Mr.Vengeance's Diary
#1
Geschrieben 03. Dezember 2005, 18:56
Alle Filme die ich mir ab dem heutigen Tage anschaue, werde ich
versuchen hier zu beurteilen. Mal kurz, mal lang
... wie es grade passt.
Um schon mal einen Eindruck zu verschaffen hier eine Liste der
Filme des Jahrgangs 2005, die ich bereits gesehen habe.
Direct-to-DVD VÖ sind natürlich auch dabei:
2005 - Das Filmjahr bisher
Meine Perlen : 10/10
Bin Jip
Garden State
Save the Green Planet
A Tale of two Sisters
House of Sand and Fog
Butterfly (Wu die) (*)
Final Fantasy VII : Advent Children (*)
The Devil’s Rejects
Rohdiamanten ?! : 9/10
Million Dollar Baby
Saw
Code 46
Thumbsucker (*)
Closer
Mar Adentro
Maria Full of Grace
I heart Huckabees
Dumblings
Crash
Tropical Malady
Land of the Dead
Dallas 362 (*)
Harry Potter und der Feuerkelch (8-9/10)
Wirklich gute Filme sind : 8/10
Sideways
Mathilde
Lemony Snicket
Ray
Kinsey
3… Extremes
The Scarlet Letter (*)
Amityville Horror
The Woodsman
Love Song for Bobby Long
Batman Begins
Mean Creek (8-9/10)
Madagascar
Charly and the chocolate Factory
Sin City
FEED (*)
The Jacket (*)
Nochnoi Dozor (Night Watch)
Broken Flowers
Die Reise der Pinguine (8-9/10)
Paradise Now
Elizabethtown
Jarhead (*)
Gut, mir Einschränkungen : 7/10
Aviator
Vera Drake
Alfie (6-7/10)
Creep
Old Men in new Cars
Upside of Anger
House of the flying Daggers
Jersey Girl
I’ll sleep when I’m dead
Be Cool
House of Wax
New York Taxi
Krieg der Welten (6-7/10)
The Descent
A Bittersweet Life (*)
Lords of Dogtown
Das wandelnde Schloss
Sophie Scholl – Die letzten Tage
Ganz nett, hat aber seine Tücken : 6/10
Blade : Trinity
In good Company
Racing Stripes
Boogeyman (5-6/10)
Vanily Fair
Asylum (*)
C( r ) ook
One missed Call
Kung Fu Hustle
Mr. and Mrs. Smith (5-6/10)
Hustle and Flow
Durchschnitt, nicht sooo toll... : 5/10 und 4/10
Ring two (4/10)
Flight of the Phoenix(4-5/10)
2046 (4-5/10)
Elektra (4-5/10)
The Bow (4-5/10) (*)
A History of Violence (5/10)
New Police Story (4/10)
Schrott mit ein paar nette Einfällen : 3/10 und 2/10
Finding Neverland (3/10)
Cellular (2/10)
Laws of Attraction (3/10)
Appleseed (3/10)
Achtung,Fertig-Charly (2/10)
The Statement (2/10)
Kebab Connection (2/10)
Star Wars Ep. III – Revenge of the Sith (3-4/10)
Spiel ohne Regeln (2/10)
Domino (3/10)
Manderlay (3-4/10)
Sondermüll der Filmbranche !? : 1/10
Constantine
Paparazzi (*)
Alone in the Dark
Alles auf Zucker
Cursed
Adventures of Sharkboy & Lavagirl : 3D
Doom (10-20)
§$%$i5s2%?**#! : 0/10
White Noise
Devilman
The Grudge
Unleashed
The Last Horrormovie
***
(*) = Evtl. nicht Jahrgang 05, eher 06 oder anderer
Alles andere folgt!
#2
Geschrieben 03. Dezember 2005, 20:08
"Butterfly" aka "Hu die"
Habe mir Yan Yan Mak's Regie-Debüt erst gestern wieder gesehen.
Einfach traumhaft was man mit so geringem Budget erreichen kann.
Für mich ist "Butterfly" ein Elementar des Independentkinos. Hatte vor
einiger Zeit mal hierzu etwas geschrieben. Ich zitiere mich einfach mal selbst:
"Die Hauptarbeit übernimmt da wohl Josie Ho. Sie ist ja schon lange kein Niemand mehr, wertet den Film jedoch nicht durch ihren Namen, wie es viele andere Produktionen versuchen, sonder durch eine 1A Leistung auf. Ich habe Flavia wirklich jeden Hauch einer Emotion oder eines Ausdruck abkauft, war dieser auch noch so gering. Sie wirkt so greifbar, so real und überhaupt so menschlich. Es macht wahnsinnig Spaß ihr zuzusehen, sich mit ihr zu freuen oder mit ihr zu leiden. Auch der restliche Cast braucht sich hier wahrlich nicht verstecken. Sehr kurz, dennoch sehr erfrischend ist z.B. der Auftritt von Yips Freundin Rosa. Zweiter Rang gebührt aber auf jeden Fall der Jugendfreundin Jin. Auch sie steckt so voller Energie dass man so manches Mal das Gefühl hat hier würde etwas falsch laufen. Es ist einfach so verblüffend was diese kleine, quirlige Frau alles so drauf hat."
"Besonders erwähnenswert ist auch die Optik. „Butterfly“ ist ganz leicht und hell gefilmt. Stellenweise erinnerte er mich an jene Sommerferien an die man aus irgendwelchen Gründen immer wieder gerne zurück denkt. Es entfaltet sich ein Gefühl von Vertrautheit. Stellenweise werden dann einige Stellen mit einer 8mm-Kamera gefilmt. Dies gibt dem Film nicht nur einen noch realistischeren Look, es dient auch dazu besondere Stellen zu markieren und so wie einen Index zu benutzen. So wird’s es auch erst nachvollziehbar wie und warum Flavia in den jeweiligen Momenten an die dazugehörige Dinge denkt. Dazu hören wir immer wieder die Musik von Tien Yuan (Yip), ein gefühlvoller Mix aus Girlpop und Rock. Sämtliche Dialoge sind „on Stage“ aufgenommen und nicht nach vertont, somit ist hier alles wirklich sehr naturgetreu."
"Doch nicht nur in technischer Hinsicht spielt Butterfly in der „first Class“. Auch die Story ist einfach wundervoll. Es ist wirklich ein interessanter Mix. Flavia ist zutiefst unglücklich. Immer wieder kommen die Erinnerungen an ihre erste große Liebe Jin hoch. Es waren sehr intime Momente die beide teilten. Sie waren eine Einheit. Wie es aber so oft ist, geht auch diese Zeit einmal zu Ende. Flavia flüchtet in die „Normalität“, heiratet und bekommt ein Kind. Äußerlich ist sie ruhig und zufrieden, innerlich brodelt sie. Das Verlangen nach Yip ist immer da. Doch sie will es teilweise einfach nicht wahr haben. Flavia ist wie ein Schmetterling. Um in ihrer vollen Pracht zu strahlen muss sie erst einmal gedeihen und zu sich selbst finden, wie eine Raupe in ihrem Cocon. Seither hat es Flavia auch nicht geschafft mit Jin zu sprechen. Sie hat Angst, ist aber doch neugierig. Emotionen kann man einfach nicht abschalten, da ist es doch nur verständlich das sie eine Aussprache brauch. (Diese Szene gehört für mich zu den mit Abstand besten des Films!) Sie ist außerdem gelangweilt von sich selbst. Ihre Wohnung ist wie ihr Leben grau in grau, einfach nur gewöhnlich. Die Wohnung der anderen beiden Frauen und die Frauen selbst sind bunt, flippig und ausgefallen. Das sind alles Dinge die Flavia vermisst, daher versucht sie bei Yip in eine andere Welt zu tauchen. Sie weiß dass sie einen Fehler gemacht hat, genauso wie ihr Mann und ihr Kind eigentlich nichts dafür können. Doch muss sie wirklich ihr Leben deswegen büßen? Darf sie nicht auch „leben“? Natürlich. Genau wie sie schon ihrem Mann versucht beizubringen: Das ist kein Zustand, keine kurzweilige Anomalie… sie ist lesbisch. Das ist nichts was man drehen und wenden könnte wie man will, noch weniger etwas für das man sich verstecken müsste. Die hat das Recht die Frau zu lieben, für die sie auch Gefühle entwickelt hat. Nun ist sie stark genug um ihren eigenen Weg einzuschlagen."
"Ein wunderschönes Low-Budget Drama, über das „Zu-sich-selbst-finden“ einer Frau in der Blüte ihres Lebens. „Butterfly“ hat zu Recht auf diversen Filmfestivals die Preise gleich reihenweise abgeräumt. Alle in allem ein wunderschönes Gesamtwerk, das traumhaft in Bilder gepackt wurde und mich sicherlich nicht das letzte Mal zum Staunen gebracht hat. Ein Film von denen die mir wie selten einer ans Herz ging."
10 / 10
#3
Geschrieben 05. Dezember 2005, 14:31
Session 9
Naja, spätestens nach dem grandiosen „The Machinist“ (10/10) lässt mich der Name Brad Anderson aufhorchen. So wirklich beschreiben kann ich diese immense Fülle an Atmosphäre kaum. Es ist ganz einfach ein perfektes Zusammenspiel der verschiedensten Faktoren, wie z.B. Licht, Setdesign und Soundkulisse. Da gesteht man gerne das in der ersten Hälfte des Filmes nicht wirklich viel passiert außer das eben Spannung aufgebaut wird und Mysterien gestreut werden. Eines ist aber sicher: Er fesselt von der ersten bis zur letzten Minute.
Wehrend sich andere Genregeschwister lieber an maroden Plottwists versuchen (ja, mittlerweile habe auch bemerkt das „Haute Tension“ keinen hat *g*), verschwendet „Session 9“ nicht viel zeit mit irgendwelchen Banalitäten. Als ich den Film das erste Mal sah saß ich mit einer Decke umschlungen in einem dunklen Wohnzimmer. Ich wusste am Ende nicht mal mehr ob ich einfach mal schreien sollte um meinen Adrenalinspiegel zu senken oder ob ich weiter über diese geniale Aufklärung grübeln sollte. Ich persönlich kann dem Ende seine Raffinesse nicht wirklich absprechen. Das Timing ist perfekt, wie eigentlich in jeder Einstellung des Films, die Atmosphäre ein Hammer. Brad Anderson wird mich nicht zum Letzten Mal auf seine Streifzüge in die Abgründe der menschlichen Seele mitgenommen haben. Ich glaube es gibt sehr wenige Regisseure die ich nach nur 2 Filmen dermaßen mit Lobeshymnen zugeschüttet habe. Hoffen wir mal das bleibt so.
Mein Tipp: Licht aus, Vorhang zu, DTS an und OV-Scheibe rein.
Einer unruhigen Nacht dürfte nichts mehr im Wege stehen…
9 / 10
#4
Geschrieben 06. Dezember 2005, 15:00
Primer
Wenn ich etwas noch mehr hasse als Filme die ihre Zuschauer verarschen, dann sind das Filme die ihre Zuschauer verarschen und von genau diesem Publikum auch noch in den Himmel gelobt werden.
„Primer“ ist ein Paradebeispiel für diese Gattung: Er hat überhaupt keinen tieferen Sinn oder auch nur den Hauch einer gelungenen Erzählung. Dafür hat etwas anderes: Viel Platz zum interpretieren. Ich habe schon die verrücktesten Thesen zu diesem pseudo-intellektuellen Mist gehört…stimmig war davon nicht eine. Mit am meisten aufgeregt hat mich eigentlich das beide Protagonisten pausenlos mit irgendwelchen Fachbegriffen um sich schmeißen und der Zuschauer ohne einen Doktortitel schon sehr früh in die Röhre schauen muss.
Den absoluten Höhepunkt erreicht „Primer“ aber erst, als der Film sich in einem Zeitreiseplot verliert. Nun gehen uns die Charaktere nicht nur mit ihrem mathematischen und physischen Fachwissen auf den Zeiger, nein, "Primer" verwandelt sich auch noch in eine pseudo-philosophische Fundgrube. Es entsteht ein metaphysischer Sog aus Mathematik und Science Fiction. Keine Angst: Lächerlicher wird es ab hier dann auch nicht mehr. Langweiliger zum Glück auch nicht.
Was man dem Film aber dennoch zu Gute halten muss ist sein typischer Independent Charme gepaart mit teilweise sehr ästhetischen Bildern. Aber auch dieser Wermutstropfen kann nicht darüber hinweg täuschen das „Primer“ praktisch 0 Story besitzt und mit einer Vielzahl an Fragen um sich schmeißt, die er selbst wohl nie beantworten kann. Netter Versuch, maybe next time.
