See you at the movies
#91
Geschrieben 16. Dezember 2003, 08:56
Regie: Steven Spielberg - DVD DreamWorks
"Etwas mehr Licht bitte!"
Irgendwie gefiel mir der Film beim ersten Sehen noch wesentlich besser. Da war noch der Überraschungseffekt da. Eine gut konstruierte Story, die immer wieder unerwartete Wendungen nahm und selbst der misslungene Schluss (da wird Spielberg zum Serientäter) wusste immer noch durch einen Moment der Spannung zu gefallen.
Jetzt fiel mir vorrangig auf, dass der Regisseur mal wieder sein Leitthema der Familie breittreten musste. Das nervt. Nichts gegen Walkens Leistung, die ist sehr gut, aber diese ganze Familiengeschichte wirkt allzu deplatziert und außerdem macht sie den Film viel zu lang.
Immerhin konnte ich noch einige Male schmunzeln und schön, dass Hanks einen noch überraschen kann. Selbst Leo erwies sich als guter Griff und John Williams schrieb auf seine alten Tage noch mal einen richtig innovativen Score.
So ist der Film sicherlich nicht schlecht. Er bietet recht gute Unterhaltung und besticht vor allem durch Ausstattung und Kostüme. Wäre Spielberg nur ein bisschen weniger selbstverliebt: es hätte einer seiner besten Werke werden können.
7/ 10
#92
Geschrieben 16. Dezember 2003, 09:14
Regie: Peter Jackson - DVD Warner
Weitere Einstimmung auf den Abschluss der Herr der Ringe-Saga. Auch beim dritten Sehen sind drei Stunden wie im Fluge verstrichen. Die Schlacht um Helms Deep ist immer noch mit das überwätigendste, das ich je auf der Leinwand erleben durfte und Miranda Otto verdammt süß.
Irgendwie fiel mir jetzt erst richtig auf, dass Tolkien wohl ähnlich wie Miyazaki etwas für den Umweltschutz tun wollte, aber das ist sicherlich ein alter Hut und keine bahnbrechende Erkenntnis. Jedenfalls ist das doch eine feine Sache und wertet die Trilogie noch ein bissel auf.
Ich habe Teil 1 und 2 ja immer wieder gegeneinander gestellt und verglichen. Welcher ist besser? Eigentlich sind sie gleich gut, doch wegen der tollen Schlachtszenen will ich mal Two Towers den Vorzug geben. Außerdem ist der so schön düster; erinnert mich an den Mittelteil der Star Wars-Trilogie, der ja auch als bester gilt.
Doch ich denke, dass man die Saga als Gesamtwerk betrachten muss und das ist dann ab Mittwoch endlich möglich. Dann hat es leider schon ein Ende. Insgesamt 9 1/2 Stunden waren es dann. Bei der Laufzeit kann selbst der Pate nicht mehr mithalten.
Aber noch ein paar Worte zum zweiten Teil. Also er kam, wie auch Fellowship in der Originalfassung deutlich besser rüber. Zwar hat man sich bei der deutschen Synchro wirklich Mühe gegeben, aber die rollenden "rs" und Lee's imposante Stimme fehlen dort.
Neben aller handwerklichen Perfektion gibt es eigentlich kaum etwas an dem Film auszusetzen. Was mir nur auffiel ist, dass ich immer wieder auf den Erzählstrang mit den Gefährten wartete und die beiden Hobbits mit dem schizophrenen Quälgeist mich ab und an doch ein wenig nervten. Für mich ist ja eh Aragorn der Hauptdarsteller der Filme. Allein durch seine Ausstrahlung beherrscht er jede Szene und wenn mich nicht alles täuscht (ich kenn die Bücher ja nicht), wird er in Teil 3 dann ja auch König werden, womit er ja irgendwie zur wichtigsten Figur geworden ist.
Und abschließend muss noch erwähnt werden, dass The Two Towers für einen der ganz großen Magic Moments des Kinos sorgte. Als Saruman Wormtongue davon überzeugt, dass seine Armee ausreicht, um Helms Deep einzunehmen und die Kamera langsam auf die zigtausend Orks schwenkt: das ist großartig!
Mal gespannt, ob Teil 3 - wie angekündigt - alles Gesehene noch toppen kann. Ich bin zuversichtlich.
9.5/ 10
#93
Geschrieben 16. Dezember 2003, 09:29
Regie: Philip Kaufman - VHS
Nach zig Jahren mal wieder die Körperfresser geguckt. Ein Film mit einer unheimlich bedrohlichen Atmosphäre und einem Schluss, der wie ein Faustschlag in die Magengrube daherkommt.
Und man merkt Nimoy an, dass er sich n Ast freut, endlich mal n Fiesling spielen zu dürfen. Donald Sutherland wird mehr und mehr zu einem meiner Lieblingsdarsteller, er gefiel mir zuletzt schon in Don't look now und Ordinary People. Ihm verzeiht man auch gern die Wischmopp-Frisur.
Schlimm war allerdings die deutsche Synchro. Mit Pampel für Sutherland konnte man sich ja irgendwie noch arrangieren, aber spätestens als Norbert Langer zum Einsatz kam, war alles zu spät. Der soll auf Hawaii bleiben!
Zum Film: obwohl man weiß, wie er ausgeht, packt er einen auch beim zweiten Sehen noch völlig. Gut platzierte Schockeffekte, die toll inszenierte Paranoia der Hauptdarsteller und die wilden Verfolgungsjagden am Ende des Films (auch wenn man von ihnen wegen der Dunkelheit nicht allzu viel mitbekommt).
Das Original war immer ein wenig zu trashig und nur mäßig spannend, das Ferrara-Remake war grottenschlecht und so ist Kaufman dann die beste Umsetzung des Stoffes gelungen. Aber dieser passte auch hervorragend in eine Zeit, in der die Paranoia in den USA um sich griff. Spätestens nach Watergate waren die Amerikaner nervlich doch sehr angeschlagen. Und irgendwie bildet Invasion of the Body Snatchers auch einen gelungenen Abschluss der ganzen Paranoiafilme, die von Coppolas The Conversation losgetreten wurden.
Kurzum: der Film ist sauspannend, unvorhersehbar und hat einen wunderbar pessimistischen Schluss. Der ideale Film zum Gruseln für lange Winterabende.
7.5/ 10
#94
Geschrieben 19. Dezember 2003, 15:45
Regie: Peter Jackson - Jetzt im Kino (Warner)
Die finale Schlacht, das Erreichen Mordors und der Sieg gegen Sauron. Alles wurde von Jackson auf 200 Minuten komprimiert und bot damit den längsten Part der Trilogie. Und auch den besten.
Überall ist zu lesen, dass sich Jackson mit Teil 3 die Krone aufgesetzt hat, dass er damit nochmal alles getoppt hat und dass er selbst auf diesen Film am stolzesten ist. Das kann ich alles nachvollziehen, denn so aufregend war Kino wirklich selten. Da vergehen 3 Stunden wie im Fluge, nur das Ende zog sich ein wenig dahin.
Damit wäre ich auch schon am einzigen Kritikpunkt angelangt: wieso musste dieses Happy End dermaßen in die Länge gezogen werden? Eine Abblende nach dem sich die Kamera immer weiter vom Krönungsort Aragorns entfernte. Es wäre perfekt gewesen.
Naja, wahrscheinlich schielte der Regisseur da wieder ein bisschen aufs Titanicpublikum, das er ja braucht (zumindest dessen Zugkraft), wenn sein Film die angepeilte Milliardengrenze am Einspiel sprengen will.
Überhaupt hätte ich jetzt im nachhinein, da ich nun das Werk als ganzes erleben konnte den Charakter Arwen wie im Buch völlig weggelassen. Ich meine, dass Aragorn ein guter und treuer Mensch ist, dass war uns auch so klar, dafür brauchte es nicht noch die Elbin. Irgendwie sind alle Szenen mit ihr ziemlich deplatziert und nehmen den Filmen ihr ansonsten sehr gute Timing, vor allem, was das Zusammenspiel der einzelnen Handlungsstränge angeht. Und ich hätte mich am Ende eh für Mrs. Otto entschieden
Tja, was gibt's noch? Also so bahnbrechend die Spezialeffekte diesmal wieder waren, gibt es dennoch etwas an ihnen auszusetzen. Der Tod Gollums war sehr schlecht umgesetzt, was umso stärker ins Gewicht fällt, betrachtet man die ansonsten wirklich perfekte Animation dieses Charakters.
Doch damit genug an Kritik, denn Return of the King ist wirklich ein Meisterwerk geworden, das nicht nur seinesgleichen sucht, sondern auch unter Beweis gestellt hat, dass Darsteller in einem Effektüberladenen Film nicht untergehen müssen.
Mit großer Besorgnis habe ich die Schlacht verfolgt, denn sollte Herr Lucas dem auch beigewohnt haben, dann befürchte ich für Ep. III schlimmes... Doch was bei ihm wie ein PC-Spiel aussieht wirkte in ROTK unglaublich realistisch und bis auf die wohl schon obligatorische Surferszene von Legolas schlicht überwältigend.
Hatte ich noch gedacht, die Schlacht um Helms Deep sei nicht zu toppen, so wurde ich tatsächlich eines besseren belehrt. Nur ein wenig länger hätte sie ausfallen können. Am besten an dem ganzen Film hat mir jedoch die Eröffnungsszene gefallen. Ein Geistesblitz von Jackson, denn damit hätte wohl niemand gerechnet. Und so fand dann Andrew Serkins doch noch in den Film.
Was gab's noch? Ach ja: wo Gesänge in Filmen meist ins Peinliche geraten, war das hier auch nicht der Fall. Besonders die Parallelmontage, als Faramir getrieben von der Verachtung des Vaters in den sicheren Tod reitet. Eine Wahnsinnssequenz!
Anmerken möchte ich noch, dass Jackson es sich nicht ganz verkneifen konnte, ein altes Werk von ihm zu zitieren: so sieht der Anführer der Orkschen Sturmtruppen nicht umsonst den Aliens aus Bad Taste verdammt ähnlich.
Jetzt, wo die Trilogie zu Ende ist, bleibt die Trauer über zukünftige Weihnachtsfeste, denen von nun an das gewisse Etwas fehlen wird. Ich denke nicht, dass etwas derartiges wie die Herr der Ringe-Trilogie in den nächsten Jahren auch nur annähernd wieder erreicht werden wird.
Die Saga ist in meinen Augen DAS Epos schlechthin, das allen hohen Erwartungen standhalten konnte und bereits zum modernen Klassiker avanciert ist.
