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"Now it's dark!" - Filmforen.de - Seite 8

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"Now it's dark!"


784 Antworten in diesem Thema

#211 Tornhill

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Geschrieben 18. Dezember 2003, 07:40

THE LORD OF THE RINGS: THE RETURN OF THE KING (Neuselland/USA 2003) - Kino (Cinemaxx)
Regie: Peter Jackson


Es ist zu Ende. Die Geschichte um den Einen Ring hat mit dem dritten Film ein übermächtiges Ende gefunden. All die Saat die in den vorangegangenen Filmen gesät wurde, geht nun auf. Die Charaktere wurden so weit aufgebaut, jetzt haben sie sich Ereignisse zu stellen, die sie für immer verändern werden. Frodo und Sam werden auf dem Weg nach Mordor von ihrem Führer Gollum in eine tödliche Falle gelockt. Zur gleichen Zeit setzt Sauron seine finale Attacke gegen das Reich der Menschen in Gondor bei der weißen Stadt Minas Tirith an. Auf der einen Seite eine intime Geschichte über Verrat und Freundschaft, auf der anderen Seite das brutale Schlachtengetümmel von dem einige nicht mehr lebend zurückkehren werden.
Zu keinem einzigen Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass Jackson sich von der Geschichte so sehr mitreißen lässt, dass er sich in seiner Inszenierung verliert. Das ist weder bei der Schlacht um die weiße Stadt der Fall, noch in all dem Pathos. Den aus diesem inszenierten Pathos, den großen Taten und Worten, entstehen wieder Legenden, eine Geschichte für Mittelerde. Dann wird man sich an diese Gemeinschaft des Rings erinnern.
Plätschert der Film in der ersten Hälfte noch verdächtig ruhig vor sich hin entfesselt Peter Jackson dann ein wahres Effektfeuerwerk. Sei es die ekelige Riesenspinne Kankra oder die gewaltigen Ausmaße von Minas Tirith und der anschließenden Schlacht. Wenn die Reiter Rohans wie ein Tsunami in die Flanke der Ork-Armee hineinreitet, sie überreitet und alles zerschmettert. Unvergessliche Bilder beschwört Jackson wieder einmal herauf. Zum Beispiel die Leuchtfeuer, die von Gondor aus gezündet über den halben Kontinent über höchste Gebirgszüge weitergeleitet werden, um dann in Rohan den Hilferuf von Minas Tirith zu verkünden. Als sich das Schwarze Tor öffnet bekommt man einen atemberaubend tiefen Blick hinein ins Land Mordor mit dem Schicksalsberg und dem Turm Barad-dur auf dem das Auge glüht. Vor dem Schwarzen Tor stellen sich die Überlebenden der Schlacht von Minas Tirith um Aragorn zur letzten Schlacht gegen die Orks, die Sauron von Frodo und Sam ablenken soll, die den Schicksalsberg emporklettern. Oder die leinwandausfüllenden Aufnahmen der Gesichter von Figuren, die man in den letzten zwei Jahren so liebgewonnen hat. Spiegelt sich in ihnen Schmerz, Leid und Trauer wieder so weine. Sind sie erfreut kann ich lachen. Eine Klaviatur der unterschiedlichsten Emotionen, die dort über mich hereinbrechen.
Das Ende, das Ende...es möchte gar nicht mehr aufhören. Es darf einfach nicht aufhören. Aber es muss....

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#212 Tornhill

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Geschrieben 18. Dezember 2003, 22:37

DARKMAN (USA 1990) - DVD (Universal)
Regie: Sam Raimi


In der Kürze liegt auch viel Würze. Das kann man bei diesem dunklen Superheldenfilm von Sam Raimi sehr schön feststellen. Bevor Ash in ARMY OF DARKNESS zum Retter des Mittelalters aufsteigt und bevor sich Peter Parker als SPIDER-MAN über die Dächer New Yorks schwingt, lässt Raimi den „Darkman“ auf die Unterwelt von Los Angeles los. Sind die beiden anderen Helden immerhin Lichtgestalten, die ihre Sache für das Gute ausfechten, so ist der Darkman nur von Rache angetrieben. Denn die Gang um den sadistischen Robert Durant (brilliant: Larry Drake) richtete sein wahres Ich Peyton Westlake (Liam Neeson), einen genialen Wissenschaftler, übelst zu. Der Körper zu über vierzig Prozent verbrannt, am schlimmsten Kopf und Hände, die Freundin verloren zieht sich der verunstaltete Westlake in ein verlassenes Lagerhaus zurück um seine Rache zu vollführen.
Seine Arbeit kommt ihn hierbei zu Hilfe. Er entwickelte künstliche Hautzellen, die Brandopfern eine neues Leben ermöglichen sollte. Das Problem ist allerdings, dass diese künstliche Haut nur eine begrenzte Zeit im Sonnenlicht ihre Form behält. Mit diesem engen Zeitrahmen ausgestattet, plant er nun seine einzelnen Racheakte, die sich gegen seine einstigen Peiniger und ihrem Anführer Durant richtet. Ausserdem versucht er auch wieder einen zaghaften Kontakt zu seiner Lebensgefährtin Jules (Frances McDormand) aufzubauen, die sich, ohne es allerdings zu wissen, mit dem Mann einlässt, der für den Zustand ihrer großen Liebe verantwortlich ist.
Der Film ist in seiner geringen Laufzeit so rasant und so überaus effektvoll inszeniert, dass mir die Luft wegbleibt. Nicht nur inszenatorisch weiß der Film mit tollen Kamerafahrten, tollen Lichtsetzungen, die einem Gruselkabinett entsprungen zu sein scheinen und formidablen Schauspielern zu überzeugen, sondern auch die Effekte wissen fast immer zu beeindrucken. Da sind es vor allem die explosiven Rachegelüste des Darkman, die mit garstigen Spezialeffekte in seinem Kopf zu Leben erweckt werden (entworfen von Pablo Ferro). Nun ist da Liam Neesons mutiger Einsatz zu nennen, als von einem Gangstern mit dem Kopf voran in verschiedene Glasfenster eines Regals gerammt wird. Oder die tollen Gesichtsausdrücke von Larry Drake (mir bis zum damaligen Zeitpunkt nur als der behinderte Benny Stalwitz in der Anwaltsserie L. A. LAW bekannt), der jeden seiner „Geschäftstermine“ geflissentlich zur Aufbesserung seiner Fingerkollektion mitplant.
Keiner in diesem Film ist wirklich richtig nett zu dem anderen. Weder die Ärztin (Jenny Agutter) im Hospital, wo der zerschundene Körper Westlakes gebracht wird, noch der Mann am Jahrmarktsstand. Auch Jules lässt ihren Peyton anfangs zappeln, als dieser sie fragt ob sie ihn heiraten will. Habe ich irgendjemanden vergessen...? Oh, ja Colin Friels als der Mann, der im Hintergrund die Fäden in der Hand hält. Er will sich zum König eines großen Bauprojekts aufschwingen. Doch da ist ein gewisses Stück Papier im Weg, dass Schmiergeldzahlungen beweist und somit der Quell allen Übels ist. Eigentlich aber auch wieder nicht, da es ein MacGuffin ist. Viel interessanter ist da die Beziehung Strakes zu Jules und seine überaus theatralische Verhöhnung Westlakes im tollen Finale.
Allerdings lassen sich auch einige kleinerer Fehler feststellen. Zum Beispiel ist die Rekonstruktion von Gesichtspartien nicht logisch fortgeführt worden. Schießt Westlake mehrere Fotos von verschiedenen Ansichten eines Körperteils (Nase, Hand oder Kopf) so genügt doch bei der Rekonstruktion seines eigenen Gesichtes ein halb verbranntes Foto mit einer Frontansicht. Nun ist es halt ein Film, also will ich mir darüber jetzt nicht den Kopf zerbrechen.

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#213 Tornhill

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Geschrieben 20. Dezember 2003, 14:41

THE GHOST AND THE DARKNESS (USA 1996) - DVD (Mawa/CinePlus)
Regie: Stephen Hopkins


Das ist mal wieder ein Film der Sparte "Für Männer von Männern gemacht". Auf dem größten afrikanischen Abenteuer beruhend, welches der Wahrheit entspricht (wie es die einleitende Narration Samuels anmerkt), ist der Film kompakte Erzählung eines unglaublichen Geschehens. Col. John Patterson (Val Kilmer) wird an den Fluß Tsavo mit dem Auftrag geschickt, um innerhalb von fünf Monaten eine wichtige Brücke für eine Eisenbahnverbindung zu errichten. Das große Arbeitscamp in dem schwarze Eingeborene, Moslems und Hindus gemeinsam arbeiten wird Ziel der Angriffe von zwei männlichen Löwen. Die Menschenfresser erhalten den Beinamen "der Geist und die Dunkelheit" und die Tatsache, daß diese beiden Tieren gemeinsame Sache machen spricht eigentlich gegen ihre Natur, ist aber doch historisch überliefert und darum so aufregend als Abenteuergeschichte.
Darum gilt auch die Abwehr dieser Bedrohung der Hauptteil der Handlung, auch wenn einige zusätzliche Aspekte leider nur angedeutet, aber nicht weiter verfolgt werden. Das ist z. B. die Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Religionsgruppen, die leider nur in einer Szene richtig zum Tragen kommt und mit dem Auftauchen des Jägers Charles Remigton (Michael Douglas) entschärft wird. Dafür schafft es der Film eine halbwegs glaubwürdige, leider viel zu kurze Freundschaft zwischen Patterson und Remigton aufzubauen. Die Szenen am Lagerfeuer sind von eindeutiger Sympathie der beiden geprägt. Die sicherlich interessanteste Nebenrolle fällt dem Darsteller des Vorarbeiters Samuel (John Kani) zu, der als Bindeglied zwischen Patterson und den Arbeiten fungiert. Der Film schafft es in wenigen, aber dafür äusserst sehenswerten Augenblicken sogar, die Grenzen der Abenteuergeschichte zu brechen. Beispielsweise wenn man Remigton mit seinen Masai-Kriegern beim rituellen Tanz beobachtet oder wenn der hünenhafte Arbeiter Mahina (Henry Cele) wissentlich einer nahen Bedrohung in das meterhohe Gras, welches das Camp umgibt, blickt.
Val Kilmer scheint anfangs mit seiner Rolle überhaupt nicht klar zu kommen. Anfangs wirkt er sehr steif, aber wenn es um blosses Reagieren seinerseits geht kann er überzeugen. Arg ins Hintertreffen gerät er nach dem Auftritt von Michael Douglas, der in dieser Rolle sehr stark an ROMANCING THE STONE erinnert. Emily Mortimer hat als einzige weibliche Darstellerin keine undankbare Aufgabe zu verrichten. In ihrer Abwesenheit erinnert sich ihr Filmehemann an sie. Dadurch bleibt sie der Handlung weiterhin präsent. Außerdem ist ihre Mitwirkung wohl für eine der schlimmsten Alptraumszenen der letzen Jahre gut.
Neben einigen epischen Landschaftsaufnahmen, die von der guten Filmmusik Jerry Goldsmiths noch überhöht werden (einige Passagen ähneln frappant seiner Vulkan-Musik aus dem ersten STAR-TREK-Film), sind es vor allem die Aufnahmen der beiden Löwen die mich immer wieder mitreissen. Das Aussehen eines Löwens ist ja hinlänglich bekannt, aber trotzdem gelingt es Hopkins das eigentlichen Zeigen der Tiere so lange wie nur irgendmöglich hinaus zu zögern. Man sieht sie anfangs schemenhaft im hohen Gras umherpirschen, beim ersten Angriff wird so schnell von ihnen weggeschnitten, dass sie fast nicht auszumachen sind, was der Szene eine heftige Brutalität verleiht. Hier ist die Kamera noch auf das Opfer fixiert. Aber komme es wie es wolle, die Löwen werden gezeigt. Ganz selten wird ihr Körper gezeigt. Die effektvollsten Eindrücke bekommt man von ihren unergründlichen Augen. Hier wird der blanke Horror ausgeschüttet.

