3D-Dimensionen
#61
Geschrieben 29. Januar 2006, 23:15
Regisseur Nagisa Oshima, einer der Veteranen des japanischen Nachkriegskinos und Mitbegründer der japanischen "New Wave" Anfang der 1960er, präsentiert dem Zuschauer mit diesem seinem letzten Film eine unkonventionelle, in vielerlei Hinsicht interessante Geschichte über das Tabu-Thema Homosexualität unter Samurais.
Interessant (und sehenswert) macht den Film nicht nur die nicht gerade alltägliche Thematik, sondern vor allem auch die genreübergreifende Art und Weise wie diese filmisch dargestellt wird. Drama, Komödie, Romantik, Jidai Geki - Elemente all dieser unterschiedlichen Stile kommen zum Einsatz, und trotzdem wirkt das Resultat wie aus einem Guß, ja es ist sogar relativ konstruiert und formalisiert aufgebaut, ganz dem strengen Ehrenkodex des Bushido entsprechend, dem ein echter Samurai außer durch den Tod nicht entrinnen kann; insofern spiegelt der Aufbau des Films das Dilemma wider in dem sich seine Protagonisten befinden.
Ein Film mit einem Thema wie diesem lebt natürlich weitgehend von der Leistung der Darsteller, und diesbezüglich gibt es absolut nichts zu meckern, was jedoch bei der hochkarätigen Besetzung auch nicht weiter verwundert: Takeshi Kitano, Tadanobu Asano, Tomorowo Taguchi, Masatô Ibu und Susumu Terajima sind nur einige bekannte Namen die sich hier ein Stelldichein geben.
Der Film ist gekonnt, jedoch unspektakulär fotografiert, viele Szenen und Einstellungen erinnern an längst vergangene Tage des Chanbara-Films der 1960er und 1970er Jahre, was natürlich alles andere als progressiv ist, mir dem Thema jedoch angemessen erscheint.
Als Kritikpunkt könnte man vielleicht anmerken daß zu viel geredet wird (teilweise auch durch in kursiven Untertiteln dargestellten Gedanken der Protagonisten), mir persönlich hätten etwas weniger Worte und dafür etwas mehr Symbolik eher zugesagt. Versöhnt wird man dann wiederum durch den stimmigen Soundtrack der sich nicht in den Vordergrund drängt, an den richtigen Stellen die Handlung jedoch passend untermalt.
Insgesamt gesehen ist Gohatto vor allem für Liebhaber des japanischen Kinos absolut sehenswert. Wer erst anfängt dieses für sich zu entdecken, sollte für den Anfang leichtere Kost bevorzugen.
7.5/10
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#62
Geschrieben 04. Februar 2006, 13:19
Für meinen Geschmack nur mittelmässiger Jidai Geki-Film von Regisseur Masahiro Shinoda, dem wir weitaus bessere Genre-Beiträge wie beispielsweise Chinmoku oder Hanre Goze Orin verdanken.
Ein Charakteristikum seiner Filme ist ihre Politiklastigkeit, und diesbezüglich macht auch Samurai Spy keine Ausnahme. Im Prinzip ist daran nichts auszusetzen, jedoch leidet der Film unter einer Kombination von relativ komplexem historisch-politischem Hintergrund der einem westlichen Zuschauer mit nur begrenzter Kenntnis der japanischen Geschichte ziemlich wenig sagt, und einer teilweise wirren Handlung mit Protagonisten bei denen es schwerfällt sich für sie näher zu interessieren bzw. emotionell Anteil zu nehmen.
Der Film ist solide fotografiert, und die reichhaltige Ausstattung lässt darauf schließen daß durchaus genügend Budget vorhanden war. Zu einer kurzen Traumsequenz ziemlich zu Beginn des Films gibt der Regisseur im Interview eine kleine Anekdote zum Besten: Die Bildverfremdungen in dieser Sequenz sind unabsichtlich entstanden weil ein Assistent ein Kameraobjektiv falsch montiert hatte.
Der Soundtrack ist insofern interessant als daß hier nicht nur traditionell-japanische Themen, sondern auch Orchestermusik, Rumba-Rhythmen u. ä. zum Einsatz kommt.
Ich denke dies ist ein Film dem ich nach erneutem Anschauen eine höhere Wertung geben würde, momentan gibt's aber nicht mehr als
6.5/10
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#63
Geschrieben 05. Februar 2006, 22:40
Mit diesem 1975 entstandenen Werk beginnt Horror-Ikone Dario Argentos stärkste Periode als Regisseur, und viele der typischen Merkmale welche in seinen späteren Filmen noch verstärkt hervortreten und zu seiner "Trademark" wurden sind schon hier zu sehen: Ausgezeichnete Inszenierung und Kameraarbeit, ein absolutes Auge für Details, die Fähigkeit Spannungsmomente zu kreieren, auch und gerade in Verbindung mit einer wirkungsvollen klanglichen Untermalung (Goblin/Simonetti).
Andererseits wird auch deutlich wo es bei Argento mitunter hapert: Die Story wird etwas stiefmütterlich behandelt, viele der Charaktere bleiben blaß und damit fast uninteressant.
Was mir speziell bei Deep Red jedoch storytechnisch gefällt ist die vor allem vor dem Hintergrund der damaligen Zeitgeschichte interessante Figur der feministisch angehauchten Reporterin (gespielt von Daria Nicolodi), die einigen Szenen einen ganz eigenen und in einem solchen Film gänzlich unerwarteten Humor einhaucht.
Deep Red ist für mich weder Argentos bester Film, noch - wie teilweise behauptet - der beste Giallo aller Zeiten, zu den besten Genrebeiträgen gehört er aber allemal.
8/10
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#64
Geschrieben 11. Februar 2006, 23:04
Südkoreanische Filmemacher beschäftigen sich seit einigen Jahren zunehmend mit der eigenen jüngeren Geschichte, die natürlich vor allem durch das Trauma der Teilung des Landes (etwas das gerade wir Deutschen wohl gut nachvollziehen können) beschäftigt.
Auch dieses 2003 veröffentlichte Werk widmet sich diesem Thema, hier vor dem Hintergrund der wahren Geschichte einer Spezialeinheit die Ende der 1960er Jahre dafür ausgebildet worden war den Präsidenten Nordkoreas zu töten, dann jedoch als der Plan fallen gelassen wurde nur noch als lästige Mitwisser im Weg war und deshalb von den eigenen Autoritäten liquidiert wurde.
