Der Monroe ihre dicken Hupen
#91
Geschrieben 15. Juni 2005, 18:44
Dieser fantastische Italowestern haut in eine ähnliche Kerbe wie Sergio Sollima mit DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE und VON ANGESICHT ZU ANGESICHT. Das heißt, dass es hier keine mythisch überhöhten Ledergesichter zu bestaunen gibt, die durch die zerfurchten Canyons der Seele reiten, sondern dass der Hintergrund des Westerns eher benutzt wird, um Betrachtungen über den modernen Menschen anzustellen. Regisseur Damiano Damiani betont aber noch stärker als Sollima den politischen Gehalt, was nicht so sehr verwundert, ist er doch sonst für seine Politthriller und Kriminalfilme bekannt.
Wie so viele Italowestern spielt auch dieser vor der Kulisse der mexikanischen Revolution. Ein Amerikaner (Lou Catsel), dessen Geschichte dem Zuschauer lange unbekannt bleibt, reist durch Mexiko, ein Land, das er hasst, schließt sich dem Kleinrevoluzzer Chuncho an (Gian Maria Volonte), hilft diesem dabei, Waffen für den Revolutionsgeneral zu erbeuten und verfolgt dabei doch eigentlich einen ganz anderen, finsteren Plan, der vom subgenialen englischen Titel direkt verraten wird.
Die Großen (Reichen) gegen die Kleinen (Armen) – ein Konflikt, mit dem sich italienische Regisseure immer gern beschäftigt haben. Auch hier wird wieder einmal gezeigt, wie der Lockruf des Geldes korrumpiert und wie der Idealismus vom Schlage eines Chuncho blind macht für die Gefahren von außen. Dabei ist Damiano niemals einseitig: Auch Chuncho muss sich einige Vorwürfe gefallen lassen. Die besten Absichten und Handlungen ziehen manchmal üble Folgen nach sich. Und auch eine Revolution verkommt zum zynischen Wirtschaftsunternehmen, wenn sie erst eine bestimmte Größe erreicht hat.
Der Film ist durchweg unterhaltsam und spannend, verzichtet dabei aber auf große Actiontableaus. Stattdessen wird er von den Figuren getragen, die von ihren Darstellern kongenial verkörpert werden. Gian Maria Volontes Leistung begeistert um so mehr, wenn man zuvor gesehen hat, wie er in VON ANGESICHT ZU ANGESICHT einen völlig gegensätzlichen Charakter gespielt hat. Lou Castel als "Nino" ist einfach nur böse und meistert seine Aufgabe mit coolem Underacting. Klaus Kinski hat zwar nur eine kleinere Rolle, darf diese aber ebenfalls mit einigem Leben füllen. Er gibt den religiös fanatisierten Bruder Chunchos. Aldo Sambrell ist in einer kleineren Rolle dabei, und Martine Beswick, die in dem großartigen Hammer-Gender-Horrorfilm DR. JEKYLL AND SISTER HYDE die Sister spielen durfte, ist hier auf Mexikanerin geschminkt.
Unbedingt ansehen, ist definitv einer der besten Italowestern überhaupt und kein Stück veraltet. Im Gegenteil!
#92
Geschrieben 19. Juni 2005, 15:12
Die Figur des stoischen, schweigsamen halbvampirischen Vampirjägers Blade dürfte wohl eine der größten Fehlkonstruktionen der Filmgeschichte sein. Alle drei Regisseure, die sich bisher an dieser Figur versucht haben – Stephen Norrington, Guillermo del Toro und nun David S. Goyer – haben sich redlich bemüht, aus dieser ungünstigen Ausgangssituation das Beste zu machen. So bietet jeder Teil gute, wenn auch dumme Unterhaltung, jedoch nicht, ohne gleichzeitig zahlreiche Schwächen aufzuweisen. Norrington inszenierte Blade als One-Liner spuckenden Kampfsportproleten, was auf Kosten des Horrorgehalts ging. Del Toro machte einen düstereren zweiten Teil, reduzierte dafür aber radikal die Dialoganteile Blades und machte ihn so fast zur Nebenfigur. Goyer und seine Autoren versuchen in BLADE: TRINITY in der ersten halben Stunde wieder einen echten Charakter aus Blade zu formen, was aber völlig in die Hose geht: Snipes legt diese Figur so dermaßen monolithisch und grob an, dass jeder Versuch, eine emotionale Bindung zu ihr aufzubauen, zum Scheitern verurteilt ist. Wenn der Whistler (Kris Kristofferson) sinngemäß sagt, er liebe Blade wie seinen Sohn, wirkt das angesichts der emotionslosen Holzfresse der Kampfmaschine Blade einfach nur lächerlich. Kein Wunder, dass der Film nach einer halben Stunde hart den Kurs wechselt und schon beinahe zur Persiflage wird: Man kann diese Figur einfach nicht ernst nehmen.
Goyers Film ist deshalb etwas unentschlossen. Die Actionelemente und Effekte, die auch in diesem Teil wieder aus Rüdesheim stammen, stoßen doch recht unsanft auf die Teenie-Elemente und den Brachialhumor. Zwar bietet der Film einen interessanten Jung-gegen-Alt-Subtext, der durchaus auch selbstreflexiv funktioniert, schlachtet diesen aber nur für Oberflächlichkeiten aus, um MP3-Player und Designerklamotten an coole Kids verkaufen zu können. Vieles wirkt konzeptionell unfertig, Charaktere werden völlig verschenkt, Handlungselemente nicht zu Ende gebracht. Die Schauspieler sind zum Overacting verurteilt, was mit zunehmendem Komikanteil zwar doch irgendwann passt, aber trotzdem schade ist, weil viele Figuren mehr Potenzial erkennen lassen. Der Oberbösewicht hingegen – niemand anderes als Dracula himself – ist eine Witzfigur, die auf der Rangliste der Film-Draculas nur noch von Richard Roxburh in VAN HELSING unterboten wird.
Wie schon gesagt: Man kann schon 100 Minuten Spaß mit diesem Film haben. Es gibt viel zu sehen, die Effekte sind durchweg ganz gut gelungen und auch wenn der Humor manchmal etwas überstrapaziert wird, gibt es doch einige lustige Sprüche zu beschenkelklopfen: das Wort "Thundercunt" habe ich jedenfalls schon fest in meinem Wortschatz integriert. Ich hatte ehrlich gesagt weniger erwartet von diesem Film.
#93
Geschrieben 19. Juni 2005, 18:22
Die Serie habe ich immer nur so im Vorbeizappen wahrgenommen. Das werde ich wohl ändern müssen, denn dieser Film gehört wirklich mit zum Lustigsten und Originellsten, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die Macher der Serie und des Films bewegen sich auf ähnlichen Pfaden wie etwa Matt Groening mit den SIMPSONS und FUTURAMA: Kinder erfreuen sich an den skurrilen Figuren und den bunten und abwechslungsreichen Geschichten, während Erwachsene Spaß an den versteckten Verweisen und den kleinen Respektlosigkeiten haben. Zwar bewegen sich die SIMPSONS schon auf einem intellektuell höheren Niveau, dafür hat SpongeBob in punkto Absurdität die Nase vorn.
In THE SPONGEBOB SQUAREPANTS MOVIE geht es darum, dass man sich seine Kindlichkeit bewahren sollte. SpongeBob begibt sich mit seinem Freund Patrick, dem Seestern, auf gefährliche Mission nach Shell City, um seine Heimat Bikini Bottom und seinen Chef Mr. Krabs aus den Klauen des bösen Plankton zu retten. Dabei werden die Helden immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert, noch Kinder zu sein. Doch gerade mit dieser Kindlichkeit manövrieren sie sich aus jeder gefährlichen Situation wieder heraus.
Auch formal spielt das Konzept der Kindlichkeit eine wichtige Rolle. Die Geschichte und ihre Charaktere scheinen das Ergebnis eines kreativen Amoklaufs zu sein, was sich dann auch auf die ganze Struktur des Films auswirkt: So wird der Film von einer Realfilmsequenz eingeleitet, die eine Bande von säbelrasselnden Piraten beim Besuch des SpongeBob-Films zeigt, den alle voller Spannung erwartet haben. Später gibt es weitere Realfilmszenen, in denen unter anderem David Hasselhoff in bekannter BAYWATCH-Montur als er selbst auftritt, um die Helden zu retten. Der Film zelebriert sinnlose Albernheiten mit einer Liebe zum Detail, dass es eine wahre Freude ist: Da werden SpongeBob und Patrick vom Genuss mehrerer Rieseneisbecher besoffen, singen das völlig debile, aber immens ansteckende "Goofy Goober"-Lied (das später in einer an Twisted Sisters "I want to Rock" angelehnten Rockversion ertönt), gefräßige Monster werden durch endlos ausgedehnte Schuhplattler- und Abklatsch-Exzesse von ihren bösen Absichten abgehalten und eine Bande von Rockern hat in ihrer Satzung eine Anti-Pustefix-Klausel, die die Seifenblasen-liebenden Helden in schwere Bedrängnis bringt. Die Albernheiten nehmen kein Ende, sind aber erstaunlicherweise niemals infantil.
Zeichnerisch wirkt SPONGEBOB zunächst recht einfach und krude, offenbart dann aber immer wieder erstaunliche Details, die die Figuren mit echtem Leben füllen. Die Serie ist in den USA relativ erfolgreich und so tummeln sich hier auch einige bekannte Sprecher, wie z. B. Scarlett Johanssen, Clancy Brown, Alec Baldwin und Jeffrey Tambor. Ganz, ganz großes Kino für große und kleine Kinder. Ach ja, nach den langen Credits gibts noch einen kleinen Gag.
#94
Geschrieben 19. Juni 2005, 19:22
Der erfahrene Söldner Krüger (im Original: Curry) erhält vom Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo den Auftrag, eine Gruppe von Zivilisten und einen nicht unerheblichen Diamantenschatz aus einem kleinen Ort zu befreien, der sich im Gebiet der verfeindeten Rebellen befindet. Krüger hat drei Tage Zeit, um sein Team zusammenzustellen, mit einem Zug in besagten Ort zu fahren und seinen Auftrag zu erfüllen. Neben den Rebellen machen aber auch Streitereien innerhalb der Söldnergruppe Schwierigkeiten. Die große Frage: Kriegt der Krüger die hübsche Claire oder gründet er doch lieber eine Familie mit dem sanften Hünen Ruffo?
Jack Cardiff inszenierte diesen Söldner-Abenteuerfilm mit einem schon etwas aufgedunsenen Rod Tylor in der Hauptrolle 1968. Da gab es tatsächlich noch dieses heute beinahe vergessene Genre, dessen Zutaten meist ein strahlender Held hollywoodscher Prägung, eine hübsche Blondine (hier: Yvette Mimieux) und exotische Schauplätze waren. In dieser Zeit durften Söldner auch noch Helden sein. Zwar wird die fragwürdige Söldnergesinnung problematisiert, letzten Endes besteht aber kein Zweifel daran, dass Krüger ein juter Kerl ist, der halt einfach nur das Pech hat, eben besonders gut töten zu können.
Bemerkenswert und gelächterinduzierend sind vor allem zwei Szenen oder Sequenzen: Da ein Söldnertrupp natürlich einen Arzt braucht, rekrutiert Krüger den alten Suffkopp Wreid, indem er ihm eine Kiste Whiskey verspricht. Als Wreid während der Zugfahrt zum ersten Mal seinen Rausch ausschläft, schmeißt Krüger diese Kiste von Bord, wodurch er den Zorn des geprellten Wundenheilers auf sich zieht. Wie der ob der Aussicht, drei Tage ohne Fusel auskommen zu müssen, schier zusammenbricht, ist eine echte Schau. Nach dem ersten Schock schlägt die Verzweiflung um in blanken Hass: Er werde sich für diese Schweinerei rächen etc. pp. Bei Schnaps hört die Freundschaft bekanntlich auf! Ganz große Szene!
