Reality, what is it good for?
#121
Geschrieben 03. September 2005, 10:53
Zunächst einmal fällt auf, dass Michael Bay dieses Mal ohne seinen Stammproduzenten Jerry Bruckheimer arbeitet. Irgendwie scheint sich das auch auf die Inszenierung ausgewirkt zu haben. Diese wirkt experimentierfreudiger, was durchaus positiv ist, aber auch weniger geschlossen als in Bays letzten Filmen. Trotzdem gibt es immer noch die typischen Bay-Einstellungen: Froschperspektive und Zeitlupe im Sonnenuntergang - aber das habe ich auch nicht anders erwartet und Schaden nimmt der Film dadurch auch keinen.
Die Geschichte ist im Grunde ziemlich nett, erinnert aber sofort an die großen Sci-Fi-Filme der 70er Jahre (z.B. "Logan's Run" oder "THX 1183"). Auch vom Produktionsdesign scheint man sich in der ersten Filmhälfte an diesen 70er Jahre Filmen orientiert zu haben. Gefällt mir. Ewan McGregor und Scarlett Johansson passen sich auch gut in diese Welt ein und bieten dem Zuschauer ausreichend Identifikationspotential.
Die Geschichte fängt an zu bröckeln als Buscemis Charakter erschossen wird. Ab diesem Zeitpunkt gibt es nur noch Verfolgungsjagden, die zwar nett anzuschauen sind, aber rein gar nichts Neues bieten. Das Treffen mit dem Original war zwar nett, aber man hätte da storytechnisch noch viel mehr rausholen müssen. Die finale Befreiungsaktion ist zwar auch nett anzusehen, reißt aber nicht halb so sehr mit, wie der erste Ausbruch. Schade - und das am Ende des Films.
Äußerst störend fand ich mal wieder das Product Placement. Warum immer so drastisch in Sci-Fi-Filmen? Erst "Minority Report", dann >> "I, Robot" und nun also "Die Insel". Das müsste wirklich nicht sein.
Insgesamt, also ein unterhaltsamer Film, der ein großes Storypotential gehabt hätte, dieses in der zweiten Filmhälfte aber größtenteils verschenkt. Trotzem: Unterhaltsames Popcornkino in schönen Bildern. 7/10 Punkte.
#122
Geschrieben 10. September 2005, 09:04
Mich hat "Dodgeball" vor allem wegen Ben Stiller interessiert - und von diesem wird der Film auch getragen. Stiller liefert eine so schön überzogene Performance, dass es eine wahre Freude ist! Jede Szene, in der er mit Körpereinsatz spielen kann, ist wirklich zum lachen. Die verbalen Blödeleien sind da leider ein ganzes Stück hinter her und erinnern teils an eine schlechte "Austin Powers"-Kopie.
Die restliche Besetzung macht ihre Sache auch ordentlich. Allen voran natürlich Vince Vaughn, der wie immer den sympathischen Möchtegernaufreißer spielen darf. Auch beim übrigen Cast dominieren die Slapstickeinlagen, wenn z.B. der Coach das Team mit Schraubschlüsseln zum ducken animiert. Doch, da waren schon ein paar Lacher dabei.
Die Story war schon tausendmal da, das stört aber auch nicht weiter, da der Film von seinen Slapstickkomponenten lebt. Umso störender fand ich die vereinzelten Fäkalhumoreinlagen. Ich weiß nicht, aber das ist inzwischen schon sowas von abgenutzt, dass es mich nichtmal mehr zum Schmunzeln bringt.
Achja, toll waren die vielen Gastauftritte, auch wenn hier mal wieder viele Klischees bedient wurden - teilweise aber sogar auf ganz gelungene Art und Weise
Insgesamt eine nette Komödie mit einem grandiosen Ben Stiller. Schön zum anschauen, aber schnell wieder vergessen: 6/10 Punkte.
#123
Geschrieben 10. September 2005, 13:31
Um es kurz zu machen: Der Film gefällt mir lange nicht mehr so gut, wie das letzte Mal. Dies liegt zum größten Teil an der mir nun bekannten Vorlage. Es fehlt einfach zu viel, was wichtig für die gesamte Geschichte ist. Wo sind Pendergast und Smithback? Warum hat man D'Agosta einen nichtssagenden Partner an die Seite gestellt? Warum wurde aus Greg Kawakita ein Greg Lee? Mir ist schon klar, dass man nicht alles im Drehbuch unterbringen konnte, trotzdem hätte man sich da mehr Mühe geben können. Zudem hat man sich mit den Änderungen gleichzeitig den Weg zur Fortsetzung ("Attic") verbaut, die ich zurzeit lese und in der alle wichtigen Charaktere aus "Das Relikt" wieder auftauchen. Gefällt mir bis jetzt sogar mindestens genauso gut wie das erste Buch. Wer leichten, unterhaltsamen Lesestoff sucht, sollte also ruhig mal bei Preston/Child zugreifen.
Betrachtet man "Das Relikt" als eigenständigen Film, weiß er durchaus zu punkten. Die bedrohliche Museumsatmosphäre wird sehr schön eingefangen. Auch die Schauspieler wurden ziemlich gut gewählt. Allen voran Tom Sizemore, dem die Rolle des Vincent D'Agosta wirklich auf den Leib geschrieben scheint. Das Monster sieht auch gut aus und die CGIs sind für 1998 wirklich gut und fügen sich nahtlos in den Film ein. Spannung ist auch genug vorhanden, zumindest für Leute, denen die Buchvorlage nicht bekannt ist.
Alles in Allem ist "Das Relikt" für mich immer noch einer der besten Monsterfilme. Man merkt trotz aller Änderungen, dass da eine gute Geschichte dahintersteckt. Trotzdem gibt es nicht mehr als 7/10 Punkte, da einfach zu viel verschenkt wurde.
#124
Geschrieben 10. September 2005, 17:43
Schon nach den ersten paar Minuten wusste ich, dass mir der Film gefallen wird. Die ruhige, aber interessante Art der Inszenierung. Der Einsatz von natürlichem Licht. Die Schauspieler. Die Geschichte. Da stimmt einfach alles. Prot weiß auf jede Frage eine Antwort und zerstört von Anfang an jeden Zweifel, dass an seiner Geschichte etwas falsch sein könnte - und ich habe ihm geglaubt. In den ersten zwei Dritteln verbreitet der Film ein unglaublich warmes Gefühl, das in wunderschönen, lichtdurchfluteten Bildern festgehalten wird. Ich habe dann irgendwann befürchtet, dass der Film eine dramatische Wendung nehmen wird und das Militär anfangen wird, sich für Prot zu interessieren. Aber das ist glücklicherweise ausgeblieben.
Eine Wende kam dennoch, denn schließlich ist das ein Film in dem eine Geschichte erzählt wird. Er kann ja nicht ewig laufen. Ab den Hypnosen wird also das Rätsel um Prot gelöst. Doch wird es das wirklich? Ich denke die gesamte Aussage des Films steckt in den letzten Sätzen von Prot, als er dem Doktor auf seine Anfrage, wenigstens die Möglichkeit einzuräumen, dass er ein Mensch sei, antwortet: "Nur wenn Sie die Möglichkeit einräumen, dass ich tatsächlich vom Planeten K-PAX stamme." Es geht also um Glauben. Letztendlich spielt es keine Rolle, woher Prot war. Er hat den Menschen geholfen und ihnen Hoffnung gegeben - Hoffnung, die letztendlich nicht ohne den Glauben existieren kann, woran auch immer. Die letzte Szene nach dem Abspann zeigt, dass auch der Doktor sich die Möglichkeit zu glauben offen gelassen hat. Ein perfektes Ende für einen wirklich schönen Film.
Was bleibt mir sonst noch zu sagen? Schauspieler- und Musikwahl waren erstklassig. Da passt einfach alles zusammen. Kritikpunkte sehe ich keine. Ich mag das offene Ende, das Spielraum für Spekulationen lässt. Ein wirklich schöner Film: 9/10 Punkte.
