Abandon all Hope ye who enter here !
#121
Geschrieben 22. Januar 2005, 10:01
Waren das Zeiten, als es an den Sets von Actionfilmen noch nach Schwarzpulver stank wie am verdammten Neujahrsmorgen.
Der Film ist totale Proll-Scheiße, doch bei all der verkrampften Heiterkeit, die uns dieser Tage so ins Haus gekippt wird, schlage ich mich erneut auf die Seite des unfreiwilligen Humors. Vielleicht meine Lieblingsszene: Norris hockt irgendwo in einer Kneipe rum und stiert gedankenverloren ins Gebälk. Wir haben tatsächlich einen Moment gebraucht, bis wir festgestellt haben, dass hier eben nicht gerade der Layerwechsel stattfindet. Für seine minimalistische Mimik möchte ich ihn immerfort knuddeln.
Der „erste Teil“ des Films, der sich im Flugzeug abspielt, ist schon wegen der enormen Vielfalt der Geiseln ein Strauß bunter Frühlingsblumen. Auch der spätere Kampfeinsatz mit den raketenbestückten Motorrädern und Norris’ Posen nach einem erfolgreichen Treffer werden von einer solch frohlockenden Musikuntermalung umtost - das hebt echt die Stimmung.
Der Anspruch der Produzenten - den Zuschauer mit ordentlich Getöse und Kawumm zu unterhalten - geht jedenfalls vollends auf. Wenn man nebenbei noch was zu lachen bekommt - umso besser!
Jedenfalls war dieser alte Gassenhauer mal eine schöne Erinnerung an längst vergangene Tage. An Tage, als das Videogeschäft - und insbesondere der Verleih von Actionfilmen - derart boomte, das sich Labels noch leisten konnten, mit Videothekaren mengengebundene Jahresverträge abzuschließen. Für eine Verleihkassette von „Robocop“ (Vollbild, zensiert) musste man damals noch sagenhafte 349,-DM + Mwst. hinblättern und jedes Videocover mit einem muskulösen, schwitzenden und waffenbehangenen Heroen vor explodierendem Hintergrund und vorbeizischenden Hubschraubern war für den dazugehörigen Film der todsichere Weg zur Umsatz imierung.
#122
Geschrieben 23. Januar 2005, 09:07
Vermutlich wegen der trockenen Covergestaltung hat mich die DVD in der Videothek nie so richtig angebaggert. Aber schlechtes Wetter reduziert die Auswahlmöglichkeit und so geriet ich an den wohl besten Lückenbüßer, von dem die Welt je gehört hat.
Das war ein Schmankerl: Feine, stimmungsvoll beleuchtete Sets, eine vorzügliche Kameraarbeit, interessante Charaktere, die hervorragend verkörpert wurden und obendrein eine Handlung, die mich nach etwa 20 Minuten am Schlafittchen packte. Die Überraschung war geglückt. Unter formalen Gesichtspunkten die beste Erstsichtung seit geraumer Zeit und sicher del Toros schönste Arbeit. Auch wenn ich mir künftig den ollen „Hellboy“ sicherlich öfter zu Gemüte führen werde.
Die gut dosierten Schocks verfehlten leider ihre komplette Wirkung, da zuviele andere Geistergeschichten einen Zustand der Übersättigung verursacht haben.
#123
Geschrieben 23. Januar 2005, 13:31
Marlène Jobert ist die pure Augenweide.
Der Film als solcher ein komplettes Mysterium. Ein rätselhaftes, pessimistisches, düsteres, melancholisches und jeden Krümel von Heiterkeit verschlingendes Ungeheuer, das mich mit Ratlosigkeit zurückließ. Bin mehr bedrückt als beeindruckt.
#124
Geschrieben 29. Januar 2005, 18:42
„(T-)Raumschiff Surprise- Periode 1“ (Michael Herbig)
Schlimmer, als die übelsten Befürchtungen vermuten ließen. Allein schon für das leichtsinnige in-den-Wind-schlagen der Intuition, hierbei allerschlechtestens unterhalten zu werden, müsste ich mir künftig eine Narrenkappe aufsetzen - so eine, wie man sie bei den Kölner Karnevalsveranstaltungen sieht. Und mit der gehe ich dann die nächsten Wochen in die Videothek und leihe ausschließlich Sachen wie „Das Beste aus SCHWANGER 2“ oder „Die Nylon-Zofe“ !
Strafe ist der Film an sich genug. Der Humor der Krüger/Gottschalk-Machwerke ist gegen diesen Rotz schon niveauvoll. Schon die Tatsache, aus einer Zeitreise-Geschichte keinerlei Komik zu destillieren, ist hochgradig grotesk. Stattdessen nutzt sich das ständige „rumschwulen“ bereits nach 5 Minuten ab. Die Outtakes waren selbstverständlich das Unterhaltsamste.
„A War Named Desire“ (Alan Mak)
Kacke mit Ei ! „Heroic Bloodshed“- Hochglanz-Plörre, die vor 5 Jahren schon keine Socke mehr beeindrucken konnte. Oder ist sowas etwa jetzt schon "Old School" ? Außerdem extrem umständlich und konfus erzählt. Bild und Ton der dt. DVD sind ein Witz.
„Cabin Fever“ (Eli Roth)
„Koyaanisqatsi“ (Godfrey Reggio)
Genial. Ein Wunderwerk in Bild und Ton. Gehört (nicht nur) in die Sammlung jedes anständigen Misanthropen.
„Haben und Nichthaben“ (Howard Hawks)
Wie dieser Film seinen hervorragenden Ruf errang, ist für mich schwer nachzuvollziehen. Wirkt alles sehr altbacken. Bogart ist natürlich cool, aber Bacall erinnert einmal mehr an einen Mann nach einer mäßig erfolgreichen Geschlechtsumwandlung.
„McQuade - Der Wolf“ (Steve Carver)
Nach der ersten Sichtung fand ich den bestenfalls ansehnlich, ahnte aber scheinbar, dass da Potenzial drinsteckt. Irgendwann folgten die Zweit- und Drittsichtungen.
