The Room-Files
#1201
Geschrieben 06. Februar 2007, 18:31
Regie: Steven Spielberg
Liebes Tagebuch...
Oje, Steven Spielberg und Fernsehen - das gibt 'ne besonders familientaugliche Sache ab. Die erste Episode der fantastischen Geschichten spiegelt genau Steven Spielbergs damalige Ambitionen wieder. Happy Family und obwohl es ein bißchen gruselig sein soll, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß niemandem dabei auch nur ein Haar gekrümmt wird. Im Rahmen eines TV-Bildschirmes, und unter Berücksichtigung damit ein besonders breites Publikum erreichen zu können, übertritt dieser Kurzfilm schnell die Schwelle des pathetischen Kitsches und man möchte gar nicht im Traum daran denken, wie unerträglich „E. T. - Der Außerirdische“ geworden wäre, wenn Spielberg ihn fürs Fernsehen produziert hätte.
Ein alter Mann kehrt auf das Grundstück seiner Jugend zurück. Einst schlief er dort auf den Gleisen einer alten Eisenbahnlinie ein und verursachte dadurch eine gewaltige Entgleisung des erst heranrauschenden und dann vollbremsenden Zuges. Damals waren alle bis auf ihn tot, aber glücklich und warmherzig vereint im „Ghost Train“. Am Tage seiner Rückkehr nimmt sich der alte Mann vor, den Zugführer diesmal nicht zu einer Vollbremsung zu animieren und er will endlich das Ticket einlösen, daß er sich vor 75 Jahren gekauft hat. Dumm nur, daß sein Sohn ausgerechnet auf den ausrangierten Gleisen sein neues Haus gebaut hat. „Poltergeist“-ähnlich rast der Zug ins Wohnzimmer des Sohnes und sein Vater kann endlich mittels übergeben der Fahrkarte den Fluch des Geisterzuges brechen. Alles untermalt von John Williams’ triefender Gutmenschlichkeitsmusik. Das ist ein klein wenig bißchen zuviel des Guten.
Freitag, 05.01.2007/10:15 - 10:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1202
Geschrieben 20. Februar 2007, 10:15
Regie: Alejandro González Iñárritu
Liebes Tagebuch...
„21 Gramm“ präsentiert sich seinen Zuschauern als anfänglich nur schwer durchschaubares Puzzle aus dem sich langsam eine rote Linie als Handlungsfaden herauskristallisiert, die aber stetig nach vorne und hinten in Richtung Vergangenheit und Zukunft ausschlägt und somit Erklärungen bereithält die das Geschehen untermauern und einen Einblick in noch kommende Ereignisse gewährt. Dadurch entsteht eine äußerst reizvolle Mischung, die auffordert die ganze Dramatik genau zu verfolgen und neugierig darauf macht, endlich den kompletten Überblick über die einzelnen sich verstrickenden Episoden zu erhalten.
Sicher bleibt es fraglich, wie realistisch es ist, daß sich ein ganzes Füllhorn an Tragödien über die hier auftretenden Charaktere entleert, aber Iñárritu kaschiert diese Tatsache mit guten Darstellern, viel innerer Spannung und oben schon erwähnten sehr ansprechenden Erzählstruktur.
Freitag, 05.01.2007/12:35 Uhr - 14:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1203
Geschrieben 20. Februar 2007, 10:17
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Jetzt, mit neuem Fernseher und großem Bildschirm war die Zeit endgültig gekommen um Peter Jacksons Monumentaltrilogie einmal als das zu sehen, was sie wirklich darstellt: Ein großes Ganzes. Förderlich war hierbei sicher auch die Tatsache, daß ich Urlaub hatte und man sich so drei vierstündigen Filmen problemloser widmen kann, ohne in größere Zeitschwierigkeiten zu kommen.
Die paar Male, die ich den ersten Teil zu zuvor sah, waren immer durch die unterschiedlichsten Reaktionen auf ihn geprägt. Im Kino fand ich „Die Gefährten“ absolut umwerfend. Das erste Mal auf DVD fiel die Bilanz doch etwas nüchterner aus. Ein ewiges hin und her war die Folge, dann kam eine längere (dreijährige) Pause und nun das Wiedersehen, daß ich abschließend fast genauso begeistert bewerten möchte wie den damaligen Besuch im Kino, Weihnachten 2001, als ich beim ersten Schnee noch 30 Kilometer einfach fahren mußte um das Lichtspieltheater meiner Wahl besuchen zu können.
Peter Jackson schuf mit dem ersten Teil von „Der Herr der Ringe“ ein bezaubernd schönes, ja magisches Filmwerk, daß nicht nur sehr gut gemacht sondern gespickt mit hervorragenden Ideen und liebevollen Gimmicks ist, daß am Ende mehr als nur ein Epos herauskommt. Daß sich das Finale dann doch etwas arg in die Länge zieht und der Abspann absolut einschläfernd ist, solange man selber nicht drinnen steht, fiel bei dieser Sichtung kaum ins Gewicht.
Freitag, 05.01.2007/18:40 Uhr - 22:20 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1204
Geschrieben 20. Februar 2007, 10:19
Regie: Franz-Josef Gottlieb
Liebes Tagebuch...
Mit dieser reichlich wirren Verfilmung sprang Artur Brauner auf den Zug der damals wie Pilze aus dem Boden sprießenden Edgar-Wallace-Kinomagneten auf. Ein Spross des chinesischen Königshauses, der sich gerne ein klein bisschen wie Adolf Hitler in Szene setzt (theatralisch: Pinkas Braun), will mit Hilfe der Skulptur der gelben Schlange seine Landsleute zur Revolution in seiner Heimat überzeugen und sich selbst dadurch auf den Thron von China und schlussendlich der ganzen Welt verhelfen. Jedoch hat er die Rechnung ohne seinen couragierten Halbbruder (gewohnt heldenhaft: Blacky Fuchsberger) und dessen Antiquitätenfreund (gewohnt tollpatschig: Eddi Arent) gemacht, die alles daran setzen, ihm die Gelbe Schlange abtrünnig zu machen.
Wahrscheinlich lag es mal wieder an der inhaltlich ziemlich ausladenden Vorlage von Edgar Wallace, die einem den Durchblick auf den gesamten Umfang der Geschichte anfänglich verwehrt. Zwar werden mit Sätzen wie „Willkommen, Halbbruder“ oder „Ich bin deine Tochter und sie ist nur deine Nichte“ schnell einige Personenkonstellationen auf ziemlich platte Art und Weise klargestellt. Trotzdem muß man sich als Zuschauer durch ein eher unsauber ausgearbeitetes Namensdickicht kämpfen. Weiter muß man sich mit zwei Vaterfiguren (Werner Peters/Fritz Tillmann) abkarpfen, die mit Verhinderung des Bankrotts und Aufrechterhaltung der Familientradition eine inhaltlich kaum gedeckte arrangierte Hochzeit planen.
Während die Geschichte also gerne in unsinnige Nebenhandlungen abtaucht, können wenigstens ein paar nette Regieeinfälle überzeugen. Sehr modern wirkt da zum Beispiel das Auftauchen des Filmtitels, was erst am Ende des Vorspanns geschieht oder das Verfolgen der Szenerie aus der Sicht einer Standuhr. Bei Zemeckis hätte sich dann während der Einstellung die Kamera noch um 180 waagrechte Grade gedreht und die Uhr selbst wäre in Erscheinung getreten.
Sonntag, 07.01.2007/11:55 - 13:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1205
Geschrieben 20. Februar 2007, 10:21
Regie: Andrew Adamson, Vicky Jenson
Liebes Tagebuch...
Aus der Situation heraus entstand ein lustig buntes „Shrek“-Double-Feature und wieder Mal stellte sich heraus, daß dieser Film von so vielen irren Einfällen am Laufen gehalten wird, daß selbst die fahrig und zu Beginn teilweise holprig schnell erzählte Handlung, den Zusehspaß nicht mal einen Wimpernschlag lang mindern kann.