Am Schluss kommt dann auch noch eine bisschen homoerotische Männerromantik ins Spiel. Ruffo (Jim Brown), der kongolesische Freund und Partner Krügers, stellt seinen Vorgesetzten zur Rede: Er interessiere sich ja gar nicht für die Menschen, verkaufe sich immer für den, der am meisten bezahlt. Die Beziehung erhält erste Brüche. Nachdem Ruffo dem Krüger dann aber doch das Vertrauen ausspricht, schießen diesem fast die Tränen in die Augen. Das könnte nun der Anfang einer perfekten Söldnermischehe werden, wenn nicht der fiese Ex-Nazi Henlein (Peter Carsten) wäre, der sich die Diamanten unter den Nagel reißen will und Ruffo zu diesem Behufe absticht. Erst gibt es eine fulminante "fighting back the tears"-Szene vom Hitchcock-Darsteller, dann macht er sich mit dem Jeep auf die Jagd auf den mittlerweile auf einem Floß fliehenden Henlein. Diese Jagd ist eine echte Augenweide: Der deutsche Carsten fühlt sich sichtlich unwohl auf seinem Floß, das er nur mit großer Mühe und wackligen Knien durch die (nicht sonderlich beeindruckenden) Stromschnellen lenkt, während Taylor bzw. sein Stuntmen durch die kongolesische Pampa heizt, dass die Stoßdämpfer qualmen. Der rastet völlig aus! Darüber, wieviele Stuntmen sich bei dieser Szene den Schädel oder den Steiß gebrochen haben, gibt IMDB leider keine Auskunft. Vergleichbaren Blutrausch gibt es sonst allerhöchsten in DER TOLLWÜTIGE mit Helmut Berger zu sehen. Meine Fresse! Man könnte fast meinen, Taylor ist auf der Jagd nach seinem Agenten, der ihm diese Rolle verschafft hat.
Ein spaßiger, angenehm altmodischer Film um verwegene Haudegen, schwitzige Hemden, blutrünstige Rebellen und hysterische Weiber. Warum der Film KATANGA heißt, wird aber wohl ein ewiges Rätsel bleiben – ONGOBONGO wäre genauso treffend gewesen ...
#95
Geschrieben 19. Juni 2005, 19:45
Nicht ganz Ingrid Steegers erster Film, aber ihre erste Hauptrolle spielte sie als Inga Steeger gecreditet in diesem Film von Erwin C. Dietrich.
Geschäftstüchtig wie er ist, ersann er ein geniales Konzept für einen Film: Man nehme ein großbusiges, hübsches Mädchen, lasse sie durch diverse europäische Großstädte tingeln, dort diverse Beatschuppen aufsuchen, der duften Musi lauschen, kiffen und rumpoppen, dass das Schambein nur so kracht. Und weil das ja nicht gerade als Handlung durchgeht, lässt man sie drogenabhängig werden und am Schluss den typischen Groupietod sterben: Vollgedröhnt mit Heroin und Acid nackt durch die Straßen wetzen bis ein Auto dem Treiben ein Ende bereitet. Matsch!
Der Film funktioniert eigentlich nur noch als Zeitdokument: Man erkennt, dass dieser krautige Hippierock schreckliche Musik war, produziert von hässlichen Menschen ohne Geschmack, dafür aber mit ebenso hässlicher Unterwäsche. Ferner kann man über die Größe von Ingrids Brüsten meditieren und sich außerdem über die unfreiwilligen Statisten amüsieren, die von der Anwesenheit einer Kamera sichtlich irritiert sind. Heute hat ja jeder schon mindestens ein Casting hinter sich. Irgendwie sind diese kleinen Sexfilmchen aus heutiger Sicht so unschuldig und naiv, dass es fast rührend ist. Musiker sind unzuverlässige Hedonisten, jedes Groupie stirbt den Drogentod, Hell's Angels kidnappen Frauen einfach nur so zum Spaß, Manager sind nicht nur getarnte Pusher, sondern auch praktizierende Satanisten, und Leute, die der Ingrid aufs Ärschchen glotzen (eigentlich die Zuschauer des Films), sind perverse Spießer. 1970 war die Welt noch klein.
Bester Dialog des Films: "Er wollte, dass ich ihn in den Mund nehme." – "Na und, ist doch gut!"
Die DVD aus der Erwin-C.-Dietrich-Collection ist übrigens eine echte Frechheit, auch wenn der Film auch in der langen Fassung nicht unbedingt dazu taugt, die Bedeutung des Begriffs "Kohärenz" zu illustrieren.
#96
Geschrieben 20. Juni 2005, 17:54
Leider bin ich hitze- und suffnachwirkungsbedingt zwischendurch mal weggedöst, trotzdem glaube ich, den Film hier gebührend abfeiern zu können.
Im Gefolge von THE RING hat der asiatische Grusel- und Horrorfilm ja eine absolute Renaissance erlebt. Immerhin sahnte der schön anzusehende japanische Episodenfilm KWAIDAN ja irgendwann in den Swinging Sixties einen Publikumspreis in Cannes oder so ab. Was nach THE RING kam, war zwar ebenfalls oft mit deutlichem Gespür für die Mechanismen von Schock und Terror inszeniert – siehe etwa JU-ON –, hatte aber inhaltlich selten bleibenden Wert und schon gar nicht die apokalyptische Durchschlagskraft von Hideo Nakatas Film – siehe etwa JU-ON.
In SHUTTER geht es um die so genannten "spirit photographies": gefälschte (?) Fotos, die meist im Internet kursieren und die Gegenwart von Geistern belegen sollen. Nachdem der Fotograf Tun mit seiner Freundin bei einem Autounfall eine Frau überfahren und Fahrerflucht begangen hat, sieht auch er solche merkwürdigen Schemen auf seinen Bildern. Jemand versucht Kontakt zu ihm aufzunehmen ...
SHUTTER aus Thailand sieht man die japanische Inspirationsquelle zwar auch überdeutlich an, er hat aber dann doch noch ein bisschen mehr zu bieten als punktgenau getimte Schocks und eisige Atmosphäre. SHUTTER packt vor allem deshalb, weil er eine packende Geschichte erzählt, deren Spannungsbogen
konsequent bis zum Finale durchgehalten wird, und weil er über die gesamte Spielzeit eine enge Bindung zu seinen Protagonisten aufbaut. Das kreuzgruselige Finale trifft deshalb um so härter. Und weil es gleichzeitig ein intimeres Finale ist als die Apokalypsenfantasie Nakatas in THE RING, geht es auch näher, wirkt weniger
abstrakt.
Ich finde Geisterfilme nur selten unheimlich und auch SHUTTER beginnt zunächst recht konventionell. Mit zunehmender Spieldauer verlässt er aber die ausgetretenen Pfade. Die Schocks und Scares funktionieren zudem so gut, dass mir die anschließende Nachtruhe doch recht schwergefallen ist, und das obwohl ich, wie gesagt, todmüde war! Das Finale gehört mit zum fiesesten und niederschmetterndsten, dabei aber auch filigransten und subtilsten, was ich je gesehen habe. No Shit!
#97
Geschrieben 25. Juni 2005, 20:05
Drei Kurzfilme von drei Regisseuren aus drei asiatischen Ländern – das Konzept hat bei THREE schon funktioniert, bei dem lediglich die thailändische Episode enttäuschte. Bei THREE 2 versammelt sich dieses Mal wirklich die Creme des gegenwärtigen asiatischen Films: Takashi Miike, Fruit Chan und Park Chan-Wook wollen uns das Fürchten lehren.
Es geht los mit Miikes BOX. Tja, was soll ich sagen: Die Anzahl irgendwie okayer Filme von Miike wird zwar immer länger, aber vielleicht sollte er doch mal überlegen, statt fünf mäßiger Filme pro Jahr lieber mal einen echten Kracher zu produzieren. Der Kredit für AUDITION und DEAD OR ALIVE ist bald aufgebraucht. BOX ist zwar gegenüber solchen Indie-Produktionen wie GOZU (gäääähn!!!) visuell wesentlich stilvoller und aufwendiger produziert – auf billige CGIs wird zum Glück verzichtet – richtig zünden will er aber trotzdem nicht. Bei einer Kurzgeschichte kommt es wohl vor allem auf Ökonomie der Erzählung und eine packende Geschichte an – beides nicht gerade die Aspekte, mit denen sich Miike bisher ausgezeichnet hat. BOX ist nett, handwerklich ohne Makel, lässt aber völlig kalt. Und wäre diese Episode nicht so umständlich erzählt, bliebe gar nix übrig. Vielleicht habe ich aber auch einfach was nicht verstanden ...
Aber es wird besser: Fruit Chans DUMPLINGS ist ja auch als ganzer Spielfilm erhältlich. Dem Hongkong-Chinesen gelingt mit Hilfe von Wong-Kar-Wai-Stammkameramann Christopher Doyle das Kunststück, eine Geschichte über das Verzehren von Embryofleisch und Abtreibung zu erzählen, ohne dabei völlig über die Stränge zu schlagen. Im Gegenteil: In den wirklich grausamsten Momenten findet er noch wunderschöne Bilder voller Poesie. Und nebenbei wirft er einen ziemlich grimmigen Blick auf Schönheitswahn, Aberglauben und "alternative Medizin", wie man das wohl nennt. Ganz großes Kino.
Park Chan-Wook beweist danach mit CUT, dass er im Moment ganz weit oben auf dem Regisseursolymp thront. CUT basiert auf einer schon tausendfach variierten Ausgangssituation: Ein Mann – in diesem Fall ein Regisseur – wird in seinem Haus von einem nach Rache sinnenden Soziopathen überwältigt und muss sich dessen sinistrem Spiel beugen, in das seine Frau, ihre Finger und ein kleines Mädchen involviert sind. Was der Südkoreaner durch den Einsatz eines wirklich fantastischen Settings, der Unterstützung eines bitterbösen Drehbuchs, schwärzestem Humor, tollen Kamerafahrten (wie man sie von ihm ja mittlerweile erwarten darf) und immer wieder überraschenden Regieeinfällen aus diesem doch recht abgenudelten Stoff macht, treibt einem schlicht die Schweißperlen auf die Stirn und die Freudentränen in die Augen. Bin sehr gespannt auf SYMPATHY FOR LADY VENGEANCE!
Alles in allem ist THREE 2 eine asiatische Horroranthologie, die viel mehr als Horror zu bieten hat und sich wohltuend vom grassierenden THE RING-Style (der in seinem Vorläufer THREE noch sehr prominent war) abhebt. Fruit Chan und Park Chan-Wook muss man weiter auf dem Schirm behalten und für Miike wird es langsam eng. Schlecht ist seine Episode zwar nicht, aber gegenüber zwei schlicht genialen Episoden sieht er doch recht alt aus ...
#98
Geschrieben 27. Juni 2005, 18:34
Billy Bob Thronton hat hier eine Paraderolle als deprimierter, asozialer, versoffener Safeknacker Willie abgekriegt, der gemeinsam mit einem Zwerg (Tony Cox) jedes Jahr zu Weihnachten als Santa Claus und Elf in großen Einkaufszentren arbeitet, nur um dann gegen Ende der Weihnachtszeit den großen Coup zu landen. Eigentlich hat er davon die Schnauze voll, denn als Weihnachtsmann für kleine Kinder zu posieren ist ja nun wirklich das Allerletzte.
