In meinem Herzen haben viele Filme Platz
#121
Geschrieben 19. November 2005, 19:24
The Breakfast Club ~ USA 1985
Directed By: John Hughes
Fünf Schüler (Emilio Estevez, Anthony Michael Hall, Judd Nelson, Molly Ringwald, Ally Sheedy) müssen an einem Samstag-Vormittag nachsitzen und sollen einen Aufsatz über sich selbst schreiben. Auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Charaktere, lernen die Kids sich in mehreren Gesprächen besser kennen und entdecken, dass sie sehr wohl Gemeinsamkeiten haben ...
Kaum zu glauben, dass "Breakfast Club" schon 20 Jahre auf dem Buckel hat. John Hughes war in den 80ern ja so eine Art Chronist jugendlicher Befindlichkeit und hat - als Regisseur oder Produzent - mit Darstellern aus dem Umfeld des "Brat Pack" gleich mehrere recht schöne Filme mit ähnlich gelagerter Thematik gemacht. Es ging wohl in erster Linie darum, zu zeigen, dass die Eltern-Generation (also die ehemaligen 68er) ihre Ideale der Oberflächlichkeit preisgeben hat, nicht so jedoch ihre Kinder: Diese können noch fühlen und denken. Leider erwies sich Hughes' sehr idealisierte, romantische Vorstellung der Teens der 80er angesichts der realen Generation Yuppie doch als ziemlich aus der Luft gegriffen.
In "Breakfast Club" ist der Lehrer (ein Genuss: Paul Gleason) kaum mehr als ein ausgebrannter, schmieriger Besserwisser, der seine Eleven nichtmal ansatzweise kennt oder gar versteht. Ähnliches gilt für deren Eltern, die man entweder nur kurz oder gar nicht zu Gesicht bekommt, durch die zunehmend transparenten Erzählungen der Kids aber trotzdem kennenlernt: Spießer, Schläger, Unterdrücker, Bonzen mit unerfüllbaren Erwartungshaltungen und bar jeder Gefühlsregung.Insofern ist "Breakfast Club" ein ewiges Mahnmal dafür, nie seine eigenen Wurzeln zu vergessen. Die Personenzeichnung hingegen, und da liegt meines Erachtens eine kleine, wenngleich wenig schadhafte Schwäche, ist (vermutlich beabsichtigt) recht stereotyp ausgefallen. Nahezu jede (noch heute existente) Subkultur/peer group ist vertreten: Der Slacker, der Sportler, die Tussi, der Bücherwurm und das Gruftimädchen. Aber für Hughes Grundkonstrukt musste die Konstellation der Charaktere sich wohl so gestalten.
8/10
#122
Geschrieben 23. November 2005, 21:14
The Most Dangerous Game (Graf Zaroff - Genie des Bösen) ~ USA 1932
Directed By: Irving Pichel, Ernest B. Schoedsack
Der Großwildjäger Rainsford (Joel McCrea) strandet als einziger Überlebender eines Schiffsunglücks an einem kleinen Eiland im Südpazifik. Dort befindet sich inmitten urwaldlicher Vegetation ein düster erscheinendes Haus, dessen Besitzer sich als Graf Zaroff (Leslie Banks) vorstellt, ein kultivierter Exilrusse mit noch ausgeprägterer Jagdpassion als Rainsford. Auch das Geschwisterpaar Trowbridge (Fay Wray, Robert Armstrong) ist mehr oder weniger unfreiwillig im Haus des Grafen zu Gast. Bald lässt Zaroff die Maske des Salonlöwen fallen und gibt sich als fanatischer Menschenjäger zu erkennen. Wenn Rainsford und Eve Trowbridge es schaffen, dem Grafen bis zum Morgengrauen zu entgehen, dürfen sie die Insel wieder lebend verlassen ...
In den Kulissen des nahezu zeitgleich entstandenen "King Kong" entstand unter Verwendung fast derselben Cast & Crew dieses preisgünstige kleine, weitaus weniger bekannte Werk, dessen Reputation aber zu Unrecht nicht so weit reicht.
"T.M.D.G." ist genau wie "Kong" ein archetypischer Film: Ähnlich dem großen Parallelwerk (und bisweilen noch offensichtlicher) wimmelt der Film von sexualpsychologischen Symbolen und Querverweisen, die aus heutiger Sicht freilich teils recht amüsant anmuten, das Gesamtwerk deshalb aber keinesfalls in seiner Form schwächen.
Weiterhin gibt es zahlreiche (mitunter bekanntere) jüngere Arbeiten mit ähnlicher Grundkonstellation (unschuldige Opfer werden zum Spaß durch unwirtliches Gelände gehetzt). Solche "Manhunt"-Filme (von "Run In The Sun" bis zu "Surviving The Game") berufen sich entweder ganz unbefangen auf dieses Original (übrigens ebenfalls eine Literaturadaption) oder müssen sich ansonsten mangelnde Originalität bescheinigen lassen.
Als Abenteuer- und - ansatzweise - Horrorstück ist Schoedsacks "Kleiner Bruder"-Film jedenfalls ein voller Gewinn. Und Leslie Banks mit weit aufgerissenem linken Auge und juckender Stirnnarbe porträtiert unnachahmlich einen der ersten großen Madmen der Leinwand.
9/10
#123
Geschrieben 24. November 2005, 19:07
Kingdom Of Heaven (Königreich der Himmel) ~ USA 2005
Directed By: Ridley Scott
Schilderung der geschichtlichen Ereignisse um die Palästina drohende Krise, die der nahe Tod des leprösen Königs Baldwin (Edward Norton) und die Kriegstreiberei des bösartigen Reynald (Brendan Gleeson) auslösen. Anschließend die Belagerung und Eroberung Jerusalems durch den sarazenischen Feldherrn Saladin (Ghassan Masoud). Verteidigt wird die Stadt tapfer und bis zum letzten durch den ehrenhaften Ritter Balian (Orlando Bloom), der erst wenige Zeit zuvor von seiner teils adligen Herkunft erfahren hat.
Kurz vor dem dritten Kreuzzug gegen Ende des 12. Jahrhunderts siedelte Scott der Ältere sein Schlachtenepos an und machte gleich die Ereignisse zum Thema, die zu selbigem geführt haben. Bei der Aufarbeitung der historischen Fakten legte er bzgl. einiger Details offenbar gesteigerten Wert auf Genauigkeit, was dem Film sehr zu Gute kommt, ebenso wie die Darsteller britischer Herkunft.
Scott schätzt visuelle Opulenz ja ohnehin mindestens genauso wie seine dicken Zigarren, weshalb erstere auch bei "Kingdom Of Heaven" routinemäßig ihren Platz findet. Unter den drei letzten großen Monumentalepen aus Tinseltown rangiert das Mittelalterepos jedenfalls in der selben Ablage wie "Troy" und "Alexander", zumal hierin zum einen unnötige Längen umschifft und zum anderen nicht so sehr einzelne Personen fokussiert werden. Letztlich ist der Hauptgrund aber wohl der, dass mit Ridley Scott der für solch ein Sujet derzeit fähigste Regisseur an Bord war.
Doch ich schwärme ohnehin für schwelgerische Historienepen (auch der neuen Welle) und kann selbst Heulern wie Emmerichs "The Patriot" noch Vieles abgewinnen, weswegen auch die vorliegende Bewertung vollends ein Kind süßer Subjektivität ist.
8/10
#124
Geschrieben 27. November 2005, 08:49
Die Schlangengrube und das Pendel ~ BRD 1967
Directed By: Harald Reinl
Graf Regula (Christopher Lee, sic!) will den Tod überlisten. Dafür benötigt er das adrenalingetränkte Blut von 13 Jungfrauen. Bevor er jedoch die letzte zu Tode martern kann, wird er selbst verurteilt und viergeteilt. Einige Dekaden später erwacht er mit Hilfe seines Dienser Anatol (Dieter Eppler) zu neuem Leben und will die Erben der Verantwortlichen für seine damalige Schmach (Lex Barker, Karin Dor) bezahlen lassen. Dabei befleißigt er sich gar gemeiner Methoden (s. Titel) ...
