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The CINE-PHILES


663 Antworten in diesem Thema

#271 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 08. Juni 2007, 16:00

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THE FIFTH ELEMENT
(dt. Titel: DAS FÜNFTE ELEMENT)
Frankreich, 1997
Gaumont
Regie: Luc Besson
Produktion: Patrice Ledoux
Buch: Luc Besson, Robert Mark Kamen
Kamera: Bill Neil, Thierry Arbogast
Schnitt: Sylvie Landra
Musik: Eric Serra
Darsteller: Bruce Willis, Milla Jovovich, Gary Oldman, Ian Holm, Chris Tucker, Luke Perry, Brion James
Premiere: 7. Mai 1997

Inhalt: Die Erde im 23. Jahrhundert wird von dem konzentrierten Bösen in seiner Existenz bedroht. Schutz bieten nur die vier Elemente in Verbindung mit dem sagenumwobenen "fünften Element". Der Transport der Elemente zur Erde wird abgeschossen und das Fünfte Element in Form der hübschen Leeloo (Milla Jovovich) geklont. Auf der Suche nach dem Priester Cornelius (Ian Hom) landet sie in den Armen des Taxifahrers Korben Dallas (Bruce Willis), der so zum Helden wider Willen wird, indem er Leeloo und die anderen Elemente vor dem Schergen des Bösen, Zorg (Gary Oldman) in Sicherheit bringen muss.

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Luc Bessons schriller Ausflug in das Science-Fiction-Genre ist mal ein Film, der sich schon in der kurzen Lebenszeit von zehn Jahren schon wieder abgenutzt ist. Dabei war er bei Erscheinen noch Farbtupferl im Sci-Fi-Einerlei - heute kann man ihn nur als überfrachteten und überstilisierten Versuch bezeichnen, der sich vordergründig ungewöhnlich gibt, aber im Grunde eine recht konventionelle Erzählstruktur vorzuweisen hat.

Selbstironie ist ja eigentlich nichts schlechtes, lebt aber in Film fast ausschließlich davon, geht das hinten los. So machen sich die wirklich gelungenen Elemente in diesen Special-Effect und Action-Feuerwerk etwas rar. Mehr Klamauk als Satire, mehr Firlefanz als Stil.

Die übermotivierten Darsteller haben nicht gerade den besten Tag erwischt und die "All you need is love"-Message ist so alt wie flach. In seinem Meisterwerk LÉON hat Besson den Balanceakt zwischen Stil und Substanz noch perfekt hinbekommen. Hier ist er vorne übergekippt. Von dem angekündigten zweiten Teil des aus budgetgründen geteilten Drehbuchs (mit eins der ersten, das er je verfasst hat) ist seither nie mehr die Rede gewesen. Vielleicht ist es auch gut so.

#272 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 10. Juni 2007, 11:43

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L.A. CONFIDENTIAL
(dt. Titel: L.A. CONFIDENTIAL)
USA, 1997
Warner Bros. / Regency Enterprises / Monarchy Enterprises
Regie: Curtis Hanson
Produktion: Curtis Hanson, Arnon Milchan, Michael Nathanson
Buch: Brian Helgeland, Curtis Hanson, nach dem Roman L.A. CONFIDENTIAL von James Ellroy
Kamera: Dante Spinotti
Schnitt: Peter Honess
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Kevin Spacey, Russell Crowe, Guy Pearce, James Cromwell, Kim Basinger, Danny DeVito
Premiere: 14. Mai 1997

Inhalt: Die Stadt der Engel wird von einem grauenvollen Massaker erschüttert, dass sich in einem Cafe zugetragen hat. Ein blutiges Gemetzel wurde an ein paar Besuchern angerichtet und schnell werden ein paar junge und drogenabhänige Schwarze als Täter präsentiert und der Fall zu den Akten gelegt. Aber ein paar Polizisten mit dem richtigen Riecher schmeckt das so gar nicht. So tun sich drei völlig unterschiedliche Cops zusammen, um die Wahrheit aufzudecken, die sich bis hin höchste Gesellschaftskreise zieht und in die auch einige hohe Tiere der Polizei verstrickt sind. Der unbestechliche junge Karrierecop Exley (Guy Pearce), der cholerische Schläger White (Russell Crowe) sowie der mediengeile Vincennes (Kevin Spacey) rotten sich zusammen und setzen Leben und Karriere für diese Wahrheit aufs Spiel.

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Ein großartiger, edler Thriller, der sehr komplex ist und erst beim wiederholten Ansehen seine ganze Klasse entfaltet. Sehr schön, wieder einer dieser Filme, die bei jedem Ansehen immer besser werden. L.A. CONFIDENTIAL zitiert zwar auch wieder den großen CHINATOWN, steht aber selbst auf soliden eigenen Füßen.

James Ellroys Romanvorlage ist der Grundstoff für diesen vielschichtigen Krimi, der das Zeug zum Klassiker hat. Von Curtis Hanson dicht und atmosphärisch inszeniert und von grandiosen Darstellerleistungen getragen. Neben einer Riege hervorragender Nachwuchsdarsteller - Russell Crowe (wirkt wie ein junger Bruno Kirby), Guy Pearce (wirkt wie ein junger Scott Glenn) sowie der zu der Zeit noch unverbrauchte Kevin Spacey, die selbst Kim Basinger erstmals in ihrer Karriere zu einer grandiosen Leistung (Oscar für Basinger) inspirierten.

L.A. CONFIDENTIAL ist ein bis in die kleinsten Details hervorragend ausgearbeitetes Meisterstück, dessen wirkliche Qualität bei einem nur flüchtigen Blick man gar nicht erfassen kann. So ist ein wiederholter Durchlauf des Films nicht nur empfohlen, sondern PFLICHT! Nächstes Mal wird er von mir wahrscheinlich die volle Höchstwertung bekommen.

#273 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 12. Juni 2007, 15:22

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FUNNY GAMES
(dt. Titel: FUNNY GAMES)
Österreich, 1997
Wega Film
Regie: Michael Haneke
Produktion: Veit Heiduschka
Buch: Michael Haneke
Kamera: Jürgen Jürges
Schnitt: Andreas Prochaska
Darsteller: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch, Frank Giering, Stefan Clapzynski, Doris Kunstmann
Premiere: 14. Mai 1997

Inhalt: Für eine dreiköpfige Familie wird der Traumurlaub im Häuschen am See zum Alptraum. Kaum angekommen tauchen auch schon die beiden Jugendlichen Paul (Arno Frisch) und Peter (Frank Giering) auf, die die gesuchte Erholung zu einem reinen Höllentrip werden läasst. Zunächst muss der Hund dran glauben, dann wird Papa Georg (Ulrich Mühe) mittels Golfschläger ausser Gefecht gesetzt. Völlig ausgeliefert muss die Familie nun den Demütigungen und systematischen Gewaltakte der zwei Engelsgesichter über sich ergehen lassen.

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Zugutehalten muss man FUNNY GAMES ja, dass wir es hier mit einer der beklemmensten und schmerzhaftesten Gewaltstudien zu tun haben, die jemals gedreht wurden. Die unvorstellbaren Qualen, die geschickt auf den Zuschauer übertragen werden und einen noch lange nach Filmende zu schaffen machen, lassen mich als hartgesottenen Splattergucker sogar sagen, dass FUNNY GAMES vielleicht das unerträglich grauenhafteste Stück Zelluloid ist, welches mich sogar noch mehr als SALO bis an den Rand der Zumutbarkeit gebracht hat.

Dramaturgisch und handwerklich überaus ausgereift, dass hier wirklich von einem Kunstwerk geredet werden kann, begeht jedoch Haneke einige Fehler, die den Film auf dem zweiten Blick deutlich abwerten und schießt mit seiner Aussage deutlich übers Ziel hinaus. Zunächst einmal werden uns hier keinerlei Motivationen der Täter präsentiert. Sie tuen es einfach, weil sie es wollen - was noch dem Film zu gute kommt und den Aspekt sinnloser Gewalt (Gewaltausübung kann nie gerechtfertigt sein). Doch wenn uns hier mehrere pauschale Ursachenbegründungen vorgelegt werden, die sich aber als erlogen herausstellen und somit verneint werden, im Endeffekt aber eine unverhohlene Kritik am Medienkonsum im Raum stehen bleibt, ist der gute Ansatz verpufft.

Mit dem Aufbruch der Metaebenen, wenn etwa die Täter plötzlich mit dem Zuschauer sprechen, erweist sich Haneke und seinem Medium einen Bärendienst. Haneke erhebt sich selbst zur Moralinstanz wie unsere Sittenwächter und benutzt mit einem lauten "du, du" die selben unreflektieren Populismen. Ein wenig Kritik an den Medien und dem Umgang mit ihnen ist ja nichts schlechtes, hier artet es jedoch in vor den Kopf stoßende Zuschauerbeldigung aus. Nicht nur der Konsument von "Gewaltfilmen" wird hier pauschal als Psychopath abgestempelt ("Das ist doch, was ihr sehen wollt!"), auch beleidigt Haneke damit "sein" Publikum, bezieht er doch in seinen Filmen einen Reiz aus der Schockwirkung. Aber seine Anhänger können sich ja immer noch hinter dem "Intellekt" verstecken, was ein Fulci-Fan nicht kann. Das riecht hier nach Doppelmoral, die hätte vermieden werden können, wenn Haneke ehrlich zu sich selbst und zu seinem Publikum wäre.

Wenn Haneke auch noch den Holzhammer rausholt und die Rückspulfunktion einsetzt, verliert der Film endgültig an Intensität, torpediert er doch hier bis dahin so geschickt aufgebaute Authenzität und damit die Glaubwürdigkeit resepektive Verlässlichkeit seiner Bilder. Nichtsdestotrotz ist FUNNY GAMES ein Film, bei dem man mehr als einmal laut schreien, den Konsum abbrechen oder mindestens einige Male kotzen möchte. Er bringt uns unweigerlich zum Nachdenken und funktioniert als heftiger Psychothriller bestens. Aber das dürfen wir ja nicht so sehen - als "Thrill" - das verbietet uns der saubere Herr Haneke. So bleibt neben der nicht enden wollenden Kälte und Leere noch ein bitterer Geschmack des "Vorgeführtwerdens".

#274 Cine-Phil

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Geschrieben 14. Juni 2007, 10:48

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TOP SECRET!
(dt. Titel: TOP SECRET!)
Großbritannien, 1984
Paramount Pictures / Kingsmere Properties
Regie: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker
Produktion: Jon Davison, Hunt Lowry
Buch: Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker, Martyn Burke
Kamera: Christopher Challis
Schnitt: Bernard Gribble, Francoise Bonnot
Musik: Maurice Jarre
Darsteller: Val Kilmer, Lucy Gutteridge, Omar Sharif, Michael Gough, Peter Cushing, Jeremy Kemp, Christopher Villiers
Starttermin: 8. Juni 1984

Inhalt: Um der Welt zu zeigen, wie weltoffen sie doch ist, lädt die DDR den US-Rockstar und Teenieschwarm Nick Rivers (Val Kilmer) zu einem Konzert ein. Die Bekanntschaft zu der Freiheitskämpferin Hillary - in deutsch "Waltraut" - (Lucy Gutteridge) führt ihn mitten in ein gefährliches Abenteuer um Spionage und Rebellion. Zusammen mit einer dämlichen Untergrundkämpfertruppe versuchen sie, Hillarys Vater, Professor Flammond (Michael Gough) mit einem tollkühnen Plan aus der Gefangenschaft zu befreien.

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Vier Jahre nachdem sie mit AIRPLANE! die Komödienwelt revolutionierten und vier Jahre bevor sie mit THE NAKED GUN ihren größten Hit landen konnten, schickten das Team Zucker/Abrahams/Zucker diese Agentenfilmpersiflage ins Rennen, die sich nicht hinter den anderen Klassikern der Gaga-Komödien verstecken muss.

Im Gegenteil, TOP SECRET! ist für mich bis heute einer der wirklich lustigsten Filme aller Zeiten, mit einem nahezu unglaublich Auswurf an Gags und Brüllern. Ich bin selbst überrascht, wie witzig dieser Film nach mehr als 20 Jahren noch immer ist und obwohl ich ihn schon an die Dutzend Male gesehen habe, mich noch immer überraschen und vom Sofa schmeissen kann.

Ein unverbrauchter, blutjunger Val Kilmer in der Hauptrolle und einige Ikonen wie Omar Sharif oder die Hammer-Aushängeschilder Peter Cushing (in einer bemerkenswerten Szene) und Michael Gough sorgen für pures Vergnügen.