Die Animation bleibt, gemessen an ihrem „Alter“, weiterhin spektakulär und die Vielzahl an lustigen, schwarzhumorigen oder einfach nur verrückten Ideen, gepresst in 80 Minuten, sorgt für beste, ja fast königliche Unterhaltung. Sicher, beim Animationsfilm stehen einem alle Türen offen und fast alles ist machbar. Da ist jede Sekunde fest geplant, punktgenau am Reißbrett entworfen und jede Aktion wurde tausend Mal durchdacht und getestet. Eigentlich müßte das eine sterile Perfektheit ohne Charme und Leben ergeben. Doch genau das Gegenteil trifft ein, was sicherlich auch kalkuliert war, dem Zuschauer aber nicht weh tut, wenn er es merkt.
Sonntag, 07.01.2007/21:30 - 22:55 Uhr (zum wiederholten Mal gesehen)
#1206
Geschrieben 20. Februar 2007, 10:22
Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon
Liebes Tagebuch...
„Shrek“ geht in Runde zwei. Nicht minder originell, nicht minder witzig und an der Story gemessen sogar weitaus besser ausgearbeitet. Nur geht ihm etwas das Unikatsfeeling ab, was ja originalgetreue Fortsetzungen gerne mit sich bringen. Außerdem wirkten die Krawallszenen im ersten Teil (die Flucht von der Burg, zum Beispeil) nicht so aufgesetzt wie hier der Tumult, der beim Verlassen der Zaubertrankfabrik der Guten Fee vom Zaun gebrochen wird. Sonst bleibt alles perfekt und publikumswirksam vom Scheitel bis zur Sohle, was abermals einen unglaublich hohen Unterhaltungswert zu Tage bringt.
Sonntag, 07.01.2007/23:15 - 00:40 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#1207
Geschrieben 26. Februar 2007, 21:40
heute ist es an der Zeit Dir nachträglich ganz herzlich zu Deinem vierten Geburtstag zu gratulieren, welchen Du am 23.02.2007 gefeiert hast. In diesen vier Jahren gab es bis zum 23.02.2007 beachtliche 1239 Filme, die eingetragen werden wollten.
Die Statistik:
Jahr 1: 348 Filme;
Jahr 2: 347 Filme:
Jahr 3: 287 Filme;
Jahr 4: 257 Filme;
Schon wieder ist der Konsum drastisch gesunken. Das ist eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes, wenn Du mich fragst, liebes Tagebuch. Aber Du fragst mich ja nicht.
Der Grund: Noch mehr Fernsehen, noch weniger Zeit. Der Lauf der Dinge ist nicht aufzuhalten, aber trotzdem freue ich mich auf ein weiteres Jahr, hoffentlich wieder mit vielen neuen und alten filmischen Begegnungen...
Weiter geht’s, wie im letzten Jahr auch, mit den letzten, leider auch vielzahligen noch vorgeburtstagslichen Einträgen, an deren Datierung man erkennen kann, daß ich ganz böse im Rückstand bin:
„Charlie and the Chocolate Factory“ (USA 2005), DVD (Warner);
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Tim Burton zaubert, stößt aber auch schnell an die Grenzen der Buchvorlage von Roald Dahl, die offensichtlich nicht mehr als moralische Belehrungen zu bieten hat und erklären will, wie man sich als ordentliches Kind in der Welt der Erwachsenen zu verhalten hat. Um dies zu übertünchen zaubert Tim Burton ein großes Effektspektakel, vielleicht ein etwas zu großes Effektspektakel, daß irgendwie nicht dem entsprechen will, was man von dem Regisseur in erster Linie erwartet hätte. Immerhin springt Johnny Depp in der Hauptrolle von einem darstellerischen Höhepunkt zum nächsten und auch sonst hält der Film zu viele zauberhaft schwarzhumorige Details parat, so daß die zu kritisierenden Elemente deutlich abgeschwächt werden, so daß ich diese zu kritisierenden Elemente trotz meiner kritischen Haltung nicht übermäßig bewerten möchte.
Dienstag, 09.01.2007/15:40 - 17:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1208
Geschrieben 26. Februar 2007, 21:59
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Auch wenn der Film die Geschichte des ersten Teils stetig vorantreibt, hat er es trotz meisterlicher Regie und großartiger Trickaufnahmen deutlich schwerer, denn die Messlatte ist durch den ersten Teil extrem hoch angelegt. Auch weist der Film unübersehbare Längen auf, denn trotz einer pompösen Schlacht, die zum Bauklötze staunen verleiten läßt, und der Vorstellung der faszinierenden Figur des Gollum, muß sich der Film mit den Regeln einer Fortsetzung herumschlagen, die auch bei einer als Trilogie angelegten Erzählung so natürlich auftreten wie Schwerkraft bei einem abstürzenden Apfel. So stellen Die zwei Türme trotz ihrer unbestreitbaren Qualität doch nur das Vorglühen und die vorstürmliche Ruhe mit Blick auf das große Finale dar, in das sich auch 1 a „Fluch der Karibik II“ einreihen darf.
Mittwoch, 10.01.2007/18:45 - 22:25 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1209
Geschrieben 05. März 2007, 19:12
Regie: Helmut Weiss
Liebes Tagebuch...
Einer der ganz großen Filmklassiker, die einem noch zur Prime Time eines großes Senders begegnen können - wahrscheinlich sogar der Letzte. Und nur der Ton des über 60 Jahre alten Filmes offenbart den so umtriebig an der Zeit nagenden Zahn.
Der Film zeugt von großer Fantasie. Damals bot er den kriegsgeschüttelten Zuschauern die Flucht vor der grausamen Realität. Aber auch heute noch kann man noch schwelgerisch von der heilen Welt träumen, deren Eindruck oftmals die Jugend vermittelt, wenn man diese aus einem gewissen Abstand heraus betrachtet. Das Ergebnis ist pure Kinomagie. Nicht kitschig, sondern bodenständig gibt sich „Die Feuerzangenbowle“, womit sich der Zuschauer viel leichter und auch viel lieber identifizieren läßt. Tatsächlich ist die Popularität des Filmes letztendlich auch die Initialzündung für die vielen Pennälerkomödien der Sechziger und Siebziger Jahre gewesen, die qualitativ vollkommen anders in Erscheinung treten und denen die Wehmut, die die „Feuerzangenbowle“ in den Herzen ihrer Zuschauer weckt, vollkommen abgeht, was sie nicht umgehend schlechter, aber auf eine andere Art und Weise gut erscheinen läßt.
Der Film steht und fällt, trotz des guten Ensembles, natürlich durch Heinz Rühmann, der neben der Hauptrolle auch die treibende Kraft und den Ruhepol darstellt, der es schaffen konnte in so extrem schlimmen Zeiten einen so unbedarft und leichtfertig wirkenden Film herzustellen, der so viel mehr ist als nur gute Unterhaltung.
Freitag, 12.01.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum wahrscheinlich vierten Mal gesehen)
#1210
Geschrieben 05. März 2007, 19:12
Regie: Joe Johnston
Liebes Tagebuch...
Das mehr als notdürftig zusammengeschusterte Drehbuch dient einzig und allein nur als Alibi für eine stete Abfolge von selbstzweckhaften Special-Effects-Einlagen, von denen weder die computergenierten noch die animatronischen Effekte überzeugen können. Der Film bewegt sich um ein vielfaches hinter „Jurassic Park“ und auch die nicht im PC entstandenen Riesenspinnen sind ein technisches Trauerspiel (vergleichbar mit den fulcifressenden Achtbeinern aus „Geisterstadt der Zombies“).
Hinzu kommt die grauenhafte Dramaturgie, die die Jumanji-Spieler nach jedem Zug erst Mal flüchten und sich danach aus den Augen verlieren läßt. Sinn und Zweck des Spiels „Jumanji“ selbst findet kaum Erklärung. Der Film ist eindeutig an seiner Erwachsenen-Zielgruppen vorbeiproduziert wurden und nur die kleineren Zuseher werden Gefallen an der öden, spannungs- und humorfreien Geschichte finden. Positiv kann man hierbei nur das runde, wenngleich auch überkitschige Ende hervorheben.
Überdies kam es mir so vor, als würde ich einen Film von Chris Columbus sehen, laß aber in einer Werbepause im Videotext nach, daß es doch Joe Johnston war, der später mit „Jurassic Park III“ immerhin einen echt unterhaltsamen Popcorn-Knüller vorweisen konnte. Jedenfalls hat sich Robin Williams, ähnlich wie Steve Martin, mit Kasperletheaterfilmen wie diesem, seinen guten Ruf als Komiker verbaut und konnte nur noch/immerhin in ernsten Filmen überzeugen. Den Verlust eines guten Komödianten hat man trotzdem zu beklagen.
