The Diarrhoea Diary
#511
Geschrieben 17. Februar 2007, 23:31
Italien / Spanien 1968 Regie: Piero Vivarelli
Wer bei dem Titel an DIABOLIK denken muß, kennt schon ein bißchen die Richtung, in die das geht. Obwohl eine Comic-Verfilmung gibt es jedoch keine Heldenfigur mit Namen "Satanik", die Hauptfigur ist die alte, entstellte Wissenschaftlerin Marnie Bannister, die einem Kollegen ein Medikament klaut, das die menschlichen Zellen verjüngt. Der will ihr das nämlich nicht freiwillig geben, weil er ein paar unangenehme Nebenwirkungen noch nicht beseitigen konnte. Selbst ist er mittels eines Skalpells im Bauch relativ schnell beseitigt. Zu einer Sexbombe verjüngt, tötet unsere Wissenschaftlerin recht gerne, um an möglichst viel Geld zu kommen oder der Polizei zu entfliehen.
Alles drin, alles dran: Satter Score mit ein wenig James Bond-Einfluß, verschiedene europäische Locations, Striptease-Szenen, scheppernde Bands im Nachtclub, Rückfälle der Hauptfigur...einzig die Sequenzen um den ermittelnden Scotland Yard-Inspektor geraten zuweilen etwas fad. Das fängt aber der verspielte Stil wieder auf, der sich von Handkamera bis zu Experimenten mit der Tiefenschärfe richtig austobt. Was will man mehr? Eine Veröffentlichung im richtigen Bildformat vielleicht.
#512
Geschrieben 18. Februar 2007, 17:56
GB 2005 Regie: Michael Winterbottom
Was liegt näher, als aus einem Buch, das über sein Dasein als Buch reflektiert einen Film zu machen, der über sein Dasein als Film reflektiert. Wo Laurence Sterne in seiner Vorlage auch die physische Form des Buch-Seins miteinbezieht (z.B. durch die berühmte "schwarze Seite"), bezieht Winterbottom gleich den ganzen Prozeß des Filmemachens mit ein, einschließlich Vermarktung und Rezeption. Dabei sieht man den Beteiligten an, was für eine Freude es ihnen (allen voran Steve Coogan) bereitet, sich und ihre Funktion im Business lächerlich zu machen. Das Timing ist exzellent, und die Gagdichte enorm, so daß der Film bestimmt noch einige Sichtungen standhält. Schon lange nicht mehr so ein witziges Werk gesehen! Könnte jetzt anfangen, meine Lieblingsszenen aufzuzählen, aber das würde eine lange Aufzählung werden und denjenigen, die den Film noch sehen möchten, wohl auch etwas vom Spaß nehmen. A Cock and Bull Story könnte für das selbstreflexive Kino sein, was damals Jacksons Braindead für den Splatterfilm war: Mehr von diesem Zeug in einem Film unterzubringen, ohne daß dabei das Gesamtwerk an Substanz verliert, dürfte kaum möglich sein.
#513
Geschrieben 23. Februar 2007, 18:26
Portugal 2000 Regie: João Pedro Rodrigues
Schon merkwürdig, was arte in ihrer Reihe so alles unter "Trash" subsumiert. Nach qualitativ hochwertigen Genre-Klassikern jetzt auch dieses trockene Drama über die amourösen Abenteuer eines schwulen Müllmanns in Lissabon, das u.a. in Venedig für den goldenen Löwen nominiert war. Vielleicht, weil "Trash" ja irgendwie mit Müll zu tun hat, auch kam die späte Sendezeit der Reihe den hier zu sehenden erigierten Schwänzen wohl entgegen. Das anfänglich interessante Milieu des Müllmann-Lebens in der portugiesischen Hauptstadt wird durch die Wiederkehr des immer Gleichen bald etwas Fado, äh, fade. Masturbationen, anonymer Sex in Hinterhöfen und Toiletten, zwischendurch auch mal die Kollegin. Unser Protagonist verliert zunehmend den Kontakt zur Realität und im letzten Drittel wird es noch mal interessant, wenn er wie eine Mischung aus Spiderman und Irma Vep in schwarzer Latex-Montur durch die Stadt kreucht. Diese Bilder haben durchaus etwas für sich, alles in allem wirkte der Film aber für meine Begriffe zu distanziert und eintönig. Das mag Absicht gewesen sein, hat in mir aber hauptsächlich Langeweile ausgelöst.
#514
Geschrieben 24. Februar 2007, 19:22
USA 1973 Regie: Ted Post
Die Sozialarbeiterin Ann nimmt als neue Klienten die Familie Wadsworth an: eine alleinerziehende Mutter mit zwei erwachsenen Töchtern und einem männlichen Baby. Problem ist, das Baby im Laufstall ist auch schon über 20 Jahre alt. Es stellt sich die Frage: Ist er wirklich zurückgeblieben, will ihn seine Familie nur vor der Welt der Erwachsenen schützen, oder gibt es möglicherweise andere Motive?
Ein handwerklich professioneller Thriller, der höchstwahrscheinlich wegen seines extrem abseitigen Themas und der knallhart-zynischen Behandlung desselben damals im Kino vermutlich Entsetzen und Unverständnis hervorgerufen hat. (Trotz, oder gerade wegen des erstaunlichen PG-Ratings.) Auch heutzutage ist das noch ein Film, der zwischen allen Stühlen sitzt und sich mit kaum etwas vergleichen läßt. Die Inszenierung hält sich größtenteils zurück, was bei den extremen Figuren auch durchaus Sinn ergibt, erst im letzten Drittel gibt es eine "herkömmliche" Spannungs-Sequenz, die dann auch gleich sehr hervorragend geraten ist, wozu auch Gerald Frieds interessanter Score beiträgt. Auch scheint mir eine Einstellung direkt aus Whatever happened to Baby Jane? übernommen worden zu sein, wobei Ruth Roman als Mutter des öfteren an die von Bette Davis in dieser Phase verkörperten psychotischen Figuren erinnert, auch wenn ihre Frisur und ihr Körperbau eher an Shelley Winters denken läßt.
Der Film bietet einiges davon, wofür man die Siebziger liebt: Zwar fehlen Sexszenen fast komplett und auch die Gewalt wird eher zurückhaltend inszeniert, aber gerade die extrem abseitige Prämisse und die Figurenkonstellation spiegelt vieles vom "everything goes" der Dekade wieder. Und auch das bitterböse Ende paßt hier hervorragend hinein, dank des von vorneherein außergewöhnlichen Plots kann der Twist auch heute noch ziemlich überraschen. Bemerkenswert auch, daß der Regisseur im selben Jahr mit Magnum Force einen Film ablieferte, der beinah nach vollkommen entgegengesetzten Mechanismen funktioniert, wenn er auch mit einem ähnlichen Zynismus daherkommt. Freunde des 70er Jahre-Kinos sollten auf jeden Fall mal einen Blick wagen, auch da die DVD (ohne Menü, aber immerhin mit guter Bildqualität) gerade spottbillig zu bekommen ist.
