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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 13

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#361 molotto

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Geschrieben 07. Juli 2006, 16:15

THE DEVIL’S SWORD
(Indonesien 1983 – Ratno Timoer)

Einem Supermagier, der aussieht wie eine Mischung aus Weihnachtsmann und der „Fliegenden Guillotine“ Fung Sheng aus DUELL DER GIGANTEN, saust beim Meditieren ein Meteor fünf Zentimeter am Bart vorbei und bleibt zwischen Baum und Busch liegen. Der Magier schmiedet aus dem Weltraumklumpen kurzerhand ein Schwert, das unglaubliche Fähigkeiten hat, glitzert und Funken versprüht, sobald es aus der mächtigen, eher für Riesen gedachten Scheide gezogen wird. Das Schwert liegt gut versteckt in einer unzugänglichen Höhle, was allerdings die hinterhältige Krokodilkönigin nicht daran hindert, alles in Bewegung zu setzen, um das sagenhafte Haueisen in die Finger zu bekommen. Wenn sie nicht gerade ihre Armee von Krokodilmännern befehligt, sich an den mit Kannibalen vollgestopften Großkäfig in ihrem Thronsaal erfreut und von sechs Männern gleichzeitig den Körper ablecken bekommt, interessiert sie sich nur für zweierlei: alle guten Kämpfer der Welt zu vernichten und immer neue Männeropfer von den Dörflern zu fordern. Zur Durchsetzung ihrer Ziele hat sie eine Horde wilder Streiter um sich gescharrt, die mit fliegenden Güllotinen hantieren, Schlangen in Schwerter verwandeln können und sich geschickt im Umgang mit der Peitsche und Schwert zeigen. Angeführt werden diese Bagaluten von Doppelschwertschwinger Banyu Jaga, dem abtrünnigen Schüler eines guten Zauberers, dem jedoch nach einem feisten Männerraub im Auftrag der Krokodilkönigin der heere Streiter Mandala auf den Fersen ist. Beide jagen auch hinter dem schicksalentscheidenden Superschwert hinterher und bekriegen sich tüchtig. Barry Prima sorgt dafür, dass am Ende alles gut wird und der geraubte Mann sein Liebchen wieder in die Arme schließen kann. Auch die Krokokönigin und ihre Kampfbrigade kriegen was auf die Zwölf, wobei allerlei Laserstrahlen aus Handflächen verschossen, Zombiekämpfer zertrümmert und halbnackte Weiber von umstürzendem Mauerwerk kaputtgeschlagen werden. Banyu Jaga surft gleich zu Beginn auf einem großen Felsbrocken durch die Lüfte und gibt damit dem Zuschauer die Richtung vor, in dem dieses Vehikel steuert. Alles ist möglich und wird auch konsequent umgesetzt – selbst dann, wenn es im Film eher lächerlich bis scheiße aussieht. Gerade das macht auch hier – wie ja auch in den anderen Filmschlagern aus Indonesien - den größten Reiz aus, denn überzeugend ist das alles nicht wirklich. Angesichts des schier unerschöpflichen und ziemlich offensiven Einfallsreichtums bleibt einem aber mehr als einmal die Kinnlade offen stehen. Aus dem Staunen kommt man wieder einmal kaum heraus. Da macht es auch wenig, dass dem prima Bertus Knochs Rolle des Mandala zwar CONAN & Co. zu Grunde gelegt ist, er diese weder von Erscheinung noch mit seinem schulbubigen Gesicht zu füllen versteht. Immerhin: Zwischendrin (und gerade im letzten Drittel) des Films wird viel mit Faust- und Fersenarbeit aus der Adlerklauen-Schule des Kung Fu wieder gerade gekloppt und damit das etwas schiefe Bild des Ganzen dahingehend, dass sich der Streifen wie eine Art LSD-Version von ER – STÄRKER ALS FEUER UND EISEN ausnimmt, ebenfalls relativiert. Wieder ein absoluter Spitzenfilm von Ratno Timoer, furchtbar schnell, furchtbar bunt und um keinen noch so abwegigen Einfall verlegen. Unterhaltungsquatsch auf höchstem Niveau. Super Sache, super Scheibe, super Film.

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#362 molotto

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Geschrieben 10. Juli 2006, 09:57


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(USA 1977 – John Bud Cardos)

William Shatner reitet als Tierarzt durch die Prärie und zeigt sich zudem sehr geschickt darin, mit dem Lasso amerikanische Hausfrauen einzufangen - zumindest solche, in die er sich verschossen hat. Das Gefühlsgefüge ändert sich bei ihm jedoch schlagartig, als nach dem dubiosen Tod einer Preiskuh bei Farmer Woody Strode die Forscherin Diane auftaucht, städtisch mondän, mit schmuckem Mercedes-Cabrio unterwegs und enorm selbstbewusst. Diane hat herausgefunden, dass der Tod der Kuh auf das Konto von Spinnen geht, was Anlass genug für eine nähere Untersuchungen ist. Auf der dahinsiechenden Ranch von Strode findet man alsbald gewaltige Spinnenhügel mit Millionen und Milliarden degenerierter Taranteln, die - so die eingeflochtene Öko-Botschaft - deshalb auf Haustiere losgehen, weil der übermäßige Einsatz von DDT ihre Krabbeltiernahrung vernichtet hat. Bald schon machen sich Heerscharen von Spinnen auch daran, Menschen anzufallen. Und das zudem durchaus organisiert und mit nicht wenig strategischer Überlegung. Eine Achtbein-Version von PHASE IV kommt bei Cardos nicht herum, zumal gerade zu Beginn der Streifen so gar nicht in die Pötte kommen will und auch ein wenig zu voll gestellt ist mit provenziellem Beziehungsgeflecht, dann aber lässt Cardos ganz gut die Sau bzw. die Spinne raus. Wenn der kleine Ort Verde Valley von den Taranteln überrannt wird, ist der Film mit einem Mal fast so groß wie GODZILLA. Der Weg dahin ist allerdings durchaus nicht ohne Sitzfleisch fordernde Beschwerlichkeiten, wobei besonders dann ein gehöriges Loch in die Spannung gehauen wird, wenn Shatner das Turteln anfängt, was leider häufiger der Fall ist, oder bereits nicht schlecht angeknusperte Landpomeranzen von ihren harten Kerlen erzählen, die sie einst regelmäßig bestiegen. All das hält den Film eher auf als das es ihm nützlich ist - und davon ganz abgesehen spielt derlei für die Spinneninvasion eh keine Geige. Zur Ehrenrettung Shatners ist zu sagen, dass er in MÖRDERSPINNEN trotz allem immerhin die zweitbeste Leistung seiner Karriere gleich nach NACHTS, WENN DIE LEICHEN SCHREIEN abliefert. Das ist zwar nicht viel, aber besser als gar nichts und liegt zu allergrößten Stücken am Film selbst, in dem auch ein Woody Strode nicht sonderlich gut aussieht. Das Potential, dass Strode in KEOMA und italienischen Actionreißern zeigt, bleibt hier aboslut ungenutzt. Dafür hat er wenigstens einen schrillen Abgang. Das Ende von MÖRDERSPINNEN ist mit seinen Anleihen bei NIGHT OF THE LIVING DEAD und dem das Werk beendenden Matte-Painting-Inferno alles andere als übel geraten. Den darin ans Tageslicht gezerrten Blick auf eine Neuordnung der Welt hätte man sich auch unterwegs schon gewünscht - und sei es nur deshalb gewesen, um dem zur Entstehungszeit von MÖRDERSPINNEN anhaltenden Boom von Weltkatastrophen aller Art etwas mehr Rechnung zu tragen und die damit verbundene markerschütternde Dimension der Mär nicht erst auf dem letzten Drücker auszubeuten. MÖRDERSPINNEN beginnt zwar etwas träge, entwickelt sich aber zu einem ziemlich guten Tierhorror, bei dem die Ökokeule nicht ganz so schlimm geschwungen wird wie bereits wenig später in DIE PROPHEZEIUNG. Der genießt trotz aller Dümmeleien immerhin den Vorteil eines tatsächlich vorhandenen und ziemlich illustren Riesenmonsters mit Hängeauge, derartiges indes MÖRDERSPINNEN nur auf dem Filmplakat vorgaukelt, wo TARANTULA fröhlich durch panische Menschen stakst.

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#363 molotto

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Geschrieben 10. Juli 2006, 09:58

HERKULES IN NEW YORK
(USA 1970 – Arthur Allan Seidelman)

Herkules kracht sich auf dem Olymp, der aussieht wie eine amerikanische Gartenanlage, mit Göttervater Zeus und wird auf die Erde geschleudert – und zwar mitten in den Atlantik, wo ihn ein Frachter aufliest, der gerade nach New York unterwegs ist. Nachdem Herkules der ganzen Mannschaft beim Landgang ordentlich was in die Rippen gegeben hat, freundet er sich mit einem Brezelverkäufer an, der aussieht wie eine Mischung aus Woody Allen und Kinderschänder. Auch ein nettes Mädchen lernt er kennen und gelangt zu einiger Berühmtheit, als er mit ihr durch den Central Park fährt und dabei einen aus dem Zoo entflohenen Bären besiegt. Auftritte als Ringkämpfer sind die Folge, wobei sich auch äußerst dubiose Elemente für den unbesiegbaren Herkules interessieren, derweil Zeus auf dem Olymp zürnt, dass es Herkules unter den Menschen so bunt treibt. Bevor Mr Strong ins Götterparadies zurückkehrt, muss er sich noch mit dem zeitweiligen Verlust seiner übermenschlichen Kräfte und einigen Gangstern herumschlagen, was den Film kaum interessanter macht. Mit der Genauigkeit in der Mythologie nimmt man es nicht so genau, weshalb Griechenland und Altes Rom munter durcheinanderpurzeln. Aphrodite heißt Venus, Hermes firmiert als Merkur, Hades wird zu Pluto, Zeus jedoch bleibt komischerweise Zeus und wird nicht etwa zu Jupiter, was wenigstens Konsequent gewesen wäre. Herkules ist wohl deshalb Herkules und nicht Herakles, weil man den Namen bereits von den italienischen Filmwaren aus den 60ern rund um den Sandalensupermann kennt. Ganz aus ist es, wenn in einem Anfall von völliger Blödsinnigkeit auch noch Samson aus dem Alten Testament mitprügeln darf, jedoch so aussieht, wie ein tarzankostümbewehrter Karusselbremser aus dem Neandertal. HERKULES IN NEW YORK besitzt man eh nur aus zwei Gründen: entweder man ist fanatischer Schwarzenegger-Kompletist, oder man erfreut sich zumindest einen Durchlauf lang an der auf DVD konservierten Tonspur mit Schwarzeneggers dünnem Gesabbel im O-Ton, dabei er den griechischen Helden mit heftigem österreichischen Akzent gibt („Ei äm Härrgüles, zonn ow Suhs!“) und der Unsäglichkeit der ganzen Unternehmung die Krone aufsetzt.

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#364 molotto

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Geschrieben 12. Juli 2006, 15:06


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Mit Ausklang des Sommers 1983 war endgültig Schluss mit dem vor allem unter der Federführung der Constantin betriebenen Dauerbrenner-Festival (in einigen Häusen auch einfach Sommer-Film-Wochen genannt). Seit nunmehr 23 Jahren ist man der Ansicht, dass das Filmprogramm des Sommers dem ebenbürtig ist, was zur kälteren Jahreszeit gereicht wird. Darüber ließe sich natürlich gestern wie heute trefflich streiten. Eine sommerliche Meisterleistung wie das Dauerbrenner-Festival, das mindestens sechs, manchmal aber auch bis zu acht Wochen lang in vornehmlich kleineren Häusern spielte, fehlt dennoch im Kinosommer. Sechs bis acht Wochen lang jeden Tag einen anderen Film der vergangenen Jahre und manchmal Jahrzehnte. Sechs bis acht Wochen lang bunte Tüte. Sechs bis acht Wochen lang Urlaub vom Alltag in der kühle der Kinokammer. Wer braucht da noch Pauschalurlaub fern der Heimat?
Waren große A-Titel mit James Bond und später auch Indiana Jones sowieso kaum bis gar nicht im Programm zu finden, häuften sich dafür nicht gerade wenig Kuriositäten und kurzum alles, was die Verleihkataloge und -keller noch hergaben. Zu „Dauerbrennern“ gehörten die BLACK ANGELS - ...DIE SICH SELBST ZERFLEISCHEN daher ebenso selbstverständlich wie DER NONNENSPIEGEL oder CALIGULA UND MESSALINA. Anspruchsvolles Programm war zwar auch Bestandteil des Spielplans während dieser Zeit, jedoch eher in überschaubarer Gewichtung und diente irgendwie auch nur dazu, nicht jeden zweiten Abend nur die Rockerclubs aus der Nachbarschaft zu Gast zu haben, die im Saal Bambule machten. Besonders plakativ-bunt fiel das Sommer-Programm in den Jahren 1981 bis 1983 aus, weil Blut und Gewalt da noch kräftig schwappte und zum Ausgleich fast ausnahmslos Titten und Ärsche sowie Action der 70er bis frühen 80er nebst ein paar zeitlosen Filmklassikern geboten wurden, die man in dem Aufwasch auch gerne noch einmal mitnahm. Der Eintrittspreis war billig, egal für welchen Film, der Wille, möglichst viel zu sehen, unendlich stark, zumal während des Festivals allerlei kleinere Filme nachgeholt wurden, die oftmals während des regulären Spielbetriebs keinen Platz im Programm gefunden hatten. Hoch die Fahne für das Dauerbrenner Festival also, dass man sich dank reichhaltiger Auswahl von Filmkonserven auf VHS und DVD nun selbst zusammenstellen kann. Bis in den September hinein werde ich mir eine Mischung aus den Programmen 1981, 1982 und 1983 gönnen, wobei ich alle Dauerbrenner-Filme mit einem Dauerbrenner-Banner


