"Say hello to my little friend"
#361
Geschrieben 28. Juni 2005, 14:07
Großartig.
#362
Geschrieben 01. Juli 2005, 12:26
Viel Licht, aber auch viel Schatten so lässt sich der neue Steven Spielberg wohl am besten in Kürze zusammenfassen. Für mich, der das Wells Buch nicht kennt, ist die Geschichte natürlich beeindruckend und richtig schon düster. Am besten an der ganzen Sache gefällt mir die Vorstellung, dass der Mensch bzw. die Erde auch nichts anderes als ein Mikrokosmos für andere Wesen darstellt, wir also wie es der Anfang des Films zeigt, nur das Ungeziefer weiter entwickelter Kreaturen sind. Spielberg lässt keine Zeit vergehen mit unnötiger Personenvorstellung oder vielen kleinen Nebenplots. Die Katastrophe, sprich die Invasion der "Kreaturen" wird nur aus der Sicht von einer Familie gezeigt. Im Gegensatz zu INDEPENDANCE DAY verzichtet der Film also darauf, die Katastrophe an verschiedenen Punkten der Erde zu demonstrieren und beleuchtet auch nicht verschiedene Klassen, sondern fokussiert sich ganz auf die fliehende Arbeiterschicht. Was Spielberg hervorragend gelingt, ist die Panik einzufangen, die neben den außeriridischen Feinden die zweite große Bedrohung darstellt. Womöglich zerstört der Mensch sich selber und nicht außenstehende Kreaturen. Das unterscheidet WAR OF THE WORLDS auch von anderen Katastrophen-Filmen, in denen oft ein heuchlerischer Zusammenhalt gezeigt wird, der arm und reich miteinander verbindet und jeder für den anderen kämpft und stirbt. WAR OF THE WORLDS ist reiner Überlebenskampf, die anderen zählen nicht, nur der eigene Lebenswille ist von Bedeutung. Schnell wird übrigens auch klar, dass der Trailer nichts, aber rein gar nichts gezeigt hat und das war eine sehr gute Entscheidung. Der gesamte Katastrophenpart ist ganz toll von Spielberg inszeniert wurden und ist ohne Frage eines der Ereignisse des diesjährigen Kinosommers. Sowas kann man auch mit der neuen DVD-Technik nur im Kino erleben, bombastischer Sound und angsteinflößende Bilder non-stop. Überhaupt beweist Spielberg erneut, dass er ein hervorragender Regiesseur ist, aber hier nicht unbedingt ein gutes Gespür für die Personenkonstellationen beweist.
Der große Kritikpunkt des Films ist einfach - und jeder Spielberg-Hasser konnte es vorher schon sagen und hatte recht, frustrierend - die Familiengeschichte. Ich gehöre nun wirklich eher zu der Fraktion die Spielbergs Filme schätzt und einige liebt. Natürlich hat der Mann auch viel Mist praktiziert, keine Frage, doch seine Unterhaltungsfilme sind immer noch vorzüglich. WAR OF THE WORLDS steht von Beginn an auf wackligen Beinen. Die Familiengeschichte langweilt ohne Ende und ist wieder einmal voll von Klischees. Getrennte Eltern, der neue "Vater" ist unheimlich erfolgreich usw. Das alles würde mich gar nicht mal so sehr stören, wenn man die Figuren wengistens gut besetzt hätte. Cruise kann mir ohnehin gestohlen bleiben, hier ist er aber nicht der größte Angriffspunkt. Der kleinen Tochter hätte ich gewünscht, dass die Aliens sie nach 2 Minuten schnappen und nicht mehr hergeben (meinetwegen am Ende, damit Spielberg noch schlafen kann). Der Sohn aber ist wirklich unerträglich. Die zwei Szenen zwischen Cruise und ihm sind furchtbar mit anzusehen. Das Ende des Films - ja es ist furchtbar - passt da ins Gesamtbild.
Es ist keinesfalls so, dass ich den Kinobesuch bereut habe, der hat sich ohne Zweifel gelohnt, schade ist dennoch, dass Spielberg aus seinen Möglichkeiten nicht das allerbeste rausgeholt hat und den ganz großen Wurf damit verpasst hat. Blockbuster Kino, aber das wars.
#363
Geschrieben 02. Juli 2005, 13:33
Dieses Mal ist mir die Originaltonspur wieder erstaunlich leicht gefallen und hat keineswegs den Zugang zu dem Film erschwert. Bisher waren meine gesehenen Bergman-Filme alle in schwarz-weiß und dahingehend ist CRIES AND WHISPERS ein Novum für mich. Es war im Vorhinein schwer vorstellbar einen Farbfilm von Bergman zu sehen, waren die bisherigen Bergman Filme technisch doch zu beeindruckend und lebten unter anderem von der hervorragenden schwarz-weißen Optik. Doch schon die ersten Bilder demonstrieren mehr als deutlich, dass die Umstellung für Bergman wohl kaum ein Problem dargestellt hat. Sven Nykvist erhielt 1974 auch dafür den Oscar für die besten Kamerarbeit. Dass der Film bei den großen Kategorien leer ausging verwundert kaum. Immerhin war er aber für den besten Film, das beste Drehbuch und den besten Regiesseur nominiert. Die gesamte Handlung von CRIES AND WHISPERS spielt nur innerhalb eines Landhauses. Eine Todkranke lebt dort allein mit ihrer Magd und erwartet einen letzten Besuch ihrer beiden Schwestern. Ansonsten passiert nicht viel, was man inhaltlich zusammenfassen bzw. nacherzählen könnte. Der Film ist verdammt schwer und verlangt dem Zuschauer nicht nur die ständige Aufmerksamkeit, sondern auch sonst so einiges ab. Schockierende Bilder, viel Geschrei und viel Hysterie sind auch Merkmale dieses Films. Zentrale Themen des Films sind meiner Meinung nach Liebe und Tod. Keine leichte Kost, aber sehr stark.
#364
Geschrieben 03. Juli 2005, 12:02
Glücklicherweise hatte ich trotz der durchgehend positiven Kritiken und Meinungen über den Film keine allzu hohe Erwartungshaltung. Dann wäre es wohl die Enttäuschung des Jahres geworden. So war der Film der erwartete Langweiler. Die Peter Pan Geschcihte mag ich eigentlich sehr gerne und Steven Spielbergs HOOK wird eine sehr schöne Kino-Kindheitserinnerung für mich bleiben, auch wenn mir der Film heute gar nichts mehr gibt.
In FINDING NEVERLAND geht es um die Geschichte des Peter Pan Autors James Matthew Barrie und um die Entstehung seines wohl berühmtesten Werkes. Der Film fokussiert sich dabei vor allen Dingen auf die Beziehung zwischen dem Autor und einer Familie, die er eines Tages im Park kennenlernt. Sie besteht aus einer alleinerziehenden Mutter und ihren 4 Söhnen. Barrie beginnt sich mit ihnen anzufreunden und fängt an seine gesamten Tage mit ihnen zu verbringen. Seiner Frau gefällt das ganze ebenso wenig wie der Großmutter der Kinder. Dennoch setzt Barrie seine Prioriäten ganz klar und setzt seine neue Bekanntschaft an die erste Stelle. Letztlich inspirieren sie ihn zu seinem neuen Stück, die Geschichte von Peter Pan.
Leider kann ich nicht sagen, dass der Film mir auch nur ein bißchen was gegeben hat. Die Geschichte läuft die ganze Zeit zu galtt und zu einseitig. Alle Figuren des Films sind im Grunde ihres Herzens nett. Sogar die scheinbar böse Großmutter ist "eigentlich" lieb, ebenso verhält es sich bei Barries Frau. Irgendwie ist es doch traurig, dass Johnny Depp nach PIRATES OF THE CARIBEAN erneut für eine eher durchschnittliche Rolle für den Oscar nominiert wurde.
#365
Geschrieben 04. Juli 2005, 13:24
Ich weiß gar nicht, warum ich ausgerechnet auf diesen Film in der Videothek Lust bekam. Die Trailer gefielen mir nur mittelmäßig und auch ansonsten bin ich nicht so der Märchen Fan. Auch in meiner Kindheit habe ich nur wenige der typischen Märchen bzw. fantastischen Filme gesehen, aber irgendwie machte mich das Cover dann doch genug an, um dem Film eine Chance zu geben. Jim Carrey mochte ich ja lange Zeit gar nicht, aber nach dem großartigem ETERNAL SUNSHINE ist er mächtig nach oben in meiner Gunst gerutscht.
