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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 15

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#421 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 06. September 2006, 13:35

DO YOU LIKE HITCHCOCK?
(Italien 2005 – Dario Argento)

Giulio vermutet hinter dem Mord an einer reichen Nachbarin eine Verschwörung wie in Hitchcocks STRANGERS ON A TRAIN. Immerhin kennt er sich mit dem ollen Hitch dank seines komfortablen Daseins als Filmstudent mit Altbau-Prachtwohnung mitten in Turin bestens aus, wenn auch sein Hauptaugenmerk fachlicherseits eher auf dem deutschen Expressionismus liegt. Jedenfalls treibt ihn nicht zuletzt die Tatsache, dass er Sasha, die knackige Tochter ebenjener Nachbarin, schon mal fleißig von seinem Fenster zum Hof mit dem Spekuliereisen in Dessous durch die Wohnung hat tappen gesehen, dazu, eigene Nachforschungen anzustellen. Seine Freundin Arianna, die sich nur dann ein Lächeln abringen kann, wenn sie mit Guilio ein Nümmerchen schiebt, sieht das eigentlich nicht so gerne. Argento zeigt Arianna in 80er-Klamöttchen und meist mit blödem Gesichtsausdruck, während ihr der Wind der Debilität die Haare zaust. Sasha und ihre Freundin, eine Videothekenbekanntschaft (!), sind indes noch wesentlich verruchtere Dinger. Dagegen eine andere Nachbarin in der vielleicht eindrucksvollsten Szene des Films ihre vietnamesische Haushälterin in schwindelerregender Höhe ohne Sicherung auf dem Sims zum Fensterputzen hinausschickt und dazu wie ein Rohrspatz meckernd eine gründliche Reinigung verlangt. Ja, das Bild der Frau ist bei Argento mal wieder verschroben wie selten, jedenfalls gibt es kein Weib zu sehen, das nicht irgendwie gewaltig einen an der Klatsche hat. Selbst Sashas Mutter, das Mordopfer, macht da keine Ausnahme. Sie empfiehlt sich als herrische Furie, was ja aber noch angehen kann, weil ansonsten das Mordmotiv nicht schlüssig wäre. Durch den weiteren Verlauf tummelt sich noch ein cooler Videothekar, der davon leben kann, dass er genau drei Kunden hat, die sich darum streiten, wer denn nun als erster STRANGERS ON A TRAIN (schon peinlich, wie arg Argento auf dem Film herumreitet) ausleihen darf. Jedenfalls entpuppt sich der Videothekar noch als falsche Fährte in dem Mordspiel, womit er wenigstens einen Sinn erfüllt, denn ansonsten beschränken sich seine Auftritte darauf, Kunden zu verprellen, die BLUE VELVET auf DVD „with all the extras“ leihen wollen. Außer ein wenig Größenwahn (in der Videothek hängt ein riesiges Poster zu seinem eigenen CARD PLAYER zwischen allerlei Hitchock-Plakaten) ist von Argento nicht viel zu merken. Und wenn, dann immer nur dann, wenn er sich selbst zitiert – und das immerhin in keinem geringeren Maße, wie er sich auch an Hitchcock’schen Ideen bedient. Klar, der Film soll irgendwie eine Hommage sein, nur hat das ja auch immer etwas mit Veehrung zu tun. Bei Argento hat man eher den Eindruck, er würde einfach nur plündern, damit er seinen Käse halbwegs unbeschadet zum Bahnhof gerollt bekommt. Feinsinnigeres Zitieren ohne den Überblick beim eigenen Werk zu verlieren (siehe De Plama) ist nicht gerade Argentos Stärke, was spätestens nach diesem Stück klar ist. Und was die Sache mit Mater Lacrimarum und Mater Tenebrarum am Anfang sollte, die ein ganz junger Giulio im Hexenhaus tief im Wald dabei beobachtet, wie sie ein Huhn schlachten, ist mir auch nicht wirklich klar geworden – außer natürlich, derlei soll einzig dazu geeignet sein, Giulio noch einmal nachhaltig als nichts weiter denn einen blöden Spanner zu entlarven. 'Tschuldigung, das hätte es nicht gebraucht.

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#422 molotto

    Weiße Haut auf schwarzem Markt

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Geschrieben 06. September 2006, 16:22


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(USA 1977 – Charles Band)

Marc Denne einzige Freude ist das Abspielen alter Super-8-Filme, die von glücklicheren Tagen erzählen. Solchen nämlich, in denen er noch laufen konnte. Seine junge Frau Kim (Altersunterschied: ca. 50 Jahre) hat ihn in einem von ihr verschuldeten Autounfall zum Krüppel gefahren. Nun ist Marc von Eifersucht zerfressen, die in einem Mordanschlag auf Kim gipfelt. Sein abgerichteter Köter springt ihr bei voller Fahrt (!) ins schwarze Cabrio, welches sie, glaubt man der deutschen Synchronfassung, Dracula getauft hat. Das Auto kracht eine Böschung hinab, Kim entgeht nur knapp dem Tod und kann sich noch bis zur Straße schleppen. Dort schwinden ihr die Sinne und gleichermaßen die Erinnerungen an ihr bisheriges Leben. Im Krankenhaus müht sich Dr. Martin vergeblich, die Identität der jungen Frau, die erst nach Tagen aus dem Koma erwacht, zu klären. Ein talismanartiger Anhänger, den Kim am Tag des Unfalls auf dem Trödel gekauft hat, soll bei der Aufklärung helfen. Weil Kim das Ding jedoch bei niemand geringeren als Albino Reggie Nalder für 22 Mücken erstanden hat, ist es klar, dass es mit Talisman etwas Besonderes auf sich hat. Jener stellt nämlich den hiditischen Gott Akaza dar, weshalb die komatöse Kim auch unentwegt mit rotglühenden Augen und tiefer Stimme „A-ka-za – Dra-cu-la“ auf ihrem Krankenlager murmelt. Daraufhin düst ihr „Dracula“ führerlos durch die kalifornische Pampa, ist für zahllose Crashs verantwortlich zu machen und narrt tüchtig die Polizei. Den Ordnungshütern fällt in der deutschen Fassung neben der Zuständigkeit für allerlei Blödelei und Blechschaden vor allem der Part zu, den deutschen Filmtitel zu erklären. Deshalb müssen die Cops bei uns auch so Sachen wie „Das gibt’s doch gar nicht! Der sieht aus wie Draculas Sarg!“ oder „Er stürzte sich auf ihn wie Dracula auf 'ne Jungfrau!“ oder gar „Der sieht ja wirklich aus wie ein Dracula!“ sagen, sobald Kims schwarzes Chevy Cabrio auf der Bildfläche erscheint. Dass Bands Film trotz schmaler Laufzeit ein ganz schöner richtungsloser Zeitschinder ist, ist kaum zu verhehlen. Minutenlang schlendert Bands Kamera in Echtzeit zu Beginn über den Flohmarkt, die Sache mit dem schwarzen Wagen hat weder Bedeutung noch Hand und Fuß und im Wiederholen von Stunts ist der Film ganz große Klasse. Sieht halt in der Summe nach mehr aus, wenn zum Ende in einer Erinnerungssequenz der ganze Blechsalat noch einmal am Stück abläuft. Immerhin: José Ferrer ist als gnatziger Rollstuhl-Opa gern mitgenommen, wie auch der ganze Film trotz der Tatsache, dass er dull wie Stulle ist, mich immer wieder exzellent unterhält. Außerdem macht der Film dermaßen Appetit auf Auto-Horrorfilme, dass man neben DER TEUFEL AUF RÄDERN gar gewillt ist, selbst Carpenters CHRISTINE ganz generös noch eine Chance einzuräumen.

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#423 molotto

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Geschrieben 06. September 2006, 22:18

CABIN FEVER
(USA 2003 – Eli Roth)

Fünf Jugendliche zieht es vor lauter Freude über ihren College-Abschluss in den Wald, wo dann stattfindet, was der Anbieter auf seinem Cover lakonisch mit “Party, Pot und Poppen” umschreibt. Jedenfalls wird die mit nur wenigen unleckeren Einschüben unterbrochene Waldesruh’ erst nach rund der Hälfte der Laufzeit wirklich einschneidend unterbrochen. Bis dahin muss man sich mit dem Liebesgesäusel und –spiel der beiden Affenmännchen herumschlagen, derweil das obligatorische fünfte Rad am Wagen mit seinem Spielzeuggewehr und offenem Feuer im Wald alleine spielen muss. Statt des Liebesdolchs rast dann der Virus in den Weiberleib, statt des in sexueller Ekstase von Frauenhand zerkratzten Rückens zieren Pusteln und Beulen den schnittigen Knabenkörper. Dann rücken auch noch ein blöder Deputy und ein paar Hinterwäldler an und bringen den Film auf die nötige Länge. Interessant sind neben ein paar eingestreuten Filmziaten (David Hess’ Musik aus LAST HOUSE ON THE LEFT, der Verweis auf Carpenters THE THING mit der Blair’schen Isolationshütte und der nagenden bis panischen Angst des Einzelnen vor Virus und seinem Nächsten gleichermaßen - und natürlich nicht zu vergessen das an NIGHT OF THE LIVING DEAD gemahnende Ende und die Nähe zum Trinkwasser verseuchenden Trixie aus THE CRAZIES) höchstens, dass CABIN FEVER mit einigen Backwood-Traditionen bricht. Am Ende überlebt das Kameradenschwein, wenn auch nicht allzu lang. Der Virus zeigt sich von Moral noch befreiter als in Bruno Matteis ungleich besseren Mikro(ben)-Geniestreich DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN der Fall. Dummerweise reicht das aber nicht aus, das Hinterwald-Genre ernsthaft neu zu beatmen (oder gar zu erneuern), zumal das andere vor Roth mit besserem Resultat auch schon versucht haben. Der Schlussgag mit dem alten Ladenbesitzer zieht dann den letzten Zahn aus diesem Gurkenpaul und äschert den Rest der womöglich existierenden Lust auf den rund zwölf Minuten längeren Festival-Schnitt von CABIN FEVER gründlich ein, den Lions Gate trotz gegenteiliger Ankündigung aber sowieso weiterhin unter Verschluss hält. Die Halbwertzeit von Roths Film ist zudem unlängst überschritten. Und was das Mehr dem Film überhaupt noch Positives bringen sollte oder könnte, will mir auch nicht in den Sinn.

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#424 molotto

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Geschrieben 07. September 2006, 08:38

KILLER SIND UNSERE GÄSTE
(Italien 1974 – Vinzenco Rigo)

Nach einem Juwelenraub versteckt sich die vierköpfige Bande beim Landarzt Malerba, der für einen angeschossenen Mittäter die letzte Rettung ist. Zwar verreckt der Angeschossene schon bald, doch die drei übrigen Bandenmitglieder hält das nicht davon ab, es sich im Hause von Malerba „gemütlich“ zu machen. Dazu gehört auch, dass Malerbas Frau zum Freiwild erklärt wird – und das nicht nur von der Gangstervisage Giuseppe Castellano, sondern auch von der hübschen Gangsterin Elisa, alias Margaret Lee, die die schmucke Bude des Doktors zu ihrem eigenen Lesbos werden lässt. Dann stören noch zwei Polizisten auf Patrouille und Freunde von den Malerbas die Nachtruhe, bevor der Film sein Kaninchen aus dem Zylinder gezaubert bekommt. In der letzten Viertelstunde zieht KILLER SIND UNSERE GÄSTE in der Tat noch einmal ganz ordentlich an, zumal man angesichts des ziemlich drögen Mittelteils ohnehin förmlich nach dem Überraschungsbonbon giert. Den gibt es bei Rigos Film allerding nicht ohne bitteren Beigeschmack, denn obwohl ganz am Ende der Brückenschlag zur allerersten Szene des Streifens ganz sauber gelingt, ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Mittelteil wenig dazu angetan ist, glaubhaft den hinterhältigen und übergeordneten Plan zu verkaufen. Mal mehr, mal weniger dümpelt KILLER SIND UNSERE GÄSTE einfach vor sich hin und versucht sich mit ein paar sexuellen Ruppigkeiten recht ungeschickt durch fast 40 Minuten Leerlauf zu hangeln. Immerhin: Selten habe ich einen Film gesehen, der das Gefühl maternder und am Nervenkostüm nagender Warterei besser verkauft hat. Stellt sich nur die Frage, ob man sich mit damit wirklich plagen möchte.

