Die andere Meinung
#271
Geschrieben 31. März 2007, 18:52
Die hochschwangere Nualjan ist auf der Suche nach ihrem Ehemann, der sie vor einiger Zeit auf dem Land zurückgelassen hat, weil er Geschäfte in der Stadt zu erledigen hatte. Nun ist sie auf ihrer Suche bei einem Haus angekommen, in dem die Haushälterin Ms. Somjit ein strenges Regiment führt. In der stets hungrigen, aber gutmütigen Hilfskraft findet Nualjan eine Freundin, die ihr schaurige Geschichten über Geister im Garten und Unzüchtiges über die Herrin, Madame Ranjuan, erzählt. Tatsächlich begegnen der jungen entschlossenen Frau merkwürdige Gestalten im Garten, und auch Madame pflegt eine Attitüde, die ihrem Ruf gerecht wird. Was wirklich vor sich geht, kann Nualjan nur Schritt für Schritt und Schreck für Schreck herausfinden.
Möglicherweise ist dieser Film so richtig gruselig - leider konnte in dieser Sichtung nicht so richtig Stimmung aufkommen, denn der Film lief ohne Cache. Wenn also Mikrofone in voller Länge oder ganze Lichtsysteme an der Decke zu sehen sind, ist es schwer, sich der Geschichte ganz hinzugeben und dem Spuk Glauben zu schenken.
Nun gut, selbst, wenn das nicht gewesen wäre, wäre es möglicherweise keine Epiphanie geworden, denn viele Schreckmomente waren nach dem alten Prinzip "Kuck mal hinter Dir" oder "Was huscht da durch's Bild" inszeniert, was bei mir seit dem letzten FFF nur noch jedes 10. Mal funktioniert. Vom Plot her ist eine Ähnlichkeit zu The Others bemerkbar, was möglicherweise auch der Unvorhersehbarkeit, die für einen ordentlichen Grusel notwendig ist, entgegenwirkt.
Möglicherweise ist der Film abgesehen davon aber stilsicher inszeniert und dank seiner für uns exotischen Kultur interessant. Möglicherweise. Aber unter diesen Umständen fällt es mir schwer, mir eine Meinung zu bilden. Schade.
#272
Geschrieben 02. April 2007, 13:49
Die Geschichte ist ziemlich der Literaturvorlage treu, bis auf Einzelheiten, z.B. dass Jonathan Harker nach seiner Flucht aus Draculas Schloss direktemang in der Londoner Psychiatrischen aufwacht, in der Dr. van Helsing Oberarzt ist und natürlich - das stimmt nun wieder - Renfield (hier "Reinfierd") in der Gummizelle lungert.
Dann gibt es noch den Moment, in dem Harker und Lucys Verlobter Quincey Morris den Grafen schon in seiner Zuflucht gestellt haben, der abrupt endet - plötzlich geht der Graf wieder unbehelligt in die Oper, um Mina zu belästigen, und Harker und Morris erkennen ihn kaum auf der Straße.
Hm. Hmhm. Vielleicht liegt es daran, dass die Story nun nicht gerade neu ist. Aber irgendwie wollte sich nicht so recht Begeisterung einstellen - gut, Christopher Lee, Herbert Lom und Klaus Kinski, aber dennoch, ich fand's eher öde (nicht mal Soleda-a-a-ad-d-d zeigt irgendwelche Körperteile). Langsam und auch nicht beeindruckend originell inszeniert, ich hätte nach dem dritten Ansetzen eine vollständige Sichtung auch unterlassen können.
#273
Geschrieben 02. April 2007, 14:55
Der Matrose mit den überproportionierten Unterarmen landet im Hafenstädtchen Sweethaven, dessen Einwohner unter dem strengen fiskalischen Regiment des Commodore und seinem Handlanger Bluto stehen. Blutos Verlobte, Olive Oyl, erobert Popeyes Herz im Sturm, was ihn von der Suche nach seinem langverschollenen Pappy ablenkt. Dann wird ihm auch noch ein Waisenkind anvertraut, das er auf den Namen Swee'pea tauft und mit Olive gemeinsam unter seine Fittiche nimmt. Doch Bluto hat andere Pläne mit dem Kleinkind, das eine prophetische Ader hat, und in diese finsteren Machenschaften wird bald Popeyes komplette Familie - blutsverwandt und angetraut - hineingezogen.
So ungefähr jedenfalls. Robin Williams selbst sagt: "If you watch it backwards, it has a plot."