Erst in den Anfangscredits des Films erfuhr ich, dass LEMON SNICKET von dem Kindersender Nickelodean mitproduziert wurde. Auch dachte ich nicht, dass der Film sich so sehr an das jüngere Publikum richtet. Die Geschichte des Films ist schnell erzählt. Sie handelt von drei Geschwistern, deren wohlhabenden Eltern bei einem Brand ums Leben kommen und sie somit zu Weisen werden. Es ist unklar, wer sich zukünftig um sie kümmern wird und so landen zu Beginn bei ihrem ominösem "Onkel Olaf". Schnell sich heraus, dass er nur hinter ihrem Erbe her ist und alles versucht um die drei zu überlisten.
Ein großes Lob gebührt den Ausstattern des Films. Die Kulissen sehen fantastisch aus und wirken so, als ob jemand mit viel Liebe zum Detail am Werk war. Ansonsten wirkt der FIlm in seiner gesamten Optik sehr ausgereift. Schauspielerisch agieren die drei (eher zwei) Geschwister auf gutem Niveau, zumindest sind sie mir lieber als die grauenhafte Dakota Fanning aus Spielbergs WAR OF THE WORLDS. Jim Carrey darf mal wieder in viele verschiedene Kostüme hüpfen, so richtig begeistert sein Spiel allerdings nicht. Nette, ein wenig sehr kinderfreundliche Unterhaltung.
#366
Geschrieben 05. Juli 2005, 12:40
Ich hatte irgendwo im Internet einmal gelesen, dass FALLEN ANGEL urpsrünglich als die dritte Episode in CHUNGKING EXPRESS angedacht war und sich Wong Kar-Wai dann doch entschloss einen eigenständigen Film aus diesem Gedanken zu drehen.
Eine geradlinig erzählte Geschichte gibt es in FALLEN ANGELS nicht. Im Vordergrund stehen die Gefühle und Erlebnisse der drei Hauptfiguren, die zuerst nur leicht miteinander verknüpft sind und deren Geschichten sich immer mehr überschlagen. Zum einen geht es um einen Auftragskiller, der völlig isoliert von der Außenwelt lebt und seinem Job kaltblütig nachgeht. Er macht sich kaum Gedanken darüber, wer die Opfer sein könnten, denn seiner Ansicht nach haben andere über ihre Schicksale bereits entschieden und er selbst ist nur für die Durchführung zuständig. Über eine Kontaktperson kommt er an neue Aufträge. Diese hat ihn zwar noch nicht gesehen, nichtsdestotrotz sich in ihn verliebt. Die dritte Figur des Films ist ein stummer, junger Mann, der sich einen Spaß daraus macht, nachts die Geschäfte anderer zu öffnen und dort auf seine Art Kunden zu werben.
FALLEN ANGELS ist nun der dritte Film von Wong Kar-Wai den ich gesehen habe und würde ihn als den besten der drei bezeichnen. Klar ist, dass Kar-Wai die Kommunikationslosigkeit beleuchten möchte, besonders deutlich wird das in der Szene, in der sich die beiden Geschäftspartner treffen. Überhaupt spielt Isolation eine tragende Rolle. Inszenatorisch ist der Film recht experimentierfreudig ausgefallen, so scheint es mir zumindest. Unheimlich schnelle Schnitte und die ständig unruhige Kamera zeichnen den Film insbesondere aus. Sicherlich einer der stärksten asiatischen Filme von den mir bekannten.
#367
Geschrieben 06. Juli 2005, 10:54
Für den guten Clint habe ich mir sogar mal wieder einen Film im deutschen Privatfernsehen angetan. Toll war natürlich, dass der Film im falschen Bildformat gezeigt wurde. Dafür hielt sich die Werbung für meinen Geschmack in Grenzen. SPACE COWBOYS ist klar in zwei verschiedene Hälften aufgeteilt. In der ersten Phase wird die Vorbereitung der Mission gezeigt und die einzelnen Charakter werden dem Zuschauer näher gebracht. Frank Corvin (Eastwood, mal wieder ein Frank) arbeitete Ende der 50er Jahre an einem Projekt namens Daedalus, welches den Flug ins All erarbeiten soll. Letztlich entscheidet sich die NASA gegen Frank und seine Crew und schickt stattdessen einen Affen ins Weltall. Viele Jahre später braucht die NASA jedoch wieder Franks Rat, um einen alten sowjetischen Satelitten zu reparieren. Frank willigt zwar ein der NASA zu helfen, aber nur, wenn er seine alte Crew zusammentrommeln darf und mit ihnen die Mission selbst durchführt. Schließlich setzt er sich durch und die Vorbereitung auf die Mission kann beginnen. Dieser erste Part ist der wesentlich stärkere. Alle Darsteller spielen Männer im Rentenalter und geben sich herrlich selbstironisch. Sie müssen verschiedene Tests durchlaufen und ordentlich trainieren, um mit den jungen Konkurrenten mithalten zu können.
Der zweite Teil des Films beschäftigt sich mit der Mission im All dann selbst. Leider geht dem Film hier ein wenig die Puste aus und er entwickelt sich zu sehr in die erwartete Richtung. Wie so oft in solchen Filmen muss die Crew schließlich um ihr Leben bangen und das der Menschheit retten. Hier geht auch der gesamte humorisitsche Teil der ersten Hälfte verloren und wird durch ordentlich Dramatik ersetzt.
Dennoch ist auch dieser Eastwood sehr unterhaltsam geworden und für einen Sonntag abend sehr geeignet.
#368
Geschrieben 06. Juli 2005, 11:03
Ich habe zwar bei der letzten Sichtung vor ca. einem Jahr nichts geschrieben, wüsste aber auch nicht, was ich zu diesem nahezu perfektem Film großartig schreiben sollte. Wahrscheinlich mittlerweile mein Lieblingsfilm nach den ersten beiden GODFATHER Filmen.
#369
Geschrieben 07. Juli 2005, 14:05
Als erstes sticht natürlich die ungewöhnliche Optik ins Auge, mit der BAMBOOZLED gefilmt wurde. Spike Lees Film sieht nicht wie ein normaler Spielfilm aus, sondern überrascht durch einen beinahe Doku-Look. Ich weiß nicht genau, ob es einen speziellen Begriff für diese Art von Film gibt, aber bisher habe ich glaube ich noch keinen vergleichbaren gesehen. Inhaltlich beschäftigt sich der Film mit Spike Lees Lieblingsfragen, ist dabei aber auffallend provokant und intelligent ausgefallen. Pierre Delacroix arbeitet bei einem amerikanischen TV-Sender und ist dort als einziger schwarzer Autor für TV-Serien angestellt. Ständig wird er damit konfrontiert, dass er von seinen Kollegen nicht akzeptiert wird und sein Chef stellt ihn vor versammelter Mannschaft erst einmal bloß. Doch unter vier Augen verhält er sich direkt ganz anders. Er meint, dass er selbst ein größerer "Nigger" als Delacroix sei, weil dieser sich überraschend gepflegt ausdrückt und sich offensichtlich abheben will, von den Klischees, die um ihn herum herrschen. Sein Chef jedoch findet das ganze lächerlich. Er selbst meint, dass er dass "N-Wort" benutzen darf, weil er doch in einem schwarzen Viertel aufgewachsen sei und überhaupt viel schwärzer ist, als Delacroix und viele andere. Dass er weiß ist, scheint er wohl vergessen zu haben.
Delacroix soll eine neue Fernsehshow entwickeln. Ihm kommt die Idee, dass er sich an den "alten Traditionen" orientieren soll und entwickelt eine Show, in dem Schwarze als typsiche doofe "Neger" auftreten. Dabei greift er auf die Ursprünge des Kinos zurück, in dem schwarze stets den Trottel darstellen sollten und nur für die Blödheit und die Unterhaltung bestimmt waren. Dieser Teil ist jedoch nur die eine Hälfte des Films. Gleichzeitg werden zwei junge Männer gezeigt, die als Straßentänzer anfangen, um letztlich in Delacroix Show zu landen und dort zu großen Stars werden. Dabei vergessen sie ihre Werte und Vorstellungen und verdrängen auch, dass sie sich dabei zum Affen machen und im Grunde sich selbst verarschen.
