Der Monroe ihre dicken Hupen
#151
Geschrieben 12. September 2005, 17:36
Einer meiner persönlichen Favoriten von Peckinpah und ein absolut grimmiger Film, der ein ziemlich unschmeichelhaftes Bild der menschlichen Spezies zeichnet. Männer sind dumm, feige und brutal, die Frauen müssen unter ihnen leiden, und am Ende sind alle tot.
Das die Welt ohne Männer möglicherweise ein besserer Ort wäre, macht Peckinpah schon in der ersten Szene deutlich: ein See, ein idyllisches Plätzchen, eine Schwangere erholt sich am Wasser. Dann taucht eine zweite Frau auf, bittet die Schwangere hereinzukommen, man wolle sie sprechen, Männer treten ins Bild, reiten auf Pferden vorbei, fahren mit dem Auto vor, alle schwer bewaffnet: Das Idyll ist gestört.
Alle Gewalt ist sinnlos in diesem Film. Der titelgebende Mordauftrag gleich aus zwei Gründen: Erstens ist Alfredo Garcia längst tot, umgekommen bei einem Autounfall, zweitens ist der Mordauftrag sowieso ein rein ritueller und formaler Akt, der die Ehre von El Jefe, einem mexikanischen Patriarchen wie er im Buche steht, wiederherstellen soll, die Alfredo Garcia durch die Schwängerung der 15-jährigen Tochter El Jefes geschmutzt hat. Als Ben (Warren Oates) diesem am Schluss den Kopf Garcias vorlegt, interessiert er sich schon nicht mehr dafür. Alle, die auf dem Weg dorthin bereits gestorben sind – unter anderem Bens Verlobte –, sind buchstäblich für nichts gestorben.
Peckinpah inszeniert die schaurige Jagd nach dem Kopf eines Toten als Roadmovie. Die Reise durch Mexiko führt den schmierigen Pianisten Ben in immer tiefere Abgründe. Seine Gier nach dem Geld, das für ihn den Start in ein neues Leben bedeutet, kostet ihn nicht nur das Leben seiner Geliebten, es macht ihn auch zum Mörder, bevor er dann am Ende selbst ins Gras beißen muss.
Wie in allen Peckinpahs ist auch BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA oberflächlich leicht als Machokino abgetan. Wer jedoch wachsamen Blickes und Ohres dem Geschehen beiwohnt, wird reich belohnt mit klugen Betrachtungen zum Leben und einer intelligenten Reflexion über die Dynamik von Gewalt. Und wer etwas für den französischen Esistenzialismus übrig hat, kommt an Peckinpahs Filmen eh nicht vorbei.
#152
Geschrieben 12. September 2005, 17:59
CASINO orientiert sich strukturell ziemlich stark an GOODFELLAS, was nicht unbeding schlecht ist: Beide Filme sind in einer Rückblende erzählt und stellen eine Art Lebensbeichte dar. Konzentriert sich GOODFELLAS besonders auf das Treiben der Mafia in den 60ern und 70ern, so deckt CASINO die 70er- und 80er-Jahre in Las Vegas ab. Robert DeNiro erzählt – zunächst scheinbar aus dem Jenseits – von seinem Aufstieg zum Chef des Tangiers-Casinos und seinem unaufhaltsamen Abstieg. Diese persönliche Geschichte ist natürlich eng an die Geschichte der Mafia geknüpft, deren Einfluss in den 80er-Jahren schließlich ebenso schwinden sollte.
Wie in GOODFELLAS und in allen vergleichbaren Filmen Scorseses schafft er es auch hier, eine Epoche lebendig werden zu lassen. Aber nicht nur in Punkto Ausstattung und Musik gelingt ihm die perfekte Mimese, sondern auch atmosphärisch. Die Schauspieler sind beängstigend gut: Vor allem die Duelle zwischen De Niro und Sharon Stone (als koksendes, geldgeiles Miststück ohne jegliches Verantwortungsbewusstsein) haben mich gefesselt. De Niro, der ja mittlerweile immer ein bisschen vorhersehbar ist, ist hier glaubwürdig wie nur was. Besonders in der Restaurant-Szene (seine Frau hat gerade die gemeinsame Tochter ans Bett gefesselt zurückgelassen) hätte ich wahrscheinlich genau solche Schwierigkeiten gehabt, an mich zu halten, wie er.
Was unterscheidet CASINO von GOODFELLAS? Nun, zum einen gibt es mehrere Erzähler. Joe Pesci gibt dann und wann auch seinen Senf zum Geschehen dazu und wiederholt sonst seine Rolle aus GOODFELLAS nahezu 1 zu 1. Thematisch ist CASINO etwas persönlicher angelegt: Hier ist es fast immer der so genannte human factor, der die Probleme bringt, das Nicht-Vorhersagbare, während es in GOODFELLAS noch die systemimmanente Dynamik war, die alles zum Scheitern brachte. So ist es für Robert De Niro ausgerechnet die Liebe, die seinen Untergang besiegelt, der Mafia kommt man auf die Schliche, weil ein Mitglied der Familie seine Emotionen nicht im Griff hat, Pesci geht drauf, weil er mit der falschen Frau ins Bett gehüpft st.
Toller Film, immer wieder.
#153
Geschrieben 12. September 2005, 19:48
Nachdem ich schon viel Gutes von diesem Film gehört hatte, konnte ich mir anhand der schönen neuen DVD endlich selbst ein Bild machen. Wie so oft, wenn man durch fremde Lobeshymnen aufgeputscht an einen Film geht, ist es schwer, das Gesehene mit dem, was man darüber gelesen und erwartet hat, in Über-einstimmung zu bringen. Auch dieser schöne Polizeifilm von Massimo Dallamano muss darunter etwas zu unrecht leiden.
DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER ist ein sehr sachlicher Thriller, der es nicht nötig hat, Sensationen marktschreierisch feilzubieten. So ist es auch nicht leicht, einzelne Aspekte besonders hervorzuheben: Der Film überzeugt als Ganzes, ohne sich dem Zuschauer aufzudrängen. Ein paar happige Blutszenen gibt es dennoch. Das Thema Kinderprostitution wird völlig konträr zum deutschen Titel sehr behutsam behandelt und mit des Italieners liebstem Topos vermengt: der Korruption des Staates und der Ohnmacht des Einzelnen.
Im Gegensatz zu anderen Filmen dieser Zeit, wird aber nicht der Schluss nahegelegt, die Selbstjustiz sei das Alleheilmittel – Dallamano belässt es bei der Diagnose und umschifft so relativ stilsicher die Untiefen der Exploitation (die ich natürlich auch sehr mag!). Dabei unterstützen ihn auch die guten Darsteller, allen voran Claudio Cassinelli, der ein gutes Jahrzehnt später beim unsterblichen PACO – KAMPFMASCHINE DES TODES (DVD, bitte!!!) den Vic Morrow machte und sich den Kopf am Rotor eines Hubschraubers stieß.
Auf dem deutschen Cover prangt in fetten Lettern der Name von Mario Adorf, der aber – nachdem er in den ersten zehn Minuten des Films sehr präsent ist – bald schon völlig von der Bildfläche verschwindet. Er hat aber dann doch noch zwei grandiose Szenen gegen Ende des Films. Trotzdem irgendwie gemein, diese Fehl-behandlung. Aber darauf hat sich der Verleih auch früher schon verstanden: Der deutsche Originaltrailer rührt nämlich kräftig in der Blutsuppe.
#154
Geschrieben 18. September 2005, 09:56
Nun ja, da ist er. Knapp zwanzig Jahre musste man auf die Fortsetzung von Romeros Zombiesaga warten. In diesen zwanzig Jahren ist eine Menge passiert – unter anderem hat Romero in dieser Zeit den ein oder anderen Rohrkrepierer gedreht – zumindest nichts mehr, was an seine Klassiker herangekommen wäre. Auch LAND OF THE DEAD wäre als Film nicht halb so interessant, wenn es vorher eben nicht NIGHT, DAWN und DAY gegeben hätte. Bei Betrachtung dieses Films kann man zwar eine Besserung erkennen, an das Niveau seiner Vorgänger kann der Film aber leider nicht anknüpfen. Das Geschehen ist zu beliebig, der epische Charakter der Trilogie ist völlig verloren gegangen und auch inszenatorisch ist LAND ziemlich altbacken. Lediglich die Creditsequenz versucht mit fiesen Soundeffekten und zuckenden Standbildern etwa an Zack Snyders Remake und dessen Stil anzuknüpfen.