Was kann über diese seltsame Mischung sagen? Es ist ja nicht so, als habe Robert Altman sonst keine Komödien gemacht - aber eben keine Kinderfilme, oder Musicals, wo wir schon mal dabei sind. Dieser Film ist nun ganz ohne Zweifel ein Altman, und die Comicvorlage mag mit seinem schnarrenden Gemurmel wunderbar in Altmans Konzept der streunenden Dialoge und Tonspuren passen. Dennoch war ich über einen Großteil des Films schlicht und einfach perplex; diese unglaublich albernen Kostüme und der Slapstickhumor, dazu aber das so kunstvoll-verwickelte Spiel mit Gesprächs- und Handlungsebenen, einerseits so kindgerecht, andererseits so anspruchsvoll.
Die Notwendigkeit, eine echte Abenteuerhandlung in dieses Stimmungsbild zu zwängen, verleiht dem Ganzen abschließend eine etwas gequälte Note...
Ich bin hin- und hergerissen zwischen Faszination und Unverständnis, zwischen "unglaublich gut getroffen" und "unerträglich schlimm verzettelt". Das, immerhin, kann man dem Film zusprechen: er gleicht keinem anderen Disneyfilm, den ich je gesehen habe.
#274
Geschrieben 03. April 2007, 10:10
Der Schriftsteller Soseki verfasst zehn Geschichten, die über zehn Träume berichten. Alles zusammen ergibt ein Rätsel, dessen Auflösung nicht vor den nächsten 100 Jahren zu erwarten ist...
Da ich wesentlich Unverständlicheres und kulturell Differierendes erwartet hatte, war ich von der relativen Nachvollziehbarkeit positiv überrascht. Natürlich ist es schwierig, alle zehn Träume in einem Film von "normaler" Länge vollständig zu erinnern, aber die eine oder andere Episode hat doch zumindest einen atmosphärischen Eindruck hinterlassen. Ja, manche erschienen mir sogar universell interpretierbar (ein Paar, das sich am nächtlichen Esstisch trifft, beide ein zerfleddertes, krächzendes Etwas im Schlepptau, das sie mit den Worten: "Do you mind? This is also me." vorstellen - die Realität des ehe(ähn)lichen Zusammenlebens!).
Dabei sind so unterschiedliche Genre wie Slapstick, Horror und Tragödie in so unterschiedlichen Stilen bearbeitet, dass insgesamt ein sehr unterhaltsames Gesamtwerk herausgekommen ist. Man sollte sich nur keine Hoffnung machen, das Rätsel lösen zu können...
#275
Geschrieben 03. April 2007, 10:42
Der Zuhälter Franz weigert sich, für das Syndikat zu arbeiten. Der junge Bruno, den er in der kurzen Gefangenschaft kennenlernt, sucht ihn bald danach mit unklaren Motiven in München auf, und gemeinsam mit Franz' Freundin und Prostituierten Joanna erschießen sie zunächst einen Türken, der sich an Franz für den Mord an seinem Bruder rächen will. Anschließend wollen sie gemeinsam eine Bank ausrauben, doch sowohl Bruno wie Joanna haben andere Pläne. Nur Franz hat keinen Plan.
Erstmal 'ne Kippe.
Dann möchte ich sagen, dass ich mich Fassbinder nicht vollständig verschließen will; doch dieses Erstlingswerk hat mich nicht im Geringsten berührt. Die unterkühlte Inszenierung und die gefühlsarme Darstellung der Charaktere hinterließ bei mir am ehesten das Gefühl, mit nacktem Arsch auf kaltem Stein gesessen zu haben, während ein trauriger, dicker kleiner Mann mit großer Geste über das französische Kino der 60er dozierte.
Mit dem Banausen-Dasein habe ich mich schon lange abgefunden, und ist der Ruf erst ruiniert... da kann ich auch sagen, dass ich mit dieser Art des Films - aber nein, das ist nicht richtig, denn andere Filme "dieser Art" (ich gestatte mir, etwa Down by Law dazu zu zählen) begeistern mich durchaus. Ich glaube, es ist tatsächlich eine Lebenshaltung, eine Weltsicht, die ich in dieser Inszenierung lese, mit der ich einfach nichts anfangen kann.
Aber R.W. hat ja GottseiDank noch andere Filme gemacht.
Jetzt erstmal 'ne Kippe.
#276
Geschrieben 04. April 2007, 15:15
Docker und Dretzke, zwei stinknormale Kölner Zivibullen, werden aus ihrem Urlaub geholt, um den arroganten Herren vom LKA aus Düsseldorf bei der Observierung einer Wohnung in Köln zu helfen. Aber nicht nur ist die Überwachung seltsam dilettantisch aufgezogen, auch verplappert sich Docker im Flirt mit einer Kellnerin. Katastrophale Verhältnisse werfen ihre Schatten voraus und die Ermittlungen müssen schließlich ad lib fortgesetzt werden.