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#214 Tornhill

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Geschrieben 20. Dezember 2003, 18:12

THEY LIVE (USA 1988) - DVD (Kinowelt)
Regie: John Carpenter

Ein immer wieder höchst unterhaltsames Unterfangen sich diesen Filmchen von John Carpenter anzuschauen. Nicht nur rüde Testosteron-Action, sondern auch durchaus ernste Kritik an der damaligen politischen Situation der Reagan-Ära in den Vereinigten Staaten. Ich bin immer wieder versucht zu glauben das mit "Sie" nicht die Außerirdischen an sich, sondern vielmehr die hohen Politiker, Wirtschaftsbosse und die Käuflichen gemeint sind. Die Filmhandlung mag das vielleicht auf den ersten Blick verschleiern, aber das hat man ja auch von den ganzen Monsterfilmen der 1950er Jarhe behauptet. Nicht nur dialogmässig wird auf den immensen Unterschied aufmerksam gemacht, sondern auch visuell. Damit meine ich jetzt nicht die versteckten Botschaften der Außerirdischen, die sich auf Werbetafeln, in Zeitschriften oder Schildern wiederfinden, sondern vielmehr der durchaus gelungene Ansatz, das Lager der Arbeiter in den Schatten der Hochhäuser unter zu ordnen. Dieses bedrückte Gefühl kommt, je öfter ich diesen Film sehe, immer deutlicher zum Tragen. Die Ungewissheit was der nächste Tag für den Protagonisten des Films John Nada wird von Roddy Piper glaubwürdig herüber gebracht.
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Schade ist nur, daß das Drehbuch seinem noblen Anliegen gegen Ende hin nicht mehr ganz gerecht wird. Da packt Carpenter nämlich den Holzhammer aus und muss mit einer Actionsequenz nach der anderen den Filmfluß stören. Bisweilen erinnert eine der Szenen gar an den Anfang von ASSAULT ON PRECINT 13, aber das ist auch alles was ich dem abgewinnen kann. Einige Actioneinlagen sind aber auch genau richtig eingesetzt. Wie z. B. die Stürmung des Camps durch die Polizei oder natürlich der inzwischen legendäre Schlagabtausch zwischen Roddy Piper und Keith David im Hinterhof. Durchaus intelligente Polit- und Gesellschaftskritik, passable Action, einige gute One-Liner. Aber gegen Ende geht dem Film etwas die Luft oder Carpenter die Ideen aus.
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Geschrieben 21. Dezember 2003, 12:56

END OF DAYS (USA 1999) - DVD (Universal)
Regie: Peter Hyams


Ein sehr hübsch, düstere Verpackung mit fast überhaupt nichts dahinter. Die Geschichte des Films mag genauso wenig Schrecken einjagen, wie die seinerzeit übermächtig aufgebauschte Angst vor dem Jahrtausendwechsel. Der Film wollte von diesem Ereignis profitieren, aber genau wie beim letztendlich harmlosen Jahreswechsel wurde kein großes Versprechen eingelöst. Dabei wird es die ganze Zeit über propagiert. Große Namen hat der Film. Gabriel Byrne als die Hülle die sich der Herr der Finsternis aussucht um auf Erden zu wandeln, Rod Steiger als Priester einer New Yorker Kirche, Udo Kier als ein Gefolgsmann Satans. Und die drei werden alle gnadenlos verschenkt und müssen sich dem Star des Films, uns Äcktschen-Arnie, unterordnen. Der hat mit seinem österreichischen Akzent immense Probleme den ganzen Text glaubwürdig rüberzubringen. Sind es allerdings einsilbige Worte wie "Run!" oder "Shoot!" ist er in seinem Element. Wahrscheinlich hat ihn die Narkose bei seiner Herzoperation eine Dachschaden verursacht. Ich weiß es nicht.
Gabriel Byrne sieht sichtlich gelangweilt aus, wenn er den grinsenden Teufel gibt. Dann man ein finsterer Blick, ein andächtiges Nicken, wenn er mal etwas Fieses angestellt hat. Mehr hat er nicht zu tun. Rod Steiger pöbelt die meiste Zeit seiner Auftritte nur herum. Auf den brauche ich mich also auch nicht verlassen. Vielleicht also den guten Udo Kier. Seine Szenen sind recht ordentlich. Hier mal eine künstliche Klapperschlange aufschlitzen, ein Essen mit seiner Familie. Alles schön und gut. Auch wenn er nur ein Gefolgsmann Satans ist, hat er nicht einen solchen hingerotzten Filmtod verdient. Zack, Bumm, Aus! :doof:
Was kann den eigentlichen bei dem Streifen überzeugen? Ganz sicher die Kameraarbeit von Peter Hyams selbst. Seine Aufnahmen sind geprägt von einzelnen Lichtquellen wie z. B. Taschenlampen, Blaulicht von Polizeifahrzeugen oder den spartanischen Lichtquellen in U-Bahnschächten, Behausungen und dem Vatikan. In diese homogene Struktur wirken die wenigen Computereffekte wie Fremdkörper. Schade, dass man das nicht anders gelöst hat. Die sehr geheimnisvolle Musik von John Debney mit einer Jungenstimme die "Agnus dei" ruft weiß zu gruseln, aber später kommen noch viele Elektronikeffekte hinzu, welche die zuvor aufgebaute Atmosphäre zunichte machen. Schade drum....

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#216 Tornhill

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Geschrieben 21. Dezember 2003, 16:46

ROAD TO PERDITION (USA 2002) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Sam Mendes

Draußen regnet es in Strömen, also habe ich mir einfach diese neue DVD geschnappt und den Film gerade zu Gemüte geführt. Und was ist da los? In zwei großen Szenen regnet es auch.
Der zweite Film des zuvor am Theater tätigen Regisseurs Sam Mendes kann mich nicht ganz so gefangen nehmen, wie sein Debütfilm AMERICAN BEAUTY. Das hat zum einen mit der Geschichte an sich und dem Hauptdarsteller im besonderen zu tun. Die Rückbesinnung in die Vergangenheit (USA 1931) ist eine Sache, die mir an Mendes neuen Film überhaupt nicht gefallen. Gewiß schafft er es kinogerechte Bilder mit Hilfe von Kameramann Conrad L. Hall heraufzubeschwören, aber wenn die Akteure derart reserviert agieren und von Ehre, Lüge, Freundschaft et cetera pe, pe sprechen mag bei mir der Funke nicht so recht überspringen.
Der Verlauf der Handlung verläuft dabei den allseits bekannten amerikanisch konformen Weg. Michael Sullivan (Tom Hanks) ist mit seinem Sohn Michael Jr. auf der Flucht vor seinem Ziehvater John Rooney (Paul Newman), dem Oberhaupt einer irischen Gangsterfamilie. Was anfangs wie ein Familiendrama anmutet wandelt sich nach gut vierzig Minuten in ein Roadmovie. Das muß ja nicht schlecht sein, aber wenn es nur mit schönen Bilder ohne wirklich tragendes Fundament umgesetzt ist, braucht man Willenskraft um den ganzen zu folgen. Da hätte ich mir viel lieber eine Dreiecksgeschichte zwischen Rooneys eigenem Sohn Connor (Daniel Craig) und der Figur von Tom Hanks gewünscht. Denn die hatte deutlich mehr Potential als diese abgeschadendene Roadmovie-Story.
Die Besetzung von Jude Law als der als Fotograf getarnte Killer Maguire mag zunächst vielversprechend klingen, aber leider kommt in seinem uninspiriert vorgetragenen Spiel überhaupt kein Anflug von Spannung bei mir auf.
Die Musik von Thomas Newman ging mir zeitweilig auch sehr auf die Nerven. Gerade zu militärisch zackig gehabt sie sich, wenn Sullivan die Banken mit Al Capones Geld ausgibt um dann in AMERICAN-BEAUTY-mässige Kontemplation zu verfallen. Manchmal hatte ich schon das Gefühl als ob gleich eine Einkaufstüte durchs Bild fliegt. Tom Hanks beeindruckt wieder einmal mit seiner falschen Rollenwahl. Vormals der Klassenclown, dann ein gutherziger Trottel auf einer Parkbank, im Zweiten Weltkrieg etc. und jetzt ein "kaltblütiger" Killer, der sich versucht mit seinem Sohn anzufreunden. Der finale Epilog setzt dem Ärgernis da noch die Krone auf.

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Geschrieben 21. Dezember 2003, 22:45

STRAW DOGS (Grossbritannien 1971) - DVD (Freemantle)
Regie: Sam Peckinpah


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Heute war ich das erste Mal beim Cineclub Nr. 26 mit dabei. Viel gepostet und dabei viele Nuancen des Films nicht ganz mitbekommen. Aber dafür habe ich den Film ja auch schon einige Male gesehen. Und der Film büsst auch nach mittlerweile einem guten halben Dutzend mal nichts an seiner Kraft, Boshaftigkeit und spannenden Atmosphäre ein.
David Sumner (Dustin Hoffman) zieht mit seiner jungen Frau Amy (Susan George) ins englische Cornwall um dem Stress und den turbulenten Leben aus den USA der Vietnamkriegszeit zu entfliehen. Doch hier findet er alles andere als den von ihm erhofften Frieden. Nicht nur, daß es Spannungen in seiner jungen Ehe gibt, die zunächst spielerisch ausgetragen werden aber sichtlich verletzend sind, auch von ihm engagierte Arbeiter, die die Scheune neben seinem Haus reparieren sollen, setzen ihm zu. Immer wieder gibt es Sticheleien von diesen Arbeitern, von denen einer Amys Ex-Freund Charlie Venner (Del Henney) ist, und auch von den Leuten aus dem Dorf, denen es sichtlich Spass macht den Amerikaner zu provozieren. Amy tut nicht sehr viel um ihren Mann bei zu stehen. Indirekt fordert sie mit ihren eigenwilligen Verhalten gerade zu einen Angriff heraus. Dieser wird auch bald folgen, als David mit den Arbeitern auf die Jagd geht und Amys Ex-Freund der Saft bald so hoch steht, daß er und ein Kumpel sie vergewaltigt. Sicherlich die umstrittenste und heftigste Szene des Films. Bei früheren Gelegenheiten habe ich immer nur eine geschnittene Fassung des Films gesehen. Interessant ist, daß Amy bis zum Ende des Films kein direktes Wort über diesen Angriff David gegenüber erwähnt.
Der finale Angriff auf das Haus der Sumners, bei dem der zurückgebliebene Kinderschänder Henry Niles (David Warner) herausgeholt werden soll, der zuvor unabsichtlich ein junges Mädchens getötet hat, zeigt dann die typischen Peckinpah-Elemente wie Zeitlupe, blitzschnelle Cuts und ein Ausbruch an physischer Gewalt. Es dauert dabei sehr lange bis David selbst handgreiflich wird. Kampflos will er sich und Henry Niles nicht ergeben. Hilfe hat er von seiner Frau überhaupt nicht zu erfahren, die völlig hysterisch die Attacke über sich ergehen lassen muss. Gegen Ende des Films wird dann auch die Ehe der beiden am Ende sein.
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#218 Tornhill

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Geschrieben 22. Dezember 2003, 17:32