2 / 10
#5
Geschrieben 08. Dezember 2005, 23:38
Cry_Wolf
Und wieder einmal musste das Genre eine gewaltige Schlappe hinnehmen. "Cry_Wolf" ist so ziemlich das lächerlichste und überflüssigste, was ich die letzte Zeit mit ansehen musste. Der Film kommt um die 10 Jahre zu spät, hat aber wohl noch nicht bemerkt das ihm bereits zig andere Filme den Thron des Teen-Slashers unterm Arsch weggezogen haben. Der Film sieht das anscheinend ganz anders: Bierernst, ohne den Hauch von Selbstironie schiebt er dem Zuschauer alte, gammlige und vor allem jugendfreie Killerszenen unter und hält sich dabei auch noch für besonders innovativ. Ich allerdings saß nur da und versuchte den Schwachsinn zu begreifen, der sich vor meinen Augen abspielte. Vergeblich.
"Cry_Wolf" ist nichts anderes als billiger Möchtegern-Serienkillermumpitz, der versucht den ahnungslosen Teenies die den Film dank enormer Gewaltreduzierung sehen können, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das zündet ja evtl. auch bei einem 12 jährigen Knaben dessen erster Horrorfilm nicht mal ein Jahr zurück liegt. Ich habe den Mist aber schon in über 20 anderen missglückten Mainstreamfilmchen mit anschauen müssen und kann daher nur sagen: Überflüssiger geht's kaum. Man darf auf die mit Sicherheit erscheinende "Unrated"-Fassung gespannt sein...
0 / 10
#6
Geschrieben 12. Dezember 2005, 00:04
Chronicles of Narnia
...oder: So demontiere ich eine Fabelwelt.
Unbegreiflich wie man einem Regisseur soviel Geld anvertrauen kann und dem terroristischen Treiben trotzdem nicht rechtzeitig einen Riegel vorschiebt. Wenn dann am Ende nicht einmal (!) wie Animationen und CGI-Effects stimmen, kann man doch getrost von einem Desaster sprechen.
Das größte Problem an "Narnia" ist, das mich der gesamte Film zum Großteil total kalt gelassen hat, meistens sogar richtig genervt hat. Die Inszenierung (vor allem bei der "kurzen" Einleitung) plätschert vor sich hin, streift ihre Charaktere, streift eine Handlung, streift alles. Das ich am Ende deutlich mehr Bezug zur Hexe Tida Swinton hatte (im Übrigen wieder einmal hervorragende Leistung) als zu den kleinen, nervigen Gören, schockierte mich aber letzten Endes doch etwas. Swinton ist vielleicht sogar das Einzige, das mit am Ende wirklich pausenlos gefallen hat. Wirklich lustig wie sie in dieser One-Woman-Show alle anderen Akteure in den Boden stampft. Ein paar nette Momente gab es. Viele Szene sahen einfach gut aus. Doch das war dann auch schon.
Ebenfalls schrecklich: Der Subtext. Es ist Okay kleine Kinder in den Krieg zu schicken? Der Weihnachtsmann, das personifizierte Gute überreicht Waffen? Kritik am Drogenkonsum, besser nicht ? Lieber Disney-Verleih - Kränker und geschmackloser, besonders in Betracht eines Kinderfilms (!!!), geht's wohl nimmer. Letztendlich bleibt das Ganze Narnia-Projekt doch eher fraglich. Darf man eine solche filmische Katastrophe in die Kinos dieser Welt schmeißen nur weil es sich wohl oder übel an den Kassen auszahlen wird? Anscheinend ja.
Na dann frohe Weihnachten: 3/ 10
#7
Geschrieben 12. Dezember 2005, 16:11
SAW II
Achtung Spoiler!!! Das Ende wird jedoch nicht verraten!
Fortsetzungen stehen meistens unter einem Fluch. Schon Monate vor der Veröffentlichung gelten sie als Abklatsch oder Geldmacherei. In gewisser Weise bricht „Saw II“ mit diesen Vorurteilen. Darren Bousman lieferte die Story, Whannell verfeinerte sie und schnitt sie auf seine Gedanken zu. James Wan ist leider nicht mehr mit von der Partie, denn Bousman wurde der Einfachheit halber auch gleich auf den Regiestuhl gesetzt.
Die Story knüpft schätzungsweise 2-3 Monate später an den Vorgänger an. Jigsaw ist immer noch auf freiem Fuß, doch das soll sich bald ändern. Eric Matthews (Donnie Wahlberg) und seine Spezialeinheit räumen das Versteck des Killers auf und stellen diesen. Jigsaw ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Zusammengekauert hängt er über einem Schreibtisch, an der hand eine Dialyse. Doch er hat noch einen sadistischen Plan für den Officer auf Lager: In einem verlassenen Haus hält er verschiedene Leute fest und zwingt diese für ihr Überleben kranke Foltermechanismen in Gang zusetzen. Unter den Personen ist auch der Sohn von Matthews.
Eigentlich eine passable Ausgangssituation für eine Fortsetzung. Zu Beginn sehen wir Polizist Matthews in einem psychischen Duell mit Jigsaw. Sofort wird einem „Schweigen der Lämmer“ in den Kopf gerufen. Doch leider erreichen diese Akteure nicht man Ansatzweise das Level von Lecter und Starling. Nicht nur das sie schauspielerisch unterlegen sind, sie haben leider auch nicht das subtile Fundament des Jonathan Demme Films. Dieses Rededuell wirkt daher leider eher hölzern, als das uns die Hutschnur hinfort fliegt. Ähnlich ergeht es dem Zuschauer auch wenn er beginnt gewisse Dinge zu hinterfragen. Hey, der Mörder sagt ihr habt die Zahlen im Hinterkopf. Das die Personen im Film erst durch einen dummen Zufall darauf kommen das der Killer ihnen Zahlen auf den Nacken geschrieben hat, ist genauso merkwürdig wie jene Tatsache das man im Film überrascht ist, das die Polizei ins falsche Haus gelotst wird. In der ersten halben Stunde kann diese Mischung aus Übereifer und Dummheit schon einmal nerven. Vielleicht hat Bousman aber auch nur an sein Publikum gedacht, schließlich wäre ohne eine gewisse Naivität kein ansehnlicher Bodycount heraus gekommen.
Das liest sich jetzt sicher nicht wirklich positiv. Doch im Betracht des gesamten Films sind das eher Beiläufigkeiten. Besonderes Lob natürlich an Bousman, der das ganze wesendlich straffer inszenierte wie Wan im ersten Teil. Nach ca. 25 Minuten zieht der Film enorm an. Er verfolgt gleich mehrere spannende Plots sodass der Zuschauer gar nicht viel Zeit hat sich an Kleinigkeiten wie dem eher durchschnittlichen Schauspiel der Truppe aufzuhängen, sondern eher vor Spannung das weitere Geschehen begutachtet. Und hier gibt es überraschender Weise ein paar Eigenschaften die ich dem ersten teil vorziehen würde. Der Subplot um den Polizisten ist hier viel besser mit eingearbeitet und tümpelt nicht nur so vor sich hin. Nach und Nach entwickelt der Zuschauer reges Interesse für weitere Motive von Jigsaw und die Rolle des Polizisten in dem großen Spiel.
Eine weitere Eigenschaft die mir sehr gut gefallen hat ist die Tatsache, dass der Haus-Plot nicht zu einem „10-Kleine-Negerlein-Spielchen“ verkommt und einen nach dem anderen in seine auf den Leib zugeschnittene Todesfalle schickt. Nach einer gewissen Zeit ignorieren die Zelleninsassen die von Jigsaw liebevoll aufgestellten Roulettspiele auf Leben und Tod und rennen einfach nur noch um ihr Leben.
Und dann, wenn der Zuschauer weiß das die letzten Minuten eingeläutet sind, drückt er sich im Kopf selbst die Daumen und hofft das jetzt keine peinliche oder vollkommen verblödete Auflösung folgt. Das Ergebnis: Das best-mögliche Szenario tritt tatsächlich ein. Der Zuschauer hat (in den meisten Fällen) mal wieder keine Ahnung gehabt was sich unter der Oberfläche des visuell gezeigten abspielt. Der Aha-Effekt ist da, zugegeben nicht so groß wie noch bei „Saw“. Wieder ein wesendlicher Pluspunkt. Wieso? Weil Bousman’s Finale auch nach längerem Grübeln schlüssig und stimmig bleibt und keine unbeantwortbaren Fragen aufwirft wie jenes im Vorgänger. War es auch noch to toll, müsste man es fairer Weise schon in die Schublade Zuschauerverarsche legen. Die vorhandenen Logiklöcher kommen ohnehin erst ans Tageslicht wenn der Film vorüber ist und der Zuschauer seine Anspannung löst.
Ich liebe diese Serienkiller Thrillerchen einfach. Und überraschender Weise ist “Saw II” kein Film der sich hinter seinem großen Bruder verstecken muss. Er ist definitiv kein billiger Abklatsch, denn er lauert mir höchstens ähnlichen Rahmenhandlung und neu strukturiertem Ablauf. Eines hat er behalten: Den stylishen Look, mal versifft mal steril und kalt. Neben der straffen Story warten als kleines Schmankerln noch ein paar geniale Verbeugungen an die Genreklassiker darauf entdeckt zu werden. Man sieht, eine gute Fortsetzung ist möglich. In diesem Fall hat man meiner Meinung nach alles rausgeholt. Das die Fortsetzung letztendlich besser ist als Teil 1, habe ich auch nie erwartet.
7-8 / 10
#8
Geschrieben 15. Dezember 2005, 13:27
Peter Jackson's King Kong
„Herb, get the camera."
Ein Satz der nach Betrachtung des Films Bände spricht. Geht es hier vielleicht ebenso um Jackson, den kleinen zotteligen Filmfreak selbst? Auf einmal scheint uns alles so verdammt klar. Peter Jackson schaffte einen Film über sein Spiegelbild, seine Phantasien und seine Träume. Fan’made Fan Stuff, könnte man dies nennen: Jacksons wilde Mischung aus Hommage, dem Original selbst, einer Art Remix und dem heutigen Zeitgeist in Form von technischer und visueller Innovation gepaart mit den aktuellen Seegewohnheiten, geht unterm Strich mehr als nur auf. „King Kong“, das ist pompöses, verschnörkeltes, liebevoll detailliertes Eventkino der aller höchsten Güteklasse. Durch die enorme Ausgewogenheit von Action, Geschichte, Komik und Dramaturgie schenkt Peter Jackson dem Filmuniversum einen weiteren Stern am Firmament.
Ich denke ich brauche an dieser Stelle nichts über den Inhalt der Story zu schreiben, da jeder Mensch der halbwegs am Medium Film interessiert ist diese wohl kennt. Stattdessen will ich einfach nur Eindrücke schildern, von einem Film der für mich nicht nur <b>die</b> Überraschung des Jahres darstellen dürfte, sondern mich auch mit seiner Grazie und seinem Anmut überrollt hat.
Naomi Watts, dank Filmen wie „Mulholland Drive“ und „We don’t live here anymore“ schon lange einer meiner Lieblingsschauspielerinnen, ist wohl hier der Star des Films. Mit einer wirklich oscarreifen Performance krönt sie sich selbst zur Jane der Neuzeit. Ein Blick in ihre hypnotischen Augen hält die Welt an und bringt uns ins Staunen. Man beachte nur einmal ihren Ausdruck in jener Szene, als sie Jack Black den Verlauf ihres Filmcharakters schildert. Nicht übertrieben: So etwas habe ich noch nicht gesehen. Sie macht das Unmögliche wahr, indem sie eine greifbare Sympathie zu dem gigantischen CGI-Kong aufbaut. Letzten Endes sind es ihr Schauspiel und ihr Ausdruck die dem Polygon-Affen neben den hervorragenden Effekten des WETA Teams Leben einhauchen. Doch genug geschwärmt. Schließlich lässt sich der gesamte Cast hier mit aufführen: Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Jamie Bell, und natürlich Jack Black: Sie alle machen ihre Arbeit mehr als gut. Im gesamten darstellerischen Bereich hatte ich <u>nie</u> das Gefühl das sich auch nur einer dieser hier genannten Herrschaften anstrengen muss um die erbrachte Leistung zu erbringen. Nein, sie sind alle mit Herzblut dabei und prägen ihre Charaktere.
Eine wahrscheinlich noch viel wichtigere Komponente ist natürlich Kong. Ich möchte fast sagen, dass dieser Silberrücken zu den best animierten Wesen der Filmgeschichte zählt. Der WETA Trupp aus „Herr der Ringe“ hat hier erneut sein technisches Knowhow unter Beweiß gestellt. Dem Zuschauer wird eine visuelle Show der Superlative geboten, die zu fast keinen Zeitpunkt „unecht“ oder gar lächerlich wirkt. Doch nun wird es interessant: Ein gutes und schönes Aussehen gab es schon oft auf der Leinwand zu bestaunen. Was 90% der animierten Figuren fehlt ist eine Seele. King Kong hat mehr als das. Er dient hier nicht als hohles, pixliges Anschauungsobjekt, er ist ein vollwertiger Charakter mit ganz persönlichen Eigenheiten und Ritualen. Kong wächst uns innerhalb dieser kurzen zeit so enorm ans Herz, das es am Ende sehr schwer wird ihn wieder loszulassen. Denn nach nicht einmal 2 Stunden haben wir uns schon längst mit ihm verbrüdert.
