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The Room-Files - Filmforen.de - Seite 37

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The Room-Files


1994 Antworten in diesem Thema

#1081 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 13. August 2006, 10:27

„Alfred Hitchcock’s Strangers on a Train“ (USA 1951), DVD (Paramount);
Regie: Alfred Hitchcock

Liebes Tagebuch...
Ein echter Klassiker. Hitchcocks Gedankenspiel zum Thema „Der perfekte Mord“ nach dem Roman von Patricia Highsmith enthält alles, was spannende und trotzdem leichte Kinokost bieten muß: Ein nötiges Quäntchen Suspense, eine gute Portion Intrigen, diverse augenzwinkernde Details und engagierte Charaktere, die sich aus der ausweglosen Situation, in der sie sich befinden, mit Raffinesse selbst freikämpfen und dabei zehnmal interessanter handeln, als die Polizei dies tun würde.

So bekommt man das Thema „Der perfekte Mord“ in einem perfekten Krimi dargeboten. Diesen schon als Thriller zu bezeichnen wäre aber, betrachtet man das Entstehungsjahr, zu früh, denn trotz des großen Unterhaltungswertes ist der Film oft ruhig und sachlich gestaltet und Spannungsspitzen wurden nur an wenigen ausgewählten Stellen eingesetzt. Ja, dem „Fremden im Zug“ merkt man sein Alter an, vergisst man aber, was in den fünfzig Jahren danach so alles passiert ist oder wie er heute aussehen könnte, bekommt man einen hochqualitativen Film zu sehen, der es sogar schafft ein Tennismatch spannend aussehen zu lassen.

Mittwoch, 12.07.2006/20:45 - 22:30 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
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#1082 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 13. August 2006, 10:29

„2001 Maniacs“ (USA 2005), DVD (Sunfilm);
Regie: Tim Sullivan

Liebes Tagebuch...
Was gibt es Erfreuenderes als seine Gäste mit etwas Schönen zu überraschen? Mit einem selbstaufgetautem Essen zum Beispiel, oder mit der neuesten Errungenschaft deutscher Braukunst im Kühlschrank, oder aber mit einem schönen Film wie „2001 Maniacs“ zum Beispiel, den bis dato nur ich gesehen hatte und nun gespannt verfolgen konnte, wie dieses provokative Schlachtwerk die Gemüter meiner Gäste erwärmen würde oder nicht.

In der Tat erwies sich „2001 Maniacs“ als gut gewähltes Programm. Er bot genau die Art von Kurzweil, die an einem Abend wie diesem von Nöten ist. Die unkorrekten Scherze und die fiesen Gewaltätigkeiten konnten überzeugen. Jeder wußte, wie er mit den gezeigten Boshaftigkeiten umzugehen hatte, niemand schämte sich ob seines Lachens und alle von uns blickten hinter die Fassade des Filmes, wo die kritischen Töne sitzen und munter und froh, ohne erhobenen Zeigefinger, für satirischen Background sorgen und das blutig, brutale Getöse vor der Kamera rechtfertigen. Ein großer Spaß.

Donnerstag, 13.07.2006/21:30 - 22:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1083 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 13. August 2006, 10:29

„Good Bye Lenin!“ (GER 2003), DVD (Warner);
Regie: Wolfgang Becker

Liebes Tagebuch...
Ich finde den Film schön, aus objektiven Gründen, aus subjektiven Gründen. Ich mag die Idee, die damit verbundenen tragischen Momenten, die damit verbundenen komischen Momente. Ich mag die Darsteller und die Rollen, die sie verkörpern. Ich mag die Musik, auch wenn sie so oder so ähnlich schon bei „Die fabelhafte Welt der Amelié“ gehört habe. Ich mag die Stadt in der er spielt. Ich mag die Zeiten, in denen er spielt. Ich mag die Art, wie er erzählt wird. Ich mag die Art, wie er gestaltet ist. Ich mag die Art, wie er publikumswirksam ist. Ich mag den Film.

Sonntag, 16.07.2006/20:25 - 22:25 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
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#1084 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 13. August 2006, 19:38

„Damals warst Du still“ (GER 2005), TV (RTL);
Regie: Rainer Matsutani

Liebes Tagebuch...
Beim Namen Rainer Matsutani muß ich jedes Mal aufhorchen. Könnte sich doch hinter jeden seiner Filme ein potenziell schöner Genre-Beitrag zum Thema „Grusel oder Horror aus Deutschland“ verbergen. Bekannterweise ist der Regisseur und Autor ein großer Fan dieser Art von Filmen, was man seinen eigenen Werken gerne auch ansieht.

In München geht ein Serienkiller um und wie es aussieht, hat er es auf den bekannten aber nicht weniger umstrittenen Psychotherapeuten Fabian Plessen (Helmut Berger) abgesehen. Besser gesagt, auf dessen Umfeld. Zuerst wird sein Stiefsohn getötet, dann seine Schwester. Die ermittelnden Kommissare Mona Seiler (voll im Leben stehend: Mariele Millowitsch) und Florian Fischer (draufgängerisch, wie es im Buche steht: Max von Thun) stoßen bei Fabian Plessen aber auf eine ablehnende Mauer des Schweigens. Weitere Morde geschehen und guter Rat scheint teuer zu sein.

Mit „Damals warst Du still“ sah ich seit langer, langer Zeit mal wieder einen von oder für RTL produzierten Film. Und ich sah mich in meiner Meinung bestätigt, daß RTL der mir wohl unsympathischste Fernsehsender in Bezug auf die großen TV-Anstalten Deutschlands ist. Aalglatt, klischeetriefend und mit unsinnigen und übertriebenen Actionszenen kommt dieser Film daher und Regisseur und Co-Autor Rainer Matsutani sieht die Gefahr nicht, die von den RTL-Geldern ausgeht und steigt voll auf deren Schiene ein. Es fängt bei den Kommissaren an: Mariele Millowitsch steht mit Kind und Kegel wirklich penetrant voll im Leben und Max von Thun stellt ein Abziehbild eines Herzensbrechers und Schürzenjägers dar, der sich zu allem übel auch noch zu einer reichlich trottelig gestalteten Undercover-Ermittlung hinreißen läßt. Letzteres kreidete ich auch schon des Öfteren bei diversen Tatorten an, da dort das Umfeld aber meist stimmiger war, fielen solch abgegriffene Ideen weniger negativ ins Gewicht. Dann wäre da noch die zwielichtige dritte Hauptfigur, die des Psychotherapeuten, in Person von Helmut Berger, der selbst so abgehoben und egozentrisch ist, daß es einer Gotteslästerung gleich käme, wenn man sagen täte, er würde schlecht spielen. Ich drücke es etwas fürnehmlicher aus: Er paßt nicht so recht in die Rolle, obwohl man (und ich) es schätzen sollte, daß er sein Gesicht endlich mal wieder im deutschen Film zeigt. Seltsam fühlte ich mich an Bergers Part als Schönheitschirurg Dr. Flamand in „Faceless“ erinnert, wo er auch etwas fehl am Platze wirke, wo aber das Umfeld auch nicht so maßgenau angelegt war und Glaubwürdigkeit an letzter Stelle stand. Ein deutscher Fernsehfilm aber, so spekulativ und quotenträchtig er auch sein mag, verspielt viel, wenn die Glaubwürdigkeit nicht gegeben ist. Und da hakt es bei „Damals warst Du still“ einfach. Die verzwickte Jagd nach dem Mörder, der seine Taten nicht ohne Grund begeht, wächst den Mitteln der Erzählung schnell über den Kopf. Ich kaufe der Figur des Fabian Plessen einfach nicht ab, daß er vor Jahren aus der DDR geflüchtet ist, nicht bei diesem österreichischen Akzent, der unüberhörbar in Helmut Bergers Sprache liegt. Auch ist es ein Hohn, wenn ich sehe, daß Matthias Schloo in den Rückblenden den jungen Fabian Plessen spielt - vollkommen dialektfrei, versteht sich und ohne jegliche Ähnlichkeit in Bezug auf sein älteres Pendant. Der Teufel steckt im Detail, der Wurm in diesem Film ganz zweifelsfrei.

Abschließend muß man als Zuschauer dann noch eine inhaltlich überbordende Auflösung des überzogenen Kriminalfalles über sich ergehen lassen in dem jedes noch so abgegriffene Finaldetail Verwendung fand. Da nützen weder schöne Drehorte, detailverliebte Horrorpassagen oder bekannte Darsteller nicht - der Film ist einfach nur zum Gähnen.

Montag, 17.07.2006/20:15 - 22:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1085 Mr. Room

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Geschrieben 13. August 2006, 21:40

„Mondo Cannibale 4. Teil - Nackt unter Wilden“ (ESP/FR 1983), DVD (X-Rated);
Regie: Jess Franco

Liebes Tagebuch...
Bei einem Film wie diesem kann man mit sich Fug und Recht erlauben nachzufragen, wie er nur so ausdruckslos werden konnte, wie er nur so aussehen konnte, als wäre er mit einem Nullbudget gedreht worden. Man könnte fast meinen er wäre in Nachbars Hecke und auf dessen Veranda entstanden.

Die Geschichte wird häppchenweise serviert. Das Mädchen Liana verschwindet samt Daddy im Urwald und landet bei einem Stamm Eingeborener, die die beiden als vom Himmel geschickt erkennen und zu ihren Stammesführern machen. Jahre später schickt die besorgte Mutter und Ehefrau (köstlich: Lina Romay, theatralisch Madame de Winter genannt) einen Suchtrupp in den Dschungel, der schier unendlich lange braucht um sich durch die Wildnis zu schlagen um die Verschollenen de Winters aufzuspüren. Nackte Frauen in Gestalt von Katja Bienert und Aline Mess sollen dafür sorgen, daß dem Zuschauer nicht die Füße einschlafen. Vergebens, denn diese Urwaldmär stellt selbst für geübte Trashfans eine Geduldsprobe dar.

Man muß schon ganz hartgesotten sein um dieser ausgeprägten Langeweile, voll von versehentlichem Nichtspassieren, etwas abgewinnen zu können. Man muß den Produktionsstandart zu schätzen wissen, in dem der Film entstanden ist. Man muß akzeptieren können, daß so mancher der kommenden Szenen die Handlung nicht gerade exzessiv vorangetrieben wird. Dann entfaltet der Film ein angenehmes und bekömmliches Zeugnis des Scheiterns und jedes kleine, wunderbar trashige Detail findet seine Anerkennung in diesen offensichtlich schlecht gefülleten aber keineswegs verschenkten 90 Minuten.

