsch... Eine schöne zeit war das. Von CGI bewaffneten filmseuchen wusste man damals noch genau so wenig, wie vom vorabendlichen boulevard-horror einer Nina Ruge. Stattdessen regierte die „Drehscheibe“. Oldschool Baby!
Wie dem auch sei, Konga hätte zum Gruselkabinett gepasst, wie der gute geschmack zum königlich-friesischen brauhaus in Jever. Ein dem wahnsinn naher forscher kaspert mit wachstumssuppe durch den afrikanischen busch. Nachdem ihm dort mindestens ein moskito zu viel sticht, kehrt er nach einjähriger funkstille zurück ins heimatliche London, im gepäck allerlei grünes dschungeldickicht und einen schimpansen. Dass unser doktor nicht alle latten am zaun hat, rallt man selbst als 3 zelliger zuschauer sofort. Mit todesstarrem blick faselt er ständig etwas von der kontrollierbarkeit des evolutionsprozesses. Schon bald kommt es wie es kommen muss. Dem schimpansen wird ein serum verabreicht und aus 'unserem Charlie´ wird in einer charmant-unbeholfenen tricksequenz ein gorilla. Das sinisterer doktorchen gewinnt indes per hypnose die gewalt über sein neues ziehkind. Wenig später kommt es zu ersten todesfällen. Fehlt eigentlich nur noch das immer gleiche lied von liebe, eifersucht und verderben. Aber dafür haben wir ja Dr. Deckers assistentin, die, unsterblich in ihn verliebt, nicht ertragen kann, dass er lieber jungen hühnern nachstellt. Der gute Konga muss also abermals dran glauben und bekommt eine pimperante verabreicht, die ihm fast die sacknaht aufreißt. Nun bricht natürlich die hölle los und in dem ansonsten furzbiederen London steppt endlich mal der (affen)bär...
Tja, menschen, die in gorillakostümen durch pappmaschee-kulissen stolpern und 'zerstörung´ als primäre lebensphilosophie protegieren, kann ich gut ab. Das ist tausendmal sympathischer und spaßförderlicher als alle überladenen effektschlachten eines George Lukas oder Peter Jackson. Mad Scientists der alten schule symbolisieren für mich ohnehin eine epoche unbeschwert-naiver kinofreuden, die sich einen feuchten kehricht um schnöselige details scheren. Hier geht man noch grobschlächtig zu werke, folgt einem simplen strickmuster und kreiert dabei dennoch ein maximum an entertainment werten, die kein neumodisches hollywood brimborium jemals im stande wäre zu adaptieren.
#455
Geschrieben 03. Juni 2005, 07:04
Vorweg gleich mal ein paar wesentliche punkte:
1.) Thunderbirds war als marionetten spektakel wesentlich cooler
2.) Operation Dance Sensation hat als bissige satire deutlich besser funktioniert
3.) Meet the Feebles ist definitiv der schauwertigere puppen-splatter
4.) Trey Parker & Matt Stone = Bono Vox & The Edge
5.) Matt Damon
6.) Matt Damon
7.) Matt Damon
8.) Eimer bereithalten, und zwar einen großen
Die ersten 15 minuten stehe ich gleich mal kurz vorm einschlafen. Obwohl die satirischen ATTACken auf die US amerikanische außenpolitik der letzten jahre eigentlich ganz nach meinem geschmack sein müssten, lassen mich die zerstörten weltkulturdenkmäler doch nur mit einem müden gähnen zurück. Team America jagt in der ganzen welt terroristen, gibt sich dabei strunzdumm und rammsaut mit einer ziellosigkeit durch die gegend, dass selbst die ägyptischen pyramiden zu schutt und asche zerfallen. Man, diesen schwanzquirl kann ich als realsatire auf CNN tagtäglich haben. Wieso mich also jetzt hinstellen und artig „bravo, bravo“ rufen? Sicher, der ein oder andere geistesblitz regt schon zum schmunzeln an, aber letztlich wird all das durch Trey Parkers tief verankerten patriotismus wieder gegen die wand gefahren. Denn eigentlich ist es ja schon ok, wenn man als weltpolizei ein bisschen was gegen die 'assholes´ tut. Und wenn ein paar 'pussies´ damit ein problem haben, dann muss man sie halt in die schranken weisen. So ein wenig erinnert mich all das an jenes unerträgliche gutmenschengeseiere eines Bono Vox, der justamente wieder mit seiner schmierenkapelle durch die lande zieht, um der kapitalistischen welt von einigkeit und jo-jo-jo-finger-in-po zu predigen. Nicht jedoch ohne ständig darauf zu pochen, was für eine große nation die USA doch seien, voll mit helden, gerade bei den 'troops´ . Wer hierzu anschauungsmaterial benötigt, der besorge sich videomitschnitte der diesjährigen san diego shows oder eine aufzeichnung des gigs in south bend aus dem jahre 2001. Doch seid gewarnt, stellt einen kotzeimer parat. Gleiches solltet ihr im übrigen auch für das ende von Team America zur hand haben, denn auch dieses versprüht den süßlichen analcharme eines patriotischen proleten stammtisches, der als kind mal ganz kräftig auf den kopf gefallen zu sein scheint.
In diesem sinne: Fuck Yeah!
#456
Geschrieben 06. Juni 2005, 10:52
Für mich persönlich symbolisiert das medium film ganz klar den sieg des scheins über das sein. Insofern ist um so ärgerlicher, wenn filmemacher zum zwecke der zuschauerbelustigung blindlings tiere abschlachten. Diesen punkt betreffend, nimmt sich Walkabout dann auch leidlich wenig mit italienischen exploitation 'verbrechen´ ala Cannibal Holocaust. Deutlich vorteilhafter präsentiert sich da schon die phantastische fotografie, welche mit wundervollen australischen landschaftsaufnahmen einen atmosphärischen grundstein legt, auf dem sich die inhaltliche tiefe quasi wie von selbst entfaltet. Dass dem allerdings nur scheinbar so ist, macht nicht zuletzt das formidable editing deutlich, welches die riten der Aborigines in fast schon Jacopettischer manier immer wieder mit equivalenten szenen aus der westlich-industrialisierten welt konterkariert. Der eigentlich gestus des films ist jedoch keine 'Mondo Cane-sche´ pseudo-aufklärung, sondern eine handfeste zivilisationskritik, die sich vor allem im rücksichtslosen umgang des modernen menschen mit der natur ihre bahnen bricht. Am beispiele zweier verlorener weißer wohlstandsgören im australischen outback skizziert Nicolas Roegs sehr schön unser aller unvermögen zum überleben in unverfälscht natürlichen zusammenhängen. Sobald man uns den altbekannten, vorgekauten zivilisationssumpf unter den füßen wegzieht, stehen wir plötzlich wie die deppen im wald, unfähig auch nur für 3 cent unser schicksal selbst in die hand zu nehmen. Die beiden protagonisten des films, unter ihnen die noch junge aber nicht minder attraktive Jenny Agutter, geraten glücklicherweise nach dem unerwarteten selbstmord des vaters an einen jungen ureinwohner, der sich, auf der 'walz´ befindlich, der beiden waisen annimmt, um sie zurück in 'ihre´ welt zu führen. Den weg, den unter anderem der zuschauer dabei beschreitet, ist eine augenöffnende anklage an die adresse rücksichtsloser kapitalistischer ausbeuter, denen verhaltensmuster im natürlichen einklang mit grundbedürfnisbefriedigungen so fremd sind, wie dem papst besuche des örftlichen dorfpuffs. Sehr schön ist im weiteren auch die abstinenz jeglichen pathos' Die verhältnisse werden nahezu kommentarlos skizziert, bisweilen sogar radikal in handwerklichen fragen. Gerade das soundediting setzt in dieser beziehung zu einigen höhenflügen an. Begeisterung, beifall, verbeugung? Total! ...abgesehen von der unverständlichen tiertötungen natürlich.
BLADE: TRINITY
der beste, innovativste, tiefgründigste, vertrackteste, opulenteste, aufwühlendste, bewegendste und glanzvollste film aller zeiten! jaja is klar, ich würde auch nicht auf eine so billige provokation hereinfallen, geschweige denn darauf anspringen...