Wie so oft dank der Erfindung der Digital Versatile Disc kommt man auch hier erstmals in den Genuss des O-Tons, der aufgrund seiner Dichte an genialen Wortwitzen von nun an Pflicht ist.

Bleibt als Fazit nur: Die Sauerkraut ist in mein Lederhosen.

#275 Cine-Phil

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Geschrieben 14. Juni 2007, 17:22

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CON AIR
(dt. Titel: CON AIR)
USA, 1997
Touchstone Pictures / Jerry Bruckheimer Films / Runway Pictures / Kouf/Bigelow Productions
Regie: Simon West
Produtkion: Jerry Bruckheimer
Buch: Scott Rosenberg
Kamera: David Tattersall
Schnitt: Chris Lebenzon, Steve Mirkovich, Glen Scantlebury
Musik: Trevor Rabin, Mark Mancina
Darsteller: Nicolas Cage, John Cusack, John Malkovich, Ving Rhames, Nick Chinlund, Steve Buscemi, Colm Meaney
Starttermin: 5. Juni 1997

Inhalt: Zur falschen Zeit am falschen Ort, ein verschwundenes Beweisstück und ein mieser Anwalt - der Soldat Cameron Poe (Nicolas Cage), der in Notwehr einen Zivilisten tötete, sitzt für ein paar Jährchen im Bau. Nun steht er unmittelbar vor der Entlassung und freut sich auf das erste Treffen mit seiner Tochter. Doch das Schicksal macht ihm erneut einen Strich durch die Rechnung. Er wird in ein Flugzeug verfrachtet, in dem gerade die Elite der Schwerstkriminellen Amerikas in ein Hochsicherheitsgefängnis überführt werden. Unter der Leitung des hochintelligenten Edelpsychopathen Cyrus "the Virus" Grissom (John Malkovich) wird der Flug gekapert und soll den Delinquenten die Freiheit wiedergeben. Das kann das verantwortungs- und Pflichtbewußtsein Poes nicht zu lassen. Im Flugzeug versucht er genau wie der für den Flug zuständige Beamte Vince Larkin (John Cusack) den verkorksten Tag zu retten.

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Was macht eigentlich das Erfolgsgeheimnis von CON AIR aus? Es ist nichts anderes als eine typische Baukasten-Produktion aus der Bruckheimer-Schmiede (die erste nach dem Tod des mit 52 Jahren verstorbenen Dauerpartners Bruckheimers, Don Simpson). Ein auf Hochglanz getrimmter, völlig überzogener Männerzirkus voller Schwächen.

Er ist durchaus wirkungsvoll inszeniert und wenn man das Gehirn abstellt, auch annehm- und ansehbar. Trotzdem kann er mich nicht zu Lobesreden hinreissen. Dazu ist das alles doch wieder einmal viel zu einfallslos zusammengeklaut. Alles schon einmal dagewesen, hier nur wieder höher, schneller, lauter. Das ausgereizte DIE-HARD-Szenario in einer weiteren Form. Ohne Rücksicht auf Logik oder physikalische Gesetze und rational absolut nicht nachvollziehbar hangelt man sich von Klischee zu Klischee, die zudem noch ätzend rassistisch, sexistisch oder homophob daherkommen.

Selbstzweckhafte Gewalttätigkeiten in unmotivierter Zeitlupe, schnelle Schnitte im Werbecliplook, ach so coole Charaktere, eine Menge dummer Dialoge und wie immer viel Pathos und Patriotismus ohne Anflug von Selbstironie. Dazu versucht der Film noch eine klare Linie zu ziehen zwischen sinnlosen und "sinnvollem" Töten, wobei es einem nur schlecht werden kann. Typisch amerikanisch eben.

Nach seiner Oscarrolle in LEAVING LAS VEGAS überrascht Nicolas Cage hier mit beachtlichem Bizeps und ungepflegter Mähne nach THE ROCK wieder in einer Actionrolle, passt aber irgendwie besser ins Bild als John Malkovich, der hervorragende Charakterdarsteller, der hier irgendwie fehl am Platz wirkt. Sein Cyrus, the Virus ist zu sehr auf Kultcharakter ala Hannibal Lecter zugeschnitten, um wirklich als ernsthafter Filmbösewicht in Erinnerung zu bleiben, was man wirklich nicht Malkovich zuschieben kann, der seine Sache wie immer recht gut macht.

Einzig wirklich witzig bleibt Steve Buscemis Auftritt als schmächtiger Serienkiller Garland Greene in Erinnerung, der als ironisches Statement zum Serienkillerkult für einen gewissen schwarzen Humor sorgen kann. Denn Comedygranate Dave Chapelle, der die meisten seiner Zeilen improvisierte, kommt hier leider viel zu kurz.

#276 Cine-Phil

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Geschrieben 15. Juni 2007, 15:45

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SPEED 2: CRUISE CONTROL
(dt. Titel: SPEED 2 - CRUISE CONTROL)
USA, 1997
20th Century Fox / Blue Tulip Productions
Regie: Jan de Bont
Produktion: Jan de Bont, Steve Perry, Michael Peyser
Buch: Randall McCormick, Jeff Nathanson
Kamera: Jack N. Green
Schnitt: Alan Cody
Musik: Mark Mancina
Darsteller: Sandra Bullock, Jason Patric, Willem Dafoe, Temuera Morrison, Brian McCardie, Christine Firkins
Starttermin: 13. Juni 1997

Inhalt: Eigentlich hatte Annie (Sandra Bullock) ja die Schnauze gestrichen voll von abenteuerlustigen Cops. Als sie aber herausfindet, dass ihr neuer Freund Alex (Jason Patric) auch zu den halsbrecherischen Adrenalinjunkies unter den Gesetzesvertretern gehört, reisst ihr die Hutschnur. Um die Wogen zu Glätten, spendiert Alex eine gemeinsame Kreuzfahrtreise. Doch Annie zieht das Pech magisch an. Das Schiff wird von dem hirn- und körperkranken Computergenie Geiger (Willem Dafoe) in die Gewalt gebracht, der es auf am Bord befindliche Klunker und auf etwas Rachlustbefriedigung abgesehen hat. Dazu lässt er das Böötchen mit einer Mordsgeschwindigkeit auf eine Insel zusteuern. Alex will sowohl den Tag als auch das Leben hunderter Passagiere retten.

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Eine Seefahrt die ist lustig...

Nach zehn Jahren wolle ich es noch einmal wagen und noch einmal wissen. Ist SPEED 2 tatsächlich so schlecht, wie ich ihn in Erinnerung hatte? Antwort: ein dickes JA!

Der unvermeidliche Auswurf einer finanziell erfolgreichen Vorlage erweist sich auch bei erneuter Betrachtung als einfallslose Actiongrütze, die eine lächerliche Szene an die andere reiht und von Unglaubwürdigkeiten und merkwürdigen Zufällen nur so strotzt.

Keanu Reeves tat schon recht daran, hier nicht mitwirken zu wollen. Und so hat dann die Jason Patric die undankbare Aufgabe als Reeves-Ersatz (gibt's für einen ambitionierten Schauspieler was demütigenderes?) herhalten zu müssen und als Strafe obendrein noch mit Sandra Bullock eine ätzende Co-Partnerin zu haben, mit der man auch noch glücklich aus der Wäsche zu schauen hat.

Leid tut mir Willem Dafoe, der eigentlich so hervorragende Darsteller gibt sich hier der Lächerlichkeit preis, versucht er doch wacker, aber vergeblich gegen das schwachsinnige Drehbuch anzukämpfen. Wenn der Charaktermime solch Zeilen wie: "Annie, kommen sie zurück! Sie sind meine Geisel!" von sich geben muss, weiß man nicht, ob man lachen, weinen oder ausschalten soll. Wenn man das aber tut verpasst man wie doch tatsächlich ein kleines Sportflugzeug einen ganzen Tanker zur Explosion bringt.

Ja, richtig gehört! Das ist das Universum von SPEED. Hier geht es spektakuläre Sensationen um jeden Preis. Nach Sinn darf man gar nicht erst fragen. Da macht dann ein Kreuzfahrtschiff ein kleines Küstendorf platt. Das ist zwar blödsinnig, aber teuer und laut. Da sehnt man sich nach Teil 1 zurück, der zwar auch schon völlig dämlich war, daraus aber noch Kapital schlagen konnte. Das kann CRUISE CONTROL nicht. Hier bleibt im Tohuwabohu die Spannung völlig auf der Strecke. SPEED 2 ist ein Baddie, völlig überteuerter Trash - ein echter Schlag ins Wasser.

#277 Cine-Phil

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Geschrieben 16. Juni 2007, 10:54

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BATMAN & ROBIN
(dt. Titel: BATMAN & ROBIN)
USA / Großbritannien, 1997
Warner Bros. / PolyGram Pictures
Regie: Joel Schumacher
Produktion: Peter Macgregor-Scott
Buch: Akiva Goldsman, nach Charakteren von Bob Kane
Kamera: Stephen Goldblatt
Schnitt: Mark Stevens, Dennis Vinkler
Musik: Elliot Goldenthal
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, George Clooney, Chris O'Donnell, Uma Thurman, Alicia Silverstone, Michael Gough
Premiere: 12. Juni 1997

Inhalt: Es wird kalt in Gotham City. Mr. Freeze (Arnold Schwarzenegger) hat eine neue Eiszeit ausgerufen. Der durch einen Unfall zu ewiger Kälte verdammte Wissenschaftler ist auf der rückstichtslosen Jagd nach den wertvollsten Diamanten der Welt, um mit diesen seiner todkranken Frau ein lebensrettendes Mittel zu entwickeln. Als ob das nicht genug Arbeit wäre für Batman (George Clooney) und seinem minderjährigen Partner Robin (Chris O'Donnell) taucht auch noch die militante Umweltschützerin Poison Ivy (Uma Thurman) auf, die nach einem Mordversuch in einem Labor zu einem gifitigen Halbefeu mutierte. Da kommt die zunächst unfreiwillige Hilfe durch Batgirl (Alicia Silverstone) gerade recht.

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BATMAN & ROBIN hat durch den zeitlichen Abstand einer Dekade geradezu an Unterhaltungswert gewonnen. Nicht das Schumachers buntes Trashfeuerwerk, welches kaum schmeichelhaft für alle seine hochprominenten Beteiligten ist, um irgendein Quentchen besser geworden ist - mit der Distanz ermöglicht er dem Betrachter aber einen ganz neuen Blickwinkel.

War man anno 1997 noch entsetzt, wie Schumacher die von Tim Burton so furios begonnene Neubelebung des Flattermannkults auf der Leinwand schrittweise wieder zurück in die übelste Schiene der Trivialunterhaltung gepresst hat. Kurz, BATMAN & ROBIN war eine Enttäuschung, bei der man seinem Eitnrittsgeld nachtrauerte und Warner in Gedanken bereits Schmerzensgeldklagen an den Hals wünschte.

Heute noch einmal betrachtet - vom Dark Knight verabschiedet und mit Adam West im Hinterkopf - hat er doch seinen gewissen Reiz. Natürlich sind Clooney und O'Donnell noch immer die tuckigste Männer-WG seit Ernie und Bert, natürlich ist Schwarzenegger als Mr. Freeze noch immer einer der lächerlichsten Superbösewichte der Filmgeschichte, natürlich ist das Spiel aller noch immer höllisch überzogen, die Dialoge und Sprüche haarsträubend dämlich, das Drehbuch selten hohl. In seiner Gesamtheit aber schon irgendwie partytauglich wie ein ein Schlagerfilmchen der 70er oder eben die Batman-Serie der 60er.

Wäre Schumacher so konsequent gewesen und hätte seine Protagonisten während der Kämpfe noch Tanz- und Gesangseinlagen in bester "Starlight Express"-Tradition hinlegen lassen, BATMAN & ROBIN wäre vielleicht sogar ein Kultfilm geworden. So bleibt es ein unfreiwillig komisches überfrachtetes Machwerk von gewissen absurdem Unterhaltungswert, auf das man grinsend mit dem Finger zeigen kann. Und von solch derben Kalibern gab es in den vergangenen Jahren nicht allzu viele, auch wenn sich Hollywood redlich mühe gegeben hat.

"Heiliges Kanonenrohe, Batman! Du hast recht!" - Ich bin etwas versöhnt damit.

