Reality, what is it good for?
#91
Geschrieben 05. Mai 2005, 10:10
Nun zum Film: Anfangs hab ich mich irgendwie überhaupt nicht mit dieser unterkühlten Optik, den schnellen Schnitte und dem übertrieben rauen Look der Kampfszenen anfreunden können. Auch die comichafte Überzeichnung von Hoskins Charakter fand ich sehr unpassend und die Handlung mehr als monoton. Als der Film dann seine erste Wende genommen hat, wurde mir klar, dass die Inszenierung bewusst so kühl gehalten wurde. Nach dem überraschenden Truckangriff fängt auch der beste Teil der Films an. Die Verwandlung von Danny the Dog zum Menschen. Hier hat mich der Film in seinen besten Momenten tatsächlich etwas an die Beziehung von Léon und Mathilda erinnert. Ich fand auch den Humor schön und konnte teils wirklich mit Danny mitfühlen.
Dann das unvermeidliche Wiederauftauchen von Onkel Bart und die Auflösung von Dannys Erinnerungen. Irgendwie zu vorhersehbar. Nicht schlecht, aber eben auch nicht gut. Die Kampfszenen sind hier natürlich wieder klasse und auch das Verschonen von Bart macht aus Sicht von Dannys neu gewonnener Lebenseinstellung Sinn, lässt mich als Zuschauer allerdings irgendwie unbefriedigt zurück. Auch hätte das Ende tragischer sein können - nicht dass ich Danny den Tod gewünscht hätte, aber irgendwie fehlt die Katharsis in irgendeiner Form.
Die letzte Klavierszene ist dann nur noch kitschig und übertrieben. Sicher freut es mich einerseits für die Charaktere, dass alles heile Welt ist - dieses Ende nimmt allerdings sehr viel von den starken Eindrücken, die der Film sonst teils hatte.
Mein größter Kritikpunkt ist allerings mal wieder das verschenkte Potential. Ich finde man hätte tiefer Dannys zum Hund werden erforschen müssen - zu selbstverständlich war Dannys Unterwürfigkeit. Das Halsband? Nettes Symbol, aber irgendwie ist es mir ohne Erklärung schwer gefallen zu akzeptieren, dass es möglich ist einen Menschen soweit zu Konditionieren, dass alles an diesem Halsband hängt - und wie man später sieht ist Danny ja eigentlich ein ganz heller Bursche.
Insgesamt sehr netter Film für eine Sneak, den ich mir sonst bestimmt nicht angesehen hätte. Trotz großer Schwächen sehr unterhaltsam. Ich will mal 7/10 Punkte vergeben.
#92
Geschrieben 12. Mai 2005, 22:04
Der Film ist irgendwie zu unausgegoren. Einerseits nette neue Charaktere (Qui-Gon Jinn, Padmé Amidala usw.) und schöne Settings, andererseits wieder der Ewoks-Effekt - nur dieses Mal mit Jar Jar Binks und Co. Es fehlt über weite Strecken einfach das "Star Wars"-Feeling - und das liegt nicht an den digitalen Effekten oder den vielen Blue-Screen-Aufnahmen, sondern einfach an der fehlenden Ernsthaftigkeit. Sicher wurde in der alten Trilogie auch geblödelt, aber nicht so penetrant wie hier. Ganz schlimm fand ich außerdem die Endfeierlichkeiten. Nichts im Stil von "Krieg der Sterne", sondern eine übertrieben nervige Version von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" - dazu grauselige Musik.
Wo ich jetzt schonmal beim Lästern bin: Mediclorianer. Warum? Inzwischen hab ich mich ja schon etwas daran gewöhnt, dass sie die Machtkonzentration anzeigen. Nur warum? Das schlimmste ist für mich jedoch immer nich die unbefleckte Empfängnis. Nein, das hätte nicht sein müssen.
Nun aber genug der bösen Worte. Ansonsten ist "Episode I" ein wirklich äußerst unterhaltsamer Film. Selbst das Podrace konnte mich begeistern - auch wenn es wirklich etwas lang war. Es ist schön viele alte Charaktere wiederzusehen, selbst wenn sie etwas konstruiert in die Geschichte eingeflochten wurden (C3PO). Klein Anakin fand ich eigentlich ganz passend, wenngleich ich für die Weltraumszene schon arg viel Verständnis und Toleranz aufbringen musste.
Die Effekte sind natürlich fantastisch, von der Musik ganz zu schweigen. Ganz groß war auch der Kampf gegen Darth Maul. Ein Charakter, den ich gerne näher kennengelernt hätte. Das war auch die einzige Szene in der wirklich "Star Wars"-Feeling aufkam - dafür aber geballt. Sicher dramaturgisch nur eine Lichtschwertkampf-Variation, aber sehr packend und effektvoll inszeniert.
Für einen Sci-Fi-Abenteuerfilm große klasse, für "Star Wars" leider immer noch enttäuschend. Dafür gibt es 7/10 Punkte - und ich weiß ja schon, dass "Episode II" besser wird.
#93
Geschrieben 13. Mai 2005, 22:39
Bereits von Beginn an fällt auf, dass dieser Film erwachsener sein will als "Episode I". Dies gelingt ihm auch über weite Strecken. Allein einige videospielartige Sequenzen, wie in der Roboterfabrik, verderben etwas den Spaß - zu offensichtlich wird hier auf Zweitvermarktungen geschielt. Doch will ich es damit bei der Kritik belassen, denn hier war es wieder da, das vielzitierte "Star Wars"-Feeling.
Die Geschichte ist vielschichtiger geworden und mit ihr die Charaktere. Ewan McGregors Obi Wan Kenobi wird zur Sympathiefigur ausgebaut und es ist eine Freude ihm bei seinen Abenteuern zuzusehen. Hayden Christensen überzeugt als Anakin Skywalker, der bei dieser Episode schon ziemlich oft böse dreinschauen darf. Natalie Portman ist wie immer sehr hübsch anzuschauen und auch wenn die Liebesgeschichte von teils dämlichen Dialogen dominiert wird, machen die Darsteller doch wieder Einiges wett.
Ein wahrer Magic Moment wurde von John Williams gezaubert, als zum ersten Mal das Darth Vader Theme erklingt. Sehr subtil und nur der Hauch einer Andeutung. Aber dadurch ist bereits alles gesagt. Ganz große Klasse.
Ich fand auch wieder die Bezugnahmen auf die alte Trilogie schön. Natürlich R2D2 und C3PO, sowie Onkel Owen und der sehr nette Plot um Boba Fett. Count Dooku ist ein starker Charakter, den ich in "Episode III" gerne ausführlicher sehen würde. Der finale Lichtschwertkampf zwischen Dooku und Yoda: Wow! Das hätte leicht in die Hose gehen können, ist aber wirklich perfekt inszeniert. Das ganze auch noch schön düster und in den besten Momenten an den finalen Kampf aus "Episode V" erinnernd.
Ansonsten noch ein paar Worte zu den Effekten, die nochmals eine erhebliche Steigerung erreicht haben. Was hier abgefeuert wird ist wirklich Wahnsinn! Es gibt auch nur wenige Sequenzen in denen die Effekte nicht wirklich die Geschichte unterstützen. Unglaublich, was ILM da abgeliefert hat. - Trotzdem, irgendwie fast schon ein Overkill. Aber in zehn Jahren weinen wir bestimmt auch den guten alten Effekten aus der neuen "Star Wars"-Trilogie nach
Mit der Bewertung schwanke ich nun zwischen 8 und 9 Punkten. Objektiv gesehen sicherlich besser als "Episode VI", zumal es hier keine so extrem nervigen Elemente gab, wie die Ewoks. Trotzdem muss "Episode II" erst einmal so vielen unterhaltsamen Sichtungen standhalten, wie der Abschluss der alten Trilogie. Deshalb vergebe ich gleichwertige 8/10 Punkte.
#94
Geschrieben 17. Mai 2005, 08:37
Insgesamt fehlt natürlich die Culture Clash-Situation und die Geschichte, wie nun alle nach Afrika kommen, ist reichlich konstruiert. Aber da man sich genauso gut wieder in einem Joan Wilder-Roman befinden könnte, stört das nicht wirklich. Die Story gewinnt hier natürlich keine Preise, nur die Wendung mit dem Juwel vom Nil ist eine nette Idee. Seltsamerweise konnte ich mich an die Szenen vor der Flucht in die Wüste gar nicht mehr erinnern - an die danach dafür umso mehr.
Die Schauspieler führen ihre Rollen gekonnt fort und auch Danny DeVito darf mal wieder den Clown spielen. Schrecklich fand ich nur wieder diese 80er Musik. Bin froh, dass die meisten Regisseure aus dieser Zeit doch auf klassischen Score gesetzt haben. Passt aber irgendwie auch zu dem Film und ist nicht ganz so störend wie bei "Der Tag des Falken" o.ä.
Insgesamt netter Abenteuer-Film ohne irgendwelche Highlights - aber sympathisch und anschaubar: 6/10 Punkte.
#95
Geschrieben 22. Mai 2005, 10:29
Nun aber zum Film: Also gleich vorweg kann ich schonmal sagen, dass dies wohl der erste "Star Wars"-Film war, der mich mit einem bedrückenden Gefühl aus dem Kino kommen ließ und mich noch nachhaltig beschäftigt. Mit diesem Teil ist aus George Lucas Space Opera ein wahres Epos geworden. Ich bin mir auch sicher, dass ich nun die alten Teile in einem neuen Licht sehen werde - und das ist schonmal eine wirklich starke Leistung. Bestehende Filmklassiker - und das sind die Filme der alten Trilogie ohne Frage - durch ein Prequel in ihrer emotionalen Wirkung zu verstärken, das ist doch mal was. Dafür schon einmal Hut ab!
Nun aber mal etwas mehr ins Detail: Also die angeblich so schlechte erste halbe Stunde fand ich gar nicht so schrecklich. Sie war sogar nötig, denn man muss dem Publikum noch einmal den guten Anakin zeigen. Zudem wird hier bereits der Einfluss des Kanzlers schön gezeigt. Die Raumschlacht ist natürlich CGI-Overkill, aber sehr schön gemacht! Der Charakter Count Dooku wird leider etwas verschenkt und insgesamt ist alles (Droiden etc.) schon altbekannt. Trotzdem als Einführung sehr gelungen.
