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And we all love ... the movies .... - Filmforen.de - Seite 8

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482 Antworten in diesem Thema

#211 EdwardNorton

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Geschrieben 04. August 2007, 03:07

2001 - Odyssee im Weltraum (Stanley Kubrick, Großbritannien/USA 1968)

2001 ist sicher einer der Filme, über die bisher am meisten geschrieben wurde. Daher wäre es auch überflüssig sich hier in einer weiteren Interpretation zu verlieren, zumal ich ihr mit meinem begrenzten Filmwissen eh kaum gerecht werden könnt. Vor einigen Tagen habe ich erst gelesen, dass irgendein Regisseur als Leitsatz fürs Filme machen die Aufforderung “Show, don’t tell” herausgegeben hat. Dieser Aufforderung kommt Kubrick in seiner Weltraumoper absolut nach. In den ersten und letzten zwanzig Minuten des Films wird kein einziges Wort gesprochen, und auch die Dialoge des zweiten Aktes (ingesamt gibts vier Akte) sind eigentlich belanglos, in dem Sinne als dass sie nur die Banalität und Entfremdung der Gesellschaft der Menschheit anprangern sollen. Es werden wenn überhaupt in erster Linie Oberflächlichkeiten ausgetauscht, etwa wenn der Vater auf einer Raumstation via Videotelefon seiner Tochter reichlich unemotional zum Geburtstag gratuliert und sie ihrer Mutter ausrichten soll, dass er angerufen hat. Im dritten Teil hingegen gewinnen die Gespräche mit dem Supercomputer Hal-9000 an Bedeutung. Aber in erster Linie verknüpft Kubrick das gezeigte Bild mit der Musik. Er hat gesagt, sein Ziel war es einen Film zu machen, der die Menschen auf einer Ebene erreicht wie das sonst nur Musik tut. Gerade bei klassicher Musik kann man oft nicht in Worte fassen, was einen an ihr so bewegt, sie erklärt nichts, sie begeistert Menschen einfach und bewegt ihre Gemüter. Genau das tut 2001: A Space Odyssee auch. Das zentrale Thema das Films ist nichts geringeres als die Menschheit selbst. Woher kommen wir, was sind wir, wohin werden wir gehen. Doch der Film gibt keine Antworten auf diese Frage, letztendlich wirft er vielmehr Fragen auf, als er beantwortet. Nach Sichtung dieses Filmes weiß man, woher David Lynch wohl einen Großteil seiner Inspirationen für seine tiefgründige, vielschichtigen Filme her hat, die ebenfalls großteils dieses Schema verfolgen, viel zu zeigen, und viele Fragen aufzuwerfen.

So bleibt es letztendlich jedem Zuschauer selbst überlassen, seine eigenen Schlüsse aus dem Film zu ziehen, etwas, was von Kubrick auch durchaus so gewollt ist. Zeit seines Lebens hat er sich geweigert, irgendwelche Fragen zum Entschlüsseln des Films zu beantworten, da er damit die Freiheit des Denkes des Publikums eingeschränkt hätte. Die ursprüngliche Drehbuchversion enthielt auch viel mehr Dialoge, im ersten Akt gab es ein erklärendes Voice-Over und auch in den anderen Akten, waren viel mehr Erklärungen eingebaut. Auch das Ende war eigentlich wesentlich erklärender, als es in der vorliegenden Version der Fall ist. Doch Kubrick hat erkannt, dass zu viele Erklärungen und Vorgaben zur Entschlüsselungshilfen das Mysterium und die Bedeutung des Filmes zerstört hätten. Hätten wir eine konventionelle, oder überhaupt eine Auflösung des Films bekommen, so wäre es vermutlich nur ein Science-Fiction Film von vielen gelieben. So hat Kubrick aber ein zeitloses Meisterwerk geschaffen, welches zu den bedeutensten und einflußreichsten Science Fiction Filmen überhaupt zählt, und für viele nachfolgende Filme des Genres Maßstäbe gesetzt hat. Schlußendlich hat Kubrick für den Film sogar seinen einzigen Oscar bekommen, wenn auch nur für die Special Effects. Diese sind aber teilweise atemberaubend und ich saß so manches mal vor dem Fernseher und habe mich gefragt, wie Kubrick manche Szenen vor gut 40 Jahren so hinbekommen hat. So sind auch gut 5 von 10 Mio$ Budget in die Spezial Effekte geflossen. Mit dem Budget von 10 Mio$ war 2001 auch einer der teuersten bis dahin gedrehten Filme überhaupt.

2001 ist sicher ein Film, den man sich nicht oft ankucken kann. Dafür aber ein Film den man sich gerne in gewissen Abständen immer wieder mal ansieht. Wenn die Legende stimmt, das Kubrick den Drehbuchautor Clarke gefragt hat, ob er mit ihm zusammen den besten Science Fiction Film der je gemacht wurde drehen möchte, so ist er seinem Ziel erstaunlich nahe gekommen.
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#212 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 01:31

Metropolis (Fritz Lang, Deutschland 1927)

Metropolis ist der bisher älteste von mir gesehene Film und wird dies wohl auch bleiben, bis ich demnächst mal “Nosferatu - Symphonie des Grauens” sehen werde. 80 Jahre hat der Film mittlerweile auf dem Buckel, womit er wohl zu einem der ersten Science-Fiction Filme überhaupt zählen dürfte. Bildtelefone, Flugautos und Roboter wurden das erste mal überhaupt im Kino gezeigt. Die Story des Films ist durchsetzen mit zahlreichen religiösen Motiven und verschiedensten Symbolen, erzählt vom marxistischen Klassenkampf und greift erstmal das Erlöserprinzip des Auserwählten auf. Allein in dieser Hinsicht ist der Film Vorbild, für Generationen von folgenden Filmen. Der Film hätte seinerzeit die Ufa-Filmstudios fast ruiniert, da er ca. 5.000.000 Reichsmark gekostet hat, was wenn man die Inflation hinzuzieht, heute gut und gerne 200 Mio$ entsprechen würde, und er ein finanzieller Flop wurde- Dies hatte zur Folge, dass die Ufa den ursprünglichen Film umgeschnitten hat und die Inhalte der eingeblendeten Texte verändert hat, so dass der Sinn und die Aussage des Films komplett verändert wurde. Die fast 1.000 Meter Film, die diesem Schnitt zum Opfer fielen, wurden wahrscheinlich zerstört und gelten als für immer verschollen, so dass es nicht möglich sein wird, den Film je in seiner fast vierstündigen Orginalversion von 1927 sehen zu können. Heute ist aber auf DVD eine 149 Minuten lange restaurierte Version erhältlich, die die Inhalte der fehlenden Szenen in schriftlicher Form erhält, und deren Filmmusik die der Uraufführung entspricht, da man deren Noten in einem Gartenhäuschen der Witwe des Komponisten wieder aufgefunden hat.

Wie aber hat der Film selbst gewirkt? Die Geschichte ist einerseits wie bereits erwähnt sehr religiös motiviert, zeigt eine fiktive Gesellschaft in einer fiktiven Stadt, entwickelt eine düstere Version der Auswirkungen des Fortschritts, was in krassem Gegensatz zum damaligen Fortschrittsglauben steht (wohl auch ein Grund für den Flop). Ich weiß nicht, ob Lang selbst nur bei anderen Quellen geklaut hat, wobei es so viele große Vorbilder zur damaligen Zeit nicht gegeben hat. Die Geschichte bleibt letztlich doch etwas einfältig naiv, was man aber seltsamerweise heutzutage Filmen von damals leicht verzeiht, damals war man halt noch nicht so weit. Vom technischen her hat der Film ebenfalls viele interessante Aspekte zu bieten, allein die Massenszenen sind absolut sehenswert. Den finalen Kampf auf dem Kirchendach hat Tim Burton in seinem Batmanfilm übrigens 1:1 kopiert.

Durchaus ein interessantes Stück Filmgeschichte, das man als kinointeressierter Mensch durchaus gesehen haben sollte, da es Vorbild für viele, viele folgende Produktionen war, das aber wieder dem normalen Kinogänger schwerlich gefallen dürfte.
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#213 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 01:32

Die Brücke am Kwai (David Lean, USA 1957)

Die Brücke am Kwai wurde 1958 bei den Oscarverleihungen mit Auszeichnugen überhäuft und das durchaus zurecht. Bis auf eine einzige kleine Schwäche, seiner Länge, ist dieser Film einfach in allen Belangen hervorragend und der bisher älteste und auch einer der gelungensten Antikriegsfilme die ich kenne. Der Fiml verdient eigentlich eine komplexere Analyse, aber da diese sehr aufwendig sind, werde ich mich auf die wesentlichsten Eindrücke beschränken. In diesem Film Antikriegsfilm spielt der Krieg selbst eine Untergeordnete, Schießereien kommen zwar durchaus vor, sind aber spärlich gesät, größere Schlachten hingegen sind gar nicht zu sehen. Damit setzt sich der Film deutlich von seinen Nachfolgern ab. Der Film dreht sich rund um eine Gruppe inhaftierter britischer Soldaten, die in einem Kriegsgefangenenlager der Japaner auf einer Insel gezwungen werden, eine Brücke über den Fluß Kwai zu errichten. Zentrales Element des Films sind die Auseinandersetzungen des Lagerkommandanten Saito und des Kommandeurs des Bataillons Offizier Nicholoson (Alec Guiness).

Auf der einen Seite ist Saito, der stolze Kommandant des Lagers. Er hat das Oberkommando sowohl über das Lager als auch über den Brückenbau. Schafft er es nicht, die Brücke rechtzeitig fertig zu stellen, so wird von ihm erwartet, dass er ob dieser Schande Selbstmord begeht. Eine Erwartung, die er als gleißender Anhänger der japanischen Ideologie auch ohne zu zögern erfüllen wird. Um so mehr ist er bestrebt, die Brücke zügig fertig zu stellen. Die britischen Gefangenen verachtet er, da sie sich ergeben haben statt sich ehrenhaft im Angesicht der Niederlage das Leben zu nehmen. Daher redet er sie auch nie als Soldaten an, sondern bezeichnet sie immer als Gefangene. Er ist stolz, dickköpfig, und von seiner eigenen Meinung überzeugt.

Ihm gegenüber steht Colonell Nicholoson. Als Anführer und Verantwortlicher ist er in erster Linie darum besorgt, die Moral seiner Männer hochzuhalten, und ihnen immer das Gefühl zu geben, Soldaten zu sein, und den Japanern, die sie gefangen halten, im Grunde doch in allen Belangen, vor allem moralisch überlegen zu sein. So weigert er sich zunächst zu gestatten, dass sein Offiziere arbeiten, da dies gegen die Genfer konventionen verstoßen würde (wobei Japan diese damals noch nicht unterzeichnet hatte). Schließlich sieht er den Brückenbau als einzige Möglichkeit seinen Männern das Durchhalten zu ermöglichen, und sie als Einheit zusammen zu halten, weswegen er sie anhält, die Brücke so perfekt wie möglich zu bauen, eine bessere, als es den Japanern je selbst möglich wäre. Auch er ist dickköpfig, starrsinnig und überaus stolz, was dazu führt, dass die beiden sich gegenseitig als verrückt ansehen. Diese beiden Charaktere machen den Film interessant und sehenswert. Und das Szenario basiert immerhin auf einer wahren Begebenheit, wenngleich sie auch dramaturgisch etwas verändert wurde.