Es gibt so viele wunderbare Momente in „King Kong“. Zwei möchte ich gerne ein wenig hervorheben. Da ist zum einen die Szene in der die Protagonisten in der Schlucht von den Insekten angegriffen werden. Für mich die vielleicht spannendste und atmosphärischste Szene des Films. Die Jacksonsche Bildgewalt, gepaart mit dem gruseligen Score von James Newton Howard (welcher ohnehin dominiert), schafft eine solch Angst einflößende Stimmung das sich mir die Nackenhaare aufstellten. Zum anderen ist es die für mich wundervollste Szene des Films: Jene in der Ann und Kong auf dem Empire State Building sitzen, wehrend die Sonne aufgeht und Kong Ann’s Zeichen für „wunderschön“ benutzt. Dies ist einer dieser Momente die mir vielleicht noch in 20 Jahren im Kopf hängen geblieben sind. Genau an dieser Stelle wurde mir schlagartig bewusst wie rar Filme wie Jacksons „King Kong“ sind. In einer solch perfekten Ausführung sieht man einen solchen Bombasten doch wirklich sehr selten.
Peter Jackson ist Romantiker, durch und durch. Seine Liebe und Begeisterung für das Medium Film erkannte man zwar auch schon in früheren Werken, doch nie war diese Liebe so allgegenwärtig wie in „King Kong“. Er macht pausenlose Verbeugungen vor dem Original, scheut sich aber auch nicht davor dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Ihm gelingt der Spagat zwischen Hommage und Remake zu jedem Zeitpunkt. Seine Handschrift ließt sich z.B. auch deutlich in den Sets der Stadt New York. Sie sind so liebevoll detailliert und grandios ausgestattet, dass man sich von Anfang an in das Flair dieser Zeit hineinversetzen kann. Man könnte „King Kong“ Auch in drei Teile aufteilen: Die stilistische Einleitung, den pompösen, actionreichen Mittelteil auf Skull Island und das dramatische, sehr einfühlsame Ende. Von Abschnitt zu Abschnitt baut der Film mehr an Fahrt auf. Drei Stunden fliegen grade zu am Zuschauer vorbei, fühlen sich aller höchstens an wie ein zweistündiger Samstagabendfilm. Gerade im letzten Drittel dehnt sich die Rahmenhandlung in alle Richtungen aus, lässt sich wunderbar aus ihrem Gerüst nehmen und auf andere Situationen übertragen. So geht es hier nicht nur darum, was passiert wenn man ein Lebewesen einfach aus seinem Lebensraum reißt, und versucht in eine neue Umgebung zu stecken. Nein, in „King Kong“ geht es hauptsächlich um Vorurteile. Keiner außer Ann blickt hinter die Maske des Silberrückens und beschäftigt sich mit seiner Seele. Sie sieht ihn nicht als Monster sondern als ein ebenbürtiges Wesen. Wie es eigentlich sein sollte. Diese Thematik bleibt zudem individuell und zeitlos. Schöner hätte man diese wirklich nicht in einen riesenwüchsigen Blockbuster einflechten können. Gigantismus trifft somit nicht nur auf die Kreaturen der Insel zu, sondern auf das gesamte Projekt. Gigantische Darsteller, gigantischer Score, gigantischer Peter Jackson.
Hatte ich „Harry Potter“ schon fast als den Blockbuster 2005 betitelt, kommt nun Jacksons „King Kong“ daher und weht selbst diesen mit Leichtigkeit zur Seite um sich auf den Thron zu schwingen. Eines sei gesagt: Der Film ist keines Wegs makellos. So hätte man z.B. der Figur von Adrien Brody auf jeden Fall etwas mehr charakteristischen Unterbau schenken können. Genauso verliert sich der Mittelteil zu einem bestimmten Zeitpunkt ein wenig im Effektegewitter, sodass ein gewisses Sättigungsgefühl folgt. Das alles sind Kleinigkeiten die man in Anbetracht des wundervollen Resultats schnell aus dem Kopf verliert. Wer will sich denn an solchen Lappalien aufhängen, wenn man einen so wundervollen & emotionalen Film an einer Stelle findet, an der man ihn nie vermutet hätte? „King Kong“ hat mich zutiefst bewegt, mir am Ende sogar Tränen in die Augen getrieben. Ein Gigant, der sich minimalistisch darin versucht Emotionen zu erzeugen und dabei wiederum großen Erfolg hat. Ein Highlight, von Herzen.
10 / 10
#9
Geschrieben 18. Dezember 2005, 11:26
Cruising
William Friedkin, 1980
Friedkin’s Film hat dem Test der Zeit standgehalten. Wieso ist dieser teilweise doch sehr beliebige Thriller für mich einer der verstörendsten und spannendsten seines Genres? Nun, zum einen liegt es sicher an der schrecklichen Soundkulisse aus reibendem Leder und klackernden Stiefeln. Zum anderen ist es ganz klar Friedkin’s Inszenierung die ich für äußerst beeindruckend halte. Er zieht uns schönungslos und ohne Vorwarnung in diese kalte, unbekannte Welt. Sie ist uns so fremd, hätten wir eine Chance würden wir am liebsten gleich wieder umkehren.
Al Pacino, keine Frage, hat mir selten besser gefallen als in dieser Rolle. Er wirkt noch unverbraucht und sein monotones Schauspiel ist wie für die Person des Polizisten geschaffen. Spannend ist nicht nur der Killer-Plot, sondern auch Pacino’s Kampf mit seinen inneren Dämonen und „Neigungen“. Immer tiefer sinkt er in genau den Kosmos, gegen den er sich anfangs noch so stäubt.
Zugegeben: manche Szenen sind wirklich hart. Das trägt jedoch gar nicht so zur Stilisierung bei wie ich es mir dachte. Als ich den Film nämlich dieses Mal in einer geschnittenen Version sah, wurde mir klar, dass es viel beängstigender ist nicht zu wissen was in manchen Szenen vor sich geht oder es sich eben vorstellt. Hierbei sieht die eigene Phantasie meist doch dunkler aus als die Realität. Das sind wohl die Gründe wieso mir „Cruising“ einer der liebsten Al Pacino Filmen ist, auch wenn er gerne mal in den Hintergrund abgeschoben wird. Friedkin hat’s drauf. Das wissen wir ja schon seit dem „Exorzisten“ und der „French Connection“.
9 / 10
#10
Geschrieben 18. Dezember 2005, 20:48
Final Fantasy VII : Advent Children
Tetsuya Nomura, 2004
Habe ihn mir nun bestimmt schon das 5. Mal angesehen. Doch er verliehrt nichts von seiner Faszination. Hier mal mein Eindruck nach der ersten Sichtung:
"For those who loved this World once before
and spend time with its friends,
Gather again and devote your time..."
Im November des Jahres 1997 war es endlich soweit. Auf der Playstation erschien der siebte Teil der Rollenspielreihe „Final Fantasy“. Eine Revolution: Die edlen Rendergrafiken und die Polygoncharaktere waren die Wucht. Zusammen mit der unheimlichen Storytiefe, den fantastischen Welten und dem beeindruckenden Soundtrack wurde hier ein echtes RPG-Nonplusultra geboren. Der siebte Teil brach in Japan und dem Rest der Welt erst einmal sämtliche Rekorde, und so ist dieses wunderbare Spiel nicht nur bis heute unvergessen, sondern auch vielleicht immer noch eines der besten Rollenspiele die es je gab.
Warum sich also nicht mal an einem Film versuchen? Das erste Projekt, „Final Fantasy : The Spirits within“ zeigte uns gleich einmal wie es nicht klappt. Zwar trägt der Film den mächtigen Titel der Reihe, hat aber rein gar nichts damit zu tun. Fans überall auf der Welt waren sehr enttäuscht, und so floppte der Film trotz der schönen Optik. Dann schließlich, nahm man sich vor es erneut zu versuchen. Diesmal jedoch mit gänzlich anderen Prämissen: Es sollte ein Fanwerk werden. Also schnappte man sich den legendären siebten Teil und bastelte eine Fortsetzung der Ereignisse, in Form eines Animierten Films.
2 Jahre sind vergangen seit Cloud und seine Freunde Sephiroth und Jenova besiegten. Die Welt hat ein gewisses Gleichgewicht wieder erlangt. Unsere Helden haben sich wieder getrennt, haben aber dennoch noch einen gewissen Knotakt. Schließlich hat man zusammen den Planeten gerettet. Doch es ist schon wieder Gefahr im Anflug. Die Kinder von Midgar und dem Rest des Planeten sind mit einem unbekannten Virus infiziert. Außerdem ist ein mysteriöses Trio aufgetaucht und hat sich es zur Aufgabe gemacht den Planteten zu „säubern“. Ein letztes Mal muss Cloud zu seinem Schwert greifen und mit all seinen Gefährten in den Kampf ziehen.
Der Charakterdesigner vieler FF-Titel, Tetsuya Nomura hat hier in meinen Augen wirklich etwas Großes vollbracht. Es ist ein direkter Nachfolger des Spiels geworden, welcher konsequent seine Geschichte erzählt. Für Nichtkenner des Spiels ist der Ofen also recht schnell aus. Zwar gibt es eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem siebten Teil, doch sind diese eher uninformativ. „Lifestream“, „Jenova“, „Wutai“ …“Makoenergie“ ? Der Unwissende hat sicherlich schon nach 10 Minuten die Schnauze voll, da er nur Bahnhof versteht. Und selbst der Geist der gegenwärtigen Story bleibt wohl eher verdeckt. Man braucht einfach das Spiel als Einleitung in diese aufgezeigte Welt um einen Zugang zu finden. Was sich nun wie ein Kritikpunkt anhört, ist für mich aber wiederum eher einer dieser Fakten, die ich an den „Advent Children“ so liebe. Hier wird konsequent ein Ding durch gezogen, jeder muss selbst schauen wie er mit kommt. Wir sprechen hier also wirklich von einer liebevollen Hommage an die Fans. Und das ist der Punkt: Wer wiederum das Spiel kennt, wird sich schon bei der Eröffnungsszene erneut in dieses Universum zu verlieben und eine Gänsehaut bekommen. Egal ob die alt bekannten Charaktere, die Schauplätze die uns sagen „Da war doch was“, oder die unzähligen Insider, Zitate und Anspielungen der bisherigen Final Fantasy Epochen.
Optisch ist „Advent Children“ natürlich ein Eyecandy geworden. Hierbei sind die tolle, detailreiche Umgebung und die Schauplätze genau so gelungen wie die bombastischen Actionszenen, die wie der Endkampf schon mal an die 15 Minuten dauern darf. Es wird einiges geboten. Die Kampfszenen sind sehr rasant und beinhalten auch des Öfteren nette Versatzstücke des Spiels. Man sieht zum Beispiel ein ganze Reihe von Limit Breaks: Cloud setzt seinen „Blade Beam“, „Clime Hazard“, in einer ganz wunderbaren Szene sogar seinen „Finishing Touch“ ein. Von Barett gibt es den „Big Shot“ zu bewundern, von Yuffie beispielsweise den „Greased Lightning“. Wie man sieht gibt es also einiges zu entdecken. Unter den Schauplätzen sind daher auch der Verbotene Wald und das zerfallene Shin-Ra Imperium. Spätestens aber wenn im Film ein Handy klingelt und der Klingelton die VICTORY-HYMN trällert, kann sich ein wahrer FF-Fan nicht mehr halten. Das Kind im Manne sitzt ja sowieso schon sabbernd vor dem Bildschirm.
Der wohl größte Vorzug an „Advent Children“ ist der grandiose Soundtrack. Die einzelnen Stücke kommen meist vom siebten Teil. Manch andere, z.B. die Kampftitel wurden extra für den Film komponiert, oder werden wie der Tempelscore aus FF-X einfach adaptiert. Raus gekommen ist schließlich eine Wunderbare Mischung aus melancholischer bis Tragischer Pianomusik und schnelleren, härteren Werken.
Für mich gab es nur ein Manko: Die Schnitte. Zu Beginn des Films sind es viel zu viele und diese sind auch noch viel zu schnell. Dies macht manche Szenen dann noch hektischer, als sie ohnehin schon sind. Am Ende wiederum sind manche Schnitte zu grob. Sie trennen manche Abschnitte unnötig hart von einander. Hier merkt man dann doch das es sich nicht um Hollywood handelt, sondern um Asien und das nicht Clint Eastwood auf dem Regiestuhl saß, sondern eher VideoClip-Macher. Abgesehen davon sollte die Handlung in „Advent Children“ ein Scheidepunkt darstellen. Sie ist eben sehr speziell. Was manche als uninspiriert und einfallslos abtun, ist dem konsequenten Gang des Films gegenüber nur logisch. Eines sollte einem klar sein: „Final Fantasy VII : Advent Children“ hält keine atemberaubenden und gedanklich genialen Plottwists bereit. Die bereits bekannte Geschichte aus FFVII wird einfach weiter erzählt, nicht mehr und nicht weniger. Es gibt neue Charaktere, keine gänzlich neue Handlung. Daher ist es nicht schwer zu erraten auf was der Film hinaus will. So geht es in Advent Children auch wieder um Zusammenhalt, Schuld und Sühne, Ängste, Hoffnung…und letzten Endes Moral und Vergebung. Und genau so sollte es sein. Eine epische Geschichte, wie man es von Final Fantasy gewohnt ist.
