Mein Leben zwischen Glanz und Gülle...
#1
Geschrieben 07. Oktober 2005, 16:20
Also dann...
#2
Geschrieben 07. Oktober 2005, 16:21
(A LIZARD IN A WOMAN’S SKIN aka SCHIZOID)
Italien, 1971, Regie: Lucio Fulci
Im Zentrum der Story steht Carol Hammond, Tochter eines angesehenen Anwalts mit politischen Verbindungen und verheiratet mit dessen Juniorpartner Frank.
Seit längerer Zeit leidet Carol an einer Serie surrealer Alpträume, die sich auch durch ihre regelmäßigen Besuche beim Psychiater nicht abstellen lassen. Stetig wiederkehrender Bestandteil dieser Traumgespinste ist ihre Nachbarin Julia, eine Dame von zweifelhafter Reputation, deren Bekanntenkreis aus Hippies besteht und die in ihrer Wohnung feuchtfröhliche Drogenorgien feiert. Natürlich ist solch libertines Gelichter kein Umgang für die konservative Familie Hammond, doch nichtsdestotrotz fühlt sich Carol von Julia fasziniert und angezogen und erlebt in ihren Traumbildern einige höchst intime Begegnungen mit der Dame. Sie erzählt ihrem Psychiater davon, der ihr den Rat gibt, über die Traumerlebnisse Buch zu führen, um so später in den Therapiesitzungen ihrem Unterbewußtsein besser auf die Spur kommen zu können.Doch die Dinge nehmen eine unerwartete Wendung, als Carol eines Nachts träumt, Julia zu töten. Kurz darauf stellt sich der Mord als grausige Realität heraus und am Tatort wird nicht nur Carols Pelzmantel, sondern auch ein Brieföffner (= die Mordwaffe) aus ihrem Besitz gefunden. Im Handumdrehen wird aus ihr nun die Hauptverdächtige....
Irgendwie hab ich ja nie so recht verstanden, wieso Lucio Fulci ausgerechnet durch seine 80er Jahre-Splattereien so populär wurde, bzw. vom Großteil seiner Fans nur an diesen gemessen wird. Zugegeben: Einige dieser Streifen besitzen durchaus Entertainmentwert (und zumindest L’ALDILÀ hat zweifelsohne einige stimmungsvolle Elemente), aber alles in allem wirkt dieses Oeuvre ziemlich arm, wenn man es mit einigen frühen Filmen des Regisseurs vergleicht.
Besonders für den Giallo hatte der Mann einst ein wirklich gutes Händchen, wenngleich er sich auf diesem Terrain viel weniger ausgetobt hat, als viele seiner Kollegen (warum eigentlich?). Nach dem hübsch fiesen UNA SULL’ALTRA war dies nun Fulcis zweiter Exkurs in thrillernde Gefilde. Und was für einer: Abgedrehte Traumsequenzen, Swingin‘ London-Feeling der 60s/70s und typische Giallozutaten verbinden sich hier mit einer küchenpsychologische Storystruktur a la Hitchcock (im Film macht mir sowas immer viel Spaß) zu einem optisch ausgesprochen ansehnlich geratenem Genrepraliné, das irgendwie so gar nichts mit Fulcis späteren Schnellschüssen gemein haben will. Für die feine Kameraarbeit zeichnete der Bava-erprobte Ubaldo Terzano verantwortlich, der fünf Jahre später auch an Argentos PROFONDO ROSSO mitarbeitete; der Soundtrack stammt von Maestro Morricone, der für den Film eine herrliche Mixtur aus eleganten Melodien und psychedelischen Stimmungsmachern (huch, wie klingt das denn?) entwarf. Auch an der Besetzung gibt es nichts auszusetzen: Die Brasilianerin Florinda Bolkan glänzt in der Hauptrolle als schizophren lädierte Carol, Gialloveteran Jean Sorel (zuvor an der Seite von Marisa Mell bereits in UNA SULL’ALTRA vertreten) mimt ihren untreuen Gatten, Stanley Baker überzeugt als abgeklärter Scotland Yard-Ermittler und der großartige Leo Genn liefert als Carols Vater einmal wieder eine grundsolide, überzeugende Performance.
UNA LUCERTOLA... mag vielleicht nicht ganz an Fulcis ein Jahr darauf entrstandenen Thriller NON SI SEVIZIA UN PAPERINO heranreichen, doch er ist mit Sicherheit eines der besten und interessantesten Beispiele aus der großen italienischen Genreküche. Immer wieder schön.
#3
Geschrieben 08. Oktober 2005, 14:04
(SHUNNED HOUSE)
Italien 2003, Regie: Ivan Zuccon
Der Schreiberling Alex arbeitet an einer neuen Schwarte zum Thema übersinnliche Phänomene, in deren Mittelpunkt die unheimlichen Vorfälle in einer alten Provinzvilla stehen sollen. In diesem Anwesen ging es offenbar noch nie mit rechten Dingen zu; über Jahrzehnte hinweg verschwanden dort diverse Zeitgenossen bzw. erlitten ein gewaltsames Ableben.
Gemeinsam mit seinem großbusigen Sidekick Rita quartiert unser Schmierfink sich nun in dem seit langem verwaisten (und mittlerweile recht vergammelten) Haus ein, um dort neue, schockierende und natürlich unglaublich faszinierende (gääähn!) Erkenntnisse zu sammeln. Man schleicht also durchs Gemäuer bzw. hockt leicht ratlos auf den mitgebrachten Schlafsäcken, Alex quatscht neunmalklug, Rita ist genervt, zupft sich das knappe Leibchen und raucht Kette. Zur Auflockerung gibt’s dann bald Rückblenden zu einigen vorherigen Bewohnern, die natürlich ein bitterböses Schicksal erleiden mußten (so richtig mit viel Blut und so). Zwischendurch geht’s aber immer wieder zurück zu Alex und Rita, die umherlatschen, auf ihren Schlafsäcken hocken, neunmalklug quatschen bzw. das knappe Leibchen zupfen und genervt Kette rauchen. Ach ja, Rita fängt irgendwann an, im Schlaf Französisch zu reden. Hätte man ihr gar nicht zugetraut, das mit der Fremdsprache. Kann sie eigentlich auch nicht. Also steckt was anderes dahinter. Ist aber auch nicht weiter wichtig.
LA CASA SFUGITA basiert auf drei Erzählungen H. P. Lovecrafts: „The Shunned House“, „The Music of Erich Zann“ und „Dreams of the Witchhouse“. Keine schlechte Auswahl und „Erich Zann“ ist m. E. ohnehin von Lovecrafts allerbesten Stories. Die drei (selbstredend abgewandelten) Stories werden collagenhaft als Rückblenden in die eingangs geschilderte Rahmenhandlung eingebunden. Prinzipiell ist das keine schlechte Idee und auch die Tatsache, daß Lovecraft hier wieder einmal sehr frei interpretiert wird, stört mich eigentlich wenig (hat mir z. B. bei den Filmen von Stuart Gordon und Brian Yuzna auch nie was ausgemacht). Auch daß das ganze Geschehen in Italien angesiedelt ist, anstatt irgendein unglaubwürdiges New England-Setting zu präsentieren, finde ich recht sympathisch und die alte heruntergekommene Villa gibt durchaus eine nette Kulisse ab.
Doch genug der netten Worte, mehr positive Ansätze gibt’s nun wirklich nicht zu vermelden.
„Es mag sein sein, daß es hier ungesund und staubig ist, aber die Arbeit läuft gut“, sagt Alex irgendwann einmal (derweil Rita mal wieder genervt quengelt und nach ihren Kippen sucht).
„Es mag sein, daß der Regisseur ein Kretin und dieser Film scheiße ist, aber irgendjemand bezahlt das Ganze trotzdem“, dachte ich mir da (und sah zu diesem Zeitpunkt – kein wirklich gutes Zeichen beim Filmgucken! – zum wiederholten Male auf die Uhr).
LA CASA SFUGITA ist schon eine bemerkenswert miese Gurke. Das Ganze wurde komplett auf Digital Video gedreht, sieht auch dementsprechend aus und der teils schon exzessive Gebrauch dämlicher Videofilter und –effekte nervt irgendwann einfach gewaltig. Klar, hier arbeitete man offensichtlich mit einem Groschenbudget, aber das rechtfertigt doch nun wirklich nicht jeden Mumpitz. Mit sehr viel gutem Willen kann man zwar hin und wieder brauchbare Ansätze in der Inszenierung erkennen (Zufall?), die jedoch im nächsten Moment schon wieder zunichte gemacht werden. Die Kamera schleicht oft etwas ratlos umher, versucht krampfhaft so etwas wie Suspense-Feeling aufkommen zu lassen (schon klar, da hat jemand mal Argento geguckt), verzagt dann aber wieder und bleibt auf irgendeinem belanglosen Flecken am Gemäuer hängen. Schon fast tragikkomisch. Und wenn wir alle nicht mehr weiterwissen gibt‘s halt nochmal trendy Videofirlefanz (Stroboskopeffekte, uiuiui!). Von atmosphärisch-stimmiger Ausleuchtung u. ä. scheint Regisseur Ivan Zuccon noch nie was gehört zu haben. Wozu auch? Gibt ja die moderne Videotechnik. Und im Zweifelsfall halt noch ne Tasse Gore und die obligatorischen Frontal Nudity-Sequenzen, dann kauft’s schon jemand.
Und wenn ich jetzt noch erwähne, daß die Dialoge strunzdumm sind und die Fähigkeiten der Darsteller sich auf einem geradezu mitleiderregend miesem Level befinden, wird das wohl auch niemanden mehr überraschen. Allerdings: Im Fall von Federica Quaglieri (= Rita) hat das schon wieder was. Ich empfand durchaus ein perverses Vergnügen dabei, der Dame bei ihren unglaublich unbeholfenenen, stets am Ziel vorbeigehenden, tranig-dumpfdämlichen und leicht lobotomiert wirkenden Schauspielversuchen zuzusehen. Der Rest der Besetzung ist halt fleischgewordenes Valium pur.
Wo sind meine Kippen?
#4
Geschrieben 14. Oktober 2005, 13:29
(A WHISPER IN THE DARK)
Italien 1976, Regie: Marcello Aliprandi
Die Geschichte führt in eine schöne alte Villa, irgendwo in der italienischen Provinz Venedig: Hier residiert Camilla, Tochter einer wohlhabenden Adelssippe, gemeinsam mit ihrem amerikanischen Mann Alex und ihren Kindern. Während sich die kleinen Zwillinge Milena und Mathilde vorwiegend als verwöhnte Nervgören hervortun, präsentiert sich der zwölfjährige Martino als eher ernsthaftes und gelinde seltsames Kind, und führt Zwiegsrpäche mit einem unsichtbaren Freund namens Luca. Besagter Luca, der scheinbar nur der Imagination des Jungen entspringt, hat sich im Lauf der Zeit zu einem festen Bestandteil des familiären Alltags entwickelt und bekommt sogar einen Platz am gemeinsamen Frühstückstisch reserviert.
Kindliche Phantasie, könnte man sagen, doch so simpel ist das alles nicht: In der Villa häufen sich seltsame Vorkommnisse und Lucas „Präsenz“ zeigt allmählich bedrohliche Auswirkungen für alle, die ihm oder Martino nicht wohlgesonnen sind. Camilla ist irgendwann überzeugt davon, daß es sich hier um die Manifestation ihres totgeborenen Kindes handelt, doch ihr Mann Alex zieht es vor, einen Psychologen zu Rate zu ziehen. Das kann natürlich nicht gut gehen...
UN SUSSURO NEL BUIO variiert auf recht gelungene Art Elemente von Henry James‘ Geistergeschichte „The Turn of the Screw“. Ein bißchen lehnt sich das Ganze vielleicht auch an Nicolas Roegs drei Jahre zuvor gedrehtem DON’T LOOK NOW an, doch sind diese Ähnlichkeiten eher marginaler Natur.