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#425 molotto

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Geschrieben 07. September 2006, 14:54

VERMILION EYES
(USA 1987 – Nathan Schiff)

Alles in den Frühwerken von Nathan Schiff ist nur schwerlich ernstzunehmen. Seien es nun die bekloppten Rasenmäher in THEY DON’T CUT THE GRASS ANYMORE, die Menschenfressereien in THE LONG ISLAND CANNIBAL MASSACRE oder die höchst belachenswerten Wuselviecher in WEASELS RIP MY FLESH. Dennoch sind mir diese exorbitanten Werke über all die Jahre immer in guter Erinnerung geblieben und jüngst kommt hin und wieder sogar der Gedanke, doch noch ein bißchen Geld zu opfern und diese Perlen aus den „wilden Videotagen“ der 80er endlich auf DVD nachzukaufen. In Schiffs Filmen spielt immer John Smihula mit, in VERMILION EYES, der es dummerweise leider bislang nicht auf DVD geschafft hat, sogar so gut, wie es dem Rest des Films nur angemessen ist. Und der ist eine vollkommene Kehrtwende zu den vorangegangenen mehr oder minder sinnlosen Orgien aus Fleisch und Blut, die Schiff auf groben K40-Material auf Super 8 gebannt hat. Smihula spielt einen Mann, der an die Stelle seines Lebens angekommen ist, wo die Frage nach dem Sinn des Lebens allgemein eine übergeordnete Rolle spielt. Wenn Smihula nicht gerade Bücher wie „When Bad Things Happen To Good People“ oder “The Continuity Of Life” liest, wechselt sich bei ihm eine tiefschürfende Faszination für Liebe, Leben und Tod ab. Die reicht so weit, dass Smihula tagsüber mit seiner Super-8-Kamera Selbstmorde und Verkehrsunfälle filmt, er vor allem nachts hingegen von Träumen „geplagt“ wird, in denen irgendwelchen barbusigen Frauen zu ihm in die Kiste steigen. Was nicht ausbleibt, ist, dass Smihula bald alles durcheinanderwirbeln lässt. Sexphantastereien vermischen sich mit schockierenden Bildern magenumstülpender Tötungsdelikte, in denen mal Smihula selbst auftaucht, im späteren Verlauf, als er die gedanklichen Gräueltaten nicht mehr wahr haben will, auch die wenigen Bekannten (Freunde kann man es nicht nennen, Smihula hat keine), die er noch hat. Und denen reißt er ihre Dämonenmaske vom Kopf, um sich dann selbst in unendlicher Fassungslosigkeit daneben zu stellen. Am Ende kommt, was kommen muss: Smihula dreht durch und ermordet auf einem Spielplatz grundlos irgendwelche Kinder. Doch der Tod, die Vernichtung und all das Chaos haben nur scheinbar einen Sieg davongetragen, was Smihula in einer letzten (und recht beeindruckenden) Szene auch erkennen und lernen muss. Die Grenzen von Traum und Realität lässt der Film über seine gesamte Spielzeit gründlich verwischen, sodass man als Zuschauer ziemlich gefordert ist, beide Ebenen stets auseinanderklamüsert zu halten. Trotz ruppigem Super-8-Trockenschnitt, holpernden Ton und Bildern, die gleichermaßen grob wie grobschlächtig sind, vollbringt Schiff das Kunststück, einen als Zuschauer auf einen ziemlich harten und ernstzunehmenden Ritt mitzunehmen. VERMILION EYES ist nicht einfach anzusehen, zu ertragen noch viel weniger, was natürlich – trotz durchschaubarer Effekte – auch mit den enorm wilden Gekröse zu tun hat, womit sich der Film reichlich gespickt zeigt. Viel mehr wiegt aber, dass VERMILION EYES - sofern man willens ist, sich auf den Film mit einiger Ruhe im Nacken einzulassen - ein äußerst unbequemer Roughie ist und ein ziemlich schlimmer Runterzieher noch dazu. Vergleichbar in seiner Wirkung noch am ehesten mit Buddy Giovinazzos fabelhaften COMBAT SHOCK. An den langt VERMILION EYES ganz klar nicht heran, zuckelt aber auf der gleichen Spur munter hinter seinem Vorbild her. Nach VERMILION EYES fühlt man sich wie mit einer Keule bearbeitet, dennoch siegt das Gefühl, dass man 100 Minuten gut investiert hat. Außerdem muss man durchaus lobend hervorheben, dass es kein leichtes Unterfangen ist, einen so langen (und durchdachten) Film aus 15 Meter langen Super-8-Stücken herzustellen. Allein davor kann man nur respektvoll den Hut ziehen.

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#426 molotto

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Geschrieben 07. September 2006, 20:24

DAS BÖSE III
(USA 1993 – Don Coscarelli)

Reggie und Mike (nun wieder besetzt mit A. Michael Baldwin und nicht der Dumpftröte aus Teil 2) haben die Attacken des Tall Man überlebt, wenn auch nur knapp. Mike wird jedoch bald erneut von dem sarkastisch höhnenden Planetenreisenden entführt, zu Reggie gesellt sich nach einem Zwischenfall mit ein paar Punkern ein Rambo-Jüngelchen und eine Art junge Grace Jones, die sich Rocky nennt und immer in Armeekleidung herumläuft. Ferner taucht Jody aus dem ersten Film wieder auf, der sein Geisterdasein in einer Sphere fristet, jedoch ordentlich Hilfestellung gibt. Am Ende bleibt alles wie gehabt sehr offen, was Teil 3 der Serie an sich reichlich ad absurdum führt, weil zudem außer viel Geknalle und Effektspektakel kaum Substanz vorhanden ist und auch keine neuen Erkenntnisse über die Hintergründe der Invasion vermittelt werden. Dafür wird wirklich alles, was den Horrorfilm der späten 80er und frühen 90er so unausstehlich und entbehrlich macht in diesem Teil zusammengefahren. Komische Dämonentussis, coole Kinder, die Vietnamfallen basteln können, mit Waffen spielen und Auto fahren, Humor, der vielleicht dann noch zündet, wenn man sich noch mitten im zwölften Lebensjahr befindet, verhaltenes Gegrabbel und blöde Gummiviecher, die anzusehen furchtbar langweilig ist. Im Kino nervte PHANTASM III damals nicht gerade wenig, als Videofutter geht der durch, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Ob man ihn gesehen hat oder nicht: alles egal. Defintiv der absolute Tiefpunkt der Serie, und zwar in jeder Hinsicht.

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#427 molotto

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Geschrieben 08. September 2006, 08:45

WANG YU – HÄRTER ALS GRANIT
(Hongkong 1973 – Yuen Fung)

Die Bande der „Roten Rose“ hat einen Transport überfallen und dabei den Vater von Lung getötet, der fortan auf blutige Rache sinnt. Dass er dabei auch Unschuldigen die Hucke bläut, stört ihn wenig. Der Kinderfreund Wang Yu, der gerade zwölf ausgehungerte, johlende und lärmende Blagen in einem Restaurant frei hält, springt Lung bei, als er fast totgeprügelt und mit heißem Öl übergossen wird. Wang Yu wird verhaftet, kann aber herausfinden, dass die „Rote Rose“ mit dem Polizeichef gemeinsame Sache macht. Nach seiner Flucht aus dem Gewahrsam nimmt er mit der Bandenchefin Kontakt auf, verliebt sich in sie und sieht sich wenig später in der Zwickmühle. Einerseits will er den Verbrechern das Handwerk legen, andererseits ist ihm die Beziehung zur „Roten Rose“ zu wichtig geworden. Da ist es dann wohl auch nur folgerichtig, dass das Handgemenge am Ende zwischen Wang Yu und Lung unentschieden endet. Wie auch schon in dem grandiosen WANG YU – SEIN SCHLAG WAR TÖDLICH besteht die Spezialität von HÄRTER ALS GRANIT in den ausnahmslos mit Faust und Fuß und ohne Waffeneinsatz bestrittenen Kämpfe, die mehr noch als in dem beachtenswerten Vorgänger wie von der Perlenkette in den Film kullern. Das zeugt zwar nicht immer von Sinn und Verstand, unterhält aber nicht schlecht. In der deutschen Fassung sowieso, die sich kurz und auf den Punkt gebracht zeigt und nach ziemlich genau 75 Minuten mit der Einblendung „Ende“ überrascht. Damit der Nostalgiker voll auf seine Kosten kommt, hat man bei Splendid keine Kosten und Mühen gescheut und HÄRTER ALS GRANIT von der ältesten noch verfügbaren VHS-Kassette mit all dem Farbgeraschel und den Durchläufern auf DVD kopiert, den optional auch in 2.0 vorliegenden Mono-Ton auf 5.1-Niveau gewuppt und das immerhin intakte Scope-Bild mit einer 16:9-Kodierung versehen. Kurzum: Sieht aus wie die Selbstgebrannte vom Fan, wenn jedoch unter Umständen das rechtzeitig vor dem endgültigen Verfall aus der Videothek gerettete Videoband der eigenen Sammlung durchaus dazu neigen könnte, noch eine ganze Idee besser aufzuspielen als die DVD. Dem Vergnügen, das HÄRTER ALS GRANIT bereitet, tut das keinen Abbruch, denn der Film ist - wenn auch nicht Wang Yus bester – absolut unkaputtbar, was der Titel ja auch bereits mehr als deutlich anklingen lässt.

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#428 molotto

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Geschrieben 08. September 2006, 18:35


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(USA 1981 – Mark L. Lester)

Neue Besen kehren gut, Andy Norris allerdings nicht, als er an der Lincoln Highschool seine Stellung als Musiklehrer antritt. Die Lincoln High befindet sich fest in der Hand marodierender Jugendbanden, von der sich vor allem die von Taugenichts Peter Stegman hervortut. Der stellt sich seinem Lehrer mit den Worten „Ick ben Stegman!“ vor, während seine Droogies dazu mit zackigem Hitlergruß aus dem Stuhle fahren. Danach wird’s noch toller, denn die Gewaltspirale des Films zieht mächtig an, als es Norris erst mit Bekehrungsversuchen aus dem Pädagogenhandbuch darauf ankommen lässt, seinen miesen Schüler noch in die richtige Bahn gebogen zu bekommen. Alles hat keinen Sinn, was auch Norris erkennen muss. Nach dem ersten Drogentoten seiner Klasse, dem verwüsteten Biosaal seines Kollegen Terry (Roddy McDowell in seiner schönsten Rolle) mitsamt im ganzen Raum verteilten Häschenklein lässt die Vergewaltigung seiner Frau läuft für Norris das Fass über und er wird selbst zum Berserker.


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DIE KLASSE VON 1984 war zwar auch Gegenstand genauerer Untersuchung, die später in eine etwas andere Richtung gingen und dazu führten, dass auf nachgelegten Videoeditionen der schnippelfreudigen Marketing was fehlte. Zuvor jedoch beschäftigte man sich passend zum Kinostart vor allem damit, einmal für fünf Minuten über die mögliche Gewaltentwickung an deutschen Lehranstalten nachzudenken. Noch lebhaft in Erinnerung ist, dass selbst in unserem Kino im Einklang mit dem offiziellen Werbematerial allerlei Zeitungsausschnitte hingen, die sich zum Start des Films mit derlei Fragestellung im Bild-Stil beschäftigten. Passend zum auch im Filmtitel angeschlagenen Orwell-Jahr, das ja nicht nur später mit der miesen Neuverfilmung des SF-Klassikers im Kino Berücksichtigung fand, orakelte man da von „Zuständen, wie wir sie in wenigen Jahren selbst erleben“ und auch Herbert, die freundliche Überwachungskamera war damals in diesem Zusammenhang durchaus ein nicht zu unterschätzendes Thema. Vor dem Kino stand jedenfalls noch eine unehrenhaft ergraute Schabracke und verteilte Handzettel, die mit religiösen Gewäsch vor dem Besuch des Films warnen wollten, weil DIE KLASSE VON 1984 nach Meinung ihrer Sekte wohl sehr dazu angetan wäre, den Besucher dazu zu animieren, das Gesehene am nächsten Morgen ohne Abstrich im eigenen Klassenzimmer umzusetzen. Der Handzettel sprach in diesem Zusammenhang gleich vom 3. Weltkrieg. Aufregend waren also diese Zeiten...Vielleicht hätte die Frau gut daran getan, vor der Verteilaktion einmal einen Blick auf die Freigabekarte des Films zu werfen.


