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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...." - Filmforen.de - Seite 2

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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...."


551 Antworten in diesem Thema

#31 Hagen

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Geschrieben 25. Mai 2005, 07:38

Gekauft und sofort hintereinander geschaut: Leon der Profi - DC**** und Last Man Standing****.
Last Man Standing ist definitiv einer der Bruce-Willis-Filme, die ich am meisten mag und einer jener Filme, bei denen es mir immer ein Rätsel bleiben wird, wie der an der Kinokasse hat scheitern können. Es ist ja nicht so, dass das großen Publikum, auf dass ein Film mit Bruce Willis erst einmal immer abzielt, so vertraut mit der Yojimbo / Für eine Handvoll Dollar-Story gewesen sein muss, dass es den Film als Aufguss Altbekannten empfunden haben könnte. (Alle drei Versionen haben ohnehin ihren eigenen Reiz und sollten nicht gegeneinander aufgewogen werden.) Reicht es etwa schon, einen (typisch für Walter Hill) eher langsamen atmosphärischen Action-Film zu drehen um baden zu gehen? Wenn man die auserlesene Fotografie, die monochromen Bilder, die exzellente Ausleuchtung und das auch wegen des Voice-Overs entstehende Gefühl von modernem Film Noir mit krachiger Action-Injektion betrachtet, dann ist Last Man Standing ein hervorragend gemachter und wirkender Film, der zudem wie kaum ein anderer (Last Boy Scout fiele mir noch ein) das Bruce-Willis-Schema vom versoffenen, saucoolen Actionhelden zementiert. Gibt es geileres als Bruce dabei zuzusehen, wie er gleich am Anfang per Drehen einer leeren Whiskeyflasche die Richtung seiner Weitereise an einer Kreuzung zu bestimmen sucht? Nö.
Schöne Kleinigkeiten: In der Stadt angekommen, sieht Bruce ein totes Pferd auf der Straße liegen, an dem er mit seinem Auto vorbeifährt - besser kann man dem Zuschauer nicht mitteilen, dass ihn in der nächsten eineinhalben Stunde ein modernisierter Quasi-Western erwartet. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass Walter Hill, immer wenn die gefangengehaltene Mexikanerin im Bild ist, innerhalb der Szene nicht von einem Bild zum anderen schneidet, sondern überblendet, was ihren Auftritten immer etwas sanftes, traumhaftes gibt. (Zumindest für die letzten 60 Minuten gilt dies uneingeschränkt). Ach ja: Das Voice-Over ist manchmal eines von den schlechten seiner Art (es werden Dinge gesagt, die man schon sieht), aber generell einer der Pluspunkte des Filmes, weil es generell die deprimierende und auch lakonische Stimmung noch mal betont.
Außerdem: Geilste Schießereien, wo es gibt, und ein Bruce Willis, der auf die Frage, was denn sein Fluch sei, antwortet: I was born without a conscience.
Leon ist genau wie Last Man Standing einer meiner sehr frühen Lieblingsfilme, woran sich bis heute nichts geändert hat. Auffällig ist, dass mindestens mal eine Actionszene sich im Gedächtnis der Menschen festgebrannt hat, die ihn schon damals gesehen haben: Für meinen Vater (nicht gerade ein Freund und Kenner des Action-genres) ist Leon der Film, wo "der Killer am Ende oben in der Tür hängt". Genau diese Beschreibung habe ich vor kurzem in der Videothek gehört, als ein circa 28jähriger seinem gleichalten Freund den Film in Erinnerung rufen wollte: "Mensch, das ist doch der, wo er am Ende..."
Leon ist dabei natürlich kein reiner Actionfilm - aber er funktioniert gut auf der Ebene. Was ihn wirklich ausmacht, sind aber seine Figuren, sowohl die guten (Mathilda und Leon) als auch die schlechten (Gary Oldman in einer der besten seiner vielen kaputten Rollen und seine Gangster/Polizisten).
Mathildas Rolle als zwölfjährige rauchende Möchtegernkillerin, die sich in einen mindestens zwei dutzend Jahre älteren Mann verliebt empfinde ich heute als gewagter als noch als Jugendlicher Zuschauer. Weniger wegen des Rauches, weniger wegen des Töten-Wollens, sondern eben wegen des sexuellen Aspektes. Und dabei geht es noch nicht mal um ihre Beziehung zu Leon (der hat schließlich Anstand und der Film schafft hier auch die Kurve), sondern darum, wie der Film sie stellenweise insziniert. Der Film wandert auf schmalen Lolita-Pfaden - freilich ohne sich einen Aussetzer zu leisten, aber gewagt wird man das ganze wohl finden dürfen.
Abgesehen davon ist Leon aber ein unglaublich berührender Film über zwei Verlorene, mit einer in ihrem Leinwanddebüt unglaublich gut spielenden Natalie Portman und einem Jean Reno, der hier die Rolle seines Lebens spielt, nach der er zwangsläufig in Mittelmäßigkeit versinken musste.


Bestellt und hoffnungsfroh erwartet: Suspiria**** und Videodrome****.

#32 Hagen

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Geschrieben 27. Mai 2005, 18:48

Freikarte für Unleashed in der OV verbraten, nicht bereut. Sympathischer Genrefilm, nichts herausragendes, aber auch nicht schlecht. Ich vermisse im Moment Schusswaffengewalt auf der großen Leinwand - da sind ordentliche Handkantenprügeleien immerhin die nächstbeste Lösung. Niedliche Nebendarstellerin (lag's nur an der Zahnspange und der Schulmädchenuniform? Bin ich so leicht zu manipulieren?).

#33 Hagen

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Geschrieben 31. Mai 2005, 07:56

Was ich damit sagen will: Die Videodrome-DVD von Criterion ist jeden einzelnen ihrer sehr vielen Cents wert. Ich habe mich zwar erst etwas geziert, aber schließlich hat die Vernunft doch gesiegt und mich darauf hingewiesen, dass ich seinerzeit, als Video noch eine tatsächliche Option des Filmesammelns war, im Laden teilweise bis zu 55 Deutschmark für eine Kassette gezahlt habe. Und das für Schlock-Filme wie "Demons" oder "Nightmare Concert". Da darf es doch mal erlaubt sein, ebenso viel Geld für eine schöne und ewighaltbare DVD auszugeben. (Habe gestern in stummer Bewunderung ohnehin den Eindruck gewonnen, dass so eine Criterion-Edition genau wie eine Liebesbeziehung zu bewerten ist: Die erste, vergisst man nie...)
In Suspiria bisher nur reingeschaut, mich über die schöne Qualität gefreut und auch wieder zu Argentos abschweifender Erzählweise den Kopf wonnevoll geschüttelt - der einmalig auftauchende Erzähler und die zeitweise Vernachlässigung bzw. Ausblendung der Heldin am Anfang sind schon sehr seltsame Sachen, aber hey, es ist Dario! Solange es gut aussieht oder sich gut anhört, lasse ihm das durchgehen. Mochte ja auch die Tauchszene in Inferno sehr...

#34 Hagen

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Geschrieben 01. Juni 2005, 11:02

Da Bilder ja schöner als tausend Worte sind, mache ich mir einfach mal alle Nicht-DSL-Inhaber zum Feind... Suspiria

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#35 Hagen

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Geschrieben 03. Juni 2005, 09:12

Ich bin alt genug und zu lange Horrorfilmfan, als dass ich noch Lust hätte, über solchen Fliegenschiss wie FSK-Freigabepolitik zu sprechen. Aber: House of Wax als FSK 16? Völlig indiskutabel für diesen humor- und gnadenlosen Film, der alle seine Morde auf verstörende Art zelebriert (was ja nicht schlecht sein muss, nur aber zu einer anderen Einstufung hätte führen müssen). Vermute Trunkenheit oder Korruption...

#36 Hagen

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Geschrieben 03. Juni 2005, 17:29

Auch hier peinlich berührtes Zurückrudern, wg. Fehlinformation meinerseits in punkto FSK beim Wachshaus...

Sonst: Rebel without a cause gesehen und immer noch keine Verbindung zu James Dean gefunden. Sieht zu alt für seine Rolle aus, schneidet teilweise böse Grimassen, findet außerdem, dass - zur Rettung der Männerwürde und des Hausfriedens - sein Papa der Mama vielleicht öfter eins aufs Maul geben müsste und gefälligst keine Hausarbeit verrichten sollte. Hmm... wenn der Bube wenigstens mit dem Rumgenöle und -geheule aufhören und stattdessen die örtliche Filiale seines Fight Clubs aufgesucht hätte...
Sensationelle Überleitung: Fight Club nämlich auch letztens wiedersehen dürfen. Erste Hälfte toll, weil schöne Vision darüber, was der "Generation von Männern, die von Frauen erzogen wurde", als Ausweg bleibt, wenn sie ihre Männlichkeit bestätigen oder finden wollen - sich gegenseitig hauen. Kastrationsangst als treibendes Motiv - daher Tylers in Filme geschmuggelte sublimale Penisse, daher die Kastration als höchste Strafe gegen Verräter im Project Mayhem. (Passt die Hodenkrebs-Selbsthilfegruppe in das Schema?) Zweite Hälfte lau: Der Pointe wegen hinzugefügt und um die halbherzige Vermittlung einer Botschaft bemüht, ein Pamphlet, das nicht weiß, was es eigentlich will.
Auch: Any given sunday - immer noch einer der schönsten Kriegsfilme. Ein Freund fragte zurecht: Wie groß muss Oliver Stones Ego sein, um eine den Film durch währende Nebenrolle zu übernehmen?
Neuentdeckung der letzten Woche: Dick Dale. Geile Musik. Wie kann man jahrelang seinen Song aus "Pulp Fiction" im Hinterkopf haben, noch dazu eigentlich nach einem Steigbügel für die Entdeckung des Surfmusicgenres suchen und dann erst so spät auf die Idee kommen per Internetsuche die beiden zu kombinieren?