10/ 10
#95
Geschrieben 19. Dezember 2003, 18:33
001. Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes)
002. Heat (USA 1995, Michael Mann)
003. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
004. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
005. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
006. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
007. Trois couleurs: Rouge (FRA/SWI/PL 1994, K. Kieslowski)
008. Mulholland Dr. (FRA/USA 2001, David Lynch)
009. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
010. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
011. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
012. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
013. 12 angry men (USA 1957, Sidney Lumet)
014. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
015. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
016. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
017. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
018. The usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
019. Rear Window (USA 1954, Alfred Hitchcock)
020. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
021. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
022. Carlito's Way (USA 1993, Brian De Palma)
023. Wilbur wants to kill himself (SCO/DK 2002, Lone Scherfig)
024. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
025. Mystic River (USA 2003, Clint Eastwood)
026. Wo hu cang long (HK,TAI 2000, Ang Lee)
027. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
028. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
029. Pulp Fiction (USA 1994, Quentin Tarantino)
030. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
031. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
032. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
033. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
034. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
035. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
036. Clerks (USA 1994, Kevin Smith)
037. Whale Rider (NZ 2002, Niki Caro)
038. The Return of the King (NZ/USA 2003, Peter Jackson)
039. Fucking Amal (SWE 1998, Lukas Moodysson)
040. 25th Hour (USA 2002, Spike Lee)
041. Traffic (USA 2000, Steven Soderbergh)
042. The Bridge on the River Kwai (USA 1957, David Lean)
043. Elling (NOR 2001, Peter Naess)
044. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
045. The Hours (USA 2002, Stephen Daldry)
046. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
047. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
048. Sen to Chihiro no kamikakushi (JAP 2001, H. Miyazaki)
049. The African Queen (USA 1951, John Huston)
050. Life as a House (USA 2001, Irwin Winkler)
051. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
052. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
053. The two Towers (NZ/USA 2002, Peter Jackson)
054. The Big Sleep (USA 1946, Howard Hawks)
055. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
056. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
057. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
058. Festen (DK 1998, Tomas Vinterberg)
059. George Washington (USA 2000, David Gordon Green)
060. Le Trou (FRA 1960, Jacques Becker)
061. Shadow of a Doubt (USA 1943, Alfred Hitchcock)
062. The Fellowship of the Ring (NZ/USA 2001, Peter Jackson)
063. O Brother, where art thou? (USA 2000, Joel Coen)
064. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
065. The Empire strikes back (USA 1979, Irvin Kershner)
066. Return of the Jedi (USA 1983, Richard Marquand)
067. The French Connection (USA 1971, William Friedkin)
068. Ordinary People (USA 1980, Robert Redford)
069. Aliens (USA 1986, James Cameron)
070. Paris, Texas (UK/GER/USA 1984, Wim Wenders)
071. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
072. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
073. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
074. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
075. Inherit the Wind (USA 1959, Stanley Kramer)
076. The Godfather (USA 1972, Francis Ford Coppola)
077. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
078. Arlington Road (USA 1999, Mark Pellington)
079. From Here to Eternity (USA 1953, Fred Zinnemann)
080. Insomnia (USA 2002, Christopher Nolan)
081. Sorry, wrong Number (USA 1948, Anatole Litvak)
082. Se7en (USA 1995, David Fincher)
083. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
084. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
085. Citizen Kane (USA 1941, Orson Welles)
086. S1m0ne (USA 2002, Andrew Niccol)
087. The Ring (USA 2002, Gore Verbinski)
088. Ying xiong (HK 2002, Zhang Yimou)
089. Father of the Bride (USA 1991, Charles Shyer)
090. The Big Lebowski (USA 1998, Joel Coen)
091. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
092. About Schmidt (USA 2002, Alexander Payne)
093. Nothing to lose (USA 1997, Steve Oedekerk)
094. Kramer vs. Kramer (USA 1979, Robert Benton)
095. Road to Perdition (USA 2002, Sam Mendes)
096. The Remains of the Day (GB 1993, James Ivory)
097. A simple Plan (USA 1998, Sam Raimi)
098. Jalla! Jalla! (SWE 2000, Josef Fares)
099. Far from Heaven (USA 2002, Todd Haynes)
100. The sweet Hereafter (CAN 1997, Atom Egoyan)
#96
Geschrieben 22. Dezember 2003, 13:38
Regie: Viktor Fleming - Im Kino (Essener Lichtburg)
Tja... wer kennt ihn nicht? Den noch immer erfolgreichsten Film aller Zeiten (wenn man die Inflation berücksichtigt), der mehrere Jahrzehnte lang in den Kinos lief, der archetypisch für ein ganzes Genre ist und Clark Gable zum Weltstar machte.
Was ist dran an dieser an sich recht trivialen Geschichte über eine Gutsherrentochter, die vergeblich um ihre große Liebe kämpft? Nun, zunächst einmal hat wohl kaum ein anderer Film der damaligen Zeit eine derartige Ausstattung aufweisen können. Die aufwändigen Bauten, die zahlreichen Kostüme und die imposanten Szenen, bei denen auf mehrere hundert Komparsen zurückgegriffen wurde (heute reicht dazu ein Mausclick und ist damit nichts besonderes mehr).
Dann ein Starensemble aller erster Klasse. Natürlich wurden Leigh und Gable zum Traumpaar und der Focus der Öffentlichkeit lag auf ihnen, doch waren es für mich eher die Nebendarsteller, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Vor allem Thomas Mitchell als Gerald O'Hara, der nicht nur den facettenreichsten Charakter gab, sondern auch den, dessen Tod mir am nächsten ging. Was für ein tragischer Abgang. Nicht weniger tragisch ist der von Olivia de Havilland, die wohl die liebenswürdigtse Filmfigur überhaupt gegeben hat und deren Spiel das der Leads m. E. doch klar in den Schatten stellt.
Ich habe diesen Film nie so richtig gemocht, weil ich ihn um 2 Stunden zu lang finde, kann seinen Kultstatus aber durchaus nachvollziehen. Leichte rassistische Tendenzen und einige übermäßig kitschige Momente habe ich ebenfalls ausmachen müssen und am Ende stellt sich mir immer wieder die Frage, was Scarlett nur an dem blassen Wilkes gefunden hat.
Gone with the Wind ist wahrscheinlich weniger gut als er überall gemacht wird, aber das war bei Titanic später ja auch so. Überlange Schmonzetten scheinen die Massen immer wieder begeistern zu können.
Naja, mir gefällt Flemings Film immerhin schon mal weitaus mehr als der von Cameron und auch wenn Gable's Minenspiel mich zeitweise schier verzweifeln ließ: er hatte eine Aura, wie ich sie nur bei ganz wenigen Darstellern erlebt habe. Auf der Big Screen wurde das ganz deutlich.
6/ 10
#97
Geschrieben 22. Dezember 2003, 14:06
Regie: Ernst Lubitsch - DVD Warner
Es ist fast Weihnachten und so ist es nun an der Zeit mein alljährliches Filmprogramm anzugehen, das jedes Jahr mit diesem Film beginnt, der leider viel zu unbekannt ist und vor gut 5 Jahren ein unsägliches Remake mit Zuckerfresse Ryan und Boring Hanks über sich hat ergehen lassen müssen.
Dabei ist das Original absolut zeitlos, hat zahlreiche witzige Momente und wirkt sehr herzerwärmend. Alles beschränkt sich fast ausschließlich auf das Geschäft Matuschek and Company, in dem wir eine handvoll Angestellte beobachten, die sich mit dem cholerischen Chef herumschlagen müssen. Unter ihnen Alfred Králik (James Stewart), der seit einiger Zeit eine Briefkorrespondenz mit einer Unbekannten pflegt und ob eines anstehenden Treffens mit ihr entsprechend aufgeregt ist. Dazu kommt noch sein Ärger mit einer Neuangestellten und der Verdacht des Chefs, er habe etwas mit dessen Frau.
Natürlich bricht erst alles über Králik zusammen, bis es am Ende allmählich zum Happy End kommt und sich die Brieffreundin als gar nicht mal so unbekannt herausstellt.
Lubitsch hat seinen Film vorrangig als leichte Komödie inszeniert, die jedoch durchaus Bezug auf aktuelle Missstände nimmt und trotz des Hauptaugenmerks auf die beiden Protagonisten keine Figur zu kurz kommen lässt. Überhaupt sind es die verschiedenen Charaktere, die den Film so interessant machen. Da ist der tüchtige Verkäufer, der Intrigant, der vorlaute Bote, der besonnene Angestellte und natürlich der nie zufriedene Chef (ganz kleine Anleihen an Scrooge sind unverkennbar). Ein bunter Haufen, versammelt an einem kleinen Ort und erst an Weihnachten finden alle ihren Frieden (bis auf den Störenfried: der muss zum Wohl der anderen seinen Unfrieden finden).
Ein pfiffiges Drehbuch, glänzende Darsteller und ein zu Herzen gehendes Ende. Für mich nach Le fabuleux destin d'Amélie Poulain der schönste Film überhaupt, den ich unbedingt empfehlen möchte, da er über die Feiertage auch wieder im TV gezeigt wird (dt. Titel: Rendevous nach Ladenschluss).
Und beinahe vergaß ich den herrlichen Running-Gag. Immer wenn Matuschek einen Angestellten nach dessen "honest opinion" fragt, nimmt der besonnene Pirlowicz seine Beine in die Hand und eilt davon. Ich könnt mich jedes mal wegschmeißen!
10*/ 10
#98
Geschrieben 23. Dezember 2003, 21:34
Regie: Richard Curtis - Jetzt im Kino (UIP)
Love is all around us - und wie! Aber bis zur wahrhaftigen Erfüllung dieser ist es oft ein steiniger Weg, der einiges an Opfern abverlangt und manchmal muss die Liebe auch hinter diesen zurückstehen...
Richard Curtis hat in seinem Film mehrere Handlungsstränge ineinander verwoben, die am Ende alle Protagonisten an dem Londoner Flughafen Heathrow zusammenführen.
Der Flughafen. Damit beginnt Love Actually auch. "Ein schöner Ort", wie es Englands Premierminister (Hugh Grant) aus dem off bemerkt "denn hier gibt es soviel Liebe zu sehen." Wohl wahr. Wohl wahr.
Die Stärke von Love Actually liegt jedoch eher weniger im höchst harmonischen Grundtenor des Films begründet, sondern vielmehr in der Art, wie die Personen ihre Situationen meistern. Oftmals ist das nämlich ziemlich witzig. Etwa wenn wir Alan Rickman dabei beobachten, wie er sich im Kaufhaus von seiner Frau davonschleicht, um seiner Geliebten ein Schmuckhalsband zu kaufen. Natürlich hat er es am Juwelierstand entsprechend eilig und gerät an den überkorrekten Rowan Atkinson, der ihn schier zur Weißglut treibt. Oder als Englands Staatsoberhaupt sich scheinbar unbeobachtet in seinem Amtssitz zur lauten Musik bewegt und natürlich peinlichst dabei ertappt wird.
Ja, der Film ist voller solcher herrlicher Momente; er driftet niemals in Rührseligkeit ab und nimmt alles mit einer gehörigen (oft sehr erfrischend frechen) Portion Humor. Die Cast liest sich wie das Who-is-Who englischer Edelmimen, gespickt mit zahlreichen Gastauftritten amerikanischer Stars und Sternchen. Zum Beispiel Billy Bob Thornton als US-Präsident, der hier für seine Außenpolitik wunderbar eins mit der verbalen Keule übergebraten bekommt.