BAD SANTA gelingt es aus seiner schonso recht vergnüglichen Grundidee wirklich das Ultimum an menschlicher Devianz herauszuholen. Selten wurde in einem Mainstream-Unterhaltungsfilm solch eine asoziale Figur zum Sympathieträger erhoben. Und das Tolle: es funktioniert! Bereits in den ersten zwei Szenen darf sich Wille zunächst in eine Mülltonne übergeben, um sich im Anschluss in Ausübung seines Jobs vollzupissen. Terry Zwigoff, der schon den tollen GHOSTWORLD gedreht hat, macht aber nicht den naheliegenden Fehler, seine Komik nur aus dem infantilen Drang, Tabus zu brechen zu beziehen. Kaum vorstellbar, wird hier doch ohne Unterlass geflucht, gekotzt, gesoffen und gevögelt und allerhand anderes Schindluder getrieben (unter anderem mit Kindern). Das BAD SANTA dennoch Spaß macht und kein moralische Rosskur ist, liegt vor allem an den tollen Schauspielern, die diesen Film veredeln. Neben Billie Bob Thornton sind vor allem Bernie Mac als fieser Kaufhausdetektiv und John Ritter als spießiger, verklemmter Kaufhauschef zu erwähnen. Für John Ritter war es ja leider die letzte Rolle.
Am Ende muss dann leider – wie immer bei diesen Filmen – die Läuterung des misanthropen Rüpelsantas eingeleitet werden, was ein kleiner Wermutstropfen ist, auch wenn es nicht das ganz schleimige Happy End hagelt. Wo in anderen Filmen einfach nur langweilige Plotplatitüden ausgeschissen werden, bemüht sich BAD SANTA trotz aller Überzogenheit darum, seine Figuren mit echter Persönlichkeit auszustatten, was fast durchgehend gelingt. Na gut, dass Willie am Ende auch noch ne tolle Schnitte abbekommt, wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Aber jeder Film, in dem eine Prostituierte vor dem Sex unter die Dusche geschickt wird, mit den Worten: "Take a shower, you smell like a bum's nutsack!" hat es einfach verdient, geliebt zu werden. In einer prolligen Jungsfantasie sehe ich diesen Film mit meinen besten Freunden und einem gigantischen Vorrat an Dosenbier. Die doofen Liebesszenen werden natürlich vorgespult. Ehrensache.
#99
Geschrieben 27. Juni 2005, 19:11
Mit freundlicher Unterstützung von Tornhill, der mir diesen Film für einen kleinen Betrag überlassen hat ...
THE CRAZIES ist Romeros zweiter abendfüllender Spielfilm nach NIGHT OF THE LIVING DEAD. Man könnte auch fast von einem Remake sprechen, denn im Grunde werden nur einige Motive etwas geändert, während die Grundkonstellation recht ähnlich bleibt.
In Evans City benehmen sich einige Bürger zunehmend merkwürdig: Sie überfallen im Blutrausch ihre Angehörigen, ohne ein Motiv dafür zu haben. Na gut, wenn man an diverse Familienfeste denkt, ist das ja noch ein recht plausibles Verhalten. Doch als die Armee in Evans City eingeflogen wird, ist klar, dass der Bevölkerung etwas verschwiegen wird. Ein biologischer Kampfstoff namens Trixie ist ausgetreten und wer sich mit ihm infiziert, stirbt entweder sofort oder wird wahnsinnig, ohne jegliche Chance auf Heilung. Während die Armee sich schießfreudig und offensichtlich de-eskalationsunerfahren bemüht, der Situation Herr zu werden und die Seuche einzudämmen, und ein Wissenschaftler nach dem Gegengift sucht (der lustige Augenklappenwissenschaftler aus DAWN), macht sich eine bunt gemischte Gruppe (in der sich auch Lynn Lowry befindet, die mancher sicher aus SHIVERS kennt) auf den Weg, das Seuchengebiet zu verlassen.
Der Film zählt etwas zu den vergessenen Werken Romeros, was wohl auch daran liegt, dass er eben eine recht ähnliche Geschichte wie sein unmittelbarer Vorgänger erzählt, ohne aber dessen motivliche Urgewalt und vielseitige Deutbarkeit zu erreichen. Dennoch steckt hier schon alles drin, was in einen anständigen Seuchenfilm (kein Qualitätsurteil, sondern Genrebezeichnung!) reingehört: Eine fiese Krankheit mit maximaler Durchschlagskraft, rücksichtslose Militärs, die entweder direkt den Finger auf den roten Knopf legen wollen oder aber von vornherein wissen, das alles für'n Arsch ist, den Wissenschaftler, der sich allen entgegestellt, aber in den bürokratischen Strukturen untergehen muss und natürlich die Helden, deren
Weg von Anfang an vorprogrammiert ist.
Romero arbeitet hier häufig mit der raschen Montage von Schuss und Gegenschuss kontrastierender Aufnahmen, womit er nicht nur ein Gefühl von Panik und Unruhe erzielt, sondern auch perfekt den Wahnsinn abbildet, der mit aller Gewalt in die Normalität einbricht. Der Film geht auch direkt mit einem echten Genickschuss los, langsam Spannung aufbauen is bei Romero nicht. Doomsday is here, der Letzte macht das Licht aus! Dabei gelingen ihm auch immer wieder groteske Bilder: Wunderbar zum Beispiel in der Szene, in der Lynn Lowry erschossen wird und eine Herde Schäfchen blökend durchs Bild galoppiert.
Ein ziemlich finsterer Film, der durch seine Bildsprache, Montage und Themen sofort als Romero erkennbar ist, und den man sich durchaus mal zu Gemüte führen sollte, wenn man NIGHT, DAWN und DAY schon auswendig herbeten kann.
#100
Geschrieben 03. Juli 2005, 19:07
NIGHT OF THE LIVING DEAD – THE CRAZIES – MARTIN – DAWN OF THE
DEAD – DAY OF THE DEAD
Richtig ...
Martin
Aus den düsteren gesellschaftskritischen Endzeitvisionsfilmen sticht MARTIN sowohl inhaltlich als auch vom Ton her heraus. Eigentlich handelt es sich hierbei um einen Serienkillerfilm: Der Jugendliche Martin ist in einer religiös fanatisierten Familie europäischer Abstammung aufgewachsen, in der der Glaube an Magie und Teufelswerk trotz (oder wegen?) der Existenz von immer noch Tütensuppen ungebrochen ist. Bereits drei Fälle von Vampirismus soll es in der Familie gegeben haben, so der Onkel von Martin, der den Jungen zu Beginn des Films in seine Obhut (besser: Gewahrsam) nimmt, und ihm unmissverständlich klarmacht, dass es sich auch bei ihm um einen Vampir handelt. Nichts neues für den Jungen, der mit dieser Diagnose aufgewachsen ist und seinen Onkel deshalb auch nicht besonders Ernst nimmt. Auch wenn Martin nicht an Übersinnliches glaubt , bleibt ihm doch nicht viel anderes übrig, als die ihm angebotetene Rolle anzunehmen und auf seine Weise zu interpretieren: Mit Spritzen und Rasierklingen sucht er sich weibliche Opfer aus, die er betäubt und ihnen im Schlaf die Pulsadern öffnet, um sich an ihrem Blut zu laben. Als er sich in eine Dame aus der Nachbarschaft verliebt, scheint Licht am Ende des Tunnels in Sicht ...
George Romeros Film ist wesentlich sensibler und ruhiger als die oben angeführten Kracher seiner Filmographie. So habe ich dann auch mehrere Anläufe gebraucht. Hat man sich aber erstmal auf das etwas behäbigere Erzähltempo eingestellt, weiß MARTIN rundum zu fesseln – und natürlich bekommt die Gesellschaft auch hier ihr ranziges Pommesfett weg, auch wenn ihre Verfehlungen eher in einer kleinen Privatapokalypse gipfeln und nicht im Zombieholocaust. Neben der Verblendung des Onkels, die wohl eher ein Generationenproblem darstellt, ist aber auch die generelle Ignoranz der Menschen Schuld daran, dass Martin alles andere als munter seinem Hobby frönen kann: Bei der domianesken Call-In-Show, bei der er Abend für Abend anruft, um von seinem Leid zu erzählen, wird er nur "the Count" genannt, seine Geschichten werden nicht Ernst genommen. Er dient lediglich zur Belustigung der Massen – da sind sie wieder, die Zombies! Ist doch gut, dass es Freaks gibt, auf die man zur eigenen Erbauung mit dem Finger zeigen kann. Warum kommt mir da gerade Michael Jackson in den Sinn?
Meine kleine Behauptung vom Anfang, muss nach Schreiben dieses kleinen Textes dann auch relativiert werden: Es gibt schon einige deutliche Parallelen zu Romeros anderen Filmen. Das Ende erinnert durchaus an das von NIGHT OF THE LIVING DEAD. Der Score und die ganze Atmosphäre des etwas maroden Vorortes von Pittsburgh, in dem der Film spielt, ließen mich zwischenzeitlich an MANIAC oder auch COMBAT SHOCK denken – an letzteren vor allem deshalb, weil es auch hier viele Bilder des einsamen Titelhelden gibt, wie er durch verlassene Straßen zieht, vorbei an heruntergekommen Häusern. Ja, es ist wenig Liebe in dieser Welt.
Gut haben mir auch die Anleihen an das klassische Universal-Horrorkino gefallen: die Schwarzweiß-Rückblenden und der Nebel, der offensichtlich mit einer Turbine ins Bild gepustet wird. Sehr surreal, das Ganze.
#101
Geschrieben 04. Juli 2005, 20:04
Der BAYSIDE SHAKEDOWN-Nachfolger SPACE TRAVELERS von Katsuyuki Motohiro (was für ein geiler Name ...) ist einer dieser Filme, die eine längst zum Standard gewordene Ausgangssituation nutzen, um so ein postmodernes Dingenskirchen daraus zu formen. Hier ist es das x-fach variierte Baküberfall-und-Geiseldrama-Thema, das existenziell gewendet wird. Verbrechen lohnt sich manchmal eben doch!
Drei Waisen beschließen, sich mittels eines Banküberfalls den Traum von der tropischen Insel, die sie seit ihrer Kindheit nicht loslässt, zu erfüllen. (Anmerkung am Rand: Diese Tropeninsel klebt wie bei COLLATERAL in Postkartenform am Fahrersichtschutz des Autos.) In besagter Bank tummeln sich mittlerweile allerhand verkrachte Existenzen: Ein zerstrittenes Ehepaar kurz vor der Scheidung, eine werdende Gattin, die einen alles flachlegenden Kollegen heiratet, weil sie meint, es sei an der Zeit ein gesetztes Leben zu führen, ein technischer Versager, der seine Geheimzahl nicht behalten kann, ein Terrorist, der Geld abheben will, um endlich seine Tochter zu treffen sowie ein Wachmann mit Miderwertigkeitskomplexen. Unsere Bankräuber – einer von ihnen beinharter Fan der Animeserie "Space Travelers" – stürmen die Bank und bringen die Kunden in ihre Gewalt. Als die Polizei von dem Bankraub erfährt, vermutet sie, der Terrorist sei der Drahtzieher und schickt ein gewaltiges Aufgebot vor Ort, um die Lage zu klären. Die eigentlich harmlosen Bankräuber beginnen indes, sich mit ihren Geiseln anzufreunden und kommen schließlich auf die Idee, gemeinsam die Rollen der "Space Travelers" anzunehmen, um für Verwirrung zu sorgen. Und während sich alle im Live-Action-Rollenspiel bewähren, rücken ihre einzelnen Probleme mehr und mehr in den Hintergrund ...