Zu Grevious: Anfangs war ich ja übelst enttäuscht. Ein so mächtiger Roboter? Warum dann überhaupt die Klonarmee? Warum hustet der die ganze Zeit? Das ist zuviel Charakter für eine dumme Maschine! Das ganze hat sich dann im Endkampf mit Obi-Wan Kenobi glücklicherweise relativiert und in der nächsten Sichtung werde ich sicher mehr Spaß an der Figur haben.
Anakins Wandlung: Zuerst war ich froh, dass dies anscheinend eher subtil gelöst werden sollte. Anakin verrät dem Rat der Jedi Palpatines Geheimnis. Er hält stand. Klasse! Selbst der spontane Ausbruch im Kampf mit Windu ist noch zu verschmerzen. Der Imperator hat einfach seine Wunde Stelle getroffen. Doch dann? Diese absolute Unterwürfigkeit von einem auf den anderen Moment und das Töten der Jünglinge? Ich weiß nicht. Etwas sehr abrupt. Und dass Anakin den platten Einfluss des Imperators (bzgl. Anakins Traum) nicht erkennt, lässt sich wohl auch nur damit erklären, dass Liebe blind macht - und so wurde es auch erklärt und man kann über diese Schwäche damit hinwegsehen. Ganz am Schluss, als Anakin schon voll und ganz Vader ist, und der Kanzler ihm erzählt, dass Amidala tot ist, gibt es für ihn eigentlich keinen Grund mehr böse zu sein. Seine Motivation in den Teilen IV bis VI ist daher etwas fragwürdig. Man kann dieses Verhalten natürlich auf den Einfluss der Dunklen Seite schieben. Trotzdem sehe ich diese Sache (Anakins zu schnelle Wandlung und die teils grundlose Unterwürfigkeit) als kleine Schwäche an - hat man Anakin in den Episoden I und II doch als - zwar hitzköpfigen - aber dennoch loyalen Jedi kennengelernt.
Sonstiges: Also das Töten der Jedi unter Order 66 fand ich sehr stark inszeniert. Es wurde schmerzlich bewusst, dass hier eine Ära zu Ende geht. Die darauffolgende Flucht Yodas und das Zusammenkommen der letzten Verbündeten hatte schon klar was von den Rebellen aus Episode IV. Überhaupt fand ich die Verknüfung zwischen neuer und alter Trilogie viel besser als ich erwartet hätte. Das Design der Schiffe und der Klonkrieger-Rüstungen nähert sich immer mehr dem der alten Filme an. Da gibt es schon erste Sternenzerstörer, erste Transporter und erste Tie-Fighter - natürlich noch nicht so ausgeprägt, aber dennoch klar erkennbar. Das Schiff aus Alderan ist natürlich auch ein ganz großer Wurf.
Achja, bevor ich es vergesse. Die Parallel-Montage von der Geburt der Kinder und der Geburt Darth Vaders war auch ganz großes Kino. Noch besser waren aber die letzten Einstellungen: Vader blickt mit dem Imperator auf den sich in der Produktion befindenden Todesstern und Onkel Owen steht mit Frau und Baby Luke auf Tatooine und schaut in den Untergang der zwei Sonnen - wie einst Mark Hamill. Hier schließt sich der Kreis und das besser, als ich es für möglich gehalten hätte.
Effekte: Wow! Da wird wirklich so einiges abgefeuert. Man merkt auch, dass der große Spieltrieb der CGI-Artists bzw. der von Lucas nicht mehr so groß ist und die Bilder eher die Geschichte unterstützend eingesetzt werden. Die Jagd von Obi-Wan auf dem Eidechsen-Dino erinnert zwar noch des öfteren an die videospielartigen Sequenzen aus "Episode II" - aber insgesamt wieder mal ein Meilenstein, was da in "Episode III" für ein Feuerwerk gezündet wurde.
Perfekt war auch Williams Musik. Als am Ende die bekannten Themen (Leia, Luke und Vader) eingespielt wurden, war die Gänsehaut nicht mehr fern.
Am meisten beeindruckt hat mich aber die emotionale Kraft des Films. Es war ja bekannt, was aus Anakin wird. Doch dies dann wirklich zu sehen, eine der Identifikationsfiguren an die Dunkle Seite zu verlieren war doch härter als gedacht - und dieses seltsame Gefühl wird sich bestimmt auch auf die alten Teile übertragen.
So, jetzt hör ich aber mal auf zu schreiben. Insgesamt ein echtes Erlebnis! Auf jeden Fall der düsterste Teil, dem der übliche "Star Wars"-Abenteuer-Charakter fehlt und der damit die gesamten Filme in ihrer Wirkung verändern könnte - das werden weitere Sichtungen zeigen.
Eigentlich wollte ich nicht die volle Punktzahl geben, da der Film wie oben angesprochen nicht perfekt ist. Doch Lucas hat es einfach so gut geschafft die beiden Trilogien zu verbinden, dass mir das doch 10/10 Punkte wert ist.
#96
Geschrieben 08. Juni 2005, 10:49
Am Schluss saß ich da und war enttäuscht - enttäuscht, dass der Film schon zu Ende war. Bei der Schlussszene habe ich mir noch gedacht, dass dies eine schöne Einstellung für das Ende sei, das aber nicht sein kann, da der Film ja erst zur Hälfte gelaufen ist - und dann? Aus! Das sollen fast zwei Stunden gewesen sein? Ich soll diese wunderbare Welt mit ihren sympathischen Charakteren schon wieder verlassen? Sowas ist mir schon ewig nicht mehr passiert, dass die Zeit so schnell verflogen ist. Storymäßig war alles drin und es war ein guter Zeitpunkt zum aufhören, doch das alles ging so schnell. Wahnsinn!
Tja, was kann ich sonst noch sagen über dieses wundervolle Erlebnis? "Garden State" ist ein Film, der endlich mal einen realistischen Blick auf meine Generation wirft - zumindest soweit ich das beurteilen kann. Sicher ist das alles durch die storymäßige Prämisse übersteigert, aber manche Dialoge, manche Szenen wirken so direkt aus dem Leben, dass es eine wahre Freude ist. Man merkt einfach, dass mit Zach Braff da ein ziemlich junger Autor/Regisseur am Werk war, der weiß wovon er schreibt.
Mich hat der Film von der Stimmung etwas an >> "Nobody's Fool" oder "Beautiful Girls" erinnert. Auch an "Absolute Giganten" musste ich teils denken, doch mit keinem dieser Filme konnte ich mich so sehr identifizieren wie mit "Garden State".
"Garden State" ist nicht nur ein Film über das Erwachsen werden, sondern auch der schönste Liebesfilm, den ich seit langem gesehen habe. Die Beziehung zwischen Sam und Andrew wird so liebevoll aufgebaut und das ganze ohne dieses pseudoromantische Gelaber und ohne die obligatorische Sexszene. Einfach echt und mitten ins Herz - zumindest in meins
Die Schauspieler sind alle klasse. Natalie Portman ist sowieso schon seit "Léon - Der Profi" eine meiner Lieblingsschauspielerinnen und Zach Braff zeigt in allen Belangen, dass er mehr ist, als nur die Flachzange. Sein Spiel ist anfangs natürlich beschränkt (Drogen), aber er taut immer mehr auf und macht Andrew zu einem echten Sympathieträger. Auch der Supportcast ist klasse gewählt, da stimmt einfach jede Besetzung.
Nun noch ein paar Worte zu dem Soundtrack: Gänsehaut. Hatte gestern wirklich ein paarmal Gändeshaut. Die Lieder sind perfekt gewählt und ich kann auch den Soundtrack nur jedem empfehlen (gibt es zudem günstig als US-Import).
Am meisten beeindruckt hat mich aber wie der bis dato relativ unbekannte Zach Braff das alles auf die Beine gestellt hat - und dann noch auf so perfekte Art und Weise. Ich freue mich wirklich schon auf seine nächsten Filme.
Etwas störend war die Synchro. Fällt vielleicht nicht so sehr ins Gewicht, wenn man nicht - wie ich - schon tausend Mal den Trailer gesehen hat. Hier in Nürnberg läuft der Film leider nicht in der Originalfassung und ist auch sonst kaum in den Kinos zu finden, deshalb: so schnell wie möglich anschauen!
"Garden State" ist für mich wirklich Kinomagie. Bin immer noch ganz hin und weg. Liegt vielleicht auch daran, dass es einmal wirklich um Charaktere in meinem Alter geht, die ernst genommen werden. Einfach nur wunderschön: 10/10 Punkte.
#97
Geschrieben 13. Juni 2005, 09:04
Ich bin mit "Wing Commander" aufgewachsen. Den ersten Teil hab ich damals auf meinem Super Nintendo durchgezockt. Es folgte "Wing Commander 3" auf meinem ersten PC (Pentium 75, 32MB RAM, 850MB HD etc.) - und das Spiel war der Hammer! Videosequenzen wie im Kino: Mark Hamill, Malcolm McDowell, Thomas F. "Biff Tannen" Wilson und eine mitreißende Story. Was habe ich dieses Spiel geliebt! Den Nachfolger hab ich dann bei einem Kumpel gezockt, da mein PC nicht mehr wollte, genauso wie den fünften Teil.
Tja, und nun also der Film. Keine Ahnung, was mich bei der ersten Sichtung geritten hat. Vielleicht wollte ich unbedingt das Gute in dem Film sehen, ich weiß es nicht. War mir gestern auf jeden Fall schon verdächtig, dass ich mich nicht mehr richtig an den Film erinnern konnte. Wie dem auch sei, hier wurde falsch gemacht, was auch nur falsch gemacht werden konnte. Warum in aller Welt hat man die Besetzung ausgetauscht!? Nur um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, die die Spiele gar nicht mehr kennen!? Im Zuge dessen ist wohl auch das neue Produktionsdesign entstanden. Was hatten die Spiele für geniale Schiffe, Uniformen, Sets, Masken etc. - man soll es nicht für möglich halten, dass da der gleiche Regisseur am Werk war. Hat man ihm komplett das Mitspracherecht entzogen oder wie? Die Rapiers sehen aus wie die Arschknaller aus >> "Tremors 3" und die Masken der Kilrathi... nein, dazu sag ich jetzt nichts mehr.