Donnerstag. 20.07.2006/21:45 - 23:15 Uhr (zum dritten oder vierten Mal gesehen)
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#1086 Mr. Room

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Geschrieben 19. August 2006, 11:20

„Herr Lehmann“ (GER 2003), DVD (Universal);
Regie: Leander Haußmann

Liebes Tagebuch...
Herumlungern und Bier trinken, daß pickte sich Leander Haußmann als Thema für den Film „Herr Lehmann“ heraus. Seltsam, wie er immer solche Stimmungen und Nebensächlichkeiten am Schopf packt und da herum dann seinen Film strickt, in dem die Handlung die unwichtigste Sache der Welt zu sein scheint. Dies ist ein nicht zufällig gewählter Weg, sondern vielmehr ein Trend, weil alle seiner bislang drei Kinofilme sich dieser Idee bedienten und genau diese Idee, die Geschichte nicht zu erzählen wollen, sondern die Dinge einfach geschehen zu lassen, machen seine Filme so frisch und unterhaltsam. Zudem versteht er es perfekt, Emotionen zu wecken, Humor richtig einzusetzen und trotz urdeutscher Themen, das Ganze mit schmissiger Musik zu unterlegen.

„Herr Lehmann“ ist gemütlich und leicht wie eine Feder, daß macht ihn fast unwiderstehlich und einfach und oft konsumierbar. Ein wunderbar skurriles Personenkabinett, sympathisch und nett gezeichnet, erlebt hierbei Alltägliches, daß um ein vielfaches interessanter dargestellt ist, als so manche inhaltlich überbordende Erzählung. Schön!

Samstag, 22.07.2006/21:00 - 22:45 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
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#1087 Mr. Room

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Geschrieben 19. August 2006, 11:21

„Lucía y el sexo“ (ESP/FR 2001), DVD (Impuls);
Regie: Julio Medem

Liebes Tagebuch...
Nachdem ich kürzlich „Die Liebenden des Polarkreises“ und nun „Lucía und der Sex“ gesehen habe, weiß ich jetzt, worauf Julio Medem abfährt: Große und ausladende Geschichten, die sich im Laufe einer langen Spielzeit langsam zu entpuzzlen beginnen, wo nichts einem Zufall überlassen bleibt, wo sich alles verbindet und mehr zusammengehört, als es anfänglich den Anschein machte.

„Lucía und der Sex“ taucht tief in eine Welt des fantastischen Filmemachens ein. Julio Medem erzeugt einen Rausch aus Bildern und Tönen, packt diesen in einen in einen reichlich komplizierten Plot und zeigt, daß eine halbe Stunde poppen nicht langweilig aussehen muß. Dieser Strudel aus Informationen und optischen Reizen, angereichert mit grenzüberschreitenden Einzelbildern und tiefschürfenden Erzählebenen ist nur schwerlich beim ersten Mal zu durchschauen, zu überblicken oder gar komplett zu verstehen. Aber weil „Lucía und der Sex“ eine so große und ausschweifende Entdeckungsreise ist, wird es wohl kaum schwer fallen, ihn bei Zeiten noch einmal genießen zu wollen.

Sonntag, 23.07.2006/10:45 - 12:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1088 Mr. Room

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Geschrieben 19. August 2006, 11:21

„Frankenstein“ (USA 1910), PC (Online-Stream);
Regie: J. Searle Dawley

Liebes Tagebuch...
Die erste Frankenstein-Verfilmung - lange verschollen, dann wieder gefunden und nun dankenswerterweise in einer zwar nicht sonderlich charmant restaurierten aber zweifelsfrei bestaunenswerten Fassung online abrufbar.

Besonders interessant aus heutiger Sicht ist die Darstellung von Frankensteins Monster aus der Pre-Karloff-Ärä. Wie ein Blick ins Alte Testament wirkt diese in einfachen Bildern gehaltene Verfilmung. Mittendrin ein cholerischer Professor Frankenstein, der vor Pappkulissen ein Monster (Zotti, das Urviech?) gebiert. An seinem Alter gemessen, kann man den Film aber ruhigen Gewissens als spektakulär bezeichnen. Niedlich naive, aber ungemein innovative Trickaufnahmen bereichern die Szenerie, die inhaltlich alles auffährt, was Mary Shelleys Geschichte zu bieten hat, alles aufs Einfachste reduziert, versteht sich.

So wie Frankensteins Monster war nun auch der Horrorfilm geboren und beide treiben seitdem ihr Unwesen.

Sonntag, 23.07.2006/20:50 - 21:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1089 Mr. Room

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Geschrieben 20. August 2006, 11:35

„Crazy Instinct“ (USA 1993), VHS;
Regie: Carl Reiner

Liebes Tagebuch...
Da hat die deutsche Titelschmiede mal wieder ganze Arbeit geleistet. Aus dem formal ganz treffenden Originaltitel „Fatal Instinct“ wurde, weil dies ja so ein wunderbar verrückter Film ist, im Handumdrehen „Crazy Instinct“, damit nun wirklich auch der Letzte merkt, daß bei dieser Parodie vor allem Paul Verhoevens „Basic Instinct“ Haare lassen muß. Ein erbärmlicher Versuch, den Zuschauern vorzugaukeln, woran sie hier sind, denn Carl Reiners konventionsfreier Klamauk hat weit aus mehr auf dem Kasten, denn ihm lag es nicht daran einfach nur das Sharon-Stone-Vehikel auf die Schippe zu nehmen, sondern daß ganze Genre des Film-Noir und den später daraus entstandenen Erotikthriller, wo stets eine männermordende Femme Fatale ihr Unwesen treibt. Auch ist sein Film nicht bloß ein Nachschlag zur „Nackten Kanone“, obwohl er zweifelsohne in deren Fahrwasser mitschwimmt. „Fatal Instinct“ weißt nicht nur eine hohe Scherzdichte auf, sondern ist auch auf inszenatorischer Ebene rundum gelungen. Der Klamauk wird also mit dem nötigen Ernst angegangen, der ihn so erst richtig glaubwürdig und somit höchst belustigend erscheinen läßt.

Auch die prominenten Darsteller wie Armand Assante, Sherilyn Fenn, Kate Nelligan, Sean Young, Christopher McDonald, James Remar und Tony Randall sind mehr als kompetent und verleihen dem überaus lustigen Film noch etwas mehr an Glanz, was die Verlächerlichisierung des Originaltitels bei der Eindeutschung natürlich noch madiger erscheinen läßt. Das hat dieser Film nicht verdient, denn er ist so ordentlich inszeniert, daß sich selbst „Die nackte Kanone“ eine Scheibe davon hätte abschneiden können. Natürlich ist man aber nach 90 Minuten auch irgendwie froh, wenn „Fatal Instinct“ vorbei ist, denn dann fangen Filme wie dieser generell an zu nerven.

Montag, 24.07.2006/21:50 - 23:10 Uhr (kann nicht sagen, ob ich den schon mal gesehen haben - glaube schon)
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#1090 Mr. Room

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Geschrieben 20. August 2006, 11:36

„Severance“ (GB/GER 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Christopher Smith

Liebes Tagebuch...
Das 20. Fantasy Filmfest hat begonnen und ich bin wieder dabei - zum vierten Mal. Der Eröffnungsfilm heißt „Severence“ von Christopher Smith, der in „Creep“ immerhin schon beweisen konnte, daß sich Spannung auch ohne gute Handlung breit machen kann.

Sieben Mitarbeiter einer Waffenfirma begeben sich zum Team-Building ins ungarische Hinterholz und treffen dort auf kriegsgeile Terroristen, die extrem leichtfertig mit dem umgehen, was die Geschäftsausflügler während ihrer Arbeitszeit zur Sicherung des Friedens und der Freiheit in der Welt entwickelten.

Das Prädikat „Horrorkomödie“ haben nur wenige Filme verdient, und noch dazu sind die meisten davon schlecht oder einfach nur billig. Auch „Severance“ wurde als Horrorkomödie angepriesen, doch das Aufeinandertreffen von Backwood-Terror und britischem Humor will sich nicht so recht zu einem Gesamten, genannt Horrorkomödie, vermengen. Zu ernst ist die Spannung geworden, zu hart die Gewalt. So können die eingestreuten Scherze das Geschehen zwar auflockern und machen den Konsum des Filmes mit all seinen Brutalitäten leichter und er wirkt distanzierter, aber eine Horrorkomödie ist „Severance“ nicht geworden. Das ist vielleicht auch das große Glück, denn Funsplatterszenen, die nur mit sehr viel Aufwand glaubhaft witzig hätten sein können, vermißt man vollkommen. Es wird also böse gestorben, zwar meist mit einem Augenzwinkern, aber dennoch hart. Über weite Strecken fährt dieser Film mit dieser Zweigleisigkeit sehr gut. Nach gut einer Stunde hat er aber einen Durchhänger. Hier wurde er einfach zu ernst. Der humoristische Part verschwindet für einige Momente vollkommen von der Bildfläche und schon spürt man den schmerzlichen Verlust, weil der Film nun doch droht, einem auf die Pelle zu rücken. Nicht zuletzt auch, weil viele der hier gezeigten Szenen an „Hostel“ erinnerten. Hier findet sich auch die einzige Stelle, wo man das Funktionieren des angestrebten Konzepts, das parallele Auftreten von Humor und Horror, sich verhaltend wie Wasser und Öl, anzweifeln kann. Aber spätestens zum Finale gesellt sich wieder der eine oder andere Lacher zum blutigen Happening, was das überaus erfreute Publikum mit befreiendem Gelächter und Szenenapplaus vergütete. Und dennoch lag das Gefühl in der Luft, daß man trotz überdurchschnittlich hoher Belustigung auch ein nicht zu verachtendes Stück Horror vorgesetzt bekam. Altbekannt und wirksam mit Geschick und Gespür inszeniert. Das Genre wurde heute Abend nicht neu erfunden, aber um ein weiteres schönes und treues Werk bereichert.

Abschließend will ich noch vermerken, daß es mir so vorkam, daß am Ende der Dreharbeiten noch ein ordentlicher Batzen Geld übrig gewesen sein muß, welcher wohl in die Musik investiert worden ist. Was man hier an auf die Ohren bekam, kann man getrost mit dem Attribut überqualifiziert versehen, im positivsten Sinne. Oder wer hätte gedacht, daß im Terrorgenre Musik aufgefahren wird, die einem Shyamalan-Film entsprungen sein könnte?