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Egal, wichtig ist sowieso nur, dass DIE KLASSE VON 1984 gehörig Wellen in der Presse geschlagen hat, obwohl es gerade rückwirkend gesehen nicht gerade wenig lachhaft wirkt, wenn die Handlung eines in erster Instanz brutalen Schundstücks Gegenstand ernsthaft-bemühter Diskussionen wird, zu denen sich, wenn es gut läuft, von irgendwo oben auch noch bekannte Köpfe aus Wissenschaft und Forschung zuschalten. So gut lief’s im Fall von DIE KLASSE VON 1984 nicht, obwohl es schon interessant ist, wie emsig die PR-Abteilung der Scotia ihr Feld beackerte.
Das Wiedersehen mit DIE KLASSE VON 1984 rückt den Film zurecht auf das Maß einer sich in Blut und Unartigkeiten ergehenden Neuauflage des High-School- und Juvenile-Delinquent-Kinos der 50er und 60er Jahre. Da kann der Lester noch so blöken, dass es ihm mit dem Ding eigentlich nur um große Politik und ein Drehen am Sozial-Teller ging. Weitaus mehr als von bösen Kindern handelt DIE KLASSE VON 1984 vom konsequenten Wegschauen der Justiz – und diesen Makel hat Lester mit EXTREME JUSTICE schließlich irgendwann selbst behoben.

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Geschrieben 08. September 2006, 22:06

MALATESTA’S CARNIVAL OF BLOOD
(USA 1973 – Christopher Eric Speeth)

Der Vergnügungspark von Mr Blood sieht alles andere als schön aus, mehr wie kurz vor dem Abriss, was vielleicht auch ein Grund dafür sein mag, dass sich dort kaum Menschen herumtreiben. Nur auserwählte Personen treffen sich in diesem Park zu einem Stelldichein – gerufen von einer Stimme, die ihnen auftrug, dort nach anderen (ihnen eigentlich unbekannten, nun aber familiär erscheinenden) Personen zu suchen. Mr Blood führt die frisch eingetroffene Familie Morris herum, die nach einem Jungen namens Johnny sucht. Während Vater Morris schon ganz brassig ist und auf Rache (wieso, wofür?) sinnt, freundet sich Töchterchen Vena mit dem Karusselbremser Kit an. In der Nacht belebt sich der Park, denn dann schickt Malatesta, der mit einer Horde lichtscheuer Ghouls in irgendwelchen Gewölben unterhalb der Anlage seit Ewigkeiten lebt, seinen Zwerg Bobo (Hervé de Villechaize in seiner schönsten Rolle gleich nach FANTASY ISLAND) und die sich wie in Zeitlupe bewegenden Menschenfresser aus, für Frischfleisch und Blut zu sorgen. Mr Blood trägt seinen Namen auch nicht umsonst, sondern wurde von Malatesta zu einem Vampir gemacht, nachdem ihm Ärzte ein baldiges Ableben in Aussicht stellten. Während Vena in einer Nacht sämtliche Alpträume (und die sind nicht ohne!) durchlebt, die der Park zu bieten hat, werden Mr und Mrs Morris kaltgestellt und aufgefressen, ebenso Kit. Rettung naht scheinbar in Gestalt des endlich eintrudelnden Johnny, der nach der Familie Morris – und vor allem Vena - zu suchen beginnt. Aber wie es sich für so einen düsteren Film aus den 70ern gehört, geht das nicht so gut aus.
MALATESTA’S CARNIVAL OF BLOOD ist schwer mit irgend etwas zu vergleichen, was ich bisher gesehen habe. Zu eigentümlich ist der Stil, sehr wirr die Erzählweise, bei der alles drunter und drüber geht und man sich fast den ganzen Film aus den Fragmenten zusammensetzen muss, die einem hin und wieder vor die Füße fallen. Das fällt im Grunde zwar nicht wirklich schwer, ist aber etwas gewöhnungsbedürftig. Stimmungsmäßig holt MALATESTA’S CARNIVAL OF BLOOD bei mir alle Punkte, die ich vergeben kann. Am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit Willard Huycks ebenfalls etwas merkwürdigen MESSIAS DES BÖSEN zieht der Film sofort in seinen Bann, verstört mit höchst sonderbaren Bildern und Orten voller Plastikmüll, Blut und Eingeweiden. Auf der Tonspur knarzen dazu Psychoacoustics schrägerer Sorte und helfen ordentlich dabei, den Film zu einer sehr realitätsfernen alptraumhaften Vision werden zu lassen, der jegliche Ordnung und ein oben und unten abhanden gekommen sind. Nach dem Film fühlt man sich ganz gut durchgeschüttelt, wenn ich auch zugeben muss, dass ich schon drauf und dran war, MALATESTA gleich noch einmal zu starten. Sowas kommt ja auch nicht alle Tage vor.
Ja, bin allerschwerstens angetan von dem Film und lasse ihn in der noch nicht abzuschließenden Jahres-Bestenliste ordentlich nach oben durchziehen.
MALATESTA’S CARNIVAL OF BLOOD ist nicht überall zu haben. Christopher Eric Speeth verlegt ihn selbst auf DVD und hat nur wenige Vertriebspartner. Nicht nur deshalb lohnt ein Blick auf die offizielle Website. Kann/darf/sollte man unterstützen, finde ich.

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Geschrieben 09. September 2006, 14:24

DER SCHRECKEN DER MEDUSA
(Großbritannien/Frankreich 1978 – Jack Gold)

Nach einem nächtlichen Überfall liegt der bereits für Tod erklärte und wieder zum Leben erwachte Schriftsteller John Morlar im Koma. Während sein Puls aus dem letzten Loch pfeift, arbeitet sein Denkkasten jedoch auf derartigen Hochtouren, dass das EEG Bocksprünge macht. Der französische Austausch-Inspektor Brunel ist mit der Klärung des Falls betraut. Erste Spuren führen ihn zu der Psychaterin Zonfeld, die ihm nach und nach eine unfassbare Geschichte eröffnet. Morlar begab sich aus der Not heraus bei ihr in Behandlung, weil er felsenfest davon überzeugt war, dass er Katastrophen aller Art heraufbeschwören konnte. Morlar machte sich in mehreren Sitzungen für den Tod seiner Eltern, einen Schulbrand, den Unfall seiner untreuen Ehefrau, einen Flugzeugabsturz in der Londoner City und selbst einer Tragödie im Weltraum verantwortlich. Brunel forscht nach und kommt zu dem Schluss, dass von Morlar selbst auf dem Krankenlager eine unheimliche Macht ausgeht, die weder wirklich zu begreifen noch zu stoppen ist. Zum Schluss des Films winkt nicht nur ein höchst spannendes wie effektöses Spektakel in einer riesigen baufälligen Kathedrale, sondern auch ein ziemlich offenes Ende, das heutzutage gleich mit einer Fortsetzung bedient worden wäre. Klassiker lassen sich schlecht wiederholen, weshalb es wohl besser ist, dass derlei weiter auf sich warten lässt. Gottlob hat man bislang auch noch nichts von einem Remake gehört. Vielleicht auch einfach deshalb, weil sich das in MEDUSA auftretende Dreigestirn aus Richard Burton, Lee Remick und einem fabelhaften Lino Ventura eh durch nichts und niemanden ersetzen lässt. DER SCHRECKEN DER MEDUSA ist ein verrassend goed snoepje für Aug’ und Ohr und meiner Meinung nach dem vielgepriesenen Klassiker DAS OMEN mit all seinen sehr einengenden Bibelbezügen und seiner sich in der Heraufbeschwörung der Apokalypse etwas vergeblich mühenden Art haushoch überlegen. Dass Morlar ein verstörend böser Mensch ist, es bedarf keines Mals am Haaransatz dies glaubhaft zu machen, man muss ihm einfach nur bei seinen oftmals vor Hass nur so triefenden Ausführungen zuhören, die auch in der deutschen Synchronfassung ein Genuss sind. Der Film ist ein hübsches Gruselpflaster, dass man sich gerne immer mal wieder vor die Augen klebt, wenn man einen richtig guten Horrorfilm sehen will und einem partout nichts einfallen will.

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#431 molotto

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Geschrieben 09. September 2006, 20:12


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(USA 1964 – Sam Peckinpah)

Der Apachen-Häuptling Sierra Charriba zieht mit seiner skrupellosen Indianerhorde mordend durchs Land. Ihm Einhalt zu gebieten betrachtet Major Dundee als seine vorrangige Aufgabe, weshalb er ziemlich eigenmächtig eine Armee aus sowohl Unions-Soldaten als auch Konföderierten aufstellt und zu einer Jagd auf Charriba ansetzt. Diese zieht sich über ein halbes Jahr hin und zeigt sich gespickt von allerlei Reibereien zwischen den Soldaten beider Lager. Vor allem Dundees Hassfeind Tyreen rückt ihm gegen Ende ebenso wirsch auf die Pelle wie die starken französischen Truppenverbände, die sich von Dundee und seiner Privatarmee im besetzten Mexiko auf den Schlips getreten fühlen. Die Jagd auf Charriba dient mehr als Hintergrund dafür, gleichermaßen Zusammenhalt und Zerrissenheit von Dundees Mini-Armee im fröhlichen Wechsel aufzuzeigen. Deshalb stört es auch nicht, dass der Apachenführer am Ende ziemlich kurz und schmerzlos von einem jungen Rekruten niedergeschossen wird. Und wenn Dundee mit dem kärglichen Rest seines Himmelfahrtskommandos in einem verzweifelten Akt gegen die Franzosen prescht, dann nimmt das durchaus auch ein wenig vom Finale seines opus magnum THE WILD BUNCH vorweg. Schmerzen bereitet das keine. Nur nach wie vor der Umstand, wie gräßlich man bei der Columbia mit SIERRA CHARRIBA umgesprungen ist. Vor allem fällt auf, wie und mit welchen Schnitten studioseitig aus Charlton Hestons Darstellung des Major Dundee ein ziemlich glattgebügeltes Standard-Heldenbürschchen gebürstet werden sollte. Wenn Peckinpah ganz sicher mit SIERRA CHARRIBA noch nicht zur Hochform aufgelaufen ist, vieles von dem, was man aus seinen späteren Filmen kennt, lässt sich zumindest in der Langfassung des Films ganz klar ausmachen. Die Kurzfassung ließ eine solche Betrachtung nicht mal ansatzweise zu. Schön zudem, dass man bei der Columbia anscheinend dem eigenen Vorgehen in der Vergangenheit mit gesunder Selbstkritik begegnet und auch etwas abfällige Bemerkungen in den Extras zur Produktion dieses wirklich schönen Film durchgehen lässt. Allein das schiebt das ohnehin schöne Bonusmaterial locker über den Tellerrand einer Werbeverkaufsverantaltung und wirkt nicht wenig wertsteigernd. Sowieso: Her mit Mike Siegels kompletter Peckinpah-Dokumentation!