Meine letzten Worte möchte ich an die Macher richten:
Ich danke euch. Ich danke euch dafür, dass man sich traute den direkten Weg in den Final Fantasy Cosmos zu wählen. Dafür, dass man ein letztes Mal mit Cloud, Tifa, Vincent und Co. auf Reisen gehen, sich mit ihnen durch wilde Schlachten kämpfen und diesen wunderbaren Planeten erneut besuchen durfte. Letzten Endes verhält es sich mit Advent Children wie mit einem Klassentreffen. Man freut sich so sehr darauf, die altbekannten Charaktere wieder zusehen und ist am Ende fast schon ein wenig traurig wenn der Abschied näher rückt. Ich danke euch für diesen wunderschönen Trip. Ich danke ich euch von Herzen.
Mit „Final Fantasy VII : Advent Children“ erhält der treue FF-Freak endlich, auf was er so lange warten musste. Ein filmgewordenes FF-Spiel. Dabei zieht man wirklich jedes Register um zu Gefallen: Umwerfende Animationen, eine coole Optik, ein genialer Soundtrack und beeindruckende CGI-Schlachten. Die Schwerkraft wird außer Kraft gesetzt, es wird geklotzt und nicht gekleckert. Mal ehrlich, wer will das denn hier schon? Für Fans ist dieses Epische Spektakel ein absolutes Muss. Zuschauer die mit dem Final Fantasy Universum nicht vertraut sind, sollten den Film jedoch mit Vorsicht genießen. Oder sich eben das Spiel besorgen, auch wenn dieses mittlerweile Rekordpreise auf Spiel-Börsen erreicht…
10 / 10
#11
Geschrieben 22. Dezember 2005, 09:02
The Family Stone
Thomas Bezucha, 2005
Spoiler im 5. Absatz!
FAMILY STONE ist eigentlich kein schlechter Film. Er besitzt ein enormes Potential, spielt es aber zu keiner Zeit wirklich aus. Er kratzt sachte an der Oberfläche zur Dramatik und Melancholie, ist aber insgesamt zu lustig um ernst zu bleiben und stellenweise sehr trocken, was dem Humor einen Abbruch bringt.
Die 2 Hälfte entwickelt der Film dann endlich etwas Dynamik. Die Gags fangen an besser zu zünden und brauchen nicht so lange. In diesem Teil sieht man gerne über den maroden Plot und den Hirnreißenden Endtwist hinweg. Selbst wenn man sich ein paar Mal auf die Zunge beißen möchte weil der Film in einer Dinnerszene die Grenze des Geschmacks überrennt oder weil er grade wieder einmal in eine Klischeepfütze gestampft ist.
Dann aber gibt es diese wunderbaren, hellen Momente. Es schimmert seichter Tiefgang durch den Comedy-Filter der am Ende sogar etwas zu Herz geht, wenn man von der Überportion Kitsch in der aller letzten Szene absieht. Viele Szenen machen einfach großen Spaß. Sarah Jessica Parker und Rachel McAdams sind wohl die beiden Zugpferde des Filmes. Der Plan geht auf: Sie haben alle ihre Macken und werden deswegen auch irgendwie liebeswert. Parker spielt diese Rolle im Übrigen klasse, Die golden Globe Nominierung halte ich aber für überzogen .McAdams fungiert als weibliche Version von Mark Ruffalo: Eigentlich viel zu gut um in solch einem Schinken zu vergammeln. Diane Keaton in gewohnter Form. Gut aber nicht bahnbrechend.
Insgesamt war "Family Stone" aber nicht besser als okay. Die amerikanischen Werte zerstören doch einiges: Ein schwules Paar das sich den ganzen Film über keinen Kuss schenken darf um das Publikum nicht zu verschrecken, wirkt genau so überholt wie die Tatsache das eine Mittdreißigerin nicht mit ihrem Lebensgefährten in einem Bett schlafen will. Konservativer gehts kaum.
Zum anderen sind lange Gefühle und Zuneigung nicht relevant und überholt, da sich beide Protagonisten innerhalb von 4 Stunden neu verlieben. Naja, "Family Stone" fehlt auf jeden Fall das letzte Fünkchen Konsequenz hinter seiner rührenden Zusammenhaltspersiflage. Alleine schon die Identifikationsfigur Meredith ist so überzeichnet worden das es dem Zuschauer nur schwerlich gelingt die volle Zeit mit ihr zu leiden, geschweige denn nicht auch einmal auf den Tisch zu hauen.
Man könnte ihn als netten Weihnachtsfilm bezeichen, mehr aber auch nicht. Vieles wirkt einfach unausgegoren und eben stark konservativ angehaucht. "Family Stone" möchte gerne besonders frech und schnippig sein, ihm fehlt aber die Erbarmungslosigkeit anderer Familien RomComs. Fein zugeknöpft kündigt der Film große Dinge an, zeigt und dann aber nur verklemmt kleinere Ausschnitte. Inkonsequenz ist das Motto. Es bleibt eine nette Anreihung von charmanten und lustigen Szenen. Da kann man von Glück reden wenn man so engagierte Akteure wie McAdams und Parker zur Verfügung hat, die wirklich einiges retten können. Es hätte eine tolle Mischung aus melancholischer Familientragödie und bissigem Zickenkrieg werden können, verkommt aber dank weichgespülter Unentschlossenheit zu einem halbgaren Standartbrei. Schade.
5 / 10
#12
Geschrieben 26. Dezember 2005, 12:20
Domino
Tony Scott, 2005
Habe den Film schon vor 2 Monaten gesehen und ihn seither verdrängt. Als er mir vor kurzem aber in einer Preview wieder begegnete, konnte ich nicht mehr. Ich muss meinen Unmut einfach abladen:
Eine Baulandung wie sie „Domino“ hinlegt habe ich in der Filmbranche schon eine ganze Zeit nicht mehr gesehen. Und dabei glänzte Tony Scott doch zuletzt noch mit dem grandiosen „Man on Fire“. Als er dann DEN Richard Kelly (Donnie Darko) für das Drehbuch mit ins Boot holte, löste sich die Skepsis in Luft auf. Weit gefehlt.
„Domino“ ist das was man in filmischen Gewässern den „Schweizer Wurstsalat“ nennt: Man schnippelt alles rein was man so findet, mischt einmal durch und weg damit. Scott’s Film ist der reinste LSD-Trip. Selbst Sexy Keira Knightly besteht nicht in dieser Reizüberflutung aus Blenden, Schnitten und Farbfiltern. Hatten letztere in Filmen wie „Kill Bill“ oder „Versus“ noch eine Bedeutung, sind sie hier ähnlich wie in „Blueberry“ einfach billige Effekthascherei. Spätestens nach 15 Minuten hat man genug von diesem Mist, in dem sich ein Drogenrausch optisch nicht mal von den „normalen“ Szenen unterscheidet.
Besonders bedauerlich ist natürlich das Scott Kelly’s Namen mit in den Dreck zieht. Aber seien wir ehrlich: So toll kann das Drehbuch nicht gewesen sein, mit all seinen Abziehbildchen-Charakteren der Upper Class und dem vermaledeiten Ende. Ich bin mir sicher das Scott am liebsten gänzlich auf Darsteller verzichtet hätte um sich ganz seiner Bildgeilheit zu widmen, bräuchte man nicht wenigstens eine in einem solchen Pseudo-Biopic.
2-3 / 10
#13
Geschrieben 28. Dezember 2005, 13:38
Braindead
Peter Jackson, 1992
Immer wieder ein Genuss.
Peter Jacksons Metzel-Party ist für mich ein stilistisches Highlight im Horrorgenre. Selten hat es jemand geschafft einen solchen Dünnpfiff so liebevoll in Szene zu setzen. Die Darsteller sind gekloppt, die Musik unterirdisch, die ganze Hackerei maßlos übertrieben. So komisch es klingen mag, dies sind die Zutaten die „Braindead“ so sehenswert machen. Es gibt hier keine Hürden, keine Grenzen. Es scheint als sei hier alles erlaubt, egal wie makaber oder frivol es auch aussieht. Es gefällt, was einfallsreich ist. Und davon gibt es in diesem Gammelfleisch-Schmonzetten-Theater reichlich.
8-9 / 10
Die Bettwurst
Rosa von Praunheim, 1971
Einfach wunderbar. Die Darsteller sind gute Freunde von Rosa und spielen sich selbst. Absolut laienhaft und bescheuert, mit obligatorischen Shakespearzitaten und grenzwertigen Emotionsausbrüchen. Ein Film mit improvisierten Dialogen und einer völlig maroden Story. Unterhaltsam ist das ganze aber allemal, denn die „Bettwurst“ ist ein waschechtes Original. Supertrash aus deutschen Landen, der begeistert.
6-7 / 10
The Adventure of Iron Pussy
Apichatpong Weerasethakul, 2003
Weerasethakul’s einziger richtiger Trashfilm. „Blissfully Yours“ und „Tropical Malady“ sind ja eher Arthousestreifen. Dieser hier aber unterscheidet sich grundlegend. Die „Iron Pussy“ ist inszenierter Mist. Alle Trashdetails sind fein und liebevoll ausgearbeitet, und nicht der Nebeneffekt eins schlechten Films. Apichatpong achtet auf jede erdenklich Kleinigkeit um seinem Film die Krone des Schwachsinns aufzusetzen. Das schafft er auch. Sein Transen-Musical besitzt lediglich ein paar kleine Längen. Ansonsten ist „Iron Pussy“ ein Film von einem aufrichtigen Filmfan für andere Filmfans.
9 / 10
#14
Geschrieben 30. Dezember 2005, 15:51
Millions
Danny Boyle, 2004
Es gibt Filme die mehr als nur unterhalten. Es gibt Filme die man als universelles Lehrbuch benutzen kann. Es lässt sich darin blättern, darin nachlesen. Danny Boyle hat einen dieser unschuldigen Filmchen geschaffen, hinter deren Fassade viel mehr steckt, als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet.
Die Brüder Damien (Alex Etel) und Anthony (Lewis McGibbon) ziehen nach dem Tod ihrer Mutter mit dem Vater in ein anderes Viertel. Alles ist neu und ungewohnt. Anthony hat weniger Probleme sich in den dortigen Alltag einzufinden als der jüngere Damien. Dieser flüchtet meist in sein Papphaus auf einer Wiese hinter dem Haus, spricht mit suggerierten Aposteln und schwelgt in Erinnerungen an seine Mutter. Mit einem Schlag verabschiedet sich jedoch ihre Normalität wieder: Vom Himmel fiel eine Reisetasche voll mit Geld. Mit den Scheinen kommen jedoch große Probleme auf beide zu. Wem gehört das Geld, was machen sie damit und vor allem wer würde ihnen diese Geschichte abnehmen.
Boyle schafft mit „Millions“ ein Neuzeitmärchen. Es ist so wunderbar einfach gestickt und doch so vielseitig. Und dabei verzichtet er nicht auf den Fortschritt: Immer wieder bekommen wir schöne visuelle Einfälle geboten. Das passt nicht nur gut zur gewählten Inszenierung, sondern sieht auch noch klasse aus. Überhaupt könnte man sagen, dass einem die in erster Linie jene Sachen hängen bleiben die man sehen und hören kann. Dazu gehört auch der faszinierende Score, der für mich zu den besten des Jahres gehört. Ebenso bringt uns „Millions“ zwei viel versprechende Jungdarsteller nah. Gerade Damien alias Alex Etel schaffte es mich ein paar Mal zu verdutzen.
Zum Teufel mit der Kohle- trifft es wohl am besten. Auf eindrucksvolle Weise stellt „Millions“ unter Beweiß was Geld eigentlich ist: “Geld ist nur ein Ding, ..und Dinge ändern sich sowieso immer.“ Mit einer solchen Leichtigkeit zeigt er den heutigen Stellenwert von Geld in unserer Gesellschaft auf, gibt zahlreiche Beispiele und am Ende sogar Lösungen. Doch neben der Gesellschaftskritik behandelt der Film auch Themen wie die Wichtigkeit der eigenen Ideale, Hoffnung und die Familie. Das alles wird in einer „Offbeat Comedy“ verpackt und glänzt mit zahlreichen lustigen Momenten.
Die beiden Geschwister wirken dabei nie aufgesetzt oder unrealistisch. Ihre Handlungen sind stets nachvollziehbar, sodass man sich bestens in die Kinder hinein denken kann. Da fällt es auch nicht sonderlich ins Gewicht das uns der kleine Damien eventuell manchmal ein wenig zu naiv erscheint. Er will eben auch nur das Beste für seine Mitmenschen. Auch er wird merken, dass man es im Leben nicht jedem Recht machen kann. Geld ist nicht alles, denn die Dinge die wir wirklich brauchen kann man nicht damit bezahlen.