Wenn ich diese großartige Produktion im Auftrag des ZDF sehe, kann ich nur immer wieder mit dem Kopf schütteln. Das so oft bemängelte und beklagte niedrige Niveau deutscher Fernsehfilme à la Rosamunde Pilcher ist hier so weit übertroffen worden, dass es in der Tiefe entschwindet - nicht nur sind den Darstellern die Rollen sichtbar auf den Leib geschrieben worden, auch die Inszenierung ist in ihrer Einfachheit so exakt dem Thema und Rahmen angepasst, ohne dank mancher originellen Idee (ist die Vogelperspektive im Fahrstuhl aus Not geboren oder wurde der Fahrstuhl extra für diesen Ausschnitt gewählt?) langweilig oder spießig zu wirken.
An diesem Film ist alles stimmig und ich freue mich auf die Sichtung des zweiten Teils, während ich mich insgeheim ein bisschen dafür schäme, die DVD als 2in1-Ramsch für 9,99 gekauft zu haben, statt damals die Deluxe-Ausgabe für 14,99 je Film. Aber hey, wofür wäre das Geld dann verwendet worden? Nicht für weitere Fernsehfilme dieser Güte jedenfalls.
#277
Geschrieben 07. April 2007, 18:49
Dieses Mal werden Docker und Dretzke zu direkten Konkurrenten um die Gunst der Journalistin Heike, die angeblich eine Reportage über den Polizeialltag schreibt. Im Rausch der Hormone bemerken sie zu spät, dass die Medientante ein hinterfotziges Spiel mit ihnen spielt, um ganz andere, niedere journalistische Ziele zu verfolgen.
Ein wesentlich harmloserer Fall, in dem die liebenswert-dämlichen Seiten unserer Helden etwas überstrapaziert werden. Zwar immer noch ein Fernsehfilm der gehobenen Klasse, aber doch schon braver und routinierter, ein gewisser Seriencharakter entwickelt sich, was leider zu Stereotypisierung führt. Insgesamt schon schwächer als der erste Teil - mein persönlicher Höhepunkt ist der Moment, in dem die blöde Schlampe ordentlich auffe Mappe krischt.
#278
Geschrieben 07. April 2007, 19:17
Buddusky, genannt Badass, und Mulhall, genannt Mule, zwei desillusionerte Navysoldaten, erhalten das Kommando, den unbeholfenen Kleptomanen Larry Meadows zum Militärgefängnis Portsmouth zu eskortieren, auf dass er dort seine achtjährige Haft antritt - für den Versuch, die Spendensammlung für die Polioimpfung zu stehlen, was ihm noch nicht einmal gelungen ist. Badass und Mule, gestandene Männer mit einem soft spot für Jungspunde, können es nicht zulassen, dass der unbeleckte Jüngling in den Knast geht, ohne wenigstens einmal ordentlich auf den Putz gehauen zu haben. Also lassen sie auf ihrem einwöchigen Kommando keine Gelegenheit aus, den Knaben zum Mann zu machen - selbstverständlich kommt dabei auch ein bisschen Spaß für sie selbst herum.
Hal Ashby hatte offensichtlich ein Gespür für die feinen Zwischentöne. Die Stimmung zwischen den drei unterschiedlichen Kerlen ist ein gelungener Balanceakt, männliches Platzhirschgehabe wechselt sich ab mit brüderlicher Fürsorge und militärischer Gehorsamsgewohnheit. Auch wenn für mich Jack Nicholson niemals den Eindruck macht, als würde er es uneingeschränkt gut mit irgendjemand meinen, ist die Darstellung der Protagonisten, aber auch der Nebenfiguren, von menschlicher Wärme geprägt, ohne die Kälte der Umstände, in denen Menschen einander begegnen, zu negieren.
Lebensnah, witzig, rührend, mit einer gewissen Nonchalance. Toll.
#279
Geschrieben 07. April 2007, 20:45
Im Jahr 2027 scheint das Ende der Menschheit zum Greifen nah: Weltweit sind Frauen unfruchtbar und der letzte Mensch ist gerade mit 18 Jahren niedergestochen worden. Während überall auf dem Globus das Leben unmöglich geworden ist, werden in England sämtliche Immigranten in Lager gesperrt. Gegen die allgemeine Hoffnungs- und Trostlosigkeit stemmen sich nur illegale Organisationen, die ihre unterschiedlichen Überzeugungen und Ziele mit radikaler Gewalt vertreten.