Nun ist das einer dieser Vertreter, deren Reiz ich schwer vermitteln kann. Schon beim Titelscore schmelze ich dahin, und von da an setzt die Endorphinausschüttung ein. Tolle Momente, wohin man sieht. Spontan vorne dabei: Norris kommt nach Hause, wo er Barbara Carrera beim Großreinemachen überrascht. Nach einer kurzen Standpauke holt er die von ihr weggeworfenen Bierdosen wieder aus dem Mülleimer heraus und stellt sie zurück in den Kühlschrank ! Was dem einen sein Magnum, ist dem anderen sein Hansa-Pils.
„Invasion USA“ (Joseph Zito)
Von dem Tage an, als ich von der deutschen Scheibletten-Veröffentlichung erfuhr, hab ich mir 'nen ziemlichen Keks gefreut. Der Film war während meiner leichtmatrosigen Jugendzeit doch ein echter Stimmungsmacher in Intellektuellenkreisen. Ein wenig enttäuscht hat er mich nun doch, denn Mancherlei wirkte mittlerweile ein bisschen befremdlich. Die weibliche „Hauptrolle“ finde ich z.B. komplett überflüssig, Norris wird verhaftet und ist in der nächsten Szene wieder frei, die genauen Ziele der „Terroristen“ wirken ein wenig verschwommen und von woher genau sich die Kontrahenten Norris/Lynch kennen, habe ich auch nicht so ganz mitbekommen. Kann aber auch an mangelndem Konzentrationsvermögen gelegen haben... Trotz aller Kritik ein ebenso kurzweiliges wie rabiates Vergnügen.
Gegenspieler Richard Lynch möchte ich definitiv nicht im Dunkeln begegnen; ein Gesicht, das nur die Eltern liebhaben können. Als ob man Guido Westerwelle mit einer Kobra gekreuzt hätte.
Meine mittlerweile ins Unüberschaubare angewachsene Sympathie für Chuck Norris bereitet mir derzeit aber Kopfzerbrechen. In Gedanken bin ich in diesem Moment bei Herrn F. aus H., der mich in meiner Jugend immer mit den neuesten Abenteuern des bärtigen Rabauken versorgt hat. Horst, mein alter Freund - du hast es immer gewußt !
#125
Geschrieben 30. Januar 2005, 11:46
Es gibt ja etwas, um das ich meine Frau ein klein wenig beneide, nämlich die Fähigkeit, sich richtig zu gruseln. Etwas, das sich „nur“ im Film abspielt, als bedrückend, ja sogar beängstigend zu empfinden. Wenn sie sich bei „Mindhunters“ die Decke bis fast über beide Öhrchen zieht und dabei die Spannung beklagt, finde ich das nicht nur putzig, sondern auch ungerecht. Ich sage dann, dass genau das ja beabsichtigt sei und ich gerne mit ihr tauschen würde, da mir diese Fähigkeit nämlich vor langer Zeit mal abhanden gekommen ist.
Seit vergangener Nacht habe ich wieder eine exakte Vorstellung von dem Gefühl, das einen überkommt, wenn man etwas sehr, sehr unheimlich findet.
Von einer Geburtstagsfeier recht spät heimgekehrt, habe ich trotz beginnender Müdigkeit das Ding in den Player gelegt, da ich darauf noch irgendwie Lust bekam. Die DVD mit dem edlen Cover stand bereits Tage im Regal und wartete auf mich.
Je mehr moderne Thriller ich sehe, umso mehr lerne ich ein gemächliches Erzähltempo zu schätzen und so gewann mich der Film recht schnell. Die stimmungsvoll fotografierten Schwarz/Weiß-Bilder komponierten zusammen mit dieser schauderhaft passenden Musik eine Atmosphäre des Grauens. Wie man bis zur Operationsszene als Zuschauer nur mit Andeutungen und Gesten (Christianes merkwürdige Körperhaltung !) „am Leben“ gehalten wird, ist genau der Kunstgriff, den andere eben nicht beherrschen. Auf dieser Klaviatur muß man spielen, damit ich trotz 22,5° Zimmertemperatur zu frieren beginne. Allein wie die Kamera vermeidet, Christianes Gesicht ins Bild zu rücken, um dem Zuschauer somit klar zu machen, das irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht, kann was.
Doch meint man, die Kamera könne nur vermeiden und nicht draufhalten, wird man im Verlauf des Films noch eines viel besseren belehrt…..
Auch das Grundstück des Arztes, aus dessen Kellergewölben man ständig die Versuchshunde heulen und bellen hört, ist genau der Stoff, vor dem mich mein Unterbewusstsein immer gewarnt hat.
Erster Eindruck: Ein von düster Stimmung und Melancholie durchsetztes, erlesen gestaltetes Kunstwerk in zeitlos wirkender Inszenierung. Und noch was: Die Schlußszene ist eine der ergreifendsten und schönsten, die ich je gesehen habe und bringt die beiden wesentlichen Merkmale des Films noch mal auf den Punkt: Poesie und Grauen.
#126
Geschrieben 01. Februar 2005, 20:45
Das Warten hat ein Ende. Dieser, allen Sehgewohnheiten trotzende Nonsens dürfte nicht nur unter den aktuellen IVL-Shaws der interessanteste Beitrag sein. Unbeweibte greifen vielleicht momentan lieber zu „How to Pick Girls Up! “, doch ich erfreue mich stattdessen an Danny Lees schrillen Abenteuern in einem zauberhaften Land fernab jeder handelsüblichen Vorstellungskraft. Man sollte nur nicht dem „Lexikon des internationalen Films“ in die Falle gehen, denn dort liest man was von einem „….Kung-Fu-Märchen auf tricktechnisch hohem Niveau“. Ach so.
Nun, mit dem Kung-Fu-Märchen haben die ja recht, aber das Niveau der Tricktechnik erreicht in etwa die Regionen von „Jim Knopf und die wilde 13“. So etwas sollte jedoch nicht stören, denn einzig der gute Wille, die gute Laune und der totale Irrsinn geben sich ein Stelldichein.