„Millions“ ist also kein wirklicher Kinderfilm, wie man es noch zu Begin vermutete. Die vielen Gags werden sich kleinen Kindern nicht erschließen, denkt man nur mal an die Utopie das England dem Euro beitritt, (Was in einem genialen Werbespott vermerkt wurde). Auch der Subplot um die Bewältigung des Todes der Mutter zieht auf ein sehr ernstes Thema: Der Glauben. Ebenso in Betracht auf die Darstellung der Heiligen die Damien erscheinen: Obwohl die immer mit der nötigen Priese Humor ausgestattet sind verlieren alle Samt nichts an ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Respekt.
Danny Boyles „Neuer“ ist ein wahrhaftiger Stern am Kinofirmament. In Zeiten des Remake-Wahns und der Computerspielverfilmung glänzt ein kleiner Film umso mehr. Und das ist „Millions“ auch durchaus zu gönnen. Er vereint unter seiner harmslosen, liebevollen Oberfläche eine Menge wichtiger Themen, schafft es außerdem zu unterhalten und die Seele zu berühren. Mit netten Optischen Spielereien ist „Millions“ für mich also ein universelles Märchen, das man immer und immer wieder schauen kann. Hut ab.
9-10 / 10
#15
Geschrieben 02. Januar 2006, 00:48
CSI : Las Vegas (Staffel 5, Episode 25 und 26) - GRAVE DANGER
Quentin Tarantino, 2004
Scheiße war das Geil!
Ich muss dazu sagen, dass mich CSI bisher nicht die Bohne interessierte und dies wirklich meine aller erste Folge bzw. Folgen waren. Habe richtig Lust bekommen tiefer in diesem Universum zu stochern, auch wenn ich mir fast sicher bin das keine Folge meinen Geschmack so derbe trifft wie Tarantino's "Gravedanger"-Doppelfolge.
Wirklich ein Hammer wie Tarantino hier alles arrangiert. Und da gibt es so viel über das ich jetzt gerne schreiben würde. Zum einen die Szene welche wohl am deutlichsten Tarantino's Handschrift trägt: Die Versammelte Mannschaft steht fassungslos im Besprechungszimmer und aus der Diktiergerät dröhnt dieser von Quentin so Heißgeliebte Jonny Cash-Country. An Skurrilität nicht mehr zu überbieten.
Ebenso fand ich es großartig, wie Tarantino seinen Buddy huldigt: Eine Tür geht auf, wir blicken für 3 Sekunden völlig aus dem Geschehen gerissen auf das Filmplakat von "Cabin Fever". Ehrlich, Für Quentin ist Eli Roth doch schon fast ein Bruder. Ich fands klasse.
Die Folge ist an Spannung kaum zu überbieten. Gerade die letzten 30 Minuten rocken ohne Ende. Denke ich da nur an die super verrückte Traumszene des Opfers, die natürlich der Autoszene aus "Sin City" nachempfunden wurde, oder andersrum. "You're Son had a good heart.." Standing Ovations! Das war sicherlich nicht die letzte Folge der Serie die ich mir angeschaut habe. und sollte Tarantino mal Stammregisseur bei einer solchen TV-Serie werden: Die Box kaufe ich mir ungesehen. "Grave Danger" ist ein Serienbrillant, der fast schon als eigener Spielfilm durchgeht. Grandios.
10 / 10 (Wenn ich bewerten müsste)
#16
Geschrieben 04. Januar 2006, 14:32
Mean Girls
Mark Waters, 2004
„Mean Girls“ ist ein untypisch typischer Highschool-Flick. Mark Waters, der mit Produktionen wie „Freaky Friday“ eher weniger glänzte, schafft es hier ein handfestes Konstrukt unserer heutigen Jugend zu skizzieren. Er wirft mit Klischees und zahlreichen Anspielungen um sich, kommt anderseits fast schon wieder poetisch daher. Es ist wahrscheinlich der Mix: Es ist der klassische Highschool-Zickenterror gepaart mit rabenschwarzem Humor und gesellschaftskritischen Ansätzen.
Dabei schafft es Waters Film nie wie ein ödes Lehrbuch auszusehen. Er nimmt die Teenager der Neuzeit aufs Korn, zeigt auf wie runtergekommen dieser Run auf Schönheit, Beliebtheit und materielle Dinge eigentlich ist. Das alles bekommen wir verpackt in einer sehr lustigen Teenie-Komödie. Außerdem gibt es ja außerdem Lindsey Lohan und Rachel McAdams in Höchstform.
9 / 10
#17
#18
Geschrieben 09. Januar 2006, 23:46
Brokeback Mountain
Ang Lee, 2005
Ang Lee, einer der letzten echten Magiere unserer Zeit...
”Bottom line is... we're around each other an'... this thing, it grabs hold of us again... at the wrong place... at the wrong time... and we're dead.”
Ennis del Mar (Heath Ledger) und Jack Twist (Jake Gyllenhaal) arbeiten den Sommer über gemeinsam am „Brokeback Mountain“, um Schafe sicher ins Tal zu bringen. Aus dem schweigsamen Haudegen und dem aufgedrehten Rodeoreiter werden nach und nach enge Freunde. Je mehr Zeit sie zusammen verbringen, desto größer wird auch die Zuneigung zu einander. Schließlich ist es dann mehr als nur Freundschaft, was die beiden verbindet. Um so bedauerlicher das ihr gemeinsamer Sommer bald endet. Beide verlassen die Stadt in 2 unterschiedliche Richtungen. Sie bauen sich getrennt von einander ein neues Leben auf, schaffen sich ihr eigenes Idyll. Das ändert sich jedoch schlagartig als Ennis auf einmal eine Postkarte bekommt, dessen Absender ein gewisser Jack Twist ist.
Ang Lee schuf mit „Brokeback Mountain“ ein universelles Glanzstück des Melodrams. „Langfassung eines MarlboroSpotts“ ist also definitiv die falsche Bedeutung. Zu keiner Zeit hält uns Ang Lee den Spiegel vor und bettelt um mehr Toleranz. Er erzählt seine Geschichte und setzt auf die tragischen Momente des Films. Es steckt so viel Seele in diesem Film. Alleine die atemberaubende Inszenierung und Ang Lee’s Erzählweise sind schon die Wucht. Es ist ein wenig als ob man sich ein Fotoalbum anschaut und sich die Bilder dabei tief in den Verstand einbrennen. „Brokeback Mountain“ besticht vor allem durch seine enorme Ruhe, ist aber dennoch straff und lückenlos inszeniert, sodass 135 Minuten in windes Eile vorüber gehen. Man versucht die Eindrücke regelrecht einzufangen, weil man Angst hat sie zu verlieren. Schon in den Ersten Szenen besticht der Film zum Beispiel durch eine wirklich meisterliche Wolkenmalerei. Die Kulissen der Berge wuchten einen dann gänzlich aus den Latsche, erblick man sie in Verbindung mit dem göttlichen Score aus der Feder von Gustavo Santaolalla.
Schauspielerisch überzeugt der Cast bis in die letzte Nebenrolle. Heath Ledger ist schlicht und ergreifend großartig. Wenn ich mir einen Film mit Nicole Kidman anschaue, erwarte ich ein gewisses Maß an Perfektionismus. Doch die darstellerische Leistung von Heath Ledger traf mich wie ein Pfeil in die Brust. Es ist bei weitem nicht nur die Glaubhaftigkeit, die mich so faszinierte. Es sind vor allem seine Gestik und seine Mimik die das ganze so wundervoll unterstreichen, ohne das auch nur der kleinste Anflug von Overacting zu sehen ist oder das ganze lächerlich erscheint. Genau wie Jake Gyllenhaal konnte er hier endlich einmal zeigen was er drauf hat. Dieser wirkt nämlich nicht weniger glaubhaft. Selbst wenn man sich mit der Geschichte nicht zu 100% identifizieren kann, ist es doch einfach sich in beide Charaktere hineinzuversetzen. Das Thema bleibt eben universell: Ob es jetzt zwei Männer, zwei Frauen oder zwei verschiedene Religionen sind die hier auf einander treffen spielt keine Rolle. Wichtig ist nur das Thema der verbotenen Liebe, in die sich eigentlich jeder hineinversetzen kann.
Selbst Michelle Williams und Anne Hathaway wissen zu überzeigen. Hathaway bricht uns schließlich in einer der ergreifendsten Szenen das Genick, als deren Abgeklärtheit und ihre kühle Art bei einem Telefonat den Höhepunkt erreichen. Michelle Williams zeigt uns ein Feuerwerk an Emotionen. Das äußert sich zum einem in der Szene als die entdeckt das Jack Twist nicht nur der Fischer-Kumpel ihres Gatten ist. Zum anderen als sich ihre jahrelange Wut Ennis gegenüber endlich entlädt.
AB HIER SPOILER!
In „Brokeback Mountain“ gibt es weder Gewinner, höchstens Verlierer. Der Weg den beide Cowboys einschlagen ist auch wohl kaum der Richtige. Jack heiratet seine Frau nur des Geldes wegen, Ennis seine nur um nicht „aufzufallen“. Richtige Liebe ist das nicht, und das ist beiden auch klar. Michelle Williams dürfte da das größte Opfer sein, schließlich hat sie 2 Kinder und keine alleinige Perspektive, was auch der Grund dafür sein dürfte das sie nicht gleich das Weite sucht und versucht ihrem Gatten an sich zu binden. Ebenso schläft auch Anne Hathaway das Gesicht ein, als sie bemerkt, dass sie gerade mit der Person telefoniert gegen die sie ihr ganzes Leben nie ankam. Ein zwiespältiges Ding. Nur die Liebe der beiden Männer ist im Film allgegenwärtig. Umso schlimmer ist es das beide nicht zu einander finden. Ellis hat die Erinnerungen der Kindheit nie überwunden. im Gegensatz zu Jack hat er zu spät den Stellenwert dieser Vereinigung erkannt. Viel zu spät: Als Jack mit dem Prostituierten symbolisch in die Dunkelheit eintaucht, läutet er den Anfang vom Ende ein. Es ist der Punkt an dem auch beim Zuschauer ein Teil der Hoffnung die man in beide gelegt hatte stirbt.
“Tell you what, we coulda had a good life together, fuckin' real good life! Had us a place of our own. But you didn't want it, Ennis! So what we got now is Brokeback Mountain! Everything's built on that, that's all we got boy, fuckin' all. So I hope you know that if you don't never know the rest! You count the damn few times we have been together in nearly twenty years and you measure the short fucking leash you keep me on, and then you ask me about Mexico and tell me you'll kill me for needing somethin' I don't hardly never get. You have no idea how bad it gets! I'm not you... I can't make it on a coupla high-altitude fucks once or twice a year! You are too much for me Ennis, son of a whoreson bitch... I wish I knew how to quit you.“
Ein letztes Mal sind wir an der Kulisse des Brokeback Mountain angekommen und spüren spätestens bei der Rückblende, dass es auch das letzte Mal bleiben wird. Der Berg ist die Ruhe die beide nie hatten, der einzige Ort an dem sie frei sein können. Jack musste sterben weil Ennis nicht zu ihm gestanden hat. Als ihm das bewusst wird, merkt er auch, dass selbst ein einziges Jahr in Gemeinsamkeit besser gewesen wäre als das hier. Wen Ang Lee bis hier noch nicht verzaubert hat, wird es spätestens jetzt sein: In der Szene im Haus von Jacks Eltern. Ellis betritt den Raum. Das Zimmer ist eine Ansammlung aus Momenten und Erinnerungen, sodass man nicht mal weiß ob es die Realität ist oder die Fiktion von Ennis del Mar, der so gerne geliebt hätte, es aber nicht geschafft hat seine eigenen Dämonen zu bezwingen. Er umklammert das Hemd, als ob er den Augenblick verkrampft am Weglaufen hindern wolle. Nun hat Ang Lee sie alle in der Hand. Ein Hypnotischer Moment dem sich beim besten Willen keiner entziehen kann. In uns brennt es so sehr, als hätten wir anstatt Ennis die Liebe unseres Lebens verloren.
Dear Ang Lee,
Thank You for touching my Heart so bad. I Swear.
SPOILER ENDE!
Mit “Brokeback Mountain” ist Ang Lee ein perfektes, zeitloses Melodram gelungen. Es besticht durch seine Darsteller und seinen Score genau so wie durch seine Seele und die magischen Bilder. Es gibt hier keine Emotionale Steigerung mehr. Alles ist gut wie es ist, liebevoll und ohne Zeigefinger. Ein Film der bei jeder weiteren Betrachtung nur gewinnt. „Brokeback Mountain“ will die Welt nicht verändern, er will nur die eigene Geschichte erzählen. Das er dadurch unbewusst den ein oder anderen wach rüttelt ist eher Nebeneffekt, oder eben auch ein Anfang. Selbst bei diesen Zeilen muss ich mich zurückhalten emotional nicht zu entgleisen. Ich freue mich schon sehr darauf, ein weiteres Mal in Ang Lee’s emotionalem Bilderbuch zublättern. Mit Leib und Seele sogar.
