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.:the right side of my brain:. - Filmforen.de

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4 Antworten in diesem Thema

#1 Pierrot le Fou

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Geschrieben 18. Februar 2006, 16:41

.:La Mala Educación:.

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Originaltitel: La mala educación. Spanien, 2004. Regie & Drehbuch: Pedro Almodóvar. Produktion: Augustín Almodóvar, Pedro Almodóvar, Esther García. Darsteller: Gael García Bernal (Ángel/Juan/Zahara), Fele Martínez (Enrique Goded), Daniel Giménez Cacho (Padre Manolo), Lluís Homar (Sr. Manuel Berenguer), Francisco Maestre (Padre José), Francisco Boira (Ignacio). Kamera:José Luis Alcaine. Schnitt:José Salcedo. Musik: Alberto Iglesias. Farbe, 106 Min.

Inhalt: In den frühen 60er Jahren entdecken die beiden Jungen Ignacio und Enrique die Liebe gemeinsam in einer christlichen Schule. Pater Monolo, ihr Literaturlehrer und Schulleiter, nimmt, gegen den Willen der beiden, an diesen Erfahrungen teil. Später, in den 70ern und 80ern, führt es diese drei Charaktere wieder zusammen. Enrique ist ein junger, erfolgreicher Regisseur und Ignacio angeblich ein Schriftsteller und Schauspieler. Als Ignacio Enrique darum bittet sein neustes Script, welches auf ihren gemeinsamen Kindheitserinnerungen beruht, durchzulesen und zu verfilmen, beginnt für Enrique eine kriminalistische Wahrheitssuche mit fatalen Folgen.


Rating: ******** 08/10

Kritik: Direkt von Anfang an ist klar, La Mala Educación ist kein gewöhnlicher Film. Die aufmerksamkeitserhaschende Musik und die vielen bunten Farben, die schon nur in den Opening Credits, die an ein wenig an die aus alten Hitchcock-Filmen erinnern, verwendet werden, sind definitiv ein Hingucker. Und diese Ungewohnheit, was die vielen Farben betrifft, die Musik, doch vor allem auch die Handlung, die Dialoge, die verschrobenen Charaktere wird der spanische Starregisseur Pedro Almodóvar (Alles über meine Mutter; Sprich mit ihr) noch seinen ganzen Film über beibehalten.

Handlungstechnisch gesehen hat La Mala Educación viel zu bieten, sofern man mit den folgenden Aspekten nicht seine Problemchen hat: sexuelle Belästigung Minderjähriger, etlicher Schwulensexszenen, Transvestiten, Drogenabhängiger. Nach dieser Aufzählung kann man sich denken, dass der Film keine leichte Kost, ein Melodram und ein eher spezieller Film ist, der mit Sicherheit nicht jedem zusagen wird. Dennoch ist die Handlung raffiniert gespickt mit einigen unerwarteten Wendungen, intelligenten Dialogen und wird somit nie langweilig und bleibt immer etwas besonderes. Besonders zum Ende hin spitzt sich die Lage immer mehr zu und man kann kaum drauf abwarten, wie sich erneut alles zum Schlechten oder doch zum Guten hinwenden wird. Doch nicht nur spannungstechnisch kann die Story überzeugen, denn vor allem anderen ist La Mala Educación ein gefühlsgeladener Film. Wenn man sich erst einmal auf den Film eingelassen hat, fällt es einem kaum noch schwer sich perfekt in die Charaktere, ihre Lage und ihre Gefühle hineinzuversetzen, bzw. zu denken. Sicherlich helfen da die großartigen schauspielerischen Leistungen mit. Besonders Gael García Bernal brilliert in diesem Film, da er in jeder Rolle, in die sein Charakter (der ja Schauspieler ist) schlüpf, unglaublich überzeugend und glaubwürdig spielt, sei es als Ignacio, als Juan, als Ángel oder als Transvestit Zahara. Mit dieser Glanzleistung hat er für mich nun entgültig sein Können als hervorragender Schauspieler bewiesen und zählt für mich persönlich nun als bester und vielversprechendster seiner Generation.

Auch Regietechnisch und Inszenatorisch kann La Mala Educación überzeugen. Besonders das immer leicht ungewöhnliche Setting und die bereits erwähnte Farbwahl haben es mir angetan. Diese Verschaffen dem Film einen sehr südeuropäischen, warmen Touch, was wiederum perfekt mit den Umständen der Handlung harmoniert. Auch die Musik ist wundervoll und passend gewählt. Pedro Almodóvar har hier wirklich sehr gute, solide Arbeit als Regisseur geleistet.