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Motohiros Film ist toll inszeniert, mit wunderbaren Kamerafahrten und trotz minimaler Action ziemlich temporeich. Seine Charaktere – obwohl offensichtliche Folien – sind dabei sehr lebendig geraten. Die schlechte Nachricht: Der Film verläuft ein bisschen im Sand. Die lang aufgebaute Wendung mit den Comic-Charakteren führt letztlich zu nichts. Die Message – man soll seine Träume verwirklichen und aus Konventionen ausbrechen –, ist zwar nett und in Japan wahrscheinlich auch weniger hohle Phrase als in unseren Breiten, wo man sich den Individualismus gegen Rezept an der Apotheke verabreichen lassen kann, rechtfertigt die zwei Stunden Vorlauf bis dahin aber nicht. Irgendwie verspricht der Film die ganze Zeit mehr, als er dann letztlich einlöst. Auch die Überwindung der Probleme ist arg schematisch geraten und geht – nach langer Einführung – ziemlich schnell vonstatten. Man hat ein wenig den Eindruck, Motohiro hätte sich mit der Laufzeit verrechnet.
Interessant die Moralismen, die aber immer an gänzlich anderen Stellen kommen als in westlichen Produktionen: Ich musste ein bisschen Schmunzeln, als eine flammende Rede gegen die Scheidung gehalten wurde ...
Insgesamt bleibt nur ein schöner, mainstreamiger Wohlfühlfilm, dem man schon mal zwei Stunden seiner Zeit widmen kann.
#102
Geschrieben 06. Juli 2005, 15:17
Schnüff, was für ein Film! Hirokazu Kore-eda hat wirklich ein Händchen für originelle, emotional bewegende Filme. AFTER LIFE rührt mich jedesmal zu Tränen und ist darüber hinaus auch noch absolut fantastisch inszeniert, NOBODY KNOWS ist zwar ganz anders, hat aber eine ähnlich verheerende Wirkung auf sanfte Gemüter.
Es geht um vier Geschwister zwischen fünf und zwölf Jahren, Akira, Kyoko, Shigeru und Yuki, alle von unterschiedlichen Vätern, deren Mutter ein äußerst merkwürdiges Verständnis von Fürsorge hat. Die Kinder sind nicht gemeldet, leben heimlich mit ihr in einem winzigen Apartement und werden auch schon einmal über mehrere Wochen allein gelassen, mit der Anweisung, dass niemand – außer dem ältesten Sohn Akira – die Wohnung verlassen, noch auch nur den Balkon betreten darf. Denn kommt heraus, dass mehr als nur zwei Personen das Apartement bewohnen, fliegen nicht nur alle hochkant raus, auch das Sorgerecht der finanziell schlecht bestückten Mutter steht dann auf der Kippe. Zumindest behauptet sie das. Irgendwann jedoch kommt sie gar nicht mehr zurück und außer unregelmäßig eintrudelnden Geldsendungen hören die Kinder nichts mehr von ihr.
Kore-eda zeigt wie die Kinder ihren Alltag organisieren müssen und wie trotz der Reife und des Verantwortungsbewusstseins des zwölfjährigen Akira mehr und mehr das Chaos Einzug in die Kleinfamilie (im wahrsten Sinne des Wortes hält). Ist der Film am Anfang noch recht scharf strukturiert, franst sein Zeitbegriff mit zunehmender Dauer mehr und mehr aus, fließen Tage ineinander, ohne scharf voneinander geschieden werden zu können. Zahlreiche Gelegenheiten, in denen Erwachsene eigentlich auf den Missstand aufmerksam werden könnten, werden aufgrund von Ignoranz oder falscher Freundlichkeit verpasst. Es interessiert sich einfach keiner für diese Kinder, die ihre Körperpflege im Park verrichten, mit schmutzigen Kleidern durch die Straßen irren und im Supermarkt um Reste betteln.
Erzeugt AFTER LIFE vor allem Rührung, so kocht in NOBODY KNOWS schnell die Wut empor. Wut über das Verhalten der Mutter, das einfach sprachlos machen muss. Sie schmuggelt ihre Kinder in Koffern ins Apartement, vernachlässigt sie brutal und bemerkt das noch nicht einmal. Auch über die hinterlassene Telefonnummer ist sie für ihre Kinder nie erreichbar. Mit Grausen denkt man an die 14-jährigen Mütter, die man hierzulande gerne durch die Talkshows tingeln sieht ...
Ein solcher Film steht und fällt mit den Kinderdarstellern – nicht unproblematisch. Auch die gehypten Kinderdarsteller aus Hollywood, wie etwa Haley Joel Osment aus SIXTH SENSE können meist nur dann überzeugen, wenn sie sich komplett unkindlich verhalten müssen. Kore-edas dokumentarischer, uninszeniert wirkender Stil lässt die Kinder einfach Kinder sein. Man hat nicht den Eindruck, kleinen Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen, sondern eben Kindern in der vom Film vorgegebenen Situation. Da gibt es keine mitleiderregenden Monologe und philosophischen Betrachtungen, keinen Kindermund, der Wahrheit kund tut und keine Kulleraugen, die um die Gunst des Zuschauers buhlen.
Am Ende gibt es dann die unvermeidliche Katastrophe, die aber weder für billige Suspense noch für klebrige Sentimentalitäten ausgeschlachtet wird, ebenso wenig bekommt der Zuschauer das Drama in Form sensationsgeiler und zynischer Provokation verabreicht. Vielmehr wird es bildlich sogar fast ausgespart. Hier zeigt Kore-eda also wie schon in AFTER LIFE eine unglaubliche Achtung und Liebe für seine Figuren und einen ganz eigenen Stil.
Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Film von ihm und hoffe auch, dass man vielleicht noch ein paar seiner älteren Sachen hierzulande zu sehen bekommt. AFTER LIFE und NOBODY KNOWS thronen für mich jedenfalls jetzt schon auf dem Olymp.
#103
Geschrieben 06. Juli 2005, 15:55
Fuck, yeah! Nachdem Jackie Chan ja in Hollywoodlangweilern seine Rente durchbringt, anstatt sich mit Geschmack, Stil und Größenwahn die Knochen zu brechen und das Kickbox-Karate-und-wie-man-sich-sonst-noch-gepflegt-die-Rübe-eintreten-lassen-kann-Genre ja auch leider ausgestorben ist, kommt ONG-BAK gerade recht.
Hier wird nicht lang auf der Story rumgeritten, ist ja eh immer derselbe Stuss. Wobei: Es muss ausnahmsweise kein Bruder, Onkel oder Lieblingshaustier gerächt, sondern der geklaute Kopp eines ollen Steinbuddhas, eben der Ong-Bak, zurückerobert werden. Auftritt Tony Jaa als Ting, seines Zeichens neuer Stern am Knochenbrecherhimmel und, betrachtet man seine Stunts, offensichtlich ähnlich verrückt wie Jackie Chan in den seligen Achtzigern.
Dieser Film dient wirklich nur dazu, seine Kampfkünste und Lebensmüdigkeit ins rechte Licht zu rücken – bzw. die seiner Mitstreiter. Mit welcher Inbrunst hier Leuten mit dem Ellenbogen praktische Vertiefungen ins Schädel- und Jochbein gedroschen werden, ist schon einen Asbach Uralt wert. Und das schönste: Die Schläge sind alle echt! Wahrscheinlich werden in Thailand Sträflinge oder sonstige outcasts zur Zwangsstuntmanschaft verdonnert, anders kann ich mir die Bereitschaft (?), sich so dermaßen verwemmsen zu lassen, nicht erklären.
Kameramann und Regisseur können es offensichtlich selbst kaum fassen, was sie da für eine Kampfsau entdeckt haben, und wiederholen brav jeden Stunt und jede spektakuläre Aktion aus zwei Kameraperspektiven, eben so, wie man das auch aus den ollen Jackie-Chan-Filme kennt. Vielleicht wollten sie so aber auch nur sicherstellen, dass sie die neunzig Minuten auch dann vollkriegen, wenn einer vorzeitig draufgeht. Auch die Verfolgungsjagd zu Beginn des Films erinnert stark an ähnliche Szenen aus PROJECT A zum Beispiel.
Wer mit so etwas was anfangen kann, findet in ONG-BAK auf jeden Fall sein Shangri-La. Und ein toller Beitrag zur Völkerverständigung ist er natürlich auch. Ich war jedenfalls das ein ums andere Mal den Tränen nah. Ich werde alt.
Nachtrag: Das Wort "Subtext" in einer Kritik zu diesem Film auch nur zu erwähnen schreit ja eigentlich schon nach der eingesprungenen Kehlkopfquetsche, aber für die Kulturwissenschaftler unter den Lesern habe ich noch einen interessanten Ansatz zu bieten: Ist es nicht schlicht unglaublich, dass es noch Länder gibt, in denen der Glauben so stark ist, dass ein Steinkopf ausreichender Motivationsgrund für Liebeleien der hier dargestellten Sorte ist? Ist gar nicht moralisch oder verurteilend gemeint, aber würden Europäer es nicht als überzogen empfinden, wenn etwa Jean-Claude van Damme schon die Muckis flext, bloß weil ein Kleinkrimineller das Männeken Piss vom Brüsseler Marktplatz entwendet hat?
#104
Geschrieben 07. Juli 2005, 16:21
Eine Stephen-Chow-Komödie älteren Datums, noch ohne CGI-Inferno und internationale Ambitionen, dafür aber mit Hongkong-Humor der tumorverursachenden Art und einigen blutigen Shootouts.
Dem Titel und der Creditsequenz nach ist eine Bondparodie, was zwar auch in einigen typischen Plotelementen durchgehalten wird – etwa in der Briefingsequenz und der Waffenvorstellung – aber sonst doch eher untergeht. Budgetbedingt ist hier alles sehr, sehr viel kleiner und wo die Bondfilme mit ihren vielen Schauplatzwechseln und dem ganzen Weltherrschafts- und Agentengedöns meist ziemlich verwirrend sind, gibts hier gerade mal ein Plotgerüst (das aber auch mehrfach umfällt): Ein Dinosaurierschädel ist geklaut worden und der wegen seiner Untauglichkeit eigentlich auf Agentenreserve abgestellte Schweinemetzger Chai soll es wieder richten. Warum der Oberschurke – der mit einem goldenen Colt bewaffnet ist – diesen Schädel überhaupt geklaut hat, habe ich leider nicht eruieren können.
Man merkt schon: Dieser Film geht eigene Wege. Gleiches gilt für seinen Humor. Zwar gibt es keine Aids-Witze, dafür aber allerhand andere Albernheiten, denen aber die inszenatorische Perfektion eines KUNG-FU HUSTLE allesamt abgeht. Was nicht heißen soll, dass es hier nix zu lachen gäbe: Eine der Wunderwaffen, die Chow vom Q-Verschnitt angedreht werden, ist eine Solartaschenlampe. Ist es dunkel, braucht man eine zweite, normale Taschenlampe, um sie einzuschalten. Ganz groß und erheblich blutig ist auch die Szene, in der Chai sich der Operation einer Schusswunde unterziehen muss. Statt ner Buddel Whiskey schaut er sich zu Betäubungszwecken einen Porno an, was entsprechende Wirkung erzielt. Auch toll eine kurze Schwarzweiß-Rückblendensequenz am Ende, die zeigt, dass sich auch Helden manchmal ganz unspektakulär und billig aus misslichen Situationen herausmanövrieren. Jedenfalls ist es bei einer drohenden Exekution ganz gut, noch etwas Kleingeld und Kippen dabei zu haben ...
Kein Hammer, aber für Freunde des etwas anderen Humors ist dieser Film ein gefundenes Fressen. Und Stephen Chow ist einfach eine coole Sau, da gibts einfach nix!
#105
Geschrieben 09. Juli 2005, 14:43
Ong-Bak
zeigen. Die Welt muss sehen!
Dabei sind mir noch einige aufschlussreiche Hinweise zur Bestimmung der Psychologie des Thailänders aufgefallen. Vielleicht gibts beim nächsten Sehen noch einen Ausflug in die Schädelkunde ...