Ob nun hier tatsächlich das Übersinnliche wütet oder nicht, bleibt eigentlich bis zum Ende offen (wenngleich man als Zuschauer doch recht bald überzeugt davon ist). Und eigentlich läßt sich UN SUSSURIO... ohnehin schwerlich als „typischer“ Horrorfilm bezeichnen. Offensichtlicher Hokuspokus bleibt dezent im Hintergrund, hier wird schleichend und nicht polternd gegruselt, und zugleich viel, viel Zeit auf die Entwicklung der Charaktere und die Schilderung des Familienlebens verwendet. Das funktioniert - auch wenn sich viele Kritiker daran gestört haben - recht gut, was in erster Linie der Besetzung zu verdanken ist. Natalie Delon und John Philip Law machen ihre Sache sehr ordentlich, Joseph Cotten hat als kauziger Psychologe (größte Leidenschaft: eiskalten Wodka in der Badewanne trinken) einen wirklich tollen Spätauftritt und auch Alessandro Poggi absolviert seine Rolle als Sorgenkind Martino sehr anständig (ich hab ja eigentlich immer ein bißchen Angst vor Kinderdarstellern...).
Natürlich hat das Drehbuch so seine Schwächen, einige Handlungsstränge werden nur angerissen und verlaufen dann im Sande, und das ziemlich abrupte Ende wirkt – zumindest beim ersten Anschauen – etwas unbefriedigend.
Ist aber alles halb so wild bzw. läßt sich verschmerzen, denn optisch kriegt man hier einen außerordentlich geschmackvoll durchkomponierten Leckerbissen serviert: Gedreht wurde in der Villa Condulmer, einem (sofern man alte italienische Architektur mag) traumhaft schönem Bau, der heutzutage als Fünf Sterne-Hotel fungiert und von einem ausgedehnten, geradezu märchenhaftem Garten umgeben ist. Für die tolle Kameraführung war hier Claudio Cirillo - Stammkameramann von Ettore Scola - verantwortlich, dem Regisseur Marcello Aliprandi hier glücklicherweise weitgehend freie Hand ließ. Was Cirillo in diesem Film an Bildern gezaubert hat ist schon überaus beeindruckend, allein die Titelsequenz (eine ausggedehnte Kamerafahrt durch den nebelüberfluteten Garten) bietet allerfeinste Schaueratmosphäre. Will man nach stilistischen Vergleichen suchen, kommt einem zwangsläufig oft genug Mario Bava in den Sinn, aber auch der brillante Pupi Avati bietet sich durchaus an.
Trotz kleiner Schwächen ist UN SUSSURO NEL BUIO eine verdammt feine Angelegenheit. Muß ich mir bald nochmal anschauen...
#5
Geschrieben 16. Oktober 2005, 14:48
USA 1959, Regie: Roger Corman
Der Einfaltspinsel Walter Pasiley verdingt sich als Kellner in einer von Beatniks frequentierten Künstlerkneipe. Er bewundert die dort präsente Bohéme und träumt eigentlich nur davon, endlich auch einmal dazuzugehören. Als er eines Tages versehentlich seine Katze tötet und diese mit Ton umhüllt, wird sein Traum wahr und man feiert ihn nun als genialen neuen Künstler. Im weiteren Verlauf fertigt Walter noch weitere Skulpturen an – größere, zweibeinige...
Ach ja, der gute alte Corman. Schon seine frühen Filme waren immer irgendwie anders und viel origineller als der damalige Genredurchschnitt.
A BUCKET OF BLOOD bedient sich vordergründig an der bewährten „Durchgeknallter Künstler macht aus Leichen Skulpturen und stellt diese dann aus“-Story, wie sie zuvor schon André de Thots HOUSE OF WAX und Michael Curtz‘ MYSTERY OF THE WAX MUSEUM zelebriert wurde, ist aber trotzdem weit entfernt davon, ein purer Rip Off zu sein. Das horrible Geschehen dient hier eigentlich nur als Rahmen, um die tragikkomische Geschichte eines hoffnungslosen Verlierertypen zu erzählen, der schließlich zu recht drastischen Mitteln greift, um endlich einmal im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Corman nimmt hier eigentlich schon die Geschichte seiner ein Jahr später fabrizierten schwarzen Komödie LITTLE SHOP OF HORRORS vorweg: Während dort der vertrottelte Ladengehilfe Seymour ein Pflanzenungetüm mit einem unstillbaren Appetit auf Menschenfleisch züchtet, um endlich seinen Chef zufriedenzustellen, die Dame seines Herzens zu bekommen und nebenbei auch noch berühmt zu werden, geht Walter in A BUCKET... einen ähnlichen Weg mit seinen morbiden Skulpturen und auch in puncto Humor funktionieren beide Filme ähnlich gut. Zwar gibt es in BUCKET leider keinen grandiosen Mel „Gravis Mushnik“ Welles, dafür macht der Film aber allein schon mit seiner Beatnik-Thematik und der hier gezeigten Szene aus Künstlern und Pseudo-Künstlern,Genies und Dilletanten, Starpoeten und zugedröhnten Zaungästen viel, viel Spaß. Und irgendwie kommt mir so einiges auch immer wieder verdammt bekannt vor... Wahrscheinlich tragen einfach alle Formen der Subkultur ähnliche Grundzüge in sich – vorgestern, gestern, heute und wahrscheinlich auch noch übermorgen.
#6
Geschrieben 16. Oktober 2005, 14:50
USA 1990, Regie: Paul Verhoeven
Der Bauarbeiter Quaid wird von seltsamen Träumen vom Mars heimgesucht und muß schließlich erfahren, das sein ganzes Leben nur auf künstlich implantierten Erinnerungen basiert. Eigentlich ist er Hauser, der abtrünnige Sicherheitschef des fiesen Marsgouverneurs Cohaagen und hat sich vor Jahren der Untergrundbewegung auf dem Roten Planeten angeschlossen. Also macht sich Quaid/Hauser auf den Weg zum Mars, um dort die Frau seiner Träume zu treffen, dutzendweise Schurken umzulegen und für ein Happy End zu sorgen...
Als filmische Phillip K. Dick-Umsetzung (in diesem Fall die Kurzgeschichte „We Can Remember It For You Wholesale“) betrachtet, fällt dieses tösende Schwarzenegger-Vehikel natürlich mit Pauken und Trompeten durch, doch unterm Popcorn-Kino-Gesichtspunkt bekommt man hier schon eine dicke Dosis Entertainment geboten. Recht flott inszeniert das Ganze, dabei entspannend destruktiv und auch nicht ohne Witz. Strudel-Arnie präsentiert sich mal wieder als wuchtiges Naturereignis von enormer Durchschlagskraft und schneidet zwischen diversen Explosionen und Ballereien einige schier unglaubliche Grimassen, so z. B. als er sich einen implantierten Sender aus der Nase ziehen muß. Sowas kann der Mann richtig gut, sollte er eigentlich mal wieder machen, anstatt in dieser republikanischen Politgülle rumzuschwimmen.
In einer meiner Lieblingsszenen ballert eine bestrapste Zwergin wild mit einer Maschinenpistole um sich. Stiehlt in dem Moment sogar dem Arnie die Schau, die Kleine.
#7
Geschrieben 16. Oktober 2005, 14:52
Deutschland/Frankreich 1967, Regie: Alfred Vohrer
London, Waterloo Station: Ein Mann bricht ein Mann unter merkwürdigen Umständen tot auf dem Bahnhof zusammen. Die Polizei entdeckt bei ihm zunächst eine Halskette mit einem geheimnisvollen Schlüssel, doch wenig später ist diese spurlos verschwunden. Inspektor Martin von Scotland Yard tappt zunächst im Dunkeln, erhält dann aber durch den Kleinganoven Pheeny einen Hinweis, der ihn zum Schloß des verstorbenen Lord Selford führt. Dieser hatte hat kurz vor seinem Tod sieben Freunden je einen Schlüssel gesandt. Nur alle sieben Schlüssel gemeinsam öffnen eine Tür im Schloßkeller, hinter der ein unermeßlich wertvolles Erbe wartet...
Wenn einem gerade nichts besseres zur Abendgestaltung einfällt, kann man mit einem alten Edgar Wallace-Streifen eigentlich nie was falsch machen. Hab ich letztens auch wieder gemerkt, als ich etwas ratlos vor der heimischen Filmsammlung stand und meine Hand nach ziellosem Umherkreisen schließlich auf diesem Film hängenblieb.
DIE TÜR MIT DEN SIEBEN SCHLÖSSERN ist ein sehr unterhaltsamer Gruselkrimiverschnitt, der von Anfang bis Ende prima funktioniert. Die Story bietet nicht nur die bewährte Londoner Räuberpistole mit geheimnisvoller Mordserie und noch geheimnisvollerer Erbschaft, sondern serviert so nebenbei am Rande auch noch hübsch haarsträubenden Mad Scientist Horror mit verpatzten Menschenversuchen und einem Tor Johnson-artigen Fleischklops, der einem fiesen Doktor als mordendes Faktotum dient. Heinz Drache mimt seinen Scotland Yard-Inspektor als smarter Grinsemann auf Groschenheftniveau, Eddie Arent absolviert routiniert den komischen Sidekick am Rande und der gute Klaus Kinski schaut – hier mal nicht als Psycho, sondern als ängstlicher Safeknacker Pheeny – auch mal kurz vorbei. Diverse weitere bekannte Gesichter sind ebenfalls vertreten, herausragend ist hier zweifelsohne Pinkas Braun, der als durchgeknallter Dr. Staletti im Finale eine Performance bietet, die so over the top ist, daß sich die Balken biegen und ich immerzu „Zugabe, Zugabe“ rufen möchte.
Ach ja, als nebelumschwirrtes Anwesen Selford Manor wird uns hier übrigens das hübsche Schlößchen auf der Berliner Pfaueninsel präsentiert (die Anwesenheit der Pfauen äußert sich recht deutlich akustisch im Hintergrund). Macht Spaß, das Ganze.Viel Spaß macht übrigens auch das Mobiliar in Selford Manor: Eine Orgel, hinter deren Pfeifen sich eine üppige Hausbar verbirgt und ein ausgesprochen bizarrer Stuhl in Frauenform mit High Heels-Beinen und eingebautem Plattenspieler. Wo bekommt man so etwas bitte?
#8
Geschrieben 17. Oktober 2005, 12:29
USA 1961, Regie: Ralph Brooke
Vier Teenager (natürlich die obligatorische Zwei Pärchen-Konstellation) machen während ihrer Ferien in tropischen Gefilden einen spontanen Abstecher auf ein unbekanntes Eiland. Doch statt Sonne satt und Bacardi Cola finden sie dort Terror pur, personifiziert in dem garstigen Dr. Balleau. Selbiger ist ein leidenschaftlicher Großwildjäger, der seit dem Krieg jedoch an einer kleinen Klatsche leidet und eine besessene Vorliebe für menschliche Beute entwickelt hat. Da kommen die vier juvenilen Sommerfrischler gerade recht, deren Anwesenheit ihm nun einige heitere waidmännische Stunden verspricht...
BLOODLUST! ist ein lustiges kleines Filmchen, das sich recht schamlos an dem alten Pichel-Schoedsack-Klassiker THE MOST DANGEROUS GAME bedient. Qualitative Vergleiche mit dem Vorbild von 1932 sollte man allerdings am besten gleich vergessen: Während das Original der RKO sich in all seiner Kürze als kunstvoll inszenierter Genremeilenstein mit hübsch perversen Untertönen präsentiert, serviert das C-Picture BLOODLUST! trashiges Fastfood für die pubertierende Drive In-Kino-Klientel.
