Warren Beatty - Zum 70. Geburtstag!
BULWORTH
USA 1998 - R: Warren Beatty - DVD: Fox (UK) - 31.03.07
Der demokratische Senator Jay Bulworth (Beatty) ist fertig mit der Welt: die Wiederwahl ist nahezu ausgeschlossen, seine Ehe längst im Eimer und nur noch dem nach außen hin gewahrten schönen Schein dienend, und selbst seine eigenen Reden gehen im mächtig auf den Senkel - immer wieder die selben hohlen Phrasen und leeren Versprechungen. Nach drei schlaflosen Tagen und Nächten beschließt er, diesem Elend ein Ende zu setzen und setzt einen Auftragskiller auf sich selbt an.
Sich dessen gewiss, dass er nun nichts mehr zu verlieren hat, beginnt Bulworth von allen Verpflichtungen befreit, etwas zu tun, was man wohl nur den wenigsten Politikern nachsagen könnte: er sagt die Wahrheit und zieht fortan wo auch immer er noch auftritt, in einem irrsinnigen Rundumschlag gegen die eigene Kaste und das System an sich zu Felde. Als er darüber allerdings den Spaß am Leben und ebenso an der Politik wiederfindet, hat er allerdings nicht nur eines, sondern gleich mehrere Probleme...
Es gibt einiges, was an dieser zügellosen Politfarce wirklich bemerkenswert ist, eines ist ihre Entstehung, die unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass das Studio 20th Century Fox (Teil der News Corporation des erzreaktionären Rupert Murdoch) aus einem Rechtsstreit resultierend dem Altlinken Beatty nicht nur das Budget von 30 Millionen Dollar zur Verfügung stellen musste, sondern ihm unwissentlich, was am Ende dabei genau rauskommt, auch noch den Final Cut für den Film überlassen musste - das alleine hat schon eine eigene Komik und greift dem Inhalt des Films in gewisser Weise schon voraus.
Formal und inhaltlich ist Bulworth ebenso unstet, wie der haltlose Senator, auf zündendes Dialogfeuerwerk, entlarvende Einsichten und haarsträubende Situationskomik folgen Szenen, die haarscharf (etwa in den diversen Rapeinlagen) an der Klamotte vorbeischrammen und die etwas an den Haaren herbeigezogene Liebesgeschichte zur vermeintlichen Aktivistin Nina (a-t-e-m-b-e-r-a-u-b-e-n-d schön: Halle Berry!) mag auch nicht so wirklich zusammenpassen.
Schön ist derweil, dass Beatty in diesem Rundumschlag gegen das politische wie gesellschaftliche System in den USA auf jegliche Einseitigkeit verzichtet, insbesondere ist das auch eine Abrechnung mit der politischen Beliebigkeit der eigenen (der demokratischen) Partei, die sich in vielfacher Hinsicht kaum mehr von den Republikanern zu unterscheiden vermag.
Dass da natürlich auch so manche gutgemeinte Punchline allzu naiv und plump daherkommt und alles andere als ins Schwarze trifft ist nicht von der Hand zu weisen.
Der Originalität und Schlagfertigkeit des Gesamtwerks tut dies allerdings keinen Abbruch.
Hier noch ein recht interessanter Text zum Film von jungle-world.com:
Beatty Beats the System
Hingwiesen sei derweil auch noch auf den grandiosen Soundtrack, auf dem sich die Creme de la Creme des US-Amerikanischen Sprechgesangs gleich reihenweise die Klinke in die Hand gibt - und da sind wirklich ein paar begnadet gute Nummern drauf - dat sacht selbst der Kunkel, der den Hoppern, Hippern und Rapnasen ansonsten nur in eher überschaubarem Umfang zugetan ist...
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