Besonders gefallen hat mir die erste Hälfte die vom pyschologischen Duell der beiden Kommandeure beherrscht wird, wohingegen die zweite doch etwas abfällt, gerade das Ende, dass häufig als sehr stark bezeichnet wird, sagt mir persönlich nicht so zu. Die Obsession Nicholsons von der Brücke ist doch etwas zu aufdringlich und penetrant. Auch wenn auf der einen Seite nachvollziehbar ist, dass er das Werk seiner Männer nicht zerstört sehen möchte, so dürfte seine Loyalität doch in erster Linie seinem Land dienen. Seine Taten könnte man eh als Kollaboration auslegen, so dass er zu dem Zeitpunkt, wo er die Möglichkeit sieht, sie zu zerstören, nicht in der Weise handeln sollte, in der er es im Film tut, zumal seine Männer eh am nächsten Tag in ein anderes Lager geschickt werden sollen. So sind so die letzten Worte des Films “Wahnsinn, wahnsinn” gerechtfertig.
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#214 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 01:33

Sterben für Anfänger (Frank Oz, USA 2007)

Endlich ein Lichtblick im bisher so düsteren Kinojahr 2007. Bezeichnenderweise ist es wieder eine Komödie, und es ist wieder eine britische. Diesmal passt der rabenschwarze Humor auch gleich zum Thema. Die Trauerfeier für Daniels verstorbenen Vater ist Thema des Films, dessen Inhalt ich nicht erzählen werde, da dies in einer Nacherzählung enden würde, die dem Film nicht gerecht werden würde, man muss ihn einfach selbst sehen. Der Film setzt nicht auf Slapstickhumor, sondern bringt seine lustigen Momente wohl dosiert und wohlplaziert. Anders als zuletzt Der Partyschreck bekommt man nicht einfach eine Aneinanderreihung von Sketchen serviert, sondern eine sich entwickelnde Geschichte deren Gags sich mit der Zeit immer mehr auf die Geschichte und die Charaktere selbst beziehen, und trotzdem das Kunststück schafft, die Würde des Verstorbenen trotz aller Ereignisse und Offenbarungen am Ende zu wahren. Lediglich die finale Trauerrede Daniels hat mich persönlich etwas kalt gelassen, er hätte sie vielleicht doch lieber seinen Bruder halten lassen sollen. Aber seht selbst. Die Länge dieser Rezension steht übrigens in keinem Verhältnis zum Film selbst, ich finde es aber immer noch schwer in Worte zu fassen, was mir gerade an Komödien gefällt, wobei dies ja eh selten der Fall ist. Auf jeden Fall ein Film den man sich gut im Kino oder auf DVD ansehen kann, und wie eingangs schon gesagt, im, für Cineasten überaus schwachen, Kinojahr 2007 ein absoluter Höhepunkt.
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#215 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 01:33

City of God (Fernando Meirelles, Brasilien 2002)

Wieder so ein Film, dem man in einer Rezension nur schwer gerecht werden kann. Für mich ist der Film ein absolutes Meisterwerk südamerikanischer Filmkunst und gleichzeitig deren bisheriger Höhepunkt, dass dem Vergleich mit Hollywoodproduktionen locker stand hält. Erzählt wird vom Leben in der City of God, einem Vorortviertel von Rio De Janero von den 60ern bis in die 80er. Der Film bekommt durch mehrere Faktoren eine besondere Authenizität. Zum einen orientiert sich das Drehbuch am gleichnamigen Roman von Paulo Lins, der selbst in der City of God aufgewachsen ist, und seine Eindrücke und Kindheitserinnerungen in diesem Roman verarbeitet. Der Roman besteht aus 40 Kurzgeschichten, so dass für den Film die Figur des Buscape als Bindeglied zwischen ihnen hinzugefügt wurde. Der Film wurde zwar nicht direkt in der City of God gedreht, das wäre zu gefährlich gewesen, aber in einem Viertel aus der Nachbarschaft, so dass die gezeigten Aufnahmen durchaus der Realität entsprechen. Und schließlich handelt es sich bei den Schauspielern ausnahmslos um Laiendarsteller. Es wurden Kinder und Jugendliche aus der Umgebung ausgewählt, die einen Schauspielworkshop besucht haben und darin auf ihre Rollen vorbereitet wurden. Diesen Workshop würde ich auch gerne besuchen, in der kurzen Zeit hat man wirklich hervorragende Schauspieler aus ihnen gemacht, die Darsteller machen ihre Sache allesamt hervorragend. Der Dreh selbst stand schließlich unter dem Schutz der lokalen Drogenbosse, da er sonst viel zu gefährlich gewesen wäre.

Durch all diese Faktoren bringt der Film eine hervorragenden Grundausstattung mit sich, die von Regisseur Meirelles hervorragend genutzt und in Szene gesetzt werden. Der Film ist technisch absolut auf der Höhe der Zeit und besticht durch eine exzellente Kameraarbeit, einen Schnitt der dem Film einen absolut ansprechenden Style verpasst und einem sehr passenden Score, der eine Mischung aus Funk und Salsa darstellt und damit dem südamerikanischen Lebensgefühl und der Stimmung des Films voll entspricht. Dazu kommt noch eine zeitgemäße Erzählstruktur, die den Film in Episoden aufteilt, die die Handlung in verschiedene Stränge aufteilt und sie alle zusammenführt, ein Erbe der literarischen Vorlage des Films.

Von vielen, vor allem im Filmforum, wird der Film als Drogenfilm angesehen. Sicher, Drogen und mafiaähnliche Verhältnisse sind ein zentrales Element des Films, aber ihn darauf zu reduzieren würde ihm nicht gerecht werden und würde sicher auch nicht die interational durchweg positive Resonanz, sowohl vom Publikum als auch der Kritiker erklären. Die Drogen und das Geschäft mit ihnen sind ja letztlich nur eine Folge aus den schlechten sozialen Bedingungen in der City of God. Selbst wenn man den ehrlichen Weg einschlägt und hart arbeitet hat man weder Chancen auf einen guten Verdienst, noch auf einen sozialen Aufstieg und die Chance, diesem Armenviertel zu entkommen. Das Geschäft mit den Drogen ist ein schneller Weg an Geld zu kommen, und bietet, wie der Film zeigt, sogar schon Chancen für die ganz jungen, einzusteigen und davon zu profitieren. Doch Drogen bedeuten Geld und Macht und davon wollen immer viele Leute provozieren, so dass es nach einer kurzen Phase des Friedens in der City of God, schließlich doch zu einem Krieg unter den Banden kommt. Es ist durchaus erschreckend, wenn man sieht, dass die obersten Gangsterbosse und ausführenden Handlanger dieser Zeit meistens noch Kinder und Jugendliche waren, von denen die wenigsten älter als 20 Jahre sind. Die im Film gezeigte Zwergenbande, die am Ende das Kommando übernimmt, basiert wie die meisten Figuren auf einer realen Bande, die inzwischen als Rote Brigade, zur gefährlichsten Bande Rio de Janeros aufgestiegen ist, und die die Stadt unter Kontrolle hat. Viele Gründe den Film zu sehen. Ich weiß noch, wie begeistert ich nach meiner ersten Sichtung des Films vor vier Jahren in einem Kunstkino in München war. Absolut sehenswert und ich hoffe, dass er noch höher steigt in der IMDB, wo er momentan auf Platz 18 liegt.
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#216 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 01:34

The Others (Alejandro Amenábar, USA 2001)

Über diesen Film wusste ich vorher gar nichts, außer dass Nicole Kidman mitspielt, und ich mich aus irgendwelchen Gründen bisher geweigert habe, ihn zu kucken. Vermutlich lag das in erster Linie an dieser einen bekannten Tatsache. In vielen ihrer Filme gefällt mir Nicole Kidman nicht sonderlich, und auch in Filmen in denen ich sie und ihre Leistung durchaus mag, wie z.B. The Hours, gefällt sie persönlich mir nicht wirklich. Das liegt in erster Linie glaube ich da dran, dass sie oft sehr künstlich aussieht, fast wie ein Roboter und ihr Gesicht wie eine Maske wirkt. Und dennoch: The Others hat mich restlos begeistert. Eine Variante eines anderen bekannten Films, nur wie ich finde, wesentlich besser umgesetzt. Auch wenn es immer wieder hinweise auf das Ende im Laufe des Films gegeben hat, bin ich nicht drauf gekommen, da es mir fern lag, in diese Richtung zu denken. Aber zukünftig werde ich mich von solchen Filmen nicht mehr hinters Licht führen lassen. :-) Der Film ist eindeutig im Mystery-Horror-Genre einzuordnen, und sollte von Leuten mit schwachen Nerven defintiv nicht nachts gekuckt werden. Typische Stilelemente wie spannungsgeladene Musik oder den auffallend häufigen Gebrauch von (Halb)Totalaufnahmen wendet er zielsicher an. Auch wenn selbst ich, dessen Filmwissen ja nun wirklich begrenzt ist, wirklich alle Elemente, die der Film benutzt schonmal irgendwo gesehen habe, so kann der hier vorliegende Mix absolut gefallen und begeistern und kann sich im gar nicht mal so schlechten Kinojahr 2001 auf jeden Fall im oberen Bereich einordnen. Ich habe mich teilweise wirklich gegruselt und dass ist selten bei einem Film. Das Ende ist ganz stark, entfaltet seine Wirkung aber nur beim ersten Mal sehen, so dass es ein Film bleiben wird, den man, außer vlt. auf Videoabenden, nur einmal sehen wird. Aber zumindest einmal gesehen haben sollte man ihn auf jeden Fall. Es lohnt sich.
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#217 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 02:33

Roundhay Garden Scene (Louis Aimé Augustin Le Prince, Großbritannien 1888)

Es mag vielleicht nicht so ganz in das normale Schema von Filmbesprechungen passen, aber wenn es hier eigentlich ausschließlich um das Thema Film geht, warum sollte man dann nicht auch einmal den Ur-Film besprechen, bzw. auf ihn aufmerksam machen. Zu sehen gibt es den ersten bewegten Film, der gerade einmal zwei Sekunden dauert und mit 10-12 Bildern pro Sekunde gefilmt wurde hier:

Der “Regisseur” Louis Le Prince hat zusammen mit einigen anderen eine erste Kamera mit 16 Linsen entworfen und damit diese ersten bewegten Bilder aufgenommen. Das genaue Datum der Aufnahme ist nicht bekannt 1888 ist aber die späteste Möglichkeit, da die zu sehende Schwiegermutter von Le Prince im Oktober des Jahres verstarb. Ebenfalls im Oktober entstanden die zweiten erhaltenen Filmaufnahmen der Geschichte, genannt “Traffic crossing leeds bridge” .

Der Orginalfilm, der auf Papier gedreht wurde, ist nicht erhalten, sondern lediglich Kopien davon. Aber dennoch kann man sich die zwei bzw. vier Sekunden einmal gönnen, nur um sagen zu können, die ersten zwei Sekunden der Filmgeschichte einmal gesehen zu haben. Schließlich ist alles das was uns die Spielbergs, Scorseses, Bays und Tarantinos heute zeigen auf diesen einen Film zurückzuführen.

Der erste Filmdreh, dem eine wirkliche Geschichte zu Grunde lag ist “The Great Train Robbery” aus dem Jahre 1903, welcher zwölf Minuten dauert und ein Western ist. Damit kann man den Western, wie Werner Faulstich schreibt, den amerikanischen Heimatfilm, als Mutter aller Filme bezeichnen. Der erste gedrehte in Film in Spielfilmlänge ist “The Story Of The Kelly Gang” aus dem Jahr 1914, welcher 70 Minuten dauert, von dem allerdings leider nur noch 17 Minuten erhalten sind.
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#218 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 03:06

Frankenstein (J. Searle Dawley, USA 1910)

Die allererste, mittlerweile 97 Jahre alte Frankensteinverfilmung - Die Geburtstunde des Horrorfilms? Auch dieser Film dauert wie alle dieser Zeit gerade einmal gute zehn Minuten und man hat das Gefühl einfach die Aufnahme eines Theaterstücks, statt eines speziell konzipierten Films zu sehen. Eine Szene besteht immer aus einer einzigen, durchgehenden Aufnahme, in der die Kamera starr bleibt und nicht bewegt wird. Man sieht eigentlich immer den ganzen Raum, lediglich bei der “Geburt” Frankensteins Monster bekommen wir eine Nahaufnahme geliefert. Die Musik kommentiert immer das Geschehen auf der Bühne und ich war sehr begeistert, als ich sogar eine Trickaufnahme zu sehen bekam. In einer Szene steht das Monster vor dem Spiegel, sieht sein Spiegelbild darin, und verschwindet schließlich vor dem Spiegel, während wir sein Spiegelbild im Spiegel weiterhin sehen. Der Film ist die einzige Frankensteinverfilmung, in der das Monster wirklich anhand von Chemikalien und Tränken erschaffen wird, in allen folgenden Verfilmungen wird Frankenstein aus Teilen verschiedenster Körper zusammengesetzt. Für die Schöpfungsszene wurde ein Dummy des Monsters verbrannt und diese Aufnahme schließlich rückwärts abgespielt.

