Neben allen möglichen Beweggründen ein Filmtagebuch zu führen (Filme sind Kunst, na, und wenn das nicht Grund genug ist: Sie sind ästhetisch, historisch, sprachlich, methodisch, technisch interessant, sie faszinieren, vermögen zu entführen, zu unterhalten und zu amüsieren; sie können uns nachdenklich stimmen, zum Umdenken bewegen, verzaubern, affizieren, empathisieren oder auch paralysieren) spricht ein weiterer, sehr pragmatischer Aspekt dafür: Ein Filmtagebuch zu führen ist unheimlich praktisch, da ich einfach nachschauen kann, ob ich einen Film bereits einmal gesehen habe, bevor ich mich nach zehn Minuten (oder früher oder später, manchmal gar nicht - bis zum Schluss) erinnere, genau den habe ich doch schon mal gesehen ...! Und ihn eventuell abbreche, oder weiterschaue und dabei dauernd denke: Jetzt gleich passiert dies und jenes. Ich weiß immer schon die nächste Szene, fast nie jedoch ist – in solchen Fällen - der ganze Film in meinem Kopf präsent ...
Also: Au Re-voir!
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Déjà-vu?
Erstellt von Maleika, 16.07.2007, 20:43
3 Antworten in diesem Thema
#1
Geschrieben 16. Juli 2007, 20:43
#2
Geschrieben 22. Juli 2007, 19:40
The thirteenth Floor (Deutschland/USA 1999) (DVD)
Mein Filmtagebuch mit genau diesem Film zu beginnen, ist in zweifacher Hinsicht passend. Erstens, weil ich - wie beschrieben - nach ca. 30 Minuten überzeugt war von dem Gefühl, das mich bis dahin beschlich: Ich hatte diesen Film doch schon einmal gesehen . Und zweitens: Er befasst sich diegetisch mit dem Phänomen des "Déjà vu"!
Auf den ersten Blick scheint sich der Film lediglich mit Computertechnik, dem Hineinschlüpfen in ein digitales Alter Ego, einen Avatar à la Second Life, und Virtuellen Welten zu befassen, doch dann widerfährt dem Protagonisten, Douglas Hall, etwas absolut Unglaubliches und von diesem Moment an, stellt sich der Film - und mit ihm der Zuschauer -, zentrale Fragen der Existenz: Wer (oder hier besser: was) bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und darüber hinaus fragt man sich (fragte ich mich), was bleibt von der Moral, wenn alles möglich ist? Leichtfertig wird (hier vom gottgleichen Programmierer) über Leben und Sterben von Figuren entschieden ... Wie stark ist der Wille zur Macht in jedem Einzelnen? (Am Rande: Neulich auf einer Autofahrt hörte ich ein Hörspiel von Dürrenmatt (Das Unternehmen der Wega, SWR 1955), das sich mit ähnlichen moralisch-ethischen Fragen auseinandersetzt, und mir wegen seiner typisch dürrenmatt'schen Eindringlichkeit gut im Gedächtnis geblieben ist.)
"Es heißt, wenn einem ein Déjà vu widerfährt, handele es sich um Liebe auf den ersten Blick", erläutert die (Was fragt ihr? Natürlich ist sie hübsch!) Tochter eines Wissenschaftlers und Begründers der Virtuellen Welt Douglas Hall im Film. Dabei hat sie ihm so viel voraus, weiß so viel mehr als er, kennt das Geheimnis seiner Existenz, seiner rätselhaften Bewusstseinsaussetzter und "Kurzamnesien" ...
Mir ging es bei diesem Film genauso: Ich hatte ein Déjà vu und mochte ihn auf Anhieb! Und das nicht nur, weil der nach normativen ethischen Grundsätzen handelnde Charakter Douglas Halls am Ende des Films materialisiert (und beseelt) wird, womit sich etliche Parallelen zu Pinocchio auftun! Ich mag den Film, weil er mich nachdenklich gemacht hat.