#37 Hagen

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Geschrieben 11. Juni 2005, 21:04

Kleine Cronenbergfestspiele in meinen bescheidenen Hallen... Shivers (arte-TV-Aufnahme), Naked Lunch (DVD), Existenz (DVD) und Scanners (britische Kauf-VHS).
Die erste positive Erkenntnis für mich: Scanners gefällt mir so gut, dass ich ihn mir demnächst auf DVD zulegen muss. Ich hatte den Film schwächer in Erinnerung, aber das liegt (für mich jetzt offensichtlich) mal wieder an der falschen Seheinstellung, mit der ich vor Jahren das erste (und bis gestern einzige) Mal an den Film herangegangen bin: Nur auf den platzenden Kopf zu warten, macht den Film natürlich zu einem recht einseitigen Vergnügen, dass sich vor allem sehr schnell erschöpft -- weitere Effektknüppel dieses Kalibers hat Scanners nämlich nicht zu bieten. Braucht er aber auch gar nicht.
Die Geschichte an sich ist wieder sehr cronenberg geworden, es geht im weitesten Sinne um Veränderung des Fleisches, woraus der Meister wieder einen spannenden Thriller gebaut hat, dessen dichte Atmosphäre (Hauskomponist Howard Shore hat großen Anteil daran) genauso fasziniert, wie ein paar visionäre Ansätze der Story (futuristische Mensch-Maschine-Interaktion, noch dazu per Telefonleitung - dabei hatte Al Gore damals das Internet noch gar nicht erfunden...). Die Rolle des Bösewichts teilen sich Michael Ironside und eine böse Firma - irre ich mich, oder ist das Mistrauen gegenüber Firmen besonders in Filmen aus den 80gern angewachsen, als Begleiterscheinung des Reaganismus und der eklen Yuppieschwemme?
Anyway, wieder ein toller Cronenberg, bei dem der Zuschauer eine Vaterfigur mit einlullender Stimme zu festhalten präsentiert bekommt - fast so toll, wie Brian O'Blivion aus Videodrome und immerhin länger und öfter zu sehen als jener.
(4 von 5 Sternchen)
Existenz punktet als unterhaltsamer Film, der wiederum die cronenberg'sche Variante eines Thrillers darstellt, also verwirrender, mutiger und ekliger als die normale Genrekost ist. Sarah Polley ist kaum zu erkennen, Willem Defoe ist wieder herrlich eklig und Jude Law genügt es offenbar nicht bereits in jedem dritten aktuellen Kinofilm aufzutauchen, nein, er muss sich auch noch in ältere Werke meiner DVD-Sammlung einschleichen.
Für reine Begeisterung reicht es aber nicht, warum auch immer. Vielleicht stören mich die paar Ideenselbstzitate (die organische Waffe z. Bsp.), aber schlimm sind die eigentlich nicht. Immerhin ein angenehm kurzer Film (C. ergeht sich ohnehin nur selten in längeren Werken), den ich dennoch uneingeschränkt empfehlen kann. (Sagen wir: 3einhalb Sterne)
Naked Lunch habe ich gleich gar nicht verstanden, aber wieso sollte ich auch? Ein heftiger Absturzbericht in der Interzone, die man sich als Casablanca der Homosexuellen und Drogensüchtigen vorstellen muss. Romanadaption William S. Borroughs mit biographischen Einsprengseln - wie man das als normaler Mensch verarbeiten soll, bleibt unklar. Sieht von den Bildern her auf jeden Fall sehr exquisit aus, leidet aber für meinen Geschmack etwas an seiner Länge oder dem mangelnden Tempo, aber das ist quasi dasselbe. (3einhalb)
Shivers - oder wenn wir den poetischeren deutschen Titel benutzen wollen: Parasiten-Mörder (obwohl es ja eher um Mörderparasiten geht...) - fällt ein wenig aus dem Rahmen, weil er im Gegensatz zu den hier erwähnten Filmen viel mehr nach (wenn auch gut kaschiertem) Low-Budget aussieht als der Rest. Als weiteres Manko kommt hinzu, dass Shivers zu wenig philosophischen Unterbau hat -- aber die Ansätze sind da und es ist schön zu sehen, dass sich Cronenberg mehr in diese Richtung entwickelt hat. Auf der Haben-Seite kann man notieren: Geiles (im wahrsten Sinn des Wortes) Finale im Schwimmbecken, viele hübsche Schauspielerinnen und ein Schlussbild, dass gut und gerne auch aus einem 50er Invasions-Paranoiafilm hätte stammen können. Anstatt der Punktwertung eine eingeschränkte Empfehlung: Eingeschränkt, weil der Film umso besser wirken wird, je weniger man von ihm erwartet.

Auch noch ertragen: Dune. Hmm. Von der Ausstattung und dem Set-Design her absoluter Wahnsinn im positiven Sinne, von der Story her das gleiche, nur negativer. Will heißen, Fantasy eben, wo sich hinter den tausend fremden Namen, Orten und Wesen letztlich doch wieder die simpelsten Geschichten verstecken. Keine Ahnung, wie die Romanvorlage aussieht, aber Lynch musste die Story wohl drastisch eindampfen (der Monolog am Anfang [optisch eine kleine Reminiszenz an Eraserhead] fasst, wie mir ein Freund erzählte, wohl allein 400 Seiten zusammen!), was man als vom entsprechenden Nerd-Insiderwissen unbeleckter Zuschauer daran merkt, dass man die erste Viertelstunde schlichtweg nichts versteht - und danach wird es auch nicht viel besser...
Also: Optisch super (der fliegende Fettsack [warum musste ich da an den später gedrehten [IHellraiser II[/I] denken?], die Bauten, die Kleider [bisschen Inspiration für Fifth Element...), aber sonst sehr anstrengend.

Weitere neue Erkenntnis: Inferno ist richtig toll und hat alles was man von Argento erhofft. Wahnsinnsmusik, eine völlig bescheuerte Story, Blau-Rot-Lichtspielchen, geniale set piece murders -- das einzig störende, im Vergleich zum natürlich besseren Suspiria, ist, dass man es als Zuschauer einfach mit mehr Figuren zu tun hat und sich nicht auf eine konzentrieren kann.
Argentos Bird with... auch noch nachgelegt und für gut befunden -- andere gialli würde ich gerne nachlegen (woran die Herren und Damen Filmtagebuchführer durchaus nicht unschuldig sind), aber woher nehmen und wie bezahlen... Grausame Welt.

#38 Hagen

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Geschrieben 12. Juni 2005, 16:33

Schön, was es in unserer vernetzten Welt heute nicht alles zu kaufen gibt:

Den wirklich allerersten Tarantino und "Mullholland Drive" mal anders: http://www.superhapp...cfm?whereme=153

#39 Hagen

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Geschrieben 19. Juni 2005, 09:47

Der Schmetterling - einfach auf Verdacht aufgenommen, weil mir das kleine Vorschaubild in der TVS gefiel und dann positiver überrascht worden, als ich es erwartet hätte. Die Geschichte eines Griesgrams, der Schmetterling sammelt, und eines neunmalklugen Mädchens (die Kleine ist sozusagen eine herzige und erträgliche Version der verzogenen "Schnappi"-Göre) ist so anrührernd wie erheiternd. Schönes Drehbuch, dass verschiedene Fäden zusammenzuführen weiß.

Sonst drehe ich mich momentan etwas im Kreis, habe letztens nämlich noch eine Argento geschaut, genauer: Tenebre, auf meiner Dragon-Kassette. Der Film schwächelt anfänglich zwar etwas (die Sache mit der Diebin, die sich mit Zweideutigkeiten beim Kaufhausdetektiv einschleimt und ihr Zusammentreffen mit dem Penner sind nicht der Weisheit letzter Schluss), wird danach aber ein richtig toller B-Film -- es viele schön inszenierte Morde, bei denen die Damenwelt natürlich richtig schlecht wegkommt. Bedenklich finde ich diese Tendenz immer noch (der Mord an den Lesben und der an dem minderjährigen Mädchen), aber andererseits macht das Zuschauen dann doch wieder Spaß.
Die elendslange Kamerafahrt an einer Hausfassade finde ich übrigens immer noch doof, kann sie mittlerweile der Hochschätzung des tollen Goblin-Soundtracks wegen aber dennoch genießen. Aber wenn die Musik nicht wär: Zu langsam, zu uninspiriert, zu verwurschtelt.
Sonst noch: Schreckliche Dialoge im Deutschen (Frau über ihren Sexualpartner: "Es geht einem zu Herzen, wenn er Liebe macht!") und Binsenweisheiten an allen Ecken. Als der Held einen Zettel des Mörders in der Hand hält, auf welchem "sic transit gloria lesbi" (So vergeht der Ruhm von Lesbos) steht, doziert er sinngemäß: "Das heißt, dass der Täter hochgebildet ist und Latein studiert hat..." Hmm naja, naja hmm. Und wenn Herr Neal dann irgendwann auch noch mal den berühmtesten aller Sherlock-Holmes-Sätze zitiert (den mit dem Unwahrscheinlichen und dem Unmöglichen), dann ist das drehbuchtechnisch eher albern, weil völlig uninspiriert.
Egal: Der Film tritt gehörig Arsch und macht einfach Spaß. Wer normalerweise Argentos Messer- und Rasiermessermorde mag, wird hier wunderbar bedient, zumal noch die Axt hinzukommt.
Neulich in einem Interview mit dem Meister gelesen, dass er das Messer in seinem Filmen schon noch als Phallussymbol sieht (so weit, so bekannt) und dass er das Rasiermesser ähnlich deuten würde: "Als ob jemand einen hochbekommt..."

