See you at the movies
#751
Geschrieben 07. Januar 2006, 23:04
Regie: Robin Hardy - DVD Warner
Im Nachhinein erst erfahren, dass es sich hier um einen Kultfilm handelt. Konnte ich dann aber auch voll nachvollziehen, denn so einen Film hatte ich vorher noch nicht gesehen.
Sehr schwer zu kategorisieren, insgesamt am ehesten aber wohl noch dem Horrorgenre zuzuordnen und auf alle Fälle mächtig verstörend. Denn wo die meisten Filme über Satanismus wohl auf düstere Stimmung gesetzt hätten und ein Außenstehender dem Treiben erst auf die Schliche hätte kommen müssen, so werden hier sämtliche Erwartungen auf den Kopf gestellt.
So sagt dem auf einer schottischen Insel nach einem als vermisst geltenden Mädchen fahnenden Stadtpolizisten jeder frei ins Gesicht, was hier Sache ist. Nur das Mädchen will keiner kennen. Zumindest zunächst nicht und wie der reichlich naive und arrogante Ermittler langsam aber sicher meint, der Sache auf die Spur zu kommen, da dreht sich nochmal alles um 180 Grad...
THE WICKER MAN ist ein Film, der garantiert immer das tut, was man als Zuschauer nicht erwarten würde und die Art der Inselbewohner mit ihrem Glauben umzugehen ist wie schon gesagt ziemlich verstörend. Man könnte sich auch in einer riesigen Hippiekommune wähnen: so wird überall herzlich und fröhlich gesungen und freie Liebe scheint ganz groß geschrieben zu werden. Der finale Umzug hat etwas frivoles, lächerliches und bedrohliches zugleich... das Unbehagen wächst mit zunehmender Laufzeit und kulminiert zum Schluss in wahrem Schrecken.
Dieser Film hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen, wobei es hier sehr dienlich war, dass ich so gut wie nichts über den Inhalt wusste.
Ich versuche mir ja ohnehin mehrere (Sub-)genres zu erschließen und insgesamt offener zu werden, so dass demnächst dann mal ein Nunploitation sowie WIP-Film ansteht. Bin schon gespannt!
#752
Geschrieben 08. Januar 2006, 02:14
Regie: David Gordon Green - DVD BFI
Muss noch was nachholen, denn bereits Mittwoch nochmal diese Perle hier gesehen, von der ich behaupte, dass die hierzulande kaum jemand kennt.
Diesmal in Gesellschaft geguckt und da hat der Film irgendwie von seinem Zauber verloren. Mein Kumpel war nach dem Film aber sichtlich irritiert
Aber manchmal muss man eben einfach in Filme eintauchen und sich an den Emotionen erfreuen, die da erzeugt werden. Nicht jedermanns Sache...
Demnächst dann besser wieder allein gucken und außerdem muss ich endlich mal ALL THE REAL GIRLS ordern, schließlich soll es ja nicht bei einem Film von Green geblieben sein.
#753
Geschrieben 08. Januar 2006, 02:30
Regie: Walter Hill - DVD ems
Trotz rassistischer Tendenzen ein saumäßig spannender Film, der abgesehen von einer dümmlichen Zeitlupensequenz auch handwerklich aller erste Sahne ist. Dazu ein Finale zum Nägelkauen. War sehr positiv überrascht!
#754
Geschrieben 09. Januar 2006, 19:50
Regie: Terry West - DVD Seduction Cinema
Ein grausig schlechter Film, dessen Erwerb einzig und allein das Erscheinen der bezaubernden Misty Mundae rechtfertigt. Diese Dame ist mittlerweile die wohl bekannteste Soft Sex-Darstellerin und ich würde sie mal als modernes Pendant zur 70er-Xploitation-Film-Ikone Laura Gemser bezeichnen.
Das betrifft nicht nur die Art des Kinos (abgesehen von den Spoofs gibt es da deutliche Parallelen), sondern auch das sehr natürliche Erscheinungsbild sowie die Verweigerung jeglicher HC-Szenen. Gerade im heutigen Adult-Business ist so etwas wie ein natural look leider nichts alltägliches mehr und so ragt Frau Mundae doch weit aus der (Silikon-)Masse heraus.
Zudem kann die Dame ein wenig schauspielern, beweist stets eine gehörige Portion Selbstironie und ich hoffe, ihre Bestrebung nach anspruchsvolleren Rollen erfüllen sich, um sie vielleicht wirklich mal auf der Großleinwand bewundern zu dürfen.
Bis dahin reicht's aber eben vorerst nur fürs TV-Format, wie auch die Werke, in denen sie mitwirkt nicht darüber hinaus kommen, womit dann doch noch ein Unterschied zu den Filmen Laura Gemsers bestünde, die sich immerhin damit rühmen kann, in etlichen Kinos gezeigt worden zu sein.
Seduction Cinema für die Mundae tätig ist hat sich auf Video/ DVD-Premieren spezialisiert und die Machart ihrer Filme sind noch billiger als billig: im Falle des LOTR-Spoofs war es ein Schauplatz und eine Handvoll "DarstellerInnen" dazu ein paar Kostüme und eine CGI-Nachbearbeitung, die ich wohl auch noch so hinbekommen hätte. Kurzum: diese Art von Film ist Trash pur und bis auf mein bereits erwähntes Faible für die Hauptdarstellerin für mich völlig ungoutierbar.
Eine Mischung aus Humor und Erotik sollte es wohl werden, raus sprangen ein paar Witzchen, über die wohl nicht einmal mehr das AMERICAN PIE-Zielpublikum hätte kichern können und eine Unerotik, die ihresgleichen sucht. Völlig gestellt wirkendes Begrabsche und dieses im Übermaß, so dass die übrige "Handlung" vielleicht gerade mal 15 der insagesamt über 90 Minuten einnahm.
Da muss es wirklich noch bessere Misty-Vehikel geben - so hoffe ich es jedenfalls.
Ganz groß aber die DVD-Umsetzung, die viele Majors locker in den Schatten stellt, denn abgesehen von der technischen Perfektion der Scheibe bekommt man fast 2 Stunden an Extras, die sich auch als solche bezeichnen dürfen!
#755
Geschrieben 09. Januar 2006, 22:16
Regie: Morgan Spurlock - DVD Tartan
Da ich nun wahrlich nicht übergewichtig bin (eher das Gegenteil ist daer Fall) konnte ich mir diese sehr unterhaltsame Doku ohne schlechtes Gewissen anschauen. Bin auch kein Fast Food-Freund, wobei ich aber auch nicht gerade behaupten kann, besonders gesund zu leben. So hatte ich am Ende dann doch irgendwie ein schlechtes Gewissen.