#515
Geschrieben 25. Februar 2007, 04:04
Frankreich 1974 Regie: Michel Lemoine
Französische Exploitation aus dieser Zeit hat ihren ganz eigenen Beigeschmack: Man ist zwar von den Italienern beeinflußt, legt aber Wert darauf, sein eigenes Ding zu machen, das ein bißchen mehr in Richtung "le fantastique" geht. Wenn man eine präzise Genre-Zuweisung machen möchte, könnte man diesen Film "Gothic Sleaze" nennen. Der industrielle Großverdiener Boris Zaroff (ein Name, der Genregeschichte spiegelt) fühlt sich von sadistischen Phantasien heimgesucht, gern möchte er seine Sekretärin mit einer Peitsche nackt durch den Wald jagen und töten. Doch wo kommen diese bizarren Wunschvorstellungen her? Aus seinem Unterbewußtsein oder doch von dem Fluch, der auf seiner Familie liegt? Auf dem entlegenen Schloß seiner Ahnen hilft ihm der Butler Karl (guter alter Howard Vernon), seine Fantasien auszuleben und schafft ein wenig Frischfleisch ran.
Ich muß hier mal wieder den äußerst effektiven Score von Guy Bonnet loben, obwohl ich das Gefühl habe, in letzter Zeit in Sachen Filmmusik sehr überschwenglich Worte des Lobes zu verteilen. Aber hier gibt es dazu passend noch tolle extreme Totalen und Kamerafahrten, so daß man auch an den visuellen Aspekten des Films kaum etwas zu meckern findet. Lemoine ist mit seiner fiesen Fresse auch äußerst überzeugend als sadistischer Kapitalist. Hinzu kommen fabelhafte Locations und lustige Experimente mit dem Weitwinkel-Objektiv. Von vorne bis hinten einfach toll.
#516
Geschrieben 04. März 2007, 04:08
Mexiko / USA / Spanien 2006 Regie: Guillermo del Toro
Lange her, daß es einen Film gab, den ich unbedingt im Kino sehen wollte. Ich fürchte sogar, der letzte war Sleepy Hollow. Die 17 Uhr-Vorstellung im Aachener Cinekarree war dann wohl eine eher schlechte Idee, hatte sich aber so ergeben, da sie zwischen Feierabend und der Abschiedsfeier einer Kollegin paßte. Gut eigentlich, weil das Kino nicht sehr voll war. Schlecht, weil unter den Anwesenden zwei Studentenpärchen waren, incl. einer blöden Kuh, die ihre Klappe nicht halten konnte und der Film, später am Abend betrachtet, bestimmt noch besser wirkt.
Aber es hat auch so funktioniert. Del Toro malt einen betörenden Bilderbogen, der mit erstklassigen Schauspielerleistungen unterfüttert ist und ordentlich am Gefühlsklavier rüttelt. Kam mir die Figur des Hauptmanns anfangs auch etwas zu eindeutig böse vor, mußte ich später relativieren, daß die Unmenschlichkeit faschistischer Regime ohne solche Machtmenschen wohl kaum möglich ist. Ich habe dann auch des öfteren an El Espíritu de la Colmena gedacht, die Parallelen "spanischer Bürgerkrieg" und "Fantasie eines jungen Mädchens" drängen sich halt auf. Del Toros Film ist jedoch wesentlich tragischer und hat ein höheres Erzähltempo. Ich freu mich schon auf den Abschluß der Trilogie, (die nach dem bereits beachtlichen El Espinazo del Diablo hier noch eine Steigerung erfährt), wie auch auf jeden weiteren Film, den der Regisseur ohne großen Druck von Studios und Produzenten inszenieren darf.
Nach dem Film war noch Zeit für ein Pils, und ich bekam mit, wie ein über 60jähriger Aachener Kinofreak versuchte, mit der jungen afrikanischen Thekenbedienung einen Flirt zu beginnen. ("Ich schaue mir jetzt Blood Diamond an, ist bestimmt ein guter Film, der Regisseur hat vorher diesen Samurai-Film gemacht. Möchtest du etwas trinken?") Irgendwie paßte das nicht ganz zu der faszinierend elegisch-morbiden Stimmung von Pans Labyrinth.
#517
Geschrieben 08. März 2007, 21:38
USA 1972 Regie: Robert Mulligan
"Have I seen the real world yet?" Meta-Dialogzeile
Ähnlich wie Mulligans To Kill a Mockingbird hat dieser Film die Kindheit in der nur oberflächlich idyllischen amerikanischen Provinz von Yesteryear zum Thema. Niles und Holland sind eineiige Zwillinge, die in den dreißiger Jahren auf einem Bauernhof aufwachsen. Während Niles eher schüchtern ist, spielt Holland seiner Umgebung gerne Streiche, die immer böser werden...
Die Twists der Geschichte (die mich an – Spoiler – eine brüderliche Variante von A Tale of Two Sisters erinnerte) dürften einem aktuellen Publikum nicht besonders überraschend vorkommen. Der Film umgeht jedoch jeden potentiellen Pfad der Langeweile und präsentiert sich äußerst vielschichtig mit Liebe zum Detail. Der ein oder andere Zusammenfasser auf der imdb, der meint, in diesem Film würde in der ersten Stunde ja nicht viel passieren, muß ein wenig blind und taub gewesen sein. Allein schon die Sequenz in der Freakshow mit dem Hydrocephalus-Baby und dem Elefantenmenschen ist ein echtes Highlight; auch als Uta Hagen als russisch-stämmige Großmutter zum ersten Mal auftritt (tolle Performance) und mit dem Jungen "das Spiel" spielt, kann man nur staunen. So richtig zum Horrorfilm wird das Ganze tatsächlich erst im letzten Drittel, aber gerade diese Steigerung funktioniert besonders gut. Ich würde sogar fast so weit gehen, das hier einen übersehenen Genre-Klassiker zu nennen, bei dem sich The Omen nicht nur den Komponisten ausgeliehen hat. Die Fox hat das wohl auch bemerkt, packte sie doch auf die DVD die Trailer von Original und Remake gleich mit drauf. Eine andere Thomas Tryon-Verfilmung aus den 70ern, der TV-Mehrteiler The Dark Secret of Harvest Home, scheint auch einen Blick wert zu sein, ist aber derzeit schwieriger zu bekommen.
#518
Geschrieben 10. März 2007, 01:22
Thailand / Niederlande / Hong Kong / Südkorea 2006 Regie: Pen-ek Ratanaruang
Man kann vom Christopher ja halten was man will, aber auch hier schafft er es hervorragend, die Architektur so festzuhalten, daß sie irgendwie schräg aussieht. Man ist sich aber nie sicher, ob die Kamera tatsächlich schräg steht. Das beste Beispiel ist wohl diese Bergbahn, die zweimal vorkommt. Eric Tsang hat leider eine sehr kleine Rolle und das Shining-Zitat erscheint einem im Nachhinein etwas plakativ. Das DVD-Cover soll wohl suggerieren, man hätte es hier mit etwas ähnlichem wie In the Mood for Love zu tun, hat man aber nicht. Der Kameramann ist freilich der Gleiche.
Der Film ist eigentlich auch wieder der Gleiche wie Last Life in the Universe, nur entfaltet sich die Handlung (diesmal nach Noir-Mustern) noch langsamer und man hat auch den Eindruck, all zu viel passiert eh nicht. Ob das mit der Covergestaltung sich auch weiter fortführt, und Ratanaruang ernsthafter werden will und in Richtung Wong Kar-Wai pendelt, kann ich jetzt so nicht sagen, ich weiß nur, daß mir seine Filme bislang auch wegen ihrem Humor gefallen haben, und der geht hier ein bißchen unter. Geht den Asiaten die gute Laune flöten? Sabu will anscheinend auch nicht mehr lustig sein.