Auch wenn La Mala Educación mir persönlich ausgezeichnet gefallen hat, so bin ich mir sicher, dass ein ungewöhnlicher, intellektueller Film mit reichlich Transvestiten und Schwulen nicht jedermanns Geschmack ist. Almodóvar versucht hiermit Appell und Kritik an der katholischen Kirche auszudrücken. Sehr realistisch zeigt der Film das sexuelle Vergehen Pater Manolos an Ignacio und deren Folgen. Die vielen und sehr freizügigen Szenen, in welchen Almodóvar Homosexualität darstellt, sind ebenfalls ein Mittel um zu provozieren und vielleicht auch der Versuch ein wenig zu revolutionieren. Eines ist hier sicher: Sehr konservativen Zuschauern wird der Film höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Alles in allem ist La Mala Educación mit Sicherheit ein sehr gelungener, ungewöhnlicher Film mit einem brillanten Hauptdarsteller, den sich jeder, der von den oben genannten Aspekten nicht abgeschreckt ist, einmal ansehen sollte.

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#2 Pierrot le Fou

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Geschrieben 18. Februar 2006, 17:00

.:Krieg der Welten:.

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Originaltitel: War of the Worlds. USA, 2005. Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Josh Friedman, David Koepp (nach einem Roman von H.G. Wells). Produktion: Kathleen Kennedy, Paula Wagner, Colin Wilson. Darsteller: Tom Cruise (Ray Ferrier), Dakota Fanning (Rachel Ferrier), Justin Chatwin (Robbie Ferrier), Miranda Otto (Mary Ann), Tim Robbins (Harlan Ogilvy). Kamera: Janusz Kaminski. Schnitt: Michael Kahn. Musik: John Williams. Farbe, 116 Min.

Inhalt: Der geschiedene Vater Ray Ferrier soll sich über das Wochenende um seine Tochter und seinen Sohn kümmern. Doch noch ahnt er nichts von der Bedrohung, die ihm, seiner Familie und der ganzen Welt bevorsteht. Eine außerirdische Macht, die die Erde bisher insgeheim aus der Ferne beobachtet hat, greift nun die Erde an. Mit ihren Armeen von Kampfmaschinen, die riesigen Robotern gleichen, sind sie den Menschen technologisch haushoch überlegen und hinterlassen auf unserem Planeten eine Welle der Verwüstung. Immer auf der Flucht und scheinbar ohne Chance gegen die Invasion versucht Ray sich und seine beiden Kinder zu retten, so lange es geht...


Rating: ***** 05/10

Kritik: Spätestens wenn in einem Spielberg-Film ein unheimlich aussehendes Gewölk aufzieht und ein Blitz den anderen jagt, ist uns klar, dass etwas gewaltiges auf uns zukommt und auch ein Effektgewitter lange nicht mehr auf sich warten lässt. Hier ist der Krieg der Welten , gleichend einer drohenden Apokalypse, der Sommerblockbuster 2005.

Mit der Verfilmung von H.G. Wells’ „Krieg der Welten“ hat sich Spielberg ein nicht gerade unbekanntes Thema rausgesucht, denn schließlich zählt dieser Roman zu den bedeutendsten Werken der Science-Fiction-Literatur und spätestens seit Independence Day , also 1996, ist uns die Invasion außerirdischer Lebensformen auch vom Kino her nur zu gut bekannt. Schon allein die Aufmachung des Filmes ist eine Geschichte für sich: Bis zum offiziellen Starttermin sollte die Presse schweigen wie ein Grab und durfte nicht die kleinste Rezension veröffentlichen. Nun, um das große Geheimnis aufzudecken: Krieg der Welten ist weder so grauenhaft schlecht und hohl, wie der größte Anteil der Actionfilme, die aus Hollywood kommen, noch so gut gelungen, dass man vor Euphorie einen Freudentanz aufführen müsste, von dem was man gerade zuvor gesehen hat. Anfangen tut der Film eigentlich recht vielversprechend, mit einer kurzen, aber ausreichenden Einführung in das recht durchschnittliche Leben des Krankfahrers Ray Ferrier, welcher von Tom Cruise durchaus sehr überzeugend gespielt wird. Endlich scheint die Hauptfigur einmal kein Übervater und Held der Alltagswelt zu sein. Nein, eher im Gegenteil, er lebt getrennt von seiner Frau, bringt seinen Kindern lange nicht genug Aufmerksamkeit entgegen (beispielsweise ist seine Tochter schon von Geburt an allergisch gegen Erdnüsse, allerdings erfährt er dies erst, als er ihr im Laufe des Films ein Erdnussbuttersandwich schmiert) und scheint der typische amerikanische Arbeiter zu sein. Als dann allerdings die Invasion erfolgt und Tripods, riesige, dreibeinige Maschinen überall aus dem Boden brechen und mit Laserstrahlen Menschen und Gebäude vernichten, keimen in ihm die Vaterinstinkte auf und er setzt alles daran seine Kinder zu beschützen. Doch das einzige was hierbei noch möglich ist, ist zu fliehen – und auf dieser Flucht sind wir immer ganz nah mit dabei, bei Ray und seinen Kindern. Hier gibt Spielberg dem Zuschauer keine Verschnaufpause, denn eins ist der Film gewiss nicht: langweilig! Allein schon die unglaublich düstere Atmosphäre und der exzellente Sound lassen dem Atem jeden Kinogängers gefrieren, wenn erneut irgendwo ein dumpfes Brummen ertönt. Bestes Beispiel für das inszenatorische Genie Spielbergs ist das durchaus recht lange Versteckspiel vor den Aliens im brüchigen Kellers eines Farmers (brillant wie immer: Tim Robbins) in dem den Zuschauern bei jedem kleinsten Geräusch das Herz kurz stehen bleibt.

