Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer
#931
Geschrieben 16. September 2007, 14:12
In der Elm Street vergisst man schnell. Fünf Jahre sind vergangen, dass Freddy Krueger den Nachwuchs dezimierte. Nun wohnen die Walshs im Haus der Thompsons. Jesse findet sich nicht so gut in der neuen Schule zurecht, bei seiner Klassenkameradin Lisa kommt er überdies nicht recht zum Zuge und der schwule Sportlehrer hat ihn auch auf dem Kieker.
Dazu kommen dann die obligatorischen Albträume, die sich dann allerdings nicht einfach im üblichen Gehacke mit der Gartenkrallenhand auflösen, sondern in Sholders Film ein weit gefächertes, sich bis in die Realität seiner Charaktere ziehendes Spektrum an Unheimlichkeiten bedienen. Da fehlt ein Schuss Besessenheit ebenso wenig wie ein bisschen Spuk im Geisterhaus.
Gegen Ende läuft das zwar doch alles wieder in den Bahnen zusammen, die man schon vom Erstling kennt (inklusive einer effektgeladenen Variante des üblen Endes), aber der zweite Aufguss kam bei mir dann doch besser an als er seinerzeit – zumal bei uns auf Video auch noch übelst gekürzt – gehandelt wurde. Außerdem wirkt er gegenüber Cravens Film recht flott, was nicht nur daran festzumachen ist, dass Sholders Film gute zehn Minuten kürzer ist. Nicht, dass der Film wesentlich mehr Sinn macht als Cravens Beitrag, doch ist Sholder mit spürbar mehr Ernst bei der Sache. Auch von den Stinkeszenen, wie sie das Original bot (die Langenkamp kratzt in Todesangst an ihrem Fenster, schmeißt schließlich die Scheiben kaputt und kriegt von den Polizisten auf der anderen Straßenseite beschieden, dass sie doch mal nicht so aufregen soll, weil doch alles in bester Ordnung ist), zeigt sich die Fortsetzung gnädigerweise befreit. NIGHTMARE 2 – DIE RACHE hatte ich wesentlich schlechter in Erinnerung und war nun doch angenehm überrascht, wie gut er mit gebührendem zeitlichen Abstand doch ist. Als Fortsetzung finde ich NIGHTMARE 2 mehr als nur akzeptabel. Der Film hat mir mehr Spaß gemacht als das gefeierte Original.
#932
Geschrieben 16. September 2007, 14:13
(Deutschland 2002 – Angela Christlieb, Stephen Kijak)
Der Dokumentarfilm beleuchtet das Leben von vier Kino-Wahnsinnigen aus New York. Die alte Roberta hat im MoMA Hausverbot bekommen, nachdem sie eine Kartenabreißerin würgte, die sich erdreistete, Robertas Ticket zu entwerten. Harvey schaut mindestens zwei Filme am Tag, weiß auch ATTACK OF THE CRAB MONSTERS ( ) zu schätzen und hat jeden Muppets-Film mindestens einmal auf der großen Leinwand gesehen. Eric sucht mit einer viel zu langen Internet-Kontaktanzeige, die fast einzig davon handelt, welche Filme er bevorzugt, eine Freundin in Paris – dies allerdings vor allem deshalb, damit er sich dort kostengünstig durch die Kinos schleichen kann. Bill ist ein alter Kauz, der seine Lieblingsmomente auf flackernden, kurz vor ihrem Ableben stehenden VHS-Kassetten gesichert hat. Jack vertritt den Standpunkt, dass er das Recht hätte, Menschen umzubringen, die ihm wegen Popcornmampferei um ein ungetrübtes Filmvergnügen bringen. So ballaballa wie die hier abgebildeten Personen, so möchte man selbst als größter Filmliebhaber nicht sein und auch niemals werden. Es mutet hoffnungslos krank an, dass sich Menschen ihren Tagesplan nach den Spielplänen der Kinos zurechtlegen, dafür bestmögliche Verbindungen mit U-Bahn und Bus ausbaldowern, damit sie rechtzeitig