Der Bürohengst und ehemalige Aktivist Theo wird von seiner Ex-Frau Julian und ihren ungestümen Partisanen kontaktiert, er möge einen Passierschein für eine junge Immigrantin besorgen. Die überraschende Feststellung, dass das Mädchen Kee im achten Monat schwanger ist, weckt in Theo den langvergessenen Vaterinstinkt und politischen Willen, aus dem er unverhoffte Energie und Optimismus gewinnt.
Von der ersten bis zur letzten Minute packend. Theo, der zunächst apathisch und resigniert der Welt ihren Lauf lässt, entwickelt sich glaubhaft zum engagierten Beschützer der einzigen Hoffnung der Menschheit, ohne dass zu einem Zeitpunkt Zweifel daran aufkommen, dass er sein Leben nicht für das Symbol, sondern für die Personen Kee und des Babys aufgeben würde.
Der notwendige Rahmen der Geschichte wird unaufdringlich, fast im Vorbeigehen gesetzt, statt mit ausführlichen und ausschweifenden Erklärungen zu langweilen, reisst der Film den Zuschauer sofort mit im Strom der Ereignisse - es bleibt keine Zeit, keine Luft, nach dem Warum oder Wie zu fragen. Es muss gehandelt werden, es müssen Entscheidungen getroffen werden, traurige, mutige, erschreckende.
Wie der Protagonist findet sich der Zuschauer nach einem Beginn in der noch zivilisierten Großstadt London im Gewirr politischer Organisation und ideologischer Pläneschmieden wieder, um schließlich zu Tode erschöpft und fast ohne Hoffnung - oder Illusion - mitten im Bürgerkriegszustand des Immigrantrenlagers zu enden. Das verletzliche Gut der unerfahreren, unbefangenen Afrikanerin und ihres Kindes lässt noch mehr denn je bei jedem Schuss zusammenzucken, aber es findet sich auch der Kern des Guten in der verzweifeltsten Situation.
Die Hoffnung liegt, so darf ich den Titel lesen, in den Frauen und ihren Kindern, die die kriegerische, zerstörte Welt der Männer verlassen. Ich hab's ja schon immer gewusst.
#280
Geschrieben 12. April 2007, 15:32
Vic Ajax soll auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet werden, dabei ist er unschuldig, wie er in Rückblenden vor dem endgültigen Aus berichtet. Eine aufregende Nacht, in der seine ehemaligen Arbeitgeber und andere von zwei übereifrigen Kammerjägern unschädlich gemacht wurden, brachte ihm seine große Liebe, aber auch die Verurteilung als Mörder ein - und niemand ist da, um seine skurrile Geschichte zu bezeugen...
Beim Bügeln nebenher geschaut, was dem Film eigentlich Unrecht tut, denn so ein Kessel Buntes wird über den Zuschauer ausgeschüttet, dass er den Blick nicht einmal vom Bildschirm abwenden darf.
Ein bisschen stolz bin ich, dass ich die Handschrift der Coens erkannt habe, bevor ich wusste, dass sie tatsächlich ihre Finger im Spiel hatten. Irrwitziges Temppo, wunderschöne Bildkompostionen, reichlich filmische Verbeugungen... sehenswertes Kleinod aus dem Kaugummiautomaten!
#281
Geschrieben 12. April 2007, 17:12
Harry Caul ist eine Koryphäe auf dem Gebiet des Abhörens; als solche ist er berühmt-berüchtigt. Sein aktueller Auftrag bringt sein routiniertes, abgeschirmtes Leben in Aufruhr, denn nicht nur werden unangenehme Erinnerungen an vergangene Zeiten, sondern auch sein Gewissen wach, das Harry bis dahin mit dem Anschein der absoluten Professionalität in Schach gehalten hat.
Diesen Film hatte ich auf meiner Liste, ich glaube seit ich das erste Mal von non-/diegetischem Ton gehört habe. Eine Vorstellung hatte ich mir allerdings keine gemacht - GottseiDank, denn so konnte dieser Film seinen vollen Geschmack entfalten.
Kaum zu zählen, auf wie vielen Ebenen dieser Film großartig ist und funktioniert. Harrys nicht nur im strengen Katholizismus begründetes schlechtes Gewissen, seine Angst um die eigene Privatsphäre, mehr - das eigene Leben, sein zwanghaftes Verschließen vor dem Interesse anderer; die Erwartungen und Vorstellung des Zuschauers, der sich anhand dessen, was Harry/F.F.C. ihm zu hören gibt, nur am eigenen Horizont orientieren kann und dabei an der Nase herumgeführt wird; überhaupt das Spiel mit Bild und Ton, mit dem horror vacui des Protagonisten und des Zuschauers und ihren Strategien, Unwissen mittels eigener Schlüsse zu beheben.