Dazu kommt eine Story, die der Rede nicht wert ist. Die Idee einfach die U-Boot-Situation ins Weltall zu verlegen, mag sich ja nett anhören, ist aber sowas von einfallslos - besonders wenn man bedenkt, wie schön das alles in den Spielen funktioniert hat. Kameraeinstellungen sind ultraöde, die Effekte sehen aus wie aus einer billigen TV-Serie und das Compositing ist wirklich übel.
Hab dann auch irgendwann abgeschaltet und mich geärgert, warum ich mir nicht lieber noch ein paar >> "FRIENDS"-Folgen reingezogen habe.
Einfach verschenkt und aufgrund des vorhandenen Potentials doppelt ärgerlich. Ich sag's klipp und klar. Wenn ich schonmal einen Film vorzeitig abschalte, dann gibt es einfach nicht mehr als 1/10 Punkten.
#98
Geschrieben 19. Juni 2005, 10:24
Der Film handelt von einem verschwundenen Kameramann aus Chicago. Sein Ex-Kollege macht sich auf die Suche nach ihm und dringt dabei immer tiefer in die Welt der Sekten und des Okkulten ein. Dabei lernt der Zuschauer durch Filmausschnitte und Gespräche mit Kollegen und Verwandten den Menschen Allen Ross immer näher kennen.
Mehr will ich nun auch gar nicht mehr schreiben, denn man muss diesen Film selbst gesehen haben. Ich hatte danach wirklich Einschlafprobleme, so aufgewühlt war ich. Die Realität ist halt doch etwas anderes als fiktionale Geschichten. Zudem hat Christian Bauer den Film so echt gestaltet, dass es nahezu unmöglich war, emotional nicht gepackt zu werden.
Ob zum mehrmaligen Anschauen geeignet - ich weiß es nicht. Das erste Mal hatte er auf jeden Fall eine sehr starke Wirkung auf mich. Ich gebe deshalb 8/10 Punkte.
#99
Geschrieben 19. Juni 2005, 10:47
"The I Inside" ist ein Film mit einer ähnlichen Ausgangssituation wie bei >> "Donnie Darko" oder "The Butterfly Effect": Kann man bereits erlebte Ereignisse durch eine Beeinflussung der Vergangenheit ungeschehen machen?
Von Anfang an ist der Film ein großes Puzzle - und schon nach dem ersten Zeitsprung dachte ich, dass dies genau meine Art von Film ist. Ich mag solche Puzzle-Filme, die zum Mitraten einladen - auch wenn sie ihre vollständige Wirkung meist nur bei der Erstsichtung entfalten können. Auch bei "The I Inside" werden nach und nach die einzelnen Puzzle-Teile zusammengefügt, was auch wirklich ausgezeichnet funktioniert. Allein der Schluss lässt mich etwas unbefriedigt zurück und die letzte Szene mit dem Bruder bringt zwar etwas mehr Klarheit in die Sache, doch wäre Sie meiner Meinung nach nicht wirklich nötig gewesen - zumindest nicht auf diese herausgelöste Art und Weise.
Die Inszenierung von Roland Suso Richter hat mir ausgezeichnet gefallen, genauso wie Martin Langers Kamera und der Schnitt des Films. Irgendwie besonders und anders, aber nie aufdringlich und dominierend. Wirklich schön.
Insgesamt also eine runde Sache. Ein Film, der einfach gut unterhält. Eine Zweitsichtung ist jetzt schon Beschlossen, da ich bestimmt nicht alle Details bemerkt habe. Die gleiche Wirkung wird er dann aber wohl nicht mehr haben. Man müsste manchmal einfach sein Filmgedächtnis löschen können ...dann würde es auch beim nächsten Mal 8/10 Punkte geben.
#100
Geschrieben 27. Juni 2005, 09:02
Ich hatte den Film bereits einmal im TV gesehen und wusste daher, was mich erwartet. Im Filmischen kann mich so leicht auch kein Stil vergraulen, doch ist es auch mir anfangs wieder schwer gefallen mich auf diese alptraumhafte Welt einzulassen. Die abgedrehten Charaktere, die kulissenhaften Sets, die ungewohnten Kameraperspektiven, die sprunghafte Erzählweise - all dies mag ungeübte Zuschauer eher vergraulen als faszinieren. Glücklicherweise bin ich geübt und war - nach ein paar Minuten - wiedermal sehr angetan von den fantastischen Einfällen, dem perfekten Setdesign und der gesamten Geschichte.
Aufgefallen ist mir zudem der nahtlose Einsatz von CGI. Wirklich sehr schön. Immer unterstützend und nie aufdringlich. Sicher ist dies in einer nicht naturalistischen Welt auch einfacher, trotzdem erwähnenswert.
Kritikpunkte gibt es eigentlich nicht wirklich. Das Ende war mir etwas zu hastig abgehandelt. Sowohl von der Inszenierung, als auch vom Inhalt. Zudem hat es mir nicht sonderlich gefallen, weiß auch nicht wieso.
Darsteller haben alle sehr gute Leistungen vollbracht. Ron Perlman ist irgendwie eh immer klasse und supersympathisch.
Von der Inszenierung und der geballten Fantasie ist dies auf jeden Fall ein kleines Meisterwerk. Sollte man gesehen haben. Die Geschichte ist zwar nicht übermäßig komplex, dennoch sollte man sich nicht auf Popcorn-Kost einstellen, da man schon bei der Sache bleiben muss und diese groteske Welt es sicher nicht leicht hat, auf Akzeptanz beim Zuschauer zu stoßen.
Von mir gibt es daher verdiente 8/10 Punkte, die bei einer konsequenteren Story durchaus steigerungsfähig gewesen wären.
#101
Geschrieben 02. Juli 2005, 09:11
Erfüllt wurden meine Erwartungen allerdings nicht. Der Film war zwar überaus unterhaltsam, aber wenn man bedenkt, was man aus der Geschichte hätte machen können, dann doch ein bißchen enttäuschend. Mir fallen auf Anhieb zwei Filme aus letzter Zeit ein, die ähnliche Themen abhandeln, aber um einiges stärker waren. Beides Spielberg-Filme, die vielen nicht sonderlich gefallen, aber bei mir großen Anklang gefunden haben: "A.I." - hier wird die Roboter-/Schöpferthematik um einiges komplexer und vielschichtiger angegangen - und "Minority Report" - hier handelt es sich auch um einen Kriminalfall, der allerdings um einiges origineller präsentiert wird. Zudem lebt in diesen Filmen die Zukunft noch um einiges mehr, als dies in "I, Robot" der Fall war. Von "Bladerunner" fang ich jetzt erst gar nicht an
Hört sich jetzt alles äußerst negativ an, aber schlecht war der Film ja wirklich nicht. Nette Optik, die Roboter waren wirklich klasse! Von der Handlung hätte ich mir einfach mehr erwartet. Besonders die Gesetze der Robotik hätten da noch so viel zugelassen. Trotzdem ein netter, actionreicher Krimispaß. Die letzte Einstellung hat mir ausgezeichnet gefallen und ich hätte gewünscht mehr in diese Richtung (Roboter werden selbstständig etc.) zu erfahren.
Achja die "Matrix"-Effekte sind mir noch äußerst negativ aufgefallen. Genauso wie das Product Placement. Hat mich schon in "Minority Report" genervt, aber das hier ist ja echt der Abschuss. Hmm, wieder was Negatives. Ich hab doch den Film gestern gar ned so schlecht gefunden
Schauspieler waren alle gut. Zwar nichts besonderes und Will Smith war halt mal wieder Will Smith. Muss ja auch nichts schlechtes sein. Inszenierung war gut, aber auch ohne Besonderheiten.
Insgesamt also ein netter Actioner, der viel Chancen verschenkt hat, aber trotzdem sehr gut zu unterhalten weiß. Ich vergebe mal knappe 7/10 Punkte.
#102
Geschrieben 03. Juli 2005, 13:59
Nun aber zum Film: Ich wusste ja ungefähr was auf mich zukommt, da mir H. G. Wells' Originalgeschichte geläufig ist. Es blieb also nur abzuwarten, was Spielberg daraus macht - und da mich bis jetzt noch kaum ein Spielberg-Film enttäuscht hatte, war ich auch guter Dinge. Nach der gewöhnungsbedürftigen Einführung, die wohl den direkten Bezug zum Original herstellen sollte, kam dann auch gleich das, was Spielberg immer noch als einen der größten Geschichtenerzähler auszeichnet: Die Einführung der Charaktere, die mit dem Spannungsaufbau verschmilzt und dem Zuschauer somit sowohl eine direkte Identifizierung, als auch einen schnellen Einstieg in die präsentierte Ausgangssituation ermöglicht. Als dann das Chaos losbricht waren mir die drei Charaktere schon dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich nur noch mitfiebern konnte.
Die Bedrohung durch die Tripods ist auch so realistisch dargestellt, wie das in diesem Genre nur möglich ist. Sie ist fast körperlich spürbar und selbst meine Freundin, die sonst Science-Fiction nicht so zugeneigt ist, war sofort in den Bann gezogen. Die Endzeitstimmung ist zudem äußerst bedrückend, was vor allem dem Verhalten der Menschen zu verdanken ist, das Spielberg wie immer sehr mitreißend inszeniert hat - ich denke da nur an die Autoklauszene.
Die Angriffe sind auch bombastisch und beschränken sich nicht - wie das in letzter Zeit leider so oft der Fall ist - auf CG-Eyecandy. Überhaupt sind die Effekte grandios in die Umgebung integriert und die Tripods wirkend trotz ihrer fantastischen Anmutung sehr realistisch - beinahe könnte man ihnen einen Retrostil zusprechen.