Der Film galt über 70 Jahre lang als verschollen. In den 50er Jahren ersteigerte ein Filmsammler eine Kopie, ohne sich allerdings ihrer Bedeutung klar zu sein. In den 70ern wurde die Existenz dieser Aufnahme dann bekannt, jedoch dauerte es nochmals dreißig Jahre, bis sie wieder allgemein verfügbar wurde. Wer interessiert ist, kann sich die restaurierte Fassung auf video.google.com ansehen.
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#219 EdwardNorton

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Geschrieben 06. August 2007, 03:49

Der Große Eisenbahnraub (Edwin S. Porter, USA 1903)

Das schöne an Filmen aus den Gründerjahren des Kinos ist ihre angenehme kürze, so dass man sich ohne weiteres mehrere davon hintereinander ansehen kann. Meistens dauert die Suche nach Hintergrundinformationen zu dem Film selbst länger als der Film selbst.

The Great Train Robbery gilt als einer der ersten, wenn nicht gar der erste Spielfilm überhaupt, wenn auch im 13 minütigen Kurzformat. In den vergangenen 15 Jahren zuvor wurden zwar schon tausende von Filmen gedreht, allerdings lag dabei die Faszination eher darin, dass es überhaupt möglich war, bewegte Bilder und richtige Menschen auf der Leinwand zu zeigen. Dieser Film hingegen ist der erste, der die Möglichkeit des Films nutzt, eine Geschichte basierend auf einem Drehbuch zu erzählen. Der Eisenbahnraub der Bande von Butch Cassady war damals sogar zeitgenössisch, da er erst zwei Jahre zuvor stattgefunden hat. Damals war der Wilde Westen noch gegenwart, wenn gleich er auch, gerade durch die Eisenbahn, ziemlich am Ende war. Der Film selbst spielt auch gar nicht im Westen, sondern an der Ostküste. Zwischentexte waren damals wohl noch nicht erfunden, der Film wird ausschließlich in Bildern ohne erklärende Worte gezeigt. Nahaufnahmen waren damals entweder auch nicht sehr bekannt oder hatten keinen Platz im Konzept, lediglich in der Schluß- (oder Anfangs-)Szene des Films sieht man einen Cowboy der seinen Revolver in die Kamera hält und abdrückt. Die Kamera bleibt fast den gesamten Film über statisch, mir ist nur ein einziges Mal aufgefallen, dass sie sich bewegt hat, und durch einen Schwenk einen neuen Raumausschnitt eingefangen hat. Da der Ton fehlte, und man es demzufolge nicht hören konnte, wann die Pistolen abgefeuert wurden, kam beim Abschuß eine überdimensionale Rauchwolke aus den Revolverläufen, die in der von mir gesehenen Fassung coloriert waren. Alles in allem ein überaus interessantes Stück Filmgeschichte, welches man sich jederzeit online ansehen kann.

Bearbeitet von EdwardNorton, 06. August 2007, 03:49.

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#220 EdwardNorton

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Geschrieben 07. August 2007, 00:08

Die Liebe in mir (Mike Binder, USA 2007)

Als Comedian ist Adam Sandler bekanntermaßen von mir verhaßt, was wohl nur zum kleinen Teil auf seine unsägliche deutsche Synchronstimme zurückzuführen ist. Don Cheadle hingegen versucht sich zwar auch regelmäßig im Comedy-Genre, kann aber auch mit zahlreichen gelungenen Filmen im Drama-Genre auftrumpfen, z.B. zuletzt in Hotel Ruanda, L.A. Crash und Traffic. Die beiden zusammen in einem Drama, welches als Handlungshintergrund die Tragödie des elften Septembers 2001 hat, das hatte auf jeden Fall genug Potential mein Interesse zu erregen.

Der Film erzählt die Geschichte zweier Männer, die sich nach Jahren wieder begegnen. Der eine (Sandler) hat beim Unglück des 11. Septembers seine gesamte Familie verloren, und lässt seitdem niemanden mehr an sich heran, der andere hat sich in seiner eigenen Familie und seinem Leben verloren.

Die Liebe in mir will ein Drama sein, doch die besten Momente hat der Film in seinen zahlreich vorhandenen lustigen Augenblicken. Nur dann wirken die Schauspieler so, als wenn sie sich im Film heimisch fühlen, besonders Sandler. Don Cheadle schafft es einmal mehr in seiner Rolle zu überzeugen, doch seine Rolle kann nicht funktionieren, wenn sein Gegenpart nicht glaubhaft rübergebracht wird. Und erwartungsgemäß versagt Sandler hier voll und ganz, auch wenn er sich größte Mühe gibt. Die Szene, in der er sich das erste Mal öffnet berüht einen nicht wirklich, wobei sie das Potential dazu gehabt hätte. Sein zweiter großer Moment gelingt hingegen vollkommen, ist aber überladen mit allzu klischeehaften Elementen, die einfach funktionieren müssen und bei jedem Zuschauer, egal ob Männlein oder Weiblein auf die Tränendrüse drücken.

Voll und ganz überzeugen können die Nebendarsteller. Dies ist um so verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass eine tragende Nebenrolle mit Liv Tyler besetzt ist. Im Gegensatz zu ihren sonstigen von mir gesehen Auftritten nimmt sie sich sehr zurück, spielt gefühlvoll, und füllt die Rolle trotz ihrer Jugend sehr glaubhaft aus, auch wenn sie sich ein “wenn sie das wollen” hätte schenken können, aber darauf hat wohl Drehbuch größeren Einfluss als sie selbst. Ebenfalls überzeugend ist Donald Sutherland, welchen ich eigentlich auch nicht mag, aber seine wenigen Szenen sind überaus gelungen.

So bleibt unterm Strich ein netter Versuch der Umsetzung eines Dramas mit einem dafür eher mittelmäßig begabten Sandler. Die Geschichte hätte man nicht zwingend den 11. September als Hintergrund haben müssen, aber die daraus resultierende zusätzliche Dramatik wertet die Story noch einmal zusätzlich auf. Kann man sehen, der Film hat durchaus seine Momente, muss man aber nicht. Für ne Sneak aber ein durchaus netter Film.
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#221 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 15:03

Adams Äpfel (Anders Thomas Jensen, Dänemark 2005)

Nur selten habe ich so einen Film erlebt. Adam ist Neonazi, der seine Sozialstunden bei Pfarrer Ivan in einer Dorfkirche abarbeiten muss. Bereits dort untergekommen sind der Vergewaltiger und Kleptomane mit Alkoholproblemen Gunnar und der Tankstellenräuber und Geiselnehmer Khalid. Ivan sieht Adam als neue Probe Gottes an und ist gewillt ihn auf den “rechten” Pfad zurückzubringen. Das folgende Kennenlernen und Ausloten der Grenzen des Gegenüber ist teilweise geprägt von bitterbösen, schwarzen Humor, dem wenig bis gar nichts heilig ist. Bald stellt sich heraus, dass es im Grunde der Pfarrer ist, der wirklich Hilfe braucht, und so ist es ausgerechnet Adam, der sich ganz unbewußt der kleinen Gruppe annimmt.

Bibeltreue Menschen werden schnell feststellen, dass es sich bei Adams Äpfel um eine zeitgemäße Verfilmung des biblischen Buches Hiob handelt, Vater Iwan ist eine moderne Version des Hiob, der von Gott mit allerlei Leid geplagt ist, es aber einfach hinnimmt und verdrängt. Erst Adam, dem eigentlich alles am Arsch vorbeigeht, gelingt es, Iwan die Augen zu öffnen. Wobei dieser Vorgang des Augen-öffnens eigentlich einen ganz anderen Hintergrund hatte. Doch man kann es Gottes Fügung nennen, dass die Dinge ihren Weg so nehmen. Die Wandlung Adams geschieht ganz beiläufig, eigentlich nimmt man sie kaum wahr, und gerade deswegen wirkt sie so glaubhaft. Die Darsteller machen ihre Sache wirklich gut, gerade Mads Mikkelsen zeigt, dass er auch etwas anderes kann, als den charakterlosen Bösewicht in einem Bond Film zu spielen. Wird höchste Zeit dass ich mir dänische Delikatessen mal ankucke, zumal dieser Film wirklich Lust auf mehr europäisches Kino mag, und zeigt, dass man kein 200 Mio.$ Budget braucht, um einen guten Film zu machen. Im Gegenteil, der Film bleibt länger haften und erzeugt einen nachhaltigeren Eindruck, als so mancher Hollywoodblockbuster aus dem gleichen Jahr es tut. Auf jeden Fall eine Empfehlung, wenn gleich der Film niemandem gefallen dürfte, der Probleme damit hat, wenn man sich über Randgruppen lustig gemacht wird, denn das tut der Film unentwegt. Wenngleich auch auf eine im Grunde sehr symphatische Art, die nie böswillig wirkt.
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#222 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 15:03

Das Ding aus einer anderen Welt (John Carpenter, USA 1982)

Akte X Fans, die den Film noch nicht kennen, kennen ihn im Grunde doch schon. Es gibt eine Folge der Serie, die den Film nahezu 1:1 kopiert. Eine Forschungsstation in der Antarktis, in der sich eine handvoll Wissenschaftler befindet, die Besuch von einer Gruppe Norwegern bekommen, welche voller Panik sind, und noch dazu überaus schießwütig. In der folgenden Auseinandersetzung kommen sie alle ums Leben. Als die Amis die Station der Norweger untersuchen stellen sie fest, dass diese ein im ewigen Eis gestrandetes Ufo gefunden haben. Der Hund der Norweger erlebt nach kurzer Zeit eine Metamorphose zu einem schreckenerregenden Ungeheuer. Eine Analyse zeigt, dass er Wirt für einen außerirdischen Parasiten war, was zu einer aufsteigenden Panik innerhalb der Station führt, da keiner weiß, ob er infiziert ist oder nicht, und ob nicht einer der Kameraden träger dieses menscheitsbedrohenden Organismus ist…

Manchmal habe ich mich während des Sehens gefragt, ob die Variante die Geschichte in der Länge einer Serienfolge darzustellen nicht doch besser war, die die Story gestrafft doch deutlich dichter ist. Doch natürlich kann sie so nur ihren Reiz aus dem psychologischen Spiel mit der Angst betreiben, und nicht, wie Carpenter in seinem FSK18 Film, dass ganze auch noch mit äußert scheußlich, aber wirklich gut gemachten Bildern untermalen. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Forschungsstation schafft eine ganz eigene, intime Atmosphäre, die zugleich hoffnungslos erscheint. Kurt Russel mit Vollbart ist eher gewöhngsbedürftig, in den letzten 25 Jahren hat sich gerade mit seinem Gesicht viel getan. Heute besitzt er ein ausdrucksstarkes, kantiges Gesicht, damals hat sich zuviel hinter dem Rauschebart versteckt. Auf jeden Fall ein Film den man gesehen haben sollte, gerade wenn man kein Akte X Fan ist, und wer daran interessiert ist, woher die Macher von Doom und allem was ihm folgte die Ideen für das Aussehen ihrer Monster haben, sollte mal einen Blick riskieren.
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#223 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 15:04

Ist das Leben nicht schön? (Frank Capra, USA 1946)

Viele Jahre lang war dieser Film ein klassicher Film für die Weihnachtszeit, gerade in den Jahren, in denen niemand das Copyright des Films innehatte, und die Fernsehstationen ihn kostenlos zeigen konnten. Die Geschichte strahlt einen unglaublichen Optimismus und einen Glauben an das Gute im Menschen aus, dass es schon fast an der Grenze zum Kitsch ist.

Sieerzählt die Geschichte vom aufrechten Amerikaner George, der in einem kleinen Dorf aufwächst und schon in seiner Jugend immer ein guter und anständiger Junge war, der aber immer den großen Traum hatte, einmal die Stadt zu verlassen, Brücken, Häuser und Eisenbahnen zu bauen, und Millionär zu werden. Als er älter wird, beginnt er im Büro seines Vaters zu arbeiten, der Building and Loan Bausparkasse, bis er das Geld fürs College zusammen hat. Schließlich ist es soweit und sein großer Abschied steht bevor, doch just in diesem Augenblick stirbt sein Vater. Der Raffgiere Mr. Potter sieht nun die Chance, die Building and Loan zu beseitigen. Er ist Großunternehmer und der reichste Einwohner der Stadt, dem zahlreiche Geschäfte gehören, unter anderem auch die Bank, die Post und vieles andere. Nur die Buildung and Loan war ihm schon immer ein Dorn im Auge, da sie günstig Kredite an arme Menschen vergibt, um ihnen den Traum vom eigenen Haus zu ermöglichen. Um zu verhindern, dass die Building and Loan aufgelöst wird, muss George in der Kleinstadt bleiben, und ihren Vorsitz übernehmen. So schickt er seinen kleinen Bruder Harry aus College gehen.