Dass die Constantin mit dem Versuch gescheitert ist, neben Wallace- und May-Adaptionen eine neue deutsche Erfolgswelle in Form von Gruselstreifen im Kino zu etablieren, lässt sich nach Ansicht des betreffenden Objekts auch heute noch nachvollziehen. Oben genannte Reihen waren eben original-bundesdeutsche Erfindungen und keine Rip Offs internationaler Erfolgsformeln, weswegen sie auch funktionierten. Diese Schauermär nach Motiven Edgar Allan Poes aber ist einfach zu behäbig geworden. Zwar werden auf Teufel komm raus diverse genretypische Elemente herangezogen und teilweise sogar ganz nett im Gesamtgeschehen untergebracht, das Endergebnis jedoch wirkt schlicht und einfach zu deutsch. Christopher Lee und Lex Barker mit ungewohnter Synchronstimme (Horst Naumann anstelle G.G. Hoffmanns) mühen sich zwar redlich, können den Karren aber auch nur teilweise aus dem Dreck ziehen.
Angesichts der internationalen Übermacht von Corman, Fisher und Bava (die, ganz nebenbei, ihren Zenit selbst schon lange überschritten hatten) musste Reinl, ein sorgfältiger Handwerker, aber eben "nur" ein Handwerker, sich zwangsläufig geschlagen geben. Nett anzuschauen, aber sicher nicht der Klassiker, zu dem er gerade allerorten ausgerufen wird.
Die DVD ist allerdings über jeden Zweifel erhaben.
5/10
#125
Geschrieben 27. November 2005, 09:19
The Woodsman ~ USA 2004
Directed By: Nicole Kassell
Walter (Kevin Bacon) musste für die Auslebung seiner Pädophilie 12 Jahre im Gefängnis brummen, wird danach entlassen und versucht, sich eine neue Existenz aufzubauen. Dennoch hat er weiterhin tagtäglich mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen. Zwar hält seine neue Freundin Vicki (Kyra Sedgwick), obwohl sie die Wahrheit kennt, tapfer zu ihm, aber der Polizist (Mos Def), der Walter permanent unter Druck setzt und der Grundschulhof gegenüber seiner Wohnung machen ihm das Leben nicht leichter ...
Leidlich interessante Charakterstudie, die ihrem Anspruch, pädophile Straftäter als Mitmenschen darzustellen, ohne diese auf eine Mitleidsebene zu hieven, in passabler Weise gerecht wird. Wie sehr ein Mensch, der die Kontrolle über seine Perversion verliert, sich selbst ins gesellschaftliche Aus bugsiert, versucht die Regisseurin genauso deutlich zu machen, wie die Tatsache, dass der gleiche Mensch auf freiem Fuße eine tickende Zeitbombe ist.
Dass derartige Denkansätze Einzug in ein Unterhaltungsmedium halten, mag für US-Verhältnisse geradezu sensationell anmuten, konnte mir aber nicht die Sicht auf einen nur leicht überdurchschnittlichen Film verschleiern.
Nicht übersehen sollte man nebenbei das Faktum, dass tatsächlich nur ein Bruchteil von Kindesmisshandlungen durch Personen außerhalb des sozialen Umfelds der Opfer begangen werden. Der fremde Onkel mit den Süßigkeiten und dem Auto (den man sich auch hier nicht verkneifen konnte) ist kaum mehr als ein mythisches Schreckgespenst.
Aber für ein filmisches Sujet mit einem wirklich tabubrechenden Thema Marke "Opa vergeht sich wieder und wieder an seiner Enkelin" ist die Gesellschaft wohl leider Gottes noch nicht reif genug.
6/10
#126
Geschrieben 27. November 2005, 16:18
American Pie: Band Camp (American Pie präsentiert: Die nächste Generation) ~ USA 2005
Directed By: Steve Rash
Stifflers jüngerer Bruder (Tad Hilgenbrinck) ist fast genau so ein Arsch wie sein Vorbild, entdeckt im Camp für nerdige Schulbands aber sein Herz für die Schwachen.
Wo habe ich mich denn da hin verlaufen? Unlustig, dumm, überflüssig, in einem Wort: indiskutabel.
1/10
#127
Geschrieben 27. November 2005, 17:04
Night Of The Demon (Der Fluch des Dämonen) ~ UK 1957
Directed By: Jacques Tourneur
Der amerikanische Wissenschaftler Holden (Dana Andrews) steht parapsychologischen Phänomenen ausnehmend skeptisch gegenüber und so sieht er es als ein Leichtes an, den Satanskult um den englischen Lebemann Dr. Karswell (Niall MacGinnis) zu hinterfragen und etwaige Ungereimtheiten zu widerlegen.
In London gelandet, sieht er sich jedoch alsbald nicht nur dem urplötzlichen Tod seines Kollegen Harrington (Maurice Denham), sondern auch auch einer eigenen Todesdrohung sowie diversen übersinnlichen Phänomenen gegenüber, die seine Bodenständigkeit auf eine harte Probe stellen ...
Endlich vermochte ich diese viel zu lange klaffende Bildungslücke zu schließen und bin erwartungsgemäß zu keiner Sekunde enttäuscht worden. Tourneurs Film ist wirklich großartig und ich kann mich dem ja mittlerweile vorherrschendem Tenor, der den (nachträglich erzwungenen) Auftritt der Kreatur als keineswegs störend erachtet, nur anschließen. Hier passt einfach alles und der Regisseur erweist sich einmal mehr als grandioser Stilist. Die S/W-Fotografie (Edward Scaife) mit ihren prächtigen Licht- und Schattenspielen ist in dieser Hinsicht nachgerade von primärer Bedeutung.
Die komplette Atmosphäre präsentiert sich als (und diesem Umstand tut das Alter des Films, falls dies überhaupt Erwähnung muss, keinen Abbruch) von einer omnipräsenten Bedrohlichkeit geprägt und lässt einen das eine ums andere Mal doch gehörig frösteln.
Meine Lieblingsszene ist die, in der Andrews vor seinem Zimmer steht, das unangenehme Rascheln (musste dabei anfänglich an "Them!" denken...) ertönt und man in den leeren, dunklen Gängen des Hotels jede Sekunde eine weiße Rauchwolke erwartet. Andrews' Gesichtsausdruck in dieser einen Sequenz straft sämtliche seiner Aussagen bezüglich seines unerschütterlichen Rationalismus im weiteren Verlauf der Geschichte Lügen.
Doch auch sonst ist der Fim voll von denkwürdigen Momenten, Karswells Kindervorstellung mit anschließendem Wirbelsturm, die Hypnotisierung des durchgedrehten Bauern... aber ich gerate ins Schwärmen.
Zu Gemüte geführt habe ich mir übrigens die wohl ohnehin zu bevorzugende, etwas längere britische Schnittfassung.
9/10
#128
Geschrieben 28. November 2005, 20:59
Empire Of The Sun (Das Reich der Sonne) ~ USA 1987
Directed By: Steven Spielberg
Als die Japaner 1941 in Shanghai einfallen, werden zahlreiche zumeist wohlhabende britische Kolonialisten Opfer der chaotischen Zustände. So auch der junge Jim (Christian Bale), der im Chaos seine Eltern verliert. In den nächsten 4 Jahren muss er sich durch die Wirren des Krieges kämpfen, was ihn nicht nur an seine physischen und psychischen Grenzen treibt, sondern auch erwachsener werden lässt als manchen Erwachsenen...