#278 Cine-Phil

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Geschrieben 19. Juni 2007, 15:46

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PREMUTOS - DER GEFALLENE ENGEL

Deutschland, 1997
IMAS
Regie: Olaf Ittenbach
Produktion: Olaf Ittenbach, Andre Stryi, Michael B. Müller
Buch: Olaf Ittenbach
Kamera: Michael B. Müller
Schnitt: Ulf Albert
Musik: A.G. Striedl
Darsteller: Olaf Ittenbach, Christopher Stacey, Andre Stryi, Ingrid Fischer, Fidelis Atuma, Susanne Grüter

Inhalt: Es gab vor Luzifer bereits einen Engel, nicht minder grausam, der von Gottes Seite weichen musste - Premutos. Nachdem er von den Menschen filettiert wurde, wandert er einem alten Fluch folgend durch die Jahrhundert und reinkarniert in Zeit und Raum. In der Gegenwart verschlägt es ihm nach Niederbayern, wo er von dem Dorfdeppen Mathias (Olaf Ittenbach) versehentlich zu neuem Leben erweckt wird. So richtet Premutos mit seiner Armee der lebenden Toten auf der Geburtstagsfeier von Mathias' Vater, dem Militär- und Waschenfetischisten Walter (Christopher Stacey) einigen blutigen Schlamassel an.

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Eins kann man nicht gerade behaupten: das der gute "Itte" in irgendeiner Weise stehenbleibt. Nach seinem berüchtigten Privaterstling BLACK PAST und der weitaus professionelleren (aber hundsmiserablen, nichtsdestotrotz amüsanten) Videoproduktion THE BURNING MOON hangelt sich der gelernte Zahntechniker mit Film Nr. 3 immer mehr vom Amateur- in den semiprofessionellen Bereich.

Ein Budget im sechsstelligen Bereich, etliche Galonen Kunstblut und ein unglaublicher Bodycount von 139 (mit eigenem Bodycounter) sorgen für ein zünftiges Schlachtfest. Man könnte dazu neigen zu behaupten, Ittenbach hätte sein ganz persönliches Genre geschaffen - den "niederbayerischen Extremsplatter".

Auch in seinen späteren Werken lernte der Ittenbach technisch und stilistisch noch einiges dazu - während nur leider seine Drehbücher stets hohl und löchrig blieben. Auch PREMUTOS ist inhaltlich alles andere als meisterhaft, hät die Balance zwischen kantigen Enthusiasmus und gekonntem Gekröse noch am besten.

Auch die Story von PREMUTOS ist dulle, hat aber genügend gute Ideen, um über die streckenweise zähe Laufzeit und einigen Dilletantismus hinwegzutäuschen. Besonders im Mittelteil hat der Film seine Längen, gibt aber im Endspurt nocheinmal Vollgas, dass die Gedärme nur so Fliegen. Itte lässt im wahrsten Sinne die Fetzen fliegen.

Sein nächster Film sollte LEGION OF THE DEAD werden, in dem er mit fremden Geld ausgestattet produktionsmäßig aus dem Vollen schöpfen konnte, was diesen aber auch nicht besser machen konnte. Die unbekümmerte Beschwingtheit von PREMUTOS konnte er aber nie wieder erreichen.

Lange Zeit hielten sich Gerüchte um eine Beschlagnahme von PREMUTOS. Es wurde schon oftmals aus "sicheren Quellen" berichtet, PREMUTOS hätte das gleiche Schicksal wie THE BURNING MOON oder auch - zeitweise - BLACK PAST ereilt. Tatsache war aber, dass man nach einer gemeinsamen Sichtung des Streifens in Ittenbachs Anwesenheit zur Feststellung kam, ihn doch tatsächlich so auf dem Markt belassen zu können. So liberale Sittenwächter erlebt man selten, bedenkt man, dass Ittenbachs völlig blutleere back-to-the-roots-Produktion RIVERPLAY doch tatsächlich beschlagnahmt wurde. Das ist eben die Willkür des "heiligen" § 131 StGB, die einen zum Kotzen bringt.

#279 Cine-Phil

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Geschrieben 19. Juni 2007, 18:32

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FACE/OFF
(dt. Titel: IM KÖRPER DES FEINDES)
USA, 1997
Touchstone Pictures / Paramount Pictures / Douglas/Reuhter Productions / WCG Entertainment Productions
Regie: John Woo
Produktion: Terence Chang, David Permut, Christopher Godsick, Barrie M. Osborne
Buch: Mike Werb, Michael Colleary
Kamera: Oliver Wood
Schnitt: Christian Wagner, Steven Kemper
Musik: John Powell
Darsteller: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Alessandro Nivola, Gina Gershon, Dominique Swain, Nick Cassavetes
Starttermin: 27. Juni 1997

Inhalt: Polizist Sean Archer (John Travolta) hat's endlich geschafft. Er hat seinen Intimfeind, den Gangster Castor Troy (Nicolas Cage) dingfest gemacht. Troy liegt im Koma und die Gerechtigkeit hat scheinbar gesiegt. Dumm nur, dass Troy zuvor irgendwo in L.A. eine verheerende Bombe versteckt hat. Um diese Bombe aufzufinden und eine Katastrophe zu verhindern macht Archer einen ungewöhnlichen Zug. In einer komplizierten Operation lässt er sich das Gesicht Troys verpflanzen, um in dessen Identität Pollux Troy (Alessandro Nivola) das Versteck des Sprengsatzes herauszukitzeln. Leider erwacht Troy aus seinem Schlaf und legt sich das Gesicht Archers zu. So schleicht sich Troy (John Travolta) in die Familie von Archer (Nicolas Cage), um dessen Leben zu zerstören, während dieser im Knast hockt und ihm keiner glaubt.

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Nach seiner Immigration in die USA hat John Woo nie wieder die Klasse seiner einflussreichen Hong-Kong-Meisterwerke erreicht. Auch FACE/OFF bildet da keine Ausnahme, obwohl er mit diesem denen recht nahkommen konnte.

Die Kunst Woos besteht hier aus einem relativ schwachen Script ein Maximum an Wirkung rauszuholen. Seine Stärken liegen wieder im Subtext, der hier wieder deutlich buddistische Züge trägt. Hier geht es nicht um Woos gewohnte Männerfreundschaften, sondern um die Familie - und um das Ying und das Yang.

Hat man sich erst einmal an die an der Gesichtshaut herbeigezogene Plotkunstruktion gewöhnt, weist der Film eine enorme Dichte auf und interessante Abhandlungen über den Verlust der eigenen Identität sowie Freiheiten und Einschränkungen in der Identität anderer, mit der Schlussfolgerung, dass man als Mensch doch nicht aus seiner Haut kann. Dazu liefert Woo wieder eine Mythik und Symbolik, die östliche und westliche Motive symbiotisch vereint und liefert ein grandioses Finale, welches zuweilen Erinnerungen an Woos grandiosen THE KILLER erweckt. Das allzu zuckersüße Endbild mag auf den ersten Blick etwas stören und nach Holzhammerhappyend aussehen, bildet aber die letzte Konsequenz aus seinem Subplot und schließt die letzten Kreise zur Endgütltigkeit.

John Travolta (nach BROKEN ARROW ein zweites Mal unter der Regie Woos) und der zu der Zeit stark angesagte Nicolas Cage liefern sich ein kompromissloses Darstellerduell. Bisweilen überschreiten sie allerdings die Grenzen zur Lächerlichkeit - besonders Cage, der hier wieder ein latentes Overacting hinlegt. Trotz theatralischer Gesten macht Travolta im Gesamteindruck die bessere Figur, bekommt er doch den Charactertausch nahtloser und überzeugender hin. Von Cage hätte man aber auch gerne mehr als Castor Troy gesehen, ihm wird nur leider sträflich wenig Raum gegeben.

Insgesamt kann man aber darstellerisch nicht meckern, neigt man als Zuschauer doch leicht dazu, die Leistung eines Schauspielers zu unterschätzen, insbesondere da es sich bei FACE/OFF um eine deutliche Herausforderung handelt, an der beide nicht zerbrochen sind.

Bearbeitet von Cine-Phil, 19. Juni 2007, 18:36.


#280 Cine-Phil

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Geschrieben 20. Juni 2007, 15:13

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MEN IN BLACK
(dt. Titel: MEN IN BLACK)
USA, 1997
Columbia Pictures / Amblin Entertainment / MacDonald/Parkes Productions
Regie: Barry Sonnenfeld
Produktion: Laurie MacDonald, Walter F. Parkes
Buch: Ed Solomon, nach dem Comic MEN IN BLACK von Lowell Cunningham
Kamera: Donald Peterman
Schnitt: Jim Miller
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino, Vincent D'Onofrio, Rip Torn, Tony Shalhoub
Starttermin: 1. Juli 1997

Inhalt: Sie leben schon längst unter uns. Die Aliens sind ein unerkannter Teil unserer Gesellschaft geworden. Wir ahnen zwar was, wissen es aber nicht genau. Und damit es so bleibt gibt es die Men In Black. Eine geheim operierende Spezialistenenorganisation, die den Zustrom und Bestand der Außerirdischen auf Erde kontrolliert. Es kommt auch immer zu Zwischenfällen, auch dann sind die Profis gefragt. Wie etwa der bärbeißige Routinier K (Tommy Lee Jones), der nun die Aufgage hat, den ungestümen Ex-Polizisten J (Will Smith) in die Geheimnisse der MIB einzuweihen. Und die beiden haben auch allerhand zu tun. Die Sicherheit unserers Planeten wird durch eine extraterristische Scharbe gefährdet, die mit der Haut des Farmers Edgar (Vincent D'Onofrio) "verkleidet" einen intergalaktischen Zwischenfall provoziert.

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Der kommerzielle Hit des Jahres 1997, MEN IN BLACK, bezieht seinen Reiz weniger daraus, dass es ein gelungenes oder innovatives Gesamtkunstwerk darstellt als dass es sich hier um eine vergnügliche Aneinanderreihung von skurrilen Situationen, ebensolchen Typen und furztrockenem Humor handelt.

Die gut harmonierenden Hauptdarsteller Jones und Smith sorgen für Laune, Zeilen wie "Imagine a giant cockroach, with unlimited strength, a massive inferiority complex, and a real short temper, is terror-assing around Manhattan Island in a brand-new Edgar suit. That sound like fun?" sind echte Schenkelklopfer und der sprechende Hund Frank eine Nummer für sich. Da stört dann auch die etwas dünne Handlung und das deutliche Augenmerk auf die Effects nicht weiter. Will Smith gibt noch seinen gleichnamigen Gassenhauer zum Besten (dem ich noch nie etwas abgewinnen konnte) und alle sind glücklich.

Steven Spielberg, mit seiner Firma Amblin als ausführender Produzent tätig, darf sich nebenher noch, genau wie Sly Stallone, als verdeckt lebender Außerirdischer verhöhnen lassen. Selbstironie wird bei den Männern in schwarz großgeschrieben. Das macht sie sehr sympathisch.

Der Film ist komplett in zweiter Garde entstanden. Quentin Tarantino (vorgesehen für die Regie), Chris O'Donnell (J), Clint Eastwood (K) sowie John Turturro (Edgar) lehnten jede Beteiligung ab. Die Version hätte ich doch gerne gesehen (auch wenn ich auf O'Donnell locker verzichten kann). Zunächst saß dann Les Mayfield auf dem Regiestuhl, der während der Dreharbeiten von Barry Sonnenfeld abgelöst wurde, der dem Projekt zum Glück ein wenig seinen (witzig-düsteren) Stempel aufdrücken konnte.

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Geschrieben 21. Juni 2007, 18:57

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POTENZA VIRTUALE

(dt. Titel: VIRTUAL WEAPON / ZWEI FÄUSTE FÜR MIAMI / ZWEI FÄUSTE IN MIAMI)
Italien / Frankreich, 1997
Regie: Anthony M. Dawson (= Anthonio Margheriti)
Buch: Bruno Corbucci
Musik: Michelangelo La Bionda, Carmelo La Bionda
Darsteller: Terence Hill, Marvin Hagler, Stephen Edward, Gisele Blondet, Jennifer Martinez

Inhalt: Nach sieben Jahren Abwesenheit kehrt Cop Skims (Terence Hill) an seine alte Wirkungsstätte Miami zurück. Und nichts hat sich geändert: Skims und sein Partner machen Jagd auf organisierte Verbrecher und werden zu Gejagten. Auf den Spuren des einflussreichen Gangsters Van Axel (Stephen Edward) gerät Skims zunehmend in große Gefahr. Das hält ihn nicht davon ab, Hilfe bei der zehnjährigen Computerspezialistin Lilly (Jennifer Martinez), Tochter seiner Angebeten (Gisele Blondet) zu suchen.

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Drei Jahre nach dem missglückten Comebackversuch BOTTE DI NATALE (DIE TROUBLEMAKER) mit Dauerpartner Bud Spencer versuchte sich Terence Hill in diesem "zeitgemäßen" Action-Thriller, der zu einem kaum beachteten Staubfänger in den hinteren Ecken deutscher Videotheken wurde.