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Geschrieben 09. September 2006, 23:08

THE FLESH EATERS
(USA 1962 – Jack Curtis)

Die sich im alkoholischen Dauerabsturz befindliche Filmschauspielerin Laura Winters lässt sich zusammen mit ihrer Sekretöse Jan von dem Piloten Grant Murdoch mit dem Wasserflugzeug zu ihrem nächsten Engagement bringen. Unterwegs streikt jedoch der Motor und sie müssen bei einer kleinen abgeschiedenen Insel notwassern. Dort machen sie bald Bekanntschaft mit dem unheimlichen Prof. Bartell und einer tödlichen Substanz im Wasser: Fleischfressende Glitzermikroben, die komische Geräusche machen. Der Mikrobenteppich auf dem Wasser ist so dicht, das an Flucht bald nicht mehr zu denken ist. Außerdem offenbart sich den drei, dass die Gruselgrütze im Meer das Resultat eines ungeheuerlichen Nazi-Experiments ist, aus dem Prof. Bartell nun kräftig Kapital schlagen will. Da Bartell auch noch einen mannshohes Solar-Kraftwerk auf der Insel stehen hat, will man die Mikroben mit 10000 Volt Spannung braten. Doch der Sabsch reagiert äußert gut auf den Elektroschock und verklebt sich zu einem Riesenmonster mit Scheren, Fusselmund und Glubschauge. Sieht halt schlecht aus für die Überlebenden, die es nach teilweise noch ein wenig zergrützt und die es doch irgendwie schaffen über den gigantösen Nazi-Meereswutz zu triumphieren. Seine immer wieder eingeflochtenen und durchaus unschönen Ekeleien gibt der Film gerne her und ist dabei noch gar nicht mal so ramschig, wie es der Inhalt auf den ersten Blick vermuten ließe. Ernsthaftigkeit, Terror und Entsetzen beherrschen den Film, nicht so sehr Spaßmach-Fatzereien, die es dennoch hier und da auch auszumachen gibt. Beispielsweise in dem auf dem Floss anreisenden Beatnik Omar, dem jedoch nach ein paar Blödeleien ein sehr unschöner Abgang ins Haus steht. Trotz nur wenigen Personen und einer kargen Umgebung ist der Film ungeheuer spannend. Nicht ein Durchhänger ist auszumachen! Das Riesenmonster ist ein den Film würdig über die Wupper helfendes Knallbonbon - zumindest gleich nach artin Kosleck in der Rolle des Prof. Bartell, der sich redlich Mühe gibt, einen deutschen Akzent zustande zu bringen. Büschen Erotik anno '62 gibt’s auch noch – und nicht zu vergessen eine im Vergleich zu der nicht ganz so knackigen Retromedia-Version in die Bonus-Abteilung verschobene Szene mit der Rückblende auf die hundsfötterischen Nazi-Experimente am menschlichen Wesen. Film und DVD – alles schier sensationell. Oberstes Regal, nicht weniger.

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Geschrieben 10. September 2006, 08:12

OZONE – ATTACK OF THE REDNECK MUTANTS
(USA 1988 – Matt Devlen)

Zwei Teenager (brrr!) verirren sich ins amerikanische Hinterland, wo sich Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschen. Dort leben kuriose Menschen mit niedrigem IQ und Bildungsstandard, was wohl auch der Ausschlag dafür gegeben hat, dass in unmittelbarer Nachbarschaft eine Chemiefabrik errichtet wurde, aus der es kräftig leckt und tropft. Jedenfalls verwandelt die von dort stammende Umweltverschmutzung die Hinterwäldler nach allerlei Gekotze und Gerotze in Menschenfresser mit schlechter Haut. Die beiden Teenager müssen gegen die Mutanten kämpfen und können knapp fliehen. Am Ende gibt’s dann noch eine „große“ Überraschung.
In den späten 80ern kursierte OZONE zusammen mit dem ebenfalls ganz außerordentlich miesen THE ABOMINATION vom Devlen-Freund Max Raven auf VHS als Zehntkopie, weil es sie in Europa nur in Frankreich gab. War man nicht schon geplagt damit, dass die Franzosen sich tatsächlich die Mühe gemacht haben, beide Filme mit einer Synchronisation zu bedenken, störte vor allem die Tatsache, dass die Filme als SECAM-Kopie auf PAL-Geräten nur in Schwarzweiß liefen das „Sehvergnügen“. Schon schlimm, was man damals hingenommen hat. Zumal OZONE voll mit an sich bereits verdächtigen Passagen ist, in denen alte Frauen Hausarbeit verrichten. Da hätten die Alarmglocken schon seinerzeit weitaus deutlicher klingeln müssen. Omi summt und brummt und bereitet derweil Lauch und Radieschen vor, fängt ein ausgebüchstes Huhn wieder ein, versorgt ihre Fische im Aquarium. Ein Bauernweib macht ihren Abwasch in Echtzeit, reinigt den Abfluss, fegt und putzt. Und auch die Zahnpflege wird nicht vergessen. Was für ein unansehnlicher Quatsch! Was für eine Tortur! Es gehört freilich unter Strafe gestellt, dass man mit so einer Ungeheuerlichkeit auch noch satte 94 (!) Minuten lang belästigt wird. Immerhin: Die Macher haben ihren Film auf 16mm. gedreht (und schrecklich schlecht nachsynchronisiert) und nicht – wie seinerzeit groß in Mode – einfach auf Video gebannt. Letzteres hätte man einfach löschen können, Filmkopien samt Negativ muss man in aufwändigerer Weise entweder schreddern oder der Verbrennungsanlage zur Einäscherung überlassen.

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Geschrieben 10. September 2006, 11:29


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(Italien 1977 – Joe D’Amato (Aristide Massaccesi))

Zunächst vergnügt sich Emanuelle zusammen mit ihrer Freundin Susan in Kenia, wo sie nicht nur ein Interview mit dem angeblichen Gangster Rivetti zu führen gedenkt, sondern sich auch an den Liebeskünsten von Susans Freund erfreut. Der ist nämlich Schwarzer – und die werden nach Meinung von Susan „niemals müde, um Liebe zu machen“. Aha. Rivetti entpuppt sich bei einem näheren Kennenlernen als anscheinend gar nicht mal so schlechter Kerl, der sich gern in philisophischen Lebensbetrachtungen versteigt: „Menschen träumen ihr Leben lang von Dingen, die sie längst haben könnten, wenn sie nicht davon träumen würden.“ Immerhin hat er es zu einigem Wohlstand gebracht, weshalb seine Ausführungen für den eigenen Lebensplan verinnerlicht werden dürfen. In Liebesdingen ist er zudem mit allen Wassern gewaschen und zeigt Emanuelle und Susan „Positionen, für die man zwei Jahre Kamasutra studiert haben muss“. Das sieht im Film nicht wirklich danach aus. Bei ihrem Besuch in Kenia stolpert Emanuelle auch über einen merkwürdigen Kerl namens Francis Marley, der sich bei Recherchen nach ihrer Rückkehr in die USA als Eigentümer zweifelhafter Nachtclubs entpuppt. Ihm wirft sich Emanuelle an den Hals, nachdem sie ihn verfolgt und bei einer höchst sonderbaren Frauenversteigerung mit Geld nur so um sich hat schmeißen sehen. Unter der Vorgabe, eine arbeitslose arme Maus zu sein, verschafft ihr Marley einen Job bei einem Nachtclub in San Diego, der von der gewieften Madame Claude und ihrem Tunten-Sekretär Stefan geleitet wird. Schnell steigt Emanuelle zum Zugpferd des Ladens auf und kann herausfinden, dass dort auch Anfragen aus dem Libanon nach „Frischfleisch“ bearbeitet werden. Minderjährige Mädchen, die schlechte Umsätze machen, werden von Madame Claude und einem üblen Mediziner als Behinderte (!) getarnt und für erkleckliche Sümmchen verschachert. Emanuelle verführt noch schnell die Tunte, wird Zeuge von neckischen Lesbeleien unter den Sklavinnen und deckt unter Einsatz ihres Lebens logischerweise alles auf.
Wie bei D’Amato so üblich wird alles ohne viel Vorspiel bestiegen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Dazu gibt es bei der deutschen Synchronfassung gerade zu Beginn (Kenia) einige Flapsigkeiten zu hören, die man, würde man es nicht besser wissen, durchaus als rassistisch klassifizieren könnte. Der gemeine Schwarzafrikaner jedenfalls wird gern auf sein Können im Verlegen von Rohren reduziert, da kann eine gemütliche Safari und der Besuch eines Dorfes mit Eingeborenen, die zur Musik von Nico Fidenco lustig hüpfen, noch so dagegensteuern wollen. Apropos Fidenco: Der hat eine höchst primitive Gesangsnummer zu diesem Film geschrieben, die gebenüber den immer wieder gern mitgesungenen Klassikern „Make Love on the Wing“, „Sweet Living Thing“ oder „A Picture of Love“ deutlich abfällt. Wahrscheinlich fiel ihm zu SKLAVENMARKT einfach nichts mehr ein – und das würde immerhin auch erklären, dass es nur wenig Neukomponiertes gibt und ansonsten Melodien aus D’Amatos anderen BLACK EMANUELLE-Filmen gereicht werden. Die sind gewohnt gut und so universell, dass sie einfach zu jedem Bild passen.
Der Afrika-Ausflug von Emanuelle bringt für den Film zwar größtenteils nichts (die hauptsächliche Handlung spielt in den USA), ist aber zumindest nett anzuschauen – allein der hübschen belanglosen Bilder wegen und weil der auch aus zahlreichen italiensichen Action- und Gruselbombern bekannte Venantino Venantini in seinem Kabäuschen so stimmungsvoll Emanuelle und Freundin abzureiten versteht, dass diese Szene im Grunde alles zu SKLAVENMARKT sagt, was es zu sagen gibt. Die späteren, in gewohntem Holterdipolter in den Film geklatschten Sexeleien können bei weitem nicht die wohlige Atmosphäre aus Muff und Puff vermitteln wie dieser einzige herrliche Moment. In anderen D’Amato-Filmen gibt es dergleichen mehr. Und überhaupt fehlt es dem SKLAVENMARKT deutlich an wirklichen Höhepunkten (sowohl auf der Spannungskurve als auch bei den Ferkeleien), womit die anderen Ausflüge der reisenden Fotojournalistin weitaus weniger geizen. Man erinnere sich nur an das eindrucksvolle Billardspiel aus der ORIENT REPORTAGE. Da der SKLAVENMARKT aber zumindest ziemlich flott erzählt ist, macht er natürlich trotzdem gehörigen Spaß.

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Geschrieben 11. September 2006, 20:03

CALVAIRE
(Belgien/Frankreich/Luxemburg 2003 – Fabrice Du Welz)

Marc Stevens tingelt als Alleinunterhalter durch Altenheime und singt in einem lächerlichen Glitzerumhang und mit Bontempi-Begleitung Chansons von der Stange. Ein Weihnachts-Engagement führt ihn tief in die Einöde, in der er sich bei strömenden Regen auch prompt verfranzt. Dann geht auch noch sein Kleinbus kaputt. Ein Schild führt ihn zur Herberge von Paul Bartel, dem eine gewisse Ähnlichkeit mit dem echten Paul Bartel durchaus nicht abzusprechen ist. Bartel empfängt den Gestrandeten mit überschwenglicher Gastfreundschaft. Nach den von ihm durchgeführten „Reparaturversuchen“ an Stevens Bus und einem durchschnittenen Telefonkabel wird jedoch bald klar, dass der freundliche Einsiedler mehr als einen an der Waffel hat. Und auch das Dorf im näheren Umland erweist sich bei Welz schnell als eine Hochburg kälberfickender Degenerierter und schlimmer! Während andere Filme aus dem Hinterwald vornehmlich auf Blut setzen, regiert bei Welz der putzmunter aus der Kiste gekrochene Terror innovativer Filme der 70er Jahre. Mehr als nur eine Verbeugung geht in Richtung BLUTGERICHT IN TEXAS, HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN und TOURIST TRAP. Welz weiß seine Anleihen aber enorm gut zu verpacken und zu etwas ganz Neuen umzumodeln. Bei ihm gibt es auch nicht nur einen Verrückten, sondern Bartel und eine ganze Anzahl von Bartel-Variationen, die sich in anderen Charakteren zeigen und Stevens von Anfang (geile Fan-Oma im Altenheim) bis Ende (schießwütiger Dörfler, der in Stevens ebenfalls die untreue Frau Bartels sieht) piesacken und tüchtig quälen. Allein deshalb hebt sich Welz Film so enorm von anderen Wald-und-Wiesen-Filmen ab. Bei CALVAIRE ist von Anfang an der Ofen für den recht gesichtslosen Marc Stevens mehr als aus. Dazu kommen Bilder von Landschaften, die Dreck und Unrat mit unendlicher Trostlosigkeit vermischen - und den Anblick der mittlerweile alles andere als knackigen (aber nach wie vor zeigefreudigen) Brigitte Lahaie darf man durchaus mit in diese Kategorie packen.
Freunde des rastlosen Schnittstakatos und jeden Kinkerlitz zu einem Höhepunkt aufbauschender trötend-posaunender Filmmusik kommen nicht auf ihre Kosten. Liebhaber von Gemeinheiten und feinen Humor, der ausnahmslos als Abfallprodukt aus den Absurditäten des Films entsteht, dafür umso mehr.
Neben dem eher in der Altherren-Liga angesiedelten, jedoch nicht minder effektiven HAUTE TENSION ganz sicher der beste französischsprachige Genrebeitrag, den ich seit langem gesehen habe. Besonders schön (und daher immer eine Erwähnung wert) auch, wie wenig CALVAIRE doch abbaut, wenn man ihn sich wiederholt ansieht und bereits alle Pointen kennt.