Ein paar Jahre später erreicht die Wirtschaftskrise die Stadt, und Mr. Potter setzt das Gerücht in die Welt, die Building and Loan seie pleite, worauf hin alle Kunden ihr Geld sofort ausgezahlt haben wollen. Dies würde die Bank natürlich ruinieren, zumal Mr. Potter ihnen Anlageaktien zum halben Preis verkaufen möchte. Somit hätte Potter zum einen die Menschen um ihr wohlverdientes Geld geprellt, als auch die Building and Loan zerstört. Schließlich gelingt es dem frisch verheirateten George die Leute davon zu überzeugen, nur das abzuheben, was sie notwendigerweise für die nächste Woche brauchen, und zahlt ihnen ihr Geld aus seinem Privatvermögen auf die Idee seiner Frau hin aus.

Wieder ziehen Jahre ins Land und es ist der 24. Dezember. Der Buchprüfer steht vor der Tür und gerade an diesem Tag kommen einem Mitarbeiter Georges 8.000$ abhanden und fallen ausgerechnet dem raffgieren Mr. Potter in die Hände. Die Building and Loan ist pleite und ihr droht der Bankrott. Vollkommen aufgelöst fleht er Mr. Potter um Geld an, der ihn aber eiskalt abblitzen lässt. George ist so verzweifelt, dass er sich von einer Brücke stürzen und umbringen will. Doch just in dem Moment erscheint ihm ein Engel, und zeigt ihm, da er mittlerweile bereut je geboren zu sein, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte. Als er mit dieser alternativen Realität konfrontiert wird, findet er neuen Lebensmut, auch auf die Gefahr hin ins Gefängnis gehen zu müssen. Seines Lebens überfroh kehrt er nach Hause zurück, wo bereits die Polizei auf ihn wartet, da Mr. Potter Anzeige gegen ihn erstattet hat. Doch just in diesem Moment kommen zahlreiche Bewohner Bedfords vorbei, die alle zusammengelegt haben, um Georges, des Mannes der immer gerecht und fair mit ihnen war, und ihnen auch in Zeiten großer Krisen beigestanden hatte, und vielen von ihnen den Traum vom eigenen Haus ermöglich hat, was mit Mr. Potter undenkbar gewesen wäre, ausstehende Schulden zu bezahlen.

Wie man sieht, eine Story, deren Thematik wahrlich zur Weihnachtszeit passt, und die wirklich herzerwärmend ist, hervorragend gespielt von einem überzeugenden James Stewart. Wieder ein Film, den man heute so sicher nicht mehr drehen würde, der aber zielsicher die Nachkriegsstimmung im Amerika, und die Sehnsucht nach starken, aufrichtigen Persönlichkeiten ausdrückt, und der einfach einen unglaublichen Charme versprüht. Ein Klassiker, den man kennen sollte.

Der Film wirkt vermutlich auch deswegen so intensiv, weil sich fast jeder in ihm selbst wiederfindet. Die wenigsten konnten aus ihrem Leben dass machen, was sie sich ursprünglich vorgestellt hatten. Viele Kindheitsträume mussten der harten Realität weichen, und viele äußere Zwänge sorgen dafür, dass man einen anderen Weg einschlagen muss, als man eigentlich geplant hat, seien es nun die nicht ausreichenden Noten, die fehlenden monetären Mittel oder Schicksalschläge, die einem Steine in den Weg legen. Diese Thematik verleiht dem Film etwas ganz persönliches und sie verhindert auch, dass man das Ende als Kitsch sieht, denn einem wird vor Augen geführt, dass letzendlich doch alles so, wie es gekommen ist, ganz gut war, solange man immer getreu seinen eigenen Prinzipien gehandelt hat, und seinen Weg auch im Nachhinein vertreten kann.
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#224 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 19:17

Dead Men Walking (Peter Mervis, USA 2005)

Nicht noch ein Zombiefilm. Irgendwie müsste man doch meinen, das Thema Zombiefilme ist so dermaßen ausgelutscht, dass man nicht noch einen B-Movie braucht, der sich des Themas annimmt. Wieder ist es ein ominöser Virus, der die Infizierten manchmal binnen Minuten zu hirnlosen lebenden Toten macht. Ein Neuankömmling in einem Hochsicherheitsknast trägt diesen Virus in sich und infiziert nach und nach den gesamten Knast. Ich glaub das einzig neue an dem Film ist Szenerie “Zombies im Knast”, wodurch man für die Handlung wieder nur einen sehr engen, begrenzten Raum zur Verfügung hat, was die Atmosphäre verdichten könnte, auf mich hat der viel allerdings nicht sonderlich atmosphärisch gewirkt. ein film, zu dem ich gar nicht viel schreiben will, weil er sich einfach aller mir bekannten Elemente klassischer Zombiefilme bedient, ohne irgendwelche neuen Ansätze zu bieten, oder eines dieser benutzten Elemente besonders sehenswert umzusetzen. Aus dem pärchen, dass in der vergnügungszelle eingesperrt war, und dementsprechend nicht konterminiert war, hätte man mehr machen können, als sie einfach drei sekunden, nachdem sie feststellen, dass niemand mehr da ist, ebenfalls opfer der zombies werden zu lassen. Na ja… für Zombie Fans vielleicht ganz nett, alles in allem ein Film den man nicht gesehen haben muss.
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#225 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 19:17

Fast Food Nation (Richard Linklater, Großbritannien/USA 2006)

Die einzigen beiden Filme, die ich bisher von Linklater kannte, Before Sunrise und Before Sunset, war absolut hervorragend. Einfühlsam, unkitschig und sehr bewegend, einfach ehrlich. Mit Fast Food Nation kann er diese Klasse nicht halten. Der Film wirkt ein wenig wie eine Doku von Michael Moore in Form eines Spielfilms. Moores “Dokus” sind ja eigentlich auch keine wirklichen Dokumentationen, sondern weisen nur plakativ auf Mißstände hin, ohne dabei sonderlich objektiv zu sein, sondern Moore will seinen eigenen Standpunkt vermitteln und auch etwas bewegen, tut dies aber in dem er sich die Fakten so hindreht, wie sie ihm passen. Getarnt als Doku bekommt das ganze dann noch eine zusätzlliche glaubwürdigkeit. Linklater versucht vom Prinzip her dasselbe, in diesem Film behandelt er die Produktionsbedingungen des Essens, dass uns die Fast Food Konzerne wie McDonalds und Burger King vorsetzen, und versucht dies in Form eines Spielfilms, in dem jede Menge Stars aus allen Ligen Hollywoods auftreten.

Sicher, die Bedingungen der Massentierhaltung sind schlimm. Klar, die Beschäftigung von illegalen Einwanderen aus Mexiko und deren schamlose Aubeutung ist schlimm. Und ja, jeder von uns sollte sich Gedanken machen, über das, was er mit dem Konsum solcher Artikel eigentlich unterstützt. Aber muss man das ganze so dermaßen lieblos umsetzen? Die drei Handlungsstränge des Films laufen einfach parallel nebenher, sind nicht wirklich miteinander verknüpft und können allesamt nicht berühren. Da hilft auch der Auftritt des einzigen Superstars Bruce Willis nichts. Alle Stars in diesem Film wollten ausdrücklich mitspielen und mit ihrem Engagement ein Zeichen setzen. Dies nimmt man auch zur Kenntnis, aber die Auftritte die sie haben sind meistens entweder nichtssagend oder eher als peinlich einzustufen. Wenn z.B. die kanadische Rocksängerin Avril Lavrine als Kühe befreinde Aktivistin auftritt, die daran scheitert, dass sich die Kühe trotz zerstörten Zauns einfach nicht in Bewegung setzen, dann hat das schon einen sehr komischen Nachgeschmack.

Letzlich ist der Film ein gutgemeinter Versuch, der Vegetarier sicher in ihrer Meinung bestärken wird, aber der andererseits kaum das Potential hat, jemanden ernsthaft zum Vegetarier werden zu lassen. Man weiß auch nie so wirklich was Linklater nun eigentlich konkret Anprangern will. Soziale Mißstände der mexikanischen Einwanderer aufdecken? Plakativ die Fast Food Konzerne an die Wand stellen? Vermutlich wusste er es selbst nicht so recht und so verliert er sich in seinem ambitionierten, aber letztlich doch herzlosen Projekt. Eine Doku zu diesem , und auch wenn sie Michael Moore Style hätte, wäre sicherlich spannender gewesen und hätte eine größere Wirkung.
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#226 EdwardNorton

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Geschrieben 08. August 2007, 19:17

Wenn die Gondeln Trauer tragen (Nicolas Roeg, Großbritannien/Italien 1973)

Wieder ein Film, den David Lynch geliebt haben dürfte. Nach der ersten Sichtung halte ich ihn nicht für das große Meisterwerk, als dass er von allen angepriesen wird, aber auf jeden Fall ein sehenswerter, interessanter Film, der seine wahre größe wahrscheinlich erst offenbart, wenn man sich intensiver mit ihm auseinander setzt und in der Lage ist, zusammenhänge zwischen dem was man sieht, und dem was geschieht zu ziehen. Rot ist die alles bestimmende Farbe in diesem Film, die sich sprichwörtlich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Rot war der Regenmantel, den Christine bei ihrem Tot trug, und nahezu jedesmal, wenn die Farbe Rot auftaucht, steht sie in Zusammenhang mit Christines Tot, bzw. den Erinnerungen ihres Vaters John Baxter an sie. Die Farbe sticht heraus in diesem Film, der ansonsten in fast schon erdrückend deprimierenden grau, grün und brauntönen gehalten ist. Das wunderschöne Venedig ist Handlungsort dieses Films, doch dieser an und für sich recht schöne Ort wurde mit herbstlichen Farben sehr trist in Szene gesetzt. Rot und blau sind die einzigen Farben, die hin und wieder herausstechen, und nahezu immer einen inhaltlichen Hintergrund haben.

Auch die Personen des Films sind nahezu alle rätselhaft. Die zwei alten Damen, der Zwerg am Ende, der Bischof, der Polizeikomissar, sogar die Hotelangestellten, alle wirken mysteriös und befremdlich und sind weit davon entfernt, Symphathieträger zu sein. Die bekannteste Szene aus dem Film dürfte sicherlich die Sexszene sein, in der Roeg das Vorspiel, den Akt an sich und das nachfolgende Ankleiden in einer interessanten Montage verbunden hat. Die Szene ist spontan bei Drehbeginn entstanden, da der Regisseur fand, dass man das paar ansonsten zu oft in Zwietracht sehen würde. So war es dann auch gleich die erste Szene des Films, die gedreht wurde.

Der Film hinterlässt nach der ersten Sichtung viel mehr Fragen als Antworten, und ich finde es gibt zu wenig Denkanstöße, die einen zumindest irgendwie auf des Rätsels Lösung bringen können. Die Endszene ist überaus interessant aus verschiedenen Szenen des Films zusammenmontiert, die vermutlich alle ihren Teil dazu beitragen, Klarheit in die Geschichte zu bringen, doch dafür muss man den Film noch mal sehen, oder sich eine umfangreiche Filmanalyse zu Gemüte führen, die ich bisher aber noch nicht gefunden habe. Leider trägt die klassische 70er Jahre Inszenierung nicht dazu bei, dass ich mir den Film demnächst unbedingt nochmal ansehen möchte, um ihn zu entschlüsseln. Irgendwann wird dieser versuch aber sicher stattfinden, solche Filme üben dann doch eine zu starke Anziehungskraft auf mich aus.
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#227 EdwardNorton

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Geschrieben 09. August 2007, 03:34

Die Unbestechlichen (Alan J. Pakula, USA 1976)

