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The Room-Files
#871
Geschrieben 31. Oktober 2005, 10:24
Regie: Ken Russell
Liebes Tagebuch...
Ein klein wenig exzentrische Verfilmung. So könnte man das orgiastische Eventmovie von Ken Russell nett umschreiben. Die Musik ist nicht hundertprozentig mein Fall, aber der Film selbst ist einfach nur umhauend. Wahnsinn, mit welch Energie und Tempo man hier mit verschwenderischen Bildern zugedröhnt wird. Ken Russell ist einfach ein einzigartiger Ausnahmeregisseur wie er im Buche steht. Was hier gezeigt wird, hätte für drei Filme gereicht. Grandios.
Bitte gebt Ken Russell noch mal richtig viel Kohle und unbegrenzt Rotwein!
Sonntag, 16.10.2005/16:30 - 18:20 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#872
Geschrieben 01. November 2005, 16:38
Regie: Clyde Anderson
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Liebes Tagebuch...
Der Film beginnt mit einem schwarzen Bildschirm. Langsam erscheinen die anfangs noch unleserlichen Buchstaben des Titels. Eine Stimme aus dem Off führt die jetzt schon schlotternde Zuschauerschafft in die Geschichte ein: „Auf einer einsamen, verlassenen und kleinen Insel, fernab der Zivilisation haben sich einige Wissenschaftler zusammengefunden um in einem geheimen Kleinlabor nach einem Mittel gegen Krebs zu forschen...“. Schon hier, wo man noch kein einziges Bildchen von diesem Film gesehen hat, weiß man, daß der Prolog gruselig gemeint wäre, aber nur verrät, daß der Film aus einem Minimalbudget heraus entstanden ist.
Zwei Grüppchen von Armleuchtern treffen auf jener entfernten und verlassenen Insel aufeinander. Während die Einen nach den verschollenen Wissenschaftlern, Chemikern und Alchemisten suchen, sind die Anderen auf der Suche nach einem neuen Motor für ihr Boot. Weder aber finden sie im Dschungel verlorenen gegangene Wissenschaftler noch übrig gebliebene Bootsmotoren. Dafür laufen den armen Gesichtern bald ziemlich aggressive Zombies über den Weg. Besser gesagt, die Untoten springen aus dem Busch wie unser Charly im TV wenn er rollig ist. Wenn man genauer hinsieht erkennt man aber, daß die Zombies gar kein Affenkostüm tragen, sondern in edle Mönchskutten gehüllt wurden. Je nach gefordertem Filmtempo wanken die Untoten in Zeitlupe, können aber auch mal durch die Mauer gesprungen kommen. Gerne beißen sie ihre Opfer, die sie bevorzugt mit Spucken von Blut und Schleim erschrecken, in den Hals und lassen sie danach liegen. Der Grund, warum unsere Helden auf jener Insel eigentlich gelandet sind, spielt da schon lange keine Rolle mehr. Die eh schon minimalistische Handlung hat ausgedient und ist dem blanken Spartanenterror gewichen.
Regieuntalent Claudio Fragasso, der diesen Film gerne als weitere Fortsetzung zu George A. Romeros 78’er „Zombie“ gesehen hätte ist übrigens nicht der Einzige, der sich in diesem Mix aus Blut, Langweile und komischer Katastrophe hinter einem Pseudonym versteckte. Neben weiteren ausdruckslosen Mimen agiert auch der Pornodarsteller Jeff Stryker - und zwar unter dem Namen Chuck Peyton.
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Mittwoch, 19.10.2005/21:25 - 22:50 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#873
Geschrieben 01. November 2005, 21:02
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Gewalt als sexuelle Stimulation. Was für den einen der Zeitpunkt des Todes, ist für den anderen der Orgasmus. Und hat man mal niemanden zum Umbringen zur Hand, setzt man sich halt vor den Fernseher, schaut detailverliebte Morde aus „Die Säge des Todes“ und „Blutige Seide“ an und befriedigt sich dabei selbst. Gleich in der ersten Szene bekommt man diese Provokation vorgesetzt. Almodóvar nahm halt damals schon gerne die Blätter weg vom Mund. Aber man sieht auch, daß er damals sein unzweifelhaft schon vorhandenes Talent noch nicht voll umsetzen konnte. Die Handlung hat ziemliche Löcher und viele Szenen wirken eher teilnahmslos und spannungsfrei inszeniert.
Es geht um den schüchternen Matadorschüler Angel (Antonio Banderas), der behauptet, seine Nachbarin (Eva Kobo) vergewaltigt und kürzlich geschehene Morde begangen zu haben. Der Polizei liegen aber keine nachhaltigen Beweise vor und seine Aussagen sind fahrig. Währendessen schwenkt der Film sein Hauptaugenmerk auf Angels Matadorlehrer (Nacho Martínez) und seine Verteidigerin (Assumpta Serna) und deren vertracktes Liebesverhältnis. In einem ziemlich luxuriös gestalteten Flashback erfährt der Zuschauer dann, daß Angel die Morde mittels Telepathie verfolgt hat und die waren Täter kennt.
Die Beziehungen der Charaktere untereinander sind nicht besonders gut nachvollziehbar und so manche Wendung wirkt unglaubwürdig. Auch das plötzliche Auftauchen von Carmen Maura ist eher ungelenk in den Film integriert worden. Solche Verstrickungen zwischen den Personen konnte Almodóvar in späteren Filmen um ein Vielfaches eleganter inszenieren. Damals war es scheinbar einfach noch zu früh dafür.
Ein Manko ist auch die deutsche ZDF-Synchronisation. Trotz prominenter Namen wie Heiner Lauterbach, Victoria Brahms oder Michael Roll wirken die Dialoge lieblos vorgetragen. Das ergibt keinen guten Effekt, wenn auch die Schauspieler nicht so temperamentvoll geführt werden wie es nötig gewesen wäre. Spannendes und interessantes Filmwerk mit Abstrichen.
Samstag, 22.10.2005/12:30 - 14:20 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#874
Geschrieben 01. November 2005, 21:29
Regie: Leander Haußmann
Liebes Tagebuch...
Leander Haußmann gehört zu den Regisseuren, die auch das Telefonbuch verfilmen könnten und man dies dann noch immer hinreißend finden kann. Militärdienst in der DDR ist nun nicht unbedingt das Thema, was mich brennend interessiert, aber Leander Haußmann schafft es, dies interessant erscheinen zu lassen und sorgt dabei noch für hundert höchst unterhaltsame Minuten im Filmpalast meines Vertrauens. „NVA“ ist kein besonders wichtiges Werk mit ernstzunehmender Tiefe, dafür aber pure Zerstreuung die Herz, Hirn und vor allem die Lachmuskeln anspricht.
Wie schon bei den anderen Kinofilmen von Leander Haußmann spielt die Erzählung einer Geschichte kaum eine Rolle. Eine wirklich erzählenswerte Geschichte gibt es ja auch nicht. Hier genügt eine Situation, in der sich die Charaktere befinden, um den Film zu erzählen. Schnell noch den Faktor Liebe eingebunden und fertig ist die perfekte Haußmannskost. Wieder mal spielt sich natürlich alles während der Wendezeit ab. Wieder mal an einem vollkommenen anderen Ort oder Szene wie in den vorangegangenen Filmen. Was aber hier auf die Leinwand geschmissen wird, ist schier unwiderstehlich, musikalisch schmissig und unglaublich leicht goutierbar ohne daß man das Gefühl hat, etwas Belangloses vorgesetzt bekommen zu haben.
In Gastrollen sieht man Papa Ezard samt Filius und Katharina Thalbach, die mal wieder die Betrunkene gibt. Ich liebe es, wenn sie das tut!
Anmerkung für mein Erinnerungsarchiv:
Die Frau neben mir hat beim Lachen immer gespuckt. Nein, nicht Du Sabine! Die Frau rechts neben mir.
Samstag, 22.10.2005/20:45 - 22:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#875
Geschrieben 08. November 2005, 21:40
Regie: Zack Synder
Liebes Tagebuch...
