The Room-Files
#1111
Geschrieben 23. September 2006, 12:14
Regie: Tim Burton, Mike Johnson
Liebes Tagebuch...
Tim Burton war wieder einmal die treibende Kraft für einen bezaubernden Animationsfilm, wo er, wie auch schon bei „Nightmare before Christmas“, auf alteingesessene Werte setzt. Fraglich bleibt, ob dies aus persönlicher Einstellung heraus oder aus Gründen des Kommerzes geschehen ist. So wie damals das Weihnachtsfest die Grundlage für einen animatorischen Bilderrausch war, ist es diesmal eine bevorstehende Hochzeit, die klischeemäßig ganz klassisch von den Eltern geplant wurde, ohne daß das Brautpaar seine Meinung dazu äußern konnte. Wie auch bei „Nightmare before Christmas“ gibt es bei „Corpse Bride“ zwei Welten die unterschiedlicher nicht sein könnten und wo zudem noch alles unter ausgetauschten Vorzeichen geschieht. Die Welt der Toten bei „Corpse Bride“ ist bunt, wild und lebensfroh, während die Welt der Lebenden grau und emotionslos erscheint. Sowas kommt beim sensations- und neugierigen, burtonmäßig vorbelasteten Publikum gut an. Die Flucht in eine andere Welt, und sei es die Welt der Toten, wird einem somit leicht gemacht, auch weil sie ereignisreich und absolut publikumswirksam dargestellt ist. Kein Wunder also, wenn einem dort unten das Herz aufgeht. Auch wenn die gutbürgerlichen Werte, auf die sich der Film besinnt, antiquiert wirken und sich das immer wieder auftauchende Gesinge mehr nach Walt Disney und nicht nach „Shrek“ anhört, geht der Film an einem nicht berührungslos vorüber.
Zu einem Großteil liegt das auch an dem fantastischen Einsatz der Tricktechnik, die schlichtweg perfekte Szenarien voll von überbordenden Ideen kreiert. Mir persönlich fiel es schwer zwischen Computeranimation und Stop-Motion zu unterscheiden. Sicher würde das Making-of Antworten darauf geben, was aber während des Filmes schlecht geht, und so konnte ich viele Bewegungen und Aktionen nicht mehr eindeutig der Stop-Motion-Technik zuschreiben, was sich dann aber trotzdem als solche herausstellte. Perfekte Technik oder perfekte Täuschung? Egal, der Film macht nicht nur Spaß, er berührt auch ein wenig, wenn auch auf eine recht massentaugliche Weise und ein Augenschmaus ist er allemal.
Sonntag, 27.08.2006/14:00 - 15:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1112
Geschrieben 23. September 2006, 12:15
Regie: Walter Salles
Diario querido...
Wie nähert man sich der Legende Che Guevara? Offensichtlich nicht, ohne ihn schon in der Kindheit auf einen Thron zu heben. Gern gemachter Fehler oder natürliches Resultat bei der Portraitierung eines Helden? Tatsächlich kommt der Film nicht daran vorbei, den Status, den Che Guevara für viele Menschen in seinem späteren Wirken belegte, von Anfang an frei Haus mitzuliefern. Ob das die klügste Lösung war, will ich bezweifeln. Als Filmemacher läuft man somit Gefahr, sich der ausnahmslosen Heroisierung der Hauptperson hinzugeben und allgemeinbekannte Eindrücke auf ein ganzes Leben zu projizieren, was leicht erkennbar ein falsches Licht auf die Darstellung der Person wirft. Auf der anderen Seite mag es sicher ebenso schwer sein, dieser Versuchung zu wiedersagen und noch viel schwerer ist es ein Patentrezept anzugeben, was diese Problematik von vorne herein verhindert.
Der Film zeigt den jungen Che Guevara auf einer abenteuerlich, nicht gerade gut geplanten Reise durch Südamerika. Und weil dies ein klassisches Roadmovie ist, gibt es natürlich viele Begegnungen mit Menschen, mit Landschaften, mit schmissiger Musik und trotzdem wirkt der Film doch eher unnahbar. Walter Salles habe ich in dieser Beziehung bislang anders kennengelernt („Central Station“, „Hinter der Sonne“), wo er es explizit darauf angelegt hat, den Emotionshaushalt seiner Zuschauer aufzuwühlen. Hier geht er aber viel zurückhaltender vor, hält den Ball flach und läßt wenig spektakulär (anrührende) Dinge geschehen. Vor den Augen des Publikums plätschert so ein schön anzusehender, netter Film dahin, der nur langsam dahinschreitet und wo nur die (fast schon) dokumentarisch eingefangenen Drehorte stärkere Emotionen erzeugen. Erst am Ende enthüllt Walter Salles sein unumstrittenes Talent große Gefühle zu erzeugen. So fühlt man sich nun endlich da angekommen, wo man bei „Central Station“ fast durchgehend gewesen ist - in mitten und trotzdem am Ende eines bewegenden Filmes.
Sonntag, 27.08.2006/16:00 - 18:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1113
Geschrieben 01. Oktober 2006, 21:44
Regie: Andras Senn
Liebes Tagebuch...
In einer Kleinstadt nahe Ludwigsburg wird eine junge Frau tot aufgefunden. Die Art des Todes erinnert die Kommissare Lena Odenthal und Mario Kopper an den Lippenstiftmörder, der einst in der Gegend sein Unwesen trieb. Nun stellt sich ihnen die Frage ob es sich um einen Trittbrettfahrer handelt oder um den echten Lippenstiftmörder, der in einem nahegelegenen Gefängnis seine Strafe verbüßt.
Obwohl auch in diesem Film wieder mal ein ausuferndes Beziehungsgeflecht tonangebend ist, überrascht der Fortlauf der Handlung mit unerwartbaren Wendungen jenseits eines „Bäumchen wechsle Dich“-Spieles. Das verwässert zwar die Nachvollziehbarkeit des Geschehens etwas, führt aber zu einem erhöhten Grad des Erstaunens seitens des Zuschauers. Dies geschieht spätestens dann, wenn der tütenklebende Lippenstiftmörder tatsächlich in freier Wildbahn auftaucht und vom kriminalistisch angehauchten Zuschauer in Bezug auf die hier vorliegende Tat längst als unschuldig eingestuft wurde.
Sonntag, 27.08.2006/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1114
Geschrieben 01. Oktober 2006, 21:48
Regie: Conor McMahon
Liebes Tagebuch...
Dieser irische Gammelfleisch-Film reitet mit auf der Welle von Horrorfilmen, die ihr blutiges Szenario mit ausgefeiltem Humor durchtränken, ohne aber in die oft lächerliche Sparte der Horrorkomödie abzurutschen. Der Film, der durch die Bank ernst gehalten ist und durch grandiosen Umgang mit der Kamera glänzt fährt nur am Rande etwas Wortwitz auf und verweist hie und da auf das Sujet von Peter Jackson. Das war’s aber auch schon mit dem Humor, denn der Rest ist ernstzunehmend spannend und zombiemäßig gruselig.