#125
Geschrieben 11. September 2005, 10:10
Zunächst einmal muss ich sagen, dass der Film viel unterhaltsamer war, als ich dachte. Wie Stone die Ermittlungen - und damit auch den Papierkram - filmisch umgesetzt hat, ist wirklich bemerkenswert. Hervor sticht natürlich besonders die Kombination von zeitdokumentarischen und inszenierten Aufnahmen. Der Übergang ist so fließend, dass es einem als Zuschauer manchmal schwer fällt den Spielfilm vom echten Footage zu trennen. Wirklich grandios.
Die erzählerische Struktur mit Rückblenden und der immer wieder kehrenden Tatrekonstruktion macht den Film interessant und anspruchsvoll. Man muss schon wirklich aufpassen, um bei der Vielzahl an Namen und Personen nicht den Überblick zu verlieren - dass man als Zuschauer dabei nicht abschaltet ist Stones Inszenierung und den guten Schauspielern zu verdanken. Alles wirkt einfach stimmig.
Das Ende war für mich doch überraschend, da ich mit dem Fall JFK selbst nicht sonderlich gut vertraut war. Ich wusste einzig, dass Lee Harvey Oswald der Attentäter gewesen sein soll, dies aber von einer Vielzahl von Leuten angezweifelt wird, die selbst an eine Verschwörung glauben. Das Verlieren des Falls fand ich schon hart. Die Fakten haben alle gegen Clay Shaw gesprochen - und auch wenn das nur ein Film mit dramatisierter Handlung war, denke ich, dass Garrison, auf dessen wahren Ermittlungen der Film basiert, durchaus recht haben könnte. Zumindest bin ich mir sicher, dass es kein Einzeltäter war.
Noch ein paar Dinge am Rande: Ich wusste gar nicht, dass der Film in New Orleans spielt. Aufgrund der aktuellen Katastrophe ist mir das besonders aufgefallen. Dann die Szene mit der magischen Kugel. Was habe ich gelacht. Ich wusste ja, dass in einer "Seinfeld"-Folge der dritten Staffel - ich denke es war "Der neue Freund" - eine "JFK" Parodie gibt, allerdings war mir nicht klar, dass Wayne Knight auch im Original das Opfer spielt! Wie grandios ist denn das bitte? Dann heißt er auch noch Numa, was doch sehr an Newman erinnert. Wirklich klasse, was die "Seinfeld"-Macher sich da haben einfallen lassen.
Nun aber zurück zu "JFK": Insgesamt also ein höchst interessanter Film, der wirklich mitreißt und zudem einen unterhaltsamen Einblick in die Geschichte erlaubt: 9/10 Punkte.
#126
Geschrieben 18. September 2005, 12:56
Die Grundidee des Films hat mir sehr gut gefallen. Sie wird auch einfühlsam umgesetzt. Kritikpunkte sind dann eher im Detail aufgetaucht. So fand ich die Geschichte etwas gehetzt erzählt. Zu schnell wurde der Plot um den gewalttätigen Vater in den Mittelpunkt gestellt und zu schnell wurde die Entwicklung der Freundschaft wieder verlassen. Bestimmt war diese Entscheidung vom dramaturgischen Standpunkt her richtig, dennoch ist mir diese Storyline irgendwie unpassend vorgekommen.
Das Ende fand ich - so absehbar es auch war - wirklich traurig. Es gibt viele Filme, die versuchen eine Traurigkeit beim Zuschauer zu erzeugen, aber nur wenige die es schaffen. Hier ist es gelungen. Ruhig inszeniert und die Ohnmächtigkeit von Max wunderbar darstellend, ging mir diese Sequenz wirklich nahe.
Hervorzuheben sind natürlich die darstellerischen Leistungen der beiden Jungen. Da stimmt die Harmonie einfach. Der Bezug zu König Artus war mir manchmal etwas dick aufgetragen und ich glaube etwas weniger abschweifen in diese Fantasiewelt hätte dem Film gut getan. Das Leitmotiv wäre dem Zuschauer auch ohne die Holzhammermethode klar geworden.
Insgesamt ein wirklich schöner Film, aber man hätte mehr daraus machen können, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert hätte: 7/10 Punkte.
#127
Geschrieben 24. September 2005, 13:53
Zunächst einmal war mir die Kamera am Anfang viel zu hektisch. Zu oft wurde zwischen der Videokamera des Herrn Mux und der objektiven Kamera gewechselt. Das war alles noch recht unausgegoren. Mit der Zeit aber haben wirklich schöne Einstellungen diese Hektik verdrängt. Der Film hat sozusagen seinen Stil gefunden.
Zum Thema des Films: Sehr geniale Idee, die den Zuschauer wirklich fordert. Obwohl mir klar war, dass das Handeln des Herrn Mux falsch ist, habe ich mich immer wieder dabei ertappt seine Ergreifungen gut zu heißen. Ich denke hier liegt auch wirklich der Kern des Films: Der Zuschauer kann sich in gewisser Weise mit Herrn Mux identifizieren - in jedem steckt wohl so ein kleiner Mux. Der eine unterstützt ihn im Geiste schon bei Kavaliersdelikten wie Schwarzfahren oder der Hundescheiße, der nächste beim Diebstahl und spätestens wenn es den Vergewaltigern oder Kinderschändern an die Eier geht, kann man als Zuschauer fast nicht anders als hinter Mux zu stehen. Im nächsten Moment wird aber das Handeln des Mux so drastisch, dass einem das Lachen bzw. die Zustimmung im Halse stecken bleibt. Hier ist der Film wirklich ganz groß und weiß zu überzeugen.
So stark auch die Ergreifungsszenen und die Szenen mit Gerd sind, so schwach erscheint mir leider der zweite Handlungsstrang: Mux hat sich verliebt. Das wäre nicht so schlimm, würde dieser Plot am Ende nicht versagen. Die Handlungsweise von Mux bleibt eigentlich immer im Rahmen, bis er hier am Ende selbst zum Täter wird. Auch dies würde ich noch durchgehen lassen. Den Film allerdings noch weiterlaufen zu lassen, die Reise nach Italien und der Tod des Herrn Mux waren dann doch etwas zu viel des Guten. Wie man nach dem Tod seiner Angebeteten sieht, hat er seine Ideale verloren, er verfolgt nicht mal mehr die Gesetzesübertreter. Meiner Meinung nach wäre es schlüssiger gewesen, wenn Mux sich wirklich selbst erschossen hätte. Er ist sowieso schon zum Täter geworden und die Feigheit des Selbstmordes hätte seine Selbstjustiz und seinen verdrehten Gerechtigkeitssinn wunderbar demontiert. Vielleicht muss ich den Film auch nur noch einmal sehen um das Ende wirklich zu verstehen.
Ansonsten hat mich Mux häufig an Stromberg erinnert. Vielleicht liegt das aber auch nur am dokumentarischen Inszenierungsstil. Obwohl diese Selbstgerechtheit ja auch wirklich Stromberg innewohnt.
Von dem hoch gelobten Audiokommentar war ich ziemlich enttäuscht. Andreas aus Leipzig sagt reichlich wenig. Zudem drängen Regisseur und Autor/Hauptdarsteller ihn immer wieder zu Mux' Handeln bejahenden Aussagen. Das hätte nicht so platt geschehen müssen. Ansonsten war auch der Informationsgehalt relativ arm.
Insgesamt ein höchst interessantes Stück Film, das Deutschland wohl genau im richtigen Moment am richtigen Nerv getroffen hat. Insgesamt leider doch zu unausgegoren. Trotzdem: Wirklich sehenswert und deshalb 7/10 Punkte wert.
PS: 1 Jahr Filmtagebuch!
#128
Geschrieben 25. September 2005, 10:43
Den Film habe seit der Erstsichtung damals im Kino vielleicht noch einmal gesehen. Dafür habe ich unzählige Male die Ehapa-Hörspielkassetten gehört. Ich kannte die Dialoge wirklich auswendig und auch gestern Abend konnte ich viele Szenen im Kopf noch mitsprechen. Schon erstaunlich, was für Erinnerungen da hoch kommen. Dennoch habe ich versucht dem Film als Film zu folgen, da die Filmbilder inzwischen durch meine Bilder ersetzt worden sind.