Was optisch, akustisch und inszenatorisch wirklich hervorragend gelungen ist, kann inhaltstechnisch leider doch nicht ganz so überzeugen, wie es zunächst den Anschein macht. Zwar darf man Spielberg zweifelsohne für seine Darstellung des Chaos, der Massenpanik und der Anarchie, die ausbricht, wenn sich der kompromisslose Lebenskampf der Menschen untereinander offenbart loben. Andererseits scheint das Drehbuch zu versagen, wenn es darum geht, sich in die Einzelschicksale der Hauptcharaktere hineinzuversetzen. Zu wenig sind hier die Verzweiflung, die Emotionen und auch die Instinkte der Protagonisten spürbar. Außerdem scheint es oftmals einige Logikfehler zu geben, beispielsweise scheint es auf den Highways und den Trümmerfeldern immer noch irgendwie eine Fahrgasse zu geben, durch es sich ganz locker mit dem einzig fahrtüchtigen Auto fahren lässt. Oder das ein Camcorder eines Zivilisten noch munter weiterläuft, auch wenn die Invasoren schon längst sämtliche Elektronik lahmgelegt haben. Des weiteren störte mich die Tatsache, dass der rebellische, pubertierende Sohn sich dazu entschließt, heroisch, wie er ist, dem Militär bei dem Kampf gegen die übermächtigen Roboter zu helfen und dies auch in die Tat umsetzt. Ebenfalls habe ich mich gefragt, warum diese angeblich so hochentwickelte außerirdische Spezies vor Millionen von Jahren, noch vor der Entstehung des Menschen, ihre Kampfmaschinen im inneren der Erde versteckt und erst dann angreift, wenn die menschliche Zivilisation aufgeblüht ist?! Am dicksten von Allem hat Spielberg allerdings mit dem Ende aufgetragen. Äußerst simpel gehalten und gespickt mit reichlich Klischees, ist dies wirklich nicht das, was man braucht, egal wie sehr man dabei von der Romanvorlage abweicht oder nicht abweicht.

Insgesamt ist Krieg der Welten ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite überzeugt der Film durch seine Spannung, die makellose Inszenierung und als hervorragende Unterhaltung, andererseits gibt es allerdings einfach zu viele Logikfehler und Schwächen im Drehbuch, gekrönt von dem wirklich Klischee- und Spielberg-Kitsch-reichem Ende.

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#3 Pierrot le Fou

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Geschrieben 21. Februar 2006, 13:52

.:Kill Bill: Vol. 1:.

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USA, 2003. Regie & Drehbuch: Quentin Tarantino. Produktion: Lawrence Bender. Darsteller: Uma Thurman (The Bride), Lucy Liu (O-Ren Ishii), Vivica A. Fox (Vernita Green), Darryl Hannah (Elle Driver), Julie Dreyfus (Sofie Fatale), Chiaki Kuriyama (Gogo Yubari). Kamera: Robert Richardson. Schnitt: Sally Menke. Musik: RZA. Farbe/Schwarzweiß, 111 Min.

Inhalt: Auf ihrer Hochzeit wird das Mitglied einer der weltbesten Killergruppen, „die Braut“ samt sämtlicher Gästen und ihrem sich im Mutterleib befindenden Baby Opfer eines Anschlags, den ihr Boss Bill in Auftrag gegeben hat und von ihren Kollegen und Kolleginnen ausführen ließ. „Die Braut“ wird für tot gehalten, liegt allerdings nur die nächsten vier Jahre lang im Koma. Als sie wieder zu sich kommt ist ihr Baby verschwunden. Daraufhin begibt sie sich auf einen erbarmungslosen Rachefeldzug, auf welchem sie nach und nach die Mörder ihres Kindes und ihrer Freunden einer Liste nach mit Bill als unterstem Namen gnadenlos hinrichtet.


