CHACUN SON CINÉMA OU CE PETIT COUP AU COEUR QUAND LA LUMIÈRE S'ETEINT ET QUE LE FILM COMMENCE
Chacun son Cinema -- Frankreich 2007 -- diverse
33 Regisseure sollen zum 60. Geburtstag von Cannes Kurzfilme drehen, die in einem Kino spielen sollen. Reizvolle Idee, denkt man sich natürlich als Kinofreund, insbesondere bei der namhaften Beteiligung. Auch wird nach der ersten halben Stunde wohlwollend abgenickt, dass sich die international arrivierten Größen des Gegenwartskinos nicht nur auf ihre eigenen Abspielstätten anstoßen, sondern auch auf die Kinoerlebnisse jenseits des Arthauses, in den Multiplexen eingehen. Da nimmt sich zum Beispiel Nanni Moretti mit einer launigen, sehr persönlichen und anekdotischen Episode heraus, in der er einfach in den Kinosesseln besondere Kinoerlebnisse rezitiert und dabei nicht vor der jüngsten ROCKY-Episode zurückschreckt oder davor, dass er mit seinem Sohn in MATRIX 2 musste. Doch dann wird's fahriger, unentschlossener und willenloser. Warum ausgerechnet Roman Polanski sich zu einem derart schlechten "gespieltem Witz" hinreißen lässt, verstehe ich nicht.
Wirklich gut fand ich Lars von Triers schön-unernste und brutale Abrechnung mit Typen, die im Kino durch Quatscherei nerven. Und natürlich David Cronenbergs radikale, wie zynische Idee, die zeigt, dass er begriffen hat, wie Kurzfilm an sich funktionieren kann, im Gegensatz zum Beispiel zu den Coens. Weiterhin war ich überrascht, dass ich die Episode von Alejandro Inarritu mochte, dem ich sonst eher skeptisch gegenüberstehe. Doch die beste Episode war zweifelsohne die von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne, in der die Poesie des Kinos heraufbeschworen wird, sowohl als Heimat des Films und der Emotionen, als auch als Ort der Begegnungen und der kollektiven Erlebnisse. Außerdem ist der Film, den man aus dem Off im Kino spielen hört, auch besonders schön: "Zum Beispiel Balthasar".
Van Sant, Assayas und Ruiz waren Enttäuschungen, Salles, Egoyan, und Wender schlecht. Wirklich erwähnenswert scheisse waren Jane Campions Kurzfilm und mit besonderer Erwähnung für ganz ekelerregende Selbstinszenierung und Egowichserei: Youssef Chahine. Insgesamt ein eher schlechtes Unterfangen, das aufgrund der enorm verschiedenen Qualitäten der Episoden, meist irgendwo zwischen Poesie, Persönlichem, Prätentiösem, Politischem und Pointiertem. Da die Grundidee natürlich irgendwie sympathisch ist, gibt's wohlwollende fünf Punkte.
Und sowieso: Warum der Film nun ausgerechnet Fellini gewidmet ist, verstehe ich auch nicht. Aber die Genugtuung folgte auf dem Fuße. Fellini wird nur einmal geglotzt, Godard gleich drei mal.
5/10