Die Geschichte bleibt immer spannend und mitreißend. Niemals nimmt die Action überhand und es bleibt immer Zeit für die menschlichen Schicksale. Die Szene im Keller, als Ray die menschliche Gefahr eliminiert, wird mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Schön fand ich auch die Aliens an sich. Irgendwie ungewöhnlich, aber doch glaubhaft. Schön. Allein das Ende fand ich zu sehr gehetzt. Im Original geht das ja auch ziemlich schnell und plötzlich, aber irgendwie hat es mir nicht in den Rhythmus des Films gepasst. Achja und das Blutaussaugen kam mir auch zu kurz - nein, nicht das Aussaugen selbst, sondern eine genauere Betrachtung dieser außerirdischen Vorangehensweise. Ansonsten kann ich storytechnisch nicht klagen. Ich fand selbst das Happy End schön
Zu den Schauspielern kann ich auch nur sagen: Klasse gemacht von allen Beteiligten. Allen voran natürlich Dakota Fanning. Aber auch Tom Cruise kann zeigen was er drauf hat und präsentiert sich mal wieder als guter Schauspieler - da kann man privat von ihm halten, was man will.
Man merkt schon, wie angetan ich von dem Film bin. Es war einfach der perfekte Abschluss eines schönen Abends. Meiner Meinung nach hätte ihm eine halbe Stunde mehr nicht geschadet, da doch eine recht epische Geschichte erzählt wird. Aber wer weiß, was da auf DVD noch kommen wird...
Ich bin froh, dass Spielberg mal wieder weg von seinen Komödien gekommen ist - so gerne ich diese auch mag. Mit "Krieg der Welten" hat er bewiesen, dass er immer noch einer der großen Geschichtenerzähler Hollywoods ist.
Habe mich im Kino schon lange nicht mehr so gut unterhalten gefühlt und deshalb sind die 9/10 Punkte auch wirklich verdient.
#103
Geschrieben 24. Juli 2005, 16:09
Hätte nicht gedacht, dass die Mischung aus Zombiefilm und Komödie so gut funktioniert. Der Anfang ist klassische BritCom, die einfach Spaß macht. Die Charaktere werden sympathisch eingeführt und wachsen einem auch sofort ans Herz. Besonders der tolpatschige Shaun, was wunderbar an seinem Gang zum Einkaufen zu sehen ist. Mit Ed wird ihm ein Kumpan zur Seite gestellt, der noch eine ganze Ecke kaputter wirkt, aber zufrieden mit seinem Leben ist und sich keine Gedanken um den ganzen Rest macht.
Die Zombiegeschichte wird schleichend eingeführt, was auch dem Hauptcharakter kaum auffällt, da sein Leben immer im gleichen Trott weitergeht - fast schon Zombie mäßig. Und dann fängt der Spaß an: Die ersten Begegnungen mit den Untoten sind wirklich äußerst unterhaltsam und das Gespann findet seine eigenen Wege mit der neuen Situation fertig zu werden. Natürlich muss ein Plan her, der auch mehr schlecht als recht ausgeführt wird. Irgendwann kommt dann auch die ganze Truppe im Winchester an, der von Shaun als sicher betrachteten Stammkneipe - denn wo sonst kann sich Shaun auch geborgen fühlen? Dem Zuschauer ist natürlich klar, dass dies nicht gut gehen wird. Leider gehen die Ideen dann hier nicht nur den Charakteren aus, sondern auch den Drehbuchautoren. Zu sehr wird hier der klassische Zombiefilm runtergekurbelt. Zwar nett inszeniert und mit ordentlichen Effekten, aber irgendwie schon zu oft gesehen und ohne den Witz der vorangegangenen Stunde. Der Verlust von Ed war auch irgendwie unnötig, wurde aber wohl für Shauns Weiterentwicklung und den Schlussgag im Epilog gebraucht. Die letzten paar Minuten bringen dann auch nochmal den Witz des Anfangs zurück und hinterlassen einen zufriedenen Zuschauer.
Inszeniert war "Shaun of the Dead" meist sehr bodenständig, was ich durchaus als Kompliment sehe. Der besondere Look des Films ist wohl durch den Schnitt entstanden. Da passiert so Einiges, was teils an die Filme von Guy Richtie erinnert - sehr nett.
Schauspieler waren alle sehr passend gewählt und haben ihre Sache gut gemacht. Genial fand ich auch als Shaun samt Truppe auf Yvonne samt Truppe gestoßen ist. Hatte was von der Bizarro-Welt aus "Seinfeld".
Tja, viel mehr fällt mir nun auch nicht mehr ein. Hat Spaß gemacht und wird wiederholt. Schade nur, dass die Zimbie/Humor-Kombination nicht konsequent durchgzogen wurde und im Pup der Zombieanteil überwiegt. Trotzdem will ich mal 8/10 Punkte vergeben.
#104
Geschrieben 29. Juli 2005, 23:13
Anfangs ist mir die DV-Technik übel aufgestoßen. Hatte alles so einen billigen TV-Look. Ich muss aber sagen, dass die Kameraarbeit da wieder viel wett gemacht hat und der Look ausgezeichnet zum Urlaubsvideo-Feeling des Films passt. Zudem wird einem klar, dass nahezu jeder die Möglichkeit hätte mit dieser Technik Filme zu drehen. Ich selbst habe auch schon mit DV und Final Cut Pro gearbeitet (wie die "Open Water"-Macher) - und es wird einem schmerzlich bewusst, dass die Hindernisse einen Film zu drehen eher in der Willensstärke und dem Durchhaltevermögen liegen. Hierfür auf jeden Fall Hut ab vor den Filmemachern, die über einen Zeitraum von drei Jahren nur am Wochenende gedreht haben.
Nun aber zum Film. Die Einführung der Charaktere ist nett und ihr Verhalten vergleichsweise realistisch. Da wird sich gezofft, über den Beruf gejammert, der Sex fällt ins Wasser und selbst das Zähneputzen sorgt für Streitpotential. Nichts von Hollywood-Stereotypen. So ambitioniert diese Charakterdarstellung auch sein mag, so unsympathisch lässt sie einem die Hauptfiguren aber auch erscheinen. Die vollständige Identifikation fällt (zumindest bei mir) flach, da ich einfach schon zu sehr die übersteigerte Filmrealität gewohnt bin.
Dann endlich die Aufnahmen im Wasser, die natürlich den Film prägen. Sehr schön gemacht und auch hier bringt DV deutlich mehr Atmosphäre rüber, als ich erwartet hätte. Nur die Geschichte. Es ist klar, dass da nicht so viel passieren kann. Aber die Hai- und Schiffsichtungen wiederholen sich doch arg oft. Es ist zwar schön zu sehen, wie sich die Charaktere wieder näher kommen, doch arg viel mehr passiert da nicht. Spannend ist es schon, aber nicht so fesselnd, wie ich es mir erhofft hatte. Das Gewitter fand ich sehr stark, hat bei mir aber Assoziationen an "Cast Away" geweckt, in dem ich die ähnlich inszenierte Gewitterszene noch stärker fand - ich weiß, dass man das schon allein budgetmäßig nicht vergleichen kann, trotzdem bleibt der Eindruck.
Nun das Ende. Tja, schon irgendwie bedrückend. Als ihr Freund tot davongetrieben ist, musste ich schon schlucken. Die Aufgabe der Frau in ihr Schicksal war dagegen eher schwach. Ich weiß allerdings nicht wie man es hätte besser machen können. Einerseits beeindruckt mich das Ende durch seine leise Kompromisslosigkeit, aber es lässt mich nicht mit offenem Mund auf dem Sofa sitzen. Da hätte etwas Schockierenderes kommen müssen - und damit meine ich keine blutigen Haiattacken. Happy End wäre auch falsch gewesen, obwohl ich es den Charakteren am Ende wirklich gewünscht hätte.
Das war also "Open Water". Bin etwas enttäuscht, hab aber auch nicht um die Entstehungsumstände dieses ursprünglich beinahe No Budget-Streifens gewusst. Aber ich bewerte ja schließlich den Film und dieser bekommt mit etwas gutem Willen 6/10 Punkte. Ob sich eine zweite Sichtung lohnt ist fraglich.
#105
Geschrieben 01. August 2005, 08:29
"Ein einfacher Plan" wird häufig mit "Fargo" von den Coens verglichen. Das liegt auch Nahe, bedenkt man die schneereichen Locations, die Verlierertypen, die einfachen Pläne und die Ausweglosigkeit. Doch eine Sache geht Raimis Werk vollständig ab: Der schwarze Humor, von dem das Coen-Werk durchtränkt ist. Zudem fehlen in "Ein einfacher Plan" wirkliche Sympathieträger, wie Frances McDurmand in "Fargo". Hier sind alle Figuren wirklich böse - und das schlimme ist, je mehr sie sich ihrer Handlungen bewusst sind und sie es besser wissen müssten, desto skrupelloser handeln sie. Die oben genannten Faktoren machen "Ein einfacher Plan" nicht schlechter als "Fargo" - sie machen ihn nur grimmiger und trostloser.
Die Schlüsselszene war für mich das Gespräch zwischen Hank und Jacob im Wagen. Hank - ebenso wie seine Frau - begehen die Verbrechen, um sich Luxus zu gönnen - und das, obwohl sie im Leben eigentlich schon alles Wichtige erreicht haben, wie uns Hank im Epilog erzählt. Jacob dagegen will das Geld verwenden um das zu erreichen, was sein Bruder bereits hat - das Mindeste, was es zum glücklichsein braucht: Ein Haus, eine Familie und einen Job. Und genau das ist für mich der Kernpunkt dieses vielschichtigen Dramas. Die Motivation der Figuren und die daraus resultierenden Verhaltensweisen und Konsequenzen.
Das Ende des Films ist wirklich bitter. Ich hab ja immer noch fast erwartet, dass der FBI-Agent wirklich ein solcher war und Hanks Frau nur einen Weg gesucht hat, alleine an das Geld zu kommen. Das tatsächliche Ende ist dann allerdings um einiges kompromisloser. Die vollständige Ausweglosigkeit. Schlimmer hätte es nicht kommen können.
Noch ein paar warte zur Technik: Der Film ist sehr schön inszeniert. Ruhig, beinahe unauffällig, aber mit wirklich starken Bildern, die einen großen Teil ihrer Kraft bestimmt aus dem Schnee-Setting schöpfen. Die Schauspieler passen alle perfekt. Besonders Bill Paxton und Billy Bob Thornton, der hier wirklich Mut zur Hässlichkeit bewiesen hat.
Insgesamt ein sehr sehenswerter Film mit einer einfachen Botschaft, die aber wohl oft im Leben genauso schwer umzusetzen ist, wie "Ein einfacher Plan": 8/10 Punkte.