Die goldene Ära des Mario Girotti war schon längst vorbei und so interessierte sich kaum einer für dieses schwachbrüstige Filmchen, dass ziemlich inkompetent Versatzstücke und Klischees seiner US-Vorbilder ausplündert. Alles ist hier einige Konfektionsnummern kleiner als in den Hollywood-Blockbustern.

Die dünne Handlung kann nur bedingt von Hills Einsatz aufgefangen werden. Man muss schon ein beinharter Fan des alten Haudegens sein, um an seinen Grimassen und Sprüchen noch seine Freude zu haben. Leicht grau an den Schläfen ist er geworden, kein Wunder, hatte seine Karriere zu dem Zeitpunkt immerhin bereits 40 Jahre auf den Buckel.

Als Ersatz für Spezi Bud wurde ihm der ehemalige Boxer Marvin Hagler zur Seite gestellt, der von Schauspielerei nicht die Bohne versteht.

Trotz für einige Verdienste im italienischen Film bekannte Namen wie Hill, "Gänseblümchen" Antonio Margerithi oder Bruno Corbucci bleibt POTENZA VIRTUALE auch dann noch enttäuschend, wenn man seine Erwartungen am unteren Bereich ansiedelt. Es hätte aber ehrlich gesagt auch noch schlimmer kommen können.

#282 Cine-Phil

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Geschrieben 22. Juni 2007, 15:45

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LES DEUX ORPHELINES VAMPIRES
(dt. Titel: Jean Rollin's VAMPIRE)
Frankreich, 1997
Les Films ABC
Regie: Jean Rollin
Buch: Jean Rollin, nach seinem Roman LES DEUX ORPHELINES VAMPIRES
Kamera: Norbert Marfaing-Sintes
Schnitt: Nathalie Perrey
Darsteller: Alexandra Pic, Isabelle Teboul, Bernard Chamacé, Nathalie Perrey, Anne Duguel
Starttermin: 9. Juli 1997

Inhalt: Die beiden im Waisenhaus aufwachsenden Mädchen Louise (Alexandra Pic) und Henriette (Isabelle Teboul) haben ein kleines Geheimnis: sie sind Vampire. Tagsüber blind, gehen sie des Nachts auf Wanderschaft, um ihr untotes Leben zu genießen und ihren Blutdurst zu stillen, immer auf der Hut vor anderen Geschöpfen der Nacht und stets darauf bedacht ihre Identität als Blutsauger geheimzuhalten. Eines Tages werden sie von dem freundlichen Dr. Dennary (Bernard Chamacé) aufgenommen, die beiden sexy "Nosferateten" machen weiter mit ihrem Tages- bzw. Nachtgeschäft und versuchen hinter die Geheimnisse ihrer Abstammung zu kommen.

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Mit LES DEUX ORPHELINES VAMPIRES läuft der Altmeister des französischen Horrors wieder zu Höchstleistungen auf. VAMPIRES ist ein Fest für die Sinne - für alle Sinne.

Jean Rollin war nie jemand, der den Stereotypen eines Genres oder gar irgendwelchen Trends folgte. Während seit FROM DUSK TILL DAWN Vampirfilme fast nur noch ausschließlich aus wahnwitzigen Splatterorgien bestanden, setzt Rollin dem einen ruhigen, fast hypnotisch monotonen poetischen Diskurs entgegen, sinnlich beginnend, sich ins Erotische steigernd und mit der Laufzeit zunehmend blutiger, ohne auch nur einen Moment irgendwie plump zu werden.

Rollin vermeidet jede Falle (in die er früher so manchmal noch getappt wäre/ist) und liefert seine eigene Interpretation fernab jeglicher Genreklischees. Die französische Sprache hebt die Poesie und Philosophie besonders hervor. Es gibt auch eine englische Sprachfassung, aber nur in der Französischen kommt die Magie richtig gut zur Geltung. Man merkt deutlich, warum Französisch gemeinhin als die Sprache der Liebe bezeichnet wird. Eine deutsche Synchronisation existiert zum Glück nicht - sie hätte den Film definitiv zerstört.

So bleibt der Film unspektakulär, aber beinahe perfekt in Erinnerung. Traumhafte Bilder mit einer einzigartigen blau-viragierten Atmosphäre in exkuisiten Kulissen brennen sich ins Gedächtnis. Und dann taucht auch noch kurz Brigitte Lahaie auf, an der das Alter scheinbar spurlos vorbeigegangen zu sein scheint.

#283 Cine-Phil

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Geschrieben 22. Juni 2007, 16:25

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187
(alt. Titel: ONE EIGHT SEVEN)
(dt. Titel: 187 - EINE TÖDLICHE ZAHL)
USA, 1997
Icon Entertainment International / R U Dun Productions
Regie: Kevin Reynolds
Produktion: Bruce Davey, Stephen McEveety
Buch: Scott Yagemann
Kamera: Ericson Core
Schnitt: Stephen Semel
Musik: Michael Steams, David Darling
Darsteller: Samuel L. Jackson, John Heard, Ellen Henry, Clifton González González, Tony Plana, Karina Arroyave
Starttermin: 30. Juli 1997

Inhalt: Einst war Trevor Garfield (Samuel L. Jackson) ein idealistischer Physiklehrer mit gutem Draht zu seinen Schützlingen und Freude an seinem Unterrichtsstoff. Dann schlägt das Schicksal in Form eines ehemals geschassten Schülers (Method Man) zu, der Garfield niedersticht. Nach längerer Genesungszeit wandert der traumatisierte Garfield als Aushilfslehrkraft von New York nach L.A.. Dort gerät er vom Regen in die Traufe. Die Schule wird von Latino-Gangskontrolliert, der junge Cesar (Clifton González González) macht ihm das Leben zur Hölle. Ein Lehrer sieht rot - Schüler von nun an das Feindbild, begibt sich Garfield auf einen selbstgerechten Feldzug gegen gewalttätige Pennäler und wird von seinem Kollegen Childress (John Heard) als Held angesehen, während er sich von Kollegin und Lebensgefährtin Ellen (Kelly Rowan) immer mehr entfremdet.

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So ganz scheint diese unversöhnliche Variante von DANGEROUS MINDS von ROBIN HOOD: PRINCE OF THIEVES- bzw. WATERWORLD-Regisseur Kevin Reynolds selber nicht sicher sein, worauf sie hinaus will. 187 betreibt perfide Schwarzmalerei, baut zunächst Verständnis und Mitleid zu Identifikationsfigur Trevor Garfield auf, um ihn in der zweiten Hälfte zu einem debilen Vigilanten mutieren zu lassen.

Wenn der Film eine Aussage treffen will, ist dies gründlich danebengegangen oder zumindest stark provokant. Plump ist eher der Ausdruck für den unausgegorenen und klischeehaften Erziehungsthriller, der deutliche Parallelen zum weitaus unterhaltsameren Sleaze-Klassiker CLASS OF 1984 aufweist und in seiner Aussage noch weniger zimperlich ist. War in der Achtziger-Jahre-Utopie Notwehr das Motiv der Gewalteskalation ist es im Fall von 187 eiskalte und berechnende Selbstjustiz.

Damit steht er eindeutig in der Tradition des berüchtigten Vigilantenkinos im Fahrwasser von DEATH WISH, welche einige ebenso obskure wie zwiespältige Ableger nach sich zog. Diese haben aber einiges an Unterhaltungswert und vor allem den Zeitabstand auf ihrer Seite, die die Distanz zum Geschehen deutlich vergrößern. Mal sehen, wie man in weiteren zehn Jahren über 187 denkt. Ein Hit wird er mit Sicherheit nie.

#284 Cine-Phil

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Geschrieben 22. Juni 2007, 22:21

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COP LAND
(dt. Titel: COP LAND)
USA, 1997
Miramax Films / Woods Entertainment / Across the River Productions
Regie: James Mangold
Produktion: Cary Woods, Cathy Konrad, Ezra Swerdlow
Buch: James Mangold
Kamera: Eric Edwards
Schnitt: Craig McKay
Musik: Howard Shore
Darsteller: Sylvester Stallone, Harvey Keitel, Ray Liotta, Robert De Niro, Peter Berg, Janeane Garofalo, Robert Patrick
Premiere: 6. August 1997

Inhalt: Garrison ist ein kleines Städtchen, dass ausschließlich von Cops bewohnt ist, die nach mit ihren Familien Feierabend dem Großstadtmoloch New Yorks entkommen möchten. Da es in so einer Stadt naturgemäß kaum zu Verbrechen kommt, bestreitet der freundliche Freddy (Sylvester Stallone) das Amt des Sheriffs - ein wegen seiner Schwerhörigkeit gescheiterter Cop, der hauptsächlich damit beschäftigt ist Katzen aus Bäumen zu holen und Raser anzuhalten. In diese Idylle bricht der interne Ermittler Tilden (Robert De Niro), der Freddy aus dem Dornröschenschlaf weckt. Die Fassade bröckelt, als der naive Möchtergerncop merkt, dass die rechtschaffenden Bullen in seinem Ort, rund um Ray Donian (Harvey Keitel) Dreck am Stecken haben und die Stadt auf nicht gerade soliden Grundmauern aufgebaut ist. Der vorgetäuschte Tod des jungen Senkrechtstarters Murray (Michael Rappaport) bringt den Lügenturm zum Wackeln.

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Ende der Neunziger war es Sylvester Stallone leid, der ehemalige Superstar durchlebte einen Karriereknick und nichts wünschte er sich mehr, als mal von den Kritikern anerkannt zu werden. Mit COP LAND wollte er dies erreichen.

Er fraß sich eine beachtliche Plauze an und versucht sich an den angesehensten Method Actorn Hollywoods zu messen, die hier ihr Stelldichein geben. So liegt das Hauptaugenmerk des Films zunächst auf Sly, wie er etwas krampfig den Charaktermimen raushängen lässt, während die alten Hasen Keitel und De Niro in aller Seelenruhe in Routine ihre Rollen runterspielen können.

Auf den zweiten Blick erweist sich COP LAND dann doch als recht komplexer Thriller, bei dem hohe Aufmerksamkeit verlangt wird und nebensächliche Details im Laufe der Handlung noch einmal ganz wichtig werden können. Ein großer Haufen Charaktere, von denen jeder ein wichtiges Puzzleteil darstellt, lassen einen dann doch schnell den Überblick verlieren. So kann man den hervorragend geschriebenen, aber etwas unausgewogen inszenierten Film bei Erstansicht noch nicht so richtig einschätzen.

Zum Ende nimmt der Film erst richtig Fahrt auf und wird recht spannend. Wenn Stallone dann als einsamer Dorfsheriff auf eigene Faust mit der Rasselbande aufräumt fühlt man sich in ein klassisches Westernszenario zurückversetzt. Damit endet dann auch der Film, der zum Teil ein wenig fesseln kann, zum Teil deutlich kalt lässt und letztendlich kaum im Gedächtnis haften bleibt. Zum Thema Korruption in der Polizei kam kurz vor COP LAND der bedeutend bessere Beitrag L.A. CONFIDENTIAL in die Kinos, der dem hier doch immer wieder vorzuziehen ist.

Bearbeitet von Cine-Phil, 22. Juni 2007, 22:26.


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Geschrieben 24. Juni 2007, 16:08

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KICHIKU DAI ENKAI
(int. Titel: KICHIKU)
Japan, 1997
ONI Productions
Regie: Kazuyoshi Kumakiri
Produktion: Kazuyoshi Kumakiri, Tomohiro Zaizen
Buch: Kazuyoshi Kumakiri
Kamera: Kiyoaki Hashimoto
Schnitt: Kazuyoshi Kumakiri
Darsteller: Shigeru Bokuda, Sumiko Mikami, Shunsuke Sawada, Toshiyuki Sugihara
Starttermin: 1. September 1997

Inhalt: Während ihr Anführer Aizawa im Knast sitzt hat eine Gruppe radikaler linker Studenten schwer mit Eifersüchteleien und Machtgerangeln zu tun. Nach Aizawas Selbstmord zerfällt die Gruppe völlig und zerfleischt sich gegenseitig. Besonders die resolute Masami lässt daraufhin ihren bestialischen Trieben freien Lauf. In einem infernalischen Blutrausch nimmt die einst so idealistische Truppe ein grauenhaftes Ende.

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Harter Stoff, den uns Filmemacher Kumakiri hier auftischt. KICHIKU DAI ENKAI packt einen direkt bei den Eiern. Formal äußerst geschickt referiert man hier über das autonome Dilemma, sich von Führer befreien zu wollen, aber ohne Führungspersönlichkeiten nicht handeln zu können. Kaum ist der Punkt der Anarchie erreicht, zerfällt die Struktur in unterwürfige Menschen und in solche, die mit aller Gewalt ihre Macht behalten oder erreichen wollen.