#457
Geschrieben 07. Juni 2005, 08:45
Das schwarze Museum ist recht flotte crime-horror unterhaltung, dessen spezieller reiz vor allem in den kreativen tötungsarten liegt. Besonders angetan hat es mir ja das fernglas mit den klingenbestückten okularen. Überbordende spannungsmomente sollte man natürlich nicht erwarten, denn dazu ist diese britische produktion aus den späten 50s natürlich viel zu simpel und durchsichtig gestrickt. Entertainment werte lassen sich da schon eher aus dem manischen spiel eines Michael Gough ziehen, welcher auch hier wieder sinister an seinem chef-bösewicht image feilt. Recht putzig ist auch der schluß des films. Nach dem die polizei gut 75 minuten 'mord im dunkeln´ spielt, ist plötzlich alles glasklar. Böse zungen könnten da behaupten, dass das begrenzte budget nach einem raschen und abrupten abschluß der dreharbeiten verlangte.
DÖRT YANIM CEHENNEM
Ich glaube, ich muss dringend mehr filme von Cetin Inanc gucken. Bei dessen 'verbrechen´ verkommt Cüneyt Arkin ja fast schon zur belanglosen nebensächlichkeit. Erst einmal begeistern mich natürlich gleich am anfang die handgemalten credits, wie man sie auch aus turkish star wars kennt. Der radikale 'tonschnitt´ nimmt sich im weiteren auch nichts mit anderen werken des meisters. Anarchie wo man hinguckt. Ebenfalls lustig, die montage der credits. Untermalt von einem john carpenter-ähnlichen score, tauchen sie immer mal wieder auf, nie jedoch durchgehend. Dazwischen sind wilde szenen von türkischen tänzerinnen geschnitten, natürlich mit gänzlich anderer musik. Worum es genau geht, bleibt im großen und ganzen auch unklar. Anscheinend hat Cüneyt der gewalt abgeschworen, die er dunnemals im fiesen nachtclub milieu propagierte. Nun sucht er lieber das heile hippieleben mit frau und kind irgendwo auf dem lande. Zu seinem vater scheint er auch kein gutes verhältnis zu haben, denn der schallert ihm erst einmal gleich ein paar, als er mit seiner bagage anrückt. Tja, und in dem tenor geht’s eigentlich mit zunehmender aggressionsspirale munter weiter. Alle hauen Cüneyt aufs maul... Und irgendwann schlägt er zurück, darin gipfelnd, dass er als mumie im ganzkörpergips böse durch die gegend springt. Ja kinnahs, wir haben es hier wieder mit ganz großem und recht blutigem unsinn zu tun. Raki randale der extraklasse sozusagen. Eine explosion darf nie einfach nur eine explosion sein, sondern muss sich dreimal wiederholen, selbstverständlich möglichst absurd montiert. Und wenn man eine briefbombe frei haus geschickt bekommt, dann darf sie nicht nur im haus explodieren, sondern auch zeitgleich an mindestens 5 anderen siedepunkten auf dem hühnahhof. Rock n roll pur. Ach was sag ich, datt is punk rock, datt schockt!
#458
Geschrieben 08. Juni 2005, 06:40
#459
Geschrieben 09. Juni 2005, 09:00
Ein schwuler kannibalischer serienkiller verlustiert sich munter an den knackigen pötern junger knaben, die dann wenig später auf dem mittagstisch seiner gleich gesinnten clique landen. Aus der story hätte richtig was werden können. Hätte hätte hätte… Ulli Lommel und Kurt Raab jedoch sind solche Spalker-Jochen, dass man ihren film auch prima beim örtlichen baumarkt als 1A eichenholz verscherbeln könnte…
#460
Geschrieben 10. Juni 2005, 06:57
Ätsch mann bätsch, is gar kein reinfeister Bosporus-kracher. Da steckt auch noch 'ne angeknabberte calzone mit im abgasrohr . Nicht zuletzt deshalb darf Kinskis Klaus wahrscheinlich mal wieder den durchgeschossenen professor 'spielen', der den ladies flott in der fresse rumprokelt. Manchen drückt er auch gleich 'ne neue visage rein, was aber nicht immer so gut hält und zu ärgerlichem hackfressenalarm führt. Zwischen all dem patex-pizza-salat strabolkert im weiteren auch noch 'nen stimmgabel-würger durchs tiefe dönertal, der keinem was gutes will...
fakk ey, so'n bisschen hätte ich mir hier schon untertitel gewünscht, denn mein türkisch reicht eigentlich über rudimentäre basiskommunikation wie [achtung! volle lotte 'lautschrifft´ ] „eschek“ und „sickee miällah“ nicht hinaus...
#461
Geschrieben 11. Juni 2005, 09:10
Scha-rott! Kein Atmosphäre, keine Charaktertiefe, behämmertes Konzept und zu allem Überfluss auch noch diese Überlänge. Schlimm!
MATANGO
Die Käserei Champignon lässt es finster schmauchen im ostasiatischen Drogen-Hain. Ob wohl dieser Film dafür verantwortlich ist, dass Syd Barrett nicht mehr alle Rohlinge auf der Spindel hat?...
- The Mushroom at the Gates of Dawn in Ummagumma Land mit crazy scheinenden Diamonds -
#462
Geschrieben 13. Juni 2005, 06:41
I don't wanna join the army - I just wanna dance
Der beste opener, den die fabulösen Turbostaat jemals hatten. Es war wie bei ARD und ZDF, die erste reihe, nur wärmer + körperkontakt. Danach tanzen bis zum morgengrauen, bis zum sonnenaufgang. 6.00 uhr, der hahn kraxelte schon auf seinen misthaufen und rieb sich die dicken klöten wund. In Weihenstephan feierte man indes die auferstehung des börsennotierten alkoholpegels und flog nach Kuba, um im Havanna Club zuckerrohr zu verbrennen. Dort allerdings wackelte Lady Snowblood deutlich verhaltener mit ihrem flatscreengesitz als noch zu zeiten des hinspiels. In der Verlängerung entschied letztlich MIA das spiel mit einem eiskalten konter gegen die vom schiedsrichtergespann fatal benachteiligten Supremes. Nach dem abpfiff kam es fast sogar noch zu subversiven, staatszersetzenden ausschreitungen. Die weitsichtigen anweisungen aus der coachingzone allerdings lagen ganz im trend des FIFA WM2006 sicherheitskonzepts und garantierten einen PS starken freifahrtschein in die dekadenz der Brain-befreiten chill out zone...
THE WARRIORS
a.1) mein lieblingsfilm des jahres 82
b.2) kann ich heuer, abgesehen von nostalgischen aspekten, fast gar nichts mehr mit anfangen, da der streifen komplett debil und kackendämlich ist
c.2a) neuerdings gibt es an der strandpromenade in Coney Island ein überlebensgroßes Warriors graffiti, was mich zugegebenermaßen mit einer unterschwellig gefühlten coolness amüsiert
CARANDIRU
prison on fire III – the south American tattoo connection – polizei SA SS
#463
Geschrieben 14. Juni 2005, 07:24
Ah, ein prachtexemplar türkischer umtriebigkeit in sachen „heute lassen wa es krachen – mit und ohne lachen“. Unsere geschichte fängt recht harmlos an. 2 tiffis machen mit ihren schnauzbartträgern picknick und killahn sich dabei keusch am kleinen zeh. Zeitgleich befindet sich räuber hotzenplotz samt zweier sinistrer betbrüder bereits in der aufwärmrunde zu rustikalen flanschgrößenchecks. Als erstes muss der kohlkopf eines kleinen muttchens dran glauben. Die gute haben sie echt zurecht gemacht, wie E.T.´s ur-oma. Absoluter lacherfolg, keine frage. So den richtigen spaß bringt das den spießgesellen aber nicht. Daher sichtet man auch nur 1,5 szenen später „Uschi & Daggi“ aus der eröffnungssequenz. Und als der postman dann dreimal klingelt, fühlt man sich direkt ins finstere „Last House on the left“ katapultiert. Für Uschi ist das nicht so der persönliche erfolg auf der karriereleiter, da sie sich wenig später „Six Feet Under“ wieder findet. Daggi versucht man im nachfolgenden den so eben erlebten filmriß mit elektroschocks aus der birne zu glühen. So etwas funktioniert natülich immer besonders gut, wenn eine krankenschwetser während der behandlung die kinnlade der patientin nach oben drückt, damit der maulschmodder nicht auf die bisamlederlatschen des krankenhausvorstands sifft. Junge junge, da hat einer echt genau so viel ahnung von elektrischer leitfähigkeit wie ich von guten filmen. Egal, Schnauzbart-manni macht jetzt lustig mit schluß und entrümpelt die vorstadt von allerlei sperrmüllmenschen. Dann ist der film aus heiterem himmel zu ende, was schade ist, denn ich weiß echt nicht, mit welchem double feature flick man so eine dönerkruste vergolden könnte...