Rating: ******** 08/10

Kritik: Quentin Tarantino ist heutzutage schon lange kein unbekanntes Gesicht mehr. Durch den hohen Wiedererkennungswert seiner Werke, die allesamt gewissermaßen Kultstatus erreicht haben, arbeitete er sich Anfang der 1990er Jahre durch Filme wie Reservoir Dogs (1992) und Pulp Fiction (1994) zu einem der gefragtesten, angesagtesten Filmemacher Hollywoods hoch. Nachdem er 1997 den dialoglastigen Gangsterfilm Jackie Brown ins Kino gebracht hatte, wurde es etwas stiller um ihn und die gewisse Hysterie, die sein Name überall ausgelöst hatte, war zwar immer noch irgendwie präsent, aber nicht mehr allgegenwärtig. Doch dann, schon einige Zeit nach der Jahrtausendwende, bekam man immer und immer wieder den Werbespruch „In the year 2003, Uma Thurman will kill Bill“ zu hören. Mit einem solch recht beachtlichen Marketing, wie es für den Film betrieben wurde, war eines klar, Quentin Tarantino hatte etwas neues, etwas gewaltiges, etwas ungewöhnliches, etwas was zu lang war (weit über 200 Minuten), als das man es in einen Teil hätte packen können. Hiermit war es nun endlich soweit, im Jahre 2003 sollte Hollywoods Regiewunderkind und Enfant Terrible Tarantino den ersten Teil, das Vol. 1, seines lang erwarteten vierten Filmes Kill Bill in die Kinos bringen.

Nachdem sein dritter Film Jackie Brown bei Publikum und Kritikern, zwar immer noch solide, aber nicht ganz so hervorragend ankam, wie seine Vorgänger, beschloss Tarantino mit seinem ersten Film des neuen Jahrtausends das für ihn typische dialoglastige Gangstergenre zu verlassen und etwas völlig neues zu drehen. Na ja, völlig neu mag hier wohl nicht die passende Bezeichnung sein, denn Kill Bill: Vol. 1 leiht sich Stilmittel, wo immer sie passend und stilisiert sind. Im Mittelpunkt stehen wohl vor allem die 70er Jahre mit ihren italienischen Giallo, amerikanischen Grindhouse und asiatischen Martial Arts Klassikern, von Exploitation bis hin zum Samurai Genre. Doch Quentin Tarantino geht so gekonnt mit den einzelnen Genres und Stilrichtungen um, dass er es schafft daraus wiederum etwas vollkommen eigenes, neues, ja, fast avantgardistisches zu vollbringen. Eines ist sicher: Kill Bill ist Tarantinos Hommage an das Kino der 70er Jahre und zugleich ein so stilistisch außergewöhnliches Werk, wie man es nur selten findet. Dies soll allerdings nicht heißen, dass Tarantino-Fans nicht voll auf ihre Kosten kommen. Zwar mag der Film nicht unbedingt vor den üblichen Tarantino Dialogen strotzen und die reife Gelassenheit aus Jackie Brown ist ebenfalls passé, doch die Handschrift des Filmemachers ist unverkennbar. Die informativen Zwischentitel, Kapiteleinblendungen und Ortsangaben, sowie auch die zersplitterte Erzählweise, die auch diesmal keiner klaren chronologischen Linie folgen erinnern zunehmend stark an Pulp Fiction Ebenso haben wir hier den für Tarantino typischen „Kofferraum-Shot“, so wie einige andere für ihn typische Merkmale.

Was Kill Bill vor allem anderen ausmacht ist die visuelle Umsetzung der Vermischung des eigenen, des 70er-Jahre-Kino und des daraus entstanden völlig neuen Stils. In Vol. 1 wird hierbei allen voran das Metier des asiatischen Films unter die Lupe genommen. So bemerkt man beim Duell zwischen „Der Braut“ und O-Ren Ishii im verschneiten Hinterhof eine sehr eindeutige Anspielung auf Toshiya Fujitas Samuraiklassiker Lady Snowblood von 1973 und somit auch auf die restlichen japanischen Klassiker. Doch auch dem neueren Kino wird Tribut gezollt: Als die wunderbar anzusehende Chiaki Kuriyama als Gogo Yubari in Schuluniform ihre Rolle aus Battle Royale wiederholt oder wenn Uma Thurman wie im Schattenspiel hinter bunt beleuchteten japanischen Wänden kämpf, wie es in Samurai Fiction der Fall war, dann wird uns klar, dass ein großer Teil Tarantinos Herzens am asiatischen Kino hängt. Doch Kill Bill steckt nicht nur voller Anspielungen und nimmt seine Stilmittel aus anderen Filmen. Tarantino inszeniert durchgehend abwechslungsreich und bringt sogar eine Zeichentricksequenz im Animestil mit ein, die zwar etwas lang geraten ist, allerdings nie langweilig wirkt. Dies wird visuell und inszenatorisch alles so perfekt umgesetzt, wie man es sich kaum vorstellen kann. Tarantino lässt die Action sehr dynamisch und rasant aussehen und schwelgt in ruhigeren Szenen dann in purer, bildlicher Schönheit. Dies kommt allerdings nicht von ungefähr, denn als Kameramann verpflichtete er das Genie Robert Richardson, der zuvor auch schon etliche Filme Oliver Stones (von Platoon bis Natural Born Killers), sowie auch Martin Scorseses (von Casino bis The Aviator) veredelte. Akustisch ist es da auch nicht viel anders. In Zusammenarbeit mit Rapper RZA (der sich auch schon für die Vertonung von Jim Jarmuschs Ghost Dog auszeichnete) wurde ein bunter Genre-Mix von einem Soundtrack kreiert, der es in sich hat und Kill Bill wahrlich perfekt untermalt. Auch hier gibt es unzählige musikalische Anspielungen. Anfangs pfeift Darryl Hannah alias Elle Driver Bernard Herrmanns Melodie aus Roy Boultings Teufelskreis Y, während wir im Verlauf des Films wiederum einen Song aus Shunji Iwais All About Lily Chou-Chou zu hören kriegen. Und auch der Rest des Films ist vollgepackt von klassischen Filmkompositionen, Musik von Quincy Jones, Sonny Bono, Luis Bacalov und vielen weiteren bis hin zur einer genialen Performance des recht eigenwilligen Songs „Woo Hoo“.