Positiv könnte man sagen, dass sich Romeros Inszenierung dem sonstigen Standard anpasst, denn sowohl die hölzern agierenden Schauspieler als auch das holprige Drehbuch machen LAND zum schwächsten Eintrag in der Serie. Während die ersten drei Filme Beleg dafür sind, wie man aus einer äußerst reduzierten Ausgangssituation ein Maximum an Spannung undAnspruch herausholen kann, weiß Romero hier sein wesentlich höheres Budget einfach nicht Gewinn bringend einzusetzen.
Und der gesellschaftskritische Subtext, der NIGHT, DAWN und DAY auch heute noch interessant und aktuell macht, wirkt hier einfach plump und aufgesetzt. Der differenzierten Betrachtunsgweise von DAWN wird hier eine Haudrauf-Kapitalismuskritik entgegengesetzt, die offenkundigen bildlichen Anspielungen an die US-Politik mit dem Holzhammer eingebläut, indem man dem Bush-Pendant Mr. K (Dennis Hopper) auch noch wörtliche Zitate in den Mund legt.
Alles in allem ist LAND OF THE DEAD kein schlechter Film. Als Entertainment funktioniert er ganz gut und Zombiefilm-Fans werden an den ausgezeichneten Make-Ups und Effekten ihren Spaß haben. Und besser als das 39. Remake eines Klassikers ist er sowieso – ironischerweise bildet ausgerechnet Snyders DAWN-Remake eine Ausnahme. Vielleicht waren 20 Jahre einfach zu lang ...
#155
Geschrieben 18. September 2005, 10:17
Für Haifischfilme habe ich ein Faible, seit ich im zarten Alter von acht Jahren mit meinem Vater DER WEISSE HAI im Fernsehen sah. Nun muss man sagen, dass man als Haifilmfan einen recht schweren Stand hat: Eigentlich war dieses Genre spätestens mit dem zweiten Teil von Spielbergs Kracher ausgereizt. Castellaris Beitrag wollte ich aber immer schon mal sehen und bei BUIO OMEGA hatte ich jetzt endlich die Glegenheit dazu. Man merkt schon, dass der gute Enzo eigentlich eher in anderen Genres zu Hause ist, denn THE LAST JAWS plätschert recht spannungsarm dahin. Größtes Manko ist naturgemäß das Budget, das wahrscheinlich nicht mal Spielbergs Kaffeekasse gedeckt hätte. So wird man Zeuge unzähliger Hai-Archivaufnahmen, weil man sich halt keinen guten Modellhai leisten konnte. Wenn der Pappfisch mal auftaucht, sieht das zwar ganz gut aus, richtig bedrohlich wirkt es aber nicht, wenn ein Hai regungslos mit offenem Maul aus dem Wasser linst: Ich hatte immer das Bedürfnis, ihm einen Ball zuzuwerfen ... Ich will doch nur spielen, hmmmhmm ...
Natürlich muss so ein Plagiat immer noch einen gegenüber dem Original draufsetzen: Hier ist es gleich der letzte Hai seiner Art, er ist mal mindestens 15 Meter, dann mal nur zehn Meter groß und natürlich ist er auch superschlau. Als die beiden Helden James Franciscus (=Roy Scheider) und Vic Morrow (=Robert Shaw) seine Höhle entdecken – ausgestattet mit einem Haistelltischchen und einer HaiFi-Anlage ist die Haimat des Fisches schnell enttarnt –, kommt der Killer angeschwommen und mauert den Eingang zu. Unsere geweiften Helden wissen sich zu helfen: Da hilft nur die Sprengung!
Richtig cool wirds immer, wenn Catsellari zu seinen geliebten Zeitlupen greift und die Haiangriffe inszeniert wie Pistolenschüsse: Die Attacke auf Enio ist eine echte Augenweide, der fliegt mit Boot zehn Meter in die Luft – vielleicht sogar 15. Ansonsten ist noch die unfassbare Mode hervorzuheben und natürlich der Schnäuz von Gianni Loffredo (=Murray Hamilton).
#156
Geschrieben 18. September 2005, 10:38
Zum zweiten Teil der DEATH-WISH-Reihe mit unser aller Lieblingsvigilant und Schnurrbarttträger aus Überzeugung Chuck Bronson weiß ich gar nicht viel zu sagen. Er ist gegenüber dem fast noch zahmen ersten Teil schon ziemlich far out, aber noch nicht ganz so deliriös wie der wirklich unglaubliche dritte Teil, der meiner Meinung nach in einer Liga mit solchen Klassikern wie RED DAWN, RAMBO II oder INVASION USA spielt.
Auch in Teil 2 wird mal wieder die Tochter von Paul Kersey vergewaltigt (echte Pechsträhne), was erst zu ihrem Selbstmord und dann zu einem entfesselten Rachefeldzug ihres Vaters führt. Echt haarsträubend, was einem hier als staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein verkauft wird. Am Ende schenkt ihm ein Polizist sogar ein Funkgerät, damit er den Polizeifunk abhören kann und so weiter seiner Mission nachgehen
kann!
Insgesamt aber ein bisschen dröge, denn der Film nimmt sich offenbar recht ernst (!!!) und geizt ein bisschen mit dumpfer Gewalt. Lustig ist er trotzdem.
#157
Geschrieben 24. September 2005, 22:58
Mit den Hercule-Poirot-Filmen verhält es sich ein bisschen wie mit den James-Bond-Filmen (den alten natürlich!): Nett anzuschauen, charmant und kurzweilig, als Filme aber nicht (mehr) ganz ernstzunehmen. Altstars tummeln sich in malerischer Kulisse und die Handlung tritt ebenso sehr in den Hintergrund wie die Form.
Im letzten Hercule-Poirot-Film mit Peter Ustinov dauert es eine gute Stunde bis der Mord passiert, dann verhört der Meisterdetektiv die Verdächtigen und präsentiert in einem abschließenden Monolog die Ergebnisse seiner fulminanten Kombinationsgabe. Bis dahin wohnt man mehr oder weniger abgehalfterten Stars bei, die zwar relativ spielfreudig agieren, aber trotzdem eher den Eindruck erwecken, als hätten sie wegen der Verlockungen des Schauplatzes den Vertrag unterschrieben – fast ein bisschen wie beim Traumschiff.
Der Krimiteil ist zwar amüsant, zum Mitknobeln aber ungeeignet. Zum einen, weil zu viele wichtige Informationen entweder zuerst verschwiegen werden oder aber, weil es einfach solche Kleinigkeiten sind, die eine Rolle spielen, dass man einfach nicht drauf kommen kann. So bleiben knapp zwei Stunden zugegebenermaßen kurzweiliges Entertainment ohne großen Nährwert. Für Starfetischisten: Neben "Usti" agieren Diana Rigg, Roddy McDowall, James Mason, Janet Birkin und Maggie Smith. DEATH ON THE NILE gefällt mir besser, MURDER ON THE ORIENT EXPRESS muss ich nochmal sehen.
#158
Geschrieben 24. September 2005, 23:24
Mit seiner ersten Regiearbeit hat George Clooney direkt einen sehr ordentlichen Film hingelegt – auch wenn er sich vielleicht ein bisschen zu sehr auf die spektakuläre und mysteriöse Vorlage verlässt: Der Erfinder solcher Fernsehshows wie "The Dating Game" (=Herzblatt) oder "The Gong Show" Chuck Barris behauptete in seiner gleichnamigen Biografie, nebenbei als Auftragskiller für das CIA gearbeitet zu haben. Der Film geht diesem Doppelleben nach.
Clooney inszeniert seine Story zunächst als Period Piece: Unserer Vorstellung der 50er-Jahre entspricht er mit einer sehr gelungenen Farbgebung, die an die colorierten Fotos aus dieser Zeit erinnert. Auch die Besetzung ist famos: Sam Rockwell ist wirklich toll als sexbesessener Shooting Star der Fernsehproduktion (dessen Errungenschaften noch heute in den hundertfach geächteten Reality-Shows, -Soaps und sonstigen Peinlichkeiten nachwirken), dessen möglicherweise eingebildete Nebentätigkeit ihn schließlich in die gütigen Arme der Paranoia treibt, Drew Barrymore ist seine Geliebte Penny (und muss eigentlich nur süß sein), Clooney selbst spielt den CIA-Mann Byrd, Julia Roberts eine eiskalte Agentin und Rutger Hauer einen depressiven Spion.
