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"Wenn Wege kleinen Kreisen gleichen, kann nichts mehr vorwärts geh'n!" - Filmforen.de - Seite 4

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"Wenn Wege kleinen Kreisen gleichen, kann nichts mehr vorwärts geh'n!"


327 Antworten in diesem Thema

#91 djmacbest

    lässt sich doch nicht öffentlich als Satire beschimpfen!

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Geschrieben 11. September 2003, 11:47

(8. September 2003 | Kino | deutsch | Neues Gabriel 1, München)

Da will man schon ein äußerst reizvolles aber längst totgesagtes Genre beleben, und man wählt ausgerechnet eine Attraktion aus einem Disney-Park als Vorlage? Und wenn schon Piratenfilm, warum dann nicht gleich richtig, sondern auch noch mit irgendwelchen Untoten? Vor allem diese beiden Fragen stimmten mich skeptisch. Aber die Vorfreude auf krachende Kanonen und gute Fechtszenen obsiegte!

Vorweg: "Der Fluch der Karibik" wirkt trotz diverser moderner Spielereien überraschend altmodisch. Zwar werden natürlich CGIs eingesetzt (wenn auch ausnahmsweise mal kaum als solche zu erkennen), es wird schneller geschnitten und Humor muß sowieso in jeden Actionfilm mit rein, aber dennoch versprüht der Film einen dezent archaischen Charme. Vielleicht, weil der Humor auf den kauzigen Personen (die nicht als blöder Sidekick herhalten müssen!) aufbaut? Oder weil man sich richtig schön Mühe mit der altbekannten Seeräuber-Romantik gegeben hat? Weil die durchweg guten Darsteller einfach raushängen lassen, dass sie hier so richtig ihren Spaß hatten? Oder sind es einfach nur die liebevoll gestalteten Kulissen und Kostüme, die unsere Kindheitserinnerungen wecken? Keine Ahnung!

Ohne jetzt näher auf die weiteren Qualitäten des FIlms einzugehen, möchte ich mich lieber einigen anderen Gedanken widmen: "Der Fluch der Karibik" scheint vor leisen Parodien und Anspielungen auf seine Vorgänger geradzu zu bersten! Da wäre das schmückende Wandgehänge aus zwei gekreuzten Klingen, dass sich wider allen Regeln des Genres so gar nicht zum Fechten eignen will. Oder das Duell zwischen Orlando Bloom und Johnny Depp, das mehr durch Wort- als Fechtwitz entschieden scheint (kennen wir das nicht aus einem bekannten Computerspiel-Klassiker?). Und überhaupt scheint Will Turner der perfekte Gegenpart zu dem Protagonisten aus demselben Computerspiel zu sein, schließlich will er um keinen Preis ein Pirat werden, doch ist das leider seine einzige Chance auf seine Angebete. Dann noch die haarsträubenden Stunts an schwingenden Seilen, die ausnahmsweise mal nicht alle klappen. Und noch so vieles weiteres, was mir bestimmt nicht gleich aufgefallen ist.

Fazit: So mag ich Popcorn-Filme! Kein nennenswerter Anspruch (auch wenn sich das gelegentliche Lesen zwischen den Zeilen lohnen mag), einwandfreie Inszenierung und einfach jede Menge Unterhaltung!

PS: Johnny Depp ist göttlich, aber ich bin mir beinahe sicher, dass nur die deutsche Synchronisation im anfangs diesen leicht schwulen Touch verleiht.


Jetzt ist die Welt reif für eine "Monkey Island"-Verfilmung!!! Und bitte mit Geoffrey Rush als "LeChuck"!!! :love: :D

Bilder folgen

#92 djmacbest

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Geschrieben 11. September 2003, 12:01

(9. September 2003 | DVD: Collection (F) | englisch | daheim)

Die Reihe hatte ich klein wenig vernachlässigt, in letzter Zeit... Also mal da weitermachen, wo ich aufgehört hatte!

Ausnahmsweise fasse ich mich kurz: Freddys Sprüche werden immer lockerer ("I like soulfood!"), die Story immer abgedrehter und die Inszenierung immer alptraumhafter und verworrener. Eigentlich bin ich zufrieden. Sicher kein Meisterwerk, aber ich hatte meinen Spaß!

Fazit: Sollte reichen...

#93 djmacbest

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Geschrieben 11. September 2003, 12:12

(10. September 2003 | DVD: Universal (D) | englisch | daheim)

Es gab exakt zweieinhalb Gründe, mir diesen Film aus der Videothek auszuleihen:
1. Bruce Campbell
2. 81 Minuten Laufzeit
2,5. Sean S. Cunningham (so begeistert bin ich vom 1. Freitag nicht, aber immerhin ist es ein bekannter Name)

Ochja, eigentlich habe ich nix bereut. Bruce Campbell klopft gelegentlich ganz coole Sprüchlein, die Story ist Reinkultur-Trash, von bösen Aliens die die Erde übernehmen wollen, eine Handvoll Leute auf einem eingeschneiten Flughafen, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit einem verurteilten Mörder (Campbell) unter ihnen. Logiklöcher, groß genug für mehrere Rollbahnen, Dramaturgie aus dem Drehbuch-Grundkurs und "Überraschungen", die so mancher 10jährige schon vorhersehbar findet.

Und es macht trotzdem Spaß: Die charmant-billigen Pappkulissen, die Beleuchtung einer TV-Soap (und die damit verbundene Atmosphäre), die stellenweise relativ miesen bis peinlichen Darsteller und die schlechten (seeeeeehr schlechten) Spezialeffekte. Alles in allem also ein C-Movie, mit immerhin einer richtig schön perfiden Idee: Um herauszufinden, wer vielleicht ein Alien ist, muß einer nach dem anderen durch die Gepächdurchleuchte-Maschine kriechen. Was dann mit dem tatsächlichen Alien passiert, ist durchaus cool! :D

Fazit: 81 Minuten, nicht länger. Solange reichts aber und ist ganz witzig.

#94 djmacbest

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Geschrieben 11. September 2003, 16:04

(11. September 2003 | DVD: Special Edition (Korea) | OmeU | daheim)

Ich beginne mit einem Geständnis: Erst das Nachwort von Quentin Tarantino machte mich darauf aufmerksam, dass zur Mitte des Films die Protagonisten wechseln und Takeshi Kaneshiro sich von Tony Leung Chiu Wai ablösen läßt. Bis dahin fand ich den Film recht verwirrend, aber das erklärt natürlich einiges! Eingefügtes Bild

Außerdem fand ich nach dieser Erkenntnis den Film zugleich sehr viel schöner und gelungener, als noch wenige Minuten zuvor, denn jetzt bekommt er mit einem Mal eine klare Struktur und auch der erste Teil des Films mit der Frau mit der blonden Perücke einen Sinn. Vorher habe ich immer darauf gewartet, dass sie wieder auftaucht!

Dann: Tolle Bilder, die Wong Kar-Wai hier liefert! Hypnotisch langsame Einstellungen wechseln sich mit infernalisch verschwommenen Zeitrafferaufnahmen ab, alles getaucht in leicht milchige Farben, überzogen von einem nebligen Schleier, der stellenweise ein wenig wie ein Weichzeichner wirkt. All das im Umfeld der fernöstlichen Schnellimbiß-Romantik, die wohl einen modernen Ersatz für den uramerikanischen Saloonwirt als Ratgeber in allen Lebenslagen ablösen soll.

Ebenfalls beeindruckend ist die zwar subtile aber dennoch ergreifende Romantik, zum Beispiel die wunderbaren Zitate zum Thema "Verfallsdatum"! Auch ein absoluter Magic Moment, als der Polizist vor dem Schnellimbiß seinen Kaffee in normalem Tempo schlürft, während davor alle Leute im Zeitraffer vorbeihasten, quälend lange hält Kar-Wai seine Kamera darauf, aber für ihn spielt Zeit gerade im Moment einfach eine andere Rolle! Und dann natürlich die tolle Idee mit der kleinen Faye, die ihrem Polizisten vorspielen will, dass seine Stewardess immer noch bei ihm ist und von Zeit zu Zeit in seinem Appartement auftaucht und kleine Dinge verändert - nur halt leider immer zu einer Zeit, wenn er noch im Dienst ist.

Fazit: Bestimmt nicht meine letzte Sichtung, und erst recht nicht mein letzter Wong Kar-Wai - endlich habe ich einen wirklichen Verwandten mit Jim Jarmusch entdeckt!

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#95 djmacbest

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Geschrieben 14. September 2003, 01:45

(11. September 2003 | DVD: Special Edition (Korea) | OmeU | daheim)

Erst im Internet auf einige Reviews und Ähnliches gestoßen, dann auch noch am Fantasy Film Fest gelaufen - also DVD gekauft und angeschaut.

Ich will mich heute mal etwas kürzer fassen, vor allem auch deswegen, weil mich der Film etwas ratlos zurückgelassen hat. Obwohl die Handlung eigentlich wirklich ergreifend sein sollte (und gerade der Schluß in all seiner Konsequenz zu Ende gedacht ist) hat mich "Sympathy" seltsam kalt gelassen. Ich habe in letzter Zeit durchaus gelernt, mich in Filme zu versenken und bin so durchaus (wieder) empfänglicher für jegliche Art filmischer Emotion geworden, doch dieser hier perlte an mir wirkungslos ab.

Vielleicht lag es am gänzlich fehlenden Soundtrack. Lediglich seltenes Instrumental-Geschredder, psychotisch und psychedelisch wie selten in asiatischen Filmen gehört, hebt zwar die markanten Stellen eindrucksvoll hervor, schafft somit aber gleichzeitig Fremdkörper im Film.

Oder waren es die ruhigen, beinahe statischen Bilder? Tolle Bildkompositionen (die auch im DVD-Menü verwendete Einstellung aus der Vogelperspektive, als der Vater den tauben Entführer durch den See zerrt!!!) können zwar beeindrucken, aber es fehlte hier die Dynamik.

Oder der Regisseur hat genau diese seltsame Wirkung beabsichtigt, und somit wieder alles richtig gemacht. Immerhin geht es hier um eiskalte Rache, nichts weiter. Ungeachtet aller Menschlichkeit, brutal, notwendig und ungerecht! Da sind "warme" Gefühle einfach fehl am Platz, Nüchternheit ist gefragt. Aber spricht man nicht auch von "glühender Rache"?

Fazit: Seltsam! Die Geschichte möchte mich mitfiebern lassen und ich erwarte jeden Moment den wohligen Schauer des Pathos auf meinem Rücken, doch stattdessen flimmert der Abspann über den Bildschirm. Ich bin mir unschlüssig, ob ich jetzt ob dieser perfekten Kälte beeindruckt oder enttäuscht sein soll.