So sieht sich Love Actually auch als politisch ambitionierter Film, der für mehr Courage seiner Regierung plädiert und sich dafür auch mal ein paar Minuten Pathos pur gönnt, der jedoch nicht stört, sondern höchst willkommen ist (wenn man nicht gerade mit der Bush-Administration sympathisiert).
Alles in allem hat Richard Curtis mit Love Actually einen rundherum gelungener Film hingelegt. Perfekt für Weihnachten. Eine Liebeserklärung an - genau - die Liebe. In all ihren Formen. Nicht umsonst ist Weihnachten das Fest der Nächstenliebe.
Am Ende des Films fühlt man sich richtig wohl. Das Herz geht dir auf. Klingt unglaublich kitschig. Egal. Der Film ist es jedenfalls nicht, der ist einfach nur wunderwunderschöööön!
Stören tut nur der stellenweise zu aufdringliche Soundtrack und Heike Makatsch.
Ach ja: die stärksten Szenen des Films hat übrigens Altrocker Billy Nighy, der kein Blatt vor den Mund nimmt; seine eigene Hitsingle öffentlich beschissen findet und den talentlosen Knaben der Konkurrenz "Blue" (Achtung: Boygroup-Parodie!) unterstellt, sie hätten kleine Pimmel. Herrlich!
9/ 10
#99
Geschrieben 03. Januar 2004, 15:33
Regie: Marcus Nispel - Jetzt im Kino
Fünf dumme, sexgeile, kiffende Teenies fahren zu nem Rockkonzert durch Texas und nehmen ne Anhalterin mit, die sich den Schädel wegbläst. Als sie das dem Sheriff melden geraten sie an eine unfreundliche Redneck-Familie, zu der auch ein dicker Irrer mit Maske und Kettensäge gehört. Es darf geschrien und gerannt werden...
Ein Remake eines der berüchtigsten Horrorfilme überhaupt und ein ebenbürtiges dazu. Denn wo mir schon das Original in keinster Weise zusagen konnte, steht ihm der Neuaufguss in nichts nach.
Nispels Film ist langweilig, stupide, aber manchmal wenigstens ein bissel unfreiwillig komisch. Merkwürdig, dass die Teenies, die hier in den 70ern angesiedelt werden, den heutigen Schönheitsidealen entsprechen und ich habe sowieso die ganze Zeit darauf gewartet, dass irgendwann das Lagnese-Zeichen eingeblendet wird, weil ich solche Leute schonmal in ner Eiswerbung gesehen habe...
Lustig, dass im Sinne einer Hommage an die Moralvorstellungen vergangener Jahre auch hier wieder das brave Mädel überlebt (I say no to drugs! I say no to sex! I just want to get married. Oh and I was in prison sometime...) und die bösen verdorbenen Teenies in den verdienten Tod laufen. Überhaupt wird in dem Film viel gelaufen. Die ganze letzte halbe Stunde rennt sich die Heldin die Hacken wund. Komischerweise schreit sie dabei gar nicht und das war es doch, was die angeblich so beklemmende Atmosphäre des Originals ausmachte. Naja, mir war's egal. Ich hoffte zu diesem Zeitpunkt eh nur noch auf ein baldiges Ende.
Immerhin lief Biel dann später auch im nassen T-Shirt rum und konnte ordentlich mit den Titten wackeln (ironisch, dass die moralischste Figur des Films diejenige ist, die ihre Reize am deutlichsten ausspielt, wenn am Ende auch eher unfreiwillig). Lustig, wie man sich immer wieder neue Möglichkeiten der Durchnässung der Heldin einfallen ließ - feuchter Keller, Regen (ganz originell) und Sprinkleranlagen.
Ach ja, dann war's noch ziemlich amüsant, dabei zuzusehen, wie einer der an einem Haken aufgespießte Typen noch die Kraft besaß, sich hochzuziehen und dass ihn seine Kumpanin mal eben einfach so - aus Gefallen natürlich - abstechen konnte. Fällt einem ja auch leicht sowas!
Was gab's noch? Oh... natürlich! Einmal nimmt der irre Dicke seine Maske ab und man erspäht seine Visage! Sah aus wie diese komischen Kriegerwesen aus Die Mumie. Oder war es Die Mumie 2?
Und dann hat R. Lee Ermey noch n Gastauftritt als schmieriger Cop, der von der Mutti liebevoll Junior gerufen wird und sich ganz auf seine Rolle in Full Metal Jacket besinnt. Sprich: rumblöken und n bisschen Haue für die unartigen Bengel.
Oh und dann ist da noch so'n kleiner Junge, der wohl auch zum Redneck-Clan gehören soll und bei dem ich immer gehofft habe, dass ihm die Zahnprotese doch aus der Fresse fallen möge. Gibt's übriges unter der Bestellnummer Z-771.600 für 14,90€ bei www.closeup.de zu bestellen!
Tja, also mein Gesamtfazit sieht dann so aus, dass ich nicht weiß, welchen der beiden Filme ich schlechter finden soll, entscheide mich aber letztlich doch für's Original, da dieses keinen Jennifer Love Hewitt-Verschnitt aufweisen konnte und im Remake durch die fehlenden Kreischorgien immerhin das Gehör geschont wird!
1/ 10
#100
Geschrieben 03. Januar 2004, 16:18
Christmas Vacation (USA 1989)
Regie: Jeremiah Chechik - DVD Warner
Jedes Jahr kurz vor Weihnachten wird der beste der Griswold-Quadrologie geschaut. Zudem der einzige Film, bei dem ich die Synchro vorziehe (von Spencer/Hill mal abgesehen). Die deutsche Stimme passt aber auch wirklich perfekt zum Oberschussel Clark "Dabbelju" Griswold, dessen ungebremster Optimismus und "Goodwill" ihn sowieso zum idealen pater familias machen.
Ich musste bei dem Film direkt beim ersten Erspähen der Clarkschen Visage schon laut loslachen, wie er fröhlich Weihnachtslieder vor sich hinträllert und die Kinder damit zu Tode nervt. Später kommt es dann zur wahnwitzigen Duel-Parodie, die dann zum dem Gang zum idealen Weihnachtsbaum führt. Ob der überwältigenden Schönheit der Megatanne ist Clark wieder ganz gerührt und ich schmeiß mich schon wieder weg vor Lachen.
Weitere Höhepunkte:
Clark beim Weihnachtseinkauf, der ihn zum Dessousstand führt, an dem eine vollbusige Verkäuferin den guten Griswold richtig ins Schwitzen bringt. "Eine Busenhitze hier!" bemerkt dieser und hat schon den legendären Machohabitus drauf, der ihm schon in Vacation (USA 1984, Harold Ramis) zu einer Eroberung verhalf.
Clark und die Weihnachtsbeleuchtung. Die Leiter, der Tacker, dann das nicht-funktionieren-wollen (trotz Trommelwirbels) und ein richtiger Ausraster vom Familienvater, bei dem sich auch schon mal kitschige Plastikrentiere in hohem Bogen davonmachen müssen.
Clark und der Dachboden! DAS Highlight des Films! Ein kurzes Ziehen an der Schnur und Zack! Die Leiter saust volle Möhre in die Fresse. Zum Brüllen komisch!!!Später kommt es auf dem Dachboden zu weiteren herrlichen Slapstickeinlagen: ganze dreimal haut Clark sich lose auf dem Boden liegende Bretter an die Rübe. Dann wird er auch noch vergessen und wir sehen seinen Kopf aus dem winzigen Fenster vergeblich nach seiner Frau brüllen. Allein dieser Anblick bringt mich zum nächsten Lachanfall!
Clark und die Verwandten. Hier wimmelt es von Brüllern. Vor allem als Eddie erscheint und Clark gehörig auf den Sack zu gehen beginnt. Seine Kinder sollte man zur Begrüßung besser nicht küssen, der Filius hätte "n Lippenpilz" und Köter Rotzi hat nach dem Genuss von Motoröl erstmal ordentlich kotzen müssen. Später kommt die senile Tante samt Ehemann zu Besuch und allein ihre Stimme ist schon zum totlachen. "Hab ich einen fahren lassen?" fragt sie einmal und später legt sei einen klasse Auftritt beim Tischgebet hin.
Nächstes mal schreib ich mir die ganzen Sprüche auf, hab jetzt schon wieder die meisten vergessen. Aber dafür freu ich mich schon auf nächstes Weihnachten, wenn ich denn Film wieder schauen kann!
9/ 10
#101
Geschrieben 03. Januar 2004, 16:41
Regie: Sergio Corbucci - DVD ems
Jedes Jahr vor dem Gang zur Kirche an Heiligabend wird dieser Spencer/Hill-Klassiker geschaut, der mir von all ihren Werken am besten gefällt.
Da sind zunächst die Szenen auf dem Schiff, auf dem sich Hill versteckt hält um zur Schatzinsel zu gelangen, wovon Kapitän Spencer aber nichts weiß. Der ist erstmal damit beschäftigt, sich der Kisten Puffin-Marmelade zu entledigen, die ihn auf seiner Reise stärken sollen und die er im Rahmen einer Werbekampagne mit an Bord nahm.
Hill frisst dem Dicken erst sehr geschickt, später eher ungeschickt dessen Mahlzeiten weg und wird später dafür sorgen, dass beide auf der besagten Insel landen, wo sie sich mit Eingeborenen, Piraten und Gangstern rumschlagen werden müssen.
Wie bei jedem Spencer/Hill-Film gibt es auch hier haufenweise Sprüche, die amüsieren ("Ich hau dir die Qualle aus dem Drömel!" "Du hast wohl was am Sträußchen!" "Los, ihr Sülzmeisen, macht euch vom Acker!") und irrwitzige Prügelorgien. Dazu werden die Village People ordentlich durch den Kakao gezogen und obwohl das Gute über das Böse siegt, stehen unsere Helden am Ende wieder ohne was in der Tasche da (genau genommen im Museum) und lamentieren.
Natürlich ist die Story 08/15 und wer nicht gerade als Kind mit dem dynamischen Duo aufgewachsen ist, mag es schwer haben, etwas mit ihnen anfangen zu können. Alle anderen werden vor allem einen gehörigen Nostalgieschub bekommen, wenn dieser Film über die Mattscheibe flimmert und sich wie ich wegschmeißen, wenn Hill in dem Bunker auf der Insel Kisten mit der Aufschrift "Nur Puffin verleiht dir die Kraft und Ausdauer die du brauchst!" findet und Spencer brüllt "Schmeiß das weg! Los schmeiß das weg!"
8/ 10
#102
Geschrieben 03. Januar 2004, 17:46
About Schmidt (USA 2002)
Regie: Alexander Payne - DVD Warner
"Bin ich froh, wenn ich wieder das Macho-Arschloch spielen darf!"
Zweite Sichtung nach dem Kinobesuch Anfang des Jahres. Diesmal hat mir der Film schon nicht mehr so gut gefallen und irgendwie scheint's mir doch wieder nur ne reine Jack Nicholson-Show zu sein, der sich alles andere unterordnen muss. Paynes Mischung aus Road Movie, Drama und Komödie hat zudem den Spagat zwischen Komik und Tragik nicht so ganz hinbekommen, so dass manches Lachen direkt mit nem schlechetn Gefühl verbunden ist und man unangenehm berührt ist. Aber der Film ist immer noch sehenswert, v. a. weil Big Jack mal wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt und endlich auch mal n armes Würstchen geben durfte. Nach The Pledge seine beste Performance!