Lee sein Danny verkörpert einen jungen Prinzen, der lieber in Büchern schmökert statt mal zünftige Kampftechniken zu üben. Da sich so was für einen ordentlichen Thronfolger aber ganz & gar nicht ziemt, wird er von seinem Vater zu etwas mehr Training angehalten. Und so spaziert er fortan durch eine quietschbunte Studiowelt, deren absurde Vielfalt hier nur schwer wiedergegeben werden kann und evtl. noch am ehesten der in „The Man Who Saves the World“ ähnelt. Nur das man es hier schafft, ein konstantes Bildformat von 2,35:1 aufrecht zu erhalten.
Was das Drehbuch dem Helden in 72 Minuten Film so alles angedeiht, sprengt eigentlich jeden Rahmen (Spoileralarm für Mitleser):
Er trifft auf eine Kämpferin, die ihre Gegner mit fluoreszierenden Zauber-Schlangen bewirft, die sich durch deren Körper fressen, besiegt eine Riesenpython, deren Blut er trinkt, um unbesiegbar zu werden, begegnet seiner leiblichen Schwester, die aggressive Widersacher mit den peitschenähnlichen Applikationen ihres Kostüms um die Bäume wickelt, wird von dem quasimodesken Schergen seines späteren Endgegners verfolgt; einem grüngesichtigen Zausel mit schaufelradähnlichen Armen, Vampirzähnen und der Sprintfähigkeit eines Sportwagens, landet in einem Verlies, wo er einem Gorilla zum Fraß vorgeworfen werden soll, verspeist einen grünleuchtenden Frosch, den er die ganze Zeit schon in einer Schatulle mitführte, erlangt daraufhin Superkräfte und leuchtet bunt, reißt dem Gorilla einfach einen Arm ab, rennt senkrecht die Wände hoch und entkommt dem Verlies, besiegt den Vampirzausel, indem er dessen Kopf mit Laserstrahlen aus seinen Fingern solange beschießt, bis dieser explodiert, zerschmelzt auch noch den mit ausfahrbaren Metallstelzen ausgestatteten, feuerspeienden Endgegner und reitet mit seiner Herzdame (die mit den Schlangen) endlich in Richtung Sonnenuntergang.
Das war dann auch schon das Wesentliche.
Irgendwas habe ich bestimmt ausgelassen. Vielleicht kommen auch einen Zinnmann, eine Vogelscheuche und ein singendes Mädchen aus Kansas irgendwo vor. Vielleicht war das auch wieder ein anderer Film. Vielleicht ist dieser Film auch zuviel für mich gewesen. Vielleicht auch für andere. Vielleicht auch nicht. Vielleicht mach ich jetzt mal Schluß und geh’ nach Hause. Vielleicht bin ich auch schon dort.
#127
Geschrieben 06. Februar 2005, 10:37
Nachdem Cukor in mir letzte Woche durch seinen reaktionären Kitsch „Die Frauen“ nicht gerade einen neuen Freund gewann, ist es ihm nun bravourös gelungen, diese Scharte wieder auszuwetzen.
Eine opulente Ausstattung, die zeitlose Geschichte sowie wirklich perfekt besetzte Rollen lassen den Film nämlich durch und durch zu einem Genuß werden. Bei mehr als zwoeinhalb Stunden Laufzeit halte ich das für nennenswert.
Die Songs sind ebenfalls mitreißend, was für ein Musical ja nun auch nicht gerade unerheblich ist.
Mit der deutschen Synchro ist das Ding aber ein Fall für ambitionierte Menschenrechtsorganisationen, da Audrey Hepburn hier mit „Berliner Schnauze“ versehen wurde, um das sozial kritische Umfeld sprachlich herauszustellen. Außerdem ist da wieder die Crux mit den Liedern, die sich in Deutsch natürlich ebenfalls reimen müssen, was naturgemäß schon keine Authentizität zulässt.
Also kieken wer lieber im Orjinal, weeste !? Denn da macht der Film schon wegen der schillernden englischen Sprachvielfalt eine Menge Laune, so daß sich die Leihgebür von einem halben Liter Weihenstephan-Fruchtbuttermilch (Erdbeere) doch mal mehr als nur gelohnt hat. Endlich mal wieder Kino für Augen und Ohren, Mann und Frau ! , Hinz und Kunz.
#128
Geschrieben 11. Februar 2005, 06:43
Gestriger Premierenauftritt beim Zoll:
Warum denn ausgerechnet diese Sendung jetzt dort gelandet sei, wollte ich wissen. Nun, das Paket wäre der Post irgendwie suspekt erschienen und infolgedessen dem Zoll übergeben worden. „Es gibt ja auch Sachen, die hier verboten sind, " meinte die Dame "Kinderpornos oder so besonders grausames Zeugs“. „Och, echt ?“ sagte ich ihr und bemühte mich um dieses Nicholas Cage-Gesicht aus „8mm“, als er diesen Snuff-Streifen sieht. Ob ich das Päckchen denn mal aufmachen würde, fragte sie vorsichtig und ich sagte „Kein Problem“, öffnete das Ding und breitete den Inhalt vor ihr aus. Der andere Kram interessierte sie nicht, aber in diesem Cover (Siehe unten) versank die Beamtin dann für viele Sekunden (oder Minuten ?) mit ernsten Sorgenfalten. Wen wundert's, läßt das Artwork ja auch nicht gerade auf eine der vom Versender etikettierten „Musik-DVD’s“ schließen. Ich murmelte dann was von „Musik wäre da ja auch mit drin“, von „großer chinesischer Filmkunst“ und „gewann 1974 einen Oscar für den besten ausländischen Film“ in meinen nicht vorhandenen Bart. Die sachunkundige Dame ließ daraufhin auch prompt von mir ab, worauf ich wieder die kilometerlange Heimfahrt antrat.
Gut, dass ich noch lohnenswertere DVDs dort in Empfang nehmen durfte, denn auch wenn das irgendwie die Mutter aller Frauenlagerfilme sein soll - das Ding ist handwerklich nur bescheidenen Ansprüchen genügend und darüber hinaus auch irgendwie nichtssagend. Diese WIP's sind eh' nicht ganz mein Metier, aber egal - hamwer den halt auch mal gesichtet. Werde ich bestimmt kein zweites mal tun. Für den nächsten Monat ist dann „Lost Souls“ angekündigt, gegen den die Ereignisse hierbei wie Ferien auf dem Immenhof anmuten. Ich ringe noch mit mir, den überhaupt zu bestellen. Man muß ja auch nicht alles haben, denn mit Unterhaltung hatte der, glaube ich, nicht mal im allerweitesten Sinne zu tun. Schaunmermal.