Samstag, 13.01.2007/20:15 - 22:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1211
Geschrieben 05. März 2007, 19:13
Regie: Sergio Martino
Liebes Tagebuch...
Ein Videoabend, dessen Einladung mit einer angekündigten Überraschung verbunden war. Die Überraschung war ein großer weißer Fleck im Format von 1,85:1 auf einer ehemals noch vollkommen roten Wand. Diesem weißen „Fleck“, dessen Größe ich in Quadratmetern nur schwer umschreiben kann, dem aber ein ganzes Bücherregal gewichen war, stand ein kleines unscheinbares Kästchen gegenüber, daß vor dreißig oder vierzig Jahren noch Diaprojektor genannt wurde und heute auf den Namen Beamer hört und auf unverschämt gute Art und Weise bewegte Bilder an die Wand werfen kann. An jenem Abend bewegte blutige, auch leicht anzügliche Bilder, die dem wunderbaren Film „Torso“ von Sergio Martino entstammen. Ja, man gewöhnt sich schnell an dieses kinoähnliche Feeling. Beziehungsweise, man könnte sich schnell daran gewöhnen. Gut, daß ich im Augenblick keine ganze Wand frei habe und so handern müßte, ob es richtig war, daß ich mir einen neuen Fernseher angeschafft habe.
„Torso“ ist ein tolles Werk. Die Erzählung der Geschichte läuft alles andere als reibungslos ab. Das liegt vor allem an Sergio Martinos Bemühungen, seinen Film möglichst kunstfertig und gleichsam spekulativ zu gestalten. Die Logik bleibt somit weitestgehend auf der Strecke und erst im großartigen, weil übermäßig langen Finale fügen sich viele der lose aneinandergereihten und unsinnig erscheinenden Details zusammen und gewähren dem Zuschauer spät aber befriedigend den anfangs sehr stiefmütterlich behandelten Durchblick.
Sonntag, 14.01.2007/18:30 - 20:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1212
Geschrieben 05. März 2007, 19:13
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Aber so ein Beamer kann auch nicht alles. Zum Beispiel kann er nicht die Enttäuschung mindern, die einen befällt, wenn man einen Film im Kino so großartig fand, daß man in einem Rauschzustand den Saal verlassen hat. So geschehen beim Audition-Filmfest in Stuttgart, wo ich „Shiver of the Vampire“ zum ersten Mal gesehen habe und wo mich die Schlußszene regelrecht umgehauen hat. So hat sich in den vergangenen zwei Jahren in meinem Gedächtnis das Erleben dieser Szene so fest eingebrannt, daß ich nun feststellen mußte, daß mir bei dieser zweiten Sichtung alles viel unspektakulärer und nüchterner erschien, als es mir meine Erinnerung vorgaukelte. Eigentlich ein altbekannter Effekt, aber ich werde nicht müde, es immer und immer wieder zu erwähnen, wenn ich in eine Situation wie diese gerate. Wohl wissend, daß bei einer dritten Sichtung der alte Glanz von früher wieder zu Strahlen beginnt. Auch das ist mittlerweile ein altbekannter Effekt - glücklicherweise!
Nun aber ehrlich, die Enttäuschung über „Le Frisson des vampires“ hielt sich wirklich in Grenzen. Dieser knallbunte und trotzdem - typisch Rollin - karge Vampirfilm ist ein schönes Beispiel für andersartiges Kino. Horrortrash für Intellektuelle, vielleicht. Vielleicht aber auch nur eine Umsetzung einer großen und vor allem unheimlich egoistischen, vollkommen eigenwilligen Vision eines Regisseurs, an dem alle Regeln der Kommerzialität abprallen - und das in einer Zeit in der mit nackter Haut, Blut und Gewalt die Kommerzialtät neue, ungeahnte Wellen schlug (wodurch sich vielleicht auch ein paar Groschen mit, sich als anspruchsvoll entlarvenden Genrefilmen verdienen ließ).
Sonntag, 14.01.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1213
Geschrieben 08. März 2007, 20:22
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Mit der Rückkehr des Königs legt Peter Jackson einen großartigen Abschluß seiner „Herr der Ringe“-Trilogie hin. Vielleicht aber kommt es mir auch nur so großartig vor, weil damals im Kino die Begeisterung eher verhalten ausfiel, nicht weil mir der Film nicht gefallen hätte, sondern eher, weil ich ob der großen Opulenz der beiden Vorgängerfilme etwas übersättigt war.
Jetzt aber schlummerte die DVD zwölf Monate ungesehen im Regal vor sich hin und ihr Inhalt für mich wie roter Wein langsam aber stetig gereift um perfekt während des zeitreichen Urlaubs auf dem großen TV-Bildschirm entkorkt werden zu können. Endlich konnte ich auch die Chance nutzen, zu sehen, wo es Saruman hinverschlagen hat. Wie schon bei „Episode III“ hat Christopher Lee nur einen relativ kurzen Auftritt, hier gepaart mit einem kräftigem Abgang. Ich habe schon vermutet, daß Saruman recht schnell die Bildfläche verlassen wird, sonst hätte man ihn in der Kinofassung nicht so leichtfertig außen vor lassen können.
Der Film fasziniert. Die im ersten Teil angesammelte Kraft hält weiter an, die im zweiten Teil dazugestoßenen Charaktere reifen und fügen endlich reibungslos in die Geschichte ein. Auch gibt es wieder eine Schlacht. Monströs und bombastisch kommt diese daher. Zwar könnte man sagen, daß es wieder nur eine Schlacht ist, eine Schlacht, wie wir sie schon ähnlich im zweiten Teil gesehen haben. Dafür sehe ich aber, ehrlich gesagt keinen Grund. Mein Verstand sagt, ich müßte einen sehen. Mein Gefühl aber ließ sich von dem gewaltigen Getöse und der noch mal gesteigerten Intensität umgarnen. Mir liegt ein rundum gelungener Film zu Füßen, dessen Finale, lange hat’s gedauert, in Sachen Aktion, Spannung und Nervenkitzel keine Wünsche offen läßt. Der Schlussakt ist mitreißende, brachiale Lawine, so fesselnd wie nur wenige Enden in der Filmgeschichte.
Montag, 15.01.2007/19:15 - 23:15 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1214
Geschrieben 08. März 2007, 20:22
Regie: Christopher Nolan
Liebes Tagebuch...
Christopher und Jonathan Nolan verhielten sich beim Schreiben des Buches offensichtlich genau so wie bei „Memento“. Am Anfang steht ein perfekt ausgearbeitetes Ende, daß sie dann zielgerichtet zurückentwickeln, verpacken, verdecken und verstecken, bis am Ende ihrer Arbeit ein verschlungener, geheimnisvoller und vor allem unschuldiger Anfang steht, der einen als Zuschauer dann in eine Geschichte einführt, die mehr Überraschungen jenseits der standardisierten Plottwists bietet als man es sich hätte träumen lassen.
Ab hier: gefährliche Spoiler!
Es waren einmal zwei Zauberlehrlinge (Nein, nicht Harry Potter und Draco Malfoy) die an einem Strang zogen und wenig später merken, daß sie jeweils am anderen Ende stehen. Es entsteht eine innige Rivalität und das Streben der beiden Bühnenmagier nach dem jeweils besseren Zaubertrick. Als Zuschauer wird man ständig zwischen den beiden Illusionisten hin und her gerissen, da beide mit ziemlich harten Bandagen, will heißen mit äußerst fiesen Mitteln an ihren Konkurrenten herangehen. So muß man sich gar keine großen Gedanken machen ob man nun auf Hugh Jackmans oder Christian Bales Seite steht und kann sich voll und ganz auf die von Anfang an schwer durchschaubare Erzählstruktur konzentrieren, muß sich aber eingestehen, daß man stets aufs Neue eiskalt erwischt wird.