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kennzeichnen werde. Dauerbrenner-Mitgucker sind jederzeit herzlich eingeladen. Insbesondere natürlich diejenigen mit eigenem Programmplan. :love:

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#365 molotto

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Geschrieben 12. Juli 2006, 15:07


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(USA 1973 – Larry Cohen)

Frank Davies Frau kalbt ein Monsterkind, das gleich im Kreißsaal alle Ärzte und Schwestern erledigt und sich dann wie in ALIEN durch die Lüftungsschächte verabschiedet. Frank verliert seinen Job in der Werbeangentur, weil Monsterbabys nunmal kein gutes Aushängeschild sind, die Polizei bläst ordentlich ins Jagdhorn, da der Fangzahnfratz in der freien Wildbahn der Großstadt in loser Reihenfolge Geschäftsfrau, Musiker und Milchmann reißt, und schnell stehen auch Wissenschaftler auf der Matte, die sich Franks Unterschrift auf einen Wisch sichern möchten, damit Monsterbabys Kadaver nach dem Abschuss fachgerecht ausgeschlachtet werden darf. Während seine Frau langsam aber sicher auch noch der letzte Zacken aus der Krone normalen Menschenverstandes fliegt, entwickelt Frank jedoch durchaus ein Verhältnis zum Monstersohn, nachdem er schwer mit sich gerungen hat. Am Ende erweist sich die Mißgeburt noch nicht einmal als Einzelfall, was nicht nur auf Fortsetzung abzielt, sondern durchaus dazu angetan ist, etwas Apokalypse durch den Streifen wehen zu lassen. Schwerer als das Monsterbaby selbst wiegt in IT’S ALIVE! die Ohnmacht darüber, was mit dem frisch geschlüpften Nachwuchs anzufangen ist, wenn es nicht wonneproppig und knuddelig ist, sondern genau das Gegenteil und sich zudem in Menschenfressereien versteigt. Für einen Billighorror ist IT’S ALIVE! so richtig toll gespielt und bietet nicht gerade wenig Tiefgang, wozu die ganze Spielzeit lang unbehagliche Atmosphäre gereicht wird. Die Schocks sind kurz, das Monsterkind sieht man nur wenig. Mehr hätte den Film auch eher ruiniert denn genützt. Prägnant werden die Attacken des fiesen Kindes vor allem durch Bernard Herrmanns wuchtiger Musik, die dem Film ein wenig vom Antrich eines Monsterfilms aus den 50er Jahren verleiht, aber in entscheidenden Spielszenen auch ganz andere Töne aufzusetzen weiß. Damals im Kino wirkten die Szenen in der Kanalisation weitaus beängstigender als auf VHS oder DVD und waren zusammen mit sich anschließenden großen Finale und dem Schlusskniff des Films eine durchaus nicht zu unterschätzende Herausforderung für das Nervenkostüm. Grundsätzlich hatte ich den Film allerdings weitaus weniger spannend in Erinnerung als er sich jetzt beim Wiedersehen anbot.

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#366 molotto

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Geschrieben 12. Juli 2006, 20:40

DAS PHANTOM VON SOHO
((BR) Deutschland 1963 – Franz Josef Gottlieb)

„Fesselnd“ soll dieser „Grusel-Schocker der Extra-Klasse“ sein, ist in der Tat allerdings weder fesselnd, noch ein Grusel-Schocker und von Extra-Klasse auch weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen gibt es eine Geschichte rund um Versicherungsbetrug und Messermördereien, in die – wen wundert’s eigentlich noch? – Barbara Rüting verwickelt ist. Dieter Borsche macht den Chefinspektor und werkelt sich durchs Dickicht des Nachtlebens von Soho, einem Londoner Stadtteil, der sich, wenn man dem Film glauben mag, eher nicht zum Wohnen denn für Geschäfte rund ums vögelige Gewerbe geeignet ist. Immerhin: Bei diesem Bryan Edgar Wallace hüpft auch mal eine nackte Titte, worauf man bei der bryan- und zuweilen nicht minder brain-losen Konkurrenz ja lange warten kann. Das Drumherum ist also geringfügig näher an der Wirklichkeit, womit der Film aber kaum punkten kann. Der Kardinalfehler liegt weder einmal in seiner trocken witzelnde Figur, diesmal von Peter Vogel dargestellt. Der gefällt sich darin, durch die Kulissen zu spechten und Weisheiten abzusondern, nach denen niemand verlangt hat. Licht ist der Film lediglich in seinem Bestreben, auch den Chef von Scotland Yard zu einem Verdächtigen zu machen und somit an der Farbe des mit Untadeligkeit gestrichenen Polizeiapparates zu kratzen. Bedauerlich, dass dieses Garn am Ende zusammen mit dem Rest des Stücks vom Brecheisen-Drehbuch in die bewährte Bahn gezogen wird. Wenn der Messermörder enttarnt wird, bleibt das große Gähnen und die Ratlosigkeit, was der ganze Quatsch eigentlich überhaupt soll.

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#367 molotto

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Geschrieben 12. Juli 2006, 20:42


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VIEL RAUCH UM NICHTS
(USA 1978 – Lou Adler)

Cheech und Chong lernen sich kennen, versuchen Rauchstoff aufzutreiben, was ihnen schier gar nicht gelingen mag und enden bei einem Rock-Festival, wobei ihnen ihr Kleinlaster, der, was sie allerdings nicht wissen, zur Gänze aus Marihuana besteht, abfackelt und alle Besucher high macht. Nicht viel Substanz, irgendwie aber trotzdem ein Kultfilm, dessen Anhängerschaft sich über die Jahre scheinbar ebenfalls in Rauch aufgelöst hat wie der besagte Kleinlaster. Und was hat es – und das ist wirklich nicht nicht so lange her – für einen schwunghaften Handel mit Raubkopien dieses Films gegeben, und was für ein Geschrei seitens der Rechteinhaber, die es – wie leider so oft – wohl schlichtweg vergessen haben, VIEL RAUCH UM NICHTS rechtzeitig offiziell auf Kassette zu vermarkten. Die DVD hat doch nicht mehr wirklich Beachtung gefunden, oder? Der RAUCH-Erstling von Cheech und Chong, der eine bis weit in die 80er Jahre hineinreichende Welle von Komödien mit den beiden Komikern nach sich zog, ist nach wie vor sehr ansehnlich und selbst in der deutschen Synchronfassung nicht ohne den zündenden Witz von hundsgemeinen Plattheiten. Seinen größten Reiz zieht VIEL RAUCH UM NICHTS jedoch aus den beiden Figuren und den aberwitzigen Situationen, in die der Film sie schlittern lässt, wenngleich dabei nicht wirklich eine zusammenhängende Handlung abfällt. Nach der verlangt der Streifen allerdings auch keine Sekunde. Das Kifferstück kommt ohne aus und ist trotzdem ein nicht zu verachtender Riesenspaß und zudem mit Tom Skerritt, Strother Martin und natürlich Stacy Keach überdurchschnittlich hochkarätig besetzt. Hochachtung also! Merkwürdig fand ich damals wie heute nur, dass sich in den beiden Kinovorstellungen, die ich von dem Film gesehen habe, auch haufenweise Kinder von vielleicht zehn oder elf Jahren herumgetrieben haben. Würde mich ja nicht schlecht interessieren, was aus denen geworden ist...

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#368 molotto

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Geschrieben 13. Juli 2006, 22:46


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(USA 1978 – Walter Hill)

Ryan O’Neal ist der „Mann“, der Driver, der für ein paar Büschel grüner Scheine meisterlich und mit Bleifuß Fluchtautos bei Bank- und Raubüberfällen durch die Straßenschluchten lenkt. Bruce Dern ist der Cop, der den Driver unbedingt kriegen will und dafür auch bereitwillig den Gesetzespfad verlässt. Isabelle Adjani ist die Spielerin, deren Appetit auf grüne Scheine stets recht groß ist und die dem Driver Alibis verscherbelt. Die Spielerin verguckt sich natürlich irgendwann und irgendwie in den Driver, und auch der scheint einer näheren Bekanntschaft mit der Spielerin durchaus nicht abgeneigt zu sein, wenngleich Liebesbeteuerungen nicht in sein Leistungsverzeichnis gehören und er sich auch sonst überaus wortkarg gibt.


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Dafür geizt er nicht mit Taten, die einen als Zuschauer ganz baff machen, wenn auch tolle Hochgeschwindigkeitsverfolgungen anderswo eindrucksvoller zu sehen sind und DRIVER gleichermaßen weit davon entfernt ist, brachiale Crashorgien vom Schlage eines H. B. Halicki zu liefern. Dafür darf man DRIVER als selten gelungenes Beispiel eines waschechten Großstadtwesterns beschreiben, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Hill versteht es wunderbar, in seiner modernen Outlaw-Posse viel von dem zur Geltung zu bringen, was auch die großen Werke aus dem Wilden Westen ticken lässt. Weder fehlt der obligatorische Antiheld, noch sein ihm ebenbürtiger Gegenspieler mit Stern auf der Brust und statt eines Ritts durch die Weiten gen Horizont gibt es sechsspurigen Asphalt, zwar von sperrigen Hochhäusern gesäumt wird, aber nicht minder endlos wie die Prärie. Geschickt zeigt sich der Film darin, Dern von einem gesetzestreuen Falschparkerschreck zu einem eiskalt planenden Rächer zu machen, dem kein Mittel zu schäbig ist, seinen persönlichen Hassfeind zur Strecke zu bringen. Wenn er mit Gangstern paktiert, um dem Driver eine Falle zu stellen, verkehrt sich die Sicht auf Recht und Gerechtigkeit wünderschön in einer vollen Drehung, da dem Zuschauer auf gleicher Schippe mitgegeben wird, dass der Driver keine Revolverhelden mag und Waffeneinsatz eigentlich auch nicht. Das bringt Sympathien und zwingt den letzten Zweifler in die Ecke. Zum Schluss geht’s sowieso nur noch darum, den jeweils anderen zur Strecke zu bringen bzw. ein Schnippchen zu schlagen. Der Koffer voller Moneten spielt da schon keine Geige mehr, ebenso wenig die Tatsache, dass der Film nicht sonderlich betont auf reine Action schielt. Mit DRIVER bekommt man Hochwertigeres.


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#369 molotto

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Geschrieben 13. Juli 2006, 22:52


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(Italien 1979 – Frank Martin (Marino Girolami))

In Rom steht eine Statue von Regisseur Marino Girolami. Zwar nicht wegen seines Meisterstücks ZOMBIES UNTER KANNIBALEN, aber verdient hätte sich Girolami solch eine Anerkennung mit diesem Geniestreich durchaus. Keine Ahnung, wie oft ich den Film schon gesehen habe, Eindruck macht er dennoch immer wieder, wenngleich mittlerweile der größere Spaß der ist, sich an den atemberaubenden Details zu erfreuen, mit denen ZOMBIESUNTERKANNIBALEN nicht geizt - und natürlich an der Tatsache, dass Dr. Obrero, der Zombieschrauber von Kito, ganz einfach die Essenz aller Mad-Scientist-Varianten ist, die das Kino bis Ende der 70er hervorgebracht hat. Seine rechte Hand, der Hundsfott Molotto , hat zudem einige der lachhaftesten Szenen, die man überhaupt in einen Film werfen kann. Der verbuddelt Leichen ohne Schaufel und ist ganz groß darin, Reisezeiten durch einen Vergleich der Uhrzeit mit dem Stand der Sonne zu ermitteln. Wunderbarer Kerl! Natürlich: Der Film ist unendlich leer, unendlich sinnlos, aber dennoch und gerade deswegen prächtig anzuschauen, dazu im Vergleich mit Peter Jacksons BRAINDEAD die jederzeit vorzuziehende Splatterkomödie. Allein schon deshalb, weil die wohlgestaltete Alexandra Delli Colli sich den ganzen Film über damit beschäftigt, Kleider abzulegen und neue anzuziehen - und manchmal nicht mal das.