#40 Hagen

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Geschrieben 21. Juni 2005, 20:13

Piefige Provinz. Plakate hängen schon, aber wenn man die Internetseite besucht (http://www.filmfest-...de/programm.htm) steht da nur das Programm des letzten Jahres. Kein Teaser, kein nix, nur alter Kaffee. Hargh. Dabie soll es doch in ca. 2-3 Wochen losgehen... (06.07. wenn ich nicht irre).

#41 Hagen

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Geschrieben 23. Juni 2005, 17:56

[Gestern Abend getippt, erst heute veröffentlicht.]

So eine Universität ist manchmal ja doch eine tolle Sache. So beispielsweise unser Englisch/Landeskunde/EPG-2-Seminar „Terrorism in Hollywood Movies“. Entgegen unserer üblichen Sitzungsgestaltung durften wir uns heute schriftlich betätigen, was entweder daran lag, dass der Dozent keinen wirklichen Plan für die Sitzung hatte, oder er das Gros des Teilnehmerfeldes schon mal ganz sanft an die Idee heranführen wollte, über einen Film schreiben zu müssen. (Ich persönlich tippe auf eine Prise des ersten Motivs, vermengt mit einer tatsächlich dringend benötigten Baggerschaufelladung des zweiten.)
Unser Film jedenfalls war „Project: Peacemaker“ und die Aufgabe war: „15 Minuten Zeit – schreibt mal ein kleines Review. Sagen wir circa sieben Sätze.“
Es werden hier als Ergebnis dieses Spaßes also veröffentlicht: Drei unabhängig voneinander entstandene Beispiele, dreier filmtechnisch sehr gebildeter und zuverlässiger Menschen (= ICH und zwei Kompagnons…). Alle Macken der Texte sind bitte auf die knappe Kreativzeit zurückzuführen. (Die expressive Zeichensetzung mit den übertreiben häufigen Kommata, Gedankenstrichen und Doppelpunkten geht übrigens auf meine Editorenarbeit beim Abtippen zurück. Ich war so frei meine private Vorliebe hier wie sonst auch voll auszuleben.) Interessant dabei: Der Hang zu Taktiken des Ebertismus – obwohl ich mich dafür verbürgen kann, dass ich der einzige der drei Autoren bin, der überhaupt Ebert liest…



1) Martin*:

Why, oh why – is there surround sound in movie theatres?
This is not a George Clooney movie. It’s no Nicole Kidman movie neither. And the director, Mimi Leder – nobody really knows her. Actually, it’s a Hans Zimmer movie, and that already tells you how weak script and film have got to be if they need Zimmer’s music constantly playing at full volume.
During the movie’s two-hours running time, there is almost no single moment where you can relax from Zimmer’s annoying score: There’s the hero’s theme everytime Clooney or the U.S. military appear, there’s the hectic now-we-have-a-car-chase-music durig – who would have thought? – the car chase scenes, and there is of course Zimmer’s trademark: the men’s choir that tells us that this is a very serious moment that has got something to do with Russia. Or Eastern Europe. But for this kind of movies that’s really the same anyway.“


2) Thorsten

“To sum up the movie in the limited space of only a few sentences without starting bashing it right away is nearly impossible – however: I’ll try.
Well, what do we have here? The director Mimi Leder tried to present us an action-thriller-melodram with a heart. And she really succeeds in this pathetic attempt. But first things first: The movie is about… Yeah, what is it about? We don’t know for a long time because the twist of the first thirty minutes is that they are not really essential for the movie: Ten nukes are stolen, that’s it. But after this short trip to wonderland we are thrown right into the middle of a catchy and superb story: A Bosnian-Serb-Muslim(-Christ-Alien-?) tries to blow up the nuclear core of a stolen warhead in New York City. (This of course is only clear at the end of the movie.)
The “good guys” Clooney and Kidman try to stop him, which begins in a thriller-like episode in Vienna where they get important clues. After this we see an emergency mission – “Delta Force VII”-style. (That’s were the action is.) After this episode we get to know the “bad guy”a little better. In this pathetic melodramatic sequence the honourable Mimi Leder tries to make the audience think – about war, life and everything. She fails.
The movie ends with a brilliant chase scene through New York and a scene in a chruch, where Kidman defuses the nuclear core of the bomb with Clooneys trustful Swiss Army knife and the handle of his gun.
In the end they have a typical pseudo-love moment to give the movie an emotional touch – all this is amcompanied by the brilliant and as always surprisingly creative and unpredictable score by Hans Zimmer.
To make a long story short: Avoid this movie.”


3) Hagen

“This is surely a contestant for the “Stinker of the Week”-award. After an introduction that wastes way too much time before introducing its protagonists and its real antagonists the movie shows off a great number of classic, completely overdone and funny action scenes whose only problem is that they are not intended to be funny and overdone.
“The Peacemaker” tries hard to be serious but it turns out ridicolous, implausible and laughable. Hans Zimmers score is pounding constantly during action scenes that would make the audience feel very uneasy – if they were not laughing about them.
The movie’s main problem is probably not its lack of intentional humour, its lack of emotion or its clichéd story but rather its political agenda – which is, to sum it up in two words: “gung ho”.
To make a long story short: “Peacemaker” is neither innocent popcorn fun nor an eloquently written serious statement about terrorism, but something in between: good actors are wasted for stupid lines and parts and some good ideas are burried under heaps of clichéd crap.”


Nachtrag:
Es fällt auf: Zimmer kotzt uns alle an. Vielleicht weil wir dieses Semester im selben Kurs schon sein dümmliches Monotongepumpe zu „The Rock“ ertragen mussten…
Schlimmster Klischee-Audiosondermüll, der da über den Zuschauer ergossen wird. Tonalgülle. Das passt aber wiederum gut zu dem Film. Wenn man bedenkt, dass diese Krücke (also „Peacemaker“) die erste „Dreamworks“-Produktion war, zieht es einem die Schuhe aus. Wer hat grünes Licht für diesen Schlock gegeben? Bedenkt man die Gründer und Geldgeber des Hauses: Wie konnte diese Schnittfassung des Filmes das Licht der Kinosäle erblicken?
Beispiele (obwohl ich weiß, dass der Film es a) nicht in dieser Ausführlichkeit verdient und B) ich auf Sachen zurückgreife, die in den drei Kurzkritiken schon kurz angerissen wurden):
- Die Einführung. Ewig lang. Fast eine Viertelstunde wird da rumgemacht und en detail gezeigt wie Klischeerussen ihre eigenen A-Bomben klauen. In dieser Viertelstunde wird man schon von Hans Zimmer zugebollert, man bekommt keinen der Protagonisten zu Gesicht, den tatsächlichen Gegenspieler eigentlich auch nicht und überhaupt hätte man die ganze Chose radikalst verkürzen können: Dann hätte der Zuschauer Clooneys smarte Analysearbeit mit den Sattelitenfotos auch staunend verfolgen können. So steht der ganze Film aber schon mit dem völlig falschen Fuß auf.
- Botschaft / Geisteshaltung. Für einen Film, der sich ernst nimmt, kommt „Peacemaker“ schrecklich platt daher, genauso genommen eklig konservativ, rumsfeldeskwenn man so sagen darf. Clooney gibt seinen Emotionen nach und exekutiert einen Mann, der in einem Autowrack eingeklemmt ist. Clooney gibt einen feuchten Pup auf Ländergrenzen. Clooney todesengelt sich militärisch-rational durch die Gegend, heult dann aber seinem umgeschossenen Freund nach, weil die anderen ihn nicht hätten töten dürfen. Das ist so unglaublich Bah-Igitt, dass man die ganze Zeit auf ein Fünkchen Ironie wartet oder nur einen lausigen one-liner, der einen erleichtert aufseufzen lassen könnte. Doch: Fehlanzeige.
- Charme / Emotion. Ist gleich: Null. In einer der ersten und in der allerletzten Szene zwischen Clooney und Kidman menschelt es minimal in einem ansonsten gänzlich unmenschlichen Film. Mag in die Botschaft passen (Schnapps ist Schnapps und Dienst ist Dienst! = Wenn wir Terroristen plätten, wird nicht gekuschelt, nachher aber gerne.), ist trotzdem scheiße.
- Charakterentwicklung. Ist etwas, worauf man in amerikanischen Drehbuchschulen geimpft wird, wie mir scheint. Wie schön, dass sich so was auch hier im Film findet, bei dem Team aus softer Frau und hartem Mann. Und zwar wird hier die softe Frau (die anfangs nach einem Verbindungsoffizier verlangt, der „Befehle von Frauen annehmen kann“) am Ende zu so einem Arsch wie der Falke den man ihr zuteilt (und der den ganzen Film über nichts anderes macht, als ihr Befehle zu geben). Emazipation für’n Arsch, war eh nur Selbstbetrug – aber so gänzlich furztrocken und bierernst, in solch einem politischen Gesamtkontext macht so was ja noch weniger Spaß, besonders wenn man sich ausmalt, dass bei solcher Kritik wahrscheinlich die Regisseurin als Alibi herhalten muss.
Genug davon. Lausiger Scheißfilm ärgerlicher Denkart.