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#96 djmacbest

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Geschrieben 05. Oktober 2003, 20:40

(20. September 2003 | Kino | OmspU | Yelmo Cineplex Ideál, Madrid)

Die letzte Sichtung ist ja noch nicht allzu lange her, also fasse ich mich einfach kurz. Reingegangen bin ich wohl am ehesten, um mitzugehen, nachdem sich mir keine Alternativen boten. Dennoch waren die diversen Schockszenen an der Miene meiner 18jährigen britischen Begleiterin äußerst nett abzulesen.

Beim zweiten Mal kann man natürlich wunderbar auf die ganzen Kleinigkeiten achten, die mit dem Ende aufgelöst werden. Und um so mehr ärgert es mich, dass der Zuschauer die Auflösung auf dem Silbertablett serviert bekommt, oder zumindest der viel zu frühe Zeitpunkt! So schwer wäre das doch trotzdem nicht gewesen...

Schön fand ich die ganzen kitschigen Anspielungen auf Genre-Klassiker (Indianerfriedhof, z.B.), die dann mit der Auflösung auf einmal ihre Berechtigung erfuhren.

Und besonders sind mir dieses Mal die wirklich außergewöhnlich guten Toneffekte aufgefallen, die dem Film durchaus noch zu einer besonderen Atmosphäre verhelfen können, neben der wirklich recht gelungenen Kameraarbeit.

Allerdings kann ich beim zweiten Sehen das nachvollziehen, was viele an "Fight Club" oder "6th Sense" stört: Der Zuschauer fühlt sich ein klein wenig verarscht. Bloß der Grund ist hier ein anderer. Bei "Identity" fühle ich mich betrogen. Betrogen um den Spaß, das Puzzle sorgfältig zusammenzusetzen. Denn in dem Moment, wo man es als solches erkennt, wird auch bereits das fertige Bild aufgesetzt, statt nur ein paar Rahmenstückchen vorzugeben. Schade, wirklich schade!

Spart mir den Kauf der DVD, denn ein drittes Mal werde ich den Film wohl nicht mehr anschauen, dafür ist er nämlich doch zu einfach gestrickt!

#97 djmacbest

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Geschrieben 05. Oktober 2003, 20:47

(27. September 2003 | Kino | OmspU | Yelmo Cineplex Ideál 4, Madrid)

Wird ein kurzer Eintrag, kommt nämlich gleich im nächsten nochmal...

War alleine drin, waren vorher was trinken, und es wollten alle nach Hause. Und ich wollte den unbedingt mal im Kino sehen! Hiermit erledigt und hat sich vollends gelohnt!

Was mir bei dieser meiner dritten Sichtung so alles neu aufgefallen ist, weiß ich nicht mehr zu bestimmen, werde das also beim Eintrag zur vierten Sichtung zusammenfassend beschreiben.

Bloß soviel: Mir war vorher nicht bewußt, wie unglaublich beängstigend ich die Szene zu Beginn bei (bzw. hinter) "Winkie's" finden könnte!!! Ich war wirklich überzeugt, dass mir dieser filmische Alptraum ebensolche bescheren würde. Doch sie blieben zum Glück aus! Die Furcht ist ungewiß, und dennoch vorhanden, unglaublich imminent! Wahnsinn!

Bis gleich...

#98 djmacbest

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Geschrieben 05. Oktober 2003, 20:49

(01. Oktober 2003 | Kino | OmspU | Yelmo Cineplex Ideál, Madrid)

War ein langweiliger Nachmittag, strömender Regen, alle haben gepennt (nennt man dortzulande "Siesta"), ich war hellwach, wollte den eh mal auf englisch sehen, what the hell...

Jaja, macht schon Spaß, das Filmchen. Johnny Depp kommt im Original sehr viel besser, da wird er nicht als schwul hingestellt, wie in der deutschen Synchro, z.B.

Auch sonst bringt die englische Sprache das altmodische Flair sehr schön rüber.

Allerdings ließ der Film beim zweiten Mal Sehen schon merklich nach. Es offenbarten sich kleinere Längen, unnötige Logiklöcher, dramaturgische Schwächen. Nicht viel, aber dennoch bemerkbar.

Und warum konnte man zur Wiederbelebung des Genres nicht mit einem "normalen" Piratenfilm anfangen? Muss denn immer noch einer draufgesetzt werden? Wahrscheinlich steht uns jetzt eine Flut von Fantasy-Piratenfilmen bevor, weil jedes Studio meint, das toppen zu müssen. Bei einem "herkömmlichen" Piratenfilm ohne übernatürlichen Schnickschnack wäre auch Platz für weitere solche gewesen, und dazwischen ein paar Ausflüge ins Fantasy-Genre. Schade drum. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.

btw: Ich hasse salziges Popcorn!!! Die haben mir das falsche verkauft! Scheiß-Sprachbarrieren!

#99 djmacbest

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Geschrieben 05. Oktober 2003, 22:48

(03. Oktober 2003 | Kino | OmspU | Yelmo Cineplex Ideál 4, Madrid)

Und hier ist er schon, der Eintrag zur 4. Sichtung! Zugegeben, ganz freiwillig war dieser Kinobesuch nicht, aber er hat sich im Nachhinein vollends gelohnt! Und nicht nur wegen der äußerst attraktiven Begleitung!

Denn zu meiner großen Begeisterung (und irgendwie ein kleines bißchen auch Enttäuschung) glaube ich, ganz kurz davor zu stehen, die Aussage "Mulholland Dr. läßt sich nicht vollkommen schlüssig interpretieren!" zu widerlegen. Mir fehlt lediglich ein Beweis für eine kleine Teiltheorie und eine Erklärung für das ein oder andere mir unverständliche Symbol, dann glaube ich, alle Widersprüche beseitigt zu haben! Mal schauen, das werde ich in nächster Zeit bestimmt einmal ausführlicher zu Papier bringen, wenn ich den Film noch einmal mit gezücktem Notizblock angesehen habe. Immerhin vergess ich bis zum Ende immer wieder die Hälfte von dem, was mir während des Films aufgefallen ist.

Warnung: Jeder, der den Film nicht kennt, hat von dem Folgenden wahrscheinlich rein gar nichts, zumindest aber jede Menge Spoiler. Deshalb: Weiterlesen auf eigene Gefahr!

Ich schreibe mal weitgehend ungeordnet, was mir im Moment alles noch einfällt und mir bei den letzten beiden Malen so aufgefallen ist (oder was ich, zuvor nur vermutet, bestätigt gefunden habe). Achja, meine Interpretation beruht auf der äußerst gängigen Theorie, dass der erste Teil ein (Wunsch-)Traum der Protagonistin des zweiten Teils sein soll.

- Zu Beginn schwenkt die Kamera nicht über zerwühlte Laken, vielmehr ist es die Perspektive einer Person, die sich eben schlafen legen will. Die Kamera sinkt dem roten Kissen entgegen. Dann beginnt der Traum.
- Nach dem Unfall legt sich Nebel über das Geschehen, viel mehr, als bei einem Autounfall realistisch erscheint. Der Nebel der ausgelöschten Erinnerung? Noch einmal sieht man solchen Nebel später im Film: Nach dem Selbstmord der Protagonistin!
- Die äußerst beängstigende Szene, des Alptraum-Patienten, der seinem Psychiater im Coffeehouse von seinen Problemen erzählt und sich daraufhin seiner Angst stellen möchte, ist keinesfalls aus dem Zusammenhang gerissen. Diese, und einige weitere, scheinbar unpassende, Sequenzen, sind ebenfalls Träume. Traum-im-Traum, sozusagen. Ganz deutlich legt sich die Gedächtnislose unter dem Tisch zum Schlafen hin, als diese Szene beginnt. Sie erwacht an ihrem Ende. (Die Symbolik lasse ich jetzt einmal außen vor...)
- Betty bezeichnet das Haus ihrer Tante als "Dream Place"!
- In der Handtasche der Schwarzhaarigen findet sich viel Geld. Woher stammt es? Hat sie ein Verbrechen begangen? Wollte sie eines in Auftrag geben?
- Der Regisseur Adam Kesher wird erpresst, eine gewisse Camilla Rhodes für eine Hauptrolle zu casten. Dabei verwendet der Espresso-Trinker (darauf komme ich später noch zurück) lediglich einen üblichen Headshot und die Worte "This is the girl!". Mehr wird zu der mysteriösen Person, die so ungerecht das bekommt, was vielleicht einer anderen zustehen würde, nicht gesagt. Auch hierzu mehr später...
- Die Bedienung im "Winkie's", das die beiden Frauen später aufsuchen, heißt Diane. (Die Begründung dafür, offenbart sich später.) Dies weckt die Erinnerung der Gedächtnislosen: Beim darauffolgenden Telefonanruf bei einer gewissen "Diane Selwyn" sagt Betty verheißungsvoll: "It's strange calling yourself!" Dann halten BEIDE Frauen ihr Ohr an den Hörer!
- Der Regisseur ertappt seine Frau beim Ehebruch. Und weder die Frau noch der Nebenbuhler zeigen soetwas wie Schuldgefühle. Folglich wird er etwas grob - und wird bestraft. Auch diese beiden Phänomene treten später erneut auf.
- Die Szene, die Betty probt, endet mit den Worten: "Before I kill you! - Then they'll put you in jail! - I hate you! I hate us both!" Wieder eine Umschreibung der Handlung im zweiten Filmteil.
- Der mysteriöse Cowboy gibt dem Regisseur den Rat, dass er, wenn er die geforderte Schauspielerin beim Casting gesehen habe, die Worte "This is the girl!" verwenden soll. Allerdings (ich formuliere bewußt als Widerspruch) sagt er auch: "Now, you will see me one more time if you do good. You'll see me two more times if you do bad. Goodnight." Obwohl der Regisseur tut, wie ihm geheissen (wie auch analog dazu Diane im zweiten Filmteil - Erklärung folgt), taucht der Cowboy noch ZWEIMAL auf (einmal "weckt" er die schlafende Diane aus ihrem Traum, später huscht er als Partygast durch den Hintergrund)! Und es wird ZWEI Tote zu beklagen geben! Ist der erste Ratschlag des Cowboy ein emotionaler, während der zweite Ratschlag rationaler (moralischer) Natur ist? Für den Regisseur scheint es die einzige Möglichkeit, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, wenn er die geforderten Worte "This is the girl!" ausspricht.
- Kurz nachdem er dieses Vorhaben in die Tat umsetzt, trifft sein Blick auf Betty - und umgekehrt. Ist es Reue in seinen Augen? Furcht in ihren? Fluchtartig verläßt sie das Set, doch scheinbar aus einem völlig anderen Grund!
- Die beiden Frauen finden die tote Diane Selwyn auf ihrem Bett vor. Doch seltsamerweise (Grund folgt) scheint die Gedächtnislose sehr viel schwerer mitgenommen von dieser Entdeckung.
- Als Folge daraus möchte die Schwarzhaarige (Gedächtnislose) aus ihrer Identität fliehen - sie möchte sich ihre Haare abschneiden. Doch Betty hält sie davon ab, und überredet sie, eine blonde Perücke (nach offenbar mehreren andersfarbigen Versuchen) zu tragen - Bettys eigene Haarfarbe. Die Szene endet mit einer Liebesszene - die beiden Frauen "vereinigen sich", wie der Poet vielleicht sagen würde. Doch ist dies jetzt Entwicklung oder Erkenntnis?
- Die Katharsis - Läuterung - folgt auf dem Fuße. Im Club "Silencio" erfahren die beiden Frauen, dass alles eine Illusion sei, eine Aufnahme. Sie erlebten die Vergangenheit, genauer, eine vorgetäuschte/mögliche Vergangenheit. Betty, die 100%ig unschuldig und gut ist, wird von Krämpfen gepackt. Wenig später, zu Hause, verschwindet sie spurlos. Kurz bevor die Schwarzhaarige ihr eigenes Geheimnis "entschlüsselt".