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Sie bewohnt zudem ein schickes Appartment in New York, dessen Tapetenmuster sich auch auf ihrer Bettwäsche, dem Lampenschirm und ihrem Sessel wiederfindet. Definitiv einer der größten Augenschocker des Films neben dem ganzen Sülzesaugen und Pansenmampfen. Der vordergründe Ekel ist aber nur die eine Seite der Medaille, den auf seine ganz eigene Weise ist ZOMBIES UNTER KANNIBALEN fordernd und komplizirt, und zwar derartig, dass sich seine Handlung nicht wirklich ergründen lässt. Die anfängliche Kannibalengeschichte mit den Morden in New York und anderen amerikanischen Großstädten interessiert am Ende nicht mehr und wartet bis heute auf Auflösung. Viel wichtiger ist aber, warum am Ende von ZOMBIES UNTER KANNIBALEN dieselbe Scheune dem Feuer zum Opfer fällt, die Fulci bereits in WOODOO lichterloh brennen ließ. War das Absicht? Oder Weitsicht? Oder hat Fabrizio de Angelis, der alte Postbote, wirklich nur einen Taler sparen wollen? Und warum hocken die „Zombies“ im Busch und machen „Aaaahhhh!“ Dass der Film nicht so teuer war, lässt sich auch daran erkennen, dass Kannibale Turan (bzw. der Puppe) beim Fenstersturz ein Arm abfällt und niemand es für nötig erachtete, die Szene noch einmal neu zu drehen. Komischerweise arbeitet aber gerade dieser Dilettantismus prächtig für ZOMBIES UNTER KANNIBALEN, weshalb er selbst nach über 25 Jahren so frisch wie am ersten Tag wirkt. Im Kino sorgt er – Perfektion hin oder her – absolut immer für ein ziemliches Hallo. Damals noch viel mehr als heute, weil es, und daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, nicht gerade wenig Leute gab, die sich anno Knips ziemlich überrumpelt und schier unendlich angeekelt von der Heftigkeit des Werks zeigten. Spätestens nach der munteren Augenpulerei der Kannibalen war für viele Leute einfach Schluss. Durch ein frühzeitiges Verlassen des Kinos lässt sich natürlich nicht erkennen, dass ZOMBIES UNTER KANNIBALEN auch abseits seines Status als Splatterkanone ein ziemliches Schwergewicht ist. Aber für derlei ist man hierzulande ja eh ziemlich blind.

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Geschrieben 17. Juli 2006, 15:25


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CONVOY
(USA 1978 – Sam Peckinpah)

Kris Kristoffersen trägt Feinripp-Unterhemden sowie den selten dämlichen Spitznamen Rubber Duck und sieht in ganz wie das Gegenteil aus, zumal wenn er seine schwarze Mack-Zugmaschine mit aufgesatteltem leeren Tanktrailer durch die Gegend kutschiert und zu Fluchtzwecken auch harte Lenkmanöver anstrengt und gar durch den losen Wüstensand kurven kann, ohne einmal stecken zu bleiben oder mit seinem Zossen umzukippen. Auch die restlichen in CONVOY fahrenden LKW sind sichtbar leer. Ebenso leer wie die Lastwagen ist auch der Film, der mit weitem Abstand Peckinpahs schlechtestes Werk darstellt und an dem nur gut ist, dass seine Scope-Bilder auf der Leinwand irrsinnig beeindruckend wirken, wovon auf der Mattscheibe keine Rede mehr sein kann. Rubber Ducks Tanktrailer ist der harte Schwanz, der vornweg fährt und die Richtung weist. Ali McGraw, die eigentlich ein ziemlich dummes Gesicht hat, schwingt sich zur Truckerbraut auf, nach der sich auch die restlichen Typen in ihren Kisten alle zehn Finger ablecken würden. Deshalb weiß man zuweilen nicht wirklich, ob die Convoyisten dem Rubber hinterherdüsen, weil er so eine schöne Philosophie vertritt, oder aber nicht viel eher, weil sie McGraw’schen Muschidiesel bei ihm in der Kabine gewittert haben. Jedenfalls geht’s nebenbei auch noch um korrupte Polizei, vertreten durch einen eher langweilig denn bösen Ernest Borgnine, der die Trucker ausnimmt wie die Weihnachtsgänse, ein wenig Stammtisch-Sozialkritik, gemischtes Duschen in freier Natur und natürlich der Liebe zur endlosen Straße, Kilometerfresserei und dem großen Brumm-Brumm unterm Arsch. Bislang dachte ich, die deutschen Dialoge wären so dumm, weil der Synchronbuchautor besonders harte Sprüche hat produzieren wollte, aber die OF zeigt sich leider mindestens ebenso schlimm und lässt einen nicht weniger die Fußnägel hochklappen. Absolut die Wurst vom Teller zieht Burt Young als Fernfahrer Lovemachine, der so ziemlich jedes Klischee eines Fernfahrers bedient, das man sich nur vorstellen kann und der deshalg auch den mit weitem Abstand größten Unsinn von sich geben darf. Aber für den Rest der Fahrer empfindet man kaum weniger Antipathie, zumal diese auch noch so aussehen, als wären sie bei einem schmierigen Porno abgehauen. Einen jener Sorte, wo sich der Typ mit der Schenkelbürste im Gesicht noch nicht einmal die Mühe macht, seinen Trenchcoat abzulegen, wenn er zur Beglückung schreitet, sondern lässig mit dem Daumen der rechten Hand die offene Knopfleiste ein wenig zur Seite schiebt und reinhängen lässt. Scheußliche Menschen tummeln sich in diesem Film, denen man nicht unbedingt begegnen möchte. Schon gar nicht auf der Straße, wo sich – nimmt man CONVOY als Maßstab – nur solche Brummifahrer tummeln, die nicht zum Broterwerb unterwegs sind, sondern einzig um 40 Tonnen schweren Stunk zu machen. Gottlob ist die Wirklichkeit doch eine andere und disqualifiziert CONVOY vollends.

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#371 molotto

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Geschrieben 17. Juli 2006, 15:25


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(Italien 1982 – Enzo G. Castellari (Enzo Girolami))

In der Bronx der nahen Zukunft haben die Straßengangs ihre Territorien gründlich abgepisst, und keiner darf einen Fuß in des anderen Bruch- und Schuttlandschaft stellen. Mittendrin tummeln sich die Riffs, eine Motorradgang, die sich um das Muskelkind Trash gescharrt hat. Wenn man einem Hampelmann an der Strippe zwischen den Beinen zieht, verrenkt dieser seine Glieder im exakten Winkel von 90°, Trash schafft das ganz ohne Schnur und einzig dadurch, dass er sich die Arschnaht seine Jeansbüx bis zum Anschlag in die Kimme zieht. Dergestalt geckt er durch die marode Landschaft, bis ihm eines Tages die junge Anne in die Hände läuft, die legitime Erbin der mächtigen Manhattan Corporation, die die Bronx samt seinen Bewohnern lieber heute denn morgen plätten würde, um Platz für neue blühende Landschaften zu schaffen. Um diese Pläne zu verwirklichen, schrecken die Manager der Manhattan Corp. auch nicht davor zurück, durch den korrupten und abseits jeglicher Gesetze operierenden Bullen Hammer Zwietracht unter den Banden zu sähen. Der Plan fliegt auf, die Riffs verbünden sich mit dem mächten Bronx-Boss Orge (der in der deutschen Synchronfassung auch schon mal Oschi genannt wird) und wollen Frieden mit allen Gangs machen. Hammer und seine SS-artigen Soldaten holen mit Flammenwerfern und dicken Feuerwaffen zur Großoffensive aus, holen sich aber ganz schön blutige Nasen. THE RIFFS – DIE GEWALT SIND WIR! ist gleichermaßen WARRIORS wie ESCAPE FROM NEW YORK, was selbst ein Blinder sofort erkennt. So richtig zünden tut das Gebräu allerdings erst gegen Ende, als die Bronxler im großen Stil von den Endzeit-Soldaten aufgerieben werden. Zwar wird auch in den vorderen Teilen des Films schon eine Menge für den Adrenalinspiegel geboten, so richtig Herausragendes ist da aber eher selten auszumachen. Richtig groß (und vor allem im Kino ein ziemlicher Augenschmaus) ist lediglich die Szene, in der die Riffs sich in W-Formation neben dem Hudson versammeln, wo sie ihren von Oschi am Gestade aufgepiekten Kumpel Richie einsammeln gehen. Dazu steht irgendein Typ mit kleinem Drumkit in der Ecke und trommelt die ganze Zeit das Lied vom Sterben. Schlichtweg sensationell!


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Weniger sensationell dagegen Mark Gregory als Trash, der eher eine bedauernswerte und kaum ernstzunehmende Figur abgibt und deshalb wohl auch nicht umsonst von Leech, einem von Oschis engsten Vertrauten, mit den eher abfälligen Worten „Hey, Mann, du hast die Kacke im Arsch“ begrüßt wird, wobei dies natürlich auch eine Anspielung der Hermes-Synchronbrüder auf das ritzenfüllende Beinkleid der Mark G. sein könnte. Egal wie, solche Knackigkeiten hört man natürlich sehr gerne, zumal sie aus Fred Williamsons Oschi einen noch wesentlich überlebensgrößeren Typen machen, als er ohnehin schon ist. Jedenfalls nimmt man ihm sofort ab, dass er noch irgendwo bei irgendwem einen „Schwanz geradezubiegen“ hat und würde ihm auch locker zutrauen, dass er es damit sehr, sehr wörtlich meint. Williamson und seine Mannen zuckeln in Oldtimern und schrillen 70er-Kostümen durch die Gegend, womit sie den eher schloddrigen Riffs komplett den Rang ablaufen. Keine Ahnung, warum man nicht einfach die Motorradbande um das Gregory-Kind auf einen der hinteren Plätze verwiesen und der Oschi-Bande den zentralen Platz eingeräumt hat. Der Brückenschlag zur Blaxploitation der 70er wäre gleichermaßen ein Einfaches und eine willkommene zusätzliche Komponente gewesen, die dem Film noch weitaus mehr Fahrt gegeben hätte, als er ohnehin schon aufzuweisen hat. Williamson ist in THE RIFFS so hart, dass er, als er von den Flammenwerfern tödlich getroffen wird, nicht mal verrecken kann, ohne sich im Inferno noch eine Zigarre ins Maul zu stecken. Der Gregory indes gefällt sich einzig darin, durch die Landschaft zu tabern, als hätte er einen dicken Stock im Po und dann auch noch bei jeder Kleinigkeit mit unnötiger Greinerei anzufangen, was ihn als Actionheld dann auch vollkommen disqualifiziert.


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Abgesehen vom „leading man“ ist der Film natürlich ein absoluter Hit und eine der tragenden Säulen des Italo-Endzeit-Kinos der 80er, wenngleich mir persönlich der noch etwas blödere und blutigere zweite Teil eine ganze Ecke besser gefällt.

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Geschrieben 18. Juli 2006, 15:10

CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK
(USA 2005 – Tim Burton)

Fünf magische Eintrittskarten für einen Besuchstag in seiner vollautomatischen Schokoladenfabrik hat der exzentrische Besitzer Willy Wonka in seine Täfelchen gelegt, auf die ein entsprechend großer Run beginnt. Nur der mit seiner Familie am sozialen Abgrund lebende Charlie hat Glück und zieht eine der Karten zufällig aus seiner Tafel. Die anderen vier Kinder sind etwas unsportlicher vorgegangen, um eine der begehrten Karten zu bekommen. In der Fabrik werden sie ganz im Stil ihrer Unarten der Reihe nach von Willy Wonka abgestraft, nur der kleine Charlie erhascht schließlich das große von Wonka für einen seiner Besucher ausgelobte Bonusgeschenk. Ist der Film mit der latent grausigen Bestrafungsaktion der Kinder durch, die man auch aus anderen Geschichten Dahls kennt, lässt sich der Film mächtig in die Kissen seiner Zauberkiste fallen, aus der ohne Umschweife allerlei digitaler Firlefanz steigt und zu kaschieren versucht, dass der Film eigentlich schon zu Ende ist. Bunte Bonbonbilder verkleistern zusätzlich die Sicht. Vieles in der SCHOKOLADENFABRIK ist zudem etwas arg ausufernd und manchmal auch schlimm Disney geworden, als dass man als Erwachsener durchgehend damit Spaß haben könnte. Die Vorlage von Dahl kenne ich leider nicht, allerdings habe ich seine Werke als ungemein kurz in Erinnerung, wobei Dahl jedoch in wenig Sätzen alles gesagt bekommt. Siehe „Der Wunsch“. Dagegen wirkt Burtons Film geradezu geschwätzig und will irgendwie auch nicht so richtig auf den Punkt kommen, sondern schüsselt sich gerde im letzten Drittel gewaltig einen zurande. Gefallen tut er dennoch, was aber – wie ich vermute – vornehmlich an der Unverwüstlichkeit seiner Vorlage liegt und selbstverständlich daran, dass der Film den Bestrafungsprozess der Kinder so herrlich zu zelebrieren versteht. Man muss nur gelegentlich ausblenden, dass einige Eskapaden so bunt wie beim GLÜCKSBÄRCHI-FILM geworden sind und Danny Elfmans Musik in den Ohren weh tut. Schade zudem, dass Christopher Lees Part nur ziemlich schmal ist, war sein Erscheinen doch der größte Lichtblick in dem Streifen.