Ja, bei einem Spike Lee Film weiß man früh wie das ganze enden wird. Doch Hass führt eben zu Gewalt und das zeigt Lee in seinen Filmen. Man könnte meinen, dass die Thematik sich ständig wiederholt und wahrscheinlich ist das sogar der Fall. Es ist allerdings so, dass nach jedem Spike Lee Film mir es erstmal die Sprache verschlägt. Lee hat eine unnachahmliche Art den Zuschauer mitleiden und mitfühlen zu lassen. Die Botschaft seiner Film ist jedoch stets zweideutig. BAMBOOZLED ist inhaltlich wahrhaftig brillant und unerwartet imtelligent. Doch zwischendurch fordert er dem Zuschauer schon einiges ab, wird recht anstrengend, bekommt zum Ende hin jedoch noch einmal die Kurve. Ein starker Film.
#370
Geschrieben 08. Juli 2005, 11:56
Schlimm, bei Eastwood Filmen liebe ich mittlerweile die Synchronisation. Zumindest seine "alte" Stimme, bei MILLION DOLLAR BABY werde ich wohl darauf verzichten können.
In TRUE CRIME spielt Eastwood mal wieder einen der alten Sorte. Dieses Mal einen älteren Reporter, der bereits der König von New York war, bevor er aufgrund seiner Affären sich in die Provinz zurückziehen musste. Frauen spielen in seinem Leben eine sehr bedeutende Rolle und nicht nur seine Ehefrau liebt er. So versucht er sich auch an seine deutlich jüngere Kollegin ranzumachen, die aber nicht wirklich willig ist und ohne ihren Treffpunkt verlässt. Auf dem Weg nach Hause kommt sie dabei ums Leben. Urpsrünglich war geplant, dass sie ein Interview mit dem Verurteilten Mörder Frank Louis Beechum führen soll, wenige Stunden vor seiner Hinrichtung. Doch so muss Eastwood den Fall selbst in die Hand nehmen und seine Nase sagt ihm, dass irgendetwas an der Geschcihte faul ist. Also sucht er im Dreck, entdeckt neue Spuren und glaubt schließlich dem Verurteilten, der seine Schuld stets abgestritten hat. Wie erwartet beginnt ein Kampf gegen die Zeit, um Frank Beechum noch sein Leben zu retten.
Es ist tatsächlich so, dass sich ein ganzer Haufen von Eastwood Filmen in einen qualitativen Topf werfen ließe. TRUE CRIME ist erneut grundsolide Thriller Kost, die wenig überraschendes bietet und im Gegensatz zu Clints anderen Filmen recht ernst wirkt. Von Eastwoods Thrillern gefällt mir wahrscheinlich BLOOD WORK am besten.
#371
Geschrieben 10. Juli 2005, 12:16
Zuerst weise ich natürlich wie immer bei Serien darauf hin, dass mein Text Handlungen der Staffel beschreibt und von daher nur empfehlenswert zu lesen ist, wenn man die fünfte Staffel beretis gesehen hat oder einem Überraschungen relativ egal sind. Beinahe zwei Jahre musste ich warten, um die Fortsetzung meiner Lieblingsserie endlich sehen zu können. Staffel 4 endete mit einem Paukenschlag und war gleichzeitig die logische Konsequenz aus dem Leben von Tony. Er und Carmela wollen sich scheiden lassen und Tony selbst hat einen seiner wichtigsten Arbeiter aus dem Weg geräumt. Also beginnt die neue Staffel ungewohnt. Tony lebt nicht mehr zu Hause und es werden eine ganze Reihe neuer Charaktere eingeführt, die nach einigen Jahren Haft endlich entlassen werden. Mit dabei ist auch Tonys Lieblingscousin Tony B. (Steve Buscemi). Tony fühlt sich für seinen Aufenthalt im Gefängnis verantwortlich und unterstützt ihn daher in allen Bereichen.
Dazu gehört allerdings auch, dass er für ihn gerade steht, wenn Tony B. mal wieder Mist gebaut hat und das kommt nicht zu selten vor. In dem geschäftlichen Bereich der fünften Staffel geht es hauptsächlich um den Machtkampf innerhalb New Yorks und dem drohendem Krieg zwischen New York und New Jersey. Die verschiedenen Duelle sind wieder einmal grandios gespielt und müssen sich nicht hinter den Mafia-Klassikern verstecken.
In der Familie geht es wieder Richtung Frieden. Carm und Tony verbringen schon eine Nacht in der Mitte der Staffel miteinander, bevor sie zum Ende wieder richtig zusammen kommen. Anthony bereitet den Eltern wie gewohnt Ärger, während sich Meadow zum Vorzeigekind entwickelt. Schließlich verlobt sie sich sogar mit ihrem Freund Finn.
Ich hatte im Vorfeld schon einige kritische Stimmen gehört, dass den Machern langsam die Puste ausgeht und die fünfte Staffel mit den Vorgänger nur kaum mithalten kann. Doch davon kann nun wirklich nicht die Rede sein. Mit Steve Buscemi spielt in dieser Staffel ein weiterer Hochkaräter mit, der neuen Schwung in die Serie bringt, es aber auch nicht weiter störend ist ihn nicht wiederzusehen. Die Machtkämpfe sind grandios und überhaupt gibt es so viele Gänsehautszenen wie schon lange nicht mehr, wenn ich da nur an das Ende von Adriana denke....
Auch der Humor kommt wieder nicht zu kurz, es gab Sprüche und Momente, da habe ich mich gekrümmt vor Lachen. Die Regie übernahmen dieses Mal einige hochklassige Männer wie beispielsweise Peter Bogdanovich, der auch wieder einen denkwürigen Auftritt hat.
Meiner Meinung nach gibt es im Fernseh-Bereich nichts besseres als die Sopranos und auch nicht allzu viele Filme, die mir dermaßen viel Spaß bereiten wie diese Mafiafamilie. Das wird wieder eine harte Wartezeit...
#372
Geschrieben 11. Juli 2005, 12:05
Meine Güte, die ersten zehn Minuten dachte ich schon, ich hätte mein Englisch verlernt, bis ich endlich gecheckt hatte, dass der Film in Schottland spielt und die Akteure einen dementsprechenden Slang sprechen. "Drogenfilme" sind prinzipiell nicht so mein Fall. Das große Problem besteht für mich darin, dass ich mich mit den Protagonisten nie identifizieren kann und auch nie mit ihnen leide oder mitfühle. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man sich so gehen lassen kann und alles in sich hineinschmeißt, drückt oder was auch immer, obwohl man weiß, dass es einen umbringen kann. In Trainspotting sind die Akteure ja auch alle mehr oder weniger erwachsene Menschen, die für sich selbst verantwortlich sind. In erster Linie ist TRAINSPOTTING ein Drama, doch es gibt auch viele Szenen bei denen ich lachen musste. Ich weiß nicht so recht, ob das gewollt ist oder nicht, aber das spielt ja auch keine Rolle.
TRAINSPOTTING war ja wohl auch einer DER Kultfilme der 90er, aber bis zuletzt mir völlig unbekannt. Nicht einmal Ausschnitte oder Szenen kamen mir bekannt vor, auch Bilder oder Portraits der Protagonisten (außer McGregor) hatte ich nicht im Kopf. Wahrscheinlich will der Film das Lebensgefühl einer Generation zeigen, die vor allem durch ihre Nullbockhaltung auffällt: Keine Karriereplanung und sich einfach gehen lassen. Der Film fängt fürchterlich an und nach gut 30 Minuten hätte ich das ganze am liebsten beendet. Da ich aber bemüht bin alle zu Ende zu schauen, habe ich mir auch die letzte Stunde gegeben und die war dann doch lohnenswert. Zwar habe ich nicht besonders gespannt das gesehene verfolgt, dennoch kam ich mir ganz gut unterhalten vor. Gestehen muss ich zum Schluss noch, dass ich Ewan McGregor erst in der vorletzten Szene erkannt habe, als er von der Seite gefilmt wurde und aussah wie Obi-Wan-Kenobi.
#373
Geschrieben 11. Juli 2005, 12:26
She just goes a little mad sometimes. We all go a little mad sometimes. Haven't you?
Nein, begeistert war ich nicht, als ich PSYCHO das erste Mal sah. Ich kann nicht einmal mehr begründen, woran das damals lag, aber insgesamt empfand ich ihn nicht als einen von den 5 besten Hitchcocks. Ziemlich lang hat es gedauert, dass ich mich ein zweites Mal an den Film herangwagte und dieses Mal fällt mein Urteil doch erheblich anders aus.