BARFLY
everybody is living in their own private hell
Herrlich subversiv! Mickey Rourke kann ich eh gut ab, ganz besonders natürlich in der rolle des versoffenen. Der eigentliche kern des wohlgefallens liegt aber in der abstinenz von selbstmitleidigem losertum. Was hier portraitiert wird, ist ein bewusst gewählter weg, ein robustes FUCK YOU in die sterile visage einer leblosen plastikgesellschaft.
#464
Geschrieben 15. Juni 2005, 08:14
Zustand:
Verrückte weit und breit. Durchgeknallte charaktere ohne hirn und verstand. Kleinkriminelle, die einen auf dicke hose machen. Allen voran Harald, frisch entlassener knastbruder und freund von allerlei debilem kruppzeug, sprich halbgare kochgesellen, kopfgestörte schwedische frauenmörder, selbstmörderische blondchen, hoffnungslose zeberzirrose patienten und gänzlich verbrühte serbo-kroaten. EINEN gemeinsamen plan haben sie nicht, eher schon VIELE. Dass keiner dieser coups gelingt ist zwangsläufig und vorhersehbar, denn alle wollen lustig sein, da kennt das drehbuch kein pardon.
Problem:
Ich habe nicht ein einziges mal gelacht, ja nicht einmal geschmunzelt, bestenfalls vielleicht bemüht die mundwinkel in einer neutralen waagerechten gehalten. Zündende ideen nämlich suchen sich hier vergebens. Das ganze wirkt vielmehr krampfhaft am reißbrett entworfen, ohne esprit, ohne inspiration. File under: kalkulierte lacher in schwarzhumoriger verkleidung = rohrverstopfung.
#465
Geschrieben 16. Juni 2005, 06:40
„Die Zivilisation – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahre 2005. Dies sind die Abenteuer der geschlossenen Anstalt RedneckGuys, die mit ihrer 400 Patienten starken Gummizellenbelegung jedes Wochenende unterwegs ist, um neue Hinterhöfe zu erforschen, neuen Hirnverfall und neue Degenerationen. Viele Lichtjahre von der Intelligenz entfernt, dringt die RedneckGuys dabei in Galaxien vor, die nie ein IQ zuvor gesehen hat.“ (Logbuch des Captains, Sternendatum D.A.V.R.O.S.)
mitwirkender sagte:
Es ist im Grunde müßig, elaborierte Versuche anzustrengen, das Treiben der Backyard Hardcore Wrestler in einen analytisch gesellschaftlichen Rahmen zu bringen. Das Ergebnis wären die üblichen Banalitäten abgesteckter Zivilisationsbodensatz Claims. Ganz davon zu schweigen, dass es dem größten Langweiler-Zirkus seit G.G.Allin deutlich mehr werbende Aufmerksamkeit schenken würde als dieser verdient hat. Ist diese Dokumentation gut gemacht? Wenn man auf billigsten deutschen Privatsender Voyeurismus steht, dann ja.
#466
Geschrieben 17. Juni 2005, 07:51
Schon die opening credits sprechen eine deutliche sprache: “Geschichte wird gemacht, es geht voran“.
Der regisseur, ein gewisser Çetin Inanç. Sein hauptdarsteller, Cüneyt Arkin. Pausetaste gedrückt, kühlschrank geplündert, plopp, bier auf! Die ersten minuten wird noch nicht so richtig klar, was hier eigentlich gespielt wird. Eine alte rostige schese tuckert mit ’mann’ und ’maus’ in der pampa herum und wird von einem haufen auf der straße liegender pseudo-zombies überfallen. Während die ihre gesichtssiffe über sämtliche glasflächen des wagens verschmieren und die insassen schon mal für den nächsten scream-queen contest trainieren, tattert die kamera im besten stadtpark kannibalen style durch ein wildes meer von close-ups. Keine ahnung was das alles soll, aber mausi muss jetzt jedenfalls einen zwangsstriptease hinlegen, weil ihr so'n schmierenpeter den frosch füttern will. Der jedoch hat sich kräftig verkalkuliert. 3 kanurollen später steckt ihm ein stock im arsch, der ihm die verstopfung oben aus dem maul wieder rausdrückt. Mini Maus verschwindet indes im finsteren binladen-wald und ward für die nächsten 40 minuten nicht mehr gesehen. Die nämlich stehen ganz im zeichen des Arkin, der diesmal als Rambo ran darf. Ja genau, R A M B O ! Anstelle des nazi-sheriffs muss er sich allerdings mit ein paar dorfprolls und kontagan-kindern rumschlagen. Und dass Cüneyt besser karate kann als Stallone dürfte wohl auch klar sein. Voll krass Bruce Lee, ey! Manchmal glaubt man, da macht einer breakdance, so flüssig sind die bewegungen. Nun ja, falls aber doch einmal lange weile aufzukommen droht, wird eben einfach ein wenig stock footage von allerlei echsigem wildgetier eingespielt, schließlich sind wir im tiefsten buschdschungel, verdammt! Und schnell laufen kann der Cüneyt, mann-o-mann, wie der rote blitz. Da hätte Jesse Owens alt gegen ausgesehen. Nie nich würden die hier speed-ups verwenden, ih wo. Den score hat man natürlich auch rein selbst komponiert. Ähnlichkeiten mit dem original Rambo score sind rein zufällig und auch überhaupt nicht billgst kopierend in kauf genommen. All das führt zu einer mich schon seit geraumer zeit umschleichenden frage: Wie viel mehr spaß kann kino eigentlich noch machen? Im grunde haben die türken doch seinerzeit unwissentlich avantgardistische bahnen für die wenig später im musikalischen bereich fussfassende sample kultur geebnet. M.A.R.S. – Pump up the volume, du weißt schon. Aber zurück zu unserem kleinod hier. Mini Maus taucht nämlich plötzlich wieder aus dem dickicht auf und macht Karate-Rambo schöne augen. Passenderweise hat sie mittlerweile auch genau so ein beknacktes outfit an wie Cüneyt, samt stirnband und dem ganzen anderen waldaffen gedöns. Zusammen gehen sie gleich mal eine runde baden. Nein ihr lustmolche, Cüneyt zieht jetzt nicht die seife aus dem kulturbeutel. Dass kann Mini Maus schon ganz alleine. Hätte jetzt bloß noch gefehlt, dass da 'ne duschkabine im unterholz steht. Aber so'n see tut's ja auch, um sich im ultra-sleaze mode die hupen zu massieren. Nebenher passiert dann noch eine ganze menge weiterer unsinn, bis Mini Maus schließlich nach geschlagenen 70 minuten in einer mausefalle verreckt. Knobi-Rambo gefällt das gar nicht, also wird geplättet was geplättet werden muss. Am schluß sogar so'n kleiner verkrüppelter narbenaugust, den er noch von früher zu kennen scheint....
Alte scheiße, was eine granate von film. SON!
DELI FISEK
Und gleich noch einmal das gespann Çetin Inanç / Cüneyt Arkin. Diesmal allerdings in einem sehr dialoglastigen 'epos' so dass ich kaum checkung habe was hier passiert. Ok, wer der böse ist, bekomme ich gerade noch auf den schirm. Aber wenn der auch, wie der trenchcoat typ aus der sesamstrasse, der Ernie immer ein E verkaufen will, mit udo lindenberg hut und porno-sonnenbrille durch die vorstadt rockert, dann bleibt das offensichtliche eben offensichtlich. Sein erstes gastspiel gibt er bei einem schwarzhaarigen luder, einem hupmonster vorm herrn. Klingelingeling, hier kommt der eiermann. Ich habe fast den eindruck, es gibt keinen türkischen exploiter ohne derbe vergewaltigungsszene. Schnitt! Wir befinden uns am pool der knoblauch-mafia, die anscheinend den ganz großen schlag gegen dr.kneips geruchlose pillen plant. Unser sesamstraßen epigone von eben scheint da auch irgendwie involviert, aber wie gesagt, sprech ich türkisch oder was?! Nun denn, so langsam kommt auch Cüneyt ins spiel. Quasi als James Bond im kleinkümmelformat, der das luder mit die dicken hupen zu beschützen hat. Schon ziemlich bizarres zeugs das. Vor allem der soundtrack ist einmal mehr größer als King Kong. Instrumentales Carly Simon „All Time High“ gedudel meets Diamanda Galas industrial krach, garniert mit der markanten duschvorhangszene aus Psycho. Das spiel mit den speed-ups hat man natürlich auch hier wieder bis zur perfektion drauf. Der größte lacher allerdings ist ein sprung von einer autofähre ans land, bei dem sich der wagen für 3 meter wegstrecke unendlich lange in der luft befindet und dann bei der landung für eine sekunde zu einem matchboxauto mutiert. Die haben echt so das rad ab die türken. SON!