Der einzige (mir bekannte) Film, der sich mit der schwierigen Lage der Briten im China des 2. Weltkriegs auseinandersetzt. Und ein Beleg dafür, dass man nicht großartig in der Geschichte herumwühlen muss, um Elendssituationen ausfindig zu machen. Heraus kam einer von Spielbergs schönsten und eingängigsten Filmen, basierend auf einem teils autobiographischen Roman von J.G. Ballard. Insbesondere von der zeitgenössischen Kritik hoffnungslos unterbewertet. Wie Kinder Krieg erleben, einerseits als kräftezehrenden Überlebenskampf und andererseits als surreales Abenteuer, das wird hier in packende Bilder gefasst.
Der Untergang einer Epoche wird u.a. symbolisch dargestellt in Form eines riesigen Stadions, vollgestopft mit den nunmehr wertlosen Statussymbolen der westlichen Aristokratie. Dann explodiert die Hiroshima-Bombe und damit endet unwiederbringlich die Unschuld.
Manch einer mag sich beschweren, ihm sei der Film zu überladen. Mir nicht.
Dass Christian Bale zu beeindrucken weiß, konnte er bereits hier als 13-jähriger nachhaltig unter Beweis stellen, ihm zur Seite stehend einige weitere schauspielerische Größen.
Um einiges reifer und beeindruckender als so manche von Spielbergs jüngeren Arbeiten.
9/10
#129
Geschrieben 28. November 2005, 21:20
La Peau Douce (Die süße Haut) ~ F 1964
Directed By: Francois Truffaut
Der gesetzte Vater und Ehemann Lachenay (Jean Desailly) lässt sich auf ein Techtelmechtel mit einer etwa halb so alten Stewardess (Francoise Dorleac) ein und setzt damit sein eigenes Leben und das seiner Familie aufs Spiel.
Sehr ernstes existenzialistisches Drama, in dem Truffaut nicht ganz so radikal wie Godard, eher subordiniert und hintergründig, nouvelle vague - Elemente einsetzt. Es steht doch deutlich die Geschichte im Vordergrund, die zuweilen ungeniert von konventionellen Erzählmustern Gebrauch macht. So gibt es u.a. regelrechte Suspense-Szenen (das illegale Paar, kurz vor der Aufdeckung) wie bei Truffauts Guru Hitchcock. Glücklicherweise, muss man wohl hinzufügen, denn so rutscht der Film nicht ab in prätentiöse Untiefen, sondern fordert beständig des Rezipienten emotionale Anteilnahme. Dennoch: Eine recht ungemütliche und bedrückende Fallstudie, die man sich etwa im Gegensatz zum flockigen "La Nuit Americaine" wohl kaum gern regelmäßiger antun mag.
8/10
#130
Geschrieben 29. November 2005, 19:24
The Manitou (Der Manitou) ~ USA 1978
Directed By: William Girdler
Als aus Karen Tandys (Susan Strasberg) Rücken eine Geschwulst wächst, in der es sich der 400 Jahre alte, mehrfach reinkarnierte Medizinmann Misquamacus bequem macht, fackelt ihr hochstapelnder Freund Erskine (Tony Curtis) nicht lang und zieht einen modernen indianischen Geisterbeschwörer (Michael Ansara) hinzu. Gemeinsam rückt man dem leicht verwachsenen, nichtsdestotrotz aber mächtigen Wiedergeborenen, der sogar mit Luzifer persönlich paktiert, zuleibe ...
Herrlicher, schön atmosphärischer Stuss, der sich, sowohl was die Story anbelangt als auch im Gebrauch ganzer Bildfolgen freimütig bei einigen Genre-Highlights bedient. Von "The Exorcist" bis hin zu "2001: A Space Odyssey" findet man ein ganzes Sammelsurium kleiner und roßer Plagiierungselemente. Nichtsdestotrotz bietet Girdlers Streifen bestes Amüsement und vergisst - Manitu sei's getrommelt - nie den nötigen Funken Selbstironie.
Kleine Doofheiten und Spitzfindigkeiten gibt es bis zum Geht-nicht-mehr: Burgess Merediths Dachboden ist so übertrieben staubig, als wäre er seit Jahrhunderten nicht mehr betreten worden und Tony Curtis' Vorstellungen als paraphrasierender Zauberscharlatan sind dermaßen lächerlich, dass nicht mal die verkalkteste Oma ihm eine Sekunde glauben würde. Der ganze Showdown (Stichwort "Manitu der Maschinen") schließlich entbehrt in seiner bestechenden Naivität jeglicher rationalen Grundlage. Dass keiner der Beteiligten diesen Schmonzens auch nur eine Sekunde ernst genommen haben dürfte, aber dafür mit umso mehr Freude bei der Sache war, macht ihn nur umso charmanter.
6/10
#131
Geschrieben 30. November 2005, 20:34
Avenging Force (Night Hunter) ~ USA 1986
Direced By: Sam Firstenberg
Matt Hunter (Michael Dudikoff) ist eine große Nummer beim Geheimdienst. Sein bester Freund Larry Richards (Steve James), zugleich Matts Ex-Kollege und mittlerweile liberaler Politiker in New Orleans, wird samt Familie Opfer der rechtsradikalen Untergrundorganisation Pentangle. Als die Fieslinge, die nebenbei noch Menschenjagden betreiben, zu allem Überfluss Hunters kleine Schwester (Alliso Gereighty) entführen, nimmt er die Herausforderung an.
Cannon-Kanone mit dem produktionstypischen Mustergespann Firstenberg-Dudikoff-James, die ich als Teenie mal ganz prall fand, mich mittlerweile aber kaum mehr zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Die für einen solchen Fall rettenden Actionsequenzen sind gerade mal im "Geht so"-Sektor anzusiedeln und bis auf John Ryan als Oberirren und ein paar nette Einfälle (Cajunfest mit Transen, Jagd in den Bayous in Verkleidungen - hirnrissig aber lustig) funktioniert sowas eben knapp 20 Jahre später nicht mehr so ganz. George S. Clintons Score ist, obwohl teilweise fast schon dreist bei Wang Chungs "To Live And Die In L.A." (Titelthema mit rasantem Bass und Schlagzeug) abgekupfert, mit das Beste am Film.
Die Ideologie unterdessen gibt sich mal wieder richtig hübsch perfide - die Bösen sind rigorose, waffengeile, rassistische Antiliberale, die man natürlich am effektivsten mit ihren eigenen Methoden bekämpft - nur ein bisschen verschärft. So wurde das seinerzeit gehandhabt, als das B-Action-Kino noch in israelischer Hand war!
Mit Nostalgiebonus macht das immer noch
5/10.
#132
Geschrieben 01. Dezember 2005, 19:48
Die, Monster, Die! (Das Grauen auf Schloss Witley) ~ UK/USA 1965
Directed By: Daniel Haller
Junger US-Amerikaner (Nick Adams) besucht Verlobte (Suzan Farmer) und Eltern (Boris Karloff, Freda Jackson) auf deren englischem Herrensitz. Dort geht es allerdings nicht mit rechten Dingen zu: Nicht nur, dass die Bewohner der anliegenden Ortschaft Arkham Witley Hall meiden wie die Pest, auch der rollstuhlfahrende Vater ist mürrisch und will seinen Schwiegersohn in spe gleich wieder davon jagen. Die Mutter versteckt sich hinter einem Schleier, der Butler klappt zusammen und ein seltsames Stöhnen erfüllt das Gemäuer ...
Lose basierend auf einer Erzählung von Lovecraft kann man hier einen netten kleinen Sci-Fi/Horror-Bastard erleben, der zwar vor Unlogik nur so strotzt, aber dennoch ein genießerisches Szenario bietet. Was das nun eigentlich für Viecher sind, die da im Treibhaus hinter Gittern sitzen, erfährt man nie und kann es sich beim besten Willen auch nicht denken. Aber gerade das macht den Reiz von Hallers auf Scope geplustertem Film aus: Eine ganze Kollektion von Etwaigkeiten, die man am besten 75 Minuten lang einfach über sich ergehen lässt, das Hirn dabei im Offmodus. Danach ist man zwar um keine ästhetische Erfahrung reicher, dafür aber um einen kleinen Streifen, der - hier darf man's mal sagen - echt von Pappe ist.