Spannend ist wie bei den meisten Filme von Hitchcock auch die Vorgeschichte zum Film. Hitchcock wollte zeigen, dass er im Stande ist einen billigen Film zu drehen, der mit ihm als Regiesseur zu etwas großem wird. Er übernahm einfach seine Crew aus dem Fernsehen, mit der er normalerweise ALFRED HTCHOCK PRESENTS drehte und besetzte die Hauptrolle mit einem Star. Eine schöne Geschichte ist außerdem, dass Hitchcock das Gerücht in die Welt setzte, dass er noch die Mutter von Norman Bates casten möchte, um die Zuschauer zusätzlich in die Irre zu führen. Mann, was hätte ich den Film gerne mal gesehen, ohne auch nur die Duschszene zu kennen. Das muss für alle Kinogänger damals ein umwerfendes Erlebnis gewesen sein.
Wahrscheinlich war mein Fehler bei der letzten Sichtung, dass ich zu viel auf die Spannung achtete. Übrigens ist das ein Fehler, der mir im Freundeskreis jetzt schon häufiger allgemein bei Hitchcock-Filmen aufgefallen ist, weil Spannung vielleicht falsch definiert wird und man daher mit einer völlig verkehrten Erwartungshaltung an die Filme des "Master of Suspense" entgegentritt. PSYCHO ist zwar auch mordsspannend, in erster Linie lebt er jedoch davon, wie er den Zuschauer in die Irre führt, ihm verschieden Chraktere zur Identifzierung anbietet und letztlich nur "der Böse" dafür geeignet ist. Anthony Perkins ist wahrlich perfekt in seiner Rolle. Das interessante an ihm ist ohne Frage, dass er freundlich ist, gut aussieht und keinesfalls der typische Mörder ist. Meine Lieblingsszene ist übrigens der Mord and dem Privatdetektiv. Erst sieht man wie er langsam die Treppen hinaufsteigt, dann der Schnitt bei dem die Kamera an der Decke montiert wurde, das Einsetzen der Musik, die Attacke der Mutter, einfach großartig....
Bei der ersten Sichtung habe ich auch das Ende als misslungen empfunden. Auch das kann ich heute kaum nachvollziehen. Ohne die Erklärung des Psychiaters am Ende, wäre das ein zu abrupter Abschluss gewesen. Auch wenn es ziemlich langweilig ist, bleibt mir heute nichts anderes übrig als den Film als perfekt zu bezeichnen. Beängstigend von der ersten bis zur letzten Sekunde. In meiner Hitchcock Liste jetzt wohl auf Platz 3.
#374
Geschrieben 11. Juli 2005, 13:30
The higher I go, the crookeder it becomes
He'd better be careful. It's dangerous to be a honest man
Während ich die ersten beiden GODFATHER Filme bestimmt schon jeweils an die 10 Mal gesehen habe, kann ich bisher nur von einer Sichtung des dritten Teils sprechen. Jetzt also die zweite Sichtung des abschließenden Teils der Trilogie. Natürlich kann der Film nicht mit den ersten beiden Filmen mithalten, dafür sind die beiden zu perfekt und die vergangene Zeit die zwischen dem zweitem und dem dritten Teil ist zu lang. Dabei beginnt der Film sehr atmosphärisch und zeigt erst einmal die zerstörte Residenz der Corleones am See. Wie jeder Teil der GODFAHTER Filme beginnt auch dieser hier mit einem großen Fest. Michael wird von der katholischen Kirche ausgezeichnet und anschließend trifft sich mal wieder die gesamte Familie zur großen Party. Viele der liebgewordenen Charakter fehlen jedoch. Lediglich Michael und seine Schwester Connie sind übrig geblieben, Michaels Brüder sind ja verstorben und auch Tom Hagen ist nicht zu erblicken. Doch der Film versucht zwanghaft die umwerfende Atmosphäre seiner Vorgänger wieder auferstehen zu lassen und daran scheitert er letztlich. Im Grunde besteht der dritte Teil aus vielen Szenen, die man in den ersten beiden auch gesehen hat. Michael sitzt im Hinterzimmer während die Party läuft und empfängt seine Gäste, erhält Glückwünsche und versucht Konflikte zu schlichten. Auch später erinnern die Szenen an die beiden Erstlinge, so beispielsweise der Mord an Zasa.
Vieles ist stimmig im Film, doch es gibt einige große Kritikpunkte. Das fängt an bei Michaels Frisur, geht über die Fehlbesetzung seiner Tochter bis hin zu seinem viel zu schwachem Nachfolger. Al Pacino ist sichtlich bemüht auch dem dritten Teil Leben einzuhauchen, aber so recht will das nicht funktionieren. Klar, der Film beschreibt sein Ende und da kann er kaum noch so dominant auftreten wie in Teil 2, aber seine gesamte Erscheinung wirkt viel zu schwach. Er hat weder die größe von Maron Brando im ersten Teil, noch die ungeheure Power und Ausstrahlung von ihm selbst als jungem Michael. Seine Tochter spielt Sofia Coppola und da haben sich bestimmt schon genügend Leute drüber ausgelassen, also sag ich einfach nichts und verweise auf ihre Regiequalitäten. Selbst Andy Garcia, den ich ganz gerne sehe, überzeugt mich nicht im geringsten. Schöne Auftritte haben Eli Wallach und Talia Shire. Schön auch, dass Diane Keaton wieder dabei ist.
Während des Castings wurden also schon die ersten Fehler begangen, doch auch in der Geschichte stimmt es nicht immer. Die Story rund um den Vatikan ist einfach nicht spannend genug, um die mehr als 2 1/2 Stunden zu füllen und Michaels Gegner werden zu wenig beleuchtet.
Ich betrachte den dritten Teil mehr als Bonus zu den ersten beiden und mag ihn auch recht gerne. Doch die angesprochenen Schwächen sind leider nicht zu übersehen und daher kann ich mich für den Film nicht so recht begeistern.
#375
Geschrieben 13. Juli 2005, 14:01
Es ist schon lustig zu sehen, wie sich Eastwoods Frühwerke von seinen Filmen der 90er unterscheiden. THE EIGER SANCTION dürfte wohl eher ein unbekanntes Werk in Clints Karriere sein, zumindest hatte ich bis vor kurzem nichts von dem Film gehört. Allein das Cover verdeutlicht schon, dass "Im Auftrag des Drachen" ein recht alberner Film geworden ist, ich habe ihn auf jeden Fall so empfunden.
Über die Story des Films sollte man nicht allzu viele Worte verlieren müssen. Eastwood ist irgendein Agent, der früher auch mal Profikiller war und nun an einem College Kunstprofessor. Eines Tages muss er noch einen letzten Auftrag für seinen ehemaligen Arbeitgeber erfüllen. Großartig sind in diesen Szenen vor allem die Dialoge, die unfassbar dämlich wirken und dadurch für einige Lacher gut sind. ("Ich will 100.000" - "Sie sind ein so geschickter Verhandlungspartner", frei und nur singemäß zitiert). Also macht sich Eastwood auf den Weg in die Alpen, denn nur während der Erklimmung der Eiger Wand kann er herausfinden, wen er letztlich umbringen soll. Davor wird er noch von seinem alten Kumpel fit gemacht, in dem er tagelang einer indianischen Schönheit hinterherrennen muss usw. Zwischendurch begleicht der gute Clint noch ein paar alte Rechnungen, in dem er in alter "Zwei Glorreiche Halunken"-Manier seine Feinde in der Wüste aussetzt und sie verdursten lässt.
Herrlich ist dann auch noch wie politisch unkorrekt der FIlm sich gibt. Frauen sind nichts weiter als Sexobjekte und der erwartete Feind ist selbstverständlich deutsch. Neben den unfreiwilligen (?) Momenten, bietet der FIlm dann aber auch sehr sehenswerte Action, die in der wunderschönen Alpenkulisse eingefangen wurde. Ich gehe auch mal stark davon aus, dass die Schauspieler überwiegend keine Stuntmen benutzren. Trotz der vielen dämlichen Momente (und der wirklich grauenhaften Musik) ein kurzweiliger Spaß.
#376
Geschrieben 14. Juli 2005, 13:33
Wie die letzten Jahre, startet auch diesen Sommer wieder die Erotikthriller Reihe des ZDF. Das Montagskino ist im Grunde genommen der einzige Termin in der Woche, auf den ich beim Durchblättern der Fernsehzeitung achte, denn zumindest hin und wieder findet man dort einen netten Film für den Montagabend. KILLING ME SOFTLY ist aber leider ziemlich langweilig geraten, dazu noch unheimlich vorhersehbar und mit einigen Logiklöchern ausgestattet, die nicht gerade die Spannung aufrecht erhalten.