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Geschrieben 18. Juli 2006, 15:11


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DER MANN MIT DER TODESKRALLE
(Hongkong/USA 1973 – Robert Clouse)

Weil Han und seine Männer Schande über das Shaolin-Kloster gebracht haben und Bruce zudem erfahren muss, dass Hans Männer auch für den Freitod seiner Schwester verantwortlich zu machen sind, willigt er ein, an einem von Hans grausigen Kampfkunstturnieren teilzunehmen. Vernichtend will er den Butzemann schlagen, seine Schwester rächen und – am wichtigsten – die Ehre von Shaolin wiederherstellen. Han nutzt das Kampfkunstturnier auf seiner gut gesicherten Privatinsel zudem als Kulisse für himmelschreiend krumme Geschäfte mit Drogen und Mädchen, und beides gehört sowieso dringend abgestellt. Deshalb sieht es auch das FBI sehr gerne, wenn Bruce Lee sich um die Angelegenheit mit Herrn Han kümmert, zumal von allen heimlich in Hans Schreckensrefugium eingeschleusten Spionen sowieso jede Spur fehlt. Nachdem sich Bruce durch allerlei Gegner geprügelt hat, nimmt er Hans unterirdische Drogenfabrik auseinander, befreit noch stallweise arme Chinesen, Liebesdienerinnen und weggetretene Suchtweiber, die Han in seiner Festung mit großer Kelle zusammengepfercht hat, und stellt sich Han in einem furiosen Zweikampf im großen Spiegelsaal der Festung. Der Clou des Films ist natürlich in erster Linie, dass sämtliche Kämpfe von Bruce Lee selbst choreografiert wurden, dementsprechend sensationell sind und dann auch noch in absolut atemberaubender Kulisse ausgetragen werden. Weiterhin sind mit John Saxon, der eine ziemlich gute Figur in diesem Film abgibt (wenngleich er auch an Chuck Norris in GAME OF DEATH nicht heranreicht, sowie dem immer gern genommenen Jim Kelly zwei US-Schwergewichte mit von der Partie. Kelly drehte ja zudem gleich nach DER MANN MIT DER TODESKRALLE mit FREIE FAHRT INS JENSEITS sein eigenes opus magnum. Shih Kien mimt den bösen Han und hat eine appe Flunke, bestückt allerdings den Stumpf im Verlauf der Prügelschau mit allerlei wundersamen Eisenkrallen. Mehr Klopper-Gimmicks braucht der Film auch nicht, weil Bruce Lee schließlich selbst Gimmick genug ist. Von allen Filmen mit Bruce Lee funktioniert in DER MANN MIT DER TODESKRALLE die Verschmelzung westlicher Actionelemente mit asiatischen Dreschflegeleien noch am besten, und auch der böse Weltherrscher Fu Man Chu stand fleißig Pate. Im Verlgeich zu anderen Bruce-Lee-Filmen sind die Kampfszenen zwar manchmal etwas zu kurz geraten (gerade auch während des eigentlichen Turniers), aber allein das Finale ist einfach unübertrefflich und entschädigt für so ziemlich alles. Die deutsche Synchronfassung ist zwar etwas witziger als die Originalfassung, passt aber trotzdem glänzend zu dem Film, der damals im Kino ja leider einige Grausigkeiten hat vermissen lassen. Wahrscheinlich sollte der zusätzliche Wortwitz etwas darüber hinweg trösten, dass man um einige Details regelrecht beschissen wurde.

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Geschrieben 18. Juli 2006, 15:11


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(Italien 1980 – Lucio Fulci)

Catriona MacColl ist Mary Woodhouse und ein ziemlich duftes Mädchen. Sie sagt in der deutschen Synchronfassung noch schnell: “Ich sehe…, ich sehe… ein Glockenseil!” und kippt mit Geschrei und nicht wenig scheintot aus den Latschen. An diesem von ihr bei einer Séance („Sind sie in Kontakt? Sind sie endlich in Kontakt?“) gesichteten Strang hat sich – aus welchen Gründen auch immer – Pfaffe Thomas aus dem Örtchen Dunwich am schönsten Baum seines Friedhofes aufgehängt.


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Weil Dunwich aber dummerweise auf den Ruinen des „antiken Hexenortes Salem“ erbaut wurde, nehmen es die Toten persönlich und krabbeln munter aus ihren Gräbern. Zuerst kracht der Spiegel in der Kneipe entzwei, darauf das Mauerwerk, eine Katze wird wütend und kratzt Janet Agren an der Flunke, ein Kind wird zu einer untoten Mordmaschine und spätestens dann der „Kinosessel zum elektrischen Stuhl“, wenn Pfaffe Thomas sich als plötzlich und mit Trommelschlag auftauchendes Schädelknackerchen empfiehlt. Nachdem Christopher George die Catriona mit Spitzhacke aus dem Grab gepickt hat, machen sie sich gemeinsam mit Carlo de Mejo, der in wirklich jedem Film, in dem er mitspielt, merkwürdig grummelig aussieht, auf in die Grabkammer vom Pfaffen Thomas, um das allerschlimmste zu verhindern. Und zwar, dass mit Allerseelen den Toten Tür und Tor auf der Erde geöffnet bleiben.


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Die ganze Geschichte macht nur wenig bis gar keinen Sinn, ist aber eine wahre Tour de Force von hintereinander geklebten Schaurigkeiten, die zumindest dazu angetan sind, den Originaltitel des Films voll und ganz zu erfüllen. Hier dreht sich alles um Angst. In der Darbietung zwar weitaus weniger subtil als bei DAS BÖSE, aber auch als gröbere Holzhammerklöppelei nicht ohne Wirkung. Mal knarzt es und irgendwelche Tote liegen als böse Kinderüberraschung in der Ecke und harren ihrer Entdeckung, mal tropft Blut unendlich schreckenerregend von der Decke auf den gedeckten Frühstückstisch, wozu Fabio Frizzis Musik in sich immer zuspitzenderem Ton einen abkreischt. Schlau wird man aus all dem weder hinten noch vorn, könnte aber auch nicht sagen, dass es nicht wenig unterhält und man zuweilen ganz schön unsanft die Gurgel geknetet bekommt. Selbst der völlig ins Leere laufende Abgang von Herrn Radice durch Herrn Venantinis Riesenbohrmaschine ist nicht frei von dieser durch das ganze Werk schwappenden Stimmung. Von Fulcis L’ALDILÀ sagt man, er würde in die Kerbe Lovecraft’scher Erzählungen hauen. Wohin Fulci im GLOCKENSEIL haut, hat sich mir noch nie erschlossen. Dafür kassiert der Film als geglückter Versuch, Spannung, Stimmung und Schock abseits des roten Fadens unter Dach und Fach zu bringen, sämtliche Punkte. Vor allem natürlich im Kino der frühen 80er, wo sich der gemeine Zuschauer von den sinnfreien Verkettungen aus Grusel und Gekröse nicht wenig überfordert zeigte und es dennoch nicht fertig brachte, dem Werk den Stinkefinger zu zeigen und einfach den Saal zu verlassen. Wahrscheinlich ist dieses Kunststück des GLOCKENSEILS eigentlicher Clou.

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Geschrieben 19. Juli 2006, 19:47


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HAROLD UND MAUDE
(USA 1971 – Hal Ashby)

Der exzentrische Jüngling Harold entdeckt in der knapp 80jährigen Maude seine große Liebe und eine sich durch unbedingte Eigenwilligkeit auszeichnende verwandte Seele. Maude kuriert Harold durch ihr schier überbordendes Interesse an allem und jeden sowie ihrer aufs Wesentliche reduzierten Art zu leben von seiner introvertierten und manchmal gar lebensverneinden Art - und damit einhergehend auch von seinem Spleen, Selbstmorde zu inszenieren, die Harolds sich in Oberflächlichkeiten und Etikette verzettelnden Mutter sowieso schon an den Rande des Nervenzusammenbruchs trieben. Vollgestopft mit schwarzem Humor und witzigen Lebensphilosophien ballanciert HAROLD UND MAUDE sehr schön auf der Geschmacksgrenze und bekommt mit frecher Selbstverständlichkeit auch den darin inkludierten Tabubruch (Sex zwischen sehr jungen und extrem alten Leuten) unter Dach und Fach, ohne sich lächerlich zu machen, oder – fast noch schlimmer – zu einer abartigen Freakshow zu werden, deren Hauptziel die Vorführung ist. Schwer schwingen die 60er in HAROLD UND MAUDE durch, Hippies, absolutes Freiheitsdenken, alles ist erlaubt. Verstärkt noch durch die in diesem Film sogar ungemein passende Musik von Cat Stevens. Das Zusammenspiel von Ruth Gordon und Bud Cort ist ebenso wunderschön wie der ganze Film, an dem es absolut nichts zu mäkeln gibt und der zurecht mit der ansonsten inflationär verteilten Bezeichnung Kult bedacht ist.

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Geschrieben 19. Juli 2006, 19:48


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DER NONNENSPIEGEL
(Italien/Frankreich/(BR) Deutschland 1973 – Domenico Paolella)

Bereits als Säuglinge werden Carmela und Enrico einander versprochen, da ihre beiden mächtigen Familien schon lange die Zusammenlegung der Besitztümer planen. Jahre später jedoch verliebt sich Carmela als junges Ding in den schneidigen Giuliano und denkt überhaupt nicht daran, den Ehehandel von dünnemals zu erfüllen. Damit ihre Familie fortan nicht in Schande leben muss, wird Carmela kurzerhand gegen ihren Willen ins nächstbeste Kloster gesteckt. Hinter den Klostermauern wird jedoch Sittenstrenge nur sehr oberflächlich gelebt, wie auch Carmela bald erfahren muss. Um die ebenfalls einer ungeheuer einflussreichen Familie stammenden Elisabetha tummeln sich die Haubenlerchen des Nachts zu Likörgelage und Leckebusch. Prompt gerät Carmela zwischen die Fronten der Novizinnen vernaschenden Elisabetha und der nicht minder dauerjuckigen Mutter Oberin. Bei einem nächtlichen Ausflug zu ihrem geliebten Giuliano, den ihr Elisabetha ermöglichte, sackt sie sich ein bißchen Schwangerschaft auf und verweigert außerdem Elisabetha die Bezahlung in Naturalien. Da wird’s dann natürlich noch bunter und die Inquisition hat am Ende ordentlich was zu tun. In den letzten Minuten vollbringt der Film die Wundertat, seine exzessiven Kuttenweiber als gar nicht mal so schlechte Typen umzubiegen, womit gleichzeitig auch der letzte Rest Exploitation aus dem Film weicht. Ausschlachtereien hat der Film trotz Tittengeschaukel und stimmungsvollen Ausziehszenen sowieso kaum zu bieten. Von den für Nonnenfilme unverzichtbaren Peitschereien gibt’s gerade mal eine, auf den Zoom ins Auge des Schamdreiecks wird gleich ganz verzichtet. Die Szenen, in denen sich DER NONNENSPIEGEL zudem latent sadistisch zeigt (Elisabetha muss zur Strafe für ihren Hochmut den Kirchenboden mit der Zunge mehrfach sauberlecken, eine Klau-Nonne muss büßen, indem sie sich selbst ihre Klau-Kralle verletzt) sind kaum dazu angetan, sich an ihnen sensationslüstern zu ergötzen. Überaus ruhig und mit gemächlicher Geschwindigkeit erzählt der Film seine Geschichte, wozu ein durch und durch wunderschöner Soundtrack von Piero Piccioni aufspielt, der seinen Teil dazu beiträgt, den NONNENSPIEGEL geradewegs in Richtung Historiendrama zu rücken. Und allzu weit von einem qualitativen Höhenflug wie Lucio Fulcis wunderbaren BEATRICE CENCI ist Paolellas Film auch nicht entfernt. Am Ende fällt ein stimmungsvoll-besinnlicher und manchmal gar ungemein nachdenklicher Film vom Band. Regelrecht schade daher, dass dem NONNENSPIEGEL einzig das aus marktstrategischen Gründen angestimmte Geschrei um Nackedei-Nonnen und nächtlicher Fingerfertigkeiten anhängt. Der Film hat mehr als das zu bieten.

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Geschrieben 21. Juli 2006, 16:15


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(Frankreich 1976 – Philippe Labro)

Bruno Cremer spielt Bebels Gegenspieler. Er ist die „Bestie“, die in und um Paris junge Menschen gegen sündteure Geschenke zu Überfällen und bösen Taten anregt. Sind die Juwelen und das Bargeld im Sack, hat die „Bestie“ kein Problem damit, aus dem Nichts aufzutauchen und sämtliche Zeugen und auch seine jungen Helfer umzunieten. Nur das Bürschlein Costa ist wie durch ein Wunder von der „Bestie“ verschont worden und sitzt im Knast, wo er sich der Zusammenarbeit mit der Polizei verweigert. Bevor Ex-Großwildjäger Pilard, den alle nur den „Greifer“ nennen, undercover als Häftling mit ihm in Verbindung tritt, muss er schnell noch Drogenschiebereien im großen Stil und einen Mädchenhändlerring „bearbeiten“, was für sich genommen bereits höchst unterhaltsam anzusehen ist. Dann wird der direkt dem Ministerium unterstellte und ganz weit abseits der Legalität auf eigene Faust mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent arbeitende „Greifer“ zu Costa in den Knast gesandt und der eigentliche Film beginnt. Binnen kürzester Zeit kann er Costa nicht nur alle nötigen Details zur Ergreifung der „Bestie“ entlocken, sondern in einem Federstreich auch gleich eine mit viel Geld operierende Ausbruchsorganisation enttarnen und zu Fall bringen. Zusammen mit Costa flieht er aus dem Hochsicherheitsknast und begibt sich ins Pariser Hinterland, wo die „Bestie“ in einer schäbigen Butze haust.