Im Fadenkreuz der Kontrollette: Eine ganz gewöhnliche Musik-DVD.
#129
Geschrieben 11. Februar 2005, 17:02
Die ersten zwanzig Minuten (oder so) hatte ich nicht die leiseste Ahnung, worum es überhaupt ging und was der Film von mir will. Aber mit fortschreitender Hysterie der Hauptfigur nahm der Zug dann richtig Fahrt auf. Hoskins rockt hier quasi den gesamten Häuserblock. Dabei verkauft sich der Film eher über eine „sachliche“ als eine „publikumsorientierte“ Schiene, wo die bösen Buben dauernd One-Liner raushauen müssen und schon aussehen, als ob sie ein imaginäres „20 Jahre Knast“-Schild auf der Stirn kleben hätten. Das wirkt hier alles eher bescheiden, aber nicht minder bedrohlich und dadurch wesentlich authentischer.
Die letzte Sequenz (und eigentlich der ganze verdammte Film) gehört wieder ganz Bob Hoskins. Die Kamera verharrt lange auf seinem Gesicht, als er merkt, daß er die Auseinandersetzung mit dem Feind nicht gewinnen wird. Rien ne vas plus. Alles im Arsch. Ohne Worte. Brillante Szene. Unbeschreiblich. Totaler Geniestreich.
So’n Listen-Architekt wie der Howie bin ich ja nicht gerade, aber dafür lohnt es sich schon beinahe, eine Top-Soundso mit den besten Filmszenen anzufangen, wo diese dann der ersten Platz belegt. Danach lange nichts.
Hervorragender Gangsterfilm, der mir damals komplett entgangen ist. Schön, daß das Medium der DVD sowas wieder an Land spült!
#130
Geschrieben 12. Februar 2005, 14:45
Meine letzte Zusammenkunft mit dem Film hatte ich erst vor wenigen Jahren durch das alte „Thorn“-Tape. Das gab es noch in einer der umliegenden Videobuden zu entleihen, doch der Zustand des Bandes war von einer derart erbärmlichen Qualität, dass ich glaubte, man hätte das Exemplar irgendwo bei einer Darmspiegelung gefunden. Insofern kam dann natürlich nicht so ganz die Stimmung auf, die man sich von einer Poe-Verfilmung Cormans so erhofft und der Film geriet bei mir ins Abseits.
MGMs schwer in Ordnung gehende Preisgestaltung ließ uns zwei Hübsche aber nun erneut zusammenkommen, was dann dank der schönen Bildqualität auch zum erwarteten „Eye Candy“ wurde. Schon bei den heiß + innig verehrten „Die Verfluchten“ sowie „Die Folterkammer des Hexenjägers“ schmelze ich ja förmlich dahin.
Und auch "Pendel" gehört zu diesen filmischen Delikatessen, die sich vor allem über die satten Farben, die Ausstattung, der Kameraarbeit und natürlich Vincent Price definieren. Der Mann verkörpert Besessenheit und Wahnsinn einfach wie kein zweiter. Mit theatralischen Gesten und rollenden Augen swingt er durch die wunderbar ausgeleuchteten Sets und wirkt dabei wie einer, dem man in den spärlicher illuminierten Winkeln seiner quadratmeterstarken Behausung besser mal nicht auf die Fußspitzen tritt. Mit unliebsamen Mitmenschen macht der nämlich wenig Federlesens.....
Mochte es auch sehr, wie die Spannungskurve mit weiterem Entblättern der Geschichte kontinuierlich anzog. Draußen tobte das Gewitter und drinnen der Hausherr - ohne solche Filme wäre die Welt doch ein trübes Jammertal!
#131
Geschrieben 13. Februar 2005, 09:43
Im Bereich Old School-Eastern mit authentischem Kung Fu immer noch die Referenzklasse zusammen mit dem nicht minder grandiosen „Warriors Two“.
Von wegen Wirework und/oder Computereffekte. Hier wird Rasanz mit talentierten Kämpfern, geschicktem Schnitt sowie den richtigen Kamerapositionierungen erzeugt. Und zwar nicht zu knapp: Raise your fuckin’ eyebrows, ladies and gents - Es rappelt im Karton!
Wermutstropfen sind (wie so oft) die Einsprengsel typisch hongkongesischen „Humors“, der mich irgendwie immer an Clownerien im Zirkus erinnert. Und da ich Clowns einfach nur zum kotzen finde, gibbet dafür Abzug in der B-Note.
#132
Geschrieben 13. Februar 2005, 18:51
OK, bildästhetisch ist der Film richtig edel gestaltet und auch die Massenszenen (besonders gen Ende) sind überzeugend eingefangen, doch das ist eigentlich alles für die Katz, wenn ein wirklich bescheuertes Drehbuch und die spielunlaunigen Darsteller es nicht schaffen, irgendwelche Emotionen in mir hervorzukitzeln.
Was die Loren da so zusammenchargiert, hätte ein Regisseur mit Sinn, Verstand und einer frisch gereinigten Brille eigentlich in die Outtakes verabschiedet. Und so habe ich während der Sichtung zwischen 13 und 48mal auf das Zählwerk gelinst. Erst kurz vor Ladenschluß, so bei Minute 170, erweckt der Film noch wenigstens eine Spur von Ergriffenheit. Wegen der dabei dargebotenen Unlogik würde zwar jeder Reitersmann verzweifelt in die Zügel beißen, aber ganz so genau sollte man auch nicht auf Details schielen. Miklos Rozsa, der mit seinem lustigen Orchester ja damals auch andere Monumentalfilme ordentlich durchposaunt hat, gibt sich zwar redlich Mühe, das ständige Brummen und Rauschen der deutschen Tonspur zu überkleistern, aber dadurch wird der Soundtrack irgendwie auch nicht origineller. Zum ersten mal fiel mir heute übrigens auf, dass Charlton Heston, wenn er verschmitzt grinst, ein wenig an Oliver Kahn erinnert.