Doch Billigsein ist grundsätzlich ja nichts schlechtes - ich kauf ja auch bei Aldi – und auf diesem Lower Level funktioniert der (mit 68 Minuten Laufzeit sympathisch kurze) Film recht gut. So hat unser Mad Doctor ein praktisches Präparationskämmerchen im Haus und eine hübsche Galerie seiner Trophäen im Keller, und man ist stellenweise schon etwas baff anhand der offenherzigen Darstellung extrahierter Gliedmaßen und ihrer weiteren Verarbeitung (so z. B. ein erfrischendes Säurebad, das schon fast an manche H. G. Lewis-Scherze denken läßt). Die Besetzung agiert erwartungsgemäß zweit- bis drittklassig, das stört aber auch nicht weiter, da der Erzählfluß doch recht zügig voran geht und man die Leutchen (die Schauspieler meine ich) auch nicht mit all zu langen Dialogpassagen überfordert. Die beste Leistung absolviert mit Abstand der Veteran Wilton Graff, der seinen Dr. Balleau mit fröhlichem Overacting als Vincent Price-Imitation aus dem Ramschverkauf serviert und mir damit doch ein warmes Gefühl der Heiterkeit bescherte. Doch, ich fühlte mich gut unterhalten.
Ach ja: Mit von der Partie ist übrigens auch ein gewisser Robert Reed, der ab 1969 durch seine Mitwirkung in der NBC-Serie THE BRADY BUNCH (DREI JUNGEN UND DREI MÄDCHEN) zu einiger Popularität gelangte. Das ist jetzt aber auch nicht weiter wichtig...
#9
Geschrieben 18. Oktober 2005, 11:59
USA 1935, Regie: Frank R. Strayer
Der warmherzige Professor Kristan ist ein respektiertes und überaus beliebtes Mitglied einer kleinen Dorfgemeinde. Kein Wunder, reibt er sich im Dienst an der Allgemeinheit doch dermaßen auf, daß schon an Kopfschmerzen und seltsamen Ohnmachtsanfällen leidet. Diese gehen übrigens immer Hand in Hand mit einer mysteriösen Mordserie, die das Dorf seit eniger Zeit heimsucht: Die Opfer werden blutleer und mit Bißspuren am Hals aufgefunden und der Verdacht fällt bald auf den buckligen Gehilfen des Professors...
CONDEMNED TO LIVE variiert die Story von THE VAMPIRE BAT, der zwei Jahre zuvor ebenfalls in Frank Strayers Regie entstand: Der Vampirismus personifiziert sich nicht in einem untoten Vertreter des Hochadels, sondern äußert sich als eine Art Krankheit, die den davon Befallenen zu einem unbewußten Jekyll-/Hyde-Dasein verdammt; insofern hat das Ganze natürlich auch starke Bezüge zur Lykanthropie, auch wenn hier niemandem ein Pelz wächst. In diesem Fall trägt der arme Prof. Kristan (nein, kein Spoiler, diese Enthüllung wird ohnehin in den ersten paar Minuten offensichtlich) seit seiner Geburt den Keim des Übels in sich, wurde doch seine Mutter in Afrika kurz vor ihrer Niederkunft von einer Vampirfledermaus gebissen. Und wie in THE VAMPIRE BAT fällt auch hier der Verdacht zunächst auf den dörflichen Outcast. Ist es bei BAT der leicht verrückte Dwight Frye, so darf sich hier ein einfältiger Buckliger mit der Lynchlust der fackelbewehrten Dörfler herumschlagen.
Für eine typische Poverty Row-Produktion empfand ich CONDEMNED TO LIVE als recht gelungen. Trotz einer sehr statischen Inszenierung (die mich durchaus an Tod Brownings DRACULA erinnert hat), vermag die Geschichte ganz ordentlich zu unterhalten und bietet nicht zuletzt auch einfach mal eine etwas andere Variation des Vampirthemas. Die Kulissen borgte man sich übrigens bei der Universal aus, was in einigen Szenen für ein heimeliges Frankensteindorf-Flair sorgt. Die Qualität der Besetzung schwankt zwischen wandelnden Kleiderständern (z. B. Maxine Doyle als Kristans Verlobte Marguerite) und ausgesprochen engagierter Theatralik, die durchaus Vergnügen bereitet (Ralph Morgan als Kristan und Pedro de Cordoba als sein Freund Dr. Bizet).
#10
Geschrieben 18. Oktober 2005, 13:26
(KILLER SIND UNSERE GÄSTE)
Italien 1974, Regie: Vincenzo Rigo
Bei einem Überfall auf einen Mailänder Juwelier geht einiges schief und es kommt zu einer Schießerei, in deren Verlauf zwei Menschen sterben. Zwar können die Gangster mit der Beute entkommen, doch ein Mitglied der Bande wurde angeschossen und benötigt nun dringend ärztliche Hilfe. Also quartiert man sich kurzerhand im Haus des Arztes Dr. Malerva ein und als dessen Frau Mara heimkehrt, beginnt die Situation mit den ungebetenen Gästen zu eskalieren...
Ja, Italien und die bösen Siebziger... Neben den durchgestylten Gialli mit ihren schwarzbehandschuhten Serienkillern brachte das dortige Genrekino damals auch eine Reihe von Filmen hervor, die sich mit der unerfreulichen Frage „Was passiert, wenn skrupellose Galgenvögel in die bürgerliche Welt einfallen?“ auseinandersetzte. Enzo Castellaris GLI OCCHI FREDDI DELLA PAURA verfrachtete zwei Killer in eine gepflegte Anwaltswohnung, Aldo Lado ließ in seinem höchst unerfreulichen (aber nichtsdestotrotz sehenswerten) L’ULTIMO TRENO DELLA NOTTE während einer Zugfahrt zwei Studentinnen sadistisch terrorisieren und Mario Bava schickte in CANI ARRABBIATI Outlaws und Mittelstandsbürger auf eine nervenzerrende Reise quer über das italienische Autobahnnetz.
Auch GLI ASSASSINI SONO NOSTRI OSPITI haut in diese Kerbe und verpflanzt das Banditentrio Elisa (schön und eisekalt), Mario (primitiv und brutal) und Sandro (nervös und blutend) ins gutbürgerliche Ambiente des Mediziners Malerva. Der beugt sich der gewaltbereiten Argumentation seiner Besucher und darf sich dafür einige unerfreuliche Dinge von seiner Gattin anhören, was im übrigen nur zu verständlich ist, fällt diese doch wiederholt den Trieben von Brutalo-Mario zum Opfer und sucht schließlich Trost in einem lesbischen Techtelmechtel mit Elisa. Überflüssig zu erwähnen, daß die Stimmung im Hause Malerva im Verlauf des Films immer unangenehmer wird und die ganze Geschichte natürlich nicht gut ausgehen kann.
Vincenzo Rigo (dessen Filmographie als Regisseur übrigens gerade einmal drei Filme umfaßt) hat hier einen wirklich feinen, desillusioniert-düsteren Thriller gebastelt. Optisch kommt der Film eher unprätentiös daher und läßt die visuellen Gimmicks vermissen, wie man sie z. B. bei Sergio Martino oder Mario Bava findet; stattdessen befleißigt man sich hier z. T. eines fast schon quasi-dokumentarisch anmutenden Looks, der mich auch an manche Szenen aus Dallamanos LA POLIZIA CHIEDE AIUTO erinnert hat. Das paßt durchaus zur erzählten Story, die im Showdown übrigens eine wirklich überraschende und zutiefst fiese Wendung nimmt.
Gut besetzt ist das Ganze übrigens auch: Margaret Lee hat als Elisa endlich mal eine richtig gut ausgebaute Hauptrolle, Anthony Steffen überzeugt als kummerkastengesichtiger Hasenfuß Malerva und in der Rolle eines abgegessenen inspektors auch noch der gute alte Luigi Pistilli mit von der Partie, dessen Koteletten hier übrigens wirklich eine Pracht sind.
Seltsamerweise versuchen viele Kritiker bei dieser Art italienischen Alltagsterrorkinos immer wieder zwanghaft Bezüge zu LAST HOUSE ON THE LEFT herzustellen. Schlichtweg Quark in meinen Augen; die Filmemacher im Land der Pasta hatten damals gewiß genug eigene aufarbeitungswürdige Gegenwartstraumata zur Auswahl. Und überhaupt: Who the fuck is Wes Craven...?
#11
Geschrieben 19. Oktober 2005, 12:20
Irland 2003, Regie: Conor McMahon
Ein Ausflug durchs irische Hinterland gestaltet sich für Helena und Martin wenig erholsam: Erst verfahren sie sich, dann läuft ihnen eine schwankende Gestalt vor den Wagen, die sich kurz darauf als Zombie entpuppt und Martin erstmal ein saftiges Häppchen aus dem Hals beißt. Dieser wird somit selbst zombifiziert und Helena ergreift in weiser Voraussicht erstmal die Flucht. Irgendwann trifft sie einen freundlichen Totengräber, von dem sie erfährt, daß der Rinderwahnsinn – was sonst? – Schuld an der akuten Zombieplage auf der grünen Insel ist. Gemeinsam stolpert man nun, von BSE-kreierten Untoten verfolgt, durch den Rest des Films...
Och ja, die Idee mit den BSE-Zombies ist eigentlich ganz witzig, zumal mir die Vorstellung blutrünstiger wahnsinniger Kühe - welche durch ihre Bisse den Schlamassel auf den Homo sapiens übertragen - recht gut gefällt (erinnerte mich an eine ziemlich beknackte Story mit Werkühen, die ich mal geschrieben habe).
DEAD MEAT ist das Spielfilmdebüt des Iren Conor McMahon und besitzt alle Licht- und Schattenseiten einer typischen Amateurfilmproduktion. Gedreht wurde im idyllischen Leitrim County/Irland, das eine wirklich sehr hübsche Kulisse abgibt. Handwerklich ist der Film auch erstaunlich ordentlich geraten (wenngleich die Kameraführung manchmal etwas ratlos wirkt) und die Darsteller sind allesamt sehr engagiert und mit offensichtlichem Spaß bei der Sache. Natürlich muß man hier auch einige Abstriche machen, die sich vor allem im nicht all zu originellen Drehbuch finden lassen. Im Verlauf der ersten Hälfte gestaltet sich alles noch ziemlich witzig, irgendwann beginnt das Geschehen jedoch hoffnungslos auf der Stelle zu treten und nach ca. 50 Minuten habe ich zwischendurch mal auf die Uhr gesehen. Leuten bei ihrer Flucht vor Zombies zuzusehen, ist halt nur begrenz unterhaltsam und taugt dramaturgisch nicht dazu, auf Spielfilmlänge aufgebauscht zu werden. Zwar hat DEAD MEAT nur eine sympathisch-altmodische Laufzeit von knappen 80 Minuten, die sind aber in dieser Form der Umsetzung definitiv immer noch zuviel. Die durchaus vorhandenen grotesk-skurrilen Elemente geraten vor der nicht enden wollenden Verfolgungsjagd bzw. obligatorisch splatternder Intermezzos leider viel zu rasch in den Hintergrund und damit wird einiges an Potential verschenkt. Das ist schade, aber die Landschaft ist wirklich schön.
Ach ja, da war dann auch noch dieser beschaulich schmatzende Zombie, der mich frappierend an Robert Smith von der Band The Cure erinnert hat (sie Bild unten, ganz rechts).
#12
Geschrieben 19. Oktober 2005, 13:46
Australien 1981, Regie: David Hemmings
Eine Boeing 747 stürzt unter merkwürdigen Umständen kurz nach dem Start ab und endet in einem Flammenmeer; 350 Menschen kommen bei dieser Katastrophe ums Leben. Doch zum Erstaunen der Rettungskräfte schwankt Captain Keller, der Pilot, völlig unverletzt zwischen den Trümmern umher. Sein Überleben stellt für alle ein Rätsel dar, doch Keller steht zunächst unter Schock und kann sich auch in der Folge nicht an die letzten Minuten vor dem Absturz erinnern. Von Schuldkomplexen geplagt sieht er sich schließlich mit einer Reihe paranormaler Vorfälle konfrontiert...