Schönes Eventfilmchen, daß versteht, wie man es ordentlich krachen zu lassen hat. Mit viel Geld kann man halt auch viel auf die Beine stellen. Allerdings muß man dann auch Zugeständnisse an die Kommerzialität machen. Ein breites (Horror-) Publikum muß leider auch auf dem breitesten Wege erreicht werden. Die Zombies agieren mir daher zu hastig und weiter hätte ich es mir auch gewünscht, wenn der Film an manchen Stellen nicht gar so prollig gewesen wäre. Macht trotzdem Laune!
Sonntag, 23.10.2005/13:30 - 15:15 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#876
Geschrieben 08. November 2005, 21:40
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Regie: Sam Raimi
Liebes Buch des Todes...
Es ist wirklich faszinierend zu sehen, mit was für immenser Schlagkraft diese Low-Budget-Produktion sein Publikum zu fesseln vermag. Selten wurden Kamera, Schnitt und Trick so wirkungsvoll eingesetzt. Während die Ideen sprudeln (Blut und Schleim in der zweiten Hälfte auch) bekommt man es eben auch wegen der aggressiv eingesetzten Filmtechniken leicht mit der Angst zu tun. Ehrlicher und spannender Horror der direkt aus dem Herz zu kommen scheint und bei mir als Zuschauer in selbigem ohne Frage wieder eingeschlossen wird.
„The evil Dead“ ist zwar nur eines von vielen Horrorerstlingswerken, die ihre Zuschauer in ihren Grundfesten erschütterten, aber um genau diese Erfahrung mag man keiner dieser Filme missen. Großes Meisterwerk vor dem ich meinen Hut ziehe, vor allem wenn ich bedenke unter welch ärmlichen Umständen dieser Film entstanden ist.
Sonntag, 23.10.2005/21:00 - 22:25 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#877
Geschrieben 08. November 2005, 21:41
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
99 Frauen für Zellenblock 9.
Für Jess Franco wohl der erste Frauengefängnis-Film. Und schon hier wird inhaltlich alles das geboten, was man in so vielen nachfolgenden Filmen gerne noch bestaunen kann. Kapp bekleidete Frauen, die in bizarren Rückblenden erst auf die schiefe Bahn und dann in den Frauenknast kamen. Sadistische Direktorinnen mit guten Beziehungen in die Männerdomäne Politik. Hilflose Fluchtversuche und unglücksvolle Umstände.
Da alle diese Eigenschafen, die einen Frauengefängnis-Film von Jess Franco ausmachen, hier gehäuft und trotzdem stubenrein auftreten, läßt den „Heißen Tod“ besonders gut da stehen und es zeigt, daß alle nachfolgenden Franco-Filme dieses Genres auf ihre Art und Weise ausgiebig davon zehren konnten. Produzent Harry Alan Towers sorgte organisierte ein ordentliches Budget und bekannte Gesichter und Franco setzte dies auf sehr elegante Weise um. Die zwar auch nicht zu verachtende Schundigkeit von „Frauengefängnis“ findet man hier ebenso wenig wie die kaum erträgliche Härte von „Frauen für Zellenblock 9“. „Der heiße Tod“ ist eine gesunde Mischung ohne Bahnhofskinomilieu und Exhibitionismusfoltergarten voll der später wieder auftauchenden tragischen Umstände und gezielt eingesetzten Boshaftigkeiten.
Einen Faktor vermißt man aber in späteren Woman-in-Prison-Filmen von Jess Franco: den Maria-Schell-Charakter. Ihre gutmütige und hoffnungsvolle Rolle, die sehr schöne Facetten hat, wurde auf Grund von härterer Gangart später fallen gelassen. So gibt es die Figur des hilfsbereiten Gutmenschen auf der Seite des Gesetzes nur hier zu sehen. Schön!
Durchstöbert man das Bonusmaterial auf der DVD von Blue Underground, entdeckt man noch sehr viele schöne Bonusszenen, die aufgrund von fehlendem, qualitativ guten Ausgangsmaterial nicht mehr in den Film integriert werden konnte. Ein Jammer!
Dienstag, 25.10.2005/15:00 - 16:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#878
Geschrieben 13. November 2005, 13:31
Regie: Sam Raimi
Liebes Buch des Todes...
Hätten sich die Macher nicht dazu entschlossen, den Slapstick-Faktor in die Fortsetzung von „The evil Dead“ mit einzubringen und so erste Akzente in Sachen Fun-Splatter zu setzen, hätte „Tanz der Teufel II“ bei dem erfreulich gut ausgestattetem Budget verdammt, verdammt gruselig werden können. Die starke Betonung von Humor ließ die unangenehme Grundstimmung der Geschichte fast vergessen und der Zuschauer wird Zeuge einer irr-grotesken One-Man-Show, in der sich der bereitwillige Bruce Campell ordentlich in die Mangel nehmen ließ. Die Sprache der Bilder bleibt dabei ebenso aggressiv wie im Vorgänger, aber die überzeichneten Horrorsituationen lassen auch den nicht ganz so hartgesottenen Kinogänger die weitaus blutigeren Aktionen mit einem befreienden Lachen durchstehen. Sicher wäre es auch reizvoll gewesen, wenn man das ganze Spektakel in Ernst vorgetragen bekommen hätte, aber Filme muß man nehmen wie so kommen und so wie dieser kam, kann man ich auch gut nehmen.
Mittwoch, 27.10.2005/21:15 - 22:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#879
Geschrieben 13. November 2005, 13:31
Regie: Noe
Liebes Tagebuch...
Alptaumhafte Tortur, die aber inszenatorisch so faszinierend ist, daß ich mir diesen scheußlich gewalttätigen Trip ein weiteres Mal gegeben habe. Noe ist ein großer Visionär, der es schaffte seinen Film so zu gestalten, daß man extrem angewidert und zugleich von der enormen Kraft der Filmsprache fasziniert sein kann. Das macht mir ein wenig Angst. „Irreversibel“ macht Angst. Er macht ein flaues Gefühl im Magen. Die Schönheit des Filmendes schmerzt unvergleichlich. Die dröhnende Sirenenmusik verursacht Unbehagen. Die schier endlos langen Schauspielszenen lassen mich verwundert zurück. Wie kann ein Filmteam in so langer Zeit seinen Darstellern so akribisch folgen, sie so genau, so perfekt beobachten, im schlimmsten Falle sie diese Grausamkeiten in gesehenem Maße darstellen lassen? Ich suche nach versteckten Schnitten, die sich mit Voranschreiten der Zeit nicht mehr finden ließen. Ich suche nach Tricks und Kniffen. Ich suche, wann die Kamera endlich lügt. Ich finde nur wenige Beweise und Bestätigungen. Wie kann man so etwas schaffen?
Durch den Wind,
und fertig,
und aus!
Samstag, 29.10.2005/13:30 - 15:10 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#880
Geschrieben 13. November 2005, 13:34
Regie: Uli Lommel
Liebes Tagebuch...
Beim Lieblingsarbeitskollegen und mir stellte sich mal wieder der dringende Wunsch ein, „Daniel, der Zauberer“ sehen zu wollen, ohne bis dato zu wissen, daß der mittlerweile allen Unkenrufen zum Trotz auf DVD (sogar mit Postkarte
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Genauso wenig wie „Daniel, der Zauberer“ zustande kam, verstehe ich, wie es der einstige Fassbinder-Mime in die USA gehen konnte und einen Low-Budget-Film über den schwarzen Mann drehen konnte. Zumal der hier präsentierten Schwarze Mann gar nicht der ist, der im kürzlich gesehenen „Remake“ aus dem Wandschrank hopste. Hier ist es ein sadistischer Vater, der sich nach dem Mord durch seinen Sohn im Schlafzimmerspiegel versteckte. Als der mittlerweile erwachsene Sohn nach Jahren den Spiegel wieder in die Hand bekommt, erwacht der Vater und tritt aus dem Glas heraus - stets in subjektiver Kamera. So beginnt ein sich an „Halloween“ anschmiegender Slasher mit unsichtbarem Mörder, der in recht schlicht gehaltenen Special-Effekt-Szenen wahllos Passanten und ehemalige Familienangehörige um die Ecke bringt.