7/ 10
Planes, trains & automobiles (USA 1987)
Regie: John Hughes - DVD Paramount
Wie immer vor der Bescherung den Lieblingsfilm geschaut. Sogar etwas neues ist mir aufgefallen: als Del und Neil im Café sitzen und Neil meint, er reise doch besser allein weiter, erspähte ich im Hintergrund eine Frau, die Opfer von Del's Verkaufsstrategie wurde und die Showercurtainrings als Ohrringe trägt. Wahrscheinlich gibt's noch mehr solcher versteckter Gags (man achte z. B. auch mal auf die Lautsprecherdurchsage am Flughafen, als sich Neil und Del das erste mal gegenüber sitzen, hab ich erst nach dem x-ten Sehen bemerkt!), weshalb schnell eine SE mit Audiokommentar her muss!
10/ 10
Narc (USA 2002)
Regie: Joe Carnaham - DVD Splendid
"Rasier du dich zuerst!"
Hab einige positive Kritiken zu dem Film gelesen und auch hier wurde mir der Film empfohlen. Narc war dann auch ein überzeugender Copthriller, den ich aber nicht mit Werken wie French Connection auf eine Stufe stellen würde. Authentisch zwar, aber irgendwann nervte die wacklige Kameraführung doch ein wenig. Dafür endlich mal wieder Liotta in einer Hauptrolle, der nichts von seiner charismatischen Präsenz eingebüßt hat und einer der unterschätztesten Darsteller überhaupt ist. Die Auflösung habe ich zwar nicht ganz verstanden (hab die Originalversion geschaut), war aber dennoch sehr überrascht. So bleibt unter'm Strich ein gelungener Film mit Hauptaugenmerk auf die Charaktere und der sich wunderbar in die Riege zuletzt vieler toller Copfilme wie Training Day oder Dark Blue einreiht.
8/ 10
The Return of the King (NZ/USA 2003)
Regie : Peter Jackson - Jetzt im Kino (Warner)
Nochmal dringewesen, ist diesmal leicht bei mir abgefallen, zumal mir das Ende immer übler aufstößt. Dennoch ein fantastischer Film und der krönende (sic!) Abschluss der imposantesten Saga der Filmgeschichte.
9.5/ 10
Barton Fink (USA 1991)
Regie: Joel Coen - DVD Fox
Zum vierten mal gesehen und weil ich erst kürzlich einen größeren Text zum Film verfasst habe, will ich nur sagen, dass es einer der Filme ist, die man sich immer immer wieder anschauen kann. Auch in kurzen Abständen und da gibt's bei mir nicht viele. Ein großartiger Film!
10/ 10
O Brother, where art thou? (USA 2000)
Regie: Joel Coen - DVD Momentum
Mein Kumpel kannte den noch nicht, also direkt n Coen-Double-Feature gemacht. Hat mir nicht mehr so gut gefallen, wie beim letzten Sehen, war aber trotzdem noch saukomisch, besonders Clooney als Gable-Verschnitt.
8.5/ 10
Double Indemnity (USA 1944)
Regie: Billy Wilder - VHS
Eine DVD muss her! Die Mutter aller film noir! Ausführliche Kritik findet man ein paar Seiten früher in diesem Tagebuch.
10/ 10
Io non ho paura (I/SPA 2003)
Regie: Gabriele Salvatores - Jetzt im Kino (Kinowelt)
Klasse Film aus Italien, der ein weitgehend unbeachtetes Dasein fristet, aber immerhin im Wettbewerb der letztjährigen Berlinale lief. Aus Sicht des 10jährigen Michele wird das Leben in der Provinz in Apulien der 70er Jahre geschildert. Als der Junge ein angekettetes Kind in einem Erdloch entdeckt und die Dorfbewohner damit etwas zu tun zu haben scheinen steht Michele vor einer schwerwiegenden Entscheidung.
Die Stärken des Films sind die tollen Kinderdarsteller und die atemberaubende Lichtregie. So werden die weiten Felder Süditaliens von der Kamera sehr ästhetisch eingefangen und vermitteln eine einzigartige Atmosphäre. Zu dem gesellt sich eine spannend erzählte Geschichte mit einem überraschendem Ende. "Ich habe keine Angst" ist der deutsche Titel des Films. Der Name ist Programm: ein starker Film!
7.5/ 10
Sunset Blvd. (USA 1950)
Regie: Billy Wilder - DVD Paramount
Ein erfolgloser Hollywoodschreiberling gerät zufällig an die alternde Stummfilmdiva Norma Desmond, die sich nicht mit der Vergänglichkeit ihres Ruhmes abfinden kann und den Autor engagiert, ihr selbst verfasstes Script filmtauglich zu machen.
Für viele ist dies der beste Film Billy Wilders, beschreibt er die Maschinerie Hollywoods sehr zutreffend. Dies immer mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, ausgehend von William Holdens Figur Gillis, der idealbesetzt ist für den smarten, desillusionierten Schreiberling, der bereits zu Beginn des Films tot im Pool liegt und die Geschichte für uns nochmal zum besten gibt. So hat dieser abgehalfterte Autor am Ende doch noch eine großartige Geschichte auf die Beine bekommen. Ein kleiner Gag, ganz der Wilderischen Art.
Der Anfang inspirierte übrigens Sam Mendes bei seiner Inszenierung von American Beauty, dessen Lester deutliche Anleihen bei Gillis hat. Und auch Filme wie Barton Fink zitieren Sunset Blvd..
Sunset Blvd. ist einer der größten Klassiker Hollywoods und das obwohl genau diese Traumfabrik in ihrer beispiellosen Art der Ausbeutung des Individuums schonungslos dargestellt wird.
8/ 10
#103
Geschrieben 04. Januar 2004, 20:00
Regie: Steven Lisberger - DVD Buena Vista
Als die Matrix noch in den Kinderschuhen steckte..."
Der Computerhacker Flynn (Jeff Bridges) gerät bei dem Versuch das übermächtige Master Control Program zu überlisten in Schwulitäten und wird von diesem in die Welt der Bits und Bytes befördert, wo er von nun an ein Leben unter Programmen fristet. Dabei stößt er auf zwei ihm bekannte Gesichter, die sich als Programme seiner Kumpels entpuppen. Gemeinsam bieten sie MCP die Stirn.
Gemessen an heutigen Maßstäben wirkt der Film natürlich nur noch wie ein Relikt aus grauer Vorzeit und doch kann man dem Film einen gewissen Charme nicht absprechen. Die Optik ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und auch an die ungewöhnlichen Effekte muss man sich erstmal gewöhnen, aber Tron macht schon Spaß und ist sogar einigermaßen spannend.
Leider merkt man dem Film an, dass es sich hier um eine Disney-Produktion handelt. So ist die Story recht einfach gestrickt; Gut und Böse deutlich voneinander zu unterscheiden und der gute Freund des Helden muss natürlich sein Leben lassen. Aber dafür wird wenigstens nicht gesungen und der Soundtrack ist sogar fantastisch (wenn man Synthie-Klänge der 80er mag).
Dass der Film damals ein Riesenflop war verwundert mich schon ein wenig. Aber die Masse war wohl noch nicht bereit für derartiges Popcornkino und sah lieber dabei zu, wie ein Alien aus Gummi nach hause telefonieren wollte. Zudem war man wohl eher auf etwas wie Star Wars gepolt und wollte sich an Weltraumschlachten ergötzen. Sei's drum. Tron ist zumindest ein einmaliger Film, ein wahres Unikat, das immerhin wieder zu Nostalgieanfällen bei mir geführt hat.
6/ 10
#104
Geschrieben 05. Januar 2004, 17:31
Regie: David Lynch - DVD Concorde
Gestern mal wieder gesehen und wieder voll im Interpretatonsfieber.
Dabei scheint mir die Conclusio von djmacbest die schlüssigste zu sein, auch wenn ein paar Fragen unbeantwortet bleiben. Diese können in seinem Kommentarthread diskutiert werden.
Spoiler!!!
Auf jeden Fall gehe ich nun auch davon aus, dass in dem Wunschtraum (ersten 120 Minuten des Films) Diane Selwyn in dreifacher Ausführung erscheint: einmal als sie selbst (die Schwarzhaarige), ihre "gute" Seite/ Gewissen (die Blonde) und als ihre "schwache/schlechte" Seite (Regisseur Kesher). Von selbst wär ich jedoch nie drauf gekommen.
Spoiler aus!!!!
Jedenfalls möchte ich den Film dringend empfehlen, den ich in seiner Komplexität noch vor Memento nennen würde. Und selbst wenn man die vielen Rätsel nicht lösen mag, so bietet der Film immer noch glänzende Unterhaltung mit einer gehörigen Prise Erotik!
10/ 10
#105
Geschrieben 06. Januar 2004, 12:25
Regie: Bryan Singer - DVD Fox
Meine Favoritin steht ganz rechts!
Ich geb's ja zu: hätte der Film nicht seinen Weg in die Top 250 der imdb gefunden, ich hätte ihn mir wohl nie angesehen. So konnte ich nicht anders, als ihn in meinem Komplettierungswahn dieser Liste zu schauen und frage mich im Nachhinein, was X2 in diesem Ranking zu suchen hat.
Natürlich ist der Film sehr unterhaltsam und voller furioser Spezialeffekte, aber die Story schien mir doch ein wenig konfus und irgendwie schien es lediglich darum zu gehen, möglichst schnell wieder neue Actionszenen einstreuen zu können.
Vergleicht man ihn mit dem Erstling, so hat dieser mir deutlich besser gefallen. Zwar geriet X-Men ein wenig langatmig und kam auch ohne die bombastische Action des Nachfolgers aus, doch schien mir dort die Story durchdachter; die Charaktere standen im Vordergrund.
So kann man nun konstatieren, dass die Story aus Teil 1 gepaart mit der Action aus Teil 2 am Ende wohl das beste Ergebnis geliefert hätte. Raimi hat's doch auch hinbekommen. Sei's drum. Langweilig war X2 nie und auch wenn man ihr nur wenig Leinwandpräsenz gönnte, so konnte ich mich wieder am Anblick von Anna Paquin ergötzen
Erwähnen möchte ich auch noch, dass Hugh Jackman eine verdammt charismatische Figur abgibt und er für mich den würdigsten Nachfolger von Piss Brosnan als Bond darstellt.
Und noch eine Randnotiz: wer die Möglichkeit dazu hat, sollte X2 unbedingt im Original sehen, da der Mutant Kurt Wagner (ein recht komisches) deutsch spricht und sein Englisch mit einem "heavy German accent" unterlegt ist. War ziemlich witzig!
6.5/ 10
#106
Geschrieben 09. Januar 2004, 05:04
Dabei war es reiner Zufall, dass ich zuletzt zwei Filme von dem selben Regisseur geschaut habe.