Naja, SUPER SIZE ME ist jedenfalls sehr sehenswert und beweist, dass Dokus auch ohne den Namen Michael Moore salonfähig sein können. Und Spurlock zeigt diesem auch, dass es ganz ohne Polemik und Bemühtheit geht. Aber ob Moore sich als Zielobjekt von SUPER SIZE ME diese überhaupt angeschaut hat? Jedenfalls hätte er in beiderlei Hinsicht einiges lernen können: wie man eine rundherum gelungene Doku dreht und wie man sich besser nicht ernähren sollte.
#756
Geschrieben 14. Januar 2006, 18:47
Regie: Johnny Crash - DVD Seduction Cinema
Das nächste Misty Mundae-Vehikel gefiel schon wesentlich besser! Die erste Hälfte war sogar großartig und hat gerockt wie Sau, wie man bei uns so schön sagt!
Man hielt sich sehr nah am "Vorbild" und hatte ein sichtlich größeres Budget als noch bei der LOTR-Verarsche zur Verfügung: Effekte und Schauplätze waren immer noch billigster Natur, hatten diesmal aber irgendwo auch mächtig Charme, so vor allem das vermeintliche College, in der über die genetisch frisierte Spinne berichtet wird, die dann natürlich entwischt und sich an Frau Mundae vergeht (wer kann's ihr verübeln?), die darauf hin zum Spiderbabe wird.
Und alles das erlebt, was ein gewisser Herr Maguire uns im Jahr zuvor in der seriösen Version bereits vorgeführt hat. Inklusive Kostüm, Wrestling Match (Catfight - yeah! ), Tod des Oheims etc. pp.
Ganz groß die Idee mit den Netzen, die bei der weiblichen Heldin nicht aus dem Ärmel geschüttelt wurden, sondern... nun ja... woanders her kamen Regelrecht weggeschmissen habe ich mich über einen der Porker-(Rollenname der Heldin) Disser (obere Reihe, Mitte): der Kerl hat ein wahres Komikfeuerwerk abgebrannt und beweist, wie man mit einfachsten Mitteln großen Erfolg beim Zuschauer haben kann (zumindest bei mir! ).
Wo man in Sachen Witz also große Fortschritte erzielen konnte, kann man das von der erotische Komponente leider nicht behaupten: zwar ist Misty eine göttliche Erscheinung und verzaubert mich wieder von Beginn an (und spielt ihre Rolle richtig gut!), doch die Softsexszenen waren wieder extrem unerotisch inszeniert und auch die Damenwahl fiel nicht immer glücklich aus. Außerdem hätte es die Hälfte derartiger Sequenzen auch getan.
Sei's drum. SPIDERBABE hat überraschender Weise viel Spaß gemacht und dazu noch einen Soundtrack geboten, der mich aus den Socken gehauen hat. Misty ist dies auch gelungen, wobei ich dies aber auch schwer erwartet hatte!
#757
Geschrieben 15. Januar 2006, 23:18
Regie: Walter Hill - DVD Paramount
So sah das Actionkino der 80er aus: harte Kerle, mehr Macho, denn Frauenversteher, Frauen als reine Sexobjekte, maßlos überzeichnete Schurken und blutige Schießereien sowie ein hoch frequenter Gebrach des f-words... in dieses Schema passt auch 48 HRS. wunderbar hinein und ist dazu noch eines der prägendsten Buddy Movies, das die alte Formel Zwei-Typen-die-sich-nicht-leiden-können-und-gegen-ihren-Willen-zusammenarbeiten-reißen-sich-in-einer-für-beide-haarigen-Situation-zusammen-und-werden-am-Ende-die-besten-Kumpels mitbegründet hat und aus Eddie Murphy einen Superstar formte.
Leider zeigt sich dieses Buddy Movie ziemlich humorlos und was hätte ein Shane Black nicht aus dem Stoff machen können... Immerhin gibt's ne tolle Szene mit Murphy in ner Südstaatenkneipe und Nick Nolte spielt das rauhbeinige Gut-Arschloch mit gekonnter Bravour; unübertroffen die Szene, als er sich mit Murphy prügelt, zwei Kollegen vorbeikommen und er sich wieder ans Lenkrad seiner Karosse setzt und dabei einen ordentlichen Schluck aus dem Schnapsfläschchen nimmt. Moralisierendes Kino kann man dies nun wahrlich nicht nennen.
Klasse im Übrigen dieses Kinoplakat, das ebenfalls den Style der 80er perfekt widerspiegelt:
Ingesamt hat mich 48 HRS. ganz gut unterhalten, wobei Nolte den Murphy klar nach Punkten geschlagen hat. Dieser hatte seine Blütezeit als Spaßvogel dann doch noch vor sich.
#758
Geschrieben 16. Januar 2006, 18:58
Regie: James Bridges - DVD Columbia
Wenn der Bruder schonmal alle paar Monate ankommt, einen Film schauen zu wollen, dann will man ja auch was bieten, was ob dessen erlesenen Geschmacks und einiger Vorurteile (muss er von mir haben ) oft recht schwierig ist.
Also ein "Sure Thing" ausgekramt und gepunktet. Für mich nach fast einem Jahr die zweite Sichtung, die wieder mal mächtig aufregend war und weiterhin spreche ich hier von einem Meisterwerk, das völlig unterschätzt ist: formal, dramaturgisch wie darstellerisch absolut perfekt schwächelt er wenn überhaupt am Schluss, den ich mir noch pessimistischer gewünscht hätte. Aber das sagte ich ja damals schon...
Da die DVD z. Z. für wenig Geld zu haben ist, empfehle ich sie jedem, der auf spannende, intelligente, nachwirkende Thriller steht!
#759
Geschrieben 19. Januar 2006, 18:21
Regie: John Landis - DVD Paramount
Hab ich glaub ich zuletzt vor über zwölf Jahren gesehen und somit war da an Erinnerung kaum noch was vorhanden. An Eddie Murphys gefakten Auftritt als Vietnam-Vet konne ich mich noch entsinnen und dass der Rest nicht besonders lustig gewesen war.
Insgesamt haut Landis in TRADING PLACES dann auch wirklich relativ weniger Brüller raus und fährt mehr auf der moralischen Schiene, da aber auch nicht besonders bemüht wirkt und bis auf die dämlichen letzten Minuten ist ihm ein wirklich unterhaltsamer Film gelungen, in dem v. a. Eddie Murphy eine Glanzvorstellung abliefert (seine beste nach dem quasi-Remake COMING TO AMERICA). Als der nämlich als kameruner Student im Zugabteil Paul "Vernon" Gleason auf die Nüsse geht, konnte ich mich nicht mehr halten...