Bei so starken Kindheitserlebnissen ist es immer schwierig. Häufig wird man enttäuscht. Auch "Hook" hat mir erkennen lassen, dass ich wohl erwachsen geworden bin - wie passend. Doch glücklicherweise überzeugt mich der Großteil des Films heute immer noch. Die Geschichte finde ich nach wie vor wunderschön. Die Szenen in unserer Welt, als Peter wieder das Haus in London betritt und auf Wendy trifft, ihre Erzählungen etc. strahlen für mich immer noch eine Art von warmer Magie aus, die mich wirklich berührt. Auch das Ende, so kitschig es erscheinen mag, trifft bei mir einen Nerv.
Die Szenen in Nimmerland hatten es bei mir da schon schwerer. Zu offensichtlich sind hier die - trotz allem beeindruckenden - Kulissenbauten. Zu kindisch wirken hier teilweise alle Beteiligten. Das Schlimmste war für mich Rufio bei den verlorenen Jungs auf seiner komischen Skateboard-Bahn. Ein schrecklich künstlicher Charakter mit einem grausamen Kostüm. Richtig amüsant fand ich dagegen Dustin Hofmanns Over-Acting. Der hat seine Rolle sichtlich genossen und präsentiert uns einen wunderbaren Captain Hook. Trotz einiger Nervigkeiten haben mir die Szenen in Nimmerland immer noch Spaß gemacht. Hier bin ich aber bestimmt aufgrund meiner "Hook"-Vorgeschichte nicht ganz so objektiv, wie man es sein müsste.
Insgesamt konnte ich bei der Sichtung gestern immer noch das gleiche warme Gefühl spüren, wie damals. Gleichzeitig zeigt der Film auch eine gewisse Parallele zu meinem Leben, da er mich erkennen lässt, dass ich erwachsen geworden bin und nicht mehr jede filmische Albernheit hinnehme. Er hilft aber auch beim Bewahren einer gewissen Kindlichkeit. Meine Bewertung ist deshalb auch alles andere als objektiv, aber wie sollte das bei Filmbewerungen auch anders sein: 8/10 Punkte.
Nun fehlt mir nur noch "Finding Neverland" bei der Vervollständigung der Peter Pan-Trilogie
#129
Geschrieben 26. September 2005, 18:53
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich dieses Genre liebe. Jenes, in dem irgendwo im hintersten Eck von Amerika Leute wie du und ich von verrückten Truckfahrern gejagt werden. Prominentester Vertreter ist sicherlich Steven Spielbergs >> "Duell", doch auch Filme wie "Joyride" oder "Hitcher" bereiten mir viel Freude. Diese endlosen Straßen haben einfach wirklich etwas beängstigendes und sind doch aufregend - auch wenn sie im wirklichen Leben wohl am ehesten stinklangweilig sind.
Bei "Breakdown" gelingt es dem Regisseur wirklich fabelhaft Spannung zu erzeugen. Besonders der Anfang hätte von Hitchcock stammen können. Ich konnte hier auch einige Referenzen im Score erkennen und müsste mich schon sehr wundern, wenn dies nicht beabsichtigt gewesen wäre. Auch der weitere Verlauf des Films (nachdem sich die Gangster offenbart haben), ist purer Thrill. Viele Filme schimpfen sich Thriller und bieten eher actionreiche Unterhaltung als den gewünschten Thrill. "Breakdown" kann sich diese Bezeichnung mit erhobener Brust anheften. Ein wirklich äußerst spannender Film - selbst bei der wiederholten Sichtung.
Insgesamt ein aufregender Road-Movie mit sehr guten Schauspieler und schönen Landschaftsaufnahmen. Nichts großes, aber ehrliches Thriller-Kino: 8/10 Punkte.
#130
Geschrieben 02. Oktober 2005, 16:48
Heute sehe ich den Film auch mit etwas anderen Augen. Die ruhigen Szenen zwischen Léon und Mathilda haben noch mehr gewonnen und die Actionszenen reißen noch genauso mit wie bei den ersten Sichtungen. Für mich ist "Der Profi" immer noch einer von Bessons europäischsten Filmen - und das obwohl New York als Kulisse für diese besondere Liebesgeschichte gewählt wurde. Allein "Im Rausch der Tiefe" und - der indirekte Vorgänger - "Nikita" können dem Film auch nur annähernd das Wasser reichen.
Mir ist dieses Mal besonders die behutsame Annäherung der beiden Charaktere aufgefallen. Der Killer ist dabei so liebenswürdig und doch so tollpatschig, dass dies wirklich im tiefsten Herzen zu berühren weiß. Diese Rolle ist Jean Reno wirklich auf den Leib geschrieben - er ist Léon. Wirklich ganz groß. Doch nicht nur Reno weiß zu überzeugen. Auch Natalie Portman spielt hier die Rolle ihres damals noch jungen Lebens. Ich kann mir "Léon" ohne diese beiden Schauspieler nicht vorstellen. Der Film lebt von ihnen.
Den Schauspielern ist es auch zu verdanken, dass das eigentlich so schwierige Thema der Sexualität zwischen Léon und Mathilda thematisiert werden kann ohne aufgesetzt zu wirken oder den Zuschauer peinlich zu berühren. Einfach aufrichtig und echt. Ich glaube Mathilda liebt Léon auch wirklich - und Léon liebt Mathilda. Nur kann Mathilda dieses Gefühl der Liebe und der Geborgenheit nicht einordnen - da sie es vorher nicht kannte - und verwechselt es mit Verliebtheit. Diese Beziehung war für beide Charaktere bitter nötig - beide waren einsam in ihrem Leben und profitieren nun von dieser seltsamen Situation. Es ist einfach schön zu sehen, wie Léon anfängt aus sich herauszugehen und wieder zu leben. Man könnte am Ende denken, dass Mathilda eigentlich für seinen Tod mitverantwortlich war, doch durch sie hat er erst wieder angefangen zu leben.
Auch die anderen Schauspieler sind genau richtig besetzt. Gary Oldman spielt den verrückten Cop einfach herrlich fies und ausgelassen. Ein richtiger Bösewicht. Auch Danny Aiello weiß als Tony zu überzeugen.
Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich noch groß schreiben soll. Der Film ist einfach ein echtes Meisterwerk. Er hat so viele wirklich schöne Dialoge und einen wirklich schönen Score. Das Ende ist einerseits todtraurig und doch hoffnungsvoll. Sowohl Léon als auch Mathilda haben es geschafft Wurzeln zu fassen. Der Zuschauer wird mit Stings "Shape of my Heart" entlassen und wird gedanklich noch lange an dieser Welt festhalten, die er eben verlassen hat - und das mit Hoffnung.
Klare 10/10 Punkte.
#131
Geschrieben 03. Oktober 2005, 10:09
Der Film hat mir in der ersten Hälfte eigentlich ganz gut gefallen. Die Camp-Situation war nett und hat die Charaktere gut eingeführt. Es war eine Freude Pacino mal wieder zu sehen - auch wenn ihn diese Rolle sichtlich unterfordert hat. Farell als Hitzkopf war auch gut besetzt, wenngleich er mir auch teils etwas dämlich vorkam. Die Geschichte war leidlich spannend, doch nett anzusehen.
Richtig störend fand ich teils erhebliche Logikfehler. Zunächst einmal nervt mich bei so realistisch anmutenden Agententhrillern immer der lockere Umgang mit den Fähigkeiten der Technik. Sowohl Pegasus als auch Ice-9 sind da solche Kandidaten. Wäre aber noch zu verschmerzen gewesen, da dies ja nur ein Film ist. Wenn aber extra darauf hingewiesen wird, dass der Rechner kein Diskettenlaufwerk und keinen Drucker hat, damit man brisante Informationen nicht nach draußen schmuggeln kann, dann die Daten aber einfach per USB-Stick kopiert werden können, ist das selbst für mich zuviel.