5/10
#133
Geschrieben 03. Dezember 2005, 19:52
The Devil's Rejects ~ USA 2005
Directed By: Rob Zombie
Die Farm der Killerfamilie Firefly, Schauplatz zahlreicher blutiger Exzesse, wird entdeckt und so flieht man über Umwege in die Puffoase von Spauldings (Sid Haig) altem Kumpel Charlie (Ken Foree). Derweil ist der Bruder (William Forsythe) des im Vorgängerfilm getöteten George Wydell (Tom Towles), ebenfalls bei den Gesetzeshütern, Spaulding nebst Sprösslingen (Bill Moseley, Sheri Moon Zombie) auf den Fersen ...
Steht formal in so gut wie keinem Zusammenhang mit "House Of 1000 Corpses", schlägt diesen aber trotzdem ziemlich eindeutig. Zombie hat mit dem Nachfolger eher ein Outlaw-Roadmovie auf die Beine gestellt, und dieses durchweg glänzend in Szene gesetzt. Richtig schön staubtrocken und abgefuckt lässt er Otis, Baby und Spaulding sich über flirrende Highways und durch schmierige Motels hinwegfoltern und -meucheln, die Kamera in ewiger Unruhe. Wer hätte gedacht, dass der Mann als Filmautor seine musikalischen Errungenschaften beinahe in den Schatten stellen würde?
Die zahlreichen (Gast-) Auftritte diverser Genregrößen jedenfalls sind einfach nur herzerquickend und machen mindestens ebensoviel Laune wie der Showdown, in dem Zombie auf kaltschnäuzigste Weise (ähnlich den alten Slasher-Serien) Sympathien für die Mörder zu schüren sucht, als diese sich zu den Klängen von Lynyrd Skynyrds "Free Bird" der übermächtigen Staatsgewalt gegenübersehen. Ein echter magic moment, fraglos zwar auch als solcher konzipiert, wird er sicher dennoch Geschichte schreiben. Und wie bitte kommt man auf die bravourös-bescheuerte Idee, einen vollkommen überdrehten Filmhistoriker mit extremer Marx-Affinität und Listenwahn auftreten zu lassen? Ein gehöriger Arschtritt für klugscheißende Feuilletonisten.
Bin zugegeben wider Erwarten schwer beeindruckt.
9/10
#134
Geschrieben 04. Dezember 2005, 21:46
God Told Me To ~ USA 1976
Directed By: Larry Cohen
Urplötzlich geschehen mitten in Manhattan zahlreiche scheinbar unmotivierte Amokläufe. Die Täter machen allerdings keinerlei Anstalten zur Flucht, sie geben nur jeweils vor ihrem Ende an, dass Gott sie beauftragt habe. Peter Nicolas (Tony Lo Bianco), ein sehr gläubiger Polizist, ist der einzige, der die Ereignisse nicht als bloße Zufälle abtut, sondern Zusammenhänge erahnt und beginnt, dezidiert zu recherchieren. Tatsächlich stößt er bald auf jungfräuliche Mütter, erboste Kirchenobmänner und einen geschlechtslosen Messias (Richard Lynch). Doch nicht nur das, auch Nicolas selbst ist persönlich in die (un-) heiligen Ereignisse verstrickt ...
Eine Schande, dass Larry Cohens wohl beste Regiearbeit bei uns nie zu sehen war. Auch wenn alle seine Filme ein hohes Maß an Eigenständigkeit aufweisen, weil Cohen sich nie um Konventionen oder modische Vorgaben geschert hat, so ist "God Told Me To" sein sorgfältigstes und interessantestes Werk, dass sogar noch 30 Jahre nach seiner Premiere zumindest teilweise noch das vielstrapazierte Attribut "verstörend" verbuchen kann. Die größte Stärke der Geschichte liegt darin, dass man als Rezipient lange Zeit nicht ahnt, was nun wirklich die Ursache hinter alldem ist und so genau so ratlos durch die Straßen New Yorks irrt, wie der Protagonist, ein seit Hitchcock altbekanntes, aber immer wieder wirkungsvolles Prinzip - gerade bei einem solch biblischen Szenario.
Nicolas' Suche nach der Wahrheit wirkt richtiggehend dokumentarisch, so als sei man ihm mit der Handycam auf den Fersen gewesen und hätte seine Befragungen wie beiläufig gefilmt. Hinzu kommt, dass die Dialoge nicht im Tonstudio nachbereitet wurden, was den Szenen noch eine zusätzliche Authentizität verleiht.
Dass der Anarcho-Komiker Andy Kaufman, dessen späteres, eigenes Ableben Rätsel aufwerfen sollte, kurz als durchdrehender Cop bei der St Patrick's Day - Parade zu sehen ist, ist aus der Distanz betrachtet ein eigenartig anmutender Umstand, der dem Film wiederum zur späten Ehre gereicht.
Wie erwähnt, ein leider viel zu missachteter Klassiker.
9/10
#135
Geschrieben 05. Dezember 2005, 21:23
Trading Places (Die Glücksritter) ~ USA 1983
Directed By: John Landis
Philadelphia, the city of brotherly love, kurz vor Weihnachten: Mortimer (Don Ameche) und Randolph Duke (Ralph Bellamy), zwei steinreiche Börsenmogule, schließen eine in sozialethischer Hinsicht äußerst fragwürdige Wette ab: Es geht darum, ihren besten Broker (Dan Aykroyd) zu einem kriminellen Subjekt werden zu lassen, während ein schwarzer Penner von der Straße (Eddie Murphy) die nunmehr vakante Position des angesehensten Finanzberaters der Firma ausfüllen soll - allerdings nur kurzfristig, denn: "Do you think I want a nigger to rule our family business?" (Mortimer Duke). Dabei helfen die Brüder durch einige miese Tricks nach und tatsächlich gelingt das unmenschliche "Experiment".
Die beiden Versuchskaninchen allerdings finden bald die Wahrheit heraus und sind alles andere als erbaut darüber, wie ihnen mitgespielt wurde ...
Wer sich mal die Mühe gemacht hat, in mein Profil zu schauen, wird "Trading Places" vielleicht unter den persönlichen Lieblingen entdeckt haben. Tatsächlich wird dies immer einer jener Filme sein, deren Titel auf meinem Grabstein gemeißelt stehen sollen.
Vom Paramount-Logo bis zum Paramount-Logo, von der Figaro-Ouvertüre bis zu "Get A Job" von den Silhouettes liebe ich jede einzelne der zuweilen gern streng symmetrisch arrangierten Einstellungen und Dialogzeilen aus Landis' meisterhaftem Film (übrigens nur einer von vieren, die ich als Geniestreiche empfinde). Als ganz ordinäre Komödie ein Wasserfall von teils himmlisch derben Gags, als Sozialsatire ewig treffend bis ins Mark, als (etwas gemeines) Weihnachtsmärchen zum Dahinschmelzen schön. Eine Sternstunde nicht nur des immer leicht hyperaktiv wirkenden Regisseurs (der es sich als ewiger Bluesfan nicht verkneifen konnte, Bo Diddley als Pfandleiher zu besetzen), sondern auch aller beteiligten Hauptdarsteller. Seit "Trading Places" reduzierte man Jamie Lee Curtis allerorten nur noch auf "The Body", was recht eindeutig nachvollziehbar ist. Dan Aykroyd war nie wieder so gut wie hier und Eddie Murphy - nun ja, ist eben Eddie Murphy zu seiner Hochphase. Frank Oz in seiner ewigen Autoritätenrolle fehlt und enttäuscht ebensowenig wie der stets tuntige und viel zu früh verstorbene Stephen Stucker (auch aus "Airplane!" bekannt) oder Jim Belushi als Suffkopp im Affenkostüm. Und Denholm Elliott als cleverer Butler und Paul Gleason als arschiger "Deep Throat" für arme und und und ...