QUIZ SHOW (USA 1994) - DVD (Buena Vista)
Regie: Robert Redford


Wie lange ist es her, dass ich diesen tollen Film nicht mehr gesehen habe? Drei oder vier Jahre sind sicherlich ins Land gezogen. Was ich 1994, als ich den Film zusammen mit meinen Bruder im Kino sah, ist mir erst heute so richtig bewusst geworden. Trotz der immensen Dialoglastigkeit und weniger kameratechnischer Sperenzchen ist der Film spannend wie ein Thriller. Und das ganz ohne Action. Der, ich glaube zumindest, erste große Fernsehskandal des US-Fernsehens im Jahre 1957 – 58 ist das Thema des Films. In der Quizsendung „21“, einem Straßenfeger der damaligen Zeit mit über 50 Millionen Zuschauern ist Herbert Stempel (John Turturro) ein kleiner jüdischer Arbeiter aus Queens seit Wochen der ungeschlagene Champion mit über 70000 Dollar Gewinn. Als den verantwortlichen Produzenten und Sponsoren der Show klar wird, dass die Einschaltquoten sinken, wird Stempel nahegelegt oder besser gesagt aufgezwungen, bei der nächsten Sendung absichtlich zu verlieren. Und das tut er bei einer mehr als simplen Frage. An seine Stelle tritt der junge Dozent und Schriftsteller Charles van Doren (Ralph Fiennes). Doch genau wie Stempel zuvor ist auch van Doren von den Produzenten eine Marionette, ein aufgebauter Star, die „große, weiße Hoffnung“, ein Mann aus einer angesehen Familie der Oberschicht, ein Garant dafür, dass die Einschaltquoten wieder steigen und mehr Geld in die Geldbörsen des Senders und des Sponsors fließt. Das kann Stempel, der sich um sein Geld, um seinen „guten Ruf“ betrogen sieht nicht auf sich sitzen lassen und packt mit Hilfe des jungen Anwalts Richard Goodwin (Rob Morrow) vor einem Untersuchungskomitee aus. Soviel zur Handlung.
Was ich in all den Jahren nie bemerkt habe ist, dass mit jeder Szene, mit jedem Dialog, mit jeder Geste eine große Gebäude aus Lug und Betrug aufgebaut wird. Jeder der Beteiligten, mit Ausnahme von Goodwin, versucht sich eine Scheibe vom großen Geldkuchen abzuschneiden. Herbert Stempel giert nach der Anerkennung, die ihm als Kind versagt geblieben ist. Er weiß alles und wird dafür gehasst. Jetzt weiß er alles, aber wird dafür abserviert. Der drohende Verlust der Anerkennung schlägt da teilweise in Größenwahn um. Auf der einen Seite behauptet er die Wahrheit zu sagen, stapelt aber später tief um gut da zu stehen. Wie oft hat er denn den Film MARTY gesehen? War das jetzt nun dreißig Mal oder doch nur drei Mal?
Auch der aalglatte Charles van Doren steht gerne im Rampenlicht. Die Aufmerksamkeit seiner Vorlesungen bei weiblichen Studentinnen nimmt zu, er lässt sich liebend gerne beim Sammeln der Fanpost filmen oder weist seinen Chauffeur an zu warten nur damit er so tun kann als ob er seine Schnürsenkel zu bindet um dann im richtigen Augenblick aus dem Auto zu steigen, damit er seinen Schülern in die Arme läuft.
Aber die Augen des Gesetzes, in diesem Falle die Augen von Richard Goodwin sind wachsam. Wie eine Katze windet er sich zusammen und sammelt akribisch Informationen, die das Kartenhaus zum einstürzen bringen müssen. Großartig die Szene beim Familiengeburtstag von Charles van Dorens Vater, als auf einmal die Familie mit Shakespearezitaten um sich schlägt und Goodwin auf die Rolle des lauernden Zuhörers schrumpft, aber daraus einen wichtigen Hinweis für später erhält. Auf die Frage ob er auch für all den Ruhm und all das Geld Teil einer Lüge werden würde antwortet er mit „Nein.“. Man nimmt es ihm ab, denn seine Charakterisierung bis zu diesem Zeitpunkt der Handlung lässt an seiner Antwort keinen Zweifel aufkommen.
Großartig ist auch die Rolle von Mark van Doren, Charles’ Vater. Ebenso Dozent an der Columbia-Universität wie sein Sohn, vermittelt er seinem Sohn vermeintlich alte und gute Werte um sich im Nachhinein mit einigen Äußerungen selbst zu disqualifizieren.
Da der Film im Großen und Ganzen von den superben Dialogen lebt, entdeckt man zunächst wenige Kameraspielereien. Aber es gibt sie. Beim Quiz-Duell zwischen van Doren und Stempel steckt die Kamera bei den Kandidaten in der Kabine und als die entscheidenen Fragen kommen wird nicht einfach weggeschnitten, sondern sehr effektvoll die Tiefenschärfe verändert um die Produzenten in der Aufnahmeleitung im Hintergrund zu entlarven. Hier ist auch der überaus hervorragende Ton ein weiteres Hilfsmittel. Das keuchend schwere Atmen ins Mikrofon, das Abstellen des Ventilators in der Kabine ist effektvoll eingesetzt. Es gibt sogar die berühmte Ballhaus-Kreisfahrt.
Wie kann man den Film im Nachhinein sehen? Als Medienkritik oder als geschichtliche Aufarbeitung über das Unterhaltungsfernsehen in den Vereinigten Staaten der 1950er Jahre? Wohl von beiden etwas. Vom letzten sicherlich mehr, da die letzte Bemerkung Goodwins am Ende des Films eher aufgesetzt wird. Großes Hollywood-Kino, das mal nicht selbstgefällig daherkommt und sich in vielen Szenen selbst entzaubert. Wer mir sagen kann, wo sich Ethan Hawke versteckt, wird von mir zukünftig mit „Oh, Captain, mein Captain!“ angeredet.

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Geschrieben 23. Dezember 2003, 14:38

ANGEL HEART (USA/Kanada/Grossbritannien 1987) - DVD (Kinowelt)
Regie: Alan Parker


Der Verdacht, das einige diesen Okkult-Thriller mit Mickey Rourke noch nicht gesehen haben, hängt wie ein Damoklesschwert über diesen Tagebucheintrag. Mit Bedacht muss ich jetzt vorgehen um nichts von der Handlung oder der eigentlichen Auflösung des Films zu verraten.
Ein auf den ersten Blick einfacher Detektivfilm, den sich Regisseur Alan Parker hier annimmt, der auf einem übersinnlichen Buch mit dem Namen „Fallen Angel“ basiert. Die Handlung ist in die Mitte der 50er Jahre angesiedelt. Hollywood gaukelte zu dieser Zeit seinem amerikanischen Publikum eine glanzvolle Welt vor, die anscheinend weder in Brooklyn, Harlem noch in den Staat Louisiana vorgedrungen zu sein scheint. Die Hinterhöfe, die nassen Seitenstrassen, der überall vorzufindende Müll bestimmen das Bild dieses Films. Mit jeder weiteren Sichtung des Films, womit ich micht heute erst schwer tat, da ich ihn schon sehr oft gesehen habe, entdeckt man immer mehr Details. Dieser anfängliche Zwang fiel schon nach zehn Minuten wieder von mir ab und ich konnte mich wieder sehr gut konzentrieren. Immer wieder entdeckt man etwas Neues. Etwas Neues, das man vorher vielleicht schon registriert, aber noch nicht richtig verarbeitet hat. In dieser Hinsicht bietet die Auflösung des Films natürlich keinerlei Überraschung, aber der Weg zu ihr gesäumt mit Anspielungen auf visueller und musikalischer Ebene umso mehr.

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Geschrieben 23. Dezember 2003, 22:22

MONSTERS INC. (USA 2001) - DVD (Disney/Pixar)
Regie: Pete Docter, Lee Unkrich, David Silverman


Monstropolis steckt in einer schweren Energiekrise. Drum müssen die besten Leute von Monsters Inc. ihre Arbeit verstärken um die Monsterstadt weiter mit Strom zu versorgen. Die Energiequelle sind die Angstschreie kleiner Kinder, die von den Monstern in der Nacht erschreckt werden. Eine Berührung eines Kindes ist für die Monster tödlich. Da ist es kein Wunder, wenn die Monster selbst Angst vor ihrer Kundschaft haben. Der Top-Mann bei Monsters Inc. ist James P. Sullivan (gesprochen von John Goodman) und sein Gehilfe Mike Wazowsky (gesprochen von Billy Crystal). Die beiden sind nicht nur ein eingespieltes Team, sondern auch die besten Freunde, die zusammen durch Dick und Dünn gehen. Ihr größter Rivale ist Randall (gesprochen von Steve Buscemi), der zu gerne den Rekord von Sullivan brechen würde.
Als unter reichlich mysteriösen Umständen ein kleines Mädchen aus der Welt der Menschen in die Monsterwelt gelangt, steht die Stadt Monstropolis und vor allem die Firma „Monsters Inc.“ im Ausnahmezustand. Denn die Spur führt geradewegs ins Firmengebäude. Und ausgerechnet Sulley und Mike haben das kleine Kind am Hals.
Es ist schon erstaunlich wie die Leute bei Pixar zu ihren Geschichten kommen. Es ist natürlich eine Sache immer als Kind vom bösen Monster im Kinderzimmerschrank zu hören, aber es ist kaum vorstellbar das daraus ein so detail- und pointenreicher, zitierfreudiger, turbulenter und warmherziger Film entstehen kann. Der Hauptschauplatz des Films ist das Firmengebäude der „Monsters Inc.“. Hier spielt sich die Handlung auf dem sogenannten „Scarefloor“, der Umkleidekabine, den Korridoren, der Haupthalle, dem Lüftungs- und Heizungssystems, dem Simulationsraum und der gigantischen „Tür-Halle“ ab. Jeder Raum hat seine ganz eigene Charakteristik und wird mehr als nur einmal besucht. Aber darauf beschränkt man sich nicht. Man ist einmal auch ein Sulleys Wohnung, man begleitet die beiden Freunde auf ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit oder ist an einem Abend Gast im Nobelrestaurant „Harryhausen’s“. Diese ganzen Locations werden von den irrwitzigsten Kreaturen bevölkert. Aber da es sich ja zuallererst um einen Kinderfilm handelt, ist keine der Kreaturen durch und durch unheimlich gezeichnet. Und von denen gibt es so viele, dass man sich gar nicht sattsehen kann. Und die tolle Geschichte, die nie in Kitsch abzudriften droht, weiß immer wieder mitzureißen.
Die Besetzung von prominenten Darsteller als Sprecher ist auch etwas was den Filmen von Pixar, neben ihren innovativen Geschichten, eine enorme Popularität verleiht. Neben den Hauptdarstellern sind auch noch James Coburn, Jennifer Tilly zu hören. Die Musik von Randy Newman hat dieses Mal einen ordentlichen Jazz-Rhythmus abbekommen den man von seinen bisherigen Pixar-Filmen noch nicht kannte.
Was soll ich noch schreiben...tolle Unterhaltung. Bis zum nächsten Mal. Ganz bestimmt. Oh, am Ende drückt die kleine Boo Sulley zwei Spielzeuge in die große Pranke. Eine Jessie-Puppe und einen kleinen Clownfisch.

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#221 Tornhill

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Geschrieben 24. Dezember 2003, 22:52

BLOOD SIMPLE (USA 1984) - DVD (Columbia)
Regie: Joel Coen


Macht bloß nie den Fehler euch diesen Film in Deutsch anschauen zu wollen. Das wollte ich einmal machen, aber wurde schon von der deutschen Erzählstimme von M. Emmet Walsh so dermaßen angewidert, dass ich drauf und dran war die Fernbedienung in die Ecke zu knallen. In Texanisch ist der gute Mann nämlich eine Offenbarung, die seines Gleichen sucht.
Ist schon einige Zeit her, seitdem ich den Film gesehen habe und daher war ich von einigen Geschehnissen mal wieder so sehr überrascht, dass ich vor lauter Freude den Bildschirm angeschrieen habe. Die Geschichte selbst gibt auf den ersten Blick nicht viel, aber dieser Streifen ist das Debüt-Werk der Coen-Brüder. Und die verweigern sich wo es nur geht einer gängigen Thrillerhandlung und verbeugen sich meiner Meinung nach indirekt mit dieser Geschichte vor Billy Wilder’s DOUBLE INDEMNITY. Doch dieser Film verläuft nicht ganz so konventionell und hat mehr Wendungen als mir lieb sein kann. Hier schürt der betrogene Ehemann (Dan Hedaya) Misstrauen in das Gewissen seines Angestellten und Liebhaber seiner Frau (Frances McDormand), der angeheuerte Privatdetektiv geht überhaupt nicht seinem Auftrag nach. Nur auf den zweiten Barmann Meurice kann man sich verlassen. Der spielt nämlich immer dasselbe Lied (The Four Tops’ „The same old song“) in der Jukebox an um möglichst viele Weiber abzuschleppen.
Interessant ist, wie wenig sich die Coens auf Dialoge bei dieser Geschichte verlassen. Es sind mehr Blicke oder spartanische Bemerkungen, die zu hören sind. In der zweiten Hälfte des Films wird in zwei langen Sequenzen kein einziger Dialogsatz mehr zu vernehmen sein. Da müssen die Bilder die Geschichte transportieren und das schaffen sie ganz hervorragend. Und hier ist auch mal wieder eine tolle Alptraumszene enthalten, bei der man sich anfangs nicht sicher sein kann ob man hier die Wirklichkeit vor sich hat. Das letzte Bild des Film setzt dem Film das i-Tüpfelchen auf. So möchte bestimmt keiner gerne verrecken.