Teuer sieht „Boogey Man“ wirklich nicht aus. Wirklich schlecht ist er auch nicht. Anfang und Ende zeugen von ordentlicher Spannungsdramaturgie. Nur im Mittelteil gerät die Situation ein wenig außer Kontrolle. Zu konstruiert wirken die Ausflüge, die der mordende Spiegelvater unternimmt. Aus heutiger Sicht aber sieht der Film wirklich alt und billig aus. Damals konnte die genügsame Inszenierung bestimmt noch in passablem Licht dastehen und als routiniert durchgehend. So kann man um der Nostalgie Willen sagen, daß man mit Uli Lommels „Boogey Man“ einen netten, wenn auch nicht spektakulären Abend verleben kann.
Sonntag, 30.10.2005/22:15 - 23:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#881
Geschrieben 19. November 2005, 18:06
Regie: Ákos von Ráthonyi
Liebes Tagebuch...
Die junge und unschuldige Hauptdarstellerin hat keine Ahnung von Fußball... Als sie von ihrem Freund verlassen wird, weil sie ihm keinen Job in der Firma ihres Vaters beschaffen konnte, steht sie vor einem Trümmerhaufen. Ohne Geld, ohne Gepäck, ohne Freunde in einer fremden Stadt. Der Zufall verschlägt sie in ein sympathisches Nachtlokal namens „Moulin Rouge“, wo sie nicht nur auf nette Freunde trifft, sondern in schicken Kostümen Zigaretten verkaufen darf.
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Wunderschön! Längst ist natürlich klar, daß die Gute im Puff gelandet ist und der nette freundliche Mann, der ihr immer diese lustigmachenden Zigaretten gibt, es darauf anlegt, ihr Zuhälter zu werden. Regisseur Ákos von Ráthonyi griff in seinem letzten Werk alles auf, was ein verruchter Film aus dem Milieu haben muß... So ist „Zieh Dich aus, Puppe“ aus heutiger Sicht in keinen Genre mehr zu Hause. Er ist kein Krimi, kein Sexfilm und schön gar nicht eine Komödie obwohl er alle diese Merkmale beinhaltet. Versuchen wir in mal als leichte Unterhaltung für Erwachsene einzuordnen. Schließlich ist alles, was hier geschieht unmoralisch angehaucht und trotzdem kinotauglich aufgemöbelt, so daß die Annahme besteht, die Kassen könnten gewaltig klingeln. Neben den Anhäufungen von moralischen Tragödien wird der Zuseher nämlich auch durch allerlei Striptease-Szenen beglückt, die damals noch sehr schüchtern abgefilmt wurden. Bloß keine Brüste in Großaufnahme und immer schicke Klamotten, die man abwerfen kann aus möglichst großer Entfernung gefilmt. Nein, ist das putzig!
Sex and Crime im Moulin Rouge! Heraus kam ein sehr grooviger Film mit hinreißenden Sets, geiler Mucke und herrlich plakativen Charakteren. Damals anrüchig und gewagt, aber mit der richtigen nostaligischen Einstellung kann „Zieh Dich aus, Puppe“ auch heute noch so gesehen werden.
Montag, 31.10.2005/15:00 - 16:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#882
Geschrieben 20. November 2005, 22:58
Regie: Eric Till
Liebes Tagebuch...
Mit klerikalen Themen hab ich ja so meine lieben Probleme. Ganz automatisch betrachtete ich „Luther“ mit kritischen Augen und lange brauchte ich gar nicht hinzusehen, denn schnell stellte sich heraus, daß vor allem die Dialoge zum Pathos neigen. Kaum ein Text ist zu hören, der nicht bedeutungsschwanger vorgetragen und durch kräftige Bildsprache noch mal neongelb unterstrichen wird. Aber, großes Aber, denn ich muß auch gestehen, daß der Film in Bezug auf Katholizismus sehr kritisch ist. Katholiken mögen sagen, daß dies einseitig wäre, aber sollen die doch ihren eigenen Film drehen.
Die hohen Zuschauerzahlen in Deutschland resultierten ja vor allem daraus, daß Unmengen von Schülern ins Kino geschickt wurden, wobei mich interessieren würde ob dies nur durch evangelische Religionslehrer angetrieben wurde. Ich, der dreizehn Jahre katholischen Religionsunterricht hinter sich gelassen hat, kann mir kaum einen meiner Lehrer dabei vorstellen, wie er seine Schützlinge guten Gewissens in diesen doch sehr eindeutigen Film schickte. Oder, lieber Pfarrer H. aus N., wo sie doch gerne auch mal die Schüler geschlagen haben? Oder sie, lieber Herr N., der sie beschämt und mit hochrotem Kopf am letzten Tag vor den Sommerferien den „bewegten Mann“ haben unterbrechen lassen? Hätten sie diesen Film toleriert? Herr N., über ihre Aktion lache ich übrigens heute noch...
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Trotz bratzigem Pathos gefiel mir die kritische Note des Filmes „Luther“. Auch wenn mir manches zu schnell und holprig erzählt schien. So entstand ein interessantes, wenn auch längst nicht perfektes, aber immerhin publikumswirksames Kino vor großen Kulissen und mit viel bekannten nationalen und internationalen Gesichtern. Der große Peter Ustinov hat eine herrlich humorvolle Rolle abgekommen, in der er seine Mimik perfekt ausleben konnte.
Montag, 31.10.2005/20:25 - 22:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#883
Geschrieben 20. November 2005, 22:59
Regie: Ken Russell
Liebes Tagebuch...
Auch Regieexzentriker haben mal klein angefangen. Aber schon damals verstand es Ken Russell Großes vor der Kamera zu zelebrieren, auch wenn er noch nicht so um sich schlagen konnte, wie ein paar Jährchen später.
Ein langweiliges englisches Seebad steht kurz vor dem Bankrott. Ein kleiner Mitarbeiter der Stadt hat die rettende Idee. Er will ein Filmfest veranstalten. Dazu engagiert er die zweite Brigit Bardot, die als Aushängeschild für die reichlich dilettantisch organisierte Veranstaltung dienen soll. Doch sein Star zickt gerne mal rum, ebenso wie der Bürgermeister, der die Pläne seines Mitarbeiters für ziemlich lächerlich hält.
Ken Russells Version von den Swinging Sixties in England wird vor allem durch experimentelle Showeinlagen geprägt. Szene an Szene wird gereiht, in der die Darsteller voller Freiheit durch die Kulissen fegen können oder sich in bizarr arrangierten Clips der aufkommenden Exzentrik des Regisseurs hingeben durften. Wäre der Film dieser Tage entstanden, würde man sein Erscheinungsbild mit MTV-Optik umschreiben. Wie man es damals umschrieben hat, weiß ich leider nicht. Ken Russells Film läßt sich aber mit den unabhängigen und frisch wirkenden Werken von Richard Lester vergleichen. „Danach“ und vor allem „Der gewisse Kniff“ entsprangen der gleichen Quelle, aus der auch dieses „French Dressing“ hervorsprudelte. Anarchisch, frei, lustig und trotzdem Arthaus.
In der Mitte läuft sich Ken Russells Seebadhappening aber etwa tot. Zu viele episodenhafte „Show“-Einlagen reihen sich aneinander. Die Geschichte tritt hierbei ziemlich auf der Stelle, aber zum Ende hin wird wieder Gas gegeben, so daß einige großartige Szenen das Langzeitgedächtnis nachhaltig in Anspruch nahmen. Vor allem denke ich da an ein Heer von Gummipuppen, die zu Promotionzwecken die Standpromenade säumten oder an eine Kinovorstellung, in der die an die Leinwand geschmissene Darstellerin die vor ihr hantierenden Moralapostel aufsaugt. Ken Russell ist ein Mann mit Visionen. Respektable Visionen, auch wenn der Mann damals noch ein kleiner Mann war.
Dienstag, 01.11.2005/14:05 - 16:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#884
Geschrieben 21. November 2005, 22:16
Regie: Bruno Mattei
Liebes Tagebuch...