Spaß beiseite, es ist ziemlich auffällig, wie sehr dieser Film daran arbeitet, dass offensichtlich geschundene Selbstbewusstsein der Thais zu verbessern. Die Bösen sind entweder Ausländer oder aber kalte Geschäftsleute, die mit den Traditionen des Landes nichts am Hut haben.
In einer Kampfszene werden sowohl Ting als auch eine Thaifrau von einem australischen (???) Kämpfer gedemütigt, bis Ting dann endlich in den Ring steigt. Ein japanischer Kämpfer, der eine auffallend alberne Perücke trägt, bekommt einen äußerst albernen Kampfstil verpasst, der in erster Linie aus Ausweichbewegungen besteht. Und das Muay Thai, die genuin thailändische Kampftechnik, setzt sich am Ende gegen alle anderen durch.
Der Helfer von Ting, Humlae, der das gemeinsame Heimatdorf verlassen hat und sich in Bangkok mit kleinen Gaunereien über Wasser hält, weigert sich, Mönch zu werden, wie sein Vater es sich wünscht. Seinen Thai-Namen hat er abgelegt und nennt sich George. Am Ende stirbt er zwar, ist aber geläutert und hat sich für die Tradition eingesetzt. Insgesamt ist der traditionalistische und antikapitalistische Ton, der den Film durchzieht, schon auffallend ...
#106
Geschrieben 10. Juli 2005, 13:01
Wer sich eine Mischung aus Wes Anderson, Todd Solondz' WELCOME TO THE DOLLHOUSE, John Hughes und den Komödien der Coen-Brüder vorstellen kann, verdient nicht nur Respekt sondern auch diesen Film.
In der Weite bzw. Leere Idahos lebt der nerdige Napoleon zusammen mit seinem Bruder oder Cousin Kip (der Film gibt hier keine Auskunft über die Familienbande), der täglich mehrere Stunden damit verbringt in Chaträumen auf Frauenjagd zu gehen, bei seiner Oma. Am liebsten zeichnet Napoloeon Fantasiewesen und versucht sonst sein Bestes, den Übergriffen der Schulbullies aus dem Weg zu gehen. Als seine Oma ins Krankenhaus kommt, zieht Onkel Rico bei ihnen ein und bringt Unfrieden in die Langeweile. Er trauert einer verpassten Footballkarriere hinterher, ist modisch im Jahr 1982 hängengeblieben und will als Vetreter für Tupperwaren reich werden: Um bei seinen Kunden Mitleid erzeugen, erfindet er Geschichten über seinen Neffen, die nicht dazu geeignet sind, dessen Ruf zu verbessern. Napoleon freundet sich indes mit dem Neuen der Schule an, dem Mexikaner Pedro, der der einzige Schnurrbartträger der Schule ist. Pedro stellt sich zur Wahl als Schülerpräsident und erhält von Napoleon schlagkräftige Unterstützung. Am Ende hat Rico einen gebrochenen Arm, Napoleon eine Freundin, Kip wird von seiner Internetperle, der schwarzen Lafawnduh, zum Rapper umgestylt und Pedro wird Schülersprecher.
Ein sehr merkwürdiger Film. Die Jugendlichen, die allesamt wirken als stünden sie unter schwersten Beruhigungsmitteln, werden hier mal ganz anders gezeigt als man das sonst aus US-Filmen kennt. Dort findet man entweder gestylte Plastikmenschen in schnieken Vororten, debile Kiffer, die sich für schnelle Zoten zum Horst machen, oder völlig hoffnungslose Existenzen, die ihre Routine aus Misshandeltwerden und Klebstoffschnüffeln nur für schmutzigem Sex auf dem Rücksitz unterbrechen, bei dem sie sich dann prompt mit Aids infizieren. In NAPOLEON DYNAMITE ist zwar auch Tristesse Royal angesagt, aber alles ist irgendwie leichter und weniger depressiv. Dass alles gar nicht so schlimm ist, auch wenn die Pubertät wohl die unwürdigste Zeit des Lebens ist, macht dann auch das Finale deutlich, als sich doch noch die amerikanische "Jeder-kann-es-schaffen"-Mentalität einmischt. Selbst die wirkt hier aber grundsympathisch. NAPOLEON DYNAMITE propagiert nicht die Konformität, sondern zeigt, dass in der Einsamkeit des Losers der Entwurf zur Gegenkultur steckt.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg klasse. Vor allem beim Darsteller des Napoleon muss man sich fragen, wo man solche Typen findet. Gekrönt wird das ganze von einem irrwitzigen Muzak-Score, aufgepeppt durch geleckten 80er Synthiepop (u.a. Alphavilles "Forever Young"), der in diesem Zusammenhang eine ganz eigene Note mitbringt. Hinzu kommt der wirklich wunderbar skurrile Humor, der nie in kalauernde Plattheiten verfällt, und eine formal äußerst gelungene Umsetzung, bei der die Figuren oft in der Totalen als verschwindend kleine Punkte in der weiten Prärie Idahos eingefangen werden.
Eine der besten Komödien, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
#107
Geschrieben 11. Juli 2005, 11:59
Ich muss ja sagen, dass ich den Film ein bisschen temporeicher in Erinnerung hatte. So fand ich bei gestriger Sichtung, dass es nach dem furiosen Auftakt etwas zu lange dauert, bis der Film aus den Puschen kommt.
Zuerst gibts aber mal Apokalypse: Aus körnigem Vietnamkriegs-Archivmaterial hopst John Saxon mit seinem Platoon, um zwei gefangene Kompadres zu befreien, die sich in ihrem Erdloch schon ziemlich langweilen. Erst gilt es zu beschwingtem Italo-Apocalypso aber noch ein paar Italiener zu murksen, die sich mehr schlecht als recht als Vietcongs verkleidet haben. Als alle platt sind, merkt John Saxon, der hier Norman Hopper heißt, dass seine beiden Kollegen in ihrem Loch zu Kannibalen mutiert sind, denn sie hauen sich beherzt Menschenfleisch in die Schnauze – das wurde von Hopper und seinen Leuten allerdings vorher mittels Flammenwerfer auch gut durchgebraten. Es ist jedoch zu spät, denn da lassen sie von ihrem Braten auch schon ab und knuspern an des Hoppers frischem Arm. Autsch!
Schnitt in die Gegenwart: Hopper wacht neben seinem Frauchen auf und hat gar schlecht geträumt. Auch das bluttriefende Steak in seinem Kühlschrank ist nicht dazu angetan, ihn zu beruhigen. Mit der Ruhe ists endgültig aus, als einer der beiden Kannibalen aus der Grube, Charles Bukowski (!!!), bei Hopper anruft, um auf die guten alten Zeiten anzustoßen, denn endlich ist er raus aus der Klapsmühle. Hopper hat zuerst große Lust, denn anhand der Fotos von brennenden Strohhütten an der Wand erkennt man unschwer, dass er ein wahrer Nostalgiker ist. Er überlegt es sich dann aber doch anders, als ihm die Vorlieben seines Kameraden wieder einfallen. Dennoch beißt er der nervenden Nachbarstochter aber erstmal in die Plauze – nur zum Spaß, versteht sich.
Bukowski ist ordentlich angepisst und schaut sich einen schönen Kriegsfilm namens "From Hell to Victory" an. Vor dem Kino belästigen ein paar Rocker, deren Alter ihrem Benehmen auch nicht mehr so ganz entspricht, ein paar Perlen. Im Kino wird vor dem Bukowski ordentlich gefummelt – klar, das geht in Kriegsfilmen ja auch am besten! Sichtlich genervt beißt Charlie der blonden Schnalle den Knorpel aus dem Hals. Die Kinobesucher sehen so was gar nicht gern und so flüchtet sich der GI in einen nahe gelegenen Trödelmarkt. Es gibt eine Belagerung und Schießerei und bald triftt Hopper ein, der ahnt, wer sich da verbarrikadiert hat. Die Situation wird bereinigt, Bukowski kommt zurück ins Krankenhaus, nicht ohne vorher noch ein paar Leute angeknuspert zu haben. Wir ahnen es bereits: Die Kannibalengrippe greift um sich, schneller als man "Gesundheit!" sagen kann. Auch Hopper erliegt dem Ruf des Fleisches und hilft seinen beiden Freunden bei der Flucht, die sie in die Kanalisation führt ...
Es gibt ein paar wirklich hübsche Goremomente: Einen intensiven Zungenkuss, der den Empfänger mit offenem Mund zurücklässt, eine schön selbstzweckhafte Operation mit dem Präzisionsinstrument Flex, einen Augenflutschfinger und als piece de resistance wird dem Bukowski ein kürbisgroßes Loch in den Wanst geschossen. Komm' se rein, könn' se rausgucken ... Das Ende ist dann sogar relativ tragisch und untypisch für einen solchen Film.
Der Originaltitel APOCALYPSE DOMANI bzw. CANNIBAL APOCALYPSE deutet eine Verwandtschaft mit APOCALYPSE NOW an, die natürlich recht marginal ist, um es mal vorsichtig auszudrücken. Antonio Margheriti, der ein guter Handwerker ist, schafft es aber trotzdem, seinen Film mit Stil und Würde und ohne nennenswerte Blödheiten über die Runden zu bringen. Die Musik von "Alfred Blonksteiner" ist hervorzuheben, ebenso wie die Hauptdarsteller John Saxon und John Morghen bzw. Giovanni Lombardo Radice, den man auch aus EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL oder DER SCHLITZER kennt.
Ein schöner Film, der nicht ganz so bekannt ist wie andere Italo-Splatter-Schwarten aus der Zeit, selbige aber auch ganz ganz ordentlich krachen lässt.
#108
Geschrieben 12. Juli 2005, 17:56
Achtung! Bevor ich zum Film komme, einige Anmerkungen vorab. Wer das Fazit vorneweg haben will: CAPTAIN COSMOTIC rockt!
Deutsche Amateurfilme gibt es ja wie Sand am Meer, vor allem im Splatter- und Trashbereich. Leute wie Schnaas, Ittenbach oder Bethmann erlebten Anfang bis Mitte der 90er nie geahnte Popularität für ihren in Zelluloid geschissenen Gewaltrotz, der den Begriff "Film" nur selten verdiente. Titel wie VIOLENT SHIT, ZOMBIE 90 – EXTREME PESTILENCE, DER TOTENHÜGEL oder PREMUTOS machten klar wohin die Reise ging: nach Schwachhausen. Superlustig und crazy fühlte man sich, wenn man das Heimatdorf mit der Kamera unsicher machte und ohne Sinn und Verstand (und vor allem Respekt) die Vorbilder kopierte. Das waren auch immer die gleichen: Woo, Raimi, Fulci – gääähn! Die Garnierung dieser Müllhaufen mit eimerweise Gore belegte auch eindrucksvoll, dass auch Stammtischjugendschützer manchmal Recht haben: der Begriff der Gewaltpornografie schien zum Teil schon angebracht. Amateurfilmer, die sich hingegen an spaßigem Trash versuchten, mussten meist die leidvolle Erfahrung machen, dass es nicht ausreicht, selbst Spaß zu haben, um diesen auch anderen zu vermitteln. Exkurs Ende.