In seinem Realitätsanspruch erinnert KICHIKU DAI ENKAI an die analytischen Extremdarstellungen der ALL-NIGHT-LONG-Reihe und geht dabei nicht weniger zimperlich vor. Kalt erwischt wird man hier derbsten und direktesten Gewaltdarstellungen ausgesetzt, die einen hart in den Magen treffen. Das hat mit Funsplatter nichts zu tun - hier geht's wirklich schmerzhaft zur Sache.

Auch wenn er dabei extrem vorgeht, mit Kastrationen und Schädel wegballern (und nur mal ein paar der "harmloseren" Schandtaten zu nennen), verliert der eindrucksvolle Streifen nie sein Ziel aus den Augen. Bedrückt und durchgeschüttelt wird zurückgelassen und doch hat man etwas mitgenommen. Eine angenehme Überraschung. Ein Sicko mit Hirn.

Bearbeitet von Cine-Phil, 24. Juni 2007, 16:34.


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Geschrieben 25. Juni 2007, 12:38

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CUBE
(dt. Titel: CUBE)
Kanada, 1997
Cube Libre / The Feature Film Project / The Harold Greenberg Fund / Ontario Development Corporation / Téléfilm Canada / Viacom Canada
Regie: Vincenzo Natali
Produktion: Mehra Meh, Betty Orr
Buch: André Bijelic, Vincenzo Natali, Graeme Marrison
Kamera: Derek Rogers
Schnitt: John Sanders
Musik: Mark Korven
Darsteller: Nicole de Boer, Nicky Guadagni, David Hewlett, Andrew Miller, Julian Richings, Wayne Robson, Maurice Dean Wint
Premiere: 9. September 1997

Inhalt: Sechs Menschen finden sich in einem überdimensionalem Würfelkonstrukt wieder, ohne zu wissen, wie sie dort hingelangt sind. Die kleine Gruppe besteht aus mehreren Persönlichkeiten, von denen jeder einen Beitrag zur Lösung leisten kann. Das Ziel ist es, aus diesem Würfellabyrinth zu entkommen. Jeder Kubus hat einen Eingang und fünf Ausgänge. Hinter vier der Ausgänge lauern tödliche Fallen, hinter dem Fünften der vermeintliche Weg in die Freiheit. Ein paar bleiben auf der Strecke, bis sich herausstellt, dass das Lösen komplizierter Rechenaufgaben deutlich weiterhilft.

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Wie viele von uns haben nicht in den Achtzigern den Zauberwürfel von Rubik in der Hand gehalten und ihn nach mehreren vergeblichen Lösungsversuchen verzweifelt in die Ecke geschmissen? Jetzt stelle man sich, man halte den Würfel nicht in der Hand, sondern stecke mittendrin. Das ist das Prinzip von CUBE, diesem kubistisch konstruierten Sci-Fi-Paranoia-Thriller.

Den überschwenglichen Lobhudeleien, die das Regiedebüt von Vincenzo Natali erfahren hat, kann ich mich nur bedingt anschließen. Mathematische Spielereien und aufgesetzte Gesellschaftskritik machen CUBE für mich noch lange nicht zu dem als hochintelligenten Genrebeitrag hochgejubelten Meisterwerk. Trotz nicht ungeschickter Sympathieverschiebungen passiert dann auch genau das, was diesem Film absolut nicht gut tut - die Charaktere bleiben unglaublich blass, eindimensional, nervig und unsympathisch. Was tödlich ist, wenn man beinahe zwei Stunden dazu gezwungen ist, geradezu dicht an ihnen zu kleben.

Aber ein kompletter Reinfall ist der mit geringen Mitteln doch effizient entstandene Film nicht geworden, er ist doch recht spannend und klaustrophobisch sowie recht vielschichtig geraten. Ein Lichtblick im Einheitsbrei, mit dem man sonst so zugemüllt wurde. Viele Fragen bleiben geschickterweise unbeantwortet, auch wenn man sich so manche Auflösung doch gewünscht hätte.

Bearbeitet von Cine-Phil, 25. Juni 2007, 12:42.


#287 Cine-Phil

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Geschrieben 25. Juni 2007, 21:11

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THE GAME
(dt. Titel: THE GAME)
USA, 1997
Polygram Filmed Entertainment / Propaganda Films / A&B Producoes
Regie: David Fincher
Produktion: Steve Golin, Ceán Chaffin
Buch: John D. Brancato, Michael Ferris
Kamera: Harris Savides
Schnitt: James Haygood
Darsteller: Michael Douglas, Sean Penn, Deborah Kara Unger, James Rebhorn, Peter Donat, Carroll Baker
Starttermin: 12. September 1997

Inhalt: Nicolas Van Orton (Michael Douglas) ist ein mit seinem Beruf verheirateter Finanzjongleur. Er ist arrogant und vertrocknet. Vergnügen hat in seinem streng durchkalkulierten Leben keinen Platz. Sein charakterlich völlig gegensätzlicher Bruder Conrad (Sean Penn) schenkt ihm zum Geburtstag ein einzigartiges Erlebnis. Ein Spiel - ein Real-Life-Rollenspiel - vertrieben durch die dubiose Firma CRS (Consumer Recreation Systems). Dieses Spiel bringt Van Ortons Leben völlig aus den Fugen. Er verliert die Kontrolle über seine Geschicke. Der großspurige Kotzbrocken wird zunehmend kleinlauter.

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Der nach seinem epochalen SE7EN heiß erwartete Folgefilm Finchers bietet Oberflächlich Fincher as usual. Großartig inszeniert, in einzigartig gestylten Bildern eingefangen und - zumindest bei Erstansicht - Mordsspannend.

Jedoch bleibt THE GAME eine Enttäuschung. Das fintenreiche Drehbuch schafft es zwar über fast die komplette Laufzeit bestens zu fesseln - und bietet einigen Tiefgang - aber dieses Ende. Diese haarsträubend unsäglich konstruierte Happy End tötet den positiven Gesamteindruck nachhaltig. Das ist nicht Fincher zuzulasten, sondern diesem Drehbuch, das nicht einhalten kann, was es 90 Minuten lang verspricht.

So gehört THE GAME leider zu den schwächeren Werken Finchers und dessen Stern schien schon wieder am Sinken zu sein. Hätte er sich nicht mit seinem nächsten Meisterwerk FIGHT CLUB mehr als eindrucksvoll zurückgemeldet. Dann lieber den nochmal. Von THE GAME bleibt in der Wiederholung nichts übrig, außer ein ständiger bitterer Geschmack.

Bearbeitet von Cine-Phil, 25. Juni 2007, 21:21.


#288 Cine-Phil

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Geschrieben 26. Juni 2007, 12:30

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ZINDAN
(dt. Titel: ZINDAN)
Türkei, 1974
Regie: Remzi Jontürk
Darsteller:
Darsteller: Tamer Yigit, Gönül Hanci, Yildirim Önal, Bilal Inci, Turgut Özatay, Ersun Kazancel

Inhalt: Ein idyllisches Örtchen wird von einer unsympathischen Bande böser Christen terrorisiert. Ein Franco-Nero-Verschnitt (Tamer Yigit) gibt seinen rechten Arm für die Freiheit. Das reicht den Wüterichen noch nicht. Sie töten seine Frau. Da kennt unser türkischer Django nur noch die Blutwurst und stellt sich mit Hilfe eines Cowboys der Übermacht in den Weg.

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ZINDAN ist ein eher unbekannter Vertreter der blühenden Türkploitation und ein ungeheuer unterhaltsamer noch dazu. Er vermengt Westernmotive mit Kriegsfilmszenarien und erzählt so seine für sein Entstehungsland ausgesprochen typische Rachegeschichte mit dem üblichen derben Christengebashe.

Auch hier sind die Kreuzträger natürlich die durch und durch gemeinen Imperialisten - schmierig, dekadent, unberechenbar. Als Katholik müsste ich schon schwer schlucken - zum Glück bin ich evangelisch und darf darüber lachen. Zu Lachen hat man sonst nicht viel bei ZINDAN (zu deutsch: Kerker, Verlies). Der Trashgehalt ist längst nicht so hoch wie etwas bei einem ausgewachsenen Inanc/Arkin-Machwerk beispielsweise. Dafür geht's hier sehr grimmig zur Sache und auch der Splattergehalt ist für ein osmanisches Heldenepos extrem hoch.

Natürlich geht's hier schwer exploitativ zu Werke. Die Charaktere sind nach Schwarzweißschema, der Plot dünn, die Inszenierung holprig und die meisten Darstellerleistungen lachhaft. Aufgrund der Sprachbarriere jedoch maße ich mir nicht an, ein endgültiges Urteil über den Streifen richten zu wollen. Spaß gemacht hat er ja ungemein - und das ist doch das Wichtigste.

Die unverblümte Selbstjustizverherrlichung in Verbindung mit den expliziten, rohen Gewaltdarstellungen war wohl ausschlaggabend für die völlig überflüssige Beschlagnahme, die der Film hierzulande 1988 erführ.

Bearbeitet von Cine-Phil, 26. Juni 2007, 12:42.


#289 Cine-Phil

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Geschrieben 27. Juni 2007, 19:56

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SEVEN YEARS IN TIBET
(dt. Titel: SIEBEN JAHRE IN TIBET)
USA, 1997
TriStar Pictures / Mandalay Entertainment / Applecross / Reperage & Vanguard
Regie: Jean-Jacques Annaud
Produktion: John H. Williams, Jean-Jacques Annaud, Iain Smith
Buch: Becky Johnston, nach dem Buch SIEBEN JAHRE IN TIBET von Heinrich Harrer
Kamera: Robert Fraisse, David Breashears
Schnitt: Noelle Boisson
Musik: John Williams
Darsteller: Brad Pitt, David Thewlis, B.D. Wong, Mako, Danny Denzongpa, Victor Wong
Premiere: 13. September 1997

Inhalt: Der österreicherische Bergsteiger Heinrich Harrer (Brad Pitt) lässt seine hochschwangere Frau zurück, um für das NS-Regime den Himalaja zu stürmen. Dumm nur, dass in der Zwischenzeit der Krieg ausbricht. Da er sich auf indischem Boden befindet wird Heinrich in britische Kriegsgefangenschaft genommen. Mit seinem Freund Peter (David Thewlis) gelingt ihm jedoch die Flucht nach Tibet. Dort werden die beiden von den Buddhisten großmütig aufgenommen. Eines Tages besetzen die Chinesen Tibet, richten ein Massaker an friedfertigen Volk an. Heinrich, der zum engen Vertrauten des Dalai Lama (Jamyang Jamtsho Wangchuk) geworden ist, unterstützt die Tibetaner mit aller Kraft. Während dieser Jahre ändert sich auch der Charakter des einst so selbstgefälligen Egomanen.

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Mit "Biopics" (so der neudeutsche Begriff dieser Filmart) habe ich grundsätzlich so meine Probleme. Meistens werden die dargestellten Personen zur völligen Heiligkeit verklärt, Wahrheiten abgemildert, um ja niemanden zu beleidigen oder etwa Totenschändung zu begehen. Wenn dann die Verfilmung auf eigenen Aufzeichungen der Hauptfigur basiert, ist besonders Vorsicht geboten. Ist die subjektive Selbstdarstellung oftmals von Eitelkeiten durchtränkt, werden unbequeme Wahrheiten unterschlagen oder verfremdet.

Im konkreten Fall ist wohl Harrers Kooperation mit dem Nazi-Regime auch etwas anders geartet gewesen, als in seinen Memoiren dargestellt oder im diesem Film porträtiert. Davon abgesehen ist die dargebrachte Wandlung vom Saulus zum Paulus auch eher durch persönliche Selbstwahrnehmung bestimmt.

Die Verfilmung selbst ist ein typischer Annaud: in erdrückend schönen Bildern schwelgend - atemberaubende Landschaftsaufnahmen und schwierig zu koordinierende Massenszenen - möchte Annaud seine Geschichte episch erzählt wissen. Nur leider ist sie zu oberflächlich geraten, um zu interessieren und die Längen hinwegzutäuschen. SEVEN YEARS IN TIBET ist nicht schlecht, aber eindeutig eindeutig zu lang. Annaud ist ein sehr guter Handwerker, aber die Raffinesse und der Tiefgang seines Vorbilds Bertolucci wird er nie erreichen.

Zu dem Thema sind LITTLE BUDDHA (von eben genanntem Bertolucci) oder Scorseses KUNDUN die bessere Wahl, wenn man eine westliche Sichtweise auf den Konflikt sehen will.