#467
Geschrieben 20. Juni 2005, 07:07
Guck einer an. Die türken können auch konventionelle filme abliefern, jedenfalls verglichen mit den anarchistischen sinnesattacken der letzten tage. Cüneyt Arkin, der, jetzt wird es mir endlich klar, hammerhart Pierre Briece ähnelt, ist mal wieder der gute. Winnetou darf er zwar nicht spielen. Dafür aber einen Bullen, der bei einem einsatz in der drogenkriminalität seinen freund und kollegen verliert. Das schreit natürlich nach rache und muss der leid klagenden witwe im 150% klischee mode am offenen grab des ermordeten versprochen werden. Eine kleine politische komponente scheint es auch zu geben, denn man sieht öfter mal so wichte unter amerikanischen und griechischen fahnen orthodox konspirativ an runden tischen sitzen. Da mein türkisch von gestern auf heute aber keine weltbewegenden fortschritte gemacht hat, kann ich nur spekulieren, dass es sich hierbei eventuell um ein propagandistisches element zur zypern-frage handelt, wer weiß. Propaganda oder nicht, aufs maul gibt es fett. Darin gipfelnd, dass Cüneyt einen der drogenbarone auf die sägebank spannt, um ihm erst mal die kimme frei zu schrubbeln. Gore faktor blutwurscht! Danach wird der abwasch eigentlich nur noch abgetrocknet und mündet schließlich in einem finale, in dem die große bärenfalle ausgepackt wird, um auch den letzten der muselmänner noch ins bein zu zwicken. Der sagt dann selbstverständlich artig aua und es heißt wieder SON!
Für einsteiger nicht unbedingt empfehlenswert, da man ohne türkische sprachkenntnisse dem dialoglastigen plot doch ziemlich achselzuckend gegenüber steht. Spaß macht's natürlich trotzdem, denn, unverstanden oder nicht, Insan Avcisi bietet wieder alle grundzutaten, die man von einem bosporusböllerr erwartet: fette handkante, stranges overacting, sleazigen sexismus, hoppelnde dicke möppse und allerlei obskures handwerkssverständnis.
KANIMIN SON DAMLASI
Nach dem Molotto mich angestachelt hat, mal wieder den gang zum türkischen supermarkt anzutreten, stehe ich jetzt mit 4 neuen VCDs da. In dem laden war ich das letzte mal, als ich noch verzweifelt nach Turkish Star Wars am suchen war. Seinerzeit komplett 'betriebsblind' fiel mir gar nicht auf, dass die tatsächlich auch jede menge anderen alten schund am start haben. Nebenbei gabs auch noch ein recht lustiges verkaufsgespräch, in dem man mich fragte ob ich türkisch spräche, denn die filme seien nicht auf deutsch. Nach meiner verneinung dann ungläubige blicke, die sich noch steigerten, als ich anmerkte, dass es auf die dialoge bei den filmen nicht so ankämen. 'Bildgewaltiges´ kino sei selbsterklärend, so meine quasi 'entschuldigung´ für das dem verkäufer suspekte interesse am türkischen kulturgut. Seine skepsis schien sich dann aber schnell zu legen, denn ich wurde umgehend mit geschichten über Yilmaz Güney bombardiert. Anders als ich selbst nämlich, hatte der verkäufer längst erkannt, dass alle 4 ausgesuchten 60's filme mit eben diesem hauptdarsteller waren. Nächstes mal, wenn ich wieder käme, wolle er mir eine postkarte mit original autogram zeigen. Ey, hier trafen 2 echte fans aufeinander. nur dass der eine vom andern nicht wusste, dass er überhaupt keine checkung von der materie hat, bzw. eher dem charmanten trash aspekt der produktionen zu spricht, und der andere beim einen wohl ebenfalls erst recht spät erkannte, dass diese filme in ihrem heimatland, oder zumindest bei aus diesem land stammenden menschen, durchaus ernst genommen werden. Wie dem auch sei. An der kasse dann der nächste schmunzler. Eine alte türkische frau kassiert 32 euro bei mir ab. Sie mustert erst mich und dann die VCDs. Abschließend wirft sie mir ein wertschätzendes „alle mit Yilmaz Güney“ zu, was von mir mit einem innerlich amüsierten, äußerlich abgeklärten & oskarreifen „na klar“ beantwortet wird...
Der erst blind verköstigte film aus dem viererpack ist Kanimin Son Damlasi. Bereits die ersten minuten machen mich zum fan. Im prallsten Russ Meyer mode räkeln sich dicke tröten zu laszivem sixties surf sound durchs bild. Immer natürlich mit einem leicht orientalischen touch. Yilmaz Güney liegt indes im bett und freut sich feist über seine anschwellende nudel. Kunststück bei solch einer schlafzimmerperformance. Unterbrochen wird das ganze immer mal wieder durch hölzerne schnitte, die uns auf ein zeitgleich stattfindendes verbrechen aufmerksam machen. Anscheinend wird gerade eine bar oder ein nachtclub ausgebraubt. So genau kann ich das nicht erkennen, denn die bildqualität dieser VCD ist das unterirdischte, das mir jemals als lizenzprodukt in die finger gekommen ist. Die dialoge scheinen sich auch in grenzen zu halten, was aus zweierlei hinsicht gut ist. Erstens ist das rauschen eh mindestens so laut wie der eigentliche filmsound und zweitens, nee is klar, oder? Na wie auch immer, als nächstes kommt es zu einem kleinen plot sprung im film, der mich glauben lässt, dass hier einfach etwas fehlt, denn ganz so gülle gülle scheint diese produktion nämlich nicht zu sein. Plötzlich befinden wir uns also in einem gerichtssaal. Auf der anklagebank Yilmaz Güney, die zeugin unsere dancing queen von eben. Ganz offensichtlich will man den helden für den schon erwähnten überfall verantwortlich machen, was auch solide gelingt, denn trulla3B reißt Yilmaz voll in die scheiße. 3 gähnende knast szenen später kommt es zu einem gefangenen transport bei dem Güney die flucht gelingt. Unseren amateur kriminellen geht natürlich ordentlich der stift, denn auch sie wissen, wie rache funktioniert. Es heißt also mal wieder alle gegen einen. Zwischendrin gabelt Yilmaz noch eine frau auf, die er sprichwörtlich auf der grünen wiese findet. Romance ikk hör dir trapsen. Watt soll ich sagen. Der film ist garantierte kurzweil pur und erinnert mich stellenweise an die deutschen edgar wallace produktionen aus der selben zeit. Simpelstes strickmuster, attraktive weibliche verführungskraft, der nötige schuß robuster gewalt und eine lauflänge von maximal 80 minuten. Kann was!
SILAHLARIN KANUNU
Yilmaz Güney ist mal wieder down mit die ladies. Naja, kunststück. als türkischer James Bond kann man das wohl auch von ihm erwarten. So etwas in der art soll er hier wohl verkörpern. Der score zumindest besteht ausschließlich aus instrumentalem Goldfinger gedudel sowie anderen 007 versatzstücken. Das einzige was diesen film jedoch darüber hinaus in einen superagenten kontext setzt, ist, ist, ist... ähm, ist irgendwie komplett nicht vorhanden. Klar, Yilmaz ist 'ne coole sau. Wenn er mal gerade keinem attraktiven busenwunder nachstelzt, sitzt er lässig mit sonnenbrille in einem nachtclub und erschreckt verbrecher. manchmal geht es sogar um gold und es fallen schüsse. Das altbekannte britisch-mondäne setting jedoch wird bei den türken gegen einen budgetbedachten plattenbautencharme eingetauscht, der von sinistren weltbedrohern soweit weg ist, wie das fussball team aus Zansibar vom gewinn der weltmeisterschaft. Entschädigung findet der geduldige zuschauer dafür in hoch entertainmentwertigen 60's tanzeinlagen knapp beschürzter bosporusbabes. manchmal möchte man sogar meinen, einem prähistorischen desouswerbevideo beizuwohnen. Ich sag mal, mit den richtigen, vor allem aber genügend drogen, geht das schon ab.
