Regie: Billy Wilder - VHS
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Der erfolgreiche Versicherungsvertreter Walter Neff sieht sich eines Tages bei einem Hausbesuch mit der fasziniernden Phyllis Dietrichson konfrontiert, die ihn in einen mörderischen Plan verwickelt.
Er soll ihr helfen, ihren Gatten umzubringen und es wie ein Unfall aussehen zulassen, damit die beiden ein ordentliches Sümmchen von der Versicherung kassieren können. Weil er der Frau verfallen ist willigt Neff ein.
Doch nach der Tat entwickeln sich die Dinge anders als geplant. So glaubt Neffs Vorgesetzer nicht an einen Unfall und auch die Beziehung zwischen Walter und Phyllis beginnt merklich prekärer zu werden...
Double Indemnity ist DER Film Noir schlechthin und kaum ein Film dieses Genres hat sich nicht an ihm bedient. Perfekt inszeniert, vorzüglich gespielt und von einer enorm düsteren, drückenden Atmosphäre ist der Film mit Sicherheit einer der besten Filme, die je gedreht wurden und begründete zugleich den Höhepunkt Billy Wilders Schaffens.
Dieser besetzte den damals auf den klassischen "Good Guy" abonnierten Fred MacMurray völlig gegen dessen Image als stark unsympathischen, gewissenlosen Versicherungsvertreter, an dessen Glaubwürdigkeit der Darstellung es nichts zu ruckeln gibt. Im Gegenteil: er erwies sich als die Idealbesetzung, wie er mit dauerhaft verkniffener Miene und selbstherrlichem Habitus durch den Film stolziert. Wie er sich nach und nach sein eigenes Grab schaufelt und es auch erkennt, wie er aus dem Off seine Geschichte erzählt und am Ende konstatieren muss: "I killed for money and a woman. I didn't get the money, and I didn't get the woman. Pretty, isn't it?"
Double Indemnity basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von James M. Cain, dessen Inhalt sich Wilder und Starautor Raymond Chandler annahmen und daraus einen für die damalige Zeit mehr als brutalen und außergewöhnlichen Film schufen.
So steht am Ende nicht nur das Geständnis eines Mordes, sondern auch das der Liebe zwischen zwei Männern: "I love you too." wirft Neff seinem Boss Keyes, dem er sichtlich das Herz gebrochen hat in der letzten Einstellung entgegen.
Double Indemnity hätte wohl selbst Welles nicht besser inszenieren können. Formal besticht der Film schon allein durch die großartige Eröffnungssequenz, in der wir den Schatten eines Mannes sehen, wie er sich bei den Klängen vom bedrohlichen Score Miklós Rószas, der die Verdammnis der beiden Protagoisten unterschwellig ankündigt auf zwei Krücken auf uns zubewegt. Dann sehen wir einen verwundeten Mann, wie er sich in ein Bürogebäude schleppt und uns schon bald darüber aufklären wird, was ihm widerfahren ist.
Wie er die Bekanntschaft mit Phyllis Dietrichson gemacht hat und wie sie ihn gleich in ihren Bann schlagen konnte.
Dargestellt von Barbara Stanwyck, in einer Art und Weise, die sie zu einem der skrupellosesten und furchteinflößendsten Charakteren der Filmgeschichte macht.
"Diese Kälte in ihren Augen" berichtet ihre Stieftochter Lola Neff einmal in schierer Panik. Und als sie fortfährt, da läuft es einem buchstäblich kalt den Rücken runter. Gegen Ende des Films werden auch wir diesen Blick erhaschen und spätestens dann genau über diese Frau ohne Gewissen (so der dt. Titel des Films) Bescheid wissen, nur um im nächsten Augenblick wieder durch ihr unberechbares Verhalten überrumpelt zu werden.
Double Indemnity unterwirft sich der alten Hollywoodschen Maxime "Crime doesn't pay" und doch verläuft der Film völlig unvorhersehbar. Bietet eine Spannungskurve, die gegen Ende des Films merklich in die Höhe schießt und steckt bezüglich bedrohlich, packender Atmosphäre Filme wie Se7en (David Fincher, USA 1995) locker in die Tasche.
Selten waren die Zutaten für den perfekten Film so ausgewogen abgemischt, selten zog ein Film den Zuschauer dermaßen schnell in seinen Bann.
Abschließend soll noch kurz auf die herausragende Leistung des kleinen Edward G. Robinson eingegangen werden, der zur damaligen Zeit noch sehr vom Erfolg seines Hits Little Caesar (Mervyn LeRoy, USA 1930) zehrte, sich in Nebenrollen jedoch stets am spielstärksten präsentierte. So auch hier.
In der Rolle des Versicherungsdetektiv wirkt er wie der Ur-Columbo: etwas zerstreut, aber hochintelligent und zäh, verdammt zäh. So wird ihm schon bald bewusst, wie die Ereignisse des vermeintlichen Unfalls wirklich aussehen, doch will er nicht wahrhaben, wer der wirkliche Täter ist. Als ihm dies deutlich wird, da zeigt sich die ganze Klasse Robinsons. Einem scheinbar völlig abgekochtem Menschen ist gerade das Herz gebrochen worden.
Aber auch davor hat Robinson großartige Szenen, etwa wenn er seinem Boss in einer brillanten Rede vor Augen führt, wie gering die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes in dem Fall Dietrichson ist oder wie er Phyllis zusetzt, als er sie verdächtigt.
So ist Double Indemnity in allen Belangen ein perfekter Film. Besser kann man einen Thriller nicht erzählen, spielen und inszenieren.
10/ 10