Mittwoch, 26.07.2006/20:20 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1091 Mr. Room

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Geschrieben 20. August 2006, 11:40

„Wilderness“ (GB 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Michael J. Bassett

Liebes Tagebuch...
Wenn ich den Film „Wilderness“ mit einem Wort umschreiben müßte, würde ich „roh“ wählen. Denn roh ist dieser Film - roh in allen Belangen.

Ein Grüppchen von Jugendstraftätern wird zur Reinwaschung ihres Gewissens auf eine verwilderte Insel verfrachtet, wo sie zwischen Lagerfeuer und Campingzelt resozialisierendes
Miteinander erlernen sollen. Kein leichtes Unterfangen, denn die bunt zusammengemixte Truppe als Sexualstraftätern, Mördern, Schlägern, Skinheads, etc. ist nur schwer zu bändigen. Außerdem ist die Insel doch nicht so verlassen, wie anfangs geglaubt. Ein Landstreicher frönt in einer alten Ruine seiner Messie-Leidenschaft (man könnte sich fragen, wie er all das Zeugs dort anhäufen konnte...), drei Mädels haben sich ebenfalls im Wald zum Überlebenstraining niedergelassen und dann wäre da noch jemand. Jemand, der bewaffnet mit Armbrust, Schießgewehr und drei gefräßigen Schäferhunden gerne mal auf die Jagd geht. Und das nicht mal grundlos, muß erwähnt werden.

Die Charaktere sind, bis auf die sich teilweise langsam herauskristallisierenden Überlebenswürdigen, allesamt schwer verträglich gestaltet. Erschreckend, wenn man als Zuschauer feststellt, daß man fast sehnsüchtig darauf wartet, daß es der einen oder anderen Hackfresse endlich an den Kragen geht. Und schnell muß man weiter feststellen, daß das manchmal etwas länger dauern kann. Jedoch nicht nur Opfer und Täter (deren Positionen nicht mal auf der Insel eindeutig klar werden) wirken verroht, sondern auch der Film selbst beschwört ein ziemlich raues Klima herauf. Ein mitschauender Festival-Besucher, der während der Vorstellung permanent was zu Lachen hatte, fand danach im Foyer die richtigen Worte, als er meinte, der Film hätte keinen Spannungsbogen gehabt. Da lag er gar nicht mal so falsch, den „Wilderness“ verwehrt sich konsequent der Gestaltung eines mitreißenden Abenteuers. Zu sehen bekam man lediglich die Blutsuppe eines Survival-Schockers, wo weder aufgestellte Fallen noch blutige Morde trotz Vorhandenseins inszenatorisch herausstechende Höhepunkte setzen. „Wilderness“ ist ein Gesamtgemär des Unbehagens. Ohne Rücksicht auf die mit Sicherheit gutmenschlich veranlagten Gemüter der Horrorfangemeinde, die viel lieber Klischees und klar Definiertes sehen, werden Unschuldige grundlos dahingerafft, die wenigstens im Ansatz Guten zerfleischt, und den offen dargestellten Bösen beider Seiten sehr viel Raum zur Entfaltung gegeben. Von den geschlachteten, weil gefräßigen Teufelshundis ganz zu schweigen.

Mit „Wilderness“ hätte man sich gut und gerne etwas Eindeutigeres wünschen können. Das bleibt einem jedoch verwehrt. So ist diese Roh-Kost nicht wirklich unterhaltsam und nur schwerlich als gut zu befinden, aber immerhin ist der Film als Beispiel für herzlich unsympatischen und gewollt unbefriedigenden Horror gelungen. Wirklich enttäuschend ist nur die Tatsache, daß explizite Großaufnahmen unnötigerweise mit einer Digitalkamera gefilmt wurden.

Donnerstag, 24.07.2006/19:35 - 21:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1092 Mr. Room

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Geschrieben 20. August 2006, 11:46

„The Marsh“ (CAN 2006), (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Jordan Baker

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Häuser, in denen es spukt, sind allzu gerne von einem Geheimnis belastet. Aber braucht jeder Spuk einen guten Grund? Ich meine Nein! Ist es nicht das Unbekannte, daß auf die Menschen die größte Art von Faszination ausübt? Und läuft man nicht Gefahr, jene Faszination zu verspielen, gibt man zu viele Geheimnisse preis? Nur wenige Filme des Gruselgenres haben die Auszeichnung verdient, trotz großer Erklärung nachhaltiges Frösteln zu erzeugen. „The Marsh“ gehört leider nicht dazu.

Warum „The Marsh“ nicht dazu gehört, läßt sich anhand so vieler Fettnäpfchen beschreiben, in die dieser Film tritt. Die nächsten Zeilen, die den Inhalt darstellen sollen, zeigen wie ausgelutscht der Plot von „The Marsh“ ist. Eine Schriftstellerin, geplagt von Alpträumen, mietet sich in dem Haus ein, daß sie stets des Nachts vor dem geistigen Auge in Angst und Schrecken versetzt. Bald tanzt ihr ein Geistermädchen auf der Nase und vor den Augen herum - stets begleitet von dessen offensichtlichem Mörder. Dazu rappelt es bewegungstechnisch ganz schön im Karton, beziehungsweise im Mobiliar, während Nachttischlämpchen und Deckenleuchten heftiger flackern als beispielsweise das Discolicht im P1. Auch läßt es sich Regisseur Jordan Baker nicht nehmen aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Vorbeihuschende Schatten oder sich bewegende Accessoires werden stets von mächtigen und unverhältnismäßigen Paukenschlägen begleitet. „Bitte laß’ mal gut sein“, möchte man nach Häufung dieser akustischen und optischen Attacken rufen. Doch das ist noch längst nicht alles. All das geschieht nicht nur um des lieben Spukes Willen. Es hat auch einen triftigen Grund, den es ausführlich zu erörtern gibt. Das kalte Herz des Hauses entpuppt sich als Zeittunnel für die Hauptdarstellerin und den Zuschauer und nun endlich, endlich, endlich kommt man dem Geheimnis auf die Spur. Warum die Frau, warum das Haus, warum das Kind, warum der Mann, warum der Sumpf, warum der Mord. Kein übersinnliches Detail, so macht es den Eindruck, war überflüssig. Alles hat wohl geordnet seinen Anlass, seine Ursache und seine daraus resultierende Auswirkung. Oh Mann, bin ich müde...

Schade, daß sich der erhoffte filigrane Grusel als aalglatt geleckter Hollywood-Zwitter aus „The Ring“ und „Echoes - Stimmen aus der Zwischenwelt“ mit kitschig süßlichem Ende und einem fürchterlich nuschelnden Forest Whitaker entpuppte und das tosende Brimborium mehr an „Das Geisterschloß“ als an dessen Vorbild „Bis das Blut gefriert“ erinnerte.

Donnerstag, 24.07.2006/21:45 - 23:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1093 Mr. Room

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Geschrieben 21. August 2006, 18:51

„House“ (JPN 1977), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Nobuhiko Obayashi

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Nach „The Marsh“ der zweite Spukhausfilm auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest und wieder war von Grusel keine Spur. Ich weiß nicht, ob sich die Filmemacher von „House“ aka „Hausu“ bewußt waren, was sie da produzierten, aber Grusel war, wenn überhaupt, sekundär angestrebt. Die Beweggründe sind überhaupt schwer zu beschreiben, wenn man sich das Endergebnis anschaut. Der Film ist ein augen- und ohrenbetäubender Drogenrausch und ein überbordender Mix aus grellen Farben und größenwahnsinniger Ideenbewältigung den man am treffendsten noch als eine Mischung aus Dario Argentos „Suspiria“ und Ken Russels „Tommy“ umschreiben könnte.

Oshare und ihre Schulfreundinnen, die plakativer nicht sein könnten, machen Urlaub im Haus von Oshares Tante, die recht schnell einen gewissen Appetit auf Schulmädchen in Uniform entwickelt, während das Haus selbst ebenfalls ein untrügliches Eigenleben offenbart. Bald rennen die Mädchen hysterisch kreischend durch das labyrinthartige Anwesen, in dem so ziemlich alles zu rotieren beginnt, was nicht niet- und nagelfest ist.

Der Film fährt so ziemlich alles auf, was auf tricktechnischer Ebene geboten werden konnte. Besonders die inflationäre Verwendung des damals wohl gerade frisch erfundenen Blue Screens fällt auf, aber auch klamaukige Stop-Motion- und Zeichentricksequenzen tosen über die Leinwand und eine Zugfahrt wird zu Pappkulissenschieberei. All das geschieht aber nur aus einem Grund: den Zuschauer mit irrealen Bildern zu bombardieren, die die nicht glaubwürdige Tricktechnik untermauern sollen und das Sehen und Hören zum außerordentlichen Erlebnis jenseits aller logischen Grenzen machen sollen. Jede Spuksequenz wird zum Quell der Fantasie, die vom einen zum anderen Mal neue Ideen bereit hält, die man nur für möglich halten kann, wenn man sie gesehen hat. In dem Zuge mußte ich auch feststellen, daß der Superlangweiler „Das Grauen um Ludlow“ nicht der Erfinder des fressenden Klaviers ist, und daß das fressende Klavier in „House“ nicht einfach nur fressen, sondern abgehen wie Schmidts Katze kann. Bloße Ideenverwirklichung kommt hier einem Hurricane gleich, den man zwar kommen sieht, dessen Ausmaße man aber nicht abschätzen kann.

Möchte man die dargestellten Ideen in „House“ vergleichen, fällt mir neben „Suspiria“ und „Tommy“ nur noch aktuelle Kinowerbung. Trotz einem Alter von fast dreißig Jahren wirkt „House“ noch heute über weiten Strecken so munter, verrückt und frisch, so einfallsreich und ungewöhnlich, so uneinschätzbar und aufwendig wie Zigaretten- oder Sportklamottenwerbung, wie man sie jüngst zur WM sah.

Freitag, 28.07.2006/17:00 - 18:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1094 Mr. Room

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Geschrieben 21. August 2006, 18:52

„Isolation“ (GB/IRL 2005), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Billy O’Brien

Liebes Tagebuch...
Ein nicht besonders verrückter aber immerhin experimentierfreudiger Wissenschaftler hat die DNA von Kühen solange genetisch bearbeitet, daß deren frisch geborene Kälbchen bereits schwanger auf die Welt kommen. Leider erweist sich das, was da in den Jungtieren schlummert nicht nur als besonders blutig und schleimig (dank Bob Keen), sondern auch als recht lebhaft und nicht besonders umgänglich mit seiner Umwelt. Ganz im Sinne von „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ und „John Carpenters Das Ding aus einer fremden Welt“ macht sich die im Neugeborenen frisch herangewachsene Mischung aus Virus und Monster auf der Suche nach neuen Wirten über alles her was bei drei nicht auf den Bäumen ist.