Der Film zerfällt grob in zwei Teile:
In der ersten Stunde wird in erster Linie das gnadenlose Training der Männer von "Unit 684" erzählt, wobei Handlung und Szenen jedem Kenner von Filmen die ähnliche Themen behandeln altbekannt vorkommen dürften - keine Überraschungen also, aber auch keine Highlights.
Danach kommt der interessantere und, wie ich finde, bessere Teil, der etwa zu dem Zeitpunkt beginnt wo die Mission zur Tötung Kim Il-sung's in letzter Sekunde abgeblasen wird. Der allmähliche psychisch-moralische Niedergang der Einheit die nach und nach feststellen daß es keine Mission mehr gibt, und daß sie zu "Unpersonen" geworden sind die aus dem Weg geräumt werden sollen, wie auch die emotionale Achterbahnfahrt ihrer Ausbilder und Bewacher die, hin- und hergerissen zwischen ihren Befehlen und den persönlichen Beziehungen die sie zu den Männern "ihrer" Einheit geknüpft haben, werden detailliert beleuchtet, wobei auch mit - zum Glück nicht übermässig übertriebenem - Pathos nicht gespart wird.
Der Film ist ausgezeichnet inszeniert und fotografiert und zeigt darüber hinaus daß die südkoreanische Filmindustrie inzwischen auch produktionstechnisch einen sehr hohen Standard erreicht hat - Shiri lässt grüßen.
Überdurchschnittlich für einen solchen Film die Leistung der Darsteller, insbesondere sind hier Ahn Sung-ki (der Kommandant des Lagers), Sol Kyung-gu (der Gangleader dessen Vater seine Familie verlassen hat um nach Nordkorea zu gehen), Huh Jin-ho (Seargeant Jo), sowie Chung Jae-young zu nennen.
Wie nah der Film der historischen Begebenheit tatsächlich kommt kann ich kaum einschätzen, immerhin wird schon im Vorspann darauf hingewiesen daß die Macher des Films sich "künstlerische Freiheiten" herausgenommen haben. Jedenfalls hebt er sich gerade durch seinen zeitgeschichtlichen Bezug angenehm von thematisch ähnlichen Filmen wie beispielsweise The Dirty Dozen (der beileibe auch kein schlechter Film ist) ab.
Insgesamt ist Silmido ein gelungener Versuch der filmischen Geschichtsaufarbeitung, dafür gibt's auch von mir als jemandem der dem Genre des Kriegsfilms nicht unbedingt zugetan ist eine
7.5/10
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#65
Geschrieben 12. Februar 2006, 18:46
Nur mäßig gelungener Versuch mit der Thematik des ein Jahr früher erschienenen Drunken Master (Jackie Chan) einen Erfolg zu landen (inkl. eines Cameos des "originalen" Beggar Su, Simon Yuen, zu Beginn des Films).
Bekannte Gesichter des Genres wie Jack Lung, Chan Wai-lau, Lee I-ming oder der regelmässig als notorischer Oberbösewicht besetzte Lung Fei geben sich hier ein Stelldichein, und an den vielen Trainings- und Kampfszenen gibt es auch kaum etwas auszusetzen, Offenbarungen bieten sie allerdings auch nicht.
Schwächer ist da schon das Script welches zwar eine "richtige" Story zu erzählen versucht (nicht selbstverständlich bei dieser Art von Filmen), jedoch konfus und unausgegoren wirkt.
Die Kameraführung ist typisch für Martial Arts-Filme aus der Zeit, inklusive des übertriebenen Einsatzes von Close-Ups zur "Dramatisierung" der Handlung, und auch der Score bietet genretypische Klänge.
Ungewohnter (und teilweise Anlaß zur Erheiterung meinerseits) war da schon die englische Tonspur, ich werde mich wohl nie daran gewöhnen können wenn chinesische Kampfsport-Artisten seltsam genuschelte englische Dialekte sprechen.
Insgesamt gesehen - und im Vergleich zu anderen Genrebeiträgen aus der Zeit - kommt World Of The Drunken Master leider über Mittelmaß nicht hinaus, und ist insofern wohl allenfalls Genrefans zu empfehlen.
5.5/10
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#66
Geschrieben 13. Februar 2006, 22:29
Takeshi "Beat" Kitanos zweiter Spielfilm offenbart in vielerlei vor allem handwerklicher Hinsicht deutliche Fortschritte im Vergleich zu seinem Erstling Violent Cop. Der Film hatte jedoch praktisch von Anfang an mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen weil man bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens versuchte den Regisseur in die Schublade "Brutaler Yakuza-Thriller" zu stecken, wozu die entsprechende ungeschickte Promotion ihr Übriges tat.
Mir scheint jedoch daß Kitano versuchte direkt im Anschluß an seinen Erstling eine Abgrenzung vorzunehmen, d. h. sich aus der genannten Schublade in der er zu verschwinden drohte wieder zu befreien trachtete, und der Film zeigt dies deutlich. Ausserdem wollte er wohl die letzten Reste seiner Komiker-Identität als "Beat" Takeshi abschütteln, was den übertrieben sadistischen, abgrundtief boshaften und außer Kontrolle geratenen Yakuza Uehara erklärt den er hier selbst mimt.
Ganz abgesehen von diesen vermuteten Intentionen des Regisseurs ist Boiling Point Kitano pur - sei es nun die gemächliche Erzählweise, die Non-Linearität der Handlung, die bloße Andeutung von Emotionen der Protagonisten (hier besonders deutlich bei dem fast autistisch wirkenden "Helden" Masaki), das Gespür für Situationen und Arrangements (die Szene in der Karaoke-Bar ist einfach göttlich!), oder der schwarze, oft hintergründige Humor, es finden sich all die Elemente die den "Kitano-Stil" ausmachen.
Besonders macht den Film auch daß er auf jegliche musikalische Untermalung verzichtet, was mir jedoch gar nicht unangenehm auffällt, sondern zu dem Film passt - bereits bei der ersten Szene wäre für meinen Geschmack Filmmusik schlicht und einfach fehl am Platze.
Fazit: Gut gemacht Kitano-san, nur weiter so!
8/10
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#67
Geschrieben 16. Februar 2006, 22:30
Starker Beitrag John Carpenters zum Sci-Fi Boom der frühen 1980er, der mehr ist als eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer Science Fiction-Thematik (freundliches Alien besucht die nicht sehr freundliche Erde), sondern der auf mehreren Ebenen funktioniert.