Bei beiden Figuren und deren Geschichte kam ich jedoch ins Grübeln. So habe ich zum Beispiel von Anfang an die Zwillingsgeschichte durchschaut (Hey, ich habe „Theater des Grauens“ gesehen!) und bin auch mit der Gegebenheit nicht ganz zufrieden, daß einer der beiden Magier tatsächlich mit übernatürlichen Mitteln hantiert. Ich denke doch, daß sich David Copperfields Aktionen doch auch irgendwie erklären lassen, denn darum geht es ja: Das Täuschen des Zuschauers mittels eines Tricks. Diesen zwei nicht voll zufriedenstellenden Aspekten stehen jedoch stets die Aufforderungen „Schau genau hin“ und „Der Zuschauer sieht immer nur das, was er sehen will“ gegenüber, was einem „Prestige - Die Meister der Magie“ nahezu unentwegt unter die Nase reibt. Also hab ich nur das gesehen, was ich sehen wollte, oder war ich doch ein Stückchen schlauer oder gar ein Stückchen dümmer? Und hier überholt mich der Film wieder und erstickt meine Flamme des Zweifelns mit seinem frei Haus geliefertem Intellekt. Der große Joker des Films ist die Tatsache, daß er immer einen Schritt weiter ist als sein Zuschauer. Dem Zuschauer bleibt also nicht die Zeit „Prestige“ zu hinterfragen - mir jedenfalls nicht. Das ist der große Vorteil des Filmes und das große Talent der Macher. Das fertige Ende, auf dem die Geschichte aufgebaut wurde. Vielleicht muß man sich den Film rückwärts anschauen...
Dienstag, 16.01.2007/20:40 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1215
Geschrieben 11. März 2007, 11:09
Regie: Robert Rodriguez
Liebes Tagebuch...
Nachdem ich diesen Film lange nicht mehr gesehen hatte, war die Freude über ihn umso größer als die mittwöchliche Videoabendwahl auf ihn fiel. „From Dusk till Dawn“ offenbarte eine immense Kraft an bösartig guter Unterhaltung. Eine harte Gangstergeschichte und dessen „Braindead“ huldigende Fortführung ließ ein großes Glücksgefühl entstehen. Die Diskussion darüber, wie gefährlich solche brutale Coolness für minderbemittelte Zuschauer sein kann, sei mal, so hart es klingt, dahingestellt beziehungsweise außen vor gelassen.
Es wäre mal interessant zu wissen, wie George Clooney heute über diesen Film denkt, der so ganz und gar nicht mehr in sein Beuteschema paßt. Robert Rodriguez und Quentin Tarantino hingegen dürften auch heute noch mit Freude an die Häufung so vieler Geschmacklosigkeiten und Provokationen zurückdenken in deren Mitte sie neben vielen anderen charmanten Darstellern auch George Clooney ihr Eigen nennen konnten.
Mittwoch, 17.01.2007/21:40 - 23:20 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#1216
Geschrieben 11. März 2007, 11:10
Regie: Peyton Reed
Liebes Tagebuch...
Der Orkan Kyrill hat den Zugverkehr in Deutschland lahm gelegt. So erreichte mich an jenem stürmischen Abend ein Anruf, daß meine Eltern auf dem Weg nach Hause nur bis zum Bahnhof und keinen Meter mehr weiter gekommen sind. Beim gemütlichen Einkaufsbummel in der großen Stadt haben sie weder gehört, daß Edmund Stoiber seinen Rücktritt angekündigt hat, noch daß der aufziehende Sturm dafür sorgte, daß nach und nach alle Bundesländer den Bahnverkehr einstellten. Es kündigte sich also unerwarteter Übernachtungsbesuch an - ausgerechnet an meinem vorletzten Urlaubstag. Am Ende dieser arbeitslosen Zeit sahen meine vier Wände nämlich noch ein weniger verwohnter aus als sonst. Ich hatte dreißig Minuten Zeit um wenigstens etwas für Ordnung zu sorgen. Es kam mir zwar vor, als würde ich nur sinnlos hin und herlaufen, aber als es an er Tür klingelte war der Tisch ein wenig sauberer, herumflackende DVDs auf dem Boden etwas weniger, ich etwas mehr geduscht und im Kühlschrank hatte ich noch ein Weizen für meinen Vater gefunden und im Wasserkocher einen Wärmflaschenfüllung für meine Mutter erhitzt.
Mit „Down in Love“ hat das nur so viel zu tun, weil ich den Film wählte um meinen Eltern noch einen einigermaßen schönen Abend zu bereiten. Der Film macht Spaß, spielt nett mit Anzüglichkeiten und dem gut eingefangenen Charme alter Doris Day und Rock Hudson Komödien. Auch wenn er mir manchmal ein wenig zu übermütig erschienen ist. Als nettes Häppchen für zwischendurch eignet er sich jedoch recht gut - auch für vorübergehend obdachlose Eltern.
Donnerstag, 18.01.2007/21:05 - 22:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1217
Geschrieben 11. März 2007, 11:11
Regie: Otto W. Retzer
Liebes Tagebuch...
Hotelcheftöchterlein unter Kannibalen!
Unsereins würde sich stunden-, tage-, ach, was sage ich, wochenlang das Gehirn zermartern, die Haare raufen und den Kopf an die Wand schlagen, bis einem so ein perfekt gequirlter Unsinn in Sachen Abgedroschenheit einfallen würde. Hier scheint es wie aus dem Handgelenk geschüttet, was mich persönlich etwas neidisch macht.
Michael Winter (Christian Kohlund) hat von seiner Tante die Führung ihrer exklusiven Hotelkette übernommen, was wohl auch bedeutet, daß Ruth-Maria Kubitschek keine Lust mehr auf gut bezahlten Arbeitsurlaub fernab der Heimat hatte. Dieses Mal verschlägt es ihn, samt seiner aufmüpfigen Tochter Leonie (Miriam Morgenstern) nach (Süd-?)Afrika, wo sich ein klischeetriefender Handlungsstrang an den anderen anschmiegt. Da wäre zum Bleistift noch Michael Winters (bester) Freund Frank (Michael Roll), der vor 5 Jahren seine Frau bei einem Autounfall verloren hat und dessen drei streicherprobten Kinder nun in Afrika für ihn nach einer neuen Frau und für sie nach einer neuen Mutter Ausschau halten. Diese finden sie in Gestalt ihres total supernetten Kindermädchens Rosa (Eva Habermann). Was die vier jedoch nicht wissen: Die blonde Schönheit ist eine Novizin, die in drei Tagen ein lebenslanges Gelübde ablegen wird, weil ihre Familie einst in der Schweiz bei einem Lawinenunglück ums Leben kann, was sie dazu trieb, nun im afrikanischen Nonnennirgendwo versauern zu wollen.
Weiter geht es mit Sandra Saarberg (Christina Plate), die in der Steppe ihren Ex-Mann (Sigmar Solbach) aufsuchen möchte, damit dieser endlich die Scheidungspapiere beim Notar Retzer unterschreiben möge. Weil ihr neuer „Du-liest-mir-jeden-Wunsch-von-den-Augen-ab“-Freund (Hary Prinz) ein gesichtsmäßer No-Name-Charakter ist, zeichnet sich schnell ab, wer am Ende allein da stehen wird.
Leonie hat derweil in der (Deutsch-)Afrikanerin Sunita (Dennenesch Zoudé) eine Verbündete gefunden. Zusammen mit ihr will sie ein (Raub-)Tiergehege samt Zuludorf vor einem drohenden Golfplatz retten, den der böse dreinblickende Mr. Goodman dort bauen will. Weil sie aber nicht auf ihren Vater hören mag, und nachts einfach raus geht, rast sie mit ihrem Auto, um einem Elöfanten auszuweichen, in ein Gebüsch. Gut das es die Zulukrieger gibt. Die retten nicht nur Passagiere aus abgestürzten Flugzeugen sondern auch verunglückte Hotelcheftöchterleins und setzen sie auf einen mit Faschingsfedern geschmückten Thron um danach in befremdlich wirkenden Verkleidungen um sie herumzutanzen - Parallelen zu Otto W. Retzers Kannibalenfilmerfahrungen würde ich als absolut rein zufällig beschreiben. Natürlich rettet Papa Winter seine Tochter. Und weil die Zulus so nett zu seiner Leonie waren und ihr sogar den Fuß verbunden haben, führt ein im Anschluß getätigtes alles klärendes Gespräch zwischen Michael Winter und seinem alten Geschäftsfreund Mr. Goodman zum einem wunderbaren, jeden zufriedenstellenden Kompromiss.