Das Ende war dann auch eher enttäuschend. Pacinos Charakter redet am Anfang so viel von vertraue niemandem etc., dass man den ganzen Film eh nur für ein Spiel hält. Der tolle Twist, dass die ganze Aktion doch einen richtigen Bösewicht hat, war für mich dann eher ein Reinfall. Zwar ganz nett durchdacht, aber eben so vor sich hingeplätschert.
"Der Einsatz" ist wirklich kein schlechter Film. Hat mich sogar ganz gut unterhalten, aber er ist eben auch kein guter Film und kommt über gehobenes Mittelmaß einfach nicht raus: 6/10 Punkte.
#132
Geschrieben 03. Oktober 2005, 18:01
Natürlich ist die Geschichte alles andere als originell. Die Parallelen zum großen Vorbild sind sogar nicht zu übersehen. Die Nelwyns scheinen enge Verwandte der Hobbits zu sein, die selbst ihren Lebensstil angenommen zu haben scheinen. Der Aufbruch aus dem Auenland stand garantiert auch Pate für Willows aufbrechen und das Finale könnte genauso gut vor den Toren Mordors stattgefunden haben.
Was macht "Willow" nun also besonders? Der Film hat Atmosphäre. Trotz der vielen kindlichen Humoreinlagen sticht die Fantasyatmosphäre einfach hervor. Allein die Aufnahmen der Wanderung bis zur Kreuzung der großen Menschen ist wunderschön gefilmt und das Abenteuerfeeling wird spürbar. Zudem ist die Fantasywelt liebevoll ausgearbeitet und glaubwürdig. Die Effekte können heute natürlich nicht mehr voll und ganz überzeugen. Damals muss der Film aber wirklich beeindruckend gewesen sein. Die Morph-Sequenz hat sich gar einen Platz in der Filmgeschichte gesichert.
"Willow" macht einfach Spaß. Man kann hier in eine fremde Welt aufbrechen um ein kleines Abenteuer zu erleben - sicher kein Vergleich zu einem Besuch in Mittelerde, aber dennoch äußerst sehenswert.
Ich warte nun schon sehnsüchtig auf den ersten Teil der "Narnia"-Filme, der mich hoffentlich wieder überzeugend in fremde Welten entführen kann - und vielleicht "Willow" als Platz 2 in meiner Fantasy-Rangliste ablöst.
8/10 Punkte.
#133
Geschrieben 04. Oktober 2005, 18:52
Die Geschichte ist einfach schön. Da stimmt alles. Leider wurde sie nicht komplett in den Film übertragen, aber so ist das nun einmal bei Adaptionen. Doch dem Film gelingt das Meisterstück das Ende zu verändern und es auf seine Weise zu etwas Besonderem zu machen. Der Inhalt mag verändert sein, doch Aussage und Atmosphäre stimmen. Überhaupt fängt der gesamte Film die Atmosphäre der Vorlage gekonnt ein und man fühlt sich tatsächlich in Nick Hornbys Welt versetzt.
Auch die Schauspieler sind klasse gewählt. Ich sehe Hugh Grant sowieso gerne - und die Rolle der menschlichen Insel ist für ihn wirklich perfekt. Auch Marcus wurde klasse besetzt. Er erzeugt beim Zuschauer genau die richtige Mischung aus Mitleid und Respekt. Besonders das Ende auf der Bühne ist herzergreifend. Selbstlos und mutig. Neben den tollen Schauspielern sticht besonders der schöne Soundtrack hervor, der immer passend, jedoch nie aufdringlich ist.
An einer Stelle "versagt" der Film jedoch. Wills Leben als Ibiza will mir einfach nicht so schrecklich erscheinen. Aber so ging es mir beim Buch schon. Nicht Arbeiten müssen, den ganzen Tag DVDs schauen und machen was man will. Sicher auf Dauer nicht erfüllend, aber dennoch reizvoll - so für ein, zwei Jährchen.
Insgesamt ein wirklich sehr schöner Film, der ernste Themen anspricht, aber dennoch immer leicht verdaubar bleibt. Einfach gute Unterhaltung mit einer schönen Message: 8/10 Punkte.
#134
Geschrieben 06. Oktober 2005, 19:43
Der Film krankt an den oberflächlichen Charakteren. Der herbe Verlust der ersten Minuten ist mangels Bindung nicht so schlimm, wie er für solch einen von Rache getriebenen Film eigentlich hätte sein müssen. Wenn man sich hier aber ins Gedächtnis ruft, dass dies in erster Linie ein Schwarzenegger-Film ist, kann man sich trotzdem noch gut unterhalten lassen.
Die weitere Story ist ganz nett, hat aber (besonders in Kolumbien) viel Leerlauf. Der Twist war ab einer gewissen Zeit zwar vorhersehbar und hat teilweise sehr an "Arlington Road" erinnert, doch hat er die Geschichte wieder auf ein höheres Niveau gebracht. Das Ende war dann kurz und knapp. Hat gepasst.
Positiv ist mir noch der eher milde Patriotismus aufgefallen - da hätte ich mit Schlimmerem gerechnet. Die Terroristen-Frau fand ich irgendwie fehlbesetzt - zu amerikanisch.
Insgesamt also ein netter Neo-Arnie, der jedoch nie zu den Klassikern zählen wird: 6/10 Punkte.
#135
Geschrieben 08. Oktober 2005, 08:46
Man merkt dem Film an, dass er aus der ganz frühen Schaffensphase von Gilliam stammt. Dort hatte er seinen Stil noch nicht komplett gefunden. Zu sehr ist alles noch von den Pythons beeinflusst. Die Auftritte von Michael Palin und John Cleese sind zwar wirklich lustig, doch wollen sie nicht so ganz zum Rest des Films passen. Hinzu kommt, dass die erste Hälfte des Films doch sehr gehetzt und konfus wirkt - irgendwie nicht schlüssig. Die - für damalige Zeiten bestimmt grandiosen - Effekte lassen den Look des Films zudem irgendwie billig wirken. Auch die Kamera trägt dazu bei. Zu häufig wird hier gezoomt, was meiner Empfindung nach immer etwas unprofessionell wirkt. Dies liegt aber wohl daran, dass heute fast niemand mehr eine reine Vergrößerung des Bildausschnitts durch eine Brennweitenveränderung vornimmt - außer es soll ein bestimmter Effekt erzielt werden; es gibt fast nur noch Kamerafahrten.
Das soll es nun aber auch mit der Kritik gewesen sein. "Time Bandits" zeigt die überschäumende Fantasie Gilliams. Ab dem Zeitalter der Legenden dreht der Film auf um in einem skuril anmutenden Finale zu enden. Die Bösewichter waren mir seltsamerweise überhaupt nicht mehr in Erinnerung. Ich weiß nicht ob sie bei TV-Ausstrahlungen gekürzt waren, oder ob ich sie nur verdrängt hatte. Bei ihnen kann man auf jeden Fall schon Gilliams Vorliebe für Schläuche und Rohre aller Art ausmachen und auch die transparenten Plastikanzüge finden hier bereits Anwendung.
Das Ende ist dann wirklich böse. Scheint alles bis hierhin nur ein Traum gewesen zu sein, lässt Gilliam den Film mit einem Knall enden. Ob da nun eine tiefere Botschaft dahintersteckt - ich weiß es nicht. Das Auftreten des obersten Wesens und seine Ansichten über die Welt, das Böse und den ganzen Rest lassen aber mehr als ein böses Augenzwinkern durchblicken.
Insgesamt ein wirklich guter Film, wenngleich er mich gestern auch nicht mehr so gut unterhalten hat. Auf jeden Fall stilbildend für einen großen Regisseur, auf dessen "Brothers Grimm" ich mich - trotz teils schlechter Kritiken - schon freue.
7/10 Punkte.