Der folgende Teil ist vermeintlich einfach aufzulösen, beachtet man lediglich die kleinen Hinweise, die der Regisseur gibt: Der chronologische Ablauf läßt sich mit Hilfe diverser Gegenstände in der Dekoration rekonstruieren. Schwieriger ist es allerdings, den Bezug zum vorherigen Traum herzustellen, denn verschiedenste Personen sind vertauscht. Das Problem ist jedoch kaum die Zuordnung, sondern die Begründung dafür.
Ein Versuch einer Conclusio:
Diane wird in ihrem Traum verkörpert durch die Schwarzhaarige. Sie ist auf dem Weg, den Mord an ihrer Freundin (und damit an sich selbst, daher auch diese Gestalt) in Auftrag zu geben. Durch den Verlust ihres Gedächtnisses, kann sie jedoch alles noch einmal überdenken. (Der Unfall ereignet sich an dem Ort, an dem auch ihr endgültiges Unglück begann. Hier ist sie aus dem Auto gestiegen, um zu der Party zu gehen, wo ihre Geliebte ihre Hochzeit bekanntgibt.) Hierbei begegnet sie ihrem "guten Gewissen" in der Gestalt der grenzenlos naiven und völlig schuldlosen Betty. Sie ist hochtalentiert, herzensgut, selbstbewußt, zielstrebig, unerschütterlich und in jeder Hinsicht perfekt! Den Namen "Betty" sah sie zuvor im "Winkie's" (dem Ort ihrer Sünde, also begegnet sie in ihrem Traum-im-Traum auch hier ihrer grenzenlosen Schuld) auf dem Namensschild der Kellnerin. Und da in L.A. ja bekanntlich alle Kellnerinnen unentdeckte Filmstars sind, so heißt auch ihr unentdeckter Filmstar im Traum "Betty". Gleichzeitig markiert diese Erkenntnis auch den letzten Punkt, an dem sie noch hätte umkehren können, zu ihrer guten Seite, zu Betty. Zum (unrealistischen) Wunschtraum wird der erste Filmteil dadurch, dass sie dieser guten Seite ihr eigenes Gesicht verleiht, obwohl sie in der Realität anders entschieden hat. Ihre endgültige positive Entscheidung im Traum fällt dann, als sie sich der unausweichlichen Folge (nämlich ihr eigener Tod) bewußt wird, und sich folglich ganz mit dieser Seite einläßt. Die Show im Club "Silencio" offenbart allerdings die Sinnlosigkeit dieser Handlung, denn sie erlebt nur eine mögliche Vergangenheit, die leider nicht stattgefunden hat. An dieser Erkenntnis geht Betty zu Grunde (ihr Anfall und ihr Verschwinden!).
Ihre schlechte (vielmehr schwache) Seite, wird repräsentiert durch den glücklosen Regisseur Adam Kesher. Sein Gesicht wählt sie deshalb für diese Rolle, weil es im realen Leben er ist, der die Schuld für ihre Misere trägt - er hat sich ungefragt in ihr Leben gedrängt und ihr all das genommen, was ihr wichtig war. Doch auch er ist nicht böse, nur egoistisch und moralisch schwach. Nach einem kurzen Aufbäumen gegen das Unvermeidliche und der letzten Ermahnung durch die neutrale Stimme des Cowboys ("Du wirst es tun. Wenn du gut handelst, siehst du mich nur noch einmal (irgendwann), wenn du schlecht handelst, zweimal. Gute Nacht!" - Der erste Satz ist Prophezeiung, der zweite Satz die Auflistung seiner Möglichkeiten, samt ihrer Konsequenzen. Eine Wahl hat er aber nicht. Oder nicht mehr. Zumindest aber nicht dieser Teil von Diane Selwyns Persönlichkeit.) gibt er dem Drang nach. Es sind (moralisch) finstere Emotionen, die ihn dazu erpressen, und ebenso sehen auch die Personen aus, die sie verkörpern. Der unbeherrschte Wutausbruch des Einen, der finstere Drahtzieher im Hintergrund, die besonders markante Gestalt des Espresso-Trinkers. Diese hat das Gesicht desjenigen Partygastes, der sie anstarrte, als sie gerade ihren bitteren Espresso schlürfte. Und auch im selben Moment taucht der Cowboy ein letztes Mal - zum zweiten Mal nach seiner Ermahnung - auf, die Entscheidung ist gefallen, sie hat sich für "bad" entschieden, für den bitteren Weg, der "schlechte Espresso" eben, den diese Gestalt so verabscheut - ob er sie schon durchschaut hat, so wie der starrt? Der Regisseur entscheidet sich. "This is the girl!" sind seine Worte (dieselben Worte verwendet auch Diane, als sie dem Killer das Foto ihrer Geliebten überreicht), als er die Frau erblickt. Und diese Frau: Sie erscheint mit dem Gesicht einer mysteriösen Fremden, die die (echte) Camilla auf der Verlobungsparty leidenschaftlich geküßt hat. Sie weiß nichts über sie, wer sie ist, woher sie kommt, was sie macht. Sie weiß nur, dass sie das bekommen hat, was sie haben will, was vielleicht ihr sogar zusteht. Genau wie diese Schauspielerin in ihrem Traum, welche die Traumrolle bekommt, obwohl niemand weiß, warum. In dem Moment, als der Regisseur die verhängnisvollen Worte ausspricht, begegnet er Betty, der unendlich Guten (ebenso wie Diane im wirklichen Leben der Kellnerin Betty begegnet, als sie "This is the girl!" sagt). Doch die unendlich Gute verläßt fluchtartig den Raum - auf dem Weg, ihre eigene (oder eben die von Diane) Leiche zu finden! Als Folge dieser Entdeckung verzweifelt die namenlose Schwarzhaarige, sie wird sich ihrer Tat und ihrer Schuld bewußt, sie möchte alles ändern, rückgängig machen. Doch nicht die Selbstverstümmelung (Haare abschneiden) sei der richtige Weg, sie muß sich nur für die richtige Seite entscheiden, für Betty. Doch leider offenbart der Club "Silencio" im Anschluß, dass sie diese Entscheidung nicht mehr treffen kann. Sie hat sich bereits anders entschieden. Diese vermeintliche Auswahlmöglichkeit verschwindet. (Das Lied, dass die sterbende Frau im Club singt, scheint eine durchaus parallele Geschichte zur erzählen, soweit ich das verstanden habe...)
Es erscheint der Cowboy, zum zweiten Mal (eigentlich zum ersten Mal nach seiner Ankündigung, bringt man die Geschichte in chronologisch richtige Reihenfolge, dann jedoch bereits zum zweiten Mal, da sein späteres Auftauchen in einer Rückblende stattfindet.) - "It's time to wake up!" - Genug geträumt, jetzt muß das unausweichliche aus deiner Entscheidung folgen! Und tatsächlich, noch am selben Tag, nachdem sie ihre Geschichte ein letztes Mal reflektiert hat, begeht sie ihren Selbstmord.



Wahrscheinlich weist diese Interpretation immer noch tausende Unzulänglichkeiten und Widersprüche auf (ich habe auch nicht jedes Detail aufgeführt, einiges sollte aber daraus klar werden), aber ich komme mittlerweile zu der Ansicht, dass "Mulholland Dr." so unlösbar doch nicht ist. Mir scheint, als gebe es sehr wohl eine eindeutige, widerspruchsfreie Erklärung.

Dann mal kurz: Vielen Dank an Yvonne Chen (auch wenn du das hier gar nicht lesen kannst), die lange Diskussion mit dir über den Film war sehr interessant und hat einige tolle Denkanstöße geliefert!

Tja, mein bisher längster FT-Eintrag. Zerpflückt ihn, diskutiert mit mir darüber, dafür gibt's ja den Kommentar-Thread. In diesem Fall bin ich sogar besonders dankbar dafür! Legt los! :)

#100 djmacbest

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Geschrieben 09. Oktober 2003, 18:45

(07. Oktober 2003 | Kino | deutsch | Mathäser Filmpalast 4, München)

Dienstag war die letzte Chance für den Film (in einem Münchner Kino), also rein.

Zu Beginn: "Mensch, halt doch mal die Kamera ruhig!" Dann: Ich erkenne ein System, die Kamera rotiert gegen den Uhrzeigersinn eines Blaulichts, die Zeit wird zurückgedreht - den Rest des Films.

So torkelt man also durch das unangenehme französische Nachtleben, folgt dabei dem hasserfüllten Marcus, dessen Freund ihn zu beschwichtigen versucht. Doch tatsächlich ist er es, der einem Gast im Nachtclub "Rectum" mit einem Feuerlöscher buchstäblich den Schädel einschlägt. Stück für Stück. Knochensplitter für Knochensplitter.