Auffällig ist bei genauerer Betrachtung vor allem der starke christlich-religiöse Bezug: Ein nichtmenschliches Wesen steigt vom Himmel herab und nimmt menschliche Gestalt an, hegt gegen niemanden irgendwelche böse Absichten (nicht einmal gegen seine Verfolger), ist im Besitz des Geheimnisses von Leben und Tod (Wiedererweckung des Hirsches/von Jenny), schenkt einer unfruchtbaren Frau ein männliches Kind das "zum Manne gereift ein Lehrer (in der deutschen Synchronisation heisst es fälschlicherweise 'Meister') sein wird, der alles weiß was ich weiß", der innerhalb einer Frist von drei Tagen zum Himmel auffährt - die Parallelen insbesondere zum neuen Testament sind offensichtlich. So platt diese Aufzählung für sich genommen klingt, so gut funktioniert die Allegorie im Film, eben weil diese Bezüge sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern ganz natürlich im Kontext der Handlung aufgehen.
Die Leistung der Schauspieler ist ganz tadellos, allen voran natürlich Jeff Bridges (dem die Darstellung des menschgewordenen Aliens eine Oskar- und eine Golden Globe-Nominierung einbrachte), Karen Allen und Charles Martin Smith (den ich spätestens seit seiner Leistung in The Untouchables irgendwie ins Herz geschlossen habe).
Sehr effektiv auch der Soundtrack von Jack Nitzsche (Einer flog über das Kuckucksnest, Ein Offizier Und Gentleman), der insbesondere die emotionellen Momente des Films gut zu transportieren vermag.
Starman gehört für mich zu den besten Science Fiction-Filmen der 1980er Jahre, und ist in seiner gelungenen Darstellung der emotionellen Aspekte einer Begegnung von Mensch und Alien wohl nur noch mit dem ein Jahr später entstandenen Enemy Mine zu vergleichen (E.T. kann diesbezüglich für meinen Geschmack nicht mithalten).
8/10
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#68
Geschrieben 18. Februar 2006, 23:40
"Liars! They're all liars!"
Eine angemessene Definition von "großer Kunst" ist schwierig und liegt naturgemäß ein Stück weit im Auge des Betrachters, als ein Merkmal davon würde ich jedoch die gelungene Reflexion über grundlegende Fragen der menschlichen Existenz gelten lassen wollen, und das ist was Akira Kurosawa mit Rashômon gelingt.
Die grundlegende Frage die er stellt, und um die sich der ganze Film dreht, ist: Was ist Realität? Und die Antwort welche nie explizit gegeben wird, sich am Ende jedoch abzeichnet, ist: Die subjektive Erlebniswelt eines jeden Individuums. Die Infragestellung einer "objektiven" Realität erfolgt indem ein und dieselbe Mordgeschichte von verschiedenen Protagonisten erzählt wird, wobei jeder seine eigene Version zum Besten gibt.
Neben der cleveren Art und Weise wie Kurosawa sich dem Thema annimmt enthält der Film viele Stilelemente und Techniken die damals (1950) sehr innovativ waren, und die die Zeit gut überdauert haben (Rashômon wirkt auch heute noch erstaunlich modern!).
Ausgezeichnet sind die Schauspieler denen es gelingt die verschiedenen Realitäten der gleichen Geschichte überzeugend nicht nur zu spielen, sondern gleichsam zu erschaffen. Man gewinnt zum Teil den Eindruck daß dieselben Akteure in den verschiedenen Versionen der Geschichte unterschiedliche Personen sind.
Sehr gut gefallen hat mir auch das Ende bei dem keine Antworten gegeben, sondern im Gegenteil neue Fragen gestellt werden: War der Holzfäller derjenige der alle anderen (inklusive der Zuschauer) belogen hat? Hat er den Samurai ermordet um in den Besitz des wertvollen, perlenbesetzten Messers zu kommen? Und wenn ja, warum präsentiert Kurosawa ihn uns am Ende als den "Guten" der sich des Findelkinds annimmt?
Fragen über Fragen, und nicht nur die Realität, sondern auch die Kategorien von "Gut" und "Böse" werden in Frage gestellt.
Rashômon ist für meine Begriffe beinahe makellos, allenfalls die musikalische Untermalung hat mich in einigen Szenen nicht ganz überzeugen können.
9/10
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#69
Geschrieben 21. Februar 2006, 22:17
Gelungenes Drama aus John Woo's "goldener" (Prä-Hollywood) Ära das in eindringlicher Weise über den Wert von Freundschaft reflektiert.
Das Thema wird mit drastischen Bildern und gewohnt actionlastig präsentiert, ohne jedoch in Klischees oder seichte Unterhaltung abzurutschen, die vermittelte Botschaft wirkt bis zum Ende ehrlich und nicht aufgesetzt.
Ausgezeichnet sind neben der Leistung der drei Hauptdarsteller (welche heute zu bekannten Gesichtern des HK-Kinos gehören) vor allem die Actionszenen, die Kameraarbeit und der Score. Allerdings hat der Film für meinen Geschmack einige vermeidbare Längen, aber das ist auch schon alles was ich ihm ankreiden würde.
8/10
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#70
Geschrieben 26. Februar 2006, 22:48
Oh unglaubliches Mysterium des Lebens!
Sogar eine Leiche kann feucht werden!
Regisseur Takashi Miike ist bekannt für die oft unkonventionell-drastische Art und Weise wie er sich den Themen seiner Filme annimmt, Visitor Q setzt diesbezüglich jedoch selbst für seine Verhältnisse ein Zeichen.
Der zynisch-schwarzhumorige Blick auf die traditionellen Werte der Familie in einer modernen Welt ist dermaßen überzeichnet und aber zugleich auch wahrhaftig (da genau betrachtet reale Probleme des Familienlebens in extremer, letzter Konsequenz zu Ende gedacht werden), daß selbst Zuschauern die mit Miikes Oeuvre vertraut sind bei manchen Szenen die Kinnlade herunterfallen dürfte.
Unerwartet ist das Ende: Anstatt die Familie zu sprengen, finden alle wieder zusammen - Miike lässt die traditionellen Werte der Familie triumphieren, auch wenn deren Mitglieder eine erheblich persönliche Entwicklung durchmachen mussten.
Stark fand ich die Leistung der Darsteller denen die Umsetzung einiger Szenen wohl nicht ganz leicht gefallen sein dürfte, vor allem seien hier Kenichi Endo (Vater Yamazaki) und Shungiku Uchida (Mutter Yamazaki) lobend erwähnt.