Scheinbar lebt die Amerikanerin Alice Loudon in einer glücklichen Beziehung und arbeitet in London als Web-Designerin. Eines Morgens trifft sie auf dem Weg zur Arbeit Adam, einem ihr unbekannten Bergsteiger. Es ist Liebe oder zumindest Leidenschaft auf den ersten Blick. Sie verlässt einfach ihre Arbeit um ihn zu suchen, fährt gemeinsam mit ihm in sein Haus und beginnt eine Affäre mit ihm. Ihre scheinbar funktionierende Beziehung vernachlässigt sie vollkommen und beendet diese auch letztlich. Schnell heiratet sie Adam, doch gleichzeitig hat sie stets eine ungutes Gefühl über seine Vergangenheit. Es scheint, als sei er noch nie über seine vergangenen Beziehungen hinweg und trauert seiner großen Liebe noch nach. Immer mehr dunkle Geheimnisse über Adam kommen zum Vorschein und Alice verstärkt immer mehr ihre Spurensuche.
Eine Geschichte nach Schema-X dazu noch Darsteller, die zwar stets bemüht sind, aber dennoch nicht im Stande sind ihre Rolle als interessant zu gestalten. Hinzu kommen teilweise noch merkwürdige Montagen, die immer wieder die Bergsteigervergangenheit einfangen. Na ja, der Film hat trotzdem andere Vorzüge.
#377
Geschrieben 15. Juli 2005, 13:11
Die Filme der Gebrüder Coen kenne ich zwar alle, aber alle nicht besonders gut. Ich glaube keinen ihrer Filme habe ich bisher ein zweites Mal gesehen, da wird es mal dringend Zeit, dass ich ihr Werk noch mal genauer unter die Lupe nehme. O BROTHER WHERE ART THOU hatte ich bisher erst einmal im ZDF gesehen, dort aber auch nicht ganz genau verfolgt, zumindest war mir die ein oder andere Szene gänzlich unbekannt.
Ich bin dem Film bei der jetzigen Sichtung mit dem Vorurteil entgegengetreten, dass er zwar ganz nett ist, aber die vielen Gesangseinlagen stören und das ganze überhaupt zu sehr ins musicalartige abdriftet. Komisch, denn das ist der Film ja nun wirklich nicht. Es ist nicht die Geschichte, die O BROTHER so sehenswert macht, sondern vielmehr eine ganze Reihe von Details und die hervorragenden Darsteller. Die gesamte Atmosphäre ist unheimlich angenehm gestaltet worden und die Reise der drei wirkt noch wie eine "klassische" Abenteuergeschichte. Homers Werk kenne ich nicht und kann nicht beurteilen inwieweit sich der Plot an dem Klassiker orientiert. Einen denkwürdigen Auftritt legt einmal mehr John Goodman hin. Eine großartige Szene ist wie er die beiden ausraubt und den Frosch mit voller Wucht zerquetscht und anschließend gegen den Baum donnert. Ich habe mich beömmelt ohne Ende. Die drei Gauner sind zusammen auch immer herrlich, besonder Clooney begeistert hier.
Ein Film, der für die Sommerzeit wie gemacht ist und begeistert vor allen Dingen durch seine wunderschönen Fotographie und dem durchgehend guten Gefühl während des Sehens.
#378
Geschrieben 15. Juli 2005, 13:26
"If ever a film should be banned this is it" (Daily Mail, auf dem Backcover der Universal-DVD)
Die Leute von Universal wissen schon wie man Werbung macht
Die Version von Marcus Nispel hatte ich mir vor ziemlich genau einem Jahr angesehen und war nicht gerade sonderlich angetan. Nicht nur das Remake, sondern auch das Sequel sah ich bereits vor dem Originalfilm und war noch weniger begeistert. Meine Erwartungshaltung war einen spannenden, atmosphärisch dichten Film zu sehen und bekam ehrlich gesagt kaum etwas geboten. Das Horror-Genre ist ohnehin nicht mein Gebiet, aber neugierig war ich schon auf diesen Klassiker. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben den Film zu mögen, aber das war nichts. Nach einer guten halben Stunde habe ich mich gefragt, ob da überhaupt noch etwas passiert. Auch beim ersten Erscheinen von Leatherface habe ich mich kaum erschrocken, bzw. war sonderlich schockiert. Richtig gebannt saß ich im Prinzip nur während der Szene im Wald vor dem Fernseher. Zugute halten muss man den Film in jedem Fall, wie er versucht das ganze so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Bei dem Anfangstext bekam ich eine Gänsehaut und auch bei der erwähnten Verfolgungsjagd, weil für mich das ganze unheimlich realistisch wirkte. Die Szenen zum Schluss im Haus verstehe ich nicht und kann nicht behaupten, dass es angenehm war dabei zuzusehen. Vielleicht finde ich ja irgendwann mal gefallen an dem Film, heute kann ich mir das allerdings nur kaum vorstellen.
#379
Geschrieben 16. Juli 2005, 16:12
Peter Sallers spielt in diesem Klassiker von Hal Ashby einen geistig zurückgebliebenen Gärtner. Sein gesamtes Leben arbeitet er für einen wohlhabenden, älteren Mann und hat dabei in seinem Leben noch nie das Grundstück verlassen. Tagsüber hält es sich ausschließlich vor dem Fernseher auf. Eines Tages stirbt sein Arbeitgeber und Mr. Chance bekommt ein paar hinterlassene Klamotten, muss aber das Haus verlassen. Orientierungslos und ohne Ziel irrt er durch die Straßen, bis er schließlich von einem Chaffeur einer Limousine angefahren wird. Eve Rand befindet sich in dem Fahrzeug und beschließt Mr. Chance erst einmal in ihr Haus mitzunehmen, um ihn dort von den Ärzten ihres todkranken Mannes behandeln zu lassen. Mr. Chance lebt sich schnell in dem Haus ein, befreundet sich mit dem Ehepaar und gelangt schließlich in unerwartete Kreise, ohne wirklich zu verstehen, was er denn eigentlich genau macht.
Ein wenig erinnert Ashbys Film schon an FORREST GUMP. Ähnlich wie Zemeckis Film wandelt die Geschichte zwischen Komik und Dragik. Auf der einen Seite fühlt man mit dem armen Gärtner mit, gleichzeitig ist man stets amüsiert darüber, wie die gesamte Politik und die versammelten Medien sich für Chances Sprüche begeistern können, ihn zitieren und ihn in TV-Sendungen einladen. Trotz der im Grunde genommen sehr netten Idee, ist mir der Film erstaunlich fern geblieben. Sellers Charakter blieb mir über weite Strecken unnahbar, ganz anders als Tom Hanks im oben genannten Film. Einige schöne Szenen bietet der Film dennoch zweifellos. Dazu gehören vor allem die Auftritte von Shirley MacLaine, die mit deutlich über 40 Jahren immer noch eine ungeheure Ausstrahlung mit sich trug. Zwar mit Sicherheit ein schöner Film, der mir aber leider nichts gegeben hat.
#380
Geschrieben 16. Juli 2005, 18:58
Erst kürzlich habe ich das Buch von Bret Easton Ellis zu Ende gelesen und war für mich überraschenderweise nicht nur angetan, sondern schwer begeistert. Dementsprechend neugierig war ich natürlich auch auf den Film, den ich bisher noch nicht kannte. Dennoch hatte ich, während des Lesens, ständig das Bild von Christian Bale als Patrick Bateman im Kopf, da ich natürlich die Cover der DVDs kannte oder auch Szenenfotos mit Bale. Ich bin prinzipiell der Meinung, dass man es unterlassen sollte, das Buch mit dem Film zu vergleichen, weil der Film letztlich doch nur eine Interpretation des Drehbuchautors bzw. des Regiesseurs ist und man bei einem Buch kaum von Fakten oder Tatsachen sprechen, die der Film weglässt oder verändert. Trotz dieser Haltung hat man natürlich eine gewisse Vorstellung wie die verfilmte Version aussehen wird, insbesondere dann, wenn man weiß, dass eine solche existiert. Also schreibe ich erstmal, wie ich den Film im Vergleich zum Buch finde. Wie gesagt, Christian Bale war ohnehin schon fest gesetzt und er bringt diese Arroganz seiner Figur, bei gleichzeitiger innerer Schwäche gut auf die Leinwand. Auch die gesamte New Yorker Business Atmosphäre wurde sehr gut eingefangen, wobei mir der Teil der Treffen der Geschäftsleute doch ein wenig kurz ausfiel. Beim Lesen habe ich mich amüsiert bei den verschiedenen Diskussionen und dem Lästern über andere Leute, das fiel für meinen Geschmack ein wenig zu kurz aus. Überhaupt kommt der Film meiner Meinung nach ein wenig zu schnell zur Sache und ist in seiner Darstellung zu eindeutig (damit meine ich nicht die Art der Gewaltdarstellung). Was ich dann aber wirklich nicht verstanden habe, waren die neuen Szenen mit dem Privatdetektiv. Als ich das Buch gelesen habe, war mir sofort klar, dass der Film die Gewalttaten nicht einmal ansatzweise in sein Medium gleichwertig wird transportieren können. Erstaunlich ist für mich dabei, dass die Vorstellung während des Lesens um ein vielfaches schlimmer war als die spätere, "realere" Darstellung im Film. Trotz der genannte Schwächen finde ich den Film auch in Bezug auf das Buch ordentlich, wenn auch nicht so stark wie das Buch selbst.