Überhaupt wusste ich von der ganzen Zugszene ÜBERHAUPT nichts mehr und so deplatziert sie im Zusammenhang mit dem Rest des Films auch wirken mag: das ist ein einziges Gagfeuerwerk und wer diese Szenen in der Synchro schaut, der bekommt mein volles Mitleid!
Ich dachte auch erst, in einem der Bahnhofswägelchenfahrer Philip Seymour Hoffman entdeckt zu haben, da neben dem Aussehen auch die Stimmlage passte, aber da hatte ich mich dann doch vertan. Wär ja auch zu schön gewesen, zumal der Film auch in Nebenrollen hochkarätig besetzt ist. Heimlicher Held natürlich Denholm Elliott, unheimlich hingegen Jamie Lee Curtis, mit der ich wirklich partout nix anfangen kann.
Habe dann gelesen, dass der Stoff ursprünglich ein Wilder/Pryor-Vehikel werden sollte und könnte mir die beiden auch gut in den Hauptrollen vorstellen... schade, dass das nix geworden ist, aber so war's ja auch ganz nett und wieder einmal wurde mir bewiesen, dass die besten Komödien aus den 80ern stammen
#761
Geschrieben 22. Januar 2006, 13:20
Regie: Richard Fleischer - DVD Warner
Einer Userin sei Dank wusste ich schon nach der Hälfte des Films, was es mit SOYLENT GREEN auf sich hatte und der oha-Effekt blieb somit leider aus (Spoiler in Signaturen zu pinnen... ).
Charlton Heston schlägt sich noch hölzerner als sonst durch eine Verschwörung und was uns Fleischer da an Utopie vorsetzt ist gar nicht so realitätsfern, da Überbevölkerung und Nahrungsmittelknappheit in weiten Teilen der Welt aktuelle Themen sind. So ist es vor allem die Szene, in der wortwörtlich mit den Massen aufgeräumt wird, die hängen bleibt.
SOYLENT GREEN hat zwar deutliche Schwächen, gewinnt durch die Thematik, die ich sonst noch in keinem Film erlebt habe, aber an Klasse und hier wäre ein Remake doch mal wirklich angebracht. Da könnte man sich an der aktuellen Lage orientieren und sich mal das Schreckensszenario der akuten Energiereservenknappheit ausmalen, wobei so ein Film dann wohl alles wäre, nur kein Unterhaltungskino.
Wie dem auch sei: SOYLENT GREEN war es auf jeden Fall wert ihn mal gesehen zu haben und bescherte ein unerwartetes Wiedersehen mit den Hollywood-Legenden Joseph Cotten und Edwards G. Robinson.
#762
Geschrieben 23. Januar 2006, 19:05
Regie: Roman Polanski - DVD Warner
Ohne lang zu fackeln, kommt Polanski sofort zur Sache: Ehepaar reist in Paris ein - Frau verschwindet - Mann sucht. So simpel lässt sich der plot von FRANTIC umschreiben, der das MacGuffin-Thema Hitchcocks bis zum Anschlag ausreizt und die Spannungsschraube auf konstant hohem Niveau hält.
Dabei spielt Ford weit über seinen Möglichkeiten und auch wenn Polanski einigen Klischees verfällt, reizt er die Location Paris voll aus, deren Ruf als Stadt der Liebe er genüsslich ironisiert. Grandios die Kameraführung, die wieder an Hitchs Meisterwerke erinnert und wer genau hinsieht wird etliche Leitmotive erkennen, die ebenfalls an den Altmeister erinnern, so dass FRANTIC eine äußerst liebevolle und gelungene Hitchcock-Hommage geworden ist.
#763
Geschrieben 26. Januar 2006, 21:32
Regie: Steven Spielberg - Cine Star Düsseldorf
Da hat Spielberg zweimal in einem Jahr den WAR OF THE WORLDS verfilmt. Einmal die Kinderversion im Sommer und dann die Fassung fürs erwachsene Publikum noch gerade vor Einsendeschluss für die potenziellen Oscarkandidaten.
Die zweite Version ist nicht nur wesentlich besser gelungen, sondern stellt für mich eine faustdicke Überraschung dar, da ich die Hoffnung auf einen guten Spielbergfilm schon aufgegeben hatte. Zwar gibt es auch in MUNICH Schwächen zu beklagen und das olle Familienthema durchzieht auch dieses Werk, aber insgesamt ist das für den Mann, der Film für Film mehr dem Kitsch verfiel und für meine Begriffe viele belanglose Stoffe inszenierte eine überaus ordentliche Leistung.
Ob man es einem Individuum jetzt hoch anrechnen kann, sich kritisch mit den eigenen Wurzeln auseinander zu setzen, weiß ich nicht (sollte man ja eigentlich als selbstverständlich betrachten), aber alltäglich ist das nicht. Da braucht man ja nur mal kurz über den großen Teich zu blicken, wo vielerorts der blinde Patriotism regiert.
Spielberg teilt nach allen Seiten aus und kommt zu dem einzig vernünftigen Urteil: Terrorismus ist voll für die Tonne und Gewalt erzeugt Gewalt, die Gewalt erzeugt... Dies vermittelt der Mann zwar zuweilen wenig subtil, hat mir aber wie kaum ein anderer Filmemacher die Sinnlosigkeit von (politischer) Gewalt (Terror) vor Augen gehalten. Das gipfelt in einer der perversesten Exekutionsszenen, die ich bislang auf der Leinwand erlebt habe (nein, liebe Gorehounds... damit meine ich nicht den grafischen Gehalt) und die Essenz des Films zusammenfasst.
Handwerklich ist MUNICH perfekt und so nah vorm Meisterwerk stand Spielberg m. E. lange nicht mehr. Dazu legt er eine politische Liberalität an den Tag, die ich von ihm nicht erwartet hätte und auch wenn die Eregnisse über 20 Jahre zurückliegen, sind sie heute aktueller denn je.
Vor dem Film lief übrigens ein SYRIANA-Trailer, der den nächsten großen Wurf des noch jungen Kinojahres verspricht.
Bislang stehen jedenfalls schonmal zwei Volltreffer auf dem Zettel.
#764
Geschrieben 29. Januar 2006, 14:40
Regie: William Keighley - DVD Fox
Was in den ersten Minuten wie ein peinliches Propagandawerk fürs FBI anmutet, entwickelt sich dann doch noch zu einem Polizeithriller mit deutlichen film noir-Anleihen, der die Undercover-Arbeit thematisiert: ein FBI-Mann wird in eine Gangsterorganisation eingeschleust, um Beweise gegen diese zu sammeln.
Natürlich ist dies ein äußerst gefährliches Unterfangen und schon aus rein dramaturgischen Gründen muss der Spitzel natürlich irgendwann auffliegen...
Formal nimmt der Film einiges von Kubricks THE KILLING vorweg, da auch hier ein semi-dokumentarischer Stil samt Narrator eingesetzt wird und das Geschehen ziemlich nüchtern erzählt und kommentiert wird.
