Emanuelle in America (ITA 1976)
Regie: Joe d'Amato - DVD Blue Underground
!"Spoiler" inside!
Vorab muss eines schnell mal festgehalten werden: Laura Gemser ist eine Göttin und darf sicherlich synonym mit dem Erotikfilm der späten 70er verwendet werden.
Leider hat Frau Gemser sich stets geweigert HC-Szenen zu drehen, war sich aber immerhin nicht zu schade, sich mit Frauen einzulassen, von Kannibalen jagen zu lassen und im brutalen Frauenknast malträtiert zu werden. Ist ja auch was.
Nun aber zu diesem Film, der wohl nur wegen einiger expliziter Sex- und Gewaltszenen überhaupt erst so bekannt und "berüchtigt" worden ist. Und dann gibt es da ja noch diese Szene mit dem Pferd Pedro... aber mal ehrlich... wer sich über sowas aufregt ist von vorgestern.
Worum geht's in EMANUELLE IN AMERICA? Das ist schnell erzählt: Emanuelle ist mal wieder unterwegs, um fleißig Fotos zu knipsen, wobei ihr nichts ausgefallen genug sein kann. Dazwischen wird immer mal wieder die Notgeilheit befriedigt, sei es mit dem eigenen Partner, mit fremden Partnern, mit Partnerinnen oder auch gerne mal allein. Emanuelle ist
immer spitz wie'n Bleistift!
Los geht's in New York, wo sie nach nem Fotoshooting auf dem Heimweg in ihrem Auto plötzlich einen Irren mit Kanone entdeckt.
"Do you want money?" fragt sie ihn und fährt gemütlich weiter.
"No, I wanna strangle you." Aber auch das bringt die geile Laura nicht aus der Ruhe und hält erstmal an, um dem Bürschchen gut zuzureden und ihm dann erstmal einen zu blasen. Der arme Kerl hatte so etwas noch nie erfahren und hüpft entsetzt schnurstraks aus dem Wagen. Auf und davon.
Die Essenz dieser Episode: Sex als ultimative Waffe! Aufgezeigt mit der Holzhammermethode, damit's auch jeder versteht.
Danach geht's zum Macker, der verstört mit ner Knarre durch die schicke Wohnung läuft. Aber auch er lässt sich von Emanuelle beruhigen und vögeln. Und gut ist. Hier sei auf den urkomischen "Marlboro-Tisch" verwiesen: ein Knaller!
Ob das wohl eine Spezialanfertigung war? Ein echtes Schmuckstück jedenfalls und allein schon ein Grund, diesen Film zu lieben!
So, weiter geht's dann mit ner Stippvisite bei nem reichen Kerl, der sich Haufenweise Frauen hält, die nur durch ihr Sternzeichen identifizierbar sind und dieses auf dem engen Schlüpferchen tragen. Der Typ sah übrigens aus wie John "Lt. Daggert" Ashton - aber er war's wohl nicht (es sei denn, er hiße damals anders
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).
Dann abgedüst nach Venedig, wo es zur ersten richtigen Orgie kommt und sich n alter Knacker n Ast freut, als er ne Schickse inner Torte gewinnt. Außerdem lief da n Typ rum, der mich schon durch seine bloße Präsenz ins Lachkoma gebracht hat.
Zurück in den Staaten wird dann ein Club aufgesucht, bei dem wohlhabende Frauen aus bumswilligen Potenzbullen wählen dürfen. Auch hier gibt es viel zu lachen:
"Me Tarzan. You Jane."
Das Lachen vergeht dann nicht nur mir, sondern auch der spitzen Emanuelle, als sie sieht, wie sich ein Pärchen beim Knattern nen Snufffilm anschaut.
Jetzt schlägt der Film plötzlich ernstere Töne an und Emanuelle will unbedingt mehr über diese "Vorliebe" herausfinden und enthüllen. Dabei landet sie dann bei einem Potenzexperten, den sie so lange nervt, ihr was hartes zu zeigen (abgesehen von seiner Keule), bis der sie auf ne Insel schleppt, wo es dann live Snuff zu sehen gibt. Da sie aber auch ordentlich mit LSD abgefüllt wurde, weiß sie nachher nicht mehr, ob das auch echt gewesen ist.
Erst als sie Fotos entdeckt, die sie dabei wohl selbst geschossen haben muss wird ihr klar, dass das wirklich passiert ist und sie freut sich, darüber eine Enthüllungsstrory bringen zu können. Nur spielt da der Verleger nicht mit. Verärgert kündigt Emanuelle und läuft in der nächsten Szene mit ihrem Macker auf ner tropischen Insel rum. Hier werden sie von einem exotischem Stamm überrascht und der Macker hat sein Frauchen an den Stammeshäuptling verscherbelt. Das stört diese aber natürlich nicht und setzt auch ihm gegenüber ihren erotischen Blick plus seichtem Lächeln auf.
Am Ende war's alles aber nur Fassade und eine Filmcrew taucht plötzlich im Bild auf. Um denen nicht in die Finger zu fallen, fliehen Emanuelle und ihr Kerl und die End Credits setzen ein...
Soviel also zum Inhalt. Im Grunde also derselbe Plot wie bei jedem Laura Gemser-Streifen. Aber wer etwas anderes erwartet, der ist hier eh fehl am Platz. Ich jedenfalls habe bekommen, was ich erwartet hatte: ein billiges, aber hübsch anzusehendes, witziges Filmchen, das weder als Spielfilm, noch als Porno taugt. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Dann darf man den Film natürlich zu keiner Zeit ernst nehmen: hier handelt es sich um Trash, feinsten Trash, der, um auch auf dem internationalem Markt zu punkten, mit etwas
Sex and Violence angereichert wurde, die deshalb auch ein wenig deplatziert in einem ansonsten außergewöhnlich stimmig wirkenden Film wirken, der schöne Menschen, Luxus und freien Sex propagiert.
Lustig, wie d'Amato den Moralaposteln mächtig in die Klöten tritt, indem er ihre Predigten gegen Sex und Gewalt auf den Kopf stellt: Sex rettet uns vor Gewalt (wann immer Fräulein Gemser in ihren Filmen in Gefahr gerät: sie vögelt sich stets wieder aus den brenzligsten Situationen herau!).
Nun habe ich natürlich nicht alle Werke von Joe d'Amato gesehen (es müssen etliche sein), aber ich denke nicht, dass die anderen in punkto Qualität weit von diesem hier abweichen, so dass auf weitere Sichtungen von Filmen Marke Gemser/d'Amato wohl erstmal abgesehen werden kann.
EMANUELLE IN AMERICA hat aber großen Spaß gemacht, was vor allem an dem großartigem Humor lag, der zwar auf den ersten Blick unfreiwillig erscheint, bei genauerer Betrachtung aber garantiert kalkuliert war. Großen Respekt davor, Herr d'Amato, der im übrigen auch sämtliche medienkritische Werke (die ja gerade in den 70ern groß aufkamen) herrlich durch den Schluss seines Films persifliert.
Und abschließend noch ein paar Worte zur handwerklichen Komponente: hier schlägt sich d'Amato besser, als ich dachte und es ihm einige hier schon vorgehalten haben. Kamera- und schnitttechnisch weiß sein Film zuweilen sehr zu gefallen (Poolszenen
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) und der Score ist
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Vor allem dieser geniale Titelsong...
Also, liebe Leut: klare Empfehlung, vor allem für die Trash-Fangemeinde!
Und nu bin ich schon sehr auf Radley Metzgers THE IMAGE gespannt!