in der nächsten Vorstellung sitzen. Und trotzdem: Haben sie statt fünf nur vier Filme sehen können, sind sie sauer auf sich selbst und auf das verpasste Erlebnis. Das, was diese Menschen am Kino derart begeistert, das hinterfragt der Film leider wenig bis gar nicht, und auch nicht, was sie einen derart ungezügelten Konsum haben lässt. Hin und wieder blitzt davon zwar etwas durch, aber die Gründe für ein solches Leben hätten mich dann doch noch etwas mehr interessiert. Immerhin kriegt der Film durchaus vermittelt, dass es den vier – obwohl natürlich Gegenteiliges behauptet wird – gar nicht so sehr darum geht, bestimmte Filmerfahrungen zu machen, sondern Bekanntes und Besonderes in Abhakmanier durchzuhecheln und möglichst oft in der Bestuhlung einer der favorisierten Abspielstätten zu hocken. Von der Möglichkeit, Seherlebnisse schlechterdings auf Video nachzuholen, davon halten zwei der vier so rein gar nichts. Doch wie krank muss man sein, um sich wie Jack vornehmlich von Essen zu ernähren, das Verstopfungen verursacht, damit man sich die lästigen Klogänge zwischen den Filmen sparen kann? Wie hirnverbrannt ist es, sich binnen acht Monaten über 1000 Filme anzusehen? Und warum muss man sich von jedem Filmfest zwei Säcke Programmhefte mitnehmen, um sie in seiner total vermüllten Wohnung zu stapeln – zumal, wenn einem eh schon die Zwangsräumung droht? Lasse ich ein wenig Selbstkritik walten, dann kommen mir so einige Schrulligkeiten der hier vorgestellten vier Leute durchaus nicht so ganz unbekannt vor, dennoch: so weit darf man trotz aller Liebe für Film und Kino nicht sinken. Und das macht die Doku, die sich glücklicherweise keine Wertung über die vier Fallbeispiele erlaubt, mehr als klar. Dass im Walter-Reade-Kino mittlerweile Popcorn verkauft wird, finde ich auch scheiße. Was mich aber noch weitaus mehr tangiert: Gibt’s solche Typen auch bei uns?
#933
Geschrieben 17. September 2007, 15:09
(Großbritannien 1961 – Jack Clayton)
Das Landhaus, in dem Miss Giddens die beiden ziemlich isoliert lebenden Waisen einer vermögenden Familie zu versorgen hat, sieht in der Tat aus wie ein Schloss. Da irrt der eher einfallslos erscheinende deutsche Titel schon mal nicht. Das mit dem Schrecken stimmt auch, stellen sich doch alsbaldig merkwürdige Erscheinungen ein, die dafür sorgen, dass Muss Giddens langsam mal an ihrem Verstand, mal an der Aufrichtigkeit ihrer Schützlinge zu zweifeln beginnt.
Auffällig und überaus bemerkenswert ist die wunderbare Fotografie von Freddie Francis, die aus jedem Bild das Maximum an Stimmung herauszukitzeln weiß. Bei solchen beeindruckenden Bildern kann man auf Spezialeffekte im herkömmlichen Sinne bestens verzichten, da genügen die Schatten, wehenden Gardienen und die hin und wieder in die Landschaft gestellten Leichen vollends, um den Zuschauer schauern zu lassen. Auch seitens der Darsteller ist alles im Lot. Besonders die Kinder finde ich in diesem Film ausgesprochen überzeugend, weiß man doch wirklich bis zum Schluss nie, woran man bei ihnen ist. Von plump also durch und durch keine Spur. SCHLOSS DES SCHRECKENS fasziniert mit seiner sich konsequent zuspitzenden Geschichte und der Wahl eher bescheidener Mittel in der Umsetzung immer wieder. Es ist erstaunlich, wie wenig es eigentlich braucht, um einen solch spannenden Film hinzubekommen. Ungeschlagen einer der besten Geisterstreifen, die ich kenne.