#519
Geschrieben 11. März 2007, 01:49
GB 1956 Regie: Jack Clayton
Nach der Beerdigung seines besten Freundes Fender*, der sich durch Arbeit in einer kalten Lagerhalle eine Lungenentzündung eingefangen hat, beschließt der arme jüdische Schneider Morrie, sich ordentlich zu besaufen. Tief in der Nacht bekommt er jedoch Besuch von seinem toten Freund, der ihm hilft, den Rest der Flasche zu leeren. Die beiden beschließen, im Laden des geldgierigen Chefs einzusteigen...
Trotz humorvollen Untertönen ist Claytons Kurzfilm nach Gogol eine tieftraurige, sensible Geistergeschichte zum zeitlosen Thema Freundschaft. Getragen von den beiden hervorragenden Hauptdarstellern, gibt es ebenso feine Kameraarbeit in wundervoll halbdunkel ausgeleuchteten Sets zu bestaunen. Immer wieder verblüffend, was für Schätze in verstaubten Kurzfilm-Archiven verborgen liegen.
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*Ich erspare euch an dieser Stelle einen Gitarristenwitz.
#520
Geschrieben 12. März 2007, 21:24
Italien 1989 Regie: Umberto Lenzi
„Laß noch mal zurück laufen, den letzten Satz habe ich nicht verstanden.“ Meta-Dialogzeile
Den Film hatte ich ja schon vor 1½ Jahren als krönenden Abschluß eines Videoabends mit einem Freund gesehen. Am nächsten Morgen konnte ich mich aber nur noch an die Zeugen Jehovas und ständiges Gekicher erinnern. Deswegen kam es damals nicht zu einem Eintrag (dafür aber von zwei anderen Filmen, die an jenem Tag gesichtet wurden.) Jetzt, dachte ich aber, ist es Zeit, diesen Film ein bißchen nüchterner erneut zu sichten.
Höhlenforscher wollen einen neuen Rekord aufstellen und lassen einen Kollegen über 70 Tage alleine in einer Höhle. Als dieser ein wenig durchzudrehen droht, wollen Sie ihn rausholen und stoßen dabei auf zwei Archäologen, die ihnen erzählen, daß die Höhle unterirdisch mit einer Abtei in der Nähe verbunden ist, die auch die "verfluuchte Abtei" genannt wird, wegen ein paar Mönchen, die zum Satanismus übergewandert sind. Wer jetzt denkt, die forschen Forscher kommen da bestimmt nicht alle lebend raus, könnte richtig liegen.
Abgesehen von der ein oder anderen Splatterszene und einem in manchen Momenten recht passenden minimalistischen Fabio Frizzi-Surrogat-Score hat der Film einen atmosphärischen Moment zu bieten, als nämlich die bösen Ordensbrüder sich zum ersten Mal manifestieren. Als ihr Anführer jedoch zu sprechen anfängt, ist es auch damit vorbei, womit wir beim eigentlich unterhaltenden Aspekt dieses Films wären: Die Dialoge. Ein gnadenloses Feuerwerk von falschen oder übertriebenen Betonungen, unerwarteten Syntax-Wendungen bis zu nahezu unglaublichen Sinnlosigkeiten. Man könnte vermuten, die Übersetzer und Sprecher waren ähnlich betrunken wie man bei der Sichtung des Films sein sollte, aber wer weiß, wieviel von diesem Irrsinn schon im Buch (?) vom Regisseur höchstselbst gestanden hat – wer ein Pseudonym wie Humphrey Humbert verwendet und die Hauptfigur "Erna" nennt, kann auch nicht immer nüchtern sein. Die Sprecher schienen allerdings bierernst bei der Sache gewesen zu sein – und gerade das trägt zuweilen die schönsten Früchte.
#521
Geschrieben 13. März 2007, 23:59
USA 2006 Regie: Paul Rachman
Hui, auf diese Dokumentation war ich heiß. Und ich muß auch sagen, daß ich fast die gesamte Laufzeit über enormen Speichelfluß und glänzende Augen hatte. Als der Film vorbei war, stellte sich allerdings ein leichtes Gefühl der Leere und Unzufriedenheit ein und in meinem Kopf sammelten sich Kritikpunkte. Zunächst gibt es dort schmerzhafte Lücken. Je nach Version, wird das beinah komplette Fehlen z.B. der MISFITS und DEAD KENNEDYS entweder durch rechtliche Schwierigkeiten begründet, oder durch die fehlende Bereitschaft der Bands, spontane, nicht-inszenierte Interviews zu geben. Dieser Credibility-Anspruch ist nachvollziehbar, allerdings ist es dann etwas suspekt, wenn der Film von SONY PICTURES vertrieben wird und einen prominenten Schuhverkäufer als Sponsor angibt. Aber OK, diese ganze Bewegung lückenlos darzustellen, dürfte auch für eine mehrteilige Fernsehserie schwer sein, immerhin finden sich dafür oft übergangene Bands wie MIDDLE CLASS, REALLY RED oder HEART ATTACK, was mich dann schon gefreut hat.
Vor allem ist da natürlich die Musik. Auch wenn ich einige der Songs schon seit über 20 Jahren kenne, die meisten davon reißen mich auch heute noch mit und werden das in weiteren 20 Jahren wohl auch noch tun. Dazu gibt es einige mir noch nicht bekannte Konzertmitschnitte, wobei mich vor allem der frühe Bad Brains-Auftritt, als H.R. noch keine Dreadlocks hatte und wie der adrette Sänger einer Soul-Band aussieht, wenn er 1979 den hysterischen Klassiker "Pay to cum" vor einem verblüfften Publikum ins Mikro kreischt, tief beeindruckt hat.
Etwas merkwürdig hingegen der durch die Montage am Ende suggerierte Konsens, daß Hardcore um 1986 herum "vorbei" war. Mal abgesehen davon, daß auch zu dieser Zeit noch anständige Bands gegründet wurden, sollte wohl auch der Einfluß, den diese Periode auf die später noch aktiven Musiker gehabt hat, nicht unterschätzt werden, die haben ja schließlich nicht alle an Geschmacksverirrung gelitten wie SSD oder GANG GREEN. Die Innovationen, die Bands wie die BAD BRAINS, HÜSKER DÜ u.a. nach ihrer HC-Zeit geleistet haben, wurden ebenso durch den frischen Wind dieser Periode ermöglicht wie der Stempel, den die Nachfolgebands einiger der hier Versammelten auf der Rockmusik im Allgemeinen hinterlassen haben: Dieser läßt sich auch heute noch in fast jeder Gitarrenband wiederfinden. Nein, da ist noch lange nichts "vorbei".
#522
Geschrieben 17. März 2007, 04:41
Mexiko 1981 Regie: Alfredo B. Crevenna
"Walpurgisnacht!" – "Wie bitte?"
Im Prolog werden wir zunächst mal darüber aufgeklärt, daß die Conquistadoren einst auch die Inquisition nach Mexiko brachten. Ein als Vampir entlarvter Adliger, der sich wie seine Geliebte mittels Rauchwolke in einen schwarzen Hund verwandeln kann, wird in aller Öffentlichkeit gepfählt und in eine Gruft geschmissen. Keine Frage, daß er nach 300 Jahren wiederkommen möchte, um die Erde Mexikos mit dem Blut der Nachfahren zu tränken...