Bruno Matteis hilfloser Versuch an den Erfolg der Zombiewelle anzuknüpfen, bietet dank großartigem Versagen so einiges an bestürzender Unterhaltung. Zum Kopfschütteln verleiten Tatsachen wie die forsch zusammengeklaute Goblinmusik und endlose Ausschnitte aus Natur(völker)dokumentationen. Was uns Mattei an diesem schönen Videoabend an Urwaldgetier auftischen wollte ist wirklich eine Frechheit. Grad das keine Giraffen durchs Bild galoppieren.
Schlecht agierende Darsteller, lächerlich übertrieben verweste Zombies und toxikologische Paradoxen runden das Vergnügen schlussendlich ab. Es gibt schlechtere und somit noch unterhaltsamere Streifen, aber auch die „Hölle der lebenden Toten“ ist ein wunderbares Beispiel, wie absurd und misslungen Filme doch manchmal sein können.
Mittwoch, 02.11.2005/21:00 - 22:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#885
Geschrieben 21. November 2005, 22:17
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Mario Bava lädt zur Geisterstunde. Dabei scheint er seinem Vorbild Roger Corman und dessen Edgar-Allen-Poe-Verfilmungen so extrem nacheifern zu wollen, daß er diese glatt noch zu überholen drohte. Mehr Farben, mehr Spannung, mehr Grusel, mehr Übersinnlichkeit. Mario Bava läßt in „Der Dämon und die Jungfrau“ die Balken krachen, was aber zu Lasten der zu erzählenden Geschichte geht. Komposition ist alles, die Handlung Nebensache. Oftmals verlor ich als Zuschauer den Faden, was aber nicht verhinderte, mich an den extrem schön arrangierten Szenen zu ergötzen. Muß mir den Film beizeiten noch mal anschauen. Vielleicht ist er dann mehr als nur schön.
Witziges Detail am Rande: Jacques Herlin, Louis-de-Funès-Ersatz in deutschen Klamaukfilmchen, agiert als orthodoxer Priester mit Extremrauschebart.
Sonntag, 05.11.2005/11:00 - 12:20 (zum ersten Mal gesehen)
#886
Geschrieben 26. November 2005, 13:32
Regie: Wolfgang Petersen
Liebes Tagebuch...
Wolfgang Petersen mag ja Talent dabei haben, eine große Filmproduktion zusammen zu halten und etwas zu produzieren, was man zu Recht als Blockbuster bezeichnen kann, wenn ihm aber niemand erzählt, oder er es nicht mal selbst merkt, daß er ein himmelschreiend doofes Drehbuch verfilmt, ist das mehr als schade. Ich hab mal einen TV-Film namens „Schwarzer Tod“ mit dem Engel Kate Jackson gesehen, dessen Virusdramaturgie kaum platter gewesen ist. Sowohl da, als auch in „Outbreak“ husten sich debil verhaltende Individuen ihren Gegenübern nur allzu gern mitten ins Gesicht, so daß auch der müdeste Zuschauer den Verlauf der Infektion noch verfolgen kann. Hier von clever eingefädelt zu reden wäre eine Beleidigung für alle wirklich clever eingefädelten Kniffe in der Handlung.
Regelrecht müde wird der Virus in überschaubar gehaltene Bahnen gelenkt, so daß ihn die Army recht schnell problemlos umkreisen kann. Danach konzentriert sich „Outbreak“ auf die Machtspielchen der Projektleiter (plakativ intrigant: Donald Sutherland) und selbsternannten Projektleiter (bemüht ambitioniert: Dustin Hoffman) und die Frage danach, wie sich die Krankheit am günstigsten ausmerzen ließe. Petersen tauscht hier zu oft den mir sehr am Herzen liegenden Faktor Spannung gegen den Faktor Action aus. So wird mehr getost als gespannt, was ein Mitfiebern des Zuschauers in zu groß angelegten Krawallszenen gegen Null fahren läßt. Sicher, daß sieht alles geleckt und gut aus, kann aber weder die inhaltlichen Schwächen vergessen machen, noch die zurückgefahrene Spannung ersetzen.
„Outbreak“ ist flaches Massenkino, daß man anspruchslos geschehen lassen kann. Satt und zufrieden hab ich mich für meinen Teil danach nicht gefühlt. Immerhin schoß Michael Ballhaus ein paar schön anzusehende Aufnahmen, die dem vorherrschenden Durchschnitt etwas Klasse verleihen konnten.
Sonntag, 05.11.2005/13:00 - 15:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#887
Geschrieben 26. November 2005, 13:33
Regie: Çetin Inanç
Liebes Tagebuch...
Cüneyt Arkin ist der Mann, der die Welt rettete. Böse christlich angehauchte Aliens mit fiesen übersinnlichen Brimboriumskräften belagern einen gut statuierten islamischen Bauernplaneten, in dem alle Frauen blond sind und nur Jungs gebären. Wie gut, daß Cüneyt Arkin, nach dem er mit Darth Vader gekämpft hat, samt Kompagnon auf den Bauernplaneten plumpst um dort das unterdrückende Imperium in die Schranken zu weisen.
„Turkish Star Wars“ ist in erster Linie eine dreiste Frechheit. Schließlich beließ man es nicht nur dabei, sich der geistigen Inhalte von „Star Wars“ zu bemächtigen, sondern „entlieh“ gleich ganze Sequenzen aus George Lucas’ Sternensaga. Zu allem Übel wurde dieser Schnitthickhack aus auf Vollbild getrimmten Star-Wars-Szenen und türkischem Amateur-Rumpelkino noch mit altbekannter Musik aus „Indiana Jones“, „Rambo“ und was weiß ich noch unterlegt. Das Ergebnis ist so absurd, daß es Seinesgleichen sucht.
Regisseur Çetin Inanç und seinen Helden und Co-Autor Cüneyt Arkin sollte man für dieses oberübelste Machwerk aber keinesfalls verteufeln. Schließlich schufen sie eins der unterhaltsamsten Plagiate der Filmgeschichte. Wenn George Lucas einen Funken Humor besitzt, müßte selbst ihm dieses abstruse Filmchen ein Lächeln auf das bärtige Antlitz zaubern. Denn auf gewisse Art und Weise haben sich die Nachahmer auch Mühe gegeben. Die Verwendung von Kamera (Schulterkamera), Schnitt (extrem harte Gegenschnitte) und Aufnahmetechnik (pathetische Zeitlupe) kann man als wirkungsvoll bezeichnen. Oftmals fühlte ich mich an die Optik alter, energischer Stummfilme erinnert. Was aber Kamera, Schnitt und Aufnahmetechnik ihren Zuschauern vorführen, entbehrt jeglicher Logik. Die Ausstattung ist eine Mischung Garage, Laubsägearbeit und Sesamstraße. Die Kostüme sind eine kultige Katastrophe, das technische Gerät ist auf lächerlichstem Steinzeitniveau. Auch gerne gesehen: Die Darsteller agieren ohne Gerätschaften vor einer traurigen Leinwand auf Star-Wars-Sequenzen projiziert wurden. Vielleicht der armseligste Luftkampf der Filmgeschichte! Des Weiteren wurden ungestüme Splatterszenen und psychedelische Nachtclubsequenzen eingestreut, denen lange und schlecht choreographierte Kampfszenen (von Choreographie sollte eigentlich keine Rede sein) folgten oder vorausgingen.
Der Film, der tapfer die 90-Minuten-Marke sprengt, kann sein verwirrtes Publikum aber bestens bei Laune halten. Oftmals gab es vor Lachen kein halten mehr. Zu viert sahen wir „Dünyayi kurtaran adam“ und lagen des Öfteren wirklich vor Lachen auf dem Boden (diesmal keine Phrase). Schäbigster Höhepunkt: Cüneyt Arkin verguckt sich in eine der wenigen Frauen im Dorf. Es beginnt eine unvergleichliche Romanze, deren klischeebelasteten Bilder voller aufkeimender Liebe mir wohl nie wieder aus der Erinnerung gestrichen werden können. Alles gipfelt in einem unglaublich zu betrachtendem Workout, in welchem Cüneyt Arkin seine Kräfte stärkt und seine Muskeln stählt, wo er Felsbrocken durch die Gegend wirft, sie mit der bloßen Hand zerschmettert oder sich diese an die Beine bindet und in Zeitlupe durch die Prärie springt wie eine grazile Turnelfe bei den Trampolin-Weltmeisterschaften in Castrop Rauxel. Daneben die Angebetete, die ihrem großen Helden zuschmachtet, voller Begeisterung wie stark und schön er doch ist. „Haben wir das jetzt wirklich gesehen, oder nur geträumt?“. Vierköpfiger Lachanfall im Hause Lieblingsarbeitskollege.