In einem Punkt wird Tarantino seinen asiatischen Vorbildern allerdings nicht gerecht. Er zeigt uns zu oft comichafte Gewalt, als das man seine Geschichte durchgehend ernst nehmen könnte. Wenn Uma Thurman zu Disco-Musik in einer Aneinanderreihung von Brakedance-Bewegungen ihren unzähligen Gegnern die Gliedmaßen abschlägt erinnert das mehr schon ein wenig an jenen pubertäre Gewaltverherrlichung, die From Dusk Till Dawn mit sich gebracht hat, als an den speziellen Flair, der die japanischen Samuraidramen ausmachte. Es ist schlichtweg unbrauchbar, denn wenn man an jene von Uma Thurman furchtbar intensiv gespielte Szene denkt, in der „die Braut“ aus dem Koma erwacht und ihr Schicksal realisiert und der Film dann zum Ende hin in eine etwas alberne, auf filmische Spielereien bezogene Blutorgie abdriftet ist es wirklich etwas schade, denn gerade hierdurch war es Tarantino nicht möglich jenes bestimmte „Flair“ einzufangen. Dennoch muss man sagen, dass Tarantinos Action und Gewalt immer noch einen hohen Unterhaltungsfaktor aufzuweisen wissen, denn die enorm spannende Steigerung zum Klimax hin ist rasant, schnell, zischend, bunt, koordiniert und extrem stilisiert. Mal zeigt sie sich realistisch ekelhaft, wie im amerikanischen Horrorkino, mal übertrieben mit Blutfontänen wie es häufig im asiatischen Kino der Fall ist.

Die visuelle Brillanz, die etlichen Hommagen an das asiatische Kino und die Filme der 70er, die hervorragende Darstellung Uma Thurmans, der fantastische Soundtrack und die rasante Action lassen Kill Bill: Vol.1 trotz allem zu einem wahrlich guten Film werden. Dass Tarantino aus dieser Kombination von unzähligen alten, sowie auch einigen neuen Stilmitteln einen völlig neuen Stil entstehen lässt wirkt fast schon avantgardistisch. Kill Bill: Vol. 1 ist somit, trotz einiger kleiner Fehler, wahres Kino für das neue Jahrtausend. Auch hier hat uns Quentin Tarantino wieder bewiesen, wie viel doch in ihm steckt. Da ist man doch gleich (und nicht nur wegen des großen Cliffhangers am Ende) sehr gespannt auf Vol. 2.

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#4 Pierrot le Fou

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Geschrieben 21. Februar 2006, 14:09

.:Kill Bill: Vol. 2:.

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USA, 2004. Regie & Drehbuch: Quentin Tarantino. Produktion: Lawrence Bender. Darsteller: Uma Thurman (The Bride), David Carradine (Bill), Chia Hui Liu (Pai Mai), Michael Madsen (Budd), Darryl Hannah (Elle Driver), Michael Parks (Esteban Vihaio). Kamera: Robert Richardson. Schnitt: Sally Menke. Musik: RZA, Robert Rodriguez. Farbe/Schwarzweiß. 136 Min.

Inhalt: Der Rachefeldzug der „Braut“ geht unaufhaltsam weiter, nachdem schon O-Ren Ishii und Vernita Green ihr Leben lassen mussten. Als nächstes stehen Elle Drive, sowie auch das einzige männliche Mitglied des Killerkommandos „Tödliche Viper“ Budd auf ihrer „Todesliste“, bis sie sich zu guter letzt ihrem ehemaligen Chef und Liebhaber Bill widmen will. Doch „die Braut“ ahnt nicht, dass Bill um etwas mehr weiß, als sie. Etwas von elementarer Wichtigkeit für ihre Zukunft, was geschah während sie im Koma lag. Etwas, dass Bill als eine Art Trumpfkarte im richtigen Moment auszuspielen plant.