Mein Filmtagebuch mit genau diesem Film zu beginnen, ist in zweifacher Hinsicht passend. Erstens, weil ich - wie beschrieben - nach ca. 30 Minuten überzeugt war von dem Gefühl, das mich bis dahin beschlich: Ich hatte diesen Film doch schon einmal gesehen . Und zweitens: Er befasst sich diegetisch mit dem Phänomen des "Déjà vu"!
Auf den ersten Blick scheint sich der Film lediglich mit Computertechnik, dem Hineinschlüpfen in ein digitales Alter Ego, einen Avatar à la Second Life, und Virtuellen Welten zu befassen, doch dann widerfährt dem Protagonisten, Douglas Hall, etwas absolut Unglaubliches und von diesem Moment an, stellt sich der Film - und mit ihm der Zuschauer -, zentrale Fragen der Existenz: Wer (oder hier besser: was) bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und darüber hinaus fragt man sich (fragte ich mich), was bleibt von der Moral, wenn alles möglich ist? Leichtfertig wird (hier vom gottgleichen Programmierer) über Leben und Sterben von Figuren entschieden ... Wie stark ist der Wille zur Macht in jedem Einzelnen? (Am Rande: Neulich auf einer Autofahrt hörte ich ein Hörspiel von Dürrenmatt (Das Unternehmen der Wega, SWR 1955), das sich mit ähnlichen moralisch-ethischen Fragen auseinandersetzt, und mir wegen seiner typisch dürrenmatt'schen Eindringlichkeit gut im Gedächtnis geblieben ist.)
"Es heißt, wenn einem ein Déjà vu widerfährt, handele es sich um Liebe auf den ersten Blick", erläutert die (Was fragt ihr? Natürlich ist sie hübsch!) Tochter eines Wissenschaftlers und Begründers der Virtuellen Welt Douglas Hall im Film. Dabei hat sie ihm so viel voraus, weiß so viel mehr als er, kennt das Geheimnis seiner Existenz, seiner rätselhaften Bewusstseinsaussetzter und "Kurzamnesien" ...
Mir ging es bei diesem Film genauso: Ich hatte ein Déjà vu und mochte ihn auf Anhieb! Und das nicht nur, weil der nach normativen ethischen Grundsätzen handelnde Charakter Douglas Halls am Ende des Films materialisiert (und beseelt) wird, womit sich etliche Parallelen zu Pinocchio auftun! Ich mag den Film, weil er mich nachdenklich gemacht hat.
#3
Geschrieben 11. August 2007, 11:33
Daredevil (USA 2003) (TV-Ausstrahlung)
Ja, so wünscht man sich den Begriff "Gerechtigkeit" mit Leben gefüllt. Ein kleiner Junge, Matt Murdock, der in seinem New-Yorker-Viertel von anderen Jungen massiv bedroht, angegangen und eingeschüchtert wird, dessen Vater ein heruntergekommener, trinkender ehemaliger Profiboxer ist, avanciert durch einen Unfall zu einem Superhelden, der der Gerechtigkeit Genüge leistet. Sein Credo, niemals aufzugeben, hat sich in ihn eingebrannt, als sein Vater auf dem Weg an früherere Boxerfolge anknüpfend, von "Kingpins" Männern ermordet wird.
Matt erblindet - auf der Flucht vor seinen Peinigern - bei dem Unfall, was jedoch seine verbliebenen Sinne überdimensional schärft, und erlangt zudem eine Art "Radarsehkraft", die ihn anders - und dabei besser - "sehen" lässt als zuvor. Matt wird Anwalt (Justitia ist auch blind!) und stellt seine Dienste darüber hinaus in der Nacht, der ihm vertrauten Dunkelheit, in den Dienst der gerechten Sache, als martialischer Rächer, der beschwört: "Ich bin nicht der Böse". Natürlich lebt er als Daredevil einsam und zurückgezogen, verliert Freunde und Geliebte um den Preis, unerkannt zu bleiben, bis er ihr, der einzigen wahren Liebe in Gestalt von Elektra Natchios (umwerfend schön: Jennifer Garner) begegnet. Sie gibt ihm, dem einsamen Mann, der nur die gerechte Sache und keine Gefühle kennt, die Möglichkeit lebendig zu sein, zurück. Leider liegt es in der Natur des Superhelden, dass er sie verliert, und sein größte Kampf, auf den er seit seinem zwölften Lebensjahr gewartet hat, beginnt.