KORKUSUZ (SERDAR)
Jetzt bin ich mir doch ziemlich sicher. Cetin Inanc ist cinarchist. Wenn man nur Turkish Star Wars kennt, könnte man meinen, es handle sich dabei um ein reine zufallslacher, um willkürlich und beiläufig entstandene abstrusitäten. Doch daran kann und will ich spätestens nach diesem film nicht mehr glauben. Klar, betrachtet man nur einen kleinen ausschnitt seines schaffens, so entsteht vielleicht der eindruck, es gäbe für ihn keine regel, die sich nicht zu brechen lohne, um danach plan und kopflos die dissonanteste kinopolka aller zeiten anzustimmen. Das jedoch ist nur partiell korrekt. Sicher, konventionelle arbeitsweisen sind ihm fremd. Doch auch er funktioniert letztlich nach glasklaren mustern und stellt seine filme auf immer gleiche, wenn auch ungewöhnliche eckpfeiler. Vor allem der abenteuerliche schnitt, die kameraführung und das tonediting sprechen dabei eine deutliche sprache. Und die ist keineswegs mit der stümperei im bett, sondern sucht sich ihr molliges kuschelplätzchen zielgerichtet im warmen schoß der GROßEN KUNST.
Cüneyt Arkin darf diesmal leider nicht mit ran. An steller seiner rumpelt hier so'n muskelspack durchs gelände, der sich ansonsten wohl als bodybuilder verdingt. In Serdar muss er aber keine jury von eiweiß verquirlten pumpah qualitäten überzeugen, sondern das publikum von seinem testosteron-talent als hilfs-Rambo. So etwas nämlich soll das hier wohl sein. Handlungstechnisch bleibt der film zwar ziemlich schwammig und mehr oder weniger konfuzius. Aber bestimmte elemente schreien dennoch ganz klar RAMBO RAMBO RAMBO. Eigentlich spricht das alleine ja schon für eine menge spaß. Doch wenn man bereits Inanc's straightere und 'originalgetreuere´ interpretation des selben stoffs namens VAHSI KAN gesehen hat, dann stinkt Serdar dagegen schon ein gutes stück ab. Geht halt nichts über Cüneyt, wa?!
INTIKAM BENIM
So, Cüneyt ist wieder da. Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Wer übrigens in kurzer konzentrierter form wissen möchte, was ich bei Korkusuz mit kameraführung, schnittfolge und tonediting meinte, der braucht sich nur die eröffungssequenz von Intikam Benim reinzupfeiffen, um per autopilot sofort auf den gigantischen charme des Cetin Inanc eingenordet zu werden. Autoverfolgungsjagden, speedboat rasereien, die natürlich auch nur deshalb als solche bezeichnet werden können, weil wieder jemand den finger nicht vom speed-up knopf lassen konnte, quietschende autoreifen auf gerader strecke, türkenkarate welches soundtechnisch mit pistolenschüssen unterlegt ist, menschen mit wahnsinnsstarrem blick sowie gewalt gewalt gewalt - und das alles per cutter ritze-ratze-rundgesägt und neu zusammengesetzt. Das ist kunst, das ist Cetin Inanc in reinkultur! Jetzt, beim zweiten mal gucken fällt mir übrigens auch auf, dass Intikam Benim eine James Bond adaption ist. Cüneyt, polierter ladiesman vorm herrn, ist feind vom ultimativen bösen. Eine chance hat natürlich niemand gegen ihn. Weder das verbrechen, noch die ganzen tusen, die ihm im minutentakt an die nille wollen. Alle kriegen irgendwie den arsch versohlt. Ach man, das gespann Inanc/Arkin ist einfach unschlagbar. Dramaturgie befreite daueraction, sinnloseste schnitte, explosionen aus heiterem himmel, nonstop bruce liii karatealarm, autofahren ohne hinzugucken, stock footage amerikanischer filme im sampling deluxe mode, flammenwerfer aus alten ofenrohren und und und... Eine meiner lieblingsszenen ist, wo Cüneyt nach einer tiefsee-harpunen-party aus dem wasser gekrochen kommt, in der hand eine 'operation dance sensation´ waffe mit halb übergestülpter plastiktüte, wegen wasser und waffen nix mix, verstehen kollege?! Ey, und da fragen mich türken, wenn ich so exklusivschund auf dem flohmarkt erstehe, echt, ob ich türkisch spreche und diese filme selber gucke??!!
#468
Geschrieben 21. Juni 2005, 06:47
Willkommen liebe schlechtgeschmäckler zu einer neuen folge der stets beliebten(?) serie „Bizarrsky & Hutch“. Ursprünglich zugespielt wurde mir dieser film nicht nur über zwielichtige quellen, sondern auch unter dem titel ‘Kanly Saray’. Das macht insofern sinn, als dass er seinerzeit von ‘Erdgas Produktion Berlin GmbH’ für den türkisch sprechenden markt in deutschland auf VHS veröffentlicht wurde. Der werte leser vermutet also schon ganz richtig, der in hindi gedrehte film ist türkisch synchronisiert, was gleichzeitig auch der grund dafür war, dass er erst jetzt sein volles reiz-leistungs-system preisgeben durfte. Denn eigentlich dachte ich ja, mir eins-zwei-drei eine originalsprachige vcd von dem teil besorgen zu können. Als ich neulich in London durch die Brick Lane stolperte, habe ich bestimmt jeden verdammten Banglatown händler bis zum erbrechen vollgelattet. Ergebnis: „Oh ja, der ist ziemlich selten, da habe ich auch schon mal von GEHÖRT.“ Alles klar kollegen, danke für die hilfe... Na egal, ob nun hindi oder türkanisch issich für so'n dorfdeppen wie mich ja auch jacke wie hose. Also rein mit dem teil und gucken watt datt kann. Der anfang ist auf alle fälle gleich mal rock n roll für meine augen.
Finster schmaucht der dattelhain
und plötzlich kracht ein blitz hinein.
Natürlich ist er aufgemalt,
denn nur dafür wurde bezahlt.
Im bette liegt ein dicker mann
und faucht sich seine füße an.
Als er sich dann berappelt hat,
lacht man sich plötzlich tierisch schlapp.
Das drehbuch nämlich will es es so,
dass er aussieht wie'n idot.
Die möhrchenzähne aufgesteckt,
wird nun manch junges ding erschreckt.
Manchmal sogar da stirbt es auch,
weil's Rumburak das hirn zerraucht.
Dem dorfesrat gefällt das nicht,
da knippst man ihm aus das licht!
20 jahre später dann,
klopft es erneut im schlosse an.
Da denkt sich unser Rumburak,
die bande mache ich doch platt.
Mit pockenfresse ausstaffiert,
wird's leben wieder ausradiert...
Mit anderen worten, nach 20 jahren ruhe im karton, stolpern neben Disco Kalle & seinen Funky Bombay Babes auch noch Räuber Hotzenplotz und ein Eddy Arent epigon ins verlassene maharadscha-heim. Nach dem sich dann alle artig vorgestellt haben, was für den zuschauer vor allem bei Disco Kalles ausladenden tanzeinlagen eine mitunter strapaziöse angelegenheit ist, steht Rumburak gleich zweimal wieder von den toten auf, weil er es wohl auch nicht fassen kann, was sich für ein strunzdebiles gesocks in seinen vierundvierzig wänden eingenistet hat. Etwaiges fragendes kratzen am kopf übergeht man übrigens am besten gleich mit dem öffnen eines Weihenstephan Hefe Weizen. Alles andere hat eh keinen wert. Noch besser wäre es allerdings vorsorge zu treffen, und das erste bier schon vor dem starten des films zu öffnen. Dann nämlich ist die korrekte betriebstemperatur bereits garantiert, wenn zu allen tanzeinlagen eine gelb blinkende laufschrift durchs bild flackert: „home video presentation“. Ache nee, sach an, echt jetzt?! Nur gut, dass die ganze bagage dann reihenweise abnippeln muss, weil wirklich erträglich sind diese vögel nicht. Vor allem unser slapstickfred mit seiner feder am kopf geht jawohl gar nicht. Wenn ich mir vorstelle, ich würde das auch noch verstehen, was der sich da so zurecht kaspert, dann wäre ich mittlerweile aus reinem selbsterhaltungstrieb wohl schon beim dritten bier. Nur gut, dass Rumburak in schöner regelmäßigkeit den kieferorthopädenkunstfehlermaniac gibt, denn ohne ihn wären die über 120 filmminuten die größte zumutung seit dem 1982er WM spiel zwischen deutschland und österreich...