#106
Geschrieben 02. August 2005, 12:30
Der Film war so ziemlich genau das, was ich mir nach Sommers' Mumien-Filmen erwartet hatte: Anspruchslose, aber flotte Unterhaltung. Schon irgendwie Wahnsinn, was da alles im Film untergebracht ist. Da jagt eine Action-Szene die nächste. Figuren der klassischen Horror-Literatur werden werden aus ihrem bekannten Rahmen herausgelöst und zu einer einzigen Geschichte vermengt. Manch einer mag hier von Frevel reden, doch mir hat es gut gefallen. Sommers' Inszenierung beinhaltet genau die richtige Menge Augenzwinkern (böse Zungen könnten jetzt von einer leicht trashigen Inszenierung sprechen), um diesen zusammengepflückten Film in seinen besten Momenten wie eine Hommage wirken zu lassen. Auch weiß ich jetzt, was aus den Jawas aus "Star Wars" geworden ist.
Viel zu schreiben gibt es eigentlich nicht mehr, denn Tiefe gibt es in "Van Helsing" nicht. Es wird allerdings auch nicht versucht dies zu vertuschen, fand ich sympathisch.
Hab auch überall von den ach so schlechten CGIs gelesen. Sicher sind diese übertrieben und springen einem ins Auge. Aber wirkliche technische Defizite kann ich nicht erkennen. Die Modelle (Dracula, Werwolf etc.) sind natürlich Geschmackssache, aber Texturen, Animationen, Compositings etc. sind nicht wirklich schlechter als in jedem anderen sogenannten Blockbuster. Das Übertriebene (sowohl CGI, als auch Kamerafahrten, Stunts etc.) hat auch sehr gut zum Film gepasst und das letzte bisschen Ernsthaftigkeit genommen, was wiederrum der Gesamtatmosphäre sehr zuträglich ist.
Insgesamt wurde ich sehr nett unterhalten, werde den Film aber auch spätestens morgen früh vergessen haben und hab somit noch etwas von dem Film bei der nächsten Sichtung: 7/10 Punkte.
#107
Geschrieben 03. August 2005, 13:19
"True Lies" hat mal wieder sehr viel Spaß gemacht und ist für mich nach wie vor Arnold Schwarzeneggers bester Film. Der Film fängt an wie eine "James Bond"-Parodie, entwickelt aber über seine Laufzeit genug Selbstständigkeit um nicht nur als Parodie zu funktionieren. So gern ich die Exposition mit ihren übertriebenen Action-Sequenzen und Harrys Onelinern auch mag, muss ich doch zugeben, dass der Film erst ab dem Auftritt von Bill Paxton etwas Besonderes wird. Hier kann Jamie Lee Curtis ihr volles komödiantisches Talent ausspielen und auch Schwarzeneggers Darstellung des eifersüchtigen Ehemanns hat was. Am besten gefällt mir aber immer noch Paxton. Herrlich überzogenes Spiel, das so ganz anders ist, als in seinen sonstigen Rollen.
Der Mittelteil des Films gefällt mir auch immer noch am besten. Die Actionsequenzen auf der Insel ziehen sich dann schon etwas. Sie sind zwar super inszeniert und es kracht ordentlich, aber sowas hat man schon zu oft gesehen. Das Ende im Harrier dagegen gefällt mir schon wieder besser. Die Übertreibungen werden hier nochmal auf die Spitze getrieben, aber das stört bei diesem Film überhaupt nicht.
Aufgefallen ist mir mal wieder, wie gut Cameron Cinemascope zu nutzen weiß. Allein die durch die anamorphotische Linse verzerrten Lichteffekte schaffen Atmosphäre. Bildkomposition, Schnitt und Effekte sitzen einfach. Der Mann versteht sein Handwerk.
Schön ist auch die für heutige Verhältnisse übersichtliche Inszenierung der Action. Da ist zwar auch so Einiges los und es wird viel geschnitten, aber die Übersichtlichkeit leidet in keinster Weise.
Ingesamt weiß "True Lies" immer noch zu überzeugen und wird auch noch das eine oder andere Mal im Player landen. Großes Action-Kino der 90er: 9/10 Punkte. Ich freue mich schon auf Camerons nächste Großprojekte!
#108
Geschrieben 04. August 2005, 14:03
Ich kann mich noch genau an das erste Mal "The Abyss" erinnern. Dürfte 11. Klasse oder Kollegstufe gewesen sein, also vor ca. 6 bis 7 Jahren. Das war einer dieser entspannten - damals noch - Video-Abende mit den Jungs. Ich weiß auch noch ganz genau wie mich der Film gefesselt hat. Schön, dass dieses Gefühl auch heute noch da ist.
Ich liebe Unterwasser-Filme, oder überhaupt Filme, in denen Wasser eine große Rolle spielt - und "The Abyss" ist für mich der beste aller Unterwasser-Filme. James Cameron baut eine so wahnsinnig dichte und glaubwürdige Atmosphäre auf, dass es eine wahre Freude ist! Hinzu kommt, dass einem die Charaktere sofort ans Herz wachsen und man trotz der Vielzahl an Leuten nie den Überblick verliert. Der sehr schöne Spannungsaufbau trägt weiterhin dazu bei, aus dem Film ein kleines Meisterwerk zu machen.
"The Abyss" ist einer meiner persönlichen Event-Movies. Wie "Jurassic Park" oder auch "Herr der Ringe - Die Gefährten". Einer der Filme, an die ich manchmal denken muss und mich dabei schon auf die nächste Sichtung freue. Einer der Filme, die ich nicht zu oft sehen will, damit sie sich nicht abnutzen. Kurz: Einfach großes Kino.
Kritik fällt mir keine ein. Sicher ist das Finale etwas dick aufgetragen, aber es macht Sinn und wirkt nicht aufgesetzt. An den angeblich langatmigen Beziehungssequenzen kann ich nichts langweiliges finden und selbst die - zugegebenermaßen sehr lange - Wiederbelebungssequenz schafft es immer noch mich zu packen.
"The Abyss" ist für mich vielleicht sogar Camerons bester Film. Wobei ich natürlich aufgrund meiner Vorliebe für Unterwasser-Filme sehr voreingenommen bin. Gibt da ja leider nicht viele - und noch weniger gute, da sticht "The Abyss" schon heraus. "Deep Blue Sea" ist ganz nett, mehr nicht. "Sphere" ist teils katastrophal, hat aber ein nettes Setting. Was gibt es sonst noch? Wenn jemand Epfehlungen hat, darf er gerne meinen Kommentarthread nutzen.
Achja, ich fand es lustig den bösen Doc aus "Scrubs" und den verrückten Bruder von Amy aus "Alle lieben Raymond" auf dem Schiff zu entdecken
"The Abyss" ist ganz großes Kino. James Cameron zeigt einmal wieder, dass er an sich einfache Geschichte visuell umwerfend und mit einer grandiosen Atmosphäre zu erzählen weiß. Große Klasse: 10/10 Punkte.
#109
Geschrieben 06. August 2005, 11:13
Nun möchte ich auch gleich mal was zur neuen Schnittfassung sagen: Wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Gewalt da minimal verlängert wurde, wäre mir das nicht aufgefallen. Von der Wirkung sind Kinoversion und Director's Cut identisch. Ich muss mich hier nicht aufregen, da es weder die berühmte Abzocke gab, noch dem Film sonst irgendwie geschadet wurde. Ich finde diesen Director's Cut nur einfach sinnlos. Egal ob die Schuld beim Verleih liegt, der aufgrund einer niedrigeren Freigabe geschnitten hat, oder nicht.
Nun zum Film: Neue Erkenntnisse gibt es eigentlich nicht. Überrascht war ich, dass die Wirkung fast noch genauso stark ist, wie beim ersten Mal. Ich hatte eher mit einem starken Abfall bei der zweiten Sichtung gerechnet. Zudem ist mir aufgefallen, dass der Film ein paar sehr nette Kameraeinstellungen aufweist und technisch nahezu perfekt gedreht wurde. Dies trägt bestimmt zu der grandios dichten Atmosphäre bei.
Genervt haben mich nach wie vor die extremen Zeitrafferaufnahmen, die zwar für sich genommen nett aussehen, aber den eher ruhigen Erzählfluss des Films doch gewaltig stören. Logiklöcher gibt es auch noch, aber schließlich ist das ein Film.
Insgesamt immer noch sehr spannendes Kino, das auch bei der wiederholten Sichtung sehenswert bleibt: 8/10 Punkte. Ich freue mich bereits auf den zweiten Teil...
#110
Geschrieben 06. August 2005, 11:40
Früher habe ich Otto-Filme geliebt. Früher, als Kind. "Otto - Der Liebesfilm" habe ich damals sogar im Kino gesehen. Der Humor war irgendwie mein Ding. Vor ein paar Jahren habe ich dann "Otto - Der Katastrophenfilm" noch eine Chance gegeben und war sehr enttäuscht. Zwar ein paar Schmunzler, mehr aber auch nicht.
Nun also die "7 Zwerge". Zunächst einmal ist aufgefallen, dass Otto ziemlich in den Hintergrund getreten ist. War durchaus positiv, denn seine Auftritte haben mich dadurch immer noch zum Schmunzeln bringen können. Ansonsten hat es mich erstaunt, wie viele Comedians bei dem Film mitgewirkt haben. Sehr schön war besonders der Spiegel.
Eine Geschichte sucht man vergebens. Der Film ist eher eine Aneinanderreihung von komisch gemeinten Szenen im Rahmen des groben Erzählstrangs von Schneewittchen. Ein paar Gangs sind ganz nett. Wirkliche Lacher gibt es nicht. Die Schauspieler spielen im weitesten Sinne ihre Comedy-Rollen und damit genau das, was man von ihnen erwartet. Cosma Shiva Hagen ist nett anzusehen, kann aber nicht wirklich was zeigen. Nett natürlich die Mutter-Tochter-Besetzung. Aber da hätte man mehr draus machen können.
Die Inszenierung war passend. Hat zwar alles irgendwie billig ausgesehen, aber das hat nicht weiter gestört. Irgendwann war der Film dann auch ziemlich langweilig. Mehr gibt es irgendwie nicht zu sagen.