Heile dritte Welt!
Impressionen des pompösen Hotels wechseln sich im Sekundentakt mit imposanten Natur- und Tieraufnahmen ab, bis es vom Bildschirm nur so trieft. Das am Ende alles gut, wenn nicht sogar besser wird, wird nicht mal der ungläubigste Thomas von Beginn an verneinen können. So entstand vor beschämend luxuriöser Kulisse abermals ein höchst unterhaltsamstes Machwerk aus dem Hause Lisa-Film, welches sich so herzerfrischend dumm zeigt, daß es eine wahre Pracht ist.
Freitag, 19.01.2007/20:35 - 22:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1218
Geschrieben 12. März 2007, 20:18
Regie: Stanley Kubrick
Liebes Tagebuch...
Wie lange es doch manchmal dauert, bis man so einen bekannten Klassiker zu sehen bekommt. Nun ist’s aber vollbracht und viel Freude hat’s mir auch gemacht, auch wenn der Film zu Recht dafür sorgt, daß einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Daß Stanley Kubrick mit „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“ einen astreinen Klassiker schuf, steht heute fest, damals, als er produziert wurde, wohl noch nicht, denn dann hätte man dem Genie Kubrick sicher mehr Geld für bessere Tricks und flächendeckendere Umsetzung seiner Geschichte gegeben. Zuerst zu den Tricks: zumindest die Aufnahmen von den über Russland fliegenden Flugzeugen sehen charmant aus und lassen sich erst auf den zweiten Blick als Trick enttarnen. An anderen Stellen treten aber unübersehbare tricktechnische Mängel auf, ein Umstand der in „2001 - Odyssee im Weltraum“ glücklicherweise vollkommen ausgeräumt wird. Nun zu der Geschichte und zu den Löchern in ihr: An manchen Stellen holpert die Erzählung gewaltig, weil offensichtlich keine Mittel zu Verfügung standen, die Geschehnisse standesgemäß umzusetzen. Hier verweise ich auf den Angriff der amerikanischen Truppen auf ihren eigenen Stützpunkt, wo General Jack D. Ripper ähnlich schlimm hantiert, wie später HAL 9000 im Kosmos. Auch der Angriff der amerikanischen Truppen auf den russischen Atomstützpunkt und dessen Abwehrung kann leider nur mit großen Löchern in der Erzählung vonstatten gehen.
Dafür entschädigt aber der herrlich, nein göttlich spielende Peter Sellers, der in bester Klamauk-Manier bei fortschreitender Laufzeit in mehr und mehr Rollen schlüpft. Kubrick wagt den geistvollen Spagat zwischen Krawallhumor und intelligenter Satire und bedient sich dabei an Unmengen von unverschämt schwarzem Humor und läßt all das in einem Thema geschehen, in dem lapidare Witze eigentlich tabu sein sollten. Wenn man aber mit dem richtigen Händchen das nötige Quentchen Mut aufbringt und noch dazu mit Talent gesegnet ist, kann schon mal ein, wenn auch nicht perfekter Klassiker entstehen.
Sonntag, 21.01.2007/11:30 - 13:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1219
Geschrieben 12. März 2007, 20:19
Regie: Dani Levy
Liebes Tagebuch...
Schön, daß ich den Film völlig unvoreingenommen sehen konnte, auch wenn die kräftig gerührte Werbetrommel, was meist zu einem negativen Effekt bei mir führt, nicht unbemerkt an mir vorüber gegangen ist. Könnte auch daran liegen, daß man meist nur ablehnende Stimmen zu dem Film gehört und gelesen hat.
Hier nun meine völlig unvoreingenommenen Bemerkungen zu „Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“:
Sich dem Thema Adolf Hitler und dessen letzte Stunden im Führerbunker auf komödiantische Art und Weise zu nähern stellt sicher kein leichtes Unterfangen dar, aber Dani Levy tat dies auf behutsame Weise und so schlägt der Film doch eher leisere, tragikomisch angehauchte Töne an - im Stile von „Das Leben ist schön“ oder ähnlichem. Die Geschichte vom jüdischen Bühnenkünstler der Hitlers Schauspiellehrer wird ist schön bizarr und Dani Levy verfällt nur selten der Versuchung, sich in klamaukige Abgründe herunterzulassen. Böse und angenehm kleinlaute Scherze dominieren das Geschehen und werden von der erschrecken guten Darstellung Hitlers durch Helge Schneider getragen, der ähnlich wie Anke Engelke in „Vom Suchen und Finden der Liebe“, vollkommen glaubwürdig in anspruchsvollem Rahmen lustig sein kann.
Was nach dem Unvoreingenommensein kam:
Obwohl ich den Film als gelungen einstufen würde, bin auch ich nicht vollkommen zufrieden mit ihm. Das „neue“ Ende, auf das der Film eigentlich gar nicht so schlecht hinarbeitet, gerät, wenn es dann über die Leinwand flimmert, doch leicht ins Trudeln und man merkt den Verantwortlichen das Muffensausen an, daß sie spätestens beim Schnitt des Filmes einholte. Auch wirkt die Portraitierung der Familie (Frau und Kinder) des jüdischen Schauspielers Adolf Israel Grünbaum (auch gut: Ulrich Mühe) eher gezwungen und kommt über den Status einer Alibi-Nebenhandlung nicht heraus. Oliver Kalkofe hat somit in seinem Kommentar zu dem Film, nachzulesen in der Cinema 03/07, recht. Ich würde es jedoch nicht so krass ausdrücken, da ich, wie gesagt, die ruhigen Töne möchte und es auch schön fand, daß der Film an sich doch ganz ordentlich gemacht wurde. Kamera und Musik zum Beispiel laden zum Staunen ein. Zurück bleibt ein interessanter und eigenwilliger Film, der den allgemeinen Erwartungen zwar nicht gerecht wird, stets aber betont, daß dies auch nicht sein Ziel war.
Sonntag, 21.01.2007/17:00 - 18:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1220
Geschrieben 18. März 2007, 11:21
Regie: Thorsten Näter
Liebes Tagebuch...
Rechtsradikalismus oder Okkultismus: Das sind die Lieblingsthemen von Thorsten Näter. Alles andere scheint sekundär zu sein. In seiner Themenwahl wird der Autor und Regisseur fast schon so berechenbar wie eine Turmuhr, die mittags zwölf Mal schlägt. Dieses Mal geht es mal wieder um Rechtsradikalismus.
Bremen richtet ein Konzert gegen rechts aus und dazu wurde eine Vielzahl an fiktiven und echten Künstlern eingeladen. So auch zum Beispiel die berühmte Rocksängerin Dana (Jeanette Biedermann) die in Bremen ein Heimspiel hat. Die rechte Szene zeigt sich über das Konzert nicht besonders erfreut und schlägt gleich mal einen türkischen Plakatierer zusammen. Ein besonderer Dorn im Auge scheint den Neonazis aber die Sängerin Dana zu sein, was auch bald die Polizei feststellen muß, weil Danas Managerin im Vorfeld des Konzerts erschlagen aufgefunden wird. Galt der Anschlag Dana? Schließlich trug die Managerin den Mantel ihres Stars. Die Polizei hat nun beim Versuch den oder die Mörder zu finden und den reibungslosen Ablauf des Konzerts zu garantieren alle Hände voll zu tun. So arbeiteten nicht nur die Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) und deren Kollege Stedefreund (Oliver Mommsen) sondern auch Lürsens Tochter Helen (Camilla Renschke) unermüdlich im Neonazi- und Konzertumfeld und fördern dabei unbequeme Wahrheiten ans Tageslicht. So war Dana vor ihrer Karriere als Rockröhre auch Mitglied der rechten Szene, ja sogar mit dem böse dreinschauenden Anführer (Florian Panzner) liiert. Na, wenn das mal nicht an die Öffentlichkeit gerät...