Randnotiz:
Interessanterweise sieht der film aus, wie ein typisches 70s produkt. Die IMDB aber weiß, dass er in den späten 80s entstand, was der verwandten ‘tricktechnik’ noch einmal einen extra-obskuren boost verleit.
Fazit:
Selbst deutliche längen und unerträglichstes slapstickgespaste können nicht verdecken, dass ich solchem schund hoffnungslos erlegen bin.
KORKUSUZLAR
Autsch, krasser fehlkauf. Merke: Nicht jede waffe auf einem türkischen VCD cover bürgt auch für rustikale fulltime action. Yilmaz Güney gibt hier eher den gebrochenen freizeitgangster, den man gegen seinen willen (oder doch eher meinen?) in ein 100% dialoglastiges untergrundmilieu drama gesteckt hat. Keine ahnung, worum es nun genau ging, aber es wurde ein bisschen durch die gegend entführt, falsch gespielt und auch sporadisch messer gestochen. Zudem wirkte die schose extrem amerikanisiert, so dass sich erst gar kein eigener charme bilden konnte. Verglichen mit der 15 bis 20 jahre später entstandenen raki randale kann das hier relativ nullnichts.
#469
Geschrieben 22. Juni 2005, 09:16
Dass ich mal einen solch desaströs langweiligen Çetin Inanç film sehen würde wie Kizilmaske, hätte ich ehrlich gesagt nie für möglich gehalten. Nichts, aber auch gar nichts versprüht bei diesem billigsten und uninspiriertesten Batman & Robin abklatsch auch nur den hauch von esprit. Klar, so kleine schmunzler zwischen durch gibt es immer mal. So zum beispiel der ultraböse mit aufgemaltem totenkopf auf der plauze, der in einer höle rumrödelt. Oder auch der gute maskenmann mit seiner ultra-billigen flohmarktlederjacke. Wirklich was ab geht hier jedoch nicht. Keine schnittanarchie, keine soundtrackexperimente, keine absurde gewalt, einfach gar nichts. Die story dreht sich wohl um einen forscher, dem irgendwer was böses will. Da muss natürlich Gutmaske & sein kollesch helfen und nebenbei auch noch die blonde tochter vom verwirrten professor entjungfern. Folgerichtig setzt es schellen rechts schellen links, nach dem zuvor magermotiviert über die dächer von Istanbul gehüpft wurde. In der 70. minute ist der film dann urplötzlich zu ende, was alles in allem nicht sonderlich bedauerlich ist. Auf weitere Inanç s/w filme aus den 60's kann ich nach diesem erlebnis ganz gut verzichten. Selbiges gilt im übrigen auch für VCDs mit ähnlich schlechter bildqualität wie Kizilmaske. Alleine das wort qualität ist in diesem zusammenhang schon eine beleidigung vorm herrn. Ich möchte ja wirklich mal wissen, aus welcher müllhalde das master für diese VÖ gezogen wurde. Teilweise sieht man überhaupt nichts vom film, da entweder soviel dreck auf dem master ist, dass selbst meister propper keine chance mehr hätte, oder der film wahlweise komplett über- bzw. unterbelichtet wurde. Katastrophe pur! Ich war schon kurz davor, den vorzeitig abzustellen, weil es streckenweise unerträglich war...
YEDI BELALILAR
Ein western, ein türkischer, von 1970. Viel bum bum, nonstop action. Toller score, irgendwie wüstenstaubig mit hippierock anleihen. Für pferde hatte man anscheinend kein geld, deshalb latschen alle zu fuß durch die wüste. Eine frau ist auch dabei und sie sieht sehr attraktiv aus, soweit man das dank der miserablen VCD qualität erkennen kann. Es ist nicht einmal klar, ob es sich bei dem film um eine farb- oder s/w produktion handelt, denn das bild ist eine mischung aus braun-, gelb- und rottönen. Grotte, wirklich! Den würde ich gerne mal mit verständlichen untertiteln und in ordentlicher qualität sehen, denn mir scheint, der kann eine ganze menge.
#470
Geschrieben 23. Juni 2005, 06:33
‘n paar Heios knattern mit “Der wilden 13” durch die anatolische Pampa und spielen Rebell Yell in turkish Hell. Am Wegesrand finden sie Sleaze und Krieg, Klamauk und Wüstenstaub, Edelstein und Hänschenklein. Nur wirklich schauwertiges, das finden sie nicht, in dieser vollverkrampften Dönergicht, denn lediglich der Rumba-Beat kracht donnernd wie ein Hardcore-Lied.
#471
Geschrieben 24. Juni 2005, 06:42
Schöner film, wenn man diesen ganzen Zorro käse zu verdauen weiß. Die fronten zwischen gut und böse sind klar abgesteckt und die plankoordinaten von liebe, verrat und wohltätertum werden bis in den roten bereich gedehnt. Der türkische Zorro teilt gut aus. Ganz gleich ob mit bleispritze, peitsche oder karatöser handkante, des gegners lippe ist ein ums andere mal dicker als seinerzeit Tommy Lee's gemächt in einer nicht so privaten „Traumschiff“ folge. Auch die kostüme stehen denen Hollywoods in nichts nach. Aber hier liegt der döner auch schon im krautsalat begraben. Das bedauerliche an der sache ist nämlich, dass man überhaupt nicht merkt, aus welchem land die produktion stammt. 1969 war man in der türkei ganz offensichtlich noch damit beschäftigt, adaptierte US stoffe möglichst originalgetreu umzusetzen und sie nicht, wie in späteren jahren, bis ins mark zu vertürken. Gerade letzteres jedoch ist maßgeblich für jenen charme verantwortlich, der diesen filmen den nötigen topspin mitgibt, um sie auch ohne türkische sprachkenntnisse 70 bis 90 minuten inbrünstig verfolgen zu können.
#472
Geschrieben 27. Juni 2005, 06:49
Jawoll, Dr.Satan bedroht die welt und zieht in seinem sinistren sog allerlei gutmenschliches gelumpe an, welches sich mit mann, maus und hirnschwund gegen ihn verschworen hat. Unter anderem trollen Sherlock Holmes als Louis de Funes klon und ein maskierter möchtegern Santo durch die drolligen, knallbunten 70s kulissen. Fesche ladies hat’s natürlich auch satt, das ist klar. Tittie-Parade ole! Dr.Satan arbeitet da schon mit ganz anderen tricks. Mit rübezalbart und stylischem discoglitter berockt er den unterhaltungsnerv des zuschauers wie kein zweiter. Seine kumpanos baut er sich auch selbst. Alu folie ausgepackt, Aldi krempel kleingehackt, radioteile draufgesackt, roboterts im halbvierteltakt. So kann man auf den putz hauen, so kann man forscher klauen. Der Santo-Mann, der blöde bock, ist als superheld jedoch ein schmock. So dauerts dann auch fast 'ne stund bis er des Satans Hütt gefund. Mit surfmusik und 00Bond siegt Santo dann aber gekonnt. Und die stimmung, die ist ganz famos, denn die Türken machen hier höllisch ein’ los!
CONSTANTINE
Die ersten 30 minuten sind gar nicht mal so übel. Vor allem spannung und tolle cinematografie sind die grundfesten, die mich all die kritischen stimmen zu diesem film anzweifeln lassen. Dann jedoch setzt nicht nur irgendwann die penetranteste anti-raucher-propaganda ein, die das kino jemals zu bieten hatte, sondern auch in einem lungenzug eine langeweile, die sich Bayer als schlafmittel markenrechtlich schützen lassen sollte. Es winken big $$$, die rezeptur wirkt. Halt das üble CGI effekt massaker, dessen figuren streckenweise nicht die geringste motivation für ihr tun oder gar ihre generelle existenzberechtigung erkennen lassen. Darüber hinaus holpert auch die handlung vor sich hin, wie ein bollerwagen aus Bullabüh. Die einzige sich daraus ergebende dynamik ist der drang zur stoptasten betätigung auf der fernbedienung. Wirklich übel ist auch gleich am anfang die plumpe nationalistische hetze gegen mexikanische migranten, denn natürlich klettert das böse in form eines latino illegal über den imperialistischen maschendrahtzaun. Das ist fast schon zu ärgerlich, um noch mit dem kopf drüber zu schütteln.