Also, ein Platz auf der Liste der Meisterwerke geht für mich in Ordnung.
(Würde gerne mehr schreiben, aber hinke hinterher und werde eigentlich auch für was anderes bezahlt...)
#282
Geschrieben 13. April 2007, 12:36
Der russische selbständige Kriminelle Ssha Petrosevich wird von der L.A.er Autoschmuggelmafia rekrutiert, aber schon bei seinem ersten Deal geht was schief. Er wandert gemeinsam mit seinem Freund und Bürgen Nick Frazier in den Knast nach New Alcatraz. Dort soll bald ein Insasse hingerichtet werden, der Eisbahnräuber ester McKenna, der nie preisgegeben hat, wo seine Beute sich befindet. Kurz vor seiner Hinrichtung will er mit Sacha sprechen, weil dieser bereits einmal herztot war - er soll ihm von seinen Nahtoderlebnissen berichten. Dann aber nimmt eine Truppe um den Soziopathen Donald Roert Johnson das gesamte Gefängnis sowie die verantwortliche Richterin als Geisel
Wow, bei dem Versuch, die Geschichte zusammenzufassen, kommen ja richtig viele Worte zusammen. Ansonsten kommt bei dem Film eigentlich nur Gelächter auf - Steven Seagal, die wandelnde Schweinebohne, macht auf russisch und übt den Gangsta-Schnack. Hannes Jaenicke und Alexandra Kamp dürfen ihre Weißwurstvisagen hinhalten und spielen sogar jeweils kleine Rollen im Geschehen.
Der Rest ist mit tragischer Ernsthaftigkeit vorgetragener Unfug. Aber witzig für uns.
#283
Geschrieben 13. April 2007, 13:14
Im Leben von Mona gibt es nichts wichtigeres als schön zu sein. Nicht, weil sie von so vielenschönen Dingen umgeben ist, im Gegenteil: eher läuft ihr Elternhaus unter dem Begriff white trash. Daher ist das Gewinnen unzähliger Schönheitswettbewerbe ihr Lebenszweck, natürlich mit dem ultimativen Ziel, Miss America zu werden. Schon in der Grundschule und später noch viel mehr hilft dabei ihre (verdientermaßen) einzige Freundin Ruby; sogar so weit, dass Ruby Monas ungewollte Tochter Vanessa als ihre eigene großzieht. Doch als Mona zur Miss-America-Wahl gebeten wird, wird Ruby verhaftet - plötzlich müssen Mona und Vanessa ihre langvermiedene Beziehung aufnehmen.
Wenn mein Mann in der Küche werkelt, gebe ich mir am Samstagnachmittag schon mal ganz gerne so eine Mainstream-Schmonzette. Für mehr als das fehlt es dem Film an einigem - nicht nur, wie mein Mann mit scharfem Blick wahrnahm, dass Minnie Driver ca. 10 Jahre älter ist als die anderen Miss-Kandidatinnen, die ganze restliche Sache ist sehr unglücklich auf der überzogenen Vorstellung von der ehrgeizigen Schönheitsfanatikerin und den Konsequenzen ihres totalen Egozentrismus aufgebaut. Die Protagonistinnen sind unsympathisch - Mona - oder dämlich - Ruby -, die Gründe dafür werden mit solchen Plattheiten dargelegt, dass es schlicht langweilig ist, Monas charakterliche Reifung resultiert aus so unwichtigen Ereignissen und geschieht so plötzlich, dass es lächerlich wirkt, und obendrein ist das alles mit einer großen Portion unbeholfen in "Ironie" verpackter Moral versehen.
Wahrscheinlich soll dieser Film sich mit dem großartigen Drop Dead Gorgeous in eine Reihe stellen; die witzigste Szene ist noch, wie Mona sich als Teenager gegen die nächtlichen Besuche ihres Stiefvaters zur Wehr setzt. Dieser Film überschreitet jedoch zugunsten der Familientauglichkeit und Bekömmlichkeit seiner "message" niemals die Schmerzgrenze und bleibt deshalb meilenweit hinter DDG zurück.