#133
Geschrieben 15. Februar 2005, 19:06
Der Film -
Die Synchro -
Die Mitguckerin -
Der Tagebuchautor -
#134
Geschrieben 22. Februar 2005, 17:11
Allmählich sollte ich wohl den Kauf der Scheibe in Erwägung ziehen, denn der Zustand meiner Videokopie hat schon kritische Ausmaße angenommen: Der untere Teil des oberen Balkens vibriert, als stünde er unter Starkstrom, die Farben fallen zwischendurch minutenlang ganz aus und der Ton bietet durch sein wohliges Knistern beinahe schon kaminähnliche Behaglichkeit. Der Film fährt allerdings ein derart hohes Tempo, dass ich mir von solchen Unebenheiten nicht die Laune vermiesen lasse.
Als ...räusper... „Italo-Fan“ darf man in Verzückung geraten, wenn David Warbeck durch philippinisches Blätterwerk pirscht und ihm auf der Suche nach dem Sender eines renitenten Radioprogramms allerhand feindlich gesonnene Zeitgenossen vor die Flinte geraten. Vergleichbar mit „Wodoo“ und „The Riffs“ ist das für mich eines der unterhaltsamsten Beispiele für das Ausplündern bewährter und lukrativer Ideen. Herrlich schamlos und unbekümmert werden Zutaten aus „Apocalypse Now“ und „Deer Hunter“ zu einem actionzentrierten Abenteuercocktail verrührt, der mir immer wieder gut bekommt. Wie es sich für italienische Filme i.d.R. gehört, sind Schnitt und Kameraarbeit sehr brauchbar ausgefallen. Wenn mal nicht auf die Tube gedrückt wird, übernehmen fein geschliffene Dialoge das Ruder und sorgen für dieses ganz besondere Ambiente im Gemüt, das der Film im vorherigen Eintrag ebenfalls erzeugen konnte - wenngleich auf deutlich tiefer gelegtem Niveau.
Verzierung dieser Festtagstorte ist selbstverständlich der deutsche Titel. Dem dafür zuständigen Lyriker der legendären „Alemannia/ Arabella“ gilt auch heute noch meine Anerkennung. Junge, komm bald wieder !
#135
Geschrieben 23. Februar 2005, 22:21
Toll fotografierter, durchgängig fesselnder Film, der von Beginn an eine Atmosphäre der Bedrohung erzeugt und zu recht als Klassiker des Paranoia-Kinos gehandelt wird. Der Einfall, das „Shell“-Werksgelände in Essex als Location für die Basis einer außerirdischen Invasion zu nutzen, war ein genialer Schachzug der Macher. Die dort spielenden Szenen sind nämlich von beispielloser Unbehaglichkeit.
Lobenswert, was „Anolis“ da mit seiner „Hammer-Edition“ so geleistet hat. Bei dem ganzen Schmu, mit dem man hier den Leuten oft das Geld aus der Tasche luchst, ist diese Reihe einfach nur erfrischend vorbildlich. Gutes Bild, geschmackvolle Covergestaltung und liebevoll arrangierte Extras sind bei dieser Preisgestaltung offenbar keineswegs selbstverständlich. Hier waren ambitionierte Liebhaber am Werk. Dickes Lob hierfür!
#136
Geschrieben 26. Februar 2005, 10:36
Als Zuschauer macht man hier beinahe ebenso wenig Verschnaufpausen wie die ewig gehetzten Protagonisten. Solche „auf der Flucht“-Filme liegen mir ja seit ich damals bei der Erstaufführung von Hitchcocks „39 Stufen“ gebannt im Kino saß , wobei ich mir aber weitere Vergleiche zwischen diesen beiden Werken verbitten möchte. Unglaublich genervt haben hier allerdings die furchtbar bösen Kraftausdrücke von Bronsons Partnerin. Grundsätzlich keine schlechte Idee, ihm einen konträren Charakter an die Seite zu stellen. Das rückte den Film zeitweise in die Nähe von Screwball-Comedies, doch die völlig unmotivierten Schimpfkanonaden der jungen Autodiebin waren eher auf dem Niveau von Sandkastennutzern und ein zwischenzeitlicher Wechsel auf die Spur mit dem englischen O-Ton rehabilitierte dann auch das vorzeitig mit Verwünschungen überzogene Synchrostudio.
Und der Abgang der Psychopathin (von der leider verstorbenen Carrie Snodgress erschreckend verkörpert) hätte getrost etwas einfallsreicher gestaltet werden können, liebe Herrschaften! Solche Popanze fliegen hochkant aus dem Fenster und bleiben kurz vor dem Aufprall noch mit dem Augapfel an einer Fahnenstange hängen oder dergleichen.
Guter, ansehnlicher Durchschnitt, der temporeich genug war, um zu später Stunde noch wach zu halten.
#137
Geschrieben 26. Februar 2005, 21:57
Was für ein selten dämlicher Schwachsinn! Bin verärgert.
#138
Geschrieben 01. März 2005, 21:34
Film war wie immer ²!
Interessant sind ja diese psychologischen Tests, wo der „Patient“ aufgrund ihm vorgelegter Bilder spontan sagen muß, was ihm denn gerade dazu einfällt, worauf der Arzt dann anhand der Assoziationen die Psyche des Teilnehmers besser ausloten kann. Ob sowas wirklich gängige Praxis ist, kann ich nicht sagen - in Filmen sieht man sowas aber immer mal wieder. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es in „Take the Money and Run“ bzw. „Woody, der Unglücksrabe“ eine Szene, in der Woody Allen bei genanntem Test in einem undefinierbaren Wasserfarbenklecks erkennen will, es handele sich um „…zwei Elefanten, die einen Männergesangsverein bumsen“.
Sollte ich irgendwann einmal in die Klauen solcher Doktoren geraten (und die Chancen stehen derzeit besser, denn je), würde ich bei der Frage, was mir denn zu diesem Hitchcock-Klassiker einfiele, garantiert antworten: „Champagner“!
#139
Geschrieben 02. März 2005, 16:44
Hat mir sowas von überhaupt nicht zugesagt, dass jedwede Begründung dazu die reinste Zeit- und Energieverschwendung wäre.