Visitor Q wurde "Direct-to-Video" als sechster und letzter Teil der Love Cinema-Serie produziert, und kann in technischer Hinsicht vor allem durch die gelungene Schnittarbeit überzeugen, ansonsten gibt es diesbezüglich keine direkten Highlights, aber auch keine Ausfälle.
Wer unkonventionelles Kino im Allgemeinen und Miike im Besonderen mag sollte hier einen Blick riskieren, aber Vorsicht: Hier werden Tabus gleich reihenweise gebrochen.
8/10
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#71
Geschrieben 03. März 2006, 21:37
Nur mäßig gelungene frühe Produktion des in den 1980ern überaus erfolgreichen Produzenten-Duos Kassar/Vajna (Carolco, u. a. Rambo und Sequels, Terminator 2, Total Recall), das zu viele Anleihen bei bekannteren Genrebeiträgen wie The Exorcist, The Omen, Amityville Horror und anderen macht und dem deshalb etwas die Eigenständigkeit fehlt.
Einige der Gore-Szenen sind ganz ok, und der Score ist sogar hörenswert, ansonsten herrscht jedoch in jeder Hinsicht bestenfalls Mittelmaß.
Nachdem der Streifen kürzlich auf DVD erschienen ist habe ich ihn erstmalig seit knapp 20 Jahren wieder gesehen, trotz Nostalgiebonus fällt die Wertung jedoch nicht besser aus als
6/10
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#72
Geschrieben 10. März 2006, 00:03
"Buddha be praised."
Der Regie-Erstling von Martial Arts-Ikone Sammo Hung, entstanden bereits 1977, besticht vor allem durch ausgezeichnete Kampfsport-Szenen, ist daneben aber auch äußerst abwechslungsreich - man merkt deutlich daß Hung versucht hat möglichst viele seiner in den Vorjahren vor allem als Action-Choreograph gesammelten Erfahrungen in den Film einzubringen.
Dies gelingt auch größtenteils, allerdings nicht ohne Stilbrüche: Neben den besagten gelungenen Kampfsport-Szenen und einigen ziemlich realistischen Vergewaltigungsszenen (in ihrer Machart eher untypisch für HK-Kampfsportfilme aus jener Zeit) gibt es die genretypischen Szenen mit ihrem leicht debilen Humor, und das in bunter Mischung. Diese etwas unsensible Kombination von ernsthaften, abstoßenden und komischen Szenen machen die Handlung teilweise etwas holprig, sorgen aber auch für eine "besondere" Seherfahrung.
Alles in allem ein gelungenes Debut von Hung, und schon allein wegen des fulminanten Finales mit Hung und einem beeindruckenden Sing Chen (welche Physis!) nicht nur Freunden des Genres zu empfehlen - TIFM bietet Kampfsport-Kunst auf hohem Niveau.
8/10
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#73
Geschrieben 24. März 2006, 22:05
"Your effort to remain what you are is what limits you."
Sehr dunkel, philosophisch und anspruchsvoll, was Regisseur Mamoru Oshii uns hier präsentiert, und somit sicherlich nicht jedermanns Geschmack - selbst Zuschauer die mit Animes vertraut sind könnten hier eher ablehnend reagieren.
Der Film behandelt eine ganze Reihe grundlegender Fragen die aus heutiger Sicht zwar noch utopisch erscheinen mögen, uns in mehr oder weniger ferner Zukunft jedoch betreffen könnten.
Kann eine KI ein Bewusstsein entwickeln, und wenn ja wie wird sie sich selbst, also ihre Art der Existenz, definieren? Welche Ziele wird sie verfolgen, insbesondere hinsichtlich ihrer Weiterentwicklung und ihres Fortbestehens? Wann ist ein Cyborg noch ein Mensch, und wann "nur" noch eine Maschine?
Neben solchen Fragestellungen die einem Roman William Gibsons entstammen könnten bietet GITS Anime-Artwork vom Feinsten, das selbst heute, 11 Jahre nach seinem Erscheinen, noch mit der Mehrzahl der aktuellen Produktionen aus diesem Bereich mithalten kann.
Abgerundet wird das Werk durch einen passenden Soundtrack, der insbesondere an den Schlüsselstellen des Films für eine passende klangliche Untermalung sorgt.
Hier ein Teil des für meine Begriffe den Höhepunkt des Films darstellenden Monologs von "Projekt 2051":
"A copy is just an identical image. There is the possibility that a single virus could destroy an entire set of systems, and copies do not give rise to variety and originality. Life perpetuates itself through diversity, and this includes the ability to sacrifice itself when necessary. Cells repeat the process of degeneration and regeneration until one day they die, obliterating an entire set of memory and information. Only genes remain. Why continually repeat this cycle? Simply to survive by avoiding the weaknesses of an unchanging system."
Treffender lässt sich die Überlegenheit eines evolutionären Systems gegenüber einem statischen eigentlich kaum beschreiben - bei den zum Teil abstrusen Zielen die heute mit der Gentechnik verfolgt werden fragt man sich ob diese grundlegende Erkenntnis in manchen Fachkreisen nicht in Vergessenheit geraten ist.
8.5/10
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#74
Geschrieben 28. März 2006, 22:04
"When you're scared all the time, you reach a point when you wish you were dead."
Sonatine ist Takeshi Kitanos dritter Film, und bei diesem schafft er es für meine Begriffe erstmals in nahezu idealer Weise seinen Stil umzusetzen (oder er hat ihn hier erstmals vollständig gefunden).
Dieser Stil besteht vor allem darin daß Kitano mit den gewohnten Regeln des Thriller-/Action-Genres bricht, und damit thematisch altbekannte und hundertfach erzählte Kriminalgeschichten auf eine neue, völlig andere Art und Weise erzählt.
Sei es nun das langsame Erzähltempo, das Verweilen bei (scheinbar) nebensächlichen Situationen und Details, die bloße Andeutung von Emotionen und Sachverhalten (die dem Zuschauer entsprechenden Interpretationsspielraum lässt), die realistische (weil nicht stilisierte) Darstellung der Action- und Gewaltszenen, oder der unterschwellige schwarze Humor - all diese Ingredienzien sind eigentlich untypisch für das Genre.
Und dann ist da natürlich Kitano selbst, der es auch ohne viel Worte schafft überaus präsent zu erscheinen, ja zum Mittelpunkt zu werden. Wie Roger Ebert ganz richtig schreibt
The less he gives, the less he reveals, the less he says and does, the more his presence grows, until he becomes the cold, dangerous center of the story.