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Geschrieben 25. Dezember 2003, 09:32

THE UNTOUCHABLES (USA 1987) - DVD (Paramount)
Regie: Brian De Palma


„Soviel Gewalt.“ Wie sehr ich über diesen beinahe letzten Dialogfetzen von Kevin Costner lachen musste, kann ich gar nicht beschreiben. Nicht so sehr weil diese Bemerkung vom Costner gespielten Charakter Eliot Ness nach all den Ereignissen kommt, sondern weil es im Zusammenhang mit Brian De Palma unfreiwillig komisch wirkt. Denn der gute Mann hatte ja vor diesem mit Stars gespickten Hollywood-Film ja schon so einiges auf dem Kerbholz und auch hier packt er einige Male den Vorschlaghammer aus. Er hat kein Problem damit ein kleines Mädchen zu Beginn in die Luft fliegen zu lassen oder zu zeigen, wie ein Ganove von Capone mit einem Baseballschläger erschlagen.
Der Film beruht natürlich auf einer wahren Begebenheit. Al Capone (Robert de Niro) hat die Stadt Chicago zur Zeit der Prohibition um 1930 fest in seiner Gewalt. Wer nicht nach seiner Pfeife tanzt, wird einfach aus dem Weg geräumt. Jetzt machen sich vier Polizisten, eben Costner als Schatzamt-Beamter, Sean Connery als Streifenpolizist Malone, Andy Garcia als junger Cop und Charles Martin Smith als Wallace der Bücherwurm auf Capones Alkoholschmuggelei ein Ende zu bereiten. Am Ende siegt natürlich das Gute, aber auf der Strecke bleiben zwei Unbestechlichen tot liegen.
Trotz dieses immensen Staraufgebotes schafft es De Palma, dem Film größtenteils seine Stempel aufzudrücken. Recht üppig inszeniert vermisse ich manchmal seine überlangen Einstellungen. Eine davon gibt es natürlich auch hier, aber man hätte sicherlich auch die Anlieferung der neuen Zeitung am Morgen nach Ness’ fehlgeschlagener Razzia in einer Einstellungen machen können. Kommt mir nämlich so vor, als ob De Palma in der Szene einen Kompromiss eingehen musste. Nichts desto trotz gibt es auch wieder viele Split-Screen-Aufnahmen, die De Palma aber inszenatorisch und kameratechnisch eingesetzt hat. Ein richtig zweigeteilter Bildschirm wäre hinsichtlich der Zeit in welcher der Film spielt abträglich gewesen.
Die Darsteller lassen sich fast alle auf De Palmas Inszenierungsstil ein, nur bei Costner werde ich einfach das Gefühl nicht los, dass ihn über die gesamte Filmlänge eine Steifheit plagt. Das kann zum einen natürlich mit der Beschaffenheit seiner Rolle an sich liegen. Denn als guter Cop hat er ja mal geschworen, dass Gesetz zu achten. Da ist Sean Connery als anfangs verbitterter Streifenpolizist Malone, der wieder die Lust zum Risiko in seinem Beruf entdeckt, die deutlich bessere Wahl. Die Wandlung des Bücherwurms Wallace (Charles Martin Smith) zu Kampfmaschine mit Schrotflinte ist neben Andy Garcias sparsamer Rollenanlegung des jungen Polizisten Giuseppe neben Connery die spannenste Beobachtung.
Robert De Niro hat anscheinend den Status des Stars am Set des Films genossen. Anders kann ich mir die Nennung seiner persönlichen Assistenten beim Abspann des Films nicht erklären. Er benimmt sich wie ein großer Entertainer und Wohltäter, bleibt aber aufgrund dessen recht eindimensional.
Unterhaltsam ist der Film. Gar keine Frage. Aber ich bevorzuge ihn eher wegen Ennio Morricones rhythmischer Filmmusik und der spannenden Treppensequenz im Bahnhof Chicagos (aus Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN geklaut).

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Geschrieben 25. Dezember 2003, 21:43

DEAD MEN DON’T WEAR PLAID (USA 1982) – DVD (Universal)
Regie: Carl Reiner

Tja, so hervorragend kann man getäuscht werden. Ist man zunächst vom Vorspann überzeugt einen lupenreinen Film Noir vorgesetzt zu bekommen, wird man direkt im Anschluss eines besseren belehrt. Mitunter recht schlüpfriger Wortwitz, entweder als Erzählstimme oder im direkten Schlagabtausch als Dialog präsentiert, wird in Verbindung mit alten Filmausschnitten benutzt, um einen haarsträubenden Plot herüberzubringen. Rigby Reardon (Steve Martin) ist das As der Asse unter den Privatschnüfflern. Von der aparten Juliet Forrest (Rachel Ward) erhält er den Auftrag den Mörder ihres Vaters aufzuspüren. Ganz und gar beeindruckt von ihrem Aussehen hat es Reardon sichtlich schwer sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Aber er hat ja genug Freunde und Informanten, die ihm mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Barbara Stanwyck, Humphrey Bogart, Burt Lancaster, Ray Milland, Cary Grant, Ingrid Bergman, Bette Davis, Veronica Lake, Kirk Douglas, Fred MacMurray, James Cagney, Joan Crawford, Charles Laughton, Ava Gardner, Lana Turner und Vincent Price sind seine Helfershelfer. Ein sehr toller Schachzug, der unheimlich Lust macht sich die alten Filme dieser Darsteller wieder anzuschauen. Zwar sind die ganzen Szenen aus dem Zusammenhang des jeweiligen Films gerissen und mögen in ein oder zwei Situationen nicht so recht zünden, aber alleine die Idee und das Mitwirken der jeweiligen Studios um dieses Vorhaben zu realisieren ist schon beachtlich.
Am besten sind auf alle Fälle die Szenen mit Humphrey Bogart, der anfangs ordentlich Lack von Reardon bekommt, weil er nie eine Krawatte trägt und mit seinen Kommentaren so etwas wie Reardons Lehrmeister gewesen ist. Ein weiterer Knüller ist die Szene mit Fred MacMurray und Reardon, der sich als Barbara Stanwyck aus DOUBLE INDEMNITY verkleidet hat.
Der Film war übrigens das Ende für zwei große Hollywood-Karrieren. Edith Head, die große Kostümdesignerin und Miklós Rózsa, Filmkomponist, lieferten hier ihre letzten Arbeiten ab. Und einen Unterschied zu ihren alten Arbeiten sucht man vergebens.

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Geschrieben 26. Dezember 2003, 09:23

IT'S A WONDERFUL LIFE (USA 1946) - VHS
Regie: Frank Capra

Obwohl ich das Weihnachtsfest überhaupt nicht mehr mag, kann ich mich der Weihnachtszeit doch nicht ganz entziehen. Das hängt größtenteils mit diesem wundervollen Film von Frank Capra zusammen. Den Status den dieser Film als Klassiker bekommen hat, ist für mich erst einmal zweitrangig. Und es fiel mir überhaupt nicht schwer dem Charme dieses, zugegeben auf die Tränendrüse drückenden, Films zu widersetzen. Denn auch wie George Bailey (James Stewart) im Film hatte auch ich meine Träume, die ich nicht verwirklichen konnte. Und genau wie er habe ich mich mit meiner Lebenssituation abgefunden. Es ist daher vielleicht auch nicht auszuschließen, dass ich einmal mit einer ähnlichen Situation wie der gute George konfrontiert werde, aber im Gegensatz zu ihm hätte ich nicht den Mumm mir das Leben zu nehmen. Daher wirkt die Szene auch heute etwas eigenartig auf mich. Aber sie ist ja erst der Auslöser für das Eingreifen Clarence’, einem Engel zweiter Klasse, welcher dem armen George in dieser schweren Stunde von Gott zur Seite gestellt wird. Verständlich für mich ist allerdings sein Gefühlsausbruch gegenüber seiner Frau Mary (Donna Reed) und seinen vier Kindern am Heiligen Abend, als er erkennen muss, dass seine Firma, für die er mehr als fünfzehn Jahre gekämpft hat, vor dem Aus steht. Das märchenhafte Ende des Films, als ihm die Bewohner der Stadt Bedford Falls seinen Respekt zollen, weil er sich über all die Jahre für sie eingesetzt hat lasse ich allerdings gänzlich ohne negative Gefühle meinerseits über mich ergehen. Bei einem so kauzigen Engel wie dem guten Clarence (Henry Travers) ist das auch kein Wunder. Und seine Flügel hat er sich damit mehr als redlich verdient.
Ein toller Film, der überraschenderweise Filmaufnahmen vom damals aktuellen Zeitgeschehen (Zweiter Weltkrieg, Tod von US-Präsident Truman) integriert. Das wusste ich gar nicht mehr. Die Szene beim Abschlusstanz, als James Stewart und Donna Reed den Charleston tanzen während sich unter ihnen der Fußboden teilt und das Schwimmbecken zum Vorschein kommt ist ein fantastischer Einfall und der Auslöser für ein lustiges Tohuwabohu. Die helle Freude mit der George Bailey wieder sein altes Leben begrüsst und vor Freude brüllend durch die verschneite Straße seiner Stadt läuft ist gerade zu komisch. Bis zum nächsten Mal....