1895 sind wir dann erst einmal verblüfft, daß eine Gräfin aus Europa mit einem weitaus moderneren Schiff an der Küste anlegt, aber wer will schon so kleinlich sein. In einer Holzkiste hat sie Baron Van Helsing aus Island mitgebracht, und dieser saugt schon bald den ein oder anderen Mitbürger aus. Zu dumm, daß nur der einzige Wissenschaftler des Dorfes an Vampire glaubt...
In dieser Zeit (einige Quellen geben 1978 als Entstehungsjahr des Films an – was das Erscheinungsbild des Vampirs zu einem Vorgänger von Badhams Dracula-Version machen würde) wurden nur wenige Gothic Horror-Filme gedreht: Alleine schon deshalb schön, mal wieder einen zu sehen. Er ist allerdings in vielerlei Hinsicht tatsächlich etwas zu altmodisch geraten. Der Plot, eine Mischung aus Stoker und La Maschera del Demonio, konnte wohl zu dieser Zeit kaum jemand überraschen. Die Kombination Rauchwolke-Hund kommt auch ein wenig zu oft vor. Eine Szene ist allerdings in ihrer Subversion der Erwartungshaltung recht interessant: (Spoiler) Als der vor 300 Jahren Verstorbene in der Walpurgisnacht von seiner Geliebten wiedererweckt wird, lassen sie sich beim Küssen nicht vom Pfaffen stören, der sie gerade mit Weihwasser verbrennt und schlußendlich vernichtet. Hauptsache, endlich wieder zusammen. Innendekor und Beleuchtung sind auch durchaus amtlich. Der Score schwankt zwischen unpassend expressivem Toben im Hintergrund und durchaus originellen Arrangements von klassischen und modernen Instrumenten. Die Sequenz, in der unser Held der Leiche seiner zukünftigen Ex-Schwiegermutter nach der Pfählung Knoblauch in den Mund stopft, ist wohl die Drastischste in diesem Film und durchaus wirkungsvoll. Alles in allem ein durchaus sympathischer Versuch, der aber an manchen Stellen einfach zu unausgegoren ist. Auf dem anderen Ende der Skala ist die deutsche Synchronisation auch nur stellenweise belustigend. Interessant jedoch, daß der Film in Deutschland mehrfach erschien, während er in den USA scheinbar nie aufgeführt wurde. Regisseur Crevenna, gebürtiger Frankfurter, hatte seine Glanzzeit wohl in den 50ern, wo er auch schon mal für die goldene Palme nominiert wurde. Später wendete er sich aber allem möglichem zu, auch dem ein oder anderen Santo-Film. Alles in allem ist sein Vampirfilm trotz einzelner überzeugender Gothic-Momente ein wenig weder Fisch noch Fleisch.
#523
Geschrieben 18. März 2007, 00:31
Kanada 1981 Regie: Lew Lehman
Der 12jährige Jamie scheint teilweise etwas zurückgeblieben zu sein, benimmt sich manchmal wie ein kleines Kind, sein Denken ist aber hauptsächlich von nackten Frauen bestimmt. In der Schule haßt man ihn, was neben seiner Reputation als "Nutcase" auch an seiner fiesen Fresse mit der Riesennase liegen kann. Ich dachte ja schon, meine Nase sei enorm, kann mit diesem Riecher aber nicht mithalten. Da niemand sein Freund sein will, unterhält sich Jamie halt mit seinem Teddy, und der antwortet ihm sogar. Ein bißchen freundlichen Ratschlag kann er jetzt auch gut gebrauchen, hat er doch im Wald eine Grube voller Troglodyten entdeckt...
Die Prämisse wäre ja was für Ambivalenz, aber hier wird schon recht bald klar (der Teddy bewegt seinen Kopf, wenn Jamie nicht dabei ist), daß man in Richtung Übernatürliches unterwegs ist, und darüber kann man sich freuen. Es nimmt dem Film zwar etwas Glaubwürdigkeit, steigert aber den Unterhaltungswert. Als Jamie eine renitente blinde Oma im Rollstuhl in die Grube schiebt, hat man wohl auch gedacht, man macht besser eine Komödie aus dem Ganzen und unterlegt das mit lustiger Musik, das kauft uns sowieso niemand mehr ab. Das war nicht ganz ungeschickt, denn spätestens, als man die behaarten Höhlenzwerge im Finale in ganzer Pracht bestaunen kann, funktioniert das mit dem Grusel nicht mehr so besonders. Da helfen auch keine Naheinstellungen, wie sie an menschlichen Körpern nagen. Ein relativ blöder Film, der vielleicht noch etwas blöder hätte sein können, um besser zu unterhalten. Immerhin hat man mal einen originelleren Plot versucht und das Ende ist auch in schöner Seventies-Tradition. Die Frau des Regisseurs hatte ihrem Mann übrigens verboten, Nacktszenen zu drehen, also mußten diese vom Drehbuchautor inszeniert werden. Der Hauptdarsteller ist mittlerweile Tanzlehrer und hat immer noch einen vortrefflichen Zinken.
#524
Geschrieben 20. März 2007, 01:14
USA 1931 Regie: Archie L. Mayo
Der verzottelte, linkische Gesangslehrer Svengali scheint sich im Paris des 19. Jahrhunderts mehr für den schnöden Mammon als die hehre Kunst zu interessieren. Als er das junge Malermodell Trilby entdeckt, begehrt er sie von oben bis unten, macht sie mittels Hypnose gefügig, zu seiner Ehefrau und zum internationalen Star. Das schwächt jedoch nicht nur seine eigenen Kräfte, auch muß er feststellen, daß diese erzwungene Liebe ihn keineswegs so glücklich macht, wie erwartet...
Die erste Tonfilm-Version von George Du Mauriers einst äußerst populären Roman erinnert mit ihrem Verzicht auf Musik bis auf die handlungsbedingten Klavier- und Gesangseinlagen an die Dracula-Version der Universal und wirkt dadurch stellenweise etwas trocken. John Barrymore ist große Klasse, aber man wünscht sich ein wenig, auch Lugosi mal in dieser Rolle gesehen haben zu können, die ihm wie auf den Leib geschneidert scheint. Obwohl Svengali trotz seines Namens polnischer Herkunft sein soll, schmuggelt Barrymore eine Menge deutsche Wortfetzen in seine Dialoge rein, was ebenso amüsiert wie die Exil-Engländer als komische Elemente. Neben den nach wie vor beeindruckenden Aufnahmen von Barrymore mit Hypnose-Augen und einer beachtlichen Sterbe-Szene gibt es noch eine wundervolle Kamerafahrt, die von Svengalis Fenster aus über die an Caligari erinnernden Sets bis zu Trilbys (bezaubernd: Marian Marsh) Bett führt. Allein schon deswegen hat sich die Sichtung gelohnt.
#525
Geschrieben 21. März 2007, 00:30
USA 2004 Regie: Ti West
Drei Vollidioten und eine blöde Kuh bleiben in der Halloween-Nacht auf dem Weg zu einer Hochzeit in der Einöde mit ihrem Auto stecken. In der Nähe befindet sich die Schlafstätte scheinbar mutierter Killer-Fledermäuse, von deren Biß man zum Zombie wird. Tolle Wurst.