10 / 10
#19
Geschrieben 11. Januar 2006, 15:00
Jarhead
Sam Mendes, 2004
Habe "Jarhead" nun endlich ein 2. Mal gesehen. Für mich hat sich der dritte Film von Sam Mendes (American Beauty, Road to Perdition) leicht gesteigert. In erster Linie macht es einfach Spaß diesen Film zu genießen. Man lehnt sich zurück, genießt den ungeheuren Coolness-Faktor und die völlig überspitzte Lage. Mendes zeigt sich hier auch als Bildkünstler, führt uns teilweise wirklich nette Spielereichen vor Auge.
Die Darsteller sind hervorragend gecastet. Gyllenhaal darf endlich mal gegen seine Filmographie ankämpfen und die Sau raus lassen, Saarsgard bleibt konstant stark indem er seine Stärke für eher ruhige Rollen ausspielt. Und Foxx…ja Foxx!? Naja, er ist eben er selbst. Alle drei ergänzen sich wo es nur geht, sodass die einzige peinliche Szene ein Heulkrampf von Gyllenhaal bleibt, obwohl ich seit „Brokeback Mountain“ weiß, dass er das bedeutend besser kann.
„Jarhead“ bleibt ein kurzweiliger, optisch sehr ansprechender (Kriegs-)Film, der sich selbst so überdreht und überspitzt darstellt das man nicht lange im Subtext stochern muss um zu bemerken das es sich hier um eine klare Ansage GEGEN den Krieg handelt. Genau hier hätten wir auch die größte Schwachstelle: Stellenweise schwingt mir Mendes einfach zu heftig mit dem Holhammer, um uns sein Fazit einzutrichtern. Denn was genau will er uns denn sagen? Etwa das Krieg sinnlos ist und unnötig das Geld des Staates verpulvert? Dazu muss man sich keinen Film ansehen, das schafft selbst die Tagesschau. Dennoch, und hier punktet Mendes mit einigen eindrucksvollen Szenen, schafft es JARHEAD stellenweise doch mit subtiler Emotion zu begeistern. Hie bleibt der Schlussmonolog von Gyllenhaal genauso erwähnenswert wie die obskure Begegnung mit ein paar verkohlten Leichen.
Insgesamt ist „Jarhead“ ein wunderbar inszenierter Film, den man einfach nicht zu verbissen betrachten sollte. Ist es nicht letztendlich auch der Wille der zählt? Mich hat Mendes ein drittes Mal, mit drei völlig unterschiedlichen Filmen begeistert. Das muss ein Regisseur erst einmal schaffen. Hut ab, schon alleine dafür.
8 - 9 / 10
#20
Geschrieben 14. Januar 2006, 01:51
Go!
Doug Liman, 1999
"Go!" ist eines dieser kleinen, heimlichen Werken, die nur darauf warten ihr Publikum zu überraschen. Schaut man sich die ersten 5 Minuten an, rechnet man evtl. eher mit einer Doppelfolge "Dawson's Creek" als mit dem was dann folgt.
Die Grundidee ist simpel: Die Geschichte eines Freitagabends erzählt aus 4 Perspektiven. Das heißt das wir zwar 4 mal im Prinzip das gleiche sehen, nur jedes Mal eben wieder völlig neu und jedes Mal ein Stück weiter bei der Auflösung. Das macht "Go!" sogar hervorragend. Neben dem irrwitzigen Style des Films überzeugt nicht nur der skurrile Humor, sondern auch die ganze Herangehensweise. Der Film ist clever, manchmal leider aber nicht clever genug. Denn aus diesem Potential hätte man noch um einiges mehr machen könne. Und das trotz einer mehr als durchschnittlichen Katie Holmes. Gelungen ist "Go!" aber alle Male. Und einen Heiden Spaß macht er auch noch.
8 - 10
Cinderella Man
Ron Howard, 2005
Müsste man die 10 überflüssigsten und nervigsten Filme des Kinojahres 2005 aufzählen: "Cinderella Man" (Das Comeback) hätte seinen Platz sicher.
Selten etwas so Abgeschmacktes, Langweiliges und Vorhersehbares gesehen. Dabei ist die schlimmste Tatsache auf jeden Fall, dass einem Howard's Oscar-Geilheit durch den Bildschirm ins Gesicht springt. Alles wurde hier so peinlich genau, ich bevorzuge berechnend, auf ein Preisgewitter getrimmt, dass selbst James Cameron das Blut in den Adern gefrieren dürfte. Mich überrascht nicht das beide (übrigens von der Academy ausgezeichnet) Hauptdarsteller nicht den Hauch der Emotionen rüberbringen, die Howard in seiner ersten halben Stunde so breitspurig und arrogant ankündigt.
"Cinderella Man" besitzt keine Seele und bleibt ein herzloses Konstrukt das mich zu keinem Zeitpunkt zu berühren verstand. Gerade im Vergleich mit Eastwoods "Million Dollar Baby" ersäuft Howard's "Oscar-made-Movie" gnadenlos in einem See aus Kitsch, Emotionslosigkeit und Uninspiriertheit. Die letzte halbe Stunde konnte ich erst gar nicht mehr mit anschauen. Ich habe dem Leiden vorzeitig ein Ende gesetzt und abgeschaltet. Da hilft die ein oder andere recht unterhaltsame Boxszene auch nicht mehr. Banal, überflüssig und so laaaaangweilig.
1-2 / 10
#21
Geschrieben 19. Januar 2006, 10:31
The Fog
Rupert Wainwright, 2005
Das Remake von Carpenter's "Nebel des Grauens" ist wirklich nur noch eines: Erbärmlich bis zum Geht nicht mehr. Beim Rennen um das schlechteste, langweiligste und überflüssigste Remake aller Zeiten wird "The Fock" sicherlich am Start sein.
Es ist kam auszuhalten wie schrecklich dieses Konstrukt aussieht. Die Effekte sind wirklich unterste Schublade, da wird wohl keiner wiedersprechen. Nichts mehr zu spühren von dem Charme und der atmosphärischen Dichte des Originals. Es gibt keine Szene für die man sich nicht schähmen sollte, nicht einmal der Auftritt von Selma Blair wusste zu gefallen. So lange ich auch suche, ich finde rein gar nichts positives an diesem Schinken. "The Fog" ist nicht spannend, er ist nicht interessant,..er sieht noch nicht mal gut aus. Wie "Cry_Wolf" ein Film für die Tonne. Oder eben ein schnöder Film für Teenies mit zuviel Geld und schlechtem FIlmgeschmack.
0 / 10
#22
Geschrieben 23. Januar 2006, 15:33
The Devil's Rejects
Rob Zombie, 2005
”Boy, the next word that comes out of your mouth better be some brilliant fuckin' Mark Twain shit. 'Cause it's definitely getting chiselled on your tombstone!
Rob Zombie ist der lebende Beweiß. Der Beweiß dafür, dass man einen Regisseur nie und nimmer nach nur einem Film abhaken sollte. Seine Austattungsorgie „House of the 1.000 Corpses“ war für mich eher ein Desaster als das ich daran auch nur irgendetwas Positives hätte finden können. Er nahm sich eine skurrile Familie und steckte sie in den wohl abgefahrensten Trödelladen seit „Needfull Things“. Somit war das Thema Rob Zombie für mich gegessen. Nun, knappe 2 Jahre später schiebt er sein neustes Werk nach. Ein Film, der mich die Schmerzen des Vorgängers vergessen ließ. Ein Film der mir sagt: Rob you’re a fuckin’ genius!!!
„The Devil’s Rejects“ knüpft eigentlich nahtlos an das „Haus der Tausend Leichen“ an. Zu Begin sehen wir wie die Farm der verrückten Hillbillies von der Polizei umstellt wird. Man muss wohl oder übel flüchten. Otis und Baby schaffen es grade noch rechtzeitig, Mother Firefly jedoch wird geschnappt. Wehrend die beiden Flüchtlinge sich ihren blutigen Weg durch die Südstaaten bahnen und Captain Spaulding aufsuchen, haucht Mother Firefly unter der Folter des besessenen Sheriffs Wydell ihre letzten Atemzüge aus. Dieser verlor durch die Freakbande nämlich seinen großen Bruder, sein Idol. Seit dem wird er nur noch von einem Wunsch getrieben: Diese Familie soll die Schmerzen von jedem einzelnen ihrer Opfer erleiden. Und dies durch seine Hand.
Mit dem Regidebüt des liebenswert verrückten Rockers hat „The Devil’s Rejects“ nur wenig gemeinsam. In erster Linie ist es die Liebe zur Musik und eben die Figuren. Waren diese im ersten Film noch Abziehbildchen des Horrorgenres, so entwickeln sie sich hier zu vielschichtigen Charakteren. Wir, die Zuschauer durchleben mit ihnen eine wahre Achterbahnfahrt. Grade waren sie noch die Furcht einflößenden Psychopathen die in irgendeinem Hinterland Amerikas Leute abschlachteten, im nächsten Moment stellt sich uns schon die Frage, was mit diesen armen Seelen bloß passiert sein muss, dass sie jetzt das sind was sie sind. Das ist ein ganz entscheidender Punkt, wieso Rob Zombie’s Sequel so dermaßen gelungen ist. Die Charakteristische Gradwanderung bringt unsere Intuition völlig durcheinander: wir hassen sie, wir haben Mitleid, wir finden sie teilweise sau komisch. Im Konflikt mit unserer eigenen Moralvorstellung sind wir darüber erschrocken, dass wir diese abartigen Wesen doch nicht so verachten wie es vielleicht „richtig“ wäre, stattdessen evtl. sogar Sympathie empfinden.
SPOILER ab hier !
Mit Sheriff Wydell verhält es sich nicht anders. Mögen seine Beweggründe auch noch so edel klingen, bleibt er am Ende doch eindeutig ein krankes Arschloch dessen sadistische Phantasien nicht weniger angst einflößend wirken wie die der Familie Firefly. Gut und Böse haben längst nicht mehr den Stellenwert, den sie noch in Zeiten eines „last House on the left“ hatten.
In jeder Hinsicht führt Rob Zombie das (die) Genre weiter und glänzt nicht nur durch die gute Inszenierung eines mittelmäßigen Stoffes wie es ein Neil Marshall tut. Zudem ist „The Devil’s Rejects“ genreübergreifend, vereint eine Unzahl dieser in sich. Zum einen ist es ein straighter Slasher im Roadmovie-Gewand, zum anderen fast schon wieder ein Charakterdrama mit Einschüben von rabenschwarzem Humor, das fast schon teilweise musicalartig anmutet. Dieses Monster einen „Horrorfilm“ zu nennen, ist daher fast schon eine schwerwiegende Beleidigung. Alleine die Detailverliebtheit seiner tollen Sets, die mich manchmal ein wenig an „Kill Bill vol.2“ erinnerten, zeigen was für Fähigkeiten in Rob Zombie stecken und sollten das Klischee „Moderegisseur“ eindeutig aus der Welt schaffen. Ein dickes Lob darf sich Zombie auch für seine tollen Darsteller einheimsen. Ich kann mich nicht erinnern schon einmal einen Film gesehen zu haben, bei dem die Darsteller so ihren Spaß hatten. „Overacting at it’s best“ als Mother Firefly in der Zelle tobt und theatralisch den fallenden Engel doubelt. Genau so wunderbar aber auch Baby, welche Gogo Yubari ernste Konkurenz macht („Chinese, Japanese, dirty knees,…look at these“) Unentschlossenheit macht sich hier eher bei Spaulding breit: Hat er tatsächlich geschauspielert oder war er einfach wie immer?
Zu eine Roadmovie aus der Feder von Rob Zombie darf natürlich in erster Linie eines nicht fehlen: Ein sehr guter Soundtrack. Und den gibt es. Es gibt wunderbare Songs die perfekt in diese trügerische Einöde passen. Ganz klar: Den absoluten Höhepunkt stellt „Free Bird“ da. Wir sehen 3 zu Tode gequälte Psychopathen die sich unter der knallenden Sonne in einem Cabriolet ihre Wunden lecken. Immer wieder fängt die Kamera die Umgebung ein, im Hintergrund dröhnt der Song. Es ist bemerkenswert inwiefern sich die Prioritäten ändern wenn man den richtigen Song zur rechten Zeit anklingen lässt.
Schließlich treibt es Zombie mit seiner Charakterzeichnung auf die Spitze: Wir selbst machen den kranken Cop, welcher eigentlich nur den Tod seines Bruders rächen will zum größeren Arschloch. Wir hoffen, nein wir flehen darum das uns die Firefly’s erhalten bleiben. Und das obwohl uns Zombie immer wieder unmissverständlich zu verstehen gibt, das diese Kinder des Teufels keine liebeswerten Menschen sind und es auch nie sein werden. So oft wir auch denken und hoffen das sie sich vielleicht ändern…sie tun es nicht. Sie werden grausamer, sadistischer und bösartiger. Und doch freuen wir uns als wir merken, dass die 3 zerschnittenen & verbeulten Körper im Auto, dass am Ende über den Highway schlängelt noch atmen. Woran verdammt noch mal liegt das? Ich denke weniger daran das in jedem von und ein Monster schlummert (Hallo Mr. Cronenberg), als das uns diese Freaks wohl irgendwann ans Herz gewachsen sind, zwischen all den Schimpfwörtern und bestialischen Tötungsszenen. Vielleicht weil wir genau so etwas sehen wollen, vielleicht aber auch weil diese Gescheiterten Existenzen auch einmal Menschen gewesen sein müssen..