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Geschrieben 26. Dezember 2003, 13:06

ROLLERBALL (USA 1975) - DVD (MGM)
Regie: Norman Jewison


Anfangs bin ich ja auch mächtig auf das ganze Brimborium hereingefallen, aber mit jeder weiteren Sichtung kommt unter der Patina der 1970er Jahre immer mehr Substanz zum Vorschein. „Rollerball“ ist ein ungemein brutaler Mannschaftssport, der von den großen Corporations, die alle Lebensbereiche in der Gesellschaft kontrollieren, eingesetzt wird um die Masse erstens bei Laune und zweitens vom Denken und Aufmucken halten soll. Der populärste Spieler ist Jonathan E. (James Caan), Kapitän der Mannschaft aus Houston, Heimat der „Energy Corporation“. Obwohl er ein Star ist und von der Corporation immer mehr aufgebaut wird, ist er für die Mächtigen, die Exekutiv-Mitglieder eine Gefahr. Ohnehin schon verbittert genug, da ihm seine liebgewonnene Frau, ein Geschenk der Corporation, wieder weggenommen wurde, wird ihm nun auch noch der Rücktritt nahegelegt. Doch daran denkt er überhaupt nicht. Und erst recht nicht als die Regeln des ohnehin schon umstrittenen Spiels immer weiter verschärft werden.
Mag sein dass Norman Jewison den Film als eine Anklage über die zunehmende Gewalt konzipiert hat. Das ist natürlich vorhanden, aber ich sehe den Film mehr als eine Geschichte einer Organisation, die mit all ihrer Macht die Gesellschaft im Ganzen unter ihrer Knute hat und wie sich daraufhin ein Individuum dagegen auflehnt. Den Film mit dem ehemaligen Footballspieler James Caan zu besetzen ist in diesem Fall ein Glücksfall. Seine Steifheit, die er außerhalb des Spielfelds an den Tag legt ist zum einen der Grund für seine Einsamkeit, obwohl ihn die Corporation ständig mit einer Geliebten nach der anderen versorgt kann er seine alte Liebe Ella (Maud Adams) nicht vergessen. Das Unwohlsein beim ersten Gespräch des ihm hier noch überlegenen Exekutiv-Mitglieds Bartholomew (John Houseman) ist auch noch ein gutes Beispiel für James Caans generelle Einstellung. In diesem Film hat er zum Glück mehr Gelegenheit von sich zu zeigen, als nur den um sich schlagenden und pöbelnden Sonny Corleone in THE GODFATHER.
John Beck als Moonpie, Weggefährte von Jonathan E., hat in seiner Rolle die Aufgabe zu zeigen, was mit Jonathan E. geschehen könnte. Nämlich irgendwann nach all den Drogen, Frauen und aufreibenden „Rollerball“-Spielen als totes Fleisch in einem durchsichtigen Überlebensbehälter zu enden. Der Kerl ist mir aber aufgrund seiner Aufrichtigkeit richtig sympatisch.
Und wie sehr liebe ich die Sequenz in Genf als der Libarian (Ralph Richardson) sich wie ein Berserker über das Computerprogramm aufregt. „Huch, das 13. Jahrhundert ist weg. Ein paar korrupte Päpste und ein paar Kriege sind weg. Unwiederbringlich im Datenstrom verloren.“
Tja, all diese Corporations, die über die ganze Welt verteilt sind haben die Gesellschaft gut im Griff. Fragwürdige Literatur ist in einem zentralen Archiv in Genf zensiert untergebracht, Fernsehen wird diktiert, Drogenkonsum ist gebilligt, ja sogar hoch angesehen. Hauptsache man ist immer schön konform und auf Linie der Corporation. Diesen Weg geht Jonathan E. nicht, aber trotzdem hat er sich eine ganze Zeit lang damit arrangiert. Er ist es leid das zu tun, was man ihm vorschreiben will. Zumindest könnte er mal in Zukunft auf meinen Ratschlag hören und nicht mehr diesen scheußlichen weißen Hut tragen, als er mit Moonpie nach dem ersten Spiel die Halle verlässt und frenetisch gefeiert.

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Geschrieben 26. Dezember 2003, 14:47

RIO BRAVO (USA 1959) - VHS
Regie: Howard Hawks


Irgendwie hatte ich diesen Film deutlich spannender in Erinnerung. Woran das liegt kann ich im Augenblick nicht nachvollziehen. Ich will mich jetzt nicht als der große Meister aufspielen, aber der Film hat einige äußerst zähe Momente und hätte vielleicht um einige Stellen erleichtert werden können. In Anbetracht der eigentlichen Geschichte wäre das auch hier und da nötig gewesen.
John Wayne hält als Sheriff John T. Chance einen Mörder im Gefängnis eingesperrt, woraufhin dessen Bruder seine Schergen ansetzt ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Was mir immer noch plausibel erscheint und auch sehr toll inszeniert ist, ist die Läuterung des Säufers Dude (Dean Martin), auch „El Borachon“ genannt. Die Szenen in denen er die Dollarstücke aus den Spucknäpfen holen soll um sich mal wieder ein ordentliches Glas Whisky zu gönnen, sind nicht nur im Film interessant, sondern sind auch eine recht makabre Spielerei mit dem privaten Verhalten von Dean Martin. Dann gibt es da natürlich noch den ständig rummaulenden und schrulligen Stumpy (Walter Brennan), der das Gefängnis und im besonderen den Mörder Ray Burdette bewacht, während der Sheriff und Dude auf Streife gehen. Irgendwie darf in diesem klassischen Männerfilm auch eine Frau nicht fehlen, für die sich der „Duke“ interessieren soll. Und diese Aufgabe ist der wunderschönen Angie Dickinson zugefallen. Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass sie zum Ende hin noch die Hosen anbehält, aber leider muß sie sich dem Kerl unterordnen.
Die manchmal doch recht behäbige Inszenierung vieler Szenen ist leider der größte Spannungskiller den man sich vorstellen kann. Da laufen manchmal der Sheriff und Dude über die Strassen als ob von links und rechts überhaupt keine Gefahr drohen könnte. Tja, so war halt der Stil in der „alten Zeit“. Die Musik von Dimitri Tiomkin wirkt auch manchmal deplaziert, was aber dem Tonschnitt zu Last gelegt werden muss. Da spielt eine ruhige Gitarre in der Eröffnungsszene und gerade als der Dollar in den Spucknapf geworfen wird, bricht das Orchester in eine kurze Kadenz um sofort wieder abgewürgt zu werden. Das ist zum Glück nicht bei dem Stück „El de Guello“ der Fall, das Tiomkin ein Jahr später bei THE ALAMO wieder einsetzte. Man hätte besser die beiden Songs „My pony, my rifle and me“ und „Cindy“ rauswerfen sollen.

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#227 Tornhill

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Geschrieben 26. Dezember 2003, 22:17

THE CELL (USA 2000) - DVD (Kinowelt)
Regie: Tarsem Singh


Schon einige Male angesehen hat der Film heute wie eine Bombe bei mir eingeschlagen. Was hier an technischen Schnickschnack aufgeboten wird um den Zuschauer in die bizarre Gedankenwelt eines schizophrenen Serienmörders zu entführen, ist von so vielen Hinweisen geprägt, die mir bei anderen Sichtungen so nicht auf Anhieb aufgefallen sind. Erst mal darf man sich nichts vormachen. Die Rahmenhandlung und Figurenzeichnung ist sehr banal ausgefallen. Da haben wir den desillusionierten FBI-Mann Peter (Vince Vaughn) einen früheren Anwalt der lieber die Verbrecher jagt, als mühsam ihre Schuld vor Gericht beweisen zu müssen. Dann die Psychologin Catherine (La Lopez), die aufgrund ihres privaten Gehabes mehr den Hauch einer Esoterik-Schickse verbreitet. Es gilt möglichst schnell heraus zu finden wo das neue Opfer von Carl Rudolph Stargher (Vincent D'Onofrio) festgehalten wird. Dieser ist nämlich in eine komaähnliche Starre gefallen und kann der Polizei keine Hinweise über den Aufenthaltsort seines Opfers geben. Die Zeit drängt, denn die Zelle, in der die junge Frau festgehalten wird, flutet sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums automatisch mit Wasser. Nur mit einer technischen Apparatur, die es Catherine ermöglicht in die Gedankenwelt anderer Personen einzudringen und Teil ihrer Vorstellung zu werden, kann vielleicht noch auf Hilfe gehofft werden.
Und diese Szenen sind es, die den Reiz dieses Films so sehr ausmachen. Hier wird ein Potpourri der bizarrsten Einfälle, Situationen und Sequenzen losgelassen, die teilweise an die Grenze des Erlaubten im gängigen Hollywood-Kino. Eine Horrorshow aus Gedankenfetzen Starghers bei seiner Taufe, seinen Mordopfern als bizarre Puppen, die in grellbunten Schaufenster wieder zu Leben erwachen, Heuschrecken, einem zerteilten Pferdekörper, Starghers Stilisierungen seines eigenen Ichs als König, der mit Freude die Eingeweide von Peter herausnimmt, seine mit Angst vor dem Vater durchzogene Kindheit. Hier irgendwo muß Catherine einen Ansatz finden um das Monster in Stargher zu besänftigen und den Aufenthaltsort der jungen Frau zu erfahren.
Das alles ist mit einer formalen Finesse umgesetzt, die mich teilweise mit offenem Mund den Bildschirm betrachten ließ. Raffinierte und äußerst rasante Kamerafahrten lösen sich mit Zeitlupenaufnahmen ab, die Kamera selbst entsagt in Starghers Welt jeglicher Naturgesetzen und fährt über den Kopf einer Baptistentaufe wieder ins Wasser zurück um am Fuß eines Mannes wieder ins Trockene Zwielicht einer Halle zu gleiten in der Catherine aufwacht. Das ganze wird von der ohrenbetäubenden Orchestermusik Howard Shores begleitet, der in seine Musik orientalische Einflüsse aus Marroko eingearbeitet hat und auf visueller Ebene von den fantastischen Kostümen Eiko Ishiokas umgesetzt. Hier gefiel mir vor allem Starghers gigantisches violettes Cape oder das Nonnenkostüm von Catherine.

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#228 Tornhill

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Geschrieben 27. Dezember 2003, 15:03

INVASION OF THE BODY SNATCHERS (USA 1978) - DVD (MGM
Regie: Philip Kaufman

Brrr, der Gedanke absorbiert oder aber auch gefressen zu werden ist wohl ganz persönliche Horrorvorstellung. Außerirdische Samensporen erreichen nach einer Lichtjahre währenden Reise die Erde und prasseln mit dem Regen auf die Stadt San Francisco nieder. Und schon beginnt eine Veränderung in der alltäglichen Welt der Menschen. Parasitäre Pflanzen lassen sich auf der heimischen Fauna nieder und die nächsten Mitmenschen benehmen sich von einem Abend zum nächsten Morgen hin, als ob sie nicht mehr sie selbst sind. Wie beunruhigend das ist wird sehr plastisch an den Matthew Bennell (Donald Sutherland) und Elizabeth Driscoll (Brooke Adams) deutlich gemacht, die für das städtische Gesundheitsamt arbeiten. Eine sehr freundschaftliche Kollegialität herrscht zwischen den beiden, die bis ins Private hineinreicht. Die beiden machen sich Sorgen um einander was man vom Rest der Menschheit nicht behaupten kann. Das stellt auch der überaus populäre Psychologe Dr. David Kibner (Leonard Nimoy) fest, der Elizabeth nicht übereilt ihren Lebensgefährten Geoffrey (Art Hindle) zu verlassen. Es könnte sich ja um einen Irrtum oder eine Täuschung handeln.
In einer Hinsicht wird hier jemand getäuscht. Nämlich Matthew Bennell selbst. Als er im Heilbad des befreundeten Ehepaares Jack und Nancy Bellicec (Jeff Goldblum u. Veronica Cartwright) einen grausigen Pfund macht, telefoniert er zwar mit anderen städtischen Behörden, die ihm aber auftragen bloß nichts davon nach außen dringen zu lassen. Er lässt nichts davon nach außen dringen und das ist genau das, was die Invasoren wollen.
Der Film ist in einer sehr nüchternen Art inszeniert, was mir ungeheuer viel Angst eingeflößt hat. Er spinnt anfangs keine apokalyptische Stimmung wieder andere Invasionsfilme auf, da es anscheinend keine wirkliche Bedrohung gibt. Das wird auch Elizabeth eingeredet und sie glaubt daran. Aber die Zweifel nagen weiterhin an ihrem Gewissen. Ist Geoffrey doch normal obwohl er das Football-Endspiel sausen lässt? Ist die Frau des chinesischen Wäschereibesitzers nun in Ordnung oder doch nicht. Die Zweifel nagen weiter und da nicht unternommen wird, weil ständig nur beschwichtigend auf die Protagonisten eingeredet wird, kann die Saat im wahrsten Sinne des Wortes immer weiter gedeihen. Brummende Synthesizermusik, Umgebungsgeräusche und Gekreische beherrschen das Tongeschehen. Einige Male musste ich mir verstört die Ohren zu halten. Doch es gibt nicht nur was für die Ohren sondern auch genügend für die Augen. Tolle Kamerafahrten, schiefstehende Einstellungen, welche die Balance wiederfinden um sie daraufhin erneut zu verlieren und eine städtische Atmosphäre, die einem vorgaukelt das irgend etwas im Gange ist. Mehr will ich nicht verraten....