Der Film rührt routiniert im rechten Sumpf, kommt dabei nicht über klischeehafte Darstellungen heraus, während die Szenen rund ums geplante Konzert bemüht richtungsweisend wirken. Das führt ziemlich schnell zu einer ermüdenden Schwarzweißmalerei. Allein die zwei Gesichter der erpressbaren Sängerin Dana sorgen für etwas Aufmunterung im festgefahrenen Plot. Als der Fall dann endlich gelöst ist und die Guten gewonnen haben, kann auch das Konzert stattfinden, was sich schnell als kein echt abgefilmtes Konzert herausstellt. Als Dana auf der Bühne rockt hat man lediglich ein tobendes Publikum gegengeschnitten. Das wirkt öde und unprofessionell. Da hätte man sich ruhig etwas mehr Mühe geben können.
Sonntag, 21.01.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1221
Geschrieben 18. März 2007, 12:14
Regie: Paul W. S. Anderson
Liebes Tagebuch...
Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist „Event Horizon“ schon ein ziemlich großer Unsinn - wenn auch ein sehr effektiver. Mal ehrlich, das Raumschiff Event Horizon ist wirklich ein klitzeklein wenig selbstzweckhaft gestaltet. Es ist um ein Vielfaches imposanter als praktisch und steht damit im direkten Verhältnis zu Raumschiffen aus alten Science-Fiction-Schinken, deren sinnlose Computergeräte eine Unmenge von Knöpfchen und Lämpchen aufwiesen, die man sinnfrei drücken oder anderweitig zum Blinken bringen konnte. Das Herz der „Event Horizon“ zum Beispiel ist ein perfektes Beispiel für überkandidelte Technik, die etwas unglaublich Tolles zu Stande bringen kann, dabei aber auch noch übermäßig verteufelt gut aussieht, was in eigentlich in keinem Verhältnis zu dem steht, was das sich drehende Etwas im Endeffekt leisten kann. Der ganze Film ist von solchen monströsen Apparaturen geprägt, die beim Publikum mächtig Eindruck schinden sollen. Dabei wurde die Grenze der Lächerlichkeit nicht beachtet und somit auch oft überschritten, was aber letztendlich nicht viel ausmacht, denn die Terrororgie, die, verursacht durch all diese Gerätschaften, in Bild und Ton auf den Zuschauer niederprasselt, schüchtert diesen so ein, daß er einen Teufel tun wird, irgendwelche Fragen zu stellen die das Gezeigte anzweifeln lassen. Jedenfalls dann nicht, wenn er Spaß am Gruseln hat.
„Event Horizon“ ist ein atemloser Schocker, der unablässig auf die Pauke haut und auch nach oftmaligem Ansehen immer noch Schreckmomente für mich als Zuschauer bereithält. Denn die gibt es mannigfaltig und erst wenn man den Film auswendig kennen sollte ist man vor allen Attacken gefeit, und davon bin selbst ich noch weit entfernt.
Samstag, 27.01.2007/16:00 - 17:30 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1222
Geschrieben 18. März 2007, 12:19
Regie: Hironobu Sakaguchi, Moto Sakakibara
Liebes Tagebuch...
Außerirdische haben die Erde mit einer Art Krebs infiziert. Ein Forschungsteam arbeitet an einer mit einer mir nicht hundertprozentig klargewordenen Seelentherapie um die Welt von dem „Virus“ zu befreien, der die Menschheit seit dem Eintreffen der Außerirdischen in die Knie gezwungen hat. Neben dem Forschungsteam ist aber auch noch ein zwielichtiger General am Werke, dessen Zwielichtigkeit sich auch durch seine Naziuniform definiert. Der plant, den außerirdischen Krebsvirus mit einem Riesenlaser wegzubrennen, was auch eine große Gefahr für die Erde darstellen würde. Medizinische Parallelen wären da natürlich rein zufällig!
„Der erste Spielfilm, der komplett im Computer entstanden ist“ - mit dieser Werbezeile prahlte der Film damals und tut dies heute noch auf dem DVD-Cover. Nur weil keine lustig animierten Tierchen drin vorkommen, ist dies noch lange kein Spielfilm - vielleicht wäre er gerne einer. „Final Fantasy“ ist und bleibt ein Animationsfilm - ein in vielen Szenen umwerfend bildgewaltiger, will ich hier noch anmerken. Leider sind aber nicht alle Einstellungen oder Details perfekt geworden. Wo manche Bilder und Bewegungen schlichtweg faszinierend aussehen enttäuscht der Film im gleichen Atemzug mit einigen mäßig gelungenen Animationen. Weiter tut man sich als Zuseher schwer mit den animierten Menschen. Hier zeigt sich, daß die computergenerierte Technik da eindeutig an ihre Grenzen gestoßen ist. Die jungen Charaktere sehen ungewollt so stereotyp aus, wie die gewollt trivialen Hackfressen aus „Starship Troopers“. Fast alles um diese Menschen herum läuft reibungslos ab, während sie sich selbst wie Schauspielamateure bewegen, die beim Casting durchgefallen sind. Hätte man echte Darsteller genommen wäre zwar die Werbezeile dahin gewesen, aber man hätte wenigstens mehr mit dem Menschheitsdilemma mitgelitten und den Charakteren bei ihren heldenhaften, aber nicht allzu überzogenen Rettungsaktionen besser mitfiebern können.
Als äußerst positiv empfand ich die Tatsache, daß der Film ein weitaus tragischeres Ende nimmt, als es der Fall gewesen wäre, wenn man die totale Massentauglichkeit angestrebt hätte. Gekonnt spielt der Film mit den Erwartungen des Zuschauers. Wird die verstorbene Person am Ende des Filmes noch mal die Augen öffnen? Ja, sagt das Herz, daß die totale Harmonie fordert. Nein, sagt das Hirn, denn das wäre so unendlich kitschig.
Sonntag, 28.01.2007/15:30 - 17:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1223
Geschrieben 18. März 2007, 12:20
Regie: Christoph Stark
Liebes Tagebuch...
Aus Ludwigsburg kam mal wieder ein recht konventioneller Tatort. Eine Ärztin wird, kurz bevor sie eine Schlamperei in ihrer Klinik, in der es um nicht getestete Blutproben ging, in der Badewanne tot aufgefunden. Die Selbstmordtheorie verflüchtigt sich für die Kommissare Odenthal oder Kopper recht schnell und sie enthüllen ohne größere Probleme eine Intrige, in der es tatsächlich um unreine und unachtsam verwendete Blutproben ging. Für ein wenig Abwechslung sorgt einzig ein italienischer Boxer, der bei einer Transfusion mit dem HIV-Virus infiziert worden ist und der durch sein ungestümes und aufbrausendes Temperament schnell handgreiflich wird, so daß auch Lena Odenthal befürchten muß, von ihm angesteckt worden zu sein.
Die mittelmäßig vorhandene Spannung wird durch ständig dahinwabernde Musik und die üblichen Enthüllungen, die so ein Mordfall mit sich bringt, auf lauerwarmer Zimmertemperatur gehalten. Wenigstens erhitzen diverse Schlagabtausche der ermittelnden Wohngemeinschaftskommissare das Dahinplätschern der Handlung. Ebenfalls enttäuschend sind die Helikopteraufnahmen, die, wie so oft, nur mit Hilfe von Fernsehkameras entstanden sind.
Sonntag, 28.01.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1224
Geschrieben 18. März 2007, 16:18
Regie: Jonathan Liebesman
Liebes Tagebuch...
Wie bei „Revenge of the Warrior“ fällt es mir auch hier schwer zu einem eindeutigen Urteil zu gelangen. Da habe ich doch heute tatsächlich wissentlich Geld verschleudert um einen gekürzten Film zu sehen - es war nicht nur die R-Rated-Version aus Übersee. Nein, extra für mich, weil ich eben in dieser Stunde den deutschsprachigen Raum repräsentiere, hat man nachträglich noch Mal Hand an diesem Film angelegt. Schön, wenn man so umsorgt, gehegt und gepflegt wird. Leider kam ich mir dabei vor, als würde ich Coke Zero oder Clausthaler trinken oder Achterbahn in Zeitlupe fahren. Danke, von solchen Erfahrungen habe ich genug.
Die 83minütige Version des Filmes läßt leider nur im Ansatz vermuten wie wohl das ganze Werk ausgesehen hätte. Ironischerweise kann man sich (als Ersatz) auf der Homepage des Filmes den Sound der Kettensäge herunterladen, die in den publik gemachten 83 Minuten des Filmes kaum zum Einsatz kommt.