#284
Geschrieben 14. April 2007, 13:28
Der Wissenschaftler Peyton Westlake arbeitet an der Entwicklung künstlich gezüchteter Haut, doch bisher ist erfolglos: länger als 99 Minuten hält sein Produkt nicht. Der Augenblick der Erleuchtung währt nur kurz, denn seine Freundin hat sich als Anwältin mit einigen halbseidenen Immobilienhändlern angelegt, die nun sein Labor niederbrennen, um Beweise zu vernichten. Er selbst wird gefoltert, jedoch nicht getötet. Während seine Freundin an seinem leeren Grab seinen angenommen Tod beweint, landet er, bis zur Uneknntlichkeit verbrannt, als John Doe im Krankenhaus, wo er für eine neuartige Schmerztherapie als Versuchskaninchen verwendet wird: eine Hirn-OP schaltet die neuronale Vermittlung sensorischer Empfindungen aus. Als wäre er über die bisherigen Ereignisse nicht schon erbost genug, resultiert aus dieser Desensibilisierung auch noch eine psychische Kompensation, die ihm überschwengliche Emotionen und übermenschliche Kräfte verleiht.
Unter originellem Einsatz seiner eigenen Erfindung macht sich Peyton/Darkman daran, es den Verbrechern heimzuzahlen, seine Idylle zerstört zu haben.
Ein prototypischer Comicheld - durch einen Unfall aus der Gesellschaft katapuliert, körperlich transformiert, durch die Skrupellosigkeit anderer für immer unfähig, sein normales Leben wieder aufzunehmen - in einer großartig gelungenen Comicverfilmung, nur, dass die literarische Vorlage so nicht existiert.
Dennoch vermittelt der Film das fast urige Gefühl, in den bunten, bewegten Seiten eines Klassikers zu schmökern, ohne dabei flach oder zweidimensional zu wirken. Der tragische Held balanciert auf dem schmalen Grat zwischen Mensch und Monster, gleichzeitig bewundernswert und bedrohlich, gleichzeitig von Liebe zu seiner grundsympathischen Freundin und dem unstillbaren Hunger nach Vergeltung getrieben. Unvereinbare Sehnsüchte, die einander bis zum Ende diametral gegenüberstehen, machen ihn zum perfekten Serienhelden - eigentlich müsste es diesen Comic geben.
Mit unprätetiösem Spaß am Grafischen umgesetzt, bietet dieser Film vielschichtig und kohärent erzählte Unterhaltung.
#285
Geschrieben 14. April 2007, 13:47
1968, zwei Brüder mit ihren Freundinnen sind auf dem Weg zu ihrer Einberufung, mit sicherem Ziel Vietnam. Der ältere war shcin mal da und freut sich drauf, der jüngere will eigentlich lieber weiter nach Mexiko und sich drücken.
Beide kommen nicht weiter als bis nach Texas, wo sie auf die in zweierlei Hinsicht zurückgebliebene Familie Hewitt stoßen, die mit ihrem Ziehsohn Tommy gerade erst anfangen, den Spaß am Leben zu entdecken.
Erstmal wird Leatherface geboren. Dann kommt der Vorspann und schwupps sind 30 Jahre vergangen, Leatherface findet seine Motorsäge. Alles andere: Teenieslasher nach Schablone. Und wir wissen sogar, dass keiner überleben kann. Also wozu das Ganze?!
Bei dem Versuch, möglichst viel Ekel hervorzurufen, geht nicht nur die potentielle Tiefe der Charaktere verloren, die ja ganz nützlich wäre, um dem Zuschauer ein bisschen Anteilnahme abzuringen, auch eine gewisse Ernsthaftigkeit oder Würde wird für dankbare Fleischschnitzereien drangegeben.
Mir war es einfach scheißegal, was aus den Leuten wird, und die Familie ist mir schlicht auf die Nerven gegangen. Und davon ganz abgesehen: Wenn ich mir die Vorgeschichte zu TCM ansehe, dann würde ich lieber was Neues und vielleicht auch Unerwartetes von Leatherface und Konsorten erfahren, und nicht das, was jedem Serienkiller in sämtlichen gängigen TV-Serien sowieso schon nachgesagt wird. Da hätte man schon aus dem Vorspann einen besseren Film machen können als diesen.
#286
Geschrieben 14. April 2007, 14:16
Also: Damals, als der dekadente Perserkönig/Transvestit Xerxes I an der Wiege der westlichen Zivilisation stand, waren die verweichlichten Großstadtgriechen zu feige oder zu träge, sich ihm in den Weg zustellen. GottseiDank gab's die Spartiaten, die sich mittels gezielter Verrohung der Jugend zu einem Volk todessehnsüchtiger Großmäuler gezüchtet hatten. Dummerweise ließen die sich aber von herpeszerfressenen Lustmolchen erzählen, was die Götter wollen und was nicht, so dass nur König Leonidas mit seiner Leibgarde und ein paar tapferen, aber ungeschickten Laiensoldaten schließlich vor dem Heer der Perser stand, das etwa so viele Männer hatte wie, na sagen wir Europa. Gewonnen haben die Spartiaten damals nicht, aber immerhin so lange die fiesen Orientalen aufgehalten, dass die Königin zu Hause sich vom Landesverräter befingern lassen konnte und ein einäugiger Läufer den Senat der Griechen dann doch überzeugte, dass die Demokratie und die bereinigte Kultur des Abendlandes vor dem blutrünstigen Mystizismus der Bartträger beschützt werden müsse.