Die Zeit dreht sich weiter zurück (es wurde vorher bereits angekündigt, dass die Zeit nichts Gutes bewirkt), wir sehen Marcus' Freundin (Monica Bellucci). Sie verläßt verstimmt eine Party, nimmt eine Fußgängerunterführung, rot ausgeleuchtet, der quadratische Korridor erinnert nicht von ungefähr an Kubrick's "2001" (hier wird der Mensch wieder zum Tier, zum Primaten, von der Evolution in die nächsthöhere Daseinsebene noch weit entfernt.), und trifft auf ihren Peiniger, der sie wenig später vergewaltigen wird. Schonungslos hält die Kamera zum ersten Mal still. In einer einzigen, quälend langen Einstellung kommt die gesamte grausame Tat ohne einen einzigen Schnitt aus. Und selbst als man denkt, man hätte das Schlimmste überstanden, ertönt die rauhe Stimme des Täters: "Ich bin noch nicht fertig mit dir!" Gleichsam an den Zuschauer wie auch an die arme Alex gerichtet, beginnt er, ihre vormals makellose Schönheit restlos zu zerstören. Tritte ins Gesicht, der Kopf knallt gegen den Asphalt, das Antlitz blutüberströmt. Blinde Lust an der Zerstörung.

Und jetzt? Das waren also die beiden skandalträchtigen Szenen. Was soll da noch groß kommen? Doch tatsächlich rechtfertigt Noé mit der folgenden Filmhälfte die bereits getätigte Gewalt. In ruhigen Perspektiven und äußerst langen Einstellungen (im Moment würde ich sogar fast behaupten, dass nur noch die weiteren Zeitsprünge die folgenden Szenen schneiden) erzählt "Irreversibel" die Vorgeschichte dieses Pärchens. Und wimmelt dabei von bedrohlichen Andeutungen, auf das, was noch kommen wird - und was der Zuschauer bereits erlebt hat. Dabei profitiert der Film vor allem von Vincent Cassel und Monica Bellucci, die mit sichtlicher Hingabe sich in ihren Rollen verwirklichen - der Vergleich mit Kidman / Cruise in "Eyes Wide Shut" drängt sich auf. Die heile Welt vor dem Verbrechen wird geschildert, verträumt, hätten sich die anderen Bilder nicht bereits fest in die Netzhaut eingebrannt, könnte man glatt das Träumen anfangen. Doch auch diese vermeintliche Idylle wird zerstört, mit einer eigentlich erfreulichen Nachricht. Allerdings ist in Hinblick auf die Zukunft die Freude doch gedämpft, und selbst die Protagonisten scheinen ihr Schicksal irgendwie zu erahnen.

Unabhängig von den drastischen Szenen weiß der Film mit einer Message zu beeindrucken, die schöner und zugleich fatalistischer nicht sein könnte. Ein ausformuliertes "Carpe Diem!", allerdings mit düsteren Einschränkungen. Nicht "denk an deine Zukunft!", sondern "hoffe auf deine Zukunft!" - denn sie kann dir jeden schönen Tag sogar nachträglich noch zerstören!

#101 djmacbest

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Geschrieben 10. Oktober 2003, 20:20

(08. Oktober 2003 | DVD: Collection (F) | OmeU | daheim)

Ochja. Ein weiterer Schritt in Richtung Zielgerade. Und ein ziemlich unnötiger noch dazu. Langsam wird es ziemlich lästig, in welche pseudo-mystischen Richtungen die Story noch gewunden wird. Und auch sonst, eher langweilig als irgendwie interessant. Ein paar einigermaßen originelle Mord-Ideen wären schon da, aber die Umsetzung ist irgendwie daneben. Zu abgefahren, zu "hip", zu lustig, zu trashig. Und selbst Freddy hat schon mal besser Sprüche geklopft.

Fazit: Der Vollständigkeit halber. Aber ich glaube, einmal reicht.

#102 djmacbest

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Geschrieben 10. Oktober 2003, 20:37

(09. Oktober 2003 | DVD: Korea | OmeU | daheim)

Nach "Chungking Express" diese Quasi-Fortsetzung (laut Quentin Tarantino im Intro meiner "Chungking Express"-DVD).

Am Anfang etwas Enttäuschung. Es fällt etwas schwer, mit den Charakteren warm zu werden, die Kamera scheint übertrieben unruhig, und Wong Kar-Wai trifft den philosophische Ton auch nicht sofort auf den Punkt. Doch mit der Zeit, ca. nach einer halben Stunde, verliebe ich mich in die Personen, in alle. Die einsame Profikiller-Gehilfin, die sich in jeder Sekunde nach ihrem Chef sehnt. Der Profikiller, der sich sichtlich über das Treffen mit einem alten Klassenkameraden freut, aber kaltherzig sein muß und sämtliche (Geschäfts-)Beziehungen hinter sich abbricht, bis ihn am Schluß seine Sünden in Form der (für das Hong Kong-Kino typischen) Buße einholen. Die soeben von ihrem Freund betrogene und verlassene Charlie, die sich daraufhin beim liebenswürdigen He Zhiwu ausweint - und scheinbar die direkte Steilvorlage für die resolute Protagonistin aus "My Sassy Girl" geliefert hat. Das Blondchen, das immer noch der alten Beziehung nachtrauert, und die es dabei auch gar nicht stört, wenn dieser einst geliebte sich an sie gar nicht mehr erinnern kann, solange er nur jetzt wieder mit ihr zusammen ist.

All diese kleinen Geschichten von gefallenen Engeln läßt Wong Kar-Wai beinahe unverknüpft, lediglich hüpft gelegentlich ein Protagonist von einer in die nächste, wird von ihm gesprochen, auf ihn angespielt. Er taucht seine philosophische Meditation in expressionistische Bilder, gespickt mit Farbfiltern, Zeitlupen, Weichzeichnern bis zur Unkenntlichkeit, lediglich durchsetzt von gelegentlich zu schnellen Schnitten und der etwas zu hektischen Kamera, scheut nicht vor Schwarzweiß, langen Einstellungen, alles im fliegenden Wechsel. Beinahe rauschhaft, aber ein schöner Rausch. Und spätestens bei der folgenden Szene schmilzt auch das unerbittlichste Herz:

Eingefügtes Bild

Fazit: Wunderbar, im wahrsten Sinne des Wortes. Anekdoten aus verschiedenen, nur fast normalen Leben, aber dennoch so ehrlich erzählt, als hätte ein guter Bekannter sie selbst erlebt. Haarscharf schwächer als "Chungking Express", aber das ist immer noch ein Kompliment. Jetzt fehlt bloß noch eine anständige DVD, die koreanische ist eher eine Zumutung.

#103 djmacbest

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Geschrieben 11. Oktober 2003, 19:07

(11. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (UK) | OmeU | daheim)

Meine zweite Sichtung, diesmal im O-Ton. Davor hatte ich ehrlich gesagt Angst, die ganzen irischen Freaks, die da durcheinanderbrabbeln, dazu der archaische Slang - das roch nach Arbeit und Wörterbuch. Aber ich wurde angenehm überrascht, selbst ohne UTs hätte ich mir das durchaus zugetraut.

Tja, dann: Das zweite Mal hat mir den Film leider etwas verderben können. War ich im Kino noch begeistert vom epischen Ausmaß der Geschichte, den üppigen Kulissen und dem allgemein opulenten Ambiente, so empfand ich heute die Dramaturgie als schleppend und schwach.

Zu oft geriet mir GONY zu plakativ in der Wahl seiner Mittel, zu effektheischerisch, zu pathetisch, zu zeitgemäß. So wurde die Schlacht zu Beginn zur etwas peinlichen Männerfantasie im (bzw. kurz vor dem) Blutrausch, einige Randfiguren wollten mir einfach nicht in den Kopf (Warum ist der Polizist inzwischen so undifferenziert böse, was hat diesen Wandel bewirkt, hat er doch vorher Seite an Seite mit den vermeintlich Guten gekämpft?), und das Schlußbild - New York im Wandel der Zeit - kann mir keineswegs einen beruhigenden Abschluß bieten, sondern erweckt in mir den Eindruck, dass man auf die gezeigte, wenig rühmliche, Vergangenheit sogar noch besonders stolz wäre. Zwar kann dem der Rest des Films durchaus widersprechen, doch der letzte Eindruck bleibt ja bekanntlich hängen, deswegen ein etwas fader Beigeschmack. Auch in der Schlacht zum Schluß nerven die billigen Schockeffekte mit offensichtlich gestellten Grausamkeiten, so naiv kitschig in Szene gesetzt, und untermalen vom lästigen Kommentar des Funkers, der offensichtlich das Ende auch für Blinde nachvollziehbar gestalten soll.

Auch Leonardo diCaprio, den ich beim ersten Mal durchaus als überzeugend empfand, konnte mir dieses Mal die erste Filmhälfte durchaus vermiesen. Sein ständiger Gesichtsausdruck zwischen VW Beetle und "mysteriöser Fremder" sorgt eher für Schmunzeln denn für Atmosphäre (Ausnahme: Sein Gespräch mit Bill, als dieser nachts an seinem Bett sitzt!). Zum Glück wird mit seiner Enttarnung auch sein offensichtlich vorhandenes Schauspieltalent aufgedeckt.

Dennoch: Die Ausstattung kann weiterhin beeindrucken, die Story durchaus fesseln, Daniel Day-Lewis brilliert in der Rolle seines Lebens und die Kameraarbeit ist über jeden Zweifel erhaben.
Fazit: Handwerklich toll, opulent, beeindruckend - aber vom "Meisterwerk" meilenweit entfernt!

#104 djmacbest

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Geschrieben 12. Oktober 2003, 13:39

(11. Oktober 2003 | DVD: MGM (D) | OmeU | daheim)

An anderer Stelle bereits angekündigt - die Kubricks sind dran. Und man will hierbei natürlich in chronologischer Reihenfolge vorgehen, deshalb starte ich mal mit diesem Frühwerk. Außerdem hatte ich grade noch ne gute Stunde Zeit, da bring ich diesen Kurzen angenehm unter.

Vorweg: Das Erzählgerüst hat mir sehr gut gefallen. Am Bahnhof, kurz vor seiner Abreise, reflektiert Davy über die turbulenten Ereignisse der letzten Tage, nervös geht er am Bahnsteig auf und ab, bereits hier wird angedeutet, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Das Bild verschwimmt zu einer Rückblende, man sieht den Boxer in seinem kleinen Appartement sitzen, unschlüssig betrachtet er seine Einrichtung, die Kamera folgt ihm. Mit Großaufnahmen auf ein paar Fotos, die er an seinem Spiegel (!) befestigt hat, wird er knapp aber nachvollziehbar charakterisiert, auch die beinahe leicht verspielte Einrichtung der Wohnung spricht Bände. Durch sein Fenster sehen wir in das gegenüberliegende Appartement, Gloria, auch sie wird ähnlich knapp vorgestellt, allerdings weniger detailliert - ein Hauch von Geheimnis umgibt sie.