Es gibt eine überwitzige Szene nach der anderen, von der anfänglichen Enttarnung Eddie Murphys als falschem Kriegsveteran bis zu der völlig überdrehten Zugfahrt. Die beiden Autoren hatten hier eine einsames Highlight, das sie später mit mäßig witzigen Schwarzenegger-Komödien nie mehr auch nur annährend erreichen sollten.
10*/10
#136
Geschrieben 07. Dezember 2005, 21:09
City Of The Dead (Stadt der Toten) ~ UK 1960
Directed By: John Moxey
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wird in dem kleinen neuenglischen Dorf Whitewood die mit dem Satan paktierende Hexe Elizabeth Selwyn (Patricia Jessel) verbrannt.
Knapp 300 Jahre später kursieren immer noch Legenden über das Ausmaß an Hexerei, das in Whitewood stattfand und immer noch stattfindet. Die junge Studentin Nan (Venetia Stephenson) will vor Ort Recherchen anstellen und zieht - unter Absegnung ihres Professors Driscoll (Christopher Lee) in das Hotel der zwielichtig wirkenden Mrs. Newless (Patricia Jessel). Das hätte sie besser bleiben lassen ...
Heißer Anwärter auf den "mistiest film ever". Soviel Trockeneis wie im "Horror Hotel" (so der US-Titel) kommt wohl allenfalls noch in Carpenters "Fog" zum Einsatz. Aber es steht ihm gut, diesem kleinen, sichtbar in Studio-Kulissen gedrehten Grusler von Moxey, später eher Experte in Sachen TV. Ebendies gilt für die Beleuchtung, die das S/W-Flair nicht nur unterstützt, sondern geradezu bedingt. Produziert von Vulcan, der Vorgängerin von Amicus, zeigte man der schon übermächtigen, vornehmlich in Farbe machenden Konkurrenz, wo, man verzeihe mir das doofe Wortspiel, der Hammer hängt.
Nach Plotlöchern sollte man erst gar nicht fahnden, denn - soviel sei verraten - es gibt welche und die sind etwa so groß wie Cthulhu itself (z.B.: Wer ist schon so blöd wie die dessousbewährte Nan, nach mindestens 13 Warnzeichen immer noch nicht das Weite zu suchen?). Dafür aber birst der Ideenreichtum beinahe. Die vor dem Kamin zu flottem Swing tanzenden und urplötzlich verschwindenden Hotelgäste, von denen man nur die Silhouetten erkennt, wirken so grotesk, dass sie schon wieder beunruhigend sind. Gleiches gilt für den angeschlagenen Bill, der am Ende mit dem riesigen Kreuz im Gegenlicht über den Friedhof torkelt.
Für Genießer.
8/10
#137
Geschrieben 07. Dezember 2005, 21:29
Piranha (Piranhas) ~ USA 1978
Directed By: Joe Dante
Für militärische Zwecke (genauer: als B-Waffe für den Vietnam-Krieg) gezüchtete Killer-Piranhas entweichen durch Unachtsamkeit aus ihrem Becken und ins lokale Flussnetz. Ein Sommercamp für Kinder und ein neu eröffneter Freizeitpark garantieren den lieben Kleinen einige Festmäler. Bevor sie allerdings ins offene Meer geraten können, diese Piranhas sind nämlich in der Lage, in Süß- und Salzwasser zu überleben (!) sorgt ein beherztes Pärchen (das übrigens auch die Mitschuld an der Misere trägt) (Bradford Dillman, Heather Menzies), für Abhilfe. Jedenfalls scheint es so ...
So 'ne Art Gesellenstück von Corman-Schüler Dante, der hier sein späteres Können zwar nur aufblitzen lässt, dies dafür aber an den richtigen Stellen. Man kann sich direkt vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn so'n Piranha sich in der Wade verbeißt, so bitterbös und hektisch sind die Attacken der Räuber gefilmt und geschnitten. Hinzu kommt noch, dass Dante keinen Hehl aus der verschmitzten, sehr leichtfüßigen Art macht, mit dem er sein B-Thema B-mäßig ins Bild gesetzt hat. Dazu hat er noch eine fabulöse all-star-cast (u.a. Barbara Steele) hinter sich, die allein schon ordentlich Punkte abräumt. Kein Dante-Film ohne Dick Miller, und der ist hier in seinem besten Dante-Auftritt als gewissenloser Spaßpark-Unternehmer am Start.
Die "Kentucky Fried Movie"-Hommage ("Film at 11") an den Kollegen Landis am Schluss lässt einen noch kurz aufjauchzen und vorbei ist's mit der wilden Floßfahrt.
7/10
#138
Geschrieben 11. Dezember 2005, 09:53
Touching The Void (Sturz ins Leere) ~ UK 2003
Directed By: Kevin MacDonald
Als die beiden englischen Bergsteiger Joe und Simon den Siula Grande, einen Berg der peruanischen Anden, besteigen, bricht sich Joe beim Abstieg das Bein. Während er hilflos über einer Gletscherspalte baumelt, entscheidet sich Simon, der weiter oben auf einer Klippe hängt und langsam durch den Pulverschnee abwärts rutscht, schweren Herzens, das Seil durchzuschneiden. Joe landet weiter unten in der Spalte und schleppt sich unnachgiebig den Berg hinab ...
Spannendes Dokudrama, das vor Interviews mit den Beteiligten die Szenarien auf dem Siula Grande nachstellt. Der Zuschauer sieht sich alsbald mit der Frage danach konfrontiert, welche Option er in einer entsprechenden Situation wählen würde: Den besten Freund fallen lassen und mit der Schuld weiterleben oder selbst zu Tode kommen.
Simon Yates sah sich später zahlreichen Anfeindungen wegen seiner Reaktion ausgesetzt, obwohl sein Freund stets Yates' Verhalten verteidigt hat.
"Touching The Void" ist somit nicht als simples Bergsteigerdrama zu kategorisieren, sondern als eine fesselnde Reflexion über Schuld und unbändigen Überlebenswillen.
8/10
#139
Geschrieben 11. Dezember 2005, 10:19
Donnie Darko ~ USA 2001
Directed By: Richard Kelly
Der eher unscheinbare Schüler Donnie Darko (Jake Gyllenhall) steht plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, nachdem eine Flugzeigturbine in sein Elternhaus gekracht ist. Donnie ist leicht psychotisch, nimmt Psychopharmaka und muss seiner Therapeutin (Katherina Ross) gestehen, dass ihm ein mannsgroßes Kaninchen mit Überbiss namens Frank (James Duval) das Ende der Welt ankündigt. Angesichts seiner seelenlosen Mitmenschen bedeutet dies für Donnie nur ein weiteres Problem. Immerhin empfindet er Gefühle für seine neue Klassenkameradin Gretchen (Jena Malone) ...
Bezüglich Richard Kellys Film ist ja allerlei umherinterpretiert worden, was sicher auch seine Berechtigung hat und teilweise zutreffen mag. Auch nach mehrfacher Sichtung hinterlässt bei mir immer noch die Linie des Films, die ihn als Zeitporträt und Milieustudie erscheinen lässt, den größten Nachhall. Das Leben in einer spießigen amerikanischen Kleinstadt, in der gestandene Lehrerinnen Graham Greene und Lorne Greene nicht auseinderhalten zu vermögen und pädophilen Weltverbesserern nachlaufen, ist die beunruhigendste Vorstellung, die der Film bereithält und eine wahrhaft ernstzunehmende Vorankündigung des jüngsten Tages.