Leider ist den Filmemachern mit „Dead Meat“ trotzdem nicht der ganz große Wurf gelungen. So gut sich der Umgang mit der Kamera auf Endergebnis auch auswirkte, so blieb es halt nicht der einzige Aspekt, den ich im Resümee Beachtung schenken will. Der Film hat ein paar Probleme mit dem Tempo, welches wohl sicher aus Budgetgründen nicht in gewünschtem Maße dahinsausen kann. So etwas kann man als geneigter Filmfreund sicher verschmerzen, aber gänzlich unentschuldbar ist das, was man auf die Ohren bekommt. Die Musik besteht komplett aus uninspiriertem Synthesizer-Geschrubbel, die einer Schundproduktion aus den späten 80’er Jahren stammen könnte. Das ist mau, schade und enttäuschend und steht in keinem Verhältnis zu dem bis dahin sauber produziertem Film. Daß die deutsche Synchronisation ebenfalls ziemlich emotionslos und langweilig klingt, macht die Tonspur von „Dead Meat“ noch enttäuschender, obwohl dieses Übel nicht der eigentlichen Quelle des Filmes entsprungen und somit entschuldbar ist.
Mittwoch, 30.08.2006/21:45 - 23:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1115
Geschrieben 01. Oktober 2006, 21:50
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Ist das „Planet der Affen“-Remake zu Recht gefloppt? Wenn man es aus Gründen der Kommerzialität betrachtet, ja, denn Tim Burtons eigener Stil läßt sich mehr schlecht als recht auf eine Produktion jenseits des Spektrums des doch recht eigenwilligen Regisseurs umbetten. Will heißen, der „Planet der Affen“ ist eine Institution von dem schon zu viel in den Köpfen des breiten Publikums existiert und welches sich dadurch nur schwerlich von einer kompletten Neuinterpretierung überzeugen läßt, während sich der Regisseur selbst abmüht seine eigenen Ideen den vorgegebenen Anforderungen unterzuordnen. Für die Produzenten stellt dies eine problematische Zwickmühle dar, ein Sammelsurium an unglücklichen Entscheidungen was unwiderruflich einen finanziellen Misserfolg nach sich zieht.
Daß der Film selbst auf seine Art und Weise dann doch etwas kann, wird letztenendes nicht mal zweitrangig erwähnt werden, wenn von ihm die Rede ist. Ein Fehler, wie ich meine, denn trotz der unglücklichen Umstände kann „Planet der Affen“ doch etwas. Fast schon ausufernd erscheinen die großartigen und verschwenderischen Kulissen in denen er gedreht wurde. Die affengesichtigen Masken sehen hervorragend aus und funktionieren zu dem auch noch erschreckend gut, auch wenn nur die weiblichen Darsteller etwas von ihrem persönlichen Gesichtsausdruck in das fertige Makeup rüberretten konnten. Genial ist auch die Musik von Danny Elfmann, die leider nur im Vor- und Abspann zu echter Klangesbreite aufspielen darf. Und der Film selbst? Der ist trotz kleiner Längen unterhaltsames knallbuntes Event-Kino ohne größeren Anspruch, aber auch ohne größere Enttäuschungen. Nur massentauglich ist er nicht und das wurde dem gesamten Projekt, samt den beteiligten Personen zum Verhängnis.
Sonntag, 03.09.2006/20:35 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1116
Geschrieben 03. Oktober 2006, 12:59
Regie: Angelo Colagrossi
Liebes Tagebuch...
Da ist sie wieder, die gute alte deutsche Verwechslungskomödie. Hape Kerkeling und Angelo Colagrossi lieferten mit „Samba in Mettmann“ einen wunderbar leichten Film ab, der nicht im geringsten modernen Komödienmodellen nacheifert, wo nicht gefurzt, gerülpst oder gekotzt wird, sondern wo inhaltliche wie personelle Karambolagen, hapetypische Running-Gags und subtile Situationskomik tonangebend sind. Viele mögen hier das Salz in der Suppe vermissen, doch an jenem mittwöchlichen Videoabend ließ der Film vor versammelter Mannschaft (Sechs Zuseher an der Zahl) positive bis helle Freude aufkommen.
Trotz gemäßigten Tempos konnte der Film beweisen, daß er in vielerlei Hinsicht Peffer(bier) im Hintern hat. Was vielleicht ein wenig mariniert wirkt, ist die Tatsache, daß das Autoren Duo Kerkeling/Colagrossi ein wenig zu viel Gutmenschlichkeit in die Geschichte packten und versuchten, diese mit einem alles umfassenden Toleranzbegehren (sofern es dieses Wort überhaupt gibt) abzudecken.
Mittwoch, 06.09.2006/21:40 - 23:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1117
Geschrieben 03. Oktober 2006, 12:59
Regie: Gus van Sant
Liebes Tagebuch...
Der Versuch einer filmischen Aufbereitung des Columbine-Schulmassakers und endlich bekommt man von Gus van Sant wieder mal einen Film zu sehen, der das Prädikat „Independent Film“ wirklich verdient hat. Jedenfalls dann, wenn man einen Independent Film von Gus van Sant erwartet. „Elephant“ bietet großkörnige Bilder, eine sperrige Erzählweise und eine Vielzahl an kontroversen inhaltlichen Elementen.
Doch frei Haus wird auch ein Problem geliefert. Das Problem der Portraitierung der Attentäter. Wie soll man dem Zuschauer nahe bringen, daß zwei der Charaktere gleich zum Gewehr greifen ohne daß der Filmemacher vorher ihr ganzes bisheriges Leben und ihre Persönlichkeitsentwicklung auf den Tisch legt? Da sitzen die beiden nun, irgendwo in mitten dieser verschachtelten Aneinanderreihung von Szenen mitten aus dem Leben gegriffen auf der Couch, spielen Egoshooter und schauen sich Adolf Hitler im Fernsehen an, stellen fest, daß sie noch niemals jemanden (außer ihren Eltern wahrscheinlich) geküsst haben und fuchteln mit Dads Pistole herum. Das ist alles ein bißchen viel auf einmal, aber wie sollte man es anders darstellen? Vielleicht gar nicht? Sollte man sie vielleicht einfach und ohne Erklärungen drauf los schießen lassen? Ich persönlich habe keine echten Antworten auf all diese Fragen, kann nur anmerken, daß es bedenklich ist, wie einfach es sich Gus van Sant in diesem Falle gemacht hat.