Leider geht dem Film im Verlauf ein bischen die Puste aus: Man weiß einfach nicht, wohin das alles führen soll. Vergleichbares hat man in den letzten Jahren auch schon häufiger gesehen – zum Teil besser: Mir fallen jetzt spontan THE AVIATOR, BOOGIE NIGHTS und etwa der deutsche 23 ein. Etwas enttäuschend fand ich auch, dass Clooney sich um eine Stellungnahme zu der Frage, ob Barris, der eitle Pfau, das alles nur erfunden hat, um sich wichtig zu machen, oder ob doch alles wahr ist, gedrückt hat. Etwas unpassende Interview-Einsprengsel mit echten Zeitzeugen führen zu nichts und drängen den Film in eine Ecke, die etwas zweifelhaft ist – ein bisschen mehr Distanz hätte nicht geschadet. Trotzdem ist CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND ein Film, der vieles richtig macht - nur etwas Außergewöhnliches ist er nicht. Schade, denn aus der Vorlage hätte man sicher noch einiges mehr rausholen können.
#159
Geschrieben 25. September 2005, 19:58
Den musste ich mir nochmal ansehen, weil ich soeben das Prequel OLD MEN IN NEW CARS erstanden habe, der mich auf dem FFF 2003 extrem gerockt hat.
Der erste Teil ist ein bisschen "realistischer", noch nicht ganz so überdreht, aber das Erfolgsrezept des zweiten Teils wurde auch hier schon angewendet: Man nehme bitterbösen schwarzen Humor, paare das mit einigen happigen Brutalitäten und politischen Unkorrektheiten und garniere das ganze mit ausgezeichneten dänischen Schauspielern, allen voran Kim Bodnia, der hier den cholerischen Schwerverbrecher Harald Blixen gibt, der nebenbei noch ein Restaurant leitet.
Regisseur Lasse Spang Olsen versteht es wirklich ausgezeichnet, die Überdrehtheiten des Films geschickt mit sympathischem Understatement zu kombinieren, sodass IN CHINA ESSEN SIE HUNDE nicht zur bloßen Farce wird, sondern durchaus auch ernstere, beinahe philosophische Untertöne anschlägt.
Manchmal muss man die Geschmacklosigkeiten – die Hauptfiguren greifen gern zu drastischen Maßnahmen, ohne dafür bestraft zu werden – zu schlucken wissen, um zu erkennen, dass hier nicht nur um der Lacher Willen auf die Kacke gehauen wird. Vielmehr zeigt Olsen, dass Gewalt einen ziemlich großen Reiz und immenses Suchtpotenzial auf den Menschen ausübt – und wer einmal den Geschmack des Verbrechens gekostet hat, der übertritt das Gesetz auch gern ein zweites Mal – auch wenn er kein "böser" Mensch ist. So wird Haralds Bruder Arvid vom neuzeitlichen Robin Hood schließlich zum Mörder seiner Ex-Freundin. Ein bisschen Pech kommt – komödientypisch – natürlich auch dazu.
In der Konstellation von Harald und Arvid liegt auch die Genialität des Films, der – jetzt wo ich beide Filme unmittelbar hintereinander gesehen habe – doch etwas besser ist als das Sequel: Dem Brutalinski Harald wird der sanfte Arvid gegenübergestellt, doch beide nähern sich während des Films immer mehr einander an und man weiß nicht so recht, wer denn jetzt eigentlich die treibende Kraft ist – fast ein bisschen, wie die dänische Version von VON ANGESICHT ZU ANGESICHT.
#160
Geschrieben 26. September 2005, 19:32
Die Fortsetzung zu IN CHINA ESSEN SIE HUNDE ist eigentlich ein Prequel. Das tut aber nix zur Sache, denn die Personenkonstellation bleibt die gleiche, lediglich Haralds Bruder Arvid findet hier keine Erwähnung. Die Story ist – sequeltypisch – nicht mehr ganz so zwingend. Hier geht es lediglich darum, die liebgewonnenen Figuren noch einmal zu präsentieren. So hat das Ganze dann auch etwas weniger Substanz, dafür aber mehr Gags, mehr Gewalt und generell Mehr – nicht immer zum Vorteil des Films.
Faktotum Vuk bekommt doppelt so oft Dresche, am Ende fällt ihm sogar ein Auto auf den Kopf, was er aber überlebt: Die Anleihen bei Cartoons a la TOM & JERRY sind überdeutlich. Als geschmacklosen Höhepunkt macht Olsen einen Frauenmörder zum Bestandteil der Gangsterfamilie um Harald. Es gibt einen bitteren "Er-kann-es-nicht-lassen"-Gag und die süße Iben Hjeile (bekannt aus HIGH FIDELITY) muss auch einiges einstecken.
So ist Olsen eigentlich nicht mehr eingefallen als dass bewährte Rezept etwas weiter auszureizen. Das ist immer noch spaßig anzusehen, insgesamt fehlt dem Film aber etwas das ernste Gegengewicht, das sein Vorgänger hatte, ohne zum Thesenfilm zu verkommen. OLD MEN ist auf den ersten Blick der Film mit den größeren Schauwerten, bietet dafür aber nicht mehr so viel beim wiederholten Sehen. Trotzdem sind beide Filme einfach anders und überaus sympathisch und deshalb langweiligen US-Komödien jederzeit vorzuziehen.
#161
Geschrieben 27. September 2005, 20:01
Ich habe zur Zeit voll Bock auf diese ganzen 70er-Jahre Action-Sachen mit Leuten wie Burt Reynolds, Cahrles Bronson oder Steve McQueen. Viele dieser Filme kenne ich noch aus meiner Kindheit, aber dieser Klassiker hier von DIRTY DOZEN-Regisseur Robert Aldrich mit Oberschnauz Reynolds – gerade überflüssigerweise regemaked mit Adam Sandler – war mir nur vom Hörensagen bekannt. Die schöne neue deutsche DVD macht das Schließen der Bildungslücke möglich, der Film selbst weiß von vorn bis hinten zu begeistern.
Paul "Wrecking" Crewe ist ein ehemaliger Footballsuperstar, der mittlerweile dabei ist, den letzten Rest seines Ruhmes zu versaufen und zu verhuren. Nach zehn Minuten Laufzeit landet er wegen Autodiebstahl, Beamtenbeleidigung, öffentlicher Trunkenheit und Widerstand gegen die Staatsgewalt im Bau – Hut ab, wenn ich einen hätte. Der dortige Direktor ist selbst ein Riesenfootballfan und erhofft sich von seinem prominenten Gast Hilfe beim Training der knasteigenen Wärtermannschaft. Crewe lehnt ab, lässt sich aber durch die entsprechenden überzeugenden Angebote dazu überreden, wenigstens ein Häftlingsteam auf die Beine zu stellen, das den Wärtern als willkommenes Opfer vor der Saison dienen soll. Doch natürlich wollen die Häftlinge ihre Chance nutzen, es den Wärtern auf faire Weise heimzuzahlen ...
Football bietet sich für einen Actionfilm an wie keine andere Sportart. Zum einen, weil es angemessen ruppig zur Sache geht, zum anderen weil das Spiel so unglaublich abstrakt ist, dass man es schon fast als Metasport bezeichnen könnte. Hier geht es um nichts als Raumgewinn, darüber können auch Touchdowns und Fieldgoals nicht hinwegtäuschen. Kein Wunder, dass Aldrich damit was anfangen konnte, quasi DIRTY DOZEN auffem Spochtplazz. So wirkt Aldrichs Film heute auch fast wie der Katechismus für ein ganzes Genre. Allein die verschiedenen Figuren sind schon beinahe archetypisch. Da gibt es den gescheiterten Helden, der ein finsteres Geheimnis im Herzen trägt, den cleveren Hustler, der alles besorgen kann, den tumben Haudrauf, der zwar eigentlich herzensgut aber von tödlicher Durchschlagskraft ist und natürlich die Bösen: Den fiesen, machtbesessenen und größenwahnsinnigen Gefängnisdirektor, seinen schleimigen und hinterhältigen Untergebenen und den kleinen dummen Häftling, der sich von ihnen einspannen lässt.