Als Schauspieler habe ich David Hemmings immer sehr geschätzt, von seinen Regiearbeiten war mir bislang außer einigen Episoden A-TEAM (na ja, das entzieht sich eh der Kritik) und SCHÖNER GIGOLO, ARMER GIGOLO (trotz der Anwesenheit illustrer Menschen wie David Bowie, Kim Novak und Marlene Dietrich ein ziemliches Fiasko) noch nichts bekannt.
Die James Herbert-Verfilmung THE SURVIVOR hat mich dann doch recht positiv überrascht. Klar, der Film ist weit entfernt davon, ein Meisterwerk zu sein und ähnelt stilistisch oftmals einer 80er Jahre-TV-Produktion. Nichtsdestotrotz hat Hemmings hier routiniert einen netten Gruselthriller gezimmert, der ohne große Effekte (von der recht furiosen Flugzeugexplosion am Anfang mal abgesehen) auskommt und irgendwie schon die inzwischen oftmals variierte SIXTH SENSE-Thematik - man ist halt eher tot, weiß es aber noch nicht - vorwegnimmt. Na ja, eigentlich tat das ja schon anno Tobak Ambrose Bierce mit seiner Geschichte "An Occurrence at Owl Creek Bridge". Ein bißchen verfahren scheint mir die Story zwar zu sein, klimpert aber dennoch sauber auf der Klaviatur subtilen Horrors und ordentlich gespielt ist das Ganze auch (neben den Hauptdarstellern Robert Powell und Jenny Agutter guckt u. a. auch Joseph Cotten als Priester mal kurz vorbei).
#13
Geschrieben 20. Oktober 2005, 08:54
(DAS GEHEIMNIS DES SCHREIENDEN SCHÄDELS)
USA 1958, Regie: Alex Nicol
Die frischverheiratete Jenni zieht mit ihrem Mann Eric in dessen Haus und wird dort recht bald mit dem Geist seiner ersten Frau konfrontiert. Es klopft und jammert im Gebälk, ein Totenschädel manifestiert sich an recht unpassenden Orten und der schwachsinnige Gärtner hüpft zwischendurch aufgeregt quer über das Anwesen...
Freundlicherweise wird der Zuschauer zu Beginn darauf hingewiesen, daß er im Verlauf dieses Films möglicherweise vor Angst sterben könnte. Für diesen Fall garantieren die Macher des Films immerhin die Übernahme der Begräbniskosten – wo wird einem heutzutage schon sowas geboten?
Der Film an sich bietet dann eine doch eher leicht komatös geratene Mär um eine psychisch lädierte Millionärin, die mittels grusligem Budenzauber in den Wahnsinn getrieben werden soll. Schreien tut dabei in erster Linie die besagte Dame, der Schädel verhält sich eher still und taucht mal im Schrank, mal auf der Treppe, auf der Wiese und auch mal im Tümpel auf. Hübsch anzuschauen ist, wenn Gärtner Mickey (übrigens recht erheiternd von Regisseur Alex Nicol dargestellt) das Knochenköpfchen in ein Körbchen packt und damit lospilgert wie weiland Rotkäppchen auf dem Trip zur Omma. Ansonsten hat mich noch ein übergroßer Kamin sehr beeindruckt, der irgendwie an die Einfahrt zu einer Tiefgarage erinnerte und bei den davor geführten Dialogen auch ein ähnliches Echo verursachte.
Merkwürdiger Film. Aber ich leb noch...
#14
Geschrieben 21. Oktober 2005, 10:07
(TAKIEN)
Thailand 2003, Regie: Chalerm Wongpim
Anläßlich eines Staudammprojekts wird irgendwo in thailändischen Dschungelgefilden Mutter Natur gar übel mitgespielt. Das paßt der dort ansässigen Waldfee Takien gar nicht, also beginnt sie mit CGI-animierten Baumstämmen Bauarbeiter zu zermatschen und irgendwann geht dann alles im wahrsten Sinn des Wortes den Bach runter...
Hm. Tja. Nö.
Aus der thematischen Verknüpfung von großkapitalfinanziertem Ökoraubbau und fernöstlichen Naturgeistermythen hätte zwar durchaus was Nettes entstehen können, doch diese unausgegorene Mixtur aus Horrorfilm und Actiongülle versagt nun wirklich auf ganzer Linie. Die aufgesetzte „Seid nett zur Natur“-Message nimmt man dem Film ohnehin keine Sekunde lang ab und auch als leichte Berieselung zu Chips und Bier fällt er spätestens nach der ersten Hälfte durch. Am Anfang hofft man zwar noch auf Trashqualitäten (immerhin gibt’s Dialogzeilen wie „Dem tret ich die Glocken aus der Hose“), wird aber bald entäuscht und sieht sich einem öd-blöden Murks ausgesetzt, der verzweifelt versucht, auf der grassierenden Asia-Horror-Welle zu schwimmen, dabei aber rettungslos absäuft. Blubb...
#15
Geschrieben 21. Oktober 2005, 12:38
(DIE STUNDE WENN DRACULA KOMMT / THE MASK OF SATAN / BLACK SUNDAY)
Italien 1960, Regie: Mario Bava
Rauhe Sitten im alten Moldawien: Prinzessin Asa und ihr Geliebter Javutich fallen wegen Hexerei und vampirischer Umtriebe der Inquisition in die Hände, werden gefoltert und bekommen im Anschluß eine eiserne Dämonenmaske aufs Antlitz genagelt. Die schöne Asa nimmt dies zum Anlaß, um ihre gesamte Sippe inklusive aller Nachkommen kräftigst zu verfluchen. Als sie zwei Jahrhunderte später durch den ahnungslosen Professor Kruvajan aus ihrem Grab befreit wird, macht sie sich daran, ihr Versprechen einzulösen...
Gestern trudelte mein Beleg-Ex der kommenden DVD-Veröffentlichung von e-m-s ein. Grund genug also, dieses Prachtstück vom lieben Papa Bava einmal wieder zu goutieren; diesmal sogar – Premiere für mich! – in der deutschen Synchronfassung. Selbige ist natürlich ein recht dreister Witz: Die schon im doofen deutschen Titel praktizierte Vlad Tepes-Exploitation wird in der deutschen Version auch innerhalb der Handlung schamlos fortgeführt und so wird aus Javutich (an für sich ja nur Asas treu ergebener Geliebter und untotes Faktotum) mal kurzerhand Dracula höchstselbst, der die reizende Dame einst durch obligatorischen Biß vampirisierte und nun zur Fortführung seiner eigenen finsteren Zwecke nutzen will (ich warte schon freudig auf die ersten Kritiken einiger unwissender Tröpfe, die sich über diese ach so untypische Draculafigur mokieren...). Fairerweise muß ich aber anmerken, daß die Fähigkeiten der deutschen Synchronsprecher weitaus erfreulicher sind, als die ihrer damaligen Amikollegen, von denen etliche ihre Zeilen ja doch recht bräsig intonierten.
Doch zurück zum Film an sich, der - trotz des erwähnten Synchro-Humbugs - wieder mal ein Hochgenuß war. Ja, natürlich, das Drehbuch hat mit der Gogol-Vorlage „Der Wij“ kaum noch etwas zu tun und ist gewiß nicht oscarverdächtig, die Dialoge strotzen nicht gerade von Brillanz und einige der Darsteller haben ihre Schwächen... So what? Wenn ich perfekte Dramaturgie sehen will, greife ich zu Billy Wilder oder Otto Preminger. Hier geht es doch um etwas völlig anderes, nämlich um die rein visuelle, quintessentielle, märchenhafte Magie des Kinos, in die man sich mit kindlicher Begeisterung hineinfallen lassen kann. Und was Bava in seinem offiziellen Spielfilmdebüt in dieser Hinsicht geleistet hat, ist schlicht und einfach zauberhaft.
LA MASCHERA... ist ein Film wie ein Traum, in immens eleganten Schwarzweißbildern gefilmt, oftmals ungewöhnliche Kameraperspektiven nutzend (sei dies nun die subjektive Sichtweise Asas, als sich ihr die dornenbewehrte Eisenmaske nähert oder die diversen – Bava-typischen! – Aufnahmen aus der Voyeursperspektive etc. etc.) und mit meisterhafter Raffininesse ausgeleuchtet. Elemente des expressionistischen Stummfilms verbinden sich hier mit freizügigen Gewaltdarstellungen a la Hammer (so empfinde ich – allen neuzeitlichen Splattereien zum Trotz - die Szene, in der Asa die Maske aufs Gesicht genagelt wird, immer noch als äußerst ungemütlich) und einer starken unterschwelligen Erotik (personifiziert in der wunderbaren Barbara Steele, die hier von Bava unvergleichlich in Szene gesetzt wurde) zu einem atmosphärischen Bilderrausch allerfeinsten Gothic Horrors.
Mit einfachsten Mitteln und einem lächerlichen Budget wurde mit LA MASCHERA DEL DEMONIO eines der schönsten Kapitel phantastischer Filmgeschichte geschrieben – das ist einfach ganz, ganz großes Handwerk mit sichtlich viel Liebe zur Materie. Danke Mario!
#16
Geschrieben 26. Oktober 2005, 11:54
(DER SCHRECKEN SCHLEICHT DURCH DIE NACHT)
USA 1958, Regie: Jack Arnold
Der Biologe Professor Blake ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Evolutionstheorie. Als er eines Tages einen mit Gammastrahlen konservierten Urfisch aus Madagaskar erhält, verletzt er sich an dessen Stacheln und noch in der gleichen Nacht wird seine Assistentin brutal ermordet. Irgendwann macht Blake die Entdeckung, daß das Plasma des Urviechs eine umkehrende Auswirkung auf den Entwicklungsstand eines Lebewesens hat: So verwandelte sich ein lammfrommer Hund in eine reißende Bestie, eine kleine Libelle in ein überdimensioniertes Urzeitinsekt und der gute Prof selbst in einen mordlustigen Affenmenschen...
Hei, das war ein Spaß! Sicherlich gehört MONSTER ON THE CAMPUS nicht zu den Highlights aus Jack Arnolds Oeuvre und kann sich natürlich nicht mit Kultfilmen wie TARANTULA oder THE INCREDIBLE SHRINKING MAN messen. Nichtsdetotrotz hat Mr. A. auch hier wieder saubere Arbeit geleistet und serviert dieses B-Picture als sehr ordentlich inszenierte Mixtur aus Monstertrash und Jekyll-/Hyde-Elementen, die nicht zuletzt aufgrund einiger höchst bizarrer Einfälle im Gedächtnis bleibt: So ist ja allein schon die Idee mit dem Fischplasma eine Zigarre wert, getoppt wird das allerdings noch, als etwas mutiertes Libellenblut in des Professors Pfeife tropft, er dieses nichtsahnend inhaliert, sich daraufhin abermals in den amoklaufenden Mr. Apeman verwandelt und voll auf Libelle bzw. Urfisch durch die Nacht torkelt. Das Ganze hätte auch aus der Werkstatt des jungen Roger Corman stammen können. Monsterfutter fürs Drive In-Publikum halt – aber kein Fastfood, sondern eine richtig anständige Mahlzeit!
#17
Geschrieben 26. Oktober 2005, 12:00
(MEINE FRAU, DIE HEXE)
USA 1942, Regie: René Clair
Neuengland im 17. Jahrhundert: Die schöne Hexe Jennifer und ihr Vater werden wegen ihrer schwarzmagischen Streiche vom ehrenwerten Richter Wooley zum Tode verurteilt und landen auf dem Scheiterhaufen. Jennifer belegt daraufhin alle männlichen Nachkommen der Wooleys mit einem Fluch ganz besonderer Art: Stets sollen sie die falsche Frau heiraten und ihr Dasein in den unglücklichsten Ehen fristen. Der Fluch wirkt und als die beiden drei Jahrhunderte später als Geister zurückkehren, beschließt Jennifer erst einmal, dem jüngsten Wooley - einem ambitionierten Politiker, der kurz vor seiner Hochzeit steht und sich außerdem mitten im Wahlkampf befindet - die Hölle heiß zu machen. Doch als sie versehentlich einen für Wooley gedachten Liebestrank selbst trinkt, verliebt sie sich in ihn...