Davon aber abgesehen läßt sich nicht schwer feststellen, daß der Film vor allem von seiner großartigen inneren Spannung lebt. Es scheint als ob nichts beunruhigender sein kann als das normale Leben, wenn man im Wissen ist, daß gleich etwas Schreckliches passieren wird. Der Film stiftet den Zuschauer regelrecht dazu an, das aufkeimende Grauen zu suchen, es zu erwarten und jede auch noch so normale Szene auf das Kommende zu sezieren. Einen Überblick über die scheinbar lose aneinander gereihten Szenen gewährt Gus von Sant lange nicht und überrascht irgendwann irgendwo in der Mitte, wo man der Chronologie des Gezeigten längst den Laufpass gegeben hat mit einem weiteren Gimmick: einer Art Multi-Angel-Funktion, die bereits Gesehenes dem Zuschauer in einer neuen Perspektive nahe bringt und diesen schnell begreifen lässt, daß sich all dies um den gleich folgenden Paukenschlag dreht. Jener gleich folgende Paukenschlag ist mir, trotz all seiner Grausamkeit, etwas zu ruhig geraten. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Gus van Sant hier so wenig auf akustische oder etwas aktionsreichere Akzente setzt. Alles in allem bleibt aber ein kontroverser, aufwühlender und diskussionsreicher Eindruck zurück.
Sonntag, 10.09.2006/13:00 - 14:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1118
Geschrieben 08. Oktober 2006, 09:30
Regie: Amando de Ossorio
Liebes Tagebuch...
Der Film ist auf alle Fälle besser als sein Ruf, besagt dieser doch „Die Nacht der reitenden Leichen“ wäre langweilig und spekulativ. Überdies scheint man (inklusive mir) jedoch vergessen zu haben, daß von diesem Film eine enorme innere Spannung, gebettet in einer großartigen Atmosphäre, ausgeht, vorausgesetzt man läßt sich auf den altmodischen und morbiden Flair dieses Zeitlupenhorrors ein.
In bester „Psycho“- Manier muß man nach etwa einer halben Stunde Abschied von der vermeintlichen Hauptdarstellerin nehmen und verfolgt ab da an die Aufklärung ihres rätselhaften Verschwindens in mitten einer alten und verfallenen Tempelanlage in der es nun wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht. Templer trachten dort nach dem Leben unfreiwilliger Besucher und sie tun dies auf die stimmigste Art und Weise. Langsam und bedrohlich, aber gehäuft auftretet, gibt es auch für das flinkeste Opfer kein Entkommen vor den Schauergestalten. Die Zeitlupe spielt in Amando de Ossorios Meisterwerk, und man kann dies bedenkenlos als ein solches bezeichnen, eine große Rolle. Nicht nur weil sich die Templer auf ihren Geisterpferden in filmischer Zeitlupe bewegen, sondern auch weil der Film sich keiner Tempomanie unterordnen will. Langsam wird gestorben, bedächtig werden Ängste geschürt und lange müssen diese Ängste von den Charakteren ausgestanden werden. Auch wenn der Film somit frei von Action ist, ereignisarm ist er nicht.
Die DVD überrascht mit guter Bildqualität und (im Gegensatz zur Astro-VHS) einem einheitlichen Master, über das die deutsche Tonspur mit untertitelten Unterbrechungen gelegt wurde. Absolut abturnend ist aber ein hausgemachter Abspann, den man reichlich unpassend über das Ende legte und welcher aufdringlich von einem übertriebenen Drang zur Selbstbeweihräucherung seitens der DVD-Produktion zeugt.
Sonntag, 10.09.2006/18:45 - 20:25 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1119
Geschrieben 08. Oktober 2006, 09:30
Regie: Amando de Ossorio
Liebes Tagebuch...
Als direkte Fortsetzung zu „Die Nacht der reitenden Leichen“ enttäuscht „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ mehr als sie zufrieden stellt. Das liegt vor allem an den nicht korrekt ausgeloteten Eckpfeilern der Handlung bei denen zu viele brückenschlagende Elemente hinüber zum ersten Teil als Sackgasse enden. Auch wird man sich nie ganz im Klaren darüber, ob es sich bei diesem Film doch um kein Sequel sondern ein Prequel (sofern es das damals überhaupt schon gab) handelt. Wäre es aber so, würde es viele Fragen beantworten und ebenso viele weitere Fragen aufwerfen. Und sieht man die ersten beiden Reitenden-Leichen-Filme direkt hintereinander ist doch die Frage berechtigt, warum im zweiten Teil plötzlich wieder zwei Darsteller mit von der Partie sind, obwohl diese doch im ersten Teil schon Opfer eines Zeitlupenangriffs geworden sind. Die Prequel-Theorie wird dadurch aber nicht unterstützt, da die beiden werten Herren eine neue Rolle zugeteilt bekommen haben - vielleicht ein Freundschaftsdienst eines gutmütigen Regisseurs...
Auch wenn es inhaltlich nicht gedeckt ist, der Film folgt den Regeln einer Fortsetzung. Diesmal wird ein ganzes Dorf von den leichenden Reitern heimgesucht, was mehr Action zur Folge hat, aber zu Lasten der Spannung geht. Zudem werden besonders am Anfang Unmengen von Zeitlupen-Szenen aus dem ersten Teil recycelt, wobei man feststellen muß, daß sich die ins Dorf hineingeschnittene Tempelszenerie nicht wirklich mit dem gerade stattfindenden Dorffest deckt.
Als Fortsetzung ist der Film somit eher enttäuschend. Würde man ihn jedoch alleine betrachten, könnte der Film mit seinem erhöhten Trashfaktor punkten, da er in viel mehr Fettnäpfchen tritt als sein Vorgänger was ein erhöhtes Aufkommen an unfreiwilliger Komik zur Folge hat.
Darstellerisch freute ich mich persönlich über die Nasen von Fernando Sancho, Luis Barboo und Esperanza Roy und auch sonst ist der Film nett in vielerlei Hinsicht obwohl ich mich als Kontinuitätsfreak in Sachen Fortsetzung mehrmals im Regen stehen sah.
Sonntag, 10.09.2006/20:30 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1120
Geschrieben 17. Oktober 2006, 19:28
Regie: Sergio Martino
Liebes Tagebuch...
Das merkwürdige Laster der Signora Wardh führt eben jene Frau Wardh direkt in die Hände des Killers von Wien - so zu erleben in dem Vollblut-Giallo des damals noch jungen Sergio Martino. Der gibt sich redlich Mühe spekulative Bilder in einer bodenständigen Inszenierung zu platzieren, um dieser einen leicht verruchten Touch anzuhängen. So glänzt der Film mit seiner ja fast atemberaubend schönen Ausstattung und seinen extrem stylischen Traumsequenzen, welche leider nur am Anfang des Filmes das Auge des Betrachters betören.
Den weiteren Verlauf des Filmes kann man bedenkenlos als ruhig und nicht allzu umtriebig bezeichnen. Es geht also nicht ganz so bunt zu, wie beispielsweise bei Dario Argento, aber den Verlauf der Handlung, inklusive der Entlarvung des Mörders, kann man blindlings als ebenso konfus und gleichwohl unheimlich gut verpackt bezeichnen wie ein Frühwerk Argentos. Die Frage nach der Logik stellt sich nicht, jedenfalls nicht für mich, da sich am Ende von „Der Killer von Wien“ ein Füllhorn an Enthüllungen und Überraschungen über mich als Zuschauer ergoß, was ein weiteres Hinterfragen nur noch müßig erscheinen ließe.
Mittwoch, 13.09.2006/21:40 - 23:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1121
Geschrieben 17. Oktober 2006, 19:28
Regie: Andreas Marschall
Liebes Tagebuch...