Dafür haben mir beide sehr gut gefallen, zumal ich beide seit rd. 5 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Dead Poets Society (USA 1989)
Regie: Peter Weir - DVD Buena Vista
"Carpe diem."
Nutze den Tag also. Das habe ich getan, als ich diesen wunderbaren Film endlich mal wieder gesehen habe. Mit einem erfreulich wenig albernen Robin Williams, der hier schon andeutete, was er dann 2002 mit gleich zwei Filmen bewiesen hat: nämlich dass er ein verdammt guter Schauspieler ist.
Als unkonventioneller (zumindest für die Eliteschule Hell-Ton, wie man sie in Schülerkreisen ob der hohen Wertschätzung nach Disziplin dort nennt) Lehrer Keating greift er zu den innovativsten Möglichkeiten, seine Klasse für Poetry zu begeistern und wer im Englischunterricht der Oberstufe oder später an der Uni mit so etwas konfrontiert wurde, der weiß, dass das nicht unbedingt immer Spaß macht. Jedenfalls weist Williams seine Schüler erstmal an, die unsägliche Einführung aus den Lehrbüchern zu entfernen und sie in den Papierkorb zu werfen. Später wird er sie mit ihren Vorgängern konfrontieren, sie auf's Pult steigen lassen und mit einem Vers auf den Lippen gegen Bälle kicken lassen.
Alles sehr witzig und nett anzusehen und der Klasse scheint's auch zu gefallen, bietet der Unterricht bei Keating doch einen wunderbaren Kontrast zum sonst so öden Schulalltag in Welton äh Hell-Ton.
Dann kommt irgendwann die Dead Poets Society ins Spiel, der Club der toten Dichter also (auch der dt. Titel des Films), den eine handvoll Schüler wieder aufleben lässt und der für einige Ereignisse sorgen wird.
So wird am Ende aus einem schüchternen Streber ein couragierter Knabe, der zunächst hoffnungslose Verliebte gewinnt das Herz seiner Teuersten (zumindest andeutungsweise, was ich dem Film sehr zu Gute halte) und der vom Vater getriezte findet den Mut gegen dessen Willen seiner Bestimmung als Actor nachzugehen, auch wenn er dies mehr als teuer bezahlen muss.
Dead Poets Society hat viele komische Momente und ist doch ein zutiefst trauriger Film, der zum Teil stark an die Nieren geht und dennoch mit einem der besten Filmenden überhaupt aufwartet. So ist die letzte Szene ein einziger Magic Moment. "Oh Captain, my Captain!"
Peter Weir schuf hier seinen, wie ich finde besten Film, da er es schafft jegliche Klischees, die gerade dieses Genre aufweist zu vermeiden und neben der tollen Darstellerführung ein ungemein kraftvolles Drehbuch sehr geschickt umgesetzt hat. John Seale's Kameraführung tut ihr übriges, um den Film in die Kategorie Meisterwerk zu katapultieren.
Wichtig zu erwähnen ist noch, dass erst die Originalfassung die volle Brillanz des Films offenbart, da sich die zahlreichen Verse wohl kaum angemessen ins Deutsche übersetzen lassen. Und außerdem ist Williams' Brando-Parodie einfach herrlich!
10/ 10
The Truman Show (USA 1998)
"Good Morning. Good Afternoon. And Good Night!"
Fast zehn Jahre nach dem Schuldrama konnte Weir erneut auf ein sehr intelligentes Drehbuch zurückgreifen, das wohl mit zu den besten gehört, die je geschrieben wurden (Andrew Niccol zeichnete sich dafür verantwortlich).
So vereint The Truman Show zahlreiche Aspekte in sich, von der Medienkritik über die Frage nach Menschenwürde bis hin zur Kraft der Liebe. Das alles mit einer gehörigen Portion Humor und wieder einmal inklusive des Beweises, dass ein Spaßvogel doch zu mehr fähig ist, als man ihm gemeinhin zugetraut hätte.
Doch der Star des Films ist zweifelsohen Ed Harris, der als Showschöpfer Christoph brilliert und seit Moss in Glengarry Glen Ross wohl keinen derartigen Unsympath gegeben hat. Der Wahnsinn und Irrglaube dieses fast schon gottähnlichen Mannes trägt Harris in seinem Schlussmonolog eindrucksvoll zur Schau und als Truman sich der "Real World" stellt, braucht es keine Worte mehr, um den Niedergang eines Überheblichen darzustellen.
Besonders gefallen hat mir an dem Film die Szene, in der Truman zu ahnen beginnt, was um ihn herum geschieht, er mitten in der City umherrennt und dabei wunderbar passende Musik eingespielt wird, so dass ich schon wieder einen der sogenannten Magic Moments erleben durfte. Als Zugabe gab's dann für mich noch zwei meiner Lieblingsschauspielerinnen zu bewundern, die gleichsam schön und talentiert sind.
Selbst meine große Antipathie gegenüber Carrey hat sich wieder ein wenig legen können, man wünscht sich nur mehr solcher Rollen für das Gummigesicht.
Nie hat mir die Truman Show so gut gefallen, wie nach dem letzten Sehen undich glaube, ich sollte doch noch ein paar Filme von Peter Weir schauen!
8.5/ 10
#107
Geschrieben 09. Januar 2004, 14:48
Regie: Sofia Coppola - Jetzt im Kino (Constantin)
"Ich fass es nicht! Bist du nicht der Typ aus Saving Private Ryan?"
Verloren in Japan. Das sind Filmstar Bob Harris und die junge Ehefrau Charlotte. Beide kommen nicht so richtig zurecht. Entfremdet fühlen sie sich in ihren Ehen. Doch haben zumindest sie sich gefunden und es entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden, die genauso undurchschaubar ist, wie die Leute in Japan. So redet der Regisseur eines Whiskey-Werbespots minutenlang auf Harris ein, der dann übersetzt bekommt, er möge sich nur ein wenig nach recht drehen. Alles klar!
Sofia Coppola hat bereits nach ihrem zweiten Film eine deutlich Handschrift erkennbar gemacht. Wie schon in ihrem Debütfilm besinnt sie sich ganz auf die ästhetische Wirkung ihrer Protagonistin und unterlegt alles mit dem wunderschön melancholischen transusigen Elektropop von Air. Die Bilder sprechen oftmals für sich. Viele wortlose Einstellungen, keine schnellen Schnitte. Alles ganz besinnlich gehalten und dabei mit einer traumwandlerischen Stilsicherheit umgesetzt.
Gerade im Zuge der anstehenden Filmpreisverleihungen wird um den Film ja ein Riesenhype gemacht, den ich allerdings nicht ganz nachvollziehen kann. Natürlich brillieren die beiden Hauptdarsteller und natürlich hat Coppola sich längst aus dem großen Schatten ihres Vaters herausbewegt (der bestimmt froh wäre, auch mal wieder einen guten Film zu drehen), doch ist Lost in Translation weitaus nicht so gut, wie er überall gemacht wird. Ein schöner Film, der eine ganz spezielle Bindung zweier Menschen beschreibt und alles zu einem wirklich schönen Abschluss bringt, doch zu einem meisterhaften Werk fehlt dem Film doch das gewisse Etwas. Zumindest ging es mir so. Aber vielleicht muss ich auch einfach noch etwas Abstand gewinnen und Lost in Translation weiter auf mich wirken lassen.
8.5/ 10
#108
Geschrieben 15. Januar 2004, 11:42
Regie: Alan J. Pakula - VHS
"Die Frisur ist out, Schätzchen!"
Privatdetektiv Klute (Donald Sutherland) sucht einen vermissten Geschäftsmann und stößt bei seinen Recherchen in New York auf das Call-Girl Bree Daniels (Jane Fonda), die ihm bei seinem Fall hilft.
Mir wurde der Film als Pendant zu 8MM (den ich überaus schätze) empfohlen und so bin ich mit bestimmten Erwartungen an den Film herangetreten. Das endete damals damit, dass ich nach ner halben Stunde abbrechen musste, doch im Zuge meiner Sutherland-Reihe habe ich dem FIlm eine zweite Chance gegeben und siehe da: es hat sich nichts geändert. Nur dass ich ihn diesmal bis zum Ende durchgestanden habe.
Zu bemängeln habe ich in erster Linie ein ziemlich unausgegorenes Drehbuch, das niemals wirklich plausibel erscheint und zu einem überaus lächerlichen Showdown führt, der auch noch miserabel inszeniert wurde.
Pakula will uns weiß machen, wie ein entfremdeter Mensch im Schmelztegel New York mit seiner Situation nicht fertig wird und erst Stück für Stück durch einen Retter aus seinem Elend entfliehen kann (dabei muss natürlich auch der für NY-Filme obligatorische Besuch beim Psychiater auftauchen). Komisch nur, dass dieser Retter - Klute - seine Affektion zur Hure niemals glaubwürdig darstellt und die ganze Zeit mit einem seltsam abwesenden Blick herumläuft. Jane Fonda kommt da schon besser weg, obwohl ich ihren Oscar beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Immerhin hatte sie die Courage dem gängigen Trend der 70er zu folgen und auf jeglichen BH-Einsatz zu verzichten.
Aber das half dem Film auch nicht. So wurde mir ganz schnell ganz langweilig; ich ahnte das Ende meilenweit voraus und hoffte auf den Tod der Protagonistin. Ein Film voller Unsympathen, in dem der spätere Star Scheider auch ab und zu mal durch's Bild huschen durfte und von dessen überall angepriesener dichten, bedrückenden Atmosphäre ich nichts, aber auch gar nichts mitbekam.
Erstaunlich, wenn man bedenkt, was Pakula später noch für Filme gedreht hat und wie oft Sutherland mittelmäßige Filme allein durch seine Präsenz noch gerettet hat. Hier ging alles schief. Ein Film, der völlig an mir vorbei ging und nach dessen Sichtung ich mich frage, wieso er diesen Titel trägt. Schließlich ist Klute nichts anderes als eine Nebenfigur, aber Daniels hätte ja auch nicht so fein geklungen.
2/ 10
#109
Geschrieben 15. Januar 2004, 22:18
Regie: Roger Donaldson - Jetzt im Kino (Constantin)
Computerspezialist Clayton (Colin Farrell) sieht sich urplötzlich dem CIA-Ausbilder Burke (Al Pacino) gegenüber, der ihn rekrutieren möchte. Bald steckt er mitten im Ausbildungsprogramm und bekommt den ersten Auftrag. Ausgerechnet die hübsche Kollegin soll für die Gegenseite arbeiten...
Der plot klingt nicht besonders aufregend und neu schon gar nicht. Schon unzählige male wurde uns die altgediente Geschichte vom weisen Ausbilder und dem Jungspund erzählt und am Ende ist dann nichts so, wie es schien. So auch hier. Aber The Recruit ist verdammt spannend; bietet grundsolide Unterhaltung. Dabei stört es auch nicht weiter, dass Pacino sichtlich desinteressiert ab und an mal durch's Bild läuft, gehört der Film doch eh Jungstar Farrell, der hier einmal mehr seine Lead-Qualitäten unter Beweis stellt.