Nicht nur aus Gründen der Klaustrophobie sondern sicher auch wegen des begrenzten Budgets ist ein abgeschiedener, ziemlich verlotterter Bauernhof Schauplatz der Handlung, wo nur eine begrenzte Anzahl von menschlichen Opfern (fünf an der Zahl) den Kampf gegen die mutierten Biester aufzunehmen versucht. Auch ist jener Kampf, so muß man leider feststellen, oftmals nicht besonders detailreich dargestellt. In nicht besonders aufschlussreichen, ziemlich verwackelt und recht dunkel abgelichteten Großaufnahmen, wird zu vertuschen versucht, daß die mechatronischen Mutantenkälbchenkinder doch nicht so agil sind, wie es der Verlauf der Geschichte von ihnen verlangt hätte.

Ganz in „Alien“-Tradition verzichtet der Film auf groß angelegte Action und ohrenbetäubenden Horror und versucht in überwiegend ruhigen und nüchternen Bildern unterschwellige Panik zu erzeugen. Ganz gelingt das „Isolation“ zwar leider nicht, aber trotzdem können gezielt eingesetzte Schockmomente und die zermürbende Grundstimmung ein paar Akzente setzen. Zurück bleibt ein nettes Ripp-Off, daß zwar wenig Neues zu bieten hat, aber in ordentlichem Maße, trotz geringen Budgets, Altbekanntes abermals relativ interessant aussehen läßt.

Ps.:
Warum wurde ich nach dem Kinobesuch vor meiner Haustür eigentlich von zwei Fledermäusen attackiert?

Freitag, 28.07.2006/21:45 - 23:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1095 Mr. Room

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Geschrieben 21. August 2006, 18:52

„Gruesome“ (USA 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Joshua Crook, Jeffrey Crook

Liebes Tagebuch...
Und täglich grüßt der Mulholland Drive!

Zwei junge Filmemacher, ein paar alte Ideen, für wenig Geld in neuer Form aufbereitet. Ein waagemutiges Unterfangen, bei dem die Logik gerne mal auf der Strecke bleibt. Aber genau weil der Film sich den undurchdringlichen Strukturen eines David Lynchs annimmt sind Nachvollziehbarkeit der Aktionen und Durchschaubarkeit des Geschehens nicht zwingend erforderlich. Stattdessen sollte man sich an der kurzweiligen Inszenierung erfreuen, die mehr Facetten bereithält, als man es von so einer kleinen Produktion erwarten könnte.

Sicher ist es abturnend, als man zu Beginn feststellen muß, daß „Gruesome“ mit Hilfe von digitaler Technik gefilmt wurde. Als Filmemacher muß man da gleich um ein Vielfaches gewiefter mit der Kamera umgehen können um nicht gleich in die Schublade eines Amateurfilmers verbannt zu werden. Und trotzdem befindet man sich dann in einem Teufelskreis, weil man sich von sehgenusssüchtigen Zuschauern stets mit dem Vorwurf machen lassen muß, daß das Dargestellte noch viel, viel besser ausgehen hätte, wäre man mit einer echten Filmkamera am Werk gewesen. Aber jetzt hilft kein Lamentieren mehr, der Film ist fertig und wird dank Umkopierung mittels alteingesessener Projektionstechnik an die Kinoleinwand geworfen.

Der Inhalt von „Gruesome“ ist nur schwer zu beschreiben. Zuerst wird die Hauptdarstellerin von Alpträumen geplagt in denen sie von einem berüchtigten Serienkiller „zerlegt“ wird. Bald aber scheinen sich die Grenzen von Traum und Wirklichkeit zu verwischen. Darüber hinaus muß sie erkennen, daß sich bei ihr ordentliche Gedächtnislücken breit gemacht haben, ja ganze Tage verschwunden sind und sich weitere Ereignisse nicht gerade chronologisch vor ihrer Nase abspielen. Für sie und den Zuschauer erscheint es, als hätte man(n) Gegenwart und Vergangenheit in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt. Und was um alles in der Welt ist mit der Mutter der Hauptdarstellerin los, die gerne reglos im Keller sitzt, wie einst Mama Bates und gerne auch mal ihr Gesicht zeigt, obwohl sich gar nicht im Haus ist?

Ein undurchdringliches Labyrinth in Sachen Serienkiller- und Geisterfilm hat mit „Gruesome“ seine Pforten geöffnet. Die Situation der Hauptdarstellerin scheint ausweglos. Die Mutter unnahbar, die Polizei unbesorgt, Freundinnen und Freunde unglaubwürdig und jede Minute könnte sich das Blatt wenden, könnte das Geschehen Zeit und Raum wechseln.

Als Zuschauer wird man mit einer spannenden Odyssee konfrontiert, die mit mystischem Grusel und gewaltätigen Szenen (jedoch ohne große Effekte mit Latex, etc.) ein Dilemma des Verlorenseins darstellt. Bemerkenswert ist hier vor allem der Einsatz von Musik, die meist überraschend gut aus den Lautsprechern schallte. Den Plottwist selbst, der erst in den letzten Sekunden des Filmes offenbart wird, habe ich persönlich nicht so recht verstanden, beziehungsweise schon verstanden, aber so recht nachvollziehen kann ich ihn nicht, beziehungsweise nachvollziehen kann ich ihn schon, aber ich weiß nicht so recht, wie er sich mit dem davor präsentiertem Geschehen deckt. Zurück bleibt ein überraschend gutes, vor allem kurzweiliges Filmchen, daß man vor allem wegen seiner komplizierten Erzählstruktur honorieren sollte.

Samstag, 29.07.2006/19:20 - 20:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1096 Mr. Room

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Geschrieben 26. August 2006, 10:21

„13 - Tzameti“ (FR/Georgien 2005), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Géla Babluani

Liebes Tagebuch...
Die Reise nach Jerusalem!

Wer kennt es nicht, dieses lustige Gesellschaftsspiel, daß bei so manch einem Kindergeburtstag des Eltern Migräneanfälle bescherte? Wohl nur die, die nie zu einem Kindergeburtstag eingeladen waren. ;)

„13 - Tzameti“ ist einer von diesen Filmen, die man am besten ohne jegliches Vorwissen sehen sollte. Wenn also irgendjemand da draußen plant, diesen Film in der nächsten Zeit zu sehen, sollte er spätestens hier aufhören zu lesen!

Nanu, ihr lest ja doch weiter...

„13 - Tzameti“ wurde als großer Festivalgeheimtipp angekündigt, was bei mir sowohl Neugierde als auch Misstrauen weckte. Einen Gurkenfilm vermarktet man schließlich auch mit überproportional gut klingender Werbung. Auch die im Programmheft ausgesprochene lobende Erwähnung von „13 - Tzameti“ kann man von zwei Seiten betrachten. Sicher ist er ein außergewöhnlicher und spannender Film der sich aber auch für die breite Masse als schwer bis kaum goutierbar herausstellt. Im 3sat- oder Arte-Nachprogramm würde er zum Beispiel ein gutes Bild abgeben. Das liegt nicht nur am grobkörnigen Schwarzweiß in dem er abgelichtet wurde, sondern auch in der schwierigen und eigenwilligen Erzählstruktur, die man als langwieriges Unterfangen einschätzen müsste, denn, würde man vom Ende wissen, täte sich der Weg dorthin als recht ausführlich beschrieben, will heißen langatmig erweisen. Also sollte man sich es auch verkneifen vorher den Trailer zu sehen. Mein Fehler: ich sah den Trailer vorher und so erwies sich der Weg bis hin zu den mir bereits bekannten Szenen etwas schwieriger als erwünscht und unnötiges Warten auf das Finale schwächte die lange aber nicht verzichtbare Vorgeschichte leider zu sehr ab.

Einem jungen Handwerker fällt bei seiner Arbeit zufällig ein Brief in die Hand, von dem sich der frisch verstorbene Empfänger viel Geld versprochen hat. So nimmt der Dachdecker kurzerhand und unüberlegter Weise die Identität des Toten an und begibt sich auf die Reise an deren Ende er das erhoffte Geld vermutet. Nach vielen Umwegen steht er dann vor einem abgelegenen Landsitz in dem sich millionenschwere Herren aus der Oberschicht, von ihrem Geld zerfressen, zu einem geheimen Treffen ist bester „Eyes Wide Shut“-Manier versammelt haben. Doch eine Orgie wollen sie nicht feiern. Vielmehr geht es um einen hochanständigen Wettkampf bei dem jeder dieser Herren einen Spieler in den Ring und somit auf die russische Reise nach Jerusalem schickt. In diesem Ring, in dem panische Todesangst regiert, findet sich der junge unschuldige Handwerker wieder, wohl wissend, daß er den größten Fehler seines Lebens begangen hat, wohl wissend, daß er zum todgeweihten Kandidaten eines ihm unbekannten Wettpaten geworden ist. In diesen Szenen erreicht der Film eine enorme innere Spannung, die die Misere des Hauptdarstellers messerscharf und schonungslos darstellt. Der Vollzug des „Spiels“ wird zum ungemütlichen und erschütternd harten Erlebnis. Es wird gefiebert, es wird gebangt, es wird gewettet, geschossen und gestorben. Doch auch hier will sich der Film nicht von seiner programmkinoartigen Erzählweise ablösen. Reibungslos ablaufendes Spannungskino würde anders aussehen. Zwar ist die ungewöhnliche Inszenierung erfrischend unkonventionell, läßt aber erklärende Details vermissen. Die genauen Regeln des „Spiels“ bleiben ebenso im Verborgenen wie auch das nötige Darstellen der Information, welcher der „Spieler“ erfolgreich war oder warum er versagte. Als Zuschauer kann man da schnell die Übersicht verlieren und sich nur insgeheim wünschen, der Regisseur hätte sein zweifelsfrei spannendes Finale etwas detailreicher gestaltet, was zwar Zugeständnisse für ein etwas breitgefächertes Publikum bedeutet hätte, was aber auch die Spannungsschraube in dieser schier auswegslosen Situation noch etwas mehr angezogen hätte.

Sonntag, 30.07.2006/15:00 - 16:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1097 Mr. Room

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Geschrieben 26. August 2006, 10:51

„See no evil“ (USA 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Gregory Dark

Liebes Tagebuch...
Da war er nun, der langerwartete erste Reißer des diesjährigen Fantasy Filmfests. Und er kam in Form eines strunzdoofen Serienkiller-Terror-Streifens. Wirklich, bei diesem Film Fragen zu stellen ist genauso verboten, wie dem besten Freund ins Bier zu spucken.