In Sachen Score und Beleuchtung versucht man wenigstens noch, originell zu sein, die Spezialeffekte gehen auch als brauchbar durch, aber der ganze Rest ist ein riesiger Haufen Mist. Selbst der ach so überraschende Twist (Spoiler: Ein schon zu Anfang auftretender Horror-Host in schwarz-weiß greift ala Funny Games mit der Fernbedienung ins Geschehen ein und äußert seinen Unmut über die Figuren) führt nirgendwo hin, da einem Figuren und Handlungsverlauf vorher schon egal waren, und es später auch noch sind. Die vorhersehbare und ausgelutschte Inszenierung der Spannungsmomente ändert sich danach auch nicht und verbreitet selbst über nur 77 Minuten zünftig Langeweile. Da schau ich mir doch lieber drei mal hintereinander The Devil Bat an.
#526
Geschrieben 27. März 2007, 00:19
Indien 1990 Regie: Shyam & Tulsi Ramsay
Da ihr der Ehemann zu entgleiten droht, versucht eine Frau auf Teufel komm raus schwanger zu werden und macht dazu auch nicht vor der schwarzen Magie halt. Falscher Fehler! Der nach Vorbild von Graf Dracula modellierte Oberbösewicht möchte das Mädchen freilich für sich selbst, als sie ins Teenager-Alter gekommen ist...
Überraschend die Reprise des Dagger Dance-Themas aus Purana Mandir, als die Ehefrau zum schwarzen Berg des Bösen geht. In den ersten 18 Minuten bekommt man schon den Plot eines ganzen Films geboten, noch vor dem eigentlichen Vorspann. Danach kommt die erste Tanzszene mit Synthi-Pop. Auf den ersten Song muß man aber noch eine halbe Stunde warten. Wenn ich nicht gewußt hätte, wie lange der Film noch geht, hätte ich so einige Szenen schon für das Finale halten können. Hübsch die Taste the Blood of Dracula nachempfundene Szene mit der Vampirin auf dem Sarg ihres Gebieters, die von der Beleuchtung her auch stark an Bava erinnert. Interessant auch, daß der Vampir nicht nur von der 30 am Stock (oder was immer das sein mag, kam jedenfalls auch in Veerana vor), sondern auch vom Kruzifix und vom Koran abgewehrt werden kann. Da hat man wohl nett die religiösen Minderheiten im Zielpublikum einbezogen. Im Allgemeinen kann ich keine Längen konstatieren, aber leider fehlen auch die ganz abseitigen Momente, für die man die Ramsay-Brüder ja irgendwie lieb gewonnen hat.
#527
Geschrieben 28. März 2007, 18:54
Italien / Frankreich 1963 Regie: Brunello Rondi
Die junge Purif ist überzeugt davon, die schwarze Magie zu beherrschen, was ihre abergläubischen Mitmenschen im ländlichen Italien nicht gerade für sie gewinnt. Als dann der Mann, den sie liebt, eine andere heiratet, verflucht sie das Hochzeitspaar und die Bevölkerung macht sie im Nachhinein für jegliches Unheil verantwortlich. Sie selbst wähnt sich mittlerweile von einem Dämon besessen. Nach zwei Vergewaltigungen, einem fruchtlosem Exorzismus und zahlreichen abergläubischen Riten und Mißhandlungen wird sie zunächst mit Steinen aus dem Dorf gejagt...
Trotz einiger Parallelen und Motive hat dieses Drama nicht viel von einem Horrorfilm, zu sehr drängt sich der allegorische Charakter in den Vordergrund, und Übernatürliches wird nicht gezeigt. Interessant aber, wie hier schon Elemente aus Friedkins Exorzismus-Film auftauchen, die aber eine gänzlich andere Funktion besitzen. Purif (kurz für "Purificata") ist wohl nur geistig ein wenig zurückgeblieben und psychisch labil: Der Film behandelt hauptsächlich das Unverständnis einer von Dogmas geleiteten sozialen Gemeinschaft dem "Anderen" gegenüber, aber auch religiöse Heuchlerei: Antonio, der lauteste unter den Hexenjägern (Frank Wolff), begehrt Purif insgeheim, kann seine Lust aber nicht mit der "anständigen" Umgebung in Einklang bringen; auch einer der Vergewaltiger gilt im Dorf als frommer Einsiedler. Daliah Lavi liefert eine tolle Performance und sieht selbst mit fast ständig fettigen Haaren äußerst begehrenswert aus. Hinzu kommen faszinierende Bilder der kargen Landschaft Mittelitaliens und ein feines bedrohlich-melancholisches Haupt-Thema von Piero Piccioni. Ein ebenso trauriges wie mutiges Werk, das durchaus mehr Aufmerksamkeit (und Veröffentlichungen) verdient hätte.
#528
Geschrieben 29. März 2007, 22:54
USA 1980 Regie: Joseph Ellison
Donny Kohler arbeitet in einer Müllverbrennungsanlage in New Jersey. Seinen Kollegen ist er nicht geheuer, fährt er doch nach der Arbeit direkt zu Mutti, statt noch auf ein Bier mitzukommen. Am Tag, als ein häßlicher Unfall im Betrieb stattfindet, findet er zu allem Überfluß auch noch seine Mutter entschlafen vor. So ganz will Donald das nicht wahrhaben, und so lebendig wie die Erinnerung an die Feuerstrafen seiner Mama scheint auch sie selbst noch zu sein. D. fehlt der Mut, sich an ihr zu rächen, und so besorgt er sich flugs einen Flammenwerfer und sucht andere Frauen...
Diese drastische Psycho-Variante hat mich bei der Erstsichtung vor ca. 20 Jahren wohl auf dem falschen Fuß erwischt, weil ich dank deutschem Titel mehr lebende Leichen ala Fulci erwartet habe, die dann aber nicht so ganz kamen. Fand ich den Film damals eher langweilig, muß ich heute sagen, daß er ein durchaus beachtliches Tempo vorlegt und der Hauptdarsteller Dan Grimaldi gar nicht mal übel ist. Natürlich kommt einem die Disco-Mucke heutzutage auch charmanter vor als noch in den Achtzigern. Aber der Film ist auch an vielen Stellen angenehm abwegig, so daß ich mich dieses Mal durchaus ansprechend unterhalten gefühlt habe. Das titelgebende Haus sieht auch äußerst schick aus.
#529
Geschrieben 31. März 2007, 14:32
Japan 2006 Regie: Shinji Aoyama
Kaoru hat immer nach einer Beziehung gesucht, in der der Partner absolut von ihr abhängig ist. Mit Ende Dreißig scheint sie diese endlich gefunden zu haben: Der Mann ist wesentlich älter, blind und stumm. In einem entlegenen Fischerdorf in der Nähe eines riesigen Waldes testet sie ihre Machtstellung aus, muß aber feststellen, daß dies den alten eigensinnigen Mann keinesfalls beeindruckt...