Aus Protest (und weil er mir nach langer Verleihzeit erst heute wieder zurückgegeben wurde) dafür gleich wieder in einen besseren Faschis… äh… Männerfilm reingeschaut: „Callahan“ (Dirty Harry II), der es auf unvergleichliche und, wie ich finde, bewundernswerte Weise schafft, Selbstjustiz cinematisch appetitlich aufzubereiten, während der Protagonist die deutlichsten Worte gegen solche Gelüste findet. Göttlicher Spagat, den ich dem Film abnehme, der hier Gerechtigkeitssinn gegen Faschismus abgrenzt. Dass übermäßig progressive Filmkritiker den Unterschied nicht verstehen wollten und den Film dafür noch mehr verhöhnten als das Original, spricht gegen sie, nicht den Film.
Außerdem ist das Teil Prototyp für eine ganze Generation von Actionfilmen, bei denen der Held halt irgendetwas macht und sich dabei zwischendurch im 10 Minutentakt in letalen Geiselbefreiungs-, Bankraubbeendigungs- und Terroristenvertilgungsexerzitien ergeht. Mit Die Hard ist diese Idee einfach nur zeitlich und räumlich komprimiert worden (wobei sich die Nachfolger genau von dieser Stärke wegentwickelt haben). Exit Wounds (der einzige Steven Seagal-Film, den ich überhaupt toll finde, dafür aber um so mehr), funktioniert auch nach exakt diesem Schema. Mit ein bisschen mehr Martial Arts als bei Harry Callahan zwar, aber das ist sekundär. (Sublimale Botschaft: Morgen alle „Exit Wounds“ kaufen. Der ist wirklich spitze, weil er ein selbstironisches Skript hat, was bei Seagal-Filmen meines Wissens nach eher nicht so oft vorkommt…)


[*Von Martin stammt auch das feine paper zu "Wild at heart", dass ich ganz unten auf dieser Seite schon mal veröffentlichen durfte.]

#42 Hagen

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Geschrieben 25. Juni 2005, 17:31

Irgendetwas stimmte mit Terminator nicht als ich ihn gerade eben ansah. Etwas war falsch. Kleines Herumgestöber im Bonusmaterial und das Übel wird prompt ausfindig gemacht: Die haben den Sound von Arnies Pistole (die mit dem prähsitorisch-großen Laserpointer) geändert. Was im Original satt und dick nach Dirty Harrys Wumme klang, klingt nun technischer, mechanischer - wie ein Bolzenschussgerät oder ähnliches. Diese Schweine. Ich will den alten Bums zurück.

#43 Hagen

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Geschrieben 30. Juni 2005, 22:42

Krieg der Welten - Finde ich irgendwie töfte*.






* Wer's gerne etwas ausführlicher hätte, weiß ja, wo er bei kino.de zu suchen hat².
² Gerade gemerkt, dass ich hier unwissentlich Crusts Post zum selben Film quasi-kopiert habe. Wie unschön. Aber da kann man nix machen. Ich könnte ja erzählen, dass ich gestern das Vernügen hatte Aimee Mann auf der Bühne zu sehen und hören. Hat ja auch einen gewissen Filmbezug, wg. "Magnolia" und so. Tolle Frau, tolle Musik. MP Öttinger ist gegen Ende auch noch in der ersten reihe erschienen. Und: Aimees Schlagzeuger sieht richtig sympathisch aus. Wie ein glatzköpfiger, 42-jähriger Geschichtslehrer, der wochenends gerne mit den Kumpels jamt.


#44 Hagen

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Geschrieben 10. Juli 2005, 09:04

Kostenlose Sneakpreview. 17 Minuten mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren. 9 Minuten mit Freunden vor dem Kino gesprochen. 4 Minuten von Weltverbesserungsmaßnahmen gesehen. Gegangen.

#45 Hagen

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Geschrieben 10. Juli 2005, 09:08

Ach so: Um aktive Mithilfe wird gebeten. Welchen der hier laufenden Filme von Wong Kar Wei sollte man gesehen haben und warum? Bin da völlig unbeleckt und danke für jeden sachdienlichen Hinweis.
http://www.filmfest-...ong-kar-wei.htm

P.S.: Ist irgendeiner der Filme evtl. geeignet für einen netten Junge-Mädchen-Filmabend? Hüstel... Ich frag ja nur für den Freund eines Bekannten des Schwagers meiner Tante ihres Schwippschagers... doch, wirklich.

#46 Hagen

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Geschrieben 10. Juli 2005, 09:32

Phantom der Oper (Argento) auf DVD gekauft. Angesehen. Verkauft. Alles in weniger als 24 Stunden.
Julian Sands ist ein böses Phantom ohne Make-up, dafür aber mit langen Haaren, die ihm auch dad Mitwirken in dem einen oder anderen Piraten-zentrierten Erotikfilm gestattet hätten (Korsar der Lüste, Freibeuter der Liebe o.ä.). Asia Argento: Sehr niedlich, aber ihre Figur und deren Anziehung zum Phantom bleibt schwer nachzuvollziehen. Und überhaupt und sowieso: Wenn Argento formal nicht ranklotzt, fallen eben auch die sonst gerne übersehenen Schwächen auf. Selber schuld.
Immerhin nett: Die kleinen Ballettschülerinnen - Reminsizenz an seine ursprüngliche Vision von Suspiria, den er ja eigentlich mit Mädchen (=Kindern) in den Hauptrollen besetzen wollte?

#47 Hagen

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Geschrieben 13. Juli 2005, 00:46

Gedankenkette am Abend:

Es ist lange her. Ich erinnere mich an einen Abend, da brachte arte einen "Vollmond"-Themenabend oder etwas in dieser Art. Teil des Programmes waren Kurzfilme, die man dem Genre des Horrorfilms zuordnen kann. Einer war schwarz-weiß und handelte von einem jungen Japaner, der eine Frau zu sich nach hause einlud. Sie saßen auf dem Fußboden, unterhielten sich. Ein Aufnahmegerät stand auf dem Boden, die Frau (sie war wie ich glaube keine Japanerin, eher Europäerin) las oder reziterte etwas und nahm es auf Band auf. Der Mann schoß ihr, hinter ihr stehend, in den Kopf. Ich glaube auch mich erinnern zu können, dass er ein Bein von ihrem Körper abtrennte.
Müsste ich mich festlegen, würde ich sagen, dass dies ungefähr ihm Jahre 1997 oder ein, zwei Jahre später ausgestrahlt wurde. Die Bilder habe ich immer noch in vager Erinnerung. Seltsam, wie einem so was im Gedächtnis verhaften bleibt.
Und dann stolpert man über einen Namen: Issei Sagawa. Japaner, Gastsudent in Paris, Anfang der 80er. Tötet eine nierderländische Mitstudentin unter ähnlichen Umständen wie in besagtem Kurzfilm, der offenbar auf dieser Tat beruht. Sagawa wird in Frankreich für nicht zurechnungsfähig gehalten und zu lebenslangem Aufenthalt in einer Anstalt "verurteilt". Auf Betreiben seines Vaters, eines Industriellen, wird Sagawa nach Japan verlegt, wo ihn der Anstaltsleiter sehr wohl für zurechnungsfähig hält. Strippen werden hinter den Kulissen gezogen: Keine fünf Jahre nach der Tat wird Sagawa entlassen. Er ist bis heute ein bekannter Mann in Japan, lebt von seinem Ruhm als Kannibale, mit all dem beschissenen Heldenkult und den Devotionalien, die dazu gehören.
Wie kann man über so etwas Filme machen? Sicher, es geht schlimmer: Wer sucht, wird im Internet sogar Beweisfotos der Tat finden, d.h. Fotos des von der Polizei sichergestellten Leichnams des Opfers. Der Gedanke, dass Verwandte des Opfers damit leben müssen, dass ihre Schwester/Tochter/Nichte... auf diese Weise bloßgestellt wird, ist traurig, ja widerwärtig. Aber zurück zu der Frage: Wie kann man über so etwas Filme machen?
Vielleicht muss man anders fragen, nämlich: Warum will man über so etwas Filme machen? Die Frage gilt natürlich auch für andere Serienkiller, gerade wenn man bedenkt, dass Dahmer, Gacey und Gein vor kurzer Zeit jeweils einen Film "gewidmet" bekamen.
Geschichten über Mörder sind Horrorfilme - soviel scheint automatisch festzustehen. Vielleicht noch Dramen, der japanische Vengeance is mine fiele mir dazu ein, aber doch potenziell an ein Publikum gerichtet, dass gezielt Grausamkeiten erwartet, Splatter anstatt eines Psychogramms oder auch eines Thrillers. Der reale Fall wird zur filmischen Freakshow, Ed Gein landet in der Videothek neben den Werken, die der wahre Ed Gein ohnehin inspirierte.
Ich ändere die Frage noch mal und beantworte sie diesmal sogar gleich: Könnte oder wollte ich so einen Film machen? -- Bei aller Liebe zum Genre: Nein. Gerade wenn man etwas über die Fälle gelesen hat, wenn man sich von der Fokussierung auf die Täter löst und die Opfer bedenkt, die Hinterbliebenen -- ist es da nicht verlogen oder sogar unanständig solche Filme zu machen, wenn man nicht wirklich etwas zu sagen hat, sondern nur ein weiteres Mal aus dem Interesse am Unfassbaren Geld macht? Wenn einer 30 Täterprofile zu einer neuen, fiktiven Geschichte zusammenwürfeln, komiplieren würde, schien mir das weniger schlimm, aber wenn man in jüngster Vergangenheit wühlt und sich namentlich an die Biographie bekannter Täter hält, dann hat das einen unangenehmen Beigeschmack.
Nehmen wir den eingangs erwähnten japanischen Kurzfilm: Der Film wirkte in meiner Erinnerung als rares, seltsam poetisches Werk nach, in dem der ungewöhnliche Schrecken (Mord, Verstümmelung) mit der seltsamen Ästhetik der s/w-Aufnahmen zusammenfiel. Aber nun daran zu denken, dass dort nichts anderes als re-enactment eines Falles betreiben wurde, der dem japanischen Publikum wg. der Popularität des Täters noch heute durchaus geläufig sein dürfte, ist letztendlich abstoßend. Ein Mensch wird ermordet, der Täter ist bekannt, wird aber nicht zur Rechenschaft gezogen, wird es nie werden - und alles, was den Regisseuren dazu einfällt ist eine geschönte Version des Mordes zu zeigen. Irgendetwas in mir meldet sich in diesem Fall und sagt mir, dass dies (wie ich hier schon mal kursiv schrieb) unanständig ist.
Vielleicht werde ich mittlerweile "zu alt für den Scheiß", aber es gibt gewisse Dinge, die scheinen mir heute schlimmer, unerträglicher als ich es je für möglich gehalten hätte. Black Hawk Down überschreitet die Grenze, die Saving Privat Ryan nicht überschreiten konnte -- letzterer ist Fiktion, während der erste auf der Realität basiert. Bei Spielberg kann ich den Film eben als Film auffassen, auf ihn reagieren, wie auf einen Film. Bei Scott kann ich das nicht. Jeder Tote hat dort eine andere Bedeutung als bei Spielberg - er steht als Symbol für einen tatsächlichen Toten, sei es ein Milizionär oder (was Scott eher verschweigt, aber damit nicht verschwinden lassen kann) einen unbewaffneten Zivilisten, der zwischen die Fronten gekommen ist. [Dass Scotts militärfreundliche Botschaft das bedrückende Gefühl zudem verstärkt, macht den Film für mich nicht eben erträglicher.]
Ich weiß nicht, ob diese Trennlinie, die ich eben gezogen habe, wirklich überzeugend ist (zumal ich diese Gedanken ohne große Planung spontan niederschreibe), aber ich empfinde es langsam aber sicher so. Es ist im Endeffekt ein wenig so, wie bei einigen weiter hergeholten, nicht-filmbezogenen Beispielen, die mir einfallen, zum Beispiel der Umgang mit historischen Funden von Leichnamen und deren Zurschaustellung im Rahmen der Wissenschaft: Ötzi, das pietätslos ausgestellte Lederding, war ein Mensch, ebenso wie all die ägyptischen Mumien, die mit großem Eifer ausgestellt und untersucht werden - das waren Menschen, die an gewisse Dinge geglaubt haben und die jetzt in einer Weise in die Öffentlichkeit gestellt werden, die kaum ihren Wünschen entsprochen haben dürfte.
[In dem Zusammenhang: Hat je ein TV-Sender daran gedacht, dass die Komapatientin Terry Shiavo, um deren Würde monatelang gestritten wurde, vielleicht wenig Interesse daran gehabt in ihrem Zustand der Schwäche einem Millionenpublikum vorgeführt zu werden? Was kennen wir von dieser Frau außer den Bildern ihres komatösen Dämmerzustandes? Hätte sie es gut geheißen, dass dies die einzigen Bilder sind, die wir mit ihr in Verbindung bringen -- "Ach, das ist doch die..."? ]
Aber "Zusammenhang" dürfte dem Text hier langsam aber sicher abgehen, daher: Ende. Ist schon spät genug.