#934
Geschrieben 17. September 2007, 15:10
(USA 1973 – Brian De Palma)
Dass mit dem Fotomodell Danielle etwas nicht stimmt, das macht De Palma in seinem Film recht schnell klar. Nach rund der Hälfte des Films liegen die Fakten auf dem Tisch, trotzdem geht die Spannung nicht vorschnell flöten, setzt De Palma doch bis fast zum letzten Bild die hohe Kunst seines Idols Hitchcock recht brillant um und bietet dem Zuschauer gegenüber seinen Figuren einen ansehnlichen Wissensvorsprung und einige überaus gekonnte, für einen Billigheimer nicht gerade übliche Wendungen. Das recht offen gelassene Ende wirkt überraschend frisch und verleiht dem Streifen eine leicht bittere Note, die ich so gerne öfter präsentiert bekommen würde. Ich gebe zu, dass mir DRESSED TO KILL von den De Palmas nach wie vor mit weitem Abstand am besten gefällt. SCHWESTERN DES BÖSEN kam mir anno Knips, als ich ihn das erste Mal sah, gerade zu Beginn etwas schwerfällig vor. In der Tat: Bis der erste Mord geschieht und die Geschichte des Films wirklich ins Rollen kommt, fließt gut ein Drittel der Spielzeit dahin. Ganz übersehen habe ich dabei, welche großartigen Hinweise De Palma bereits in die erste halbe Stunde gelegt hat und die über die Entwicklung der Story bereits recht aufschlussreich informieren. Und neben all den wirklich schönen ironischen Untertöten sind mir auch eine Vielzahl von Hitchcock-Zitaten nicht aufgefallen, was aber vorrangig daran liegt, dass die meisten Filme von Hitchcock Anfang der 80er Jahre so gut wie gar nicht zu sehen waren. Mit diesem Hintergrundwissen und entsprechender Aufmerksamkeit für die netten Details, die De Palma in seinen Film gelegt hat, macht SCHWESTERN DES BÖSEN natürlich ungleich mehr Sinn. Die Musik von Bernard Herrmann war hingegen damals schon ein Schlager, und ich könnte nicht sagen, dass sich daran viel geändert hat. Die sorgsam zusammengeführten Split-Screen-Aufnahmen zählten überdies schon immer zu meinen Favoriten. Nach dem Film hatte ich spontan große Lust auf den Duo-Vision-Reißer BIS DIE GÄNSEHAUT ERSTARRT aus dem gleichen Entstehungsjahr, doch dummerweise habe ich den gar nicht vorliegen und eine DVD gibt es davon natürlich auch mal wieder nicht.
#935
Geschrieben 17. September 2007, 15:10
Wenn man aus Pappmaché und kleinen Hölzern Gruselhäuser nachbaut und die Mutter einen dabei überrascht, wie man sich wenig später die Pulsadern aufschneidet, dann finde ich den Aufenthalt in der Psychiatrie durchaus angebracht. In der Klapse von Dr. Gordon fristen die letzten Nachkommen der Nachbarn aus der Elm Street ein tristes Dasein. Für ihre Probleme mit dem Zubettgehen haben die nach logischen Erklärungen für alles suchenden Erwachsenen keinerlei Verständnis. Nur Dr. Gordon lässt sich von seiner neuen Kollegin überzeugen, entpuppt sich diese doch als Nancy Thompson, der Überlebenden aus Teil eins. Unter ihrer Führung dürfen sich die Jugendlichen in ihrer Traumwelt in das verwandeln, was sie am liebsten wären: Kraftmeier, Zauberer und Punkerin. Zusammen ist man stark – trotzdem müssen zusätzlich die Gebeine von Freddy in geweihte Erde verbracht werden, wo der Film dann einmal mehr den Kunstgriff wagt, den Horror aus der Albtraumwelt in die Realität ragen zu lassen.
Seitens des Einsatzes von Spezialeffekten zieht Teil drei alle Register. Von Blutmatscherei über Gummipuppen bis hin zur Stop Motion wird so gut wie alles aufgefahren und macht den Film allein deshalb schon zu einem recht interessanten Vergnügen. Zudem gibt es mehrere Brückenschläge zu Cravens Original, John Saxon hat noch einmal einen schönen Auftritt, die aufgetakelte Zsa Zsa Gabor (hier in ihrer besten und ergreifendsten Rolle seit Bert I. Gordons DAS KABINETT DER BLUTIGEN HÄNDE) wird kurzerhand aufgeschlitzt und die Geschichte rund um die Gartenkralle weitergesponnen.