Mittwoch, 09.11.2005/21:15 - 22:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#888
Geschrieben 26. November 2005, 13:33
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Stumpf abgefilmte Sexszenen, die nach Drehschluß von „Killer Barbys vs. Dracula“ entstanden sein müssen, wurden hier verwendet und notdürftig mit einer Art Rahmenhandlung verbunden.
Eine unter Liebeskummer leidende Frau (relativ ausdruckslos: Rachel Sheppard) beobachtet von ihrem Appartement aus ein lesbisches Pärchen (gesichtsmäßig keine Schönheiten: Fata Morgana King und Carmen Montes) beim unentwegten Liebesspiel. Gefesselt von dieser Darbietung kann sich nicht davon ablassen, mit dem Feldstecher in die gegenüberliegenden Zimmer zu linsen. Stets wird sie aber daran erinnert, daß sie von ihrer Lebensgefährtin (angezogen und erfreulich gut: Lina Romay) wegen eines Mannes verlassen wurde.
„Las Flores de las Pasion“ ist eine 97minütige Lesben-Porno-Peep-Show deren Schön- und Gelungenheit man sich hart erkämpfen muß. Ganze vier Darstellerinnen bekommt man zu sehen, die teilweise in zu langen und zu detailreichen Szenen Hand und was weiß ich sonst noch alles an sich anlegen. Daß ein Teil der Handlung(en) erst nachgedreht wurden ist leicht zu entlarven. Das Lesben-Pärchen-Appartement scheint über mindestens drei Schlafzimmer zu verfügen, die stilistisch irgendwie nicht zusammen passen wollen. Einmal geschah die Liebe wohl im Hotel des Killer-Barbys-Drehs (Standart-Hotel-Zimmer), dann wieder in den Räumlichkeiten des eigentlichen Passion-Drehs (sehr schön gestaltes Loft). Einmal sogar vergnügt sich das Pärchen in einem Raum, der verdammt nach der Bude aussieht, in der Rachel Sheppard am Fernglas klebt. Zumindest steht neben dem Bett der Schaukelstuhl in dem ein paar Szenen früher Rachel Sheppard mit ihrer Ex telefonierte. Irgendwie ein seltsamer Hick-Hack. Auch die Voyeurismusgeschichte will sich nicht so recht mit den zu bespannenden Sexaktionen verbinden lassen. Die Räumlichkeiten können dies einfach nicht glaubhaft vermitteln. Auch scheinen Fata Morgana King und Carmen Montez viel mehr mit dem Mann hinter der Kamera zu flirten als mit der Frau, die gegenüber am Fenster stehen soll.
Trotz Längen kann dieser Film noch an manchen Ecken punkten. Manche Kameraideen verdienen Lob und die Szenen im Loft sind immerhin in schönem Ambiente entstanden. Musikalisch gibt es auch Erfreuliches zu hören. Auch wenn manches schon altbekannt ist. Die Zweisamkeit der beiden Hauptdarstellerinnen ist an manchen Stellen ebenfalls gelungen dargestellt. Manchmal nervt es auch einfach. Zuviel Porno ist und bleibt zu wenig Film.
Samstag, 12.11.2005/ 20:50 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#889
Geschrieben 28. November 2005, 21:15
Regie: Ákos von Ráthonyi
Liebes Tagebuch...
Das Vermehren im Sanatorium für Herren!
Was macht eine ehrbare Bordellbesitzerin, nachdem sie aus dem Frauengefängnis entlassen wird? Klar, sie klabustert eine neue Geschäftsidee aus. Und weil nicht nur die Bordellbesitzerin, sondern auch der Film, der von ihr handelt, ehrbar sein will, soll in ihrem neuen Etablissement alles mit rechten Dingen zu gehen. Also eröffnet sie ein Sanatorium, in dem attraktive Ex-Bordsteinschwalben gestresste und zahlungswillige Herren in Empfang nehmen, sich um diese kümmern und sie verwöhnen sollen. Gelebte Prostitution soll dabei jedoch tabu bleiben. Leider aber wollen manche der Gäste mehr für ihr Geld haben und manche der Mädchen mehr für das Geld der Herren machen. Auch ein ehemaliger Zuhälter geht bemühter an die Sache ran, als von ihm gefordert. Weiter scheint die Deckung gebende Ärztin ein zu inniges Verhältnis zu Morphium zu haben. Die ehrbare Bordellbesitzerin verliert langsam die Übersicht, auch weil das Sanatorium das Interesse der Polizei weckt.
Nicht ganz so verrucht wie der kurz danach entstandene Film „Zieh Dich aus, Puppe“ kommt das vorletzte Werk von Ákos von Ráthonyi daher. Zwielichtig- und Doppeldeutigkeit tritt dem Zuschauer noch um einiges naiver entgegen. Stets ist man bemüht, die besonders unanständigen Körperteile der Damen und Herren zu verdecken. Dabei wird so viel Kreativität an den Tag gelegt, daß man meinen könnte, man befände sich in einem bislang unentdeckten Abenteuer von Austin Powers.
Auch dieser Film läßt sich außerhalb des Erotikfilmes keinem Genre eindeutig zuweisen. Ein bißchen Komödie, ein bißchen Krimi, ein bißchen Drama. All das wird unterhaltsam und artig aufgeboten um die Neugierde der damaligen Kinogänger zu befriedigen, sie aber trotzdem mit spießiger Wirtschaftswunderidylle bei Laune zu halten und nicht zu Verschrecken. Das Kino war im Aufbruch zu neuen Ufern. Bald herrschte im Lichtspieltheater das blanke Grauen und Opas Kino verwandelte sich zum Ex- und Sexploitationevent.
In schönen Nebenrollen zu sehen: Thomas Reiner, Ellen Umlauf und Annemarie Wendel. Die DVD selbst enttäuscht durch ein ziemlich farbloses, extrem grieseliges Bild.
Sonntag, 13.11.2005/14:00 - 14:30 & 15:50 - 16:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#890
Geschrieben 28. November 2005, 21:16
Regie: Fernando di Leo
Liebes Tagebuch...
Das Grauen im Sanatorium für Frauen!
Im Schloß der blauen Vögel geht ein Triebmörder um. In einer unheilvollen und vor allem extrem langen Nacht schlägt er eiskalt zu. Dabei geht er besonders geschickt vor, denn jede seiner Taten soll den Zuschauer bei der Stange halten und ihm verheimlichen, daß wir uns zu fortgeschrittener Stunde noch immer auf der ersten Seite des Drehbuchs befinden.
Besonders tiefschürfend muß ein Giallo nun wirklich nicht sein. Jedoch sollte man vom ihm erwarten können, daß die Frage nach dem Mörder ansprechend eingepackt wurde. Stets verfolgt man hier den Alltag im Sanatorium, auch hier gerne mal wieder Irrenanstalt genannt. Neue Patientinnen reisen an, andere reisen ab. Besonders spannend ist dies nicht. Auch weil der Klinikalltag wirklich alltäglich und öde ist. Keine durchgeknallten Weiber fallen durch besonders verrücktes Verhalten auf - nichts dergleichen. Die Turbo-Cricket-Sessions jenseits aller Spielregeln sind das Spektakulärste was dort geschieht. Auch Axt und Beil des Triebmörders bleiben lange im Schrank und so sind die immer wieder auftretenden nackten Frauen das Einzige, was in der ersten Stunde für Kurzweil sorgt. Die Suche nach dem Mörder ist da schon etwas geschickter einfädelt. Gekonnt wird man aufs Glatteis geführt. War’s der Kinski oder nicht? Prozentual einschätzen konnte ich die Antwort auf diese Frage nicht.