#290 Cine-Phil

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Geschrieben 28. Juni 2007, 18:53

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SMOKEY AND THE BANDIT
(dt. Titel: EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR)
USA, 1977
Universal Pictures / Rastar Pictures
Regie: Hal Needham
Produktion: Mort Engelberg
Buch: James Lee Barrett, Charles Shyer, Alan Mandel
Kamera: Bobby Byrne
Schnitt: Angelo Ross, Walter Hannemann
Musik: Bill Justis, Jerry Reed
Darsteller: Burt Reynolds, Sally Field, Jerry Reed, Jackie Gleason, Mike Henry, Paul Wiliams, Pat McCormick
Premiere: 19. Mai 1977

Inhalt: Landstraßencowboy Bandit (Burt Reynolds) lässt sich auf eine waghalsige Wette ein: für zwei texanische Multis soll er mehrere Kisten Bier durch die Südstaaten schaukeln. Böse Zungen behaupten, dies wäre Schmuggel. Sein Busenkumpel Cledus "Snowman" (Jerry Reed) bewegt per Truck die Kisten die Highways runter, während Bandit selbst an Bord seines schnittigen Trans Ams für freie Bahn sorgt. Tempolimits gelten für ihn nicht, so hat er bald eine Armada Bullen auf seinen Fersen. Besonders der texanische Sheriff Buford T. Justice (Jackie Gleason) nimmt die Verfolgungsjagd sehr persönlich, hat Bandit doch eine Anhalterin (Sally Field) an Bord, mit der der Gesetzeshüter noch ein Hühnchen zu rupfen hätte.

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Der 30. Geburtstag ist schon ein einschneidendes Erlebnis, das entsprechend zelebriert werden muss. So darf der erste Film, den man in diesem neuen Lebensjahr guckt, nicht irgendeiner sein. Er muss schon was besonderes sein, eine nostalgische Erfahrung, ein Werk, dass einen schon ein Leben lang begleitet.

Die Wahl fiel schnell auf SMOKEY AND THE BANDIT, entstanden im selben Jahr wie ich. Als meine Eltern Anfang der 80er als eine der ersten Familien einen Videorekorder besaßen und mein Vater (selbst LKW-Fahrer) mit diesem Film ankam, wurde er zu einem Teil meines Lebens. Ich kann mich an keine Zeit vor diesen Streifen erinnern. Und er bereitet mir heute noch Freude.

SMOKEY AND THE BANDIT ist ein rasantes Vollgas-Road-Movie ohne irgendwelche Längen, inszeniert von CANNONBALL RUN-Regisseur Hal Needham. Burt Reynolds als flapsiger Outlaw, der eine ebenso lockere Klappe hat wie sein Kumpel Schneemann, gespielt von Jerry Reed, der mit dem einstigen Frauenschwarm Burt einige schlagkräftige Actionkomödien drehte und hier die schmissigen Countrysongs persönlich intonieren darf. Komödiantischer Höhepunkt ist aber Jackie Gleason alias Sheriff Buford T. Justice, der hier die absolute Show abliefert und mich regelmäßig vom Sofa zieht. Die Sprüche von ihm sind erste Sahne.

Die deutsche Synchro will ich nicht missen. Bietet sie doch ganz im Zeichen der damaligen Zeit dem Zuschauer noch einige dumme Sprüche extra ohne Aufpreis. Blechschäden gibt's hier auch en masse und eine herrliche anarchistische Einstellung. Als Partyfilm damals wie heute noch gut geeignet und daher hier noch die Regeln für das SMOKEY AND THE BANDIT-Trinkspiel:

Es wird jedesmal einer gehoben, wenn...

1. Das Wort "Gottfried", "Schneemann" oder "Frosch" fällt.
2. Ein Polizeiauto außer Gefecht gesetzt wird.
3. Die Karre von Sheriff Justice einen Schaden nimmt.
4. Wenn sich Sheriff Buford T. Justice mit vollem Namen vorstellt.

Wohl bekomm's!

Bearbeitet von Cine-Phil, 28. Juni 2007, 19:01.


#291 Cine-Phil

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Geschrieben 29. Juni 2007, 12:21

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THE NECRO FILES
(dt. Titel: THE NECRO FILES)
USA, 1997
Threat Theatre International Inc.
Regie: Matt Jaissle
Produktion: Matt Jaissle
Buch: Todd Tjersland
Kamera: Matt Jaissle
Schnitt: Matt Jaissle, Todd Tjersland
Musik: Matt Jaissle
Darsteller: Isaac Cooper, Steve Sheppard, Gary Browning, Todd Tjersland, Theresa Bestul, Jenn O'Cide
Starttermin: 17. September 1997

Inhalt: Eine unvorsichtige Gruppe Satansjünger erweckt einige mit einem prachtvollen Gehänge ausgestatteten Zombies, die so denn losziehen und sich durch die Gegend vergewaltigen und morden.

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Noch schnell ein paar wenige Worte zu dem vorgestern gesehen NECRO FILES: Amateurproduktion aus Amiland, dilletantisch gemacht - selbst die Splatterszenen sind von miserabelster Machart. Der Versuch in möglichst kurzer Zeit jedwedes Tabu zu brechen, was sich einem bietet, verpufft schnell, da jemand, der daran Anstoß nehmen könnte, sich erstens den Film erst gar nicht ansehen würde oder zweitens über den Schrott nur lachen könnte.

Bittere Assoziationen an Andreas Schnaas werden wach. Normalerweise können solche Produktionen mit viel Idealismus bei mir Sympathiepunkte sammeln. Wenn aber ein Mann namens Todd Tjersland, der uns mit so feinsinnigen schwedischen Autorenfilmen wie MISLED oder FACES OF GORE bereichert hat, einen Löwenanteil an der Produktion verantwortete, ist es mit der Sympathie auch schon vorbei.

So bleibt nur ein Gebräu aus Tits 'n' Guts, das nur ein müdes Lächeln hervorzaubern kann. Okay, die "Dirk Diggler"-Zombies sind wirklich witzig, aber der Rest... Forget it!

#292 Cine-Phil

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Geschrieben 30. Juni 2007, 14:51

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ZA GINIPIGGU 2: CHINIKU NO HANA
(dt. Titel: GUINEA PIG 2 - FLOWERS OF FLESH AND BLOOD)
Japan, 1985
Regie: Hideshi Hino
Produktion: Satoru Ogura
Buch: Hideshi Hino
Darsteller: Hiroshi Tamura, Kirara Yugao

Inhalt: Ein verschrobenes Kerlchen mit Samuraihelm betätigt sich künstlerisch, indem er eine gekidnappte Frau nach und nach von ihren Körperteilen befreit, die er in den buntesten Farben beleuchtet.


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Auf Wunsch eines Kumpels, der damit eine Bildungslücke schließen konnte. Der Legende nach lief doch tatsächlich Charlie Sheen nach Konsum dieses "Snuff-Films" zur Polizei.

Es gibt tatsächlich Meinungen darüber, dass die GUINEA PIG-Reihe doch Kunst wäre. Weder kann ich das bestätigen, noch reihe ich mich in die Meute Berufsbetroffener ein, die solch Filme verdammen. Mehr Worte will ich dazu aber auch nicht verlieren.

#293 Cine-Phil

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Geschrieben 30. Juni 2007, 15:15

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FREAKS
(dt. Titel: FREAKS / FREAKS - MISSGESTALTETE / FREAKS - MONSTREN / MONSTREN / DIE GEZEICHNETEN)
USA, 1932
MGM
Regie: Tod Browning
Produktion: Tod Browning, Irving Thalberg, Harry Rapf
Buch: Edgar Allan Woolf, Al Boasberg, Leon Gordon, Willis Goldbeck
Kamera: Merritt B. Gerstad
Schnitt: Basil Wrangell
Darsteller: Harry Earles, Daisy Earles, Olga Baclanova, Roscoe Ates, Henry Victor, Wallace Ford
Starttermin: 20. Februar 1932

Inhalt: Eine bunte Truppe körperlich deformierter und behinderter ist die makabre Attraktion eines Wanderzirkusses. Zu ihnen gehört Hans (Harry Earles) ein vermögender Kleinwüchsiger. Er ist unglücklich verliebt in die so hübsche wie hintertriebene Trapezkünstlerin Cleopatra (Olga Baclanova). Als sie von Hans' Reichtum erfährt, geht sie auf seine Avance ein und heiratet ihn sogar. Flitterwochen sind nicht mehr eingeplant, Hans soll noch in der Hochzeitsnacht sterben. Das bekommen die "Freaks" mit - mit fatalen Folgen für Cleopatra.

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Kaum ein Regisseur prägte den klassischen Horrorfilm mehr als Tod Browning. DRACULA mit Bela Lugosi gilt als einer der größten Klassiker des Genres, sein leider Gottes verschollener LONDON AFTER MIDNIGHT soll dem vernehmen nach auch ein exzellenter Film sein. Auch FREAKS bekommt inzwischen die Aufmerksamkeit, die der großartige Streifen längst verdient hat.

Im Jahr 1932 war man noch nicht so weit, Browning dafür mit Lob zu überschütten. FREAKS wurde ein Opfer der Zensur. Er wurde geschnitten, verboten, geächtet. Und er hätte beinahe die Karriere Brownings und anderer Beteiligten zerstört. Auch noch heute ist FREAKS ein zutiefst verstörender Film und für viele kaum erträglich.

Und er ist endlich anerkannt, als der Meilenstein, der er tatsächlich ist. Er wurde verdientermaßen ins National Film Registry aufgenommen und läuft bis heute häufig in Programmkinos.

#294 Cine-Phil

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Geschrieben 01. Juli 2007, 20:21

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LA CASA SPERDUTA NEL PARCO
(dt. Titel: DER SCHLITZER)
Italien, 1980
F.D. Cinematografica
Regie: Ruggero Deodato
Produktion: Franco Palaggi, Franco Di Nunzio
Buch: Vincenzo Mannino, Gianfranco Clerici
Kamera: Sergio D'Offizi
Schnitt: Vincenzo Tomassi
Musik: Riz Ortolani
Darsteller: David Hess, Giovanni Lombardo Radice, Annie Belle, Christian Borromeo, Marie Claude Joseph, Gabriele Di Giulio
Starttermin: 6. November 1980

Inhalt: Lisa (Annie Belle) konnte ja nicht ahnen, wen sie da auf ihre Party einlädt. Alex (David Hess) ist ein waschechter Soziopath vor dem Herrn und mit seinem zurückgebliebenen Kumpel Ricky (Giovanni Lombardo Radice) mischt er die Feier von einer versnobbten Clique auf. Die beiden freundlichen Gesellen terrorisieren, demütigen, vergewaltigen und stümmeln so vor sich hin. Es scheint keinen Ausweg zu geben.

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Ganze acht Jahre zogen ins Land bis der ehrenwerte Ruggero Deodato sein dreistes Plagiat zu Wes Cravens stilbildenden Terrorklassiker LAST HOUSE ON THE LEFT nachschob. Standesgemäß sogar mit dessen Hauptdarsteller - David Hess.

Das Lockenköpfchen ist im Privatleben ein hochanständiger und kreuzsympathischer Kerl, vor der Kamera jedoch einer der herrlichsten Psychopathen. Hier variiert er seinen Glanzauftritt als Krug Stillo aus dem US-Vorbild nur geringfügig und lässt wieder die Sau raus, dass sich die Balken biegen. Wer kann ihm dann besser in der deutschen Fassung eine Stimme geben als der unvermeidliche und -ersetzliche Manfred Lehmann? Manne gibt Vollgas und steck in keinster Weise zurück. Zeilen wie "Weißt du, wie ich dich ab jetzt nenne? Scheißtier!" gehören da noch zu den harmlosesten Kabinettstückchen der betont politisch unkorrekten Synchronisation und heben den Film auf ein höheres Level.

Ein wenig zähflüssig ist dieses Kammerspiel ja schon (aber nie langweilig) und die bemerkenswerte Blutarmut sowie der verschwindend geringe Bodycount sind wohl der Grund, dass LA CASA SPERDUTA NEL PARCO nie in einem Atemzug mit den ganz großen italienischen Genreklassikern genannt wird. Kultstatus hat er dennoch erreicht - eben ein Klassiker aus der zweiten Reihe. Das Werk ist nämlich eine nicht zu verachtende schmierige Sleazebazille, die in jedem Moment den Geist des zeitgenössischen Exploitationkinos italienischer Baukunst wie wir es doch so lieben, atmet.

Anteil daran haben neben dem überragenden Hess auch die knallige Musik vom unverwechselbaren Riz Ortolani, die eine Bandbreite von funky über smooth bis zu dramatisch abdeckt und niemals durchhängt. Der Soundtrack ist eine glatte Kaufempfehlung - also nicht einfach dran vorbeigehen, wenn man die rare Gelegenheit hat, dieses Musterstück auf Vinyl oder Silberling zu erhaschen.