Da geht die Mär nämlich in die Richtung, dass Freddy das Produkt von 100 Irren ist, die im Rahmen einer Massenvergewaltigung allesamt ihre Tröpfen in Kruegers Mutter schleuderten. Jede Wette, dass dieser Umstand mindestens einen Absatz der Indizierungsbegründung für das Videoband füllt. Die positiven Ansätze aus Teil zwei werden jedenfalls in Teil drei leider vollkommen ignoriert und spielen keinerlei Geige. Es ist fast so, als wäre Teil zwei nicht vorhanden und Teil drei die eigentliche Fortsetzung zum Original. Sei’s drum. In der ersten Stunde gibt der Film tüchtig Gas, was ich so gar nicht mehr in Erinnerung hatte. Dafür meine ich mich nur zu gut entsinnen zu können, dass nach diesem Beitrag die NIGHTMARE-Fortsetzungen immer öder und blöder wurden. Mal gucken.
#936
Geschrieben 18. September 2007, 15:46
(Frankreich 1969 – Claude Mulot)
Der reiche Künstler Frederic Lansac lässt sich mit der schönen Anne ein, was wiederum Lansacs Freundin Moira gar nicht gut gefällt. Als Frederic und Anne dann auch noch heiraten, erscheint Moira uneingeladen auf der Feier, worüber sich Anne so erschrocken zeigt, dass sie dummerweise verunfallt – genauer gesagt: ins große Lagerfeuer stolpert und sich böse Verbrennungen zuzieht.
Für Frederic geht eine Welt unter. Aber nur so lange, bis er die Bekanntschaft von Professor Romer macht, einem Gesichtschirugen mit zweifelhaften Ruf, nicht zu verachtender krimineller Energie und Berufsverbot. Diesen überredet Lansac zu einer waghalsigen OP, für die selbstverständlich eine möglichst hübsche Organspenderin herbeigeschafft werden muss. Aber nicht nur aus diesem Grund türmen sich langsam die Leichen in Lansacs altem Familienschloss, auch Anne zürnt ordentlich ob ihrer zerstörten Blüte in ihrem Zimmer herum und vergreift sich sogar an einer Krankenschwester. Anne bringt sie mit einer hochgiftigen Blume aus Romers Züchtung um die Ecke, nachdem sie in einem schwachen Moment Frederics männlichen, durchaus zu verstehenden Nöten nachgegeben hat. Um die toten Frauen kümmern sich Igor und Olaf, zwei stumme und in Fellen gekleidete Zwergmenschen, die seit jeher im Gemäuer wohnen.
Wegen Romers üblen Ruf zeigt bald die Polizei großes Interesse an seiner Person, und auch die Schwester der ermordeten Krankenschwester läuft im Schloss ein, will sie sich doch nach dem Verbleib der jungen Frau einmal genauer erkundigen – natürlich nichts ahnend, dass Lansac sie sofort als lang gesuchte, bestens geeignete Kandidatin für die geplante Operation auserwählt.
Mulots Film ist durchaus für einige Überraschungen gut, deshalb endet er auch nicht so, wie man es vielleicht zunächst erwarten würde bzw. es die mit recht ähnlichen Geschichten ausgestatteten Klassiker AUGEN OHNE GESICHT oder DER SCHRECKLICHE DR. ORLOFF vorgemacht haben. Geradezu fantastisch hält der Film die Balance zwischen Kunst und Quatsch, ist dabei mit geschundenen und zu Tode gequälten Weibern ebenso gefüllt wie mit einer guten Portion nackter Haut. In den Kombinationsmöglichkeiten dieser Zutaten zeigt sich der Streifen überraschenderweise recht frei. Daneben geben die beiden Killerzwerge dem Film die nötige groteske Note. Sobald die beiden im Bilde sind, gibt es meist höchst Denkwürdiges zu erleben. So zum Beispiel die versuchte Vergewaltigung eines von Lansac weggesperrten Fräuleins. Als die beiden Zwerge nicht so recht zum Zuge kommen, weil sich das für sie viel zu große Opfer vehement wehrt, versuchen sie es daraufhin kurzerhand mit einem Stuhl zu erschlagen, welcher natürlich ebenfalls ein paar Nummern zu groß ist. Obwohl Igor und Olaf schließlich sehr zum Entsetzen Lansacs triumphieren, ist diese – durchaus großartige – Szene keinesfalls lächerlich, sondern wie auch der Rest des Films sehr ernst und weitaus weniger zum Lachen als man meinen könnte.