Als ich gestern bierbeseelt den Film, welcher mir aufgrund zahlreicher bekannter Aspekte immer noch sehr gut gefällt, geschaut habe, stellte sich mir permanent die Frage: "Was, wenn der Regisseur hier einen riesengroßen Fake gestartet hat und seinen zahlreichen Analysierern irgendwann den blanken Hintern zeigt?" Aber die Variante mit dem zeitreisenden Superhelden wird wohl die richtige sein, auch wenn mir erstere eigentlich mehr zusagen täte ...
9/10
#140
Geschrieben 11. Dezember 2005, 19:44
National Lampoon's European Vacation (Hilfe, die Amis kommen) ~ USA 1985
Directed By: Amy Heckerling
Die Griswalds (in diesem Film doch tatsächlich und ungeklärterweise mit "a" geschrieben) gewinnen in der TV-Show "Pig in a poke" eine Europa-Reise. Gemäß ihrem Naturell verursachen Familienvater Clark (Chevy Chase) und Anhang dort mehr Chaos, als den Europäern lieb ist ...
Endlich ist auch der zweite Teil der Griswold (oder -wald) - Anthologie bei uns erschienen. Ich finde ihn fast genauso witzig wie seine direkten Vorgänger und Nachfolger. Die "Vegas Vacation" fällt dann merklich ab.
Die europäischen Nationalitäten sehen sich hier nahezu sämtlichen Klischees ausgesetzt, die die heutige Bush-Nation sich wohl von uns macht. Am Übelsten erwischt es uns Deutsche. Nach "European Vacation" dürfte sich so mancher unbedarfter US-Bürger Deutschland als klitzekleines Niederbayern vorstellen, das zivilisatorisch leicht rückständig ist, in dem ausschließlich Weißwürste mit Kraut gefuttert werden und wo man am liebsten schuhplattlert. Dass Co-Autor Hughes es aber alles als bös meinte, sondern vielmehr die idiotisch-stereotypen Vorstellungen seiner Landsleute lediglich satirisch unterfütterte, demonstriert er unter anderem in Form des netten, relativierenden Abspanns, der dann als Replik auf die zuvor demonstrierte Altweltlichkeit wiederum sämtliche Amerika-Klischees Revue passieren lässt. Vor allem Chevy Chase ist wie immer grandios und zementiert seinen Status als einer der besten Filmkomiker der 80er.
7/10
#141
Geschrieben 12. Dezember 2005, 18:28
Dracula A.D. 1972 (Dracula jagt Mini-Mädchen) ~ UK 1972
Directed By: Alan Gibson
Genau 100 Jahre nach dem letzten Duell gegen seinen Erzfeind Van Helsing (Peter Cushing) wird der ewige Graf (Christopher Lee) von einem Faktotum namens Johnny Alucard (Christopher Neame) zu neuem Leben erweckt. Hurtig wetzt Dracula seine Eckzähne an den Hälsen hübscher junger Damen, wobei sich ihm der jüngste Spross der Van Helsing-Familie, die hübsche Jessica (Stephanie Beacham) erfolgreich entzieht. Zunächst jedenfalls. Doch der wackere Opa, seinerseits Enkel des Vampirjägers, ist schon zur Stelle ...
In ihrem vorletzten Dracula-Film verlegte Hammer das Setting um den blutsaugenden Aristokraten vom viktorianischen in das moderne England. Mit den Zeiten ändern sich allerdings auch die Sitten: Die Kids rauchen Pot, fahren sich LSD-Trips, verhalten sich unbeschwert promiskuitiv und spielen Spaß-Guerillero auf Empfängen der höheren Gesellschaft.
Auf das alte Duell zwischen Gut und Böse haben diese Anwandlungen jedoch nur wenig Einfluss - die Herren Dracula und Van Helsing sind nach wie vor sehr distinguierte und disziplinierte Gegner. Wahrscheinlich suchten die verantwortlichen Produzenten nur krampfhaft nach Mitteln und Wegen, ihre Produkte auch jüngeren Generationen zugänglich zu machen. Leider geht dieses Konzept jedoch nicht ganz auf: Gibsons Film wirkt recht bemüht und pendelt vor flotten easy listening-Rhythmen unentschlossen und bisweilen hilflos zwischen den Gegensätzen. Von klassischer Hammer-Atmosphäre ist da nicht allzu viel zu spüren. Als Kuriosum ist er jedoch immer noch goutierbar und als erneutes Gipfeltreffen zweier wohlfeiler Ikonen (übrigens erst das zweite in diesen Rollen nach dem 58er "Original") sowieso. Außerdem gibt's die junge Caroline Munro und Mick Jagger-Inspiration Marsha Hunt als leckere, wenn auch unfreiwillige Blutspenderinnen. Das ist doch auch was.
6/10
#142
Geschrieben 17. Dezember 2005, 21:30
We're No Angels (Wir sind keine Engel) ~ USA 1955
Directed By: Michael Curtiz
Um die vorletzte Jahrhundertwende entfliehen - pünktlich zum Weihnachtsfest - auf der Teufelsinsel drei Sträflinge (Humphrey Bogart, Peter Ustinov, Aldo Ray). Sie kommen bei dem gütigen, aber nicht gerade geschäftstüchtigen Krämer Ducotel (Leo G. Carroll) und dessen Familie unter. Gerade hat sich bei den Ducotels noch zusätzlicher Besuch angekündigt: Der steinreiche, unausstehliche Vetter André (Basil Rathbone) möchte gern der anstehenden Inventur beiwohnen. Die drei Knastbrüder entpuppen sich, trotz schlechter Vorsätze, als Retter in der Not ...
Curtiz' Weihnachtsklassiker gehört bei mir seit vielen Jahren zum traditionellen (Prä-) Festtagsprogramm. Sein manchmal recht derber Humor bewahrt den Film vor allzu großem Kitsch, dennoch ist er - in VistaVision und buntestem Technicolor, ein Fest für die Augen und voller Wärme.
Sein größtes Plus hat "We're No Angels", von dem Neil Jordan 35 Jahre später ein lahmes und unnötiges Remake erstellt hat, aber in der genialen Besetzung, die rundherum aus Glücksfällen besteht. Vor nervigem overacting, wie zumeist, absolut gefeit, liefert Bogart eine spitzzüngige Galavorstellung, Ustinov ist sowieso gut und vor allem Rathbone mit seiner authentisch britischen Arroganz (obwohl er hier natürlich einen Franzosen spielt) hat es mir mal wieder angetan.
Ein feines Antidepressivum für Weihnachtsmuffel.
9/10
#143
Geschrieben 18. Dezember 2005, 13:10
Weird Science (L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn) ~ USA 1985
Directed By: John Hughes
Gary (Anthony Michael Hall) und Wyatt (Ilan Mitchell-Smith), zwei formvollendete, 15-jährige High School-Loser, haben keine Schnitte bei den Mädels. Also kreieren sie sich ihre Traumfrau kurzerhand selbst am heimischen Computer. Die virtuelle Lisa (Kelly LeBrock) erweist sich nicht nur als echt steiler Zahn, sondern auch als anti-autoritäre Gouvernante, die den beiden Jungs erfolgreich Nachhilfe in Sachen Selbstbewusstsein erteilt.
Hughes' hübsche Fantasy-Komödie ist in punkto eingefangenes Lebensgefühl mal wieder einer der Filme, die zu keiner anderen Zeit denkbar sind, als ihrer Entstehungsära. Natürlich steht auch hier, genau wie in "Breakfast Club", "Ferris Bueller's Day Off" oder diversen anderen Hughes-Elaboraten einmal mehr im Vordergrund, wie schwer durchschnittliche US-Teens es doch haben. Hall mit flotter Frisur wirkt dabei gleich 10 Jahre älter als im Frühstücksclub und Mitchell-Smith ist hoffnungslos blass. So sind es denn auch eher die grotesken Ideen und Nebenepisoden, wie das Besäufnis in der Bluesbar, die Atomrakete im Haus oder Chets (Bill Paxton) Verwandlung in eine wandelnde Hämorrhoide, die "Weird Science" etwas aufwerten.