Zwei Gruppen (die erste Männleins, die zweite Weibleins) von recht frisch und agil aussehenden Gesetzesbrechern, die offensichtlich aus der Strafanstalt für vom rechten Weg abgekommene Schönheitsideale gekommen sind, werden zum Zwecke der Resozialisierung für ein verlängertes Wochenende in ein verlassenes Luxushotel gekarrt und dem alten Kasten wieder auf Vordermann zu bringen. Wie dumm nur, daß sich in dem alten Gemäuer voller doppelter Böden (in bester „Toolbox Murders“-Manier) ein fieser Serienkiller mit Wrestler-Statur eingenistet hat, der ein Auge darauf geworfen hat, daß seine „Gäste“ ja nichts schlimmes zu sehen bekommen.

Regisseur Gregory Dark, der stets zwischen „normalem“ Kino und Pornofilm hin und her pendelte, zeichnet sich für diesen gewalttätigen Streifen verantwortlich, der, gestylt von dem Scheitel bis zur Sohle, dem Hause Lionsgate, momentan fast die beste Adresse in Sachen ultra böse Filme, mal wieder alle Ehren macht. Der Film strebt in sämtlichen Genrebelangen danach, kräftig auf den Putz zu hauen ohne auch nur einen Funken an Logik oder Wahrscheinlichkeit zu verschwenden. Auch dem Zuschauer kommen solche Fragen nicht in den Kopf, denn Zeit zum Nachdenken, zum Hinterfragen bleibt keine. Trotz all des Trubels hält der Film aber noch ein paar Momente für eine erklärende Rückblende bereit, die, ebenfalls verfremdet bis zum Anschlag, in das Geschehen eingebunden wurde. Wäre der Film nicht so kurzweilig, hätte man ob der Erklärung längst Lunte gerochen, denn die Auflösung zeigt sich im Nachhinein als recht durchschaubar anmutende Erklärung und nicht als megaüberraschendes Gimmick.

Nur wem die ständig vorherrschende gekünstelte Videoclipoptik missfällt, wird an „See no evil“ keinen Spaß haben. Alle anderen blicken gespannt auf das langanhaltende Trommelfeuer aus Horror, Terror und pulsierender Gewaltaction, wo anscheinend keine Minute ohne Schock oder Krawall vergehen darf. Die Charaktere werden in atemlosen Hetzjagden durchs gekünstelt wirkende Gemäuer geschickt, an Haken aufgehangen, in Käfige gesperrt oder in unglaublich brachialer Weise gegen die Wände geschleudert.

Durchtrieben, vollkommen böse und herzlich effektheischend tobt „See no evil“ über die Kinoleinwand und läuft seinen Vorbildern wie „Saw“ den Rang ab, weil er so verdammt abwechslungsreich und auf seine ganz spezielle Art höchst unterhaltsam ist und sich weiter am Abgang des Bösewichts so richtig ausweidet. Selten bekam jemand so heftig sein Fett weg (Szenenapplaus). „See no evil“ ist eine Genre-Granate, vollkommen anspruchslos, nicht zu unangenehm, extrem luxuriös und verschwenderisch ausgestattet was ein perfektes und mitreißendes Kinoerlebnis garantiert.

Sonntag, 30.07.2006/21:40 - 23:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1098 Mr. Room

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Geschrieben 26. August 2006, 10:52

„Behind the Mask - The Rise of Leslie Vernon“ (USA 2005), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Scott Glosserman

Liebes Tagebuch...
Es gibt Filme, die sind so seltsam, daß ich es einfach nicht übers Herz bringe, sie als schlecht abzustempeln. Könnte sicher sein, daß dies eine Art innerer Alarm ist, der verhindern möchte, daß die soeben stattgefundene filmische Begegnung als Enttäuschung im Erinnerungsarchiv abgelegt wird. Trotzdem, aus der größtmöglichen objektiven Sicht, ohne das Subjektive nicht zu vergessen, bin ich mir sicher, mit „Behind the Mask - The Rise of Leslie Vernon“ einen ganz und gar ungewöhnlichen, leider aber auch nicht perfekten Film vor mir gehabt zu haben.

Auch fällt es mir schwer, dem Film ein Genre zuzuordnen. Er hat Anteile von Slasher, Mockumentary, Hommage und Satire. Viel gemeinsam haben diese vier Stilrichtungen jedoch nicht und zusammen verwendet ergibt das etwas, wofür es eigentlich keinen Namen gibt. Der weitläufige Überbegriff „Horrorfilm“ läge ebenso nahe, doch auch dem wird „Behind the Mask - The Rise of Leslie Vernon“ nicht gerecht.

Ein Filmteam begleitet Leslie Vernon auf dem Weg vom netten Kerl von Nebenan bis hin zum Beginn der Karriere als hinterhältiger Teenie-Schlitzer. Der Zuschauer erfährt nun endlich, wie es Michael Meyers, Freddy Kruger und Jason Voorhees schaffen konnten, so zielgenau zu morden und immer wieder zu überleben. Jeder in einer Mordnacht gesetzte Schritt muß durchdacht sein, jede Reaktion der potenziellen Opfer muß erwartbar sein. Die erste Hälfte des Filmes erscheint somit als Rohschnittfassung einer x-beliebigen und langweiligen Personendokumentation, wie man sie zur Genüge aus dem Fernsehen kennt. Man bekommt Lobhudeleien aus dem Freundeskreis der portraitierten Person zu sehen, sieht, wie jene Person ihr Leben, ihre Wünsche und ihre Ziele erklärt, wie sie philosopiert, träumt und trainiert, stets zielgerichtet blickend auf den bevorstehenden Höhepunkt. Doch immer hat man als Zuschauer den perversen Gedanken vor Augen, daß es hier nicht um das Erreichen der Goldmedaille bei den olympischen Spielen sondern ums Ermorden einer Gruppe von Teenagern in Form eines reibungslos ablaufenden Slasher-Plots geht.

Die erste Hälfte des Filmes gehört ganz allein dem beeindruckenden Hauptdarsteller Nathan Baesel, dessen hervorragende Performance erschreckt, bevor er in der zweiten Hälfte des Filmes hinter seiner Maske verschwindet und er das Schicksal mit so mancher Serienkiller-Kultfigur teilen muß, deren Darsteller weder Gesicht zeigen oder zu Wort kommen durften (von Robert Englund als Freddy Kruger mal abgesehen), was den Mythos um ihren Namen unsterblich werden ließ, ohne daß sie je einer auf der Straße identifizieren hätte können.

Wo ich schon bei der zweiten Hälfte angekommen bin: Hier wird der dokumentarische Stil verlassen und man darf nun gespannt jenes Slasher-Geschehen verfolgen, was vorher haarklein vorbereitet und erklärt wurde. Nicht ohne jedoch erkennen zu müssen, daß man schick auf eine falsche Fährte gelockt wurde. Das Final Girl erweist sich als blondes Dummchen, dessen Unschuld und Reinheit längst den Bach heruntergegangen sind. Aber nicht nur die potenziellen Opfer sind es, die jeden nur erdenklichen Fehler machen, sondern auch die Dokumentarfilmer selbst lassen kein Fettnäpfchen aus, obwohl gerade sie es besser hätten wissen müssen.

Beim Zuschauer führt das zu einer seltsamen Erkenntnis. Fast ist es so, als hätte man zwei Filme vor Augen. Einen jener schlechten Slasher-Filme aus den Achtzigerjahren, wo schlechte Schauspieler schlechte Charaktere verkörpern und trotzdem sind da Leute im Geschehen, die zwar nicht viel klüger handeln, aber in keinster Weise einfältig oder plakativ wirken. Diese Selbstreflexion führt beim Zuschauer zu einem höchstmöglichen Verwirrungszustand. Einerseits ist man sich bewußt, wieder nur einen dieser relativ spannungslosen und durchschaubaren Genrefilme zu sehen und dennoch hat man (aufgrund der ersten Hälfte) stets die Möglichkeit hinter die Maske zu blicken. Das macht diesen offensichtlich schlechten Film revolutionär gut. Was ich dem Film aber wirklich ankreiden möchte, sind die relativ mauen Spezialeffekte, die so gut wie jedes blutige Detail verdecken, die in der Suppe spürbar das Salz fehlen lassen. Das hätte es in keinem echten Slasher gegeben.

Dienstag, 01.08.2006/19:20 - 20:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 27. August 2006, 19:11

„Ils“ (FR 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: David Moreau, Xavier Palud

Liebes Tagebuch...
Wer glaubt, daß gruselige Kinderheitserlebnisse nur in der Kindheit gruselig waren, wird hier eines besseren belehrt, denn alles Gruselige, was man in einer normal verlaufenen Kindheit erleben konnte, kramten die Regisseure David Moreau und Xavier Palud heraus und ließen es auf ihre Zuschauer los. Angst vor der Dunkelheit, unidentifizierbare Geräusche aus leeren Zimmern, sich bewegende Schatten im Garten oder gar am Ende des Flures und diese absolute Gewissheit, daß etwas nicht stimmt. Egal, ob solche Impressionen durch einen Streich verursacht wurden oder nur der eigenen Fantasie entsprungen sind, sie hinterließen damals, und wie sich hier zeigte, hinterlassen auch heute ein heftiges Zähneklappern und der Film „Ils“ aka „Them“ erreicht somit den Status des schaurigsten Filmes seit „The Blair Witch Project“.

Schon die erste Szene, der sogenannte Intromord, verschafft dem Gemüt des Zuschauers einen so heftigen Dämpfer, daß man nicht weiß ob man sich auf die mit ganz großer Sicherheit folgende Spannungsattacken freuen soll oder nicht. Die Handlung des Filmes ist schnell umschrieben. Ein junges Pärchen, welches in einer abgelegenen Villa wohnt, wacht mitten in der Nacht auf, weil es seltsame Geräusche zu hören glaubt. Als dann auch noch der Strom ausfällt, sind sie sich sicher, irgendjemand oder irgendetwas ist im Haus. Die beiden finden sich bald in einer auswegslosen Situation wieder. Die Attacken der Eindringlinge werden immer heftiger und eine Flucht mit dem schier unerreichbar geparkten Auto scheint unmöglich. Tatsächlich werden sie immer mehr in die Enge getrieben und die Schlinge um ihren Hals zieht sich enger und enger. Genauso ergeht es dem Zuschauer, denn das mark- und beinerschaudernde Geschehen bietet alles, nur keine Erlösung. Erst recht nicht am Ende. Gerne hätte man als Zuschauer das Kino frohen Mutes verlassen, aber die Regisseure entlassen ihr Publikum nicht aus der Vorstellung ohne ihnen abschließend kräftig in den Magen getreten zu haben. Verstärkt wird das Ganze zudem noch durch die traumatische Geräuschkulisse, die aufgrund ihrer Einfachheit, spielend mit ganz alltäglichen Tönen, ohne Umwege direkt unter die Haut geht und für nachhaltige Angst, Bedrückung und Unbehagen sorgt.