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Bruno Cremer gibt den gemeingefährlichen Killer fast so gut wie Adalberto Maria Merli in ANGST ÜBER DER STADT, wenn er auch nicht über ein ganz so erschreckendes Gesicht verfügt. Seine Bestie hat dafür viel von einem „Mitschnacker“-Kinderschreck mit homophilen Zügen zu bieten, was mindestens für Ausgleich sorgt. In seiner Machart zeigt sich DER GREIFER ganz in der Tradition italienischer Polizeifilme aus der hohen Schule eines Umberto Lenzis: Neben dem Haupterzählstrang rund um die Bestie ist ausreichend Platz für weitere Aufgaben des „Greifers“, die für Amüsement und Aktion gleichermaßen sorgen. Zwar könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass dem Film ohne diese Beigaben ziemlich rasch die Puste ausgehen würde, aber die Geschichten, die nebenbei laufen, sind durchaus sinnvoll ins Werk gezahnt, verraten sie doch mehr als 1000 Worte über die Arbeit des „Greifers“ und untermauern dessen Unschlagbarkeit. Toll anzusehen sind sie sowieso und halten die Spannung den ganzen Film über tüchtig weit oben.


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Ganz groß ist auch, dass DER GREIFER zwar durchaus ernst & hart gemeinte Action bietet, sich aber gerade in der zweiten Hälfte zahlreiche Möglichkeiten für Synchronkalauereien eröffnen, die man auf der deutschen Tonspur auch geschickt zu füllen gewusst hat. Keine Sekunde stört das jedoch den Verlauf der Geschichte, sondern putzt den Film noch deutlicher als Actionkracher heraus, der er trotz aller hin und wieder durchscheinender französischer Betulichkeit auch absolut und jeden Moment ist. Das Wiedersehen mit DER GREIFER war in jeder Hinsicht absolut erleuchtend. Der Film hat bei seit der letzten Sichtung vor über zwanzig Jahren heftig bei mir dazugewonnen. Das kommt eher selten vor und macht gerade deshalb auch so richtig zufrieden.

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Geschrieben 21. Juli 2006, 20:44


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(Italien 1979 – Edward G. Muller (Eduardo Mulargia))

Der aus allerlei Filmen zweiter Garnitur bekannte und immer sehr feist wirkende Luciano Pigozzi kommt als neuer Lagerleiter namens Warden ins Dschungelcamp, wo weit ab der letzten befahrenen Straße im tiefsten Dickicht in Lumpen gehüllte Weiber ein „Moor trockenlegen“ müssen - wozu auch immer. Warden hat Dreck nicht so gern und fürchtet nach zwanzig Jahren Dschungelerfahrung nichts so sehr wie Infektionen, weshalb er immer mit weißen Handschuhen herumläuft und auch als erstes anordnet, dass alle Weiber täglich duschen müssen, damit sie nicht so hundsgemein stinken. Damit wäre zumindest der Vorwand klar, unter welchem der Streifen Weibermassen nackt zeigen kann und gleichermaßen das absolute Duscholux-Muss für jedes WIP-Werk aus der dritten Reihe erfüllt. Doch nicht alle Frauen sind eine wahre Augenweide. Unter der Brause tummeln sich auch alte Vetteln und Hausfrauen mit unschöner Kaiserschnittnarbe, die jedoch – und das kann man dem Film durchaus zugute halten – für ein wenig Authentizität sorgen. Nach dem Duschen gibt’s auch bald satt und reichlich die Peitsche und Folter zu schmecken, weil es zu bestrafen einfach immer etwas gibt. Mal sind Raufereien unter den Weibern der Anlass, mal soll eine etwas geklaut haben. Und von der Willkür der Aufseher gar nicht erst zu reden. Im Verschlag der lebenslang weggebuchteten Kate tummelt sich neben Ajita Wilson und einigen anderen mal mehr, mal weniger eindeutig als weibliche Wesen identifizerbaren Abschaums auch der knackige Neuzugang Vivienne aus Frankreich. Auf die haben Kate und die Wilson gleichermaßen ein Auge geworfen. Kate hat die Macht in ihrem Käfig („Ich entscheide hier, wer mit wem lesbelt!“) und gibt dies der Wilson auch eindeutig zu verstehen („Ich dreh dir gleich den Hals um, du Kohlensack!“). Neben diesen Machtkämpfen haben die Mädchen vor allem unter den Wächtern zu leiden, die jede Gelegenheit nutzen, sich im Gestrüpp mit den Opfern ihrer Triebe zu wälzen. („Je mehr du dich zierst, desto wilder werden wir, höhöhö!“) Ansonsten beschimpfen sich ausnahmslos alle derb und bis aufs Blut, sodass an Wiedereingliederung in die Gesellschaft keine Sekunde lang zu denken ist. Harte Arbeit ist dennoch nicht frei von einem eigenwilligen Belohnungsprinzip ganz nach Marke Dschungelcamp („Wenn ihr schön fleißig seid, gibt’s abends was zwischen die Beine, höhöhö!“). Der Oberlesbe Kate, der Ajita und einigen Mitgefangenen wird es bald zu dumm und gut trifft es sich da, dass der dauerbesoffene Lagerarzt Dr. Farrell, den Anthony Steffen glaubhaft zu vermitteln versteht, ebenfalls mit dem neuen Kommando nicht wirklich warm werden kann. Gemeinsam planen sie also einen Ausbruch aus dem Camp, der jedoch nicht unentdeckt bleibt. Die Häscher sind den Flüchtlingen schon bald auf den Fersen und am Ende lockt ein gar nicht mal schlechtes Bleigewitter, bei dem der Steffen den altgedienten Westernhelden ziemlich gut raushängen lassen kann. Ziemlich holperig ist der Schluss in der deutschen Fassung geraten, die nach dem blutigen Schusswechsel gleich zum rettenden Floß überwechselt, auf dem die letzten beiden Überlebenden hocken. Auch könnte man sich durchaus vorstellen, dass es von einigen Vögeleien im Film (insbesondere auch den ziemlich derben Vergewaltigungen) etwas härtere Versionen existieren. Jedenfalls geht Mulargia recht weit in seinen Darstellungen. Die Flucht aus dem Camp ist das eigentliche Salz in der Dschugelcampsuppe und hier leider trotz Schlangen und Blutegel nicht ganz so unterhaltend ausgefallen wie beim Kollegen Franco, der seine Damen auch schon mal gänzlich unbekleidet durchs Dickicht schickt. In Sachen Grobschlächtigkeiten reicht RIO CANNIBALE dafür locker an die „besten“ in die gleiche Kerbe schlagenden Werke des großen Spaniers heran. Keine Minute vergeht, ohne dass irgendeiner Trine gründlich die Hölle heiß gemacht wird, wozu die Synchronisation mit Schnodderigkeiten aller Art nur so um sich schmeißt. Der Eindruck, dass da ein paar Leute in ihrer Sprechbude mal ordentlich Dampf abgelassen haben, drängt sich nahezu auf. DIE LIEBESHEXEN VOM RIO CANNIBALE ist back-to-back mit dem ebenfalls ziemlich knalligen DAS FOLTERCAMP DER LIEBESHEXEN entstanden, von dem es ja auch noch eine mit Linda-Blair-Szenen angereicherte/verunzierte Schwachsinns-Fassung als SAVAGE ISLAND gibt. Im direkten Vergleich gefällt mir RIO CANNIBALE aber etwas besser als FOLTERCAMP, weil er seine Fluchtgeschichte quasi nur als notwendiges Anhängsel für die eigentliche Lagergeschichte verwendet. Das Aufzeigen von Mißständen in der Behandlung von Gefangenen schien Mulargia irgendwie wichtiger gewesen zu sein, was ein dafür entsprechend offenes Auge und Ohr seitens des Betrachters auch weitaus besser unterhält als die ewigen Urwaldhetzereien. RIO CANNIBALE richtet sich mit diesem Kniff jedenfalls noch eher als andere Filme zu einer fürchterlich schmuddeligen Schmierbatzenversion von PAPILLON aus, was man, wie ich finde, gut und gerne mal mitnehmen kann. Der Soundtrack von Marcello Giombini enthält überdies viele an den Black-Emanuelle-Großmeister Nico Fidenco gemahnenden Elemente und wäre wirklich mal eine Veröffentlichung wert.

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Geschrieben 23. Juli 2006, 12:14


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(USA 1981 – John Milius)

Weitaus eher als in der nachgereichten und um entscheidende Szenen verlängerten Version funktionierte CONAN im Kino als Schlagetotfilm alter Schule. CONAN war weniger Bücherwurm als gut ausgebildeter Kämpfer und grübelte auch nicht so sonderlich viel auf Treppenabsätzen herum, sondern war schnell mit dem Haueisen bei der Sache. Das auf Muskel- und Schwerterspiel reduzierte und vom Wasserkopf der eh nicht sonderlich überzeugenden Tiefsinnigkeiten befreite Werk funktioniert damals wie heute wunderbar. Insbesondere auch eingedenk der Tatsache, dass Conan die Anforderungen zu erfüllen hat, die man an einen echten Barbaren stellt. Und Barbaren vertreiben sich nunmal nicht mit philosophischer Lektüre den Tag. Die Rachegeschichte steht ganz im Vordergrund, der Tod des Schlangenpredigers Thulsa Doom, der sich als kannibalischer Jim Jones entpuppt, ist das einzige erklärte Ziel.


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CONAN ist ganz Fantasy, obwohl fantastische Elemente eher eine untergeordnete Rolle spielen. Riesenschlage, Thulsa Dooms Verwandlung und auch die herbeigerufene Dämonen (interessant dabei aber allemal die KWAIDAN-Reverenz) sind Zierat, wichtig ist vor allem das Hauen und Stechen, Crom und Stahl. Für die Geschichte bedarf es keiner näheren Erklärungen, Dialoge sind – ähnlich wie bei dem einen Monat später nachgereichten MAD MAX 2 – Mangelware, was nicht nur daran festzumachen ist, dass Arnold Schwarzenegger ein eher als kurios zu bezeichnendes Englisch spricht. CONAN ist meistens ganz Bild und Musik, wobei beide Elemente in atemberaubender Weise miteinander verwoben wurden. Nicht selten treibt einzig die Musik die Handlung in den gemäldeartigen Bildern voran und hilft auch nicht wenig dabei, bestimmte Stimmungslagen darzustellen, wozu die Darsteller (Ausnahmen: Max von Sydow, Mako und natürlich James Earl Jones) nicht immer zweifelsfrei in der Lage sind. Die gefallen sich eher darin, Landschaftsklötze zu sein und so voller Muskeln, dass man ihre manchmal eh nur spärlich aus den Kutten und Helmen ragenden Gesichter kaum mehr zu erkennen vermag, oder, wie im Fall von Sandahl Bergman, eine angenehme Augenweide.


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Gut auszuteilen versteht die Bergman in CONAN dennoch. Was Schwarzenegger mit Kraft veranstaltet, verrichtet sie mit Köpfchen und Geschicklichkeit. Auch das sagt etwas aus. CONAN ist voll mit übermenschlichen Bluttaten, angesichts derer Milius ja schon vom Start weg nach den passenden rechtfertigenden Worten hyperventilierte und Erklärungen aus dem Hut zauberte, die eigentlich kein Mensch hören wollte. Lag und liegt doch auf der Hand, dass ein Barbaren-Film ohne Unmenschlichkeiten nicht über die Runden kommt. Gnadenlos muss so ein Stück sein, weshalb sein Conan auch kleine Mädchen schlitzen darf, ohne dass er deswegen an Sympathien verliert.


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Dennoch erinnere ich mich, dass Anfang der 80er im Strudel der aufkeimenden Hysterie um „Gewaltvideos“ auch CONAN immer mal wieder Gegenstand von Indizierungsüberlegungen gewesen ist. Jedenfalls waren einige Videothekare wohl durchaus verunsichert und verbannten CONAN zeitweise in den Extraraum. Im Kino spielte dergleichen keine Geige. Schon lange lange Monate vor dem Kinostart wurde man mit dem äußert geschickt montierten Trailer auch bei eher an unsere lieben Kleinen adressierte Filmkost auf breiter Front kirre gemacht. Riesenplakate verstellten die Stadt, keine Litfaßsäule ohne einen eigenen Conan darauf. Mit CONAN war der Sommer schlagartig vorbei, der erste wirkliche Großfilm des Herbst gestartet. MAD MAX 2, Carpenters DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT, DIE KLASSE VON 1984 und den mit einigen Bieren durchaus noch spaßigen Gullifilmen POLTERGEIST und HALLOWEEN II. Im Dezember war mit Spielbergs Kitschklotz E.T. und der damit verbundenen Rückkehr zum weihnachtlichen Familienfilm erstmal Schluss mit Rappelkiste, aber der Herbst war wirklich, wirklich gut. Gerade wegen CONAN und – natürlich – MAD MAX 2, immerhin wichtigste Sockelfilme für italienische Barbareien und Endzeitler im Folgejahr. Das darf man nicht vergessen, und man könnte es auch gar nicht. Der Herbst 1982 ließ also wenig Wünsche offen und grub sehr tiefe Spuren. Das Kinoplakat von CONAN aus dem Foyer des Kinos hängt im Bildträger an der Wand im Flur, seit CONAN aus dem Programm genommen wurde und erinnert jeden Tag an Zeiten, in denen man sich Videorekorder schenken konnte, da der Kinospielplan jede Woche einem Gelage ohne Benimm glich. Eine Zeitmaschine müsste man haben...