Dann entspannt sich die Geschichte: Ein bißchen Action (beeindruckend: Der Boxkampf aus der ersten Reihe, direkt am Ring, gefilmt, unruhig, mitreissend!), etwas Krimi, ein kleiner Handlungstwist, Liebe, Verrat. Durchaus elegant werden hier Versatzstücke kombiniert und ergeben ein unterhaltsames und spannendes Gesamtbild. Bloß die Aussöhnung zum Schluß scheint mir forciert und unglaubwürdig, schließlich war er kurz zuvor verraten worden.

Stellenweise übrigens auffallend schöne Bildkompositionen. Der Blick durch das Fenster ins andere Appartement, oder auch der geschickte Einsatz von Spiegeln stechen hier besonders ins Auge.

Fazit: Was Kurzes zwischendurch, und läßt wohl das Talent erahnen. Nichts wirklich Besonderes, aber schön allemal.

#105 djmacbest

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Geschrieben 12. Oktober 2003, 13:52

(11. Oktober 2003 | DVD: MGM (D) | OmeU | daheim)

Tja, das kommt davon, wenn man einen Freund einlädt, der Japanologie studiert, und überhaupt ein Faible für "Samurai-Schinken" hat. Ich hatte den noch nicht gesehen, er ebenso, also war man sich schnell einig.

Zuallererst Ärger über die Criterion DVD: Bild wunderschön in 2,35:1, aber die Untertitel trotz Einstellung auf 16:9-Fernseher UNTER dem Bild! Also im Mini-Bildauschnitt anschauen müssen. Und dann die Untertitel auch noch verflixt klein.

Egal, dem Film tat das kaum Abbruch. Es machte Spaß, immer wieder die weitere Handlung zu erraten, da man ja schließlich "Last Man Standing" kennt. Und Toshiro Mifune liefert meines Erachtens eine wesentlich bessere Leistung als im vielgerühmten "Sieben Samurai".

Unfreiwillig komisch gerät (mal wieder) das hemmungslose Overacting der verschiedensten Randfiguren. Ich weiß, ein Phänomen, das man keinem zum Vorwurf machen kann, es entsprach einfach dem (damaligen) japanischen Stil. Dennoch, gerade wenn man nicht allein vor dem Fernseher sitzt...

Auffällig waren die schönen Bilder, die herrlichen Montagen aus Schuss und Gegenschuss, zum Beispiel als Sanjuro die beiden kriegerischen Parteien von seinem "Turm" aus beobachtet, kurz vor dem vermeintlichen Ausbruch der Schlacht. Auch sein kurzer Berserker-Ausbruch im "Gefängnis" der Frau weiß zu beeindrucken.

Dennoch, es fehlt ein bißchen das Epos: Ein kurzer Epilog oder wenigstens ein sanfter Ausklang hätten hier schon Wunder bewirken können, auch die ein oder andere Pause im Handlungsverlauf wäre wünschenswert.

Fazit: Macht Spaß, immer noch überraschend zeitgemäß und optisch sicherlich ansprechend. Aber irgendwie nicht so "großes Kino", trotz gefälligerem Bildformat.

#106 djmacbest

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Geschrieben 12. Oktober 2003, 14:59

(12. Oktober 2003 | DVD: Momentum (UK) | OmeU | daheim)

Ich bekomme auf die typische "Drogen-Optik" langsam aber sicher allergische Reaktionen. Bereits bei "Trainspotting" war mir dieser Stil ein kleiner Dorn im Auge, "Spun" schlug dem Fass den Boden aus, und "Requiem for a Dream" soll ja genauso sein? Danke.

Und dennoch: RFAD ist für mich der erste Vertreter, dem dieser, dem typischen Drogenfilm ganz eigene, Stil aus schnellen Schnitten, hektischen Kamerafahrten, Zeitraffern und schräger Optik gut zu Gesicht steht. Denn Aronofsky verzichtet dabei gänzlich auf den Effekt solcher Methoden, sondern bedient sich ganz einfach ihrer komprimierenden Funktion - sehr zum Vorteil der Dramaturgie. Ein paar Einzelbilder reichen so oftmals schon, um eine völlige Gemütsänderung eines Protagonisten zu erklären.

Und abgesehen davon? Wahrscheinlich die radikalste Entziehungskur der Filmgeschichte! Denn wo andere Werke entweder unkritisch coolifizieren (neudeutsch für "glorifizieren") oder den moralischen Zeigefinger konstant am linken (oder rechten, je nach politischer Gesinnung) Bildschirmrand einblenden, so deckt dieser Film beinahe liebevoll die nachvollziehbaren Beweggründe für die Sucht der Protagonisten auf. Er macht sie zu unumstrittenen tragischen Helden, mit moralischen Fehlern, vollkommen lebensecht und ehrlich. So beneidet man Harry und Marion um ihre anfangs glückliche Beziehung, äußerst geschickt wird die Drogensucht von ihrer subjektiven Meinung überlagert, dass das ja nicht so schlimm sei. Auch Tyrone wird keineswegs zur Jugendikone des Ghetto-Schwarzen degradiert, sondern entwickelt eine vollwertige Persönlichkeit, die ihn dem Zuschauer näher bringt. Und Harries Mutter ist einfach die von Einsamkeit gebeutelte Frau, die sich völlig in ihrem Traum verliert, um endlich eine Daseinsberechtigung zu haben. Nachvollziehbar und zutiefst menschlich!
Auch im Schluß blitzt dann wieder das klassische Drama auf, mit dem Unterschied, das hier ALLE Identifikationsfiguren tragische Helden und somit zum Scheitern verurteilt sind.

Jegliches Glück wird zerstört, in der grausamsten Art, die nur denkbar ist. Statt einem moralinsaurem Ende mit Reue und Läuterung schickt Aronofsky seine Charaktere in einen unentrinnbaren Kreislauf aus Glück, Niedergang, Katastrophe, Demütigung, und wieder Glück, doch dieses Mal ein offensichtlich eingebildetes. So stellt sich die Frage, ob nicht auch das anfängliche heile Junkie-Leben nur ein Traum war. Denn als sich Tyrone in die Arme seiner Mutter zurückträumt, Marion an ihre teuer erkauften Drogen klammert und friedlich einschläft, Harry von einer Krankenschwester getröstet wird und seine Mutter sich endlich im erträumten Rampenlicht wiederfindet - das trifft härter als jede klassische Katharsis es vermocht hätte.

Nachtrag: Genialer Score! :love: :eek:

#107 djmacbest

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Geschrieben 16. Oktober 2003, 19:23

(12. Oktober 2003 | DVD: Anchor Bay (US) | englisch | daheim, filmforen.de-Cineclub)

Ochje, der Eintrag fällt mir jetzt schwer. Hab doch alles schon bei der Diskussion geschrieben, was mir so dazu einfällt. Aber probieren wir's mal.

Ich finde "Inferno" ein ganzes Stück stärker als "Suspiria" (und stehe mit dieser Meinung auch nicht alleine da), weil Argento es hier geschafft hat, die tatsächlichen Schwächen auszumerzen (und ich rede nicht von dem vielbeschimpften "Dilettantismus") und die "Farbspielchen" noch konsequenter und gelungener auszuleben. Dazu eine wunderbare Kamera, eine etwas bessere Story und überhaupt ein offensichtlich größeres Budget - fertig.

Und ich bleibe dabei: Argento wollte zum damaligen Zeitpunkt (auch wenn er heute vielleicht anders darüber denkt) KEINE Trilogie drehen. Dafür wird die dritte Mutter bereits viel zu sehr in die Handlung einbezogen und damit auch entmystifiziert, als dass es den Eindruck erwecken könnte, man würde sich damit etwas aufsparen. Außerdem nimmt ja der Schluß die Auflösung einer entsprechenden Trilogie vorweg - man müßte also plötzlich auf Krampf einen draufsetzen. Sicher, eine Fortsetzung ist sehr leicht möglich, aber geplant war das so nicht!

So, der Rest steht im Cineclub-Thread. :)

#108 djmacbest

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Geschrieben 16. Oktober 2003, 19:41

(13. Oktober 2003 | Kino | deutsch | Mathäser Filmpalast 10, München)

Hab mich da wirklich drauf gefreut, trotz diverser Verrisse. Mal wieder etwas dreckige Action, abseits von den geleckten Exzessen eines Michael Bay (ist nichtmal abwertend gemeint), dazu Salma Hayek (Mogelpackung hin oder her) und unglaublich coole Leute - zumindest Unterhaltung war für mich vorprogrammiert.

Ich bin zwar schon enttäuscht, aber irgendwie schafft es Rodriguez auch hier wieder, ein fettes Grinsen auf mein Gesicht zu zaubern. Manchmal. Manchmal schafft er es leider auch, dass ich mir entsetzt die Hand vor die Augen schlage, bei solch einem hanebüchenen Unsinn.

Zu den Vorteilen: Die Kulissen und Locations sorgen tatsächlich für die erwünschte rauhbeinige Atmosphäre, auch der Gitarrensoundtrack läßt eine gewisse Gringo-Romantik aufkommen. Manchmal finde ich sogar die Kameraeinstellungen sehr gelungen, wenn auch nicht besonders originell. Und es spritzt mal wieder richtiges Filmblut, wenn die Leute erschossen werden. Und sie fliegen durch die Gegend. Viel zu weit. Und die Schützen hechten durch die Landschaft, rollen über den Boden, springen aus Fenstern, prügeln sich durch die Welt, laden nach, schießen wieder, laden nach, usw.
Genau das wollte ich sehen. Und Salma Hayek. Höchstens 2 Minuten Screen Time, und es hat sich mal wieder vollends gelohnt.