„Ils“ ist bitterböse, in höchstem Maße schaurig und zudem noch mit geringen Mitteln perfekt inszeniert, so daß es fast schade ist, wenn dieser gelungene Schocker nach 77 Minuten schon vorbei ist. Froh ist man am Ende keinesfalls - auch wenn der Film vorbei ist. Seine Wirkung, welche eine sehr unangenehme ist, hält noch lange an.

Mittwoch, 02.08.2006/19:35 - 20:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 28. August 2006, 19:33

„H 6 - Diario de un Asesino“ (ESP 2005), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2006);
Regie: Martín Garrido Barón

Diario querido...
Da kommt er nun, der als ganz, ganz böse angekündigte Film, der in den Tagebüchern eines Serienkillers blättern und diese dazu noch recht anschaulich bebildern will. Und in der Tat, der Film ist eine gezielte Gewaltprovokation, die aber überraschend manierlich und sauber in Erscheinung tritt. Feinsäuberlich komponierte Szenen, die von wunderbarer Musik im Stile eines Alberto Iglesias’ untermalt wurden, nehmen den Zuschauer mit auf eine Reise in die abgründigen Tiefen der Seele eines Mannes, der sich überhaupt nicht mit dem Erscheinungsbild eines typischen Serienkillers decken lässt. Das Monster ist weder ein deformierter Krüppel noch ein messerschwingender Maskenträger, sondern ein wohl situierter Dressman im besten Alter, der sich an seine „Arbeit“ macht, wie ein Zwanzig-Sterne-Koch im Schwarzwälder Luxushotel.

Frischfleisch findet er in Form von heruntergekommenen Prostituierten, die ein wenig arg plakativ vor seinem Haus ihren Geschäften nachgehen. Unter fadenscheinigen Vorwänden lockt er sie dann ins Zimmer Nummer 6 seines Hauses, einem ehemaligem Bordell, und beginnt mit Taten, die als Futter für die vielen, vielen leeren Seiten seines Tagebuchs dienen sollen. Dabei geht er in höchstem Maße sadistisch vor, fesselt die Frauen tagelang auf einem Tisch, gibt ihnen weder etwas zu trinken noch zu essen, vergeht sich an ihnen um sie dann mit der Kettensäge zu erlösen. All das geschieht zwar vor laufender Kamera, dient aber weniger den Gründen des Voyeurismus, sondern vielmehr nur der reinen Provokation des Zuschauers, der sich damit abfinden muß, daß sich in all diesen schön gestalteten Bildern und zu Klängen von Mozart und Schubert so viel Grausames herauskristallisieren kann.

Die Geschichte selbst erweist sich als nicht besonders ausgeklügelt. Sie ist episodenhaft gestaltet, die Opfer werden meist recht holprig in die Handlung eingebunden und immer wieder finden sich seltsame Einsprengsel von typisch spanischem schwarzem Humor. Man könnte sich hierbei viele Fragen stellen, wofür die bedächtige, fast schon ruhige Inszenierung auch sichtlich Raum bietet, was aber müßig wäre, denn das Hauptziel des Filmes ist einfach nur die Provokation. Warum dann also Mängel in der Inszenierung großartig hervorheben, wenn diese eh erscheinen, als wären sie von Anfang an in Kauf genommen worden. Immerhin wird der Film am Ende, als dem Killer die Polizei auf die Schliche kommt, ihm seine Frau (ja, er ist auch noch verheiratet) den Laufpass gibt und er sich geschickt der Verantwortung entzieht, inhaltlich noch so aufgemöbelt, daß ich persönlich aufgrund des Originaltons samt seiner englischen Untertitel ein wenig den Überblick verlor und merkte, daß „H 6 - Diario de un Asesino“ inhaltlich doch etwas mehr als anfänglich vermutet, wenn auch nicht viel, auf der Pfanne hatte.

Nett:
Antonio „Es ist genau wie damals in Vietnam“ Mayans darf den Pausenclown für Señora Asesino spielen.

Mittwoch, 02.08.2006/21:45 - 23:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 28. August 2006, 22:10

„Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding“ (GER 1999), DVD (UFA);
Regie: Peter Thorwarth

Liebes Tagebuch...
Der Film verschleiert nicht groß die Tatsache, daß er von „Pulp Ficiton“ inspiriert ist, auch wenn es hier nicht ganz so rabiat aber kaum minder kriminell zu geht und stylische Coolness durch überzeichneten Ruhrpott-Flair ausgetauscht wurde.

Offensichtlich hat jeder in Unna etwas auf dem Kerbholz und hinter so manch einem harmlosen Gesicht verbirgt sich die geballte kriminelle Energie, die aber nur der Zuschauer und nicht die Polizei ausmachen kann, denn die scheint ahnungsloser zu sein, wie es kaum besser geht. Die Charaktere sind herzerfrischend komisch gestaltet. Liegt wohl auch daran, daß man vielen Gesichtern die verbrecherische Durchtriebenheit abkauft, denn Leute wie Ralf Richter (im schlimmsten Trainingshosen-Outfit, daß man sich vorstellen kann) oder Martin Semmelrogge wurden nicht nur allein des guten Namens wegen für den Film besetzt. Des Weiteren ermuntert Drombusch-Tochter Sabine Kaack als Pornoschlampe die Gemüter der Zuschauer.

Aber „Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding“ erfreut nicht nur allein wegen der reichlich vorhandenen guten Darsteller sondern auch durch die gute und kurzweilige Inszenierung in der aber auch gar nichts gesetzestreu, dafür aber umso unterhaltsamer vonstatten geht und wo mit schrägen Geschichten eine durch und durch unterhaltsame und temporeiche Räuberpistole vom Stapel gelassen wird, die sicher nicht viel mit dem zu tun hat, was im echten Unna so alles geschieht, die aber schön portraitiert, was so alles geschehen könnte, wenn man an einem Tag so ziemlich jedes Gesetz brechen möchte, daß einem Vater Staat vor die Nase gesetzt hat.

Sonntag, 06.08.2006/13:30 - 15:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1102 Mr. Room

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Geschrieben 29. August 2006, 20:56

„Das indische Tuch“ (GER 1963), TV (Kabel 1);
Regie: Alfred Vohrer

Verzeih mir, liebes Tagebuch,
wenn ich etwas abschweife, aber an diesem Tag wollte ich eigentlich so viel erledigen, aber noch bevor ich wußte, daß am Abend „Das indische Tuch“ wiederholt wird, entschloß ich mich dazu alle Planungen über den Haufen zu werfen und nur eins zu erledigen: mich nämlich den letzten 300 Seiten von „Harry Potter und der Halbblutprinz“ zu widmen. So begann um 14:00 Uhr ein Lesemarathon über zwölf Stunden, der nicht nur wegen der vielen Zeit, die er verschlang, sondern auch wegen der ständig steigenden Spannung des Buches bedrohliche Ausmaße annahm. Nach kurzer Schlaf-, Pizza- und Fernsehpause, wo ich dann den Hinweis auf „Das indische Tuch“ fand und beschloß, mir dieses schöne Filmchen mal wieder zu gönnen, aber noch nicht wußte, wie ich das mit dem Lesen des Buches arrangieren sollte, kam ich dann so kurz vor 22:00 Uhr zu jener unheilvollen Seite, im Buch schon allein wegen der Seitenzahl überhaupt nicht schwer zu finden, wo ich absehen konnte, daß gleich etwas ganz wichtiges Geschehen würde. Ich nahm ein Blatt Papier zur Hand, weil meine Augen sonst drohten, flirrend vor Neugierde über den gesamten Text zu rasen, um etwaige Details zu entziffern, die zum Lesen noch nicht an der Reihe waren. So laß ich buchstäblich Zeile für Zeile, bis er kam, jener eine Satz, jener eine Zauberspruch, wo alles zusammenbrach, wo alles einen abscheulichen Verlauf nahm, wo der wohlige Grusel, den dieses Buch noch ein paar Seiten vorher immenser bot als jedes seiner Vorgänger, wich und dem blanken Entsetzen Platz machte. Da, kurz vor Zehn, wußte ich, daß es Zeit ist, daß Buch weg und eine Pause einzulegen. Innerlich vollkommen aufgewühlt und verstört nach Zerstreuung suchend schaltete ich den Fernseher ein...

„Das indische Tuch“ war der erste Edgar-Wallace-Film, den ich bewußt sehen konnte und damals war ich von der eigenartigen Atmosphäre fasziniert, ebenso von der Musik, die einen geschickt auf die falsche Fährte führt und von den dramatisch guten Schauspielleistungen von Hans Clarin und Elisabeth Flickenschildt. Das der Film dazu noch einen ganz bizarren, ja sogar fast irrealen Humor besitzt, war mir entfallen und ich konnte es somit neu entdecken. Aber ich mußte auch feststellen, daß das Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip nicht so viel Entertainment hergibt wenn man dessen Verlauf bereits kennt. Trotzdem funktionieren viele diesem Prinzip untergeordneten Filme („Theater des Grauens“, „Damien - Omen II“) auch bei wiederholtem Anschauen, vorausgesetzt sie sind so gut umgesetzt wie dieser hier.

Nach dem Film erschien es mir dann doch an der Zeit, das Geheimnis der letzten Seiten von „Harry Potter und der Halbblutprinz“ zu ergründen und ich muß sagen, daß mich das Buch mehr bewegte und berührte als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Wenn ich an die letzten Zeilen von Band 4 zurückdenke ist die hier aufgefahrene Dramatik und Bedeutungsschwere noch um ein Vielfaches verstärkt worden und die allerletzten auf den Magen schlagenden Zeilen, die verkünden, daß in Zukunft nichts mehr so sein könnte, wie es sechs Bände lang gewesen war, trieben mir automatisch die Tränen in die Augen. Wie gut, daß der weitaus cleverere Lieblingsarbeitskollege mir montags drauf von seiner waaghalsigen, aber etwas aufmunternden Horcrux-Theorie wieder etwas Auftrieb verschaffte. Nun gehöre ich also auch zum Kreise der Wartenden und ich sage, die Rowling soll mal kräftig in die Tasten hauen und ich wünsche mir, daß der letzte Band 3000 Seiten hat.