Nachdem zum Ende hin sämtliche Hauptcharaktere entweder ermordet oder schuldig sind, tickt der Film ein klein wenig aus. „Ein klein wenig“ ist gut gesagt. Während die Polizei dem Täter schon auf der Spur ist, rennt dieser in die Zimmer der Statisten und schlägt alle in einem Zeitlupenblutrausch tot... Crazy!
Apropos Polizei:
Unbekümmerte Kommissare, whiskeytrinkende Kommissare, cholerische Kommissare, Spürnasenkommissare... Die kennen wir ja alle. Aber einen so dermaßen unfreundlichen, oberpatzigen Kommissar wie hier, habe ich noch nicht gesehen. Der beschwert sich nicht nur, daß er mitten in der Nacht zum Tatort gerufen wurde, sondern hält dem Oberarzt eine Standpauke, die sich gewaschen hat, weil dieser angeblich den Tatort vor der Spurensicherung betreten hat und dabei Spuren verwischte.
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Sonntag, 13.11.2005/20:00 - 21:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#891
Geschrieben 28. November 2005, 21:17
Regie: Erle C. Kenton
Liebes Tagebuch...
Das Wohnen im Sanatorium der Horrorikonen!
Ich hätte nicht gedacht, daß Universal schon Mitte der 40er Jahre damit begann, die hauseigenen Horrorgestalten zu verwursten. Bislang war ich der Meinung, daß dies auf die Rechnung der Europäer ging, datiert in den späten 60er und frühen 70er Jahren.
Obwohl es sich hier um einen Film in Schwarzweiß handelt, geht es in der Klinik von Dr. Edelman (Onslow Stevens) ziemlich bunt zu. Graf Dracula (John Carradine) ist zu Gast und will sich von seinem Durst auf Blut kurieren lassen. Im Nebenzimmer sitzt der Mann, der bei Vollmond immer zum Werwolf wird (Lon Chanley jr.). Und der Vollständigkeit halber findet Dr. Edelman, von Schlamm angespült, in den Katakomben seiner burgähnlichen Anstalt die Überreste von Dr. Frankenstein und dessen Monster (Glenn Strange). Während sich das Monster nur schwer reanimieren läßt und der Blutdurst von Graf Dracula kaum gestillt werden kann, darf der Werwolf auf Heilung hoffen. Im Keller hat der Doktor ein Knochen weichmachendes Kraut gezüchtet, das sich der Werwolf auf die Birne schmieren läßt, so daß die Schädeldecke nicht mehr so viel Druck auf das Wolfenhirn ausüben kann, was wiederum die Gesundung zur Folge hat. Jedoch einer der Patienten spielt falsch und Dr. Edelmans Klinik sieht sich der größten Gefährdung ausgesetzt, die man sich nur vorstellen kann.
Es ist absolut hanebüchen, was hier geboten wird und welche Geschützte aufgefahren werden müssen, um den letzten Saft aus den angestaubten Horrorikonen zu pressen. Big-Budget-Trash also, wie es ihn auch heute noch gibt - etwa beim „Scorpion King“, der ja auch aus dem Hause Universal stammt. Big Budget weil der Film in beachtlichen Kulissen entstand und nicht wirklich schlecht in Szene gesetzt wurde. Etwas steif und bieder und nicht wirklich erschreckend. Das liegt aber eher am Alter und nicht an den qualitativen Vorraussetzungen. Die absolut gut gelungenen Trickaufnahmen zum Beispiel erzeugten bei mir mehr als nur Staunen. Man bekommt tatsächlich einige Leckerlis geboten.
Zum Schluß gibt’s noch einen Sekunden-Showdown in dem die niedliche Krankenschwester mit dem Buckel ganz böse in eine Grube fällt, kurz bevor der Doktor ihr Rücken mit dem Zauberkraut glatt bügeln kann. Ja, so was ist tragisch...
Sonntag, 13.11.2005/21:55 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#892
Geschrieben 04. Dezember 2005, 10:52
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Jetzt, wo ich diesen Film schon einige Male gesehen habe, muß ich immer mehr feststellen, daß er weit aus mehr zu bieten hat, als den Trash, den er auf den ersten Blick zweifelsfrei zu bieten hat. Klar, die Kannibalen, die perfekt die Sprache der Zivilisation beherrschen, sehen aus, als ob sie zu einem Kindergeburtstag eingeladen worden wären und ihr Urwald gleicht einer Hotelanlage nach dem 3. Weltkrieg. Aber man kann doch wirklich nicht im Ernst behaupten der Film sei durchgehend häßlich oder schlecht gefilmt worden. Jess Franco arbeitete ordentlich mit der Kamera. Er schuf schöne Aufnahmen von seinen bravourös düster ausgeleuchteten Sets und die Schauspieler die darin die Geschichte darstellen sollen, verhalten sich auch ganz ordentlich. Immerhin ist eine darzustellende Geschichte vorhanden, der nicht alle möglichen Dummheiten angeeignet wurden, die sie vollkommen sinnfrei wirken ließen. Weiterer genussvoller Höhepunkt sind die von Jess Franco und Lina Romay im X-Rated-Interview zu Recht als barbarisch bezeichneten Fressszenen. In grobkörniger Zeitlupe werden stets Frauen von den hungrigen Wilden zerfleischt. Auf den ersten Blick mag auch dies unheimlich schlecht wirken, aber auf den zweiten stellt man fest, daß dies wunderbar bizarr und alptraumhaft schön geworden ist.
Sicher hat auch „Mondo Cannibale 3. Teil - Die blonde Göttin der Kannibalen“ Szenen in denen ich laut losprusten muß, dennoch halte ich ihn für ein verkanntes und dennoch hoch unterhaltsames Meisterwerk von Jess Franco.
Mittwoch, 16.11.2005/ 21:15 - 22:40 Uhr (schon des Öfteren gesehen)
#893
Geschrieben 04. Dezember 2005, 10:53
Regie: Bill Paxton
Liebes Tagebuch...
Der Teufel, der ein Engel war.
Mehr dämonischer als sein Inhalt ist Bill Paxtons Langfilmdebut selbst geworden. Sein Werk steckt voller grausamer Ereignisse und, zwar unblutigen, aber ziemlich brutalen Bildern. Aber ich muß sagen, daß ich die Grundaussage des Films nicht endgültig in die richtige Ecke schieben konnte.
Was war passiert?
Ein grundsolider KFZ-Mechaniker aus dem US-amerikanischen Süden erhält des Nachts von einem Engel den Auftrag Dämonen in Menschengestalt zu töten. Ohne mit der Wimper zu zucken zieht er seine beiden Söhne in seine Tötungsakte mit ein. Während der eine seinen Vater für „verrückt“ erklärt, verfolgt der andere die Taten seines Erzeugers mit leuchtenden Augen. Schon allein das bringt für den Zuschauer ziemlich harte, fast schon beängstigend verantwortungslose Szenen mit sich. Jahre später erfährt die Polizei von dem Geschehen, doch die Pläne des Teufels mit dem Engelsgesicht sind noch nicht komplett ausgeführt. Im Finale erfährt der Zuschauer, daß die auf den ersten Blick unschuldigen Opfer in der Tat mächtig Dreck am Stecken hatten und zu Recht „erlöst“ gehörten. In der finalen Aufnahme steht der selbstrichtende Himmelsbeauftragte mit dem Schutz des Gesetzes im Rücken unter der amerikanischen Flagge und hält liebevoll seine Holde in Armen.
Was will man mir damit sagen?
Diese ambivalente Schluß-„Pointe“ bereitet mir einiges an Kopfzerbrechen. Sehe ich Kritik oder Bestätigung? Wovon soll ich nun mehr Angst haben? Vor dem Teufel, der ein Engel ist oder vor dem Engel, der ein Teufel ist? Fragen über Fragen! Guter Film? Ja, nein, vielleicht, weiß’ nicht...