Abgesehen von aller Vorkenntnis muss ich aber doch sagen, dass mir der Zynismus und die rabenschwarze Kritik nicht deutlich genug rüber gebracht wird. Dadurch wirkt der Film ein wenig zu schwammig, das heißt man weiß nicht so recht in welche Richtung sich das ganze entwickeln soll. Steht die "Kriminalgeschichte" im Vordergrund oder doch eher die innere Zerissenheit des Hauptcharakters? Natürlich sollte beides darsgestellt werden, aber das geschieht für mich beides nicht ausreichend. Die Szene mit den verschiedenen Visitenkarten ist zwar herrlich, ist aber wesentlich schwächer als die Szene im Buch, weil sie in meinen Augen ein wenig zu kurz geraten ist. Problematisch empfinden ich außerdem die Besetzung der verschiedenen weiblichen Personen, da hätte ich mir doch andere Kaliber vorgestellt. Das Hauptproblem bleibt aber der fehlende Witz und Biss des Buches, wodurch ich mir vorstellen könnte, dass der Film falsch verstanden werden könnte. Insgesamt hätte ich dem Film 30 Minuten mehr Zeit gegeben und mir überhaupt ein wesentlich besseres Timing gewünscht.
Nichtsdestotrotz hat der Film mir Spaß gemacht keine Frage. Evtl. ist die Zeitspanne zwischen dem Lesen des Buches und zur Sichtung des Films zu kurz und bei dem nächsten Betrachten werde ich schon anders über den Film urteilen. Mal sehen.
#381
Geschrieben 18. Juli 2005, 13:45
Sehr schön, steht den anderen beiden, mir bekannten Sirk-Filmen in nichts nach, berührt mich aber nicht so sehr wie WIRTTEN ON THE WIND.
#382
Geschrieben 19. Juli 2005, 16:32
23 Jahre nach Hitchcocks Meisterwerk versuchte sich Regiesseur Richard Franklin gemeinsam mit seinem Drehbuchautor Tom Holland an einer Fortsetzung von PSYCHO. Auch Norman Bates ist gute 20 Jahre älter geworden und wird schließlich aus der ärztlichen Behandlung entlassen und kehrt zu dem Ort des Schreckens zurück. Schnell fühlt er sich beobachtet in seinem alten Haus und phantasiert scheinbar schnell wieder von seiner Mutter. Gleichzeitig versucht Bates sich zurück in Gesellschaft einzugliedern. Er beginnt einen Job in einem Restaurant als Küchenhilfe, wo er auch auf eine junge Kellnerin trifft, die er zu sich nach Hause einlädt und sich mit ihr befreundet. Seine Situation spitzt sich jedoch immer mehr zu, er sieht überall seine Mutter wieder und empfängt auch Anrufe von ihr.
Die Stärke des Films liegt meiner Meinung nach in dem Versuch die Geschichte logisch weiterzuspinnen, sich deutlich von dem Werk Hitchcocks zu distanzieren, aber gleichzeitg die ein oder andere schöne Hommage einzubauen und mit der Erwartungshaltung derer spielt, die den ersten Teil kennen und genau wissen was passiert. Es ist auch irgendwie ein schönes Gefühl zu dem alten Ort zurückzukehren und das Haus aus völlig neuen Perspektiven zu sehen. Ein wenig befremdlich fand ich zuerst, dass der zweite Teil in Farbe gedreht wurde, aber auch das legt sich recht schnell.
Schade ist, dass die Geschichte zwar logisch weitergespinnt wird, der Zuschauer aber schnell dem ganzen auf die Schliche kommt. Ärgerlich ist dann auch noch, dass zum Schluss ein weiterer Twist eingebaut wird, der wohl unbedingt einen dritten Teil ermöglichen sollte. Ansonsten ist der Film ganz nett, bietet einige spannende Szenen und eine schöne FIlmmusik von Jerry Goldsmith.
#383
Geschrieben 20. Juli 2005, 13:35
Es gibt nicht viele Filme, die bei einer zweiten Sichtung noch genauso begeistern können wie beim ersten Mal. Noch geringer ist die Anzahl derer, die nach mehrfacher Betrachtung sogar stärker werden und erst durch wiederholtes Sehen ihre ganze Größe entfalten können. Zu dieser Gattung gehört "Es war einmal in Amerika" zweifellos. In meinen DVD-Anfangstagen hatte ich mir die brasilianische DVD von Leones Meisterwerk für eine Schweinegeld gekauft und konnte den Film dann auch nur in Vollbild "genießen". Erst die Veröffentlichung von Warner wurde dem Film gerecht und dieses Mal war ich hin und weg. Nun, nach der nunmehr dritten Sichtung weiß ich gar nicht, wo ich mit dem Schwärmen anfangen soll.
Oft wird der Film in die gleiche Kategorie wie die Mafiafilme GOODFELLAS oder THE GODFATHER gesteckt. Natürlich geht es auch hier um Gangster und deren Karrieren, gleichzeitg steht jedoch vieles mehr im Vordergrund: Freundschaft, Liebe und im Grunde genommen das Leben an sich. Dabei achtet der Film nicht vordergründig auf eine möglichst realistische Darstellung der verschiedenen zeitlichen Epochen, sondern kümmert sich in erster Linie um die eben erwähnten Werte. Durch die komplexe Erzählstruktur gelingt es dem Film durchgehend den Zuschauer bei Laune zu halten. Schließlich ist man als Zuschauer an den verschiedenen Lebensabschnitten interessiert und möchte am liebsten alles auf einmal sehen. Ich zumindest habe den Film jetzt zum dritten Mal ohne Unterbrechung gesehen, obwohl ich bei Filmen dieser Länge auch gerne mal eine Pause einlege.
Es ist schon erstaunlich, wie Leone es gelingt, den Zuschauer mit Noodles (Robert de Niro) mitfiebern zu lassen. Denn Noodles ist alles andere als eine typischer Held. Auch bei anderen Gangsterfilmen sind die Helden schonungslos gezeichnet, bringen Leute um und verhalten sich unmoralisch. Doch Noodles tritt außerdem als Vergewaltiger und Betrüger auf und hebt sich keineswegs positiv von Max (James Woods) ab, der jedoch stets kritisch beobachtet wird und zum Schluss sich offenbart. Robert de Niro ist daran bestimmt nicht unschuldig, der hier meiner Meinung nach eine seiner besten schauspielerische Leistungen abliefert und sowohl als 20jähriger, als auch mit 60 Jahren glaubwürdig erscheint.
Bemerkenswert ist außerdem festzuhalten, wie hervorragend der Film bis in die kleinsten Nebenrollen gecastet wurde. Die Kinderdarsteller ähneln nicht nur ihren späteren Ebenbildern verblüffend, sondern spielen für ihr Alter wirklich hervorragend und treten nicht wie so oft als Störfaktor auf. Ich mag die (chronologische) Anfangsphase genau so gerne wie die späteren Epochen. Erwähnung sollte natürlich noch der großartige Soundtrack finden, der neben dem wunderschönen Morrichone Score noch aus weiteren Titeln besteht. Sehr schön ist beispielsweise auch wie "Yesterday" von den Beatles eingebaut wurde.
Vielmehr bleibt nicht zu sagen. Ein wahrhaftig gigantischer Film, der mir in manchen Szenen unheimlich nahegeht und durch sein pessimistisches Ende zusätzlich begeistert. Ab sofort bestimmt in meinen Top 5.