Drei Episoden und eine Rahmenhandlung, die sich dem Thema einer indischen Selbsterfahrungsgruppe annehmen. Das ist die ziemlich reizvolle Grundkonstellation von „Tears of Kali“, der damit auch beim zweiten Ansehen noch mächtig viel Horror erzeugen kann. Das liegt vor allem an der gesunden, wenn auch in allen drei Episoden ähnlich ablaufenden Mischung aus Horror und Suspense. Der Film hält sowohl zünftige Spannung als auch deftige Schocks zur Erzeugung von Kurzweil bereit. Zünftige Spannung in Form von tosenden Gruselattacken und deftige Schocks, die in ihrer Erscheinung an die Direktheit von Lucio Fulci und an die Unbekümmertheit eines Amateurfilms erinnern.
Somit ist eine gewisse Härte des Gezeigten nicht von der Hand zu weisen und trotzdem wirkt der Film so, als könne er auch einem breiteren Publikum jene ganz spezielle Art von Unterhaltung bereiten. Nicht nur dieser Aspekt läßt den Film, trotz teilweise vorherrschender Videooptik, überaus gelungen erscheinen.
Samstag, 16.09.2006/20:20 - 22:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1122
Geschrieben 17. Oktober 2006, 19:28
Regie: John Boorman
Liebes Tagebuch...
Mit der Fortsetzung des „Exorzisten“ trat Regisseur John Boorman ein schweres Erbe an. Wie läßt sich ein so grauenerweckender Film gebührlich fortsetzen? Schließlich schöpfte William Friedkin so dermaßen aus den Vollen, daß schwerlich noch Dinge im erforderlichen Rahmen zu finden waren, die das Gezeigte noch toppen könnten. So ging John Boorman samt seiner Filmcrew den Weg der Neuinterpretation und Erweitung der bereits erzählten Geschichte. Daß der Erzählung die Logik schnell abhanden kommt, man sich in wirren Handlungssträngen fast verliert und wissenschaftliche Erklärungen wirklich an den Haaren herbeigezogen wirken, kann man als störend empfinden. Jedoch wurde all das in ein munteres Horrorspektakel eingebunden in dem immerhin die Kurzweil groß geschrieben wird.
Das Handlungspferd wird seitwärts aufgezäumt und trotzdem blieb man den Charakteren treu. Somit kehrt das Grauen nicht auf dem einfachsten Wege zurück. Die nicht mehr ganz so kleine Regan ist also nicht einfach auf ein Neues vom Teufel oder Pazuzu besessen, sondern der Dämon verschafft sich durch ein Hintertürchen Zugang zur Handlung, was die Aufmerksamkeit des Publikums weckt. Der große Clou ist hierbei Max von Sydow, der in Rückblenden in der Rolle des Vater Merrin endlich so jung aussehen darf, wie er es damals wirklich war, was den drei Jahre zuvor entstandenen Vorgänger in ein seltsam cleveres Licht rückt was auch dem Sequel zur Hilfe kommt. Weiter werden altbekannte Charaktere und Schauplätze in die neu ausgerichtete Handlung integriert und neue Schreckensbilder heraufbeschworen, die den alten nicht nacheifern wollen. Daß die Story dabei in einen ziemlichen Käse (verworren und hanebüchen, wie oben schon erwähnt) abdriftet spielt bei dem Versuch der Neuinterpretation nur eine nebensächliche Rolle. Daß der Film überall ziemliche Schelte einstecken mußte halte ich für übertrieben. Herausgekommen ist doch 'ne nette Fortsetzung.
Sonntag, 17.09.2006/11:30 - 13:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1123
Geschrieben 21. Oktober 2006, 10:09
Regie: Robert Moore
Liebes Tagebuch...
Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich „Eine Leiche zum Dessert“ zum ersten Mal gesehen. Da der Humor des Films zu großen Teilen aus Wortwitzen besteht, kam ich nicht umher, mir ihn noch einmal ein Englisch anzusehen. Und siehe da: Noch mehr Kalauer kamen zu Vorschein. „Oh, we are in Mr. Wangs wing!“, zum Beispiel. Hätte ich den Film von klein auf immer und immer wieder mit der deutschen Synchronisation gesehen, würde mir beim Originalton sicher etwas fehlen (ging mir oft bei „Monty Python“ so), da ich aber nun beide Tonspuren je einmal gehört habe, kann ich mich glücklich schätzen, mit beiden rundum zufrieden zu sein.
Sonntag, 17.09.2006/13:10 - 14:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1124
Geschrieben 21. Oktober 2006, 10:09
Regie: M. Night Shyamalan
Liebes Tagebuch...
Shyamalan muß aufpassen, daß er nicht an seinen eigenen Ansprüchen scheitet, denn lange kann es nicht mehr dauern, bis das Publikum seine erzählerischen Eskapaden nicht mehr akzeptiert, wenn dies mit „Das Mädchen aus dem Wasser“ nicht schon geschehen ist. Wieder einmal verbindet er eine extrem ruhige Erzählung mit spannenden Elementen, die er sich der Horror- und Fantasysparte entliehen hat, um diese mit seltsam unfokussierter Kamera einzufangen. Weiter vermengt er die Geschichte mit einer unglaublichen Vielzahl von bedeutungsschwangeren Nebenhandlungen die sich zum Ende hin natürlich perfekter als perfekt ineinander verweben und glauben machen wollen, daß kein Bild des bis dahin abgelaufenen Filmes überflüssig gewesen sei. Auch wenn der berühmt berüchtigte finale Plottwist ausbleibt, fühlt man sich an die vorherigen Shyamalan-Filme erinnert. Somit erkennt man, daß dort die große Auflösung auch nur der Punkt auf dem i war und daß es dem Regisseur generell nur um eins ging, nämlich dem Verbinden all des zuvor erzählten.
„Das Mädchen aus dem Wasser“ startet mutig mit einer total an den Haaren herbeigezogenen Einführung in der die Funktionen diverser Fabelwesen erklärt werden und plötzlich sieht man sich als Zuschauer völlig unvorbereitet mit einer Parallelwelt konfrontiert, die tolkiensche Ausmaße haben könnte - in Ordnung, daß ist ein wenig hochgegriffen. Wenn man sich aber an den aufgestellten Regeln, auf denen die Handlung und somit auch der Film basiert, verweigert, wir an dem „Mädchen aus dem Wasser“ keine Freude haben. Zu verschroben sind Shyamalans Hirngespinste und zu seltsam verhalten sich die daran beteiligten Charaktere. Akzeptanz der Geschichte seitens des Zuschauers ist mehr denn je gefragt. Hat man sich aber erst mal damit abgefunden, kann man einen wunderbaren, aber auch ganz und gar typischen Shyamalan-Film sehen - fernab jeglicher Publikumswirksamkeit, was letztlich auch zum floppen des Werken beigetragen haben könnte. Zwischen der stets vorherrschenden Ruhe platziert der Regisseur deftige und zugleich extrem subtile Schockeffekte. Niemals wieder wird man so dermaßen vor einen Rasensprenger erschrecken wie hier.