Vollends punkten kann der Film allerdings mit dem - im Grunde unpassenden, aber gerade deswegen so tollem - Einsatz von Vernon Wells und Michael Berryman als Rockermutanten, die jeweils ihre Parts aus "The Road Warrior" und "The Hills Have Eyes" persiflieren.
7/10
#144
Geschrieben 18. Dezember 2005, 15:28
Diabolik (Gefahr: Diabolik) ~ I/F 1968
Directed By: Mario Bava
Mehrere Episoden um den Superverbrecher Diabolik (John Phillip Law) und wie er diverse wertvolle Dinge stiehlt und dabei nicht nur einen konkurrierenden Drogenbaron (Adolfo Celi, hier ohne Augenklappe), sondern auch den gesamten Polizeiapparat, repräsentiert durch Inspektor Ginko (Michel Piccoli) narrt.
Camp oder nicht? Bavas wunderbare Fumetto-Verfilmung ist jedenfalls ein wahres Fest für die Augen. Es zeigt sich hier einmal mehr, wie stilvoll und geschmäcklerisch die 60er sein konnten, was sich nicht nur in der Bavaschen, wie immer auserlesenen und prallen Verwendung von Farben (wenn Diabolik seine violetten und grünen Gase verströmt, möchte man sich am liebsten direkt mittenrein setzen), sondern auch in den erlesenen Dekors und im Setdesign niederschlägt. Diaboliks unterirdisches Versteck ist ein Schlaraffenland für 60's-Enthusiasten, Valmonts Drogenhölle ein formidables Paradies für Potheads. Nicht zu vergessen die exzellente Musik Morricones, der sich manchmal auch ein bisschen bei John Barrys Bond-Sachen bedient.
Die ausnehmend erotische Marisa Mell schließlich stellt ihre vervollkommnete Anatomie zur Schau, John Phillip Law hingegen seinen ausgeprägten Bariton.
Wenn auch nicht der Intellekt, so wird hier doch großflächig das ästhetische Empfinden bedient, dieses jedoch so sprühend und reichhaltig, dass man danach einfach nur satt und zufrieden daniederliegt auf dem Chaiselongue!
9/10
#145
Geschrieben 18. Dezember 2005, 21:59
The Wicker Man ~ UK 1973
Directed By: Robin Hardy
Der schottische Police Sergeant Neil Howie (Edward Woodward), ein extrem bibelfester Erzkatholik, wird per Brief gebeten, auf der Insel Summerisle vor der Küste das Verschwinden eines 12-jährigen Mädchens zu untersuchen. Obwohl der Brief direkt von dort stammt, scheint niemand die Vermisste zu kennen, geschweige denn gesehen zu haben. Doch das ist nicht das einzig Seltsame: Diverse Bewohner huldigen heidnischen Ritualen und man pflegt einen lockeren sexuellen Umgang miteinander. Als Howie feststellt, dass das Mädchen doch hier lebte, wird es noch mysteriöser ...
Ein außerordentlicher Film, der zwar oft und in hilfloser Strampelei dem Horrorgenre zugerechnet wird, sich nach meiner Ansicht aber jeglicher Kategorisierung entzieht. Muss ja auch nicht immer sein, das mit den Kategorisierungen. Dieser Umstand hat aber zur Folge, dass der Zuschauer durch ein emotionales Wechselbad getrieben wird, weil im Prinzip dadurch auch jede Möglichkeit der Orientierung ausbleibt. Manchmal wirkt alles so überdosiert, dass man sich in einer Art Hippiesatire wähnt, dann wieder gibt es Momente quälender Unruhe und Szenen, die beinahe trippy daherkommen, wie die, in der Willow (Britt Ekland) ihren nackten Fruchtbarkeitstanz vor Sgt. Howies Zimmertür zelebriert. Das Ende ist dann in seiner unerbittlichen Konsequenz gar durchaus bestürzend.
Ingrid Pitt ist - ebenso wie Ekland nett, wenn auch leicht eery anzuschauen, und Christopher Lee wird bis heute nicht müde zu betonen, dass er seinen Part in "Wicker Man" für lau übernommen hat.
Kaum zu fassen, dass der Director's Cut (der in diesem Fall wirklich einer ist) nicht mehr in hundertprozentig tadelloser Qualität rekonstruierbar ist, weil die entsprechenden Filmrollen auf dem Müll (bzw. unter Autobahnteer) gelandet sind. Immerhin sind die Szenen überhaupt noch verfügbar, was dann schon wieder als Glücksfall bezeichnet werden kann.
9/10
#146
Geschrieben 20. Dezember 2005, 06:21
Swamp Thing (Das Ding aus dem Sumpf) ~ USA 1982
Directed By: Wes Craven
Die Agentin Cable (Adrienne Barbeau) wird zur Unterstützung des Botanikers Holland (Ray Wise) eingesetzt, der ein Mittel für radikal beschleunigtes Pflanzenwachstum erfunden hat. Anton Arcane (Louis Jordan), ein größenwahnsinniger Millionär, setzt mit seiner paramilitärischen Truppe alles daran, Holland die Formel für das Serum abzuluchsen. Dabei gerät Holland selbst mit dem giftgrünen Zeug (eine Art Vorläufer für Herbert Wests Re-Animations-Droge) in Berührung, steht hernach in Flammen und springt in den Sumpf. Diesem entsteigt er jedoch später wieder als missgelauntes Swamp Thing - und als Beschützer Cables.
Das Swamp Thing ist eine von Len Wein und Berni Wrightson kreierte Figur aus dem DC-Universum, jener Comic-Welt, die auch Superman, Batman oder den jüngst verfilmten John Constantine (der übrigens erstmals in der "Swamp Thing"-Serie aufgetaucht ist) beheimatet. Von seinen ohnehin recht bemerkenswerten Anfängen als Horror-Serial hat sich die Serie später unter der Federgführung Alan Moores zu einer der wichtigsten Medienrepräsentanten der 80er Jahre entwickelt.
Cravens Verfilmung jedoch datiert sich noch wesentlich früher. Entstanden ist dabei ein nettes B-Picture, das den Geist der Vorlage zwar nicht völlig außer Acht lässt, dafür aber ein ganzes Stück poppiger und bunter geworden ist. Craven lässt auch den (unfreiwilligen) Humor nicht zu kurz kommen, gibt er doch die letzten 20 Filmminuten (leider) vollkommen der Lächerlichkeit preis. Im Falle eines Streifens der B-Klasse ist dies aber noch zu verschmerzen. Hinzu kommen Weichzeichner und richtig drall arrangierte Szenenwechsel, die durchaus originell daherkommen.
Dennoch, das Script nimmt dem Comic einiges an tragischem Wind aus den Segeln: Linda Holland, im Film Alecs Schwester, ist bei Wein/Wrightson noch seine Frau. Der Cable-Charakter ist ein Mann und Arcanes Ambitionen, sich mittels des Serums zu verwandeln, rühren von seinem greisenhaften Äußeren. Louis Jordan als Ober-Dandy stinkt da doch etwas gegen ab.
Dafür ist David "Krug" Hess wieder ganz die unfassbar böse Frohnatur, zumindest bis das Swamp Thing seine Nuss knackt.