Dummerweise hatte Rodriguez offensichtlich das hehre Ziel, eine ganz tolle und ausgefeilte Story zu erzählen, dabei noch ein paar doppeldeutige Symbole reinzupacken und überhaupt ganz im Zeitgeist zu sein, wenn er eine Quadratur des Verschwörerzirkels schafft. Damit hat er sich ganz offensichtlich übernommen! Spätestens ab dem dritten Mal "Reinlegen" hofft man wieder auf mehr Schießereien, nach der vierten "Überraschung" fragt man sich, ob man den Film nicht besser auf kantonesisch hätte anschauen sollen, um diese bescheuerten Ideen nicht mehr ertragen zu müssen und bei Nummer 5 möchte man am liebsten selbst zur Waffe greifen und auf den Filmvorführer zielen - in Ermangelung sinnvollerer Alternativen. Zum Glück können die hochkarätigen Darsteller (die zwar alle nicht gerade oscarreif spielen, aber doch durch die Bank herrliche Charakterköpfe darstellen) einen dann etwas unterhalten und ein klein wenig über die peinliche Storykonstruktion hinwegtäuschen. Und Johnny Depp? Wenn man so einen Charakter einführt, der gleichzeitig Rahmenhandlung, Held, Bösewicht und humoristischer Sidekick darstellen soll, warum zum Teufel macht man dann soetwas IN DER ZWEITEN FORTSETZUNG einer Filmreihe, wo die Rolle des Guten bereits vergeben ist. Der Charakter ist die geborene Hauptfigur und somit NUR für einen eigenen Film geeignet. Und die ausgestochenen Augen zum Schluß? Was will uns der gute Robert damit sagen? Dass er "blind" von einer Falle in die nächste getappt ist? Dass er ganz einfach ein ganz toller ist und auch ohne Augen noch "echt was reißt"? Oder dass Johnny Depp das Drehbuch vorher nicht lesen durfte? Soviel zum Thema "peinliche Symbole".
Achja, und gestorben wurde früher auch pathetischer.

Fazit: Ich hatte meinen Spaß, trotzdem. Aber wenn ich den nochmal anschauen soll, dann werde ich wohl auf die Vorspul-Funktion zurückgreifen.

#109 djmacbest

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Geschrieben 16. Oktober 2003, 20:10

(14. Oktober 2003 | Kino | deutsch | Mathäser Filmpalast 3, München)

Bin mal wieder als "Begleitung" dabeigewesen. Naja, hätte ruhig noch mehr Zeit verstreichen lassen können, bevor ich den schon wieder sehe. Egal, war dennoch ganz kurzweilig.

Ein paar Details waren ganz nett, auf die man natürlich erst achtet, wenn man das Ende bereits kennt. Ansonsten finde ich die Atmosphäre absolut göttlich, teilweise durch die subtile Kamera erzeugt, die äußerst geschickt zwischen Opfer- und "Täter"-Perspektive wechselt, und andernteils dank der fein ausgesuchten Soundeffekte, die auch zwischen Schock-Krachern und unterschwelligen Bedrohungen ständig wechseln.

Thema Besetzung: Mag sein, dass Anna Paquin bestenfalls Durchschnitt ist, Iain Glen dagegen spielt den kranken Vater fantastisch zwischen Wahnsinn und fürsorglicher Liebe - und ist damit keine so unwürdige Hommage an Kubrick's "Shining" mit Jack Nicholson, der in "Darkness" wohl mehrmals zitiert wird. (Das erkennt man selbst, wenn man "Shining" nie gesehen hat!)

Alles weitere steht bereits in diesem früheren Eintrag von mir. Kein Grund für Wiederholungen also.

#110 djmacbest

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Geschrieben 17. Oktober 2003, 15:11

(16. Oktober 2003 | Kino | englisch | Museumlichtspiele 1, München)

Vorweg, meine Erwartungshaltung an diesen Film war nicht sehr hoch. Ich empfand "Jackie Brown" bereits als zu lang, selbst "Pulp Fiction" bewegt sich hierbei in der Nähe der Grenze. Und dann ist sein neuer Film so lang, dass man ihn auf zwei Filme verteilt hat? Das kann doch nicht gut gehen.

Tut es aber (jedenfalls die erste Hälfte)! Und wie!!! Tarantino hat es tatsächlich geschafft, sich selbst neu zu erfinden. Genau das, was zuvor so oft (und fast genauso oft erfolglos) aus "Pulp Fiction" kopiert wurde, läßt er hier einfach weg. Schon die Anfangssequenz stellt das klar: Als sich die beiden blutgierigen Damen in der Küche ihre Beleidigungen um den Kopf schmeissen wollen, wirkt das in etwa so überzeugend wie beim Wrestling - bloß unprofessioneller und weit weniger einfallsreich. Die ganze Coolness, die kurz zuvor nochmal angedeutet wurde, ist dahin.

Doch dann: Eine neue Form von Coolness tritt auf. Die eiskalte Rächerin! Hier werden keine flapsigen Sprüche mehr geklopft á la Jules Winnfield, und einfach nicht mehr richtig bei der Sache zu sein wie Vince Vega ist auch nicht mehr in. Stattdessen will "die Braut" nur noch ihre Rache. Zielstrebig und unerbittlich.

Um nicht zu ausschweifend zu werden, möchte ich ein paar Episoden herauspicken: O-Ren Ishiis Vorgeschichte ist königlich erzählt, und auch die Lucy Liu zeigt makabre Schauspielkunst, wie ich sie bisher nur von Ray Liotta kannte. :D Die Episode beim Schwertschmied Sonny Chiba trieft vor fernöstlichem Pathos und ausgelutschten Klischees - und macht gerade aufgrund ihres Kontrastes zum restlichen Film so unglaublich viel Spaß.

Und der Kampf im Teehaus? Was Tarantino gemeinsam mit Rodriguez mit "From Dusk Till Dawn" für den Splatterfilm getan haben, macht Tarantino hier für den Martial Arts-Film. Er nimmt alle vorhandenen Topoi, rührt sie einmal kräftig durch, und treibt das Ganze auf die Spitze. Unerbittlich in seiner Ausführlichkeit. Jede gute Parodie sollte gleichzeitig Hommage sein. Doch Quentin Tarantino parodiert nicht, er erinnert sich. Er erinnert sich mit den Augen eines Kindes, das von den fremden Eindrücken so überwältigt war, dass es alles bis ins Groteske übersteigert abgespeichert hat. Und genau das gibt "Kill Bill" wieder.

Ach, was red' ich. Ich hätte es einfach besser so machen sollen. Aber so viel Spaß hatte ich im Kino schon lange nicht mehr!

Randnotiz: Es sind während des Films 3 Leute nacheinander aufs Klo gegangen (OK, menschlich) und 6 Leute haben offensichtlich genervt den Saal verlassen! Warum nur, frag ich mich!!! :haeh:

btw: Eine ausführliche Kritik lag mir dann dennoch am Herzen. Wer Interesse hat: Click! ;)

#111 djmacbest

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Geschrieben 18. Oktober 2003, 18:02

(18. Oktober 2003 | Leih-DVD: McOne (D) | OmU | daheim)

Och, also, irgendwie wollte ich den schon beim FFF sehen. Hab ich aber nicht. War wohl eine Vorahnung.

"Naked Weapon" klaut absolut schamlos erst von "Battle Royale", dann von "So Close" und löst sich schließlich in (wenig) Wohlgefallen mit einem peinlich-schnulzigen Ende auf.

Dabei läßt sich jeglicher Einfallsreichtum bei der Inszenierung vermissen, weder die Kameraarbeit noch die Spezialeffekte oder wenigstens die Kampfszenen sind sehenswert, stattdessen ergehen sich die Aktrizen in peinlichem Rumgefuchtel vor ihrem Gegner, wohl um große KungFu-Kunst zu suggerieren. Auch der Wire-Einsatz wirkt eher nervig, denn für gepflegten Trash nimmt sich "Naked Weapon" zu ernst, für einen ernsten Film ist er zu stümperhaft.

Einziger Pluspunkt sind die Hauptdarstellerinnen, die allesamt das Potential haben, ihr schauspielerisches Unvermögen mit ihrem Aussehen wettzumachen. Aber reicht das, um 90 Minuten zu unterhalten?

#112 djmacbest

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Geschrieben 23. Oktober 2003, 15:48

(20. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (MGM, D) | OmeU | daheim)
Regie: Joel & Ethan Coen

Steht auch schon recht beträchtliche Zeit bei mir ungesehen im Regal. Warum? Gleiches Problem wie beim "Paten" - ein gewisses unbegründetes Desinteresse gegenüber Mafia-Filmen.

Vorweg: Es hat sich vollends gelohnt!

Mit einer beeindruckend objektiven Kamera, und Sets, die irgendwie die beachtliche Gratwanderung zwischen Dekadenz und Minimalismus vollbringen, schafft "Miller's Crossing" eine einzigartige Atmosphäre. Er trifft nicht direkt den Flair eines Film Noir, obwohl er offensichtlich an diesen angelehnt ist, viel mehr schafft er eine reinere Form desselben, da er sich traut, mit der Beleuchtung nicht zu sparen. Das schafft wiederum eine ungewohnte Studioatmosphäre, die den Film richtig schön verstaubt wirken läßt - trotz der absolut zeitgemäßen Dramaturgie.

Meisterhaft schafft es der Film, lediglich mit einem kurzen Kameraschwenk über ein Set einen beachtlichen Stimmungswechsel zu verursachen, lediglich getragen vom subtilen Score und dem typischen "Ich befinde mich in den 30er Jahren"-Farbschema aus schlichten Braun- und Grautönen.

Neben der außergewöhnlichen Form konnte mich aber vor allem Gabriel Byrne begeistern, der herrlich zurückhaltend den eigentlich Coolen spielt - er ist quasi so cool, dass er es gar nicht sein muß, um das unter Beweis zu stellen - und damit die ursprünglichen Helden des Genres liebevoll zitiert und dezent überspitzt, ohne wirklich zu karikieren.

Interessant auch die beiden leitmotivischen Symbole: "Miller's Crossing", der Hinrichtungsplatz mitten im Wald und der Hut des Protagonisten, der ihm im Traum davongeweht wird.
Allein schon der Name und die Szenerie des titelgebenden Ortes ist so herrlich vieldeutig, dass man ihn ohne Übertreibung zum Kernstück des Filmes erklären kann. Dass dabei der bevorzugte Hinrichtungsplatz der Gangster gleichermaßen Kreuzungspunkt der Handlungsstränge und eben im wörtlichen Sinn den "Kreuzigungsplatz" darstellt, scheint schon fast nebensächlich. Vielmehr ist bemerkenswert, dass dieser Platz, eben "Kreuzung" genannt, mitten im Wald liegt, also ein versteckter Angel- oder Kernpunkt. Und genau diese Rolle erfüllt dieser Ort sowohl für die innere wie auch äußere Handlung des Films. Besser kann ein Filmtitel nicht gewählt werden!
Auch das Bild des Hutes (der Tom Reagan erst im Traum tatsächlich und metaphorisch während des ganzen Films devonweht) mit der Traumbeschreibung konzentriert die gesamte Charakterisierung des Protagonisten in sich:

Zitat

Tom Reagan: Dream I had once. I was walkin' in the woods, I don't know why. Wind came up and blew me hat off.
Verna: And you chased it, right? You ran and ran, finally caught up to it and you picked it up. But it wasn't a hat anymore and it changed into something else, something wonderful.
Tom Reagan: Nah, it stayed a hat and no, I didn't chase it. Nothing more foolish than a man chasin' his hat.
Ebensowenig, wie er bereit ist, einem simplen Hut hinterherzujagen, ist er bereit seinen davonschwimmenden Fellen hinterherzupaddeln, als sich sein ursprünglicher Erfolg gegen ihn wendet. Er könnte ganz einfach eine Seite verraten und sich der anderen zuwenden, stattdessen bleibt er souverän und gibt sich somit nicht der Lächerlichkeit preis.