Hmm, schwierige Sache. Im ersten Drittel zeigt der Film das durchaus amüsante Porträt einer außergewöhnlichen Beziehung, die ihren Humor aus der Souveränität des Blinden und einer gnadenlosen Überzeichnung von Alltagssituationen zieht: Die lange Sequenz, in der von den beiden in Detailaufnahmen ein Brathähnchen verzehrt wird, ist schon ziemlich erstaunlich. Im zweiten Drittel wird mit einer rätselhaften Skulptur, die in Zusammenhang mit den einst in diesem abgelegenen Dorf massakrierten "Krypto-Christen" steht, ein mystisches Element hinzugefügt, während im letzten Drittel alles vollkommen aus dem Ruder läuft. Ich gehöre ja nicht zu den Leuten, die von einem Film alles klitzeklein erklärt haben wollen, aber das war dann doch etwas viel auf einmal. Um den Film zufriedenstellend zu bewerten, ist wohl mindestens noch eine zweite Sichtung nötig, möglicherweise sind mir da einige Hinweise entgangen. Übrig bleiben zunächst einige wundervolle Sequenzen (vor allem der Blinde im Mondlicht), faszinierende Locations und die Einsicht, daß Aoyama seinen Film mit voller Absicht so angelegt hat, daß man ihn weder in eine Schublade stecken, noch irgendeinem Genre zuweisen kann. Nichts gegen rätselhafte Filme, aber dieser ist zum Ende hin auch stilistisch so sprunghaft, daß ich ein wenig unbefriedigt war. Spoiler: Toll jedoch wieder die letzte Einstellung, die suggeriert, daß man das alles vielleicht auch nicht so ernst nehmen sollte.
#530
Geschrieben 31. März 2007, 21:56
Thailand 2006 Regie: Wisit Sasanatieng
Die schwangere Nualjun ist auf der Suche nach ihrem Ehemann und strandet dabei in einem entlegenen Herrenhaus, daß von der resoluten Haushälterin einer mysteriösen Madame geleitet wird. Dort bekommt sie nicht nur von ihrer Mitbewohnerin Choi merkwürdige Geschichten über das Haus erzählt, bald macht sie selbst seltsame Beobachtungen...
Leider ist der Film ein wenig zu voll gestopft worden. Schatten im Hintergund oder Schemen, die hinter den Protagonisten auftauchen, verlieren ein wenig an Wirkung, wenn man sie ständig zu sehen bekommt, dazu noch oft mit lautem Tonspur-Gepolter einhergehend. Ein paar inspirierte Momente hat der Film aber schon, so z.B. eine klassische False Scare-Sequenz, bei der die richtigen Geister ungesehen im Hintergrund ins Gelächter miteinstimmen, oder die etwas heftigeren Bilder gegen Ende hin, die mehr an Hong Kong-Horror als an Japan-Geister erinnern. Das 30er Jahre-Setting sorgt für eine willkommene zusätzliche Patina und an Kameraführung und Sets gibt es auch wenig auszusetzen, aber es sieht dann doch alles wie schon oft genug gesehen aus, von Sasanatiengs origineller Handschrift aus Tears of the Black Tiger oder dem noch besseren Citizen Dog war kaum etwas zu finden. Daß die gesichtete Vorführung auch nicht korrekt maskiert war, hat natürlich die Atmosphäre grundsätzlich ziemlich versaut, selbst wenn man versucht hat, sich auf die Bildmitte zu konzentrieren, konnte man die Mikrophone und Scheinwerfer im oberen Bildrand nicht ignorieren, auch wegen des Gekichers im Saal. Das kann im Festivalstress leider mal passieren, ist auch die Erste mir bekannte Panne beim sehr geschätzten Cineasia in Köln. Danach mit Funk Dogg, zora f. und Bruder einen Kiosk zu suchen, um meinen nicht enden wollenden Durst zu stillen und anschließend auf den Zug zu warten, war dann aber wieder sehr angenehm.
#531
Geschrieben 02. April 2007, 19:56
USA 1973 Regie: Dan Curtis
Der Journalist David Norliss hat sich für sein neues Buch vorgenommen, die Scharlatanerie mancher Spiritisten bloßzustellen, doch eines Tages ruft er verängstigt bei seinem Verleger an, verabredet sich zu einem Treffen, zu dem er aber nicht erscheint. Er scheint spurlos verschwunden, sein Verleger findet in seinem Haus jedoch Kassetten, die Norliss in den letzten Monaten besprochen hatte. Scheinbar war er an der Geschichte einer Witwe (Angie Dickinson) dran, die davon überzeugt ist, ihr Mann sei aus dem Totenreich zurückgekehrt...
Das Konzept mit dem investigativem Erzähler hat natürlich Ähnlichkeit mit Curtis’ erfolgreicherem Night Stalker aus dem Vorjahr, wobei die Off-Stimme hier noch etwas "cooler" nach Chandler-Vorbild angelegt ist. ("The morning I drove down from San Francisco, the weather was foul. A curtain of cold rain fell from a gun metal grey sky.") Auch die Tatsache, daß unser Held von übernatürlichen Ereignissen erfährt, die von offizieller Seite geheim gehalten werden, paßt dazu, und der Rationalismus und Autorität darstellende Polizist wird hüben wie drüben von Claude Akins gespielt. Die Story nach Fred Mustard Stewart versucht sich durchaus in Originalität, kann ihren Pulp-Beigeschmack aber nicht ganz abschütteln, aber da gibt es sicher schlimmeres: Die Cliffhanger vermögen einen durchaus an der Stange zu halten. Die Auftritte des Wiedergängers und das Finale sind ebenso durchaus schmissig, und der Fremdenverkehrsverein von San Francisco und Monterey County sowie die Hersteller von Panorama-Fenstern werden auch ihre Freude gehabt haben. Die Fernsehverantwortlichen wohl weniger, denn aus diesem Pilotfilm wurde nie eine Serie. Das Ende wirkt dadurch, da absichtlich noch viele Fragen offen gelassen wurden, im Nachhinein schon etwas sehr merkwürdig.
#532
Geschrieben 05. April 2007, 22:57
USA 2006 Regie: Barret J. Leigh / Thom Maurer
Wir erfahren in Rückblicken, was so alles in einer Irrenanstalt in Tennessee passiert ist. Die Insassen sind zumeist Ergebnisse lokaler Inzucht und die Heilmethoden aus dem 19. Jahrhundert und älter. (Der Film kann leider nicht glaubhaft rüberbringen, wann er eigentlich spielt, das passt alles nicht zusammen. Von den Umhängen der Ärzte, die in einer Szene zu sehen sind, sollen wir wohl annehmen, das sei das 19. Jahrhundert, aber irgendwie passen Tom Savini als fluchender Sheriff und andere Details nicht so ganz da rein.) Dr. Edward Eischel träumt nicht nur ständig von tanzenden kleinen Mädchen in Zeitraffer, sondern auch von einem Wesen aus einer anderen Welt, dem er mittels der Gehirne seiner Patienten, Stromstößen und dem häßlichen Auswuchs auf dem Rücken eines der Inzestuösen den Übergang in unsere Welt ermöglichen will.
Diese Low Budget-Produktion umgeht die Hürden des Amateur-Looks, indem sie sich höchst stilisiert präsentiert, über die meiste Zeit in Schwarz-Weiß, mit schnellen Farbeinschnitten und auch etwas längeren bunten Passagen. Nach zehn Minuten dachte ich ja, wenn das so weitergeht, dürfte der Film mir bald auf die Nerven gehen. Stattdessen schwenkte man aber zu einer langsameren Erzählweise und nervte damit nicht mehr, langweilte aber schon ein wenig, weil Plotaufbau, Dialoge und Darsteller nicht so wirklich überzeugen können. Ich bin in der Tat kurz weggenickt, was aber auch ganz gut zu Titel und Thema des Films paßt. Das Ende ist jedenfalls wieder durchaus passabel geraten und überrascht mit durchaus der Atmosphäre dienendem Gore und anständigen Spezialeffekten. Die Macher haben From Beyond bestimmt mehr als einmal gesehen. Im Rahmen der jüngsten Lovecraft-Verfilmungen (im Abspann steht übrigens 2004, scheinbar hat das mit der Veröffentlichung etwas gedauert) würde ich das Ganze oberhalb von Shunned House platzieren, aber weit unter Call of Cthulhu.