#48 Hagen

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Geschrieben 14. Juli 2005, 23:15

Päckchen bekommen: Profondo Rosso**** - große Klasse, da stimmt alles. Psycho-Rock als Soundtrack, exzellente Fotografie, gar nicht mal so doofe Krimistory. David Hemmings, der in Blow Up ja auch schon in einem sehr künstlerischen Italokrimi mitgewirkt hat, sieht ein wenig ungesünder aus, als im eben erwähnten Film, aber macht sich dennoch gut. Positive Überraschung: Die von einigen Rezensenten erwähnte Abneigung gegen manche überflüßige Szenen teile ich nicht. Ich mag sogar das seltsame Geplänkel von Hemmings und Nicolodi. Toller Spruch von ihm: "Statistiken beweisen untrüglich, dass man mit Feministinnen nicht erfolgreich zusammenarbeiten kann." Absurder Humor der Meisterklasse. (Und: Selbst Hitchcock fand nach Ansicht des Films lobende Worte für Werk und Regisseur.)
Opera*** hingegen ist so etwas eine Enttäuschung. Optik ist hier natürlich auch töfte, aber dem Film mangelt es an Tempo, die Motivation des Täters (bzw. die damit zusammenhängende Story) wird mir ehrlich gesagt am Ende viel zu wenig erklärt und überhaupt: dieses Ende. Bah. Wie die dick gewordene Daria Nicolodi im "Making Of" sagt: Der Film hätte ohne den Schlock in der Schweiz auskommen müssen. Dann wäre da aber immer noch die Musik gewesen: Einerseits toll, weil Klassik. Nicht, dass ich die Stücke unterscheiden könnte, dazu bin ich zu sehr Banause, aber sie schaffen ein unheimliche Traum-Stimmung. Hätte Argento das ganz durchgehalten, hätte ich nicht mal was gegen das langsame Tempo des Films gesagt. Aber dummerweise kommt während der Mordszenen und noch an ein, zwei anderen Stellen noch dümmlichster 08/15-Powermetal ins Spiel und versaut alles. War in Phenomena auch schon so. Schade eigentlich, denn Opera hat unglaublich viel Potenzial, bleibt aber von schweren Fehlern verkrüppelt: Da hilft auch die sehr niedliche Hauptdarstellerin im Endeffekt nicht.
Trauriges Fazit: Während Opera sich teilweise zu unerhörten Höhen aufschwingt, zieht anderes den Film drastisch nach unten. Das ist gegenüber den großen Argentos Profondo Rosso, Suspiria, Inferno und Tenebrae insofern traurig, weil die zwar auch nicht makellos waren, aber man deren Schwächen mit der "richtigen Einstellung" (also der Verblendung des Fans) locker ertragen, wenn nicht sogar zum essentiellen Bestandteil des Charmes dieser werke erklären kann. Ich hasse übereilte Prognosen, aber ich fürchte, dass ich mir Opera auch im Lauf der Jahre nicht mehr "schön-sehen" kann. Vielleicht sollte ich ihn nur noch auschnittweise wiedersehen...
Interessanter Gedanke von Argento im "Making Of": Opera ist ein Film ohne Liebe. Auf dem Höhepunkt der AIDS-Phobie entstanden, kann keiner seiner Protagonisten Liebe empfinden, noch nicht einmal "Liebe machen". AIDS als "Ende der Liebe", wie Argento die damalige Stimmung umschreibt.

#49 Hagen

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Geschrieben 19. Juli 2005, 08:50

Walking Tall - große Klasse. Gerade mal 70/71 Minuten lang nimmt der Film, dessen Story Epsioden ganz glatt wie Perlen auf einer Kette aufreiht, sich keine Zeit für überflüßigen Tand wie längere Dialoge, ausführliche Charakterisierungen oder Nebenhandlungen. Ankunft des Helden in seiner alten Stadt, wo er auch gleich eine unsittsame Veränderung zum Schlechteren feststellt, Konfrontation mit dem bösen Mastermind und dessen Unterlingen, Aufnahme des Kampfes mit allen Mitteln, Sieg. Familie und Moral obsiegen, und die amerikanische Provinz kann vom Lotter-Einfluss des Casinos befreit endlich wieder im flugs eröffneten Sägewerk ganz der puritanischen Arbeitsethik folgend mit Gott ins Reine kommen.
Jetzt könnte man sich schon noch ein wenig darüber erregen, dass das ganze eigentlich recht wertkonservativ daherkommt, aber das würde bedeuten, die amüsante Leichtfüßigkeit und den mangelnden Ernst des Films zu ignorieren. Jaja, auch und gerade Actionfilme haben Botschaften, aber wenn The Rock mit einem großen Holzknüttel bewaffnet den Sheriff gibt und Bösewichte vermöbelt, dann darf man das ganze getrost als Spaß abtun.

Um noch mal auf die Laufzeit zu sprechen zu kommen: Absolut gigantisch, wie der Film wirklich alles weglässt, was ohnehin nicht gezeigt werden muss. Vaughn liegt im Krankenhaus, erhält Besuch von seinem Kumpel, der einen wichtigen Satz sagt. Nächste Szene: Vaughn kommt zu hause an und humeplt ins Haus. Nächste Szene: Montage aus erstaunlich wenig Material zeigt uns, wie Vaughn wieder trainiert und - schwupps! - wieder völlig gesundet. Wahnsinn. Selbiges gilt für Vaughns Kandidatur als Sheriff: Vor Gericht stehend (weil er die bösen Casino-Schurken mal ordentlich durchgewalkt hat), sagt er der Jury, dass er im Falle eines Freispruchs für das Amt des Sheriffs kandidieren werden. Zack: Wir sehen wie er freigesprochen wird. Zack: Wir sehen wie er seinen ersten Tag im neuen Amt verbringt. Kein Wahlkampf, keine Überzeugungsarbeit, kein Nichts: Vaughn hat die Leute auf seiner Seite, wir wissen, dass er gewinnen wird (schließlich spricht ihn die Jury aus dem Kaff unter tosendem Applaus der Kleinstädtler frei), also warum sollte man Zeit (und Budget) auf Szenen vergeuden, die ohnehin auf einen erdrutschartigen Sieg hinauslaufen? Eben.