Packender Politthriller, der gänzlich ohne Gewalt, Verfolgunsjagden und ähnliches auskommt und dennoch die gesamte Dauer über hochspannend ist und nahezu keine Längen aufweist. Robert Redford und Dustin Hoffmann überzeugen voll und ganz als junge, engagierte Journalisten, die trotz aller Hindernisse auf ihre Intuition hören und ihre Story weiterverfolgen, und so eine Verschwörung aufdecken, die sich bis in die allerhöchsten Regierungskreise erstreckt, und direkte Auswirkungen auf die Politik Amerikas hat. Die Watergate-Affäre dürfte ja jedem bestens bekannt sein, zum Zeitpunkt des Drehs war sie hochaktuell. Damals hat Hollywood noch nicht so lange gebraucht, sich an aktuelle, brisante Themen ranzuwagen, wie es heute oft der Fall ist. Da der Film ja auf Tatsachen beruht, und die Archivaufnahmen noch gut zugänglich waren, sieht man ständig in den Redaktionsräumen reale Aufnahmen mit Aussagen der einzelnen Beteiligten und Verdächtigen im Fernsehen. Die Redaktionsräume sind eh der Dreh und Angelpunkt des Films. Ständig hört man das Klappern der Schreibmaschinen, die Telefonate der Reporter und das ständige Gewusel im Redaktionsraum, so dass der Film sehr viel Atmosphäre bekommt. Eine Lobpreisung auf die Macht der Medien und freien Meinungsäußerung, die aber immer sehr zurückhaltend bleibt. So ist es bezeichnend, dass der Film kein spekatuläres Ende hat, sondern wir die Ereignisse, die aus den Recherchen der beiden schlußendlich resultieren lediglich auf dem Newsticker mitlesen können, während der Film langsam ausklingt. Ganz großes Hollywoodkino der 70er.
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#228 EdwardNorton

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Geschrieben 09. August 2007, 03:34

Die Glorreichen Sieben (John Sturges, USA 1960)

Momentan konsumiere ich Filme am Fließband, daher sind die “Rezensionen” auch nicht so tiefgehend und weitreichend, wie sie es in der letzte Zeit desöfteren mal waren. Momentan bin ich einfach bemüht, die größten Lücken abzudecken, und einen gewissen Fundus anzueignen und halt zu wissen, worum es geht, wenn in irgendwelchen Besprechungen auf andere Filme und Regisseure eingangen wird. In einen Film eindringen, und ihn wirklich verstehen und erfassen kann man nur, wenn man sich intensiver mit ihm auseinander setzt. Aber nicht nur mit einem Film an sich muss man sich auseinandersetzen, auch die Auseinandersetzung mit dem Medium Kino / Film an sich gehört dazu. Einen Film sehen und genießen kann jeder. Aber Filme kann man als eine Art Sprache verstehen, und wer eine Sprache beherrschen möchte, der muss sie lernen. Und je mehr man über Filme weiß, desto tiefer kann man in sie eintauchen und sie Dinge, die man sonst nicht sehen würde. Daher lese ich gerade zwei Bücher von Monacco und Faulstich, um zumindest einen Anfang zu haben, und über das reine Wahrnehmen des Filmes hinauszugehen. Dabei wird schnell klar, dass man für das tiefere Verständnis eines Films nicht reicht, ihn einfach einmal zu sehen, und sich hinterher Gedanken drüber zu machen. Das mag vielleicht später ausreichen, wenn man in der Kunst des Filmanalysierens und -interpretierens geübter ist. Daher werde ich mich in erster Linie momentan darauf beschränken, weiter in erster Linie Filme zu konsumieren und zunächst nur meine unmittelbaren Subjektiven Eindrücke nach dem Sehen des Films wiederzugeben, um dann die wirklich interessanten Filme später mit mehr Zeit einhergehender zu analysieren und zu besprechen. So, nun am aber zum Film an sich.

Der Film ist die amerikanische Version von “Die sieben Samurai” und hat mir persönlich deutlich besser gefallen, als das Orginal, auch wenn er im letzten Drittel deutliche Längen hat. In vielen Teilen ist er wirklich eine 1:1 Kopie seines Vorbildes, nur halt im Wilden Westen angelegt. Wer die Sieben Samurai gesehen hat, wird viele Szenen wieder entdecken. Und auch hier sind wieder deutliche Parallelen zwischen dem Film und Steven Kings Dunklem Turm zu sehen, gerade wenn man mal den Namen des Dorfes im Buch und den des Regisseurs vergleicht. Die Glorreichen Sieben ist auch gleihc mein erster “klassischer” Western, die ja kurze Zeit später von Leones Meisterwerken abgelöst wurden. Und dementsprechend sind die Cowboys hier auch eher heldenhafte Ehrenmänner, statt zwielichtige Gestalten. Der Soundtrack ist in seiner gesamtheit eher das, was ich mir unter einem normalen Westersoundtrack vorstelle, wenn gleich uns auch das Titelthema lange Jahre lang mit der Malborowerbung durch die Kinos begleitet hat, und es glaube ich heute auch noch tut. Und wieder eine Filmlücke geschlossen :-)
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#229 EdwardNorton

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Geschrieben 09. August 2007, 03:34

Dänische Delikatessen (Anders Thomas Jensen, Dänemark 2003)

In dänischen Filmen fühlt man sich, wenn man schon ein paar kennt, sehr schnell heimisch. Es sind immer wieder die gleichen symphatischen Gesichter die einem begegnen, zumindest in den Filmen von Anders Thomas Jensen, wobei dieser auch der einzige dänische Regisseur sein dürfte, der momentan Filme für den Weltmarkt produziert.

Dänische Delikatessen einzuorden fällt relativ schwer. Ein Drama ist er nicht wirklich, auch wenn die Story dramatische Züge hat, aber von einer Komödie kann man auch nicht wirklich sprechen, außer man bezeichnet dass Dargebotene als überaus schwarzen, absolut trockenen Humor dänischer Machart. Und es wird wieder sehr morbide. Die beiden Freunde Svend und Bjarne machen ihre eigene Schlachterei auf. Durch einen unglücklichen Umstand wird ein Elektriker im Kühllager über Nacht eingefroren und ist am nächsten Morgen ziemlich steif. Svend ist noch völlig paralysiert während er eine Großbestellung seines einstigen Arbeitsgebers erhält, der ihn gleich auf die Probe stellen will. In Panik schlachtet Svend den Elektriker und verkauft das Fleisch an seinen ehemaligen Chef. Das Essen kommt außergewöhnlich gut an, so dass am nächsten Tag die Kunden Schlange stehen. Bjarne ist zunächst entsetzt, als er erfährt was vorgefallen ist, schließlich erliegt er aber auch der Versuchung, und so verschwinden immer mehr Leute, die zunächst keiner vermißt, während die Kunden ihres Geschäfts begeistert sind vom vorzüglichen Geschmack der Ware. Doch mit der Zeit werden Fragen gestellt…

Jensen lehrt uns, dass es auf jeden Fall vorzuziehen ist, seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, statt sich auf die schiefe Bahn zu begeben. Diese Lehre wird sehr krass rübergebracht. Ohne das der Film willentlich auf Schockmomente setzt und großartig Ekel hervorrufen will, sind einige wenigen Szenen für fragile Gemüter vielleicht dann doch zu realistisch. Auch wenn die abgehangenen Körper und menschlichen Einzelteile insgesamt nur sehr selten zu sehen sind, und auch nie lange im Bild sind, kann einem manchmal schon seltsam werden, ob dieser sehr nüchternen Darstellung der Schlachterkunst, auch wenn sie einfach wie selbstverständlich in das Geschehen integriert wird, ohne das großes Aufheben um sie gemacht wird. Die Kameraarbeit, der Schnitt, die Beleuchtung, die Kulissen, alles ist absolut vorbildlich in diesem Film, aber dennoch fehlt das Gespühr für die Geschichte der Hauptpersonen. Erst die finale Auflösung wertet den Film auf, wobei der Fim auch ohne sie hätte enden können, man dann allerdings ein deutlich schlechteres Gefühl gehabt hätte. So bleiben leider Figuren trotz angedeuteter Tiefe recht oberflächlich, Adams Äpfel geht hier den entscheiden schritt weiter. Die Gesamtinszenierung lässt allerdings über dieses Manko hinwegsehen, so dass man sich auf jeden Fall auf einen interessanten Videoabend mit unseren dänischen Nachbarn einstellen darf. Und als gesichert gilt, dass der nächste Film von Anders Thomas Jensen im Kino gekuckt wird.
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#230 EdwardNorton

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Geschrieben 09. August 2007, 18:33

Freedom Writers (Richard LaGravenese, USA 2007)

Der erste wirklich gelungene und tiefergehende Film des Jahres 2007. Er erzählt die Geschichte der Lehrerin Erin Gruwell, von ihren Schülern nur Miss G genannt Die Rassenunruhen des Jahres 1992 haben sie von ihrem Vorhaben, Jura zu studieren und Anwältin zu werden abgebracht. Sie hat erkannt, dass es bei der Verhandlung im Gerichtsraum zu spät ist den Menschen zu helfen. Bei den Folgen bringt Hilfe nicht wirklich viel, wirklich helfen kann man Kindern und Jugendlichen, wenn man direkt bei den Ursachen ihrer Probleme ansetzt. Darum entschloss sie sich Lehrerin zu werden und an der Wilson Classical High School in Long Beach zu arbeiten. Diese Schule setzt auf ein Integrationsprogramm von Schülern unterschiedlicher Rassenherkunft. Dadurch ist aus der einstigen Eliteschule aber ein sozialer Brennpunkt geworden. Auf den Straßen von Long Beach herrscht ein nicht offen ausgesprochener Rassenkrieg. Afroamerikanier, Asiaten, Spanier, Mexikaner, alle bekämpfen sich gegenseitig, jeder macht die anderen Gruppen für die eigenen Probleme verantwortlich, die Weißen sehen zu, dass sie sich raushalten. Die Kids und Jugendlichen schließen sich in Gangs zusammen, denen schon zehnjährige angehören. Ein wirkliches Ziel im Leben haben die Kinder nicht. Das wichtigste für sie ist das Überleben und dafür zu sorgen, dass sich niemand in die Angelegenheiten der eigenen Gang einmisch. Wer sich in fremdes Territorium begibt, wird fertig gemacht.

Auch an der Wilson High School setzt sich diese Feindschaft fort. Der Schulhof ist in Territorien gegliedert und Auseinandersetzungen und Schlägereien zwischen den einzelnen Gruppen sind an der Tagesordnung, selbst im Klassenzimmer machen sich die Kids gegenseitig fertig und prügeln sich regelmäßig, während die Lehrer dem ganzen machtlos gegenüberstehen und einfach versuchen ihren Lehrplan durchzuziehen, egal ob die Kinder nun aufpassen oder nicht. Mit dieser Situation ist Miss G zunächst überfordert. Sie war sich zwar bewußt, dass das keine einfache Aufgabe würde, als sie aber mit der alltäglichen Realität konfrontiert wird, steht sie ihr zunächst ohnmächtig gegenüber. Die Kinder sehen sie einfach nur als Weiße, die ihre Probleme nicht verstehen kann, und deren Verständnis nur geheuchelt ist. Sie haben keinerlei Respekt ihr gegenüber und wissen auhc nicht, warum sie sie respektieren sollten. So versucht sie es zunächst mit dem klassichen Lehrplan, aber sie erkennt, dass sie damit nicht bei den Kids landen kann.

Eines Tages macht eine rassistische Zeichnug die Runde durch die Klasse macht, auf der ein Schüler dargestellt und stigmatisiert wird, ist sie entsetzt, bekommt in der folgenden Diskussion erstmal die Aufmerksamkeit aller und das erste Mal einen Draht zu ihren Schülern und ein Verständnis davon, was die Schüler wirklich bewegt. So beginnt sie umzudenken und ihren Unterricht umzugestalten. Es gelingt ihr, ihren Schülern zu zeigen, dass sie zwar alle eine sehr bedrückende Geschichte haben, aber dass sie trotz aller Rassenunterschiede allesamt sehr ähnliche Schicksale haben. Die Schüler beginnen, ihrer Lehrerin wirklich zuzuhören. Miss G teilt ihnen schließlich Aufsatzhefte aus (die erschreckenderweise so aussehen, wie die Tagebücher des Killers aus Se7en) und gibt ihnen auf täglich etwas reinzuschreiben. Gedanken, Gedichte, Songs, was auch immer ihnen durch den Kopf geht, nur, sie müssen täglich etwas schreiben. Und zu ihrer Überraschung, beinnen die Schüler wirklich zu schreiben und sich in ihren Texten zu öffnen. Als sie sie schließlich mit dem Holocaust und Anne Franks Tagebuch konfrontiert, beginnen die Schüler wirklich nachzudenken und über den Tellerrand hinauszuschauen.