#136
Geschrieben 09. Oktober 2005, 09:51
Ich hatte nicht erwartet, dass so viel Humor in dem Film steckt. Gilliam greift hier nach längerer Zeit mal wieder zu etwas offensichtlicheren humoristischen Mitteln und erweist sich als Meister des comic timing. Soviel gelacht wie gestern habe ich schon lang nicht mehr im Kino. Besonders die Verweise auf Grimms Märchen sind natürlich klasse. Dabei wird alles so augenzwinkernd präsentiert, dass auch die platteren Scherze einfach nur Spaß machen. Das Spiel von Damon und Ledger tragen natürlich zu großen Teilen dazu bei. Heraus sticht aber besonders Peter Stormare, der durch sein herrlich überzogenes Spiel viele Lacher auf seiner Seite hat.
Trotz des Humors bewahrt Gilliam dem Film aber eine gruselige Atmosphäre. Besonders der letzte Teil des Films weiß auch in dieser Hinsicht zu überzeugen. Auffällig ist hierbei, dass die humoristischen Einlagen wunderbar mit dem Fantasyplot harmonieren.
Klasse ist auch die Optik des Films. Da steckt viel Liebe im Detail und es entsteht eine ganz eigene, traumhafte Atmosphäre. Negativ fallen aber teils die wirklich offensichtlichen und etwas unfertig wirkenden CGIs auf. Irgendwie scheint mir hier unter enormen Zeitdruck gearbeitet worden zu sein.
Ansonsten ist mir noch Jonathan Pryce aufgefallen, der sich richtig gut in der Rolle des Franzosen macht. Klasse auch hier die Katzenszene. Pryce passt irgendwie zu Gilliam. Monica Belluci war dagegen mal wieder nur schmuckes Beiwerk, wie so oft in letzter Zeit. Hätte mir trotzdem keine bessere Schauspielerin für die Rolle vorstellen können.
Ich bin nun ja mal gespannt ob da noch ein Gilliam'scher Director's Cut nachgeschoben wird. Anscheinend gab es mal wieder Differenzen mit den Produzenten - und teils hatte ich wirklich das Gefühl, als wären da Sachen abgemildert worden. Ich würde mich auf jeden Fall freuen.
Insgesamt ein äußerst unterhaltsamer Film, der sehr viel Humor aufweist und trotzdem typisch Gilliam ist. Kann die vielen negativen Kritiken wirklich nicht nachvollziehen. Man darf gespannt sein, was da noch kommt. Jetzt schon auf jeden Fall 8/10 Punkte wert.
#137
Geschrieben 09. Oktober 2005, 21:05
Eines kann ich schon einmal sagen: Der Film hat mir ganz gut gefallen. Die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven ist war nicht mehr ganz neu, weiß aber dennoch zu gefallen. Der erste große Twist um die Identität des Erzählenden weiß dann auch noch zu überraschen und bringt die Geschichte voran. Danach war allerdings alles etwas holprig. Das nächste was den Zuschauern präsentiert wird: Travolta macht gemeinsame Sache mit den Bösen. Hier war ich ja ziemlich enttäuscht. Irgendwie zu platt. Doch dann kommt ja noch eine Wendung. Alle leben noch und sind anscheinend die Guten. Ja, okay. Zwar irgendwie überraschend, aber so ganz geht mir da noch der Sinn ab. Ribisis Charakter und Travoltas "Freund" sind ja wirklich gestorben. Aber warum dann wenn alles nur ein Spiel war? Und die beiden allein hätten ja niemals die ganze Drogengeschichte durchziehen können. Seltsam.
Normalerweise steige ich bei Filmen ja immer recht schnell durch. Doch hier ist mir das alles etwas zu verworren. Ich möchte das jetzt aber nicht dem Film anlasten. Vielleicht war ich einfach etwas unkonzentriert. Wer eine vollständige Erklärung parat hat: Bitte >> melden!
Ansonsten war der Film nett inszeniert, wenngleich auch nicht sonderlich innovativ. Die Schauspieler haben ihre Sache ganz gut gemacht und die Atmosphäre war auch ziemlich nett. Insgesamt also nichts Herausragendes. Vielleicht wurmt es mich aber auch nur, dass ich nicht alles durchblickt habe.
Die Bewertung fällt mir nun natürlich auch schwer. Ich will aber mal an den Film glauben und gebe ihm die bessere Bewertung und somit 7/10 Punkte. Mal sehen ob eine erneute Sichtung Licht in die Sache bringt...
#138
Geschrieben 13. Oktober 2005, 18:47
"Resident Evil: Apocalypse" ist eine typische Videospielverfilmung und krankt auch an den typischen Schwächen. Wann lernt Hollywood endlich, dass Film ein eigenständiges Medium ist und hier nicht die selben Dinge funktionieren, wie im Videospiel? Völlig überzogene und stumpfe Charaktere mögen ja in Zwischensequenzen funktionieren, aber wenn hier eine Jill Valentine auftritt, die keinerlei Glaubwürdigkeit besitzt, dann ist dies das gleiche Problem wie bei >> "Tomb Raider" oder ähnlichen Filmen.
Wirklich schön war aber die wahrlich apokalyptische Atmosphäre in Racoon City. Düstere Bilder und Zombiehorden. Hätte man sich doch nur darauf konzentriert und die hektische Montage weggelassen, wäre dies bestimmt ein Knaller von einem Zombiefilm. Doch leider gibt es viel zu viel hippe Computeranimationen, stereotype Bösewichter und - nicht zu vergessen - Nemesis. Bei seinen Auftritten ist richtiges 80er Jahre Trashfeeling aufgekommen und man hat sich in einen schlechten "Terminator"-Abklatsch versetzt gefühlt. Hat fast schon wieder Spaß gemacht.
Stark war die Szene in der Schule. Die Kinderzombies fand ich klasse, die Zombie-Hunde haben mir schon im ersten Film gefallen und auch ansonsten eine schön inszenierte Sequenz.
Ansonsten gingen mir die Machoweiber auf die Nerven. Deren Coolness so gewollt war, dass man nur noch den Kopf schütteln kann. Auch der sonstige Cast hatte leider keinerlei Sympathieträger - und das ist auch der Grund warum der Film größtenteils versagt.
Insgesamt nette Unterhaltung, die durch eine teils nervige Inszenierung und stupide Charakterzeichnung auffällt. Habe ich was anderes erwartet? Eigentlich nicht und somit sind die 5/10 Punkte locker drin, denn Spaß hatte ich ja.
#139
Geschrieben 15. Oktober 2005, 15:07
Das Markenzeichen von "Ocean's Eleven" war die lockerleichte Coolness. Nie aufdringlich und doch stets präsent - davon wurde die Geschichte unterstützt und teils sogar getragen. Der Nachfolger will genauso cool daherkommen. Nur wirkt es hier immer gewollt und etwas bemüht. Doch das größte Manko ist die fehlende Geschichte. Stand im ersten Teil ein groß angelegter Coup im Zentrum, ist bei "Ocean's Twelve" nur eine Aneinanderreihung von teils wirklich gelungenen, teils einfach nur belanglosen Szenen mit großen Stars zu finden. Wirklich schade.
Ich hatte mir eine Steigerung erhofft, doch ein richtiger Coup findet gar nicht statt. Hier wird alles nur in Rückblenden erzählt oder die Vereitlung des Raubes gezeigt. Die Schauspieler treten dabei zwar gut gelaunt auf, doch merkt man einfach das Fehlen einer Geschichte. Einzelne Episoden können zwar für sich überzeugen (z.B. die Julia Roberts/Bruce Willis-Episode), doch wirken sie im Film selbst seltsamerweise unpassend. Auch der Wechsel der Location hat dem Film nicht unbedingt gut getan. Las Vegas war einfach perfekt. Die Glitzerwelt der Casinos hat die schillernden Figuren einfach perfekt ergänzt. Die europäischen Locations sind zwar nett, können im Rahmen des Films allerdings nicht voll und ganz überzeugen.
Insgesamt hatte ich mir also wirklich um einiges mehr erhofft. Dabei ist "Ocean's Twelve" kein schlechter Film. Nur eben auch kein guter. Hier wirkt alles nur nett. Nicht mehr cool. Trotzdem hat die Sichtung Spaß gemacht und ich denke 6/10 Punkte sind verdient.
