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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 16

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#451 molotto

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Geschrieben 27. September 2006, 10:16

CLEOPATRA JONES GEGEN DIE DRACHENLADY
(USA 1975 – Chuck Bail)

Im Auftrag von Cleopatra Jones versuchen die ihr treu ergebenen Johnson-Brüder, die im ersten Teil ja auch schon für die nettesten Kalauereien gesorgt haben, einen Drogendeal mit dem chinesischen Boss Mr Big abzuschließen. Zunächst müssen sie dabei allerdings erfahren, dass es gar keinen Mr Big gibt, sondern nur eine Mrs Big, dann, dass der Dealer Cheng im Begriff ist, Mrs Big, die jedoch als Drachenlady firmiert und ihre schmutzigen Geschäfte von einem Spielcasino in Macao aus betreibt, gründlich zu hintergehen. Kurzum: Die Johnsons geraten in die Gefangenschaft der Drachenlady, weshalb sich Cleopatra Jones nach Hongkong aufmachen muss, um sie zu befreien. Sie verbündet sich mit einer weiblichen Privatdetektivin, klopft und klatscht alles kurz und klein und riskiert ständig eine große Lippe, wovon auch die deutsche Synchronfassung zeugt. Die ist im Vergleich mit dem ersten Film aber leider nicht ganz so knallig ausgefallen. Vieles wirkt wie drollig aufgesagt, und selbst die Johnsons witzeln im Vergleich eher auf der Kriechspur. Ansonsten ist an der Fortsetzung jedoch alles im Lot. Besonders die tollen Kämpfe in den immer eine tolle Kulisse abgebenden Straßen Hongkongs, zuweilen veranstaltet von Besatzungsmitgliedern aus der Unter-ferner-liefen-Abteilung der Shaw Studios, in den Straßen Hongkongs, wissen schwer zu gefallen. Auch die Autoverfolgungsjagd durch die Gassen der Metropole machen gehörig Eindruck. Langeweile ist hier Fehlanzeige, dafür drückt der Streifen zu sehr aufs Gas. Dass Run Run Shaw den Film als Co-Produzent mit seinem Namen zeichnete wirkt da fast wie ein abgegebenes Versprechen, dass auf keinen Fall gebrochen werden darf. Und die wenigen Momenten, in denen der Film etwas Fahrt wegnimmt, hat man dringend nötig, um einmal mehr die ausgefallenen Kostüme von Cleopatra Jones ausgiebiger zu bewundern. Als Fortsetzung also eine absolut sichere Bank.

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#452 molotto

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Geschrieben 27. September 2006, 10:16

THE BUTCHER BOY – DER SCHLÄCHTERBURSCHE
(Großbritannien 1997 – Neil Jordan)

Francie Brady, ein eigentlich aufgeweckter Junge, den man heutzutage aber wohl eher das ADHS-Syndrom bescheinigen und entsprechende Medikamente verabreichen würde, wächst in den frühen 60er Jahren in einem erbärmlich langweiligen irischen Kaff auf. Einzig die Freundschaft zu seinem Spielkameraden Joe hält ihn aufrecht, während das Elternhaus, in dem sich seine nervlich total am Ende befindende Mutter mit ihrem schwer alkoholkranken und sich als Gelegenheitsmusiker verdingenden Mann herumschlägt, kaum Anlass zur Freude bietet. Spezialisiert hat sich Francie auf die Tyrannisierung der Familie des Klassenstrebers Phillip Nugent, wobei er im Verlauf jegliche Kontrolle darüber verliert, wie weit er überhaupt gehen kann und darf. Selbst der Aufenthalt in einem katholischen Erziehungsheim (samt notgeilem Pfaffen-Opa) bringt keine Besserung. Seinen Hass versteht Francie vornehmlich als böses Spiel. Und auch Neil Jordans Film gibt sich dementsprechend ziemlich locker und flockig, lässt aber in ziemlich erschütternde Abgründe blicken. Zum Ende gibt es kein Halten mehr, da Jordan der bösen Grimmigkeit des Spiels freien Lauf lässt, obwohl er selbst dabei den einmal eingeschlagenen Kurs seiner zumindest oberflächlich ausnahmslos unterhaltsam wirkenden Erzählweise nicht verlässt. Und das zwingt einen schon sehr dazu, sich überaus intensiv mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen, was dann zwangsläufig dazu führt, dass sich das mit Träumereien aller Art angereicherte Spiel nachträglich in einem ganz anderen Licht präsentiert und einen mittelschwer deprimiert zurücklässt. Filme, die eine derartige Wirkung haben, sind leider nicht allzu reichlich gesäht, weshalb mir THE BUTCHER BOY allein schon deshalb sehr gut gefällt. Deprimiert in der Ecke sitzen ist nicht so mein Ding, weil COMBAT SHOCK mich Ende der 80er auf diesem Fuß bereits böse erwischte. Wie in COMBAT SHOCK präsentiert Jordans Film eine Welt, in der es bis auf die gelegentlich auftauchende Erscheinung der Jungfrau Maria nicht eine Person gibt, die einen guten Charakter zur Schau stellt. Ganz, ganz schlimm also. Kein Wunder also, dass man trotz all des Lobes, dass man über die Umsetzung von Pat McCabes Romans ausschütten kann, am Ende doch Ausgleich braucht. Ich gebe zu, dass ich mich direkt im Anschluss von THE BUTCHER BOY in die vertrauensvollen Hände von Dr. Humphrey Humbert begeben habe.

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#453 molotto

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Geschrieben 27. September 2006, 10:17

GHOSTHOUSE
(Italien 1988 – Humphrey Humbert (Umberto Lenzi))

Da ist also der Amateurfunker Paul, der jedoch nicht wie der Naschy aussieht, sondern eher wie Patrick Swayze reincarnated as Arschgeige. Der empfängt in einer besonders dunklen Nacht einen merkwürdigen Hilferuf, Geschrei und ein überaus blödes, schabendes Kinderlied. Das Kinderlied gibt es den ganzen Film über immer wieder zu hören, was sehr dazu angetan ist, einem den letzten Rest verstand aus der Glocke zu pusten. Jedenfalls füttert Paul mit der Aufnahme des sich noch mehrmals wiederholenden Funkspruchs seinen Computer, der ihn auch prompt mit der Information versorgt, wo der Sender des Hilferufs zu finden ist. In einem alten heruntergekommenen Gemäuer nämlich, um das Donal O’Brien in einer Deppen-Latzhose streicht und nicht müde wird, Warnungen aller Art auszustoßen. In dem alten Kasten haben es sich ein paar Jugendliche gemütlich gemacht, die alle so richtig voll locker drauf sind. Und in der Tat steht auf dem Dachboden auch ein Funkgerät, das die Jugendlichen angeschleppt haben (warum eigentlich?), welches aber noch gar nicht funktionstüchtig ist. Paul erkennt die Stimme eines der Jugendlichen wieder, weshalb also der Hilferuf folgerichtig aus der Zukunft kommen muss. Das spielt im weiteren Verlauf aber kaum mehr eine Geige, weil im Keller einst ein Mädchen eingesperrt wurde, dessen Geist sich von ihrem bösen Spielzeugclown beseelt zeigt. Der Clown kann eine gräßliche Fratze zeigen und sieht doof aus, gleiches für das Mädchen gilt. Ist das Terrain der Handlung abgesteckt, zählt nur noch der Bodycount, welcher in diesem Italo-Spätwerk bis auf wenige Spitzen überaus harmlos ausfällt und den letzten Rest Interesse an dem Werk vernichtet. Die Posse mit dem Geisterclown will deshalb auch nicht so richtig zünden, weil eine (fadenscheinige) Erklärung für das Phänomen erst gegen Ende abgegeben wird, zwischendrin meistens allein mit sehr viel unnötiger Kreischerei Angst und Schrecken provoziert werden soll, der Film ansonsten aber vollkommen plan- und konzeptlos vor sich hindümpelt. Fertig is’, wenn alle tot & zerhackt sind, wobei GHOSTHOUSE – und das fällt eigentlich erst mit großem zeitlichen Abstand so richtig auf – die neben den NIGHT OF THE DEMONS-Klitschen miesesten End-80er-Teenager vorführt, die man sich in solch einem Film überhaupt vorstellen kann. Auch Lara Wendel in ihrer Karotten-Jeans – total grottig. Dass die Teens allerlei völlig unnachvollziehbare und grenzenlos unlogische Sachen machen, scheint da schon fast wieder folgerichtig und bestens zu den Charakteren (so man sie als solche bezeichnen mag) zu passen. Und auch die gleichwohl lustlose wie langweilige Synchronisation geht mit dem bedeutungslosen Bilderquatsch konform. Wie viel man allein durch eine tolle Vertonung aus einem „echten“ Humbert rausholen kann, zeigt GATES OF HELL ja überaus eindrucksvoll. GHOSTHOUSE war 1988 schon Bodensatz und ist es heute noch viel mehr.

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#454 molotto

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Geschrieben 27. September 2006, 10:17


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(Frankreich 1984 – Just Jaeckin)

In einer Kiste lässt sich das in Liebesdingen völlig unerfahrene katholische Schulmädchen Gwendoline samt Freundin Beth nach Asien verschiffen. Dort will sie ihren Vater finden, der bei der Suche nach einer neuen Schmetterlingsart verschollen ist. Nach einigen handfesten Auseinandersetzungen mit chinesischen Lüstlingen, Mädchenhändlern und der korrupten Polizei schließen sich Gwendoline und Beth mit Willard zusammen, einen mit allen Wassern gewaschenen Seemann. Bald erfahren sie, dass Gwendonlines Vater umgekommen ist. Seine Arbeit will Gwendoline nun beenden, weshalb sie mit ihren Begleitern ins gefährliche Land Yek Yeik reist, wo giftige Stürme toben, dem die Eingeborenen Menschenopfer darbringen und endlose Wüsten Mensch und Tier verschlingen. In Yek Yeik fallen die drei einem Stamm von Amazonen in die Arme, der von einer alten geilen Königin mit harter Hand regiert wird. Bis auf den wirren Wissenschaftler Darcy haben in dem Reich keine Männer Zutritt. Darcy hält mit einem unterirdischen Maschinenpark, der nicht wenig an Langs METROPOLIS erinnert, den Vulkan in Schach, der tief im Erdinneren brodelt und riesige Mengen Diamanten ausspuckt. Ansonsten stehen Folter und Pein auf der Tagesordnung des Amazonen-Reichs. In wilden Kämpfen muss sich Gwendoline beweisen und um die Freiheit von Beth und Willard kämpfen, in den sich sie natürlich schwer verliebt hat, welcher aber vor den Augen der Königin während eines Fruchtbarkeitsritus geopfert werden soll. Außerdem hat Gwendoline noch mit einem von Darcy verursachten Vulkanausbruch zu kämpfen, der das ganze Reich zu Fall bringen soll, der aber recht sparsam inszeniert ist, weil man dabei bis auf ein paar einstürzende Mauern nicht wirklich etwas sieht. Dagegen ist der Rest des Films überaus bombastisch ausgefallen. GWENDOLINE ist sozusagen der CONAN DER ZERSTÖRER des Sexfilms, hat jedoch statt eines gehörnten Monsters eine „horny Queen“ im Angebot, deren einziger Lustgewinn es ist, anderen dabei zuzusehen, wie sie es bunt treiben und ansonsten das Spiel mit der Qual favorisiert. Die sexuelle Komponente von GWENDOLINE war, wenn ich mich recht entsinne, im Comic weitaus ausgeprägter als im Film. Jaeckin zeigt vor allem die Titten von Tawny Kitaen und Zabou und ansonsten vornehmlich die in ausgefallenen Lederkombinationen und Strings steckenden Amazonen in all ihrer Pracht. Jaeckin schwelgt äußerst behutsam im S/M-Charakter seines Bilderreigens und der Vorlage. Der kurze Besuch der Folterkammer der Königin wirkt trotz eindrucksvoller Bilder bei ihm fast schon leicht verschämt. Mehr Platz wird dem Suchen und Finden ehrlicher Liebe eingeräumt und natürlich dem Abenteuercharakter der Geschichte, welcher eh die meiste Spielzeit in Anspruch nimmt. Fast eine Stunde begleitet man Gwendoline und Gefolge durch Stadt, Dschungel und Wüste, bevor man all das kommt, wofür man anno 1984 seine 7 Mark Eintritt an der Kinokasse eigentlich bezahlt hat. Der Abenteueranteil von GWENDOLINE ist bis auf ein paar wenige Einbrüche ausgesprochen flott inszeniert, nicht ohne Humor und ein paar Blutrünstigkeiten halten außerdem ganz gut bei Laune, wenn man sich auch damit anzufreunden hat, dass der ganze Film und seine Figuren hoffnungslos überzeichnet sind. Jedoch liegen darin auch die eigentlichen Stärken von GWENDOLINE, denn dem Comic wird vor allem in der Zeichnung der Charaktere bedingungslos gefolgt. Das bringt dahingehend Probleme mit sich, dass der Film unter Umständen im ersten Durchgang nicht so gut flutscht, zumal man bei Jaeckin doch eher einen sich durchaus ernst nehmenden Film erwartet. Aber im Laufe der Jahre kann man seinen Frieden mit dem recht eigenwilligen Stil machen, zumal, was sich mir jetzt zeigte, diese Überzeichnung nicht einer leicht verpatzten Synchronisation zuzuschreiben ist (wie ich mir das zunächst leichtsinnigerweise dachte), sondern tatsächlich und ausdrücklich so gewollt ist. GWENDOLINE hat bei mir jedenfalls noch einmal deutlich zulegen können. Schöner Film mit tollen Bildern und schwülstiger (aber absolut passender) Musik – schaue ich mir gerne an.

