13.10.03
Schock
Original: The Quatermass Xperiment
Spoiler inside !!
Aah; klassische Sci-Fi. Sowas mag ich.

Also mal ran an den Speck von 1955.
Zuallererst fällt die optimale Umsetzung der DVD auf; ist bei einem Film dieses Baujahres nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
Je weiter ich den Film sehe, desto eher wird mir klar wo solche Streifen wie "Invaders from Mars", "The Blob", "Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All" oder "Lifeforce" ihre Ideen herhaben. Auch der "Planet Saturn" hat wohl hier geklaut, und zwar ziemlich dreist.
However.
Dass der Film mit einem X-Rating rauskam, läßt sich aus heutiger Sicht eigentlich überhaupt nicht mehr nachvollziehen. (Das gibt mir Hoffnung, daß meine geliebten Horrorschinken bis zu meiner Rente gesellschaftlich akzeptiert sind

). Die suspense baut sich schön auf, nicht alles wird in Großaufnahme gezeigt; viel muß sich der Zuschauer auch denken, da es ausserhalb des sichtbaren Bildes stattfindet. Die Musik, die mich stark an die guten alten Jack Arnold Streifen erinnert, tut ihr bestes dazu; nicht zu aufdringlich, aber schön unheimlich.
Natürlich hat die Story Schwächen. Das (mal wieder) ein ach so unschuldiges Kind verschont bleibt hängt wohl auch stark mit dem damaligen Moralempfinden zusammen. Heutzutage wäre man da wohl kompromissloser. Böse ist böse. Punkt.
Auch die Tatsache selbst, daß das Alien nicht freundlich gesinnt ist.... na ja, das war halt in den 50ern in Amerika so üblich. In Zeiten des kalten Krieges waren eben alle Nichtamerikaner entweder Kommunisten oder Invasoren, gleichgültig woher sie kommen. Die Vorstellung eines friedlichen Alien schien wohl zu pervers.
Auch das die Erledigung des Monsters, welches am Ende ziemlich wie ein verunglückter Calamaris aussieht, ausgerechnet in einer Kirche stattfindet, strotzt ja wohl nur so vor Metaphorik (siehste mal wieder, in der Kirche werden wir mit allem Bösen fertig...).
Das alles schmälert den Filmgenuss aber keineswegs. Sicherlich ist dieser Film kein herausragendes Stück Filmgeschichte, aber eine kleine Perle allemal. Zur kurzweiligen Abendunterhaltung taugt er, zumal nach 78 Minuten die Geschichte komplett erzählt ist, was auch sehr schön die straffe Struktur ohne künstliche Längen und Hänger veranschaulicht.
Einen alten Bekannten findet man in einer Nebenrolle: den ehemaligen Boss der "Profis" (Cowley ?) als jungen Spund

.
Der Schluß....ja der Schluß. Hat mich an irgendwas erinnert. Als Quatermass so die Straße langgeht, hab ich irgendwie in meinem geistigen Ohr das Pfeifen des "Whistlers" gehört.....
Bemerkenswert auch ein Spruch von Quatermass selbst als er sagt:" Wenn alle auf behördliche Genehmigungen warten würden, würde die Welt komplett stillstehen."
Bemerkenswert deshalb, weil dieser Satz auch nach fast 50 Jahren nichts von seiner Gültigkeit und Aktualität eingebüsst hat. Leider.
Fazit: Passt scho. Man muß ihn nicht gesehen haben. Für solche irren Sci-Fi-Horror-Klassik-Freaks wie mich(

) aber auf jeden Fall eine Scheibe, die ins Regal gehört. Ich hab ihn heute bestimmt nicht zum letzten Mal angesehen.