Rating: ******* 07/10

Kritik: Der zweite Teil von Quentin Tarantinos Racheepos Kill Bill schließt direkt da an den ersten Teil an, wo dieser endete. Uma Thurman alias „die Braut“ setzt ihren blutigen Rachefeldzug fort. Mit Kill Bill: Vol. 2 schließt der hochgefeierte Regisseur sein viertes, insgesamt vierstündiges Werk ab. Und kann man durchaus sagen, es ist ihm gelungen einen würdigen Nachfolger zu drehen, auch wenn dieser nicht so spektakulär und visuell bahnbrechend ist, wie sein Vorgänger.

Zwar übernimmt Kill Bill: Vol. 2 die selbe chronologisch ungeordnete Erzählweise, sowie auch etliche andere Bereiche, die man schon aus Vol. 1 kannte, wie beispielsweise den kunterbunten, immerzu effektiven Mix aus den unterschiedlichsten Stilmitteln der verschiedensten Epochen, allen voran wohl aber der 70er Jahre, so spürt man doch, dass der zweite Teil einen ganz anderen Kern hat. Ganz klar ist, im Fokus steht nun nicht mehr das Kino an sich, auch wenn es einige geniale Anspielungen auf die asiatischen Kung Fu-Klassiker gibt, sowie auch teilweise die unerbitterlich schweigsame Atmosphäre eines Spaghetti-Westerns vermittelt wird. Nein, Vol. 2 ist bei weitem nicht mehr so überstilisiert und übertrieben brutal, wie Vol. 1 und versucht hingegen mehr auf die Tiefe der Geschichte, auf das Schicksal der Figuren einzugehen. Hier tritt die kindlich wirkende Sucht nach technischen Gimmicks des Regisseurs ein wenig in den Hintergrund, um den verbleibenden Figuren etwas mehr Aufmerksamkeit zu zollen. Dies hört sich im ersten Moment wahrscheinlich sehr positiv an und bringt auch einiges gutes mit sich, doch andererseits bremst es auch die Rasanz und vollkommen unkonventionelle, mit unzähligen originellen Stilmitteln vollgepackten Inszenierung des ersten Teils. Doch auch wenn Vol. 2 vielleicht nicht ganz so abwechslungsreich und gengreübergreifend sein mag, wie Vol. 1, so ragt der Film im Punkto Machart immer noch aus der Masse heraus.

Quentin Tarantino setzt hier zunehmend wieder den für ihn typischen lakonischen Stil ein, der sich vor allem aus seltsamen Figuren, langen Dialogen und bizarren Standpunkten auszeichnet. Während Tarantinos ersten beiden Werke Reservoir Dogs und Pulp Fiction mit diesem Stil gekonnt umgingen, litt schon der etwas zu lang geratene Jackie Brown darunter und auch in Kill Bill: Vol. 2 macht sich leider ein zunehmender Tempoverlust deutlich. Während der Film damit beginnt in schwarzweiß gefilmten Szenen die Hochzeit, sowie auch das Kirchenmassaker darzustellen, in der David Carradine als Bill zum ersten mal auf der Bildschirmoberfläche zu sehen ist, die sowohl technisch perfekt gelungen, als auch vom Spannungsbogen her brillant aufgebaut ist und auf mehr hoffen lässt, so ist man nach einem weniger blutigem, aber dafür sehr dialoglastigem Finale zwar zufrieden, aber dennoch hatte man nicht mehr das besonders sinnbezogene, reizüberflutende und kurzweilige Gefühl des ersten Teiles in sich. Zwar spielt David Carradine seine Rolle extrem charismatisch, atmosphärisch und brilliert mit seiner außergewöhnlichen Mimik, doch die unendliche Sorgfältigkeit und seltsame Ruhe, in der Tarantino jeden einzelnen Satz seines Hauptdarstellers zelebrieren lässt, bevor er würdevoll zum nächsten übergeht, wirken schlichtweg übertrieben und sogar ein wenig enervierend. Auch der Charakter des von Michael Madsen gespielten Budd wirkt sehr typisch für Tarantino. Zwar ist im ersten Blick seine rätselhafte Losermentalität und extreme Selbstbeherrschung im Mittelpunkt des Zuschauers, doch hinter all dem steckt ein noch viel dominierenderes zähes, kaltes Gemüt. Allerdings gibt es aber wiederum auch Szenen, die sehr schön von üblichen Tarantino-Metier abwechseln. In jenen Sequenzen, die uns zeigen, wie „die Braut“ die „grausame Lehre des Pai Mai“ erlernt sind erneut so geniale, unübertreffbare Anspielungen auf das asiatische Kino vorzufinden, wie man sie besser nicht machen könnte. Eine weitere Szene, die im wahrsten Sinne des Wortes atem(be)raubend ist, ist jene Szene, in welcher „die Braut“ lebendig in einem Sarg eingeschlossen und anschließend begraben wird. Mit beeindruckenden Soundeffekten, einer sehr statischen Kameraperspektive und einer großartigen schauspielerischen Höchstleistung von Uma Thurman, sorgt diese Szene beim Zuschauer für wahrlich unbehagliches Grauen. Leider fallen einem hingegen wiederum teilweise kleinere Fehler im Drehbuch auf und einige Fragen bleiben unbeantwortet. Einige Aktionen und Reaktionen der Charaktere bleiben schlichtweg unverständlich und tragen damit nicht unbedingt zur Geschlossenheit des Werkes bei. Andererseits ist es aber auch nicht so, dass diese von elementarer Wichtigkeit für den Verlauf der Handlung wären oder besonders auffällig erscheinen.