Wunderbar ist auch die Musik von Joe Hisaishi, der wiederholt mit Kitano gearbeitet hat und der es immer wieder in bewundernswerter Art und Weise schafft die Bildersprache Kitanos klanglich passend zu untermalen und so ihre Ausdruckskraft zu erhöhen.
Sonatine ist fast perfekt, einziges kleines Manko sind einige Schnitte die meines Erachtens nicht ganz gelungen sind. Den überaus positiven Gesamteindruck kann dies aber keinesfalls trüben.
9/10
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#75
Geschrieben 01. April 2006, 10:24
Kaum ein Film hat so unterschiedliche Reaktionen ausgelöst wie Regisseur Jörg Buttgereits Erstlingswerk - von widerwärtig bis absurd, von schockierend bis langweilig, von genial bis trivial reichen die Meinungen, und vielleicht hat der Film von allem etwas.
Meiner Meinung nach kann man Nekromantik nur aus dem Kontext heraus verstehen in dem er entstanden ist.
Wir befinden uns in der zweiten Hälfte der 1980er, der Schauplatz ist das geteilte Berlin, wo einige Freunde einen sowohl vom Thema als auch von der Umsetzung her ungewöhnlichen Film drehen. Das Thema ist Nekrophilie, also Tote als sexueller Fetisch, und die Art und Weise der Darstellung verlangt dem Zuschauer einiges ab (und dürfte für viele mehr sein als sie ertragen können/wollen).
Für Buttgereit selbst ist der Film eine Art Abrechnung mit der deutschen Filmszene (er hatte sich an einer Filmschule beworben, war jedoch abgewiesen worden), und vor diesem Hintergrund wird einiges an ihm klarer. Neben der Intention zu schockieren war der Ansatz für den Film offensichtlich etwas schaffen zu wollen das nicht seinesgleichen hat, und das ein Schlag ins Gesicht des "herkömmlichen" (insbesondere deutschen) Films sein sollte.
Dies gelingt für meine Begriffe überzeugend, jedoch hat der Film durchaus noch mehr zu bieten. Obwohl auf 16 mm und mit einem Mikrobudget gedreht, ist die technische Umsetzung überaus gelungen, insbesondere wenn man bedenkt daß das ganze Team im Prinzip aus ambitionierten Amateuren bestand.
Der Soundtrack ist für mich ein Highlight des Films, er geht absolut ins Ohr, viele der Stücke höre ich mir auch ohne den Film zu sehen gerne an. Was Filmmusik angeht gehört er definitiv zu meinen "All Time Favorites".
Nekromantik ist definitiv kein einfacher Film, und wird die Mehrzahl der Zuschauer wohl abschrecken oder kalt lassen. Wer wie ich jedoch einen ausgeprägten Hang zum Absurden/Morbiden hat, sollte sich den Film nicht entgehen lassen - eine ganz spezielle Seherfahrung ist garantiert.
8/10
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#76
Geschrieben 04. April 2006, 16:12
"He's the one."
Nach dem ausgezeichneten Shaolin Soccer bringt uns Regisseur und Hauptdarsteller Stephen Chow eine weitere überaus gelungene Kampfsport-Komödie, wobei er hier in noch stärkerem Maße auf CGI-Effekte zurückgreift um die urkomischen Actionsequenzen zeitgemäß in Szene zu setzen.
KFH ist in meinen Augen aber mehr als tumber Kampfsport-Slapstick, Chow beweist ein Auge für kleine Details, was vor allem in der ersten Hälfte des Films sichtbar wird. Besonders gelungen finde ich die visuelle Einführung in den Kosmos des chinesischen Armenviertels dessen Bewohner sich mit dem Mob der "Axe Gang" herumschlagen müssen. Chow beschreibt diesen Kosmos durch viele kleine Alltagsszenen aus dem Leben der "einfachen Leute", die trotz (oder gerade wegen) ihrer pointierten Darstellung den Kern dieses einfachen Lebens treffen und sie gleichzeitig auf sympathische Art und Weise karikieren.
Der besagte massive Einsatz von CGI schadet dem Film meines Erachtens nicht, zumal Chow sie mit einem guten Gefühl für Rhythmus und Bilder-Ästhetik einsetzt, besonders deutlich wird dies in der Zither-Szene. Natürlich zitiert/karikiert der Film jede Menge anderer Genrebeiträge insbesondere des klassischen Kampfsportfilms, und auch Hollywood kommt nicht ungeschoren davon (Matrix:Reloaded, The Shining, diverse Disney-Cartoons u. a.).
Was man dem Film anlasten kann ist die eher schwache Story mit ihrer mangelnden Entwicklung der Charaktere, jedoch scheint mir daß Chow bewusst andere Schwerpunkte gesetzt hat, und diese sind wirklich erstklassig umgesetzt. Seit den Zeiten von Mel Brooks oder des Trios Zucker/Abrahams/Zucker haben es nur wenige Filme geschafft ein Gag-Feuerwerk so effektiv abzubrennen, wobei es dabei Chows besonderer Verdienst ist nicht in pure Albernheiten abzurutschen.
Ein besonderes Schmankerl das Genrefans ein Tränchen der Freude und Rührung entlocken dürfte, ist der Auftritt von Siu-Lung Leung (aka Bruce Leung) als Oberbösewicht "The Beast". Leung, der seit mehr als 10 Jahren keine Filme mehr gemacht hatte, gehörte in der "goldenen" Ära des HK Martial Arts-Kinos der 1970er/80er Jahre zu dessen bekannten Gesichtern, und verkörperte in mehr als 30 Filmen Kampfsport-Charaktere.
KFH zeigt daß mit Stephen Chow zu rechnen ist, insofern bin ich wirklich auf seine nächsten Projekte gespannt (ein Sequel ist ja bereits angekündigt). Sein Gefühl dafür was funktioniert und was dem Publikum zusagt lässt noch so einiges erhoffen, ich würde mir wünschen daß er es in absehbarer Zeit auch mal im "ernsten" Fach versucht.
9/10
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#77
Geschrieben 08. April 2006, 11:11
- "Stop! We'll be beheaded! No use tending to it!"
- "I want my foot to look nice even if I die."
Gelungene und stellenweise wirklich urkomische Parodie auf Chanbara-Filme im Allgemeinen, und Kurosawa-Filme im Besonderen. Darüber hinaus zitiert Regisseur Kihachi Okamoto auch andere, Genre-fremde Werke, allen voran Sergio Leones Western-Epen - schon die Eröffnungsszenen und die ersten Takte des Scores lassen erahnen wohin die Reise geht.