Ach ja, wieder eine meiner schönen Kindheitserinnerungen... Als kleiner Bengel sah ich diesen Film im TV und war ganz begeistert davon, vor einiger Zeit durfte ich ihn dann auch endlich meiner Sammlung einverleiben und letztens fiel er mir auf der Suche nach dem adäquaten Abendentertainment wieder in die Hände und mußte gleich nochmal angeschaut werden.
I MARRIED A WITCH ist ein unglaublich charmanter Film, der gekonnt schönste 40er Jahre Screwball-Comedy mit phantastischen Elementen mixt. Irgendwie stimmt da einfach alles: Die wirklich witzige Story um zwei Geister, die sich erst als Rauchschwaden reinkarnieren, schließlich menschliche Gestalt annehmen und das Leben eines gutbürgerlichen Gouverneurs in spe rundum auf den Kopf stellen, die sehr ordentlich geratenenen Special Effects (so z. B. die eben erwähnten Rauchgeister, ein fliegendes Taxi etc.), der Humor (statt in brachialem Holzhammerkomödienstadl äußert der sich hier vor allem in den herrlichen Dialogen), die ganzen kleinen ironischen Seitenhiebe auf Politbusiness und High Society, und last but not least auch die großartige Besetzung, vor allem Fredric March als insgesamt vier Generationen von Wooleys und die reizende Veronica Lake als Hexe Jennifer (und irgendwie hätte da auch noch Cary Grant gut reingepaßt, aber ok, man kann nicht alles haben...).
Romantisch-versponnenen, elegant, komisch und einfach wunderschön.
Kann man immer wieder sehen.
Übrigens ist fürs kommende Jahr ein Remake geplant. Ich kann mir unschwer vorstellen, wie das ausfallen wird und möchte jetzt gern jemanden mit einem Fluch belegen...
#18
Geschrieben 27. Oktober 2005, 10:17
(DER BLOB / ANGRIFF AUS DEM WELTALL)
USA 1958, Regie: Irvin S. Yeaworth Jr.
Durch einen Meteoriteneinschlag gelangt ein gefräßiger, extraterrestrischer Gallertklumpen auf die Erde und macht sich über eine amerikanische Kleinstadt her. In der Folge versucht der 28jährige Teenager Steve McQueen - gemeinsam mit seinen adoleszenten Spießgesellen – das Kaff zu retten, hat dabei aber mit den Vorurteilen der Erwachsenenwelt zu kämpfen...
Die gestern eingetroffene Presse-DVD von e-m-s bot mir doch gleich einen Anlaß, dieses Filmchen nach vielen Jahren mal wieder zu begutachten. Nun ja... Hübsch bunt ist das Ganze ja, der Titelsong ist recht eingängig, der im Verlauf der Story stetig anwachsene Schleimboller erinnert irgendwie an lecker Erdbeermarmelade und Steve McQueen hat hier seine erste Hauptrolle (und spielt problemlos den Rest der Belegschaft an die Wand, was aber auch kein Kunststück ist...). Aber ansonsten?
Eigentlich ist THE BLOB nichts anderes, als ein teenietauglicher Rip Off der Hammerklassiker THE QUATERMASS XPERIMENT (1955) und X – THE UNKNOWN (1956). Auch in diesen Filmen wurde die Menschheit von amorphen Blubberwesen bedroht, die schließlich bedrohliche Ausmaße annahmen. Während die Briten jedoch düsteren SciFi-Horror servierten, der zwischen den Zeilen offenkundige Kritik an Regierungsinstitutionen und einen skeptischen (europäischen) Blick auf die wahnwitzigen Streiche der Supermächte offerierte, bietet Yeaworths Film harmlos-biedere Unterhaltung für die ganze Familie, inkl. obligatorischer Putzigkeitsfaktoren, hier personifiziert in einem kleinen Bengel und einem noch kleineren Köter.
Steve McQueen und sein pubertierender Freundeskreis sind allesamt ganz liebe und auch anständige junge Menschen, auch wenn sie mal etwas über die Stränge schlagen (so z. B. Autorennen im Rückwärtsgang fahren) oder die Polizei verarschen. Wenn es jedenfalls ernst wird und die Russen kommen ...äh... der Blob schmatzt, wissen sie, was sie zu tun haben. Wär man damals hier in Deutschland auf die Idee gekommen, einen Science Fiction-Film mit Peter Krauss und Conny Froboess zu drehen, hätte der wahrscheinlich ähnlich ausgesehen.
Zweifelsohne ganz heiteres Trashkino, den Kultstatus kann ich allerdings schwerlich nachvollziehen.
#19
Geschrieben 27. Oktober 2005, 13:55
(YOUR VICE IS A LOCKED ROOM AND ONLY I HAVE THE KEY aka YOUR VICE IS A LOCKED DOOR AND ONLY I HAVE THE KEY aka EYE OF THE BLACK CAT aka GENTLY BEFORE SHE DIES aka EXCITE ME)
Italien 1972, Regie: Sergio Martino
Eine schöne alte Villa irgendwo im ländlichen Italien (mal wieder ): Hier lebt der ausgebrannte Schriftsteller Oliviero Rouvigny gemeinsam mit seiner Frau Irene. Oliviero leidet nicht nur an seiner jahrelangen Schreibblockade, auch mit seiner Ehe steht es nicht zum besten. Seine allumfassenden Frustrationen kompensiert er u. a. mit exzessivem Alkoholkonsum und Parties, zu denen er das auf einem nahen Campingplatz residierende Hippievolk einlädt. Bei diesen und anderen Gelegenheiten pflegt er gern seine Gattin zu demütigen, die er ohnehin regelmäßig mit anderen Frauen (u. a. auch mit dem eigenen Dienstmädchen) betrügt. Das einzige Lebewesen, dem er wirkliche Zuneigung entgegenbringen kann, ist sein schwarzer Kater Satana. Als eines Tages eine Studentin, mit der er ein Verhälrnis hatte, einem brutalen Mord zum Opfer fällt, gerät Oliviero unter Verdacht und als kurz darauf das Dienstmädchen vom gleichen Schicksal ereilt wird, beschließt er, dessen Leiche vorsorglich im Keller einzumauern, um den Behörden nicht noch mehr Zündstoff zu liefern. Irene ist davon alles andere als begeistert, fügt sich aber dem Willen des cholerischen Hausherrn. Schließlich kommt überraschend auch Irinas Nichte Floriana zu Besuch und beginnt ein Dreiecksverhältnis mit Onkel und Tante...
Im Laufe jahrelangen, fleißigen Giallokonsums ist Sergio Martino – neben Mario Bava – recht schnell zu meinem Lieblingsregisseur auf dem Sektor geworden. Seine Filme gehören einfach zu den elegantesten, durchgestyltesten und am spannnendsten inszenierten Vertretern dieses Subgenres, und auch der herrlich umständlich betitelte IL TUO VIZIO È UNA STANZA CHIUSA E SOLO IO NE HO LA CHIAVE macht da keine Ausnahme: Die Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando (der u. a. auch bei TUTTI I COLORI DEL BUIO und TORSO mit Martino zusammenarbeitete) überzeugt in jeder Einstellung, die Suspense-Szenen sind exzellent inszeniert, die Schnittfolgen oft rasant (ohne aber jemals stümperhaft hektisch zu wirken), die alte Villa gibt eine wunderbare Kulisse ab und abgerundet wird das Ganze von einem wunderbaren Soundtrack Bruno Nicolais.
Für das Drehbuch war übrigens wieder einmal Ernesto Gastaldi (LA FRUSTA E IL CORPO, LO STRANO VIZIO DELLA SIGNORA WARDH und viele, viele andere Italoklassiker) mitverantwortlich. Die hier erzählte Story verknüpft typische Giallo-Elemente mit Edgar Allan Poes Kurzgeschichte „The Black Cat“, das mag höchst bizarr klingen, funktioniert aber erstaunlich gut (dabei wurde übrigens ein kleiner Geschlechtertausch vorgenommen, denn während Oliviero sein Samtpfötchen liebt, bringt die taubenzüchtende Irene dem Tierchen blanken Haß entgegen).
Herausgekommen ist aus dieser Mixtur eine Art misanthropisches Drama um Mord, Gier, Intrigen und (und das nicht zu knapp) Sex. Das ist nicht nur hübsch anzuschauen, sondern wird auch noch richtig gut gespielt: Der von mir eh sehr geschätzte Luigi Pistilli darf in der männlichen Hauptrolle als Oliviero mal zeigen, was in ihm steckt und bringt als mutterfixiertes, versoffen-sadistisches Ekelpaket eine beeindruckende Performance, ohne die Figur dabei jedoch auf eindimensionales Comicniveau absinken zu lassen. Die weiblichen Hauptrollen sind mit den Giallo-Ikonen Anita Strindberg (Irene) und Edwige Fenech (Floriana) besetzt und auch die beiden Damen werden hier weitaus nicht nur auf ihre optischen Reize reduziert, sondern entpuppen sich im Verlauf der Geschichte als weitaus stärkere Charaktere, als ihr männlicher Gegenpart: Edwige Fenech darf hier mal gegen ihr übliches Scream Queen-Image anspielen und überrascht als intrigantes Miststück , das die zerrütteten Seelenzustände ihrer Gastgeber von Anfang an für die eigenen Pläne zu nutzen weiß. Strindbergs Darstellung der gequälten, nervenmaroden Ehefrau ist absolut überzeugend und auch sie wirft letztendlich die Maske des unterdrückten Weibchens ab und präsentiert uns eine überaus unerwartete Wendung der Geschichte. Ich will nicht zuviel veraten, aber irgendwann wird es doch recht eng hinter der Kellerwand...
Mal wieder ein wirklich feines Häppchen aus der großen alten Pastakinoküche. Und dazu auch noch mit Miezekatze – was will man mehr?
#20
Geschrieben 01. November 2005, 09:57
(DAS PARADIES / BEYOND LOVE AND EVIL)
Frankreich 1969, Regie: Jacques Scandelari
Der junge (und ziemlich naive) Zenoff hat sich in die schöne Xenia verguckt und folgt ihrer Einladung, gemeinsam ein Wochenende in ihrem heimeligen Landschlößchen zu verbringen. Als er zu später Stunde dort anlangt, wird er zunächst einmal durch aus dem Gemäuer dringende Schreie irritiert; seine Verwirrung steigert sich noch, als er im Haus einer nackten lebenden Statue begegnet, die ihm zur Begrüßung erst einmal einen Klaps mit der Neunschwänzigen verpaßt und er sich seinen Weg durch eine Rotte knurrender Schäferhunde bahnen darf. Schließlich landet er inmitten einer feuchtfröhlichen Orgie und wird herzlich vom Hausherrn (selbiger übrigens der Gatte der angebeteten Xenia) begrüßt, der seinem schockierten Gast eröffnet, daß er sich hier inmitten eines libertinen Zirkels befindet, der sich der allumfassenden Ausschweifung, Amoral und sexuellen Anarchie verschrieben hat. Das läßt unseren braven Zenoff natürlich gelinde schaudern, aber er will ja seine Xenia, also beschließt er zu bleiben und wird am nächsten Tag Zeuge einer recht unorthodoxen Wochenendgestaltung: Da wird mit den Schäferwauzis eine Treibjagd auf zwei leichtgeschürzte Damen veranstaltet und ein wilder Bube mit dollem Brusthaartoupet darf im Kellerverlies eine Jungfer schänden, was die Zuschauer zu spontanen Kopulationen inspiriert. Des weiteren schlürft ein mickriges Männchen das übriggebliebene Badewasser einer lesbischen Ménage à trois, ein nervig synchronisierter Transvestit peitscht einen netzbestrumpften Jüngling und eine junge Maid treibt fröhlich Unzucht mit lebenden Fischen und einem toten Oktopus (das wär doch was für den allseits beliebten Tierporno-Thread... ). Auch ein putzige weißes Kaninchen taucht mal auf, wird aber nicht weiter in die Handlung einbezogen. Zwischendurch gibt‘s dann auch noch viele andere - meist nackte - Menschen, die dem einen oder anderen Laster frönen und irgendwann darf sich auch Zenoff über seine Xenia hermachen. Aber irgendwie paßt ihm das doch alles nicht und schließlich will ihm auch noch der Hausherr an die Hose, was einen spontanen Totschlag zur Folge hat. In der Folge macht sich Zenoff gründlich zum Arsch und wird letztendlich doch noch aus dem Lustschloß verstoßen. Dumm gelaufen, das Weekend...