#384
Geschrieben 21. Juli 2005, 18:37
Andy Garcia spielt einen jungen, glücklich verheirateten Autor, der auf den ersten Blick das perfekte Leben führt. Er lebt in einem schönem kleinem Haus und dem Sohn geht es auch gut. Leider verkaufen sich seine Bücher nicht wie gewünscht und die finanziellen Probleme werden immer größer. Eines Abends trifft Byron auf Luther Fox, einer der wenigen Menschen, die sein Buch gelesen haben und ihn daher auch kennen. Scheinbar hat er ein Jobangebot für Byron, was sich im Endeffekt jedoch nicht als das gewünschte herauskristallisiert. Also fängt Byron an bei Luthers Begleit-Service zu arbeiten und bekommt als ersten Auftrag die kaum abstoßende Andrea Alcott (Olivia Williams) zugeteilt, die Frau eines bekannten Autors. Über sie lernt er eben auch diesen Autor kennen, den er schon sein gesamtes Leben kennt und in der Uni sogar über ihn etwas geschrieben hat. Durch seine Altersschwäche ist Alcott nur noch kaum in der Lage zu schreiben und engagiert Byron als Co-Autor. Den weiteren Verlauf der Story kann man sich schnell ausmalen und so kommt es dann auch schließlich.
Ein ingesamt recht langweiliger Film, dessen größte Schwäche die hanebüchene Story ist. Dabei hätte der Film doch ein wenig mehr an Potenzial sicherlich zu bieten gehabt. Die Besetzung ist sehr stark. Andy Garcia spielt mal nicht einen Klein(groß)gangster, sondern einen leicht verpeilten Autor. Hervorragend sind aber vor allen Dingen Olivia Williams und der großartige James Coburn. Auch Mick Jagger macht seine Sache recht ordentlich, wurde aber auch gut vom Regiesseur in Szene gesetzt und kommt dementsprechend an. Also solide Montagabendunterhaltung, nicht mehr aber auch nicht weniger.
#385
Geschrieben 22. Juli 2005, 15:59
Die bisherigen Produktionen von Dreamworks konnten bis auf SHREK eigentlich nie mit ihren großen Konkurrenten von Pixar mithalten. Mit MADAGASCAR so scheint es, ist Dreamworks erstmals etwas innovatives gelungen. Der Stil der Animation geht hier eher ins comicartige und versucht nicht möglichst realistisch auszusehen. Und für eine solche Alberei mit herrlich überdrehten Tieren wie in MADAGASCAR habe ich doch immer was übrig.
Die Geschichte kann man direkt knicken, darum geht es hier nicht. Ein paar Tiere sind im Zoo aufgewachsen und eines von ihnen will auch mal die Wildnis erleben. Über einen kurzem Umweg und nicht gerade freiwillig landen sie schließlich auf Madagaskar. Dort stellt sich dann aber schnell heraus, dass die Wildnis doch nicht so schön ist wie erwartet und sie alle sehnen sich wieder nach ihrem Zuhause.
So viel also zur Story, die aber wie gesagt nur eine Randerscheinung darstellt, denn der Film lebt von seinen sympathischen Figuren und den Gags. Diese sind teilweise überraschend kinderunfreundlich ausgefallen, wurden aber sehr geschickt eingebaut, denn Kinder werden die Gags wohl nicht verstehen, sich aber auch nichts weiter dabei denken. Für die Älteren gibt es dafür noch einige Anspielungen auf moderne Hollywood-Klassiker, u.a. wird die Rosenszene aus American Beauty zitiert. Ein kleiner Wermutstropfen war leider noch, dass ich die synchronisierte Fassung gesehen habe, dafür freue ich mich jetzt schon auf die DVD. Wenn ich nur an Friends-Ross David Schwimmer als Giraffe denke...und dazu noch Chris Rock...Allerbeste Unterhaltung das ganze, übrigens.
#386
Geschrieben 23. Juli 2005, 12:18
Nach dem Ende von Teil 2 war eine weitere Fortsetzung bereits vorprogrammiert. Dieses Mal übernahm Anthony Perkins persönlich die Regie, selbstverständlich aber auch die Hauptrolle. Storytechnisch war nach dem zweiten Teil ja ziemlich klar in welche Richtung sich die Geschcihte verlagern würde. Norman Bates sieht wieder seine Mutter und übernimmt erneut ihre Aufgaben. Die Frage war also nur, wer seine neuen Opfer werden. Der Film beginnt mit einer eindeutigen VERTIGO Hommage, in der eine Nonne ums Leben kommt und ein junges Mädchen aus dem Kloster (oder was auch immer) verbannt wird und einfach auf die Straße gesetzt wird. Per Anhalter kommt sie zu Bates Motel und das Spiel kann wieder beginnen. Gleichzeitig spielt sich eine Journalistin ziemlich auf, in dem sie nochmal Bates alte Fälle kontrolliert und dabei auf neue Spuren stößt. Perkins ist als Regiesseur bemüht die ganze Geschichte mit ein bißchen Humor aufzubereiten. Es gibt ein paar schöne Momente, beispielsweise die Hand des Sherrifs in den Eiswülfern, in dem ihm das gut gelingt, ansonsten wirkt der Film teilweise ein wenig übertrieben. Während Teil 2 wirklich noch für Spannung sorgen konnte und einige nervenkitzelnde Szenen zu bieten hatte, ist Teil 3 dahingehend recht langweilig ausgefallen. Die Morde wirken teilweise sehr schwach inszeniert, da kommt kaum Spannung auf und bisweilen wirken die Angriffe unfrewillig komisch.
Auch wenn PSYCHO III bestimmt kein guter Film ist, so unterhält er doch ganz passabel und wird zumindest nur selten langweilig. Einige Klischees hätte man sich mit Sicherheit sparen können und nötig war dieser Teil nun wirklich nicht mehr, aber ansehen kann man sich das ganze schon.
#387
Geschrieben 24. Juli 2005, 12:29
Wie ich beim Lesen einiger Reviews erfahren habe, war "Das Fest" einer der ersten Filme, die sich streng an die Dogma-Regeln hielten. "Das Fest" wurde also ohne zusätzliche Beleuchtung oder Technik gedreht und das ganze wurde nur mit einer Handkamera gefilmt. Formal sicherlich nicht leicht zu verdauen, interessant ist es jedoch allemal.
In FESTEN geht es, wie der Titel es vermuten lässt, um eine große Feier. Das Familienoberhauot Helge Klingenfeldt feiert seinen sechzigsten Geburtstag, aber die Stimmung ist von vornherein schon nicht die beste, denn eine von Helges Töchtern hat sich erst einige Tage zuvor selbst umgebracht. Nach außen hin gibt sich die Familie geschlossen, doch im Inneren sieht alles anders aus. Der jüngste Sohn ist ständig aggressiv gegenüber seiner Frau und seinen Kindern, dem Alkohol nicht abgeneigt und geht zu allem Überfluss auch noch fremd. Seine Schwester sammelt mit ihrem dunkelhäutigem Freund nicht gerade Pluspunkte in der Familie, auch wenn es scheinbar keinen Unterschied macht, wird an Blicken und Gesten die Abneigung deutlich. Der älteste Sohn lebt in Frankreich und wird von den restlichen Familienmitgliedern nur selten gesehen. Er war am engsten mit der verstorbenen Schwester verbunden. Das Fest geht gemütlich los, alle scheinen ihren Spaß zu haben, bis schließlich die Zeit der Reden beginnt. Der älteste Sohn ergreift das Wort und behauptet, dass sein Vater ihn früher sexuell missbraucht hat. Zuerst zeigt sich die Gesellschaft zwar peinlich berührt, ist aber mit einigen Schlückchen Wein wieder zufrieden zu stellen und vergisst schnell die unangenehme Situation. Der Sohn hört jedoch nicht auf und gibt immer mehr Details aus dem Familienleben preis.
Durch den Dogma-Stil wird dieser Film und die gesamte Situation unheimlich realistisch dargestellt. Die Handkamera mag zwar nicht immer elegant aussehen, erfüllt ihren Zweck aber in jedem Fall. Sehr gewöhnungsbedürftig fand ich allerdings die grauenhafte Bildqualität. Natürlich ist mir bewusst, dass auch dies nur ein Stilelement ist und zur Unterstreichung der gesamten Atmosphäre beitragen soll, aber das hat für mich leider nur wenig mit Ästhetik zu tun. Ansonsten finde ich den Film aber durchaus auch formal gelungen. Inhaltlich ist das ganze ohnehin über alle Zweifel erhaben. Der Film nimmt kein Blatt vor den Mund, zeigt schonungslos das Weggucken einer Gesellschaft und offenbart ihre größten Schwächen. Das schlimmste an dieser Gesellschaft ist ihre Blindheit und ihre übertriebene Selbstzufriedenheit. Ein Kindesmissbrauch passiert in ihren Reihen nicht, so etwas hat hier nichts zu suchen. Ein drastischer, aufwühlender und insgesamt sehr gelungener Film.