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Geschrieben 27. Dezember 2003, 20:00

THE GOONIES (USA 1985) - DVD (Warner Bros.)
Regie: Richard Donner


Eine immer wieder nette Abwechslung dieses Filmchen aus der Spielberg-Schmiede der Familienunterhaltung anzuschauen. Es ist schon verwunderlich wie viel gestandene Filmemacher für ihn Filme runtergekurbelt haben. Tobe Hooper, Joe Dante, Robert Zemeckis und hier eben Richard Donner.
Die letzte Sichtung in Vollbildformat, die noch aus meiner Pay-TV-Zeit mit dem Schweizer Kanal „Teleclub“ von vor vierzehn Jahren zurückreicht, zeigt doch recht eindrucksvoll wie man einen handwerklich perfekt gemachten Film beinahe zerstören kann. Die Bildkomposition geht flöten und wenn ich mich recht erinnere war auch das Bild dieser Vorlage recht farblos. Auf DVD erstrahlt der Film in neuem Glanz. Er wirkt natürlich immer noch an den gleichen Stellen genauso witzig wie vorher, aber durch die für mich neu hinzu gekommene Breite des Bildes, wirkt der Film jetzt um einiges größer.
Mit der Rasselbande bin ich einfach gerne auf Piratenschatzjagd und Verbrecherabwehr dabei. Englische Sprache dabei hin oder her, für mich macht der Film am meisten in Deutsch Spaß. Und manchmal habe ich im Spiel des kleinen Helden Mikey (Sean Astin) das Gefühl, kleine Nuancen von Samwise Gamgee zu entdecken. Ist sicherlich weit hergeholt, aber das ist der Eindruck den ich vor allem aus seiner Motivationsrede im Wunschbrunnen ziehe. Ende der Durchsage.
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Geschrieben 27. Dezember 2003, 23:50

X2 (USA 2003) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Bryan Singer


Ich bin ja zunächst sehr, sehr skeptisch gewesen als ich mir die Laufzeit dieser Fortsetzung angesehen habe. Über eine halbe Stunde nimmt sich Bryan Singer mehr für die X-Men Zeit. Und die verschwendet er auch in keinster Weise. Hat mich der erste Film in einigen Szenenabfolgen teilweise ganz und gar nicht zufriedengestellt, was wohl auf die mangelnde Einführung einiger Schlüsselcharaktere zurückzuführen ist, so sieht das im zweiten Film schon ganz anders aus. Von der hippen Coolness ist auch fast nichts mehr übriggeblieben. Sie macht jetzt einzelnen augenzwinkernden Momenten Platz. Ansonsten regiert die Emotion. Das ist bei der Tagline „This time it’s war!“ auch dringend notwendig.
Der angesprochene Konflikt zwischen Menschen und Mutanten schlägt sich zum aller ersten Mal auf eine Attacke gegen die Mächtigen der Welt, in diesem Fall dem US-Präsidenten, nieder. Sie ist der Auslöser für das Auftreten des zwielichtigen Generals Stryker (Brian Cox), der insgeheim die Vernichtung aller Mutanten auf der Erde plant. Da kommt ihm die Einwilligung des Präsidenten die Professor Xaviers (Patrick Stewart) Schule für Begabte Jugendliche zu stürmen gerade recht. Als er sich außerdem des Professor bemächtigt, sehen die auf der Flucht befindlichen X-Men nur einen Ausweg. Sie müssen sich mit dem gerade aus seinem Plastikgefängnis geflohenen Magneto (Ian McKellen) verbünden um dem Plan Strykers Einhalt zu gebieten.
Aufgrund dieses neuen Konfliktes baut Singer zum einen natürlich die Hauptfiguren, allen voran Wolverine, der noch immer nach Hinweisen seiner Herkunft sucht, konsequent aus, aber er lässt auch Nebenfiguren einen größeren Spielraum und stellt auch geschickt neue Mutanten vor. Im Ganzen wirkt der Film sehr viel schlüssiger als sein Vorgänger, da Singer nun eine sehr genaue Vorstellung davon hat (immerhin hat er die Hintergrundstory mitgeliefert), wohin er die Charaktere führen will. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was er im dritten Film noch alles zeigen will.

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Geschrieben 28. Dezember 2003, 13:00

BLACK NARCISSUS (Großbritannien 1947) - DVD (Criterion)
Regie: Michael Powell & Emeric Pressburger


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Schwester Clodagh (Deborah Kerr), vom Orden der heiligen Maria, erhält als neue Schwester Oberin den Auftrag eine Schule für die Kinder der eingeborenen Bergbewohner im Hochgebirge des Himalaya aufzubauen und zu verwalten. Doch die Aufgabe ist noch viel schwerer als sie sich zunächst anhört.
Der Palast von Mopu, einst von einem indischen Fürsten zur Beherbergung seiner vielen Frauen gebaut, dessen Orgien sich immer noch in den langsam verrottenden Wandmalereien zeigen, ist das Ziel der Reise. Ein stetiger und sehr heftiger Wind umspielt das Gebäude, das Wasser ist verunreinigt und sorgt für Hautkrankheiten, die Kinder des Dorfes werden nur gegen Bezahlung des örtlichen Generals zur Schule geschickt. Viele große Schwierigkeiten die sich der Schwester Oberin in den Weg stellen. Nur widerwillig nimmt sie die Hilfe des britischen Verwalters Mr. Dean (David Farrar) in Anspruch, der sich stets recht kaltschnäuzig gegenüber den Nonnen, insbesondere aber gegenüber Schwester Clodagh, verhält. Doch es hört hier nicht auf. Der Sohn (Sabu) des kurz zuvor hingeschiedenen Generals zwängt sich als neuer Schüler auf und bringt weitere Unruhe in das Konvent. Nicht nur die Nonnen sind von seiner Anwesenheit verwirrt, auch Kanchi (unerhört jung: Jean Simmons), eine von ihrem Mann verstoßene Frau, die ihm sehr viele schöne Augen macht.
Die Umgebung färbt im Verlauf der Filmhandlung immer mehr auf ihre Protagonisten ab und lädt sich mit einer erotischen Spannung auf, die sich gegen Ende hin bis zum Zerreißen spannt. Man wird in einigen Rückblenden Zeuge, dass Schwester Clodagh aufgrund einer verlorenen Liebe ein Leben als Nonne auf sich genommen hat. Famos ist dieser kurze Moment, diese wunderbare Grossaufnahme von Deborah Kerrs Gesicht bei der Weihnachtsfeier, als ein Lächeln über ihre Lippen huscht während sie sich an längst vergangenes Glück erinnert. Oder wenn die kesse Kanchi während des Unterrichts ohne jegliche Scham den Prinzen beobachtet, wie er ein Verb in Französisch konjugiert. Kurz zuvor ist sie noch in Verzückung geraten, als sie sein mit Parfüm getränktes Taschentuch gerochen hat. „Schwarze Narzisse“, erworben in einem Armeeladen in London. Viele Ereignisse geschehen noch, aber alle führen direkt oder auch indirekt zum nervenzerfetzenden Finale. Bei Schwester Ruth (Kathleen Byron), die als Ballast mitgenommen wurde, führt die Umgebung und führen die Ereignisse zu einem Verlust jeglicher Kontrolle. Sichtlich erregt von den zahlreichen Besuchen Mr. Deans, der sich entweder in kurzen Hosen oder auch mal ohne Hemd zeigt, sagt sie ihrer Mitgliedschaft des Ordens ab und will sich ganz ihrer Liebe, der körperlichen Liebe, hingeben. Sehr beeindruckend, wie weit hier die Möglichkeiten beschritten werden ohne kitschig oder gar obszön zu werden. Man bedenke wann und vor allem wo der Film entstanden ist. Als sie mehr als nur forsch abgewiesen wird hat sie buchstäblich einen Filmriss. Der Bildschirm explodiert in einer Subjektivaufnahme förmlich in roter Farbe, um dann in Blau überzugehen und dann schließlich Schwarz zu werden. Die Farbe Rot, vorher noch die Farbe der Liebe und der Wollust, wird nun zur Farbe der Gefahr und des Rachedurstes von Schwester Ruth. Eben schminkt sie sich ihre Lippen noch mit rotem Lippenstift, nach der Begegnung mit Dean ist das Gesicht leichenblass und von einem inneren Kampf erfüllt, der sich nur in den Augen und der schweißnassen Stirn widerspiegelt. Die vermeintliche Rivalin Schwester Clodagh muß aus dem Weg geräumt werden. Und was für eine bessere Gelegenheit gibt es da, als sie beim morgendlichen Glockengeläut am tiefen Abgrund zu attackieren. Diese Szene war das Einzige was mich bewogen hat, die DVD zu kaufen. Sie spielte bei der Oscarverleihung 2001 als Jack Cardiff, der für seine Arbeit als Kameramann bei diesem Film den Oscar für die Beste Farbfotografie erhalten hat, seinen Ehren-Oscar erhielt. Und dabei ist der Film viel, viel mehr als das. Der Weg zum Finale ist der Film. Am Ende wünsche ich mir, dass der Weg länger gewesen wäre, aber gerade diese kompakte Erzählung ist wohl die Stärke des Films.

Grandios!


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#232 Tornhill

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Geschrieben 28. Dezember 2003, 17:12

REPO MAN (USA 1984) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Alex Cox


Also wenn ich das informative Booklet der Anchor-Bay-Tin nicht hätte, würde ich den Film nur sehr schwer aufnehmen können. Aber diese kleine Lesehilfe ist eine guter Führer, wenn man den Film beim ersten Mal nicht verstanden hat und sich nach einiger Zeit noch mal daran wagt. Ein vollständiges Verständnis blieb zwar auch jetzt noch aus, aber der Film ist mir um einiges sympathischer geworden.
Otto Maddox (Emilio Estevez) schließt sich einer Autoklauerbande, die sich selbst „Repo Men“ nennen an, um seiner eher trostlosen Welt aus Supermarkjob und High School zu entfliehen. Sein Mentor Bud (Harry Dean Stanton) liest ihn einfach am Straßenrand auf und lässt ihn sofort ins kalte Wasser springen. Die rebellische Punk-Attitüde, ein Merkmal was auf Filmemacher Alex Cox zurück zu führen ist (im Beiheft nachlesbar), ist ein hilfreiches Mittel um in der Bande zu recht zu kommen. Aufregung im Film verbreitet ein mysteriöser Chevy Malibu, Baujahr 1964. Nicht nur die „Repo Men“, sondern auch Geheimagenten der Regierung, die Rodriguez Brothers und Ottos Punkfreunde haben es auf die Karre abgesehen. Zwanzigtausend Dollar soll die Kiste auf dem Schwarzmarkt bringen, denn irgendetwas geheimnisvoll glühendes befindet sich hinten im Kofferraum. Die Jagd ist eröffnet.
Was macht den Film jetzt so besonders als die gängigen Teen-Unterhaltungsfilme seiner Zeit? Es ist diese Punk-Attitüde, die den Film durchzieht, angereichert mit den Kommentaren über die Situation der amerikanischen Gesellschaft über die sich Bud ständig aufregt. Gott, wie gerne wäre ich in den 80ern aufgewachsen, dann könnte ich den Streifen vielleicht besser aufnehmen. Einige Gags zünden aber trotzdem bei mir auf Anhieb. Zum Bleistift das rebellische Punktrio, dass die umliegenden Supermärkte ausraubt und sich mit Drogen in Schwung bringen muss um nicht wie jeder „normale“ Amerikaner zu heiraten, sich zu vermehren, ein Haus zu bauen, Steuern zu zahlen und vorm Fernseher die TV-Pfarrer voller Gottesfürchtigkeit anzuglotzen.
Der Film gehört von nun an zu den Streifen, die ich mir öfter ansehen muss. Substanz ist vorhanden, nur meine Aufmerksamkeit lahmt noch ein wenig. Daran muß ich bei dem Film kräftig arbeiten. Anfangen muß ich bei den blauen Tannen. :doc:
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#233 Tornhill

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Geschrieben 28. Dezember 2003, 22:51

JASON AND THE ARGONAUTS (USA/Großbritannien 1963) - DVD (Columbia)
Regie: Don Chaffey