Wie unschwer zu erraten, basiert LA PHILOSOPHIE DANS LE BOUDOIR recht locker auf dem gleichnamigen Roman Donatien Alphonse François de Sades, auch wenn der olle Marquis hier aus irgendwelchen Gründen nicht in den Credits erwähnt wird. Regisseur Scandelari ließ sich von dem werten Herrn zu einem schrillen, kaleidoskopartigem Bilderbogen inspirieren, dramaturgisch zwar wenig bietet, in puncto Design und Inszenierung allerdings dermaßen over the top befindlich ist, daß sich die Exploitationbalken biegen und vor Vergnügen quietschen. Und zumindest in puncto Verrücktheit und Freude an der Provokation fühlt man sich hier stellenweise durchaus an Walerian Borowczyks LA BÊTE erinnert.
Sicherlich könnte man LA PHILOSOPHIE... als die tragische Geschichte eines jungen Mannes interpretieren, der vor dem Hintergrund nonstop zelebrierter Exzesse in seiner aufrichtigen Liebe zu einer absolut unmoralischen (und ihm intellektuell zweifelsohne überlegenen) Frau scheitern muß, da er seine Gefühle nicht für die nihilistisch-hedonistische Weltsicht der Dame seines Herzens über Bord werfen kann. Aber irgendwie ist das alles Käse bzw. einfach nur total nebensächlich. In erster Linie feiert man hier mit kindlicher Naivität die Anarchie des Unterleibs, bedient sich dabei ein bißchen der zeitgeistbedingten Sex-als-Revolution-Attitüde (ohne allerdings irgendeinen ernsthaften politischen Tiefgang aufzuweisen), verbindet Art déco-, Op-Art- und Pop-Art-Elemente zu einem überdrehten Stück Eye Candy, steuert oft haarscharf aber stets zielsicher an Hardcoregefilden vorbei und frönt nicht zuletzt einem fröhlich sinnfreien L‘art pour l‘art-Prinzip, das durchaus ansehnliche Blüten trug. Wirklich schön photographiert ist das alles, einfallsreich arrangiert (manche Szenen haben mich an frühe Filme Radley Metzgers erinnert) und sehr hübsch ausgestattet. Dabei durchzieht aber auch eine immense – teils gewollte, teils unbeabsichtigte - Albernheit den Film und verleiht ihm somit schon wieder einen recht bizarren Trashcharakter.
Wie auch immer, ich wurde gut unterhalten, wenngleich die Qualität meiner ausgeblichenen Kopie der hundsmiserabel synchronisierten US-Videofassung diesem Spektakel nicht so ganz gerecht wird.
#21
Geschrieben 01. November 2005, 11:23
(THE CARD PLAYER)
Italien 2004, Regie: Dario Argento
Rom wird von einem Irren mit ausgeprägtem Spieltrieb terrorisiert: Er entführt junge Frauen, hockt diese vor eine Webcam und fordert die Polizei zu interaktiven Pokerspielen heraus. Die Regeln sind einfach: Für jede Runde, die der Killer gewinnt, schneidet er dem Opfer ein Körperteil ab, gewinnt er das ganze Spiel, kann man die Leiche der betreffenden Dame tags darauf irgendwo aufsammeln. Das ist schon eine fiese Sache, denn die Zockerei wird immer von einer grenzdebilen Melodie im Packmansound untermalt und alle Versuche, den Cyberkiller ausfindig zu machen, führen ins Leere, denn ... er benutzt ja Multy Proxy ! Die Polizistin Anna Mari (leicht orientierungslos: Stefania Rocca) macht sich gemeinsam mit dem irischen Austauschcop John (versucht angestrengt ein Jean Reno-Gesicht zu machen: Liam Cunningham) auf die Jagd...
Jau, vor einiger Zeit ist die Rezi-DVD von Koch bei mir eingetrudelt und jetzt hab ich ihn schließlich auch geguckt, den übel beleumundeten IL CARTAIO... Die ganzen Verrisse hatte ich eigentlich recht skeptisch betrachtet, denn auch Argentos von mir geschätzte Filme TRAUMA und LA SINDROME DI STENDHAL sind damals zerfetzt worden, und zwar hauptsächlich weil’s den headbanginggeschädigten Hirnen von der Splatteratifront darin an Gore mangelte. Es ist mir nun überaus unangenehm mit dem Strom zu schwimmen und hier keine neuen Erkenntnisse oder Sichtweisen zu offerieren, aber tatsächlich hat der gute Dario mit IL CARTAIO seinen bislang schlechtesten Film fabriziert.
Die Story ist absolut ballaballa und strotzt vor Ungereimtheiten (so will man dem Zuschauer hier allen Ernstes weismachen, daß die Polizei sich irgendwann eines dödeligen Teenagers bedient, um die Opfer freipokern zu lassen) und WER nun der geheimnisvolle Killer ist, ist eigentlich auch recht schnell klar. Auch die Idee mit dem internetaktiven Psycho ist nicht die allerneueste (mir fiel da gestern spontan eine Episode der TV-Serie MILLENNIUM ein, in der der gute Lance Henriksen einem Irren hinterherjagen muß, der im WWW seine eigene kleine Snuff Show präsentiert) und hinzu kommt noch ein Gutteil an unfreiwilliger Komik, der sich in den Dialogen ebenso wie in der Handlung (beim ach so dramatischen Showdown auf einem Schienenstrang hab ich vor Lachen gebrüllt...) niederschlägt, und den Film auch nicht unbedingt besser macht.
Aber ok, lassen wir mal Unglaubwürdigkeit, Logikdefizite etc. außen vor, ich hab mir Argentos Filme schließlich noch nie wegen ihrer „brillanten“ Drehbücher angesehen. Was hier absolut fehlt, ist die alte Bildermagie, die rasanten Kamerafahrten, die (bei Bava entlehnte) Farbsprache... All das, was Argentos frühe Filme kennzeichnete, sich auch noch bei den geschmähten TRAUMA und LA SINDROME finden ließ und auch noch bei seiner nostalgischen Retrorevue NON HO SONNO zum Zuge kam, sucht man hier vergeblich. Ich habe mich immer gewundert, warum sich im ganzen Internet nur so stinklangweilige Screenshots zu dem Film finden lassen – ganz einfach: Es gibt nur solche Bilder in IL CARTAIO! Das Auge darf sich die ganze Zeit über mit einem saft- und kraftlos-laschen TV-Look zufriedengeben, es gibt keinerlei beunruhigende Untertöne, hier ist nix auch nur irgendwo ansatzweise „stylish“ geraten, stattdessen gefällt man sich im lauen Allerweltslook der belanglosen Nuller-Jahre und wenn es Argentos Intention gewesen sein sollte, endlich mal ein „völlig normal“ aussehendes Stück Mainstream zu drehen, ist ihm dies zweifelsohne gelungen .
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich habe schon viel, viel schlimmeres, als IL CARTAIO gesehen. Rein handwerklich ist der Film ordentlich inszeniert und – trotz aller Schwächen – gewiß immer noch besser, als der Großteil dessen, was heutzutage jenseits des Atlantiks verzapft wird (wenigstens gibt’s hier keine doofen Teenie-Bratzen in den Hauptrollen). Dario Argento muß sich jedoch mit etwas anderen Maßstäben messen lassen und unter diesem Gesichtspunkt gibt’s nun wirklich keinen Blumentopf für IL CARTAIO.
#22
Geschrieben 03. November 2005, 13:26
Großbritannien 2003, Regie: Michael Winterbottom
Schöne neue Welt in einer nicht all zu fernen Zukunft: Die Weltbevölkerung ist stark reduziert, die Ozonschicht weitgehend zerstört und die Erde strikt in zwei Lebensbereiche unterteilt, was zu einem neuen Kastensystem geführt hat. Während in den abgeriegelten Großstädten Sicherheit und ein sehr hoher, durchtechnisierter Lebenskomfort herrschen, müssen sich die Bewohner von „al fuera“ (= die armen, klimakatasrophengeschädigten Außenbezirke) mit Armut, Krankheit und den harten Lebensbedingungen der Wüste herumschlagen. Auch das legale Klonen ist irgendwann außer Kontrolle geraten und hat zu rigiden Gesetzgebungen geführt. Im „Code 46“ ist geregelt, daß es Paaren mit 25%iger genetischer Übereinstimmung verboten ist, Kinder zu zeugen; Menschen werden nach ihrer Genzusammensetzung differenziert und wird die allgemeinen Anforderungen nicht erfüllt oder gegen die Spielregeln verstößt, landet ohnehin recht bald in „al fuera“.
Aus Sicherheitsgründen sind Reisen von einer Stadt in die andere nur mit Visa - sogenannten „Papelles“ – erlaubt, die nur nach sehr strengen Kriterien bewilligt werden. Gedruckt werden diese begehrten Visa von dem allmächtig erscheinenden Konzern Sphinx Corporation, doch eines Tages stellt sich heraus, daß irgendein Mitglied des dortigen Personals „Papelles“ stiehlt und an Menschen verteilt, denen die Reiseerlaubnis verweigert wurde. Der Sphinx-interne Ermittler William Geld besucht die betroffene Druckerei in Shanghai und ist mittels eines implantierten Empathie-Virus auch recht schnell in der Lage, die junge Maria Gonzales als Täterin zu entlarven. Doch anstatt sie bei ihren Vorgesetzten zu denunzieren, verliebt er sich in sie...
Ich mag Dystopien. Und daß CODE 46 von der ehrenwerten alten Tante BBC coproduziert wurde, ließ mich auch irgendwo ein gewisses qualitatives Niveau vermuten. Nun, ich wurde nicht entäuscht. Michael Winterbottom serviert mit CODE 46 eine handwerklich sehr anständig geratene und durchaus realistisch erscheinende Zukunftsvision: Im Prinzip erscheint alles vertraut – die Verkehrsmittel, die Kleidung, die Architektur (gedreht wurde u. a. in Shanghai, dessen Skyline schon futuristisch genug wirkt) –, nur in puncto allgegenwärtiger Computerisierung und Gentechnologie wurde halt noch ein wenig hinzufabuliert, auch der Wortschatz hat zugelegt und so haben Brocken aus den verschiedensten Sprachen das Englische zu einer Art Esperantoersatz werden lassen. Die Probleme der hier gezeigten Gesellschaft sind nichts anderes, als die Folgen dessen, was sich bereits heute abzeichnet bzw. schon existent ist. Globale Auswirkungen der Klimakatastrophe, die Teilung der Welt in eine Haben- und Nichthabenzone (visuell anschaulich mit den drastischen Kontrasten zwischen sprudelndem Metropolenleben und entvölkert erscheinenden Wüstenlandstrichen versinnbildlicht), die Gefahren einer sorglosen Anwendung der Gentechnologie, die allumfassende Macht internationaler Konzerne und die staatlich sanktionierte Transparenz des Individuums. Im Prinzip nix neues, könnte man sagen, aber dennoch brandaktuell. Nun präsentiert sich die Welt von CODE 46 keinesfalls als triste Hölle unter der Knute faschistoider Gewaltherrschaft; Big Brother wahrt hier die guten Sitten, beschert den guten und nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft ein angenehmes Leben in urbaner Geborgenheit und läßt ihnen auch Raum für Privatsphäre, solange diese nicht zu subversiven Tätigkeiten genutzt wird. Bei Verstößen wartet nicht etwa die Folterkammer der Geheimpolizei auf den Delinquenten, nein, man agiert hier ganz human und löscht nur mal eben partiell einige unerwünschte Gedächtnisstrukturen. Unverbesserliche und asoziales bzw. genuntaugliches Gesocks schiebt man schließlich nach „al fuera“ ab.