Dass THE STREET WITH NO NAME kein richtiger Volltreffer wurde, liegt an einem völlig überforderten Hauptdarsteller und an den bereits erwähnten Lobliedern auf die Arbeit des FBI (unterlegt mit einer überpeinlichen Musik, die dem Film einiges an Wirkung nimmt).
So bleibt ein solider Copfilm in Erinnerung, den man sich gerne mal anschauen kann. Eine Bildungslücke stellt er bei Nichtkenntnis aber ganz bestimmt nicht dar.
#765
Geschrieben 29. Januar 2006, 21:04
Regie: Jae-young Kwak - DVD Edko
Um diesem Film-Wunder gerecht zu werden, möchte ich jetzt noch nichts weiter schreiben, als es vorerst dabei zu belassen, dass ich überwältigt bin.
#766
Geschrieben 30. Januar 2006, 00:00
Zu diesem jetzt zuerst auch nochmal ein paar Worte:
Drüber gehört erst durch die Euphorie hier in den Filmtagebüchern. Diese habe ich auch bzgl. der Einträge zum Film nochmal gründlich durchforstet und bis auf einen User waren das allesamt sehr gute Eindrücke. Überhaupt liest man im Netz bei näherer Recherche eigentlich nur gutes über MY SASSY GIRL und auch in der Top 250 der imdb hat er schon vorbeigeschaut. Viele regen sich über das Remake auf, das demnächst wohl anlaufen wird, aber ich sehe das eher als Chance für's Original. Diesem wird dadurch nämlich eine große Aufmerksamkeit zu Teil werden und mehr Leute dürften noch in den Genuss des Originalfilms kommen.
Zur Zeit ist er bei uns ja eher ein Geheimtipp und auch fünf Jahre nach Uraufführung bleibt ihm eine Kinoauswertung in der gesamten (!) westlichen Welt versagt. So bleibt es dann leider wirklich nur den Filminteressierten Internetusern vorbehalten, auf diese Perle zu stoßen und ihr dann ggf. eine Chance zu geben. Ich war ja selbst trotz der großen Euphorie hier noch skeptisch, ob das was für mich sei. Zwar schaue ich auch mal gern ins RomCom-Genre rein; würde es für mich aber nicht gerade als einen besonders geschätzten Bereich einordnen.
Aus Süd-Korea hatte ich bis dato auch nur den OLDBOY gesehen, der mich ein wenig enttäuschte und aus dem asiatischem Raum allgemein kamen für mich eher Trick- denn Realfilme in Frage. Vorsichtige Vorstöße meinerseits wie bei NOBODY KNOWS oder den Filmen von Shindo sowie der Ausweitung des Kurosawa-Kinos bestätigten dann aber den guten Ruf des asiatischen Kinos, der hier herrscht.
Ein Freund von mir meint immer, dass es für uns als Europäer schwer sei, sich mit Asiaten zu identifizieren. Hinzu kommt die für uns doch sehr fremde Kultur. Aber ich war überrascht wie westlich das moderne asiatische Kino aussieht, denn obwohl vor allem Japan selbstredend zu den führenden Industrienationen (mehr noch auf dem III. bzw. IV. Sektor) gehört, verbinde ich zunächst die alte Kultur mit dem Kino aus dem asiatischen Raum. Das liegt vielleicht auch daran, dass meine ersten Kontakte dann doch über Yimou und Kurosawa geknüpft wurden.
Wie dem auch sei: in östlicher Richtung gibt es wirklich einige tief vergrabene Schätze zu entdecken und es gilt sich verdammt nochmal in den Hintern zu treten, will man sie für sich entdecken. Dank ebay und Konsorten ist es kein Problem (mehr), günstig an Filme aus Asien heranzukommen und wenn man hier den einen oder anderen Schreiberling kennt, dessen Geschmack sich ein wenig mit dem eigenen deckt, dann sollte der-/diejenige ruhig mal den Mut haben, blind auf den einen oder anderen hier besprochenen Asienfilm zurückzugreifen.
Das gilt ganz besonders für besagten MY SASSY GIRL, der irgendwo als Pendant zu Jeunet's AMÉLIE beschrieben wurde, diesem Vergleich m. E. aber nicht ganz gerecht wird. Nicht weil er schlechter wäre, sondern weil er trotz allen Humors doch mehr Tiefe besitzt und statt visueller Spielerei lieber auf sorgfältig gezeichnete Charaktere setzt, die bis zum Schluss undurchschaubar und spannend bleiben.
Und jetzt ist es an der Zeit, mal ein Loblied auf die beiden Hauptdarsteller zu singen: die bezaubernde Ji-hyun Jun und der charmante Ta-hyun Cha.
Die beiden tragen den Film und haben dabei auch nicht die gringste Mühe. Da stimmt die Chemie einfach und das kesse Zusammenspiel der beiden steckt dich sofort an. Du lachst und weinst mit den beiden. Du hast dich längst in das namenlose Mädel verliebt und bist dennoch nicht neidisch auf ihren Leinwandfreund, dem du bis zum Schluss ganz fest die Daumen drückst.
Erfrischend. Das ist ein Begriff, der auf Film angewendet etwas kurios klingt und doch fällt mir kein anderer, besserer ein, um das Geschehen in MY SASSY GIRL zu beschreiben. Wie schon Miranda July bei ME AND YOU AND EVERYONE WE KNOW geht Regisseur Jae-young Kwak völlig unkonventionelle Wege. Es passiert immer genau das, was du nicht erwartest und was da in der letzten halben Stunde abgeht, das schleudert dich durchs Tal der Tränen bis zu einem vor Glück bersten wollendem Herzen. Jawohl.
So liegt die größte Stärke des Films nicht in der flotten Inszenierung oder den fantastischen Akteuren, sondern im Script, das wie schon gesagt absolut unvorhersehbar ist und einen grandiosen Schlussakt bereithält. Als ich bei der imdb mal in die Trivia reingeschaut hatte, bin ich fast vom Stuhl gekippt, denn was da an Storydetail aufgedeckt wird, setzt dem ganzen dann noch mal n fettes Krönchen aufs Krönchen und beweist, dass dieser Film unbedingt ganz ganz viele Male geschaut werden muss! So abgedroschen das jetzt auch klingen mag: MY SASSY GIRL ist einer jener Filme, in die man sich noch verlieben kann; vor denen man auf die Knie fällt und unendlich dankbar für die Erfindung des Mediums Film ist.