#533
Geschrieben 06. April 2007, 16:11
GB / USA 2006 Regie: Alfonso Cuarón
Endlich mal wieder ein richtig düsterer Science Fiction-Film, der sich nicht überstilisiert an futuristischen Gadgets aufhält, sondern angenehm ungemütlich daherkommt und mit zahlreichen atemberaubenden Plansequenzen den in den letzten Jahren beliebten Schnittgewittern eine andere Form der Dynamik entgegensetzt. Ähnlich wie bei 28 Days Later erinnerte mich das Setting und der Handlungsverlauf an John Wyndhams "Day of the Triffids", ein dem Untergang geweihtes London als Ausgangssituation mit anschließender Landflucht voller Gefahren. Die Prämisse sind hier keine Mörderpflanzen oder Untote, sondern die Unfruchtbarkeit der Menschheit und die daraus resultierend im Chaos versinkende Zivilisation. Wo bei Wyndham noch die Natur des Menschen im Vordergrund stand, gesellen sich hier zahlreiche politische und religiöse Motive zur Dystopie hinzu. Auf die messianische Symbolik zum Ende hin hätte ich verzichten können, aber ansonsten gibt es an diesem rasanten, fantastisch fotografierten Ritt durch eine graue und dreckige Zukunft kaum etwas auszusetzen.
#534
Geschrieben 07. April 2007, 23:34
Italien / Frankreich / Türkei 1983 Regie: Antonio Margheriti
Gebt mir den gelbhaarigen Mann und das Zeichen, das er trägt! Reb Brown ist zu Steinzeiten ein rechter Herzensbrecher, der auch gut auf die Fresse geben kann. Doch bevor man sich in der Prähistorie zurücklehnen möchte (das hohe Tempo der Geschehnisse verhindert das Einschlafen – Keine Atempause, Geschichte wird verfälscht) kommt da plötzlich ein Twist, und wir sind in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit! An der Menschheit an sich scheint sich aber über all die Jahre nichts verändert zu haben. Nur der Typ im schwarzen Kostüm mit dem schweren Atem war vorher scheinbar noch nicht da. Du verdammter Affenschädel!
Das bunte Treiben des Gelbhaarigen und seiner Freunde ist an manchen Stellen angenehm bescheuert, vor allem aber verschwendet der Film kaum Zeit mit unnützen Dialogen oder professioneller Schauspielerei. Ansonsten ist Margheriti beileibe kein Anfänger oder Stümper und weiß schon, wie man bei bestimmten Szenen die Kamera am effektivsten platziert oder Sequenzen wie eine Überflutung effektiv montiert. Die Wüstengebilde sind ebenso durchaus beeindruckend. Die Synchro kann dann und wann auch mal ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. An alle Androiden: Der Kampf beginnt!
#535
Geschrieben 09. April 2007, 00:24
USA 1933 Regie: Norman Z. McLeod
Nachdem der Film an der Kinokasse ziemlich gefloppt war, hat die Paramount (die danach beinah pleite ging, aber von zwei Mae West-Vehikeln wieder aufgepeppelt wurde) ihn wohl in ihren Giftschrank gesperrt, und bislang von einer Veröffentlichung auf VHS oder DVD abgesehen. Im Nachhinein erscheint das kommerzielle Scheitern des Films recht offensichtlich: Es bringt nichts, zahlreiche Stars an Land zu ziehen, wenn man diese im Film unter bizarren Kostümen und Make-Up höchstens über die Stimme identifizieren kann. Schön, daß im Vorspann schon ausführlich gezeigt wird, welcher Darsteller welche Rolle spielt, denn erkennen würde man z.B. Cary Grant als "mock turtle" nicht so ohne weiteres. W.C. Fields als Humpty-Dumpty kann zwar seine feine Stimme einsetzen, seine einzigartige Mimik aber nicht. Am lustigsten ist noch Gary Cooper als weißer Ritter, der ständig vom Pferd fällt, denn bei dem haben sie das Makeup nicht ganz so dick aufgetragen. Es bleibt freilich ein interessanter Film: Zwar wirkt Alice hier ein wenig unangenehm amerikanisiert, aber die wilde Vorlage kann selbst eine renommierte Produktion mit ordentlich Budget wie diese hier zur Anarchie treiben. Die Geschichte von "Walroß und Zimmermann" wird zum Beispiel als Animation gezeigt, ausgeführt vom Max Fleischer-Studio, das für seine stellenweise sehr surrealen Cartoons bekannt ist. Nimm das, Kill Bill! Die Sets von William Cameron Menzies sehen größtenteils auch fabelhaft aus, haben aber hier und dort einen kleinen Hauch Provinzbühne. Bei der Gestaltung hat man sich sonst stark an die berühmten Illustrationen von John Tenniel angelehnt. Es ist schon eine reichlich bizarre Angelegenheit, neben den Erwähnten kommen noch zahlreiche weitere Stars vor, viele aus der Stummfilmzeit und Baby LeRoy, einer der jüngsten Hollywood-Aussteiger. Wer immer schon mal Cary Grant als aufrecht gehende Schildkröte, die ein Lied über schöne Suppe singt, sehen wollte, hat hier die Gelegenheit. Er macht seine Sache übrigens sehr gut, und hätte auch ohne weiteres den Dachspolizisten oder die Erdnuß in Kure kure takora spielen können.
#536
Geschrieben 09. April 2007, 23:53
Texas 1966 Regie: Harold Hoffman
"Shut up! You're evil!"
Beim ersten Hochzeitstag schenkt sie ihm die schwarze Katze, die er Pluto nennt. Beim zweiten Hochzeitstag ist der nette Ehemann und Schriftsteller schon ein ganz anderer Mensch, ständig besoffen, prügelt sich, tanzt zu Rock'n'Roll und entdeckt seine sadistische Ader, schneidet dem Kater ein Auge raus und elektrokutiert (gibt's das Wort? Jetzt schon.) das arme Tier kurze Zeit später...
Wider Erwarten hält man sich hier fast schon Buchstabengenau an die Vorlage (was aber nicht davon abhält, den Namen des Dichters im Vorspann auf beliebte Art und Weise falsch zu schreiben), und wirft nur ein paar periphere Elemente zwecks Modernisierung ein. Eins davon ist – Rock'n'Roll! Die Weißbrot-Kapelle "The Scotty McKay Quintet" geht schon gut ab, wenn sie "Bo Diddley" oder Chuck Berrys "Brown Eyed Handsome Man" in einem Mordstempo covern. Bei einem anderen Song tragen sogar alle Bandmitglieder Augenklappen. Der Mob tanzt dazu keineswegs klassischen Rock'n'Roll, das sieht schon fast nach Pogo aus, vor allem, wenn unser besoffener Held daran teilnimmt. Leider sind die beiden Hauptdarsteller ansonsten eher zum Weglaufen, das wird vor allem dann deutlich, wenn sie heftige Emotionen vortäuschen. Dafür hat der Film jedoch einige recht brauchbare Kamera-Experimente und zwei für die Zeit heftige Splatterszenen, die ihn einst berüchtigt machten. Die zweite kam mir sofort bekannt vor, war doch ein Standbild davon auf der "Inside my Brain"-EP der Angry Samoans, und auch auf irgendeiner Platte von Anti-Pasti, wenn ich mich recht erinnere. Womit wir wieder beim Rock'n'Roll wären, der diesen Film durchaus gerettet hat. Das knackige Surf-Instrumental, das jedesmal ertönt, wenn der Protagonist in seinen Sportwagen steigt, sei auch noch lobend erwähnt.