Irgendwann muss ihr Leben aus den Fugen gelaufen sein und ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Man weiß nicht ob sie diesen Tag verfluchen oder ob es ihnen egal ist. Rob Zombie macht uns in der letzten Szene aber unmissverständlich klar dass ihr Wille ungebrochen ist, selbst wenn ihr Körper schon am Ende ist. Und so raffen sich 3 kleine Desperados ein letztes Mal auf um Widerstand zu leist und zu zeigen: Uns bekommt ihr nicht klein.
FAZIT:
„The Devils Rejects“ ist spätestens in dieser Szene mehr als ein gewöhnlicher Horror oder allgemein Genrefilm. Auf eine locker, lässige Art und immer mit einem Zwinkern, inszeniert Rob Zombie hier einen Augenschmaus der höchsten Güte, der sehr wohl neben der brillianten 70's Optik auch inhaltlich überzeugt. Dort wo andere Regisseure 1 Schritt gehen, geht Zombie 3. So bricht er die Grenzen in jedem Genre das er in seinem neuen Film vereint und macht aus einem skurrilen Slasherfilm ein facettenreiches, vielseitiges Filmperlchen. Wehrend unsere Ohren noch dem tollen Soundtrack nach horchen und unsere Augen versuchen die Mischung aus dreckigem Ödland und wunderschönen Bildern zu verarbeiten, beschäftigt sich der Geist unentwegt mit der einen Frage: Hoffentlich geht es Familie Firefly gut. Hoffentlich ist zwischen mir und ihr genug Sicherheitsabstand.
“There is no fuckin' ice cream in your fuckin' future.”
10 / 10
#23
Geschrieben 24. Januar 2006, 21:42
Be With You
Ima, ai ni yukimasu
Nobuhiro Doi, 2004
Endlich in voller Länge und so.
Mein Gott war der Film schön. Stellenweise einfühlsam wie ein Märchen aus dem Hause Disney, in anderen Punkten dann bedrückend und traurig wie wenige andere Filme. Japan-Blockbuster sind ja letztlich immer etwas eigenwillig. So hat "Be With You" an einigen Stellen vielleicht eine rosarote Brille auf und zieht sich grade zum Ende hin etwas. Doch das kann ich beim besten Willen verschmerzen. 3 so wunderbare Schauspieler in einer herzerwärmenden Story, da kann man wirklich nicht lange auf Kleinvieh herumhacken.
Primär geht es um Liebe und den Glauben an selbige. Kann man einen Menschen so sehr lieben, dass er zurück kommt wenn er gegangen ist? Nobuhiro Doi inszeniert das ganze so unglaublich charmant und liebevoll das man am Ende am liebsten sagen würde, es ginge. Seine wunderbaren Photographien sind ein Traum. Man kann sich gar nicht satt sehen an den solle Sets im Wald. Es fehlt „Be With You“ ein wenig an schlagkräftigen Argumenten. Die Plotzeichnung um die Regenzeit ist etwas dünn gestrickt. Ändert aber wie gesagt nichts daran, dass der Film einfach wunderschön bleibt. In Sachen Asia-Blockbuster sicherlich ein Highlight und genau das richtige für Träumer und Menschen die in Sachen Liebe noch Ideale haben.
8 / 10
Mysterious Skin
Gregg Araki, 2005
“The summer I was eight years old, five hours disappeared from my life, five hours.”
Wow. Das ist das einzige was mir beim Abspann in den Sinn kam. Schließlich musste ich mir den Schlussmonolog von Neil noch 4x anschauen weil ich ihn einfach nur genial fand. Was für ein Monster von einem Film ist das hier? DAS ist der Grund warum ich den amerikanischen Independentfilm so verehre. „Mysterious Skin“ besitzt eine so starke Kraft das mich der Film gleich mehrmals komplett aus dem Konzept brachte. Araki schmeißt sämtliche moralische Hürden einfach über Board und machte aus „Mysterious Skin“ ein zwar manchmal schwer zugängliches aber dafür von Grund auf ehrliches Charakterdrama.
Die Darsteller sind einfach die Wucht. In Hollywood würde man sie auch gerne als B oder C-Cast bezeichnen, doch alle samt kann man wirklich nur loben. Am liebsten würde ich sie jetzt alle loben. Um mal nur die Favoriten zu nennen: Elisabeth Sue ist als Neil’s Mutter wirklich der Hammer, ebenso Michelle Trachtenberg als Neil’s so genannte „Soulmaid“. Bill Sage verpasste mir mit seiner äußerst überzeugenden Darstellung des pädophilen Coachs auch die ein oder andere Backpfeife. Aber Joseph Gordon-Levitt? Der schießt ja sämtliche Böcke ab, die es abzuschießen gibt! Eine absolut überraschende Glanzleistung. Sie alle tragen enorm dazu bei das „Mysterious Skin“ trotz kontroverser / komplizierten Thematik stets authentisch und nachvollziehbar bleibt. Immer wieder kam in ein bestimmter Satz hoch: „What the fuck do we know about the Generation X ?“ Und Araki fickt uns hier nicht nur einmal. Ständig schwankte mein Verstand zwischen „Selbst Schuld“ und großem Bedauern. Letzten Endes sind wir es wohl selbst, die für andere etwas Sorge tragen sollten. Take and Give, just always.
„Mysterious Skin“ ist eben einfach auch so viel. Skurril, melancholisch, lustig, schön, sarkastisch, bildgewaltig, schmerzhaft, roh, mitfühlend, ja am Ende sogar poetisch. Das einzige was weggelassen wurde sind Feigefinger und Holzhammer. Und so bleibt (!) Araki’s „Mysterious Skin“ eine wirklich brillante Mischung aus Coming-Of-Age und Charakterdrama. Ich bin wirklich mehr als begeistert und immer noch etwas sprachlos.
10 / 10
#24
Geschrieben 25. Januar 2006, 20:14
Me and You and Everyone we know
Miranda July, 2005
Christine Jesperson: “Whoa, what happened?“
Richard Swersey: “Want the short version or the long one?”
Christine Jesperson: “The long one.”
Richard Swersey: “I tried to save my life but it didn't work.”
Christine Jesperson: “Wow. What's the short one?”
Richard Swersey: “I burned it.”
Miranda July ist eine kleine quirlige Person die immerzu hektisch mir den Händen wedelt und plappert wie ein Wasserfall. Letztes Jahr sah ich unzählige Reportagen über Filmfestivals. Egal ob Cannes, Los Angeles, Stockholm oder Sundance: Immer wieder waren alle Reporter scharf auf diesen kleinen Wirbelwind. Jetzt endlich habe ich es geschafft mir ihr Regiedebüt „Me and You and everyone we know“ anzuschauen. Das hat viel zulange gedauert, erkennt man die Qualität des Films.
Man könnte „Me and You“ ein wenig mit einer wesendlich subtileren Variante von „I Heart Huckabees“ vergleichen. Weniger verwirrend ist der nämlich auch nicht. Doch da gibt es einen Aspekt in dem sich beide unterscheiden: „Me and You“ ist nicht nur lustig, sondern auch teilweise sehr rührend und emotional. Das geschieht hier meist dann so einfühlsam und unspektakulär wie ich es in nur wenigen Filmen vernommen habe. July staffiert ihre Szenen so sensibel und charmant aus, dass man sich gar nicht satt sehen kann. Es ist eine kleine Bilderorgie. Es gibt unzählige tolle, lobenswerte Momente, welche alle ihre eigenen Besonderheiten haben. Erwähnenswert bleibt da auf jeden Fall diese Szene: Christine und Richard laufen zusammen eine Straße entlang. Die Strasse stellt ihr gemeinsames Leben dar, die Ecke an der sich beide trennen müssen ihren Tod. Dies ist eine der vollkommensten Szenen die ich je gesehen habe. Schnörkellos, einzig und alleine darauf bedacht die Seele ihrer Charaktere wiederzugeben. Immer wieder denkt man das Miriam July es nicht schaffen kann noch einen drauf zusetzen. Und doch, sie schafft es den ganzen Film über. Es gibt wunderbare skurrile Momente die schlicht und ergreifend grandios in ihrer minimalistischen Art sind. So gehört zu den Highlights eben auch jene Szene, in der 2 Freundinnen darüber streiten wer denn nun besser darin ist einen Mann oral zu verwöhnen. Aus Angst vor einer Enttäuschung nehmen sie dann einfach denselben, um sich Spott und Häme zu ersparen.
Vorletztes Jahr machte es Zach Braff vor. Und auch hier in „Me and You“ geht das Prinzip voll auf: Wenn Regisseur und Drehbuchautor die Hauptrolle selbst spielen kann (!), werden die Charakterzüge meist lebendiger, weil die die/der jenige am Besten weis was gut für seine/ihre Figur ist. Und Miranda July ist einfach eine Wucht. Sie ist mit Abstand das größte Mysterium in ihrem eigenen Film. Aber auch all die anderen Darsteller müssen sich nun wirklich nicht verstecken. Gerade die Jungdarsteller verblüffen immer wieder aufs Neue. Wenn zum Beispiel Carlie Westerman alias Sylvie mit Peter auf dem Boden liegt und über die Zukunft philosophiert ist das einer dieser kraftvollen und wirklich rührenden Momente im Film. Mit anzusehen, dass ein Mädchen von ca. 9 Jahren aus Angst vor der Zukunft schon einmal einen kompletten Haushalt zusammenkauft und sich im Kopf schon mal ihr Leben vorskizziert, hat mich sehr bewegt.
Letzten Endes haben alle Charaktere das Selbe Problem: Keiner schafft es über seine Probleme zu sprechen oder fühlt sich missverstanden. Diese gesellschaftskritischen Züge werden von July jedoch immer ohne Zeigefinger untergebracht. Es wäre ein leichtes gewesen die Handlung gegen Ende in eine Ecke verlaufen zu lassen, in dem jeder seine persönliche Quittung bekommt. Miranda July steckt selbst so voller Leben das sie wahrscheinlich nicht einmal an diese Variante gedacht hat. Letzten Endes wollen wir doch alle nur etwas Zuneigung und eben Menschen kennen lernen die uns verstehen, und uns als das Individuum akzeptieren das war sind. Viel verrückter könnten die beiden Hauptdarsteller kaum sein. Doch das ändert nichts daran, dass beide unheimlich liebenswert sind. Unter ihrer Schale verbirgt sich vielleicht ein viel sensiblerer Kern als in manch meinen anderen. Komplizierter zu denken macht uns nicht gleich Dumm. Vielleicht haben wir aber im Gegensatz zu den anderen gelernt worauf es im Leben ankommt, und wie man das Leben nehmen sollte.
Zum Anschluss möchte ich noch einmal Roger Ebert zitieren, der im Zusammenhang mit diesem Film einmal mehr wahre Worte sprach:
When the movie was over at Sundance, I let out my breath and looked across the aisle at another critic. I wanted to see if she felt how I did. "What did you think?" she said. "I think it's the best film at the festival," I said. "Me too," she said.
Miranda July’s äußerst engagierter und gelungener Film begeistert auf voller Linie. Was soll man da noch sagen? Super Cast, Super Soundtrack, Superbilder in einem holzhammerfreien, skurrilen Comedymassiv. Wenn man an etwas herum meckern will, dann daran, dass der Bilderfluss durch die tollen Einzelszenen manchmal etwas abgehackt wirkt. Ansonsten kann ich meine Begeisterung über diese Frau nur schwer in Worte fassen. Der Name ist notiert, folgende Projekte sind ein Muss. Bleibt am Ende nur zu hoffen das Miss July nie ihre unverkrampfte Sicht auf das Leben verliert.
9 / 10
#25
Geschrieben 30. Januar 2006, 19:34
My Summer of Love
Pawel Pawlikowski, 2004
Was über die erste Hälfte ein wirklich netter, einfühlsamer und romantischer Liebesfilm über 2 Mädchen ist, verwandelt sich in der 2. Hälfte in ein emotional sehr ergreifendes Bildnis. Er hat mich etwas verlohren zurück gelassen. Hätte "My Summer of Love" die nachgelegte Qualität von Anfang an den Tag gelegt, hätte er das Potential gehabt in meine Lieblingsliste zu huschen. So bleibt der Film ein wirklich großartiger Film, mit tollen Darstellern (!) und wundervollen musik. Mit ausgeschöpftem Potential wäre hier ein Diamant herraus gekommen. Aber eine kleine Perle ist es dennoch, klar.