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Geschrieben 12. September 2006, 10:01

DJANGO KENNT KEIN ERBARMEN
(Italien/Spanien 1966 – León Klimovsky)

Im Auftrag einer um 100000 Dollar erleichterten Minengesellschaft verdingt sich Django als Kopfgeldjäger. Einige Mitglieder der Räuberbande hat er bereits zur Strecke gebracht, der Rest soll sich in Will City in Montana verkrochen haben. Dort tobt zudem ein Krieg zwischen Farmern und Viehzüchtern, geschürt vor allem vom rücksichtslosen Großgrundbesitzer Braunsberg. Unterwegs stolpert Django über die Leiche des neuen Sheriffs, der gerade unterwegs nach Will City war und nimmt dessen Identität an. Nachdem er zwei der Räuber zur Strecke gebracht und Braunsberg sowie dessen Schergen ordentlich zugesetzt hat, findet er heraus, dass Trevor Norton, der Kopf der von ihm gesuchten Räuberbande, gar nicht der Trevor ist, sondern dessen Bruder ist, der Jim nämlich. Nach dem als Höhepunkt des Films gereichten Krieg zwischen den Züchtern und den Farmern und einem von Django noch schnell aufgedeckten Mordkomplott steht dann auch der Liebe zu Nortons Tochter Sally nichts mehr im Wege.
Wenn man es gut mit ihm meint, so kann man Klimovsky als soliden Handwerker bezeichnen – mit einigen ordentlichen Höhen im Register und noch mehr bodenlosen Tiefen. Immerhin ist DJANGO KENNT KEIN ERBARMEN weitaus besser als der hosenmatzige DJANGO – UNERSÄTTLICH WIE EIN SATAN, den er ebenfalls auf dem Kerbholz hat. Nicht wenig mag es daran liegen, dass Anthony Steffen den aus Dreck und Gestank bestehenden Schmuddelmann besser zu geben weiß als ein Brad Harris. Außerdem tobte sich hinter der Kamera auch gehörig die Familie Girolami aus – und zu was die in der Lage sind, das weiß man ja zur genüge. Ganz besonders schön ist die Szene, in der Django erstmals in Will City auftaucht und zur Begrüßung zwei Männern von Braunsberg ein Ohrläppchen abschießt, als diese gerade dazu ansetzen wollen, einen armen Farmer zu lynchen. Weniger schön ist der Umstand, dass mit dem Hausmeister vom Sheriff, einem mümmelnden Opa namens Smithy, eine Sozialhilfeversion von Fuzzy auftaucht und naseweise Besserwissereien sowie saublöde Drolligkeiten zum besten gibt. Nee, den mag ich nicht. Abgesehen davon hat der Film aber durchaus seine Momente und ist ein überaus kurzweiliges Vergnügen – zumindest bei heruntergeschraubter Erwartungshaltung. Ein Klassiker war ja sowieso von vornherein nicht zu erwarten.

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Geschrieben 13. September 2006, 10:20


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(USA 1978 – Joe Dante)

Die Privatdetektivin Maggie reist in die amerikanische Provinz auf der Suche nach zwei verschollenen Teenagern. Die waren so unvorsichtig und sind in einem ehemaligen Militärgelände baden gegangen. Was weder sie noch sonst wer wusste: Dort züchtet der Wissenschaftler Dr. Hoak im Alleingang eine neue und sehr resistente Art gefrässiger Piranhas, dazu bestimmt, feindliche Gewässer ratzeputz von Mensch und Tier zu befreien.


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Dummerweise kurbelt Maggie, die sich mit dem von Stütze lebenden, ortskundigen Suffkopp Paul zusammengetan hat, am falschen Rad im Forschungslabor und lässt alle Super-Piranhas in den Fluss entkommen. Nach allerlei Aufruhr in einem Feriencamp, überwinden die Viecher auch den nahe gelegenen Staudamm und werden für den aufgebrachten Bürgermeister zu einem echten Problem bei der Einweihung seines neuen Freizeit-Bade-Parks.
Mit Kevin McCarthy als Dr. Hoaks und einer munteren Barbara Steele als eine die Angelegenheit schnell herunterspielende Regierungs-Wissenschaftlerin hat der Film immerhin tolle Darsteller zu bieten – wenn auch nur in Nebenrollen, kaum größer als die des sowieso durch (fast) alle Corman-Filme tingelnden Dick Miller, der hier in einem engen weißen Anzug auftritt, der ihm nicht wirklich gut steht. Im Gegensatz zum großen Vorbild DER WEISSE HAI bietet PIRANHAS nicht so sonderlich durchdachte und ausgeklügelte Spezialeffekte. Unter Wasser bewegen sich die Fische so gut wie gar nicht, womit sich der Film leider zu einer Art DER FLUSS DER MÖRDERKROKODILE mit Fressfischen disqualifiziert. Und das ist eigentlich schade, weil PIRANHAS ja durchaus kurzweilig ist und mit Abstrichen auch Spaß macht, ein Monsterfilm aber nun einmal mit der Glaubwürdigkeit seiner Kreaturen steht und fällt. Was PIRANHAS bei seinen Viechern vermissen lässt, wird ein wenig mit zeitgemäßem Blutgeblubber wett gemacht, wobei jedoch die Schocks ebenfalls nicht so wirklich packen wollen.


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Im Grunde sieht im Quasi-Nachfolger FLIEGENDE KILLER – PIRANHAS II alles eine ganze Ecke besser aus.
Ziemlich sauer stößt auch die Geschichte auf. Bei der geht einem schnell das Licht auf, dass die zur Heldin stilisierte Privatdetektivin den Schaden selbst anrichtet. Solch eine dumme Unperson zur Hauptfigur des Films zu machen, ist auch nicht gerade erbaulich. Und der Sozialhilfe-Säufer, der es sich dennoch erlauben kann, seine Tochter wochenlang in ein Ferienlager zu schicken, nervt nicht weniger mit seiner Wechselspiel aus Selbstmitleid und Über-sich-hinauswachsen. Die Tochter übrigens taucht am Ende auch beim Finale im neuen Bade-Park ganz überraschend auf und muss abermals gerettet werden. Wohl 'nen Katastrophen-Teleporter in der Tasche gehabt.


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Geschrieben 14. September 2006, 10:35

DER TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER
(Spanien/Italien 1972 – León Klimovsky)

Auf dem nahe Skopje gelegenen Schloss des jüngst verstorbenen Grafen treffen bei der Testamentsvollstreckung folgende illustre Personen aufeinander:
  • Des Grafen Neffe Sergej Chekow, der fast alles erbt
  • Nadja, die Frau des Grafen, die nichts kriegt und also einen langen Hals macht
  • Der Doktor Leon, der im Schloss ein Geheimlabor betreibt
  • Doris, die Tochter des Doktors, eine Zierde für's Auge
  • Der im Schloss gerne herumwuselnde Totengräber Igor
  • Der notgeile Diener der Gräfin, Ivan, der immer eine Flunsch zieht
Nur die Tochter des Grafen, die Comtesse Rachel, ist nicht mit dabei, die fand Sergej bei seiner Ankunft aufgeknüpft am nächstbesten Baum gleich beim Friedhofseingang. Wer hat die also auf dem Gewissen? Und warum? Es stellt sich heraus, dass Nadja sich mit schwarzer Magie beschäftigt, die vor allem auf Sergej abzielen soll. Außerdem versteht sie sich prima mit dem Totengräber, der jedoch lediglich voll auf Leichen abfährt, und zwar auch sexuell. Als Nadjas Teufelsbeschwörungen nichts bringen, wirft sie sich Sergej kurzerhand an den Hals. Er dringt in sie auf seine Art (höhö!), sie in ihn auf die ihre, darauf pochend, dass er das Schloss verkauft und ein paar Münzen auch in ihr Säcklein fallen. Da ist allerdings Doktor Leon vor, der Sergej das Versprechen abnimmt, die Bude nicht zu versilbern. Immerhin wäre dann seine langjährige Forschungsarbeit in Gefahr. Ganz der Erforschung Todes hat er sich nämlich verschrieben, welchen er mit 5 Millionen Volt (oder so) zu besiegen gedenkt. Nach allerlei Hokuspokus mit Voodoopuppe und Geisterseherei, unausweichlichen Eifersüchteleien zwischen Nadja und Doris und einigen durch die Botanik wankenden Toten stellt sich heraus, dass Doktor Leon es geschafft hat, Steuerungskapseln in die Köpfe von Leichen einzuoperieren, welche er fortan Kraft seiner Gedanken lenken kann. Weil der Graf die lebenden Toten zu kriminellen Zwecken einsetzen wollte und dessen Tochter nach seinem Ableben das Geheimnis um den Doktor lüften konnte, mussten beide sterben. Und nicht nur die, sondern der Doktor hat zum Zwecke seiner Arbeit, wie sich herausstellt, fast den ganzen Friedhof geplündert! In den Katakomben unter dem Schloss kommt es zu einem herrlichen Gemenge mit allerlei stöhnenden, angeschmodderten Leichen. Und das sieht so fantastisch aus, wie man es sonst nur in italienischen Genre-Schlagern oder dem ebenfalls über jeden Zweifel erhabenen DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN kennt. Nur halt mit dem Unterschied, dass Klimovsky alles schon vorher durchgepaukt hat. DER TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER ist trotz lächerlichem Titel ein gestandener Horrorfilm, der trotz einiger kleinerer Längen voll auf stimmungsvolle Atmosphäre und Schock setzt, ein paar nette 70er-Tittenschaukeleien nicht vermissen lässt und also volle Punktzahl holt. Dazu spielt sensationelle Musik von Francesco De Masi, die sich so ähnlich anhört wie seine Kompositionen zu DAS MONSTER AUF SCHLOSS MOORLEY. Vielleicht sind Teile des Soundtracks gar identisch, was mal zu prüfen wäre. Jedenfalls macht es nichts, dass der Film ein paar gewaltige Löcher in der Logik hat und die falsche Fährte mit der schwarzen Magie einem auch ein wenig sauer aufstößt, zumal man den Bogen mit dem Mad Scientist schon raus hat, bevor das Satanisten-Pulver komplett verschossen ist. Paul Naschy spielt als Totengräber nur eine Nebenrolle – aber das gekonnt und gut. Vielleicht zu gut, was erklären würde, warum der deutsche Verleih des ganz anders gearteten britischen Horroraufwaschs DAS MONSTER MIT DER TEUFELSKLAUE ihn als toten Igor noch einmal auf einem Aushangbild werbewirksam verwurstete. Irgendwie find ick dat lustich.


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Dummerweise ist die deutsche Fassung von DER TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER zumindest in einer Szene ziemlich drastisch gekürzt, spielt aber ansonsten fast in voller Originallänge auf, glaube ich. Eine ungeschnittene Fassung des Films würde ich sehr gerne einmal sehen. Aber selbst mit Einbußen kann der Schocker voll überzeugen und hat bei mir den neuerlichen Appetit nach Klimovsky-Gruslern nicht gerade wenig gesteigert.