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#455 molotto

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Geschrieben 28. September 2006, 10:18

THE CURIOUS DR. HUMPP
(Argentinien 1967 – Emilio Vieyra)

Ein Monster mit grausig verzerrter Fratze, leeren Glotzaugen, Blinklicht auf der Stirn und Füßen, die in silberglänzenden Klumpschuhen stecken, raubt kreuz und quer Menschen mit ganz unterschiedlichen sexuellen Neigungen zusammen. Ein Liebespaar, zwei Lesben, einen Homo, gruppensexelnde Hippies und eine Striptänzerin packt er in seinen Leichenwagen und karrt sie zur versteckten Villa von Dr. Humpp. Der hat in einem Einmachglas das Gehirn eines italienischen Sex-Forschers liegen, das ihn permanent anmeckert und betreibt ansonsten Forschungen dahingehend, durch operative Maßnahmen den Sextrieb des Menschen zu entdecken und zu steuern, denn Humpp braucht das Blut kopulierender Menschen zur Verlängerung seines eigenen Lebens! Während Frauen durch seine Eingriffe nymphoman werden, mutieren die Männer zu wahren Sex-Maniacs, die einfach immer können. Versagt ein Mann jedoch, macht Dr. Humpp einen komisch aussehenden Roboter aus ihm. Davon hat Humpp bereits so viele, dass sie ihm als Armee zur Verfügung stehen, die seinen Garten bewachen, in dem seine Experimente lustwandeln, während das Monster zur Unterhaltung die Gitarre zupft. George, ein gewiefter Journalist, kommt dem Doktor auf die Schliche und kann in Humpps Villa eindringen, wo er sich nicht nur in die knackige Striptänzerin vom Beginn des Films verliebt, sondern auch in die Fänge des Wahnsinnigen gerät, der natürlich gerne an seinem Schädel herumschrauben möchte.
Auf der US DVD von THE CURIOUS DR. HUMPP sind all die Szenen enthalten, die für die amerikanische Kinoauswertung nachträglich eingefügt wurden. Also vornehmlich irgendwelche Aufnahmen sich gegenseitig begrabbelnder Menschen, die – und das muss man dem Verleih ja lassen – nicht wirklich so aussehen wie dem Werk eigentlich nicht zugehörige Aufnahmen. Also genau das Gegenteil von den Hardcore-Inserts in manchen Filmen von Jess Franco. Die Nackedeibilder aus der Originalfassung des Films fehlen leider. Dafür stimmt so oder so die Mischung aus Monster, Sex und Mad Scientist ganz wunderbar und macht gehörig Spaß. Ganz begeistert bin ich immer wieder davon, wie eindrucksvoll blöde die Monstermänner in den Filmen Vieyras aussehen. Auch den seltsam greisen Unhold mit der leuchtend weißen Haut aus THE DEADLY ORGAN fand ich schon spektakulär. Neben dem menschenklauenden Monster bietet HUMPP noch den großen Vorteil einer nicht minder sensationell inszenierten Roboterarmee und natürlich einigen kleinen Manschereien derberer Natur. Besonders schön und auch immer eine Erwähnung wert finde ich, dass Vieyra sein Monster nicht zu einem billigen Helfer verkommen lässt, sondern auch mit so etwas wie einer Seele auszustatten pflegt. Die Szene, in der das Monster, dass sich ebenfalls in die Striptänzerin verschossen hat, der Angebeteten Blumen bringt und verträumt im Garten Gitarre spielt, halte ich für die mit Abstand stärksten des Films. Dagegen wirkt der Held des Films ziemlich platt, obwohl seine Abenteuer in Humpps Labor natürlich auch nett anzuschauen sind. Dennoch: Die besten Szenen hat neben dem sich in unendlichen Blödsinn verzettelnde Doktor („Sex dominates the world, and now I dominate sex!“) das Monster, dass Vieyra wie selbstverständlich durch die Straßen laufen und gar in einer Apotheke Einkäufe erledigen lässt.

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Geschrieben 28. September 2006, 10:18

SAMURAI WOLF
(Japan 1966 – Hideo Gosha)

Einen Fremden verschlägt es in ein fürchterlich trostloses und staubiges Kaff, wo er nicht nur 30 Schüsseln Reis auf einmal verdrückt, sondern auch Zeuge eines Überfalls auf einen Posttransport des Shogun wird. Die Chefin der für den Abschnitt zuständigen Transportfirma, die blinde Chise, hat keine Mittel, sich gegen die brutalen und blutigen Übergriffe ihres Kontrahenten Nizaemon zu wehren. Der will nämlich das ganze Transportgewerbe der Region unter seine Fittiche bekommen, um höhere Profite zu erwirtschaften. Der Fremde stellt sich nach einem Zweikampf mit Nizaemons Bösewichtern als „Kiba, the furious wolf“ vor, der das Schwert wie kein zweiter zu führen versteht. Nizaemon sieht sein Vorhaben in Gefahr und heuert den Schwertmeister Sanai Akizuki an, der sich durch teuflische Rücksichtslosigkeit und enorme Blutlust auszeichnet. Chise bekommt vom Shogun den Auftrag, 30000 Ryos 28 Kilometer weit durch die Pampa zur nächsten Station in Imagawa zu transportieren. Davon bekommen auch Nizaemon und sein schwertklapperndes Gefolge Wind. Sir Wolf, wie Kiba im Film auch genannt wird, fällt die Aufgabe zu, den Transport vor Übergriffen zu schützen. Doch nicht nur darauf setzt der ungemein kompakte Film, sondern präsentiert am Rande auch noch eine überaus tragische Geschichte rund um die blinde Chise und ihrer Verstrickung mit dem feindlichen Schwertmeister Akizuki, der die nette Angewohnheit hat, vor jedem Mordauftrag noch schnell eine Frau zu brauchen. Kiba hingegen profiliert sich als armer Dreckspatz, der sich bereits seit einem Jahr nicht mehr gewaschen hat und in der Tat auch so aussieht. Seine ziemlich fixen Schwertkämpfe, die mit Brutalitäten nicht gerade sparen, zeigt Gosha in Zeitlupe – und bis auf die Geräusch, das die klirrenden oder sich ins Fleisch hackenden Klingen machen, auch ganz ohne Ton. Die tödlichen Duelle werden damit auf das absolut Wesentliche reduziert und sind absolute Oberklasse. Überhaupt zeigt sich der Film mit seinen gerade mal 70 Minuten Länge hochkonzentriert. Zeit wird keine vertrödelt, die Story ist ungemein straff und geizt dennoch nicht mit netten Einfällen. SAMURAI WOLF nimmt ungemein viele Standards des Italo-Westerns eindrucksvoll vorweg und zeigt sich auch atmosphärisch als absoluter Vorreiter. Die Nähe zu Filmen vom Schlage eines DJANGO ist unübersehbar. Kurzum und ohne weiterer Worte: Ich weiß nicht, was ich dieses Jahr noch alles durchlaufen lassen werde, SAMURAI WOLF ist jedoch bereits jetzt einer der besten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe. Punkt.

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#457 molotto

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Geschrieben 29. September 2006, 10:22

SPLIT SECOND
(Großbritannien 1991 – Tony Maylam)

Aus der Sicht von 1991 ist London im Jahre 2008 gründlich im Arsch. Durch die globale Erwärmung sind die Polkappen geschmolzen und große Teile der Stadt stehen dauerhaft unter Wasser. Durch das watet unbeeindruckt Rutger Hauer als Super-Cop Stone, der einen kleinen an der Waffel hat, seit sein Partner bei einem Einsatz ums Leben kam. Das jedoch wird nicht großartig weiter thematisiert, weil gerade ein Herzrausreißmonster in der Stadt sein Unwesen treibt. Stone, der sich zu Beginn der Hatz in dem Maße durch Wortkargheit auszeichnet, wie seine Schulterpolster, die er selbst unter einem Strickpulli nicht ablegt, dick sind. Die Wattematten lassen Hauer aussehen wie eine Schrankwand Eiche rustikal, was aber ganz stimmig ist, weil sein rüdes Benehmen ebenso klotzig ausfällt. Jedenfalls wird Stone mit dem gebildeten Schlips- und Anzug-Detektiven Durkin das genaue Gegenteil seiner selbst zur Seite gestellt, während die Bedrohung durch das Monster stetig zunimmt und immer groteskere und dämonischere Züge annimmt. Enttäuschend am Ende ist, dass SPLIT SECOND dann in erster Instanz einen PREDATOR-Nachbau präsentiert. Das fügt sich zwar schön in die Tatsache, dass der Streifen sowieso nur ein Zusammenklau aus Genrebeiträgen der 80er Jahre ist, der Ausfall ist aber vor allen Dingen der, dass sich nicht einmal die Mühe gemacht wird, die Herkunft der bösen Kreatur überhaupt genauer zu klären. Während also Hauer oberflächlich noch einmal seine Rolle aus BLADE RUNNER rekapituliert und fleißig im Kumpelkino herumgeplündert wird, pfeift der Film in zunehmenden Maße auf Sinn und Verstand. Immerhin: Nett anschauen lässt sich das auch nach 15 Jahren noch, da in regelmäßigen Abständen ordentlich inszenierte Balleraction und auch ein paar Unappetitlichkeiten geboten werden. Mit derartigem versorgt, schaltet man nach einer halben Stunde eh meistens irgendwie auf Durchzug. Das dürfte auch der Grund dafür sein, warum ich die Inhalte von SPLIT SECOND und dem ganz ähnlichen DARK ANGEL mit Lundgren über Jahre immer wieder gehörig durcheinander gebracht habe. Der eine Käse nimmt dem anderen nix.