#140
Geschrieben 16. Oktober 2005, 09:46
Die kurzen Comic-Strips auf einen Feature-Film aufzublasen ist unmöglich, das war mir von Anfang an klar. Auch den knackigen Humor beizubehalten habe ich mir schwer vorgestellt, da hier eben mehr als drei Panels zur Verfügung stehen. Doch was man in den Film gerettet hat kann man durchaus als gelungen bezeichnen. Garfield benimmt sich wie Garfield und dominiert klar sein Umfeld. Die erste Zusammenführung mit Odie ist auch noch ziemlich unterhaltsam, selbst der Anfang der Rettungsaktion kann noch überzeugen. Doch das Ende ist dann wirklich zuviel des Guten: Hat sich der Film bis hier von der Geschichte immer mehr zum 08/15-Kinderfilmplot entwickelt, findet man hier nun wirklich alle Stereotypen dieses Genres. Wirklich schade. Soviel zur Story...
Nun zur Inszenierung: Garfield gefällt mir sehr gut. Der fette Kater sieht aus wie in den Comics und die Bewegungen sind erstklassig. Für den Bauch wurde bestimmt eine eigene Dynamiksimulation geschrieben. Der Kater besitzt wahrlich Charakter und seine Interaktion mit der Umwelt sieht zu 90% auch wirklich genial aus. Allein beim Kontakt mit Menschen merkt man manchmal, dass da was nicht stimmt. Trotzdem sehr gut gelungen! Anfangs war ich enttäuscht, dass Odie und Nermal nur normale Tiere sind, doch hat man dadurch das Gewicht noch mehr auf den Titelgeber verschoben und insgesamt funktioniert der Film dadurch wahrscheinlich sogar besser. Die menschlichen Darsteller sind nur Beiwerk, da hatte ich aber auch nicht mehr erwartet.
Betrachtet man Garfield als Kinderfilm, kann man sich wirklich gut unterhalten lassen. Sicher hätte man mit weniger Schielen auf eine potentiell Geld bringende Zielgruppe eine bessere Garfield-Adaption Zustande bringen können, doch aufgrund meiner äußerst niedrigen Erwartungen wurde ich dennoch sehr gut unterhalten und gebe mal großzügige 7/10 Punkte.
#141
Geschrieben 16. Oktober 2005, 10:13
Gestern habe ich "Sleepy Hollow" ziemlich zwiespältig wahrgenommen. Lag vielleicht auch daran, dass auch ich bereits etwas sleepy war. Unbestreitbar ist: Tim Burtons Film ist ein optisches Meisterwerk. Da könnte man sich nahezu jeden Frame an die Wand hängen und es wäre Kunst. Ganz, ganz groß. Doch vom Inhalt wurde ich gestern irgendwie nicht mehr so recht mitgerissen. Vielleicht habe ich den Film auch einfach schon zu oft gesehen.
Die Geschichte ist ein klassisches Märchen, inszeniert im Burton-Stil. Doch nimmt man die Inszenierung weg, bleibt nicht viel Geschichte übrig. Der ganze Komplott mag bei den ersten Sichtungen noch verwirren und überraschen, doch sieht man genauer hin, ist es einfach die Rache einer bösen Hexe an einer Familie. Der kopflose Reiser verkommt bei genauerer Betrachtung auch eher zum mittelalterlichen Terminator und wirkt gar nicht mehr so gruselig. Das ganze Außenrum, wie Cranes Träume, sieht zwar optisch bombastisch aus, liefert aber auch nicht wirklich höchst interessante Inhalte, die man nicht straffer hätte vermitteln können.
Das hört sich jetzt alles sehr negativ an, was aber nur an meinem Eindruck gestern lag. Vermutlich war ich einfach zu müde, als dass mich ein Film, den ich schon zu oft gesehen habe bei der Stange hätte halten können. Ich wurde dennoch gut unterhalten - allerdings nicht so gut, wie ich in Erinnerung hatte.
"Sleepy Hollow" bleibt dennoch ein optisch umwerfender Film mit einem grandiosen Johnny Depp, einer nett anzusehenden Christina Ricci, vielen rollenden Köpfen und einer beeindruckenden Atmosphäre. Früher ein Top-Film, heute gibt es nur noch wohlwollende 8/10 Punkte.
#142
Geschrieben 17. Oktober 2005, 17:51
In der ersten Stunde passiert wirklich nicht viel. Die Charaktere werden sehr langsam eingeführt, es wird viel Zeit in wenigen Locations verbracht - das Tempo des Films ist wirklich sehr gemächlich. Hat mich aber überhaupt nicht gestört. Die Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut - wenngleich Brando auch etwas kurzatmig wirkt - und die Schauplätze laden zum verweilen ein. Nicks Jazz-Club hätte ich auch gerne mal besucht. Eine wirklich schöne Atmosphäre.
In der zweiten Stunde war dann schon wesentlich mehr los. Der Coup wurde sehr schön vorbereitet, was auch in einem eher gemächlichem Pacing stattfand. Dadurch wurde der eigentliche Raub auch viel schweißtreibender. Ich habe wirklich mitgefiebert, wie schon lange nicht mehr. Die letzten Wendungen waren dann eher offensichtlich. Hat mich aber nicht gestört. Ich war eher froh, dass da nichts super Überraschendes mehr kam, sondern der Film seiner beinahe klassischen Erzählweise treu geblieben ist. Eine sehr schöne Caper-Geschichte mit klasse Charakteren.
Gestört hat mich das Abziehbild des Hackers. Lebt bei Mutti im stockdunklen Keller und zockt Egoshooter. Wow, wie originell. Ich habe zwar schmunzeln müssen, aber die Szene hat irgendwie nicht so in den sonst eher realistischen Film gepasst. Zu parodistisch.
Ansonsten ist mir noch der wirklich schöne Score von "The Score" aufgefallen.
Alles in allem ein sehr sehenswerter Film, wenngleich er auch keine wirklichen Highlights bieten kann: 7/10 Punkte.
#143
Geschrieben 22. Oktober 2005, 13:35
Nach seinem zwei Filme andauernden Ausflug ins Sci-Fi-Genre präsentiert uns Spielberg hier einen wunderbar lockeren Film, der (fast) nie ins Banale abdriftet und gleichzeitig komisch und anrührend ist. Das Leben von Frank Abagnale Jr. war es aber auch wirklich wert verfilmt zu werden. Schon verrückt, was dieser im Alter von nur 17 Jahren alles erlebt hat. Ich berfürchte das werde ich bis ins hohe Alter nicht aufholen können. Umso schöner also, dass man im Film an solch außergewöhnlichen Lebensgeschichten teilhaben kann.
DiCaprio spielt wirklich klasse. Er war aufgrund seines oft kindlich wirkenden Gemüts auch die Idealbesetzung. Nicht Kind, nicht Mann. Irgendwas dazwischen. Wirklich sehr schön gespielt. Fast besser hat mir aber noch Christopher Walken gefallen. Ganz groß. Schade, dass man ihn eher selten in solch emotionalen Rollen sehen kann. Der Film wird meiner Meinung nach sowieso von der Vater-Sohn-Beziehung getragen und man kann schön erkennen wie Frank Jr. versucht seinem Vater zu helfen und nachzueifern - und dieser versteht das genau, kann aber nicht darauf eingehen.
Tom Hanks ist auch nett anzusehen und wohl der komischste Charakter im Film. Eine nette Rolle aber nichts Herausragendes. Auf seinen Charakter ist auch die schwächste Stelle im Film zurückzuführen: Das erste Weihnachtstelefonat, als Hanks Charakter sich über die Einsamkeit von Frank Jr. auslässt. Als hätte der Zuschauer das nicht auch so verstanden. Ohne den direkten Hinweis, wäre mir die Szene glaub ich stärker vorgekommen.
Ansonsten ist noch die wirklich schöne Filmmusik erwähnenswert. Seltsam, dass mich der Score teils an "Jurassic Park" erinnert hat. Nur eben mit mehr Swing und fröhlicher. Auf jeden Fall ein typischer Williams.
Insgesamt ein wirklich sympathischer Film mit klasse Darstellern und einer sehr unterhaltsamen Geschichte: 8/10 Punkte.