Ja, ich bin beeindruckt von dieser Comicverfilmung, habe mitgefühlt, -gelitten und -gebangt.
Ja, so wünscht man sich den Begriff "Gerechtigkeit" mit Leben gefüllt. Ein kleiner Junge, Matt Murdock, der in seinem New-Yorker-Viertel von anderen Jungen massiv bedroht, angegangen und eingeschüchtert wird, dessen Vater ein heruntergekommener, trinkender ehemaliger Profiboxer ist, avanciert durch einen Unfall zu einem Superhelden, der der Gerechtigkeit Genüge leistet. Sein Credo, niemals aufzugeben, hat sich in ihn eingebrannt, als sein Vater auf dem Weg an früherere Boxerfolge anknüpfend, von "Kingpins" Männern ermordet wird.
Matt erblindet - auf der Flucht vor seinen Peinigern - bei dem Unfall, was jedoch seine verbliebenen Sinne überdimensional schärft, und erlangt zudem eine Art "Radarsehkraft", die ihn anders - und dabei besser - "sehen" lässt als zuvor. Matt wird Anwalt (Justitia ist auch blind!) und stellt seine Dienste darüber hinaus in der Nacht, der ihm vertrauten Dunkelheit, in den Dienst der gerechten Sache, als martialischer Rächer, der beschwört: "Ich bin nicht der Böse". Natürlich lebt er als Daredevil einsam und zurückgezogen, verliert Freunde und Geliebte um den Preis, unerkannt zu bleiben, bis er ihr, der einzigen wahren Liebe in Gestalt von Elektra Natchios (umwerfend schön: Jennifer Garner) begegnet. Sie gibt ihm, dem einsamen Mann, der nur die gerechte Sache und keine Gefühle kennt, die Möglichkeit lebendig zu sein, zurück. Leider liegt es in der Natur des Superhelden, dass er sie verliert, und sein größte Kampf, auf den er seit seinem zwölften Lebensjahr gewartet hat, beginnt.
Ja, ich bin beeindruckt von dieser Comicverfilmung, habe mitgefühlt, -gelitten und -gebangt.
#4
Geschrieben 12. August 2007, 10:34
Addicted to Love (alt.: In Sachen Liebe, USA 1997) (TV-Ausstrahlung)
Es gibt bestimmte Filme, die, wenn ich ihnen beim Herumzappen zufällig begegne, mich dazu bringen, sie mir anzuschauen, auch wenn ich sie bereits gesehen habe oder sie bereits eine Weile laufen ... Addicted to love gehört zu dieser Sorte Film, ich habe ihn erst nach ca. 30 Minuten unabsichtlich eingeschaltet und bin bei ihm "hängengeblieben", was natürlich in erster Linie an Meg Ryan liegt, da kann ich nicht widerstehen ...
In Sachen Liebe behandelt ein Thema, das bestimmt (fast) jeden, der schon einmal verlassen wurde, persönlich anspricht: Der Film agiert aus, was man bestimmt in der ein oder anderen Lebenssituation nur zu gern selbst getan hätte - Rache an dem/der Ex. Oder das Alternativprogramm: der Versuch, sie/ihn zurückzuerobern ... mit allen Mitteln! ("Im Krieg und in der Liebe ..." - ihr wisst schon!)