#473
Geschrieben 28. Juni 2005, 06:43
toll wie hier mit fotografie umgegangen wird, toll wie hier mit zwischenmenschlichkeit als ambivalenter konstante gearbeitet wird, toll wie hier der mental unverarbeitbare drang nach wahrheit portraitiert wird, toll wie hier der zuschauer in die position des emotional verletzten gebracht wird, toll wie hier der kitsch umschifft wird, toll wie hier der gleichnamige Nine Inch Nails song kein habitat findet, toll wie hier mit majestätischen sequenzen abgeschlossen wird, toll wie hier guten gewissens nicht steht, was mir nicht gefallen hat, toll.
KILINK INSTANBUL’DA
Skelett-Mann vs. Super-Mann. Checkich lachen vs. krumm kugeln. Bei so etwas hat sich Çetin Inanç also seine meriten als regie assistent verdient, soso. Na die story ist denkbar simpel. Der böse will die weltherrschaft, dominion baby! Wie nicht selten in der filmgeschichte geht es auch hier um eine formel, die das gute zur bekämpfung von krebs, und das böse zur bekämpfung der menschheit exklusiv `unter vertrag nehmen` will. Spitzfindige bemerkungen, wo da denn jetzt eigentlich der unterschied zwischen der menschheit und krebs liegt, verkneife ich mir an dieser stelle mal...
So wirklich viel pfiff hat das ganze leider nicht und originär ist es schon mal gar nicht. Umberto Lenzis „Kriminal“ filme beispielsweise warteten 1 jahr früher mit einem identischen fieserich auf. Aber um exklusivität geht's bei den türken ja auch gar nicht. Vielmehr steht ein ums andere mal der rundumschlag gegen den guten geschmack im vordergrund. Und dieser kann durchaus als vollends geglückt bezeichnet werden. Die handlung hoppelt übers anatolische stoppelfeld wie Meister Lampe im kurzurlaub, die darsteller verwechseln in einer nahezu unnachahmlichen art und weise den stumm- mit dem tonfilm und die knapp beschürzte bunny parade gibt gas wie ein stock car rennen. Ach, wenn ich es mir recht überlege ist dieser schrott eigentlich doch ganz witzig.
#474
Geschrieben 29. Juni 2005, 07:14
Ah, das is doch watt nach vadders dünken. Umberto Lenzi in besseren tagen, 1966, style und charme, comic adaptionen, yes sir. Diamonds are a girls best friend? Möglich. Aber nicht nur die ladies sind spitz wie lumpi auf die funkelnden klunker. Auch bei unserem chefstraftäter „Kriminal“ ist das Diamantenfieber voll entbrannt. In seinem markenzeichen, dem skelettoverall, hangelt er sich von abenteuer zu abenteuer und ist dabei deutlich sympathischer, als all das, ihm von hinten in die beine grätschende, gutmenschengelumpe. Ob London, Madrid oder Istanbul, für Kriminal gibt es keine bastion der unerklimmenbarkeit. Insbesondere gilt dies natürlich auch für die damenwelt, als deren ungekrönter mr. lovah lovah er allzeit bereit steht. So ein bisschen erinnert der flair gelegentlich an James Bond, was ich mir im kontext eines gänzlich anderen grundtenors gerne gefallen lasse. Sympathisch durch und durch!
GRAND THEFT PARSONS
Au weia, das script meint es nicht gut mit den darstellern. Einzig und allein Christina Applegate gelingt als zickige ex-freundin des verstorbenen country barden Gram Parsons eine halbwegs passabl karikierte performance. Johnny Knoxville als roadmanager hingegen rennt genau so in die schauspielerische lächerlichkeit wie Robert Forster als trauernder vater. Aber wie sollten sie auch glaubwürdigkeit an den tag legen bei einem drehbuch, dass ihnen im minutentakt den dümmsten reißbrettunfug vorsetzt? Sieht so etwa ein trauernder vater aus? Ein gebrochener mensch, der wie Forster recht unbeteiligt mit starrer mine die dinge über sich ergehen lässt? Keine einzige träne, kein emotionaler zusammenbruch, nichts. Fast noch schlimmer agieren die polizisten im film. Als Knoxville nämlich mit seinem debilen drogenkumpan den leichnam seines früheren freundes klaut, um ihm das versprochene begräbnis in der wüste zu ermöglichen, von dem dessen familie nun so rein gar nichts hält, stellen sich die cops an, wie die torfköppe vorm herrn. Ja sicher, schon klar, das ganze soll unglaublich lustig sein, har har. Das, was letztlich dabei heraus kommt fängt schon auch mit L an, nur hört es eben nicht mit USTIG auf. Ich überlege gerade in welcher disziplin dieser film eigentlich nicht gescheitert ist? Als roadmovie taugt er nichts, als komödie auch nicht, als satire dürfte er nie konzipiert worden sein und von einer etwaigen ernsthaftigkeit ist er soweit entfernt wie der nord- vom südpol. Da bleibt unterm strich nicht mehr wirklich viel übrige, freunde..
#475
Geschrieben 30. Juni 2005, 07:18
Cüneyt Arkin mimt den einsamen profi killer. Den gebrochenen, den nachdenklichen, den stillen, den traurigen, den melancholischen, den suchenden. Liebe scheint ihm fremd oder bestenfalls als sehnsüchtiges verlangen ein begriff. Eines tages jedoch gerät er an eine ganz in weiß gekleidete frau, die sein herz gegen ihres tauscht. In langen atmosphärischen kamerafahrten, begleitet von einem vortrefflichen score und endlosem geplapper aus dem off, durchkreuzen sie fortan zusammen die staubigen steppenlandschaften der türkei und mähen dabei alles nieder, was sich morgens nicht die zähne geputzt hat. Frei nach dem motto „wer gewalt säht wird blut ernten“ ergibt das unterm strich eine sauber produzierte gewaltorgie, deren grundstimmung sich aus ähnlich reduzierten moll tönen formiert, wie die bei John Woos späteren Hong Kong filmen.
Es ist einigermaßen erstaunlich zu sehen, dass Cüneyt Arkin als gänzlich in schwarz gekleideter hitman auch in ernsthafteren rollen seinen mann steht. In rollen, die nicht nur stumpf karate kack im komödiantischen comicformat erfordern, sondern zur abwechslung auch mal wert auf mimik und einfühlsames schauspiel legen. Mit dem plakativen „schwarz/weiß“ kontrast aka „todbringendes verderben vs. unschuldige reinheit“ zwischen Cüneyt und seiner liebschaft streift man zwar in höchst gefährlichem maße das sumpfige feld ekelhaften kitsches, doch darüber kann ich aufgrund der anderen schauwerte mühelos hinwegsehen.
#476
Geschrieben 01. Juli 2005, 06:28
Wie schon Kral Affetmez, so ist auch Kavga wieder eine atmosphärisch dichte regie arbeit Cüneyt Arkins, mit deutlicher bloodshed prägung. Underdog und anti-held ist diesmal Kemal, der zusammen mit schwester und bruder im alter von ca. 8 jahren zum vollwaisen wird und fortan auf eigene faust butter bei die fische bringen muss. Als er eines tages vom örtlichen ‘knack & back’ patron beim brotklau erwischt wird, lattet dieser ihn erst mit seinen feinen kumpanen zu klump wie ein mischbrot, um ihn anschließend vor den kadi zu zerren. Kaum einen tag im bau, knallt herzmensch Kemal auch schon den ersten flachflieger weg. Es winkt ein bonusspiel auf der schloßallee, extra teuer, extra lang. Als er dann etwa 10 neujahrsfeste später doch noch aus dem bau entlassen wird, sticht ihn umgehend der hafer und Kemal muss noch einmal zurück auf start, bis er wieder eine 6 gewürfelt hat. Bevor ihm das jedoch gelingt, altert er so sehr, dass nun endlich Cüneyt Arkin in die rolle des prügelknaben schlüpfen kann. Das wurde auch ehrlich gesagt zeit, denn das ganze emogetucke im bosporus-knast nahm langsam gesäßschwülstige formen an. Aber damit ist nun endgültig schluß. Ab sofort werden die döner nur noch mit stahlkappe serviert...
Fitness Übung 1: Allen arschgeigen von früher in den entlüfter wemsen, bis das abgasrohr aus der nase gen himmel schießt, sowie natürlich alten muttis über die straße helfen.
Fitness Übung 2: Bruder und schwester wiederfinden und dicke einen auf kuschelbär machen.