Der Film ist ausserdem ein Paradebeispiel dafür wie unterschiedlich man dieselbe Geschichte erzählen kann, basiert er doch wie Kurosawas Sanjuro auf Shugoro Yamamotos Novelle Peaceful Days. Und das Beste daran ist, Okamotos Film ist trotz (oder gerade wegen) seines ganz anderen Ansatzes um keinen Deut schlechter als Kurosawas.
Die Leistung der Darsteller ist durchweg ausgezeichnet, was für meine Begriffe keinesfalls selbstverständlich ist, handelt es sich doch durchweg um bekannte Genredarsteller des Chanbara-Films denen man ein komisches Talent nicht so ohne weiteres zutraut.
Zur technischen Umsetzung lässt sich sagen daß sie nicht spektakulär ist, andererseits aber auch keine Schwächen offenbart. Der Score ist wie oben erwähnt teilweise parodistisch, ansonsten nicht sonderlich auffällig.
Kill! hat mich nach dem etwas komplexen Anfang wo eine Vielzahl von Charakteren und Interessengruppen vorgestellt werden köstlich amüsiert, und bildet ein gerade für Genrefans sehenswertes Gegenstück zum ansonsten doch eher "bierernsten" Chanbara-Film herkömmlicher Machart.
8/10
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#78
Geschrieben 09. April 2006, 17:59
Tsui Harks Remake des Klassikers One-Armed Swordsman unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den meisten anderen neueren Wuxia-Filmen: Extremes Pacing mit entsprechend hektischen Schnitten und viel Handkamera-Arbeit, eine insgesamt pessimistische Stimmung ganz ohne Humor und Happy End, und eine realistische Darstellung der Kampfszenen ohne graziöse, durchgestylte Bewegungssequenzen oder Drahtseil-/CGI-Unterstützung.
Gewohnt hochwertig ist die Optik des Films, wobei Hark insbesondere bei der Verwendung von Licht und Farben ein glückliches Händchen beweist.
Etwas inkonsistent ist der Erzählrhythmus, und die Charakterentwicklung ist - wie oft bei Filmen dieses Genres - nicht sonderlich ausgeprägt. Am besten gefallen hat mir Man Cheuk Chiu in der Rolle des einarmigen Schwertschmieds Ding On, der nicht nur mit der ihm von seinen Feinden zugefügten Verkrüppelung zurechtkommen, sondern auch gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner antreten muß der vor langer Zeit seinen Vater getötet hat. Erwähnenswert ist auch Valerie Chow die mit viel Sex-Appeal eine Prostituierte spielt, es ist schade daß ihre Karriere trotz diverser kleiner Rollen bislang nicht so richtig in Schwung kam.
The Blade hat sicherlich seine Schwächen, ist vor allem aufgrund der vorgenannten Besonderheiten aber insbesondere für Genrefans sehenswert.
7/10
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#79
Geschrieben 11. April 2006, 14:23
Peter Jacksons Erstling aus dem Jahr 1987, mit kaum vorhandenem Budget, aber umso grösserem Enthusiasmus in einem Zeitraum von vier Jahren vornehmlich an Wochenenden entstanden, ist ein Paradebeispiel für den Sieg von Ehrgeiz und Vorstellungskraft über alle möglichen (und unmöglichen) Hindernisse die der Realisierung eines solchen Projekts im Wege stehen.
Vieles an diesem Film ist (gezwungenermaßen) amateurhaft, hinsichtlich des Talents von PJ kann es trotzdem aber kein Vertun geben: Ein absolutes Auge für Szenen und Situationen und ihre filmische Umsetzung, ein schwarzer Humor der trotz der diversen "over the top" -Szenen nicht albern wirkt, und die Fähigkeit mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Optimum herauszuholen, sind nur einige der Eigenschaften die ihn meines Erachtens auszeichnen.
Nett und ein Beleg dafür daß PJ und sein Team auch auf Details geachtet haben sind die kleinen Witze am Rande, wie z. B. daß die Initialen des "Astro Investigation and Defense Service" das Wort AIDS bilden (ein Thema welches er in Meet The Feebles wieder aufgreift), oder daß der Name der von den Aliens überfallenen Ortschaft Kaihoro auf Maori (der Sprache der neuseeländischen Ureinwohner) "gierig fressen" bedeutet.
Bad Taste ist einfach Kult, wer den Film wie ich öfter gesehen hat ertappt sich dabei Teile der durchgeknallten Dialoge auswendig zu lernen, um sie beim nächsten Anschauen zu zitieren - in diesem Sinne:
"The Bastards have landed!"
8.5/10
Programming today is a race between software engineers stirring to build bigger and better idiot-proof programs, and the universe trying to produce bigger and better idiots. So far, the universe is winning.
#80
Geschrieben 13. April 2006, 10:17
"These movie people are disgusting!"
Typische Troma-Produktion bei der der Chef himself, Lloyd Kaufman, Regie führt und auch eine der Hauptrollen (einen blinden Regisseur) spielt.
Der Film lässt keine der Peinlichkeiten aus die Troma auszeichnen: Kalauer und billiger Toiletten-Humor am laufenden Band, viel nacktes Fleisch, unsägliche Splatterszenen, praktisch nicht vorhandene Handlung...die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Gerade diese trashige Mischung ist es jedoch die solchen Filmen eine Fangemeinde beschert, und die die "Marke" Troma ausmacht.
Unerwarteterweise liefern einige der Darsteller sogar eine recht ordentliche Leistung ab, erwähnenswert sind für mich insbesondere Will Keenan (der in der Shakespeare-Parodie Tromeo and Juliet den Tromeo gab), Alyce LaTourelle, Trent Haaga und natürlich Kaufman selbst.
In der Umsetzung gelungen und deshalb entsprechend krass sind die meisten der Gore- und Ekelszenen, mein absoluter Favorit ist natürlich die Rolltreppen-Szene (mit Troma-Stammdarsteller Joe Fleishaker).
Terror Firmer funktioniert wunderbar als das was er sein will: Ein filmischer Tritt in die Eier des Mainstream-Films und der hinter ihm stehenden Industrie.
7/10
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#81
Geschrieben 16. April 2006, 09:01
Shinya Tsukamotos bislang letzter Film markiert für mich einen Punkt an dem er einen deutlichen Schritt nach vorne in seinem Schaffen als Regisseur macht, und zwar sowohl technisch als auch inhaltlich (außer der Regie steuert er ausserdem das Script bei, stand hinter der Kamera, hat den Film geschnitten sowie das Produktionsdesign entworfen).