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#458 molotto

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Geschrieben 29. September 2006, 14:05

THE UNSCARRED
(Großbritannien/Deutschland 2000 – Buddy Giovinazzo)

Zwanzig Jahre nach ihrem gemeinsamen Studium treffen sich die vier Freunde Mickey, Travis, Johann und Rafaella in Berlin wieder. Aus Johann, mittlerweile mit Rafaella verheiratet, und Travis ist was ordentliches geworden. Beide schwimmen in Unmengen Geld. Mickey hingegen hat lediglich enorme Spielschulden, eine total verlotterte Bude und einen eher schlechten Job. Seiner Karriere als Spitzensportler konnte er nie nachgehen, weil er zu Studienzeiten bei einem Sauf- und Raufgelage mit Travis bös verunglückte. Und weil Mickey in New York bereits vom Geldeintreiber letzte Zahlungsaufforderung (samt Präsentation einer Kofferraumleiche) bekommen hat, kommt ihm die Einladung nach Deutschland gerade recht. Zudem er dort erneut die Geldquellen seiner Freunde anzuzapfen hofft. Am ersten Abend wird aber zunächst eine Disko aufgesucht. Travis nimmt ein Mädchen mit zu Johann und schon bald ist das Treppengeländer kaputt, das Mädchen in die Tiefe gestürzt und eine Leiche. Diese versuchen die drei zu entsorgen und gleichwohl den Unfall vor Rafaella zu verbergen. Doch der Bruder der Toten erscheint überraschend ebenfalls auf der Bildfläche und wird vom panischen Johann getötet. Mickey versucht, ein möglichst großes Kapital aus der Sache zu schlagen, um seinen Gläubiger in New York zu befriedigen zu können. Doch das entwickelt sich bei Giovinazzos Film natürlich in eine ganz andere Richtung. THE UNSCARRED ist zunächst einmal ein sagenhaft beeindruckend gespielter Thriller. Hätte nicht gedacht, dass mir Heino Ferch, der hier wie eine junge Ausgabe von Dietmar Schönherr aussieht, mal in einem Streifen gefallen könnte. James Russo ist mir bislang auch nicht wirklich aufgefallen – hier allerdings gleich umso mehr. Und auch Ornella Muti hat sagenhaft beeindruckende Auftritte, vor allem zum Ende des Films. Und der kann neben all der Hochspannung auch mit einer ziemlich überraschenden, absolut unvorhersehbaren Wendung bestechen und schließt damit an die ganz großen Gialli der 70er Jahre an. Wie überhaupt Giovinazzos Film viel mit der italienischen Thriller-Kost gemein hat, wenn man allein mal an die ganzen hippen Locations denkt, die sich dort (z. B. die Galerie in Argentos GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE) wie auch hier (supermoderne Loft-Wohnung in einer alten Fabrik) finden lassen. Oder die Verpackung der Verbrechen zu einer einzigartigen, sich fortlaufend zuspitzenden Wundertüte mit Knalleffekt. Wenn vielleicht auch nicht beabsichtigt, so sind doch immer wieder Gemeinsamkeiten auszumachen. Weitaus beeindruckender aber noch das wirklich superbe Spiel der vier Charaktere, die so wunderbar ausgestaltet sind, dass sie auch dann Spaß bringen, wenn nicht gerade Blut, Gewalt und schwerste Konflikte serviert werden. Ganz bestimmt ist THE UNSCARRED Buddy Giovinazzos zugänglichster Kinofilm, aber das ist bei so einem exquisiten Resultat alles andere als ein Makel, zumal Giovinazzos Handschrift immer wieder deutlich auszumachen ist. Innerhalb seines Genres kann der Film jedenfalls locker in der ganz obersten Liga mitspielen. Eine Schande, das so ein Kleinod trotz deutscher Co-Produktion und ausgesäter Fördergelder in Deutschland nicht zur Verfügung steht und sich, wenn ich recht informiert bin, selbst im TV nicht blicken lässt.

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#459 molotto

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 11:24

LOST IN TRANSLATION
(USA 2003 – Sofia Coppola)

Der abgewrackte Schauspieler Bob Harris reist nach Tokio, um dort einen dummen Werbespot für Whiskey zu drehen und trifft auf die dauergelangweilte Charlotte, ein junges Ding, verheiratet mit einem vielbeschäftigten Fotografen. Beide langweilen sich in der Metropole dumm und dusselig und finden über ihre Zerknirschtheit irgendwie zusammen. Das ist langweilig anzusehen und ganz und gar nicht komisch, wenn man einmal von den Auftritten zappeliger Japaner absieht, die zudem in LOST IN TRANSLATION nicht sonderlich gut wegkommen. Es ist schon sehr grenzwertig, wie der gemeine Japaner in dem Film dargestellt wird. Kaum etwas anderes als kuriose und hippelige Witzfiguren mit 40 Kannen Kaffee im Magen und enormen Sprachproblemen kommen dabei heruas. Aber sympathisch sind die wenigstens, was man von den beiden Hauptfiguren von Coppolas Zeitverdampfer nun wirklich nicht sagen kann. Zwei Fragen haben sich mir vorrangig aufgedrängt: Warum läuft Scarlett Johansson die ganze Zeit in ihrer Hotelwohnung im Schlüpfer herum, und wieso wissen die beiden Amis ausgerechnet in so einer Stadt wie Tokio (!) nichts mit sich anzufangen, sondern glotzen vornehmlich TV oder doof auf dem Hotelfenster, wozu dann immer, und das hat ja schon fast was niedliches, melancholisch-langweiliges Pop- und Rock-Geklimper eingespielt wird? Kann mich nicht erinnern, wann ich mir zuletzt einen Film angesehen habe, der mir derart mißfallen hat.
Gepackt und in den Keller getragen, da half kein betteln, half kein klagen!

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#460 molotto

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 11:27


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(Neuseeland 1981 – Harley Cokliss)

Wie auch schon das Killerauto auf dem Plakat zum ungemein unterhaltsamen DRACULAS TODESRENNEN manscht der Super-Truck auf dem Poster alles kurz und klein, was bei versprochenen 2000 Tonnen Gesamtgewicht ja auch eine Kleinigkeit sein dürfte. Im Sommer 1982 gab es, glaube ich, im TV noch dalli dalli – und da waren Mehrfachnennungen in der Schnellraterunde immer ausgeschlossen, weshalb man zwei Nullen wieder abziehen muss, dann also nur noch bei 20 Tonnen landet und diese dann auch realistisch sind. Im Kampfkoloss unterwegs ist eine Truppe Tunichtguts und ihr herrischer Anführer Straker, ein ehemaliger Offizier, der nach dem Zusammenbruch der Welt und den Ölkriegen im Jahre 1994 auf eigene Faust unterwegs ist. Der Liter Sprit kostete zuletzt 60 Dollar. Als es noch welchen gab jedenfalls. Strakers Tochter Corlie kann die Rücksichtslosigkeit ihres Alten nicht verstehen und ertragen, weshalb sie schon bald abhaut und von dem einsam im Gebirge lebenden Helden Hunter aufgelesen wird. Der bringt sie nach Clearwater, einer Siedlung von Öko-Fritzen und –Fritzinnen, die es sich in der Nachkriegswelt in Wellblechbuden gemütlich gemacht haben. Durch die rast schon bald der Kampfkoloss, weil Straker in Frieden lebende Menschen anscheinend nicht so gern leiden mag. Da es in Clearwater zudem Leute gibt, die sich schnell der Macht des Stärkeren beugen, wird Hunters Versteck verraten. Außerdem will Straker auch seine Tochter wieder einfangen, nachdem sich ihm eröffnete, dass sie in der Kommune Unterschlupf gefunden hat. Nach einigem Gerangel kann er das entflohene Mädchen auch tatsächlich schnappen, den gewitzten Hunter aber nicht. Der sinnt nämlich zusammen mit den geflohenen und aufrechten Recken aus Clearwater auf Rache und bastelt sich – Kilo Blech, Kilo Lack – fix einen Panzerwagen zusammen, mit dem er Strakers Truck die Stirn zu bieten und Corlie zu befreien gedenkt. Das Ende kommt dem von Spielbergs DUELL gleich, vorher matscht Hunter dem Straker noch die Birne mit einem Feuerlöscher ein. Grobe Brutalitäten sind in DER KAMPFKOLOSS eher die Ausnahme, dafür zeichnet Cokliss aber wenigstens im Maßstab 1:1 eine fast identische Welt zusammen, wie man sie auch aus dem kurz zuvor abgekurbeten MAD MAX 2 kennt.


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Nur alles halt eine Spur kleiner und preiswerter. Die Öko-Fatzereien gingen mir 1982 im Kino gehörig auf den Senkel, weil ein richtiger Endzeitler nunmal zu funktionieren hat wie ein rüpeliges Barbaren-Stück aus der Schwemme, die zuvor Mode war. Cokliss versäumt es zwar nicht, seine Gemüsebauern aus der Not heraus am Ende selbst zu den Waffen greifen zu lassen, aber wütende Helden macht er aus ihnen leider dabei nicht. DER KAMPFKOLOSS ist ein trotzdem ein schöner Nachklapp zu MAD MAX 2, macht durchaus einigen Spaß und sieht auch alles andere als schlecht aus. Den im Vergleich geradezu großkotzigen Nachahmern aus Italien kann er in vielen Belangen aber leider gestern wie heute nicht wirklich das Wasser reichen. Dazu ist allein sein Held schon zu unsympatisch geraten und der Rest der Leutchen – egal, ob gut oder böse – gleich noch dazu.


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Auch mangelt es neben dem Truck an eindrucksvollen Vehikeln, den obligatorischen technischen Mätzchen und vor allem an überzeugenden Straßen- und Wüstenschlachten. Die Kämpfe in DER KAMPFKOLOSS sind nur mäßig spektakulär und meistens viel zu kurz geraten. Auch genügt es nicht, das PS-Monster zweimal durch ein paar Bretterbuden fahren zu lassen, um gebührend Eindruck zu schinden. Manchmal muss man sich schon arg eigeninitiativ die Boshaftigkeit von Fahrzeug und Insassen selbst zusammenträumen, was den Genuss von DER KAMPFKOLOSS etwas ausbremst. Im Kino wirkte der Film damals weitaus roher und gemeiner. Trotzdem überaus gerne wiedergesehen.

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#461 molotto

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Geschrieben 02. Oktober 2006, 14:13

INFERNO 2000
(Italien/Großbritannien 1977 – Albert De Martino)

Mitten in der Wüste soll zum Wohle der 3. Welt ein riesiges Kernkraftwerk entstehen, wo Kirk Douglas mit Laserstrahlen Atomkerne verschmelzen lassen will, um so die Hitze, wie man sie sonst nur aus dem Inneren der Sonne kennt, zu Energie werden zu lassen. In dem Gebiet, das er dafür einzuplätten gedenkt, befindet sich aber auch eine alte Höhle, in der in Stein gemeisselt Jesus steht. Auf die biblische Legende, die damit verbunden ist, gibt der Haudegen wenig, wird aber im Folgenden immer wieder mit der Nase darauf gestossen. Es steht die Wiedergeburt des Antichristen ins Haus, der Untergang der Menschheit, totale Apokalypse und jede nur denkbare Teufelei. Sogar ein siebenköpfiges Monster soll aus dem Meer steigen und 42 Monate lang für Angst und Schrecken sorgen. Mit dem Monster ist, was Douglas erkennen muss, sein geplanter Reaktor gemeint. Jeder, der sich nun dem Projekt in den Weg stellt, wird von einer dämonischer Macht kaltgestellt (was mitunter ziemlich heftig vonstatten geht) und dann ist ja auch noch rauszufinden, wer denn nun der wiedergeborene Satan ist. Martinos Film verplempert wunderbar all die Zutaten von DAS OMEN, fällt dabei aber keineswegs unspannender aus. Eher das Gegenteil ist der Fall, weil sich im Verlauf von INFERNO 2000 sehr viel entwickelt und erst noch herausgefunden werden muss, was bei DAS OMEN von Beginn an klar ist – nämlich, dass das böse Grinsekind der Deibel ist. Und was das Blag mit der Welt im Sinn hat, bleibt beim großen Vorbild ja auch weitestgehend unklar. Anders da der Martino, der einen überaus klaren Entwurf bietet, wann und was passiert, sollte der Belzebub seinen Plan umsetzen können. In seiner apokalyptischen Vision geht der Streifen damit einen ähnlichen Weg wie der unendlich gute und immer wieder positiv hervorzuhebende DER SCHRECKEN DER MEDUSA, zumal bei INFERNO 2000 auch die Komponente nicht in Vergessenheit gerät, die das Zerrspiel der Mächte auch als liederliche Ausgeburt eines kranken und mehr als verwirrten Geistes in Betracht zieht. Dieser Faden wird zwar nicht so schön ausgespielt, wie man es sich mitunter wünschen könnte, hält neben dem ganzen religiösen Hokuspokus aber durchaus gut bei Stange. Ganz besonders gut gefällt der Überlebende der letzten Kannibalenwelt, Massimo Foschi, in der Rolle eines ungemein grimmigen arabischen Terroristen. Douglas grinst angesichts der bedrohlichen Weltsicht dafür ein wenig zuviel in die Kamera. Hat er wohl alles nicht so ganz ernst genommen. INFERNO 2000 ist dennoch super und immer wieder ein Genuss. Allein schon deshalb, weil die erschütternde Titelsequenz mit den untergeschobenen Bildern verhungernder Kinder in Afrika in Kombination mit Ennio Morricones sagenhafter Musik nach wie vor ganz viel Gänsehaut hervorzurufen versteht.