Fazit: Würd ich wieder kaufen - sofort!

#113 djmacbest

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Geschrieben 23. Oktober 2003, 16:24

(22. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (MGM, D) | OmeU | daheim)

Zweiter Schritt auf dem Weg zur Kubrick-Filmographie.

Ich muß ehrlich sagen, ich war etwas enttäuscht. Zwar kann "The Killing" seinen Vorgänger "Killer's Kiss" inhaltlich und in Hinblick auf seine Erzählstruktur bei weitem überbieten, dafür ist er formal lediglich solide und ich konnte nichts Außergewöhnliches festmachen.

Die Kameraarbeit ist zwar ganz schön anzusehen, bis auf einige wenige gelungene Einstellungen gegen Ende (ich hab noch nie ein "breiteres" Vollbild gesehen, als die beiden Polizisten, die am Flughafen langsam auf Johnny zugehen!) mangelt es an Ideen zu einer formal bemerkenswerten Umsetzung eines guten Drehbuchs. Diesbezüglich hatte "Killer's Kiss" mehr zu bieten, fing Kubrick doch beispielsweise die Ambivalenz seiner Figuren mit dem geschickten und angenehm subtilen Einsatz von Spiegeln ein oder erschuf durch raffinierte Standbildeinblendungen überaus konzentrierte Charakterisierungen.

Und was sollte bitte das aufdringliche Symbol, als dem flüchtenden Nicki der eben ausgeschlagene Glücksbringer gleich darauf ach so konstruiert zum Verhängnis wird? Da hätte ich schon mehr erwartet!

Dagegen kann die Story voll und ganz überzeugen. Die Idee zum Überfall ist erfrischend anders, weil sie sich nicht in der typischen "Safeknacker"-Rafinesse ergeht, sondern rauhe Töne anschlägt. Bemerkenswert auch die verschachtelte Erzählweise, welche dem Zuschauer immer nacheinander die Handlungen der einzelnen Personen bis zur nächsten gemeinsamen Szene darlegt und dabei muntere chronologische Sprünge vollführt, ohne den Faden zu verlieren. Lediglich der etwas penetrante Off-Kommentar ist unnötig und verleiht dem Ganzen eine gewisse Doku-Atmosphäre, die irgendwie nicht so recht passen will.
Überhaupt: Kann es sein (aus aktuellem Anlaß), dass Quentin Tarantino sich unter anderem diesen Film als Vorbild für seinen Erstling "Reservoir Dogs" auserkoren hat? Die Ähnlichkeiten der Personen und des allgemeinen Handlungsablaufs scheinen mir schon zu auffällig, um nur Zufall zu sein.

Fazit: Spannend und interessant, aber irgendwie auch nicht mehr. Schade.

#114 djmacbest

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Geschrieben 23. Oktober 2003, 21:35

(23. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (Korea) | OmeU | daheim)

Der zweite Film vom "My Sassy Girl"-Regisseur. Und nach allem, was ich im Vorfeld so gehört hatte, ein deutlicher Fortschritt. Um mal mit der Tür ins Haus zu fallen: Ich kann diese Ansicht nicht teilen.

Wo "MSG" die emotionale Einbeziehung des Zuschauers noch in einer kontinuierlichen Kurve bewältigt, da scheitert "Classic" an seiner Zerpflücktheit. Zwar konnte mich der Beginn mit wirklich feinen Landschaftsaufnahmen gleich für mich einnehmen, aber bereits die übernaive Protagonistin war ein Rückschritt. Als dann auch noch die Liebesgeschichte ihrer Mutter mit kindlich-verträumten Bildern von Glühwürmchen und sonstwie heiler Welt aufwartete, ging mir der Film auf die Nerven. (Erst im Gesamtkontext kann ich diese Szene relativieren, aber dazu später.) Doch dann wurde es stetig besser, die Liebesgeschichte in der Vergangenheit bekommt Tiefgang und glaubwürdige Emotionen verliehen, man fühlt mit den Charakteren mit. Und zum Ende dieses Handlungsstranges konnte das Drehbuch (inzwischen bin ich es bei meiner asiatischen Auswahl schon fast gewöhnt) noch mit zwei dramatischen Hämmern aufwarten, die durchaus berechtigt auf die Tränendrüse drücken.

Dumm nur, dass die eigentlich sehr schöne und mitreißend romantische Geschichte ständig durch das parallel aufgebaute Liebesleben der Tochter in der "Gegenwart" unterbrochen wird. Hier versucht der Regisseur (der gleichzeitig das Drehbuch schrieb) wohl, auf die von Vorbestimmung und Schicksal geprägte Pointe vorzubereiten, indem er einfach alle Episoden und Ereignisse des anderen Handlungsstranges in der Gegenwart persifliert, zitiert oder schlicht kopiert. An sich ja eine nette Idee, bloß leider verliert er bei diesem Vorhaben die emotionale Glaubwürdigkeit seiner Charaktere völlig aus den Augen, und so bleibt die Schlußpointe (neben ihrer Vorhersehbarkeit für jeden, der "My Sassy Girl" gesehen hat) unangenehm distanziert und wirkungslos.

Grundsätzlich wäre eine besser abgestimmtes Gleichgewicht zwischen den beiden Handlungssträngen nötig gewesen, oder aber einige dramaturgische Änderungen, die den umfangreicheren Strang auch zur Haupthandlung gemacht hätten. So verliert das nette "Film-im-Film"-Prinzip seine Wirkung und stört die Atmosphäre eher, als dass es sie fördert.

Positiv sind mir aber die märchenhaften Topoi aufgefallen (auch wenn sie mich anfangs noch gestört hatten, siehe oben). Bei allem Kitsch, den "Classic" eindeutig zu Hauf beinhaltet, können sie doch eine Daseinsberechtigung für eben diesen erwirken und somit rechtfertigen. Denn wenn die sympathischen Protagonisten verträumt aus einem malerisch verzierten Fenster blicken, dabei im besten "Romeo & Julia"-Zitat von außen gefilmt, oder wenn sich auch die Episode mit den Glüwürmchen am verschlafenen Bootssteg im Mondschein wiederholt, dann spätestens weiß man, dass "Classic" mehr sein will als nur herkömmliche Romanze. "Classic" ist ein Märchen, zwar nicht im "Grimm"igen Sinn, aber im Verständnis eines kleinen Mädchens, das vielleicht noch davon träumt, mal Prinzessin zu werden. Und genau als solches funktioniert der Film auch wieder. Zumindest größtenteils.

#115 djmacbest

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Geschrieben 27. Oktober 2003, 21:12

(25. Oktober 2003 | DVD: D | englisch | daheim)

Gemeinsamer Videoabend mit einer Freundin, irgendwie blieb sie an meinem Regal an "Down by Law" hängen. Und nachdem ich den schon lang nicht mehr gesehen hatte, hatte man sich schnell geeinigt.

Bereits die Kamerafahrt zu Beginn - ein Vorgeschmack auf die perfekten Schwarz-Weiß-Bilder, die Robby Müller hier für Jim Jarmusch eingefangen hat - komprimiert beinahe die ganze Reise, die später folgt, in sich.

Und dann? Detailliert und liebevoll wie immer bringt Jarmusch seine schrulligen Protagonisten ins Spiel. Während Zack gerade von seiner Noch-Freundin gehörig die Ohren gewaschen bekommt und schließlich auf der Straße landet, läßt sich Jack den Spott einer Prostituierten gefallen. "Wenn du ein richtiger Zuhälter wärst, hättest du mich längst geschlagen!" Doch beide sind macht- und hilflos in ihrer eigentlichen Gutmütigkeit gefangen. Rauhe Schale, weicher Kern - ein Paradebeispiel.

Doch ist es gerade die Erkenntnis über diese innere "Unmännlichkeit", die die beiden doch so ähnlichen Personen später aufeinander losgehen läßt, im Gesicht und Verhalten des anderen ein Spiegelbild erkennend, dessen man sich entledigen möchte? Lassen sie sich von Bob die Augen öffnen, wenn dieser einfach nur kindlich-ehrlich redet, "wie ihm der Schnabel gewachsen ist"? Kein Verstellen oder Heucheln, er ist einfach er selbst, und wenn er damit nicht dem urigen Macho-Ideal entspricht, so ist es ihm herzlich egal. Auch heischt er kein Mitleid, er weiß, dass er zu Recht im Gefängnis sitzt, und kann deshalb das Beste aus seiner Situation machen und sich mit seinem Schicksal abfinden, während Zack und Jack noch damit hadern. "Wir sind ein guter Kerl", suggeriert er. Dabei ist er die vielleicht kaputteste Gestalt des Trios, die vom Alptraum geplagt ist, dass seine "sehr liebe Mutter" ihn einmal mit einem Kaninchen verwechseln könnte, welche sie nach gutem Zureden mit einem gezielten Schlag zu töten pflegt. Überhaupt ist Bob immer noch der kleine Junge in der großen weiten Welt, der nicht schwimmen kann, sich vor Hunden fürchtet und noch dazu kaum englisch spricht.

Eine Wandlung machen alle drei durch. Bob vom naiven Verlierer zum einzigen echten Gewinner, der sich den Sinnspruch "Carpe diem" so konsequent zum Motto gemacht hat, dass ihn einfach nichts mehr schrecken kann. Und Zack und Jack? Steht Jack zu Beginn noch an einer Weggabelung, deren linker Weg sich als Gegenrichtung einer Einbahnstrasse entpuppt - "schwimmt" er mit der Wahl dieses Weges "gegen den Strom" oder "darf" man hier eigentlich einfach nicht entlanggehen (schließlich führt ihn dieser Weg zu seiner Gefangennahme)? -, so trennen sich Jack und Zack an einer ähnlichen Gabelung, bloß dass dieses Mal beide Möglichkeiten absolut gleichwertig erscheinen. Und auch den Protagonisten ist es egal, in welche Richtung sie gehen, ob nach Westen oder Osten - Hauptsache allein. Der männliche Topos des "Lonely Wolf" also wieder, doch erkennt man leichten Widerwillen in den Gesichtern. Denn sie haben sich geändert. Bloß zugeben können sie das nicht.