Die Handlung ist absoluter Humbug, aber die Umsetzung ist umso charmanter, fast bezaubernd schön. Ein Märchen für Erwachsene, die nicht viel denken und vielmehr genießen wollen.
Sonntag, 17.09.2006/20:40 - 22:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1125
Geschrieben 24. Oktober 2006, 22:35
Regie: Tom Tykwer
Liebes Tagebuch...
Massive Spoiler im Anmarsch - noch massiver, als die hierzulande vonstatten gegangene Werbekampagne:
Da ist er nun endlich, der neue Film von Tom Tykwer: Ein Meisterwerk, aber eines, was zuvor bemüht lauthals durch so mache Marketinggasse getrieben wurde. Zu viele Details wurden dabei verraten. Details die man (ich) gerne auch erst im Kino erfahren hätte. Klar, über 'ne Marktplatz-Orgie läßt sich gut reden und Neugierde haben nackte Tatsachen schon immer geweckt. Weiter merkt man dem Film auch an, daß eindeutig (zu) viel Geld in ihm verbraten wurde. Jedes Bild wirkt perfekt und geleckt und die eigentliche stiltreibende Kraft, nämlich die des Regisseurs, wird ausgebremst. Auch das kann man dem „Parfum“ anlasten, aber trotz vieler Köche entstand ein rundum erfreulicher „Brei“ der problemlos die Bezeichnung „Großes Kino“ verdient hat, denn „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ fesselt, fordert und fasziniert. Nach dem wirklich krassen Einstieg verfällt man schnell der Geschichte und (gewollt) auch dem Charisma des Hauptdarstellers, der wirklich bemerkenswert spielt, natürlich gefördert durch die berauschenden Bilder die Tom Tykwer, ganz nach seiner altbekannten Tradition, heraufbeschwört. Gelegentliche Fehltritte, übergroße Humoreingeständnisse zum Beispiel, wiederum rühren einzig und allein von dem langen Arm des Produzenten her, der die im Grunde erschütternde Geschichte nur etwas publikumstauglicher und somit erträglicher (abgeleitet von Ertag -> Geld, Geld, Geld - das einzige was zählt) gestalten wollte.
Nichts desto trotz trifft die Erzählung die Zuschauer (mich als Zuschauer) im Mark, denn schließlich fiebern wir mit einem Mörder mit - und ein Mörder mordet. Wird man als Zuschauer in diese Art von Enge getrieben hat man als Filmemacher alle Trümpfe in der Hand, denn mit Niemandem fiebert ein Zuschauer hadernder mit als mit einem Missetäter der im Mittelpunkt steht - ganz klarer Fall von Norman-Bates-Syndrom. Gewissenserleichternde Auflösung bietet hierbei das herzzerreißende Finale, was im Übrigen nicht nur jene in den Marketingkampagnen gerne beschriebene und beschrieene Massenvögelei bereithält, sondern auch die Offenbarung des Innersten der Hauptfigur, die nie gelernt hat zu lieben, die nie mit den aufkeimenden Trieben umzugehen wußte, die nie ein Wort der Belehrung gehört hat, was richtig und was falsch ist. Und als jene Hauptfigur sich diese Erkenntnis erarbeitet hatte, war es zu spät - zu spät zu lieben, zu spät zu sich zu rechtfertigen, zu spät zu leben. Für den Zuschauer bedeutet das eine ebenso bittere Erfahrung wie für die Hauptfigur und gerade deshalb ist dies der eigentliche Clou des Filmes - wieder geschehen ganz im Stile von Tom Tykwer, der es erfreulicherweise immer wieder schaffe, seinen Stil, wenn auch in etwas verwässerter Form, durchzusetzen.
Dienstag, 19.09.2006/20:15 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1126
Geschrieben 29. Oktober 2006, 10:08
Regie: James Gunn
Liebes Tagebuch...
„Slither“ zielt ziemlich genau darauf ab, im Zuschauer das größtmögliche Ekelgefühl zu wecken ohne ihm aber dabei wirklich weh zu tun. Das ist sehr human, wie ich finde. Schließlich soll der Film Spaß machen. Dabei orientiert er sich ziemlich genau an Fallbeispielen des Genres: „Zombie“, „Alien“ und „Arack Attack“ standen Pate und lassen den Film als rundum fröhlichen Ekelhorror erscheinen. Dabei ist er weder bahnbrechend phänomenal oder stilbildend, aber immerhin eine fröhliche Alternative zu obigen Filmen.
Donnerstag, 21.09.2006/22:00 - 23:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1127
Geschrieben 29. Oktober 2006, 10:08
Regie: Vincent Bierrewaerts
Liebes Tagebuch...
Ein ebenso einfacher wie einfallsreicher Zeichentrickfilm. Ein junger Mann findet im Rinnstein eine Brieftasche. Im weiteren Verlauf des Filmes wird gezeigt, auf welch unterschiedliche Art und Weise sich dieser Fund auf das Leben des Mannes auswirken könnte. Aus der schwarzweißen Oberfläche des Grundbildes erheben sich die vier Spektralfarben und bilden vier verschiedene Ebenen mit vier verschiedenen Verlaufsmöglichkeiten.
1. Der Mann schenkt der Brieftasche keine weitere Beachtung.
2. Der Mann steckt das viele Geld, was im inneren des Portemonnaies schlummert, ein und unterschlägt es.
3. Der Mann bringt die Geldbörse seinem rechtmäßigen Besitzer vorbei, kann aber nicht warten bis dieser Zeit für ihn hat und erwischt ihn bei einem zwielichtigen Geschäft.
4. Der Mann bringt die Geldbörse seinem rechtmäßigen Besitzer vorbei, wartet bis dieser Zeit für ihn hat und erhält einen Finderlohn.
All diese Handlungsverläufe spielen sich parallel auf ein und derselben Oberfläche ab was zu einem reizvollem „Lola rennt“-Effekt führt, für den man aber keine drei oder vier Anläufe benötigt um das Spiel mit unterschiedlichen Momententscheidungen zu verdeutlichen. Der Film selbst nimmt es sich nicht heraus über die zur Verfügung stehenden Entscheidungen permanent moralische Urteile zu fällen, sondern jeder Weg der Hauptfigur wird konsequent und zielstrebig bis zum Ende hin weitergeführt. Einem Ende, wo sich die vier gezeigten Möglichkeiten des Handlungsverlaufes wieder bei einem gemeinsamen Punkt treffen, wo die vier Spektralfarben sich wieder vereinen und somit einen neutrale schwarzweiße Oberfläche ergeben, was aber nicht heißen soll, daß der Film keine vier Enden hat.
Samstag, 23.09.2006/16:30 - 16:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1128
Geschrieben 29. Oktober 2006, 10:14
Regie: Niki Stein
Liebes Tagebuch...