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Geschrieben 14. September 2006, 13:54

DIE NACHT DER CREEPS
(USA 1986 – Fred Dekker)

Die Jüngelchen Chris (voller Name: Christopher Romero) und J. C. (voller Name: James Carpenter-Hooper) treten aus dem Grunde der Studentenverbindung des schrecklich arroganten Brad bei, weil Chris ein Auge auf Cindy (voller Name: Cynthia Cronenberg) geworfen hat, die allerding (noch) mit Brad (voller Name: Brad Pitt?) zusammen ist. Als Aufnahmeprüfung sollen die beiden einen Leichnahm aus der medizinischen Fakultät klauen und auf der Treppe einer anderen Verbindung ablegen. Dabei geraten sie allerdings an den seit 1959 tiefgefrorenen Überrest eines ehemaligen Studenten, seines Zeichens Opfer einer Alien-Attacke. Nach dem Auftauen bewegt sich dessen Körper, die Leiche kriegt das Wegwetzen und direkt vor dem Cindys Fenter des Mädel-Wohnheims springt sein Schädel entzwei, aus dem sich etliche superflinke Würmer ergießen. Die sorgen auf dem Campus für allerlei Aufregung, nachdem sie in die Münder gaffender Studenten gehüpft sind. Ihre Wirtskörper lassen sie sterben und zombiehaft durch die Gegend torkeln, während sie sich hübsch vermehren und die Brut dann abermals durch Schädelspalterei ans Tageslicht tritt und neue Opfer sucht. J. C. fällt den Alienwürmern anheim, ebenso Brad samt einer ganzen Busladung vergnügungssüchtiger Teenager, die sich auf dem Weg zu einem Tanzvergnügen befinden. Chris, mittlerweile der Dame seines Herzens entscheidend näher gerückt, sieht sich zusammen mit dem abgewrackten Lt. Cameron allein der Invasion gegenüber gestellt.
Gleich zu Beginn macht der Film schon ordentlich was gut, indem er nicht einfach einen Meteor auf die Erde fallen lässt, sondern die Alien-Seuche als Coup eines kriminellen außerirdischen Wichtelmännleins darstellt und dann auch noch das Kunststückchen vollbringt, die Geschichte 1959 und in schönstem Schwarzweiß beginnen zu lassen. Und dass sich Dekker ordentlich an die Rezepturen des Genrekinos eben jenes Jahrzehnts hält und diese auch genau kennt, lässt er dabei so oft wie möglich durchblicken. Versteht sich quasi von selbst, dass selbst die alte Hausdame der Mädchen-Verbindung in der Glotze PLAN 9 FROM OUTER SPACE glotzt, oder Tom Atkins in der Rolle des abgewrackten Lieutenants die Bude voll mit 50er-Jahre-Detektiv-Groschenheften hat, einen zerknitterten, unmodernen Trenchcoat trägt und eine bedrohlich alte Gurke fährt. Ja, selbst die zur Entstehungszeit des Films überaus modischen Teenie-Mätzchen wirken in DIE NACHT DER CREEPS wie aus den Monster-Filmen der 50er portiert und nerven dementsprechend auch nicht gar so sehr. Auf jeden Fall weitaus weniger als in anderen Genrefilmen aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Umso deutlicher wird das, vergleicht man DIE NACHT DER CREEPS mit der mittelschwer verunglückten Neuauflage von THE BLOB, die zwei Jahre später ins Rennen geschickt wurde. Die etwas übertriebene Häufung von offensichtlichen Kniefällen vor den „großen Meistern“ des US-SF- und Horrorfilms mag man ihm verzeihen (neben den oben erwähnten Beispielen toben auch noch ein Mr Miner, ein Detective Landis und die Polizisten Raimi und Cunningham durch den Film), wenn es in derart geballter Form irgendwann auch mal auf den Keks geht. Wie Balsam wirkt es da, dass in all dem Durcheinander irgendwann Dick Miller in seiner seit Jahr & Tag immer wieder aufgetragenen Rolle des Walter Paisley auftaucht. Find ich gut. Ebenso, dass der Film einige ziemliche Unappetitlichkeiten bietet, die in der alten Kinofassung intakt waren und dann auf Video wegen der Indizierungs-Paranoia zugunsten einer FSK 16 herausgekürzt wurden.

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Geschrieben 15. September 2006, 14:31

DIE GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN
(Italien 1971 – Emilio P. Miraglia)

Lord Alan Victor Cunningham hat seit dem Tag einen an der Klatsche, an dem seine Frau Evelyn auf dem Kindbett starb. Regelmäßig holt er sich nun rothaarige (und ihn damit an Evelyn erinnernde) Prostituierte in sein schmuckes Schloss und seinen mit allen Extravaganzen ausgestatteten Folterkeller. Dort reagiert er sich an den ja eigentlich von Berufs wegen zu jeder Schandtat bereiten Weibern mit der Peitsche derart ab, dass diese unter dem Hagel seiner Schläge schnell ihr Sterbchen machen. Mit Evelyns Bruder Albert hat er jedoch einen unangenehmen Zeugen an den Hacken, den er mit viel Geld schmieren muss. Als Alan eines Tages Gladys kennenlernt, rückt sich seine Welt scheinbar wieder ins rechte Lot. Heiratsglocken bimmeln heftig. Gladys lässt sich von Alans dennoch ab und an durchsickernden Marotten nicht ins Bockshorn jagen und stellt, nachdem ihr Göttergatte sogar vorgibt, den Geist von Evelyn im Schlossgarten gesehen zu haben, eigene Nachforschungen an. Eines Nachts lässt sie gar Evelyns Grab öffnen und starrt in einen leeren Sarg. Am Ende entpuppt sich alles als eingefädelter fauler und überaus schäbiger Zauber, aber das vermutet man ja eh nach spätestens 30 Minuten bei so einem Streifen. Ganz grandios ist das Wechselbad aus Giallo und Horror gelungen. Bietet der weitaus größte Teil des Films Schocks und Schauerlichkeiten satt, in dessen Klemmen vor allem barbusige Schönheiten wie die Marina Malfatti und – ganz klar – Erica Blanc stecken, wirft GROTTE dieses Konzept am Ende gehörig über den Haufen. Dass der Film dabei keinen Schiffbruch erleidet, allein das zeigt bereits, wie gut er ist. Anthony Steffen, mal als knittergesichter Foltergnatz unterwegs, mal als überschwänglicher Liebhaber, überzeugt mich in diesem Streifen voll und ganz. Zusätzlich gereichte Horrorformalien – Séance, wehende Gardine, nächtliche Ausflüge auf den Friedhof – nehme ich sowieso immer gerne mit, wenn sie so stimmungsvoll sind wie in der überaus ernsten und ganz und gar nicht käsigen GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN. Der Schock, den die plötzlich auftauchende Gammel-Evelyn hervorruft, lässt zwar bei wiederholter Betrachtung des Films merklich nach (heißt: stellt sich nicht mehr ein), ist aber nach wie vor ein absolutes Highlight – untermalt von verteufelt guter Musik aus der Feder Bruno Nicolais, der zu unrecht lediglich als Morricone-Anhängsel gesehen wird. Alles zusammen wieder mal eine Mischung, wie man sie nur in Italien so wunderbar hinbekommen hat. Jedenfalls habe ich mich in DIE GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN jetzt ganz neu ganz schwer verliebt. :love:

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Geschrieben 16. September 2006, 16:30

A HISTORY OF VIOLENCE
(Kanada/Deutschland 2005 – David Cronenberg)

Tom Stall ist Besitzer einer irgendwie ziemlich suddeligen Kaffee- und Imbissbude. Eines Tages avanciert er zum gefeierten Helden, nachdem er zwei skrupellose und gesuchte Gangster um die Ecke bringt, die in seinem Lokal Stunk gemacht haben. Der sich anschließende Medienrummel lockt den ultraharten Mafiosi Fogarty aus Philadelphia ins Hunderte Meilen entfernte Kaff. Fogarty gibt vor, den seiner Meinung nach unter falschen Namen residierenden Stall zu kennen und mit ihm auch noch eine Rechnung offen zu haben. Schnell dreht sich daraufhin die Gewaltspirale, die allerdings nicht so wirklich zur „harten, düsteren Gewaltballade“ wird, wie es das Fachorgan TV Today so schön ausgedrückt hat, dass es der Warner immerhin wert war, derartiges Gewäsch sofort und ohne nachzudenken aufs Cover zu drucken. Die erste Stunde von A HISTORY OF VIOLENCE verläuft ziemlich untypisch für Cronenberg mitsamt vorgeblich heiler US-Familie, bei der auf der Veranda vor dem Haus die einladenden alten Holzstühle ebenso wenig fehlen wie die obligatorischen und das Familienbild abrundenden zwei Kinder. Alles ist entsetzlich stereotyp auf heile Welt getrimmt. Die erste Stunde des Films wird mit dem Gewalteinbruch ins Idyll und der Frage gefüllt, ob Tom Stall wirklich das ist, was er vorgibt zu sein. Sind die Fronten geklärt und der Thriller-Müll ein wenig beiseite gekarrt, kommt in der letzten halben Stunde bei der Konfrontation mit seinem Bruder (bzw. der Reise in die Vergangenheit) dann eher der nachdenklichere Teil des Films zum Vorschein, auf den man sich im Grunde von Beginn an eingerichtet hat. Der Name Cronenberg bürgt schließlich für was. Stellt man A HISTORY OF VIOLENCE in einer Reihe mit Cronenberg-Klassikern (SPIDER rechne ich gern gleich dazu), dann wirkt der Streifen doch etwas dünn und platt. Sein wirkliches Anliegen jedenfalls ist mir schleierhaft. Weder als Charakerstudie eines enorm wandelbaren Menschen mag der Film so richtig zünden, noch als Spiegel einer Gesellschaft, in der es unter der scheinbar schönen Oberfläche mächtig brodelt und die ziemlich viele Leichen im Keller hat. Am Ende sitzt man da und hat den Eindruck, „Held“ Stall hat seine kleine Familie und sein bescheidenes Leben mit harten Bandagen gegen das Übel der Welt verteidigt, einzig aus dem Grund, weil es sich nur im Schoße seiner Lieben so richtig gemütlich leben lässt. Hatte mir da in der Tat etwas mehr versprochen. Und etwas anderes sowieso.

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Geschrieben 16. September 2006, 17:43

HÄNDE VOLLER BLUT
(Großbritannien 1971 – Peter Sasdy)

Als kleines Mädchen muss Anna die Ermordung ihrer Mutter durch den Vater erleben, der sich zudem als der tatsächliche Jack the Ripper entpuppt. 15 Jahre später lebt sie in der Obhut einer sich als Geisterbeschwörerin verdingenden alten Dame, die keine Gewissensbisse plagen, als sie zudem eines Tages Annas Jungfräulichkeit für einen Batzen Kohle an einen Kongreßabgeordneten zu verschachern gedenkt. Der geile Mann beschenkt Anna mit einer hübschen Brosche, doch im Geglitzer und Gefunkel der Edelsteine kommen Anna die Erinnerungen an die grausamen Ereignisse ihrer Kindheit und sie führt sich auf wie von Sinnen. Der gerade auf der Straße wartende und überaus gutmütige Doktor Pritchard findet wenig später die Leiche der Geisterbeschwörerin und eine verstörte Anna, nachdem ihn zuvor der flüchtende Abgeordnete fast umgerannt hätte. Der Doktor nimmt Anna mit nach Hause und will sich um sie kümmern. Aber nicht ohne Eigennutz, denn als großer Veehrer Freud’scher Psychoanalyse dient sie ihm auch als Studienobjekt. Nach bereits kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Anna den Mord an der Geister-Oma begangen hat und nicht der zunächst verdächtigte Politiker. Ebenso entpuppt sich der Film trotz einer eigentlich tollen Idee als ziemlich konventioneller Thriller, dessen größter Clou am Ende Anna Besessenheit vom Geiste des Ripper-Vaters ist. Der Faden mit Freud, dem anfangs sehr großer Platz eingeräumt wird, wird jedenfalls ganz schnell ganz eiskalt fallengelassen. Und das, obwohl gerade in dem Versuch, damit einen durchweg glaubhaften Ausbruch aus den Genrekonventionen (gerade auch der Hammer-Filme) zu unternehmen, das wirkliche Potential des Films steckt. Alles also wie gehabt und wenig überraschend, was sich natürlich auch auf die Spannung des Films negativ auswirkt. Die tollen Darsteller und die teils verschwenderischen Sets rücken das Bild zwar wieder halbwegs gerade, ebenso der nicht zu verachtende Härtegrad von HÄNDE VOLLER BLUT. Trotz all dieser schönen Dinge auf der Haben-Seite merkt man auch HÄNDE VOLLER BLUT an, dass die Glanzzeit der Hammer-Studios Anfang der 70er einfach vorüber waren. Und der Brückenschlag vom klassischen Grusler zum modernen Horrorfilm versagt sich in Sasdys Film leider auch einmal mehr. Spaß macht der Film irgendwie zwar trotzdem noch, aber halt nur, wenn man kurz mal vergessen kann, was 1971 sonst noch für herausragende Genreperlen die Leinwand heimgesucht haben.