#140
Geschrieben 21. Mai 2005, 15:29
Männerphantasien… . aber dank Monica Zanchi von extrem spaßigem Zuschnitt. Die gibt hier den zur Beruhigung ins Kloster geschickten sexbesessenen Vulkan dermaßen over the top, dass die Leinwand schmilzt. Achsel- und Schamhaare wurden hier auch noch nicht abgemacht.
„Suspiria“ (Dario Argento)
Ist doch im Kino noch mal ein deutlich anderes Kaliber als auf DVD. Das Seherlebnis speziell dieses Films ist natürlich stark von der Qualität der Kopie abhängig, doch da hat das Komitee ein echtes Prachtexemplar an den Start gebracht. Noch nie habe ich eine „Buio Omega“-Sitzung erlebt, bei der die Besucher so ehrfürchtig dagesessen haben….
#141
Geschrieben 16. August 2005, 18:45
Gestern Abend auf ARTE: „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders. Ich freu mir 'n Keks. Wollte ich längst schon sehen, vor allem, da mir sogar das Hollywood-Remake gefiel. Und schon wieder einen potenziellen Blindkauf für über 20 Euros beerdigt. Erwartungsfroh bis zur Hutkrempe mit einem leckeren, extragroßen Gläschen feinster schottischer Brennkunst (Ardbeg, 10 Yrs.) ausgestattet und dann sowas. Selbstgefälliges Poesie-Geknorpsel, das in jeder einzelnen Szene auf Wichtig macht und mich damit grenzenlos anödet. Putzige Idee, die Gedanken von Personen ebenfalls in einen Akzent zu kleiden, doch kein ausreichender Grund für tiefergehendes Philosophieren. Film und ich wollten nicht verschmelzen. So etwa bei Minute 80 eingepennt und das Ende somit verpasst. Oder doch nicht ? Der Whisky war jedenfalls das einzige Meisterwerk, das ich gestern Abend sah. Besser als gar keins.
Heute dann: „Harley Davidson & the Marlboro Man“ von Simon Wincer. Musste halt auch mal geguckt werden, bevor die DVD als Medium dereinst abgelöst wird. Lässt von Besetzung und Titel schon auf totale Proll-Kacke schließen. Resümee: Film war die totale Proll-Kacke, jedoch großartige Unterhaltung ohne einen Furz von Bedeutsamkeit und Wichtigtuerei. 90 depperte Minuten Kurzweil für ewige Kindsköpfe wie mich. Anhand dieser beiden Filmen offenbart sich auch das ganze Dilemma eines persönlichen Bewertungssystems mit Zahlen oder Sternchen, denn gerade bei diesen ganz und gar konträren Titeln ist wohl die Tagesform ein ernstzunehmender Faktor.
#142
Geschrieben 24. August 2005, 20:03
Was hab’ ich nur verbrochen ? Ich putze mir regelmäßig die Zähne, grüße meine Nachbarn, bescheiß das Finanzamt nicht und schalte - entgegen dem heutigen Zeitgeist - auch bei schlechten Sichtverhältnissen das Abblendlicht ein. Doch noch nie habe ich so viel Mist gesehen wie in diesem Jahr - und wir sind nicht mal im Herbst angelangt ! Ein Fluch vielleicht ?
Einer der Protagonisten des Films sprach’s bereits im ersten Drittel gelassen aus: „Und laß endlich deine 80er-Jahre-Kacke !“ sagt er da und artikulierte damit haargenau meine Gedanken über dieses Machwerk.
Den Grundstein für das Desaster legt schon das Drehbuch, doch das eigentliche Ärgernis sind die Actionsequenzen, deren mangelhafte Montage permanent Dynamik mit Hektik verwechselt.
Eine „Worst of 2005“-Zwischenbilanz:
1. Troll 2
2. Devilman
3. Eine total, total verrückte Welt
4. Kamikaze 1989
5. Suicide Circle
6. Death Machine
7. 8 Millimeter
#143
Geschrieben 30. August 2005, 17:08
Hatte ich ursprungs eher für meine Frau als für mich ins Haus geholt, doch zu meiner größten Überraschung war das ein fotografisch wie schauspielerisch ganz vorzüglicher Thriller, mit dem Pollack allerdings nicht ganz die Klasse von „Firma“ und erst recht nicht von „Condor“ erreicht. Wen das Getue um ein geplantes Attentat auf einen umstrittenen Politiker nicht juckt, kann sich an dem hauchzarten Herantasten der beiden Hauptfiguren delektieren. Zur Darbietung von Madonnas Ex geht mir das Urteil „erstklassig“ ganz leichthändig ab und Nicole Kidman wirkt so…. verjüngt. Auch der Regisseur ist hin und wieder mal im Bild und trotzt mit seiner unverwechselbaren Brille erneut allen augenoptischen Modetrends seit etwa 1970. Doch in erster Linie dank der positiv unzeitgemäßen Inszenierung beinahe ein Eldorado für Oldschool-Aficionados.
#144
Geschrieben 01. September 2005, 14:50
Beizeiten zieht es mich ja auch jenseits der monatlichen „Buio Omega“-Sitzungen in den „normalen“ Kinobetrieb. Warum also nicht auf der persönlich noch immer nicht abgeebbten „Big Fish“- Begeisterungswelle in den nächsten Multiplex surfen ? Hinaus aus dem kapitalistischen Muff des Büroalltags und lieber hinein in die bonbonfarbene Welt von Willy Wonka, um den sommerlichen Temperaturen eine lange Nase zu zeigen. Das erfrischendste zuerst: Außer mir sind nur wenige Mitmenschen so beknackt, sich bei solchem Kaiserwetter nachmittags ins Kino zu hocken. Da war ich ja schon mal ganz Sieger.