#144
Geschrieben 23. Oktober 2005, 11:04
Der Film war wirklich nicht schlecht. Ein düsteres Setting, das ein Gefühl der Trostlosigkeit aufkommen lässt, wie ich es kaum vorher erlebt habe. Dazu seltsame Figuren, viel Wasser und eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs. Achja und eine Geistergeschichte gibt es natürlich auch noch. Leider läuft diese allerdings so am Rande ab, dass sie durch das Scheidungsdrama und die Trostlosigkeit der Umgebung völlig erdrückt wird. Teils habe ich mir gedacht, dass man als Zuschauer vielleicht hätte denken sollen, dass sich die Mutter alles nur einbildet (Ex-Mann spricht mit jugendlichen Randalierern), aber dann war das eher schlecht inszeniert. Hätte aber interessante Möglichkeiten geboten.
Der Twist des Films war dann auch eher gelinde überraschend und zudem dramaturgisch äußerst schlecht umgesetzt. Hätte der Zuschauer hier wirklich erschrecken können, dass das falsche Kind unter der Kutte sitzt, wird diese Möglichkeit genommen, da man vorher die Glastür wie durch Geisterhand zugleiten sieht. Eine ungenutzte Chance. Wirklich schade. Außerdem ist diese befreiter Geist will doch noch was ganz anderes bereits hinlänglich aus "Ring" bekannt. Der darauffolgende Tod der Mutter ist dann zwar neu und irgendwie unerwartet, wird aber durch die letzte Sequenz im Fahrstuhl wieder zerstört. Pseudo-Happy-End. Nun gut.
Der Film krankt daran eher ein Scheidungsdrama zu sein, als eine Geistergeschichte, was wirklich schade ist, denn die Atmosphäre ist wirklich überzeugend. Mich würde mal interessieren inwieweit der Film vom Original abweicht. Gefehlt haben mir auch die wirklichen Gruselszenen, wegen denen ich selbst >> "Ring 2" effektiver fand.
Alles in Allem schafft es "Dark Water" - trotz vorhandenem Potential - leider nicht über >> "Ring 2" hinaus. Deshalb gibt es auch "nur" 6/10 Punkte. Die aber wohlverdient.
#145
Geschrieben 23. Oktober 2005, 21:17
"Lost in La Mancha" sollte zunächst das Making Of zu Gilliams Traumprojekt "The Man Who Shot Don Quixote" werden. Nach dem Hereinbrechen mehrerer Katastrophen auf das Filmprojekt hat sich die Dokumentation allerdings eher als ein Protokoll der Unkontrollierbarkeit des Filmens erwiesen. Hier ist alles festgehalten, was einem sonst in den bekannten Werbe-Featurettes verschwiegen wird. Hat "The Hamster-Factor" zu Gilliams >> "12 Monkeys" - von den gleichen Machern - schon den Kampf des Filmemachers gezeigt, sieht man in "Lost in La Mancha" leider dessen Scheitern. Es tut fast weh zu sehen, wie Gilliams Herzblut davongeschwemmt wird.
Am Traurigsten an der ganzen Sache ist allerdings, dass es diesen Film nicht gibt. Ich glaube "The Man Who Shot Don Quixote" hätte ganz groß werden können. Bereits die kurzen Sequenzen, die man im Laufe der Doku zu sehen bekommt, haben Atmosphäre und auch der Rest lässt auf eine tolle Geschichte, klasse Schauspieler und ein grandioses Setdesign schließen.
"Lost in La Mancha" zeigt aber auch einen beinahe manischen Gilliam, der mit Freude am Drehen ist. Der geborene Filmemacher. Ich hoffe wirklich sehr, dass er sich nochmal aufraffen kann um dem Projekt noch eine Chance zu geben. Die Rechte liegen, soweit ich weiß, wieder bei ihm.
Hat jetzt nichts direkt mit "Lost in La Mancha" zu tun, finde ich aber dennoch interessant: Ein befreundeter freischaffender Künstler, ungefähr in Gilliams Alter, ist genauso besessen von Don Quixote und hat diesen in unzähligen Werken verewigt. Interessant ist, dass der Kämper gegen die Windmühlen in seinen Bildern tatsächlich sehr Nahe an den Gilliam-Konzepten dran ist, obwohl ich mir 100%ig sicher bin, dass er nicht einmal weiß wer Terry Gilliam ist. Auch von der Art und seinem Auftreten her könnte dieser Künstler der Bruder von Gilliam sein.
Wie ist "Lost in La Mancha" nun zu bewerten? Er hat die "Entstehungsgeschichte" von Gilliams Projekt sehr gut eingefangen und weiß auch nüchterne Fakten grafisch anspruchsvoll zu präsentieren. Ich denke 9/10 Punkte sind auf verdient. Ich habe nun auf jeden Fall auch Lust auf "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" bekommen und muss mir diesen bei Gelegenheit einmal zulegen.
#146
Geschrieben 29. Oktober 2005, 11:13
"Keine halben Sachen 2" war zwar auch kein Reißer und eher etwas seltsam, aber weit von den abstrusen Erlebnissen meines Traums entfernt. Der Anfang mit Bruce Willis als Hausmann hatte zwar einen gewissen Witz, aber irgendwie war die Umsetzung zu platt und zu gewollt. Überhaupt hat mich die erste Hälfte etwas genervt, da alles unrund und eher zufällig gewirkt hat. Dann aber hat der Film seinen Rhythmus gefunden und mich wirklich gut unterhalten. Die Slapstickeinlagen von Matthew Perry haben mich wieder voll und ganz überzeugt. Sicher war dies eine typische Chandler-Rolle, aber das kann er auch wirklich verdammt gut! Bruce Willis' Heulnummern waren bereits aus >> "FRIENDS" bekannt, aber dennoch witzig. Amanda Peet war auch wieder sehr nett anzusehen und die Gangster haben ihre Sache auch gut gemacht.
Insgesamt war der Film also eine nette Komödie und ich verstehe wirklich nicht warum er überall so verrissen wird. Leider habe ich nur die Synchro gesehen und ich habe Perrys Stimme wirklich vermisst. Ich glaube im Original ist der Film noch um einiges witziger. Trotzdem sind 6/10 Punkte verdient.
#147
Geschrieben 01. November 2005, 15:12
Die erste Sichtung zählt zudem zu den interessantesten Kinoerlebnissen, die ich bis jetzt hatte. Ich war damals 16 und hatte bisher noch nicht viel Erfahrungen mit dem Horrorgenre. Ein Freund war zu Besuch, der an diesem Tag mit dem Zug wieder abreisen sollte. Am Tag davor war eine große Party, dementsprechend übermüdet war ich. Der Zug hatte Verspätung und somit blieben noch ca. 4 Stunden totzuschlagen. Also ab ins Kino. Damals war ich auch noch nicht so informiert, was denn läuft, also haben wir uns kurzerhand für einen Film namens "Scream" entschieden. Der Kinosaal war bereits dunkel und die erste Szene mit Drew Barrymore hatte gerade angefangen. Auf das was in den nächsten 110 Minuten folgte war ich wirklich nicht vorbereitet. So oft bin ich selten zusammengezuckt. Superspannend und unterhaltsam. Gleichzeitig ein klassischer Whosdunnit, der sehr modern inszeniert war. Ein neuer Kultfilm war geboren - und das nicht nur für mich. "Scream" ist gleichzeitig ein moderner Horrorfilmklassiker, der die zweite Slasherfilmwelle einläutete und den Horrorfilm wieder ins Mainstreamkino brachte.
In den darauffolgenden Jahren hatte ich den Film noch das eine oder andere Mal gesehen und auch die Nachfolger wurden mit Spannung erwartet. Filme wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" oder "Düstere Legenden" wurden ebenfalls verschlungen. Doch keiner kam an die "Scream"-Reihe heran, die mit dem dritten Teil leider auch an Qualität eingebüßt hat - zumindest soweit ich mich erinnern kann, denn den dritten Teil habe ich bis jetzt - im Gegensatz zu den Vorgängern - nur ein einziges Mal gesehen.