Das ist - wie gesagt - alles andere als fremd. Aber eben von Aldrich so gut dargeboten, dass man den Unterschied zwischen Vorreiter und Nachzüglern durchaus erkennt. Sehr angenehm, wie roh und ohne viel Firlefanz Aldrich auf den Punkt kommt. Trotzdem weiß er das Geschehen durch toll montierte Split-Screen-Einlagen geschickt aufzupeppen. Das finale Footballmatch ist spannend, dabei aber niemals überzogen. Und auch die Darsteller wissen allesamt zu überzeugen – nicht zuletzt der gute Burt, der zu weit mehr in der Lage ist, als man es ihm allgemein nachsagt. Daran sind die in der Folge erschienenen Starvehikel Schuld. Das hier ist gehobenes Machokino der ansprechenden Sorte, dass – wie etwa die Werke Peckinpahs – hier und da den Geist des Existenzialismus atmet.
#162
Geschrieben 27. September 2005, 20:18
Das zweite Genre, auf das ich zurzeit verstärkt Bock verspüre, ist der klassische Western – ist wahrscheinlich ne Alterssache, denn in den letzten zehn Jahren konnten mich eigentlich höchstens Italo- oder Neo- bzw. Spätwestern begeistern. Jetzt ist die Zeit reif, die vielen Klassiker abzuarbeiten. Nach dem fulminanten THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE war jetzt also THE SONS OF KATIE ELDER an der Reihe, ebenfalls mit dem Duke sowie außerdem Dean Martin, George Kennedy und ... Dennis Hopper.
Im Gegensatz zu LIBERTY VALANCE ist SONS ein bisschen klassischer: Statt dem reflexiven Metawestern gibts hier unter der Regie von Henry Hathaway in erster Linie Abenteuerkino. Dennoch schimmert hier und da auch schon so etwas das durch, was die Pferdeoper kurze Zeit später aussterben ließ: der Zweifel an den eigenen Mythen. John Elder (John Wayne) kehrt anlässlich der Beerdigung seiner Mutter zurück in seine Heimatstadt. Seine Brüder sind auch schon da und man kann nicht behaupten, dass die Einwohner des beschaulichen Clearwater begeistert wären von diesem Besuch. Nicht nur, weil die Brüder ihre herzensgute Mutter (ganz schlimmes Frauenbild wieder einmal in diesem Film: lauter aufopferungsbereite Mamas) im Stich ließen, sondern auch, weil John im Ruf steht, ein Revolverheld zu sein. Der ist nun im Verlauf des Films darauf bedacht, zu beweisen, dass er mit dem Töten nix am Hut hat, und gleichzeitig den Tod seiner Mutter und seines Vaters aufzuklären.
Die Abkehr von den Waffen ist das vordergründige Thema des Films und so verwundert es auch nicht, dass SONS sich über weite Strecken eher wie ein Krimi mit Pferden und Hüten ausnimmt. Das macht aber gar nichts, denn er weiß rund zwei Stunden sehr gut zu unterhalten. Klar, wie bei allen dieser Filme, wirkt auch bei SONS einiges heute mehr als altbacken. Einziges echtes Manko ist m. E. aber lediglich die etwas oberflächliche Charakterisierung, die hier den Brüdern vom Duke zuteil wird: Vor allem Dean Martin wirkt doch mehr als verschenkt. Lustig ist es hingegen, Dennis Hopper knapp vier bis fünf Jahre vor EASY RIDER als Dreikäsehoch zu sehen, den niemand so richtig ernst nimmt ...
#163
Geschrieben 03. Oktober 2005, 08:51
Das hier ist ein Eintrag der dritten Art: denn WÄCHTER DER NACHT habe ich ärgerlicherweise komplett verpennt. Der geregelte Job äußert sich bei mir nämlich dadurch, dass ich am Wochenende bereits um 9 Uhr morgens wach bin, dafür aber dann abends, wenn ich einen Film sehen will, regelmäßig wegpenne. Sehr ärgerlich, vor allem, wenn man auch noch Geld fürs Kino hingelegt hat.
WÄCHTER DER NACHT muss ich also dringend nochmal sehen, vielleicht in einer Nachmittagsvorstellung ... Das, was ich gesehen habe (ca. ein Drittel des Films würde ich sagen), war nämlich durchaus interessant, auch wenn die Lobeshymnen auf Aintitcoolnews natürlich mal wieder extrem überzogen sind. Der Film präsentiert sich inhaltlich als Mischung aus THE MATRIX, BLADE und LORD OF THE RINGS, ist also weniger originell als man erhoffen konnte, hat aber dafür doch eine sehr eigenständige Bildsprache - und darauf kommt es ja bei einem solchen Horror-/Action-/Fantasy-Gebräu nicht zuletzt an. Statt mit CGI-Monstern und flashigen bullet-time-Spielereien und fernöstlicher Kampfkunst rumzuprotzen, arbeitet WÄCHTER verstärkt mit Licht- und Schatteneffekten und ist insgesamt weniger um Coolness bemüht (auch wenn der Held eine Sonnenbrille trägt) als vielmehr um Atmosphäre. Die dem deutschen Kinogänger ja doch sehr fremde russische Kultur sorgt ebenfalls für unkonventionelle Unterhaltung – mich hat es manchmal ein bisschen an die alten tschechischen Märchenfilme erinnert, auch wenn es hier natürlich sehr viel düsterer und ernster zur
Sache geht.
Insgesamt darf man auf die Fortsetzungen – wie auch MATRIX und LORD ist WÄCHTER DER NACHT auf drei Teile angelegt – gespannt sein. Ich persönlich freue mich auf ein hellwaches Wiedersehen mit Teil 1.
#164
Geschrieben 08. Oktober 2005, 08:25
Dieser Giallo mit dem schönen italienischen Titel PERCHÉ QUELLE STRANE GOCCE SANGUE SUL CORPO DI JENNIFER? wurde von Anthony Ascott/Giuliano Carnimeo inszeniert, der u. a. für die wunderbaren SARTANA-Western verantwortlich ist. Dás Drehbuch stammt von Ernesto Gastaldi, dem man solche Knaller wie etwa Margheritis LA VERGINE DI NORIMBERGA, SARTANA – TÖTEN WAR SEIN TÄGLICH BROT, TORSO, DER BERSERKER, NOBODY IST DER GRÖSSTE, den geilen FLUSS DER MÖRDERKROKODILE, FIREFLASH und PACO – KAMPFMASCHINE DES TODES zu verdanken hat. Nebenbei soll er laut IMDB auch an ES WAR EINMAL IN AMERIKA mitgewirkt haben. Eine beachtliche Liste, die zu großem verpflichtet. An THE CASE zeigt sich dieses geballte Erzähl- und Inszeniertalent – für meine Geschmack fast ein bisschen zu sehr, denn ich finde, dem Film könnte etwas weniger Routine nicht schaden. Die Rezension auf IMDB die behauptet, dies hier sei einer der besten Gialli überhaupt, kann ich jedenfalls nur bedingt nachvollziehen.
Der Reihe nach: Zu Beginn gibts erstmal einen Mord im Fahrstuhl. Der Killer (mit Handschuhen) verschwindet, die Mieter entdecken die Leiche und sind nur wenig beeindruckt. Klar, man lebt ja auch in Giallo-Country. Das Haus belongt dem schönen George Hilton, einem jungen erfolgreichen Architekten, dessen Büro jedoch nur wenig von seinem Einrichtungstalent verrät. Die Leichenfinderin Mizar arbeitet in einem mondänen Nachtclub, wo sie die Gäste auffordert, sich ihr im Kampf zu stellen. Die Männer, die sich freiwillig melden, kriegen meist ihr Fett weg. Kein Wunder, dass Mizar die nächste ist: Gialloüblich wird sie auf äußerst umständliche Weise ermordet: Sie wird in ihrer Badewanne ertränkt. Ebenfalls Gialloüblich ist sie tot, noch bevor der letzte Atemzug sie verlässt (man achte auf die Luftblasen). Der schöne George ist hochgradig verdächtig, schließlich war er kurz zuvor noch Zaungast im Nachtclub (den Kampf lehnte er ganz Gentleman natürlich ab).
Auf den Plan treten die dralle Edwige Fenech (Jennifer) und ihre etwas bekloppte Freundin, die vom Hiltons George sogleich in das Appartement von Mizar verfrachtet werden. Völlig schmerzfrei erzählt er den beiden, dass ihre Vormieterin hier abgemurkst wurde, was bei Jennifer, die Mizar von ihrem Modeljob her kannte (beide posierten für denselben – Achtung! – schwulen Fotografen), Entsetzen auslöst, das von ihrer Freundin gleich mal durch einen gelungenen Scherz aufgefangen wird. Von nun an streunt der Killer um die ängstliche Jennifer herum, während die Polizei ratlos nach dem Täter sucht: Ist es der schöne George, der schmierige Nachtclubbesitzer (Luciano Pigozzi), der schwule Fotograf, die geheimnisvolle (=lesbische) Nachbarstochter oder jemand ganz anderes?