Der Film an sich begann dann auch äußerst vielversprechend. Das Setting, das Burton mal wieder anbietet, ist selbst für seine Verhältnisse absolut berauschend; die Fabrik, genaugenommen die ganze Stadt, ist allein das Eintrittsgeld wert ! Würden alle Produktionsstätten da draußen diesen Look haben, dürfte der Krankenstand bald schon auf einem Rekordhoch liegen. Charlies Zuhause steht dieser Skurrilität mit seinem asymmetrischen Detailreichtum kaum in etwas nach. Und bei der genialen Verkaufsidee mit den beigelegten Eintrittskarten wurden Erinnerungen an die eigene Kindheit wach, in der ich mich das letzte Geld für Panini-Sammelbildchen zusammenkratzen sehe. Niemals habe ich auch nur ein einziges dieser Fußball-Alben komplettieren können, doch für die ganze Kohle hätte ich mir damals auch genausogut einen kompletten Fuhrpark Bonanza-Räder anschaffen können.
Ich will mich hier nicht weiter mit der Story aufhalten, doch nach perfekt aufgebauter Spannung nimmt der Film mit Beginn der Fabrikbesichtigung und dem ersten Auftritt von Johnny Depp eine für mich unerfreuliche Wende. Die Düsternis weicht einem trippigen „Wizard of Oz“-Ambiente mit vielen Farbstoffen und computergenerierten Geschmacksverstärkern und man darf sich Wonkas Erziehungsmethoden der vier Arschloch-Kinder widmen. Und die waren dann auch das Unerfreuliche am Ganzen. Nicht nur wegen grober Unwitzischkeit oder der (zugegebenermaßen sehr plumpen) Pädagogik, sondern den singenden Zwergen. Zwerge gehören zum Märchen ja genauso wie plumpe Pädagogik, doch wenn ich diese knallbunt gekleideten Wichte sehe, die Tanz- und Gesangseinlagen abspulen, kann ich gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte. The perfect Stuff Nightmares are made of ! Glücklicherweise eine Aversion, die für das Durchschreiten der Realität ja eher irrelevant ist, denn wo trifft man schon auf singende Zwerge, wenn nicht hier ? Schlimmer wäre ja eine Aversion gegen Hunde oder Linienflüge. Würde das Leben wirklich erschweren.
Doch was soll ich groß herumblödeln - am Ende hat mir der Film dann trotzdem irgendwie gefallen. Das Schlussbild und die insgesamt wunderbar gutmütige Attitüde entschädigte mich dann beinahe schon für singende Zwerge - das will verdammt was bedeuten.
#145
Geschrieben 05. September 2005, 18:49
Keine Ahnung, was alle an diesem Film so dolle finden. Vielleicht muss man einem bestimmten Jahrgang angehören, aber es scheint einfacher, eine Frau mit Vollbart aufzutreiben, als einen Menschen, der diesen Film nicht mag. Eine Art Nostalgiebonus kann er jedenfalls nicht verbuchen, fiel ich ja bei der Erstauswertung damals nicht mehr so ganz in den Kreis der Zielgruppe.
Es geht hierbei eigentlich ganz charmant los mit dem jungenhaften Abenteurergeist, dem Fund der Schatzkarte und der herbstlichen Landschaft. Überhaupt: Der Ort hat so ein herrlich stimmungsvolles und wohliges Ambiente, wie ich es bisher nur in „Twin Peaks“ vorgefunden habe. Man kann das Laub förmlich unter den Schuhsohlen knistern hören und ist gewillt, sich eine Tasse heißer Schokolade zuzubereiten.
Corey Feldman sorgt (vor allem in der Übersetzungs-Szene mit der neuen Haushälterin) sogar für ein wenig erwachseneren Humor, was angesichts der Frühreife des Darstellers auch kaum Zufall sein dürfte. Doch bald schon wird’s im doppelten Sinne unterirdisch. Die Schatzsuche durch die Höhlen und Gänge mit allerlei fiesen Fallen erinnert mich durch die für meinen Geschmack einfach zu geleckt aussehenden Sets irgendwie stark an die Optik irgendwelcher verschissenen Vergnügungsparks. Hier sieht aber auch gar nichts aus, als wäre es bereits vom Zahn der Zeit angeknabbert. Es hätte zumindest die Möglichkeit bestanden, dem Zuschauer dort unten eine schauerliche Atmosphäre zu kredenzen. Dafür reißen die Goonies jedoch angsterfüllte Grimassen en masse und kreischen bei jeder sich bietenden Gelegenheit hysterisch herum. Wären die Bälger nicht solche hyperaktiven Nervensägen, hätte mir das eine Menge mehr Spaß gemacht. Ich kann mich ad hoc an keinen Film erinnern, in dem Leute derart häufig kreischen oder durcheinander quasseln. Schlimmer als bei Sabine Christiansen !
Vor allem der Dicke ging mir unerhört gegen die Hutschnur und ich hätte mir gewünscht, die Fratellis hätten diesem adipösen Jammerlappen bereits frühzeitig die Stimmbänder durchtrennt, aber -hey- das ist schließlich ein Film für die ganze Familie, oder ?
#146
Geschrieben 06. September 2005, 16:54
Echt Zufall, aber so ist das mit Erinnerungen an das Filmjahr 1985: Was dem einen die „Goonies“, sind dem anderen die Filme der CANNON und seit kurzem dürfen wir dann auch ein besonders schönes Exemplar auf dem hiesigen DVD-Markt begrüßen.
Bronson möchte seinem alten Kumpel „aus Korea“ einen Besuch abstatten. Doch leider wohnt dieser nicht in einer adretten Wohnsiedlung mit weißen Zäunen sondern einem heruntergekommenen Großstadt-Ghetto, bei dem man statt dem Geräusch des Rasenmähers vornehmlich die entsetzten Schreie frisch bestohlener Personen vernimmt. Hier haben üble Punks (in der dt. Synchro natürlich Punker) die Macht. Diese malen sich nicht nur Buntes auf die von Grüblerfalten zerfurchte Stirn, sondern verkaufen auch noch Rauschgifte und nehmen fremde Handtaschen in ihren Besitz ! Übel, übel und so findet er den Freund aus der guten alten Zeit leider nur noch sterbend vor und hier punktet der Film dann erstmalig mit einem erfrischenden Schwall unfreiwilligen Humors: Marodierende Straßengangs wüten allabendlich schlimmer als die Horden von Dschingis Khan, ohne dass Freund und Helfer in der Nähe ist, doch kaum hat Karls Ex-Kollege die Schwelle überschritten, ist die Polente vor Ort und verhaftet Bronson unter Mordverdacht ! Doch der Polizeichef weiß sowohl um die Vorgeschichte des Inhaftierten als auch die Unsitten in der rechtsfreien Zone und läßt den steingesichtigen Abräumer kurzerhand frei, sodaß sich der Rest von ganz alleine entwickelt....