Insgesamt ein sehr belangloser Film mit netter Grundidee, die aber nicht die volle Spielzeit zu füllen vermag. Zwar einigermaßen unterhaltsam, aber mehr auch nicht: 4/10 Punkte.
#111
Geschrieben 08. August 2005, 09:06
Ich meine, warum werden Filme gemacht? Da gibt es Geschichten, die unbedingt erzählt werden wollen. Regisseure, die vorhaben eine besondere Geschichte beeindruckend zu inszenieren. Produzenten, die beim Lesen eines Drehbuchs das große Geld riechen und einen massenkopatiblen Film machen. Doch was war bei "Avenging Angelo" der Fall? Die Geschichte ist so langweilig und ohne Kniffe, dass es schon fast nicht besser geht. Wer soll sich dafür interessieren? Ich wette, dass es dort draußen tausende von unverfilmten Skripten gibt, die mindestens doppelt so interessant sind, wie das von "Avenging Angelo".
Dann die Inszenierung. Absoluter Durchschnitt. Keine besonderen Kameraeinstellungen, keine Einfälle. Nichts. Sicher, mal gibt es ein schönes Italien-Bild, aber das gibt es im SAT.1 FILMFILM auch - und wie ein solcher kam mir "Avenging Angelo" auch vor.
Der Anfang mit Anthony Quinn war ja noch ganz nett. Sly fand ich in der Rolle auch okay. Aber nur in der Rolle des etwas einfältigen Bodyguards. So kam er mir am Anfang nämlich vor. Das ganze dann als Romanze? Zwischen Madelaine Stowe und Sylvester Stallone ist ungefähr soviel Chemie, wie zwischen mir und meinem verhassten Mathelehrer aus seeligen Schultagen. A propos Stowe, diese läuft den ganzen Film herum wie eine schlechte Kopie von Penelope Cruz. Jegleiche Kraft und jeglicher Ausdruck fehlen ihr in dieser Rolle. Die "12 Monkeys"-Zeiten sind anscheinend leider vorbei.
Der Film ist zwar kein Totalverlust, aber eben sowas von uninspiriert, dass es einfach ärgerlich ist. Ein paar schöne Bilder und eine oder zwei nette Szenen helfen da leider auch nicht. Muss leider sagen: Zeitverschwendung und somit 3/10 Punkte.
#112
Geschrieben 11. August 2005, 09:59
Damals im Kino war ich ziemlich enttäuscht vom dritten Jahr. Das Buch war der beste Potter bisher: Ein genialer Spannungsbogen, packende Atmosphäre und wirklich überraschende Wendungen. Im Film war mir das alles zu schnell abgehandelt und unglaublich enttäuscht war ich von den Änderungen, die Alfonso Cuarón im Vergleich zu den Columbus-Verfilmungen vorgenommen hatte.
Heute hat sich das alles etwas relativiert. Ich verstehe allerdings immer noch nicht, warum die komplexeste aller bisherigen Geschichten am wenigsten Screentime bekommt. Da war das zweite Jahr einfach stimmiger. Die Geschichte war nicht so komplex und konnte deshalb stimmiger auf die Laufzeit des Films angepasst werden.
Die Änderungen kann ich auch immer noch nicht nachvollziehen. Cuaróns Version gefällt mir vom unabhängigen Produktionsdesign zwar fast besser, aber Columbus Version war einfach näher an den Büchern. Egal wie man es sieht, die Kontinuität einer Serie sollte man so oder so nicht zerstören. Die peitschende Weide kann man sich noch durch die Verpflanzung aufgrund der Ereignisse im zweiten Jahr erklären. Aber Hagrids Hütte? Kommt mir immer noch seltsam vor. Den neuen Hof und die Brücke kann man vielleicht so erklären, dass Cuarón einfach eine neue Seite von Hogwarts zeigen wollte. Warum Harry, Ron und Hermione allerdings nun immer dort rumhängen? Alles Dinge, die vom eigentlichen Film ablenken. Nunja, dieses Mal konnte ich allerdings ganz gut damit leben, da ich mir schon Erklärungen zurechtgelegt hatte und ich mich somit voll und ganz auf den Film konzentrieren konnte.
Nun auch endlich zum Film. Er macht - zumindest wenn man das Buch und damit die Hintergründe kennt - wirklich sehr viel Spaß! Die Atmosphäre wird - unabhängig von den o.g. Kritikpunkten - sehr schön transportiert und man kann in das Potter-Universum eintauchen. Die Figuren wirken alle erwachsener und haben sich glaubhaft weiterentwickelt, was natürlich Rowlings starker Vorlage zu verdanken ist. Auf die Geschichte will ich gar nicht weiter eingehen, die wirklich ziemlich komplex ist und von der im Film leider nur noch die Basis bleibt.
Noch ein paar Besonderheiten: Die fliegenden Dementoren fand ich dieses Mal ziemlich passend. Hatte nicht mehr so sehr das Gefühl nur fliegende Ringgeister zu sehen. Auch der nackte Werwolf war okay. Sicher nicht der Archetyp eines Werwolfs, aber eben ein eigener Stil. Die Zeitreisesequenz am Schluss ist natürlich sehr genial. Macht Spaß. Auffällig waren die radialen Schwarzblenden. Haben irgendwie eine morbide, traumhafte Atmosphäre heraufbeschwört. Hatte was. Die Marauder's Map fällt mir noch ein. Wirklich sehr schön umgesetzt!
So, das war's im Großen und Ganzen. Wenn die Anschlussfehler zum ersten Teil nicht gewesen wären, hätte es mir noch besser gefallen. Ich freue mich schon unbändig auf das vierte Jahr und bin mehr als gespannt an welcher Version sich Mike Newell orientiert. Hierfür gibt es jetzt erstmal voll verdiente 8/10 Punkte.
#113
Geschrieben 12. August 2005, 19:21
Wo fang ich an? Am besten mit meiner ersten Begegnung mit dem Genre. Die erste Zombiefilm-Welle ist an mir vorbeigegangen, da sie zeitlich ungefähr mit meinen Kindergartenjahren zusammenfällt. Meinen ersten Zombiefilm habe ich im Teenageralter gesehen: Peter Jacksons "Braindead". Dieser ist bekanntlich allerdings mehr Splattercomedy als Horrorfilm und hat daher eher weniger Eindruck als Zombiefilm hinterlassen. Irgendwann habe ich dann auf einem Dritten George A. Romeros "Night of the Living Dead" gesehen - und war sichtlich mitgerissen. Bisher kannte ich die richtigen Zombiefilme nur von Mund-zu-Mund-Propaganda und hatte mir eher etwas leichtere Kost erwartet. Doch dieser Film war grimmig und auswegslos. Besonders das Ende ging mir noch lange nach. Dann irgendwann nach meiner ersten DVD-Börse habe ich endlich den Zombiefilm gesehen: George A. Romeros "Dawn of the Dead". Ich weiß nicht, ob es an der überlangen und mies geschnittenen Astro-Version lag, aber der Film hat mir nicht sonderlich viel gegeben. Beeindruckend war sicherlich die apokalyptische Stimmung, die für mich Zombiefilme überhaupt erst interessant macht, doch der Rest war teils eher langweilig und dramaturgisch nicht sonderlich clever - aber das schiebe ich mal auf den sogenannten Ultimate Final Cut. Trotz meiner Abneigung habe ich bei dem Film eine besondere Atmosphäre gespürt, die nachgewirkt hat. Nach dem Sehen war ich irgendwie niedergeschlagen, was sich auch nach der zweiten Sichtung bestätigt hatte. Ich habe den Film schließlich verkauft und habe mich erst einmal den modernen Zombiefilmen gewidmet - so auch "Dawn of the Dead".
Für mich funktioniert das Remake als Zombiefilm viel besser. Sicher fehlen viele gesellschaftskritische Seitenhiebe des Originals, aber der Terror wird hier viel besser spürbar. Auch die rennenden Zombies empfinde ich nicht als Nachteil. Beim Original waren die Zombies eher eine - wortwörtlich - schleichende Bedrohung, die erst durch die Fehler der Menschen unmittelbar wurde. Hier ist die Bedrohung immer präsent. Die Zombies sind körperlich nicht eingeschränkt, teils sogar überlegen. Dadurch entsteht auch ein neues filmisches Tempo, das seine Wirkung nicht verfehlt.
Snyders Film ist doch weit davon entfernt nur ein Actionfilm zu sein. Im Prolog setzt der Horror so plötzlich ein, dass man sich mit der Hauptperson erst einmal orientieren muss. Auch die Charaktere machen glaubhafte Entwicklungen durch. Zwar lassen sich hier auch Klischees finden, doch das nicht so aufdringlich, als dass dies negativ aufgefallen wäre. Sehr übel fand ich die Babyszene. Nicht so sehr das Kind an sich, sondern die komplette Schwangerschaftsdarstellung. Mutig von Snyder und drastisch in der Darstellung - so wie überhaupt der gesamte Film.
Kritikpunkte gibt es auch: Das Fallen von Patronenhülsen wurde ein paarmal zu oft gezeigt. Die Handlungsweise des Zombiebaby-Vaters war für mich am Ende nicht nachvollziehbar. Ebenso die Rettung des Hundes. Das war's eigentlich auch schon.
Sehr "schön" fand ich den Abspann. Hier wird nochmal jegliche Hoffnung genommen. Konsequent durchgezogen. Ich war nach der Sichtung auch wieder etwas mitgenommen, allerdings nicht auf so negative Weise wie beim Original. Schwer zu beschreiben.
Insgesamt sagt mir das Remake - oder besser - die Neuinterpretation mehr zu, was vielleicht auch an der schlechten Schnittfassung und Synchronisation liegt, in der ich das Original gesehen habe.
Auf jeden Fall ein sehr spannender und mitreißender Film, der mehr ist als nur ein bloßes Remake: 8/10 Punkte.