Es gibt für mich im Bereich Film wirklich nichts schöneres, als völlig unerwartet von einem Film gepackt und nicht mehr losgelassen zu werden. Das ist mir jetzt innerhalb eines halben Jahres gleich zweimal passiert und ich kann das nächste mal kaum noch erwarten, gesetzt den Fall, dass es ein solches überhaupt geben wird, denn Filme dieser Qualität sind rar gesät (und da ist dem geherztem Howie zu später Stunde glatt noch ein Reimchen über die Tasten gewandert ).
Fazit: Ansehen, liebe Leuts. Wer es nicht tut, der darf sich ganz ganz sicher sein, mein volles Beileid genießen zu dürfen.
So.
Jetzt bitte ich im Kommentarthread von unseren Asian Cinema-Experten um weitere Tipps und ich versichere euch: ich nehme sie gerne an!
Zur Zeit warte ich noch auf:
THE LORD OF WAR
INGA
FERRIS BUELLER'S DAY OFF (BUELLER BUELLER EDITION)
THE ROARING TWENTIES
INNOCENCE
EVERYTHING
ANOTHER 48 HRS.
OUT OF THE PAST
CAT PEOPLE/ CURSE OF THE CAT PEOPLE
Geordert werden demnächst:
SLEUTH (bei einem einigermaßen guten Preis)
DON'T COME KNOCKING
COLUMBO SEASON 4
SULLIVAN'S TRAVELS
JEUX INTERDITS
THE UNTOUCHABLES
WESTWORLD
THE WEATHER MAN
Die müssen endlich mal her:
MIRAGE
BUDDY BUDDY
ACE IN THE HOLE
ZAZIE
L'ASCENSEUR POUR L'ECHAFFAUD
PRINCE OF THE CITY
DE STOERSTE HELTE
DARLING
Kinomäßig freue ich mich sehr auf:
SYRIANA
GOOD NIGHT AND GOOD LUCK
CAPOTE
WHERE THE TRUTH LIES
WALK THE LINE
BROKEBACK MOUNTAIN
MIAMI VICE
CASINO ROYALE
#767
Geschrieben 01. Februar 2006, 21:51
Regie: Steno - VHS
Da rappelt's mächtig im Karton! Bud Spencer alias Plattfuß schippert nach Afrika, um böse Drogenhändler dingfest zu machen und sich um den Nachlass eines Kollegen zu kümmern. Dieser ist klein, gefräßig und schnell ein großer Fan von Onkel Spencer, der ihn liebevoll Schokoladenkrümel tauft.
Spencer kloppt, dass die Schwarte kracht. Gleich zu Beginn geht's in nem Linienbus heiß her; große Keilerei, nach der der Dicke eines von zahlreichen Bonmots zum besten gibt: "Da liegen noch Zähne auf dem Sitz" teilt er seinem Chef mit.
Obwohl zunächst gewöhnungsbedürftig überzeugt Martin Hirthe als Spencer-Sprecher und passt auch viel besser als Stimmrohr Marquis. Für mich die brauchbarste Alternative zu Hess, der natürlich unübertroffen ist.
Anders als im GANOVENSCHRECK hat PLATTFUß mir ne ganze Menge Spaß bereitet und da Rainer Brandt gleich am Drehbuch beteiligt war (wahrscheinlich extra für's deutsche Publikum engagiert), fliegen genauso viele Sprüche wie Fäuste durch die Luft. Mein Favorit: "Ich hau dir den Arsch faltig." Ich schmeiß mich weg!
Und wollte den nächsten PLATTFUß gleich hinterherschmeißen, muss aber noch bis Sonntag zur TV-Ausstrahlung warten. Hab aber auch schonmal nach den DVDs geschaut und bis auf die ersten beiden PLATTFUß -Filme ist da ja alles zu haben. Muss überhaupt noch mehr Spencer-Solowerke schauen, da gibt's ja noch so einiges...
#768
Geschrieben 03. Februar 2006, 12:36
Regie: Andrew Niccol - DVD Lions Gate
Auch wenn der Film nun nicht gerade als ein einziger großer Moment bezeichnet werden kann, ist er doch voller kleiner großer Momente, die von tiefschwarzem Humor über wahnwitzige Einstellungen bis hin zu bitteren Erkenntnissen reichen.
Mittendrin ein Nic Cage als Yuri Orlov, der seine Geschichte erzählt: als Waffenhändler hat er es geschafft. Reichtum und Traumfrau auf der Habenseite. Moralische Bedenken wegen des Jobs? Sicherlich. Manchmal. Aber irgendwo ist es doch nur ein Job. Machst du ihn nicht, macht ihn jemand anders.
Niccol hat mit LORD OF WAR einen Nachdenkfilm für die Klingeltongeneration gedreht. Hip und cool genug, um den Kiddies zu gefallen und mit ausreichend Tiefgang gespickt, so dass auch das anspruchsvollere Publikum seinen Gefallen daran finden kann. Artstream vielleicht...
Auf jeden Fall ist LORD OF WAR trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden extrem kurzweilig und insgesamt sehr nett anzuschauen. Hier sei vor allem die wirklich alles überragende Eröffnungssequenz genannt. Die größte Schwäche liegen in den oberflächlichen Figuren, die nie über ihr Dasein als Figuren hinaus kommen. Trotzdem geben sich die Akteure viel Mühe und auch wenn Cage auf Autopilot spielt, passt er doch hervorragend in die Rolle des Lord of War.
Zum Schluss erreicht LORD OF WAR dann auch inhaltlich die Klasse, die er zu Beginn noch rein optisch an den Tag gelegt hatte. Da richtet sich der Film nochmal auf und rotzt den verlogenen Weltmächten ins Gesicht, indem er die Perversion des Zusammenspiels von Waffenexporteuren und UN-Sicherheitsrat offenlegt: diese Organe sind identisch. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!
Das hat gesessen und je mehr Abstand ich von dem Film gewinne, desto besser gefällt er mir. Anspruchsvolles Kino muss ja schließlich auch nicht immer bemüht wirken. Und zum Schluss noch ein Wort zum Soundtrack:
#769
Geschrieben 04. Februar 2006, 11:36
Regie: Sergio Corbucci - DVD ems
Meinem Bruder zu verdanken, diese Perle endlich mal gesehen zu haben. Dieser hatte noch eine arg witzige Szene in Erinnerung und da mich die DVD im Blödmarkt für n Fünfer anlachte, sagte ich nicht (mehr) nein.
Frühere Zweifel lagen auch darin begründet, dass Spencer keinen seiner beiden "Stammsprecher" hatte, nur war ich durch den letzten PLATTFUß ja bereits mit Hirthe vertraut und der passte ja ganz gut. So auch hier.
Zum Film: die erste Hälfte ist das beste was SpencerHill je gemacht haben. Sprüche und Kloppereien am laufenden Band. Da kam ich mit dem Notieren und Ablachen kaum noch mit. Sehr witzig auch die Parallelen der Locations mit dem späteren GO FOR IT - schien mir dieselbe Kneipe zu sein und die Sache mit dem Truck kam mir auch bekannt vor.