Thematisch alles andere als einfach, könnte man den Film auf den ersten Blick in die Schublade "morbider Horrorfilm" stecken, erzählt er doch die Geschichte eines Medizinstudenten der aufgrund eines Unfalls bei dem seine Geliebte ums Leben kam sein Gedächtnis verloren hat, und der nun im Rahmen seines Studiums die Leiche eben dieser Geliebten seziert (sie hatte ihren Körper kurz vor ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung gestellt), und während des sich über mehrere Monate erstreckenden Sektions-Praktikums sein Gedächtnis nach und nach wiedererlangt. Auch und gerade Kenner von Tsukamotos Oeuvre könnten einem solchen Irrtum erliegen, ist der Regisseur doch in erster Linie durch die Tetsuo-Filme oder Tokyo Fist bekannt, die sich vor allem durch extremes Pacing, hektische Kameraführung und einen stampfenden Industrial-Score auszeichnen. Kaum etwas von all dem ist geblieben, mit Ausnahme allerdings des erklärten Lieblingsthemas des Regisseurs: Der Mensch in seiner Diversität als körperliches und geistiges (oder besser: spirituelles) Wesen, und der Einfluß der ihn umgebenden Umwelt auf seine Existenz.
Vital ist ein stilles, einfühlsames Drama mit Szenen von teilweise irisierender Schönheit - tatsächlich kenne ich kaum einen Film der schöner fotografiert ist, und bei dem der gezielte Einsatz von Licht und Farben die Handlung (genauer: die Emotionen der Protagonisten) so passend reflektiert. Einige kleine Szenen im typischen hyperaktiven Tsukamoto-Stil sind eingestreut, diese bilden jedoch allenfalls das Salz in einer Suppe die sowohl das Auge erfreuen, als auch schmecken soll (und dies auch tut).
Einen großen Teil zum Gelingen des Projekts steuern die Darsteller bei, wobei ich vor allem Tadanobu Asano herausheben möchte. Seine Darstellung des introvertierten, feinfühligen und verloren wirkenden Medizinstudenten Hiroshi ist wirklich superb, und es war ein Glücksgriff Tsukamotos ihn in dieser Rolle zu besetzen. Beachtenswert sind auch die Leistungen der weiblichen Hauptdarsteller Kiki und Nami Tsukamoto, vor allem wenn man bedenkt daß es für beide die erste Rolle in einem abendfüllenden Spielfilm war.
Nach dieser Leistung traue ich Shinya Tsukamoto fast alles zu, für mich hat er mit diesem Film seine überragenden Qualitäten endgültig unter Beweis gestellt.
9/10
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#82
Geschrieben 17. April 2006, 13:32
Pasolinis fünfter Film beweist meines Erachtens eindrucksvoll daß ein wahrhaftiger Film über den Mann aus Galiläa sich einerseits eng an den vorhandenen Quellen orientieren, und andererseits ohne jeglichen (durch die eigene Gläubigkeit bedingten) verklärenden Romantizismus erzählt werden muß, um zu funktionieren.
Gerade die letztgenannte Anforderung kann ein Atheist (der Pasolini war) wohl am besten erfüllen, deshalb wundert es mich nicht daß er da erfolgreich ist wo so ziemlich alle anderen Filme die sich diesem Thema widmen versagen.
Dabei ist das Werk mitnichten perfekt, beispielsweise ist die Auswahl der Musik für meinen Geschmack zum Teil nicht ganz gelungen (obwohl der Chor Wir setzen uns mit Tränen nieder aus der Matthäus-Passion für mich wohl für immer mit diesem Film verbunden sein wird), und die stellenweise anklingende Interpretation von Jesus als Klassenkämpfer kann man natürlich auch anders sehen.
Was der Film jedoch sehr überzeugend vermittelt, und das ist mindestens ebenso das Verdienst von Hauptdarsteller Enrique Irazoqui wie das des Regisseurs, ist die Darstellung von Jesus in seiner Dualität als Mensch und Gottes Sohn (Nicht-Mensch). In vielen Szenen geht von Pasolinis Jesus eine starke spirituelle Aura aus, er ist ganz Mensch und scheint doch gleichzeitig nicht von dieser Welt zu sein.
Diese "Andersweltlichkeit" kontrastiert wunderbar mit dem Neorealismus des Films, speziell der filmischen Darstellung der "einfachen" Leute (sowieso eine Stärke Pasolinis, und wohl auch seine Obsession). Die sich wiederholenden Nahaufnahmen dieser für die Handlung eigentlich irrelevanten Personen geben der "Masse" ein Gesicht, was natürlich gerade in einem Film mit dieser Thematik besonders gut funktioniert (der christlichen Religion geht es ja gerade darum das Individuum zu erreichen).
Das Erste Evangelium - Matthäus gehört für mich zu den stärksten filmischen Werken von Pier Paolo Pasolini, das aufgrund seiner vielfältigen Qualitäten nicht nur für Christen sehenswert ist.
8.5/10
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#83
Geschrieben 19. April 2006, 18:39
In den letzten Jahren hat in Japan und folglich auch in Teilen seiner Filmindustrie eine Art Rückbesinnung auf die eigene Geschichte stattgefunden. Zaghafte Versuche einer Wiederbelebung des klassischen Chanbara-Films wurden unternommen, und viele der daraus resultierenden Werke spielen in der Zeit des Niedergangs des Tokugawa-Shogunats und des Beginns der Meiji-Periode, also des Zeitraums Mitte des 19. Jahrhunderts als Japan das Mittelalter hinter sich ließ, und in eine erste Phase der Modernisierung eintrat.
In der heutigen Zeit wo nichts mehr Bestand zu haben scheint, wo altbekannten Werten die Gültigkeit abgesprochen wird, kann eine Thematisierung gerade dieser Periode der eigenen Geschichte kaum verwundern, wird sie doch gemeinhin als Anschauungsbeispiel für die heutige Situation empfunden. Die Fragen "Wie sind unsere Vorfahren mit der damaligen Situation des Umbruchs umgegangen, und was können wir für unsere heutige Situation daraus lernen?" und "Wie soll ich mein Leben leben, welche Ziele sind es wert verfolgt zu werden?" stehen im Raum.