Erwähnenswert auch die Nebendarsteller: ganz klar Italiens Vorzeigedämlack Giovanni Lombardo Radice wie er leibt und lebt, die unterkühlte Annie Belle zeigt, dass Nassrasierer zu der Zeit noch keine Hochkonjunktur hatten und die süße Lorraine De Selle zeigt hier, was sie kann (und was sie hat), bevor sie (bzw. ihre Hupen) ein Jahr später in Lenzis CANNIBAL FEROX in einer legendären Szene Bekanntschaft mit zwei Haken machen durfte/n.

Bearbeitet von Cine-Phil, 01. Juli 2007, 20:23.


#295 Cine-Phil

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Geschrieben 02. Juli 2007, 12:01

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AN AMERICAN WEREWOLF IN PARIS
(dt. Titel: AMERICAN WEREWOLF 2 / AMERICAN WEREWOLF IN PARIS)
USA / Großbritannien / Luxemburg / Niederlande / Frankreich, 1997
Propaganda Films / J&M Entertainment / Hollywood Pictures / Canal+ / Avrora Media / Davis-Films / Delux Productions / Président Films / Stonewood Communications
Regie: Anthony Waller
Produktion: Richard Claus
Buch: Tim Burns, Tom Stern, Anthony Waller, nach Charakteren von John Landis
Kamera: Egon Werdin
Schnitt: Peter R. Adam
Musik: Wilbert Hirsch
Darsteller: Tom Everett Scott, Julie Delpy, Pierre Cosso, Vince Vieluf, Phil Buckman, Julie Bowen, Thierry Lhermitte
Starttermin: 31. Oktober 1997

Inhalt: Amerikanische Rucksacktouristen zieht es immer wieder nach Europa. Diesmal hat es Andy (Tom Everett Scott) mit zwei Freunden nach Paris verschlagen. Am Eiffelturm bewahrt er erst einmal die hübsche Serafine (Julie Delpy) vorm Selbstmord. Andy findet auch bald heraus, warum sich ein so gut aussehndes Mädel in den Tod stürzen wollte: sie ist ein Werwolf, die bei Vollmond zum haarigen Problem wird. Doch für Andy kommt die Erkenntnis zu spät - er wird selbst zum Halbköter.

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1981 ließ John Landis seinen AMERICAN WEREWOLF auf nichts ahnende Londoner los und schuf einen bis heute unwiderstehlichen Klassiker, der geschickt die Waage zwischen subtilem Horror und herzerfrischendem Humor hielt bzw. hält. Rick Bakers legendäre Verwandlungseffekte waren noch handgemacht und haben nichts vo ihrer Wirkung eingebüßt.

Von all dem ist in Anthony Wallers 16 Jahre später entstandenen Fortsetzung nicht mehr viel zu spüren. Der Film tendiert zwischen typischen Teenieklamauk und nur bedingt geglückten Horrorszenen. AN AMERICAN WEREWOLF IN PARIS ist zwar um einiges besser, als ich ihn in Erinnerung hatte, überzeugen kann er dennoch nicht.

Ein paar Szenen sind echt gut gemacht und ein paar Gags wirklich lustig, dass rettet den Streifen aber auch nicht über die volle Laufzeit. Die Werwolftransformationen stammen allesamt aus dem PC und können nicht gegen Bakers Makeupeffekte von 81 anstinken. Manche von ihnen sind zwar recht geglückt, meist aber eher erschreckend imperfekt.

Auch darstellerisch ist der Film eine Enttäuschung. Tom Everett Scott hatte seinen Höhepunkt in Tom Hanks' Regiedebüt THAT THING YOU DO! (bezeichnenderweise als Mitglied einer One-Hit-Wonder-Band!) und versank mit AAWIP wieder in der Versenkung, aus der er aufgetaucht war. Hier grimassiert er sich durch die Gegend und versucht vergeblich lustig zu sein. Julie Delpy, die eigentlich mehr kann, nervt nur. Überraschen tut nur Pierre Cosso. Der einstige Superstar der Achtziger und ehemals feuchter Traum aller vorpubertärer Mädchen jener Zeit beweist Mut zur Hässlichkeit und feiert hier fast so etwas wie ein kleines Comeback.

Bearbeitet von Cine-Phil, 02. Juli 2007, 12:15.


#296 Cine-Phil

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Geschrieben 03. Juli 2007, 16:08

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TITANIC
(dt. Titel: TITANIC)
USA, 1997
20th Century Fox / Paramount Pictures / Lightstorm Entertainment
Regie: James Cameron
Produktion: James Cameron, Jon Landau
Buch: James Cameron
Kamera: Russell Carpenter
Schnitt: Conrad Buff, Richard Harris, James Cameron
Musik: James Horner
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Billy Zane, Kathy Bates, Frances Fisher, Gloria Stuart, Bill Paxton
Premiere: 1. November 1997

Inhalt: Eigentlich suchte Schatzsucher Lovett (Bill Paxton) im Wrack der "Titanic" nach einem wertvollen Klunker. Er findet jedoch etwas ganz anderes. Er trifft auf die über 100jährige Rose DeWitt Bukater (Gloria Stuart), die den Untergang des Luxusdampfer überlebte. Sie erzählt ihre Geschichte. Lovett, für den die Katastrophe nur ein historisches Datum bedeutete, wird nun die menschliche Komponente offenbar. Rose erzählt, wie sie als 17jährige (Kate Winslet) auf das Schiff kam, um mit dem vermögenden Arschloch Cal (Billy Zane) verheiratet zu werden. Durch die Liebe zu dem armen Schlucker Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) fässt die ehemals verwöhnte Zicke den Mut sich von ihren angestammtem Platz zu lösen und sich sowohl von Cal als auch von ihrer herrischen Mutter (Frances Fisher) zu emanzipieren.

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TITANIC, der Film, der mit allen möglichen Superlativen prahlen kann. Erfolgreichster Film aller Zeiten, Neben GONE WITH THE WIND mit 11 Trophäen der größte Oscarabräumer und so weiter und so fort. Dabei hätte es seinen Schöpfer fast versenkt. 8 Jahre nach THE ABYSS (der mein FTB eröffnen durfte) zog es James Cameron wieder ins kalte Wasser, was nach Kevin Costners beinahe desaströsen WATERWORLD als böses Omen galt. Die Mammutproduktion verschlang immer mehr Geriebenes, die Finanzierung stand stets kurz vorm Kippen. Cameron haftete mit seinem Privatvermögen, es hätte ihm auch das Genick brechen können.

Das hat es (aus Camerons Sicht) zum Glück nicht. Wie eingangs erwähnt, brach der Schmachtfetzen alle Einspielrekorde. Bei 200 Millionen Dollar Produktionskosten hat er Milliarden wieder eingespült. Cameron konnte sich bei der Academy-Awards-Verlosung zu recht als "King of the World" fühlen.

Dabei hebt sich der Inhalt nicht sonderlich von einer Rosamunde-Pilcher-Schnulze ab. Wer TERMINATOR 1 und 2, TRUE LIES, ALIENS, THE ABYSS und PIRANHAS gesehen hat, weiß dass Cameron ein ausgesprochen guter technischer Regisseur ist, was von Action und Spannungsdramaturgie versteht, aber an Feingefühl oder Charakterisierungsfähigkeit mangelt es ihm doch beträchtlich. Das ist auch das Kreuz von TITANIC, der zur Schmalzoper verkommt, begleitet von Celine Dions unerträglichem Gecroone in "My Heart will go on", dass man zu der Zeit ca. 20 mal am Tag monatelang auf jedem Radiosender ertragen musste (Amokläufe vorprogrammiert).

Camerons Ansinnen ist es gewesen, den vielen namenlosen Opfern (etwa 1500 Menschen kamen bei dem historischen Unglück 1912 ums Leben) wieder ein Gesicht zu geben. Er will die persönlichen Schicksale anhand großer Einzelschicksale erfassbar machen. Mit einer übermannenden technischen Perfektion gelingt ihm das teilweise, lässt uns die Katastrophe hautnah miterleben. Jedoch ergeht er sich selbst in einer Sensationsgier, die er eigentlich zu kritisieren versuchte und lässt etwa Menschen in grausigen Szenen hart mit lautem Knall auf Schiffschrauben aufklatschen oder ähnliches, anstatt diskret wegzublenden.

TITANIC selbst zerfällt in zwei Teile, erst in die erwähnte langgestreckte "Reich & schön"-Folge und schließlich in ein Katastrophenszenario, wie man es zuvor noch nie auf einer Leinwand sehen konnte. Ab hier gefällt mir dann der Film richtig gut, auch wenn Cameron auch hier nicht von seiner Schwarzweißmalerei lassen kann und uns Gesellschafts- und Kapitalismuskritik mit dem Holzhammer einprügelt. Trotzdem ist diese zweite Hälfte so gut gemacht, dass sie einen nahezu wegbläst, in den Sessel drückt und sogar mir (auch wenn hier teils echt schlimm dick aufgetragen wird) ein Tränchen runterkullert. Aber ich war wohl der einzige, der damals im Kino laut applaudierte, als der süüüüße Leo endlich seinen Abgang machte und selig dem Meeresgrund zuschaukelte. Böse Blicke aus verheulten Gesichtern waren die Folge.

Seither warten die Fans, die sich auch von diesem Film nicht vergraulen ließen, auf ein neues Werk von James Cameron. Aber die Wartezeit soll mit AVATAR 2009 ein Ende haben.

Bleibt nur noch zu sagen (wofür ich mich ein wenig schäme, aber irgendwie hat er was, dessen ich mich nicht entziehen kann), dass mir TITANIC deutlich besser gefiel, als der völlig seelenlose und am Ende extrem peinliche THE ABYSS. Womit ich jetzt die Themen Cameron und Wasser abschließen will - denn ich muss mal.

Bearbeitet von Cine-Phil, 03. Juli 2007, 16:24.


#297 Cine-Phil

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Geschrieben 03. Juli 2007, 16:45

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CARRY ON ABROAD
(dt. Titel: EIN TOTAL VERRÜCKTER URLAUB)
Großbritannien, 1972
Peter Rogers Productions
Regie: Gerald Thomas
Produktion: Peter Rogers
Buch: Talbot Rothwell
Kamera: Alan Hume
Schnitt: Alfred Roome
Musik: Eric Rogers
Darsteller: Sidney James, Kenneth Williams, Charles Hawtrey, Joan Sims, Bernard Bresslaw, Barbara Windsor
Starttermin: Dezember 1972

Inhalt: Im Urlaub verliert auch der steifeste Brite seine Etikette. Kaum sind die Türen des Reisebusses geschlossen, lassen sie die Sau raus. Wenn so eine verrückte Truppe Pauschaltouristen von der Insel in den sonnigen Süden reist, ist das Chaos vorprogrammiert. Ein alternder Lustmolch (Sidney James), ein schwules Pärchen, ein unselbständiges Muttersöhnchen (Charles Hawtrey), zwei junge Nymphomanen und eine Gruppe Priester - eine explosive Mischung, bei der es Reiseleiter Farquhar (Kenneth Williams) schwerfällt Würde, Ruhe und Kontrolle zu bewahren. Und dann noch das Hotel, dass einer Baustelle gleicht und südliche Gepflogenheiten. Solche Ferien können nur in einer Katastrophe enden.

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Zu den häufigst gesehenen Timewastern, mit denen ich verregnete Nachmittage meiner Kindheit versüßte, gehörten neben den Spencer/Hill-Streifen oder der Olsen-Bande auch die Filme der CARRY-ON-Reihe, die schon fast ein britisches Nationalheiligtum ist.

Ein selten variierendes Ensemble um die Stars Sidney James, Kenneth Williams und Charles Hawtrey kalauerte sich über fast drei Jahrzehnte durch etwa zwei Dutzend unter der Regie von Gerald Thomas entstandenen und von Peter Rogers produzierten Klamotten, die in Deutschland unter der Vorsilbe "IST JA IRRE" ebenfalls große Erfolge feiern konnten. Dabei blieben die Darstellern stets ihren Rollenmustern treu. So etwa Sidney James als betagter Schürzenjäger (meist mit Joan Sims als resolute Gattin), Kenneth Williams als steife und ständig demontierte Autoritätsperson oder Charles Hawtrey als schrulligem Weichei.

Mit für die damalige Zeit ziemlich rüden sexuellen Zoten nahm man die Befindlichkeiten der Engländer aufs Korn und parodierte sich durch diverse Genres. Dabei war der Klamauk aber ausschlaggebend, satirisch war das Ganze weniger.