Also, ja: man kann schon eine politische Parallele ziehen. Vor allem, wenn am Schluß der Schlachtruf lautet: Gegen Tyrannei und Mystizismus. Und wenn die Herren Orientalen Handgranaten werfen.
Aber andererseits: Sind die Mengenverhältnisse in unserer dazu parallelisierten Realität nicht umgekehrt? Kann man die verkaufte Ideologie dann überhaupt ernstnehmen? Mal abgesehen davon, dass der Film seiner bildlichen Monochromität zum Trotz sich in leicht zu durchschauender Schwarzweißmalerei ergeht, wie ich es sonst nur aus Vorabendserien kenne.
Der große Pathos verliert schnell an Souveränität, wenn es gar keine kleinen Gesten, gar keinen Alltag gibt; der heroische Geist der spartanischen Frauen lässt ziemlich zu wünschen übrig, wenn die beweihräucherte Königin bei der leisesten Andeutung ihre - zugegebenermaßen raffiniert geknoteten - Kleider fallen lässt, anscheinend ohne jegliche Menschenkenntnis. Was hat sie denn gedacht, was der Schleimer mit der Tatsache sonst anstellen will, dass sie sich von ihm besteigen lässt? Nicht gerade ein unantastbares Zeichen von Integrität, dass sie sich so leicht (für dumm) verkauft.
Also, ja: der Film vermittelt schon Ideen, die bedenklich sind und diskutabel. Aber um sich darüber aufzuregen, ist der Film einfach nicht gut genug. Wenn er ein filmisches oder argumentatives Meisterstück wäre, okay, aber so muss man ihm wirklich nicht zu viel Bedeutung beimessen.
#287
Geschrieben 17. April 2007, 13:28
Tadashi lebt seit der Trennung der Eltern bei seinem Großvater mütterlicherseits. Auf dem Land fehlt ihm nicht nur die Schwester, auch die uralten Traditionen des Dorfes sind ihm fremd und beängstigend. Bei einem Fest wird er zum Ritter des Kirin gewählt, der ein legendäres Schwert zurückerobern soll, das einem Berggeist vor Jahrtausenden übergeben wurde.
Doch gleichzeitig wird in der Geisterwelt gerade von einem verbitterten Menschenfeind der Krieg ausgerufen, dem zunächst einige Geister, doch bald auch die ersten Menschen zum Opfer fallen. Tadashi ist bald mittendrin in einem Kampf um das Überleben beider Welten, einzig unterstütz von ein paar guten Geistern.
Wow! Hey! Bunt, schnell und gnadenlos, vereint dieser Film das Beste aus Labyrinth, Die unendliche Geschichte und A Chinese Odyssee (Japan verzeihe mir dies) auf sich. Phantasievolle pantheistische Kultur trifft auf moderne Apokalypsenängste; für Kinder ist das alles eigentlich zu finster, für das Kind im, äh, Manne allerdings gerade noch finster geng, um auf der anderen Seite nicht zu leicht zu werden.
Die Achterbahnfahrt ist ein oft bemphtes Bild, trifft aber mal wieder ganz gut - man stelle sich nur vor, der Erbauer sei auf LSD hängengeblieben.
#288
Geschrieben 24. April 2007, 12:39
Auf Zypern ist die Sekte des "Liebescamps" unter Leitung der "Göttlichen" schwer damit beschäftigt, die Welt durch real existierende Freie Liebe zu verbessern. Weil aber auch Dauernackte und Nymphanen essen müssen, fängt der blondgelockte Dorian junge, naive Mädchen ein, um sie zur Prostitution zu zwingen. Als sich die US-Senatorentochter Patrica in ihn verliebt, sieht er ein, dass das irgendwie nicht zum Konzept einer besseren Welt passt; weil ohne ihn aber die ganze Sekte dumm dasteht, lädt die "Göttliche" zum großen Finale...
Über diesen Film schreiben zu müssen, hat mich jetzt lange genug aufgehalten. Es ist ja nicht so, dass sich mir der Humor entzieht, dass ich den Trashfaktor darin nicht sehe, dass ich den Film gar ernst nehme.