Die Inhaltsbeschreibung wird etwas zu ausführlich, daher habe ich die zweite hälfte Mal stark gekürzt, wer neugierig geworden ist, der möge sich den Film selbst ansehen. Es ist ein sehr bewegender Film, mit hervorragenden Jungschauspielern, die in ihren Rollen unglaublich authentisch wirken und dafür sorgen, dass der Film glaubhaft wird. Hillary Swank als Miss G macht ihre Rolle als aufopferungsvolle Lehrerin ebenfalls ausgezeichnet, wenn gleich sie auch manchmal etwas zu ambitioniert und zu locker wirkt. Manchmal denkt man, das ganze sei einfach nur ein riesiger Spass für sie. Aber vielleicht ist es auch gerade diese Art, die die Schüler dazu veranlasst, das Klassenzimmer, Raum 203, als ihr Zuhause anzusehen. Hier sind sie in einer Welt, in der sie verstanden werden, in der sie sogar Leute die anders sind kennen, respektieren und mögen. Dabei stellt der Film leider die Probleme, die aus dieser Veränderung bei den Schülern resultieren nicht wirklich heraus. Die Kinder leben alle in einem spezifischen sozialen Umfeld, in ihren Gangs, und das was in diesem Klassenzimmer mit ihnen passiert, kann ihren Freunden in der Welt da draußen nicht verborgen bleiben, so dass es zwangsweise zu Konflikten kommen muss. Dieser Aspekt wurde zwar kurz aufgeriffen, hätte aber Meinung nach etwas deutlicher herausgestellt werden müssen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es für die Kinder wirklich so problemlos war, wie es dargestellt wurde.

Vielleicht war es aber acuh einfach wirklich so, der Film basiert immerhin auf einer wahren Begebenheit und ich habe das zugrunde liegende Buch nicht gelesen. Etwas enttäuscht hat mich auch das Ende, wobei es wahrscheinlich auf eben jenes Problem zurückzuführen ist (wer es nicht wissen möchte, darf nicht weiterlesen). So wie es gezeigt wurde, ist es das klassische Ende, das vermeintliche Happy End. Aber ist es wirklich so “happy”. So unterrichtet Miss G ihre Kinder ihre komplette restliche Schulzeit hindurch bis zum Ende, nimmt sie weiter an die Hand und bewahrt sie vor einer möglichen Veränderung. Diese wird aber früher oder später auf jeden Fall auf sie zukommen. Stärker hätte ich es gefunden wenn die Kinder mit dieser Veränderung konfrontiert worden wären, nicht von Miss G weiter unterrichtet werden, und trotzdem in einer neuen Klasse bei einem Lehrer zeigen können, dass sie wirklich was gelernt haben, für sich und für ihr Leben, und dass sie es schaffen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, auch ohne von einer überambitionierten Lehrerin an die Hand genommen zu werden. Das hätte Miss Gs Einsatz nochmals aufgewertet und ein wenig Potential des Films wurde so verschenkt. Dies sind aber nur einige Gedanken von mir, und wie ich den Film anders gestaltet hätte, dass soll keine Abwertung des Films sein. Der Film so wie er ist, ist hervorragend. Das eben geschilderte ist das bisschen was fehlt, um genial werden zu lassen. Ein Happy End passt hier einfach nicht.

Eine Stärke des Films ist, dass er auch den europäischen, und gerade den Deutschen, Zuschauer nicht unberührt zu lassen. Die ursprünglichen sozialen Probleme sind zwar in erster Linie amerikanische, aber dadurch dass die Geschichte Anne Franks aufgegriffen wird, werden wir auch mit unserer eigenen Geschichte konfrontiert. Und da das ganze ohne den großen, erhobenen Zeigefinger passiert, nicht anklagend ist, regt es wirklich zum Nachdenken an. Nach allem, was uns Hollywood bisher dieses Jahr präsentiert hat, ist Freedom Writers ein Film, über den die Academy 2008 nicht hinwegsehen kann, es sei denn, es erscheinen noch ganz besondere Filmperlen dieses Jahr.
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#231 EdwardNorton

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Geschrieben 10. August 2007, 03:54

Shut Up & Sing (Barbara Kopple / Cecilia Peck, USA 2006)

“We do not want this war, this violence, and we’re ashamed that the President of the United States is from Texas.” Ein Satz, gesprochen von Natalie Maines, der Leadsängerin der Dixie Chicks, der derzeit erfolgreichsten amerikansichen Frauenband, hätte beinahe die weitere Karriere der Band ruiniert.

Die Dixie Chicks befinden sich in London, spielen in einer ausverkauften Halle das erste Konzert ihrer Top Of The World Welttournee. Die Band befindet sich auf ihrem vorläufigen Höhepunkt. Es ist der 10. März 2003. Im Irak bahnt sich eine Intervention der USA an, in London protestieren über eine Million Menschen auf den Straßen gegen den drohenden Krieg. Die Dixie Chicks sind mit einem ihnen bisher fremden Antiamerikanismus konfrontiert - und sie verstehen ihn. So kam es, dass Natalie Maines, diesen Satz einfach so aus dem Stehgreif in einer Zwischenansage improvisierte, um die Stimmung des Publikums aufzugreifen, und ein wenig Applaus zu bekommen. Hätte sie geahnt, was sie damit lostrat, wer weiß ob sie diesen Satz dann trotzdem gesagt hätte.

In den USA wurde dieser Satz zu einem Skandal aufgebauscht. Es gehört sich nicht, den eigenen Präsidenten auf fremden Boden zu beleidigen. Eine Beleidigung des Präsidenten sei auch zugleich eine Beleidigung des eigenen Landes, etwas was gerade in der traditionellen rechtskonservativen Countrysparte ein absolutes Nogo ist. Hörer drohten mit dem Boykott der Sender, wenn sie weiter die Dixie Chicks spielen würden, so dass die Songs schließlich aus dem Programm genommen wurden. DJs, die sie trotzdem spielten, wurden gefeuert, die Radiostationen stellen Mülleimer, speziell für die CDs der Dixie Chicks auf, die Menschen haben öffentlich die CDs verbrannt und sie mit Baggern überfahren. Die Dixie Chicks, eine bis dahin absolut unpolitische Band, sahen sich mit einem Schneeballeffekt ohne gleichen konfrontiert und waren auf einmal gezwungen, sich politisch zu äußern. Ihre Single stürzte von Platz 1 auf Platz 46 und sie wurden von zahlreichen Radiosendern tatsächlich nicht mehr gespielt. Ihre Karriere war kurz vor dem aus, und das nur, weil sie etwas getan haben, wofür die USA und Präsident Bush vorgaben, diesen Krieg unter anderem überhaupt erst begonnen zu haben, dem Recht auf freie Meinungsäußerung für alle Menschen.

Der Dokumentarfilm Shut Up & Sing zeigt die Ereignisse rund um dieses Ereignis und was in den folgenden drei Jahren mit der Band passiert ist, wie sie damit umgegangen sind, ihre Reaktionen. Er zeigt die Geschichte dreier starker Frauen, allen voran ihre Frontfrau Natalie, die trotz der Anfeidnungen und sogar Morddrohungen gegen sie nicht einknicken und ihren Standpunkt weiterhin vertreten, selbst auf die Gefahr hin, dass ihre Karriere nicht weiter fortbestehen kann. Dieser Film wird für viele eine Bestätigung ihres Antiamerikanismus’ sein. Sicher, auf der einen Seite sind die USA ein großartiges Land, aber es gibt so viel negatives, was auch weltpolitische Auswirkungen hat. Nicht zu Unrecht halten 60% der Deutschen die USA für gefährlicher als den Iran für die Weltsicherheit. “Es ist gut die eigene Meinung zu sagen, aber nicht vor Publikum”. Das sind nicht die Ansichten, einzelner, sondern einer breiten Masse. Wer den Präsidenten kritisiert, verrät das Land. So ein Denken ist in einer Vielzahl von Amerikanern verwurzelt. Das ist einfach Wahnsinn. Doch der Film beschränkt sich darauf, nur die Dixie Chicks selbst, und ihr näheres Umfeld, Manager, Produzenten, Ehemänner, aber in erster Linie die Chicks selbst zu zeigen. Andere Stimmen von entscheidenden Persönlichkeiten hört man meistens nur über Nachrichtensendungen, die die Chicks zufällig selbst sehen, und die deswegen auch gefilmt wurden. Das ist aber vielleicht gar nicht so schlecht, weil damit eine Wertung reduziert wird, und man sich darauf beschränkt, dokumentarisch das zu zeigen, was die Band selbst bewegt. Und man bekommt einen guten Einblick in die Persönlichkeit der drei Mädels. Schade, dass der Film in den USA gerade mal in 84 Kinos lief und somit lediglich etwas über eine Million $ einspielen konnte, es hätte den Amerikanern sicher gut getan, sich einmal mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. So wird der Film weltweit vermutlich eine viel größere Resonanz bekommen, als in den USA selbst.

Schade nur, dass der Film nicht erst ein Jahr später fertig gestellt wurde. So endet er mit der Take The Long Way Home - Tour, mit der sich die Dixie Chicks noch nicht ganz erholt haben. Drei Jahre und ein schlecht laufender Irakkrieg sowie schlechte Umfragewerte für den Präsidenten scheinen nicht dafür zu sorgen, dass die Amerikaner und allen voran die Country Fans umdenken und vergeben und vergessen können. Bezeichnenderweise ist die erste Singleauskopplung Not Ready To Make Nice, in den Billboard Charts auf Platz 4 gestiegen, während es in den Country Charts nur für Platz 36 gereicht hat. Die Tour war trotzdem nicht ausverkauft, und so bleibt man im Film offen, wie sich die Karriere der Band weiter entwickeln würde.

Die nächsten Grammy - Verleihungen haben eine eindeutige Antwort gegeben. Vier Grammies, unter anderem die zwei wichtigsten für das Beste Album des Jahres und den besten Song des Jahres haben die Dixie Chicks abgeräumt. Ein eindeutiges Zeichen, dass der Rest der Musikbranche hinter ihnen steht und ein klares Votum für die freie Meinungsäußerung. Ein Film, den man sich ruhigen Gewissens ankucken kann und der im Gegensatz zu den Moore-”Dokus” auch wirklich eine Doku ist. Ich bin auf jeden Fall ein Fan der Dixie Chicks geworden, und dass nicht in erster Linie wegen ihrer Musik.

Rechtschreib und Satzbaufehler sind auf die späte Uhrzeit und meine langsame Laptoptastatur zurückzuführen :-)

Bearbeitet von EdwardNorton, 10. August 2007, 03:57.

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#232 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:04

French Connection - Brennpunkt Brooklyn (William Friedkin, USA 1971)

Das Beschäftigen mit Filmtheorie scheint Wirkung zu zeigen, man achtet auf zahlreiche Details und bekommt allmählich einen Blick dafür, was in manchen Szenen das besondere ausmacht. Z.b. die Szene in welcher der Scharfschütze “Popeye” (Gene Hackman) auflauert. Zunächst sehen die Einstellung eines Bürgersteiges an einer Straßenkreuzung und den Rücken eines kleinen Kindes, das sich auf einem Dreirad vom Zuschauer entfernt. Zunächst fragt man sich, was es wohl mit diesen Kind auf sich hat, doch dann kommt auch schon Popeye von rechts ins Bild gelaufen, folgt der Kreuzung, geht an dem Kind vorbei und bewegt sich auf uns zu. Das kleine Kind hatte also keine wirkliche Funktion. Schnitt. Wir sehen eine Frau mit einem Kinderwagen, die sich ebenfalls von uns entfernt. Gleiche Situation wie eben, die Frau hat wahrscheinlich nichts zu sagen. Wieder tritt Popeye nach wenigen Augenblicken ins Bild, geht an der Frau vorbei, in dem Moment fällt ein Schuss, und die Frau sackt zusammen. Die Frau hat nicht nur einfach die Funktion, erschossen zu werden. Zusammen mit dem Kind, das im ersten Augenblick keine Funktion zu erfüllen, dient sie dazu, den Zuschauer in die Irre zu führen, ihn in Sicherheit zu wiegen, um dann in einem unerwarteten Moment den Zuschauer aufzurütteln und in Panik zu versetzen, da die vertraute Welt durch den Schuss auf den Kopf gestellt wird. Die ist nur ein Beispiel für einen kleines, aber wirkungsvolles Stilmittel, welches der Regisseur in diesem Film eingesetzt hat, welches einem beim reinen Sehen gar nicht bewußt wird, unterbewußt aber durchaus eine Wirkung hat.