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Geschrieben 02. Oktober 2006, 14:13

THE GOOD COP
(Dänemark 2004 – Lasse Spang Olsen)

Das dumme ist, dass der Film so sehr auf die Tube drückt, dass man es mitunter nicht leicht hat, mitzukommen und durch all den Trubel auch noch durchzusteigen. Nach dem spektakulären Raub eines Containers, angeblich gefüllt mit Ghettoblastern, stellt sich heraus, dass in dem Ding chinesische Seide und ein paar Kilo Heroin steckten. Nun balgen sich die trotteligen Diebe und vor allem ihr Freund, der eigentlich rechtschaffende Cop Jens, mit der chinesischen Mafia herum, mit lettischen Großdealern, lustigen Jamaikanern und allerlei anderen Unterweltlern. Dabei hetzt Jens, der zwischendrin noch seinen echten Vater in einer Zusammenführungs-Show im Fernsehen suchen lässt, unruhig zwischen den Fronten von Legal und Illegal hin und her. Und ist dabei immerhin fast so nett anzusehen ist wie der dauerverschwitzte, stets Fersengeld gebende Mario Adorf in DER MAFIABOSS. Bei THE GOOD COP schleicht sich manchmal das Gefühl ein, dass des Guten zuviel getan wurde und der Film auf Teufel komm raus versucht, den Anschluss an IN CHINA ESSEN SIE HUNDE auf Biegen und Brechen hinzubekommen. In diesem Ansinnen gibt sich THE GOOD COP wirklich eine bis zur Gefallsucht reichende Mühe, wobei allein wegen des extrem hohen Tempos des Films unschöne Schluderigkeiten an der Tagesordnung sind. Etwas zu oft ist einfach nicht mehr nachzuvollziehen, was eigentlich gerade los ist und das woher der bunten Charaktere bleibt auch weitesgehend unklar. Außerdem plärrt bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufreibende und manchmal gar unpassende Musik – und das auch noch viel zu laut. Der Film macht zwar trotzdem Spaß, hinterlässt aber trotz des wirklich grandiosen Finales auch ein gewisses Maß an Unzufriedenheit.

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Geschrieben 02. Oktober 2006, 14:15

SAMURAI WOLF 2
(Japan 1967 – Hideo Gosha)

Nach seinen Abenteuern aus Teil 1 übernachtet Kiba in einer alten Mühle, wo er von einer Horde mieser Schwertschwinger geweckt wird, die gerade Kampfkunst- und Liebesübungen an einem jungen Mädchen praktizieren wollen. Kiba rettet das Mädchen, das sich allerdings als nicht ganz normal erweist. Sie stellt sich außerdem als die Tochter Oteru des Bosses Higasa heraus. Boss Higasa hat sich mit seinem Clan eine Goldmine unter den Nagel gerissen, die auf Anordnung des Shogun geschlossen wurde. Higasa hat jedoch eine neue Ader entdeckt und dies dem Shogun nicht eröffnet. Mehr noch: Er ließ soger den vom Shogun beauftragten Wächter von Minenarbeiter Gunbei ermorden, ist Gunbei allerdings dann die Rückendeckung schuldig geblieben. Kiba freundet sich mit Gunbei während eines Gefangenentransportes an, den er für schmale zwei Ryo Lohn begleitet. Er verhilft Gunbei zur Flucht, muss aber später mit ansehen, wie dieser voller Rücksichtslosigkeit und Brutalität Rache auch an denjenigen des Higasa-Clans zu verüben gedenkt, die mit dem krummen Handel um die Mine nichts zu tun haben. So auch an der irren Oteru, in die sich Kiba verknallt hat. Eine Liebe, die an Bedeutung gewann, als Kiba von einem Rudel Higasa-Männer gefangen genommen und im Tal der Raben zwischen zwei riesigen Felsen gehängt wurde und einzig Oteru ihn in ihrer Schusseligkeit zu befreien versuchte. Defintiv eine der absolut stärksten Szenen des Films, der wie der gnadenlos gute Vorgänger keine Zeit mit unnötigen Ballast vertrödelt. Sehr straff läuft der sich der abermals in harten Schwarzweiß-Bildern gehaltene Film ab und bekommt dennoch in nicht einmal 70 Minuten Spielzeit mehr Inhalt verpackt als andere Werke in vielleicht zwei Stunden. In SAMURAI WOLF 2 menschelt es trotz des Ruckzuck sogar noch ein wenig mehr als im ersten Film, Liebe und Hass werden noch einmal enger zusammengeschnürt, und auch die Vergangenheit von Kiba in sentimentalen Bildern kurz angerissen. Den Frauenrollen fällt in SAMURAI WOLF 2 deutlich mehr Gewicht bei. Sie sind entweder nicht klar bei Verstand, oder aber, wie die ebenfalls aus dem Gefangenentransport befreite Oren in einem Zustand, der irgendwo zwischen nymphoman und blutrünstig anzusiedeln wäre. Da neben Hideo Gosha auch Norifumi Suzuki am Drehbuch mitgeschrieben hat, verwundert derartiges nicht so sonderlich. Ganz viele Pluspunkte gehen abermals an die überaus eindrucksvolle Kamera samt Zeitlupenaufnahmen, die statt eindrucksvoller Schwerttechnik Liebe und Leidenschaft besonders hervorheben. Nicht zuletzt, weil einmal mehr eine absolut eindrucksvolle Stimmung vorherrscht, während Kiba & Co. sich ausnahmslos in einer fast menschenleeren Gegend mit verseuchtem Trinkwasser herumschlagen, schließt der Film nahtlos und ohne Abstriche an die Größe des Originals an. Sehr bedauerlich, dass nach diesem Film mit der Serie schon wieder Feierabend war. Von mir aus hätte es mindestens noch zehn Filme so weitergehen können.

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Geschrieben 03. Oktober 2006, 19:40

EIN HALLELUJA FÜR DJANGO!
(Italien 1967 – Maurizio Lucidi)

Mit der Statue eines Heiligen gelingt einer Räuberbande ein spektakulärer Bankraub, der die Eröffnung von Maurizio Lucidis Film bildet und einen sofort ganz einzunehmen versteht. Mit der Beute im Sack reisen die Gangster in das etwas heruntergewirtschaftete Örtchen Poortown, das nicht nur aus Spaß so heißt. Dort lungert George Hilton herum, den uns der deutsche Avis-Verleih dereinst als Django verhökert hat, was aber in Ordnung geht, weil Namen eh Schall und Rauch sind – vor allen Dingen im Italowestern. Die Bande wartet in Poortown auf ihren Indio-Führer, der sie sicher durch die Wüste nach Mexiko bringen soll. Die Warterei zieht sich, weshalb die Gangster nichts unversucht lassen, sich im Dorf möglichst unbeliebt zu machen. Den Sheriff haben sie bereits abgeknallt, aber Django, der gerade im Kittchen hockt, richtet es notfalls ja auch im Alleingang. Kennt man alles schon, macht aber deshalb nicht unbedingt weniger Spaß. Wenn der Film nach seinem überaus ansehnlichen Start ein wenig an Fahrt verliert und das wirklich grandiose Finale noch lange nicht ins Haus steht, überbrückt auch die deutsche Synchronisation mal mit kernigen, mal mit überaus dämlichen Sprüchen und Gags die freie Zeit. Django, in diesem Werk ein echter Suffkopp, bestellt sich gern „noch 'n kurzen Mandelbeizer“, der ihn jedoch nicht daran hindert, selbst im Vollrausch noch ordentlich auszuteilen. Trotz allerlei Sauferei und Possen zeigt sich seine Position als knüppelharter Haudrauf überaus festigt, der Gangsterboss dagegen wird in mehr als einer Szene als nicht sonderlich helle beschrieben. Irgendwann steht er vor dem Telegrafen und kommt mit den Ausdrucken nicht zurecht: „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht.“ Vor allem im Verlauf der zweiten Hälfte des Films wird herrlich geblödelt. Scheinbar sind irgendwann einfach alle Hemmungen gefallen, dem Streifen ein anständiges Kleidchen zu verpassen. In der deutschen Fassung fehlen etliche Szenen, die aus dem Streifen allerdings auch nicht wirklich mehr herausholen. Etwas frech dagegen die deutsche DVD, die vor allem eine ziemlich wichtige Szene nur gekürzt beinhaltet, die in der deutschen Kinofassung der Avis dagegen vollständig zu sehen war. Gegen Ende muss man sich deshalb einmal tüchtig selbst was zusammenreimen. Spätestens beim lachhaften Song im Abspann ist das aber auch schon wieder egal und längst vergessen.

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Geschrieben 04. Oktober 2006, 09:47

DAS HAUS IM NEBEL
(Spanien/Italien 1972 – Francisco Lara Polop)

Allerlei Leute wollen zu dem Dörfchen Millen fahren, abends nätürlich, während die Dunkelheit sich langsam breit macht. Statt der sicheren Autobahn lockt die alte und wesentlich kürzere Landstraße, die jedoch durch ein Tal führt, in dem fürchterlich dicker Nebel hängt. Alle verfahren sich in der Suppe, teilweise trotz eigentlich ausreichender Ortskenntnis, und stranden in einem alten und fast unbewohnten Herrenhaus neben der Friedhofsmauer eines alten und verlassenen Dorfes. Die Besitzerin, die den Gestrandeten Gastfreundschaft gewährt, weiß bei Kaminfeuer von einer alten Legende zu berichten. Nach dieser sind alle Dorfbewohner nach und nach wegen einer Vampirepedemie geflohen. Außerdem überschatten schlimme Dinge aus der Vergangenheit ihr ehrenwertes Gemäuer. Gespensterspuk, leere Särge und urplötzlich auftauchende Tote, die lustlos durch die Flure tappen, lassen nicht lange auf sich warten. Nur der junge Motorradfahrer Fred hat den Schneid, der Sache auf den Grund zu gehen, wobei der Film ihm allerdings nicht wirklich die Auflösung der Mär zugesteht, sondern sich mit einem höcht verwunderlichen Krimi-Kniff aus der Bredouille hievt und jeden übernatürlichen Ansatz damit nachträglich aus dem Film eleminiert. Das ist etwas schade, weil der Streifen als Gruselstück durchaus wunderbar funktioniert und auch mit seiner höchst seltsam (aber immer wieder packenden) Atmosphäre nicht gerade geizig umgeht. Da bleiben einige Merkwürdigkeiten nicht aus, beispielsweise das alle im Nebel verirrten Personen wie von Geisterhand zu dem Haus an der Friedhofsmauer umgeleitet wurden – selbst, wenn sie die korrekte Route gefahren sind. Die deutsche Synchronisation und Vertonung gibt sich ebenfalls alle erdenkliche Mühe, die Stimmung des Films zu ruinieren, da dem Bild nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde und folglich auch schon mal mit der Stummfilm-Pistole geschossen wird. Alberto Dalbés, den man vor allem in einer wesentlich besseren Rolle als Dr. Orla aus dem grandiosen DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN kennt, hat in DAS HAUS IM NEBEL eine ungemein junge Stimme verliehen bekommen, die ganz und gar nicht zu ihm passen will. Kurioserweise bringen derlei Schluderigkeiten DAS HAUS IM NEBEL aber kaum zu Fall, wenn sie auch den Spaß mit dem Schocker ein wenig dämpfen. Polops Film hat so viele Qualitäten, dass es wohl wesentlich härterer Brecheisen bedarf, ihm ernsthaft Schaden zuzufügen. Habe mich jedenfalls allen Widrigkeiten zum Trotz herrlich nett gegruselt.