Donaldson hat seinen Film zwar mit den zeitgemäß schnellen Schnitten unterlegt und reizt die Schieflage im Übermaß aus, kann dafür aber die packenste Verfolgungsjagd seit The French Connection bieten. Wenn Clayton den vermeintlichen Feind jagt, dann ist das Hochspannung pur. Eine vorzügliche Sequenz. Überhaupt packt einen dieser temporeiche Spionagestreifen sehr schnell und man verzeiht ihm denn auch gerne das allzu konventionelle Ende, das selbst Pacino nicht zu retten vermag. Egal. Wäre doch nur alle Mainstreamware so zufriedenstellend. Bestes Popcornkino für den etwas gehobeneren Filmanspruch. Der ideale Film für den Samstagabend!
7/ 10
#110
Geschrieben 15. Januar 2004, 23:07
Regie: Edward Zwick - Jetzt im Kino (Warner)
Nathan Algren kann seine Vergangenheit als Regimentsführer nur im Suff ertragen. Die Bilder abgeschlachteter Indianer lassen ihn nicht mehr los. Dennoch nimmt er den Auftrag aus Japan an, denn "für 500 Dollar würde ich jeden umbringen!" Sein erster Einsatz dort endet mit einem Debakel. Die zu bezwingenden Rebellen, die sich als Samurai herausstellen nehmen Algren gefangen. Ein halbes Jahr wird er nun mit ihnen leben müssen und langsam die Vorzüge dieses Lebens erkennen. Auch die Menschen wird er schätzen lernen.
Zurück bei seinen Befehlshabern nimmt er Abstand von seinem Auftrag und unterstützt die Samurai im Kampf gegen ihre Ausrottung. Er ist einer von ihnen geworden...
Irgendwie sehen alle Ed Zwick-Filme gleich aus: atemberaubende Landschaften, ein Schönling in der Hauptrolle und jede Menge Pathos. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Gut ging's bei Glory, weniger gut bei A River runs through it. Auch nicht besonders zeigt sich sein neuster Film, mit dem Cruise endlich den lang ersehnten Oscar einheimsen will. Doch Cruise ist eben kein guter oder gar vielseitiger Schauspieler. Nach dem Lichtblick in Magnolia folgten reihenweise Standarddarbietungen des Grinskopps, der auch als Samurai keine besonders gute Figur abgibt. So rennt er die ganze Zeit mit derselben betretenen Miene rum, was umso krasser auffällt, zieht man den Vergleich zu seinen japanischen Kollegen, die geradzu brillieren. Allen voran Ken Watanabe, der stark an die alte Kurosawa-Garde erinnert.
Der Film hat zwei große Schwächen: den schon erwähnten unzulänglichen Hauptdarsteller und die letzte halbe Stunde. In dieser ertrinkt The last Samurai in Pathos. Eine Zeitlupensequenz reiht sich an die nächste. Tapfere Männer, die im Dreck krepieren. Untermalt vom pompösen Zimmer-Score. Es ist beinahe unerträglich. Getoppt wird dies nur von dem völlig unglaubwürdigem Schluss, der nahelegt, dass der geläuterte Mann den zuvor reichlich uneinsichtigen Kaiser umstimmen kann, indem er Rotz und Wasser heulend vom dahingeschiedenen letzten großen Samurai erzählt. Und dass die Frau, die er einst zur Witwe machte sich dann auch noch in ihn verliebt... also bitte!
Doch möchte ich den Film nicht schlechter machen, als er ist. So wissen besonders die Szenen als Algren die Welt der Samurai kennenlernt zu überzeugen. Die Fotografie ist wie bei Zwick üblich sowieso überragend. Hätte er doch ein wenig an Pathos gespart, es hätte ein großer Film werden können, doch so verdirbt sich Zwick selbst ein besseres Resultat. Schade eigentlich; die Geschichte hatte durchaus Potenzial.
5/ 10
#111
Geschrieben 16. Januar 2004, 13:54
Regie: Alex Proyas - DVD (Buena Vista)
"Nein, ich habe nichts mit HIM zu tun!"
Der ermordete Rocker Eric Draven (Brandon Lee) kehrt als Untoter mit Krähe im Gepäck in die Welt der Lebenden zurück, um seinen und den Tod seiner Freundin zu rächen.
Da ich mir zumeist nichts aus Comicverfilmungen mache, konnte mich auch diese hier nicht erwärmen. Vor allem wenn dann auch noch so dermaßen kackdreist bei Burton abgeguckt wurde und der Soundtrack so penetrant eingesetzt wird, dass es scheint, der Film sei für diesen erst enstanden.
Dann gab's mal wieder n Haufen pseudopsychologisches Geschwätz und einige ärgerliche drastische Gewaltdarstellungen. Genervt hat dann vor allem diese dumme Göre, die klugscheißerisch über die Kraft der Liebe sinnieren musste.
An Peinlichkeit und unfreiwilliger Komik kaum zu überbieten stellten sich die baddies dar. Da hätten wir zunächst den Oberfiesling, der mit langer Mähne böse vor sich hingrinst und mit tiefer Stimme böses Gedankengut vermittelt. Noch peinlicher Bai Ling als inzestiöses Verhältnis für den Bad Guy. Die durfte dann auch ab und zu mal was sagen, was dann wohl enorm wichtig sein sollte, aber die meiste Zeit verbrachte sie nur damit an der Seite vom langhaarigen Hühnen zu stehen und cool vor sich hinzublicken.
Dann waren da noch n Haufen Sidekicks, die für die ersten Metzeleien herhalten mussten. Einziger Lichtblick war Coen-Mime Jon Polito, der einmal mehr den Schmierlappen gab und leider schnell dran glauben musste.
Zwischendurch gab's immer mal wieder was mit der moralischen Keule: Drogen sind doof und weil ich sage, dass du jetzt damit Schluss machst, wirst du dich auch gleich wieder um deine vernachlässigte Tochter kümmern und zur guten Mutter werden. Oder die Sache mit dem Rauchen. Oder der aufrichtige Cop, der in seiner Freizeit mal eben zufällig genau am richtigen Ort ist, um den Helden zu retten - und das gleich zweimal! Aber dafür darf er sich am Ende als moralischer Sieger fühlen!
Der Showdown war dann ne Mischung aus Highlander meets John Woo. Ballerei und Schwertkampf in ner Kirche. Sehr einfallsreich! Irgendwie wirkte der ganze Film wie ein 90minütiger Videoclip, bei dem es den Mimen beinahe schon unangenehm war, dazwischen zu reden. Ich bin übrigens überzeugt dass der Vogel von HIM den Clip äh... Film genau studiert hat, bevor er dann seine Band gründete.
The Crow wirkt selbst für Popcornkino reichlich fade und abgestanden; die aufgesetzte Poetik ist das peinliche Sahnehäubchen. Was für ein beschissener Film!
1.5/ 10
#112
Geschrieben 22. Januar 2004, 15:02
Regie: Gus Trikonis u. a. - VHS
Der "Übermensch": Mitch Buchannon
Es gab eine Zeit, da lief ene Serie namens Baywatch im Fernsehen an, ohne dass man sie direkt mit Plastik-Pamela Anderson assoziierte. Als die Serie Anfang 1990 zum ersten mal in der ARD lief waren die Quoten enorm, David Hasselhoff in Deutschland noch einer der größten Stars und die Qualität der Episoden musste sich keineswegs hinter denen des Gros der Serien, die zu dieser Zeit liefen verstecken. Kurzum: die erste Staffel war niemals so schlecht, wie man die Serie später überall gemacht hat. Nun mag man sich fragen, weshalb dann nicht das Niveau der ersten 23 Folgen gehalten wurde.
Zunächst muss man konstatieren, dass die Serie in den Staaten ein Totalreinfall war und eigentlich nur bei uns richtig gut lief. Durch den hiesigen Erfolg konnte die Serie überhaupt erst fortgesetzt werden. Damals kostete eine Episode eine Millionen Dollar und dieses Budget erwies sich nach dem enttäuschenden Abschneiden auf dem amerikanischen Markt für weitere Folgen mehr als utopisch. So sparte Hasselhoff, der die Serie mitproduzierte an allen Ecken und Enden: weniger Darsteller, mehr Videoclipästhetik, weniger Story, mehr Slo-Mo-Sequenzen, mehr nackte Haut und eine Verkürzung der Sendezeit von 45 auf 41 Minuten pro Folge.
Durch diesen Sparkurs gelang es Hasselhoff eine komplette zweite Staffel zu realisieren, die dann in Europa auch noch recht gut lief. Für die dritte Staffel gelang dem Macher dann ein Geniestreich, indem er die bis dato wenig bekannte Pamela Anderson engagierte.
Diese wurde schnell zum Markenzeichen der Serie und wurde zum Sexsymbol der 90er. Fortan schauten nicht nur zahlreiche notgeile männliche Teenager mit Vorliebe die Serie, dessen Plots immer dürftiger, die Badeanzüge dafür immer enger wurden an, sondern vermehrt auch ältere Zuschauer, wie aus den Statistiken der GfK hervorging. Die Serie stand im Zenit ihres Erfolges.
Bald wurde Baywatch weltweit zum Erfolg und man schätzte global gesehen 1 Milliarde Zuschauer pro Folge.
Am Ende standen 241 Episoden, eine Umbenennug der Serie in Baywatch Hawaii (es war kostengünstiger dort zu drehen), eine Ablegerserie namens Baywatch Nights und zahlreiche Playmates, die kurz in der Serie vorbeischauten.
Baywatch wurde zum Kult, doch niemand wollte sich ernsthaft outen, diese Serie zu schauen. Ich gehörte jedenfalls dazu und das mit Begeisterung, auch wenn die Qualität der Episoden am Ende so schwach war, dass ich irgendwann abgebrochen habe. So habe ich insgesamt wohl die ersten 8 Staffeln komplett geschaut, mich aber stets nach der alten Crew zurückgesehnt.
So habe ich immer die erste Staffel als Maßstab genommen, welcher jedoch nie mehr erreicht wurde. Und weil man irgendwann aus dem pubertärem Gegeifere nach Silikonpuppen in knappen Badesuits rauswächst geht auch das Interesse mit der Zeit verloren. Von Baywatch Hawaii habe ich zum Beispiel gar nichts mehr mitbekommen.
Jetzt habe ich nach rund sieben Jahren mal wieder die alten Cassetten rausgekramt und mir die ersten Folgen der von mir damals so heiß geliebten ersten Starffel angeschaut. Und siehe da: ich liebe diese Serie noch immer! Natürlich ist Hasselhoff ein miserabler Schauspieler und als er am Ende der ersten regulären Folge einen Heulkrampf bekommt kann man auch gar nicht anders, als sich totzulachen, aber trotz zahlreicher unfreiwilliger Komik hat Baywatch einen gewissen Charme, dem ich mich nicht entziehen kann.
Wer träumt nicht von einem Leben am Strand von Malibu Beach. Davon, in einem totschicken Haus mit dem perfekten Vater zu leben. Denn die Figur Mitch Buchannon ist wohl am ehesten von allen "normalen" Serienfiguren am nächsten an Superman. Er kann alles. Er sieht gut aus, er ist sportlich, er ist charakterstark, rettet ständig Leben und hat einen Riesenfreundeskreis. So ein Mann müsste man sein!