#537
Geschrieben 16. April 2007, 20:42
Spanien / Deutschland 1970 Regie: Jess Franco
Die junge Eugenie wird von Bekannten zu einem langen Wochenende auf einer schnieken Insel eingeladen. Ihre erotischen Fantasien decken sich aber nicht ganz mit denen der Gastgeber...
Man hätte den Franco ja ruhig öfter mal was in Scope machen lassen können, denn teilweise bringt er hier ganz tolle Sachen zustande. Manchmal ist es auch etwas unscharf und sieht nicht unbedingt nach Absicht aus, aber das weiß man bei Jess ja nie so ganz genau. Jack Taylor finde ich dufte, und so macht es mir auch nichts, ihm längere Zeit dabei zuzusehen, wie er einen Vorhang auf und zu macht und sonst eigentlich nicht viel passiert. Der kürzlich verstorbene Herbert Fux mit Bischofsmütze ist ebenso immer willkommen und auch den Damen sieht man gerne zu. Nach dem bekannten Blutsauge-Burschen erbt Christopher Lee hier noch einen weiteren beliebten Teil der Lugosi-Karriere: Kaum im Film vorkommen, aber finster zum Fenster hineinschauen und mal was vorlesen. Das Ganze im fein psychedelisch angehauchten Look mit einem tollen Bruno Nicolai-Score, der allerdings bei den Nacktszenen ein bißchen zu lustig klingt, was der traumähnlichen Atmosphäre ein wenig schadet. Ist aber nicht schlimm, denn auch so bleibt noch ein äußerst schicker Film über, der mir viel Spaß gemacht hat.
#538
Geschrieben 22. April 2007, 00:10
Deutschland / Frankreich 1979 Regie: Peter Fleischmann
Zunächst wird versucht, die Todesfälle geheimzuhalten: Man geht von einem Virus aus, der im Hamburger Hafen eingeschleppt worden ist, die Infizierten benehmen sich zunächst merkwürdig, kippen dann plötzlich um, rollen sich in Embryonalhaltung zusammen und sterben. Ein Gerontologie-Professor hat seine Zweifel, ob mit einer Impfung die Krankheit aufgehalten werden kann. Als rigorose Quarantäne-Maßnahmen die Panik der Bevölkerung nur zu steigern scheinen, gelingt ihm die Flucht aus dem mittlerweile abgeriegelten Hamburg Richtung Süden, zusammen mit einem pragmatischen Frittenbudenbesitzer, einem renitenten Rollstuhlfahrer und der phlegmatischen Ulrike.
Den Film habe ich als recht junger Mensch zusammen mit den Eltern im Fernsehen gesehen und als sehr spannend und erschreckend in Erinnerung behalten. In der Beziehung funktioniert er auch jetzt noch, aber damals waren mir die vor allem in der zweiten Hälfte zahlreichen satirischen Merkmale wohl nicht aufgefallen, bzw. habe ich sie nicht als solche erkannt, und diese nehmen dem Film ein wenig seine anfänglich apokalyptische Stimmung und Bedrohlichkeit. Kritisieren könnte man auch den etwas übertriebenen Einsatz von sehr exzentrischen Figuren, aber dafür gibt es zahlreiche Details, die auch bei dieser Sichtung dafür gesorgt haben, daß mir ein paar mal der Mund staunend offen stand. Auf jeden Fall ein hochgradig origineller und eigenwilliger Film, der nicht nur in Deutschland seinesgleichen sucht, und für seine Entstehungszeit sowohl visuell als auch dramaturgisch erfrischend radikal vorgeht. Wobei er freilich in seiner zusätzlichen Eigenschaft als Roadmovie von Hamburg bis ins tiefste Bayern ziemlich auf Deutschland zugeschnitten ist, und im Ausland wahrscheinlich eher auf Unverständnis stößt. Nicht zu vergessen aber die interessante Besetzung des Rollstuhlfahrers durch Fernando Arrabal, der in einer denkwürdigen Party-Szene auch mal ordentlich Panik-Theater macht. Den Langhans habe ich mit kurzen Haaren und ohne Brille gar nicht erkannt. Die sympathische Darstellerin der hübschen, schweigsamen Ulrike, Carline Seiser, war vorher in einem Tatort und sonst leider nirgendwo mehr.
Vielleicht nicht ganz das beeindruckende Erlebnis, daß ich bei der Erstsichtung vor vielen Jahren gehabt habe (die auch wesentlich näher an der Entstehungszeit des Films lag), aber doch eins, das sich voll und ganz gelohnt hat. Dieser Filmtagebucheintrag wurde durch den Außenseiter ermöglicht. Vielen Dank dafür!
#539
Geschrieben 24. April 2007, 22:59
USA 2005 Regie: Tim Sullivan
War ich zunächst ein wenig abgeschreckt von der Teeniefizierung des Stoffes, entwickelte sich das Ganze dann doch zu einer relativ unterhaltsamen Angelegenheit. Für aktuelle Verhältnisse ist der Gore-Gehalt relativ hoch, aber im Vergleich zum Original fällt der Film dann doch eher harmlos aus. Für meinen Geschmack leider alles etwas zu glatt poliert, und auch wenn Englund und seine Filmfrau einen guten Job machen und es nette Cameos von Peter Stormare und Johnny Legend gibt, fehlt es ein wenig an skurrilen Charakterköpfen, die die Geschichte durchaus bereichert hätten. Vielleicht sollte man's beim nächsten Mal doch wieder den Meister selbst machen lassen, denn bei Blood Feast 2 hat das Barbecue wesentlich mehr Spaß gemacht.
#540
Geschrieben 25. April 2007, 22:52
GB 1952 Regie: Noel Langley
Mr. Pickwick ist ein etwas ungeschickter Mann, der kaum ein Fettnäpfchen auszulassen scheint, als er sich mit seinen Freunden vom Pickwick Club auf eine Reise quer durch England macht und dabei in einige höchst amüsante Verwicklungen gestrickt wird. Aber Mr. Pickwick hat dazu auch ein Herz aus Gold, und als er seinen ewigen Widersacher im Schuldnerhaus entdeckt, möchte er selbst diesem helfen.
Ein wundervoll warmherziger Film, der gleichsam von den liebenswerten Charakterdarstellern als auch der zeitlos-humanistischen Gesinnung der Geschichte zehrt. Das wird in meiner Rezeption noch dadurch potenziert, daß die zwar von sozialen Mißständen geprägte, aber doch irgendwie "gemütliche" viktorianische Ära hier durch "gutes, altes" Filmemachen noch eine zusätzliche nostalgische Verknüpfung erfährt. Neuere BBC-Verfilmungen von Dickens-Stoffen sind zwar häufig auch ohne Makel, aber so macht mir das Ganze noch mal doppelt Spaß. Und jetzt darf mir jemand in den Popo treten, weil mir die ganze Zeit nicht einfiel, woher ich den Darsteller des schüchternen Mr. Winkle in Liebesnöten kannte – James Donald hat freilich später in einem meiner Lieblingsfilme Quatermass and the Pit als Mathew Roney die Menschheit gerettet. Wie kann man so was vergessen!
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