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Geschrieben 04. Oktober 2006, 14:24


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(Hongkong/(BR) Deutschland 1974 – Kuei Chi-hung)

Volle Packung: Eine Schiffsladung europäischer Mädchen - allesamt Waisen, die in Hongkong ein neues Leben beginnen wollen - werden von Piraten gekidnappt und an den Fürsten Tiao verscherbelt. Der will die hochgewachsenen Weiber zunächst mal für sich haben und dann mit Gewinn weiterverkaufen. Doch Tiaos rechte Hand, die aufrichtige Ku Meimei, die das, was Tiao tut, nun gar nicht mehr gutheißen kann, unterrichtet die Mädels in der Kunst der Selbstverteidigung. Ku Meimeis Bruder Ku Puo gesellt sich zu ihnen, hat er doch eine völlig neue Schwertkampfart entwickelt, die bei der Befreiung der Mädchen von Nutzen sein kann. Der Plan gelingt zunächst, doch kann sich Tiao am Ende die Weiber noch einmal unter den Nagel reißen und sie mit allerlei Foltereien peinigen. Dann können sich die Europäerinnen befreien und schlagen mit Hilfe von herbeigeeilten Freunden Ku Paos ordentlich zurück. Im großen Schlusskampf kommen all die lustigen Kampfarten, die die stets halbnackten Mädchen emsig geübt haben, voll zum Einsatz. Schwertspiel, Nadelpiekereien und vor allem die unglaubliche Olivenkerngeschoss-Technik wissen schwer zu begeistern. Meister Tiao hält mit seinem Killerzopf voller scharfer Klingen wacker dagegen. Das sieht zwar alles nicht ganz so gut aus, wie in den Shaw-Filmen der alten Schule, macht aber nichts. Die Zusammenarbeit der Shaws mit Schulmädchen-Hartwig aus Deutschland überzeugt mit anderen Qualitäten auf ganzer Linie. Es gibt höchst seltsame Untersuchungen mit einer China-Oma, die „schaut, ob unten noch dicht ist“, eine enorm lachhafte Lektion in „chinesischer Stellungskunde“, die man sich dringend mal gegönnt haben muss und immer wieder ganz viel „Matratzen-Karate“, womit wohl der erzwungene Beischlaf gemeint ist, der in diesem Werk immer wieder vorgeführt wird. Die Synchronisation von KARATE, KÜSSE, BLONDE KATZEN ist XXL und macht den Film noch einmal so gut, wie er ohnehin schon ist. Alles sehr schnodderig und menschenverachtend, manchmal aber auch ansatzweise poetisch: „Seh’ ich eure Tittchen zittern, fängt meine Hose an zu flittern!“ Ist der Fürst böse, schnaubt er auch mal solche Sachen wie: „Jetzt dreh’ ich dir das Gas ab!“, die Mädchen dagegen brillieren am Ende mit Handkantengetrümmer, wozu sie „Zick! Zack! Zuck!“ schreien. Sagenhaft! Doch nicht nur menschenverachtend ist die Vertonung ausgefallen, sondern auch noch tierverachtend. „Los, mach mal Striptease“, sagt der gemeine Chinese zur Schlange, während er ihr die Haut abzieht und zu einer Mahlzeit für die gefangenen Weiber verarbeitet. Die sind davon nicht sonderlich angetan, denn „das schmeckt ja wie alter Opa unterm linken Ei“. Das Gefetze an dem armen Tier ist nach wie vor ja nun nicht so mein Ding, hinterlässt auf der anderen Seite allerdings auch nicht wirklich einen faden Nachgeschmack, wie ich etwas beschämt bekennen muss. Zudem sagt der böse Fürst irgendwann im Film einen Satz, der sich durchaus auch an Zuschauer wie mich richtet: „Hör auf zu jammern, es wird auch dir Spaß machen!“ Recht hat er – und wie! Dass die bayerische Staatsanwaltschaft den Streifen 13 Monate lang einkassierte und erst nach neuem Schnitt wieder freigab, ist für ein ungeheuer ruppiges Film-Gesamtkunstwerk wie dieses mehr wert als das Prädikat einer offiziellen Filmbewertungsstelle oder irgendein lächerlicher Filmpreis.

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Geschrieben 05. Oktober 2006, 10:30

DAS BÖSE IV
(USA 1998 – Don Coscarelli)

Mike wird nach den aufreibenden Abenteuern aus Teil 3 von einem selbstfahrenden Leichenwagen in die Wüste nahe Death Valley gebracht, wo er darüber nachdenkt, wie er den Tall Man endgültig besiegen kann. Reggie befindet sich derweil auf der Suche nach Mike, bekommt es dabei natürlich aber immer wieder mit dem Gefolge des Dimensionenwanderers zu tun. In beiden Spielebenen taucht abermals der tote Jody auf, um Hilfestellung zu geben, präsentiert sich aber, wie Mike später herausfinden kann, eher als Spion des Tall Man. Viel Zeit nimmt der Film sich dafür in Mikes Vergangenheit zu wühlen, wobei allerlei – zuweilen überaus beeindruckende - Szenen aus dem ersten PHANTASM aufgefahren werden, die es nicht bis in die endgültige Schnittfassung gebracht haben. Allein diese Szenen verdeutlichen schon sehr gut die höchst sonderbare Beziehung, die zwischen Mike und dem Tall Man herrscht. Verstärkt werden sie noch durch die Reisen mittels der Dimensionstore in die Vergangenheit des Fieslings. Hübsch wird da die Vorgeschichte des Tall Man aufgerollt, als dieser noch als Totengräber Jebediah Morningside sich in seiner Freizeit in der Rolle eines waschechten Mad Scientist mit der Erforschung des Todes befasste. Zwar lässt der Film dabei vollkommen unter den Tisch fallen, wie diese Geschichte sich zum bösen wandelte und Jebediah zu einem Widerling sondergleichen machte, aber man will ja mal zufrieden sein, dass es nach dem ganzen Actionbombast der Teile 2 und 3 auch mal weiter mit der eigentlichen Geschichte geht und etwas mehr als nur Effektspektakel die Leinwand füllt. Bis auf ein paar Rückblenden zu Beginn werden die beiden Mittelstücke in DAS BÖSE IV fast schon penibel unter den Teppich gekehrt und spielen absolut keine weitere Geige. Der vierte Aufguss stellt einen bislang würdigen Abschluss der Filmfolge dar und zeigt sich bis auf ein paar wenige Kinkerlitzchen überaus erwachsen.

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Geschrieben 06. Oktober 2006, 10:33

PURANA MANDIR
(Indien 1984 – Tulsi Ramsay, Shyam Ramsay)

Von den Gebrüdern Ramsay nun also der angeblich erste ernsthaft für Furore sorgende Horrorfilm aus Indien. Und da tut sich folgendes: Der Deibel Saamri, angesichts seiner pelzigen Pratzen sozusagen der Vampir des Dr. Yeti, setzt gerade dazu an, am Jungfrauenhals einer Prinzessin zu lutschen, wird dabei aber gefangenen genommen und von Herrscher Hari Man Singh verurteilt werden. Trotz eindringlicher Mahnungen des örtlichen Priesters, Saamri dem Feuer anzuempfehlen, weiß es Singh besser: Saamri wird am Hals in zwei Teile gehackt, der Kopf im feudalen Schloss eingemauert und der Rumpf im Kloster beerdigt. Bevor das Urteil vollstreckt wird, kann Saamri noch fix die Familie Singh auf alle Ewigkeit verfluchen, und zwar dahingehend, dass jede Frau eines Singh-Abkömmlings bei der Geburt ihr Leben lassen und sich vorher noch in ein scheußliches Monster verwandelt muss. 200 Jahre später verknallt sich Suman, die Tochter des Singh-Nachkommens Rambir, in den mittellosen Fotografen Sanjay. Rambir sieht das nicht so gerne. Zum Teil wegen des Pleitegeiers, den Sanjay in der Tasche spazieren trägt, vor allem aber wegen des Fluchs, der nach wie vor auf seiner Familie lastet. Irgendwann muss sich Rambir der Tochter und dem neuen Freund offenbaren. Die nehmen es persönlich und düsen Hals über Kopf mit Freund und Muskelmann Anand zum alten Herrschersitz nach Bijapur. Dort legen sie sich zunächst mit den Dörflern an, dann gibt es ordentlich nächtlichen Geisterspuk und irgendwann erwacht auch der Saamri wieder zum Leben. Der verwandelt einen Tunichtgut in einen Zombie mit Eierschalenaugen und mordet sich so durch die Reihen der vier Hauptdarsteller, hat also nicht wirklich was zu tun. Das kriegt man aber gar nicht so genau mit, weil in dem Film auch noch eine lustige Geschichte mit einem Vergewaltiger eingeflochten wurde, mit dem sich Anand anfreundet. Gemeinsam, fleißig Belohnung um Belohnung kassierend, hilft Anand dem Tunichtgut immer wieder dem Galgen zu entkommen. Beide sind wirklich zwei glorreiche Halunken wie sie im Buche stehen, zumal Anand sich zudem auch noch als indischer Karatecrack profiliert und - ruckzuckfressedick - auch mal ein ganzes Dorf aufmöbelt. Selbst ein ausgewalztes Eifersuchtsdrama hat noch Platz im langen und ausschweifenden Werke der Ramsays, was gleichwohl allerlei Gelegenheit für herzschmerzen Singsang bietet – quasi als Intermission und Grusel-Verschnauferle. Sehr schön ist die Szene ausgefallen, in der Sanjay von den Dörflern geopfert werden soll und alle Einwohner samt ihres armlosen Ältesten (!) im engen Vollbild des Films ein Tänzchen wagen. Abgesehen von diesen hübschen Dingen setzt sich die Filmmusik vor allem aus einem Stück zusammen, das immer wieder und wieder gedudelt wird und sich ein wenig so anhört wie eine von Lalo Schifrin verworfene Diskoversion von THE AMITYVILLE HORROR. Blut und Gedärm gibt’s nur wenig, aber immerhin mehr als nackte Haut. Sieht seltsam aus, wenn eine Inderin nackt und Stroh liegt, darin herumrollt und bei einer Drehung Richtung Kamera plötzlich büschelweise Halme über Titten und Mu-Mu liegen. Blöderweise kommt der Saamri auch erst in der letzten Viertelstunde des fast zweieinhalb Stunden in Beschlag nehmenden Films noch einmal so richtig zu Potte – und das auch nur, um dann gleich fertig gemacht zu werden. Schade, hätte von dem angeblich kinderschändenden und leichenfressenden Vampir-Wuffi gerne mehr gesehen als die lediglich zwischendrin immer wieder mal auftauchenden Geistererscheinungen desselben. Aber, und das ist ja durchaus ein wichtiges Kriterium, trotz (oder wegen) all seiner Dusseligkeiten hat mich PURANA MANDIR so gut unterhalten, dass ich die lange Spielzeit des Films gar nicht richtig mitbekommen habe. Außerdem glaube ich, dass man mit dem Film auch ein zweites Mal noch ganz gut Party machen kann.

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Geschrieben 09. Oktober 2006, 14:07

DAS MONSTER MIT DER TEUFELSKLAUE
(Großbritannien 1972 – Tom Parkinson)

Selbstmördern ist der Weg in den Himmel versperrt, scheinbar aber auch zur Unterwelt, weshalb ein sich auf solchem Wege aus dem Leben Geschiedener in einem englischen Kaff auftaucht und dort mal kurz die Hölle loslässt. Unter dem Namen Escher firmierend raubt er nach und nach sechs Jungfrauen aus dem Örtchen, denen er während hanebüchener Schwarzmessen die Herzen aus dem Körper entfernt, um sie im Feuer der ewigen Verdammnis zu rösten.


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Nun hat aber ein Pastor mit rausgefressenem Gesicht und von sowieso insgesamt ziemlich feister Erscheinung, dem als Haarteil ein ganz unglaublicher Wischmob dient, diese und jene unguten Visionen dahingehend, dass mit Escher was nicht stimmen könnte. Er weiht den jungen Ralph ein, denn es steht zu befürchten, dass seine große Liebe die nächste ist, die Escher sich zu schnappen gedenkt. Bevor es richtig los geht, holt man sich von einem Okkultisten in den Bergen noch ein bißchen Hokuspokus ab, was auch bitter nötig ist, denn Escher hat von der Verschwörung gegen ihn Wind bekommen und sich fix einen Zwerg aus der Hölle hergezaubert. Der bringt die Elemente gegen die beiden auf und entpuppt sich gar als Menschenfresser mit äußerst schlechten Geschmacksnerven, wenn er in einer höchst lachhaften Szene den komischen Pastor auffrisst. Ralph kann die Angebetete, die sich zwischenzeitlich schon in Eschers Hexenkammer eingefunden hat, nach ein bißchen Gerangel und Gefolter befreien.


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Für einen britischen Streifen der frühen 70er ist DAS MONSTER MIT DER TEUFELSKLAUE ja nicht gerade unblutig ausgefallen, auch, wenn sich derlei nur auf Andy-Milligan-Niveau abspielt. Gleiches kann man auch zu den sonstigen Spezialeffekten sagen, insbesondere den entfesselten Naturgewalten des Zwerges. Der Zwerg indes ist fast schon die halbe Miete des Films, ärgert er sich doch in wunderschön anzusehender Weise darüber, dass seine Angriffe mit Wasser und Feuer vereitelt werden. Jeden Moment habe ich damit gerechnet, dass er sich in zwei Hälften zerreißt und in die sich auftuende Erde hinabfährt. Das wäre dann wirklich die Krönung des Ganzen gewesen. Wenn zwischendrin mal weniger bis gar nichts los ist (ja, von solchen Momenten ist DAS MONSTER MIT DER TEUFELSKLAUE natürlich auch nicht frei), dann unterhält die deutsche Synchronfassung mit allerlei blödsinnigem Palaver, darauf sinnend, mehr aus dem Film zu machen als vorhanden ist. Das Blabla hört sich allerdings prima an und macht wirklich nicht schlecht Spaß. Großes Augenmerk wurde dabei vor allem auf Escher (den der Leichengießer Mike Raven sowieso toll spielt) gelegt, denn der ist den ganzen Film über unfreundlich, grantig und bisweilen derartig ekelhaft zu seinen Mitmenschen, dass man sich durchaus etwas verwundert am Kopf kratzt, warum in dem Werk alle einflussreichen Personen auf ihn abfahren wie Lotti. In rund 80 Minuten kriegt man bei DAS MONSTER MIT DER TEUFELSKLAUE allerlei geboten, weshalb die Zeit mit dem Film allein schon deswegen sehr gut investiert ist – oder auch deshalb, weil er die meisten Variationen von Bachs „Toccata“ auf engstem Raum vereint und damit auch etwas für die kulturelle Bildung tut. Ins Programm von 3sat mit diesem Film!