Samstag, 12.08.2006/22:15 - 00:05 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
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#1103 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 02. September 2006, 12:02

„Dante’s Peak“ (USA 1997), DVD (Warner);
Regie: Roger Donaldson

Liebes Tagebuch...
Ein Katastrophenfilm aus echten Schrot und Korn, denn „Dante’s Peak“ bietet alles, was dem Genre gut und teuer ist: Großangelegte Spezialeffekte gepackt in eine herrlich dumme Geschichte.

Just an dem Tag, als die Kleinstadt Dante’s Peak zur zweitschönsten Stadt in den Vereinigten Staaten (Einwohnerzahl unter 20.000) gewählt wird, muß ein Team von perfekt durchorganisierten Vulkanologen feststellen, daß es in dem übergroßen und schattenspendenden, seit Jahrtausendenden schlafenden Feuerberg, an dessen Hang die Stadt von ihren Gründervätern aus dem Boden gestampft wurde, gefährlich brodelt. Natürlich glaubt den Vulkanologen keine Sau. Wie auch? Alle befinden sich in einem blindmachenden Freudentaumel über die eingeheimste Auszeichnung. Alle? Nein nicht alle. Die Bürgermeisterin (Linda Hamilton als allein erziehende Mutter und erfolgslose Geschäftsfrau) schenkt den Prophezeiungen glauben. Wohl auch nur, weil sie der Hauptvulkanologe (Pierce Brosnan, ebenfalls ein Bilderbuch-Stereotyp) nicht nur mit seinen Eruptionstheorien sondern auch mit seinen Erektionstalenten überzeugen konnte.

Natürlich behalten die Wissenschaftler Recht und der bedrohliche Big-Brother-Berg spuckt bald Asche und Lava und das Katastrophenszenario ist perfekt. Das Special-Effects-Team trumpft beim Untergang von Dante’s Peak natürlich auf. Die Gebäude stürzen allesamt wie Kartenhäuschen ein, bevor sie von einem Ascheregen elegant überzuckert werden, alles mit entzückend schöner Kameraführung eingefangen, die im Hintergrund gerne auch mal den tobenden Berg zeigt. Um die Action noch beeindruckender zu machen, werden dazu noch schnell sämtliche Grenzen der Logik gesprengt. Ein idyllischer Bergsee verwandelt sich mir nichts, dir nichts in ein brodelndes Säurefass und kaum ist die Nacht hereingebrochen zieht auch noch ein Gewitter auf, so daß es in der tosenden Dunkelheit auch noch eindrucksvoll blitzen kann. Weiter findet immer wieder genügend Platz für wagemutige Heldentaten und couragierte Rettungsaktionen. Schöne heile Katastrophenwelt!

„Dante’s Peak“: dumm, aber irgendwie auch gut.

Sonntag, 13.08.2006/13:35 - 15:20 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1104 Mr. Room

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Geschrieben 02. September 2006, 12:02

„Antikörper“ (GER 2005), DVD (Kinowelt);
Regie: Christian Alvart

Liebes Tagebuch...
Daß „Antikörper“ von enormer innerer Spannung lebt war mir noch bewußt, wie unangenehm und abgrundtief böse er aber gestaltet war, hat sich in der Zeit, die seit dem Kinobesuch verstrichen ist, aus meinem Gedächtnis verabschiedet. Sicher ist dies der beste Effekt, Filme wieder neu zu entdecken und es macht zufriedener wann man ab Ende genau so, wenn nicht sogar mehr überrascht ist, als man es noch zu Beginn erwartet hätte.

„Antikörper“ geht an die Nieren. Regisseur Christian Alvart macht es den Zuschauern nicht leicht und stattete der Serienkillerplot mit allerhand verstörendem Beiwerk aus. Ich denke da an das arme Lämmchen, daß sich im Stacheldraht verfangen hat oder an den Sohn des Hauptdarstellers, als dieser eine Axt in der Hand hält. Auch Sätze wie „Ich fick’ Dich, bis zu platzt!“ und die dazugehörigen Bilder erzeugen bedrückendes Unbehagen. Läßt man sich gerade von solchen Details einschüchtern, ist man das ideale Opfer des Regisseurs, weil man unbewußt in dessen Falle gestiegen ist, wodurch aber auch der immens spannende Showdown samt diabolischer Auflösung erst so richtig an Schrecken gewinnen kann. Beeindruckend!

Seltsam, war ich im Kino so gefesselt, daß ich an der Echtheit der zweifelsfrei am PC entstandenen Rehe nicht zweifeln wollte?

Dienstag, 15.08.2006/15:25 - 17:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1105 Mr. Room

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Geschrieben 04. September 2006, 21:35

„Poseidon“ (USA 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Wolfgang Petersen

Liebes Tagebuch...
Die Frage, ob es schon wieder an der Zeit war, abermals ein Schiff mit Pauken und Trompeten untergehen zu lassen, ist absolut berechtigt. So viel Staub kann die erste Verfilmung aus den katastrophenvergnügten 70er Jahren noch gar nicht angesetzt haben und das letzte große Schiffsdesaster „Titanic“ liegt mit seinen knapp 9 Jahren auf dem Buckel auch nur kaum mehr als einen Steinwurf hinter uns.

Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine Wasserkatastrophe wie dieser hier, die inhaltlich rein gar nichts Neues zu bieten hat und im Vergleich zu „Titanic“ noch auf eine großangelegte Liebesgeschichte verzichtet, was immerhin zu Gunsten der Laufzeit geht, die sich dadurch fast um die Hälfte reduzierte. Schnell, ja fast hastig werden die Charaktere eingeführt. Alle klar definiert, ums Abdecken eines möglichst breiten Spektrums bemüht. Dann kommt auch schon Silvester und die Flutwelle und im Bauch der Poseidon wird alles auf den Kopf gestellt. Das ist natürlich optisch extrem beeindruckend und schon alleine deswegen lohnt sich der Kinobesuch. Wo Roland Emmerich und sein „Day after Tomorrow“ noch eingeschüchtert wegschauten, hält der Kollege Petersen voll drauf. Der Zuschauer wird Zeuge eines nicht enden wollenden ultrakreativen Leinwandsterbens im Rahmen einer perfekt danach ausgerichteten Actionorgie. Die dargestellte Makellosigkeit hat schon fast etwas Perverses an sich. Ein gläserner Aufzug, der samt Insassen seine Bahnen verläßt ist nur ein Beispiel von vielen Boshaftigkeiten, die man stellvertretend für die übermenschliche Naturgewalt heraufbeschworen hat. Das verschärft zwar die Wirkung des Katastrophenszenarios, macht einem den Aufenthalt im Kino aber nicht gerade leichter. So folgt der Film dem allgemeinen Trend, daß auch Filme, die locker mit einer FSK-12-Freigabe durchkommen nicht unbedingt Walt Disney sind.

Mit „Poseidon“ schuf Wolfgang Petersen einen vollkommen anspruchslosen, ja sogar unnötigen Film, der sich aber vor allem wegen seines kaum vorhandenen Inhalts voll und ganz auf spannendes und klaustrophobisches Entertainment konzentrieren kann, welches fast angeberisch beweist, was man mit gut eingesetzter Technik bewältigen und anhäufen kann. Das dies aber nicht für einen Publikumserfolg genügt, haben die Verantwortlichen zu Recht zu spüren bekommen, so daß man sich beim nächsten Projekt mal etwas mehr Gedanken in Bezug auf neue Stoffe machen könnte um nicht ein Remake des „Weißen Hais“ oder ähnlichem in den Ring schickt.

Unerfreuliches Wiedersehen: Kurt Russell;
Erfreuliches Wiedersehen: Richard Dreyfuss;

Dienstag, 15.08.2006/20:50 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1106 Mr. Room

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Geschrieben 05. September 2006, 21:14

„Jack the Ripper“ (CH/GER 1976), DVD (VIP);
Regie: Jess Franco

Liebes Tagebuch,
habe ich Dir schon mal von dem Tag erzählt, als ich „Jack the Ripper“ zum ersten Mal gesehen habe? Hättest Du Augen, könntest Du sie jetzt verdrehen und ich würde meinen Mund halten. Da Du aber meines Wissens keine Augen hast, werde ich nun von dem Tag erzählen, als ich „Jack the Ripper“ zum ersten Mal gesehen habe und Du wirst mir, wohl oder übel, zuhören müssen...

Es war im Sommer 2001 im Kino des Filmmuseums München. Da man freie Platzwahl hatte, wählten der Lieblingsarbeitskollege und ich die zweite Reihe der Loge und es dauerte nicht lange, da kam Herbert Fux hereingeschlurft, Fred Williams reingeschlichen, Lina Romay reingeschneit und Jess Franco reingewackelt um in der ersten Reihe der Loge Platz zu nehmen. Natürlich ahnten sie nicht, daß sie ausgerechnet unseren Atem im Nacken hatten, dafür wussten wir aber um so genauer, wer uns die freie Sicht auf die Leinwand versperrte. Bald aber verkrümelten sich der Regisseur und seine zwei Darsteller um warscheinlich im Foyer stangenweise Zigaretten zu rauchen oder Wein zu trinken und der Blick auf die Leinwand war freier als er es jemals in einem alten und vollbesetztem Kino sein konnte.

Ich weiß nicht, ob es nur an diesem Abend lag, aber der Film „Jack the Ripper“ bedeutet mir seitdem sehr viel. Sicher haben sich einzelne Szenen des Filmes mit vielen direkten Erinnerungen an die damalige vollkommen außerordentliche Erstsichtung verknüpft aber dennoch wage ich die Aufstellung der Behauptung, daß dieser Film rundum gelungen inszeniert und elegant und edel wie kaum ein anderes Werk von Jess Franco ist, auch wenn er inhaltlich nur ein einfallsfreies Remake von „Der schreckliche Dr. Orloff“ darstellt. Der Film lebt von seiner übergroßen inneren Ruhe und einem fast traumwandlerischem Selbstvertrauen. Effektheischerei ersetzte man durch Eleganz und reißerische Elemente wurden durch eine filigrane Inszenierung untermauert. Plakativen Horror und Brechstangenspannung gibt es hierbei nicht. Weiter wird das Ganze von ruhig agierenden und charismatischen Darstellern getragen (Ja Plural, denn nicht nur Klaus Kinski ist hier charismatisch) und trotzdem befindet man sich inmitten eines reichlich naiven B-Pictures, in dem Cleverness nicht gerade groß geschrieben wird. Ein Film, der lieber altmodisch und düster als modern und überzogen sein will. Trotz einiger drastischer Szenen erscheint direkte Spekulativität kaum gewollt. Auch erkennbar an der Szene, in der es Lina Romay an den Kragen geht. Einer Szene die an Drastik und Schauerlichkeit kaum zu überbieten ist. Selten bis gar nie wurde Jess Franco in einem seiner Filme unter so hoch qualitativen Umständen so ernst und schockierend wie hier. Das alles führt den Film zum Sieg. Zum Sieg über den Glauben daran, nur noch Schund könne höhere Gewinne erzielen als wirklich exklusive Luxusartikel.