Was hat das alles mit CAPTAIN COSMOTIC zu tun? Gar nichts, denn bei diesem Film von Thilo Gosejohann ist alles ganz anders. Zwar krebst man auch hier am Rande des Filmexistenzminimums herum und dilettiert munter vor sich hin. Doch aus der Not wurde hier eine Tugend gemacht: Fehlende Perfektion wird mit Humor, Verve und Kunstblut ausgeglichen. Ernst nimmt sich in dieser Superheldenklamotte keiner – und genau das macht den Unterschied zu oben genannten Filmen. Der Spaß, den die Macher ganz offensichtlich hatten, überträgt sich über weite Strecken auch auf den Betrachter. Und wenn man genau hinguckt, dann merkt man, dass hier durchaus Beachtliches geleistet wird: Die Auto- bzw. Fahrrad- und Skateboardverfolgungsjagden sind wirklich gut gefilmt, die Schauspieler durchweg sympathisch, die Kostüme äußerst liebevoll und der Mut zur Selbstüberschätzung und -verarsche wird mehr als einmal belohnt. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen: Hier waren Leute am Werk, die nicht nur die richtigen Vorbilder haben, sondern auch verstehen, wie deren Filme überhaupt funktionieren.
Ein großes Plus sind die wirklich witzigen Dialoge, die zum Großteil improvisiert sein dürften und das ein oder andere Mal an die Filme von Helge Schneider erinnern. Kongenial auch, wie völlig unspektakuläre Landschaftsmerkmale wie z. B. ein Düngersilo oder sowas ähnliches in die Geschichte integriert werden.
Die FX – ob Gore oder Pyros – sind ebenfalls gelungen und erreichen vereinzelt durchaus Low-Budget-Film-Niveau: VERSUS zum Beispiel ließ einige Male grüßen.
Eine Laufzeit von 60 oder 70 Minuten hätte vielleicht auch gereicht, so gibt es gegen Ende einige Ermüdungserscheinungen, die zum grandiosen Finale auf Castle Grayskull allerdings wieder wie weggeblasen sind. Ich bin mehr als gespannt auf OPERATION DANCE SENSATION, der ja wohl noch eine Ecke besser sein soll. Die Gosejohanns (Regisseursbruder Simon ist ja zurzeit in der lustigen Comedy-sendung COMEDY STREET im Fernsehen zu sehen) sind definitiv zwei Sympathieträger. Hut ab!
#109
Geschrieben 15. Juli 2005, 18:20
Das ist der erste Teil eines Fantasy-Comedy-Mythen-Epos, das Stephen Chow – in Anlehnung an die chinesische Sage "Journey to the West" – unter der Regie von Jeffrey Lau gemacht hat.
Wer es – wie ich – aus finanziellen oder sonstigen Gründen noch nicht nach China geschafft hat, auf den entsprechenden Kulturschock inklusive Kommunikationsproblemen und völliger Desorientierung in allen Belangen aber nicht verzichten möchte, ist gut beraten, sich diesen Film anzusehen. Die Mischung aus unverständlicher chinesischer Mythologie, infantilen Humor- und Slapstick-Übergriffen, wildesten Plotverrenkungen und katastrophal schlechten Untertiteln schickt den geneigten Zuschauer wahrlich auch auf eine Odyssee – an deren Ende wartet aber weder der schwarze Monolith, das Starchild noch Sohnemann Telemach sondern lediglich die Hoffnung, dass Teil zwei mit dem Namen CINDERELLA die Kopfschmerzen zu lindern und dem ganzen Tohuwabohu einen Sinn zu geben vermag. Man fühlt sich wie einst beim Topfschlagen auf dem Kindergeburtstag: Nur dass es hier weder Löffel oder Topf noch irgendwelche Hinweise gibt, wohin die Reise überhaupt verdammt noch mal gehen soll.
Mithilfe diverser Inhaltsangaben aus dem Wörldweitwepp habe ich versucht, etwas Licht ins Handlungsdunkel zu bringen. Der Versuch war löblich, aber nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Es geht irgendwie um den vor 500 Jahren wegen eines Frevels verbannten Monkey King, der in der Gegenwart des Films von zwei verschwisterten Hexen gesucht wird. Warum? Keine Ahnung. Auf der Suche treffen sie auf den tolpatschigen Räuberhauptmann Joker (Stephen Chow), der nicht weiß, dass er die Reinkarnation des Monkey Kings ist. Um die Wandlung zum Monkey King zu vollziehen, benötigt er das Füllhorn der Pandora (?) – das in diesem Film aber eher aussieht wie eine Filmklappe – um damit in die Vergangenheit zu reisen. Pandoras Klappe bekommt er aber erst, wenn der Longevity Monk (??) wiedergeboren wird. Häh!? Der Film hört dann auch justament zu dem Zeitpunkt auf, wo sich alle kleinen Fragen zu einem gewaltigen schwarzen Verständnisloch summiert haben und den Zuschauer dürstend nach Sinn zurücklassen.
Davon mal abgesehen bietet der Film aber Entertainment wie man es wohl nur aus Hongkong bekommt. Zwischen hirnerweichend blöd und umwerfend komisch, tricktechnisch auf unterstem 80er-Jahre-B-Film-Niveau und dann wieder schlicht magisch, visuell wunderschön und strulledoof bewegt sich der Film auf unablässig mäandernden Storypfaden und straighter Action hin und her. Es wird ein Spektrum abgedeckt, das schlicht überwältigend ist.
Stephen Chow ist cool wie immer, selbst dann, wenn er die übelsten Possen reißt, die beiden Hexen Athena Chu und Kit Ying Lam – eine von beiden heißt in den Untertiteln "Boney M." (???) – entzückend anzuschauen, und es gibt auch ein Wiedersehen mit Ng Man Tat, dem "Golden Leg" aus SHAOLIN SOCCER. Höhepunkte gibt es reichlich: Da ist der Angriff einer Riesenspinne, der Kampf gegen den "King Bull", der auch im Inneren seines Körpers ausgetragen wird, die an GROUNDHOG DAY erinnernden Zeitreise-Extravaganzen im Finale und die entfesselten Kampfszenen mit den beiden Hexen.
Um einen kleinen Eindruck vom Humor des Films zu vermitteln: Ein Running Gag des Films lässt Stephen Chows Schritt mehrfach Feuer fangen. Als wenn das nicht genug wäre, fällt seinen Räuberkumpanen nichts besseres ein, als dieses Feuer zu löschen, indem sie die Flammen mit vereinten Kräften austreten ...
Unfassbar, dass es Orte auf der Welt gibt, wo sowas noch Mitte der 90er das Licht der Welt erblicken konnte. Und irgendwie auch ein Märchen ...
#110
Geschrieben 17. Juli 2005, 15:22
Mit der Büchse der Pandora ist Joker in die Vergangenheit gereist, um dort ... ja, was denn eigentlich? Zwar werden im zweiten Teil dieses Epos einige Fragen geklärt, die im ersten Teil aufgeworfen wurden, dafür stellen sich aber ebenso viele neuen Fragen. Man ist nach Sichtung von Teil 2 eigentlich genauso schlau wie zuvor.
Es geht unter anderem um die ewige, zeitenüberdauernde Liebe, Wiedergeburt, Bestimmung und Schicksal und natürlich den Kampf zwischen Gut und Böse. Joker entscheidet sich gegen seine große Liebe, der er durch die Zeiten hinterher gereist ist, um endgültig zum Monkey King zu werden und sich seiner Bestimmung zu stellen. Trotzdem gibt's ein Happy End, denn der unsterbliche Monkey King begegnet Joker wieder und beeinflusst dessen Entscheidung, sich zu seiner großen Liebe zu bekennen.
Zwischendurch gibt's genderbending a la Hongkong, burleske Zoten, Schauspieler in Schweine- und Froschmasken, gelungene Slapstickeinlagen, Kung-Fu-Fights und Asiengrusel. CINDERELLA bietet gute Unterhaltung, allerdings darf man nicht erwarten, der Handlung auch nur annähernd folgen zu können: unzählige Charaktere kommen und gehen, heiraten, tauschen die Körper und verwandeln sich und das auch noch auf unterschiedlichen Zeitebenen. Man muss sich wahrscheinlich intensiv mit der chinesischen Kultur, Philosophie und Religion auseinandergesetzt haben, um hier nicht völlig den Überblick zu verlieren. Das macht die Sache aber eigentlich erst richtig interessant. Gegenüber PANDORA'S BOX fällt CINDERELLA ein bisschen ab: Aber man muss sowieso beide Teile sehen, um nicht völlig verloren zu sein.
#111
Geschrieben 17. Juli 2005, 15:55
Eine weitere Bildungslücke ist geschlossen. Ernst Lubitschs Film macht ziemlich deutlich, wie sich die Sehgewohnheiten in den letzten 60 Jahren verändert haben: Basieren moderne Komödien meist auf einer einzigen witzigen Prämisse oder einer besonderen Figur, gibt es in diesem Film noch eine echte Geschichte. Gags werden nicht mit dem Tempo eines Maschinengewehrs auf das Publikum abgeschossen, sondern über mehrere Szenen aufgebaut. Auch schlossen sich damals Ernst und Humor noch nicht aus: Über weite Strecken des Films begibt man sich auf Thrillerterrain, wie überhaupt der Humor – die historischen Gegebenheiten der Zeit im Hinterkopf – ziemlich bissig ist und eigentlich nicht (nur) zum entspannten Ablachen animiert.
Dass Lubitsch mit seinem Film einer klaren politischen Agenda folgt, steht nie in Frage: SEIN ODER NICHTSEIN ist ein Propagandafilm. Da er ein Film der "guten Seite" ist, darüber hinaus von einem Deutschen, hebt er sich jedoch wohltuend von reinen Hetzfilmen ab (auch wenn es natürlich schlechtere Ziele für Hetze gibt als Nazis).
Mel Brooks hat eine relativ unnötige moderne Version dieses Films zu verantworten. Man sollte sich lieber an den Klassiker halten, der eigentlich zur Allgemeinbildung gehört. Mehr gibt' s nicht zu sagen.
Ach, doch: Die besten Szenen sind der Besuch Hitlers in Warschau am Anfang (grandiose aufgebaute Szene!) und die Szene um "Concentration-Camp Ehrhard": "We do the concentrating and they do the camping!"
#112
Geschrieben 17. Juli 2005, 16:19
Bald kommt Peter Jacksons KING KONG, hier ist das Original. Naja nicht ganz, auch wenn einem die Storyline vom KOLOSS schon bekannt vorkommen darf. In einem Dorf im Himalaya hat man den besagten Koloss gesichtet, einen hässlichen Riesenaffen mit Plattfüßen. Was liegt näher als ihn einzufangen, zumal an dazu scheinbar nicht mehr braucht, als einen Expeditions-führer und ein paar willenlose Komparsen, die in der nächsten halben Stunde in munterer Folge an verschiedenen Ursachen sterben: Tiger- und Elefantenattacken sowie schlechter Kletterausrüstung. Kurz vor dem Ziel hat dann keiner mehr Bock auf den Koloss und alle gehen nach Hause. Nur dem Expeditionsführer hat keiner Bescheid gesagt. Kaum tapert er aus seinem Zelt, wird er auch prompt vom Affen gelaust. Ein Rätsel, wie der Gute ihn übersehen konnte. So, wie die Szene aufgelöst ist, könnte man meinen, der Affe habe sich im toten Winkel versteckt. Ein ziemlich großer toter Winkel ...
Bevor unser Held aber als Affenfutter endet, kommt die blonde Urwaldschöne Samatha zur Hilfe, die dem Affen bedeutet, dass er sich was anderes zum Mittagessen suchen soll. Samantha trägt einen spektakulären Lederbikini, der lediglich an ihrer linken Brustwarze befestigt zu sein scheint. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird also recht geschickt vom Affen abgelenkt. So fällt auch nicht auf, dass dessen Größe von Szene zu Szene variiert. Stattdessen lernt man etwas über die Vergangenheit Samanthas: Das Flugzeug ihrer Eltern stürzte im Dschungel ab, als sie noch ein kleines Mädchen war. So schnell wie sie ihre gute Kinderstube vergessen hat, so schnell lernt sie dann auch wieder sich zu artikulieren. Gerade als sie sich anschickt, eine große Dichterin zu werden, wird sie aber von einer Schlange gebissen. Gottseidank, kennt der Affe, der auf den namen Utam hört, das Rezept für ein Gegengift. Held und Heldin verlieben sich, Utam wird eifersüchtig, will aber trotzdem mit den beiden in die große Stadt kommen. Vorher gibts aber noch eine echte Verabschiedungsarie, denn jeder Leopard im Urwald war Samathas Freund. In den folgenden Szenen wurden bestimmt keine Tiere verletzt, dafür aber deren Würde mit Füßen getreten.