Ich bin auch heute noch Fan von Hasselhoff, der als Schauspieler zwar erbärmlich ist, aber ein Charisma hat, das ich nur von wenigen Seriendarstellern kenne. Aber es ist nicht nur Hasselhoff. Die gesamte Crew der ersten Staffel hat mir schon immer sehr zugesagt. Der Anwalt Craig Pommeroy (Parker Stevenson), der die sympathischste Figur gibt, Eddie Kramer und Shaunie McLane (Billy Warlock und Erika Elenika, das erste Baywatchgirl), die als erste durch Baywatch zueinanderfinden (in späteren Folgen kommt es zu unzähligen Anbandelungen zwischen Kollegen), dann J. D. Cort, der der Serie in der zweiten Hälfte ihres erstjährigen Bestehens sowas wie den Colt-Seavers-Faktor einbrachte (mit ihm gehen sehr actionlastige Folgen einher, die locker mit den besten 80er Jahre-Actionserien mithalten können) und natürlich Garner, der schwarze Cop, den es nur widerwillig an den Strand getrieben hat und sich immer wunderbar mit Mitch kabbelt.
Ja, das waren noch Typen. Die konnten zum Teil sogar schauspielern, mussten noch nicht minutenlang in Zeitlupe durch den Sand joggen. Die ersten 23 Folgen waren witzig (zum Teil natürlich auch unfreiwillig), manchmal sogar spannend und immer äußerst unterhaltsam. Die letzten Episoden boten teilweise mehr Action, als das A-Team und dazu kam natürlich noch der Soap-Faktor und die moralische Keule, mit der des Öfteren mal ordentlich ausgeholt wurde. Doch alles in einem angenehmen Rahmen. Die Belehrungen wie hör auf deinen Daddy, der weiß schon ws gut für dich ist! oder: wer Bier trinkt ist automatisch ein böser Bube! ließen mich denn auch eher schmunzeln, als mich darüber zu echauffieren.
Auch die vielen Klischees stören mich nicht sonderlich, schließlich war es schon immer so, dass in actionbetonten Serien alles schwarz-weiß gezeichnet wurde; das Auftreten der "Bösen" immer mit bedrohlicher Musik untermalt wurde und das "Gute" am Ende immer siegt. Man darf derartige Serien nun mal nicht mit anspruchsvollen Filmen vergleichen. Nein, sie sind ganz einfach pure Unterhaltung mit ein wenig Trash-Faktor, den man als Fan aber gerne in Kauf nimmt.
Nicht verschweigen möchte ich natürlich, dass auch der Nostlagieschub eine Rolle dahingehend gespielt hat, mir die Serie jetzt mal wieder anzutun. Man wird schnell an die Kindheit erinnert, wie man sich als Blag auf dem Schulhof mit den Kameraden über die letzte Folge euphorisch ausgetauscht hat und der nächste Episode (liefen damals noch wöchentlich im Vorabendprogramm der ARD) ungemein entgegenfieberte.
Als ich am Montag die erste Cassette reingeschoben hatte und "Save me" von Peter Cetera erklang überkam mich eine Gänsehaut. Nun bin ich wieder kurzzeitig im Baywatchfieber. Gewisse Schwächen wird man niemals los.
#113
Geschrieben 28. Januar 2004, 17:49
Regie: Elia Kazan - VHS
Komme vor lauter Baywatchschauen kaum noch zum Filmegucken. Naja, zumindest hatte ich am Wochenende mal wieder Zeit für zwei Filme.
Zunächst East of Eden, der Debütfilm von James Dean, der mir immer noch am besten von seinen dreien gefällt. Ich denke, dass Jimmy hier seine beste Leistung abliefert und sie in Rebel without a Cause mehr oder weniger kopiert. Auch der Brandosche Einfluss wird hier sehr ersichtlich. Die Körpersprache, die ständig kauernde Haltung, das Steinchentreten...
East of Eden ist ein typischer Kazan-Film, der stark auf religiöse Themen eingeht. War es in On the Waterfront noch ein wenig subtiler gehalten, so wird in East of Eden explizit auf den Bezug zu biblischen Motiven verwiesen. Kain und Abel. Diese Geschichte findet sich in dem Film als Kern wieder: der eifersüchtige Bruder, der verzweifelt um die Liebe des Vaters kämpft.
Jedoch wird der religiöse Fanatiker hier nicht wie so oft dämonisiert, sondern erscheint als herzensguter Mensch, der einfach nicht damit fertig wurde, dass seine Frau ihn verlassen hat. Natürlich geschah dies auf Grund eines gewissen religiösen Fanatismus, doch scheint die Frau auch kein Kind von Traurigkeit zu sein (später wird sie gar als Dorfhure bezeichnet).
So ist East of Eden keiner der Filme, die die Religion anprangern, sondern sie eher als Gerüst für einen interessanten Plot zu verstehen. Die Geschichten in der Bibel sind eben immer noch die besten Geschichten.
East of Eden ist einer der Filme, die mich emotional sehr berühren, kann ich mich in gewisser Weise doch mit Cal identifizieren und seine Verzweiflung teilweise nachvollziehen. Zudem ist Dean eben eine der charismatischsten Darsteller überhaupt (gewesen) und ihm zuzuschauen ist immer wieder die reinste Freude. Seinen Kultstatus kann ich nachvollziehen. In jeder Hinsicht. Typen wie Dean gibt es heute nicht mehr, umso bedauerlicher, dass er nur drei Filme gedreht hat.
8.5/ 10
#114
Geschrieben 28. Januar 2004, 18:03
Regie: Gregory Hoblit - DVD (Paramount)
Warten auf den Durchbruch
Einer der Filme, die zwangsweise bei der zweiten Sichtung abfallen müssen, ist er doch durch einen dieser mittlerweile immer häufiger auftretenden finalen Twists gekennzeichnet.
Trotzdem hat mich der Film auch jetzt noch blendend unterhalten und spannend war er obendrein. Zwar gibt Richard Gere den Lead, doch wird er in jeder gemeinsamen Szene mit Norton in Grund und Boden gespielt. Hier der Schönling, da der Ausnahmeschauspieler. Aber dennoch passt Gere gut in die Rolle des arroganten Staranwalts, dem einer abgeht, wenn er seine Visage in den Medien erspäht. Besser noch ist Norton als undurchschaubarer Chorknabe. Die abwechselnden unschuldigen und dämonischen Grimassen nimmt man wohl nur ihm wirklich ab. Seine Darstellung brachte ihm nicht nur den Durchbruch, sondern auch die erste Oscarnomnierung ein.
Formal überzeugt Primal Fear nicht wirklich, hat dafür aber eben ein starkes Drehbuch im Rücken, das stets die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Mir gefällt das so weitaus besser, als andersherum, wo im visuellen Overkill eine Story oft schnell verloren geht.
Aber Primal Fear ist kein gemächlich erzählter Film, sondern erstaunlich temporeich. Erstaunlich weil schnelle Schnitte eher selten verwendet werden und er lieber auf immer neue Wendungen zurückgreift. Die Aufnahmen aus der Vogelperspektive erinnern nicht selten an große Filme aus den 70ern; eine gelungene kleine Hommage an das Kino eines Pakula und Coppola.
Zu Gere und Norton gesellen sich noch unzählige hochkarätige Schauspieler, die dem Film zusätzliche Klasse verleihen (Laura Linney, John Mahoney, Frances McDormand...). Dazu meidet Hoblit die meisten Klischees des Court Room Dramas und setzt ganz auf den überraschenden Schluss, den man nie im Leben erwartet hätte. Und die Schlussszene ist so richtig schön Hollywood-unlike. Eine klasse Einstellung!
7/ 10
#115
Geschrieben 06. Februar 2004, 14:54
Regie: Robert Rodriguez - Jetzt im Kino
Ein Film, wenn man ihn überhaupt so nennen mag, der nach etlichen Jahren mal wieder die gute alte 3-D-Brille erfordert und dann auch ausschließlich auf dreidimensionale Effekte setzt. Denn die Story ist nicht einmal eindimensional - es gibt eigentlich gar keine. Hauptsache die 3-D-Effekte werden ordentlich ausgereizt und das ist es ja auch, was der Betrachter will.
So ist der dritte Spy Kids-Teil mehr ein achtzigminütiger Videospieltrailer denn ein Spielfilm und nicht selten wartet man auf Einblendungen der Videospielherstellerlogos.
Da es meine erste 3-D-Erfahrung im Kino war, wusste ich nicht unbedingt, was mich erwarten würde, war aber doch überrascht, wie plastisch manche Szenen wirkten und nicht selten war ich sogar ziemlich erstaunt ob der Möglichkeiten, die durch die Brille ermöglicht werden.
Toll auch die zahlreichen Cameos, die von George Clooney über Bill Paxton bis Steve Buscemi reichen. Den größten Lacher hatte jedoch Elijah Wood auf seiner Seite, als er als der "Der" auftrat, nur um gleich wieder abzutreten. Auch sehr amüsiert habe ich mich über die vierfache Sly-Ausführung, die sich herrlich kabbeln und ich wüsste nur zu gern, ob Stallone das rollende "r" auch in der Originalfassung so gut hinbekommen hat. Irgendwie erinnerten mich seine Szenen an "Didi und die Rache der Enterbten".
Insgesamt kann ich dem Film (ich nenn ihn mal so) eigentlich keine besonders gute Wertung zusprechen, ist er doch eine Beleidigung für jeden Filmliebhaber. Da es aber sowieso nur darauf angelegt war, durch einen visuellen Overkill zu unterhalten und sich alle Beteiligten eh nicht ernst genommen haben und ich mich dazu wirklich köstlich unterhalten gefühlt habe gibt's noch
5/ 10
#116
Geschrieben 06. Februar 2004, 15:22
Regie: Kevin Costner - Jetzt im Kino (UIP)
Warten auf die Kritiker
Ich bin kein großer Western-Fan und die sogenannten Neo-Western interessieren mich auch nicht wirklich. Unforgiven war da schon eine Ausnahme und ich würde ihn sogar als den besten Western bezeichnen, den ich gesehen habe (und ich habe etliche Filme dieses Genres gesehen).
Costner bedient sich einige male bei Regie-Großmeister Eastwood und ist zudem clever genug, Robert Duvall darstellerisch den Vortritt zu lassen. Er hält sich mehr im Hintergrund und wirkt wie eine ehrfürchtige Hommage an Eastwoods Westernauftritte. Bloß kein Wort zu viel von sich geben.
Costners Stärke liegt dann auch mehr in seiner Regieführung, als in seiner Schauspielerei und ich muss sagen, dass der Alltag eines Cowboys wohl selten so authentisch dargestellt wurde. Zwar ist die Kamera ein wenig zu sehr in die endlosen Weidenlandschaften verliebt, doch gelingt es dem Film niemals in Kitsch abzudriften und wäre der Schluss ein wenig konsequenter geraten: ich wäre sogar begeistert gewesen.