Abschließend würde mich noch interessieren, was es mit der älteren Dame auf sich hatte, die ebenfalls in der zweiten Reihe der Loge saß und die übermäßig schickeriaartig aufgetakelt war, ihre Füße aber in einer Plastiktüte verbarg.

Mittwoch, 16.08.2006/21:10 - 22:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
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#1107 Mr. Room

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Geschrieben 10. September 2006, 14:56

„Bitter Moon“ (FR/GB 1993), DVD (Kinowelt);
Regie: Roman Polanski

Liebes Tagebuch...
Sieht man mal davon ab, daß der Film die mir nicht bekannte Buchvorlage nicht hundertprozentig trifft oder läßt man die negative Presse, die den Film in der Luft zerrissen hat, unbeachtet, erkennt man in „Bitter Moon“ mehr als bloße Provokation und er verliert den ihm anhaftenden faden Beigeschmack spekulative, vordergründige und skandalträchtige Sexszenen aneinander zureihen. Sicher legt es Roman Polanski darauf an, die Geschichte um Liebe und Hassliebe, Achtung und Erniedrigung mit gewissen Schauwerten aufzumöbeln. Das geschieht aber in einem ziemlich ansprechenden Rahmen und selbst der Hang zur zeitgemäßen Aufbereitung in Sachen Musik und Mode, um den damals angesagten Nerv der Zeit zu treffen oder zu untermauern, sieht heute, wo mittlerweile neue Zeiten angebrochen sind, weder lächerlich noch veraltet aus, was bei vielen Filmen in denen zeitgenössische Darstellung viel Platz eingeräumt wird, schnell der Fall sein kann. So stört es auch nicht großartig, daß musikalische Beiträge von Freddy Mercury oder Annie Lennox zum mehr oder weniger bunten Treiben aus den Boxen tönen oder Kristin Scott Thomas’ Frisur ein wenig zu perfekt sitzt.

In zweiten Hälfte hat „Bitter Moon“, vor allem in den immer wieder auftauchenden Rückblenden, einen kleinen Hänger. Das liegt wohl an den geänderten Vorzeichen. Liebe wurde zur Hassliebe und der Achtung vor einander folgt die gegenseitige Erniedrigung. Könnte sein, daß hier der größte Knackpunkt des Filmes liegt, da man den Hauptdarstellern Peter Coyote und Emmanuelle Seigner nicht jede Aktion abkauft, die sie auf der Leinwand fabrizieren. Kann sein, daß das damals dem Film bei Presse und Publikum das Genick gebrochen hat, ich aber finde, daß man diese inhaltliche und darstellerische Flaute nicht auf den gesamten Film ummünzen sollte, weil dieser trotz des schlüpfrigen Themas in hohem Maße edel gestaltet wurde.

Samstag, 19.08.2006/14:15 - 16:30 Uhr (wohl zum zweiten Mal gesehen)
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#1108 Mr. Room

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Geschrieben 10. September 2006, 14:56

„Volver“ (ESP 2006), Kino (Atrium, Nürnberg);
Regie: Pedro Almodóvar

Liebes Tagebuch...
Mit „Volver“ erzählt Almodóvar seinen bislang bodenständigsten Film. Er handelt von diversen Frauen die sowohl in der Großstadt als auch auf dem Lande mit dem Leben und ums Überleben in ihrem Leben kämpfen. Schräge Details gibt es, wenn überhaupt, nur am Rande und Almodóvars Handschrift läßt sich nur anhand von den gerne und viel eingebrachten meist überflüssigen Nebenhandlungen und diversen arg konstruiert wirkenden Zufällen erkennen.

Ab hier Spoiler möglich:
Eine dieser Frauen ist Penélope Cruz, die auf ganz wundersame und überraschend unspektakuläre Weise ihre tote Mutter wieder trifft, in deren Dorf schon lange gemunkelt wird, ihr Geist treibe dort noch sein Unwesen. Almodóvar verweigert sich bei diesem Teil der Geschichte der Möglichkeit die spannenden Aspekte in den Vorgrund zu stellen. Vielmehr richtet er sein Hauptaugenmerk auf die Beziehung der Verstorbenen zu ihren zwei Töchtern, die besonders zu Lebzeiten meist problematisch und konfliktreich waren. Nun aber haben die Charaktere die Möglichkeit auf eine zweite Chance. Streitereien können geklärt und Unstimmigkeiten ausgebügelt werden. Almodóvar geht hierbei sehr zurückhaltend, aber auch empfindsam vor, läßt die großen Gefühle aber außen vor und somit bleibt beim Zuseher die große Rührung, wie man sie aus „Alles über meine Mutter“ oder etwas „Sprich mit ihr“ kennt, aus. Lange habe ich Almodóvar die Geistergeschichte abgekauft. Selbst dann glaubte ich noch daran, als sich immer mehr eine große und geschickt verstickte Hintergrunderzählung herauskristallisierte, die nach bester Shyamalan-Tradition viele kleine von vorne herein sichtbare Hinweise auf ein großes, lange im Dunkeln liegendes Gesamtes verbindet und erst zum Finale auflösend in den Vordergrund gestellt wird.

Auch dieses Finale wird von einer gewissen Ruhe und Bedächtigkeit geprägt und Druck auf die Tränendrüse wird weder im positiven noch im negativen Sinn nicht ausgeübt. Almodóvar geht mit dem aus der Situation heraufbeschworenen Gefühlen sehr behutsam um und so endet dieser kleine, charmante Film in einer wunderbar versöhnlichen Art, die im ersten Augenblick die, nach all den schönen Filmen von Pedro Almodóvar, hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte, aber noch lange eine wohlige Grundstimmung nachhallen läßt.

Kleines Detail am Rande:
Abermals bekommt man es mit jener extrem überzeichneten Darstellung des Fernsehens (der Medien) zu tun, wie schon in vielen Filmen vorher, doch langsam gleicht sich die Realität dem Gezeigten an.

Sonntag, 20.08.2006/19:00 - 21:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 23. September 2006, 12:13

„Theater des Grauens“ (GB 1973) DVD (MGM);
Regie: Douglas Hickox

Liebes Tagebuch...
Warum am Mittwochabend nicht mal was Anspruchsvolles gucken? Besonders dann, wenn man nicht gleich seine Ideale verrät oder die gesteckten Ziele nicht erreicht. „Theater des Grauens“ erwies sich somit als perfekte Gratwanderung zwischen Anspruch und Exploitation. Hochedle Shakespeare-Zitate, geträllert zwischen hinreißender Musik, erfreuten die anwesenden Gemüter ebenso, wie das hochunterhaltsame Wegsterben der Charaktere, was zwar dramaturgisch nicht besonders einfalls-, immerhin aber abwechslungsreich geschieht.

Natürlich steht und fällt der Film mit Vincent Price, der hier in Höchstform agiert, was bei dem tonangebenden shakespeareesken Rahmen nicht allzu schwer gefallen sein muß. So ist der Hauptdarsteller ein Glücksgriff für den Film und umgekehrt verhält es sich genau so. Gesucht, gefunden, gefunkt!

„Theater des Grauens“ - Ein großer Wurf und unvergleichlich gut glücklicher Clou innerhalb des Genres. Nie war anspruchslos schwarzhumorige Horrorunterhaltung so anspruchvoll und hochdekoriert wie hier.

Mittwoch, 23.08.2006/21:30 - 23:10 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
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#1110 Mr. Room

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Geschrieben 23. September 2006, 12:13

„It’s all about Love“ (USA/JPN/SWE/GB/DK/GER/NL 2003), DVD (Universal);
Regie: Thomas Vinterberg

Liebes Tagebuch...
Ein seltsam anmutender Film, der erschreckend unnahbar an sein Publikum herantritt. In einer nicht allzu fernen Zukunft versuchen zwei Menschen (Joaquin Phoenix & Claire Danes) aus einer Welt zu flüchten, die sie nicht mehr verstehen können und die selbst nicht mal mehr merkt, daß in ihr niemand mehr etwas versteht, was noch dazu niemand zu interessieren scheint.

Thomas Vinterberg irritiert sein Publikum unablässig mit abstrusen Erscheinungen, Geschehnissen und Informationen. So hilf- und planlos, wie man als Zuschauer vor all diesen Dingen steht, so unaufmerksam gehen die Menschen inmitten all dieser Ereignisse mit selbigen um. Keinen scheint es zu interessieren, daß überall Passanten mit gebrochenem Herzen tot umfallen, daß Sicherheit spendende Organe undurchschaubarer denn je erscheinen, daß in Uganda Dinge geschehen, die man mit gesundem Menschenverstand hinterfragen müsste. Wie ein langsam aber unaufhaltsam dahinfließender Lavastrom überrollen all diese Informationen die geistesabwesenden Menschen, die nichts mehr, egal was auch immer, aufnehmen können.

Desinteresse durch Überforderung und Abstumpfung durch Übersättigung. Die Apokalypse kommt, ist beziehungsweise schon da, und kaum einer hat Notiz davon genommen. Harsche Gesellschaftskritik steht in Thomas Vinterbergs Film an erster Stelle. Er will seinem Publikum beibringen, die Signale zu hören oder den Wink mit dem Zaunpfahl nicht nur als nette Geste des zaunstreichenden Nachbarn, sondern als echte Warnung oder Hinweis zu erkennen.

Ein ernüchternder Film, weil viele der eingestreuten Botschaft so sehr verschlüsselt sind, daß ein Entziffern unmöglich erscheint. Keine Frage, solche Hilflosigkeit macht Angst und selbst die zwei Hauptcharaktere bieten dem Zuschauer keine Sicherheit. Zwar sind es die einzigen die wissen, daß etwas nicht stimmt, doch im Getriebe sind sie zwei zu kleine Rädchen um etwas zu bewirken und sind somit zum Untergehen verdammt. Beunruhigend schön und traurig poetisch geht die Welt zu Grunde und kaum einer hat es gemerkt oder machte den Eindruck, daß es ihn interessiert hat.

Samstag, 26.08.2006/12:35 - 14:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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