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Geschrieben 18. September 2006, 10:30

SERPICO
(USA 1973 – Sidney Lumet)

Gleich nach der Polizeiausbildung wird Frank Serpico mit der harten Realität konfrontiert: Alle Bullen lassen sich kräftig schmieren, als Gegenleistung werden die führenden Köpfe des illegalen Glücksspiels schön in Ruhe gelassen. Je mehr es Serpico, der sich durch äußerste Standfestigkeit auszeichnet, Anliegen wird, dagegen etwas zu unternehmen, desto tiefer blickt er in den Sumpf. Selbst bis in die höchste Führungsriege der Polizei und Stadtverwaltung wird billigend hingenommen, was sich da auf der Straße schmutziges tut. Für Serpico, der mehr und mehr seine Außenseiterposition begreift, wird es langsam brenzlig, denn einen unkonformen Nestbeschmutzer sieht man nicht so gern. Lumets Film wirkt stärker als der zwei Jahre später ebenfalls mit Pacino besetzte HUNDSTAGE ausgesprochen zurückhalten - um dann wiederum szenenweise schier zu explodieren. Dass sich Serpico von Anfang an in unmittelbarer Gefahr befindet, transportiert Lumet leider eher schlecht als recht. Erst weit in der Handlung kann der Film das Gefühl der von allen Seiten auf Serpico einstürzenden Bedrohung wirklich transportierten. Mag aber auch sein, dass man so etwas einfach nicht mehr so schnell wahrnimmt, wenn man den Film nicht gerade zum ersten Mal ansieht. Wie auch der bereits erwähnte HUNDSTAGE zieht SERPICO fast sein ganzes Potential aus den Darstellern. Al Pacino zeigt dabei nicht nur eine wunderbare Leistung, sondern dürfte optisch auch als das hauptsächliche Vorbild für Tomas Milians „Strickmütze“-Superbullen durchgehen.

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Geschrieben 18. September 2006, 10:36

FROGS – DIE FRÖSCHE
(USA 1972 – George McCowan)

Als VÖGEL-Reminiszenz wird FROGS gern gehandelt, nicht weniger. Kann man verstehen, weil das Vorbild halt in der Tat außerordentlich gut ist und nur beste Erinnerungen ins Bewusstsein spült. Vorgesetzt bekommt man dann allerdings vor allem erst einmal eine Südstaaten-Familie vom Schlage eines Tennessee Williams mit all den Spannungen, die vor allem DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH in Erinnerung rufen. Ray Milland (gute Wahl!) spielt den Patriarchen Jason Crocket, einem Papierfabrikanten, der, so scheint es, von Umweltschutz nicht so sonderlich viel hält, weil ihm die für derlei Tand aufzubringenden Leistungen den Profit kappen. Auf dem Gelände seiner abgeschiedenen, in den Sümpfen gelegenen Villa und auch stets um ihn herum wuseln seine Kinder, Enkel und sonstigen Verwandten, die wie alle Jahre zuvor gekommen sind, um Crockets Geburtstag zu feiern, der – wie trefflich! – auf den amerikanischen Unabhängigkeitstag fällt. Zu der bunten Truppe stößt zufällig auch der Pressefotograf Picket Smith (ganz vergessen: ein überaus junger Sam Elliott), der gerade eine Reportage über Umweltverschmutzung macht. Gar nicht eingeladen hingegen sind Hunderte (Tausende?) von dickwanzigen Fröschen, garstigen Schlangen, Echsen und Varanen, die sich mehr und mehr dem Besitz von Crocket nähern. Einer nach dem anderen aus der wohlhabenden Familie macht nun im Dickicht sein Sterbchen, was interessant anzusehen ist. Mal beißt eine große Schlange, was ja durchaus noch angehen mag, der Rest der Tierwelt erschreckt die Opferschar in erster Linie jedoch einfach zu Tode. Eine Schmetterlinge sammelnde Omi wird von einer Wasserschildkröte ersäuft (!?), Crockets Sohn erstickt qualvoll, weil Echsen lauter Pullen mit Gift umkippen lassen und dann die Tür verriegeln (yo-ho!) und Crocket selbst kippt aus den Latschen, weil die Frösche am Ende durch den Vorgarten und gegen sein Fenster hüpfen. Kurzum: Die Tierwelt präsentiert sich eigentlich fast die ganze Zeit über recht harmlos und so gar nicht gefährlich. Und es langt einfach auch nicht, dass die Menschen kreischen, sobald ein Frosch durchs Bild hüpft – das macht halt noch keinen „echten“ Tierhorror aus. Denn der nährt sich ja vollends aus dem Ekel, dem Entsetzen und dem Grauen, was die Viecherei hervorrufen soll. Bei FROGS hängen die Tiere vor allem an ihrem Weiher und auf dem frisch gemähten Rasen herum und machen nichts – außer natürlich, dass sie glotzen und quaken. Und auch die gemeine Wasserschildkröte zieht eher gemächlich ihre Bahnen. Da muss sich die Schauspielerin dann halt selbst ertränken, oder zumindest aber so tun. Die Öko-Botschaft von FROGS dient lediglich als Aufhänger und spielt am Ende auch keine Geige mehr, womit das schlüssige Gesamtkonzept des Films auch zum Teufel geht. Die Natur rächt sich zwar, wieso, weshalb, warum – es bleibt unklar. Früher hat mir FROGS als „Monsterfilm“ besser gefallen, mittlerweile dominiert die Freude an der durchweg ätzenden Familie, die der Film höchst amüsant portraitiert. Die Rache der Glibschtiere, vor denen mir damals wie heute ein Gefühl des Ekels aufzubauen recht schwer fällt, nehme ich als nettes Beiwerk mit. FROGS macht also weiterhin Spaß, wenn auch nicht mehr aus demselben Grund.
Ach ja: Das Plakatmotiv von Frösche erzählt von menschenfressenden Monsterkröten. Leider hier nicht vorhanden und – zumindest meines Wissens nach – auch ein bis heute nicht weiter verfolgtes Tierhorror-Motiv. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden...

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Geschrieben 18. September 2006, 14:14

DER HERR DER SIEBEN MEERE
(USA 1940 – Michael Curtiz)

Die Spanier sinnen auf die Unterwerfung der ganzen Welt. Das wirft schon mal die Frage auf, warum der Dialog „Today nothern Europe, tomorrow the world!“ in der deutschen Synchronfassung nicht vorliegt. Einfach nur verloren gegangen, wie so viele andere deutsche Dialogpassagen in Curtiz’ Film, oder doch die ganze Szene einfach der Schere anempfohlen, weil das ja eh nur böse Erinnerungen an unschöne Zeiten hervorrufen könnte? Keine Ahnung. Jedenfalls wollen die Spanier durch windschiefe Verträge die Briten gefügig halten, zumal Elizabeth II. sowieso gerade kein Geld hat, eine größere Flotte auf die Beine zu stellen und eventuell Paroli zu bieten. Die Spanier hingegen haben eine ganze Armada von schweren Kriegsschiffen zur Verfügung. Britannien stellt sich lediglich mit einer bunt zusammengetrommelten, jedoch absolut königstreuen Piratenhorde, den Sea Hawks dagegen. Ihr größter Kapitän ist der verwegene Geoffrey Thorpe, der gleich als erstes das Schiff des spanischen Gesandten ausräumt und versenkt. Das sehen die Spanier nicht so gerne und legen einen Hinterhalt, in den Thorpe bei dem Versuch, den Spaniern in Panama Gold zum Wohle der britischen Krone abzunehmen, auch prompt hineinstolpert. Zur Strafe soll er bis zu seinem Lebensende als Galeeremsträfling am Ruder Sklavendienste verrichten. Aber dazu kommt es natürlich nicht – allein schon, weil in Britannien eine schöne Spanierin auf Thorpe wartet, die das Handeln ihres Landes so rein gar nicht gutheißen kann. Dummerweise wird in Curtiz’ Film der schmachtenden Liebe und der Auswalzung politischer Nebensächlichkeiten über Gebühr Platz eingeräumt, darunter leidet das Versprechen, das der deutsche Titel abzugeben sich anschickt. Statt eines Herrn aller Meere präsentiert der Film einen Schiffer, der im britischen Kanal unterwegs ist und nur einmal kurz über den Atlantik stocht, wobei es davon nicht mal was zu sehen gibt. Zack-zack ist man bereits in Panama, glühend heiß, voller Spanier und gar nicht schön, weshalb der Film den ganzen Abschnitt auch in sepia präsentiert statt in dem sonst vorherrschenden und recht harschen Schwarzweiß. Aktivitäten, wie man sie sonst von Seeräubern und Freibeutern erwarten würde, gibt es in DER HERR DER SIEBEN MEERE jedenfalls nur wenige – allenfalls der imposante Anfang und das Ende geben dergleichen her und sind in der Tat dann auch eine Pracht. Vergleicht man Curtiz Film jedoch mit seinem ebenfalls mit Flynn besetzten fünf Jahre zuvor entstandenen UNTER PIRATENFLAGGE, dann säuft der mit politischen Anspielungen vollgestellte Film grandios ab. Statt Unterhaltung dominiert zuweilen schwer die Propaganda, die in weiß und schwarz, gut und böse trefflich aufzuteilen weiß. Darunter leiden dann auch historische Fakten. Muss dann genügen, dass Flora Thompsons Darstellung der Elizabeth II. ebenso energisch wie auch optisch unschön ausfällt – kurzum: eine häßlich Eule ist und damit der Überlieferung zumindest ihrer Erscheinung nach Rechnung trägt. Nö, trotz allem Pomp war das irgendwie nix.

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Geschrieben 19. September 2006, 09:58

UM NULL SCHNAPPT DIE FALLE ZU
((BR) Deutschland/Frankreich 1966 – Harald Philipp)

Durch einen dummen Zufall fällt eine ganze LKW-Ladung Nitroglyzerin nach einigem Gerangel in die Hände des höchst bösen Gangsterbosses Larry Link (toller Name!). Der hat damit nichts besseres zu tun, als die Stadt New York zu erpressen. Fünf Millionen Dollar sollen fließen, damit er die zwanzig Spezialkanistern Sprengstoff nicht zur Anwendung bringt. Brenzlig ist für das FBI zudem, dass die Kühlflüssigkeit, in der das Nitro gelagert ist, bereits nach wenigen Tagen aufgebracht ist und gerade ein Jahrhundertsommer vor der Tür steht. Um seine Macht zu demonstrieren, will Link einen Kanister bereits vor Ablauf des Ultimatums auf der Brooklyn Bridge sprengen, was den unweigerlichen Einsturz des Bauwerks zur Folge hätte. G-Man Jerry Cotton hat also alle Hände voll zu tun. Mit Horst Frank in der Rolle des Larry Link ist ihm außerdem endlich einmal ein wirklich großer Gegner gegenüber gestellt, was man in der Form ja sonst nur aus den Bond-Filmen kennt. Vieles an UM NULL UHR SCHNAPPT DIE FALL ZU ist dafür weiterhin auf gewohnt piefigen Niveau und so weit weg vom Superagentum wie nur möglich. Vom Nitro-Laster hat man einfach die MAN-Schilder abgekratzt und durch die Buchstaben GMC ersetzt – schon sind wir in Amerika! Beim FBI tickt ein in die Wand eingelassener riesiger Countdown die Sekunden hinunter, die der Polizei noch bleiben, bevor die Kühlung des Sprengstoffes versagt. Der Film verkauft diese Errungenschaft als „Nitro-Uhr“, wobei sich die Frage aufdrängt, ob derartige Uhren Standard in amerikanischen Polizeiwachen sind. Schön auch wieder die bunt zusammenkopierten Bilder echter Aufnahmen New Yorks mit deutschen Plattenbauten, in welchen – man mag’s kaum glauben – gemäß Logik des Films durchaus auch zwielichtige Etablissements im Erdgeschoss zu finden sind. Abgesehen von solchen Schönheitsfehlern hat UM NULL UHR SCHNAPPT DIE FALLE ZU allerlei Kurzweiligkeiten und auch reichlich Aktions-Szenen zu bieten. Cotton turnt mehrfach in schwindelerregenden Höhen herum und ganz groß ist auch die Szene, in der der Nitro-Laster in einen Juwelierladen rast. Außerdem wurden Horst Frank und seiner Gangstertruppe außerordentlich schöne Dialoge ins Buch geschrieben, die allein den Film zu einem Highlight der Cotton-Serie machen.