Ascott hat das übliche Gialloschema gut studiert (das hier ist ein recht frühes Exemplar seiner Gattung, 1971), hat ansprechende Darsteller versammelt und bügelt das Geschehen mit etwas Sleaze und schwarzem Humor recht ansehnlich auf. Trotzdem ist das Geschehen etwas an mir vorbei gegangen: Es gibt kein echtes Motiv für den Killer, das Personal ist nicht gerade zahlreich und es fehlen ein wenig die Extravaganzen, wie ich finde. Es sollte nicht vergessen werden, dass die Musik von Bruno Nicolai ganz famos ist und die Kamaraarbeit von Stelvio Massi verlässlich wie eh und je – die ganz großen Kameratricks hat er sich aber für die SARTANAs aufgespart. Ach ja, einen hübsch versengten dullen Nachbarssohn gibts auch noch, der so aussieht, als hätte er sich selbst mit Käse überbacken.
Alles in allem ein solider Film, aber bestimmt kein herausragender Vertreter seiner Gattung.
#165
Geschrieben 10. Oktober 2005, 20:54
Nach etlichen misslungenen Anläufen habe ich diesen Film nun auch endlich gesehen und kann die Anchor-Bay-Giallo-Box damit ruhigen Gewissens in den Schrank stellen.
WHO SAW HER DIE? heißt auf italienisch CHI L'HA VISTA MORIRE und hatte auf deutsch ein unsägliches Videocover und den einfallslosen Titel THE CHILD. Die Besetzung mit Einmal-Bond George Lazenby und Adolfo Celi löst nicht unbedingt eine vorzeitige Ejakulation bei Italofilmfans aus und so bin ich an dem Film jahrelang vorbeigelatscht. Zu Unrecht, denn WHO SAW HER DIE? ist ein von Aldo Lado wunderbar inszenierter Giallo, der vor der dankbaren Kulisse eines herbstlichen Venedig spielt.
Die Story ist etwas undurchsichtig und verworren, nur so viel: Es geht um Kindermord, Prostitution, Verschwörung und natürlich Wahnsinn. Aldo Lado geht wie eigentlich immer recht behutsam voran, belässt vieles bei Andeutungen und hinterlässt so viel mehr als einen schnellen Giallo für Zwischendurch. Gegenüber dem kürzlich gesehenen CASE OF THE BLOODY IRIS hat WHO SAW HER DIE? deutlich mehr Substanz und wirkt sehr viel nachhaltiger auf den Betrachter. Dazu tragen auch die Schauspieler erheblich bei, allen voran George Lazenby, den ich hier wirklich hervorragend finde, weil er sehr natürlich wirkt, gerade in den Szenen mit seiner Rollentochter Nicoletta Elmi, die man auch aus PROFONDO ROSSO oder DEMONI kennt. Ein kurzer Exkurs zu dem vielgeschmähten Australier: "Sein" Bond wird ja gern ausgeklammert, den ganzen Ruhm kriegen Connery oder Moore ab. Ich finde jedoch das IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT sehr viel besser gereift ist als alle anderen Bonds. Ich würde behaupten, dass es sich bei diesem Lazenby-Bond um den originellsten und ungewöhnlichsten – und wahrscheinlich deshalb so wenig erfolgreichen – Bondfilm handelt.
Adolfo Celi spielt mal wieder den Fiesling vom Dienst, Anita Strindberg hat schöne Brüste und ist auch sonst recht knackig. Star des Films ist aber ohne Zweifel Lados Heimatstadt Venedig, ohne die der Film nur die Hälfte wert wäre und die Lado perfekt einfängt. Die Settings sind wirklich herausragend. Allein die Actionsequenz in einem baufälligen Lagerhaus, dessen Böden bzw. Decken zum Teil nicht mehr vorhanden sind, ist phänomenal, wie die Kamera sowieso fast immer den richtigen Bildausschnitt findet. Ennio Morricones gruseliger Score, dessen Titelthema von einem Kinderchor gesungen wird und auch als Kinderlied im Film auftaucht, ist ebenfalls nicht von dieser Welt und verursacht ein ums andere Mal Entenpelle.
Ein wirklich schöner Film, bei dem man die niederen Instinkte aber zu Hause lassen sollte, sonst wird man enttäuscht. Sehr geschmackvoll, das Ganze!
#166
Geschrieben 10. Oktober 2005, 21:24
Wer die Doku LOST IN LA MANCHA gesehen hat (siehe auch in diesem Tagebuch), der weiß, dass Terry Gilliam händeringend Geldgeber für dieses Traumprojekt sucht. Ich hoffe, dass sich THE BROTHERS GRIMM, seine erste Auftragsarbeit, für ihn auszahlt und seine Kasse ordentlich klingeln lässt, damit wir demnächst wieder einen persönlicheren Film zu sehen bekommen (TIDELAND lauert ja schon).
Im Gegensatz zu etwa Burtons PLANET OF THE APES ist BROTHERS GRIMM doch noch ganz ansehnlich geworden, auch wenn man die Handschrift Gilliams etwas vermisst. Vielleicht wollte er auch gar nicht, dass man diesen Film als Gilliam-Film identifiziert. So schreit es auch hinter jeder Ecke HOLLYWOOD und das Drehbuch vom derzeitigen Hip-Schreiber Ehren Kruger (ARLINGTON ROAD, SCREAM 3, RING, SKELETON KEY) zeigt sehr deutlich, dass man keine herausragenden Ideen braucht, sondern nur wissen muss, wie man die einzelnen Versatzstücke richtig verbindet.
Es gibt die zwei Brüder (nett, aber unterfordert: Matt Damon und Heath Ledger), die miteinander im Clinch liegen, seit ein Fehler des einen einst den Tod der Schwester bedeutete, sich aber am Ende doch verzeihen: Der eine wird geläutert und verzeiht, der andere kann sich endlich beweisen. Es gibt das Comic Relief, einen Finsterling mit italienischem Akzent, Perücke und schlechten Manieren, der ständig dumme Sprüche reißen darf und am Ende auf die Seite des Guten wechselt (Peter Stormare, nervt). Es gibt den Bösen, der so böse ist, dass er sonst gar nichts ist (Jonathan Pryce, souverän). Und natürlich das Love Interest, eine tapfere Frau, die schmutzig und ruppig ist, kämpfen kann, am Ende aber natürlich doch im weißen Kleid mit Blumen im Haar Ringelpiez tanzt und sich in den einen verliebt – sie müssen halt nur den richtigen treffen, dann werden sie alle zu Hausfrauen ...
Es gibt gelungene und misslungene Effekte, ein Ende, dass dann doch noch keins ist, ein Happy End, das erst eintritt nachdem man dachte, es gäbe doch kein Happy End – sprich alles, was es sonst in Gilliam-Filmen nicht gab, weil er es einfach besser kann und solche Taschenspielertricks nicht nötig hat. Ehren Kruger beherrscht sie alle und baut auch gleich wieder eine Trademark-Pferde-Szene ein, die zwar recht gelungen ist, aber nach RING doch Stirnunzeln verursacht. Ist der mal vom Pferd gefallen, oder was?
Wie gesagt, es ist vieles doof an diesem Film. Aber da sind dennoch die tollen Bilder, die verwunschenen Wälder, durch die man gern selbst wandern würde, die verfallenen, verschlammten deutschen Dörfer, die windschiefen Häuser und unheimlichen Ruinen, die die Fantasie mehr anregen als es der sehr formelhafte Film selbst vermag. Und ein paar hübsche Anspielungen an die Märchen der Titelhelden, die hier schön auf den Kopf gestellt und vermischt werden.
Und nach seinem Münchausen passen die Gebrüder Grimm ja dann doch ganz gut ins Oeuvre Gilliams, auch wenn man das dem fertigen Film leider nicht so ansieht.