Samstag, 19.11.2005/15:25 - 17:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#894
Geschrieben 04. Dezember 2005, 10:53
Regie: Rene Heinersdorff
Liebes Tagebuch...
Boulevardtheater im deutschen Fernsehen? Von den Hoch-Zeiten, als die Familien Ohnsorg und Millowitsch angesagt waren, können vielleicht mal gerade unsere Eltern noch erzählen. Es sei denn, wir sind so alt wie unsere Eltern. Dann können auch wir davon erzählen...
![:haeh:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/gruebel.gif)
Jedenfalls ist Boulevardtheater zur Hauptsendezeit in einem überregionalen Vollprogrammkanal schon seit Jahren kein Thema mehr gewesen. Jetzt griff SAT1 die Idee wieder auf und das gestartete Experiment machte im Vorfeld einen ziemlich frischen und ganz und gar nicht aufgewärmten Eindruck. Altbewährte Schauspieler und quotenwirksame Comedians stürzen auf der Bühne in sich immer wieder bewährende Verwechslungen.
Feuerprobe Heiliger Samstagabend. Auf der Bühne tobt: Hardcore-Boulevardtheater!
SAT1 und Sony wollten auf Nummer sicher gehen und deshalb wir man als Zuschauer von einer wahren Welle voller Verwechslungen überrollt. Dabei scheint es den Verantwortlichen und den Autoren egal gewesen zu sein, daß Quantität der Qualität vorgezogen wurde. Jeder noch so abstruser Irrtum findet hier sein Plätzchen. Selbst dann, wenn er für den Fortbestand der Geschichte nicht besonders lebenswichtig ist. Viel mehr das Gegenteil ist der Fall. Auch im Boulevardtheater sollte man sich ein Quäntchen an Glaubwürdigkeit frisch halten. Die vollkommene Ignoranz dessen aber führt nicht nur zu, im wahrsten Sinne des Wortes, unglaublichen Verwechslungen auf der Bühne, sondern auch zu breitgefächerter Verwirrung beim Zuschauer. Es macht den Anschein, als würden tatsächlich sämtliche Komponenten, die uns in 40 zurückliegenden Jahren TV-Boulevardtheater begegneten, aufgegriffen worden zu sein um eine größtmögliche Dichte an Unterhaltung zu schaffen. Irgendwie hat das aber zur Folge, daß „Und ewig rauschen die Gelder“ Urknall und Schwarzes Loch in einem darstellen.
Auch wenn man das Geschehen als problemlos übertrieben bezeichnen kann, hält das Theater-Theater dennoch einige ehrlich gute Lacher bereit. Ich, zum Beispiel freute mich wie ein Schneekönig über herrliche Leichenfledderei-Witze und diverse Running Gags. Auch das Ensemble konnte überzeugen:
Besonders gut: Dorkas Kiefer;
Als Bestatter herrlich konträr besetzt: Georg Uecker;
Klein, flink und belastungsfähig: Jürgen Mikol;
Zu übertrieben die Rolle, aber gut in der Darstellung: Jochen Busse/Elke Sommer;
Fürs Erinnerungsarchiv: Des Weiteren mit Jacques Breuer, Moritz Lindbergh, Hugo Egon Balder, Roswitha Schreiner und Janine Kunze;
Zum Schluß noch ein weiterer Fehler, der an der Glaubwürdigkeit des Gezeigten zweifeln läßt. Im Zuge der Handlung taucht eine aufgebahrte „Leiche“ auf. Es ist aber nun wirklich nicht ratsam auf der Bühne mit der Bahre so zu hantieren, daß jedem klar war, daß da kein Schauspieler mehr drunter liegen kann, obwohl er grade noch drauf gelegt worden ist. Vernachlässigung der Kontinuität zu Gunsten von Klamauk nennt man so etwas. Auf der Bühne doch ein absolutes No-Go! Wiederspricht das doch den Empfindungen, die ein kleiner Harz-4-Zuschauer (Nee, bin nicht ich) vorm traurigen TV-Gerät ins seiner kalten Bude haben soll, weil er kein Geld hat sich ein Kärtchen fürs wohlig warme Theater rauszulassen...
Das mutige Experiment von SAT1, welches qualitativ nicht wirklich misslungen war (denn dafür war es trotz allem zu lustig), stellte sich tags drauf als Zuschauerflop heraus. Keine zwei Millionen Menschen verfolgten das bunte Treiben. Wäre „Und ewig rauschen die Gelder“ nun tatsächlich vollkommen gelungen gewesen, dürfte das Thema für SAT1 spätestens nach Bekanntgabe der Einschaltquoten erledigt gewesen sein.
Hah! Diesmal hab ich Judiths Vater erkannt!!!
Sonntag, 20.11.2005/11:30 - 13:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#895
Geschrieben 04. Dezember 2005, 20:13
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
James Bond meets Fantomas in ein und derselben Person: Diabolik! Dieser Superschurke mit Charme hat sämtliche Sympathien des zusehenden Publikums und ist somit die perfekte Identifikationsfigur. Ein wahrer Held der mit Tricks und Kniffen nicht nur sämtliche Frauen rumkriegen kann, sondern auch noch ein spannendes Leben führt und es versteht, sich die Taschen mit dem Geld anderer Leute zu füllen. Leute, die auf ihr Geld nicht wirklich angewiesen sind.
Auf gleicher Stufe mit Diabolik (John Phillip Law) steht Regisseur Mario Bava, der hier einen fast schon als verschwenderisch zu bezeichnenden Film schaffen konnte. Unheimlich tolle Kulissen paaren sich mit ideenreich gestalteten Actionsequenzen. Begeleitet wird das Geschehen von liebenvoll ausgearbeiteten Trickaufnahmen. Hinzu kommt noch der unvergleichliche Flair der späten 60er Jahre. Die Welt, in der Diabolik sein (Un-)Wesen treibt, ist einfach noch um ein vielfaches bunter als bei James Bond und Fantomas, seinen großen Brüdern im Geiste. So bekommt man hier einen ausstattungstechnischen Leckerbissen vorgesetzt, der durch die meisterliche Musik von Ennio Morricone seinen finalen Schliff erhält. Edel, psychedelisch angehauchtes Fantasy-Action-Abenteuer-Kino aus dem Land der ehemaligen unbegrenzten Filmfantasien: Italien.
Sonntag, 20.11.2005/15:20 - 17:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#896
Geschrieben 04. Dezember 2005, 20:14
Regie: Manfred Stelzer
Liebes Tagebuch...
Ein Kabarettist wird auf offener Straße niedergeschlagen. Da dieser den kommunalen Politiker Lott, dem er auch noch zum Verwechseln ähnlich sah, gerne mal parodierte, glaubt die Polizei, der Anschlag habe dem Parteimann gegolten. Zwischenzeitlich verguckt sich Kommissar Thiel in eine russische Bedienung, die in der Kneipe des Vaters seiner Kollegin Nadeshda arbeitet. Wie und warum die Bedienung in den Mord an dem Kabarettisten verwickelt ist und war, weiß ich nicht mehr. Schlimm genug, daß überhaupt noch mal diese langbärtige Konstellation „Kommissar verliebt sich in die Täterin“ hier aufgegriffen wurden.
Inhaltlich ein eher mauer Film aus Münster, in dem das altbewährte Ensemble aus Axel Prahl, Jan-Josef Liefers, Mechthild Großmann, Frederike Kempter, ChrisTine Urspruch und Claus Dieter Clausnitzer zwar wieder viel Spielfreude zeigen kann, gegen die erzählerischen Schwächen aber nicht ankommt. In mitten dessen gibt es dann noch einen wenig spektakulären Gastauftritt der Kommissare Schenk und Ballauf samt deren Gerichtsmediziners aus Köln.
Sonntag, 20.11.2005/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#897
Geschrieben 11. Dezember 2005, 16:31
Regie: Mike Newell
Liebes Tagebuch...
Es tut sich was auf Hogwarts. Doch das was sich da tut ist leider nichts Gutes. Lord Voldemort bereitet seine physische Rückkehr vor und Harry Potter muß im trimagischen Turnier diverse Prüfungen bestehen und die letzte dieser Prüfungen entpuppt sich zu allem Übel noch als eine Falle von Lord Voldemort im „Shining“-Stil.