Gegen Ende kriegt es Mulot sogar hin, nicht die gepeinigten Frauen als Opfer darzustellen, sondern in erster Linie den finsteren und sich hinter einer dicken Brille verschanzenden Prof. Romer, der sich zu leicht in eine schwierige Zwangslage hat bringen lassen. Selten habe ich den großartigen Howard Vernon in einer schöneren Rolle gesehen. Ziemlich gelungen finde ich auch den eher recht zurückhaltenden Stil des Films mit seiner ruhigen und trotz aller Fleischbeschau sehr dezenten Kamera und der zumeist recht leisen und durchgehend sehr schönen Musik. Mit diesem Stil wird einem nicht nur ein Werk von großem künstlerischen Anspruch vorgegaukelt, DIE GESCHÄNDETE ROSE ist mindestens so viel wert wie ein guter Rollin. Der Streifen ist tatsächlich ein – zumindest für meine Begriffe – kleines Juwel und einer der besten Filme, die ich seit langer, langer Zeit gesehen habe. Mehr davon, bitte!
#937
Geschrieben 20. September 2007, 13:31
(Spanien/USA/Italien 1983 – Ferdinando Baldi)
Tony Anthony erkennt man erst auf zweitem Blick so wirklich, hat er sich doch lustige Klamotten angezogen und eine Frisur machen lassen, die wie ein schwarzer Helm aussieht. Zunächst kämpft er sich 20 Minuten lang durch eine alte Burg voller mörderischer Fallen und hält dann endlich einen alten Schlüssel in den Händen. Jener vermag drei sagenumwobene Kronen zu öffnen (die vierte ist verschollen), in denen in Form riesiger Edelsteine die Macht über Gut und Böse auf der Erde liegt. Dummerweise befinden sich zwei der Kronen im Besitz des gemeingefährlichen Sektierers Bruder Jonas, der in einem abgelegenen Kastell in den Pyrenäen so etwas wie ein Ausbildungslager für Attentäter und Gotteskrieger betreibt. Also sucht sich Tony Anthony ein paar alte Haudraufs zusammen und will in die mit Laserstrahlen und noch mehr mörderischen Fallen gesicherte Andachtskammer eindringen, um die Kristalle zu bergen. Das Ende ist eine gelungene Abwandlung des Finales aus JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES, jedoch mit weitaus mehr Feuerzauber und deformierten Fressen, die in diesem Fall dank 3D-Technik sogar überaus bedrohlich aus der Leinwand ragen. Leider nicht mehr auf dem Videoband, dass den ganzen aufwändigen Effektzauber ausnahmslos „flat“ präsentiert. Ähnlich wie schon bei dem Anthony/Baldi-Film ALLES FLIEGT DIR UM DIE OHREN ist DAS GEHEIMNIS DER VIER KRONJUWELEN voll und ganz auf den 3D-Effekt ausgerichtet. So ragt alle Augenblicke etwas aus der Leinwand, fliegt und explodiert es munter durch den Saal Richtung letzte Bank, sodass man also die 3D-Brille gar nicht erst abzusetzen braucht. Damit ist der Film ganz das Gegenteil zu den meisten 3D-Filmen seiner Zeit, die vor allem punktuell und insbesondere bei dramatischen Höhepunkten den räumlichen Effekt einsetzten und nicht durchgehenden 3D-Spaß bieten. Baldi schafft ein in der Tat durchgehendes Vergnügen, indem er einmal mehr selbst unbedeutende Szenen – wie z. B. das Ausrollen eines Pergaments – aus einem Blickwinkel präsentiert, bei dem er den räumlichen Effekt voll ausnutzen kann. Wirkt dies zunächst äußerst gekünstelt, wird es fast schon zu etwas wie ein Stilmittel des Films, der inhaltlich nicht gerade das Rad neu erfindet, dem man jedoch durchaus attestieren muss, dass er als schnöder Abklatsch streckenweise dann doch weitaus besser funktioniert als so manch anderer Abenteuerfilm aus den frühen 80er Jahren. Dazu kommt, dass man sich nicht nur beim Spielberg so einiges abgeschaut hat, sondern auch eine hochdramatische Safeknacker-Tour bietet, die sehr an TOP JOB und das Heist-Kino der 60er Jahre erinnert. Damit lässt es sich bestens leben; ebenso mit der donnernden Morricone-Musik, die den Film weitaus größer macht als er tatsächlich ist.