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Geschrieben 20. September 2006, 14:23


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(Italien 1967 – Michael Hamilton (Elio Scardamaglia))

Der Psychologe Dr. Robert Vance hat mitten in Morley (wo immer das auch ist, irgendwo in England auf jeden Fall) ein riesiges altes und überaus geschmackvoll eingerichtetes Gemäuer, das ihm als Privatklinik dient. Eingesperrt in den Zimmern hocken seine Patienten, um die sich Mary, die neue Schwester im Haus, kümmern muss. Mrs. Herley spielt am liebsten mit ihrer ausgestopften Katze, Jane hat Angst vor dem Alleinsein und Fred rastet hin und wieder grundlos aus und droht alles und jeden umzubringen. Das jedoch besorgt dann schon eine schwarzgekleidete Gestalt mit Lederhandschuhen und Kapuze auf dem Kopf in der Nacht. Deshalb ist bei Dr. Vance morgens auch gleich ein Zimmer frei, als er die hübsche Giselle im Wald findet, die, was Vance nicht weiß, in der Nacht zuvor ihren Mann ermordet hat. Giselle hat Dr. Vance außerdem dabei beobachtet, wie er in einer Grotte einen Leichensack verscharrte. Ist also William Berger der Killer, dem es eh sehr leicht fällt, stets ein saures Gesicht zur Schau zu stellen? Oder doch eher das Monster, was in der ersten Etage des Haues nachts mit polternden, scharrenden und durch das ganze Gemäuer hallenden Schritten unruhig auf und ab läuft? Und warum beschäftigt sich der Doktor nebenher noch mit Hauttransplantationen an Meerschweinchen? In DAS MONSTER AUF SCHLOSS MOORLEY (im deutschen Titel komischerweise mit Doppel-O) passiert jedenfalls eine ganze Menge, und meistens nichts Schönes. Dabei erfüllt der Film alle Formalien eines waschechten Gelb-Italieners - und die eines Horrorschockers noch gleich dazu, wenn auch diese Fährte schon bald fallengelassen wird und sich das angebliche Monster lediglich als grauenhaft entstellte Schwester der Hausdame entpuppt, was man hier und jetzt durchaus verraten darf. Die hat ein unglaubliches Gesicht und einen Hinkefuß und hat mich bei der ersten Begegnung mit dem Film wirklich enorm erschreckt. Weitaus schwächer dagegen, wie halbherzig Scardamaglia seine falschen Verdächtigen ins Rennen schickt. Die bei Vance einsitzenden Irren schleichen zwar gern auch mal mit gezücktem Rasiermesser frei durch die Nacht, als Zuschauer stellt sich aber nie wirklich das Gefühl ein, dass die Klapsmühlenbewohner etwas mit den Morden zu tun haben könnten. Ehe man aber ernsthaft darüber ins Grübeln geraten kann, ist man sowieso schon mit der nächsten Gruselattacke beschäftigt, womit DAS MONSTER AUF SCHLOSS MOORLEY auch in der Tat alles andere als geizt. Ein wirklich bedeutsamer Film fällt in der Summe zwar nicht ab, jedoch ein höchst spannender Reißer mit allergrößtem Wiedersehenswert, bei dem man nie so wirklich weiß, in welche Schublade er nun am ehesten gehört. Und am Ende kommt sowieso alles ganz anders als man denkt.

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Geschrieben 21. September 2006, 14:05

EIN FALL FÜR CLEOPATRA JONES
(USA 1973 – Jack Starrett)

Darüber, dass die amerikanische Superagentin Cleopatra Jones in der Türkei geheime Mohnfelder mittels Einsatz von Kampfjägern in die Luft gehen ließ, gerät Mommy, die Chefin eines ungemein einflussreichen Drogenrings derart in Rage, dass sie sich gehörig im Ton vergreift („Diese schwarze Wildsau! Die bring’ ich um, die schwarze Sau! Die Niggerhure!“) und sich ziemlich fix einen Racheplan ausdenkt. Da Cleopatra nämlich auch als Schirmherrin einer Sozialstation mit Drogentherapiezentrum (spezialisiert auf kalten Entzug – brrrr!) fungiert, lässt Mommy kurzerhand die Polizei dort einrücken und mit einem Trick eine größere Menge Rauschgift zu Tage fördern. Der Staatsanwalt droht mit Schließung der Einrichtung, Cleopatra kehrt schleunigst von ihrem Europaaufenthalt heim und gerät mitten in die Schusslinie von Mommy und ihrer Bande hundsgemeiner Schergen. Außerdem muss sie sich noch mit korrupten Polizisten herumschlagen, die sie natürlich allesamt auffliegen lassen kann. Wenn es mit Waffengewalt nicht weiter geht, wird Cleo selbst zu Waffe und bringt hübsch anzusehende Karatetricks zur Anwendung. Warner Home Video verweist extra darauf, dass diese von Bong So Hon stammen, den gefälligst auch der deutsche Käufer vom ersten BILLY JACK her zu kennen hat. Anstatt solche große Reden zu schwingen, täte Warner besser daran die BILLY-JACK-Filme selbst zu veröffentlichen und gut is’. Die sind zwar aus ganz anderem Holz geschnitzt wie die beiden Streifzüge von Cleopatra Jones, aber mindestens ebenso gern gesehen. CLEOPATRA JONES ist ganz Bonbon und ohne Tamara Dobson gar nicht vorstellbar. Ebenso wenig ohne Shelley Winters in der schönsten Rolle ihrer Karriere. Obwohl ich Kostümfilme etwas langweilig und arg verstaubt finde, hier funktioniert der Spiel mit dem bunten Tuntenfummeln ganz wunderbar und das überraschende ist, dass jeder aufgeschleppte Fetzen bestens zu Cleos schwarzer Corvette passt, mit der sie unter anderem auch eine tolle Verfolgungs- und Crashszene bestreitet. Mit der deutschen Synchronfassung bin ich auch sehr glücklich. Nur da gibt es „Watussi-Bullen“ und viele kesse Sprüche: „Gib mir mal 15 Cent für’n Negerkuss, du geiziger Nigger!“ oder „Lass das sein, sonst piss ich dich an, du schwarzer Dschungelaffe!“ 'Tschuldigung, aber ich finde sowas gut. Weniger dagegen, dass in der deutschen Fassung DEEP THROAT und irgendein Doktor-Porno als DER LETZTE TANGO IN PARIS und HAUSFRAUEN-REPORT verkauft werden. Aber da kann man sich ja kurz mal die Ohren zuhalten.

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Geschrieben 25. September 2006, 10:27

SEIN GRÖSSTER BLUFF
(Großbritannien 1953 – Ronald Neame)

Die extrem reichen wie vornehmen Brüder Roderick und Oliver Montpelier schließen eine außergewöhnliche Wette: Sie lassen einem armen Schlucker von der Straße eine Banknote im Wert von einer Million Pfund, von der lediglich zwei Exemplare gedruckt wurden, für die Dauer von einem Monat zukommen. Kann der arme Tropf, in diesem Fall der in London gestrandete Amerikaner Henry Adams, die Banknote nach Ablauf der Zeit reournieren, winkt ein lukrativer Job. Mit dem Papier in der Hand öffnen sich für den überaus ehrlichen und seinen Prinzipien stets treuen Adams Tür und Tor, und zwar bis in die höchsten Adelskreise und der Hochfinanz. Am Ende fliegt der „Bluff“ natürlich auf, bringt die Geschichte aber immerhin zu einem guten Ende. Der Film ist überaus schwungvoll, kurzweilig, bunt und voll mit Humor, der sich zu meiner größten Überraschung auch gar nicht allzu schlimm angestaubt präsentiert. Das mag vor allem daran liegen, dass sich der britische Witz vornehmlich aus Worten speist und weniger aus dämlichen Getue, womit sich ja die amerikanischen Komödien aus gleicher Zeit gern mal in den Vordergrund drängeln. SEIN GRÖSSTER BLUFF basiert auf einer Kurzgeschichte von Mark Twain, die ich gar nicht kenne, weil ich Twain nie gern gelesen habe. Dafür ist das sich ebenfalls an Twain und Neames Film gleichermaßen vergreifende Remake von John Landis sowieso umso bekannter. Das Wiedersehen mit DIE GLÜCKSRITTER fiel vor einiger Zeit trotz aller Qualitäten und einer barbusigen Jamie Lee Curtis allerdings weitaus ernüchternder aus, weil mich das dauernde Gekreische, das in diesem herrlichen Schinken überhaupt nicht auszumachen ist, einfach nur noch nervte. Außerdem sehe ich Gregory Peck eh lieber als Dan Aykroyd oder – noch schlimmer – den sich durch die Szenen hyperventilierenden und fürchterlich unkomischen Eddie Murphy.

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Geschrieben 25. September 2006, 10:30

CASINO
(USA 1995 – Martin Scorsese)

Scorsese fand ich mal richtig gut. Und wirklich schlecht ist CASINO ja auch nicht, nur halt etwas fad und ohne nennenswerten Schwung, was der erneute Durchlauf des Films ziemlich schnell an den Tag brachte. De Niro, den ich auch mal gut fand, schlängelt sich durch fast drei Stunden, indem er sich mal als mondäner Herrscher (mit starker Tendenz zur Herrschsucht) präsentiert oder einfach eine Flunsch zieht. Joe Pesci, den ich eigentlich nie so wirklich gut fand (außer vielleicht in GOODFELLAS), hat als rücksichtsloser Haudrauf da schon fast den besseren und vielseitigeren Part. Richtig schlecht allerdings wurde mir bei Sharon Stone, die ich noch nie leiden konnte. Die zieht, und das ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden, den Film gehörig in den Keller. Das Luder, das für Geld alles macht und gar ihr Kind für ein Köfferchen voller Klunker verscherbelt, kaufe ich ihr nicht ab. Am Ende gehen fast alle drauf und man möchte ihnen zurufen, dass sie es ja auch gar nicht besser verdient haben. Ebenfalls am Ende des Films triumphiert die Gewissheit, dass die Scorsese, der ja eine zeitlang nur noch irgendwelche Mafia-Geschichten machte, mit diesem Film gegen die schwergewichtige Konkurrenz nicht anspielen kann. Zudem nervt nicht gerade wenig, dass er keine Szene hinbekommt, in der nicht pausenlos irgendeine zeitgenössische Musik dudelt, die einzig dazu angetan ist, das Gezeigte in den gewählten Zeitrahmen von 1973 bis 1983 irgendwo einzusortieren. Das jedoch macht den Film vornehmlich laut und grell, gleichwohl er eher als eine vor sich hinplätschernde Erzählung funktioniert, bei der man genug damit zu tun hat, die ganzen eingestreuten Charaktere zugeordnet zu bekommen. Durch Länge und Langgezogenes wird noch Gewichtigkeit vorgaukelt, der Film jedoch auch daran krankt, dass er eigentlich nicht wirklich Interessantes zu berichten hat.

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