#388
Geschrieben 25. Juli 2005, 13:10
They used to get around, walkin' around, lookin' at stuff. They used to try to find clues to all the mysteries and mistakes God had made.
Geroge Washington erzählt die Geschcihte von vier Jugendlichen, die in irgedeinem, unbedeutendem Kaff im Süden Amerikas wohnen. Das Leben der vier hat im Grunde kaum einen Inhalt. Sie vegetieren einfach so vor sich hin und besuchen hin und wieder mal die Arbeiter am Bahnhof. Ihr Leben gerät erst in Unruhe, als einer von ihnen beim Rumblödeln ums Leben kommt. Aber auch hier dauert es lange, bis es überhaupt jemanden zu interessieren scheint. GEORGE WASHINGTON ist einer dieser Filme, die sich nur schwer beschreiben lassen. Mit poetischen Bildern fängt Green die Umgebung der Jugendlichen ein, die im Gegensatz zur herrschenden Tristesse stehen. Die Darsteller, allesamt Laien, überraschen durch auffallend unauffälliges Spiel, was ich in einem solchen Film als großen Pluspunkt ansehen würde. Mehr habe ich nicht zu sagen, ein sehr starkes Stück des amerikanischen Independentfilms.
#389
Geschrieben 26. Juli 2005, 13:18
Es gibt bzw. gab in letzter Zeit nur wenige Filme, die so punktuell genau die aktuelle Stimmungslage einer Gesellschaft eingefangen haben. Sicherlich ist die Situation in den Vereinigten Staaten noch einmal eine andere, viele der dargestellten Probleme lassen sich jedoch überall hin transportieren. Es wäre wahrscheinlich zu wenig den Film als eine Studie über Rassismus, Vorurteile und gesellschaftliche Probleme zu bezeichnen. Gleichzeitig verarbeitet er auch viele Gefühle der Post-11.September und Irak-Krieg Gesellschaft, die eben geprägt ist durch Standardvorstellungen und Engstirnigkeit. Dabei sind viele der Empfindungen verständlich und genau dort liegt auch das Problem. CRASH wird zu keinem Zeitpunkt einseitig oder vorhersehbar, sondern vermittelt stets einen Weitblick und erhebt nie den Zeigefinger. Hier gibt es keine Helden, ebenso wenig klare Hassfiguren. Jede der dargestellten Figuren ist mehrdimensional. Einerseits bemüht die eigene gesellschaftliche Stellung zu bewahren bzw. zu verbessern und dabei öfter die eigenen Werte vergessend. Andererseits schlummert in jeder der Figuren auch etwas Gutes. Das deutlichste Beispiel dahingehend sollte der Polizist sein. Zuerst nimmt er sich eines Abends vor, ein vor ihm fahrendes schwarzes Paar aufzuhalten, denn nach eigener Aussage wird denen schon irgendwas anzuhängen sein. Er provoziert die beiden vehement bis die Situation schließlich eskaliert und der Polizist sein Ziel, die Demütigung des Paars, erreicht. Die beiden lässt er letztlich nach Hause fahren, zerstört aber mehr als ihren Abend. Am nächsten Tag ist dieser Polizist wieder auf Streife und entdeckt auf der Straße einen Unfall. Wie der Zufall es will befindet sich die am Abend vorher überprüfte Frau in einem der Wracks. Um ihr Leben zu retten, riskiert auch das seine. Im Gegensatz dazu ist seine junger Kollege zu setzen. Dieser war bei der Überprüfung dabei und empfand selbstverständlich Abscheu gegenüber seinem Kollegen, griff aber dennoch nicht ein. Nachdem er versetzt wird, scheint er seine Polizeikarriere in den Griff zu bekommen, doch auch er wird noch zum Täter. Das sind u.a. die großen Stärken des Films, in dem mehr als nur eine Seite eines Menschen dargestellt wird. CRASH wird episodenhaft erzählt und läuft im Vergleich mit seinen Genrekollegen relativ kurz. Doch in gerade einmal 110 Minuten gelingt es dem Film eine unheimlich packende Atmosphäre zu schaffen und dabei tiefer in die Menschen hineinzublicken als so mancher drei Stunden Epos. Die Erzählstränge werden dabei teilweise nur extrem kurz gezeigt und trotzdem hat man das Gefühl jeder Figur irgendwie nahe zu stehen. Rassismus ist bestimmt eines der dominierenden Themen des Films. Doch auch diese Fremdenfeindlichkeit wird nicht nur aus einer Sicht gezeigt. Die Schwarzen beleidigen die Asiaten, diese wiederum die Mexikaner, die eigentlich keine sind usw. Pauschalisierungen ersetzen die eigene Offenheit oder auch das eigene Interesse an anderen Kulturen oder überhaupt anderen Menschen. CRASH zeigt Klischees, die sich bestätigen und welche die es nicht tun und demonstriert damit so viel mehr als eine eindeutige Schwarz-weiß Malerei. Paul Haggis (der auch das Drehbuch von MILLION DOLLAR BABY schrieb) ist hiermit ein großer Wurf gelungen und stellt damit den bisher besten Film des Jahres. Dabei beweist er ein gutes Gefühl die verschiedenen Fähigkeiten seiner Darsteller einzufangen. Keiner der Schauspieler wirkt dominant und keiner fällt sonderlich negativ auch. Selbst Ludacris, dem man nicht unbedingt seine Rolle zugetraut hätte (ja, Klischee) liefert hier eine ordentliche Leistung und wird sehr gekonnt in Szene gesetzt. Aus den vielen großartigen Momenten stechen noch einmal drei hervor. Die erste ist die oben erwähnte Rettungsszene des Polizisten. Eine weitere, zugegebenermaßen ziemlich trändendrückende Szene, ist das Einspringen des Kindes. Mehr sage ich mal dazu nicht, um nichts zu verraten. Dann bleibt noch der Blick von Don Cheadle in Erinnerung, wie er seine Mutter zusammengerissen verlässt und schließlich doch in Tränen ausbricht. Am Schluss kristallisiert sich ein wenig heraus, dass die ständigen Beleidigungen nicht unbedingt als solche zu empfinden sind, sondern viel mehr auch in gewisser Weise zum Zusammenleben gehören. Ob man das begrüßen sollte, ist natürlich wieder eine andere Frage. Jetzt schon mit Garantie der Film des Jahres und überhaupt so ziemlich das großartigste, was ich in letzter Zeit gesehen habe.
#390
Geschrieben 28. Juli 2005, 12:13
Normalerweise trage ich meine Filme hier in der Reihenfolge ein, in der ich sie auch gesehen habe, aber mittlerweile hat sich doch so einiges angesammelt, was ich mal nachtragen sollte. Da beinahe alle der zuletzt gesehenen Filme recht langweilig waren, wird es noch ein wenig dauern bis ich alles wieder auf dem neuesten Stand habe.
Den Anfang macht also David Mamtes STATE AND MAIN. David Mamet mag vielleicht ein hervorragender Drehbuchautor sein (GLENGARRY GLEN ROSS), seine gesehenen Regiearbeiten fand ich aber leider mehr oder weniger langweilig. STATE AND MAIN will eine bissige Auseinandersetzung mit der Arbeitsweise in Hollywood sein, verliert sich aber oft in doofe Klischees und langweiligen Dialogen. Eine Filmcrew kommt in eine kleine, amerikanische Stadt und sorgt mit ihrer Anwesenheit direkt für Unruhe. Alle interessieren sich für die Stars aus Hollywood und möchten unbedingt eine Rolle in dem Film als Statist übernehmen. Beim Film selbst läuft natürlich auch alles drunter und drüber, die Schauspieler kommen zu spät oder gar nicht, sorgen wieder einmal für schlechte Schlagzeilen und der Produzent hat Geldprobleme. Der Cast ist zwar mit Philip Seymour Hoffman, Alec Baldwin, William H. Macy, Julia Stiles und vielen weiteren zwar prominent und stark besetzt, sorgt aber insgesamt auch nur für wenig Begeisterung. Sicherlich ein Film, der ganz nett anzusehen ist, aber vieles doch langweilig erscheint.
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