Wie man sich vorstellen kann, endet ein solches Racheepos wie Kill Bill nicht in einem gelassenen, kurzen Ende, besonders nicht, wenn der Regisseur Quentin Tarantino. Nein, Vol. 2 bietet uns hier ein schön ausgedehntes Anti-Finale, dass wieder einmal alle konventionellen Erwartungen des Zuschauers auf den Kopf stellt. Was wir nach einem solch bluttriefenden, brutalen vierstündigen Epos erwarten würden, wäre zugegebenermaßen ein noch bluttriefenderer, brutalerer, schlichtweg gewaltiger Schlusskampf, „die Braut“ gegen Bill. Doch genau dies hält uns Quentin Tarantino hier vor und endet sein Werk in einer Variante, wie sie mir persönlich durchaus zugesagt hat. Tarantino setzt hierbei erneut auf Dialog und lässt seine Hauptcharaktere beim etwa halbstündigen finalen Zusammentreff noch mal ein ganzes Stück tiefer und überzeugender werden. Zwar kommt hier wieder sein typischer Stil zum Vorschein und auch diesmal wirkt es zwar ein wenig abgekaut, doch im Endeffekt setzt er die lakonischen Dialoge sehr passend ein und schafft dadurch eine wirklich unter die Haut gehende Charakterisierung der Figuren. Die Schauspieler tun dabei ihr übliches. David Carradine wirkt immer noch charismatisch und zugleich enervierend und Uma Thurman teilt uns in ihrer großen Schauspielkunst endlich das mit, was uns der Film schon die ganze Zeit sagen wollte. Der Endkampf fällt nun hierbei recht kurz aus, ist aber dennoch absolut erwähnenswert, da dieser ein wahrlich einfallsreiches, großartig durchchoreographiertes Stück Action ist, was nicht häufig so beeindruckend gesehen wird.

Letztendlich kann man nur sagen, dass Kill Bill: Vol. 2 zwar einige Qualitäten aus dem ersten Teil verliert, aber dafür andere wiederum für sich gewinnt. Insgesamt ist Tarantino hiermit ein würdiger Abschluss für sein Werk gelungen, denn Vol. 2 versucht nicht unbedingt den Stil seines Vorgängers zu übernehmen und endet in einer Tarantino-typischeren, dialoglastigeren, längeren Form, doch verschafft dem Werk zusätzlich etwas mehr Charakterisierung. Auch wenn Vol. 2 vielleicht visuell nicht mehr ganz so beeindruckend und einmalig ist, wie Vol. 1 und nicht unbedingt einen neuen Stil aus alten Stilrichtungen entstehen lässt, ist er dennoch großartige, ungewöhnliche Unterhaltung á la Quentin Tarantino.

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#5 Pierrot le Fou

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Geschrieben 27. Februar 2006, 12:24

.:Institut Benjamenta oder dieser Traum, den man menschliches Leben nennt:.

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Originaltitel: Institute Benjamenta, or This Dream People Call Human Life. Großbritannien, 1995. Regie: Timothy & Stephen Quay Drehbuch: Timothy & Stephen Quay, Alan Passes (nach einem Roman von Robert Walser). Produktion: Karl Baumgartner, Keith Griffiths, Janine Marmot, Katsue Tomiyama. Darsteller: Mark Rylance (Jakob von Gunten), Alice Krige (Lisa Benjamenta), Gottfried John (Johannes Benjamenta), Daniel Smith (Kraus), Joseph Alessi (Pepino). Kamera: Nicholas D. Knowland. Schnitt: Larry Sider. Musik: Lech Jankowski. Schwarzweiß, 104 Min.

Inhalt: Der junge Jakob von Gunten beschließt die berühmte Schule des Institut Benjamentas zu besuchen, um dort eine Ausbildung zum Diener zu absolvieren. Das Institut von den Geschwistern Benjamenta geführt, welche anscheinend ein inzestuöses Verhältnis haben. Das Lehrprogramm der beiden ist streng und besteht meist nur aus monotonen, stumpfsinnigen Übungen. Schon bald stellt sich heraus, dass es zwischen Jakob und Lisa Benjamenta eine gewisse Anziehungskraft zu geben scheint. Entgegengesetzt der Tatsache, dass er sein restliches Leben als Diener verbringen will, scheint er nun eine gewisse emotionale und zugleich automatisierte Macht über Lisa zu besitzen. Daraufhin kündigt ihr Bruder Johannes an, das Institut zu schließen, nachdem Jakob seinen Abschluss gemacht hat, doch auch er verfällt dem jungen Mann.