#167
Geschrieben 10. Oktober 2005, 21:42
Eine harmlose Komödie der charmanten Art: Als die Kubakrise den atomaren Schlag verheißt, steigt der begnadete Wissenschaftler Calvin Webber (Christopher Walken) mit seiner schwangeren Gattin Helen (Sissy Spacek) in den eigens angelegten Atombunker. Ein zufällig abstürzendes Flugzeug wird irrtümlich für die Atombombenexplosion gehalten und die Türen für die nächsten 35 Jahre verschlossen. Baby Adam wächst zur Musik von Perry Como auf und wird von seinen Eltern nach den strengen Sitten der frühen 60er Jahre erzogen, abgeschottet von der Zivilisation, die nicht etwa im nuklearen Winter zerbricht, sondern weiterhin unbeirrt ihren Weg geht.
Als Adam mit 35 zum ersten Mal die Erdoberfläche betritt, ist er nicht ganz zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Schnell verirrt er sich im L.A. der späten 90er, wo alles anders ist, als er es aus den Erzählungen seines Vaters kennt. Dat freche Gör Eve steht ihm zunächst unwillig zur Seite, bis ...
Jaja, es ist schon klar, was kommen wird. Trotzdem gefällt mir BLAST FROM THE PAST ganz gut. Die Gags sind gelungen und nicht zu hysterisch, der Film hetzt nicht von Pointe zu Pointe, verheddert sich aber auch nicht in seiner oberflächlichen Love Story. Brendan Fraser ist richtig gut und lässt vergessen, dass Alicia Silverstone gar nix kann, außer einen Schmollmund ziehen – ich finde auch, dass sie mit ihren Pommeslocken gut in einer Talkshow auftreten könnte. Christopher Walken und Sissy Spacek sind dafür aber zum anbeten.
Fazit: Keine Sensation (natürlich), aber irgendwie sympathisch, auch wenn eine echte Handlung fehlt.
#168
Geschrieben 16. Oktober 2005, 10:41
Es war seit langem mal wieder ein richtig langer Filmtag. Los gings bei Buio Omega mit Ulli Lommels Psychogramm eines Streifenpolizisten im schmierig-muffigen Deutschland der frühen 70er. Der biedere, vereinsamte Wachtmeister Rahn verguckt sich in ein fesches Jünglein, der mit einem Fuß im Knast steht. Dessen krimineller Kollege sieht in dem Polizisten die Chance, an die große Asche zu gelangen. Denn wenn das rauskäme, ein schwuler Polizist im feinen Deutscheland ... Der hadernde Rahn weiß sich nicht so recht zu wehren, doch als er zurückschlägt, tut er das richtig und entlohnt die Perverslinge mit ehrlichem Blei.
Lommel inszeniert dieses sleazige, sich als "auf einer wahren Geschichte basierend" ausgebende Psychodrama extrem langsam und liefert einige interessante Einblicke in die bundesdeutsche Tristesse des Jahres 74. Bei einigen Szenen hatte ich das Gefühl, mich nicht auf dem Münchner Bahnhof zu befinden (der Film spielt in München), sondern in Albanien. Mein Gott, wie sehen die Menschen alle aus!
Insgesamt ein sehenswerter, wenn auch sehr langsamer Film, der aber einige Lacher provoziert, meist auf Kosten der klischeehaft-sensationalistischen Milieuschilderungen und der Moralvorstellungen, die geradewegs aus EIN MANN SIEHT ROT kommen könnten.
#169
Geschrieben 16. Oktober 2005, 10:46
Schöner Italowestern von Tonino Valerii, den ich leider schon kannte. Zwar war dieser stimmungsvolle Western, dem der Italowestern-typische Exploitationgehalt etwas abgeht, und der mit Giulano Gemma und Lee van Cleef erstklassig besetzt ist, besser als ich ihn in Erinnerung hatte, trotzdem Schlug auch hier wieder der Sandmann erbarmungslos zu. Samstag früh nach anstrengender Freitagnacht mit Frühschoppen im Kino ist echt nicht der ideale Muntermacher. Naja, es gibt eigentlich eh nicht viel zum Film zu sagen, außer, dass es sich lohnt, nach ihm Ausschau zu halten, wenn man auf Italo- und Western allgemein steht.
#170
Geschrieben 17. Oktober 2005, 17:34
Der gute alte reaktionäre US-Action-Fuim ist ja leider irgendwann Ende der 80er/Anfang der 90er gestorben, als man erkannte, dass mit "familienfreundlicher" Action doch mehr Kasse zu machen ist. Seither wird entweder gar nicht mehr gestorben respektive getötet, und wenn doch, dann nur aus Versehen. Dafür gibt es immer einen lustigen Sidekick, ne heiße Schnitte und jede Menge Pillefatz, den eigentlich keiner sehen will.
Solchermaßen vom Actionfilm gefrustet, wandte ich dem Genre meinen Rücken zu, eine Träne kullerte über meine Wange und ich schwor mir, keine halbgaren Actionfilme mehr in der trügerischen Hoffnung auszuleihen, mit Gewalt und guter Laune reichhaltig beschenkt zu werden. So fristete ich mein Dasein mehr schlecht und recht einige Jahre, von einigen raren Lichtblicken am Horizont (BELLY OF THE BEAST zum Beispiel) am Leben erhalten. Bis eines Tages die Kunde eines Films mit dem Wrestler The Rock mein Ohr erreichte ...
Was soll ich sagen, WALKING TALL ist eine echte Zeitreise. Von der ersten Minute an macht der Film keine Gefangenen und verzichtet auf Subtilität heuchelnde Subplots um Paläontologen und Numismatiker und gibt uns darbenden Actionfreunden einfach das, was wir brauchen: auffe Fresse, und zwar reichlich!
Die zahlreichen schmerzhaften (wenn auch unblutigen) Action- und Gewaltszenen heizen ordentlich ein und wecken Erinnerungen an Zeiten, als uns Steven Seagal noch in jedem Film zeigte, wie man gepflegt Arme brechen und trotzdem freundlich grienen kann, und böse Russen von überall mit halsbrecherischen Invasionsplänen in God's own country einfielen. The Rock darf sich mit diesem Film als legitimer Erbe von Steven, Chuck, Arnie, Sly und Co. feiern lassen, wenn er mit einem massiven Kantholz bewaffnet fiese Drogendealer auf den Pfad der Tugend führt.
Diese fulminanten Szenen werden von wunderbar reaktionär-blöden Handlungssequenzen nicht unterbrochen sondern abgerundet: Der vorwitzige Neffe (der eigentlich nicht ungezogen ist, sondern nur unangepasst, wie auch der Felsen einst) erwischt beim Kiffen natürlich zufällig die Crackpfeife, der Felsen selbst verteidigt sich vor Gericht selbst, als sein kriecherischer Anwalt ihm das Schuldeingeständnis nahelegt - The Rock hat mal eben ein Casino zeprflückt und die Security krankenhausreif geprügelt. Doch The Rock glaubt an seine Unschuld und hält eine flammende Rede, die ihm am Ende den Freispruch einbringt. Un-fuckin-believable!
Ich übertreibe hier nicht, WALKING TALL macht echt einen Heidenspaß, ist sauber inszeniert und gut besetzt. Neben The Rock spielt Johnny Knoxville mit und bekommt überwiegend Schläge auf die Nase. Dazu kommt die überaus betrachterfreundliche Spieldauer von rund 70 Minuten, die dafür sorgt, dass man sich mit den Füllszenen nicht zulang aufhalten muss und Bock macht, den Film gleich noch einmal zu schauen.
Bin schwer gerockt vom Rock.
#171
Geschrieben 17. Oktober 2005, 18:30
Diesem Film kommt die etwas undankbare Rolle zu, der Film zu sein, den ich nach WALKING TALL gesehen habe, und auf ihn trifft ziemlich genau zu, was ich in dem Eintrag über selbigen über moderne Actionfilme geschrieben habe. WELCOME TO THE JUNGLE will Entertainment für die ganze Familie sein und setzt daher auf die alle Zielgruppen glücklich machende (?) Mischung aus Exotik (Urwald), Action (The Rock als "Retrieval-Expert" mit Army-Vergangenheit und Waffentrauma), Abenteuer (u. a. muss eine komische Reliquie gefunden werden), Sex (Rosario Dwason aus SIN CITY darf gut aussehen) und Humor (Seann William Scott in der handelsüblichen Sidekick-Rolle).
Das mundet hier und da ganz gut, zwischendurch aber auch mal überaus fad, und insgesamt stellt sich der Eindruck ein, den Filme nunmal hinterlassen, die es jedem Recht machen wollen: Bei richtiger Fokussierung wäre hier deutlich mehr drin gewesen. Es gibt ein paar tolle Bilder, die Actionsequenzen sind gelungen, das Dschungelsetting weiß zu gefallen. Doch am Ende hat man das alles schon mal gesehen und so ist es ein bisschen schade um die guten Momente.