#50 Hagen

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Geschrieben 19. Juli 2005, 15:00

Selbstberrschung in der Praxis. Letzte Woche, nachdem ich bei ebay die Takeshi-Kitano-Box erworben hatte (11 [!!!] DVDs für knapp 30 € [!!!]) habe ich mir vorgenommen: Jetzt ist erstmal Schluss mit der DVD-Kauferei! Mindestens mal für zwei Monate, bestenfalls bis Ende des Jahres.
Wie verliefen die ersten Tage, die erste Woche mit dieser strikten Selbsteinschränkung? Gut, ganz toll, sogar großartig. Danke der Nachfrage.
Ehrlich gesagt: Es war schrecklich. Man pendelt ständig zwischen krampfhaft erhaltener Selbstachtung und drohender Selbstaufgabe. Ein innerer Kampf, mit allem drum und dran: Teufelchen auf der einen Schulter ("Los doch, kauf, kauf, kauf!") und Engelchen auf der anderen ("Teufelchen hat Recht: Los, kauf, kauf, kauf!"). Jetzt, da das Semester zuende ist, ist es sogar noch unerträglicher geworden, weil man doch abgesehen von den Hausarbeiten, die man theoretisch schreiben sollte, so unendlich viel Freizeit hat. Schlimm.
Aber dennoch: Der Geist triumphiert, der Wille obsiegt. Ich, der Selbstbestimmer, Herr des Schicksals, Knechter meiner Gelüste.




Seufz. Heute gekauft: Weißer Jäger, Schwarzes Herz und Stay Hungry.

#51 Hagen

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Geschrieben 21. Juli 2005, 10:06

Und wieder ein Päckchen bekommen: Kitanos 11-DVD-Box. Zur Einweihung gleich mal den mir noch unbekannten Dolls angeschaut und sprachlos gewesen. Nicht, dass ich behaupten will, die Feinheiten der Story begriffen zu haben, aber der Film ist so betörend schön anzusehen, dass es einem den Atem raubt. Anfänglich fährt Kitano dann auch noch für seine Verhältnisse unglaublich viel Kameraschnickschnack auf; will heißen: Er bewegt die Kamera oft und elegant, wogegen er sonst ja eine Abneigung zu haben scheint, weil er ja seine Bilder eher als festen Rahmen betrachtet in dem sich die Figuren zu bewegen haben.
Nach den ersten vierzig/fünfzig Minuten verliert der Film ein wenig an Tempo, weiß das aber mit den dann einsetzenden Nebenstories auszugleichen. Faszinierend und soghaft schön bleibt er trotz alledem.

Abends dann lockeres Kontrastprogramm: Madagascar für umme gesehen und für gut befunden. Lieblingsfigur (neben den Pinguinen natürlich): Der hemmungslos von sich selbst begeisterte Lemurenkönig. Lieblingsmoment: Die kleine "American Beauty"-Hommage. Alles in allem: Sympathischer Film, bei dem auch das ältere Publikum durchaus auf seine Kosten kommt.

#52 Hagen

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Geschrieben 22. Juli 2005, 12:00

Ich: Eine Karte für "Herr und Frau Schmidt" bitte, 14.00.
CinemaxX-Kartenmann: Was?
Ich: "Mr. und Mrs. Smith". Ach so, Parkett wenn's geht.
CinemaxX-Kartenmann: Wann noch mal?
Ich: 14.00 Uhr. Parkett.
CinemaxX-Kartenmann: Parkett?
Ich: :rolleyes:

Wie dem auch sei, der Film jedenfalls macht durchaus Spaß, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen, dass mehr oder weniger nur auf die Oberfläche hin inszeniert ist. True Lies meets Rosenkrieg + Werbefilm-Ästhetik. Ist wahrscheinlich auch die einzig richtige Entscheidung gewesen, denn Schauspielern können ja beide Hauptdarsteller nicht. (Bei Brad Pitt hat man sich lange Zeit hinter's Licht führen lassen, aber sein Problem ist: Wenn er eine nicht-durchgeknallte Figur spielen soll, tut er das meist relativ langweilig und uninteressant. Nur bei wilden Charakteren richtig die Sau raus zu lassen, qualifiziert jemanden meiner Meinung nach nicht gerade als Spitzenschauspieler. [Aber ja: Ich mag ihn natürlich trotzdem.])
Doug Liman zeigt Talent und auch eine altbekannte Schwäche. Talent: Hübsche Darsteller attraktiv inszenieren. (Frau Jolie sieht hier i.d.T. mal wieder so richtig einmalig aus.) Kann nicht jeder. (Erinnere mich mit Grausen daran, wie John Woo Uma Thurman in Paycheck gänzlich unschön in Szene setzte.) Schwäche: Limans Actionszenen sind wie schon in den Bourne-Filmen wahrscheinlich nicht mal mehr Geschmackssache, weil mir eigentlich noch nie jemand über den Weg gelaufen ist, der grundsätzlich und prinzipiell verruckelte und unerkennbare Actionszenen übersichtlichen vorziehen würde. Bei Autoverfolgungsjagden hat der Mann was drauf, das sieht alles recht nett aus, aber im Nahkampf oder bei Schießereien verliert man bei Liman oft die Orientierung.
Also: An der Oberfläche verharrender, aber dort schick auftrumpfender, stellenweise schön gemeiner Film.


Terminator 2 auf DVD gesichtet und entscheiden, dass ich doch mit dem director's cut leben kann. Nicht, dass die Szenen unbedingt hätten sein müssen - das Auftauchen von Kyle Reese in der Traumsequenz hätte sogar gut und gerne rausfliegen können - aber sie stören auch nicht wirklich und bremsen den Film nicht zu sehr.
Interessant übrigens wie viel Gefluche, auch und gerade von dem jungen John Connor, in dem Film vorkommt. Mich dem allgemeinen früher-war-alles-besser-Trend anschließend, würde ich mal vermuten, dass man sowas heute eher vermeiden würde.
Herr Punisher hat hier bei seiner Besprechung des Films gemeint, dass T2 quasi ein Remake des ersten Teils wäre, was ich so nicht unterschreiben möchte, obwohl es nicht völlig unberechtigt ist, wenn man mal bedenkt, dass doch einige Szenen oder Elemente aus dem ersten Teil im zweiten auftauchen. Angefangen bei der gewalttätigen Kleiderbeschaffung, über die Tendenz die Exposition der Geschichte während Szenen zu erledigen, in denen sich die Figuren bewegen (im Auto, auf dem Motorrad etc.), die Szene in der Sarah beim Psychiater sich selbst auf einem Video über den "Tag des jüngsten Gerichts" wüten sieht (wo sie im ersten Teil Kyles auf Video aufgezeichneten Wutausbruch ansah [in beiden Fällen natürlich in Anwesenheit von Dr. Silbermann]) oder letztlich auch die Übernahme eines LKWs für die finale Jagd, die dann in einer großen Fabrik endet, die der Natur des jeweils bösen Terminators entspricht: die Werkshallen mit den mechanischen Arbeitsrobotern im ersten, die Eisengießerei im zweiten.
Trotz dieser Übereinstimmungen, die ich eher als filmisches Echo des Vorgängers bezeichnen würde, hat T2 ja durchaus eine andere Storyline und eine andere emotionale Ebene. Da in Camerons Filmen Charakterzeichnung und -entwicklung und damit einhergehende Konflikte oft einen recht großen Raum zugestanden bekommen (was zwischen Terminator und Titanic bis jetzt jeden seiner Filme für ein größeres Publikum geöffnet und den Fokus nicht nur auf die Schauwerte gelegt hat), ist dieser Unterschied durchaus ein sehr prägender.

In weitaus weniger Worten zu T3: Auch jetzt nach dem Abklingen der wilden Euphorie ein toller Film, der natürlich mit einer gewissen Distanz zu seinen Vorgängern betrachtet werden muss, zumal James Cameron nicht mit von der Party war. Dennoch: Macht Spaß, macht viele Sache kaputt, fügt der Geschichte der Vorgänger eine im Rahmen des Machbaren interessante Facette hinzu, wobei gerade kleine Details in den filmübergreifenden Dingen (Grundaussage im Zusammenhang mit der Entstehungszeit der Filme; Veränderungen und Konstanten im Verhältnis des schwarzenegger'schen Terminators zur Connor-Sippe etc.) richtig interessant sind. Kein Meisterwerk, aber doch ein sehr guter Film. Und noch dazu: Sehr lustig.

#53 Hagen

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Geschrieben 22. Juli 2005, 21:36

Zeig mir deine DVD-LISTE und ich sag dir wes' Geistes Kind du bist!

Hatte mir eigentlich vorgenommen, einzelne Titel auch mal zu kommentieren, aber darauf hatte ich nach der Tipp-Arbeit dann doch keine Lust mehr. Dürften insgesamt 207 Titel sein, wobei ca. 1-2 DVDs noch dazukommen könnten, die ich momentan verliehen habe und an die ich mich nicht erinnern kann, und dann noch eine, die ich irgendwo innerhalb der paar Quadratmeter meines Zimmers verloren haben muss (THE BIG SLEEP).
Interessant war für mich bei der dringend fälligen Neukatalogisierung abgesehen von der schieren Anzahl der Silberscheibletten (und dem daraus resultierenden, nun noch festeren Beschluss, den Kauf erstmal komplett einzustellen) vor allem, welche DVDs ich wann gekauft habe und mich dabei zu fragen, ob ich das heute auch noch tun würde. ("Menace II Society"? Sehr guter Film, aber kaufen? Warum eigentlich, warum eigentlich nicht...?) Außerdem musste ich angesichts mancher Erinnerung an einstmals gezahlte Preise doch nach Luft ringen: "Dawn of the dead" (Argento-Cut) habe ich als meine erste DVD gekauft, bevor ich einen DVD-Player hatte, Preis: 60 Deutschmark. "Sieben" war Nummer 2, die direkt zur Anschaffung des DVD-Laufwerks im PC gekauft wurde, für 59.90 DM. "Any given sunday" für 25 Eu gekauft, ca. einen Monat bevor die Neuauflage für zwischen 9-15 Euro herauskam. "Casino" günstig gekauft, aber davon gibt es ja demnächst eine dringend zu kaufende SE. Dito: "Getaway".
Andere Sachen: "Magnolia" - Untertitel nicht ausblendbar, schröcklich. "True Lies" - alte deutsche DVD von MAWA - furchtbar, aber ich mag sie dann doch nicht verkaufen, weil ich b) dank der Existenz der neuen Ausgabe für den Schrott kein Geld bekommen würde (und es auch keinem schlechtinformierten E-Bay-Kunden andrehen will) und weil sie a) ohnehin mal ein Geschenk war. "Maniac" - wollte ich letztens verkaufen, aber da die DVD von Laser-Paradise keinen Streifencode hat (!!!), mochte der DVD-Ankäufer in der Videothek das Teil nicht haben.