Auch ansonsten ist der Film überaus gelungen. Er hält sich nicht mit langen Erklärungen auf, es gibt noch nicht mal eine großartige Einführungssequenz. Direkt die erste Szene versetzt den Zuschauer mitten ins Geschehen und man muss selbst herausfinden, was los ist, was ist geschieht, und worum es eigentlich geht. Dieser Kunstgriff kompensiert gewissermaßen die dünne Story des Films, sie wird dem Zuschauer nicht platt aufgedrückt, man wird vielmehr selbst schnell Teil der Story und muss erfassen, worum es geht. Drei Szenen aus dem Film bleiben wohl besonders in Erinnerung. Zum einen die Verfolguns Charniers durch Popeye durch die Straßen und U-Bahnstationen New Yorks. Popeye setzt alles daran unentdeckt zu bleiben und an Charnier dran zu bleiben, aber dieser weiß genau, dass er verfolgt wird und beginnt somit ein Katz und Maus Spiel mit Popeye, an dessen Ende Popeye nichts anderes übrig bleibt, als der abfahrenden U-Bahn hinterher zu schauen. Eine sehr unterhaltsame Szene, die aber vor allem wegen ihrer ungeheuren Spannung unterhält.

Dann natürlich die Verfolgungsjagd der entführten S-Bahn, die wohl Maßstäbe im Actionbereich setze. Auch ohne einen Schnitt pro Sekunde kann man so eine Verfolgungsjagd interessant halten, selbst wenn sie einige Minuten dauert. Heutzutage wäre eine solche Szene vermutlich wesentlich kürzer. Ein Crash der Jagd ist übrigens real passiert, man hatte zwar die Straße abgesperrt, aber die Ausfahrten vergessen, bei dem Unfall wurde aber zum Glück niemand verletzt. Nervenkitzel ohne Ende, auch wenn man sich am Ende gewünscht hätte, dass Popeye ein besserer Schütze wäre. Und dann natürlich die Schlusssequenz, die den Zuschauer recht verstört zurücklässt. Ein Schuss aus dem Off und man ist zunächst ratlos, bis der Schlusstext die Szene auflöst. Ein wie ich finde sehr gelungenes und passendes Ende eines überaus spannenden Thrillers. Es gab Oscars für den besten Film, die beste Regie, den besten Schnitt, und das beste adaptierte Drehbuch. Interessant, da die beiden Hauptdarsteller viele Dialoge des Drehbuchs ignorierten und Dialoge improvisierten, die aus ihrer einmonatigen Begleitung zweier Polizeibeamten stammte. Und für Gene Hackman, der irgendwie vor 36 Jahren genau so aussah wie heute, gabs den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller (den ersten hat übrigens ein Deutscher bekommen). Es gelingt ihm in der Tat den überambitionierten, fast schon von seinem Job besessenen, aber eigentlich total kaputten Cop, der auf den Spitznamen Popeye hört zu verköpern. Roy Schneider ist ein seiner Nebenrolle solide, bleibt aber klar hinter Hackman zurück. Ein Thriller, der es auch nach fast 40 Jahren durchaus noch schafft, die Nerven des Zuschauers zu packen.

Schade nur, dass der Film sich der üblichen Klischees bedient. Drogen konsumieren wieder mal nur die Schwarzen, natürlich hat jeder immer was dabei. Die Weißen sind es aber die, das dicke Geld mit den Drogen verdienen, hier mischt kein schwarzer mit. Und die Cops selbst, zumindest einer von ihnen, ist natürlich relativ grundlos ein Rassist. Ich hab zu wenig Filme aus den 60ern/70ern gesehen, um beurteilen zu können, ob solche Schubladen damals Standard waren, zu begrüßen sind sie aber nicht unbedingt. Da scheint der zweite Teil, nach allem was ich bisher so gelesen habe, schon einen Schritt in die richtige Richtung zu machen, und in Hinblick auf Drogen und Sucht das übliche Rollenmuster zu verlassen. Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, wobei es wohl noch etwas dauern wird, bis ich mir den zu Gemüte führen werde.
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#233 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:04

Der Freie Wille (Matthias Glasner, Deutschland 2006)

Ein höchst kontroverser Film. Jürgen Vogels Darstellung des Vergewaltiger Theo Stöhr ist erschreckend glaubwürdig und wirkt durch den dokumentarischen Stil des Films sehr real. Der Film kommt wie Theo ohne viele Worte daher. Gesprochenen Dialog gibt es wenig. Um so mehr dominieren die Umgebungsgeräusche. In nahezu allen Szenen sind die sie unnatürlich laut, fast so, als wollen der Film dadurch die inneren Wirrungen seiner Hauptpersonen hinausschreien. Gefilmt wurde der Film fast ausschließlich mit der Handkamera. Dadurch bekommt der Film den eingangs erwähnte dokumentarischen Stil. Doch der äußere formale Eindruck einer Dokumentation wird durch die Nähe der Kamera wieder aufgelöst. Eine Doku bewahrt immer Distanz zum Geschehen, die Kamera bleibt auf Abstand. Im freien Willen ist die Kamera immer ganz nahe am Geschehen, bedrückend nah ist man den Gesichtern der Hauptdarsteller. Dementsprechend nah ist man immer dem Geschehen. Der Film fängt mit einer lang und äußerst detaillierten Darstellung von Theos letzer Vergewaltigung, bevor er im Knast landet. Durch den handwerklichen Stil des Films ist man dem ganzen erschreckend nah, der Film wahrt keine Distanz, der Zuschauer wird zwangsweise zum Voyeur gemacht, ob er will oder nicht. Gleich in den ersten Minuten verspielt die Hauptfigur jegliche Symphatie. Nach einem Sprung von fast 10 Jahren, in denen Theo in einer psychatrischen Anstalt saß muss er nun beim Zuschauer das gleiche leisten, was er in seiner Umwelt zeigen muss: Reue und den Kampf mit Vorbehalten, der automatischen Distanz, die jeder, der von seinen Taten weiß, zu ihm annimmt. Der Wille ist da, aber im folgenden wirft der Film die Frage auf, ob der Wille wirklich so frei ist, oder so eine psychische Störung einfach zu tief in einer Persönlichkeit verankert ist, als dass man sie wie eine “Krankheit” heilen könnte. Dabei verschiebt sich in der zweiten Hälfte der Fokus des Films hin zu Theos Freundin Nettie, die auch nachdem Theo ihr die Wahrheit erzählt und sie verstößt nicht aufhörn kann, ihn zu lieben.

Es ist auf jeden Fall ein Film der zum Nachdenken anregt. Sowohl über das Thema, als auch über den Film an sich und die Frage, ob diese Art der Dar- und Zurschaustellung angemessesn ist, und ob der Film mit dem Thema vernünftig umgeht. Der Film fällt seinem dokumentarischen Stil meiner Meinung nach etwas zum Opfer. Es wird gezeigt, nicht kommentiert, nicht reflektiert. Der Regisseur lässt den Zuschauer komplett allein mit dem Geschehen und man ist verwirrt und geschockt. Ich kann mir vorstellen, dass man gerade als Frau nach dem Film etwas anders durch die Welt geht. Man weiß nie, welche Geschichte der Mann, der so normal und harmlos aussieht, der da neben einem an der Bushaltestelle wartet, hat, und was in ihm vorgeht. Ist er wirklich so normal oder hat er innerlich zu kämpfen.

Der Film an sich ist zweifelsohne gut. Die Macher haben jahrelang recherchiert, sich um eine authentische Darstellung bemüht, und Jürgen Vogel setzt die Rolle wie schon erwähnt sensationell gut um. Es ist auf jeden Fall ein Film der erschüttert und der einen sehr mitnehmen kann. Was man letztlich von ihm halten soll, muss jeder selbst für sich entscheiden.
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#234 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:04

Die Reifeprüfung (Mike Nichols, USA 1967)

Mittlerweile hat der Film über 40 Jahre auf dem Buckel. Dustin Hoffman, der in diesem Film (trotz seiner dreißig) Jahre den 21 jährigen Benjamin spielt, feierte just seinen 70. Geburtstag. Für seine Rolle waren eigentlich zig andere Leute vorgesehen, aber entweder scheiterte es an Gehaltsfragen, oder daran, dass sie in den Augen des Regisseurs die Rolle nicht richtig verkörpen würden. So ist es bezeichned, dass es gerade Hofman Unsicherheit und Nervosität war beim Vorsprechen war, die ihm schließlich die Rolle einbrachte. Und meiner schöner Vorname Benjamin wird mal wieder völlig unangebracht symbolisch verwendet. Eigentlich heißt er “Sohn der Freude” oder auch “Glückskind”. Hier steht er symbolisch für “der kleine”. Benjamin ist ein junger Mann, der gerade mit dem College fertig geworden ist, bisher immer seinen Weg gegangen ist, den ihm seine Eltern vorgegeben haben, und jetzt kommt ner nach seinem Abschluss heim, und muss seinen weiteren weg finden. Bezeichnederweise sind auf der Willkommensparty nur Freunde seiner Eltern, die wohl irgendwie auch seine Freunde sind. Irgendwie aber auch nicht. Auf dieser Party wird Mrs. Robinson, die Frau eines Freundes seines Vaters auf ihn aufmerksam. Sie fragt ihn, ob er sie nach Hause fahren kann, wo sie ihm, obwohl sie mehr als doppelt so alt ist wie er, das Angebot einer Affäre macht, welches Benjamin nach anfänglichem Zögern auch annimmt.

Dieser Film entstand genau in dem Jahr, in dem der Hayes Code, die amerikanischen Zensurauflagen der 40er, 50er und frühen 60er, aufgehoben wurde. Dementsprechend skandalös muss der Film damals gewirkt haben. Die dargestellte Beziehung eines jungen Mannes zu einer wesentlich älteren, verheirateten Frau widersprachen allen gesellschaftlichen Normen die damals galten, und selbst heute wirkt so etwas noch befremdlich, wenn gleich es heute niemanden mehr ernsthaft schockieren würde. Damals aber, in den 60er lehnte sich der Film gegen alle Regeln auf und gilt seitdem als Prototyp für Filme die von verwirrten Teenagern handeln. Es ist ein Film, den man auf zweierlei Arten genießen kann. Zum einen von der handwerklichen Seite enthält der Film sehr viel an Methapern, Szenen und Einstellungen die mehr verraten als die eigentliche Handlung, kurzum, ein wahres Fest für Freunde von Fellini, Godard und Co, nur verpackt in einen amerikanischen Film, der eben auch unterhält wenn man kein Filmwissenschaftler ist, der einem auf intellektueller Ebene recht will bietet, wenn man will, der aber nicht unbedingt viel auf dieser Ebene verlangt, damit sich der Filmgenuß einstellt. Der vielgepriese Soundtrack von Simon und Garfunkel besteht im Grunde nur aus vier Lieder, die mit ihnen verbundenen Eindrücke und Emotionen wandeln sich aber Film, so dass da wo Bild und Musik am Anfang des Filmes wunderbar harmonieren, sie im späteren Verlauf eigentlich für das genaue Gegenteil stehen. Dementsprechend wandelt sich auch Benjamin. Anfangs ist er wirklich ein zurückhaltender, schüchterner junger Mann, der überaus unsicher wirkt. Von Mrs. Robinson wird er lediglich als sexuelles Objekt zur Befriedigung ihrer Lust benutzt, eigentlich nur aus reiner langeweile. Die Treffen der beiden beschränken sich im Grunde auf den reinen Sex. Als Benjamin nach Wochen sich auch mal unterhalten möchte, ist sie völlig desinteressiert. Doch im entstehenden Dialog gelingt es dem Regisseur uns in ganz wenigen Sätzen, die gesamte Geschichte und Problematik von Mrs. Robison, die Benjamin übrigens auch nach unzähligen Malen des Verkehrs immer noch respektvoll so nennt, aufgedeckt. Und durch dieser sexuelle Beziehung erwacht Benjamin erst und beginnt, mutiger, selbstbewußter und zielgerichteter zu werden, was in einem fulminaten, schnellen und oft parodierten Finale endet, in dem Benjamins Wandel komplettiert wird. Ein wirklich sehr sehenswerter Film, mit einem hervorragened aufspielendem Dustin Hoffman, welchem mit diesem Film der Durchbruch in Hollywood gelang. Zwischen ihm und der Darstellerin der Mrs. Robinson lagen übrigens in der Realität gerade einmal sechs Jahre Altersunterschied. Der Film wird denke ich nie zu meinen wirklichen Lieblingsfilmen gehören, gerade in Anbetracht seines Alters ist es aber ein wirklich mehr als sehenswerter Film, der auch heute nicht viel von seiner Faszination verloren hat.
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#235 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:04

Der Weiße Hai (Steven Spielberg, USA 1975)

Der guten Steven war gerade mal drei Jahre älter als ich es momentan bin, als er mit diesem Film die Geschichte des modernen Sommerblockbusters begründet hat. Schon erstaunlich. Das von Roy Schneider improvisierte Filmzitat “You’re gonna need a bigger boat” zählt zu meinen Lieblingszitaten, besonders, wenn man sich an die Szene erinnert, in der es enstanden ist… und seiner folgenden andauernden Sorge, dass ihr Boot doch zu klein sein.
Der Film gliedert sich klar in zwei Abschnitte, den “Strand” und das “Meer”. Im ersten Abschnitt versuchen die Verantwortlichen der Ferieninsel den “Zwischenfall” mit dem Hai runterzuspielen. Die Insel lebt vom Tourismus und die Sommersaison steht unmittelbar bevor. Das Schließen der Strände würde eine Abwanderung der Gäste zur Folge haben, und bisher war es ja gerade mal ein Opfer, und das mit dem Hai … das könnte ja auch ne Schiffsschraube gewesen sein, in die das betrunkene Mädchen gekommen ist. Typisches Verhalten von Funktionären in so einem Fall. Die Gefahr solange runterspielen, bis es noch mehr Opfer gibt. Prävention, die einen finanziellen Verlust mit sich bringen könnte, kommt erstmal nicht in Gefahr, man verschließt einfach die Augen. Das wirkt schon irgendwie teilweise verängstigender und bedrohlicher als der zweite Teil.