Christopher Walken ist der Bösewicht, Arnie hat einen Cameo, die Eingangssequenz ist klasse. Nett, nicht mehr.
#172
Geschrieben 17. Oktober 2005, 18:55
Die CHUCKY-Serie ist ein relativ ungewöhnlicher Eintrag in der Horror-Sequel-Anthologie: Waren die ersten drei Filme noch nettes aber doch sehr serienmäßiges Handwerk, machte die Reihe mit dem fast zehn jahre nach dem dritten Teil erschienenen BRIDE OF CHUCKY einen gewaltigen Qualitätssprung. Chucky wurde zum echten Hauptdarsteller des Films, man verpasste ihm noch eine schicke Braut und machte so einen waschechten Puppenfilm. Das Ganze wurde mit der nach SCREAM modernen Selbstreflexivität kräftig durchgemischt und durch Ronny Yus Inszenierung aufgewertet. So entstand m. E. ein sehr witziger, origineller und böser kleiner Film, der nun mit SEED OF CHUCKY seine Fortsetzung bekommen hat.
Aus der Ehe (und dem Sex!) von Chucky und seiner Braut ist ein Sprössling hervorgegangen. Der ist allerdings weder Junge noch Mädchen, kann keiner Fliege etwas zu Leide tun und wird von nächtlichen Alpträumen um Mord und Totschlag gepeinigt. Aus seiner misslichen Lage kann ihn nur die Antwort auf die Frage, wer seine Eltern sind, helfen.
Jennifer Tilly braucht neue Rollen. Schon wieder in einem Horrorfilm mitzuspielen, der sich um die Urban Legend um die Mörderpuppe Chucky dreht, stellt sie nicht mehr zufrieden. Die Rolle der Jungfrau Maria in Rapper Redmans Regiedebüt klingt da schon vielversprechender, zur Not will Tilly sich die Rolle auch mit Körpereinsatz erkaufen. Währenddessen wollen Chucky und seine Braut mal wieder ihre Puppenkörper verlassen. Und Chuckys Braut ist entsetzt, was für eine Schlampe diese Tilly ist, denn die soll ihr den neuen Wirtskörper stellen. Chucky hingegen hat ganz andere Sorgen, denn die Gewalt- und Mordresistenz seines Sohnes/seiner Tochter macht ihm schwer zu schaffen. Die Zusammenführung dieser Linien kulminiert unter anderem in Ed-Wood-Referenzen, Gender-Bending-Cross-Dressing-Puppenmord und Ausweidungen.
Ja, richtig, das ist nun überhaupt kein Stück stringent. Wer dem Film vorwürfe, er produziere nur Stückwerk, läge sicher nicht ganz daneben. Dennoch habe ich durchaus meinen Spaß gehabt. Das liegt vor allem an der respektlosen Art und dem Mut, einen Film tatsächlich von zwei Puppen tragen zu lassen. Chucky und seine Braut sind eine echte Schau und wenn der Sohnemann erstmal durch die Schule Chuckys gegangen ist, sehe ich mir auch gern eine weitere Forsetzung an. Vielleicht sollte man aber Abstand von diesen ganzen intertextuellen, selbstreferenziellen, postmodernen Plotsperenzchen Abstand nehmen, denn die führen doch längst zu gar nichts mehr – auch wenn es schon witzig ist, das Jennifer Tilly sich selbst als das totale Rollenklischee spielt.
Was noch auffällt ist, dass der Film hier und da ganz schön zur Sache geht, das aber an zwei Stellen gleich wieder abmildert, indem das Geschehen auf eine Metaebene gehievt wird: einmal ist es nur ein Traum, einmal eine Szene aus dem filminternen Chucky-Film. Ob man da doch ein bisschen Angst vor der Schere hatte?
#173
Geschrieben 17. Oktober 2005, 19:23
Vincenzo CUBE Natalis neuester Film krankt an denselben Schwächen wie weiland CUBE, der dennoch sehr viel runder, befriedigender und vor allem anspruchsvoller war als NOTHING.
Die beiden Sozialversager Andrew und Dave sind die besten Freunde. Um genau zu sein, haben sie niemanden außer sich. Dave ist ein eingebildetes Arschloch, Andrew ein agoraphobischer Paranoiker, der sein Haus (das zwischen zwei Hochstraßen steht) nicht verlassen kann. Eines Tages bricht das Unglück über beide herein: Dave verliert seinen Job, hat eine Klage wegen Veruntreuung hinter sich, seine vermeintliche Geliebte verlässt ihn mit dem Geld, das sie in seinem Namen veruntreut hat. Zuhause bei Andrew steht plötzlich ein freundlicher Herr vor der Tür, der ihnen mitteilt, dass das Haus in Kürze abgerissen wird, dann fängt auch schon die Polizei an, das Haus unter Beschuss zu nehmen. Plötzlich ist alles ruhig. Ein Blick vor die Tür zeigt: Alles ist weg. Um das Haus herum gähnende Leere, das Nichts.
Natali beschäftigt sich in seinem Film mit der Frage, was der Mensch braucht, um glücklich zu sein, was das Wesen des Hasses ist und ob die Welt besser wäre, wenn alles das, was wir hassen, weg wäre. So weit, so interessant. Leider schafft Natali es jedoch nicht, diesem Thema Leben einzuhauchen. Wie schon in CUBE sind die Fuguren schablonenhaft, die Schauspieler agieren wie im Theater. Überhaupt wirkt das Ganze sehr thesenhaft und lehrstückartig. Natürlich sollte in einem Film jede Szene ihren Sinn haben, aber in NOTHING wirkt alles über die Maßen konstruiert. Dave ist ein Arschloch weil Natali das behauptet, nicht weil er es zeigt. Andrew ist zwar eigentlich nicht lebensfähig, einen Job kann er (von zu Hause aus) aber schon ausüben.
Hinter NOTHING steht ein sichtbar höheres Budget als hinter CUBE, daher muss alles auch noch etwas massentauglicher sein. So gibt es einige Comedy-Einlagen, die schlicht albern sind und oft zu lang ausgereizt werden und den Film zum Teil arg in Richtung Kinderfilm drängen – woran abermals auch die Schauspieler Schuld sind. Ich hatte mich wirklich sehr auf den Film gefreut, nach Ansicht bin ich aber doch ziemlich enttäuscht. Die eigentlich tolle Idee wird hier ziemlich verheizt.
#174
Geschrieben 17. Oktober 2005, 19:44
Rob Reiner hat ein paar wirklich tolle Filme gemacht. Da sei nur mal THIS IS SPINAL TAP genannt, den jeder, der eine Affinität zu Rockmusik und Metal hat, gesehen haben muss! Außerdem fallen mir da noch THE SURE THING ein, WHEN HARRY MET SALLY und natürlich STAND BY ME. THE PRINCESS BRIDE ist ein bisschen verschollen, zu Unrecht wie ich finde.
Vom Schleim und Zuckerwatte verheißenden Titel sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn auch wenn es sich hierbei um einen waschechten Märchenfilm handelt, kommen doch auch Erwachsene voll auf ihre Kosten. Über den Inhalt möchte ich gar nicht viel sagen, denn der ist eben recht märchentypisch: Es gibt eine holde Jungfrau, ihren Traumprinzen, den fiesen echten Prinzen, der sie zur Braut nehmen will, dessen Gehilfen und zwei tapfere Recken, die den Helden bei der Eroberung seiner Braut tatkräftig unterstützen. Hinzu kommen ein paar Monster, Schwertkämpfe und die Rahmenhandlung, in der Peter Falk seinem kranken Neffen Fred Savage eben diese Geschichte vorliest.
Was THE PRINCESS BRIDE zum Gewinner macht, sind die tolle Besetzung, die ohne langweilige Superstars auskommt, und der feine intelligente und eloquente Humor, der typische Märchenklischees persifliert, ohne dabei seine Grundlage total zu verraten. Zu den Akteueren gehören neben dem Traumpaar Cary Elwes und Robin Wright-aber-noch-nicht-Penn, Mandy Patinkin als spanischer Fechtmeister Inigo Montoya, Andre the Giant als gutmütiger Riese, Chris Sarandon als böser Prinz Humperdinck, Christopher Guest (Nigel Tufnel von Spinal Tap), Billy Crystal und Carol Kane.