Beglückwünschungen zu meinem erlesenen Geschmack oder Verdammungen bzgl. ganz und gar unchristlicher Komplettausfälle sind gerne gehört.

Liste, alphabetisch, Originaltitel in runden Klammern (), Anmerkungen anderer Art in eckigen oder geschweiften Klammern, z. Bsp. [Regisseur] oder {Länderinformation zur DVD}...

Ach so: 3 TV-Serien (in verschiedenen Stadien der Vollständigkeit) und ein paar wenige Musik-DVDs wurden nicht mit aufgelistet.


AGUIRRE, DER ZORN GOTTES
AGENTEN STERBEN EINSAM (Where Eagles dare)
AMERICAN BEAUTY
AMERICAN HISTORY X
AN JEDEM VERDAMMTEN SONNTAG (Any Given Sunday)
APOCALYPSE NOW REDUX
ASSAULT ON PRECINCT 13 {US-DVD, Special Edition} [Carpenter]
ASSAULT ON PRECINCT 13 {dt. DVD} [Carpenter]

BAND OF BROTHERS
BASIC INSTINCT
BATTLE ROYALE
BEI ANRUF MORD (Dial M for Murder)
A BETTER TOMORROW II
THE BIG LEBOWSKI
BLOOD WORK
BOILING POINT [Kitano-Box]
BOILING POINT [Kitano UK-DVD]
BRAINDEAD
BRING MIR DEN KOPF VON ALFREDO GARCIA (Bring me the head of Alfredo Garcia)
BROTHER [Kitano-Box]
BUFFALO SOLDIERS
BULLET IN THE HEAD

CALAHAN (Magnum Force)
CASABLANCA
CASINO
CITIZEN KANE
DER CITY-HAI (Raw Deal)
CITY OF THE LIVING DEAD {Fulci/Glockenseil…}
COCKTAIL FÜR EINE LEICHE (Rope)
CONAN, DER BARBAR
CONAN, THE BARBARIAN {US-DVD}
CONAN, DER ZERSTÖRER
CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND
THE CORPSE VANISHES {Bela Lugosi 3-Filme-DVD}

EINE DAME VERSCHWINDET (The lady vanishes)
DAWN OF THE DEAD [Argento-Version]
DAWN OF THE DEAD [Astro-Version]
DAY OF THE DEAD
DEAD MAN
DEEP RED (Profondo Rosso)
DESERT TRAIL {John Wayne Box}
DIRTY HARRY
DOLLS [Kitano-Box]
DONALD IM WANDEL DER ZEIT – 1934-1941
DREI ENGEL FÜR CHARLIE (Charly’s Angels)
DUELL (Duel)
DIE DUELLISTEN (The duellists)

ELECTION
EISKALTE ENGEL (Cruel Intentions)
ERBARMUNGSLOS (Unforgiven)
ERASER
ES WAR EINMAL IN AMERIKA (Once upon a time in America)
EXIT WOUNDS

DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE (Le fabuleux destin d’Amelie Poulain)
FALLING DOWN
DER FALSCHE MANN (The wrong man)
DIE FAUST DER REBELLEN (Boxcar Bertha)
DAS FENSTER ZUM HOF (Rear Window)
FIGHT CLUB
FINAL FANTASY
DIE FLIEGE (The Fly)
DIE FLIEGE 2 (The Fly 2)
FREITAG DER 13. (Friday 13th)
FREITAG DER 13. – TEIL 2
FREITAG DER 13. – TEIL V
FREITAG DER 13. – TEIL VI
FREITAG DER 13. – TEIL VII
FREITAG DER 13. – TEIL VIII
DER FREMDE IM ZUG (Strangers on the train)
EIN FREMDER OHNE NAMEN (High Planes Drifter)
FRONTIER HORIZON {John Wayne Box}

GANGS OF NEW YORK
DER GEHEIMAGENT (Secret Agent)
DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE (La resa dei conti)
THE GENERAL
GETAWAY
GETTING ANY? [Kitano-Box]
GLADIATOR
GOODFELLAS
GUINEA PIG 2

HALLOWEEN {Kinofassung + TV-Langversion}
HANA-BI
HANA-BI [Kitano-Box]
HÄNGT IHN HÖHER (Hang’ em high)
HELL TOWN {John Wayne Box}
HERKULES IN NEW YORK (Hercules in New York)
HEXENKESSEL (Mean Streets)
THE HIDDEN FORTRESS

ICH BEICHTE (I confess)
IM KÖRPER DES FEINDES (Face/Off)
IM ZEICHEN DES BÖSEN (Touch of evil)
INFERNO
INSIDER

J.F.K.
J.F.K. – DIRECTOR’S CUT

KAGEMUSHA
KAP DER ANGST (J. Lee Thompson)
KAP DER ANGST (M. Scorsese)
KID’S RETURN [Kitano-Box]
KIKUJIROS SOMMER [Kitano-Box]
KENTUCKY FRIED MOVIE
DIE KILLER ELITE (The Killer Elite)

LAST ACTION HERO
THE LAST BOY SCOUT
LAST MAN STANDING
LAST SAMURAI
LAUF UM DEIN LEBEN (Corri, uomo, corri)
DAS LEBEN DES BRIAN (Monty Python’s Life of Brian)
LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG (Il Grande Silenzio)
DIE LETZTEN AMERIKANER (Southern Comfort)

MAGNOLIA
THE MAN WHO WASN’T THERE
MANIAC
DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE (The man who knew too much)
MATRIX RELOADED
MENACE II SOCIETY
MILLER’S CROSSING
THE MISSION [Johnny To]
MR. UNIVERSUM (Stay Hungry)
MULHOLLAND DRIVE

DIE NACHT DES JÄGERS (The Night of the Hunter)
‘NEATH THE ARIZONA SKIES {John Wayne Box}
NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS

OPERA

PALE RIDER
DER PATE (The Godfather)
DER PATE 2 (The Godfather 2)
DER PATE 3 (The Godfather 3)
PAYBACK
PERFECT WORLD
PHANTOM KOMMANDO (Commando)
PLATOON
PREDATOR
PULP FICTION

RE-ANIMATOR
RED HEAT
THE RED HOUSE {Edward G. Robinson 3-Filme-DVD}
DIE RITTER DER KOKOSNUSS (Monty Python and the Holy Grail)
ROBOCOP
RONIN
ROOKIE – DER ANFÄNGER (Rookie)
DIE ROTE LOLA (Stage Fright)
THE RUNNING MAN {US Special Edition}

SABOTAGE [Hitchcock]
SANJURO
SCARED TO DEATH {Bela Lugosi 3-Filme-DVD}
SCARLETT STREET {Edward G. Robinson 3-Filme-DVD}
SCENE AT THE SEA [Kitano-Box]
SCREAM
SCREAM 2
SCREAM 3
SIE LEBEN [They Live]
SIEBEN (Seven)
DER SINN DES LEBENS (Monty Python’s The Meaning of Life)
SHAKESPEARE IN LOVE
SLEEPY HOLLOW
SOLARIS (Soderbergh)
DER SOLDAT JAMES RYAN (Saving Privat Ryan)
SONATINE [UK-DVD]
SONATINE [Kitano-Box]
SPACE COWBOYS
SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (C’era una volta il west…)
STALINGRAD
STEAMBOAT BILL, JR.
STIRB LANGSAM (Die hard)
STIRB LANGSAM 2 (Die hard 2)
STIRB LANGSAM 3 (Die hard – with a vengeance)
THE STRANGER {Edward G. Robinson 3-Filme-DVD}
STRASSEN IN FLAMMEN (Streets of fire)
SUDDEN IMPACT [Dirty Harry 4]
SUSPIRIA

TAXI DRIVER
TENEBRE (Tenebrae)
DER TEXANER (Outlaw Josie Wales)
TERMINATOR
TERMINATOR 2
TERMINATOR 3
TEXAS TERROR {John Wayne Box}
THE THING (Carpenter)
THE THIRTY-NINE STEPS
THE THREE AGES (Buster Keaton)
THREE KINGS
THE THRONE OF BLOOD
TIGER AND DRAGON
DAS TODESSPIEL (The Dead Pool)
TOTE TRAGEN KEINE KAROS (Dead men don’t wear plaid)
TRAFFIC
TRUE LIES {dt. Special Edition}
TRUE LIES {dt. nicht-ganz-so-Special-Edition-Erstausgabe}

DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN (The usual suspects)
DER UNSICHTBARE DRITTE (North by Northwest)

VENGEANCE IS MINE [Shohei Imamura]
VERTIGO
VIDEODROME
VIOLENT COP
VIOLENT COP [Kitano-Box]
DIE VÖGEL [The Birds]
VON ANGESICHT ZU ANGESICHT (Faccia a faccia)

WEST OF THE DIVIDE {John Wayne Box}
WEIßER JÄGER, SCHWARZES HERZ (White Hunter, Black Heart)
WHEN ALICE BROKE THE MIRROR (Quando Alice Ruppe Io Speccio)
WHITE ZOMBIE {Bela Lugosi 3-Filme-DVD}
WIE EIN WILDER STIER (Raging Bull)

THE YAKUZA PAPERS – BATTLES WITHOUT HONOUR AND HUMANITY
YOJIMBO

ZATOICHI [Kitano-Box]
ZWEI GLORREICHE HALUNKEN (Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo)

#54 Hagen

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Geschrieben 23. Juli 2005, 11:36

Ha, die beiden fehlten noch, weil momentan verliehen (Wusst' ich's doch!):

THE LAST MAN ON EARTH
OMEGA MAN

Und THE BROOD und SCANNERS sind ja schon bezahlt und warten nur noch auf Veröffentlichung/Versand, also gehören sie auch noch auf die Liste.