#114
Geschrieben 16. August 2005, 10:31
Nun aber zum Film: Oft habe ich den schönen Ausdruck style over substance im Zusammenhang mit "Sin City" gehört. Dem kann ich allerdings überhaupt nicht zustimmen. Mein Chef im Praktikum hat mich immer darauf hingewiesen, dass folgende Regel einzuhalten ist: style follows substance - und genau das ist Robert Rodriguez gelungen. Wie sonst hätte man diese brutale, comichaft überzeichnete Welt darstellen sollen? Wie, wenn nicht genau in dem Stil, den auch Frank Miller in seinen Zeichnungen verwendet hat? Der Stil passt sich perfekt dem Inhalt an. Hier kann ich überhaupt keine Kritik finden. Stil und Inhalt sind eine fest verbundene Einheit, was hier perfekt demonstriert wird.
Was ich eher als Kritikpunkt sehe, ist die stringente Umesetzung der Geschichten - nicht vom Stil her, sondern von der Dramaturgie. Mögen im Comic diese Kurzgeschichten noch perfekt funktionieren, so hat mich im Kino diese klare Trennung gestört. So löblich die nahezu 1:1-Umsetzung auch ist, so hätte ich mir doch eine stärkere Verwebung der Geschichten gewünscht: Eine große Geschichte, in der sich die Charaktere immer mal wieder über den Weg laufen, ähnlich "Short Cuts" oder "Magnolia". Sicher hätten hierfür Modifikationen an Frank Millers Geschichten vorgenommen werden müssen, was meiner Meinung nach den Film aber noch stärker gemacht hätte.
Nun zu der Wirkung des Films. Es sind starke, kleine, dreckige Geschichten die hier erzählt werden. Die Hauptcharaktere sind nicht die geborenen Sympathieträger, wachsen dem Publikum aber dennoch schnell ans Herz. Deshalb ist es auch so schade, sie nach ihrer Episode so schnell wieder zu verlassen. Jede einzelne Geschichte ist eine Geschichte der Gewalt. Allerdings wird die Gewalt stets so comichaft überzogen dargestellt, dass sie nicht wirklich zu schocken vermag - sie unterhält eher. Dies ist ein gefährlicher Sachverhalt, da keine der Figuren wirklich zu leiden scheint. Gewalt wird verharmlost. Eigentlich kein Ruhmesblatt für einen Film. Dies ist allerdings die Welt von "Sin City". So sind hier die Regeln. Man muss sie akzeptieren. Es ist ein Film für Erwachsene - und das ist bekannt. Ich kann die Empörung über die Gewalt in dem Film also nicht wirklich nachvollziehen, denn auch sie passt sich dem Inhalt an. Violence follows substance sozusagen.
So interessant der Film auch anzuschauen war, am Ende war ich dennoch froh als er vorbei war. Zu ähnlich sind sich die drei Geschichten in ihrer Grundaussage. Zu ähnlich der dramaturgische Aufbau. Hier wären wir auch wieder bei der Erzählweise. Ich denke ich wäre am Ende nicht so übersättigt gewesen, hätte man die Geschichten miteinander verwoben.
Jede der drei Geschichten ist sehr unterhaltsam und wirklich erstklassig gefilmt. Es ist eine Freude diesen düsteren und doch comichaften Helden der Nacht bei ihren Rachefeldzügen zuzusehen. Doch stört mich immer noch das dramaturgische Gesamtkonstrukt des Films.
Um zu einer endgültigen Wertung zu kommen muss ich mir den Film vielleicht noch einmal anschauen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er für mich nicht das Meisterwerk, als das er so gerne gesehen wird. Er ist aber auch nicht nur eine schön anzusehende Gewaltorgie, wie die Kritiker ihm anlasten. Der Film ist eine technisch perfekte Comicumsetzung, was inhaltlich auch für die einzelnen Episoden gilt. Als abendfüllender Spielfilm versagt dieses Konzept für mich etwas. Dennoch auf jeden Fall verdiente 8/10 Punkte.
#115
Geschrieben 23. August 2005, 10:33
"Spaced" schaut sich auch wirklich wie die erste halbe Stunde von "Shaun of the Dead". Hauptdarsteller und Autor Simon Pegg spielt nahezu identische Charaktere, was er aber auch verdammt gut kann. Man nimmt ihm diesen leicht trotteligen, aber doch liebenswerten Nerd voll und ganz ab. Aber auch sein Konterpart Daisy ist ein klasse Charakter. Sehr neurotisch und immer am reden. Wie sagt Tim (Simon Pegg) immer so schön? Skip to the end Daisy! Aber auch die anderen Charaktere, die diese Sitcom bevölkern könnten nicht abgedrehter sein: Der Künstler Brian hat eine Rolle, die teils an Kramer aus "Seinfeld" erinnert. Pegg weist im Audiokommentar sogar einmal direkt darauf hin. Dann gibt es noch die Vermieterin Marsha, die gerne eine oder zwei Flaschen Wein mit sich herumträgt und die glaubt, Tim und Daisy wären ein Paar (was sie nicht sind). Mike ist Tims bester Freund und ein Waffennarr. Diesen Charakter fand ich anfangs etwas zu over the top, das hat sich aber spätestens in der zweiten Staffel gelegt. Achja, und Twist gibt es auch noch. Daisys Freundin, die später mit Brian zusammen kommt. Eine Tussi. Mehr gibt es über sie nicht zu sagen.
Die Geschichten sind reichlich ausgeflippt und erinnern mich teils an eine Mischung aus "Seinfeld", den "Simpsons" und vielleicht "Scrubs". Doch trotz aller Seltsamkeiten ist "Spaced" die im Grunde warmherzige Geschichte der Freundschaft von Tim und Daisy - und das kommt in den Schlüsselszenen auch immer ganz klar raus.
Anfangs hat mich der Videolook der Serie etwas gestört. In der ersten Staffel sind mir sowohl die Geschichten, als auch die Inszenierung teils noch etwas holprig vorgekommen. Man hat gemerkt, dass viel experimentiert wurde. Das hat sich dann - teils bereits noch während der ersten Staffel - ins Positive gekehrt. Durch interessante Kameraeinstellungen und den Schnitt wurde der Look sehr schnell sehr filmisch und auch die Geschichten waren besser durchdacht und inszeniert. Die Experimentierfreudigkeit blieb aber - und das meine ich durchaus positiv!
Die zweite Staffel hatte dann einige wahre Höhepunkte und ich könnte wetten, dass eine dritte Staffel nochmal besser geworden wäre, da man hier die Technik beherrscht hätte und sich voll und ganz auf die Geschichten und die Charaktere hätte konzentrieren können. Wie ich gelesen habe, ist eine dritte Staffel allerdings eher unwahrscheinlich, da man eine Abnutzung des Formats verhindern will. Ehrenwehrte Einstellung, aber auch schade. Ähnlich innovative Konzepte, wie z.B. "Seinfeld" haben auch erst mit der ca. dritten Staffel ihren Höhepunkt erreicht - und dort hat jede Staffel auch 24 Folgen. "Spaced" hat es insgesamt nur auf 14 gebracht. Natürlich darf man die amerikanische Network-Landschaft nicht mit dem britischen Fenrsehen vergleichen. Schade ist es meiner Meinung nach trotzdem.
Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass es in "Spaced" tausende von Anspielungen auf Film und Fernsehen gibt. Am häufigsten wohl "Star Wars". Wirklich äußerst amüsant - und obwohl ich meine 90% verstanden zu haben, sind mir bestimmt ein paar Gags entglitten, was teils an den Sprachexplosionen (besonders von Daisy) lag. Aber das lädt zu einer erneuten Sichtung ein.
Ob ich mir insgesamt mehr erwartet hätte weiß ich nicht. Die Serie braucht etwas um warm zu laufen und ehe man sich versieht, ist sie auch schon wieder vorbei. Die Wertung fällt mir nun sehr schwer. Ich werde vorerst nur 8/10 Punkte vergeben und somit an die "Shaun of the Dead"-Bewertung anknüpfen. Denn vielleicht kommt ja doch noch eine Staffel. Auf jeden Fall werde ich Simon Pegg im Auge behalten. Der Junge hat Talent.
#116
Geschrieben 24. August 2005, 10:04
Wenn man "24" allerdings als simple TV-Serie betrachtet, so sieht man sie unter Wert. Jede Staffel der spannenden Agentengeschichte ist eher so etwas wie ein 18stündiger Film mit durchgehender Dramaturgie und anhaltendem Spannungsbogen. Umso erstaunlicher ist es, wie qualitativ hochwertig die Geschichten und die Inszenierung über die gesamte Spieldauer sind. Sicher gibt es Logikfehler und ab und zu kleinere Storyeinbrüche, aber dem gegenüber steht einfach ein ungeheurer Unterhaltungswert und glaubhafte, professionelle Inszenierung. Dieser könnte man Ideenmangel ankreiden, aber was wäre "24" ohne den Pseudodukustil? Da würde das Mittendrin-Gefühl fehlen - und der Stil passt zu den erzählten Geschichten einfach wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Nun speziell zu dieser Staffel: Hat mir sehr gut gefallen. Sogar noch besser, als die hochgelobte zweite Staffel. Jack Bauer hat sich wieder weiterentwickelt und wirkt nun - trotz aller Härte - angreifbarer. Die Biowaffenbedrohung wird sehr schön dargestellt und die Szenen im Hotel gehen wirklich an die Nieren. Das letzte Drittel empfand ich sogar als das Spannendste, was es bisher in "24" zu sehen gab. Ein weiterer großer Pluspunkt dieser Staffel ist, dass es keinen so großen Kim Ich bringe mich ständig selbst in die dümmsten Situationen Bauer Subplot gibt. Dieser hat mich in der zweiten Staffel doch ziemlich genervt.
Typisch für "24" ist auch, dass man mit allem rechnen muss. Eigentlich jeder Charakter - bis auf Jack Bauer - kann ein falsches Spiel spielen oder ums Leben kommen. Selbst das vermeintliche Happy End bedeutet für fast alle Hauptfiguren trotzdem eine Niederlage: Tony geht für mindestens 20 Jahre ins Gefängnis, der Präsident sieht sich gezwungen sein Amt niederzulegen etc. Alles deutet auf einen Neuanfang hin. So sieht es dann anscheinend auch in Staffel 4 aus. Nur noch Jack Bauer von den altbekannten Charakteren. Ich finde es im Moment noch etwas schade, da wirklich starke Figuren (z.B. David Palmer) nun aus dem Rennen sind. Allerdings ist es bestimmt auch eine Chance für die Serie, bekannte Pfade zu verlassen. Vieles in Staffel 3 hat man in ähnlicher Form schon einmal gesehen. Ich bin auf jeden Fall gespannt. Der Teaser auf der letzten DVD lässt aber eher vermuten, dass ähnliche Geschichten mit anderen Nebenfiguren erzählt werden. Ich werde es mir anschauen und mir danach ein Urteil bilden.