Rein formal fühlte ich mich durch den kühlen Look des Films stellenweise schon stark an GATTACA erinnert, thematisch fließt auch noch eine Prise Philip K. Dick und ein Schuß Orwell mit ein. Vor allem ist dies aber auch eine sehr feinfühlig inszenierte, bittersüße Liebesgeschichte. William und Maria treten hier an die Stelle von Orwells Winston und Julia; ein tragisches Paar, das mit seinem Ausbruchsversuch aus den staatlichen Restriktionen einfach scheitern muß. Tim Robbins und Samantha Morton spielen diese Rollen sehr überzeugend und absolut jenseits jeglichen aufgesetzten Hollywoodschleims, besonders Morton ist in der Rolle Marias einfach nur großartig. Vielleicht war ich gestern einfach in der richtigen Stimmung für sowas, ich fand die Story jedenfalls wirklich anrührend und erfreulich frei von den handelsüblichen Stereotypen und Peinlichkeiten.
Feiner Film.
Ach ja, irgendwann singt Mick Jones von The Clash in einer Karaokebar „Should I stay or should I go now“. Eine nette Überraschung, die mich zugleich aber auch wieder an den viel zu frühen Tod von Joe Strummer erinnert hat. Überhaupt sind in den letzten Jahren ein Haufen Leute gestorben, deren Platten meine verflossenen Jugendjahre geprägt haben. Das ist traurig. Und man selbst wird auch nicht jünger.
#23
Geschrieben 03. November 2005, 14:02
USA 1987, Regie: John McTiernan
Unter der Führung von Major Schwarzenegger stapft eine US-Spezialeinheit durch lateinamerikanische Dschungelgefilde, tilgt in Nullkommanix eine Übermacht fieser Guerilleros inklusive sowjetischer Militärberater vom Antlitz der Erde und sieht sich schließlich mit einem möderischen Alien im Tarnkappendress konfrontiert.
Der arme Regenwald...
Arnie S. und seine anabolikagestählte Boygroup wirken wie eine aufgepumpte Combat-Variante der Village People und der Predator an sich ist tatsächlich noch häßlicher, als seine humanoiden Kontrahenten. Blöde Sprüche, noch blödere Gesichter, ballerselige Freude an der Destruktion (hier muß vorwiegend diverses Buschwerk dran glauben) und eine Story, die in ihrer Simplizität ähnlich ehrlich wie ein Pornofilm ist, bilden gemeinsam mit the incredible Schwarzenegger die stämmigen Säulen dieses Actionkrachers, der trotz eines gewiß nicht kleinen Budgets einen fulminanten Güllecharme ausatmet.
Beschaulich leichte Unterhaltung für seichte Geisteszustände, ich amüsier mich immer wieder prächtig.
#24
Geschrieben 04. November 2005, 11:49
(DARK PARADISE)
Großbritannien/Kanada 1988, Regie: John Hough
Sechs geföhnte Jungmenschen unternehmen mit einem Wasserflugzeug einen Ausflug in die nordamerikanische Wildnis. Dummerweise fängt die Kiste auf halbem Wege an zu stottern und man muß auf einer abgelegenen Insel notlanden. Doch das Eiland ist nicht völlig unbewohnt: Hier lebt ein altes Ehepaar – das sich nur als Ma und Pa vorstellt – in altmodischer Idylle ohne Elektrizität, Telefon und anderes modernes Teufelszeugs. Die Gestrandeten kommen in den Genuß der Gastfreundschaft der Insulaner und werden kurz darauf auch mit deren drei Sprößlingen Fanny, Woody und Teddy konfrontiert. Die scheinen allesamt längst jenseits der Vierzig zu sein, sind aber überzeugt davon, sich in unbeschwertem Kindesalter zu befinden (so freut Fanny sich schon auf ihren bevorstehenden 12. Geburtstag) und benehmen sich dementsprechend. Es dauert nicht lang und die Dinge eskalieren, was zu einer fortschreitenden Dezimierung der ungebetenen Besucher führt...
Na ja, aus dem Konzept könnte man vielleicht einiges machen, die Umsetzung ist aber nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Richtig ungemütlich-unheimliche Stimmung mag irgendwie nicht aufkommen, dazu ist das ganze Geschehen recht schnell zu vorhersehbar und die Inszenierung haut nun auch nicht gerade vom Hocker.
Die Darsteller lassen sich grob in zwei Gruppen teilen: Da wären einmal die sechs Besucher (= Opfer), die allesamt von minderbemittelten Holzfressen verkörpert werden, deren Gesichter man sofort nach ihrem Ablene wieder vergessen hat. Und da wären die spinnerten Inselbewohner, angeführt von Ma und Pa, die von den Veteranen Yvonne De Carlo und Rod Steiger gespielt werden. Also wenigstens zwei richtige Schauspieler auf weiter Flur. Während Yvonne De Carlo (die für mich auf immer und ewig Lily von den MUNSTERS sein wird) hier als überherzliche und stets zu einem erbaulichen Sprüchlein aufgelegte Mutti die mit Abstand beste Performance im ganzen Film liefert, wirkt Steiger ein wenig rat- und lustlos und scheint irgendwie nicht ganz bei der Sache zu sein. Die drei zurückgebliebenen Wonneproppen erquicken hingegen mit putzigem Overacting und das Zwerchfell fühlt sich schon leicht gekitzelt, wenn z. B. Woody und Fanny fröhlich singend einen ihrer Besucher mit einer Schaukel von der Klippe sausen lassen.
Von solch trashigen Momenten abgesehen, gibt’s aber nix dolles über AMERICAN GOTHIC zu sagen, hier regiert das Mittelmaß. Regisseur John Hough hat früher ja einige recht Nette Sachen fabriziert und u. a. auch für Hammer (TWINS OF EVIL) gearbeitet, irgendwann scheint er sich allerdings auf mediokre Genreroutine festgefahren zu haben. Vor zwei Jahren oder so hab ich von ihm BAD KARMA mit Patsy Kensit gesehen, der war auch nicht viel besser.
#25
Geschrieben 21. August 2008, 13:28
Turist Ömer Uzay Yolunda
(Turkish Star Trek)
Türkei 1973, Regie: Hulki Saner
Ein frohes Merhaba, liebe Leser.
Kenner der Materie wissen längst, daß ein Leben ohne Türkploitation nur halb so schön ist und diese Trashperle zeigt einmal mehr warum. Vorab ein wenig Hintergrund-Info: Hulki Saner inszenierte das Filmchen innerhalb der in der Türkei recht beliebten „Turist Ömer“-Reihe. Von 1964-1973 drehte Saner insgesamt 7 „Turist Ömer“-Komödien, in deren Mittelpunkt der (stets von Sadri Alisik verkörperte) schnauzbärtige Dauertourist Ömer stand, der sich in den verschiedensten Gegenden der Welt und schließlich auch im Weltall tummelte – doch dazu gleich mehr...
Heiter unbefangen wird auch hier wieder bei den Amis geklaut, so geht’s diesmal ab ins Star Trek-Universum. Im Vorspann schwebt – grell orange eingefärbt - die gute alte Enterprise vorbei, während dazu die sattsam bekannte Titelmelodie erklingt. Im nächsten Moment befinden wir uns auch schon auf der Brücke bei Kirk, Spock & Co. und angesichts der unbeschreiblich billigen Kulissen und Kostüme stellt sich die erste Woge eines warmen Glücksgefühls ein. Bei den Uniformen der Crew ist anzumerken, daß in puncto Stoff offenbar nicht alle Farben zu bekommen waren: Rote Hemdchen und Minikleidchen sucht man hier vergeblich, stattdessen trägt Uhura ein blasses, irgendwie omahaftes Rosa, einige Leutchen laufen in Grün herum und Spock hat von Blau zu Kirks durchfallartigem Ocker gewechselt. Ist aber letztendlich auch wurscht, beim Star Trek-Dresscode hab ich sowieso nie so richtig durchgeblickt... Widmen wir uns also lieber weiter der Handlung, welche recht adäquat die Star Trek-Episode „The Man Trap“ („Das letzte seiner Art“) abkupfert: Man beamt sich auf einen desolaten Planeten, wo ein verschrobener Archäologe nebst Gattin residiert, die sich im weiteren Verlauf als salzfressendes, mordendes Alien entpuppt. Natürlich gönnt man sich ein wenig künstlerische Freiheit und so ist Professor Dingenskirchen auch zu einem Gutteil Mad Scientist, hält sich einen Schwarm steif staksender Roboter (= debil blickende Jungmänner in Leopardenmusterbadehosen) und verfügt über einige obskure, aber höchst gefährliche Papp-Höllenmaschinen. Irgendwann tritt dann natürlich auch der titelgebende Turist Ömer in Erscheinung. Der trägt ein albernes Hütchen und soll auf Mutter Erde gerade unter vorgehaltener Waffe zwangsverheiratet werden. Zu seinem Glück wird er just in diesem Moment durch einen technischen Fehler auf den eingangs geschilderten Planeten gebeamt, wo er von einem staksenden Badehosen-Robbie zum Mad Professor geschleppt wird und im weiteren Verlauf Kaptan Kürk noch unschätzbare Dienste leisten wird...
Meine Türkischkenntnisse sind eher kulinarischer Natur und die von mir betrachtete Originalfassung des Films verfügt leider über keinerlei Untertitel. Schade, denn wie sich bei einigen IMDB-Kommentaren nachlesen läßt, soll das Ganze gerade auch beim Dialog als Satire bestens funktionieren. Dem Gesamtvergnügen tat das aber keinen Abbruch, denn wer mit der alten Star Trek-Episode „The Man Trap“ vertraut ist, kann die Rahmenhandlung problemlos nachvollziehen und die Bilder sprechen eh für sich. Die Ausstattung, die Masken (z. B. Spocks Gummiohren und das an Sesamstraßen-Samson erinnernde Monsterkostüm), die SFX (der Beamvorgang könnte auch als Bildstörung interpretiert werden und die Phaserstrahlen erscheinen als krummes weißes Gekrakel auf dem Filmmaterial) und nicht zuletzt auch das mit kindlicher Freude zelebrierte Spiel der Akteure machen Turist Ömer Uzay Yolunda zu einem ganz, ganz besonderen Filmgenuß.
Bearbeitet von thwag, 21. August 2008, 13:30.
#26
Geschrieben 21. August 2008, 14:49
(Der Todesschrei der Kannibalen / The Primitives)
Indonesien 1978, Regie: Sisworo Gautama Putra
Der Originaltitel dieses indonesischen Kannibalenschlocks ist schon recht treffend gewählt, sowohl Drehbuch wie auch Umsetzung verdienen zweifelsohne das Prädikat „Primitif“. Zur Story gibt’s eigentlich nicht viel zu sagen: Ein Häuflein naiver Studenten (mit von der Partie: The one and only Barry Prima!) will nur all zu gern endlich einmal „echte Wilde“ erforschen und startet zu einer Expedition in urwaldige Gefilde. Nach einem kurzen Intermezzo bei einem eher gezähmten Stamm (inkl. heiterem Verbrüderungsrituals mit Verkostung ekligem Süppchens), wird es den Möchtegernentdeckern dort schnell zu öde. Man macht sich also wieder auf die Socken, um diesmal ein legendäres Völkchen steinzeitlicher Kannibalinskis zu finden, von dem die freundlichen Neckermannwilden sich die schlimmsten Geschichten erzählen. Blöd nur, daß die ganze Aktion in einem ausgesprochen wackligen Schiffchen stattfindet, das beim ersten Anzeichen von Stromschnellen in die Brüche geht. Feucht und lädiert laufen zwei der Überlebenden (inkl. Barry Prima) natürlich den gesuchten „Primitifen“ in die offenen Arme, welche über diesen unerwarteten Zuwachs zur Speisekammer recht erfreut erscheinen. In der heimischen Höhle wird den beiden erstmal die Freizeitgarderobe in Streifen vom Leibe geschält und von den aufgeregten Wilden unter großem Geschnatter, Augenrollen und sonstigem Overacting bestaunt. Dann beschließt man abwechselnd auf dem armen Barry im Kreis durch die Höhle zu reiten, was diesen irgendwann zu exaltierten Verzweiflungsausbrüchen treibt. Nutzt ihm auch nix, im Anschluß kommt er in den Käfig.