Größte Szene natürlich, wie Onkel Spencer mit ner Pfanne Bohnen in ner Garage hockt und dann bei seiner Mahlzeit gestört wird. Quasi die Quintessenz eines jeden SpencerHill-Films. Leider hat der Film in der zweiten Hälfte einige Hänger und mit 90 Minuten wär man wohl besser gefahren. Dafür gibt's am Ende aber eine alles toppende Keilerei auf'm Bötchen und was Hill am Pokertisch an Sprüchen abfeuert passt in keinen Notizblock.
Aus den "Großen Vier" sind jetzt deren fünf geworden - ein sicherer Kandidat für ganz viele weitere Sichtungen!
#770
Geschrieben 04. Februar 2006, 14:46
Regie: Michael Powell - DVD Universal
Das Voyeurismusthema mal wieder. Damals muss der Film schockierend gewirkt haben; heute hat er zumindest bei mir seine Wirkung verfehlt. Obwohl inhaltlich interessant wirkte das alles reichlich dröge und der Schluss krankt trotz aller Konsequenz doch extrem an Glaubwürdigkeit. Dazu kommt eine viel zu aufdringliche Metaphorik und äußerst fade Darstellungen.
Ich will PEEPING TOM seine filmhistorische Bedeutung jetzt gar nicht absprechen, aber ich habe mich die meiste Zeit köstlich gelangweilt und mehr auf den Timer denn auf den Schirm geschaut. Naja, so kann ich immerhin einen weiteren Klassiker abhaken. Ist ja auch was.
#771
Geschrieben 04. Februar 2006, 21:56
Regie: John Schlesinger - DVD MGM
Bin ja kein großer Freund von Spionagefilmen, durfte mich hier aber auf die Namen Schlesinger und Penn verlassen, die am Ende auch hielten, was sie versprachen. Zum Glück verlor sich der Film auch nicht in undurchschaubare Plottwists, sondern focussierte sich viel mehr auf die beiden Protagonisten, die sich in größter Naivität bald mächtig in die Scheiße reiten: sie verhökern geheime Regierungsdokumente an die Russen: der eine aus Idealismus, der andere aus Geldgier.
Schlesinger setzt gleichermaßen auf Spannung wie auf schwarzen Humor. Die offiziellen "Geheimnishüter" werden als brettspielende, saufende Dopeheads dargestellt und die Leichtgläubigkeit, die besonders Penns Figur innewohnt ist zum totlachen. Sean Penn ist es auch, der sie mal wieder alle einpackt: trotz unmöglicher Frisur eine bestechende Darstellung, gegen die besonders Hutton ziemlich verblasst.
In der Symbolik zeigt sich der Film nicht eindeutig, so dass es dem Zuschauer selbst überlassen bleibt, dies und das zu deuten, was mir angesichts des ansonsten doch angenehm simplen plots gut gefallen hat.
#772
Geschrieben 05. Februar 2006, 23:12
Regie: Richard Hawkins - DVD Soda
Was will er nur, was will er nur? Fragt sich die Prostituierte Naomi und das Publikum gleich mit. Denn Richard gibt sich verschlossen, will eigentlich nur reden, ist aber auch nicht wirklich redselig. Er kommt immer wieder. Immer wieder. Was will er nur?
Tja. Das hört sich jetzt nicht gerade spannend an und das ist EVERYTHING auch nicht. Aber es ist ein ungemein intensives Filmerlebnis mit bravourösen Darstellern (Winstone mal in einer für ihn eher untypischen Rolle) und alles andere als konventionell. Es passiert nicht viel, auch wenn es am Ende eine Auflösung gibt, die aber schon zu erahnen war.
Für viele Leute ist EVERYTHING bestimmt langweilig oder banal. Für mich besitzt er aber eine gewisse Faszination und die Intensität hat sich bis jetzt auf mich ausgewirkt. So kann ich für mich behaupten, einen guten Film gesehen zu haben, der aber wie gesagt nicht für die Masse konzipiert wurde.
Kann mir auch nicht vorstellen, dass der bei uns einen Verleih findet und vielleicht läuft er in einigen Jahren mal auf 3SAT oder Konsorten im OmU. Wer ihn dann entdecken sollte, sollte ihm zumindest eine Chance geben. Die hat er allemal verdient.
#773
Geschrieben 06. Februar 2006, 22:21
Regie: Jacob Aaron Estes - DVD
Sieh mal an. Von der Story her arge Parallelen zu GEORGE WASHINGTON, wie auch der Stil diesem sehr ähnelt (bis hin zu den Naturaufnahmen). Will dem Herrn Estes jetzt aber nicht unterstellen, sich was beim Green abgeschaut zu haben und das Thema Umgang mit Schuld ist so neu ja nun auch wieder nicht, aber dennoch drängt sich für mich ein Vergleich nahezu auf.
Weil Vergleiche aber blöd sind, lass ich das und konzentrier mich mal nur auf MEAN CREEK: eine Gruppe Heranwachsender (alle Stereotypen an Bord) verschuldet den Tod eines Gruppenmitglieds, ohne das dies beabsichtigt war. Und was nu? Tja... da ist man als Zuschauer dann auch gefragt und wünscht sich nur, ja nie selbst in so eine Situation zu geraten...
Estes verzichtet auf Überraschungen und geht den Weg der Gerechten, wobei er seine Akteure aber zu Hochform anspornt. Trotz der klischeebeladenen Charaktere überzeugen die Jungdarsteller durch die Bank und zuweilen mutet das gar dokumentarisch an, so echt bringen die (zum Glück) weitgehends unbekannteren Schauspieler ihre Figuren rüber. Dazu trägt auch der unaufdringliche Stil bei: viele Totalen bis Halbtotalen; die Gruppe immer im Blick.
Allerdings ging mir das Geschehen weniger nahe, als es dem Regisseur recht sein dürfte und die aufgezeichneten Gedanken des Verstorbenen gegen Ende nochmal darzubieten entzog sich mir jedweder Logik. Lasses doch so, wie's ist, dachte ich mir da. Dieser künstlerische Anspruch von wegen Tiefgang und so wirkte da nur aufgesetzt. Da hätte sich Estes ruhig auf die bis dahin gut erzählte Geschichte verlassen sollen.
Nun denn: MEAN CREEK ist trotzdem sehenswert, wenn einem auch nichts wirklich Neues auf dem Gebiet präsentiert wird. Schön aber, dass Estes auf s/w-Malerei verzichtet und sich bei der Schuldfrage bzw. den Sympathiebekundungen nicht eindeutig festlegt.
Einfach mal reinschauen, würd ich sagen.