Nachdem die morgendliche übungseinheit diesmal störungsfrei, ohne die spaßbremsenden polizeibrigaden, absolviert werden kann, muss das nachmittagstraining allerdings umdisponiert werden. Denn wider erwarten verdient schwesterchen mittlerweile ihre schekel mit unkeuschem mumu rubbeln, was trainer Cüneyt ganz und gar nicht gut heißen kann. Wie lehrte uns schließlich schon Rocky: Ficken macht die beine schlapp! Durch stetes und gesteigertes abspulen der ersten übungseinheit allerdings gelingt es ihm, sich und seine produktionsmannschaft doch noch in tadellose körperliche verfassung zu bringen. Nach gut 70 minuten jedoch holen die wertkonservativen gesetze des bloodshed selbst einen ausdauerathleten wie Cüneyt Arkin wieder auf den cineastischen boden der tatsachen zurück. SON!
KEOMA
Es war immer so und es wird auch immer so sein. Ich bin ein sucker für filmmusik. Schon alleine deshalb kann ich mich Keoma gar nicht entziehen. Weiblicher gesang, oftmals ein wenig off, ähnlich dem von Patti Smith, der zudem noch das geschehen in erzählerischer form kommentiert. Großartig!
#478
Geschrieben 04. Juli 2005, 16:10
Wer hat an der uhr gedreht?
Ist es wirklich schon soo spät?
Soll das heißen, ja ihr leut, mit der Kim ist schluss für heut?
Kim Kim mach doch weiter
ja das mädchen auf der leiter
seht und pinselt bunt die wände
treibet scherze ohne ende
machst ja mal manchmal schlimme sachen
über die wir trotzdem lachen
denn du bist wir kennen dich
doch nur toll und her-erzlich
Wer hat an der uhr gedreht ist es wirklich schon so spät?
Schade dass es sein muss
ist für heute wirklich schluss
Heute ist nicht alle tage
Kim kommt wieder keine frage...
DER PANTHER
Warum muss ich bei Alain Delons anblick an Black Flags song ’Six Pack’ denken? Ich werd’ langsam malle im kopp und dieser film ist daran mindestens überhaupt nicht so ganz unschuldig. Nein!
#479
Geschrieben 05. Juli 2005, 07:25
Explosive City treibt einen als zuschauer durch ein lauwarmes bad reduzierter gefühle. Die story signalisiert über lange strecken gepflegte durchschnittsunterhaltung. Hin und wieder halt ein kleiner twist, mehr nicht. Das wirkt wie viel gewollt und wenig gekonnt. Es geht um polizisten und terroristen, um eine killerin, die daran scheitert ihr opfer, einen politiker, zu eliminieren. Sie wird gefasst und soll nun als zeugin und aufklärerin gegen ihre gruppe eingesetzt werden. Doch oh schreck, das mädel ist sprichwörtlich auf den kopf gefallen und ist danach nur noch poff. So bleibt es also zwangsläufig der regie überlassen, dem zuschauer von den sonstigen aktivitäten der fiesewichte zu erzählen. Wie man sich zum beispiel fragwürdiger weise und ohne rationalen grund ein kloster als schaltzentrale ausguckt. Oder auch, wie man die frau des polizisten umbringt, der die inhaftierte Jade in der mache hat. Das 4jährige gör vom cop wird bei dieser gelegenheit gleich miteingesackt, denn oberstes terroristen gebot ist es, sich seinen nachwuchs selbst heranzuzüchten. Ob der kinderklau nun in der eigenen impotenz begründet ist oder nicht, bleibt der spekulation des zuschauers überlassen. Doch nicht nur bei den terroristen tut sich einiges. Auch die cops agieren wild durch die gegend. Allen voran natürlich unser neu-witwer, der sich, von allen beruflichen zwängen befreit, rustikal auf die suche nach seinem sohn macht. Im schlepptau hat er selbstverständlich seine gefangene. Die könnte ja schließlich irgendwann mal von nutzen sein. Ab jetzt ist es eigentlich eine ALLE GEGEN ALLE hatz, was die kameraführung mit unruhiger handhabe ein ums andere mal kopfschmerzlastig in szene setzt. Nimmt man dann noch die steten und gänzlich außer kontrolle geratenen brennweitenwechsel hinzu, ist der griff zum Aspirin eigentlich die einzig logische konsequenz. Hätte jetzt bloß noch gefehlt, dass sich unser cop in die terroristin verguckt und beim happy end alle ringelpietz mit anfassen spielen. Doch dazu kommt es natürlich nicht, schließlich sind wir nicht in Hollywood. Bevor also alles so richtig den bach runter geht, dürfen wir uns noch an der ein oder anderen unsinnigkeit erfreuen. Besonders erwähnenswert ist in diesem zusammenhang die bombe, die cop Ruprecht in hektischen entschärfungsversuchen zielgerichtet in einem müllcontainer entsorgt, weil so etwas in einer öffentlichen parkanlage ja auch nie und nimmer zu einem desaströsen splitter-massaker führen würde. Ein himmelreich der Abstrusitäten, gelegentlich sogar ein unterhaltsames...
DER PANTHER 2
Sitzt tief in meinem enddarm und wartet auf befreiung....
#480
Geschrieben 06. Juli 2005, 07:04
Das waren noch zeiten. Der kalte krieg, das wettrüsten. Amerika gegen den Ostblock. Der schwarze kanal gegen Franz Joseph Strauß. Feinde wohin das auge reichte... Bei solch einem bunten treiben durften die Türken natürlich nicht hinten anstehen. In den frühen siebzigern zündeten sie daher ihre superwaffe, die rakete 3 DEV ADAM, welche mit großem getöse und infernalem knall jedes gegnerische territorium auf lange zeit in eine cineastische endzeitsteppe verwandelte. Spider-Man vs Captain America & Santo, D-E-S-T-R-U-C-T-I-O-N! Tobi Maquire my ass. Gutmenschentum und emogetucke braucht außer selbsterhaltungskünstlern wie Bono Vox ohnehin kein mensch. Das hat man am Bosporus schon ganz richtig erkannt und folgerichtig den spinnenmann zum parade-bösewicht nummer 1 gekürt. Seinen branchenwechsel feiert der rotstrumpf dann auch standesgemäß mit einer zünftigen beach party, bei der gleich mal einer eingebuddelten blonden das gesicht mit 'ner bootsmotorschraube zerschreddert wird. Ohne großes verschnaufen gehts anschließend direkt zur flotten aftershow party ins dunkle nachtclub millieu. Hier jedoch erweisen sich Captain America & sein mexikanischer freund Santo als spröde party pooper. Mit Bob Geldorfscher ritterlichkeit packen sie Spidy bei den eiern und lassen ihn jaulen wie Herbert Grönemeyer. Das schreit nach massenkeile! Satte 80 minuten lang - karate, sidekick einzfuffzich, immer feste druff. Selbst die kurzen phasen, in denen sich gegenseitig mal kein Sambal Ölek in die augen gespritzt wird, glänzen noch durch sexy tanzeinlagen zu orgeligen 70s rhythmen. Wenn mir auf solch psychedelische weise der krieg erklärt wird, bin ich der erste, der sich freiwillig in gefangenschaft begibt...
BADI
Oh nein, die Türken drehen E.T. nach, basierend auf den wesentlichen handlungsmerkmalen des originals. Gut ist das ehrlich gesagt nicht. Debil vielleicht, gerne auch im quadrat, aber ganz sicher nicht gut. Klar, Spielbergs installation ist das auch nicht. Aber ihm kauft man die außerirdische herkunft des zwergs im schrumpel-latex wenigstens noch halbwegs ab. In der Lamachun version jedoch könnte das ding auch als sohn des elefanten menschen durchgehen. Ehrlich gesagt empfinde ich bei diesem film jahrmarktstimmung. Ja, Badi ist in der tat ein rummelplatz, dessen schrille karikaturen menschlicher existenz mir mit unwohliger aura den letzten verbliebenen zivilisationsunfall als rettung meiner verlorenen seele anheim stellen wollen. Erlösung hier und jetzt! Pack die zuckerwatte ein, schnapp dein kleines schwesterlein und dann nichts wie raus zum Badi...
Ich fühle mich verurteilt, gestraft für eine undefinierte schuld. 70 minuten zwangslachen der schmerzhafteren sorte. Lediglich die kurze ententanzeinlage mit einer kompletten schulklasse (samt lehrer!) verkehrt die leid erfüllte dauerqual für den bruchteil einer sekunde in eine befreiende zwerchfellkontraktion...
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