Aber ich lese dann doch lieber anderer Leute Rezensionen darüber, als mir die Filme komplett anzuschauen. Nicht nur, weil Laura Gemsers Reize bei mir Perlen vor die Säue sind - ich würde dieser Frau nicht einmal Klopapier abkaufen - sondern auch, weil die lustigen Dusseligkeiten immer wieder durchsetzt sind mit, nun, einem Grad an vornehmlich weiblicher Nacktheit und der ewigen Entschuldigung des Softsexfilmchens, dem pseudo-lesbischen Gefummel, dass der Spaß sich mit dem Genervtsein die Waage hält.
Ich möchte nicht darüber urteilen, ist der Film doch schlicht ein Produkt seiner Zeit. Nichtsdestotrotz werde ich doch ein ums andere Mal grantig, wenn ich als weibliche Zuschauerin gleichzeitig Subjekt (als Betrachterin) und Objekt (als Frau) einer stereotypen und selbstzweckhaften Darstellung des eigenen Geschlechts werde.
Nun, wenn 300 als Film nicht gut genug ist, um ihm zu viel politisches Gewicht beizumessen, so gilt dies für diesen Streifen 100fach... aber Spaß ist bei mir trotzdem was anderes.
#289
Geschrieben 24. April 2007, 14:17
In London geht ein Frauenmörder um, der seine Opfer zunächst vergewaltigt und dann mit Krawatten erwürgt. Richard Blaney hat hingegen eigentlich genug eigene Probleme - keine Arbeit, kein Zuhause, kein Geld -, aber dann wird seine Ex-Frau von eben diesem Serienmörder gemeuchelt, kurz nachdem er sich bei ihr schlecht benommen hat. Prompt wird er von der ganzen Stadt gesucht, nur seine Freundin Babs glaubt ihm. Wie sollten die beiden ahnen, dass der tatsächliche Mörder ihrer beider Bekannter Robert Rusk ist, der es sich bald zunutze zu machen versteht, dass Blaney verdächtig ist...
Zwar wird hier eigentlich wieder einmal Hitchcocks bekanntes Prinzip des unschuldig Verfolgten gepflegt, dies ist aber dennoch wieder einmal spannend und experimentierfreudig umgesetzt; dazu kommt das Portrait des Pschopathen, das wir wiederum aus anderen Hitchcocks kennen. Die Mischung beider Erzählungen und ihre Verwicklung miteinander, die Sympathien, die für die Gegenspieler evoziert werden, diese Kombination erzeugt ein neues Spannungsfeld, das mich persönlich immer neu berührt.
Abgesehen davon empfinde ich diesen als einen besonders "britischen" Film, was mir ausnehmend gefällt; so würde ich fast sagen, Frenzy könnte sich trotz einiger Tempo-Unstimmigkeiten gegen Ende und der merkwürdig plakativen Schockszenen zu einem Lieblings-Hitch entwickeln.
#290
Geschrieben 14. Mai 2007, 10:37
Kyle MacLachlan
In jeder Hinsicht fantastischer Film mit traurig-schönem Ende.
#291
Geschrieben 14. Mai 2007, 10:42
Erinnert mich an meine wilde Jugend !
#292
Geschrieben 14. Mai 2007, 10:52
Schreckliche Geschichte, schrecklicher Mensch... der Film wäre zum Lachen, wenn's nicht so traurig wäre.
#293
Geschrieben 14. Mai 2007, 10:59
Fand ich früher furchtbar - konnte ich gar nicht drüber lachen. Inzwischen bin ich härter geworden. Großartiger Film!
#294
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:02
Gruselig! Zu Tränen gerührt hat mich bezeichnenderweise der wütende Monolog von Caroline Schumacher, als ihr Mann sie für eine Jüngere verlässt.
#295
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:03
Senior-Dreckiges Dutzend. Anfangs amüsant, am Ende niederschmetternd.
#296
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:03
Ganz nette Effekte, abgegraste Story. Herausragend mittelmäßig.
#297
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:05
Habe mich schon im Kino darüber geärgert, dass die Indianer im brasilianishcen Dschungel "einen Pakt mit dem Teufel" eingingen.
Aber als Zeitvertreib sehr wirkungsvoll. Tom Sizemore
#298
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:06
Gritty, grainy, gruesome. Schlicht aber effektiv.
#299
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:08
Der arme Warwick Davis. Vielleicht hat ihn die Augenhöhe mit Jennifer Anistons Hintern mit der doofen Rolle versöhnt...
#300
Geschrieben 14. Mai 2007, 11:12
Ice-T Produktionsbudget offenbar unter dem einer durchschnittlichen "Xenia"-Folge...
Besucher die dieses Thema lesen: 27
Mitglieder: 0, Gäste: 27, unsichtbare Mitglieder: 0