#774
Geschrieben 08. Februar 2006, 21:34
Regie: Andrew Niccol - DVD Lions Gate
Vor dem gestrigen Kinogang nochmal LORD OF WAR mit nem Kumpel geschaut. Einigkeit bezüglich der Qualität des Films. Für mich mittlerweile doch ein einziger großer Moment.
#775
Geschrieben 09. Februar 2006, 15:44
Regie: Peter Thorwarth - CinemaxX Krefeld
Obwohl meine Erwartungen nach dem enttäuschenden WNPWPG schon um einiges runtergeschraubt waren, unterbot der Film diese ganz locker: Peter Thorwarth, so scheint es mir, hat mit BBB damals eine Art Glückstreffer gelandet. Was danach kam wirkte nur noch wie ein müder Abklatsch.
In GOLDENE ZEITEN wollte er wieder einen Pott Fiction drehen, vergriff sich dabei aber häufig im Ton und setzt eine Geschichte mit großem Potenzial vollends in den Sand. Ich meine, die Idee den Dirk "Face" Benedict als abgehalfterten Hollywood-Serien-Star zu besetzen war brillant und der Typ hatte sichtlich Spaß an der Sache, den er auch auf mich übertragen konnte, aber Thorwarth kriegt es einfach nicht hin, eine runde Story abzuliefern.
Überall bleiben Ecken und Kanten, mal ist da ein Subplot urplötzlich zu Ende, mal passiert da Schlag auf Schlag auf Schlag viel zu viel auf einmal und zum Schluss fügt sich alles in keinster Weise zusammen. Ralf Richter wurde verschenkt und hatte seine beste Szene, als er gar nicht zu sehen, sondern nur zu hören war ("Rosettenbrötchen" ).
Die Darstellerriege ist enttäuschend und wären da nicht besagter göttlicher Dirk Benedict und Christian Kahrmann, der wenigstens einen Hauch Ruhrpott-Feeling versprüht, es wäre ein einziges Desaster geworden. So kann GOLDENE ZEITEN, der auch an extremer Überlänge krankt, zumindest in einigen Szenen punkten und für ein paar Lacher sorgen.
GOLDENE ZEITEN sollte wohl um einiges härter und ernsthafter als die Vorgänger ausfallen, was Thorwarth auch gelungen ist, nur sollte er dann auch den Humor zurückfahren, denn wenn er die Kamera bei Morden elendig lang draufhält und zwischendurch mal einfach so nen Unschuldigen, am Geschehen kaum Beteiligten abknallen lässt, dann ist das einfach nur blöd, weil überhaupt nicht zum Ton des Films passend. Den Spagat aus Brutalität und Komik hätte er mal besser gar nicht angehen sollen; vom Vorbild QT ist er Lichtjahre entfernt.
#776
Geschrieben 12. Februar 2006, 01:49
Regie: Walter Hill - DVD Paramount
Bei obiger Szene hab ich mich weggeschmissen. Zwar nur ein variierter Gag aus Teil 1, aber das war mir egal. Hauptsache lustig. Und James Brown fetzt noch mehr als Sting. Zudem hab ich mich über den billigen Kopfhörer samt Walkman, den man heute wohl nur noch als antiquiert bezeichnen kann, ebenfalls mächtig beömmelt.
Ansonsten fällt das Sequel nicht weit ab vom Vorgänger. Noch ne Ecke brutaler, die Schurken noch überzeichneter und die Story ein bissel abstruser... Da man solche Filme aber nicht ernst nehmen soll und sie lediglich unterhalten müssen, ging das schon in Ordnung. Die Kombo Nolte/ Murphy (letzterer stand diesmal als erster im Vorspann und hatte Nolte demnach an Status hinter sich gelassen) punktet wieder und machen dann auch den Reiz dieses Buddy Movies aus, das ansonsten nach Schema-F inszeniert wurde.
Wie wär's eigentlich mal mit nem dritten Teil? Ich hätte jedenfalls nix dagegen!
#777
Geschrieben 12. Februar 2006, 14:26
Regie: Jacques Tourneur - DVD Warner
Kaum zu glauben, dass dieser Film als B-Movie konzipiert wurde, denn außer der sehr kurzen Laufzeit sah das für mich nach nem klaren A-Produkt aus: Kameraarbeit, Darsteller und Ausstattung vom aller Feinsten und mit CAT PEOPLE wurde ich endlich auf Val Lewton aufmerksam, dessen weiteren Werke bereits auf meinem Wunschzettel stehen.
Ich erwähnte bereits die kurze Laufzeit, die mir sehr in die Karten spielte, da ich ja so meine Probleme mit überlangen Filmen habe und es lieber kompakt mag. So kam man bei CAT PEOPLE dann auch gleich zur Sache: keine überflüssigen Szenen, alles ging schnurstaks voran und Howie hatte seinen Spaß.
Worum geht's? Nun, da kauft jemand wortwörtlich die Katze im Sack und als er merkt, was er sich da angelacht hat, da ist es fast schon zu spät...
CAT PEOPLE ist eine ausgewogene Mixtur aus Horror und Drama, die vor allem durch ihre atmosphärischen Bilder (das Gittermotiv zieht sich durch den ganzen Film) und die bezaubernde Simone Simon besticht. Auch der Schluss fügt sich wunderbar in diese tragische Liebesgeschichte ein und für die Entstehungszeit schien mir dieser sogar ziemlich gewagt, weshalb ich sehr gerne meinen nicht vorhandenen Hut vor Lewton ziehe.
Allerdings trete ich jetzt auch mit sehr gemischten Gefühlen an die Fortsetzung heran, die eigentlich nur abstinken kann und ob des Ausgangs des Vorgängers eine verdammt schlechte Ausgangslage erwischt. Naja... vielleicht werde ich ja eines Besseren belehrt...
Der nächste Lewton-Doppelpack I WALKED WITH A ZOMBIE/ THE BODY SNATCHER ist jedenfalls schon geordert!