Diese Sichtung hat mich dazu bewogen, einen weiteren Film in meinem Profil unter "Lieblingsfilme" einzutragen, obwohl ich "Down by Law" noch gar nicht so häufig gesehen habe. Aber dieser stellt selbst unter den Filmen von JJ eine Ausnahme dar, denn nie wieder hat er es geschafft, so kunstvoll philosophische und psychologische Weisheit mit seiner typischen Außenseiter-Thematik und dem lakonischen Humor, der seine Filme allesamt auszeichnet, zu verknüpfen.

Toller, toller Film! :love:

btw: Eine herkömmlichere Filmkritik gibts hier.

#116 djmacbest

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Geschrieben 30. Oktober 2003, 16:37

(26. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (Korea) | OmeU | daheim)

Mal ein bißchen Filmtagebuch nachtragen...

Ich könnte mich jetzt fragen, wie ich auf den Film gekommen bin. Ich weiß es nämlich nicht mehr. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir den Streifen auf meiner "Asien-Liste" notiert und das letzte Mal kurzerhand mitbestellt. Aber wie der Film auf die Liste gekommen ist, kann ich nicht mehr sagen. Egal, wir schauen ja alles, und in der Hoffnung, eine Variante von "Infernal Affairs" serviert zu bekommen, war ich ja doch ziemlich gespannt.

Tja, bloß bekommt man stattdessen einen fast schon klassischen Polizeifilm, der sich leider nur dank einiger kleinerer Rafinessen vom Allerlei abzuheben vermag.

Die korrupte Vergangenheit des Protagonisten wird nur in einer kurzen Szene dargestellt, und selbst die darauf folgende Ermittlung gegen ihn, entwickelt sich wider Erwarten vollkommen im Hintergrund, kaum das sie die Bezeichnung "Nebenhandlung" verdient hätte. Stattdessen kümmert sich "Public Enemy" ausschließlich um die persönliche Entwicklung der Hauptfigur, vom skrupellosen Hardliner zum immer noch skrupellosen Hardliner, der plötzlich seine idealistische Ader (wieder)entdeckt.

Um es mal ausnahmsweise kurz zu halten: Die Handlung um den Polizisten, der mehr aus persönlichen Motiven einen Mörder aufspürt (wobei ein fast schon kindischer Rachegedanke lediglich den auslösenden Funken bildet und erst später eine gerechte Empörung über die Tat den Antrieb gibt) und dank dieser Motivation zu seinem alten Ideal zurückfindet, kann durchaus gefallen und ist auch nicht zu ausgelutscht (zumindest in dieser Form der Darstellung). Daneben paßt der Humor, der angenehmerweise nicht zu albern wird, zur Auflockerung auch ganz ausgezeichnet. Auch der anfangs irritierende Nebenplot "Korruption" fügt sich schlußendlich ganz passabel in das Gesamtbild ein.

Allerdings konnte mich "Public Enemy" alles in Allem dennoch nicht überzeugen. Zwar ein unterhaltsames Filmchen, aber irgendwie auch keineswegs etwas Besonderes. Schade drum, das Grundgerüst ist recht interessant und Hauptdarsteller wie auch Gegenpart äußerst eindringlich charakterisiert.

#117 djmacbest

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Geschrieben 02. November 2003, 18:30

(26. Oktober 2003 | DVD: Special Edition (D) | OmU | daheim)

War ein etwas einsamer Cineclub letzten Sonntag, hoffen wir mal, dass es heute ein bißchen voller wird.

Zum Film will ich nicht viel sagen. Bloß, dass ich mal einen dritten Eintrag bei meinen Lieblingsfilmen gemacht habe. :love: :love: :love:

Einfach ein toller Film, und viel romantischer, als es eine "klassische" Romanze sein könnte.

#118 djmacbest

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Geschrieben 04. November 2003, 13:59

(28. Oktober 2003 | Kino | deutsch | Mathaeser 8, Muenchen)

Ein Film, den ich schon immer mal im Kino sehen wollte. Ausserdem hatte ich schon längere Zeit wieder Lust auf den Streifen, als ich dann aber von dem Kino-Re-Release gehört hatte, verstaubte die DVD weiter im Schrank.

Und das Warten hat sich gelohnt! Ich habe "Alien" bestimmt seit 4 oder 5 Jahren nicht mehr gesehen gehabt, kann also nicht sagen, wie viel jetzt gegenüber der Originalfassung verändert wurde, aber in dieser Form gibt der Film ein äusserst stimmiges Gesamtbild ab, dass sich jetzt lediglich ein klein wenig mit den Nachfolgern beißt.

Dann: Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, wie "schön" der Film doch war. Da werden in offensichtlicher Anspielung auf 2001 die herrlich kargen Raumschiffkorridore gezeigt, deren Architektur studiert und gleichsam als gegenwärtiges Setting deklariert - und all das so nebenbei und unaufdringlich, dass man sich hiervon doch mehr Nachahmer wünschen wuerde.

Zum tieferen Sinn des Filmes: OK, eine Metapher auf Mutterschaft ist hier absolut offensichtlich (dank der diversen eindeutigen Allegorien und Symbole), wie ja auch Cameron mit seinem zweiten Teil überdeutlich interpretiert hat. Aber ob Herr Werner Faulstich in "Grundkurs Filmanalyse" nicht etwas über das Ziel hinausschiesst, wenn er den ganzen Film als abwehrende und ängstliche Sicht des Mannes auf das Phänomen "Schwangerschaft" bzw. "Geburt" sieht? Sicher, es ist auffällig, wie das Erwachen Kanes zu Beginn betont wird, anstatt das Augenmerk auf Ripley zu richten, aber dieses Erwachen deswegen gleich mit dem "Erwachen der männlichen Samenzelle" gleichzusetzen, halte ich für übertrieben. Vielmehr glaube ich, dass uns Mr. Scott hier schlicht und einfach austricksen wollte, indem er einen "falschen" Helden eingeführt hat und seine eigentliche Heldin erst später als solche zu erkennen gibt. Und wenn man jetzt schon eine Metapher erkennen will, dann würde ich eher dazu tendieren, den Film als Allegorie auf die wichtige Rolle der Frau bei der Familiengründung zu verstehen, wobei er das archaisch-patriarchalische Weltbild des Klischee-Mannes (nämlich, dass seine "Arbeit" ja die wichtigste wäre) Stück für Stück demontiert. Aber ich denke eher, dass selbst das schon zu weit geht.

In diesem Sinne: Toller Film!

#119 djmacbest

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Geschrieben 04. November 2003, 14:10

(2. November 2003 | DVD: D | OmU | daheim)

Mal wieder CineClub hier im Forum. Und wieder relativ leer. Schade eigentlich, denn auch "Dellamorte Dellamore" bietet reichlich Gesprächsstoff.

Aber erstmal: Bei dieser zweiten Sichtung war ich erst recht von der äusserst virtuosen optischen Gestaltung beeindruckt. Michele Soavi packt seine Vision vom zynischen Friedhofswärter in malerische Szenerien, die er mit beinahe theaterhaften Requisiten ausstattet. (Wunderbares Beispiel: Der oft verwendete Totenschädel aus "Hamlet", dessen passender Monolog über "Sein oder Nicht-Sein" gleichsam den ganzen Film zusammenfasst. Nette Idee auch, dass der Totengräber gerade mit dem Zusammensetzen des geborstenen Schädels grosse Probleme hat - offensichtlich wieder allegorisch auf dessen aktuelle Identitätskrise zu beziehen.)

Ansonsten muss ich gestehen, dass ich den Film nicht vollständig durchblicke, bzw. mir die tatsächliche Handlung etwas verborgen bleibt. Zwar brachte der Verweis auf die "Citizen Kane"-Anspielung durchaus etwas Licht ins Dunkel, aber dennoch habe ich einige weiße Flecken auf meiner persönlichen Landkarte durch den Film.

Aber egal. Was bleibt ist eine herrlich morbide Meditation über das Leben und den Tod (soviel ist wohl sicher), und wohl auch darüber, was eigentlich genau deren Grenzen ausmacht.
Und das zeugt wohl auch von einem guten Film: Das sichere Gefühl, eine Botschaft empfangen zu haben, obwohl man sie nicht (bewusst) verstanden hat.

#120 djmacbest

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Geschrieben 04. November 2003, 14:22

(3. November 2003 | DVD: D | englisch | daheim)

Ochja, gestern nacht noch Lust auf ein kleines Filmchen zum Einschlafen gehabt, dann aber überraschenderweise wach geblieben und damit heute früh beinahe meine erste Vorlesung verpennt. Aber hat Spaß gemacht.

"Demon Knight" kommt ohne den Anspruch aus, versteckte Botschaften übermitteln zu wollen oder auch nur subtil mit den unterbewussten Ängsten des Zuschauers zu spielen, sondern liefert stattdessen lediglich Horror-Action in Reinkultur, weswegen der Film im Wortsinn des "Horror"-Films natürlich auch überhaupt nicht funktioniert. Aber das muss ja auch nicht sein. Mich hat es sogar das ein oder andere Mal etwas gerissen, als da so irgendein grünleuchtendes Etwas ins Bild gesprungen ist. Dazu noch ein paar liebevoll designte Make-Up-Effekte und trashige Creatures, die dennoch rein handwerklich ganz passabel sind, und schon reicht das Ganze leicht für die knapp eineinhalb Stunden Unterhaltung.

Äusserst stümperhaft empfand ich nur die Szenen aus den Flashbacks zur Kreuzigungsszene, denn der artifizielle Look, der hier versucht wird, gerät viel zu grell und poppig, um noch irgendwie in das Gesamtbild zu passen. Fast meint man, hier Szenen aus einem anderen Film zu sehen, völlig ohne Bezug zur sonstigen Gestaltung.

Aber, hey, wegen den paar Sekunden, die das aufsummiert ausmacht, werde ich mir doch nicht den Spaß verderben lassen, oder?

Bleibt noch der wirklich extrem spielfreudig agierende Billy Zane zu nennen, der seine diabolische Rolle genüsslich in jeder Facette ausreizt und somit sogar eigentlich platte Drehbuch-Einfälle enorm aufwerten kann.

Fazit: Sehr kurzweilig. Quasi für zwischendurch. Reicht aber auch völlig. :cheers:





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