Rating: ********* 09/10

Kritik: Schon seit Mitte der 80er Jahre sind Timothy & Stephen Quay jedem, der sich intensiver mit dem Medium des Animationskurzfilm beschäftigt hat ein Name. Doch erst 1995 trauten sich die beiden Brüder erstmals an einen „Live Action“-Langfilm. Doch trotz Länge und Schauspieler fügt sich Institut Benjamenta oder dieser Traum, den man menschliches Leben nennt harmonisch in das kleine Universum der Filmemacher ein, denn der Film kreiert eine genauso artifizielle Atmosphäre und lebt von seiner bizarren, traumähnlichen Kreativität.

Die Figuren in Institut Benjamenta wirken nicht wie normale, realistische Personen, vielmehr erinnern sie an die Porzellanpuppen aus dem Kurzfilmen der Quays. Ihre betont künstlichen Bewegungen und Gestik verschaffen einem das Gefühl als sie wären Marionetten, als würden sie von jemanden gesteuert werden. Diese Darstellung verstärkt zusätzlich auch noch einmal Elemente in der Handlung: Wie ein Diener befolgen die Charaktere die Handlungen, in diesem Fall Körpersprache, als würde es ihnen jemand befehlen. So kommt es auch, dass die von den Schauspielern brillant verkörperten Figuren wie poetische Romanfiguren wirken, und nicht wie tatsächliche, nachvollziehbare Menschen. Doch nicht nur die Figuren in Institut Benjamenta wirken unwirklich, die ganze Umgebung, die fantastisch gestalteten Szenerien, Settings und Designs scheinen aus einem wundervollen Traum zu stammen, ein kafkaesker, surrealistischer Traum. Institut Benjamenta gibt sich nicht mit der alltäglichen, langweiligen Logik zufrieden, der Film lässt einen eintauchen in eine fremdartige, irreale Welt und erzählt in genial artifizieller Form eine fantastische Geschichte.

Der Film ist bewusst in einer deutsch-expressionistischen Gestaltung gehalten. Die Geschwister Quay setzten oft Mittel, wie Vaseline auf der Linse oder die Einblendung von Zwischentiteln in fast jeder erdenklichen europäischen Sprache, als Stilmittel ein, um den Film seine eigene Note zu geben und ihn wie ein Relikt aus vergangenen Tagen aussehen zu lassen. Anders jedoch als Guy Maddin (Dracula: Pages of a Virgin's Diary; The Heart of the World), welcher eine ähnliche Technik bei seinen Filmen einsetzt, lassen sie das reizüberflutende Tempo weg und inszenieren langsam und gemächlich. Sie nehmen sich für ihre Szenen, Einstellungen und Dialoge Zeit. Dennoch setzten die Brüder Quay einige ruckartige, schnellere Schnitte ein, um Fluss und Stil ins Geschehen zu bringen und bieten einem überwältigend schöne Aufnahmen in einem perfekten, sehr kontrastreichen, aufwendigen Licht. Sie bedienen sich somit auch wieder ganz deutlich an den filmtechnischen Möglichkeiten ihrer Zeit. Des weiteren wäre hier auch noch der Soundtrack zu erwähnen, der den Film perfekt untermalt und besonders in einer ballettartigen Übungssequenz von Lisas Schülern als perfekt heraussticht. Ebenfalls die Animationskunst der Quays kommt in Institut Benjamenta zum Einsatz, wenn Jakob in das Innere des Instituts, eine surreale Traumwelt, vordringt und erschaffen somit ein völlig eigenes, fantasievolles Universum ohne Bezug zu unserer Welt.

Statt am Ende die Mysterien, Rätsel und Geheimnisse, die Institut Benjamenta im Verlaufe des Filmes aufgibt zu beantworten, wird der Zuschauer damit alleine gelassen. Denn schließlich, war Hauptfigur Jakob von Gunten selber nie so neugierig und interessiert an allem, wie man selbst. Somit ist der Film über eine Person, die auf der Suche nach Rationalität, Logik und Einheit in einer so mysterienreichen, surrealistischen Welt ist und nicht umgekehrt, wie es der Zuschauer zumeist ist. Doch letztendlich profitieren beide Partein, sowohl Zuschauer als auch Protagonist von Institut Benjamenta, denn gerade die Tatsache, dass der Film mehr Rätsel aufstellt, als er beantwortet stellt beide Seiten zufrieden und bietet einem ein Vergnügen sondergleichen bei diesem meisterhaft inszenierten, bildgewaltigen, traumähnlichen, mysteriösen, meditativen Rausch von Filmkunst-Poesie.

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