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#380 molotto

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Geschrieben 25. Juli 2006, 14:18

DAS DORF DER VERDAMMTEN
(Großbritannien/USA 1960 – Wolf Rilla)

Die Bewohner des kleinen englischen Dorfes Midwich verfallen für einige Stunden in Dornröschenschlaf. Wissenschaftler und Militär wissen sich darauf zunächst keinen Reim zu machen. Und noch viel weniger darauf, als sich wenig später zeigt, dass alle Frauen des Dorfes während ihrer Ohnmacht schwanger wurden. Das allein sorgt in Midwich bereits für heftige Spannungen. Die nach nur wenigen Monaten zur Welt gebrachten Kinder entwickeln sich rasend schnell und treten gern im Rudel auf. Kraft ihrer Fähigkeiten zur Gedankenmanipulation erstarken die Kinder zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die ganze Welt, der sich nur der beherzte Prof. Zellaby entgegenwirft. Das eindrucksvolle Finale ist Tabubruch und Opferszenario gleichermaßen, setzt dem Schrecken aber nicht wirklich ein Ende, weil der Film rechtzeitig die Kurve bekommt, sein Szenario nicht nur auf das englische Dorf zu beschränken, sondern mit einem kleinen (aber effektiven) Kniff zu einer sich anbahnenden Globalgefahr auszubauen, dessen Dimensionen nicht wirklich abschätzbar sind. (Desselben Tricks bediente sich ja wesentlich später auch Larry Cohen in seinem ebenfalls über alle Zweifel erhabenen DIE WIEGE DES SCHRECKENS.) DAS DORF DER VERDAMMTEN auf ganz herrliche Weise auf wesentliche Elemente reduziert und nutzt nur ein paar optische Spielereien, um das Maximum an Wirkung aus der Geschichte zu ziehen. Es ist wirklich erstaunlich, mit welch bescheidenem Einsatz von Mitteln der Film in seinen Bann zu schlagen vermag. Aus seinen Schauspielern als Haupttransporteure und Vorantreiber der Vision schlägt der Film dabei das meiste Kapital. Allen voran die Kinderdarsteller sind extrem überzeugend und spielen in ihrem düsteren Auftreten selbst altgediente Haudegen wie George Sanders und Barbara Shelley an die Wand. An der Qualität des Films sowie seinem Stellenwert als Quasi-Nachzügler zu den Invasions-Eskapaden des US-Kinos der 50er gibt es nichts zu rütteln. Fast noch besser jedoch als ein Genremeilenstein wie beispielsweise DIE DÄMONISCHEN schafft DAS DORF DER VERDAMMTEN den Zwiespalt zu beschreiben, in den die „normalen“ Menschen in Midwich fallen, einerseits um die drohende Gefahr wissend, andererseits diese nicht wirklich abwenden könnend, weil alles Nachdenken immer auf die geplante Ermordung von Kindern hinauslaufen würde. Gerade in der Unaussprechlichkeit des einzigen probaten Mittels zur Wiederherstellung der Ordnung zieht der Film nicht wenig Spannung. Den nächsten notwendigen Schritt ging der nicht minder erschütternde wie hintersinnige TÖDLICHE BEFEHLE AUS DEM ALL.

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#381 molotto

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Geschrieben 25. Juli 2006, 14:20


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(USA 1979 – Francis Ford Coppola)

Der ziemlich abgewrackte Captain Willard bekommt den Auftrag, den im kambodschanischen Niemandsland abgetauchten Colonel Kurtz umzubringen, der von dort eine Art Privatarmee befehligt, die gar nicht mehr daran denkt, den amerikanischen Traum von einem von Rotsocken befreiten Vietnam mitzuträumen. Die geheime Fahrt dorthin findet auf einem Patrouillenboot mit nur wenig Besatzung statt, ist gesäumt von Eskapaden der US-Armee, Drogenexzessen, Aussteigerträumereien und Egomanien, die immer schlimmere Ausmaße annehmen, je länger die Reise dauert. Zudem werden die Scharmützel böser und böser, je weiter das Boot ins Hinterland vordringt. Wenn Williard endlich im Lager von Kurtz angekommen ist, entpuppt sich dies als eine Mischung aus Hippie-Komune und Manson-Farm im stimmungsvollen Ambiente einer alten Tempelruine. Im Halbdunkel einer Höhle vegetiert Kurtz herum und murmelt sich in einer gehörig Spielzeit in Beschlag nehmenden Bergpredigt dahingehend etwas zurecht, was eine Begründung für ein Leben abseits des militärischen Gehorsams und kriegerischer Auseinandersetzung darstellen könnte. Weitaus eindrucksvoller gelingt dies in Conrads Text, der wesentlich besser auf den Punkt bringt, dass die eigentliche Veränderung sein Kapitän Marlow (Willard im Film) durchläuft und nicht so sehr Kurtz, in dem Marlow (Williard) ja am Ende eher eine selbst zurecht gesponnene Personifizierung des Bösen sieht. Diesen Pfad verlässt der Film ein wenig, und die schaurigen Ereignisse während der Flussfahrt sind auch nicht unbedingt dazu angetan, die Charaktere dahingehend zu (ver-)formen, sondern eher dazu, die Sinnlosigkeit des Krieges darzustellen. Das ist als Abfallprodukt gerne mitgenommen, läuft aber durchaus Gefahr, oftmals in den falschen Hals zu rutschen. Mehr noch als das vom feisten Marlon Brando Zusammengenuschelte lassen die schlimmen Bildern der Fahrt seine Wesensänderung begreifbar machen. Der gemeine Zuschauer, der in APOCALYPSE NOW mehr Kriegsremmidemmi alter Schule sieht, döst darüber ein, wobei es ihm mit all den Hintersinnigkeiten wohl sowieso einerlei sein dürfte. Auf seine Kosten ist er angesichts der alles erschlagenden Bilder bis dahin aber auf jeden Fall gekommen, außerdem nahte in JÄGER DER APOCALYPSE schon bald mundgerechte Errettung, die allerdings – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – streckenweise gar ähnlich gut funktioniert wie Coppolas gehörig durchblitzender Größenwahn und zumindest in Sachen Unterhaltung allein alle Punkte holt.

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Geschrieben 26. Juli 2006, 12:52

DAS SCHWARZE MUSEUM
(Großbritannien 1959 – Arthur Crabtree)

„Terror in London“ – so titelt der Journalist, Autor und Hobby-Kriminalist Edmond Bancroft angesichts einer Mordserie in dem Schmierblatt, für das er regelmäßig eine revolverhafte Kolumne beisteuert. Die Polizei sieht seine reißerischen Artikel nicht so sonderlich gerne – schon gar nicht die, die in Verbindung mit den Mädchenmorden stehen, welche sehr einfallsreich mit außergewöhnlichen Mordwerkzeugen ausgeübt wurden. Bancroft unterhält aus privatem Interesse zusammen mit seinem Gehilfen Rick ein eigenes Schreckens- und Kriminalmuseum und offenbart nicht zuletzt damit dem Zuschauer schon bald, dass er mit der Mordserie auch über sein berufliches Interesse hinaus in Verbindung steht. Michael Gough hantiert in seinem privatem Kriminalmuseum überaus gern an einer überdimensionierten Elektronenapparatur herum, deren näherer Zweck zwar verborgen bleibt, jedoch immerhin noch dazu taugt, ihn ganz und gar als Mad Doctor zu empfehlen, als der er sich zum Ende hin entpuppt. Außerdem blinkt das alles natürlich auch sehr schön und eindrucksvoll. Der satanische Bösewicht ist Gough abermals von Anfang an auf dem Leib geschrieben, weil er schnell in Gebrüll und Gezeter verfällt und dazu grimmige Gesichter schneidet, was er – das muss man ihm lassen – wirklich perfekt beherrscht. DAS SCHWARZE MUSEUM wandelt auf dem Pfad eines von leichten Sadismen durchzogenen Gruselkrimis und benutzt zusätzlich eine ordentliche Portion Jekyll & Hyde, wobei gerade die phantastischen Elemente dem Film zusätzliche Würze verleihen und ihn auch nicht in Lächerlichkeit umkippen lassen, weil man von Anfang an bereits mit der Ahnung beimpft wird, dass sich all das schaurige Gekröse noch in einem netten Clou ergehen könnte. Alles abeitet fleißig auf die Demaskierung Bancrofts hin, die Gough natürlich in bewährt dämonischer Art zu zelebrieren versteht und damit dem im ähnlichem Fahrwasser operierenden SATAN MIT DEM 1000 MASKEN aus Herman Cohens eigener Schaffensperiode gehörig den Rang streitig macht. Besonders toll an der Anolis-DVD von DAS SCHWARZE MUSEUM ist das als Bonus komplett aufgespielte Hypnovista-Intro der Gebrüder AIP, in dem ein Schmalspur-Psychiater mit optischen Täuschungen und hirnerweichendem Gefasel den Streifen über die magische 90-Minuten-Marke wuppt. Auch ohne AIP mit Gimmick ist DAS SCHWARZE MUSEUM natürlich drigend einen Besuch wert und darf als besonderer „Point of Interest“ in keinem Führer durch die Privatsammlung fehlen.

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#383 molotto

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Geschrieben 26. Juli 2006, 12:53


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DER SUPERCOP
(Italien/Spanien 1980 – Sergio Corbucci)

Bulle Dave Speed soll einen Strafzettel in den Sümpfen Lousianas zustellen, hat jedoch nicht mitbekommen, dass die ganze Gegend zum Superwaffen-Testgelände erklärt worden ist und bekommt auch prompt eine Rakete auf den Kopf geworfen, die allerlei rote Strahlung absondert. Fortan ist Dave mit Superkräften gesegnet und vollführt allerlei Kunststücke, die seinen Kollegen, dargestellt von dem am Tiefpunkt seiner Karriere angelangten Ernest Borgnine, ganz durcheinander und gegen Ende in ungeheure Gefahr bringen. Zum Ende hin wird noch eine Falschgeldbande dingfest gemacht und fertig ist die Laube. Könnte man zumindest meinen, aber DER SUPERCOP legt dann noch nach, muss seine Unschuld am Tod seines Kollegen beweisen, dem Elektrischen Stuhl entrinnen, den totgeglaubten Kollegen retten und schließlich heiraten. Das wird auf Dauer dann des Guten in der Tat etwas sehr viel, hat man doch ohnehin von den Albernheiten des Films nach nicht einmal einer halben Stunde den Kanal gehörig voll. Seit ZWEI AUSSER RAND UND BAND keinen so schlechten Film mit Terence Hill mehr gesehen, wobei ich mir dessen Eskapaden in den 80ern eh gründlichst geschenkt habe. Sein Don Camillo muss ja auch eine ziemlich Kanone sein. Dass der Film im Spätherbst 1980 so erfolgreich war, untermauert die Theorie, dass es wesentlich mehr Ferngesteuerte gibt als man gemeinhin annimmt. Jedenfalls war dieser Film im Verbund mit dem nicht weniger zum Himmel stinkenden Quatsch XANADU hauptverantwortlich dafür, dass in meinem Kino um die Ecke Kubricks SHINING erst Anfang Januar gelaufen ist und nicht bereits mit Bundesstart im November. Noch ein Grund mehr, den ohnehin selten blöden SUPERCOP nicht zu mögen.

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#384 molotto

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Geschrieben 26. Juli 2006, 14:27


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(USA 1975 – Paul Bartel)

Im Jahre 2000 ist bereits alles gelaufen – jedenfalls von der Warte des Jahres 1975 aus gesehen. Nach einem großen Krieg „im Jahre 1979“ paktieren die Amis mit den Schinocken und die Franzmänner haben quasi die Vormachtstellung in Europa übernommen. Zwischen Europa und den USA funkt es nicht gerade wenig, vor allem aber befürchten die Mächtigen in der Neuen Welt, dass die Franzosen durch gezielte Attentate der mit ihren Wertvorstellungen konform gehenden Splittergruppen das von der dumpfen Masse geliebte Transkontinentalrennen zu Fall bringen könnte. Das nämlich findet jedes Jahr mit einer erlesenen Auswahl von Fahrern als statt, die bei ihrer Hatz durch die Staaten nicht nur um den ersten Platz kämpfen, sondern vor allem auch Punkterfolge zusammenfahren müssen. Und die summieren sich nur dann auf dem Konto, wenn Menschen unter die Räder geraten. Je mehr Punkte gefahren werden, desto besser. Im Rennen kämpfen vor allem der unbesiegbare Frankenstein und sein direkter Widersacher Machine Gun Joe Viterbo wie die Tiere um Erfolge. Die anderen Fahrer landen ziemlich schnell im Straßengraben, weil sie sich in ihrer Gier nach billigen Erfolgen überaus selbstlos als Opfer für allerlei Attentate zur Verfügung stellen. Frankenstein als gefeierter Nationalheld entdeckt erst spät, dass seine Navigatorin Annie die Enkelin einer besonders hetzfreudigen Rebellenführerin ist, hat aber nach fünf gewonnenen Rennen eigene Pläne, wie es mit Land & Leuten weitergehen soll. Neben den höchst interessanten Rennvehikeln in dieser Corman-Produktion samt der nicht minder illustren Fahrerschar in Verkleidung alter Römer, Cowboys, Nazis, Horrorheld und Gangster der 30er Jahre ist trotz des ganzen Spaßes, den das logischerweise mit sich bringt, das zukünftige Gesellschaftsbild noch am interessantesten – gerade bei wiederholter Sichtung des Films, um die man sowieso nicht umhin kommt.