Und wieder einmal JASON. Das ist eine der wenigen DVD’s meiner Sammlung, welche mit schöner Regelmäßigkeit zwei- bis dreimal im Jahr in meinem Player landet. Und das seit mittlerweile drei Jahren. Da wurde noch nicht mit den schönen Extras auf der DVD-Hülle geworben, was angesichts der Qualität eben jener Extras auf dieser DVD verwundert. Eine einstündige Dokumentation über das Schaffen von Ray Harryhausen, der für zahlreiche Fantasyfilme seine meisterhaften Effekte lieferte, ist das die Hauptattraktion neben dem eigentlichen Hauptfilm, welcher neben THE GOLDEN VOYAGE OF SINBAD und CLASH OF THE TITANS zu meinen Lieblingsarbeiten des Meisters zählt. Man verzeihe mir die Werbung für diese schöne DVD. Ohne diese Einleitung geht es einfach nicht.
Als kleiner Steppke war ich freilich von den tollen Bilder der griechischen Mythenwelt verzaubert und hatte noch keinerlei Augen für irgendwelche anderen Sperenzchen, die sich mit der technischen Umsetzung der Geschichte beschäftigen. Heute offenbaren sich mir in dieser Hinsicht vor allem bei meinen alten Lieblingen immer neue Erkenntnisse, die ich mit größter Genugtuung aufzunehmen weiß. Dabei fällt auf, das der vorliegende Film ein recht großes Kapitel einfach ausspart. Nämlich Jasons (Todd Armstrong) Rückkehr auf seinen angestammten Thron als König von Thessalien. Einst wurde sein Volk von Pelias unterworfen, doch die Prophezeiung will es, dass Jason wieder den Thron besteigen wird. Als Kind vor Pelias versteckt begegnet Jason seinem Erzfeind als junger Mann wieder ohne jedoch zu wissen, wen er vor sich hat. Das ist bei seinem Gegenüber jedoch nicht der Fall. Jason will sich ins Land Kolchis aufmachen um dort das Goldene Vlies zu erlangen, was ihm seinem eigentlichen Ziel näher bringen soll. Mit Hilfe der Göttin Hera (Honor Blackman), einem Schiff und einer unerschrockenen Mannschaft ausgestattet sticht Jason in See. Die Abenteuer auf dem Weg zum Lande Kolchis machen einen Großteil der Handlung aus. Mal ist man dem Verdursten nahe, dann wird man wieder zu einem anderen Ort geschickt. So wie man das halt von der Handlung jedes guten oder schlechten Fantasyfilms her kennt. Aber gerade die Lückenfüller zwischen den spektakulären Trickszenen sind vor allem in den ersten zwei Dritteln des Films meiner Meinung nach hervorragend gemacht worden. Damit meine ich z. B. die Szene mit Jason und dem Götterboten Hermes, der sich in den Ruinen seines Tempels dem zweifelnden Jason offenbart und ihn mit auf den Olymp nimmt. Die Blicke und kurzen Sätze der beiden Darsteller sind in meinen Augen gute Schauspielkunst, die ich so bisher nicht für möglich gehalten hatte.
Und mir fiel es heute bei der Erkenntnis wie Schuppen von den Augen, das Herakles (toll: Nigel Green) ein richtiger Filou ist. Man höre nur einmal seine Äußerung was er tun will, wenn er Weiber sieht, die über „zwei stramme Herzen“ verfügen. Herakles’ Freundschaft mit Hylas, der ihm beim Diskuswerfen zuvor besiegt hat, ist ein Bonuspunkt des Films in Richtung „Sympathie für Filmcharaktere“. So kann ich den beiden gerne verzeihen, wenn sie auf Hephaistos’ Bronzeinsel den Titan Talos zum Leben erwecken. Interessant ist in dieser Hinsicht, dass Talos, der erste richtige Harryhausen-Effekt, recht spät in der Handlung vorkommt. Vorher sah man nur optische Effekte in Form von Rauch oder Vergrößerungen bzw. Verkleinerungen von Charakteren, aber keine künstlichen Geschöpfe.
Großzügig ist auf jeden Fall das Vertrauen der griechischen Behörden gewesen, die Filmcrew in tatsächlichen Ruinen drehen zu lassen, was sich vor allem in der Sequenz mit Phineas (Patrick Troughton), dem Geblendeten, und den Harpyien zeigt. Da klettern die Argonauten so mir nichts, dir nichts auf den Pfeilern der alten Säulen herum und spannen ein Netz um die Viecher einzufangen. Alle Achtung, denn die Szene ist dadurch echt toll geworden.
Von hier geht es weiter zu einer Meerenge, den „Schlagenden Felsen“, die alle durchfahrenden Schiffe verschluckt. Auch dieses Hindernis wird von Jason gemeistert. Leider bricht der Film an dieser Stelle ein wenig in seinem kompakten Erzähleinfluss ein. Nachdem Medea (Nancy Kovack) ein überlebende Schiffbrüchige aufgefischt wurde und Acastos (Gary Raymond), der Sohn von Jasons Erzfeind, über Bord gegangen ist, springt der Film mehrere Male recht unmotiviert in die Zukunft. Man merkt deutlich, dass etwas fehlt, wie z. B. Jasons Ankunft in der Hauptstadt von Kolchis. Aber diese kleinen marginalen Fehler werden mit zwei abschließenden Tricksequenzen eindrucksvoll ausgebügelt.
Ist man zunächst im Laufe der Handlung auf eine eventuelle Bedrohung vorbereitet, ist der Angriff der siebenköpfigen Hydra ein schöner Schock. Die Krönung des Ganzen ist aber ganz sicher das Erwachen der Kinder der Hydra und der Kampf gegen diese. Jedes Mal, aber auch wirklich jedes Mal fiebere ich diesem Finale entgegen. Und in dieser Szene gebührt nicht nur Harryhausen ein Lob, sondern auch der absolut fantastischen Musik von Bernard Herrmann. Sinister klingen die Holzbläser, es rattern die Kastagnetten, es schlagen bedrohlich die Trommeln, Schritt um Schritt um Schritt. Ein Kreischen und schon nimmt das Spektakel seinen Lauf.
Das Ende ist abrupt. Zeus will noch mehr Abenteuer von Jason sehen, aber es kommt leider nichts. Mist, wieso denn nicht?

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#234 Tornhill

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Geschrieben 29. Dezember 2003, 14:28

INCUBUS (USA 1965) - DVD (Fox Lorber/Winstar)
Regie: Leslie Stevens

Ich kann überhaupt nicht mehr nachvollziehen, wie ich auf diesen Film aufmerksam geworden bin. Und das ist irgendwie schade, denn dieses Kleinod von expressionistischem Schwarz-Weiß-Horror mit Dialog in der Kunstsprache Esperanto gedreht, verdient einer genaueren Betrachtung, wie auch einer ernsten Herangehensweise. Ich habe den Film heute das zweite Mal gesehen und konnte dem ganzen Geschehen deutlich mehr abgewinnen als vorher. Beim ersten Mal mangelte es anscheinend an meiner vollen Aufmerksamkeit.
In der Nähe des Dorfes Nomen Tuum gibt es einen geheimnisvollen Brunnen, dessen Wasser heilende Kräfte besitzen soll. Dieser Brunnen erweckt die Aufmerksamkeit vieler Reisenden und auch der einheimischen Dorfbewohner. Aber auch die Mächte der Finsternis, in Form von weiblichen Dämonen mit blonder Haarfarbe, werden magisch angezogen. Diese weiblichen Dämonen, eine von ihnen ist Kia (Allyson Ames), locken für ihren Gott der Finsternis schlechte Menschen in eine tödliche Falle. Mit ihren Verführungskünsten locken sie Männer an den Strand eines Meeres und ertränken sie im seichten Wasser. Doch Kia ist ihrer auferlegten Bürde überdrüssig. Wie sehr träumt sie davon einen Mann „reinen Herzens“ zu verführen und den Mächten der Finsternis zu übergeben. Ein mögliches Opfer findet sie in Marc (William Shatner), einem jungen Soldaten, der gerade aus einem Krieg heimgekehrt ist und die Ruhe der Landarbeit und des Landlebens mit seiner Schwester Arndis (Ann Atmar) genießen will. Doch Kia hat nicht damit gerechnet, dass sie vom „reinen Herzen“ des selbstlos und gar nicht auf seinen eigenen Vorteil bedachten Marc, so sehr verwirrt wird, dass sie sich sogar in ihn verliebt.
In gewisser Weise will sich mir der Film auf einer persönlichen Ebene nicht völlig annähern. Das liegt nicht so sehr an den Darstellern, sondern eher an der Distanz, die durch die Kunstsprache Esperanto erzeugt wird. Dabei ist gerade sie ja die Hauptattraktion dieses Films. Außerdem sind Ort und Zeit der Handlung völlig losgelöst vom tatsächlichen Ablauf der Realität, was der Atmosphäre allerdings sehr gut tut. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass man mit den geringsten technischen und finanziellen Mitteln in der Lage war, zumindest in der ersten Hälfte, des mit 74 Minuten doch recht kurzen Films, eine ansprechende narrative Struktur zu erzeugen. Mit der Heraufbeschwörung des „Incubus“ (Milos Milos) jedoch, fällt der Film in eine recht albern wirkende Rachegeschichte, die nur noch von den Bildern Conrad Halls (AMERICAN BEAUTY), aber nicht von den eigentlichen Aktionen der Darsteller getragen wird. Der Film wirkt unfertig, zum Ende hin auch schlampig inszeniert, aber irgendwie kann ich mir den Film nicht gänzlich schlecht machen. Anscheinend haben mir die Bilder und die ansprechende Leistung von William Shatner die Sinne getrübt.

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Geschrieben 31. Dezember 2003, 00:56

ALTERED STATES (USA 1980) - DVD (Warner Bros.)
Regie: Ken Russell

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Als kleiner unerfahrener Bengel fand ich den Streifen echt spitze. Aber mit fast dreißig Jahren kommt dahinter, was mir der gute Ken Russell hier sagen will. Der Schlüssel zu deinem Wohlergehen ist Liebe. Also Dr. Prof. Med. Edward Jessup (William Hurt) hören Sie in Zukunft damit auf sich halluzinogene Drogen eines mexikanischen Indianerstammes reinzupfeifen und sich an wahrhaft psychedelisch, perversen Szenerien zu ergötzen. Es ist auch nicht gestattet sich in eine prähistorische Form des Menschen zurück zu verwandeln um dann im Keller der Universität Unruhe zu stiften und dann im städtischen Zoo ein Schaf zu fressen. Das haben ihre Kumpel Arthur (Bob Balaban) und Mason (Charles Haid) ihnen oft genug eingetrichtert. Sie sollten lieber dafür Sorge tragen, dass ihre schöne Frau Emily (Blair Brown) und ihre beiden Kinder genug zu Essen auf den Tisch haben und ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, zu der sie wider Erwarten nämlich fähig sind.
Tja, wie schon geschrieben fand ich den Film als Knabe ich spitze, aber heute wundert es mich wie Ken Russell versucht in einer der letzten Tricksequenzen Kubricks 2001 zu imitieren. Die anderen Trickbilder von gekreuzigten Menschen mit einem Ziegenkopf, Pilzen, die zu einer Atomexplosion werden oder Szenen vom Sündenfall im Garten Eden wissen da viel mehr zu beeindrucken. Ist nur schade, dass sie auf einem so wackeligen Gerüst stehen und von wissenschaftlichen Gefasel zerredet werden. Aber da zumindest eine fantastische Filmmusik von John Corgliano dabei heraus gesprungen ist, kann ich mich mit meiner Enttäuschung etwas zurück halten.
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Geschrieben 31. Dezember 2003, 14:25