Ums kurz zu machen: Der Expeditionschef vom Anfang wittert die große Kohle und verschifft den Affen nach Hongkong. Dieser wird böse und macht alles platt, bevor das Militär selbes schließlich mit ihm tut. Held und Heldin überleben – wie, ist allerdings ein Rätsel. Das Finale hat es dann auch echt in sich. Von De-Eskalation hat das Militär wohl noch nie gehört, denn die machen mehr kaputt als der Affe! Eine echte Schau! Insgesamt glaube ich aber schon, dass Jacksons Film ein bisschen besser wird. Ob Naomi Watts Bikini den von Evelyn Kraft zu toppen vermag, darf aber bezweifelt werden.
#113
Geschrieben 17. Juli 2005, 16:31
Ich komme leider mit der traurigen Aufgabe, eine heilige Kuh zu schlachten. Mario Bavas Film ist ein großer Klassiker des italienischen Horrorfilms und wegweisend auch für die Entwicklung des internationalen Science-Fiction-Films, nahm er doch ALIEN vorweg. Handwerklich ist PLANET DER VAMPIRE durchaus bewundernswert: Bava hat es wirklich verstanden, mit minimalem Aufwand eine fremde Welt auf der Leinwand entstehen zu lassen. In Wahrheit dürfte diese Welt nicht viel größer als eine Studiobühne gewesen sein.
Was er bei PLANET DER VAMPIRE jedoch nicht verstanden hat, ist Spannung zu erzeugen. Die gestrige Sichtung war wohl mein zehnter und wahrscheinlich auch letzter Versuch, den Film wach durchzustehen. Ich penne immer ein! Die Hatz kaum unterscheidbarer Darsteller von einem Raumschiff zum anderen (beide sehen gleich aus) über die immergleiche Planetenlandschaft (es gab ja nur die eine) und die aufreizende Langsamkeit der Erzählung schaffen mich immer wieder. Ich würde den Film so gern richtig gut finden! Aber manches unterliegt dann doch nicht dem eigenen Willen. So bleibt nur zu sagen, dass dieser Film seinen Platz in der Ruhmeshalle durchaus verdient hat. Ob man ihn deshalb mögen muss, ist die andere Frage.
#114
Geschrieben 17. Juli 2005, 20:38
Die CLEVER & SMART-Comics von Francisco Ibanez habe ich in meiner Kindheit und Jugend abgöttisch geliebt: Die absurden Geschichten um die beiden chaotischen Agenten, deren Einsätze immer schmerzhafte Folgen für alle Beteiligten nach sich zogen, waren respektlos, temporeich, überdreht und angemessen brutal. Darüber hinaus baute Ibanez immer viele kleine zeichnerische Details ein, bestimmte Markenzeichen, die man durch alle Comics hindurch verfolgen konnte und die sie so reizvoll machten. Für eine Realverfilmung der Comics besteht dann auch das Problem, dass diese vielen kleinen Details zwar irgendwie umgesetzt werden müssen, um der Vorlage gerecht zu werden, das jedoch nicht auf Kosten der Kohärenz gehen darf – die Comics waren eben meist recht episodisch angelegt.
Als Regisseur von CLEVER & SMART zeichnet Javier Fesser verantwortlich, der vor ein paar Jahren den tollen P. TINTOS MIRACLE gedreht hat, eine Komödie, die dem anarchischen Brachialhumor der Comicserie schon recht nahe kam. Er hat es dann auch geschafft die Comics kongenial vom Papier auf die Leinwand zu übertragen. Alles, was man an den Comics geliebt hat, findet sich auch hier. Zwar unterwirft Fesser die episodische Handlung der Comics einer richtigen Spielfilmdramaturgie – so gibt es zwischendurch auch mal kleinere Längen –, insgesamt aber darf man diese Umsetzung aber wirklich lieben und verehren. Die Darsteller sehen ihren gezeichneten Vorlagen wirklich ungalublich ähnlich, der ganze Look des Filmes ist schön bunt und verschroben und auch die angesprochenen Details finden sich: Hier war jemand am Werk, der Fan der Comics ist. Da gibt es natürlich das komplette Personal aus den Comics, die Schuhtelefone, Geheimgänge, obskuren Wunderwaffen, den Staat Tirania, die Verkleidungen Clevers und sogar die Spinnweben in den Ecken von Mr. Ls Büro. Ibanez-Fans dürfen sich außerdem auf ein Wiedersehen mit den Bewohnern von Fischstraße 13 freuen.
Und wenn es zur Sache geht, biegt sich echt die Salami: Leute werden plattgefahren, umgehauen, langgezogen, erschlagen und etliches mehr. Die Effekte sind dabei sehr effektiv und trotz ihrer comichaften Überzogenheit immer noch angemessen schmerzhaft. Dass spanische Komödien europaweit wirklich zur absoluten Spitze gezählt werden dürfen, sollte langsam mal einem größeren Kreis bekannt werden. Erstaunlich auch, was für unglaubliche Gesichter in diesen Filmen auftauchen. So gibt es wie in P. TINTOS MIRACLE, HEART OF THE WARRIOR oder den TORRENTE-Filmen auch hier wieder Zwerge, Verwachsene und sonstige Kuriositäten zu bestaunen. Das mag politisch inkorrekt sein, tatsächlich sind diese "Freaks" aber die eigentlichen Helden im spanischen Kino.
Zur deutschen Fassung sei nur gesagt, dass die Leute, die die Verpflichtung von Erkan & Stefan als Synchronsprecher zu verantworten haben, eigentlich auf die Straße gesetzt werden müssten. Ärgerlicherweise ist die peinliche Darbietung dieser beiden Dilettanten auch die Grundlage für die deutschen Untertitel. So geht viel vom Dialogwitz verloren und man muss stattdessen völlig unpassende "krass"- und "Döner"-Sprüche über sich ergehen lassen. Da zeigt sich dann mal wieder, wie es um den deutschen Humor gestellt ist. Die Spanier haben Javier Fesser und MORTADELO & FILEMON und wir Erkan & Stefan ...
#115
Geschrieben 18. Juli 2005, 18:48
Es war einmal eine Zeit, da gab es kleine Produktionsfirmen, die trashige Actionfilme drehten, deren Meriten waghalsige Stunts und Pyroeffekte waren. Die Hauptdarsteller waren meist typische B-Movie-Helden mit Knubbelnasen (Gary Daniels), chronischem Dreitagebart (Lorenzo Lamas) oder fiesem Pornozopf (Joe Lara). Gern wurden diese Filme von Albert Pyun inszeniert, der gleich einen schicken Budapest-Urlaub mit den Dreharbeiten verbinden konnte. Diese Filme rangierten von unglaublich beschissen (ADRENALINE – FEAR THE RUSH mit Natasha Henstridge und Christophe Lambert) bis hin zum Geheimtipp für Zerstörungsfetischisten (LAST MAN STANDING mit Jeff Wincott).
Heute findet man diese Filme kaum noch. Oder sind sie einfach nur besser getarnt? EQUILIBRIUM, in diversen Foren und Publikationen von Science-Fiction-Nerds als beste Erfindung seit dem 34-seitigen Würfel gefeiert, ist so ein Wolf im Schafspelz. Alle Mekrmale der B-Direct-to-Video-Action-Gülle sind da: Euro-
päisches Setting, das nicht mehr durch Matte Paintings verfeinert, sondern natürlich per CGI digital enhanced wird. Statt explodierender Häuser, Mafiabossen, rechtschaffenen Cops und sich überschlagender Autos gibt's MATRIX-Kameragefuchtel und eine eigens kreierte Kampfsportart, die ich mal als Pistolen-Fu bezeichnen möchte. Und die abgehalfterten Stars sind hier durchweg durch Schauspieler ersetzt, die unweigerlich die Frage auslösen, wem sie denn einen so großen Gefallen schuldig waren. Christian Bale ist der Hauptdarsteller und neben ihm kommen immerhin solche Namen wie Sean Bean, Taye Diggs, Sean Pertwee und Emily Watson zum Einsatz.
Die Story gibt sich gehaltvoll, ist aber eigentlich nur eine jeglichen intellektuellen Ballasts befreite Version von FAHRENHEIT 451, die dann in eine Erlösungsphantasie a la MATRIX mündet. Das ist alles mundgerecht zubereitet, unterhält 100 Minuten ganz gut und hat die ein oder andere nette Idee und einige schön fiese Effekte. Aber eigentlich will ich in solchen Filmen sehen, wie Knubbelnasen mit Low Kicks gegen sonnenbebrillte Schmierenkomödianten antreten, Lorenzo Lamas im Unterhemd rumprollt und haufenweise Autos in die Luft fliegen. Aber Jan de Bont (der hier produziert hat) ist halt weder Pepin noch Merhi.
#116
Geschrieben 20. Juli 2005, 19:18
Einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten! OK, OK, ich gebe zu, ich bin immer noch etwas euphorisiert. Aber was für Filme hauen denn die Südkoreaner bitte mit schöner Regelmäßigkeit raus? Mir fallen jedenfalls wenig Filme aus letzter Zeit ein, die den Spagat zwischen packendem Unterhaltungskino und Anspruch so gut hinbekommen haben. Im südkoreanischen Kino werden nationale, wichtige Themen mit einem Schwung und einer Leidenschaft bearbeitet, dass man sich angesichts solcher größenwahnsinnigen, masturbatorischen und ideologisch absolut bedenklichen Totgeburten wie DER UNTERGANG echt schämen muss.
TAEGUKGI handelt vom ungleichen Brüderpaar Jin-Tae und Jin-Seok. Jin-Tae ist der ältere der beiden, hat nach dem Tod die Rolle des Familienvaters übernommen und arbeitet als Schuhputzer, damit der jüngere Bruder auf die Universität gehen kann. Doch als plötzlich der Koreakrieg ausbricht, ist alles anders. Als Jin-Tae verhindern will, dass sein Bruder eingezogen wird, nimmt die Armee gleich beide mit. Die beiden Brüder wollen nur zurück, um der Familie unter die Arme zu greifen. Doch als sich abzeichnet, dass dies nicht so einfach gelingen wird, versucht Jin-Tae sich eine Tapferkeitsmedaille zu erkämpfen, um so wenigstens die Rückkehr des jüngeren Bruders erwirken zu können. Der sieht es aber nur ungern, dass der Bruder für ihn das Leben riskiert und mehr und mehr in seiner Rolle als "Kriegsheld" aufgeht. So sehr, dass die Brüder bald schon an verschiedenen Fronten kämpfen ...
TAEGUKGI bedient sich einer ähnlichen Bildlichkeit wie sie seit SAVING PRIVATE RYAN üblich geworden ist. Es wird äußerst blutig gestorben und Schlamm und Dreck spritzen dem Zuschauer förmlich ins Gesicht. Doch schon bald wird klar, dass es hier nicht bloß darum geht, den Krieg so zu zeigen "wie er ist". TAEGUKGI entwickelt sich mehr und mehr vom bloß mimetischen Kriegsfilm zum überhöhten Brüderdrama, das in der letzten halben Stunde deutliche Züge der griechischen Tragödie annimmt und mehr als einmal an BULLET IN THE HEAD denken lässt. Das kathartische Finale, bei dem der mit seinem Sitz verschmolzene Zuschauer beinahe in Blut, Schweiß, Tränen und jeder Menge Schmutz ertrinkt, macht ganz deutlich, welch tiefe Narben der Koreakrieg und die Teilung des Landes bei seinen Einwohnern hinterlassen haben. TAEGUKGI ist ein Aufschrei der Befreiung, mit dem sich die jahrzehntelang unterdrückte Wut und Trauer endlich Luft macht. Und er versöhnt letztlich die beiden verfeindeten Parteien, die kommunistischen Nordkoreaner und die Südkoreaner.