Nun will ich aber mal objektiv beurteilen, was ich heute mit „The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ gesehen habe, inklusive dem, was ich gesehen haben könnte. Der Film thematisiert zuerst die Geburt von Thomas Hewitt, dem späteren Leatherface und 30 Jahre später den Wandel seines Onkels Charlie Hewitt jr. zum Sheriff Hoyt. Regisseur Jonathan Liebesman kommt dabei nicht über hastiges abnudeln der Geschichte hinaus. Als Reminiszenz an die längst zu Legenden gewordenen späteren Taten der durchgeknallten Familie funktioniert die Darstellung dieser Ursprünge des Bösen nur bedingt, weil diese viel zu bemüht wirken und so das Inszenieren einer aufklärerischen Aufbruchsstimmung die volle Glaubwürdigkeitspunktzahl nicht verdient hat.
Nach dem Einstieg, der eher als Pflichtübung und nicht als ein würdiger Start der Geschichte eingestuft werden kann, kommen recht schnell die späteren Opfer zu Wort. Vier lustige Mitzwanziger mit Vietnamproblem geraten in die Fänge der Hewitt-Familie und schon wandelt sich das Prequel zum Remake des Remakes des ersten Teils und fährt dabei überraschend gut auf den gesicherten Bahnen des Horror- und Foltergenres. Es geschehen keine großartigen Überraschungen, aber auch Langeweile läßt sich nicht ausmachen. Sheriff Hoyt liefert gewohnte Boshaftigkeiten und der auch nicht großartig jüngere Leatherface schwingt standesgemäß die Kettensäge. Dafür aber geht aber die Portraitierung der Luda Mae Hewitt ziemlich in die Hose, die zuerst noch Skrupel hat, deren Ausräumung aber jegliche Grundlage fehlt. Fazit dieser Person: man muß einen äußerst unausgegorenen Charakter miterleben. Schade, daß die Granny Marietta Marich eine Rolle spielen muß, die mit so wenig Sorgfalt ins Drehbuch geschrieben wurde.
Ärgerlich ist die Tatsache, daß man den Film entschärft hatte (perfekt für ein ProSieben-TV-Premiere), schade ist, daß der Auftakt der Geschichte nur durch holprige Alibi-Phrasen zustanden kommte, schön ist, daß der Film sowohl ordentlichen Horror wie gesellschaftskritische Spitzfindigkeiten in gehäuftem Maße aneinander reiht. Alles in allem ein eher unglücklich verlaufener Kinobesuch, aber ich war halt so neugierig.
Erweiterung des Sammlung gruseliger U-Bahn-Stationen. War es beim ersten Teil noch die Papestraße in Berlin, die mich nach dem Film in Angst und Schrecken versetzte, entpuppte sich heute die Haltestelle Wöhrder Wiese in Nürnberg als grauseliges Tunnellabyrinth die mit fließender Pegnitz, kalten zu durchlaufenden Brückenbögen und tropfenden Regenwasserrohren aufwarten konnte.
Das Kino selbst hat sich in seiner Trailerauswahl mal wieder perfekt repräsentiert. Egal ob „Die Farbe der Milch“, „Die Aufschneider“, Disneys „Triff die Robinsons“ oder „Rennschwein Rudi Rüssel II - Rudi rennt wieder“, all das wurde an der kettensägenden Zielgruppe vorbeigeworben.
Montag, 29.01.2007/21:45 - 23:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1225
Geschrieben 18. März 2007, 16:19
Regie: Joe Dante
Liebes Tagebuch...
An „Gremlins - Kleine Monster“ läßt sich gut erkennen, wie sehr doch die Filmtechnik in den letzten zwanzig Jahren ausgefeilt wurde. Was damals noch als Gipfel der Trickfotografie gegolten haben muß, erscheint heute ruppig oder ein wenig lächerlich. Ja, wir Zuschauer sind in den letzten 10 bis 15 Jahren einfach zu sehr verwöhnt worden und nur wer ein wenig Nostalgie schätzt, der wird mit einem Film wie „Gremlins - Kleine Monster“ noch ernsthaft Freude haben. Und da ich Nostalgie schätzte und ich den Film stets mit guten Erinnerungen verbunden, konnten mich die tricktechnischen Mängel, obwohl ich sie wahrgenommen habe, keine Sekunde stören.
Joe Dante treibt es schon ganz schön bunt. Die Szenen mit den Gremlins in der Bar mit Phoebe Cates hinter dem Tresen oder bei der „Schneewittchen und die sieben Zwerge“-Aufführung im Kino sind unheimlich dynamisch und wild geraten. Ein zitatenreiches Horrorklamaukgewaltkaleidoskop offenbart sich dem Zuschauer, der zwischen Lachen und Gruseln hin- und hergerissen wird. Ich glaube, „Gremlins - Kleine Monster“ ist ein sehr guter Film, der das Zeug zum respektlos frechen Klassiker hat und sich deshalb nicht der Forderung unterwerfen muß, bis ans Ende aller Tage wie aus dem Ei gepellt dazustehen.
Freitag, 02.02.2007/21:30 - 23:10 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1226
Geschrieben 25. März 2007, 09:55
Regie: John Maybury
Liebes Tagebuch...
Die Tatsache, daß Filme wie „The Jacket“ produziert werden, läßt sich noch immer durch den Erfolg von „The Sixth Sense“ begründen. Dieser Film hat in den Köpfen der Schreiberlinge ein bislang unbekanntes Türchen geöffnet und sie zu ungeahnter Kreativität animiert. Dabei wäre die Lösung doch ganz nahe gelegen. David Lynch veranstaltete solche unerklärbaren Filmrätsel schon vorher und heute, wo David Lynch (offensichtlich) am Hungertuch nagen muß, hat die Stunde für seine Nachfolger geschlagen.
In letzter Zeit haben ich viele Filme dieser Art gesehen, egal ob „Femme Fatale“ oder „The Machinist“. Auch „The Jacket“ spielt mit einem rational nicht erklärbaren Verlauf der Handlung. Eine Zwangsjacke und ein spezieller Medikamentenmix führen einen Anstaltsinsassen (Adrien Brody) auf eine Reise in seine (eventuelle) Zukunft, wo er in Form von Antworten auf seine Situation die Chance bekommt, die Weichen für den Verlauf seines Lebens neu zu stellen.
Ähnlich wie bei Ken Russells „Der Höllentrip“ definieren sich diese „Zeitreisen“ durch besonders opulente Optik - ein Sturm aus Bildern und Tönen trommelt auf den mitreisenden Zuschauer ein, der sich des Öfteren an der Grenze zur Übersättigung wiederfindet. Langsam aber stetig entzwirbelt sich auch das Rätsel der verschlungen begonnenen Handlung und ich als Zuseher nehme bereitwillig jeden Hinweis auf die Auflösung der Geschichte auf, mußte aber feststellen, daß das irgendwann vom Stapel gelassene Ende ein wenig zu glatt über die Bühne geht, beziehungsweise dem ganzen vorangegangen Tumult beinahe nicht gerecht geworden wäre.
Trotzdem ist „The Jacket“ mit kleinen Einschränkungen unheimlich unheimlich, auch spannend und interessant, gut gespielt und noch besser gestaltet, so daß ich ihn gerne noch ein zweites Mal anschauen, entpuzzlen und aufreißen würde.
Samstag, 03.02.2007/13:30 - 15:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1227
Geschrieben 25. März 2007, 09:57
Regie: Alexandre Aja
Liebes Tagebuch...
Ein überaus gelungener Horrorfilm, der nicht nur einfach spannend, hart oder mitreißend ist, sondern seine Qualitäten tatsächlich schon im Drehbuch aufweisen kann, weil hier verschiedenen Schauplätzen parallel zueinander ein sehr großer Spielraum zugesprochen wird. Das Grauen beschränkt sich nicht auf einen sondern auf viele Orte in deen die voneinander getrennten Hauptdarsteller ihren Mann oder ihre Frau stehen müssen, es manchmal schaffen, manchmal aber auch nicht.