6/10
#147
Geschrieben 22. Dezember 2005, 20:07
The Last Emperor (Der letzte Kaiser) ~ UK/F/I 1987
Directed By: Bernardo Bertolucci
Die Geschichte von Pu Yi, Chinas letztem Kaiser vor der Republikwerdung und späteren kommunistischen Machtübernahme. Gezeigt werden biographische Stationen von seinem Einsatz als 3-jährigen (Richard Vuu) zum "Herrn der 1000 Jahre", über sein Studium unter dem englischen Intellektuellen Johnston (Peter O'Toole) bis hin zu seiner Kollaboration mit den japanischen Eindringlingen als Marionettenkaiser Mandschukos. Wir erfahren etwas über Pu Yis Ehe mit zwei Frauen (Joan Chen, Vivian Wu) und seine ideologische Umerziehung in einem Gefängnis der KP.
Bertoluccis gewaltiges Werk sollte man unbedingt in der Langfassung sehen, da es seinen epischen Charakter hier noch mehr entfalten kann. Der Film ist für mich eines der essenziellen Stücke des Monumentalkinos und steht gleich neben ähnlich groß angelegten (und langen) Wälzern wie "Lawrence Of Arabia" oder "Once Upon A Time In America".
Des Filmemachers Meisterschaft wird nicht zuletzt darin sichtbar, dass trotz einer Laufzeit von 210 Minuten kein Sekündchen der Langeweile oder des Desinteresses aufkommen mag. Obwohl Bertolucci keinerlei Zugeständnisse an den Massengeschmack macht, umschifft er gekonnt jede prätentiöse Gefahrenzone. Man ist gleichermaßen überwältigt und emotional involviert in das Schicksal dieses Mannes, der trotz seines gesellschaftlichen Status zeitlebens ein Gefangener war und auch ein naiver Tunichtgut. Wie ein Blättchen im Wind wird Pu Yi (als Erwachsener von John Lone grandios interpretiert) zwischen den politischen und sozialen Extremen hin- und her getragen, stets begleitet von persönlichen Tragödien.
So ist "The Last Emperor", trotz seiner vordergründigen Erscheinung als Biopic auch eine Bestandsaufnahme der Situation Chinas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und eine Reflexion über die Vergänglichkeit von Systemen und Herrscherfiguren.
Ein wunderbarer, zeitloser, (im besten Wortsinne) großer Film!
10/10
#148
Geschrieben 23. Dezember 2005, 13:15
Robots ~ USA 2005
Directed By: Chris Wedge
In einer Welt, die nur von Robotern bevölkert ist, nimmt sich der junge Erfinder Rodney vor, nach Robot City zu gehen, um in der Manufaktur des Maschinenmessias Bigweld anzufangen. Doch Bigweld ist seit längerem verschwunden, an seiner statt schmeißt jetzt der fiese Ratchet den Laden. Der plant, keine alten Roboter mehr mit Ersatzteilen zu versorgen, sondern sie gleich zu verschrotten. Rodney und ein paar neue Kumpels wollen das nicht auf sich sitzen lassen ...
Weil es hoffnungslos ist, mit einer 3. Klasse am 23. Dezember noch gewinnbringenden Unterricht machen zu wollen, habe ich es vorgezogen, mit meinen Süßen einen Film zu gucken. Zumindest in den ersten zwei Stunden, danach gab es mit der kompletten Schule einen Jahresabschluss, den echten Nervenkiller.
Die Demokratie entschied sich für "Robots", den ich mir ungesehen gekauft, bisher aber nicht gesehen hatte. Die Kurzen hatten ihren Spaß, was beweist, dass die Zielrezipientenschaft durchaus angesprochen wird. Ich hingegen ...
Ein sehr zwiespältiges Vergnügen. Das artifiziellste aller Filmgenres führt sich selbst ad absurdum, indem es, statt von lebendigen Figuren auch noch von künstlichen berichtet und damit vollends der Seelenlosigkeit anheim fällt. Von der ganzen, seit "Toy Story" gestarteten Animationsfilmwelle ist dies bisher der mit Abstand schwächste Beitrag. Für die Figuren empfindet man rein gar nichts, der ganze Film rauscht völlig unsubstanziell an einem vorbei, mit viel Tamtam und Achterbahnfahrten. 2, 3 gelungene Gags und das war's. So ist "Robots" ganz unabhängig von seiner Thematik äußerst unorganisch geworden. Dem gegenüber steht die wie immer perfekte Technik, die auch die zuständigen Leute bei Fox beherrschen. Dass das zuwenig ist, beweist mir mein ungewöhnlich rasch aufgetretenes Desinteresse.
3/10
#149
Geschrieben 25. Dezember 2005, 09:45
Pink Cadillac ~ USA 1989
Directed By: Buddy Van Horn
Die kautionsflüchtige Lou Ann McGuinn (Bernadette Peters) büchst vor ihrem Angetrauten (Timothy Carhart) und dessen kriminellen Neonazikumpels aus, während der mit allen Wassern gewaschene Kopfgeldjäger Tommy Nowak den Auftrag hat, sie wieder einzufangen.
Bail Bond Hunting, die erste: Ein seltsames System mit den US- Kautionsagenturen, inspiriert(e) es doch etliche Filmemacher und Autoren zu teils mehr, teils weniger originellem Werk. Die Serie "The Fall Guy" gehört ebenso dazu wie Tarantinos höchst unterschätzte Leonard-Verfilmung "Jackie Brown". Es geht da meist darum, dass die "Bail Bond"-Agenturen für irgendwelche Gauner Kaution stellen, die sich dann aus ihrem Staate entfernen und wieder eingefangen werden müssen, was dann sog. bounty hunters, ziemlich harte Jungs, übernehmen. Doch es zahlt sich nicht alles aus, was vielverspechend glänzt.
Auch Ikonen machen schlechte Filme. "Pink Cadillac" ist so ein Fall. Konnten andere Eastwood-Streifen der mittleren und späten 80er (wie die letzten "Dirty Harry"s oder "Heartbreak Ridge") wenn schon nicht eben durch Originalität, so doch durch ihren ätzenden Zynismus punkten, so bleibt auch dieser bei "Pink Cadillac" vollends aus. Ein unangenehmer, dummer Hybride aus des Protagonisten typischer 70er-Unterhaltung (à la "The Gauntlet") und familienkompatibler Weichspüler-Attitüde. Es soll sich wohl um eine "Action-Komödie" handeln, aber von beidem ist weit und breit nichts zu finden.
Trotz (oder wegen) eines wenigstens soliden Clint:
4/10
#150
Geschrieben 25. Dezember 2005, 10:01
Midnight Run ~ USA 1988
Directed By: Martin Brest
Der kautionsflüchtige Jonathan Madurkas (Charles Grodin) büchst vor seinem Ex-Boss, dem Mobster Jimmy Serrano (Dennis Farina) aus, während der mit allen Wassern gewaschene Kopfgeldjäger Jack Walsh (Robert De Niro) den Auftrag hat, ihn wieder einzufangen.
Bail Bond Hunting, die zweite: Dass es wesentlich besser geht als bei "Pink Cadillac" zeigte bereits ein Jahr zuvor Martin Brest. Zugegebenermaßen hatte er ein aktions- und wendungsreiches Script, eine hervorragende cast und offensichtlich ein (für diese Art Film entscheidendes) höheres Budget zur Verfügung. Außerdem ist der Film wirklich witzig. Besonders gefallen hat mir Yaphet Kotto als Hypertonie-gebeutelter FBI-Anzugständer.
Leider konnte man einigen Klischees keine klare Absage erteilen, so musste die etwas gefühlsduselige Szene mit Walshs Exfrau und Tochter wohl sein. Verteidiger werden mir entgegenhalten: Das ist aber wichtig für die Figuren-Charakterisierung. Dem erwidere ich kurz und bündig: Dummfug, sowas hat in einem Film wie dem vorliegenden nichts zu suchen.
Wie auch immer, für die lange Liste von konventionellen 80's Action-Comedies ist "Midnight Run" eine Zier, wenn auch kein Juwel.
7/10
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