Der Originaltitel trifft die Sachlage übrigens wesentlich besser und schärfer, als der deutsche Alternativtitel! Denn Maggie und Sam, zwei Verlassene, bilden eine komische Zweckgemeinschaft, weil sie "süchtig" sind: Süchtig nach Rache (gegen den Ex im Fall Maggie) und Liebe (zur Ex im Fall Sam). Die Ex-Partner von Maggie und Sam bilden ein neue Liebespaar. Maggie und Sam dürfen das tun, was sich jeder Verlassene bestimmt schon einmal gewünscht hat: Das neue Leben des/der Ex beobachten und die Konkurrenz beäugen! Die beiden nisten sich in einem Abrisshaus gegenüber der Wohnung des neuen Liebespaares ein und verfolgen via einer Kamera jeden Schritt ihrer Verflossenen.
Zurückgewiesene Liebe, Verlassenwerden und gekränktes Selbstwertgefühl bilden die Grundlage für die hinterlistig-heimtückischen Aktionen, mit denen Maggie und Sam ihrem Ziel näherzukommen versuchen und überraschenderweise geht ihr Plan auf: Anton verliert alles, sein Restaurant, sein Geld, sein gutes Aussehen und Linda, seine große Liebe. Und Linda kehrt zu Sam zurück. Ende gut, alles gut? Nein, natürlich nicht. Denn Rache kann den Schmerz nicht lindern und Liebe kann vergehen ...
Ach ja, ein schöner Film, bestimmt ein Frauenfilm, so komisch und romantisch, in dem man sich mit seinen eigenen Abgründen und Sehnsüchten - auf sehr unterhaltsame Weise - konfrontiert sieht ...
Es gibt bestimmte Filme, die, wenn ich ihnen beim Herumzappen zufällig begegne, mich dazu bringen, sie mir anzuschauen, auch wenn ich sie bereits gesehen habe oder sie bereits eine Weile laufen ... Addicted to love gehört zu dieser Sorte Film, ich habe ihn erst nach ca. 30 Minuten unabsichtlich eingeschaltet und bin bei ihm "hängengeblieben", was natürlich in erster Linie an Meg Ryan liegt, da kann ich nicht widerstehen ...
In Sachen Liebe behandelt ein Thema, das bestimmt (fast) jeden, der schon einmal verlassen wurde, persönlich anspricht: Der Film agiert aus, was man bestimmt in der ein oder anderen Lebenssituation nur zu gern selbst getan hätte - Rache an dem/der Ex. Oder das Alternativprogramm: der Versuch, sie/ihn zurückzuerobern ... mit allen Mitteln! ("Im Krieg und in der Liebe ..." - ihr wisst schon!)
Der Originaltitel trifft die Sachlage übrigens wesentlich besser und schärfer, als der deutsche Alternativtitel! Denn Maggie und Sam, zwei Verlassene, bilden eine komische Zweckgemeinschaft, weil sie "süchtig" sind: Süchtig nach Rache (gegen den Ex im Fall Maggie) und Liebe (zur Ex im Fall Sam). Die Ex-Partner von Maggie und Sam bilden ein neue Liebespaar. Maggie und Sam dürfen das tun, was sich jeder Verlassene bestimmt schon einmal gewünscht hat: Das neue Leben des/der Ex beobachten und die Konkurrenz beäugen! Die beiden nisten sich in einem Abrisshaus gegenüber der Wohnung des neuen Liebespaares ein und verfolgen via einer Kamera jeden Schritt ihrer Verflossenen.
Zurückgewiesene Liebe, Verlassenwerden und gekränktes Selbstwertgefühl bilden die Grundlage für die hinterlistig-heimtückischen Aktionen, mit denen Maggie und Sam ihrem Ziel näherzukommen versuchen und überraschenderweise geht ihr Plan auf: Anton verliert alles, sein Restaurant, sein Geld, sein gutes Aussehen und Linda, seine große Liebe. Und Linda kehrt zu Sam zurück. Ende gut, alles gut? Nein, natürlich nicht. Denn Rache kann den Schmerz nicht lindern und Liebe kann vergehen ...
Ach ja, ein schöner Film, bestimmt ein Frauenfilm, so komisch und romantisch, in dem man sich mit seinen eigenen Abgründen und Sehnsüchten - auf sehr unterhaltsame Weise - konfrontiert sieht ...
Bearbeitet von Maleika, 12. August 2007, 10:36.
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