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Die USA als totalitärer Staat, auf Menschenrechte und –würde wird gepfiffen, unbedingte Beeinflussung der Massen durch die Medien - all das behandelt der Film auf nicht gerade sonderlich subtile Art und Weise und mit stets vorhandenem Sinn für darin aufkeimenden schlechten Geschmack. Davon pumpt Paul Bartel so ungewöhnlich viel in seinen Billigheimer, dass man als „normaler“ Zuschauer ziemlich schnell die weiße Fahne schwenkt. FRANKENSTEINS TODESRENNEN ist weitaus mehr als eine plumpe Show mit Blut und Gedärmen - womit sich der Film natürlich dennoch recht gefüllt zeigt - weitaus schwerer wiegen die Seitenhiebe, die Bartel in jedem Meter Film ziemlich schonungslos austeilt. Neben einem hervorragenden David Carradine und Sylvester Stallone in seiner meiner Meinung nach besten Filmrolle aller Zeiten sticht auch die in keinem Bartel-Film fehlende Mary Woronov aus dem Schmierenstück sauber hervor. Die letzte Zusammenarbeit zwischen ihr und Bartel, den leider bei uns im Kino ziemlich abgesoffenen EATING RAOUL, möchte ich mir dringend einmal wieder anzusehen. Geschnallt habe ich nach x-ter Wiederholung auch endlich, was es mit Frankenstein auf sich hat, der trotz Ankündigung eines ganz schlimmen Äußeren nach seiner Demaskierung doch nur aussieht wie ein frisch rasierter David Carradine: Lediglich zwei halbe Sätze machen klar, dass Frankenstein jedes Jahr neu geklont wird und seine Maske lediglich dazu dient, diesen Umstand der jubelnden Masse zu verschweigen, um Frankensteins Ruf als unbesiegbarer Nationalheld nicht zu gefährden.


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Ganz groß ist auch die deutsche Synchronisation (die OF ist natürlich ungeschlagen), die trotz der Tatsache, dass sie aus Nazi-Navigator „Herman the German“ einfach Hunnen-Herman gemacht hat, ziemlich derbe aufdreht und viel von dem (Wort-)Witz der Originalversion vermitteln kann. Satire verstehen Zensoren nicht unbedingt, weshalb der Film in den 70ern nur mit Schnitten und Freigabe ab 18 Jahren in Deutschland gelaufen ist. Gottlob bewertet man den Film mittlerweile auch bei uns etwas anders als damals. FRANKENSTEINS TODESRENNEN ist pures 70er-Kino, sehr schräg, sehr schön und überaus mutig, wobei keinesfalls vergessen werden darf, dass der Film auch abseits seiner ganz sicher nicht umsonst hineingewobenen Hintersinnigkeiten ganz großartiges Karre-kaputt-Kino ist, das als einziges Zelluloidstück seiner Art Mensch und Blech gleichermaßen zu fordern versteht. Egal welche Betrachtungsweise man favorisiert, der Stempel mit der Aufschrift Kult pappt auf diesem Film jedenfalls absolut nicht umsonst.


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Geschrieben 27. Juli 2006, 15:53

DEAD BIRDS
(USA 2004– Alex Turner)

Während der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs flüchtet sich eine Gruppe Banditen mit Taschen voller geraubter Goldtaler in ein altes Herrenhaus mitten in die Maisfelder des unbewohnten Hinterlandes. Dort häufen sich zunächst Gespenstersehereien, dann verschwinden die ersten Bandenmitglieder, teuflische Kreaturen machen ihre Runden und aus allen Poren ächzt der Einfluss der asiatischen Horrorfilme der letzten Dekade. Dazwischen werden Genrevorbilder zitiert (TANZ DER TEUFEL, SCARECROWS) und einige Unappetitlichkeiten gereicht, die man in einem Film, auf dem ein FSK-16-Logo pappt, nun wirklich nicht erwartet hätte, weil der ganze Streifen nach einer Freigabe ab 18 verlangt. DEAD BIRDS hat nicht wirklich neue Ideen in petto, dafür kriegt man eine satte Tüte Zusammengeklautes geboten. Im Verlauf des Films werden die kunterbunten Schocks in eine überaus ansprechende Rahmenhandlung gesteckt, die immerhin von Einfallsreichtung zeugt und auch nicht frei von einigen kleinen (bösen) Überraschungen eigenwilliger Natur ist. Volle Punktzahl bekommt der Film dafür, dass er für ein Publikum gemacht ist, das sich bereits als erwachsen betrachten möchte. Volle Punktzahl auch dafür, dass DEAD BIRDS sehr gewitzt und um ein Vielfaches effektiver als andere Gruselgramusel eine überaus bedrohliche Atmosphäre aufbaut und sogar hin und wieder zu schockieren versteht, ohne dabei gleich mit Paukenschlag und Wackelkamera operieren zu müssen. Von allen aktuelleren Horrorschinken aus den USA hat mir DEAD BIRDS trotz aller Unkenrufe (gerade im Netz) doch sehr gefallen. Und schlechter als besagter SCARECROWS von William Wesley ist er auch nicht. Gerne hätte ich die Vogelscheuchen in einer DEAD BIRDS qualitativ ebenbürtigen DVD-Ausgabe für den Schrank zum Dazustellen. Leider lässt das ja noch weiter auf sich warten.

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#386 molotto

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Geschrieben 27. Juli 2006, 15:56


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(Italien 1981 – Lucio Fulci)

Auf dem Schild vor der Leichenhalle des Hospitals steht in Phantasie-Englisch „Do Not Entry“, hinter der Tür liegt der Leichnahm von Joe, dem Klempner, der bei der Hotelerbin Lisa den abgesoffenen Keller in Ordnung bringen wollte, dabei jedoch Bekanntschaft mit der Leiche des als Satanisten verschrienen Malers Schweik gemacht hat, der dort vor über 50 Jahren auf grauenvolle Weise ums Leben kam. Und die Bekanntschaft mit Schweik und seinen Kollegen aus der Hölle bekommt niemandem gut. Lisas Bude steht, wie sich schon bald herausstellt, auf einem der „sieben Tore des Schreckens und des Unheils“, einem Loch ins Schattenreich, aus dem sich allerlei Schabernack und Tolldreistigkeiten auf die Erde ergießen, womit sich Lisa und ihre Bekanntschaft Dr. McCabe dann im großen Finale herumschlagen dürfen.


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Von New Orleans als Geisterstadt ist nicht allzu viel zu merken, der für die deutsche Erstauswertung aufs Plakat gedruckte Titel, ÜBER DEM JENSEITS, trifft die Sache da schon besser, obwohl man sich auch nicht so richtig vorstellen kann, was damit nun genau gemeint sein soll. Das kann man auch von dem Rest des Films behaupten, der sich ähnlich wie bereits EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL frei von Sinn und Logik zeigt, dafür einmal mehr ein überaus packendes und fürchterlich stimmungsreiches Szenario aus Angst und Gewalt zelebriert, das mit der Auspeitschung von Antoine St. John durch die aufgebrachte Meute vorgibt, wohin die Reise geht und sowieso alles bisher Dagewesene zu übertreffen sucht. Die unschöne Peitscherei lässt sich zudem auch noch als nettes Winke-winke in Richtung DON’T TORTURE A DUCKLING verstehen. Kein Wunder, dass man auf dem ersten Blick mit der GEISTERSTADT unter Umständen hoffnungslos überfordert ist. In allen internationalen Fassungen des Films ist dieser Anfang lediglich in Sepia zu sehen, der deutsche Prolog macht daraus in vollem Eastmancolor (ein Hoch auf Alemannia/arabella!) eine hundsgemeine Lektion in Sachen Grobschlächtigkeit, die eher dazu angetan ist, die Augen seiner Betrachter in Ungläubigkeit zu weiten denn das Bewusstsein. Genauer befassen kann man sich mit GEISTERSTADT durchaus, nur nicht unbedingt im Kino – daran war jedenfalls damals an einem Freitag im August um 20 Uhr 15, dem einzigen Aufführungstermin des Films während des Dauerbrenners im Jahre 1982, absolut kein Denken. Ein mulmiges Gefühl breitete sich schon vor Filmbeginn aus, weil sich der Saal fast ausnahmslos mit Ledertypen füllte, Mitglieder zahlreicher Rockerclubs aus der Umgebung, die bewaffnet mit Ladungen Flaschenbier, rülpsend, sich schon vor Filmbeginn sonstwie aufführend, ständig in der Tüte mit dem Samson-Tabak wühlend und mit plappernden, auf ihre eigene Art beeindruckenden Bräuten an der Seite die Reihen im Parkett besetzten. Man verflucht sich in solchen Momenten nicht gerade wenig, dass man bereits so früh im Kino gewesen ist, da man die Trailer nicht versäumen und außerdem einen guten Platz in Beschlag nehmen wollte. Statt Knutschpärchen nun aber eine Hundertschaft kerniger Kerle mit Bart und Astra-Flaschen vor mir, hinter mir, rechts und links. Und dazwischen ihre Schicksen, die Kette rauchten (ging damals ja noch) und sich unterhielten, dabei hin und wieder unangenehm laut lachten. Trailer (Dauerbrenner-Trailer, BRUST ODER KEULE, ZOMBIE), Langnese Eiskonfekt und diese komischen Kirschpralinen, dann wieder dunkel und Film ab.


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Die modrige Stimmung des Films wich nach nur wenigen Minuten, die Rocker huben zu einer mordsmäßigen Party an. Je mehr die Bierflassen auf dem Boden gen Leinwand rollten, je mehr sich der Film in einer nicht nachzuvollziehenden Geschichte verstrickte, desto ausgelassener und heiterer wurde es. Es dauerte gar nicht so lang, da war man selber mittendrin, egal, ob man nun wollte oder nicht. Kurioserweise wurde dabei von niemanden DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES aus den Augen verloren, jede Szene erfuhr eindrucksvolle Kommentierung, was für noch mehr Gelächter sorgte, noch größere Ausgelassenheit und noch mehr Lust, sich was reinzuschütten. Gestört fühlte sich von dieser herrlichen Stimmung niemand, zum einen, weil man in DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES jederzeit ein- und aussteigen kann, ohne wirklich etwas zu verpassen (ein großes Kunststück, Filmkunst halt), zum anderen würde sich niemand mit Kuttentypen anlegen, die allesamt zuviel Astra getrunken haben. Nach knapp 90 Minuten war dann leider Schluss und der Betreiber hatte es auch irgendwie ziemlich eilig, die laute Horde aus dem Kino zu kriegen, weshalb er schon mit dem ersten Bild des Abspanns für volle Beleuchtung im Saal sorgte, was er sonst nie tat. Alles trollte sich, überall Flaschen, Kippen, schlechte Gerüche, Berge von Müll und Dreck, angesichts derer man sich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass das Kino am nächsten Nachmittag bereits wieder bespielbar sein könnte.
So wie der Film von seiner Stimmung lebt, lebte die Aufführung an jenem Freitag von ihrer eigenen. Beides zusammen genommen macht für mich die Qualität von DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES aus, einen Film, den man beim allerbesten Willen nicht wirklich ernst nehmen kann, der aber gerade deshalb immer wieder einen Riesenspaß macht. Es bleibt die Erinnerung an das mit weitem Abstand großartigste Erlebnis, das ich je in einem Kino hatte und die Erkenntnis, dass die düstersten Rocker doch die nettesten Menschen sind – jedenfalls wenn man mit ihnen zusammen Zombiefilme aus Italien ansieht. Wie am Ende von DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES Catriona MacColl und David Warbeck „ins Meer der Finsternis eintauchen und von ihm aufgesogen werden“ und sich quasi ins Nichts verdünnisieren, so rar sind mittlerweile auch die Vorstellungen geworden, bei denen sich der Zuschauer mal als etwas anderes als gaffender Nichtstuer begreift.


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Statt einen Film im Kino redensartlich „abzufeiern“, verklimpert jeder seine Zeit für sich - mit dem Film (was natürlich in Ordnung ist), dem Nebenmann, der Tüte Popcorn oder – schlimmer geht’s nicht - hinter dem aufgeklappten und weit in die Reihen leuchtenden Displays seines Handys verschanzt. Die ungesellige Stimmung vieler Film gibt klarerweise ihren Teil dazu. Ein paar mehr Geisterstädte pro Jahr täten dringend Not.