LIGHT SLEEPER (USA 1991) - DVD (Kinowelt/Arthaus)
Regie: Paul Schrader


John LeTour (Willem Dafoe) ist mit seinen 40 Lebensjahren ein einsamer Mann. Und er geht einem einsamen Job nach. Er ist Drogenkurier lässt sich nachts von einem Chauffeur durch die Straßen zu seiner Stammkundschaft bringen. Er sieht links und und rechts zum Fenster heraus und sieht einer schweren Zukunft entgegen. Seine Arbeitgeberin (Susan Sarandon) hat lange davon gesprochen, aber nun will sie ernsthaft ihren Job als Dealerin an den Nagel hängen und in der Kosmetikbranche Fuß fassen. Lakonisch nimmt er das zur Kenntnis, hat sich schon damit arrangiert. Er selbst spricht zwar davon den Job als Kurier an den Nagel zu hängen, aber sonderlich ernsthaft kommt das nicht rüber. Als er zufällig seine alte Lebensgefährtin Marianne (Dana Delany) wiedersieht, versucht er beinahe verzweifelt die alte Beziehung wieder aufleben zu lassen. Doch die Erinnerung an ihre gemeinsame Vergangenheit schmeckt Marianne ganz und gar nicht. Sie reicht gerade für ein kurzes leidenschaftliches Auflodern um dann wieder zu erkalten. Dann allerdings werden sich die Ereignisse überstürzen...
Ich bin noch immer ganz ergriffen von der Erfahrung gerade LIGHT SLEEPER gesehen zu haben. Der ruhende Blick der Kamera auf den unsteten Gemütszustand John LeTours ist eine wunderbare Erfahrung und genau das Richtige nach der gestrigen Hektik. Paul Schrader sagt: „Immer mit der Ruhe. Komm ich nimm dich mit auf eine Reise durch das nächtliche New York und seine drogensüchtige Yuppie-Gesellschaft. Du wirst deinen Augen nicht trauen.“ Wie Recht er doch behalten soll. Er spinnt mit der Figur des John LeTour konsequent einen Charakter weiter, den er schon in zwei Filmen zuvor behandelt hat. Einmal war es Travis Bickle in TAXI DRIVER und dann Julian Kaye in AMERICAN GIGOLO. Beide Charaktere zeigte er in verschiedenen Lebensabschnitten und Situationen. Er kündigt an, dass er noch eine weitere Geschichte über diesen Charakter schreiben will und jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, ob er das nicht schon längst getan hat. Vielleicht liege ich ja falsch in der Annahme, aber für mich ist Wade Whitehouse in AFFLICTION diese Weiterführung. Kann aber auch sein, dass ich mich irre.

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Geschrieben 31. Dezember 2003, 21:52

HARD EIGHT (USA 1996) - DVD (Columbia)
Regie: Paul Thomas Anderson

An irgendeinem Schnellrestaurant außerhalb der Zockerstadt Las Vegas liest der Gentleman Sidney (Philip Baker Hall) den bis auf den letzten Cent abgebrannten John (John C. Reilly) auf. Er bietet dem völlig verdutzten John ein seltsames Angebot. Er will ihm zeigen wie man so mit 50 Dollar in einem Casino spielt, dass man ein Zimmer für die Nacht erhält. Anfangs noch misstrauisch folgt John dem Angebot und folgt genau den Anweisungen die ihm Sidney gibt. Genauso wie ein braver Hund, der zu seinem Herrchen aufschaut und den Holzstock apportiert. Es klappt alles wie es Sidney beschrieben hat.
Zwei Jahre später. Die beiden sind inzwischen Freunde und Partner und es hat sie mittlerweile nach Reno verschlagen. Alles läuft bestens bis die Kellnerin Clementine (Gwyneth Paltrow) John gehörig den Kopf verdreht und der abgebrühte Jimmy (Samuel L. Jackson), der ein finsteres Geheimnis von Sidney kennt, auftaucht.
Man fragt sich zu einem großen Teil des Films wieso sich Sidney so großzügig gegenüber seinem jungen Partner verhält. Er bringt ihm alles bei was er wissen muß um seinen Weg in den Spielerparadiesen zu gehen. Der Weg ist nicht glamourös, aber man kann doch davon leben und genug Geld beiseite schaffen. Mit dem Auftauchen von Clementine kommt aber ein Faktor zu einem Zeitpunkt in die Filmhandlung, als man sich fragt was das Ganze soll. In ihrem Job als Kellnerin hat sie die Aufgabe mit den Gästen zu flirten, vielleicht sogar noch etwas mehr zu machen. Man denkt dass es sie anwidert, wenn sie sich den Männern als Hure anbietet. Umso überraschter bin ich, wenn das doch nicht so ganz der Fall zu sein scheint.
Zunächst ging mir John C. Reilly in seiner Rolle gehörig auf die Nerven, aber wenn man seinen Part als das versteht was er anfangs darstellen soll, ist man mit seiner Verwandlung doch zufrieden. Nämlich ein Hundchen, das sich mit einem letzten beknackten Satz von seinem Herren verabschiedet und fortan auf eigenen Beinen zu stehen hat. Allerdings ein unwissender Wauwau, der nicht weiß was sein Herrchen indirekt mit ihm angestellt hat. Vertuscht hat er es viele Jahre lang. Darin war er immer gut. Und das wird er, wenn man die letzte Einstellung sieht, auch weiter sein. Gefahr droht nur von solchen Personen wie Jimmy oder dem vorlauten Würfel-Ass (Philip Seymour Hofmann).

Groß!

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Geschrieben 31. Dezember 2003, 21:56

THE POSEIDON ADVENTURE (USA 1972) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Ronald Neame

Die einzige Tradition, der ich nachhänge ist vor der Silvesterfeier immer diesen Katastrophenfilm aus der Schmiede von Produzent Irwin Allen anzuschauen. Der Grund liegt auf der Hand. Mehr oder weniger bekannte Stars kämpfen sich am Silvesterabend durch das gekenterte Passagierschiff S. S. Poseidon. Darunter befinden sich Gene Hackman als Rev. Scott, gerade von seiner Rolle als sadistischer Cop „Popeye“ Doyle in Friedkins FRENCH CONNECTION befreit, Ernest Borgnine, allseits bekannter Haudegen aus THE FLIGHT OF THE PHOENIX und THE DIRTY DOZEN, Shelley Winters (LOLITA), die üppige Stella Stevens (THE NUTTY PROFESSOR) und einige andere. Insgesamt zehn Personen machen sich auf den Weg vom Festsaal der Silvesterfeier zum Maschinenraum um hier hoffentlich eine Möglichkeit zum Ausstieg zu erlangen.
Alle Charaktere werden mit verschiedenen Merkmalen ausgerüstet und dann in eine Gruppe geworfen. Daraus ergeben sich in brenzligen Situationen gute Spannungsmomente oder halt die diversen Anschreiszenen bei denen der andere Recht zu haben glaubt. Alle werden es nicht schaffen, so will es das ungeschriebene Gesetz dieser Filme. Charaktere, die man lieb gewonnen hat, werden entweder spektakulär, heroisch aufopfernd, plötzlich und unerwartet oder still aus der Geschichte verabschiedet. Um jeden tut es mir Leid.
Das war es für mein Filmtagebuch 2003. Jetzt geht es auf zur Silvesterparty und morgen geht es mit neuen Eindrücken für die Filme 2004 weiter.

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Geschrieben 01. Januar 2004, 15:59

DONNIE BRASCO (USA 1997) - DVD (Columbia)
Regie: Mike Newell


Ich frage mich warum man den Film nicht LEFT TWO-GUNS oder HORSECOCK genannt hat? Das sind nämlich die Spitzennamen des kleinen Mafiamitgliedes Lefty Ruggiero, den Al Pacino sehr treffend darstellt. Lefty stellt seiner Mafiafilme ein neues potentielles Mitglied vor. Der junge Juwelenexperte Donnie Brasco (Johnny Depp) soll fortan die Familie unterstützen. Was die Mafiamitglieder nicht wissen, aber dafür der Zuschauer, ist das Donnie Brasco in wirklich Joseph Pistone heisst und als Undercover-Agent für das FBI arbeitet. Er soll der in Brooklyn herrschenden Mafiakriminalität einen herben Schlag versetzen.
Anfangs habe ich den Film als kleinen Ableger seiner berühmteren Vertreter gesehen, der eigentlich keine große Beachtung verdient, aber gerade die Fokussierung auf der langsam aufkeimenden Freundschaft zwischen Lefty und Donnie ist doch verständlich umgesetzt worden. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit Ende der 1970er Jahre und auf dem Buch des echten Joseph Pistone. Anfangs wird man von der enormen Dialoglastigkeit und den vielen speziellen Bezeichnung erschlagen, aber man findet im Laufe des Films immer mehr Zugang in diese Gruppe. Interessant ist dieser Film vor allem in der Rolle von Al Pacino. Bekannt als das Oberhaupt der Familie Corleone aus den GODFATHER-Filmen Coppolas, befindet er sich hier in der unteren Hierarchie. Ein kleiner Gangster, jahrzehntelang bei einer „Beförderung“ übergangen worden. Diese Hochstilisierung der superreichen Mafia-Gangster gibt es hier nur in der Florida-Sequenz, als die Gruppe um Sonny Black (Michael Madsen), zu der Lefty und Donnie Brasco gehören, einen Hauch von Ruhm ernten wollen, der ihnen jedoch zunichte gemacht werden soll.
Mit der Rolle des Protegés hat Johnny Depp größtenteils die Aufgabe, den Ausführungen seines Mentors Al Pacino aufmerksam zu lauschen und von ihm zu lernen. Erst im letzten Drittel des Films als seine Enttarnung befürchtet werden muß, kann Depp ansatzweise mit Pacino mithalten der vorher jeden Beteiligten an die Wand spielt. Die Szenen mit seiner Filmehefrau Anne Heche sind dabei leider auch nicht gerade zufriedenstellend, teilweise sogar vorhersehbar („I want a divorce.“). Als zeitliches Dokument funktioniert auch nur bedingt, da die Handlung zwingend voran getrieben werden muss. Ein zeitlichen Bezug zu den Siebzigern erhält man aber zumindest in der Kleidung der Charaktere und dem mit Disco-Musik unterlegten Soundtrack.
Guter Film, aber weit entfernt davon ein überlebensgroßer Klassiker (oder Dinosaurier?) wie die GODFATHER-Filme zu werden. In der persönlichen Beziehung zwischen den Hauptdarstellern aber beachtlich.

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Geschrieben 01. Januar 2004, 16:14

CONVOY (USA 1078) - DVD (Kinowelt)
Regie: Sam Peckinpah


Peckinpahs Truckerfilm ist doch ganz klar ein reiner Spätwestern. Oder ist es doch nur eine politische Demonstration gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung der Highways im Staat Arizona? Zu aller erst ist es eine Flucht vor dem nachtragenden Ordnungshütern. Hier im speziellen Sheriff Lyle Wallace (Ernest Borgnine), der noch eine alte Rechnung mit „Rubber Duck“ (Kris Kristofferson) offen hat. Die Wüstenhighways sind die moderne Prärie, die Raststätten die modernen Saloons. Und die Mitfahrer im Convoy wissen um der legendären Geschichten von „Rubber Duck“, von dem man sich mehr Geschichen erzählt als von Jesse James. Hier sind keine Revolverhelden die Desperados, sondern ganz normale Menschen.
Interessant ist allerdings, das mit dem Auftauchen der Medien (hier der Reporter vom Fernsehen) die Handlung eine ganz andere Note erhält. Ist der harte Kern des Convoys nur wegen einer einzigen Sache auf der Flucht, so haben die dazu gestossenen Mitglieder doch alle ihre eigenen Vorstellungen, die sie sich auch nicht scheuen vor der Kamera kund zu tun. Auf der einen Seite stilisiert Peckinpah „Rubber Duck“ zu einem dieser heldenhaften Outlaws aus dem Wilden Westen hinauf, um ihm dann aber Worte in den Mund zu legen, die ihn mit seiner Rolle nicht einverstanden erklären. Und das kommt bei den mannigfaltigen Actionszenen des Films sehr deutlich herüber. Tja, so etwas kann man auch aus einem als reinem Unterhaltungsfilm beworbenen Film ziehen.

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