So bin ich immer noch sehr positiv überrascht, denn meine niedrigen Erwartungen wurden weit übertroffen und jetzt hab ich wieder richtig Laune, ein paar Western zu schauen. Anmerken möchte ich noch, dass es sehr wohltuend war, nach dem hektischen Spy Kids diesen sehr ruhig inszenierten Film zu schauen, dessen lange Einstellungen einen guten Kontrast zu den schnellen Schnitten des Rodriguez-Films boten.
Open Range zeichnet sich durch glaubhafte Charaktere aus, denen genügend Platz eingeräumt wird und durch eine wirklich perfekte Ausstattung. Das Kaff Harmonville wirkt insbesondere in den Sturmszenen ungemein authentisch. Der finale Shoot-Out ist ebenfalls makellos inszeniert: laut, ohne Slo-Mo und verdammt packend. Eigentlich ein rundherum gelungener Film, der nur einen Fehler macht: auf Biegen und Brechen eine Love Story zwischen Arztschwester Annette Bening und Kevin Costner einzubauen, die vor allem am Ende des Films etwas störend wirkt. Hier ist Unforgiven dem Film doch noch voraus, aber allzu groß ist der Unterschied zwischen den beiden Western nicht. Ein großes Kompliment für Costner.
8/ 10
#117
Geschrieben 08. Februar 2004, 20:43
Regie: Zhang Yimou - DVD Highlight
Zugegeben: auf dem kleinen TV-Schirm wirkten die Bilder nicht so wie damals auf der Big Screen, aber dafür konnte ich den Film diesmal in der Orginalfassung genießen, was dann doch mehr als ein Ausgleich darstellte, wirkte die Synchro doch ziemlich steril. Überhaupt habe ich zuletzt insbesondere bei asiatischen Filmen festgestellt, dass diese durch Synchros ungemein an Atmosphäre einbüßen.
Ying xiong oder Hero, wie er bei uns betitelt wurde hat mich zwar nicht in dem Maße berühren können wie Ang Lee's Wo hu cang long (HK 2000), bot dafür aber weitaus spektakulärere Kampfchoreografien und einen Sound, den ich gerne als Referenz bezeichnen würde. Wenn Pferde durch die weiten Landschaften Chinas galloppieren oder die Armee zum Angriff bläst: da lassen's die Bässe ordentlich krachen und so empfand ich die Schlachtszenen in Yimous Film auch beachtlicher als beispielsweise bei Peter Jackson.
Visuell ist Ying xiong sowieso eine Klasse für sich. Der Film mutet beinahe wie ein Kunstkatalog an - jede Einstellung strotzt nur so vor Ästhetik. Highlight ist sicherlich das Duell unter den Bäumen: eine atemberaubende Sequenz.
Der Film ist wahrlich perfekt inszeniert, die Darsteller gut gewählt und doch lässt Hero etwas missen, das den Betrachter vollends in seinen Bann zieht. So mag keine rechte Bindung zum Geschehen aufkommen und die Message des Films würde ich einmal als fragwürdig dahinstellen. Gespannt bin ich auf den Director's Cut, der der Story bestimmt dienlich ist, besteht der Film doch fast ausschließlich aus actionlastigen Szenenfolgen.
Etwas schade war noch, dass Tan Dun seinen Wo hu cang long-Score lediglich um ein paar Nuancen veränderte und ich somit stets diesen Film vor Augen hatte und immer den direkten Vergleich zwischen ihnen zog. Und da verliert Yimou wie gesagt knapp gegen Lee, dessen Geschichte mir sogar ein paar Tränen entlocken konnte, was bei mir nicht oft vorkommt.
Unter'm Strich steht ein wirklich besonderer Film, der optisch alles in den Schatten stellt, was mir zuvor unter die Augen gekommen ist. Jetzt muss ich mir auch mal wieder Da hong deng long gao gao gua (HK 1989) anschauen, denn da hat Yimou noch eine richtig engagierte, sozialkritische Geschichte erzählt, ehe er sich den Gepflogenheiten des asiatischen Mainstream anpasste. Was aber auch nicht so schlecht ist.
9/ 10
#118
Geschrieben 09. Februar 2004, 21:21
"Im regen Treiben auf dem Hauptbahnhof von Rio de Janeiro lernen sie sich kennen: die ehemalige Lehrerin Dora, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, daß sie für die zahlreichen Analphabeten Briefe schreibt, und der neunjährige Josué, der bei einem Unfall unmittelbar vor dem Bahnhofsgebäude seine Mutter verliert und sich nun beharrlich der Vorstellung hingibt, daß ihn sein unbekannter Vater irgendwo im Norden des Landes aufnimmt. Mißtrauisch und skeptisch umkreist sich das ungleiche Paar, bevor es zu einer Zweckgemeinschaft zusammenfindet, die sich auf die Reise in den Norden begibt. Allmählich aber kommen sich die alternde Frau und das Kind näher, fühlens ich füreinander verantwortlich und öffnen einander ihre Herzen.
Selten kommt ein brasilianischer Film in die hiesigen Kinos, so daß allein die Entdeckung dieses zerrissenen Landes in den zeitweise dokumentarisch anmutenden Bildern zum Ereignis wird. Die Folie des klassischen Roadmovies nutzt Walter Salles darüber hinaus in gleichem Maße zu einem mitreißenden Stück Gefühlskino zwischen Situationsbeschreibung und Spannung, das empfindsam und subtil das Wachsen der ungleichen Freundschaft einfängt. [...] in der Summe [...] ist Central Station ein vielschichtiger Blick auf die Träume und Sehnsüchte der Menschen Brasiliens und zugleich ein Hoffnung stiftender Appell, verkrustete Strukturen und Seelenpanzer aufzubrechen."
(film-dienst 26/ 1998)
Dem möchte ich nur noch hinzufügen, am Ende des Films geweint zu haben.
#119
Geschrieben 11. Februar 2004, 00:28
Regie: Sam Raimi - DVD Columbia
Cate Blanchett: bezaubernd wie immer
Zuletzt hat Sam Raimi mich immer überzeugt. Sei es als Mainstreamregisseur (Spider-Man) oder typischer Low-Budget-Filmemacher (A simple Plan). Letzterer war dann sogar nah am Meisterwerk und wieso sich Raimi dann nicht wieder auf diese Art des Filmemachens zurückbesonnen hat, ich verstehe es nicht. Weniger wäre mehr gewesen bei The Gift, der was das Staraufgebot angeht aus allen Nähten platzt.
Dabei wirken die meisten Darsteller jedoch dermaßen deplatziert (am schlimmsten Keanu Reeves, der einfach ein hundsmiserabler Schauspieler ist), dass es dem Film ungemein abträglich ist. Hilary Swank mit peinlicher 80er-Jahre-Perücke, Greg Kinnear als durchtriebener Mörder mit Unschuldsmine (gut, die passt zunächst, aber am Ende nimmt man ihm seine Rolle nicht mehr ab) und Giovani Ribisi... oh je... naja immerhin ist durch ihn das seelenverwandte Liebespaar aus Tom *kotz* Tykwers Heaven (nochmal *kotz*) wieder vereint und als er Blanchett dann auch mal seine Liebe gesteht wirkt das wie der verzweifelte Schrei nach dem Ausweg aus diesem höchstdurchschnittlichen Film.
Neben dem Schwachpunkt der zahlreichen misslungenen Darstellungen (Blanchett sei hier mal ausgenommen, die spielt immer gut) kann auch das Script nicht wirklich überzeugen. Die Gabe der Protagonistin wird zum Mittel zum Zweck, was es damit genau auf sich hat bleibt einem vorenthalten, es ist halt so. Wieso sie sich am Ende dann doch dem Tod ihres Gatten stellt und alles gut geworden ist - who knows... Jedenfalls kommt selten Spannung auf und die falschen Fährten, die Raimi legt entlarvt man 10 km gegen den Wind.
So nicht, Herr Regisseur. Das war mehr Sixth Sense für arme, wenn überhaupt. Und der Südstaatenakzent der Darsteller wirkte teilweise schon wie eine Parodie auf diesen. Selbst Blanchett versagt hier und fällt dann und wann mal in ihren british accent zurück. Autsch!
5/ 10
#120
Geschrieben 11. Februar 2004, 00:49
Regie: Bent Hamer - Jetzt im Kino (Arsenal)
"Schöööön!" Das habe ich mir nach den Credits dieses charmanten kleinen skandinavischen Films gedacht, den man hierzulande als "Kitchen Stories" verkauft. Und langsam werden mir die Skandinavischen Filmemacher unheimlich. Zuletzt lauter feine Filme. Immer klein gehalten, dafür mit dem größtmöglichen Effekt. Intelligente, mitunter etwas skurille Drehbücher, überzeugende Darsteller und dieser wunderbar erfrischende Humor. Dazu noch eine Prise Tiefgang und fertig ist das Filmjuwel aus dem hohen Norden, das in Serie gegangen ist.
Hamers Film ist wieder so ein Juwel. Diesmal geht es um eine wirklich geschehene (man mag es kaum glauben!) Versuchsreihe, um die spätere norwegische Standardküche zu entwickeln. Dazu wurde zunächst das Verhalten der Haufrau in ihrem Revier beobachtet. Alle zurückgelegten Wege ermittelt, Grafiken angefertigt und die Küchenmöbel nun so arrangiert, dass die arme Frau in der Küche nicht mehr ellenlange Strecken zurücklegen muss, sondern nur noch welche vergleichbar derer "bis nach Norditalien."
Nun sollen aber auch noch die alleinstehenden Männer, die in der Landwirtschaft tätig sind genauestens erforscht werden, wozu Beamte mit Hochsitz und Wohnwagen im Gepäck auf's Land geschickt werden, um die Personen genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei haben sie sich nicht mit den zu beobachtenden Leuten zu unterhalten und sich nur auf ihre Aufzeichnungen zu besinnen.
Folke ist so einer. Er soll den alten Isak im Auge behalten bzw. die Lupe auf diesen halten. Doch dieser ist stur, will den Beamten erst gar nicht reinlassen (dabei hatte er sich doch freiwillig zu diesem Experiment gemeldet). Nach einigen Tagen lässt er dann doch die Tür offen und es kann losgehen. Nach und nach kommt man sich doch näher als vorgeschrieben. Begonnen mit etwas Aushilfe beim Pfeifentabak, bis es irgendwann zur gemeinsamen Geburtstagsfeier kommt. Zu schade, dass Folkes Chef davon Wind bekommt und seinen Mann in die Wüste schickt.
Kitchen Stories mutet teilweise wie ein Kammerspiel an, ohne jedoch auch nur den Hauch von Spannung oder Dramatik aufkommen zu lassen. Nein, alles geht sehr gelassen von Statten. Hier hat jeder die Ruhe weg. Der lakonische Humor erinnert nicht selten an den eines Aki Kaurismäki und wenn einem nach und nach das Herz aufgeht ob der aufkommenden Freundschaft zwischen diesen beiden grundverschiedenen Männern, dann ist auch ein guter Hauch von Moodysson zu spüren.
Die Message des Films ist simpel: das Leben lässt sich nicht normen und in Skandinavien schon gar nicht!
9/ 10
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