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#387 molotto

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Geschrieben 28. Juli 2006, 17:24


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BREAKER BREAKER
(USA 1977 – Don Hulette)

Der schmierige Bürgermeister und Friedensrichter Trimmings hat erwirken können, dass seiner Ansammlung von Bretterbuden, die er fortan Texas City nennt, vom Staat Kalifornien das Stadtrecht verliehen wurde. Dieser Erfolg rauscht gewaltig in seinem Brausekopf und lässt allerlei unvernünftige Gesetze sprießen. Gegen Bürger seines Ortes darf keine Anklage erhoben werden, Steuern und Abgaben werden gezielt hinterzogen und dienen als Privateinnahme. Weil jedoch nur Pisten aus Steinen und Staub nach Texas City führen, haben seine ihm treu ergebenen Polizisten den Auftrag, Trucker durch falsche Umleitungen in den Ort zu lenken und nach Strich und Faden auszunehmen, um das Stadtsäckel zusätzlich zu füllen. So ergeht es auch Fernfahrer Dawes kleinem Bruder, der ersatzweise hinterm Lenker sitzt, weil Dawes nach jedem Knochenjob gleich in die Muckibude springt, die er nebenher noch betreibt. Der kleine Bruder ist fürchterlich überladen und wird dafür von Trimmings und seinen Männern hinter Schloss und Riegel gebracht. Den Truck jagt man außerdem sofort durch die Schrottpresse des Ortes. Dawes kann durch die Mithilfe von seinen Fernfahrerkollegen Texas City als letzten Ort ausmachen, in dem das Brüderchen gesichtet wurde und stellt dort auch Nachforschungen an, was natürlich von Trimmings und seinen Leuten überhaupt nicht gerne gesehen wird. Deshalb setzten die Dörfler, die zu 99% eh nichts Gutes im Schilde führen, dazu an, Dawes zunächst vertreiben zu wollen, dann gar hinterrücks zu ermorden. Als Dawes schließlich eingekerkert wird, räumt eine eiligst herbei gerufene Trucker-Armee mit Texas City so lange auf, bis keine Bretterbude mehr steht und die angerichteten Trümmerberge lichterloh brennen. Zwischendrin darf Norris noch eine Witwe beglücken und sich auch durch die Produktion von Schmerz- und Leidensminen positiv hervortun, damit von ihm nicht nur der Eindruck des alles niederknüppelnden Eisblocks hängen bleibt. BREAKER BREAKER sagt man nach, er wäre irgendwie der CONVOY der armen Leute. Das stimmt natürlich so nicht, weil im Gegensatz zum Peckinpah-Film beim Norris keine heeren und selbstvergessenen Ziele zumindest zeitweilig in den Mittelpunkt rücken und der Film auch die meiste Zeit gar nicht auf der Straße spielt. Außerdem ist BREAKER BREAKER vor CONVOY entstanden. Der Affentanz mit den Lastwagen zum Schluss und der gegengeschnittene Endkampf zwischen Norris und dem Oberbullen sind ganz klar die Hauptattraktionen von diesem Streifen, der auch unter dem selten blöden „deutschen“ Titel ACTION FOREVER firmiert. Sowohl der Durchmarsch der LKW als auch das Dreschgeflegel sind vorbei, wenn der Hengst, der Norris und seinen Gegner scheuend umkreist, einen Satz über das Gatter macht. Alles wieder frei, alles wieder gut. Es wäre schon eine nähere Untersuchung wert, wieso und warum in der zweiten Hälfte der 70er bis in die 80er hinein so viele Filme entstanden sind, in denen Lastwagen eine sehr zentrale Rolle spielen. Und zwar hüben wie drüben. TRUCK DRIVER fällt einem sofort noch ein, hierzulande gab es THEO GEGEN DEN REST DER WELT und – unvergessen – die TV-Abenteuerserie AUF ACHSE mit dem ollen Krug. Komischerweise kam jeder blöde Trend über die Jahre immer mal wieder, der Trucker-Film indes nicht. Wäre also dringend an der Zeit, zumindest eine neue TV-Serie aufzulegen, gerne auch in Form einer täglichen Telenovela, in deren Mittelpunkt man das Beziehungsgeflecht einer Truckerin (knapp über 40, geschieden und mit Bewährungsstrafe, weil sie einem lüsternen Kollegen auf dem Rasthof beim Kamener Kreuz was mit dem Radkreuz auf den Buckel gegeben hat) und eines Tachoscheibenkontrolleurs stellen könnte, der sie wider seines Auftrags und Stellung als Staatsbeamter dauernd aus brenzligen Situationen (versehentlich beim Abbiegen in Gera eine Oma totgefahren, schlingernde Geisterfahrten auf der A3, während der Ferienzeit ungebremst und mit überhöhter Geschwindigkeit ins Stauende knistern) retten muss. Bei einem Doornkaat auf der Raste kommt man sich dann näher. Keine Ahnung allerdings, wie man Chuck Norris und Kris Kristofferson da einflechten könnte. BREAKER BREAKER allein reicht aber auch, bis der Trucker-Film seine Auferstehung erlebt. Zumal der mir mittlerweile auch wesentlich besser gefällt als damals im Kino. Und der Grund dafür ist wohl einzig darin zu suchen, dass die Antenne für satt über die Leinwand Geprolltes 1981 noch gar nicht richtig justiert war.

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Geschrieben 29. Juli 2006, 19:38

BARBARELLA
(Italien/Frankreich 1967 – Roger Vadim)

Die Buchstaben der Filmcredits hüpfen schnell noch über den Leib der sich entblätternden Jane Fonda, dann erreicht auch schon die Geheimorder Barbarellas Raumschiff, auf einem am galaktischen Frieden nicht sonderlich interessierten Planeten nach dem verschollenen Wissenschaftler Durand-Durand zu suchen, der eine alles vernichtende Wunderwaffe zusammengebastelt hat. Zunächst gerät Barbarella auf ihrer Reise in einen gefährlichen Magnetsturm, gleich darauf nach ihrer Bruchlandung in die Hände sadistischer Kinder, die eine Armee gieriger Freßpuppen auf sie hetzen. Rettung naht in Form eines kinderjagenden Nomaden, der ihr die Genüsse fleischlicher Lust nahebringt und auch den Weg in die Stadt der schwarzen Königin weist, wo Durand-Durand vermutet wird. Es folgen Abenteuer mit einem abgestürzten Engel, einer kreischenden Roboter-Garde und einem Orgasmus-Folterapparat. Am Ende stellt sich heraus, dass Durand-Durand mit der schwarzen Königin unter einer Decke steckt und seine Wunderwaffe für ihre Weltherrschaftsphantasien einzusetzen gedenkt. Für das große Finale entfesselt die schwarze Königin ihren See aus „Matmos“, einer Blubberbrühe, die BLOB-mäßig alles verschlingt, was ihr in die Quere kommt. Als Ausstattungsfest ist BARBARELLA eine ziemliche Wucht, kriegt die extravaganten Bauten und Kostüme allerdings nicht wirklich in eine tolle Geschichte gezwängt. Der Weg ist weit zu den dahingehend ungleich besser funktionierenden Geniestreichen MODESTY BLAISE und GEFAHR: DIABOLIK. In BARBARELLA gewinnt man streckenweise dagegen nur den Eindruck, dass des Guten zuviel getan wurde und die vollgeramschten Bilder nicht nur die Augen überfordern, sondern auch die Geschichte zu erschlagen drohen. Mehr als eine Nummernrevue aus Absurditäten und sexuellen Anspielungen fällt hinten nicht vom Band, was irgendwie schon schade ist, weil der Film sehr viele Highlights zu bieten hat, zu denen man sich – insbesondere bei wiederholter Sichtung – manchmal ziemlich sitzfleischfordernd durchquälen muss. Den wirklichen Genuss schmälert auch, dass einem die Kitschigkeit der ganzen Unternehmung immer wieder als Kunst mit Stellenwert untergejubelt wird, auf der Strecke allerdings bleibt, dass BARBARELLA in erster Instanz ganz Schundheuler ist. Dagegen spielt die ausnahmslos große Besetzung, das immer satt gefüllte Scope-Bild, das Kostümdesign (das zugegeben wirklich sehr lecker ist) und auch sonst so ziemlich alles in BARBARELLA an und wirkt über alle Gebühr bemüht, den vorhanden Trash-Aspekt zu kaschieren. Was einen eher locker mit seinen Zutaten durch 90 Minuten vagabundierenden FLESH GORDON so reizvoll werden lässt, versagt sich hier gänzlich. Und FLESH GORDON hat zumindest auch kein Problem damit, seine auf Sex ausgerichtete Masche ganz weit in den Vordergrund zu rücken, bei Vadims Film indes versperrt zumeist der Plüschvorhang den Blick aufs Wesentliche.

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Geschrieben 30. Juli 2006, 10:52


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CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO
((BR) Deutschland 1981 – Uli Edel)

Diskotheken sind nichts für Minderjährige, denn da geraten sie – wie die kleine Christiane F. in diesem Film – auf die schiefe Bahn. Sind erst einmal die Hemmungen durch colahaltige Getränke gefallen, kommen zuerst Drogenkontakte, dann die sexuellen. Am Ende gibt es vergeblichen Entzug, blutunterlaufene Augen, eine schlechte Haut und in den Bauch gestandene Beine auf dem Kinderstrich, wo grunzende, bierbäuchige VW-Passat-Fahrer auf die schnelle Nummer mit dem klapperdürren Kindergestell lauern. CHRISTIANE F. war als Stern-Buch und Kinofilm Anfang der 80er ein sehr großes Thema, der Film neben DAS BOOT der wichtigste deutsche Streifen seiner Zeit. Der dokumentarische Look funktioniert zumindest noch dahingehend, dass der Film ein recht unverfälschtes Bild seiner Zeit wiedergibt. Die Handlung, zudem auf satte 135 Minuten plattgewalzt, hängt dafür oftmals schwer durch, was nicht wenig damit zu tun hat, dass der Film vielleicht für 14jährige durchaus sehr interessant ist, sobald man jedoch einmal die 20 überschritten hat, mit den geschilderten Lebenswelten kaum noch etwas anzufangen weiß. Als Milieustudie ist der um ein Vielfaches schundigere FRANKFURT KAISERSTRASSE unterhaltsamer, von der Ungeschliffenheit eines ROCKER von Lemke trennen CHRISTIANE F. gleich ganze Dimensionen, da ROCKER schäbige Menschen und schäbiges Tun zeigt ohne sich in Wertungen zu vergeuden, bei CHRISTIANE F. dagegen trotz weitestgehender Aussparung erwachsener Menschen der mahnende Zeigefinger durch die Hintertür tretend dennoch fleißig spazieren geht. Das lässt sich bei einem Drogenfilm sicher auch nicht so leicht vermeiden, nervt jedoch deshalb nicht weniger. Ebenso der ohne tieferen Sinn eingeschnittene Auftritt von David Bowie, der sich – und das ist das sicher größte Fiasko des Films – wie ein schlechter Werbegag ausnimmt.

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#390 molotto

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Geschrieben 30. Juli 2006, 14:55

DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY
((BR) Deutschland 1964 – Edwin Zbonek)

Hansjörg Felmy ist Richard Sand, der Jack the Ripper so gut in einem Theaterstück spielt, dass ihn die Polizei sogleich verdächtigt, mit einer neuen Reihe grausamer Prostituierten-Morde in Whitechapel in Verbindung zu stehen. Aber noch andere mummelige Gestalten wirft der Film in die engere Auswahl: den Abgeordneten Sir George, der des nachts in Montur des Rippers das Haus verlässt, oder auch den Regisseur des Theaterstücks, der von der kostenlosen Werbung durch die Morde enorm profitiert. Sands Diener hat auch eine Leiche im Keller, außerdem guckt der manchmal ganz schlimm böse. Am Ende darf sich das Schauerstück überschlagen und ein Kaninchen aus dem Hut zaubern, mit dem man natürlich rein gar nicht gerechnet hat, obwohl zwischendrin durchaus entsprechende Andeutungen gemacht werden. Sehr schön ist die eingeflochtene „Medienkritik“ in DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY: Sir George gefällt es nicht, dass Ripper-Morde nach Vorbild des Theaterstücks geschehen, weshalb er die Jugend in schwerer Gefahr sieht und eine Gesetzesinitiative anstrebt, die solche Theateraufführungen rundheraus verbietet. Wie ein Holzkopf argumentiert er dabei, was nicht wenig erheiternd ist. Der ganze 80er-Jahre-Videowahnsinn – 20 Jahre vorweg bereits eingehend behandelt! Schade, dass diese nette Einflechtung sehr schnell wieder fallen gelassen wird. Von Zbonek kriegt man sehr solides Handwerk geboten, das nicht mit Witzigkeiten platter Art zugestellt ist (sieht man einmal von Peer Schmidt ab, der einen Balla-balla-Privatdetektiv gibt), dafür aber gegen Ende ein paar durchaus grausige Bilder und tolle Spannungsmomente bietet, die Wiedergutmachung dafür leisten, dass der Streifen anfangs ein wenig braucht, um richtig in die Pötte zu kommen. Beachtliches Kapital schlägt DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY zudem aus seinen drei Hauptdarstellern. Neben Felmy turnen noch Marianne Koch und Dietmar Schönherr durch die stimmungsvollen Scope-Schwarzweiß-Bilder.

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