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Geschrieben 09. Oktober 2006, 14:07

THE VENGEANCE OF SHE
(Großbritannien 1968 – Cliff Owen)

Durch Südfrankreich stolpert die benommene Carol. Sie ist gar nicht richtig sie selbst, sondern hält sich für eine Person namens Ayesha, die von König Killingkrates (!) des seit 5000 Jahren im Untergrund lebenden Volkes der Kumar gerufen wird. Gut, dass sich der Psychologe Dr. Smith gerade auf der Luxusyacht eines Freundes aufhält und Carol ihm in die Hände fällt. Zusammen unternehmen sie einen abenteuerlichen Ausflug in die afrikanische Wüste, wo sie dann auch tatsächlich auf die Kumar stoßen. Killingkrates (den Namen finde ich echt knorke) will Carol bzw. Ayesha die Flamme des ewigen Lebens durchschreiten lassen und sie dann zur Frau nehmen. Weitaus spannender allerdings ist das Ränkespiel seiner Zauberer, die von einem hinterhältigen Magier angeführt werden, der auf die Übernahme des Reichs hofft. Am Ende geht alles hübsch durcheinander, man wird jedoch aufs Beste mit sandalenfilmmäßigen Klüngelei und allerlei magischen Hokuspokus versorgt. Und der ist das Kitt in diesem Abenteuerfilm der Hammer, alles ganz gut beisammen hält und bei der weitaus konzentrierteren Zweitsichtung ganz ordentlich in der Gunst zugelegt hat. THE VENGEANCE OF SHE ist nämlich in der Tat alles andere als doof. Vielleicht hin und wieder etwas lahm, aber dumm, nee, dumm ganz sicher nicht. Weiß man zudem bereits, was sich in dem Film so alles zuträgt, hilft es sehr, sich auf die durchaus feingstrickte Nebengeschichte zu konzentrieren, die eine ganz eigene Welt bereit hält. Und die lädt zum Eintauchen durchaus gehörig ein. Ganz sicher ist dergleichen in der literarischen Vorlage des Films noch weitaus besser möglich, aber der Ansatz ist schon mal vorhanden und in der Tat alles andere als übel. Unklar ist mir weiterhin geblieben, ob die vielen Anspielungen, die der Film bietet (die Namensendung krates, die Benennung der Yacht nach einer griechischen Sagenfigur, die auch in Ovids Metamorphosen eine Rolle spielt) zufällig sind, oder durchaus tiefere Bedeutung haben. Da komme ich wohl um einen dritten Durchlauf nicht herum. Es ist also, und das finde ich für einen Hammer-Film absolut bemerkenswert, in all den oberflächlichen Prunk und Geprasse noch ordentlich Platz, sich tiefergehend mit dem Streifen auseinanderzusetzen. Verstehe gar nicht, dass der alte englische Trailer THE VENGEANCE OF SHE angesichts all seines tatsächlichen Potentials fast ausschließlich auf die hübsche Erscheinung Olinka Berovas setzt. Die ist natürlich durchaus sehr nett anzukieken, tiefergehend auseinandersetzen möchte man sich mit ihr aber nicht unbedingt im Rahmen eines Abenteuerfilms. Schön besoffen macht die eher zurückhaltende Musik, die mir beim ersten Durchgang auch noch nicht so ins Ohr gegangen ist. Anolis sei’s gedankt, dass der ganze überaus einlullende Soundtrack zum Film auf der DVD mit enthalten ist! Dieses Beispiel macht noch viel zu wenig Schule. Und ja, ich möchte jetzt wirklich gerne DIE HERRSCHERIN DER WÜSTE mit der Andress sehen!

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Geschrieben 10. Oktober 2006, 10:21


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((BR) Deutschland 1968 – Rudolf Zehetgruber)

Der Sprecher lehrt uns, dass der Londoner Nebel alle verrückt macht, dann schleicht auch schon der schiefgesichtige Herbert Fux als Panzerknacker Blinky Smith durch eine Fabrik und will mit Nitroglyzerin einen Stahlschrank knacken. Jedoch befindet sich der im schlabberigen Trenchcoat gewandete Inspektor Bloomfield, den Götz George allerdings wirklich nicht gerade überzeugend gibt, auf dem Heimweg und wirft zufällig einen Blick in den Kofferraum von Blinkys Wagen, welcher sich gefüllt mit allerlei Einbrecherutensilien und eben flaschenweise Nitro präsentiert. Bei der sich anschließenden Flucht setzt Blinky seinen Wagen gegen die Wand einer Industrieanlage. Alles vergeht im Pulverblitz. Wenig später tritt Blinkys schwer heroinabhängiger Bruder Smith die Bildfläche, sprich: das Polizeirevier, und verlangt Bloomfield zu sprechen. Den Blinky-Bruder spielt höchst eindrucksvoll Werner Pochath, dem man eh jeden Tunichtgut sofort mehr als bereitwillig abnimmt. Weil Bloomfield aber nicht da ist, sondern sich gerade bei der Aufklärung eines vermeindlichen Mordes im Villenmilieu herumtreibt, nimmt Smith kurzerhand das ganze Polizeirevier gefangen. Mit einer Kanone und einer Pulle Nitro aus dem Bestand seines verschiedenen Bruders hält er alle in Schach, was er so lange zu tun gedenkt, bis er sich an Bloomfield, der ja irgendwann einmal wieder aufkreuzen muss, rächen kann. Der Clou der Geschichte ist nun aber, dass Bloomfield immer wieder wegen des Mordfalls, mit dem er gerade beschäftigt ist, aufgehalten wird und gar nicht mehr ins Revier zurückkehrt. Da operiert der Film dann trotz der Tatsache, dass man sich fortwährend fragt, warum denn derlei nun unbedingt in England spielen muss und nicht im deutschen Produktionsland, sehr geschickt mit zwei Handlungsebenen im Stil einer Kriminalkomödie, wenngleich er brachiale Komik wie in den Wallace-Filmen ganz und gar vermissen lässt. Selbst dem Eddi Arent, der in ICH SPRENG EUCH ALLE IN DIE LUFT einen zurückhaltenden Schreibtischdienstler spielt, hat man irgendwelche mit seiner Erscheinung in den Wallazen in Verbindung zu bringende Eskapaden scheinbar nicht zugestanden. Nein, hier wird schon sehr auf Ernst gesetzt, Komik entwickelt sich lediglich als Abfallprodukt irgendwelcher haarsträubender Situationen. Allein dieser erfreuliche Umstand macht den Film überaus sehenswert, mehr noch aber die Tatsache, dass trotz einigen Dusseligkeiten, die in deutschen Kriminalwerken jener Zeit ja fast immer auszumachen sind, der Pochath Werner seinen Part so überzeugend gibt, dass man es mit der Zeit als sehr lästig empfindet, wenn der Streifen wieder zur anderen Handlungsebene wechselt. Gegen den Pochath sieht Götz George in der Rolle des leicht angetrottelten Inspektors ziemlich alt aus. Und der Mordfall, den er zu lösen hat, ist auch kein Vergleich zu der tollen Geschichte, die sich derweil im Polizeirevier abspielt. Merkwürdig ist vielleicht der Umstand, dass dort scheinbar nur fünf Personen Innendienst tun, wobei außer Bloomfield niemand zu irgendwelchen Einsätzen unterwegs ist. Auch die Tatsache, dass ICH SPRENG EUCH ALLE IN DIE LUFT klassisches „Inspektoren-Kino“ sein soll, verwundert nicht wenig, weil Bloomfield eigentlich nicht wirklich die tonangebende Rolle in dem Werk spielt. Kurzum: Man tut wieder einmal gut daran, sich nicht allzu sehr den Kopf zu machen und den Göbel einfach mal laufen zu lassen. Angekündigt übrigens als „Inspektor Bloomfields Fall Nr. 1“ – wobei ich mir jetzt durchaus ernsthaft die Frage stelle, ob da wirklich noch mehr geplant war, denn an weiteren "Blumenfeldern" hätte ich durchaus Interesse.

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Geschrieben 10. Oktober 2006, 13:43

ES WAR EINMAL...
(Frankreich 1946 – Jean Cocteau)

Ein Wiedersehen nach mehreren Jahrzehnten mit Cocteaus Film. Als ich ihn das erste Mal sah, bin ich noch mit der Tröte um den Weihnachtsbaum gelaufen. Meinen Eltern sei Dank, dass sie mich mit solchen Filmen haben groß werden lassen und mich nicht in die damals immer wieder zur Adventszeit in die Kinos gespülten Disney-Langweiler geschleppt haben. Erinnerungen an Cocteaus Film waren durchaus noch vorhanden, die ganze Wucht von ES WAR EINMAL... konnte sich aber erst jetzt entfalten. Was mir damals noch „quatschig“ schien, sei es das lebende Gemäuer der Bestie, oder aber Marais Verwandlung zum Strahleprinz am Ende, weiß ich heute umso mehr zu schätzen, sind es doch Leckereien fürs Auge, die man von solcher hoher Qualität nicht alle Tage präsentiert bekommt. Ausnahmslos wunderschöne Bilder werden der überbordenden Fantasie des Märchens von de Beaumont voll und ganz gerecht, Marais Monster Make-up lässt mich heute noch so staunen wie dünnemals und weniger denn je will mir in den Kopf, wie man sich, wenn man diesen Film kennt – und da schließt sich der Kreis zu den Weihnachts-Disneys –, guten Gewissens noch in einen Zeichentrick-Verhau setzen kann, der mit Sing, Sang und Tanz, blöd aus der Wäsche schauenden, ungemein häßlichen Figuren, palavernden Tieren und allerlei bunten Geflitter, einem das Hirn in dem Maße umnebelt, wie er den Blick aufs Wesentliche der Geschichte versperrt. Nee, das will mir weniger denn je einleuchten.

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Geschrieben 11. Oktober 2006, 10:22

ZWEI GLORREICHE HALUNKEN
(Italien 1966 – Sergio Leone)

Ich gebe zu, dass ich bei Erscheinen die verlängerte Fassung der HALUNKEN irgendwie völlig überhastet durchgehechelt habe, wobei die ganzen Details des Films natürlich mehr oder minder an mir vorbeigerauscht sind. Von der Verlängerung profitiert vor allem die Zeichnung des durch den Bürgerkrieg zerrütteten Landes, das einen weitaus bedrohlicheren Hintergrund für die Geschichte darstellt als in der kurzen Version. Manchmal wirkt der Film trotz aller Späßchen ganz schön düster. Verhältnismäßig erstaunlich an der deutschen Ausgabe vor allem, dass in Sachen Nachsynchronisation durchaus versucht wurde, den Stimmen der Orignalsprecher möglichst nahe zu kommen, während der neu gemischte 5.1-Ton besonders bei den Schießereien ganz unangenehme Erinnerungen an den aufgepeppten Sound der US-Version von Fulcis WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES hervorruft. Der Film ist auch dann gut (wenn nicht sogar besser), wenn der Subwoofer mal drei Stunden nichts zu tun hat. Höchst merkwürdig finde ich das Gebahren von MGM jedoch dahingehend, dass, zumindest dem Covertexter nach, Clint Eastwood ein Leone gleichgestellte künstlerische Einflussnahme auf den Film angedichtet wird. Oder man war sich halt unsicher, ob Leone als zugkräftiger Name auf dem Cover ausreichen würde, was wiederum Bände darüber spricht, wie wenig man sich bei den Hollywooditen eigentlich mit Film auskennt.