Auf dem Meer kommt es dann schließlich zum Kampf des Hauptdarstellertrios gegen den Hai, von dem man meinen könnte, er würde sie und ihr Boot absichtlich weit aufs offene Meer hinauslocken. Leichte parallelen zu Moby Dick liegen einfach in der Natur der Handlung und des Schauplatzes. Ursprünglich sollte Quints Abgang noch mehr Ähnlichkeiten mit selbigen Film haben, aber Spielberg hat dann wohl entschieden, dass die Parallelen zu groß werden würden, und das Ende ein wenig geändert. Die ständige Bedrohung des Ungeheuers aus der Tiefe, eingefangen mit, aus heutiger Sicht, relativ einfachen technischen Mitteln, kombiniert mit der fantastischen, stimmigen Music von John Williams erzeugen auch heute noch eine sehr stimmige Atmosphäre, und auch nach über 30 Jahren wirkt der Film, abgesehen von der schlechten deutschen Synchro, überhaupt nicht alt. Auf jeden Fall ein Klassiker den man sich immer wieder ankucken kann.
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#236 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:05

Infernal Affairs (Wai Keung Lau/Siu Fai Mak, Hong Kong 2002)

Es fällt naturgemäß schwer etwas über diesen Film zu schreiben, ohne ihn direkt mit The Departed zu vergleichen. The Departed ist offiziell von Infernal Affairs nur inspiriert, es handelt sich aber zweifelsohne um ein Remake, und zwar um ein mehr als geglücktes. The Departed hab ich zwar auch schon mehrmals gesehen, aber bisher noch nie was dazu geschrieben, fragt nicht warum. Die Grundgeschichte ist schnell erzählt und liefert Potential für einen spannenden Film. Im Zentrum stehen zwei Cops, der eine ist Undercoveragent, eingeschleust in eine der Triaden, von dessen Existenz nur zwei Personen im Polizeiapparat wissen, der andere ist ein Cop, der ein Zögling eines Triadenboss ist, und dementsprechend ebenfalls Undercover für die Gangster arbeitet. Infernal Affairs erzählt diese eigentlich recht spannende Geschichte in gerade einmal etwas über 90 Minuten, The Departed geht fast eine Stunde länger. Die Leute die immer erzählen, das Orginal sei unübertroffen sollen mir mal erklären, was genau sie an ihm besser fanden, außer, dass er zuerst da war. Auf Grund der Kürze bekommen die Charaktere leider nicht genug Platz um ihre Geschichte zu erzählen und ihnen so mehr Leben einzuhauchen. Auch die Story an sich entwickelt sich sehr holprig, gerade der anfang geht sehr schnell von statten und wenn ich nicht gewußt hätte, worum es geht, wäre es mir vermutlich schwer gefallen, dem ganzen folgen zu können.

Die Darsteller können sich allerdings durchaus mit dem Remake messen, sie wirken sogar ein wenig passender für ihre jeweiligen Rollen, als ihre amerikanischen Pendants
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#237 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:05

Contact (Robert Zemeckis, USA 1997)

Contact ist ein Science Fiction Film der anderen Art. Die Suche nach außerirdischem Leben hat Erfolg. Die Wissenschaftlerin Ellie (Jodie Foster) entdeckt ein Signal aus einem wenige Lichtjahre entfernten Sonnensystem. Zunächst kann eine Folge von Primzahlen entschlüsselt werden, schließlich entdeckt man ein Fernsehsignal, dass die ersten von der Menscheit ins All abgestrahlten Signale zeigt (die Eröffnungsrede der Olympiade 1936), in welchem schließlich die Bauanleitung für eine gigantische Maschine ausfindig gemacht werden kann. Schließlich tritt Ellie die Reise ins Ungewisse an.

Der Film hat neben der Faszination für die Wissenschaft den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft als Thema. Ellie ist durch und durch Wissenschaftlerin, ihr Weltbild stützt sich auf Daten und Fakten. In ihrem Leben ist kein Platz für Gott, da es keinen Beweis für seine Existenz gibt. Später ist sie selbst in der Lage, dass sie ein Erlebnis hat, das scheinbar nicht stattgefunden hat. Sie beginnt ihre Reise und ist 18 Stunden unterwegs, sieht fremde Welten, hat Kontakt zu außerirdischen, doch als sie zurückkehrt stellt sie fest, dass dieses Ereignis gar nicht stattgefunden haben scheint, da auf der Erde keine Zeit vergangen ist, und es für alle anderen den Anschein hat, dass sie nie die Erde verlassen hat. Sie ist nun selbst in der Situation, dass sie ein Erlebnis mit anderen teilen möchte, ohne den geringsten Beweis dafür zu haben, dass es stattgefunden hat. Sie gibt in einer Anhörung sogar zu, dass die Möglichkeit, dass das Ereignis nicht stattgefunden hat, die naheliegenste ist, wenn man das ganze aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet, kann ihre Aussagen aber nicht wiederufen, da sie nunmal erlebt hat, was sie erlebt hat.

Die Geschichte ist unglaublich faszinierend und weckt sicher bei vielen Jugenderinnerungen. Er hat nicht viel gemein mit anderen Science Fiction Blockbustern dieser Zeit und verzichtet weitgehend auf große Action und Spezialeffekte, wenngleich die Reisevorrichtung, die nach den übermittelten Konstruktionsplänen gebaut wird, schon sehr spektakulär aussieht. Leider hat der Film gerade anfangs einige Längen und in der Startsequenz ist Foster manchmal etwas nervig, alles in allem aber ein sehr sehenswerter Film.
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#238 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:05

Fantastic Four (Tim Story, USA 2005)

Und noch eine Comicverfilmung, diesmal trifft es die Fantastischen Vier, eine Gruppe von Superhelden, die auf einer Reise im All durch eine kosmische Wolke Superkräfte erworben haben. Anders als die meisten anderen Superhelden, haben sie keine Geheimidentitäten sonder werden sogar zu Medienstars. Dieser erste Film über die Fantastischen Vier besteht im Grunde auch nur daraus, wie die vier zunächst ihre Kräfte bekommen, sie entdecken, und schließlich mit ihnen umzugehen lernen. Ihr eigentliches Ziel ist es, sie wieder loszuwerden, da vor allem Ben absolut entstellt wurde, und als das Ding, zwar ungeheuer stark und robust geworden ist, aber halt auch so hässlich, dass seine Frau sich von ihm distanziert und er die tragische Figur in diesem Vierergespann ist. Eine wirkliche Bedrohung gibt es eigentlich nicht, irgendwann am Ende will der Bösewicht, der ähnliche Fähigkeiten erworben hat, die Vier auslöschen, woran er natürlich gehindert werden kann.

Der Film ist durchaus unterhaltsam, nett in Szene gesetzt, es macht auch Spass den vieren, bzw. fünfen dabei zuzukucken, wie sie mit ihren Fähgikeiten umzugehen lernen, und natürlich ist vor allem Jessica Alba einer der Hauptgründe sich den Film anzusehen. Aber mit der Klasse anderer aktueller Comicverfilmungen wie Batman, Spiderman und den X-Men kann Fantastic Four nicht mithalten. Dafür sind die Schauspieler zu schlecht, die von ihnen dargestellten Charaktere zu oberflächlich und die Geschichte zu dünn. Für Fans der Comics vielleciht ganz sehenswert, für alle anderen dürfte der Unterhaltungswert eher gering sein
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#239 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:06

Catch me if you can (Steven Spielberg, USA 2002)

Das letzte Mal habe ich den Film im Kino gesehen, also vor fünf Jahren, und ich hatte ihn als ziemlich schlecht und langweilig in Erinnerung. Im Zuge meiner momentanen Sichtung von Spielbergs Gesamtwerk und dem heutigen Wunsch nach eher seichter, leicht bekömmlicher Filmunterhaltung kam der Film dann gerade recht. Und ich muss sagen, dass er mir bei der neuerlichen Sichtung ausgesprochen gut gefallen hat, wenn gleich ich ihn nicht unbedingt zu Spielbergs besten Filmen zählen würde.

Aber dennoch hat das Biopic über Frank Abagnale eine gewisse Faszination. Bei Abagnale handelt es sich um einen der berühmtesten und besten Trickbetrüger und Hochstapler in der Geschichte der USA. Noch vor seinem 18. Geburtstag war er als Co Pilot bei Pan Am unterwegs, zeitweise als Arzt und Anwalt angestellt und hat Millionen mit gefälschten Checks gemacht. Bei all seinen Unternehmungen war er stets der Gefahr der Entdeckung ausgesetzt und das FBI saß ihm die ganze Zeit über im Nacken.

In dieser Verfilmung entsteht sogar eine gewisse Bindung zwischen dem Chefermittler, gespielt von Tom Hanks, und Abagale, verkörpert von Leonardo di Caprio, der mal wieder keine Probleme hat, den 17 jährigen darzustellen. Tom Hanks wirkt für mich zeitweise etwas verloren in diesem Film, er passt nicht so wirklich in die Rolle,vielleicht auch ein Problem der deutschen Synchro, wobei er seinen ganz normalen Synchronsprecher hat. di Caprio hingegen geht voll auf in seiner Rolle und kann durchaus überzeugen. Spielberg schafft es, die Geschichte interessant und unterhaltsam zu erzählen, es wäre allerdings schön gewesen, wenn er sich von seinem familiären Haupttheme etwas distanziert hätte und die Vater Sohn Beziehung nicht so dermaßen ausgebreitet hätte. Sie spielt zwar für die Entwicklung und die Hintergründe von Abagale eine Rolle, allerdings steht die Bedeutung und ihre Darstellung im Film in keinem Verhältnis zueinander.

So war Catch Me If You Can letztlich genau das, was ich mir heute Abend gewunscht habe. Eine überhaus gelungene, seichte Unterhaltung, die dem Zuschauer nicht viel abverlangt, aber dennoch eine interessante Geschichte erzählt.
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#240 EdwardNorton

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Geschrieben 24. August 2007, 17:06

Zombie Movie (Ben Stenbeck, Neuseeland 2005)

Gerade eben über diesen 15 minütigen Kurzfilm eines ehemaligen Weta-Mitarbeiters gestolpert, der doch recht nett anzusehen ist. Drei Freunde sitzen in einem Auto fest. Ohne Zigaretten und Benzin sind sie umringt von Zombies. Diese sind zwar zu dämlich, um ins Auto zu gelangen, aber andererseits kommen die Drei ohne Benzin halt auch nicht vom Fleck, zumal ihr IQ scheinbar auch nur ganz knapp über dem der Zombies zu liegen scheint. Das ganze ist dann ein kurzweiliger Mix aus Gore, Horror, Komödie und ein ganz klein wenig Splatter. Das Szenario ist doch recht interessant, da man durchaus gespannt ist, was wohl aus den Drei werden wird. Natürlich reichen 15 Minuten nicht für eine große Geschichte aus, aber ich fand allein die Idee durchaus unterhaltsam, und für Freunde des Horrorgenres, oder Leute, die sich fürs Filmemachen interessieren, sind die 15 Minuten, die im Nu verfliegen sicherlich eine lohnenswerte Investition. Ansehen kann man sich den Film entweder über Steam oder bei den üblichen Onlinevideoportalen.
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