Und so kommt's dann auch knüppeldick. Karl errichtet in der Wohnung des frisch dahingerafften Kumpanen sein neues Hauptquartier und bald schon baumeln unter tosendem Jubel braver Bürger die Überreste des ganzen Verbrecherpacks von beinahe jeder Feuerleiter in da Hood.
Das läßt das Szenario im letzten Drittel beinahe wie in einem Endzeitfilm erscheinen und hier unterscheidet sich der dritte Teil auch deutlich von seinen beiden Vorgängern. Dort hat man sich wenigstens auf emotionaler Ebene noch um einen halbwegs interessanten Grundstein für Bronsons Rachefeldzug bemüht, aber „das Verbrechen“ wird hüben wie drüben derart grotesk überspitzt, daß keinerlei Realitätshaftung zustande kommt. Besonders deutlich wird das bei der Ermordung seiner neu gewonnenen Freundin. Wie selbstverständlich wird die Tragödie hingenommen. Das macht den Film m.E. auch ideologisch nicht so angreifbar und „kontrovers“ wie die Prequels. Der Rächer Paul Kersey ist zur Comicfigur verkommen.
Imponierend trotzdem wieder mal die stoische Art der stets väterlich wirkenden, in sich ruhenden Hauptfigur.
Beim kühlen Bierchen extremst unterhaltsam aber der zweite Teil bleibt für mich der Beste. Demnächst in einem nahe gelegenen Theater....
#147
Geschrieben 08. September 2005, 07:32
Es gibt sicher unzählige Wege, sein Publikum zu unterhalten. Welcher hier eingeschlagen wurde, entzieht sich auf Anhieb meinem Verständnis.
#148
Geschrieben 08. September 2005, 17:00
Der beste Türsteherfilm aller Zeiten ? Vermutlich. Auch wenn diese funkelnde Medaille in ihrem Stellenwert ähnlich zu positionieren ist wie der Meistertitel des besten kenianischen Skatspielers, verkocht dieses äußerst kurzweilige Bambule-Filmchen seine bewährten Zutaten zu einem würzigen Sud. Viele prügelfreudige Landeier treffen wiederholt auf den charismatischen Hauptdarsteller und der hat mehr Dampf in den Fäusten als das Duo Spencer/Hill und dann wird das ganze noch mit ein wenig Romantik, Pyrotechnik und einem instrumentbetonten Soundtrack gewürzt. Und als Verzierung obendrauf noch klasse Schauspieler wie Ben Gazzara als rücksichtsloser Boss der ganzen Redneck-Stinkstiefel und Sam Elliott als väterliche Türsteher-Legende Garrett.
Man kann es auch so hübsch formulieren, wie auf der Rückseite der englischen DVD: From the producer of “Die Hard” and “Lethal Weapon” comes a sexy, action-packed adventure that pushes the envelope for high-octane thrills. Patrick Swayze stars as one of the screen’s most unforgettable heroes, charged with magnetic charm and lightning-fast martial-arts moves. - Mann, ist das süß !
#149
Geschrieben 14. September 2005, 16:44
Im Grunde wusste ich schon nach wenigen Minuten, daß der Film nichts für mich ist.
Eine äußerst bizarre Geschichte um ehemalige siamesische Zwillinge, deren schwangere Ehefrauen bei einem Autounfall ums Leben kommen, weil gerade ein Schwan durch ihre Windschutzscheibe donnert. Die einzig Überlebende des Unfalls verliert an dessen Folgen leider ein Bein, und die Zwillinge entwickeln zunehmend eine sexuelle Beziehung zu ihr, die dann letztlich in einer Schwangerschaft gipfelt. Desweiteren beschäftigen sich die beiden Witwer mit dem organischen Zerfall von totem Getier. Das hat dann zwischendurch immer wieder eingeschobene Zeitrafferaufnahmen verschiedenster Verwesungsprozesse zur Folge. In einer Art Nebenhandlung (?) gehts dann auch noch um die Faszination einer Prostituierten zu Zebras, was ich aber nicht mit Sicherheit sagen kann, da ich permanent die Übersicht und damit auch die Konzentration verlor. Überhaupt wirkte alles ziemlich unzusammenhängend, auch das Erzähltempo kam mir irgendwie sehr konfus vor.
Leider hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, den übergeordneten Sinn des Ganzen zu begreifen und somit Interesse am Geschehen zu entwickeln. Das eigentlich unerquickliche war aber, daß Bildkompositionen und Musik ständig den Eindruck erweckten, mir etwas ungeheuer Wichtiges mitteilen zu wollen, ich diese Chiffren jedoch nicht zu deuten wußte. Vielleicht hätte ich hin und wieder mal die Pausetaste drücken und das Standbild eingehender betrachten sollen, aber das kann es ja wohl auch nicht sein. An einem Punkt schierer Hoffnungslosigkeit angelangt kam mir im weiteren Verlauf der Sichtung die Zeichentrickfigur „Wickie“ in den Sinn und so machte ich infantilerweise mit dem Zeigefinger reibende Bewegungen rund um meine Nase, in der Hoffnung ein Ausrufezeichen würde plötzlich über meinem Kopf erscheinen - aber nichts dergleichen geschah. Es war zum Verzweifeln. Jammerschade, denn prachtvoll ausgeschaut hat der Film nun wirklich.
Schlußstrich: War nix ! Ich tendiere ja ohnehin zu der Sorte Kino, das in erster Linie Emotionen erzeugt und nicht allein auf den Kopf zielt. Könnte natürlich am Kopf liegen.
#150
Geschrieben 14. September 2005, 21:14
Landauf, landab als Insidertipp gehandelter "Halloween"-Vorläufer, der zwar hier und da seine Momente hat, insgesamt aber an viel zu viel logischen Unebenheiten krankt. Die Qualität der soeben erschienenen DVD ist obendrein auch nicht das Gelbe vom Ei.
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