Fortan passiert eigentlich nicht mehr viel: Es gibt die genretypischen Ekelszenen mit teils simulierten, teils (und darauf könnte ich dann auch verzichten) echten Tiertötungen, so z. B. eine bizarre Szene, in welcher einer der Kannibalen dämlich grimassierend einer Eidechse den Kopf abbeißt. Zeitgleich dürfen wir dann auch noch das dritte Rad am Wagen in Gestalt des Studenten Tom auf seinem Leidensweg durch den Busch begleiten. Auch Tom sieht reichlich dämlich aus, hat sich aber schon anfangs als Frohnatur entpuppt, was ihm sicherlich dabei hilft, sich mit angeknackstem Bein seinen Weg durch den raubtierverseuchten (= aus Dokumentarfilmen reingeschnittene Tiger etc.) Dschungel zu bahnen. Irgendwann sfchaffen dann auch unsere beiden Vorratshäppchen den Ausbruch, treffen auf den nimmermüden Tom und machen sich mit ihm auf die höchst dramatische Flucht vor dem - sich um seinen Sonntagsbraten betrogen sehenden - Kannibalenstamm. Der Rest ist dann eigentlich auch nicht mehr wichtig.
Ja, der Film ist schon schlecht. Dennoch hat er mich auf eine gewisse Art doch recht gut unterhalten: Der Trashfaktor ist enorm, Barry Prima lohnt immer und außerdem kriegt man hier beim Vorspann präsentiert, wie ein Häuflein Kannibalen zu Kraftwerks „Wir sind die Roboter“ durch den Busch hüpft. Vergleichbares hab ich bislang noch nicht erlebt...
#27
Geschrieben 22. August 2008, 12:40
(3 Mighty Men)
Türkei 1973, Regie: T. Fikret Uçak
Dreht euch nicht um, der Spiderman geht um... Dabei handelt es sich jedoch nicht um den langweiligen Dauerstudenten Peter Parker – nein, hier haben wir es mit einem wahnsinnigen Superschurken zu tun, der die Welt (nun ja, zumindest die Türkei) beherrschen will und seine Widersacher zu allem Überfluß auch noch durch dämliches Gelächter nervt. Spinnenfäden tut der gute Mann zwar nicht verschießen, dafür mordet, foltert und schändet er sich durch die Handlung und hält mit seinen bitterbösen Umtrieben ganz Istanbul in Atem. So darf man noch vorm Vorspann erleben, wie eine bis zum Hals am Strand eingebuddelte Frau mittels der Schraube eines Außenbordmotors das Antlitz zerhackstückelt kriegt; eine etwas umständliche Tötungsart (das Boot muß dazu extra aus dem Wasser getragen werden), aber zweifelsohne originell. Später wird Spüderman einem anderen Opfer das Gesicht von hungrigen Meerschweinchen zerfleischen lassen, die wohl als Rattenersatz dienen sollen (man achte hier auf den ausgesprochen angsteinflößenden frontalen Anblick eines leicht dümmlich schnuppernden Tierchens, das relativ ratlos durch eine Plastikröhre auf die Kamera zukraucht). Bei soviel Schändlichkeit ist es natürlich nur gut, daß es auch noch moralisch intakte Superhelden auf der Welt gibt, hier personifiziert in Captain America und meinem Lieblingswrestler Santo, die beide mal eben in die Türkei rüberjetten, um dem garstigen Spinnenmann das Netz- äh.. Handwerk zu legen. Das ist aber gar nicht so einfach, denn der arachnide Anatolier beherrscht ein sehr schlechtes Kung Fu und hat mehr Doppelgänger als Saddam Hussein...
Mangels mir verständlicher Untertitel hab ich von der Story zwar nur die Hälfte kapiert, macht aber nix, auch hier sprechen die Bilder mal wieder für sich. 3 Dev Adam bietet alles, was man von einer türkischen Trashgranate erwartet: Billigste Ausstattung und Kostüme, muntere Prügeleien, schon fast surreal anmutende Schnittfolgen und viele andere Dinge, die den kultivierten schlechten Geschmack erfreuen.
#28
Geschrieben 22. August 2008, 14:52
GB/USA 2007, Regie: Grant Gee
"You were always looking for beauty because it was such an ugly place”
Bernard Sumner
Es war einmal in Manchester... Als alter Joy Division-Fan habe ich voller Spannung auf Anton Corbijns Control gewartet und wurde von diesem, mit viel Feingefühl und Gespür für die Materie inszeniertem Ian Curtis-Biopic keinesfalls entäuscht.
Grant Gees ca. 100minütige Dokumentation Joy Division (die übrigens vor Control gedreht wurde) zeichnet nun anhand von zahlreichen aktuellen Interviews und altem Filmmaterial die Geschichte dieser grandiosen Band – von den punkigen Anfängen anno '77 unter dem Namen Warsaw bis hin zum tragischen Selbstmord Ian Curtis’ – 1980 nach. Herausgekommen ist dabei eine ebenso faszinierende wie anrührende Collage aus zahlreichen Manchester-Impressionen (die tristen 70er Jahre kontrastieren hier mit der neoncoolen Boomcity der Gegenwart), mitreißenden Konzertaufnahmen, alten TV-Auftritten und immer wieder Interviews, die hier quasi auch die narrative Funktion übernehmen. Die drei Joy Division-Überlebenden (= heute New Order) Bernard Sumner, Peter Hook und Stephen Morris kramen in ihren Erinnerungen, erzählen jeder aus seiner subjektiven Sichtweise; ebenfalls zu Wort kommen der leider auch schon verstorbene Factory Records-Gründer Tony Wilson, Ian Curtis’ Geliebte Annik Honore, Fotograf und Regisseur Anton Corbijn, Buzzcocks-Kopf Pete Shelly, Richard H. Kirk von Cabaret Voltaire, Genesis P. Orridge von Psychic TV und viele andere Zeitzeugen. Stilistisch aufbereitet in der von mir heißgeliebten, typischen Factory-Ästehtik und kombiniert mit dem schon erwähnten Filmmaterial entsteht so eine weitaus glaubhaftere und informativere Bandbiographie, als sie diverse pseudointellektuell daherschwafelnde Musikjournalisten je liefern könnten – besser kann man so etwas einfach nicht machen. Sumner, Hook und Morris nehmen kein Blatt vor den Mund und beschönigen nichts, auch nicht ihr eigenes – damals von Eigeninteressen und Erfolgsstreben dominiertes – Verhalten dem schwer depressiven Ian Curtis gegenüber. Der Schock nach seinem Selbstmord war dafür um so größer und es macht den Eindruck, als würde er noch heute nachwirken. Und diese Offenheit macht die drei alternden Herren ausgesprochen sympathisch.
Wie schon gesagt: Besser kann man so etwas nicht machen. Für Joy Division-Fans ohnehin ein absolutes Muß und für Leute, die einfach mal was über eine der wichtigsten Epochen der modernen Musikgeschichte dazulernen wollen ebenfalls unbedingt zu empfehlen.
Bearbeitet von thwag, 22. August 2008, 14:53.
#29
Geschrieben 24. August 2008, 11:05
(Casus kiran)
Türkei 1968, Regie: Yilmaz Atadeniz
Mal wieder lustige Türkploitation, diesmal wohl auf einer Comicserie basierend: Casus kiran – a.k.a. Spy Smasher – trägt einen flotten schwarzen Dress und fährt in Begleitung seiner Freundin Sevda auf dem Motorrad übers Land, stets auf der Jagd nach bösen Spionen, die in der Türkei ihr Unwesen treiben. Diese ruchlosen Schurken ziehen schwerbewaffnet als marodierende Banden umher und tragen vorzugsweise schwarze Hüte; ihr Oberhaupt ist ein mysteriöser Maskenmann, der durch eine viel zu kurze Krawatte und eine offensichtlich aus einem Blatt Papier mit ausgeschnittenen Augenlöchern gefertigte Gesichtsmaske auffällt.
Sonderliche Superkräfte sind mir bei Casus kiran nicht aufgefallen, dafür ballert er wild umher und beherrscht virtuos die Kunst des munteren Faustkampfs. Neben der tapferen Sevda steht ihm dann auch noch sein trotteliger Bruder Bidik zur Seite, der sich hier – angetan mit Tabakspfeife und Nick Knatteron-Mütze – als eine Art türkischer Eddie Arent präsentiert.
Auch dieses Kapitel aus der umfangreichen Geschichte türkischer Maskenheldenfilmchen präsentiert sich mal wieder als gut funktionierende trashige Unterhaltung für heitere Gemütszustände. This is what you want, this is what you get...
#30
Geschrieben 24. August 2008, 12:01
(Der Mann ohne Gedächtnis)
Italien 1974, Regie: Duccio Tessari
Peter, der sich seit einem Autounfall weder an seine Herkunft, noch seine Vorgeschichte erinnern kann, lernt eines Tages durch seinen Psychiater einen Unbekannten kennen, der sich ihm als alter Freund vorstellt. Wenig später will der Fremde ihm jedoch ans Leder und wirft ihm vor, ihn bei einem offensichtlich krummen Ding um 1 Million Dollar betrogen zu haben. Peter erfährt nun auch, daß er in Wirklichkeit Ted heißt und in Portofino/Italien mit einer Frau namens Sara verheiratet ist. Als er kurz darauf ein scheinbar von seiner Frau abgeschicktes Telegramm erhält, reist er nach Portofino, wo er erfahren muß, daß Sara weder von seinem Unfall noch seinem Aufenthaltsort wußte und ihn auch nicht kontaktiert hat. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten findet das Paar wieder zueinander, während Ted zusehends von obskuren Erinnerungsflashbacks geplagt wird und sich schließlich im Zentrum eines komplex geplanten Verbrechens wiederfindet...
Gut funktionierende Italothrillerkost von Maestro Tessari, der mich schon mit so feinen Filmen wie Blutspur im Park oder Das Grauen kam aus dem Nebel beglückt hat. Und ebenso wenig wie diese Filme, ist auch Der Mann ohne Gedächtnis kein lupenreiner Giallo im herkömmlichen Sinne, wer nur darauf fixiert ist, könnte entäuscht werden: Weder gibt es den obligatorischen schwarzbehandschuhten Killer mit fetischistischen Motiven, noch explizite Sex- und Gewaltdarstellungen. Macht aber nix und tut weder Qualität noch Vergnügen irgendwelchen Abbruch, denn stattdessen bekommt man hier eine clever konstruierte Krimistory, die (wie von Tessari gewohnt) sehr ordentlich inszeniert ist und auch gute Darsteller aufweisen kann: Luc Merenda überzeugt als von Amnesie geplagter Peter/Ted und Senta Berger bietet als Sara nicht nur einen erfreulichen Anblick, sondern auch eine sehr anständige schauspielerische Leistung. Des weiteren mit von der Partie sind dann auch noch Umberto Orsini und Anita Strindberg; produziert hat das Ganze Luciano Martino, der große Bruder von Gialloveteran Sergio.
Und Koch Media sei Dank ist dieser rare Film jetzt auch endlich als sehr anständige DVD erhältlich.
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