Einige der Filme kann ich mir immer noch mit dem größten Vergnügen ansehen, andere sind heute eher unerträglich albern. CARRY ON ABROAD ist so ein Zwischending. Er hat einige tolle Gags zu bieten, versucht sich aber allzu oft mit Albernheiten über die Zeit zu retten, bei denen die Mundwinkel unten bleiben. Wer kennt das nicht, dass sich der vermutliche Erholungsurlaub mit der Touristenklasse als Reinfall entpuppt. Aber es gibt dazu doch weitaus bessere komödiantische Beiträge.

CARRY ON ABROAD ist also nur etwas für beinharte CARRY-ON-Fans, denen die Darsteller wirklich ans Herz gewachsen sind, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Leider entstammt er einer Zeit, als die Serie bereits einen spürbaren Qualitätsknick durchzog. Die Siebziger waren nicht gerade die Glanzphase des liebenswerten Haufens.

Bearbeitet von Cine-Phil, 03. Juli 2007, 16:48.


#298 Cine-Phil

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Geschrieben 04. Juli 2007, 15:47

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ALIEN: RESURRECTION

(dt. Titel: ALIEN - DIE WIEDERGEBURT)
USA, 1997
20th Century Fox / Brandywine Productions Ltd.
Regie: Jean-Jacques Jeunet
Produktion: Gordon Carroll, Bill Badalato, David Giler, Walter Hill
Buch: Joss Whedon, nach Charakteren von Dan O'Bannon und Ronald Shusett
Kamera: Darius Khondji
Schnitt: Hervé Schneid
Musik: John Frizzell
Darsteller: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Dominique Pinon, Ron Perlman, Gary Dourdan, Brad Dourif
Premiere: 6. November 1997

Inhalt: Man kann's einfach nicht lassen - das unheimliche Wesen vom anderen Stern fasziniert noch immer die Wissenschaftler. Aus diesem Grund ließen sie aus etwas erhaltener DNA eine neue Ripley (Sigourney Weaver) klonen, die ja bekanntlich mit dem Monster schwanger war, bevor sie sich selbst richtete. Der Forscher Gediman (Brad Dourif) ist höchst angetan von dem Ergebnis. Seine Ripley trägt Gene des Vieches in sich, während die Alien-Queen menschliche Komponenten hat. Was für einiges Unbehagen sorgt. Schließlich ist das Forschungsschiff mit Ripley, einem Haufen Piraten und einem Dutzend der unbesiegbaren Viechern auf dem Weg zur Erde. Ripley und der verrückte Haufen kämpfen also nicht nur um ihr Leben, sondern auch um die Zukunft der Menschheit.

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Man kann's einfach nicht lassen - wieder wird ein junger, talentierter Regisseur damit beauftragt die renommierte ALIEN-Saga in den Untergang zu reiten. Wurde David Finchers ALIEN³ erst in der Post-Production versaut und durch den Director's Cut noch einigermaßen gerettet, muss sich Jeunet aber einen Löwenanteil des Misserfolgs selbst zuschreiben, trägt aber nicht die alleinige schuld.

ALIEN: RESURRECTION ist eine überflüssige, künstliche Verlängerung einer Reihe, die als Trilogie schon alles erzählt hat, was es zu erzählen gab. Es wird hier nur noch einmal einer draufgesetzt. Alles schon in den anderen Teilen dagewesen - und dort besser. Hier merkt man doch erst, was für Qualitäten der oft gescholtene ALIEN³ doch tatsächlich in sich trug.

Dabei ist der Ansatz von Jeunet gar nicht so schlecht gewesen. In seiner typischen Art bekommen wir (leider stark zurück genommen) schwarzen Humor und seinen eigenwilligen, surreal angetochten visuellen Stil, der jedoch zum Ende hin stark beliebig wird und nur noch als Augenschmaus von der Leere des Plots ablenken soll.

Einige wirklich stark inszenierte Szenen hat ALIEN: RESURRECTION ja zu bieten, aber meist droht der Film ins Lächerliche zu kippen, wo er dann auch am Ende verdient landet. Als die Alienqueen anfängt lebend zu gebären und das der aufgegeilte Brad Dourif kommentiert knallt der Film vollends mit dem Gesicht in die Scheiße. Da kann man sich dann nur am Kopf kratzen. Dieses Drehbuch entlarvt sich spätestens dann als saublöd und kann es nicht mehr rausreißen.

Nein, das war nix. Handwerklich gut gemacht, mit ein paar echt gelungenen Horrormomenten, aber unter dem Strich ist der vierte ALIEN ein großer Reinfall. Wäre er doch der Nagel zum Sarg geblieben. Das Rip-off ALIEN VS. PREDATOR bewies, dass es noch anspruchsloser geht.

#299 Cine-Phil

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Geschrieben 04. Juli 2007, 17:07

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STARSHIP TROOPERS
(dt. Titel: STARSHIP TROOPERS)
USA, 1997
TriStar Pictures / Touchstone Pictures / Big Bug Pictures
Regie: Paul Verhoeven
Produktion: Jon Davison, Alan Marshall
Buch: Edward Neumeier, nach dem Roman STARSHIP TROOPERS von Robert A. Heinlein
Kamera: Jost Vacano
Schnitt: Mark Goldblatt, Caroline Ross
Musik: Basil Poledouris
Darsteller: Casper Van Dien, Dina Meyer, Denise Richards, Jake Busey, Neil Patrick Harris, Clancy Brown, Michael Ironside
Premiere: 4. November 1997

Inhalt: Die Bevölkerung der Erde in der Zukunft besteht nur noch aus einer Nation und auch die Geschlechtertrennung wurde aufgehoben. Das Feindbild der Menschen dieser Zeit sind die Bugs, übermannshohe Käfer, die die Menschheit ohne Kriegserklärung ausrotten wollen. Weil seine ehrgeizige Freundin Carmen (Denise Richards) unbedingt eine Pilotenkarriere bei der Army machen will, meldet sich der junge Johnny Rico (Casper Van Dien) zur Infantrie und druchlebt die knallharte Ausbildung dort. Nichts ahnend, dass bald ein Krieg ausbricht. Die Bugs vernichteten Buenos Aires, die Heimat Johnnys und seiner Freunde. Johnnys Infanteristen werden als Kanonenfutter ans offene Messer geliefert. Auf einem Bugplaneten verlieren innerhalb weniger Stunden hunderttausende junge Soldaten ihr Leben.

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Mit STARSHIP TROOPERS knüpft Paul Verhoeven wieder an sein US-Debüt ROBOCOP an und liefert eine mit viel grafischer Gewalt erzhälte zynisch-bissige Satire im Gewand eines 100 Millionen Dollar teuren Science-Fiction-Splatters. Und das funktioniert sehr gut. Verhoeven nimmt gekonnt den hohlen Pathos des Kriegsfilmgenres aufs Korn, kopiert ebenso geschickt dessen Funktionsweisen, um gifitge Pfeile in Richtung Politik und Militär abzuschießen.

Das er dabei hübsche Teeniesoapstars mit strahlendem Gebiss und aknefreiem Teint hier zu Hackfleisch verarbeitet ist Programm. In Anspielung auf alte US-Wochenschauen und Propagandafilme ("Why we fight" wird direkt zitiert) entlarvt er den Faschismus, den sich auch die US-Armee zu eigen macht. Erschreckend dabei, wie nahtlos sich die von 1959 stammende Romanvorlage von Robert Heinlein in die heutige Zeit transferieren lässt.

Und wie in ROBOCOP geht Verhoeven, ganz um seine Aussage zu unterstreichen, nicht zimperlich zur Sache. Hier flegen unentwegt die Körperteile durch die Gegend, spritzen Blutfontänen, werden Körper durchbohrt, zerteilt, verstümmelt. Und das nicht nur von den sechsbeinigen Viechern. Klar, dass so ein Blutbad es gerade in Deutschland nicht leicht mit der Zensur haben würde. Überraschend war zwar, dass der Film ungeschnitten in unsere Lichtspielhäuser kam, weniger überraschend, wie schnell er von der Bundesprüfstelle auf den Index gesetzt wurde.

Dabei liest sich der Indizierungsbescheid wie eine Farce. Beanstandet von einem Gremium, dass den Film offen sichtbar nicht verstanden hat oder verstehen wollte, wurde auf seine faschistischen Tendenzen hingewiesen (die der Film eigentlich karikiert) und dass er obendrein noch Werbung für das Militär mache. Dass nicht im gleichen Atemzug die zu der damaligen Zeit im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen rauf und runter laufenden "Eine starke Truppe"-Werbespots ebenfalls indiziert wurden, ist nur wieder ein Beweis für die Doppelmoral, mit der Kunst und Fiktion behandelt werden. Dann lieber unsere Kinder nach Afghanistan schicken...

Aber ich schweife ab. STARSHIP TROOPERS gefällt mir nach wie vor sehr gut. Er funktioniert auf meheren Ebenen bestens und ist kreuzunterhaltsam und kurzweilig. Wenn auch schon leicht abgenutzt. Aber mit der entsprechenden Heimkinoanlage zu Hause bläst er noch immer die Motten von der Lampe. Großer Film!

Bearbeitet von Cine-Phil, 04. Juli 2007, 17:10.


#300 Cine-Phil

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Geschrieben 06. Juli 2007, 11:21

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THE JACKAL
(dt. Titel: DER SCHAKAL)
USA / Großbritannien / Frankreich / Deutschland / Japan, 1997
Alphaville Films / Mutual Film Corporation / Marubeni / BBC / Tele München / UGC PH / Toho Company
Regie: Michael Caton-Jones
Produktion: James Jacks, Kevin Jarre, Michael Caton-Jones
Buch: Chuck Pfarrer, nach dem Originaldrehbuch DAY OF THE JACKAL von Kenneth Ross
Kamera: Karl-Walter Lindenlaub
Schnitt: Jim Clark
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier, Diane Venora, Mathilda May, J.K. Simmons, Jack Black

Inhalt: "Der Schakal" (Bruce Willis) ist der gefährlichste Profikiller der Welt. Und er hat einen neuen Auftrag an Land gezogen. Für die russische Mafia soll er den FBI-Direktor Brown (John Cunningham) wegpusten. Es gibt nur einen der jemals das Gesicht des "Schakals" gesehen hat - der irische Terrorist Mulqueen (Richard Gere). Er wird kurzzeitig aus dem Knast geholt, um dem FBI bei der Jagd nach dem Phantom zur Seite zu stehen. Für Mulqueen bedeutet dies auch eine persönliche Abrechnung mit der präzisen Tötungsmaschine.

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Das 97er-Remake von Fred Zinnemanns Actionklassiker THE DAY OF THE JACKAL aus dem Jahr 1973 ist gelinde gesagt eine herbe Enttäuschung. Halbgar und niemals mehr als durchschnittlich wirkt der uninspirierte, unoriginelle und völlig innovationslose Streifen.

Er hat zwar streckenweise einen gewissen Unterhaltungswert, aber meist läuft das Geschehen an einem vorbei, ohne haften zu bleiben. Alles irgendwie schon einmal dagewesen und das Bild von den bösen Russen wirkt schon so antiquiert, dass einem das Gähnen kommt.

Wenn man sich fragt, warum ein so unfehlbarer Killer wie der "Schakal" ein ganzes Magazin auf Richard Gere leerballern kann ohne einmal zu treffen, der ist im falschen Film. Die persönliche Komponente zwischen Jäger und Gejagtem wirkt nur peinlich aufgesetzt und der handelsübliche Showdown lässt einfach nur kalt.

Augenfällig ganz besonders hier, wie wenig doch Bruce Willis ein Meister seines Fachs ist. Der Film ist zwar ganz auf ihn zugeschnitten, aber in einer Ausnahmerolle als Finsterling kann er nicht überzeugen. Wandlungsfähigkeit ist Sache des Herrn Willis nicht - Bruce Willis bleibt in jedem Film einfach Bruce Willis. Rollenidentifikation bleibt stets aus. Aber egal, kurz sein verschmitztes Grinsen aufgesetzt und schon hat der Großverdiener und Kassenmagnet wieder ein paar Millliönchen mehr auf seinem Konto. Da kann man dann schon auf böswillige Kritik einen Furz geben.

Seine Sache besser macht Routinier Richard Gere, auch wenn er hier mal wieder allzu oft den Sonnyboy raushängen lassen will. Sidney Poitier bleibt ebenso wie andere namhafte Nebendarsteller blass und Jack Black verschenkt sich für einen nervtötenden Kleinpart. Alle Beteiligten haben schon einmal überzeugendere Arbeiten abgeliefert und beigewohnt.





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