Der Film behandelt all diese Fragen, und die Antworten die er gibt sind vor allem zutiefst menschlich. Die zentrale Figur des Films, Kanichiro Yoshimura (Kiichi Nakai), ein Samurai niederen Ranges der aufgrund einer Hungersnot in seiner Heimatregion gezwungen ist sich den anti-royalistischen Shinsengumi in Kyoto anzuschließen um seine Familie ernähren zu können, fühlt sich sowohl seiner Familie, als auch dem Ehrenkodex der Samurai verpflichtet, und gerät in eine Situation wo diese Verpflichtungen nicht mehr miteinander in Einklang zu bringen sind. Sein Antagonist ist Hajime Saito (Koichi Sato), Hauptmann der Shinsengumi und ein äußerlich kaltherziger Mann mit einer nihilistischen Lebenseinstellung. Beide Männer sind anfangs Todfeinde, nähern sich jedoch im Zuge der nachfolgenden Ereignisse einander an.
Die Übertragung von Jiro Asadas Romanvorlage in das Drehbuch für den Film war sicherlich keine einfache Angelegenheit, ist diese doch wesentlich ausführlicher und entsprechend musste für die filmische Umsetzung gekürzt und gleichzeitig dramatisiert werden. Für meinen Geschmack ist dies jedoch insgesamt gesehen ausgezeichnet gelungen, obwohl gegen Ende etwas übertrieben auf die Tränendrüse gedrückt wird. Stark sind auf alle Fälle Kameraführung, Darsteller, Action-Choreographie und Filmmusik (von Joe Hisaishi, der gute Mann ist als Filmmusik-Komponist in Japan wirklich omnipräsent).
WTLSID ist ein gelungenes Stück Chanbara-Revival - Kino das daneben auch ausgezeichnet als Parabel auf die Grundfragen unserer Existenz funktioniert, und das dem im gleichen historischen Umfeld spielenden, im selben Jahr veröffentlichten The Last Samurai für meinen Geschmack in fast jeder Hinsicht überlegen ist.
8.5/10
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#84
Geschrieben 22. April 2006, 13:26
Ein weiterer Genrebeitrag der vor dem historischen Hintergrund des Niedergangs des Shogunats und der nachfolgenden Epoche der Meiji-Restauration in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt, wobei hier primär der Werteverfall in der damaligen japanischen Gesellschaft thematisiert wird, und die Art und Weise wie die Protagonisten damit umgehen.
Regisseur Kazuo Kurokis Hommage an den japanischen Filmpionier Shozo Makino (dessen Sohn Masahiro 1928 den gleichen Stoff verfilmte) zeichnet das Bild einer moralisch zutiefst verkommenen Gesellschaft, die parallel zum fortschreitenden Werteverfall immer mehr aus den Fugen gerät. Ein Menschenleben zählt wenig, und der Ehrenkodex des Bushido wird pervertiert wenn Shogunats-treue Samurai alle ihrer Ansicht nach minderwertigen Subjekte hinzurichten trachten. Am Ende sind es die moralisch selbst ziemlich fragwürdigen, herrenlosen Samurai, die Ronin, die gegen dieses Unrecht aufbegehren und den Kampf aufnehmen.
Vieles an diesem Film funktioniert, Anklänge an Akira Kurosawa sind erkennbar, und die Charaktere werden überzeugend präsentiert (stark insbesondere Yoshio Harada und Renji Ishibashi). Einiges funktioniert für meinen Geschmack jedoch leider auch weniger gut, so ist z. B. die Kameraführung nur mittelmässig, und die Filmmusik nicht weiter erwähnenswert. Auch leidet der Film etwas darunter daß verschiedene Handlungsstränge erzähltechnisch fast gleichwertig parallel nebeneinander mitgeführt werden, was dazu führt das zeitweise der rote Faden etwas verloren geht. Vor der Auflösung am Ende sind die Schwertkampfszenen eher spärlich eingestreut, diesbezüglich wird man jedoch durch das fulminante Finale entschädigt.
Insgesamt gesehen ist Roningai in erster Linie für Genrefans interessant, wer zu Chanbara sowieso keinen rechten Bezug hat muß den Film nicht unbedingt sehen.
7/10
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#85
Geschrieben 02. Mai 2006, 16:40
"I trust only my sword in this world."
Nach dem humoristisch angehauchten Kill! (s. weiter oben im Thread) habe ich mir heute ein weiteres Werk von Kihachi Okamoto zu Gemüte geführt. TSOD ist ein Film ganz anderen Kalibers: Brutal, nihilistisch, in seiner unerbittlichen Konsequenz geradezu unangenehm anzuschauen, und überhaupt für westliche Zuschauer eher schwer zugänglich - es ist ganz und gar keine leichte Kost, die uns der Regisseur hier vorsetzt.
Die Hauptfigur des emotionslosen, scheinbar zunehmend in den Wahnsinn abgleitenden Samurai Ryunosuke (eine Paraderolle für Tatsuya Nakadai) gleicht einem biblischen Racheengel, der allen die sich gegen ihn wenden oder eine auch nur moralische Schuld auf sich geladen haben den Tod bringt. Er symbolisiert die extremste Ausprägung des pervertierten Wertekodex eines Systems welches bereits im Niedergang begriffen ist (das Shogunat). Einige Szenen haben mich an Takashi Miikes Izo erinnert, wenn die Motivation der Protagonisten beider Filme auch durchaus eine unterschiedliche ist.
Das erzähltechnische Problem an einigen Stellen des Films, unter anderem leider auch bei der Porträtierung seiner Protagonisten, ist, daß der zugrundeliegende Roman von Autor Kaizan Nakazato einen wesentlich weiteren Bogen schlägt. Für die filmische Umsetzung musste also gekürzt und zusammengefasst werden, und dabei sind auch Teile weggefallen die der Stringenz der Handlung sicherlich förderlich gewesen wären.
Wie dem auch sei, das Ergebnis kann sich für meinen Geschmack immer noch mehr als sehen lassen. Die Schauspieler sind ausgezeichnet (kein Wunder, handelt es sich doch überwiegend um bekannte Größen des Chanbara-Genres das sich zum Entstehungszeitpunkt des Films praktisch auf dem Höhepunkt befand), ebenso Kameraführung und Schwertkämpfe, und die Musik ist angenehm zurückhaltend.
TSOD ist meines Erachtens für Chanbara-Fans ein Muß, dürfte beim Mainstream-Publikum jedoch wohl mehrheitlich auf Ablehnung oder Unverständnis stoßen.
8/10
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