Die zwölfjährige Pauline wird in einem Flußlauf am Rand ihres Dorfes tot aufgefunden. Die Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) reist an und muß feststellen, daß die Ermittlungen bei einem Kindstod sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern. Das ganze Dorf ist ob des toten Kindes sensibilisiert und einen Täter zu finden erweist sich schwer, da es bei viele Verdächtigen auch bedeutet, daß viele unschuldig verdächtigt werden.
Der Film ist ruhig und klamm, vielleicht auch weil er aus dem Norden kommt. Sicher aber auch, weil er sich einem brisanten Thema angenommen hat. Ein Popcorn-Krimi sieht in der Tat anders aus. Schön auch zu sehen, daß es sich der Film leisten kann, Nebenrollen mit äußerst populären Gesichtern zu besetzen: Wotan Wilke-Möhring und Corinna Harfouch. Außerdem müssen grad sowieso Corinna-Harfouch-Festival-Wochen sein. An jenem Abend sah ich sie beim Zappen auf drei verschiedenen Programmen und kurz zuvor noch im „Parfum“.
Die Auflösung des Mordes verläuft wenig spektakulär. Die Ermittlungen ergeben, daß das Mädchen aufgrund eines unglücklich verlaufenen Unfalls zu Tode kam. Auch die am Unfall beteilige (mitschuldige) Person bietet finalistisch keine wirkliche Überraschung mehr, da sie aufgrund einer getragenen Bomberjacke von Beginn an vom Bösen gebrandmarkt war. Insgesamt bleibt aber ein guter Eindruck bei diesem spannend traurigen Fernsehkrimi zurück und die verschnupfte Maria Furtwängler samt bestem Freund Ingo Naujoks bietet mal wieder eine beachtliche Bildschirmpräsenz.
Sonntag, 24.09.2006/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1129
Geschrieben 29. Oktober 2006, 10:14
Regie: Stanley Kubrick
Liebes Tagebuch,
kennst Du diesen unbändigen, lange herangewachsenen und plötzlich manifestierten Wunsch jetzt und sofort einen ganz bestimmten Film sehen zu wollen? Man wirft die ganze (Feier-) Abendplanung über den Haufen, verschieb einen Besuch der Badewanne auf den morgigen Tag, lässt dringend zu sichtende und frische Fernsehkonserven links liegen, schaut, daß man gerade noch etwas zwischen die Zähne zu beißen bekommt nur um so schnell wie möglich mit dem Film beginnen zu können. So geschehen an jenem Abend, an dem nichts anderes möglich schien, als „2001 - Odyssee im Weltraum“ mal wiederzusehen.
Und der Film erweist sich mal wieder als allumfassend großartig. Eine vibrierend spannende Bilderorgie zwischen Standbild und Farbenrausch. Ein Akustikevent zwischen Tinnitus und Klassikkonzert. Und trotz der vorherrschenden Spannung fällt es schwer, bei dem bunt bebilderten Finale nicht einzuschlafen - daß jedoch nicht, weil es in irgendeiner Art langweilig wäre. Diese Weltraumodyssee ist einfach meisterlich. So seltsam und trotzdem so punktgenau, so verspult und trotzdem irgendwie nachvollziehbar war Kino selten.
Dienstag, 26.09.2006/20:05 - 22:30 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1130
Geschrieben 30. Oktober 2006, 10:06
Regie: Sergio Martino
Liebes Tagebuch...
Langsam wird mir der Herr Martino immer sympathischer. Sollte etwa ein weiterer filmischer Rabauke in Italien sein Unwesen so munter getrieben haben, daß ich Lust habe, noch mehr seiner Perlen wie diese hier und dem „Killer von Wien“ zu erforschen?
Dieser Schmuddel-Giallo, der den Anschein erwecken soll, er wäre im Delirium gedreht, bietet wirklich mehr als nur ne vertracke Such-den-Mörder-Geschichte. Sergio Martino geht sehr offen mit den Elementen Sex und Crime um und liefert ein exploitatives Werk ab, daß mit der bodenständigen Eleganz des „Killers von Wien“ nicht mehr viel gemein hat. Trotzdem sind beide echte Giallos, denn am Ende gibt es jeweils ne Menge aufzudecken. Überraschenderweise wir hier jenes „Ende“ schon nach zirka einer Stunde vorweggenommen und danach konzentriert sich der Film ganz und gar nur auf nur einen Punkt - die Konfrontation des Mörders mit dem finalen Opfer. Und da geht es nicht nur mächtig psychedelisch, sondern auch mächtig spannend zur Sache.
Obwohl man bei einem Giallo immer erahnen kann, was einen erwartet (Frauen werden aufgrund eines abstrusen Handlungsgefechts ermordert), muß ich nach fortschreitendem Eintauchen in dieses Genre feststellen, daß viele Regisseure immer wieder so viele neue und frische Ideen einbrachten und nicht einfach nur dem letzten Kassenerfolg des Kollegen/Konkurrenten nacheiferten. „Torso“ hat mich extrem positiv überrascht. Chapeau! Obwohls hier ja eigentlich Cappello heißen müßte...
Donnerstag, 28.09.2006/21:50 - 23:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1131
Geschrieben 30. Oktober 2006, 10:06
Regie: George A. Romero
Liebes Tagebuch...
Schwer ist es, den alteingessenen Zombie-Fan, mit einem neuen Film zu überzeugen. Nun hat sich Romero dazu hinreißen lassen, etwas mehr Handlung in seine altbekannten Zombietiraden einfließen zu lassen. Schnell und unüberlegt kann man da das Urteil fällen, die Geschichte wäre an den Haaren herbeigezogen. Aber wozu mosern, wenn es auch so viel Positives in dem Film zu entdecken gibt.
„Land of the Dead“ ist eine schmerzlich kritische Schlachtplatte - für den Zuseher emotional nachvollzieh- und akzeptierbar zubereitet. Ich glaube ich bin nicht zu vermessen, wenn ich jetzt schon sage, ich freue mich auf „Diary of the Dead“ und hoffe, daß er alsbald das Licht der Filmtheater erblicken möge...
Sonntag, 01.10.2006/11:45 - 13:15 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#1132
Geschrieben 30. Oktober 2006, 10:06
Regie: Jochen Nitsch
Liebes Tagebuch...
Als Mama Weinberg im Weinberg stirbt, entfacht zwischen den Söhnen Weinberg ein heftiger Streit ums Erbe. Bald ist auch einer der beiden Söhne tot (diesmal nicht im Weinberg) und Kommissar Bienzle steht vor den Scherben einer Winzer-Dynastie, während seine Lebensgefährtin zu Hause Muttergefühle beim Langzeitbabysitten entwickelt.
Ein ganz und klar klassischer Tatort. Ein Mord um den sich ein Beziehungsgeflecht rankt und ein Kommissar, der sowohl Einblicke in seine bedächtigen Ermittlungen als auch in sein augenzwinkerndes Privatleben gewährt. Der Film bietet gediegene Kriminalunterhaltung für einen entspannten Sonntagabend. Viel bleibt danach nicht hängen, aber man ist sich bewußt daß der Film seine Zuschauer immerhin nicht mit Altbackenem verprellte sondern mit Altbewährten gewohnheitsmäßig ordentlich unterhalten konnte.