Filme, die sich dem Thema Rache annehmen, was in letzter Zeit ja gerne geschieht, laufen schnell Gefahr, sich gewissen Klischeeregeln unterordnen zu müssen, es sei denn, sie heißen „Kill Bill“. So funktioniert auch „The Hills have Eyes“, denn er läuft in erwartbarem Rahmen auf das hinaus, was man als Zuschauer sehen will, was nicht unbedingt neu ist, was aber in positivster Weise publikumswirksam ist, das zwar ausgelutscht sein kann, aber nur so vollste Zufriedenheit beim Publikum hervorrufen kann. Vollste Zufriedenheit, das ist die beste Umschreibung, für das Gefühl welches am Ende des Filmes zurückbleiben soll. Vollste Zufriedenheit, weil das Böse sein Fett wegbekommen hat, auch wenn der Preis dafür hoch angesetzt war, weil so mancher Charakter es nicht bis zum Ende geschafft hat und man als Zuschauer diesen Weg ebenso mitleidend verfolgen mußte. Der Film ist hart, aber nicht gefährlich - im Gegensatz zu „Saw III“, dem ich ein wenig später begegnen sollte. Dieser kleine Blick in die Zukunft sei mir hier ausnahmsweise gewährt.
Sonntag, 04.02.2007/14:00 - 15:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1228
Geschrieben 25. März 2007, 10:01
Regie: Klaus Krämer
Liebes Tagebuch...
Eine junge Frau wird tot aus der Isar gefischt. Wie so viele weibliche Opfer vor ihr hatte natürlich auch sie kurz vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr - diesmal sogar aus beruflichen Gründen, weil sie dem altehrwürdigen Beruf der Prostituierten nachging. Recht schnell rückt auch ein potenzieller Täter ins Visier der Ermittler Jo Obermaier (Michaela May) und Jürgen Tauber (Edgar Selge). Es handelt sich um den zwielichtigen und nicht besonders kooperativen Geschäftsmann Denninger (Herbert Knaup) der in einem Verhör gegenüber Kommissar Tauber so handgreiflich wird, daß bei Tauber alte Ängste und Psychosen wieder aufbrechen, die er sich einhandelte, als er seinen linken Arm verlor. Die Figur von Tauber rückt nun in den Vordergrund und zeigt ihn, wie er von Ängsten in gleichen Maßen getrieben und gehindert, die Ermittlungen gegen den Hauptverdächtigen antreibt.
Regisseur Klaus Krämer beschwört hierbei düstere Bilder herauf. Tauber wandelt wie das Schreckgespenst Nosferatu durch die spätwinterlichen Straßen Münchens. Weiter bedient er sich des Clous, daß sämtliche Rückblenden lügen, was jedoch nur vertuschen soll, daß es im vorliegenden Fall keine allzu großen Ermittlungsstrategien braucht. Die Karten liegen nicht von Beginn an offen auf dem Tisch, aber es stellt sich im Verlauf des Filmes mehr und mehr heraus, daß die Kommissare sich an den richtigen Verdächtigen herangeschmissen haben. Der Kriminalfall an sich bietet somit keine großen Überraschungen und die zweifelhafte Darstellung von Taubers Angst kann das dadurch entstandene Loch nur halbgar stopfen. So ließ sich Klaus Krämer in seinem Drehbuch sogar dazu hinreißen eine die Handlung nicht vorantreibende Nebenhandlung, in der ein zweiter Mord geschieht, in seine Erzählung miteinzubinden. Trotz starker Bilder und überdurchschnittlich guten Darstellerleistungen kam mit „Taubers Angst“ ein schwacher, relativ leerer und vor allem nichtssagender Film zu Stande.
Sonntag, 04.02.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1229
Geschrieben 25. März 2007, 10:03
Regie: Buddy Cooper
Liebes Tagebuch...
Ein Grüppchen halbgarer Frühtwens macht Partyurlaub im Strandhaus eines ihrer Väter. Jener Vater sitzt schon seit längerem in der Klapse. Besser gesagt, bis vor kurzem saß er noch da und nun ist er ausgebrochen und macht Jagd auf seinen Sohn, dem er die Schuld für seine Einweisung in die Psychiatrie gibt.
Kaum im schicken Häuschen angekommen, müssen die jungen Leute feststellen, daß irgendetwas nicht stimmt. Die Tür war nicht abgeschlossen und dann wurde auch noch eine Axt gestohlen. Ja, wer macht denn so was??? Da aber sonst nichts fehlt, verständigen die Grünschnäbel nicht die Polizei, kaufen lieber Bier und hüpfen leichtbekleidet des Nachts über den Sandstrand. Der Psychovater schleicht derweil schon ums Haus. Natürlich kommt es, wie es kommen mußte. Bald verschwinden die ersten Milchbärte und die Anderen sind sich sicher, daß die Vermissten sich nur zum Poppen verdrückt haben oder einkaufen gegangen sind - egal, was auch immer.
Flaschendrehen war gestern. Echten Partyspaß kann nur ein Spiel bringen, meint der Psychovaterbub: „Binde Kuh“! Dieser Vorschlag prallt aber an seinen Freunden ab. Sind sie tatsächlich schon über das Verstecken-Alter hinaus?. Nein, die haben nur keine Ahnung. Schließlich will der junge Mann ja nicht nur irgendein „Blinde Kuh“-Spiel spielen. „Blinde Kuh“-Spezial soll es sein. Das ist Verstecken im großen, dunklen Haus - mit Bier. Na, daß ist natürlich was ganz anderes, schreien alle begeistern, machen das Licht aus, setzen sich hinters Sofa oder in den Schrank und geben sich die Kante. Dumm nur, wenn gerade ein Killer im Hause ist.
Meine Güte, was haben wir an jenem Mittwochabend gelacht. „Blinde Kuh“-Spezial!!! Wo bitte gibt’s denn so was und was kommt als Nächstes? „Topfklopfen“-Spezial? „Hurra, der Plumpssack geht um“-Spezial? Lachanfallalarm!!!
Die Handlung dieses Filmes schreitet derweil dümmlich weiter. Ein paar blutige Details und dünn gesäte aber ordentliche Spannungsmomente kommen noch zum Vorschein. Diese können aber allesamt nicht über die hochgradige Billigkeit dieses Gurkenslashers hinwegtäuschen.
Mittwoch, 07.02.2007/21:40 - 23:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1230
Geschrieben 25. März 2007, 10:19
Regie: Paul Haggis
Liebes Tagebuch...
Diese „Short Cuts“-Version hat sich 2006 tatsächlich den Oscar als bester Film ergaunert. Interessant auf welch verschlungen Pfaden solche Entscheidungen manchmal getroffen werden. Daß der Film eine gewisse Klasse hat, will ich ihm gar nicht streitig machen. Aber nur weil er sich übermäßig sozialkritisch gibt, muß es doch nicht gleich Preise in dieser Art und Form regnen, vor allem auch, weil die sozialkritischen Aspekte in „L. A. Crash“ meines Erachtens zu dick aufgetragen und hemmungslos überstilisiert sind. Vielleicht würde ich das anders einschätzen, wenn ich in Los Angeles leben würde, aber als Beobachter aus der Ferne wirkt der Film übermäßig verantwortungsbewusst und penetrant aufklärerisch.
In „L. A. Crash“ dreht sich alles, aber auch alles nur um Rassismus und die damit auftretenden gesellschaftlichen Probleme. Der Film zeigt Menschen, in Form eines beachtlichen Staraufgebots, die mit dem Thema auf unterschiedlichste Weise zu tun haben, davon betroffen sind oder alles Mögliche tun, damit andere davon betroffen sind. Als alleinige Basis für einen Ensemblefilm wirkt das eher ermüdend als ambitioniert. Glücklicherweise hat der Film mehr zu bieten, denn die aufgefahrenen Probleme, egal wie mariniert sie wirken, werden doch recht reizvoll in die filmische Erzählung eingewoben. Durch meditative Musik und gelungene Optik entstehen traumähnliche Szenen, denen man ihre Tragik um ein Vielfaches besser abkauft, als etwas an den Stellen, wo pure Problemwälzung das Bild bestimmt.
So schafft es der Film immerhin teilweise, dem Thema Rassismus eine entsprechende Lobby zu verschaffen, was dazu führt, daß der erhobene Zeigefinger zeitweise in der Hosentasche bleibt.
Samstag, 10.02.2007/07:25 - 09:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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