#938
Geschrieben 20. September 2007, 13:31
(USA 1988 – Renny Harlin)
Freddy Krueger hüpft aus seinem Grab auf dem Schrottplatz und sagt: “Ich bin gar nicht tot, höhöhö!” Das hat was von BRUCE LEE – NOCH AUS DEM GRAB SCHLAGE ICH ZURÜCK, in dem es eine sehr ähnliche Szene gibt. Jedenfalls lässt Freddy nichts unversucht, seine einmal begonnene Arbeit zu beenden und also weiter die noch lebenden Teenager aus Teil drei zu dezimieren, die nun nicht mehr in der Kinderklapse sitzen, sondern wieder in ihre Familien zurückgekehrt sind. Nur das graue Nachbar-Mäuschen Alice, das bei den feschen Jungs aus der Schule nie so richtig hat den Stich machen können, sieht klar, ist bewandert in der Traumkunde und schickt sich schließlich an, dem Freddy eins auszuwischen. Und das läuft im vierten Aufguss dann wirklich ohne große Ecken und Kanten nach Schema F und mit Einsatz von bunten Spezialeffekten ab, die man in ihrer Einfallslosigkeit eher in einem Teil der NIGHT OF THE DEMONS-Serie vermuten würde, während der Film an sich kaum über den Tellerrand eines richtig miesen Schäisen-Films hinaus kommt. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Wonne sowohl die Freddys als auch die Freitage zum Ende der 80er Jahre gegen die Wand gefahren wurden. Statt ein wenig Experimentierfreude mit den Figuren und der Geschichte an den Tag zu legen, gibt es Wiederholungen auf unterstem Niveau und möglichst ohne jede Ecke und Kante. Auch in Sachen Härte wird – wie auch bei den Schäisens aus dem Vergleichszeitraum zu beobachten – spürbar zurückgeschraubt, was ganz klar der damaligen Medienpolitik geschuldet ist, jedoch vor allem recht verlogen wirkt. Es gibt so gut wie nichts, was bei diesem Beitrag zur Serie halbwegs in Erinnerung bleibt. Nicht einmal die ziemlich schlechte Rock-Musik und den blödsinnigen Freddy-Song zum Abspann. Es ist völlig egal, ob man den Film gesehen hat oder nicht – und das ist für einen Horrorfilm immer noch das denkbar Schlechteste, was man über ihn sagen kann.
#939
Geschrieben 20. September 2007, 13:31
(Hongkong 1974 – Lung Chien)
Mit seinem gestählten Körper, unendlicher Kraft und leicht gewandet in einer Jeans-Latzhose mit nichts drunter hat es sich der Kung-Fu-Kämpfer Black Bär zur Aufgabe gemacht, den Tod von Bruce Lee zu rächen, denn der von offizieller Seite gereichte Begründung über das Ableben des Meisters kann er keinen Glauben schenken. Schnell sind mit einer Bande Krimineller die Verantwortlichen ausgemacht. Ihre Namen hat sich Black Bär an die Außenwand seiner Bretterbude auf der Müllkippe geschrieben, damit er sie ja nicht vergisst. Hat er einen von ihnen kaputtgekickt, streicht er den Namen von der Liste. Nun heftet sich aber ein Bulle an die Fersen von Black Bär, glaubt dieser doch zunächst, der Latzhosen-Mann mordet sich aus Jux und Dollerei durch die Stadt. Als der Polizist allerdings erkennt, dass Black Bär den Tod von Bruce Lee rächt, welcher nämlich auch das Idol des Bullen war, mischt er gerne und überaus eifrig mit. Auch der Polizeichef muss am Ende angesichts der von den beiden Raufbolden zusammengepikten Hackfressen erkennen: „Mööönsch, das sind ja die Mörder von Bruce Lee!“ In diesem Film werden nicht viele Worte verloren, schon gar nicht kluge. Black Bär sagt in fast jeder Szene abwechselnd gar nur zwei Sätze, entweder – durch ein Fenster oder eine Tür springend – „Haaa-Ahh! Jetzt wird Bruce Lee gerächt!“ oder „Du kannst mich mal am Arsch lecken!“ Mehr muss man auch gar nicht zwingend wissen. DIE TODESRÄCHER VON BRUCE LEE ist ein Kloppfest. Mit Handlung wird sich daher auch nicht lange aufgehalten, vielmehr turnt der Streifen von einer billigst herbeigeführten Kampfszene zur nächsten und ist überdies auch um ein paar miese Stunts nicht verlegen. Gegen Ende liefern sich Black Bär und der Polizist dann sogar noch eine spannende Verfolgungsjagd auf ein paar alten Fahrrädern – ganz so, als hätte man nicht schon vorher zur genüge mitbekommen, dass der Film äußerst preiswert war. Aber: Dass Black Bär und der Bulle den ganzen Film über dieselben Klamotten tragen (nämlich besagte Latzhose und ein weißes Werbe-T-Shirt für HIS-Jeans), heißt das nun, dass der Tod von Bruce Lee an einem Nachmittag gerächt wird oder aber einfach, dass der Film an einem einzigen Tag entstanden ist?