Sonntag, 01.10.2006/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1133
Geschrieben 09. November 2006, 07:44
Regie: Paul May
Liebes Tagebuch...
Einen der beiden Björndal-Filme habe ich mal als Kind gesehen. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, welcher es war.
Im Gegensatz zu vielen anderen deutschsprachigen Heimatfilmen hat dieser hier sehr viel zu erzählen. Hilfreich dabei war natürlich die dramatische und inhaltlich umfangreiche Buchvorlage, die den Film trägt und füllt und er somit seine Zeit nicht mit anspruchslosem Liebesgeplänkel und harmlosen Eifersüchteleien verschwendet. Zwei große norwegische Gutshöfe, der eine eloquent und luxusliebend, der andere bäuerlich und eigenbrötlerisch, liefern sich eine erbitterten Nachbarschaftsstreit. Es geht um Stolz und Neid und ständig vorherrschende Konkurrenz dem anderen Gegenüber. Als eine sich anbahnende Affäre zwischen zwei Sprösslingen aus den beiden Familien ein ebenso abruptes wie bitteres Ende nimmt, flammt der Zwist erst so richtig auf.
Regisseur Paul May bevorzugt hierbei große Schauwerte. Der Zuschauer wird Zeuge von halsbrecherischen Verfolgungsjagden am Klippenrand eines Fjordes oder darf sehen, wie eine Unmenge, und ich meine wirklich eine Unmenge, von frisch geschlagenem Holz flussabwärts getrieben wird. Damit kann der Film wohl ewig punkten. Aus heutiger Sicht wirkt dagegen die Attacke eines Bären eher lächerlich, aber als Nostalgiker kann man immerhin einen brennenden Miniaturgutshof bestaunen, der als Trickaufnahme leicht zu entlarven ist, die Darstellung des Brandes aber sehr charmant und mühevoll in Szene gesetzt wurde.
Der Film erzeugt glaubhafte Dramatik und nachvollziehbare Gefühle. Fernab von marinierter Försterliesl-Romatik reißt der Film den geneigten Zuseher mit, berührt ihn in einer bewegenden Weihnachtsszene, betört in mit fantastischen Landschaften und überzeugt ihn letztendendes auch durch die guten Leistungen der Darsteller. Ich war sehr überrascht, wie ernsthaft und gut der Film ersten geworden ist, und zweitens daß man das auch heute noch problemlos nachvollziehen kann. In der Tat bin ich gespannt auf den zweiten Teil: „Das Erbe von Björndal“.
Dienstag, 03.10.2006/13:30 - 15:10 Uhr (wohl zum ersten Mal gesehen)
#1134
Geschrieben 09. November 2006, 07:45
Regie: Michael Schorr
Liebes Tagebuch...
Irgendwo im nordostdeutschen Nirgendwo, wo die Arbeitslosigkeit am größten und das Leben am desillusioniertesten ist, lebt der Junggeselle Schulze (Horst Krause). Frisch von seinem Arbeitgeber vor die Tür gesetzt, tut sich für den Herrn im fortgeschrittenen Alter eine letzte Möglichkeit auf, in seinem Leben noch etwas Neues zu erfahren. Er soll seinen Polkaverein auf einem ländlichen Fest in der US-amerikanischen Partnerstadt seines Heimatörtchens vertreten.
Michael Schorr hat zuviel Kaurismäki gesehen. Unablässig fährt er tristes Leben anhand von lose aneinandergereihten Momentaufnahmen auf und verhindert dabei das Vorschreiten der Handlung. Wenn es eine Kunstfertigkeit sein soll, daß man den Zuschauer vor die Aufgabe stellt, er möge sich doch bitte selber die wichtigen Szenen neben all den vielen unwichtigen herausklauben und sich daraus einen Verlauf der Handlung zusammenzureimen, dann kann ich darauf gerne verzichten. Der gute Hauptdarsteller sowie anrührende Szenen, in denen er agiert, werden durch die eigenwillig auf „Kleines Fernsehspiel“ getrimmte Bedächtig- und Standbildhaftigkeit stets ausgebremst und der Film macht dadurch einen belanglosen, gar einen auf Unaufmerksamkeit ausgerichteten Eindruck.
Dienstag, 03.10.2006/22:00 - 23:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1135
Geschrieben 09. November 2006, 07:45
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Im Zuge der TV-Erstausstrahlung und der damit verbundenen Werbung wurde auch bei mir wieder die Lust auf „Kill Bill Vol. 1“ geweckt. Wie gut, daß ich mich nicht mit der verhackstückten Fernsehfassung herumschlagen mußte, obwohl ich ja zugeben muß, daß ich ein paar Tage ja schon hineingelugt habe, als Uma Thurman auf Pro Sieben zum entschärften Rachefeldzug einlud.
„Kill Bill Vol. 1“ ist ein rundum schönes Meisterwerk, daß so vollgestopft mit filmischen Finessen ist, daß nur ein Spielverderber den hohen Gewaltanteil ankreiden würde.
Samstag, 07.10.2006/20:15 - 22:00 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1136
Geschrieben 13. November 2006, 21:26
Regie: Alejandro Jodorowsky
Liebes Tagebuch...
Jodorowsky lädt zur Meditation über Tod und Leben, Glaube und Irrglaube. Anhand dessen lade ich zum außerplanmäßigen Videoabend, da ein „El Topo“ mehr Platz einzunehmen gedenkt, als man ihm an einem Mittwoch zur Verfügung stellen könnte.
Ja, der Film ist sperrig, schwer und nicht leicht zugänglich aber belohnt auch mit großartigen Bildern, die einerseits sichtbar gelungen aber andererseits auch bedeutungsgeladen wie sie sind, erst durch ein drittes Auge gesehen werden können. „El Topo“: das bedeutet zwei lohnende Stunden, die man auch bequemer hätte verbringen können, die aber so viel Aussagekraft mit sich bringen, daß jede dabei gefühlte Anstrengung es wert gewesen ist.
Sonntag, 08.10.2006/19:45 - 21:45 Uhr (zum wiederholten Mal gesehen)
#1137
Geschrieben 13. November 2006, 21:26
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Sich eine derart teure DVD anzuschaffen kostet nicht nur Überwindung sondern auch Geld. Wenn man aber etwas Extrageld erhält, sei es durch ausbezahlte Überstunden oder eine Nebenkostenrückerstattung, und dieses Geld gezielt einsetzt, läßt sich eine besondere Anschaffung wie diese hier ohne Probleme bewerkstelligen.