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Geschrieben 11. Oktober 2006, 10:23

THE TOY BOX
(USA 1970 – Ronald Victor Garcia)

Also, da sind also Ralph und Donna, die sich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen haben, weil Ralph im Ausland unterwegs war. Vorher hat er Donna aber noch einen Vibrator geschenkt, was ich lieb von ihm finde. Jedenfalls unternehmen beide wie in guten alten Zeiten einen Geburtstagsbesuch bei Ralphs Onkel. Der sitzt tot und mit weißen Augen im Lehntuhl, sieht aus wie der Flugschädel aus Boormans ZARDOZ und amüsiert sich trotz mangelnder Gesichtsregung gar prächtig darüber, wenn anlässlich seines Wiegenfestes allerlei böse Streiche gespielt werden, die er auch gern mit einem Bündel Bares aus seiner „Toy Box“ belohnt. Im Wohnzimmer hocken derweil lauter Hippies und üben sich im Gruppengerödel, wobei auch die schlaffste Nudel noch unter verzücktem Gequike abgeritten wird. Wäre das nicht alles schon ballaballa genug, geschehen dann auch noch ein paar Morde, abgehackte Schädel tauchen auf, verschwinden wieder und Ralph und Donna versuchen vergeblich, die rammelnden Hippies davon zu überzeugen, dass das alles kein Scherz des Zardoz-Onkels ist, sondern der bittere Ernst einer dämonischen Macht. Am Ende entpuppt sich der Schabernack gar als Spiel einer außerirdischen Intelligenz und in einer gar nicht mal ganz so blöden Szene verschwindet das Haus mit den zwischenzeitlich emsig an den Fenstern kratzenden Hippies im Nichts. Ziemlich ernst nimmt sich der Film aus, hat durchaus auch seine Momente, beispielsweise dann, wenn die Orgie der Hippies von einer immer wieder mit elektronischem Geknarze begleitete, plötzlich aufflammender Riesenlampe unterbrochen wird, die die lockere Sexfilm-Stimmung des Bilderreigens recht harsch zunichte macht. Was das alles überhaupt soll, man weiß es nicht, hat aber eh alle Hände voll zu tun, der mehr als konfuziösen Handlung zu folgen. Und die scheint manchmal mehr als nur etwas sehr unausgegoren, weil es den Machern wohl augenscheinlich in erster Linie darum ging, möglichst viel nackte Haut in dem Werk unterzubringen, ebenso wie zahlreiche verbale Schlüpfrigkeiten, die das eigentlich sehr auf Alptraum getrimmte Filmchen im gemeinsamen Verbund hier und da gehörig ausbremsen. Einige Szenen sehen zudem so aus, als gehörten sie eigentlich gar nicht in den Streifen, sondern in irgendeinen belanglosen US-Sexler. Beim Zeigen von nackten Tatsachen geht THE TOY BOX relativ weit, was zeitweilig den Verdacht mit sich bringt, dass es unter Umständen noch eine härtere Variante des Heulers gibt. THE TOY BOX ist ein eher zweifelhaftes Vergnügen, aus dem man zwei Dinge mit nach Hause nimmt:
1.) Die Verquickung von Sex bzw. Porno und Horror ist ein scheinbar außerordentlich schwieriges Geschäft .
2.) Solche höchst eigenwilligen bis verblüffenden Filme konnten wirklich nur und ausschließlich in den 70ern gemacht werden.
Das ist nicht wirklich viel, aber ich bin schon mit weitaus weniger in der Tasche heimgeschickt worden.

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Geschrieben 11. Oktober 2006, 10:24

SUPERSONIC MAN
(Italien 1979 – Piquer Simon)

Supersonic Man pennt gerade in seinem Raum- bzw. Ramschschiff einen komatösen Schlaf, da wird er von der „Macht des Alls“ gerufen, die ihn zur Erde schickt, wo der hundsfötterische Dr. Gulik (Dr. Gulli hätte besser gepasst) nach der Herrschaft über die Erde strebt und dafür immer wunderlichere Waffen ins Feld führt. Als Tüpfelchen auf dem I lässt er von seiner Armee, die tolle grüne Shirts mit stilisiertem G auf der Brust und weiße Helme tragen sowie mit Laserwaffen ausgestattet sind, den hochrangigen Wissenschaftler Dr. Morgan kidnappen. Dabei hilft auch ein Riesenroboter, der aussieht, als wäre er bei Karstadt aus dem Spielzeugregal abgehauen. Morgan, der gerade an einem mächtigen Wasserstoff-Laser arbeitet, verweigert natürlich die Zusammenarbeit mit Gulik, weshalb dieser auch die Tochter des Wissenschaftlers in seine Gewalt bringen will, um mehr Druck ausüben zu können. Da ist der Supersonic Man vor, der sich schützend vor die Dame stellt, mal kurzerhand eine Bar im Alleingang vermöbelt, dann eine Dampfwalze stemmt und zwischendrin so schlecht einkopiert durch die Luft fliegt, dass es der Sau graust. In seinen schönsten Szenen saust er durchs Gebirge, kann Lava und Eis trotzen und bietet seine Brust als Kugelfang dar. Waren die Effekte im superteuren SUPERMAN schon eine zuweilen etwas unausgereifte, bisweilen nicht sehr überzeugende Angelegenheit, bei SUPERSONIC MAN sieht alles (und wirklich alles!) absolut unterirdisch aus. Und zwar mindestens in dem Maße, wie auch Luigi Cozzis STARCRASH gegenüber dem KRIEG DER STERNE gnadenlos versagt. Für sich genommen haben derlei Unterhaltungsfilme ganz klar einen ganz eigenen Charme, der sich auch nur losgelöst vom Vorbild wirklich genießen lässt. Doch wo bei Cozzi immerhin noch ein mit Begeisterung agierender Joe Spinell den Niederträchtigen gab, kontert Cameron Mitchell, dessen Karriere vom Bohrmaschinenkiller zum Weltenherrscher trotzdem bemerkenswert ist, lediglich mit ein paar Caesar- und Shakespeare-Zitaten, die einen (sagen wir mal) Zehnjährigen nicht wirklich vom Hocker hauen und selbstredend auch nicht sonderlich dazu angetan sind, Gulik zu einem unbezwingbaren Weltenlenker zu stilisieren, der fortwährend seinen Todesatem geistiger Überlegenheit über die Erde schnaubt. Und wo bei Cozzi noch ein wirklich toller Soundtrack von John Barry zu hören ist, jammert bei SUPERSONIC MAN ein Singsang, der sich anhört, als hätten die Gebrüder Zwiebel an dem Morgen des Tages, als diese Noten aufs Papier flossen, ziemlich schlecht geschissen. Nur mit dem Unterschied halt, dass die Musik gar nicht von den Zwiebeln ist. Als täte das nicht schon reichen, sieht Supersonic im Alltagsleben auch noch so aus wie ein Retorten-Franco-Nero, der in der deutschen Synchronfassung mit der Stimme von Thomas Magnum spricht. Ja, ich habe schön gelacht bei dem Film und mich gar prächtig bis königlich amüsiert. Dabei beschäftigte mich angesichts des oftmals unglaublichen Unfugs mehr als einmal die Frage, wie wohl die Reaktionen des Kinopublikums seinerzeit auf dieses Werk ausgefallen ist. SUPERSONIC MAN war bestimmt ein Mordskracher in der Türkei und in Indien, wo ja ähnlich sorgfältig ins Werk gesetzte Superhelden-Epen existieren, aber in der über alle Gebühr verwöhnten westlichen Welt? Erstaunlich, dass Piquer Simon nach diesem Streifen kein Berufsverbot bekommen hat.

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Geschrieben 12. Oktober 2006, 10:18

BRENNENDE RACHE
(USA 1980 – Tony Maylam)

Cropsy, der Hausmeister von Camp Blackfoot und zudem ein angeblich schlimmes Ekelpaket, wird von einigen Kindern (eher Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen) ein böser Streich gespielt, der darin endet, dass Cropsy lichterloh brennt und mit ihm das ganze Camp. Nur knapp kommt der Hausmeister mit dem Leben davon, sieht aber danach aus, als hätte man ihm den Mixer ins Gesicht gehalten. Frisch aus dem Krankenhaus entlassen, will er sich bei einer Prostituierten zunächst einmal tüchtig den Sack leerschießen. Als diese jedoch angesichts seiner Häßlichkeit panisch schreit, stopft er eine herumliegende Papierschere in die Frau. Gleichwohl ist seinem Blutrausch damit Tür und Tor geöffnet und die Teenager eines unweit von Blackfoot liegenden Sommercamps müssen Buße nicht nur dafür tun, dass Cropsy so unendlich entstellt durchs Leben laufen muss, sondern in gleichem Maße auch dafür, dass es ihm wohl nie wieder vergönnt ist, zukünftig in Ruhe einen wegzustecken. Im Camp gibt es den Muskelmatz Glazer auf der einen Seite und den verklemmten Alfred auf der anderen. Erster ist eine unangenehme Erscheinung und daher als Kanonenfutter für Cropsy mehr als geeignet, Letzter ist ein verklemmtes, schmächtiges Bürschchen mit Komplexen, welches am liebsten heimlich den Mädchen beim Duschen zuguckt, am Ende aber ganz enorm über sich hinauswachsen darf. Zwischen diesen beiden Polen tummeln sich noch zahllose männliche und weibliche Objekte unauffälligerer Erscheinung, deren Aufenthalt im Camp ebenfalls einzig unter der Voraussetzung gedudelt ist, das er in Kreischen und Sterben abrupten Abbruch findet.


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Rund 40 Minuten Anlauf, darin aufgehend, dass viel pubertäres Geschnacke übers Bumsen verlautbart wird, wenn nicht gerade irgendein Kräftemessen auf dem Plan steht, braucht der Film dann erst einmal, bevor es Schlag auf Schlag dem Ende zugeht. Dabei zeigt sich BRENNENDE RACHE in Sachen Grausamkeiten nach wie vor vielen seiner Slasher-Kameraden aus dem Hinterwald ebenso überlegen wie in der Präsentation nackter weiblicher Körper. Die anno 1980 noch nicht so verbrauchte Formel brennt der Film ebenfalls sauber ab, wenn er aber auch damals schon nichts wirklich Neues zu erzählen wusste. Maylam und die Miramax-Weinsteine haben sich hier aber zumindest gründlich ausgetobt. Schwerer gelitten als der Film an sich (den ich in der Tat nach wie vor für überaus sehenswert halte) hat dessen Filmmusik. Rick Wakemans E-Geklimper, zudem meist mit hohen Tönen und Piepsen operierend, fällt mir mittlerweile nicht gerade wenig auf den Wecker. Dagegen halte ich den Schluss in der komischen Bunkeranlage im Wald (die das abgebrannte Camp Blackwood darstellen soll) für im Wert deutlich gestiegen, weil da durchaus Sadismen an den Tag gelegt werden, die andere Lackmeier-Filme dieses Genres nicht zu bieten haben.


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Auch die Szene auf dem Floß (so blöd sie auch eigentlich herbeigeführt wird) halte ich für gut abgehangen, ganz und gar nicht ohne Stimmung und gleichwohl immer wieder überaus deftig für einen Film, den sich ja wohl vornehmlich Heranwachsende ansehen (sollen/wollen). Dabei ist es mir nach wie vor ein absolutes Rätsel, was amerikanische Sommercamps, die mehr von einem kasernenartigen Barackenlager haben denn von einem Ort der Erholung und Entspannung, als Schauplatz für derartige Filme zumindest in den 80ern so reizvoll macht. Auffällig finde ich auch, dass es in sämtlichen Streifen derartigen Zuschnitts auch immer ein paar ruppig agierende Drill Commander gibt, ohne die der amerikanische Teenager wohl nicht gescheit zu Mann bzw. Frau reifen kann. Und das gibt auf Dauer doch eigentlich mehr zu denken als das gern immer wieder inkriminierte Gemetzel und Geschnetzel auf der Oberfläche eines solchen Werks.