#55 Hagen

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Geschrieben 29. Juli 2005, 22:10

I walked with a zombie.

Toller Film, weil Bilder wie dieses:
Eingefügtes Bild

Schlimme deutsche Synchro, weil sie dem ominösen Aushilfs-Hannes-Wader von der Insel Reime wie diese in den Mund legt:
O Weh, O Weh!
Schande kam über die Famili-eh...


Eingefügtes Bild

Insgesamt dichte Atmosphäre, die mich mehr packte als zum Beispiel die in Tourneurs Cat People, und wundervolle Fotografie und Bildgestaltung. So viele Balken und Striche und Muster aus Schatten, die in den Bildern sind - Wahnsinn.
(Einen dialogmäßigen Kracher gibt es aber: Die Heldin spricht mit einem Schwarzen, der ihr sagt, unter welchen unmenschlichen Bedingungen seine Vorfahren als Sklaven auf die Insel gebracht worden sind - worauf die Heldin in die Landschaft schauend antwortet: "Aber sie sind immerhin an diesen schönen Ort gebracht worden..." The times, they are a-changin'...)

#56 Hagen

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Geschrieben 01. August 2005, 15:40

15. September: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000...4637028-9022149
Yay!

#57 Hagen

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Geschrieben 01. August 2005, 16:15

Der Pianist. Was soll man dazu sagen? Soll man dies und jenes loben - nachher sind es keine Einfälle der Regie, sondern wieder auf wahren Begenheiten basierende Ereignisse. Hat der Mann tatsächlich den Aufstand des Ghettos und den Warschauer Aufstand jeweils aus nächster Nähe, quasi wie auf einer Bühne vor seinem Versteck ablaufen sehen? Wenn ja, welch seltsame Schicksalwendung, wenn nein, wärs immerhin "gut" erfunden. Biographien sind immer schwierig, WK-II-Filme sowieso, die Kombination noch mehr... Der Pianist kann da eigentlich nichts anders machen: Das Biographien-typische Episodenhafte, das Vorwärtsspringen zu Orten und Zeiten, das Abhaken von Episoden & das WK-II-typische, Ernsthafte, Unverdauliche, Niederschmetternde, Ekelerregende. Solche Filme lassen sich nicht mehr neu erfinden, aber sie berühren mich zumindest immer noch, was aber weniger am Film als Kunstprodukt, sondern an der eigentlichen Geschichte liegt.
Auch 'ne Sichtweise: Bin gerade bei kino.de noch darüber gestolpert, dass jemand sich über den Film erregt, weil da ja wieder einmal alle Deutschen über einen Kamm blabla und es bis zum Ende dauert, bis auch ein Wehrmachtler als Mensch yadayada...



---
Mir fällt da in dem Zusammenhang Andrzej Wajdas Korczak wieder ein. Wäre interessant den wieder zu sehen und zu schauen, ob er seine Wirkung behalten hat. Damals, Mitte der Neunziger, ich war noch klein und leicht zu beeindrucken, habe ich da spätestens am Ende losgeheult. Gerade weil das ein kleiner Bruch im Realismus des Films war, hatte das so ungeheuer gewirkt. Auf DVd gibt es ihn im Moment nur in einer Box, deren Zusammenstellung sich wohl an der Geschichte des Verleihers orientiert, sonst aber völlig wirr ist: Ich dachte ich wäre tot (BRD 1973), Sommergäste (BRD 1976), Kamikaze 1989 (BRD 1982), Ein Jahr der ruhenden Sonne (Polen/BRD/USA 1984), Korczak (Polen/Frankreich/GB 1990), Solo für Klarinette (BRD 1998).

#58 Hagen

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Geschrieben 02. August 2005, 17:04

Endlich mal Z gesehen - hat sich auf jeden Fall gelohnt. Unglaublich spannend und packend, den Zuschauer nach deprimierendem Anfang mehr und mehr mit der Hoffnung auf ein Denouemont lockend, um dann endlich doch auf dem dem bitteren Boden des Realismus zu verbleiben. Interessant zu sehen, wie Regisseur Costa-Gavras mit dem Zuschauer spielt, wenn es darum geht, die auf Vorfällen und Zuständen im damaligen Greichenland basierenden Vorfälle in seinem namentlich nie genannten Land zu platzieren und dessen Identität zu verschleiern (Fotos von Staatsoberhäuptern, deren Gesichter unkenntlich sind, weil sich Lampen darin spiegeln; nicht definierbare Polizeiuniformen). Das Ganze wirkt durch ein gewisses Maß an Abstraktion der Namen (der General, der Professor, der Abgeordnete...) fast ein wenig wie ein Theaterstück.
Also: Empfehlung. Arte wird den Film ja noch mal wiederholen und außerdem zwei andere Filme des Regisseurs zeigen.

#59 Hagen

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Geschrieben 04. August 2005, 20:29

Cool:

Zitat

Ohne das Buch gelesen zu haben empfehle ich, lieber das Buch zu lesen.

Quelle: http://www.f3a.net/reviews908.html

#60 Hagen

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Geschrieben 06. August 2005, 12:18

Getting any?

Der Herr Kitano ist ja eigentlich ein ganz lustiger Kerl. Das sieht man selbst noch in seinen gewalttätigen Filmen, denn wenn die Helden dort gerade niemanden erschießen oder selbst erschossen werden, sitzen sie meist herum und machen das was gelangweilte Männer mit ohne Aufgabe und zuviel Zeit gerne tun, nämlich infantilen Jokus. Kitanos Filme sind durchsetzt von Slapstickszenen, wozu des Meisters unbewegte Miene natürlich passt - quasi ein japanischer Buster Keaton mit Hang zum Massaker. (Wobei natürlich immer wieder betont werden muss, dass Kitanos Nicht-Gewalt-Filme ebenso virtuose Meitserwerke sind, die oft zu wenig gewürdigt werden.)
Getting Any? beginnt mit einer durchaus nachvollziehbaren Ausgangssituation: Asao (nicht von Kitano gespielt), ein mäßig attraktiver Loser, hat einen Geistesblitz: Er will ein Auto, mit dem er Frauen abschleppen und im Vehikel selbst beschlafen will. Gesagt getan: Asao macht sich auf zum nächstbesten Edelkarossen-Händler und lässt sich alle Modelle zeigen (eine Angestellte des Ladens wird sogar zum gemeinsamen Probe-Liegen des Beifahrersitzes abgestellt!), bevor er auf die Frage wie viel er denn zu investieren gedenke, unschuldig-dümmlich antwortet: "2000 Dollar." Das schöne an dem Gag ist, dass Asao jetzt nicht aus dem Laden geworfen wird, sondern der Verkäufer in der Tat ein Gefährt in eben dieser Preisklasse auftut!
Mein Lieblingsgag: Asao hat mal wieder kein Auto. Da sieht er einen Wagen, der mit noch steckendem Schlüssel am Straßenrand steht. Schnitt: Wir sehen den Besitzer in der Telefonzelle stehen und einen Fahrzeugmechaniker um Hilfe bitten, denn: "Die Bremsen sind defekt." Schnitt: Asao hat sich in seiner verzweifelten Suche nach car-sex entschlossen kriminell zu werden und hat den Wagen gestohlen. Während er aus dem Bild fährt, sehen wir sein Nummernschild: "44 44". :D (Klar, man sollte schon wissen, dass die Vier in Japan als todbringende Unglückszahl gilt und das demnach die vierfache Nennung auf dem Nummernschild in diesem Zusammenhang ein sicheres Versprechen ist, aber das wissen wir ja...)
Ich erspare mir weitere detaillierte Scherznacherzählungen verweise aber darauf, dass Asaos wege immer verworrener werden: Er wird Schauspieler bei einem "Zatoichi"-Film an (Zatoichi! Kitano! 1995! Gasp!), dann Gangster, dann unsichtbar und dann ein übergroßer Fliegenmann. Ja, ein übergroßer Fliegenmann. Der wiederum wird von einer Spezialeinheit gejagt, von der ich nichts sagen könnte, dass so aussagekräftig wäre wie ihr eigener Werbespot: The Earth Defense Force is seeking new members! Educational background, IQ, and sexual preference are all no problem. Neither is the shape of your penis.

Versuchen wir den blanken Wahnsinn des Films in Worte zu fassen: Kitanos beste Gags sind immer die visuellen und davon gibt es gerade anfänglich einige zu bewundern. Der ganze Film reiht im Prinzip einen Sketch an den anderen, die thematisch nur lose durch den Wunsch des Helden zusammengehalten werden. Die Gag-Parade dürfte nun nicht jedermanns Geschmack sein, aber wer bei Kitanos bekannten Filmen auch gerne über die Spielchen der Protagonisten kichert (geht es lustiger als die Strandszenen in Sonatine?), der sollte Getting any? einen Versuch gönnen. Ein bisschen zu lang ist der Film zwar geworden aber was gerade in der ersten Hälfte an Gags abgerissen wird (seien es die Auto-Probleme, die Filmwelt- oder die Yakuza-Zwischenspiele), ist zwerchfellerschütternd. Und nach dem Abspann wartet auch noch ein wenig Albernheit...





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