8 / 10
#26
Geschrieben 03. Februar 2006, 01:47
Walk the Line
James Mangold, 2005
Mensch, ob man's glaubt oder nicht: So langsam habe ich wirklich die Schnauze voll von dieser nicht enden wollenden Flut an Biopics. Nun musste man natürlich, solange es noch recht aktuell ist, den guten Johnny Cash durch den Hollywood-Kakao ziehen. Was sich Anfangs als recht gelungen anfühlt, wird doch recht schnell zum kontinuierlichen Absturz der Country-Klampfe.
Die Darsteller sind gut. Punkt. Man kann Witherspoon vorwerfen, die habe auch in dieser Rolle ihre gewisse Prise Naivität nicht abgelegt. Doch kann man nicht bestreiten das sie hier wohl mit Abstand einen, wenn nicht so sogar DEN Höhepunkt ihrer Karriere hinlegt. Gleiches gilt für Phoenix. Wie immer ist der Mann mit Herzblut bei der Sache, bringt sich wo es nur geht mit ein. Das dies zum Teil bei (zugegeben sehr wenigen) ein paar Momenten die Schwelle zum Overacting übertritt kann ich angesichts der guten Leistung verkraften. Nein, auch der Sound der an mancher Stelle etwas dünn klang, denkt man an Johnny himself, brach WALK THE LINE nicht das Genick. Es war definitiv die grenzenlose Einfallslosigkeit mit der uns Mangold's Film anspringt.
Von der ersten Minute an gibt es keine Überraschungen. WALK THE LINE wählt lieber einen aalglatten Weg vorbei an ein paar harmlosen Subplots und einen langatmigen Zielsprint. Besonders bitter wird es, wenn man den Vorreiter RAY bereits kennt: Gleiches Schema, die gleichen hölzernen Dialoge durch die sich die guten Hauptdarsteller quälen müssen, ein ähnlicher Aufbau, nur eben schlechtere Musik. Für was also soll der Film gut sein? Dafür, einen Oscar abzugreifen? Keine Ahnung. Ich gönne es dem Film ja alleine deswegen schon nicht, weil WALK THE LINE kontinuierlich versucht seine makellose Fassade aufrecht zu erhalten. Alles muss so krampfhaft locker und doch routiniert rüberkommen. Nein, WALK THE LINE gesteht sich die Fehler seines Drehbuchs nicht ein. Er versucht sie stattdessen unter den Tisch zu kehren. Das ist Schade, zeugt gerade das doch wahrlich von wenig Klasse.
Hat man den seichten Brei, in dem die gewissenhaften Akteure wie ein Storch im Salat umher springen, überstanden bleibt doch ein sehr zwiespältiges Gefühl zurück. Denn so richtig böse sein kann man dem Film ja auch nicht. Er hat seine Momente, doch eher in Form von Einzelszenen als in der eines Bildflusses. Es ist das gleiche Gefühl das mich auch nach CINDERELLA MAN verfolgt hat. Hier riecht es geradezu nach Festivalnominierungen. Aber sei es drum, wenn Witherspoon und Phoenix durch ihre Leistungen ein weiteres mal gezeigt haben das sie den Titel "Schauspieler" zu recht tragen, hat WALK THE LINE am Ende ja doch noch etwas gutes. Das einfallslose Konstrukt und die langweilige Inszenierung um beide versalzt mir die Suppe aber dann doch etwas arg. Er wird seine Fans finden, mich hat er aber schon nach 20 Minuten eher verloren.
5 / 10
#27
Geschrieben 05. Februar 2006, 22:21
Dear Wendy
Thomas Vinterberg, 2004
"Officer d-d-down, I'm afraid ..."
Nein.
DEAR WENDY ist trotz der vielen kritischen Worte nicht zu einem reinen Anti-Amerika-Plagiat verkommen. Und Mensch, was hätte man alles falsch machen können wenn es um ein so heikles Thema geht wie Pazifismus, Waffen und Jugendliche. Doch das Gespann Vinterberg und von Trier scheinen gar keine Hürden zu besitzen: Trier legt vor, Vinterberg verpackt das ganze. Das Resultat ist mehr als sehenswert geworden.
Vinterberg's Dandies stehen für eine ganze Generation. Es sind zum einen jene die sich von ihrer Umwelt falsch verstanden fühlen und zum anderen eben genau die, denen es an Selbstbewusst sein mangelt und ihre Phantasie zum tragenden Ort machen. Auch die Dandies bauen sich ihr eigenes kleines Universum auf. Doch es gleicht einem Glaskasten und ist von vornherein dazu verurteilt zu zerbrechen. Das und vor allem wie alles am Ende eskaliert, zeichnet sich tragischer Weise schon sehr früh ab.
Es ist vielleicht der Aspekt an der komplexen Geschichte der mich am meisten fesseln konnte. Wie schon vor Jahrzehnten in "Saló", geht es hier unter anderem um die "Perversion oder Macht". Es sind die Waffen, die sie alle stärker machen. Es ist die Macht in ihren Händen, die ihnen das neue Selbstbewusstsein gibt und sie denken lässt das Loosertum wäre gefallen. Und so sehr sie es alle leugnen, ist es keine Sekunde eine andere Kraft als die über ein Menschenleben zu richten. Es gibt keinen Schritt von der Zielscheibe zum Menschen. Das wird uns unaufdringlich nahe gelegt, als wir sehen um was es im Finale geht. Banaler könnte ein Grund für eine derartige Eskalation nicht sein. Doch auf dem Weg zum "sicheren" Ende, stellt man schnell fest, das es schon lange nicht mehr darum geht eine alte, ängstliche Frau zu ihrer Tochter zu eskortieren. So stark wie nie zu vor stehen Ehre und Akzeptanz im Vordergrund. Und genau darum geht es doch in unserer Gesellschaft! Ich bin mir längst nicht mehr sicher ob es die Waffen waren, die unsere Dandies in das Verderben stürzten, oder der Wunsch nach Anerkennung.
Die spielerische Inszenierung untermauert die vorherrschenden Gefühle. Wehrend Dick und seine Kumpanen zu Beginn noch unter der Oberfläche agieren, trauen sie sich irgendwann aus ihrem Versteck heraus. Diese gesellschaftlichen Aspekte hätten einiges an emotionaler Kraft verloren, hätte Vinterberg sie nicht so großartig und meist sehr subtil verflochten. Der Mann versteht sein Handwerk. Obwohl sich die Erzählung Zeit für wichtige Details nimmt, bleibt die doch immer locker, peppig und stylish, ...oder eben "dandy". Gerade das Final, wirklich furios, bietet ein Feuerwerk an Ideenreichtum. Die unverbrauchten Gesichter erledigen den Rest. Natürlich Jamie Bell (einer der Newcomer der letzten 2 Jahre) klasse. Aber der restliche Cast vermochte noch viel mehr zu begeistern. Ich denke da vor allem an Alison Pill alias "Susan", die schon in "Pieces of April" eine verdammt gute Figur macht. Aber auch Chris Owen und vor allem Mark Webber, bekannt aus seichten Filmchen wie "Snow Day" und "Boiler Room", fahren hier das ein oder andere darstellerische Geschütz auf. Keine Sekunde wird gezweifelt: DAS sind die Dandies, und niemand sonst.
Zudem kann man DEAR WENDY nicht auf eine Markierung alleine schieben. Es ist eine Mischung aus "Coming-of-Age", Jungenddrama, Westernhommage, Freundschaft und tiefer Hoffnungslosigkeit. Vor allem aber ist DEAR WENDY ein Aufschrei junger Menschen, die sich nicht wortlos in unsere Welt integrieren wollen. Ein kleiner Vergleich mit den Tätern von Columbine scheint in manchen Szenen vielleicht sogar angestrebt. Es sind eben jene Menschen, die sich auf der Suche nach Werten und Idealen verlaufen haben und sich selbst welche erschufen. Trotzdem macht es wahnsinnig Spaß, sich in die Welt der Dandies zu begeben. Vielleicht auch, weil man sich in ihrer Gemeinschaft ein wenig sicherer, oder sollte man sagen „geborgener“ fühlt!?
Viele Einzelheiten wurden so überdreht dargestellt, dass ein Augenzwinkern von Vinterberg nicht zu übersehen scheint. Ein paar Mal erreichte er aber auch bei mir den Punkt 0. Kritik an Amerika ist natürlich vorhanden und das sollte man auch gar nicht leugnen. Doch wurde dies nicht wie in so vielen anderen Filmen (auch MANDERLAY, schrecklich) über das Hauptthema gestellt. Die Kritik am "American Way of Life" bleibt Nebenaspekt, und das ist auch gut so. Insgesamt ist der Film eine knallige, einfallsreiche Mixtur aus sehr vielen Komponenten. DEAR WENDY birgt eine immense Kraft. Doch damit belohnt werden nur jene, die bereit sind darauf zu warten.
9 / 10
#28
Geschrieben 07. Februar 2006, 20:08
Seven Swords
Tsui Hark, 2004
Ja öhm, was soll ich sagen. Der Film hatte es definitiv nicht verdient sooo lange in meinem Schrank zu vergammeln. Die Choreographien sind herrlich, das Artdesign eine Wucht. Ich habe seit "Hero" und dem "House of the flying Daggers" in dieser Riege nicht mehr so etwas Schönes gesehen. Tsui Hark versteht es eben mit Bildern und Ästhetik umzugehen. Was ihm misslingt: Die Geschichte. Es ist die gleiche alte Leier wie in jedem 2. Oldschool Eastern, eher nebensächlich und banal. Dazu kommt, dass er seine 90 Minuten Handlung auf extrem lange 2,5 Stunden (gefühlte 3,5 Stunden) breit wälzt. Das ist Schade. Aber nicht tödlich. Durch die schönen, phantasievollen Kämpfe und die tollen Bilder konnte mich SEVEN SWORDS trotzdem begeistern. Im Nachhinein fällt er ein wenig in seiner Gunst, bleibt aber trotzdem ein toller Film, sofern man das Genre schätzt.
7 / 10
#29
Geschrieben 08. Februar 2006, 23:41
November
Greg Harrison, 2004
??? ???
WAS IST DENN BITTE DAS? Ich blieb nach Ablauf eher irritiert und verwirrt zurück. Hatte hier mit einem kleinen, feinen Thriller gerechnet. Nicht aber mit einen fast schon poetischen Stilmittelwettlauf. Bildertechnisch ist NOVEMBER vielleicht (vor allem auch farbtechnisch) das beste was ich seit langem in seinem Genre zu sehen bekam. Die schrecklichen Photographien hatten eine nahe zu verstörende Wirkung auf mich. Courtney Cox hat mich nicht ganz so fasziniert, selbst wenn sie hier eine beachtliche Leistung hinlegt. Ich bin total umnebelt von der Erzählart die uns NOVEMBER um die Ohren knallt. Eine 2. Sichtung scheint mehr als notweidig um den gesamten Film zu verstehen. Dennoch positiv aufgenommen...denke ich. Liebe diesen Denksport.
6-9 / 10
#30
Geschrieben 14. Februar 2006, 00:29
Big Bang Love, Juvenile A
Takashi Miike, 2006 / Panorama special
Miike hat den Schulabschluss bekommen und versucht sich jetzt mal (wieder) an etwas anderem. BIG BANG LOVE ist teilweise poetisch, manchmal sogar einfühlsam. Er ist weniger hektisch als seine anderen Filme. Schon nach den ersten 5 Minuten weiß man genau, Miike schließt gerade mit seinem alten Konzept ab. Eine wunderbare Tanzsequenz bestärkt uns darin. Er bringt auf lockerste Art seine größten Erfolge in kleinen Szenen unter, webt ein Geflecht aus sehr starker Bildsprache und einer lupenreinen Symbolik. Theateristisch lässt er räumliche Begrenzungen verschwinden, und das macht er wirklich toll. Seine Krimi-Geschichte um die 2 liebenden Männer, in der wir Zuschauer den Hilfsermittler spielen, ist hingegen nicht frei von Schwächen. Der gesamte Handlungsrahmen ist trotz seiner zerstückelten Art noch nachvollziehbar, doch gerade in der letzten halben Stunde wirft Miike wieder einmal mit Szenen um sich, deren Bedeutung sich wohl nur sehr weniger erschließt, wenn sie denn überhaupt eine haben.. Am Ende ist man doch leicht verwirrt, denkt man nur mal an die Geschichte mit der Rakete und dem Tempel. Für Begeisterung in maßen hat es bei mir aber gelangt. war wirklich sehr amüsant. Miike wird erwachsen, und wir dürfen es hautnah erleben.
7-8 / 10
Slumming
Michael Glawogger, 2006 / Wettbewerb
Eine wirklich sehenswerte Schwarze Komödie. Ich bin immer noch total begeistert. Die Story ist pfiffig, hat Biss und keinerlei Längen. Aus dem Schmunzeln kommt man gar nicht mehr heraus, was auch and den grandiosen Darstellern liegt. Es ist der Seltene Fall von fabelhaften Einzelszenen, die trotzdem ein solifes Ganzes bilden. Der Dialekt bringt den zusätzlichen Charme, und hier nervt er nicht, er passt wie die Faust aufs Auge zu jedem Charakter. Und das sagen ICH über einen Film aus Österreich, okay? Wunderbarer Film !!!
9 / 10
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