Als Kritikpunkt sehe ich vielleicht die Vernachlässigung des Cliffhangers vom Ende der zweiten Staffel, bei dem es zu einem Anschlag auf Präsident Palmer kommt. Vermutlich wollte der Darsteller doch noch eine Staffel lang mitwirken
Insgesamt also mal wieder hochklassige Unterhaltung. Natürlich nicht mehr so innovativ, wie die erste Staffel. Stört mich jetzt aber auch nicht weiter. Da kann ich guten Gewissens 9/10 Punkte vergeben.
#117
Geschrieben 25. August 2005, 11:30
Der erste Teil ist ein unbestrittener Ausnahmefilm. Keine Frage. Teil 2 fand ich immer noch ziemlich unterhaltsam. Nun also "Cube Zero". Ein Prequel, wie es seit der neuen "Star Wars"-Trilogie Mode ist. Wo fange ich an? Erstmal das Produktionsdesign. Gefällt mir eigentlich ziemlich gut. Nur passen die ultramodernen Computermonitore und Grafiken irgendwie überhaupt nicht zur sonstigen Umgebung. Der Regisseur hat gemeint, er wollte den Look an Gilliams "Brazil" oder Caro und Jeunets >> "Die Stadt der verlorenen Kinder" erinnern lassen. Dies gelingt ihm allerdings nicht. Man kann zwar teils erkennen, was seine Vorbilder gewesen sein mögen, aber an diese kommt er nicht annähernd ran.
Nun die Geschichte. Irgendwie ist auch diese zu unentschlossen. Die Szenen im Cube sind nahezu eine Kopie vom ersten Teil, angereichert mit mehr Gore-Szenen, die nicht immer so explizit nötig gewesen wären - dass auch ohne Gore mehr Spannung entstehen kann, hat Natali bereits bei Teil 1 gezeigt. Die Szenen außerhalb des Cubes hätten großes Potential gehabt, werden aber größtenteils verschenkt. Schlimm wird es als mit dem Auftritt des entstellten Zwischenhändlers jegliche Ernsthaftigkeit genommen wird. Der Film kann sich einfach nicht zwischen ernsthaftem Sci-Fi-Thriller und einer Groteske entscheiden. Hier wollte der Regisseur anscheinend zu sehr seinen Vorbildern nacheifern und ist dabei seinem eigenen Stil nicht treu geblieben. Deshalb finde ich den an sich schon nicht mehr so starken "Hypercube" auch noch besser gelungen, als nun "Cube Zero". Schade, denn Ansätze wären durchaus vorhanden gewesen.
Dann das Ende. Nette Referenz auf das Original. Nur warum dann nicht konsequent durchgezogen? Man hätte nun doch versuchen können Wynn optisch an Kazan anzugleichen und Material von "Cube" mit einzubinden. Nun kommt auch das eigentlich sehr nette Ende halbgar daher. Wirklich schade.
Ich bin, wie gesagt, etwas enttäuscht. Zwar hat der Film ganz gut unterhalten, aber ob sich eine zweite Sichtung lohnt ist wirklich fraglich. Dann lieber nochmal das Original. Leider nur 5/10 Punkte.
#118
Geschrieben 25. August 2005, 15:28
Ich habe im Vorfeld versucht zu vermeiden, zu viel von dem Film zu erfahren. Die Vergleiche mit "Fight Club" oder "Memento" haben ja bereits auf das allseits beliebte überraschende Ende hingewiesen. Glücklicherweise hat der Film auch davor einiges an Substanz zu bieten.
Zunächst einmal muss ich dagen, dass Christian Bale wirklich verrückt ist! Ich habe zwar gewusst, dass er 30 Kilo für den Film verloren hat, aber dass er tatsächlich wie eine wandelnde Leiche aussieht, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Umso erstaunlicher ist, dass der Charakter Reznik dem Zuschauer eigentlich den ganzen Film über sympathisch bleibt. Das spricht wirklich für Bales Fähigkeiten als Schauspieler.
Regisseur Brad Anderson gelingt es eine wahnsinnig dichte Atmosphäre zu schaffen. Farbe ist in dem Film so gut wie keine vorhanden. Man könnte fast meinen, das Bleichmittel, das Reznik benutzt, hätte auf die Filmrollen übergegriffen. Sehr schöne Farbstimmung. Dazu das industrielle Setdesign, das sich auf keine Epoche festlegen lässt. Würden nicht ab und an moderne Gegenstände im Bild auftauchen, könnte der Film von der Stimmung her auch gut in 20er Jahren spielen. Dazu die dezente und doch spannungsgeladene Musik, die ebenso wirkt, als würde sie nicht aus dem aktuellen Jahrzehnt stammen. Die audiovisuellen Aspekte des Films sind wirklich sehr durchdacht und unterstützen die Geschichte auf eine perfekte Art und Weise. Sicher gab es Vorbilder (Fincher u.a.) - dennoch sehr schön umgesetzt.
Die mysteriöse Geschichte hat mich vom ersten Frame an gefesselt. In der ersten Szene in Trevors Wohnung (Close auf die Taschenlampe), habe ich mir bereits gedacht, dass Trevor am Strand sich selbst begegnet ist. Zu offensichtlich war für mich das Framing der zuvor am Strand gesehenen Taschenlampe. Aber man weiß ja anfangs nie ob die aufgestellten Theorien richtig sind
Die letztendliche Auflösung war erholsam unaufdringlich, hatte dadurch aber auch keine Schockwirkung, so wie damals "Fight Club" oder "The Sixth Sense". Vermutlich habe ich inzwischen auch schon zu viele Filme mit Story Twist gesehen. Schön war auf jeden Fall, dass der Twist nicht aus Selbstzweck kam, sondern wirklich der Geschichte um Sünde und Gewissen gedient hat. Auch habe ich mich gefreut, dass Reznik am Ende seinen Frieden findet. Zwar kein Happy End, aber das Beste, was man sich für diesen Charakter hätte wünschen können.
Insgesamt also ein sehr erfreulicher Film. Interessante Geschichte, perfekte Ausführung. Was will man mehr? 9/10 Punkte.
#119
Geschrieben 26. August 2005, 14:11
Viel zu sagen gibt es nicht. "Rush Hour" gefällt mir irgendwie weniger gut, als die andere Buddy Movie-Reihe mit Jackie Chan (>> "Shanghai Noon" und >> "Shanghai Knights"), was wohl vor allem daran liegt, dass ich Owen Wilson als Partner um einiges lustiger finde, als Chris Tucker - obwohl der mir gestern gar nicht so nervig vorkam.
Die Geschichte ist irgendwie eher langweilig und der Film lebt von der Beziehung, die sich zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelt. Schade ist, dass alle anderen Charaktere eher blaß bleiben und auch sonst nicht viel passiert.
Ich war dann am Schluss ziemlich müde, was aber auch an dem übermäßigen Filmkonsum gestern gelegen haben kann - mich wundert es ja fast, dass ich keine Kopfschmerzen hatte
Auf jeden Fall nette Unterhaltung, die erfreulicherweise im Stil von 80er Jahre Actionfilmen inszeniert wurde. Keine Highlights, aber kann man sich ruhig anschauen: 6/10 Punkte.
#120
Geschrieben 27. August 2005, 10:25
Das erste, was mir aufgefallen ist, waren die Weitwinkelverzerrungen. Ist mir bei noch keinem Film so stark aufgefallen. Das war jetzt auch nicht weiter störend oder sonderlich ausgeprägt (ich schätze mal 28 mm Brennweite), aber eben sehr auffällig. Wenn ich schonmal beim Look bin: Der Film kam mir sehr unterkühlt vor. Hat schön die Einzelgängerstimmung unterstrichen, die DeNiro und Pacino umgeben hat. Allerdings hat mir diese coole Optik auch den Zugang zu den Figuren irgendwie erschwert. Hört sich komisch an - ist aber so.
Dann die Charaktere und ihre Schauspieler. Alle klasse besetzt und ausgearbeitet. Natürlich stechen Pacino und DeNiro hervor, aber auch der restliche Cast wurde klasse gewählt. Kilmer in seiner - meiner Meinung nach - besten Rolle neben Elvis ("True Romance") und Tom Sizemore sehe ich sowieso immer sehr gerne, wenn auch zu selten. Natalie Portman kommt mir etwas zu kurz, aber das kommt ihre Figur im Film ja auch. Ansonsten bleibt noch ein ausgezeichneter Supportcast, in dem sich viele bekannte Gesichter finden lassen (u.a. Phoebes Atomphysiker aus >> "FRIENDS" oder David Palmer aus >> "24").
Die Geschichte, die erzählt wird, basiert in den Grundzügen auf wahren Ereignissen. Natürlich wurde alles hollywoodmäßig aufgeblasen und von Chicago nach L.A. verlegt, man merkt aber dennoch die Substanz und Menschlichkeit hinter der ganzen Sache. Die Figuren wurden sehr schön charakterisiert und von anderen Gansterfilmen hebt sich "Heat" durch den Respekt zwischen Cop und Gangster ab, der jedoch nie ihre eigentlichen Ziele und somit den Konkurrenzgedanken beeinflusst. Die Szene am Schluss, als Pacino DeNiros Hand hält, war für mich auch die ergreifendste Szene des Films. Sie ist auch irgendwie symptomatisch für den ganzen Film. Die Geschichte läuft unausweichlich auf diesen einen Moment hin - egal wer am Schluss gewonnen hätte.
Insgesamt sollte man jetzt also davon ausgehen, dass "Heat" mich umgehauen hat. Es ist alles drin, was ein guter Film braucht. Aber irgendwie ist der Funke nicht hunderprozentig übergesprungen. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Bei der Bewertung schwanke ich nun zwischen 8 und 9 Punkten, werde aber gefühlsmäßig vorerst nur 8/10 Punkte geben.
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