Mike Newell, der ja bislang sein cineastisches Talent eher romantischen Komödien widmete, schuf mit dem vierten Potter-Abenteuer einen Film, der in Sachen Düsterheit seine Vorgänger locker stemmt. Eigentlich eine logische Folge, dennoch erschreckt der Film durch sein bedrohliches Auftreten. Spätestens als Lord Voldemort durch ein makaberes Ritual ins Reich der Lebenden zurückkehrt ist Schluß mit lustig. Ralph Fiennes liefert eine gar grauselige Glanzleistung ab. Oft war ich erschrocken, daß das vorherrschenden Grusel- und Horrorszenario in der Tat „nur“ ein weiterer Film um den nicht mehr ganz so kleinen Harry Potter samt seinen Freuden ist. Diese Gegensätze müssen nach ihrem Zusammentreffen erst mal überwunden werden. Ja, mit den kommenden drei Filmen werden wir noch viel Spaß haben.
![:angst:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/angst.gif)
Auch wenn die angezogene Spannungsschraube und die fast durchweg ungemütliche Atmosphäre dem Film eine wohlig gruselige Note verleihen, kommt „Harry Potter und der Feuerkelch“ nicht an seinen Vorgänger „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“. Der dritte Teil hatte seinem Regisseur Alfonso Cuarón extrem viel zu verdanken. Mike Newell beweist hier auch Mut zur Präsentation der dunklen Tatsachen, aber Außer- und Ungewöhnlichkeit scheinen ihm weniger zu liegen als seinem Vorgänger Cuarón. Weiteres Manko des Films ist die extrem inhaltslastige Buchvorlage. Selbst jemand wie ich, der das Buch nicht kennt, fühlte sich manchmal mit einem ICE durch die Handlung geschossen. Wie ich nachher erfahren mußte, blieben mir als Nichtleser sehr, sehr viele Handlungsdetails verborgen. Gerne ich hätte ich auch im Film erfahren, warum Harry Potter und Lord Voldemort am Ende mit einem Remis vom Platz gehen mußten. Leider muß man, das zeigen auch schon die Vorgängerfilme, auf solche Details schmerzlich verzichten und ich fühle mich spätestens da abermals um die nötige Aufklärung betrogen. Auch würde ich es begrüßen, wenn man im Laufe der Jahre die Galerie der Stammschauspieler konsequent erweitert hätte. Viele Figuren hätten wenigstens im Hintergrund stehen müssen oder erscheinen sollen. Funktioniert mit den vorhandenen Stammschauspielern wie Maggie Smith oder Jason Isaacs ja auch. Bin mal gespannt was die Zukunft bringt.
Außerdem sollte Warner dem Wunsch von J. K. Rawling nachkommen und Terry Gilliam als Regisseur verpflichten. Des Weiteren sollten sie meinem Wunsch nachkommen und Michael Palin als Lehrer engagieren.
Dienstag, 22.11.2005/20:30 - 23:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#898
Geschrieben 11. Dezember 2005, 16:32
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Immer wieder ein Erlebnis, wie dieser Film mit seiner aufdringlichen Ökobotschaft und seiner stümperhaften Mache mich und die Leute, die neben mir sitzen, begeistern kann. Ja, „Zombi III“ ist er ein großes Vergnügen, weil er wirklich in jedes Fettnäpfchen zu treten gedenkt und er eignet sich perfekt für uns als Zuschauer nach sinnfreien Details, diversen Fehlern und schäbigen Inhalten zu stöbern. Die ausdruckslosen und dennoch überreagierenden Darsteller sorgen für die finale Belustigung.
Ein paar Details, die so lächerlich sind, daß ich sie jedem Mensch, der mir mein Ohr oder Auge leiht, reindrücken könnte:
Absolut top: das Telefongespräch des Militärchefs, in dem er nur mit sich selbst zu reden scheint.
Absolut kompetent: Die Schultafel, auf der der Verlauf der Infektion „Death One“ aufgekritzelt wurde.
Absolut hip: der Radiomoderator-Ökofuzzi, der alle seine Zuhörer dazu auffordert heute rauszugehen und kräftig durchzuatmen, weil heute eine gar so gute Luft ist, während nebenan die kontaminierten Leichen verbrannt werden...
![:muhaha:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/icon_lol.gif)
Absolut reaktionär: weil ständig die einheimischen Statisten als überschminkte Zombies über die gut situierten Amerikaner herfallen müssen.
Absolut panne: das Überreagieren der Mädels in dem Reisebus, als ein paar dahergelaufene, eher wohl dahergefahrene Kerle an ihrer Klapperkiste vorbeidüsen, bevor Hitchcocks Vögel kommen.
Absolut lächerlich: wer hätte schon vermutet, daß Zombieköpfe fliegen können?
Absoluter Tip: „Zombi III“ von Lucio Fulci und ein bißchen von Bruno Mattei und Claudio Fragasso.
Mittwoch, 23.11.2005/21:30 - 22:55 Uhr (zum warscheinlich vierten Mal gesehen)
#899
Geschrieben 11. Dezember 2005, 17:08
Regie: Frank Marshall
Liebes Tagebuch...
Eigentlich müßte ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn ich bedenke was Michael Crichton hier für einen Unsinn verzapft hat. Er bringt er einem Gorilla die Gebärdensprache bei und dann äußert das Zottelvieh auch noch den Wunsch zu seinen afrikanischen Verwandten reisen zu dürfen. Finalistisch entpuppt sich die Affenheimat als Enklave für böse Killeraffen, die schlimmer hantieren als seinerzeit der Weiße Hai. Während ich also an Michael Crichtons Talent zweifle, muß ich Frank Marshall meinen Respekt aussprechen. Sein Film entpuppt sich als unterhaltsames Krawallfilmchen welches sich in keiner Sekunde zu Ernst nimmt. Der sprechende Affe Amy und die darunter steckenden Darsteller sind nur in dem Maße lächerlich, wie auch der Film selbst unterhaltsam sein will. So wirkt „Congo“ überraschend ausgeglichen und kann auf der Ebene des bigbudgetierten Trashkinos punkten.
Es entstand also kein besondern tiefschürfender, dafür aber ein durchweg leicht konsumierbarer Film in dem sich Action, Abenteuer und Horror in reichhaltigem Aufkommen voller Kurzweil die Klinke in die Hand geben.
Könnte aber auch sein, daß Michael Crichtons Buch sinnvoller als angenommen ist und sich einfach nicht Eins zu Eins als Film verwirklichen ließ. Bei der Unglaubwürdigkeit des Geschehens geht Crichton zwar als Verlierer aus dem Ring, aber ich als Zuschauer sah einen amüsanten und abwechslungsreichen Film, der fürchterlich in die Hose gegangen wäre, hätte man ernsthaft versucht, den Schmarrn in glaubwürdigem Rahmen zu präsentieren.
Samstag, 26.11.2005/14:30 - 16:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#900
Geschrieben 18. Dezember 2005, 12:04
Regie: M. Night Shyamalan
Liebes Tagebuch...
Hochspannender Film voll knisternder Stille. Auch wenn man den Plottwist bereits kennt bietet dieser Film, wie auch Shyamalans Andere, extrem detailreiche und ergiebige Inhalte, die mehrmaliges Ansehen immer wieder zum Erlebnis machen. Bei „Unbreakable“ sind manche Szenen so intensiv, daß ich mir ohne zu zögern die Gänsehaut den Rücken herunter jagen ließ.
Auch ist es fantastisch zu beobachten, wie Shyamalan mit den Merkmalen des Comicfilms spielt und diese in eine gänzlich andere Umgebung packt. Ja, „Unbreakable“ ist ein Comicfilm, der einfach nur vollkommen und ganz und gar anders aussieht. Vergleichbar mit einem etwaigen Remake des Weißen Haies, daß im Himalaja spielt. Groß, fantastisch, ungewöhnlich. Freue mich schon wie Schneekönig auf die Frau im Wasser.
Sonntag, 27.11.2005/16:00 - 17:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
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