#778
Geschrieben 12. Februar 2006, 18:08
Update Februar
001. Heat (USA 1995, Michael Mann)
002. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
003. Trois Couleurs: Rouge (FRA/PL/SWI, K. Kieslowski)
004. Ferris Bueller's Day off (USA 1986, John Hughes)
005. Planes, Trains & Automobiles (USA 1987, John Hughes)
006. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
007. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
008. Me and you and everyone we know (USA 2005, Miranda July)
009. The Station Agent (USA 2003, Tom McCarthy)
010. Mulholland Dr. (FRA/USA 2001, David Lynch)
011. Crash (USA 2004, Paul Haggis)
012. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
013. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
014. Smoke (USA 1995, Wayne Wang)
015. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
016. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
017. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
018. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
019. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
020. 12 angry Men (USA 1957, Sidney Lumet)
021. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
022. Yeopgijeogin geunyeo (KOR 2001, Jae-young Kwak)
023. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
024. Dead Poets Society (USA 1989, Peter Weir)
025. Living in Oblivion (USA 1994, Tom DiCillo)
026. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
027. Wilbur wants to kill himself (DK/ SWE 2002, Lone Scherfig)
028. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
029. The Big Sleep (USA 1945, Howard Hawks)
030. Factotum (USA/ NOR 2005, Bent Hamer)
031. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
032. Clerks (USA 1994, Kevin Smith)
033. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
034. The Usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
035. Italiensk for begyndere (DK 2000, Lone Scherfig)
036. The Machinist (SPA/USA 2003, Brad Anderson)
037. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
038. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
039. The Bridge on the River Kwai (GB 1957, David Lean)
040. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
041. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
042. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
043. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
044. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
045. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
046. Ghost Dog: The Way of the Samurai (USA 1999, J. Jarmusch)
047. De største helte (DK 1996, Thomas Vinterberg)
048. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
049. Love Actually (GB 2003, Richard Curtis)
050. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
051. Les Diaboliques (FRA 1954, H.-G. Clouzot)
052. Lord of War (USA 2005, Andrew Niccol)
053. Lilja 4-ever (SWE/DK 2002, Lukas Moodysson)
054. White Heat (USA 1949, Raoul Walsh)
055. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
056. Onibaba (JAP 1964, Kaneto Shindô)
057. The long good Friday (GB 1980, John Mackenzie)
058. Festen (DK 1997, Thomas Vinterberg)
059. Night Moves (USA 1975, Arthur Penn)
060. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
061. Ulee's Gold (USA 1997, Victor Nunez)
062. The China Syndrome (USA 1978, James Bridges)
063. Wo hu cang long (HK/TAI 2000, Ang Lee)
064. Il buono, il brutto, il cattivo (ITA/USA 1967, Sergio Leone)
065. Runaway Train (USA 1985, Andrei Konchalovsky)
066. The Edge (USA 1997, Lee Tamahori)
067. The Wicker Man (GB 1973, Robin Hardy)
068. Carlito's Way (USA 1993, Brian de Palma)
069. Fucking Åmål (SWE 1998, Lukas Moodysson)
070. To live and die in L. A. (USA 1985, William Friedkin)
071. The Asphalt Jungle (USA 1950, John Huston)
072. The Big Lebowski (USA 1997, Joel Coen)
073. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
074. Majo no takkyûbin (JAP 1989, Hayao Miyazaki)
075. Le Salaire de la peur (FRA 1953, H.-G. Clouzot)
076. Assault on Precinct 13 (USA 1976, John Carpenter)
077. Thief (USA 1981, Michael Mann)
078. Leaving Las Vegas (USA 1995, Mike Figgis)
079. Midnight Cowboy (USA 1969, John Schlesinger)
080. The Apartment (USA 1960, Billy Wilder)
081. C'era una volta il West (ITA/USA 1969, Sergio Leone)
082. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
083. Tremors (USA 1990, Ron Underwood)
084. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
085. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
086. Paris, Texas (UK/GER 1984, Wim Wenders)
087. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
088. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
089. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
090. The Remains of the Day (GB 1993, James Ivory)
091. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
092. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
093. The Treasure of the Sierra Madre (USA 1948, J. Huston)
094. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
095. The Lavender Hill Mob (GB 1951, Charles Crichton)
096. Bound (USA 1996, Wachowskis)
097. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
098. Rosemary's Baby (USA 1968, Roman Polanski)
099. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
100. New York Minute (USA 2004, Dennie Gordon)
#779
Geschrieben 12. Februar 2006, 23:30
Regie: Robert Wise, Gunther von Fritsch - DVD Warner
Die Vorzeichen standen schlecht: Nachfolger eines in sich abgeschlossenen, guten Films und zudem von zwei Regisseuren inszeniert. Aber zunächst blieben alle Zweifel unbegründet, denn THE CURSE OF THE CAT PEOPLE schlug ganz andere Wege als der "Vorgänger" ein.
Aus der Sicht eines Kindes wird eine Geschichte erzählt, die nur noch vage mit den Katzenmenschen zu tun hat und da liegt auch schon der große Schwachpunkt des Films: als direkt Bezug auf die Geschehnisse in CAT PEOPLE genommen wird, was zuweilen ziemlich zusammenhangslos wirkt.
Nach eine wirklich tollen ersten Hälfte, in der sich ein Unheil langsam anzubahnen scheint verflacht der Film etwas; erst ganz am Ende bekommt man nochmal eine schaurig-schöne Szene geboten, bei der formal wirklich alles aufgefahren wird: ein toller Moment!
Leider macht der 40er Jahre-Standard-Score auch einiges an Stimmung kaputt, etwa wenn Simone Simon zum ersten mal in Erscheinung tritt. Dafür ist der Film aber verzüglich fotografiert und darstellerisch Dank der umwerfenden Ann Carter ebenfalls absolut überzeugend.
Insgesamt ein überdurchschnittlicher Film, den ich niemals als B-Movie bezeichnen würde und der erst in der zweiten Hälfte Schwächen zeigt. So ist die Lust auf weitere Lewton-Filme weiter vorhanden und ich freue mich schon auf I WALKED WITH A ZOMBIE!
#780
Geschrieben 14. Februar 2006, 21:45
Regie: Otto Preminger - TV 3SAT
Soweit ist es nun gekommen. Filme in der Synchro geht nicht mehr. Im Kino suche ich ja eh schon immer öfter und lieber (insofern angeboten) die OV auf und nun kann ich Filme im TV - besonders älteren Kalibers - gar nicht mehr genießen.
Wenn da neben völlig unpassenden Sprechern (Mitchum im O-Ton ist ein Erlebnis!) auch noch diese unsägliche "Eindeutschung" der Namen hinzu kommt und diese wie in ANGEL FACE lautgetreu "Frank" und "Gina" ausgesprochen werden, ist bei mir der Ofen endgültig aus. Es ging nicht mehr. Ich musste den Film abbrechen.
Hinzu kam jedoch auch eine Enttäuschung über diesen recht bekannten film noir, der außer der Präsenz Mitchums nicht viel zu bieten hatte. Da war Jean Simmons als Femme Fatale mächtig fehlbesetzt, zumal ihr die Stanwyck-Gedächtnis-Perücke überhaupt nicht stand. Da sprühten weder Funken, noch knisterte es zwischen dem Leinwandpaar, das sich zudem durch eine Story bewegte, der es an Originalität und Spannung mangelte.
Mal seh'n wie's mit OUT OF THE PAST laufen wird, den ich Dank DVD aber zumindest schonmal im O-Ton erleben darf.
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