Nach bestimmt vier Jahren Pause nun also wieder einmal "Scream". Ich habe mich wieder ausgezeichnet amüsiert und halte den Film immer noch für einen der cleversten und unterhaltsamsten Horrorfilme, die es gibt. Er bedient jedes Klischee, das Horrorfilme ausmacht. Dabei prangert er diese nicht an, sondern liefert liebevolle Hommages. "Scream" ist dabei nicht nur Parodie sondern liefert eine eigenständige, äußerst spannende Geschichte mit interessanten Charakteren, die weit über übliche Horrorfilmstereotypen hinausgehen. Geschickt spielt der Film dabei mit den üblichen Verdächtigen. Da gibt es Close-Ups auf Schuhe oder andere Details, Aussagen die die Charaktere verdächtig machen uvm.
Besonders beachtlich ist allerdings die Metaebene, auf die sich der Film durch das Zitieren von anderen Horrorfilmen bringt. Indem er die Regeln weder bricht, noch ohne Veränderungen übernimmt, entstehen wahrhaft komische Situationen, die nicht nur Kennern ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Die Filmemacher der grausamen "Scary Movie"-Reihe haben in ihren Filmen versucht "Scream" durch den Kakao zu ziehen und versagen dabei auf ganzer Linie. Sie haben den Film einfach nicht verstanden.
"Scream" steht natürlich auch für brutale Morde, die wiederum direkt im Film angesprochen werden. Sicher ist der Film brutal und gehört absolut nicht in Kinderhände, die den leichtfertigen Umgang mit dem Morden nicht verstehen würden. Die "Scream"-Reihe hat die Gewaltdiskussion wieder ins Rollen gebracht, was in einem entschärften dritten Teil gipfelte. Wenn man an die Nachahmungstaten denkt, kommt man natürlich auch ins Grübeln. Doch kann ich nur dem Zitat aus "Scream" zustimmen, in dem es heißt, dass Filme keine Psychopathen erschaffen, sondern diese nur kreativer machen. Ich könnte mich hier nun über Jugendschutz etc. auslassen, doch wäre das der falsche Platz. Fakt ist: Jugendschutz ist äußerst wichtig. Filme wie "Scream" gehören nicht in Kinderhände. Indizierungen verhindern keine Gewalttaten. Es ist Aufgabe der Erziehungsberechtigten ihre Kinder zu lehren mit Gewalt und Medien richtig umzugehen. Medienerziehung sollte zudem verstärkt in Schulen stattfinden. Ich hör ja schon auf...
Was fällt mir sonst noch ein? Der verletzliche Killer, der nicht übermenschliche Kräfte wie Jason oder Michael Myers hat, war eine Neuerung, die für Spaß sorgt. Zudem war der Twist am Ende damals noch wirklich innovativ. Neben dem grandiosen Drehbuch von Kevin Williamson sticht die wirksame Inszenierung hervor. "Scream" ist definitiv Wes Cravens bester Film.
Nun habe ich viel geschrieben und möchte zu einem Ende kommen. "Scream" ist für die Horrorgemeinde sicher einer der wichtigsten Filme der 90er. Er hat sich seinen Platz in der Filmgeschichte gesichert. Auch heute noch ganz großes Kino: 9/10 Punkte.
#148
Geschrieben 02. November 2005, 18:57
Während der Zeit des Wartens hat auch meine Erwartungshaltung abgenommen und somit konnte ich den Film gestern entspannte 90 Minuten lang genießen. Anfangs verspricht "Eine Nacht bei McCool's" noch eine interessante Erzählweise, die jedoch eher routiniert abgespult wird. Trotzdem irgendwie nett, auch wenn man mehr daraus hätte machen können (Stichwort: Chronologie). In Sachen Humor geht es etwas derber zur Sache als bei einer 08/15-Komödie, doch wirkt der Film dadurch irgendwie nicht rund. Als hätte man gewollt, sich aber letztendlich doch nicht getraut. Ich glaube dem Film hätte es besser getan wenn er einer Linie treu geblieben wäre, wobei ich seine Stärken eher in den nicht zu abgedrehten Szenen sehe. Meine Lieblingsepisode - will man es so nennen - war ganz klar Matt Dillons langsame Erkenntnis, die dem Zuschauer im Gespräch mit Michael Douglas mitgeteilt wird.
Der Shoot-Out am Ende war dann zwar irgendwie unerwartet und gefällig inszeniert (hat sonst noch jemand an "True Romance" denken müssen?), aber im Rahmen des Films keine wirklich starke Szene.
Ansonsten bleibt natürlich noch Liv Tyler zu erwähnen. Ich befürchte ich sehe Arwen bei der nächsten >> "Der Herr der Ringe"-Sichtung in einem komplett anderen Licht. Sie hat wider Erwarten bestens in diese Rolle gepasst.
Kritikpunkte sind - wie gesagt - die ungenutzten Chancen bei der Erzählung, sowie die Unausgegorenheit des Skripts. Ansonsten aber ziemlich unterhaltsam und deshalb 7/10 Punkte wert.
#149
Geschrieben 03. November 2005, 22:18
Der Film bietet kurzweilige Unterhaltung und genug Action für einen netten DVD-Abend. John Woos Handschrift ist deutlich zu erkennen. Wie bereits bei "The Killer" oder auch "Face/Off" stehen wieder zwei Kontrahenten im Mittelpunkt. In diesen Szenen ist der Film auch am stärksten und neben den Hauptcharakteren gehen alle anderen Figuren gnadenlos unter.
Bemerkenswert ist zudem Hans Zimmers Score, den ich auch ohne Film ganz gerne höre. "Broken Arrow" war noch keiner von Zimmers Bombastscores, sondern eher spielerisch und leicht. Weiß wirklich zu gefallen.
Insgesamt zwar kein Reißer, aber dennoch sehr gute Unterhaltung im typischen 90er Jahre Actionstil: 7/10 Punkte.
#150
Geschrieben 06. November 2005, 18:47
Gesehen wurde gestern erneut der Kinocut da der Director's Cut nur im englischen Original vorliegt und dieser Umstand nur wenig Anklang gefunden hätte. Zudem denke ich, dass das ursprüngliche Ende ein ziemlicher Downer sein dürfte. Muss ich mir bei Gelegenheit aber mal im Zusammenhang ansehen.
Bei "The Butterfly Effect" passiert viel. Sehr viel. Bereits in den ersten zwanzig Minuten gibt es mehr Handlung als in so manch einem kompletten Film. Die Blackouts sind auch für den Zuschauer sehr verwirrend, werden später allerdings ziemlich genial erklärt. Der Film erzählt dabei eine deprimierende Lebensgeschichte, die wirklich so manchen Schrecken beinhaltet. Wer kann es Evan Treborn - schon allein der Name ist ein nettes Detail - verdenken, dass er sich seine Fähigkeiten zu Nutze macht - zumal es erst ein erschütterndes Ereignis (den Selbstmord) braucht, um ihn den großen Schritt wagen zu lassen. Die hier präsentierten alternativen Realitäten sind teilweise amüsant (Evan als Verbindungstyp) oder schockierend (Behinderung). Nebenbei wird immer wieder auf die vorangegangenen Blackouts eingegangen. Somit spinnt die Geschichte ein dichtes Netz, dem man sich nur schwer entziehen kann. So ging es zumindest mir - auch bei der wiederholten Sichtung.
Die Geschichte mag zwar unlogisch sein, lässt einem aber keine Zeit zum Nachdenken. Zudem ist die Welt in ihren Regeln stimmig aufgebaut und schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Die Schauspieler fand ich alle sehr gut gewählt - selbst Ashton Kutcher weiß zu überzeugen.
"The Butterfly Effect" hat mich zwar dieses Mal nicht so sehr mitgerissen wie damals im Kino, er ist aber immer noch ein perfektes Filmvergnügen für alle die für Zeitreisegeschichten und Mysteriöses zu haben sind. Bei der letzten Sichtung wäre es noch ein Punkt mehr gewesen. Dieses Mal bekommt er mehr als verdiente 8/10 Punkte.
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