Jean Rollins Film lebt von den üblichen Stilmitteln. Stets angesiedelt im B-Movie wird eine bizarre Geschichte jenseits jeglicher Kommerzialität erzählt. Ein Grüppchen von Plünderern wird von den Geistern ihrer Taten eingeholt. In der ersten halben Stunde legt Rollin sehr viel Wert auf den übersinnlichen Charakter seiner Geschichte und beschwört karge Gruselvisionen herauf. Nebenbei geht er noch ziemlich herb mit seinen weiblichen Opfern um. Danach verläßt er aber wieder den Pfad der leicht publikumswirksamen Art seiner Mär und konzentriert sich wieder ganz und gar auf seinen ihm vertrauten Stil. Das mag sicher ein wenig schade erscheinen, denn die spukenden Elemente hatten schon etwas für sich. Weiter stolpert Rollin in „Les Demoniaques“ gerne über sein Budget, denn viele Details (das brennende Schiffswrack zum Beispiel) ließen sich den begrenzten Geldern nur schwer unterordnen. Zurück bleibt eine abenteuerliche und wieder mal hoch experimentelle Erzählung voll mit abstruser Antispannung. Schön, aber nicht für Jedermann zugänglich.
Montag, 09.10.2006/21:05 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1138
Geschrieben 13. November 2006, 21:27
Regie: Brian de Palma
Liebes Tagebuch...
„Black Dahlia“ ist nicht „L. A. Confidential“ - das steht schon mal fest. Daß Brian de Palmas neuer Film kein „L. A. Confidential“ geworden ist, ist auch sein größtes Manko, den Curtis Hansons brachialer Thriller ist schon allein wegen der Buchvorlage von James Ellroy die unüberwindbare Messlatte, mit der sich „Black Dahlia“ herumschlagen mußte und an der er letztendlich auch gescheitet ist.
Brian de Palma erschuf einen erschreckend spannungsarmen Krimi. Offensichtlich ging es ihm aber nicht um den absoluten Overkill, sondern viel mehr um das Spielen mit den Ausdrücken der schwarzen Serie, die ihm ja schon bei „Femme Fatale“ zur Seite standen. Da er aber seinem Credo treu bliebt und nach dem Egotrip „Femme Fatale“ wieder, wie schon so viele Male zuvor, einen Studiofilm drehte, konnte „Black Dahlia“ nicht allein von der aggressiven Filmsprache de Palmas leben. Etwas mehr Beiwerk war von Nöten und genau da hakt es, denn dieses Beiwerk erscheint eher lapidar. Und daß trotz einer großartig, fast schon überperfekt verstrickten Handlung. Echten Drive bringt die Erzählung leider nur in wenigen Szenen zu Stande. Enttäuschung? Ja, aber...
Aber irgendwie schafft es de Palma trotzdem mich als Zuseher zu umgarnen. Ellenlange Kamerafahrten wechseln sich mit wunderbar komponierten Bildern ab. Der Verlauf der Handlung hält trotz bedächtigem Nervenkitzel doch einige Überraschungen bereit und auch die Darsteller wissen zu überzeugen. Allen voran natürlich Fiona Shaw, die ich erst im Nachhinein als Tante Petunia entlarven konnte, erfreut mit einer abenteuerlich bizarren Performance.
Die Studiobosse hätten sich sicher gefreut, wenn „Black Dahlia“ im Karton gerumpelt und in der Kasse geklingelt hätte wie einst „L. A. Confidential“, aber ich gehe fest davon aus, daß Brian de Palma entgegen aller Forderungen dies vermeiden wollte und ein Light-Version seines und Ellroys Oeuvres präsentieren wollte. Leider ging das nicht nur zu Kosten seiner Reputation und zu Kosten des produzierenden Studios samt den deutschen Medienfonds, sondern auch zu Kosten des Gesamtergebnisses. Hätte man als Zuschauer die Möglichkeit gehabt, den Film unabhängig und ohne Vorteile zu betrachten, würde man ihm auch mehr Zustimmung entgegen kommen lassen.
Und versuche ich jetzt mal, „Black Dahlia“ ohne Vorurteile zu betrachten, komme ich zu dem Ergebnis, daß das was ich da gesehen habe nun wirklich nicht schlecht ist, daß ich das, was ich da gesehen habe, mir gerne noch mal anschauen möchte und daß ich das, was ich da gesehen habe gut und gerne als gelungen abhaken kann.
Dienstag, 10.10.2006/20:30 - 22:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1139
Geschrieben 27. November 2006, 20:59
Regie: François Petit
Liebes Tagebuch...
Eine aus Versehen berühmt gewordene Trash-Granate aus dem Hause Lisa-Film. Aus Versehen, weil „Sunshine Reggae auf Ibiza“ auch nicht mehr bietet als artverwandte Filme aus jener Zeit. Auch hier wird man als Zuseher im Sekundentakt Opfer von unterirdischen Zoten und altbackenen Kalauern. Auch die natürlich immer wieder auftretenden Verwechslungen sind aus der untersten Schublade, was automatisch ein bemitleidenswertes Lächeln seitens der Zuschauer erzeugt. Und zur Freude aller ist all das, was da auf einen an Eindrücken einprasselt, so schlecht und so dicht geballt, daß Langeweile ferner scheint denn je.
„Sunshine Reggae auf Ibiza“: Ein richtig dummer Film, der aber, von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet, unheimlich viel Freude machen kann. Und damit reiht er sich problemlos in die Riege vieler ebenbürtiger Filme gleicher sinnloser und handlungsfreier Machart ein, die es nur nicht zu so ganz großer Berühmtheit gebracht haben.
Mittwoch, 11.10.2006/21:50 - 23:15 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1140
Geschrieben 27. November 2006, 21:02
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Jean Rollins bizzare Farbattacke zeigt, wie viele Facetten man mit etwas Fantasie und Eigenwilligkeit dem Vampirmythos abgewinnen kann. Zwei junge Mädchen geraten auf der Flucht vor kaum näher beschriebenen Verbrechern in die Fänge eines beißfreudigen und blutgierigen Vampirkults, die mit frischem Blut ihrer im Keller dahinsiechenden Draculaikone neues Leben einzuhauchen versuchen. Daß aber ausgerechnet der Herr Dracula längst mit dem „Leben“ abgeschlossen hat und den Mädchen bei ihrer erneuten Flucht von dem alten Gemäuer hilft, stößt bei den jungen meist weiblichen Anhängern seiner Zunft nur auf eingeschränktes Verständnis.
Rollin rührt kräftig im Farbtopf und läßt so manche harte Aktion im Kellergewölbe des verfallenen Schlosses in beißendem Rot erscheinen. Kreischende Mädchen, deren Herkunft inhaltlich nicht immer gedeckt ist, werden von den sadistisch angehauchten Bösewichten und -wichtinnen in die Mangel genommen, während Graf Dracula resigniert in seinem Sarg auf Erlösung wartet. In Jean Rollins Filmschaffen, welches ich zwar noch nicht komplett erschlossen habe, stellt „Requiem pour un Vampire“ ein obsess- und agressives Highlight dar. In der ersten Hälfte fast frei von Dialogen, läßt er die Bilder wirken und spricht somit die nicht immer korrekt ausgearbeitete Geschichte von vollständiger Durchschaubarkeit frei. Ein tolles, wenn auch wieder höchst eigenwilliges Abenteuer.
Sonntag, 15.10.2006/14:45 - 16:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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