Ein Film zum Wohlfühlen, bei dem allein die Musik von Dire Straits-Kopf Mark Knopfler nicht so ganz in Würde gealtert ist. Alles ist noch nicht so perfekt und geleckt wie es heute wohl der Fall wäre und so ist der Film einfach überaus charmant mit seinen handgemachten Effekten. Einfach schön.
#175
Geschrieben 25. Oktober 2005, 19:46
Kein wirklich guter Film - aber Burts Schnurrbart, der Cowboyhut, das rote Hemd und die Röhrenschlaghose täuschen darüber hinweg. Eine sehr gimmicklastige Chose und nie traf die herablassende Attributierung eines Films als "Vehikel" so ins Schwarze wie hier.
Regisseur Needham verlässt sich sehr auf die Wirksamkeit der dem Film zugrunde liegenden Redneckfantasie: ein Truck voller Bier, ein heißer Flitzer mit einem tollkühnen Vollzeitproleten am Steuer, ein Haufen inkompetenter Bullen und eine willige Braut auf dem Beifahrersitz (mit Sally Field nur suboptimal besetzt ...). So wirkt der Film wie eine Nummernrevue, aus der Jackie Gleason als Redneckbulle Buford T. Justice weit heraussticht, denn seine Darstellung ist wirklich töfte.
Ein Film für reue- und anspruchsloses Vergnügen und für Nostalgiker, denn man kann schon ins Schwärmen geraten, wenn das Lied auf die Helden der Landstraße gesungen wird. Lustiger Country-Soundtrack übrigens. Teil 2 und 3 stehen in der Warteschleife.
#176
Geschrieben 25. Oktober 2005, 19:59
Wow! Bin schwer beeindruckt. Zwar wusste ich, dass Nolans Beitrag zur Serie wieder sehr düster und "realistisch" gehalten sein sollte, trotzdem hatte ich nicht erwartet, dass dies in dieser Konsequenz umgesetzt würde.
Burtons Gothic-Gotham ist ad acta gelegt, Nolans Gotham City sieht aus wie eine Mischung der bekannten SEVEN-Metropole und BLADE RUNNER-City (war das L.A.?), um mal einen gewagten Vergleich anzustellen. Realistisch ist BATMAN BEGINS in dem Sinn, dass ihm das poppige Element sonstiger Superhelden-Comicverfilmungen abgeht, das auch die Burtons noch prägte.
Die Story hier abzuleiern ist mir gerade viel zu anstrengend. Mir hat der Film phänomenal gut gefallen, lediglich Liam Neesons Charakter hat mich die ganze Zeit an den doofen Qi-Gon Jinn aus EPISODE I erinnert.
#177
Geschrieben 27. Oktober 2005, 09:04
Wenn man sich diesen Megahit aus dem Jahr 1984 heute ansieht, kommt man nicht umhin, festzustellen, wie sehr sich das Kino verändert hat. Klar, die Ingredenzien, die GHOSTBUSTERS zum Erfolg machten, werden auch heute - durch allerlei chemische Geschmacksverstärker ergänzt - noch verwendet. So charmant und harmlos wie sich Ivan Reitmans Film aber präsentiert, so werden sie heute nicht mehr gemacht.
Die Besetzung mit Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Rick Moranis ist klasse – heute hätte es wohl mindestens einRapper/Supermodel in die Credits geschaft. Die meisten Lacher hat Bill Murray, die anderen Akteure wissen ihn zu unterstützen. Rick Moranis gibt die klassische Geek-Rolle und Sigourney Weaver bietet was fürs Herz. Man muss schon ein bisschen staunen, dass dieser für einen gimmicklastigen Film eigentlich prädestinierte Stoff so stilsicher umgesetzt wurde. Die Special Effects, damals noch eine Sensation, wirken heute logischerweise etwas unbeholfen, sind teilweise aber auch ganz gut gelungen.
Insgesamt immer wieder ein gern gesehener Film, der nicht lang nachwirkt aber für 90 Minuten gut amüsiert.
#178
Geschrieben 27. Oktober 2005, 09:35
Die späten 80er waren ja eigentlich in allen Belangen eine schreckliche Zeit, das sieht und hört man auch in GHOSTBUSTERS 2. War Ray Parker jr.s Titelsong 1984 noch ein Hit, so muss man doch sagen, dass der neue Soundtrack trotz Run-DMC eine ziemliche Zumutung ist.
Gottseidank ist der Film dennoch anschaubar, bis zum Finale gefällt er mir vielleicht sogar noch einen Hauch besser als das Original, denn mit Peter McNicols Charakter (ein tuckiger albanischer Kunstexperte) kommt noch eine äußerst witzige Figur hinzu – jedenfalls im englischen Original –, und die Story ist insgesamt etwas ausgefeilter und weniger sprunghaft.
Leider verliert sich der Film etwas im antiklimaktischen Finale – etwas was er mit dem ersten Teil durchaus gemeinsam hat. Der Horror lag wohl weder Reitman noch den Drehbuchautoren Aykroyd/Ramis und so kommt das alles recht fantasylastig daher. Naja, für einen ruhigen Abend dennoch bestens geeignet.
#179
Geschrieben 27. Oktober 2005, 09:54
Eigentlich habe ich es ja überhaupt nicht mit Krimis, die sind für mich der Inbegriff der Biederkeit: Am Ende löst sich immer alles auf, der Böse geht in den Bau, der Polizist badet im Ruhm – oder so ähnlich.
Wolf Haas' Brenner-Romane haben mich aber total umgehauen: Selten habe ich in den letzten Jahren so geistreiche, witzige und originelle Romane gelesen, die nicht nur pefekt unterhalten, sondern auch literarisch einiges zu bieten haben. Für eine Verfilmung sind sie zwar eigentlich aufgrund ihres Erzählstils (ein unbekannter Dritter erzählt dem Leser die Geschehnisse retrospektiv und frei Schnauze und kommentiert diese auf seine ganz eigene Weise) gänzlich ungeeignet, aber Regisseur Wolfgang Murnberger hat es mithilfe von Drehbuchautor Haas tatsächlich geschafft, die Romane kongenial umzusetzen.
KOMM, SÜSSER TOD ist vielleicht sogar noch einen Hauch besser als der im Frühjahr bei uns gelaufenen SILENTIUM!, die zweite Brenner-Verfilmung, weil sie stringenter, witziger und eine Nummer kleiner als der Nachfolger. Josef Hader ist ganz groß als brummeliger, vom Pech verfolgter Brenner, der als Rettungsfahrer zwischen die Fronten zweier konkurrierender Rettungsdienste gerät. Auch die Nebenrollen sind mit Simon Schwarz und Bernd Michael Lade toll besetzt. Lediglich der Strang um Barbara Rudnik – eine ehemalige Geliebte vom Brenner – ist etwas sehr formelhaft geraten und führt zu nichts. Dennoch muss man vor diesem Film den Hut ziehen – nicht alles, was aus Österreich kommt, ist schlecht. Und eine solche Krimikomödie ist in Deutschland bisher noch nicht gelungen.
Fans der Romane werden sich auch über den Voice-Over freuen, der dem Erzähler aus den Romanen eins zu eins nachempfunden ist. Toll!
#180
Geschrieben 27. Oktober 2005, 10:06
Leider keiner der ganz großen Chang-Cheh-Filme und das trotz der alle Shaw-Brothers-Fans glücklichmachenden Besetzung mit Ti Lung und David Chiang. Naja, man kann nicht alles haben.
Das größte Problem dieses Films: Es gibt keine für westliche Betrachter nachvollziehbare Geschichte und so präsentiert sich das Geschehen als relativ unverbundene Kette von Einzelaktionen. Immerhin gibt es eine Menge Action, doch auch hier gilt: Wer klassische Kung-Fu-Action sehen will, wird enttäuscht sein, denn hier gibt es überwiegend große Schlachten, die mit Lanze, Säbel und Schwert ausgetragen werden und teilweise
etwas unübersichtlich (dafür aber recht blutig) geraten sind.
Dennoch ist dieser Film natürlich sehenswert, sei es auch nur, weil wohl in keinem Film der westlichen Hemisphäre solche Proleten zu Helden gemacht werden würden. Die 13 Söhne benehmen sich die ganze Zeit über wie die reinsten Wechselbälger, nur dass sie dabei noch überaus gefährlich sind. Ganz groß der dazu passende Spruch eines königlichen Gastgebers, der den skeptischen Ti Lung zu Alkoholkonsum animieren will: "Ein Held muss trinken und mit Frauen schlafen!" Nuff said.
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