Besonders gut gefallen hat mir neben der atemberaubenden Inszenierung sowohl der zahlreichen Actionsequenzen als auch der von den Charakteren angetriebenen Passagen, dass hier das Thema Krieg nicht durch die Brille der Political Correctness quasi von oben herab und naiv verkürzt (böse, böse Soldaten!) betrachtet wird, sondern viele psychologische Facetten zum Tragen kommen, die den Figuren immer mehr als nur eine Motivation zuschreiben. Es gibt weder die eindeutig Guten noch die eindeutig Bösen – diese Kategorien sind längst hinfällig geworden, wenn jeder ums nackte Überleben kämpft. Besonders eindrucksvoll kommt das in einer Szene zum Tragen, als Jin-Tae gerade einen schwer verwundeten Kameraden aus dem Kreuzfeuer zieht und ihn so rettet. Sein direkter Vorgesetzter macht Jin-Tae zur Sau, weil er sein Leben und das Leben der ganzen Einheit durch seinen Einsatz aufs Spiel gesetzt hat: "Nur eine Minute länger und er wäre gestorben!" – Jemandem das Leben zu retten ist eben nicht unbedingt eine Heldentat, sondern unter Umständen genau das Gegenteil. Man kann über viele Aussagen des Films sicher trefflich streiten, aber egal welche Meinung man einnimmt, TAEGUKGI zeigt klar, dass es die einfachen Antworten in einer Situation, in der menschliche Rationalität völlig ausgeschaltet ist, nicht gibt. Das ist dann auch der Unterschied zu SAVING PRIVATE RYAN, der eine – gerade wegen seiner vordergründig humanistischen Gesinnung – sehr romantische Sicht von Krieg und "Heldentum" propagiert.
An TAEGUKGI ist einfach alles perfekt. 150 Minuten, die wie im Flug vergehen und lange vorhalten.
#117
Geschrieben 21. Juli 2005, 09:41
Seit grob geschätzten hundert Jahren habe ich gestern zum ersten Mal wieder einen Film im Fernsehen gesehen. Wenn doch nur so Kracher wie DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH laufen würden! Dessen Titel lautet im Original DISTURBING BEHAVIOR und der wurde nahezu wortwörtlich für den deutschen Titel übersetzt. Wie überhaupt die ganze Synchro dem Film ständig Knüppel zwischen die ohnehin schon vor den Credits erlahmten Beine wirft. Mann, was für ein Rohrkrepierer!
Die Geschichte: Nachdem einer von zwei Söhnen in Chicago Selbstmord beging, zieht die Familie Soundso in das betuliche Inselkaff Cradle Bay. Der Zuschauer weiß schon von der spannenden Eröffnungssequenz, dass hier unsagbar Blödes geschieht. Die Frage sollte aber erlaubt sein, wer denn freiwillig in einen Ort zieht, dessen Name sich auf "Schädelweh" reimt.
Dort gibts dann auch die STEPFORD WIVES für ADS-Patienten: Schwer erziehbare Highschool-Kids (nerv!) werden per Mikrochips gefügig gemacht und zum Kekseverkaufen verdonnert. Fortan tragen sie geschmacklose Collegejacken, nennen sich Blue Ribbons, treffen sich im "Yoghurt Shoppe" und kriegen bös glühende Augen, wenn sie entweder Oralverkehr haben oder angepöbelt werden. Der fiese Drahtzieher bringt es auf den Punkt: "Immer wenn sie eine Erektion haben, drehen sie durch und erschlagen jemanden damit!" No Shit, der hat das wirklich gesagt! Die Frage ist nur was die Mädels machen ...
DICH KRIEGEN WIR AUCH NOCH ist so ein typischer Teeniehorrorstreifen, wie sie im Fahrwasser von SCREAM die Kinos und Videotheken heimsuchten. Darunter hat nicht zuletzt Cravens eigener – nicht sooo schlechter – Film ziemlich gelitten. Hier geht wirklich gar nix zusammen. Charakterzeichnung gleich Null, lieber direkt die Schubladen auf: Nerds, Geeks, Streber, Rocker bevölkern die Schule. Dann gibt es noch eine unsagbar dumme Szene in der örtlichen versifften Klapse, in die die Helden einfach mal so reinspazieren, völlig überzeichnete Irre aufschrecken, die an HELLBOUND oder den besoffenen Elch erinnern, entdecken, dass einige Teenies die Behandlung nicht so gut wegstecken, und dann wieder gehen.
Jede Szene ist mit belanglosem Collegerock beschallt und geliebte Gesichter aus besseren B-Movie-Zeiten machen sich in unwürdigen Rollen zum Horst: Steve Railsback und William Sadler, letzterer hat auch die einzig gute Szene des Films. Beeindruckend auch, wie jeder Versuch, der Geschichte Tiefe oder den Figuren Leben einzuhauchen im Sande versickert.
Katie Holmes, des Cruisers Neue spielt das Love-Interest, James Marsden, der Cyclops aus den X-Men-Filmen ist der Held und der Rest sind austauschbare Amihackfressen wie man sie doch lieber in 80er-Horrorgülle sehen will. Und ein offenes Ende gibts auch. Creepy Shit ...
#118
Geschrieben 23. Juli 2005, 17:55
Das ist Japans erfolgreichster Film des Jahres 1999 (oder war es 1998?) und das wohl völlig zu Recht – behaupte ich jetzt einfach mal. Katsuyuki Motohiro brennt hier ein echtes Feuerwerk ab, kommt dabei aber erstaunlicherweise gänzlich ohne Action aus. Trotzdem ist dieser Film, der auf einer japanischen Fernsehserie basiert, unglaublich rasant, perfekt getimt und äußerst turbulent. Es geht um das Bayside Polizeirevier, das sich aus heiterem Himmel gleich mit drei mysteriösen Fällen auseinandersetzen muss: Erst wird ihnen der Chef entführt, dann taucht eine Leiche auf, in deren Magen ein Teddybär gefunden wird und dann gibt es noch eine Diebstahlserie im eigenen Haus. Damit aber noch nicht genug: Die Entführung ruft das Hauptquartier auf den Plan und fortan müssen sich die fleißigen Bayside-Polizisten auch noch mit bürokratischen Schreibtischtätern und Prinzipienreitern herumschlagen.
Das besondere an diesem Film ist die Verquickung von Thrill und Humor: Teilweise nähert sich Motohiros Film schon der Polizeifilmpersiflage an. So wird man im ersten Drittel des Films Zeuge interner Querelen: Auch die Verbrechensbekämpfung ist letzten Endes nur ein Job, die Polizisten haben mit Budgetkürzungen zu kämpfen. Es kommt nicht nur darauf an, viele Verhaftungen vorzunehmen, sondern auch, dies zu tun, ohne große Kosten zu verursachen. Teilweise geht es im Polizeirevier zu wie im Kindergarten, kleine Zwistigkeiten werden ausgetragen und Eitelkeiten verletzt. Da ist nix mit großem Heldentum und Idealismus.
Leider ist die Auflösung der eigentlichen Kriminalfälle nicht so spektakulär, wie es der Film die ganze Zeit über suggeriert: Wie auch bei SPACE TRAVELERS bleibt die große Pointe am Schluss aus. Trotzdem hat BAYSIDE SHAKEDOWN im Vergleich die Nase vorn, weil einfach mehr passiert. Filmisch ist das einmal mehr ganz großes Theater, die Kamera wirbelt wie entfesselt und ein toller Regieeinfall jagt den nächsten. Wenn man sich im Thrillerkino ein bisschen auskennt, wird man noch mehr Spaß haben, denn Motohiro arbeitet hier viele Standards ab, variiert sie aber auf überraschende Weise: Nie wurde wohl eine tränentreibende und pathetische Sterbeszene zum Beispiel besser aufgelöst als hier.
Klasse!
#119
Geschrieben 24. Juli 2005, 08:46
Den hatte ich schon lang nicht mehr gesehen und auch den Director's Cut kannte ich bisher noch nicht. Insofern war's ein schönes Wiedersehen mit einem alten Bekannten, der sich aber ein bisschen verändert hat.
Luc Besson, der damals sicher als ganz große Regiehoffnung galt, hat ja danach leider extrem abgebaut: Ich hasse DAS FÜNFTE ELEMENT – es gibt Leute, denen geht das ganz anders – und JOHANNA VON ORLEANS war, auch wenn er sicher gut gemeint war, einfach unerträglich. Die von Besson produzierten Sachen sind zwar alle ganz OK, kommen aber über den Status duller Unterhaltungsware auch nicht hinaus. Diese Erkenntnis beeinflusst dann auch ein bisschen das Wiedersehen mit LÉON, der dennoch mit THE BIG BLUE das Beste ist, was Besson auf die Beine gestellt hat. LÉON wirkt extrem konstruiert und ist im Grunde genommen ziemlich anstößig – was Besson aber gekonnt umschifft. Und, hey, sehe das nur ich so oder hat der Film über seine Grundkonstellation hinaus – Killer verliebt sich in kleines Mädchen – eigentlich gar keine Handlung?
Dennoch ist es recht beeindruckend, was Besson aus dieser eigentlich ziemlich beknackten Geschichte macht. Allerdings helfen ihm dabei auch seine grandiosen Schauspieler, die hier alle auf dem Zenith ihres Könnens agieren: Jean Reno verkörpert den geistig zurückgebliebenen Killer mit der Kinderseele so glaubwürdig, dass es fast beängstigend ist, Gary Oldman gibt seine Paraderolle als drogenabhängiger Superfiesling, die er bald schon etwas überstrapazierte, mit dem ihm eigenen Verve, Natalie Portman deutet an, dass sie nicht einer dieser Kinderdarsteller bleiben würde und Danny Aiello ist toll in seiner Nebenrolle als Mentor Léons.
Die schöne Musik von Eric Serra wird veredelt von Börks VENUS AS A BOY und dem letzten guten Song, den Sting zu verantworten hat: SHAPE OF MY HEART.
#120
Geschrieben 24. Juli 2005, 09:12
Hierzu gibt's nicht viel zu sagen: ein Old-School-Kung-Fu-Film vor historischem Hintergrund, der eher der zweiten Liga zuzuordnen ist, mit seinen Kampfszenen aber zu beeindrucken weiß.
Fast könnte man diesen Film als chinesische Antwort auf SEIN ODER NICHTSEIN bezeichnen, denn auch hier kämpft eine Theatergruppe im Widerstand. Besonders gut hat mir in diesem Zusammenhang eine Szene gefallen, in der die Schauspieler einen blutigen Schwertkampf vortäuschen und so eine Massenpanik auslösen: in Wahrheit werden nur Pappköpfe und Papparme abgeschlagen.
Der Film zeichnet sich aber in erster Linie durch seine Fights aus, die hier noch recht altmodisch inszeniert sind. Das heißt, dass man statt Seilakrobatik den real deal bekommt und statt mit einem hektischem Gewitter von Großaufnahmen überfordert zu werden, ausgefeilter Choreographien in langen Einstellungen bewudern darf. Hervorzuheben ist die tödliche Doublette des Finishing Moves, die ich mal als eingesprungene Armverdreher-Schraube mit anschließender Kniebombe umschreiben möchte.
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