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Geschrieben 12. Oktober 2006, 14:19

THE WANDERING GINZA BUTTERFLY
(Japan 1971 – Kazuhiko Yamaguchi)

Nach drei Jahren Haft kommt die junge Nami, genannt “Crimson Cherry Butterfly”, aus dem Frauenknast Tochigi frei und begibt sich nach Tokyo. Dort sucht sie Saeko, eine junge Frau, die im Nachtclub-Milieu arbeitet. Kontrolliert werden die meisten Clubs von Owada Industries, einer nur dem äußeren Anschein nach seriösen Unternehmung. Nami beginnt eine Karriere als Hostess, um Geld zu verdienen und sich langsam Saeko zu nähern. Erst später erfährt man, dass Saeko die (kranke) Frau eine Mafiosi ist, den Nami umgebracht hat. Saeko steht seit dem Mord an ihrem Mann mit der Erziehung ihres kleinen Sohnes allein da und sieht zudem ihre einzige Einkommensquelle in Gefahr, da sich Owada einen Nachtclub nach dem anderen einverleibt. Nami hingegen ist hinter ihrer Maske aus Zurückhaltung und Bescheidenheit ein mit allen schmutzigen Wassern gewaschenes Ding, weiß sich ihrer Haut bestens zu wehren, durchblickt noch so gemeine Tricks im Kartenspiel und ist zudem ungeschlagene Billard-Meisterin. Als sich alle Parteien um den Bronco-Club prügeln, soll ein Billard-Match die Entscheidung bringen. Während Owada den ungeschlagenen, jedoch schwer drogensüchtigen Meister und Superspieler „Three-Balls-Ryu“ ins Feld führt, muss sich Nami auf ihre eigenen Künste verlassen. Doch mit dieser eindrucksvollen wie hochspannenden Begegnung ist der Film noch nicht vorbei, denn ganz am Schluss steht noch ein ganz und gar unzurückhaltendes Blutbad in Owadas Haus an, das Einleitung erfährt, als sich die Gangster gerade schmuddelige Pink-Filme auf 16mm angucken. Seine Gangstergeschichte walzt der Film erst in der zweiten Hälfte so richtig aus, zuvor ist man ganz damit beschäftigt, Namis Abstieg in die Unterwelt zu begleiten und die Hintergründe ihrer Geschichte zu entschlüsseln, die Yamaguchis Film jedoch auch erst nach und nach offenbart. Nebenbei werden auch soziale Schieflagen, die ein Erstarken von Unterweltgrößen erst ermöglichen, zu Wort gebracht, ebenso Verwarlosung und das Fehlen von Sicherheit angeprangert. Kleine Schulmädchen müssen in THE WANDERING GINZA BUTTERFLY nachts auf der Straße Blumen verkaufen, Schuhputzer gieren nach ein paar hingeworfenen Pfenningen, alles ist ziemlich düster, und nicht einmal die Sonne spendet ein paar tröstliche Strahlen auf die Charaktere, die sich dann auch noch als Waisen herausstellen, die die Wärme eines Elternhauses nie kennen gelernt haben. Umso wuchtiger und wütender (und blutiger) fällt dementsprechend der Schluss aus, bei dem Großreinemachen angesagt ist und die Gebeutelten ihr Recht mit Gewalt holen kommen. Ein tragischer Film, manchmal ein trauriger Film, ein spannender Film, ein schöner Film, bei dem die Lieder der Hauptdarstellerin Meiko Kaji nur dann kitschig scheinen, wenn man die Bilder nicht kennt, zu denen sie aufspielen.

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Geschrieben 15. Oktober 2006, 16:22

FELICIA, MEIN ENGEL
(Großbritannien/Kanada 1999 – Atom Egoyan)

Hübsch, diese Tristesse von Birmingham, in die sich die junge Irin Felicia verirrt, um den draufgängierischen Burschen auszumachen, der sie geschwängert hat und nun angeblich dort in einer Rasenmäher-Fabrik arbeiten soll. Grün gibt’s in Birmingham nicht zu sehen, dafür umso mehr marode Industriegelände, Staub und Dreck. In dieser unschönen Gegend erscheint der Catering Manager eines großes Stanzwerks, Mr Hilditch, mit seinem alten, jedoch enorm herausgeputzten Wagen und seinem vortrefflichen Benehmen fast wie ein Paradiesvogel. Gut hat es Felicia, das ausgerechnet er sich sehr um sie bemüht wie ein Vater und seine schützenden Schwingen in der für Felicia fremden und unwirtlichen Welt helfend ausbreitet. Doch Hilditch hat gehörig einen an der Waffel, leidet im hohen Mannesalter noch schwer unter dem Einfluss seiner Mutter Gala, dem Star einer TV-Kochsendung in den 50er Jahren, Französin außerdem! Wie auch schon andere Mädchen und Frauen zuvor, filmt er Felicia heimlich mit der Videokamera und lässt nichts unversucht, sie in seine Wohnung zu bekommen und einzukerkern. Das ist eine durchaus sehr schöne Wendung, die Egoyans Film da unternimmt, wenn er sich zu Beginn in aller Schwere dem Beziehungsdrama und Konflikten zwischen Irland und dem United Kingdom verschreibt und daran fast schon zu zerbrechen droht, weil diese beiden Komponenten mit Voranschreiten der Laufzeit immer bedrückender und unansehnlicher ausfallen. Irgendwann ist Felicia und die damit verbundene Suche auch gar nicht mehr von Interesse, sondern nur noch der Abgrund von Hilditch, den Bob Hoskins in allen Facetten wunderschön zu spielen versteht. Wahrscheinlich muss man sich einem so mächtigen Klotz wie Hoskins einfach beugen und ihm Platz geben, damit er sich gebührend ausbreiten kann. Trotzdem hätte ich am Ende schon noch gerne gewusst, ob die Suche wirklich was gebracht hat. Da lässt einen der Film leider ebenso ratlos zurück wie er sich bedeckt gibt, was mit Hilditchs anderen Opfern denn nun genau geschehen ist. Alle im Garten verbuddelt? In den 50er-Jahre-Küchenmaschinen, wovon Hilditch einen ganzen Lagerraum vorrätig hält, verhackstückt und anschließend verspeist? Unerklärbar auch, warum die Atmosphäre des Films mich spontan an DIE FANTOME DES HUTMACHERS erinnert hat, während Hilditchs Mutter wie aus Jacksons BRAINDEAD entnommen wirkt. FELICIA, MEIN ENGEL hat überaus starke Momente, die auch daran nicht zerbrechen, dass die britische DVD von Mel Gibsons Firma Icon nach dem Vorspann das Scope-Bild in brutales Vollbild presst. Dachte eigentlich, solche Unarten wären seit Ende der 80er auch auf der Insel vorbei.

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Geschrieben 16. Oktober 2006, 10:21

ATTILA – DIE GEISSEL GOTTES
(Italien/Frankreich 1954 – Pietro Francisci)

Im Auftrag des späten Kaisers Valentian versucht Feldherr Aetius die Hunnen zu den Verbündeten des Römischen Reiches zu machen. Statt mit dem einsichtigen Hunnenführer Bleda in Verhandlung zu treten, hat es Aetius allerdings schnell mit der Herrschsucht dessen Bruders Attila zu tun, der die meisten Hunnenstämme um sich versammelt und vereint hat. In Rom lacht man zunächst über den schlechten Abschluss, den Aetius mit den Hunnen macht, schlägt aber die damit verbundene Gefahr in den Wind, dass Attila seine Forderungen nur deshalb so hoch geschraubt hat, um in der Zwischenzeit einen Schlag gegen Rom vorzubereiten. Aetius wird der Untreue zum Kaiser bezichtigt und in Ketten gelegt, während sich all das erfüllt, wovor er seinen Kaiser noch hat warnen wollen. Verschärft wird die Lage dadurch, dass sich Honoria, die Schwester Valentians, dem inzwischen zum Brudermörder gewordenen Attila zur Frau anbietet, um im Falle eines wahrscheinlichen Sieges der Hunnen weiterhin Einfluss und Macht zu haben. Sehr schön anzusehen sind die großen Kampfgetümmel, in die sich Hunnen und Römer im Finale herumtreiben. Obwohl der ganze Film im Standard-Format gedreht wurde, sieht der grandiose Kampf in all seiner Farbenpracht und ungemeinen Bildtiefe zuweilen spektakulärer aus als in anderen Sandaletzkis, die ausschließlich durch die Verwendung des Scope-Formats Eindruck schinden. ATTILA ist in vielerlei Hinsicht eine ziemlich bildgewaltige Augeschmauserei und trotz schmaler Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Schön ist, dass man angesichts der illustren Stämme, die Attila um sich zu versammeln weiß, gar meinen könnte, Mad Max Zwo kommt gleich um die Ecke gefahren. Und überhaupt entrücken gerade die hübsch dekorierten Barbarenhorden diesen Sandaletzki nachhaltig dem Muff eines sich ausschließlich durch schauspielerischer Präsenz speisenden Größenwahns wie man ihn aus anderen Produktionen kennt, die sich zuvor und danach noch in der Aufarbeitung Römischer Geschichte probiert haben. Dabei ist der Film mit Anthony Quinn, Sophia Loren und einer immer gern mitgenommenen Irene Papas ebenfalls alles andere als schlecht aufgestellt. Am meisten profitiert der Film aber durch den deutschen Off-Sprecher, der die Brücke zwischen den Szenen bildet und der sich absolut genau so anhört, als hätte er bereits an den Wochenschauen fürs Reichspropagandaamt während des Hitler-Regimes gearbeitet. Der passt in diesen Film, kann man gar nicht anders sagen.

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Geschrieben 16. Oktober 2006, 10:29

BANDH DARWAZA
(Indien 1990 – Tulsi Ramsay, Shyam Ramsay)

Während bei allen Spannungsszenen Musik aus FREITAG DER 13. scharrend ertönt, wird in Indien fröhliche Vampirjagd betrieben. Ein solcher Teufel nämlich hat sich einst die weibliche Nachkommenschaft einer wohlhabenden, jedoch fruchtlosen Familie gesichert. Statt ihm das Blag nach der Geburt jedoch zu überreichen, ist man mit Musketen ins Schloss auf dem Horrorberg eingerückt und hat den Vampir kaltgestellt. Jahre später jedoch, das Mädchen, Kaamya, ist inzwischen zu einer jungen Frau gereift, der man das Attribut „attraktiv“ nicht zwingend unterstellen möchte, erstarkt neues Leben auf dem Gruselberg. Zunächst jedoch fast unbemerkt. Kaamya ist wild auf den schneidigen, ungemein behaarten Muskelbatzen Kumar, der jedoch Sapta liebt, die Schwester seines besten Freundes. Die verzweifelte Liebe Kaamyas wird nun erst einmal ordentlich besungen, leider nur wenig betanzt, und dann ordentlich in die Länge gezogen. Der Vampir indes rüpelt sich ein wenig durchs Land und feiert seltsame Zeremonien. Alles gipfelt darin, dass sich Kaamya irgendwann bei ihm einfindet und die alte Abmachung zwischen ihrer Familie und dem Dämon doch noch zur Erfüllung kommt. Kaamya nutzt die ihr durch den Vampir zugetragenen bösen Mächte vor allem dazu, sich an Sapta und Kumar zu rächen, was natürlich nicht lange gut geht, denn nach noch mehr Musik aus FREITAG DER 13. und ein wenig DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK findet zusammen, was zusammen gehört. Der Vampir muss in die Mottenkiste zurück, der Horrorberg verliert seinen bösen Zauber. Bevor das alles aber passiert, wird noch mehr gesungen, leider wenig neue Lieder, sondern vor allem das, was man bereits in der ersten Hälfte des Films gehört hat. In der ersten Hälfte taucht auch noch ein ganz übler Spaß- und Faxenmacher auf, der jedoch alsbaldig wieder aus dem Film verschwindet, bevor er den ohnehin am äußersten Tellerrand des ernstzunehmenden Horrorfilms operierenden Streifen in Grund und Boden ruiniert. BANDH DARWAZA hat es ziemlich schwer, sich seinen eigentlich ja überaus gruselwilligen Zuschauer zu erkaufen. Horröses gibt es nur am Wegesrand, statt Blutleckereien sind eher böse Gespräche an der Tagesordnung und geradezu verliebt zeigt sich der Streifen im Kredenzen unlogischer Dinge. Da werden hintereinander mehrere Räume im Schreckensschloss mühsam und zeitaufwendig gesucht, die man eine Szene zuvor doch erst durchmessen hat, da werden böse Menschen und Teufelsdiener ins Feld geführt, die einfach verschwinden und keine weitere Geige mehr spielen, obwohl sie zuvor noch als tragend bis wichtig aufgebauscht werden. Und die Vampirthematik wird auch höchst leidlich bedient und ihres zentralen Stellenwertes ziemlich beraubt. Am Ende kristalisiert sich ein Duell zwischen den drei Hauptakteuren heraus, der Vampir wird in einem Aufwasch mit erledigt, fertig ist die Laube. Lustig anzusehen ist das alles dennoch, wenn der Film auch formal durchaus hinter dem lediglich als Bonus mitgelieferten PURANA MANDIR im Package zurückbleibt. Schade eigentlich, denn die gesteckten Erwartungen waren in der Tat über denen von PURANA MANDIR. Trotz allem macht auch dieser Ausflug in die Welt des Indien-Horrors durchaus noch Spaß, und zwar derartig, das man abermals die eigentlich eher quälende Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden nicht wirklich wahrnimmt. Immerhin.

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