#940
Geschrieben 21. September 2007, 12:49
(USA 1976 – Charles B. Pierce)
Kurz nach Kriegsende im Jahre 1946 beginnt im kleinen Städtchen Texarkana ein irrer Mörder zunächst recht planlos Liebespärchen anzufallen und umzubringen. Doch hinter den Taten des Mannes, der seinen Kopf mit einem alten, mit Sehschlitzen versehenen Sack umhüllt, ist Methode auszumachen. Die Polizei weiß sich nicht mehr zu helfen, weshalb mit Captain Morales ein erfahrener Texas Ranger hinzubestellt wird, eine Art Superprofiler mit beängstigender Erfolgsquote. Doch auch der beißt sich tüchtig die Zähne an dem Fall aus, obwohl man dem Killer immer dichter auf den Fersen ist. Der Film nimmt die "Texarkana Moonlight Murders" als Gerüst für die Handlung. Die Morde sind ziemlich clever inszeniert, äußerst spannend und werden entsprechend grausiger, je häufiger der Killer zuschlägt. Abgesehen vom reinen Gerüst, das sich verstärkt durch konkrete Datums- und Zeitangaben sowie eines die Löcher in der Handlung prächtig nach Doku-Soap-Manier stopfenden Off-Sprechers also um Authentizität bemüht, ist dem Streifen mit dem schusseligen Polizisten Benson (von Pierce selbst gespielt) allerdings auch eine Art amerikanischer Eddi Arent beigegeben. Und der durchbricht im Verlauf des Films mehrfach das eigentlich ganz in der guten Tradition eines überaus soliden B-Schockers angesiedelte Werk auf besonders dreiste und gleichwohl dümmliche, weil die Spannung vermiesende Weise. Im Vergleich zum Gruselkrimi aus der Wallazen-Werkstatt geht die Saat hier ungleich schlechter auf, Schock und Spaß zumindest wie halbwegs aus einem Guss in den Film fließen zu lassen, auf jeden Nervenfetzer ein befreiendes Lachen folgen zu lassen. Ohne übermäßig kleinlich zu sein: Auf all den zusätzlich in den Film gekübelten Schabernack hätte man gut und gern verzichten können. Abgesehen davon ist DER UMLEGER nämlich alles andere als übel und zuweilen eine richtig herbe Pille, dem noch etwas mehr Ruppigkeiten wie den in der Tat recht grausigen „Tuba-Mord“ bestens zu Gesicht gestanden hätten. Der deutsche Titel ist ebenso sagenhaft wie die Tatsache, dass sich man beim deutschen Off-Sprecher Klaus Kindler jederzeit darauf wartet, dass statt dem Zigarren paffenden Texas Ranger kurzerhand Dirty Harry um die Ecke gebogen kommt und den Fall doch noch löst.
#941
Geschrieben 22. September 2007, 16:43
(USA 1989 – Stephen Hopkins)
Ach ja, so war das: Alice hat im letzten Film überlebt und den duften Typen abgekriegt, auf den die ganzen Chic-Schicksen eigentlich scharf waren. Der hat ihr jetzt jedenfalls einen ordentlichen Braten in die Röhre gelegt, was Freddy Krueger als günstige Gelegenheit sieht, sich durch den in unaufhörlichen Träumwelten schwelgenden Fötus selbst herbeizuträumen, also einmal mehr aufzuerstehen und nach bekanntem Muster zuzuschlagen. Die Rettung sind diesmal die Gebeine der toten Freddy-Mutter, die in der alten, abbruchreifen Klapse, in der die Zeugung von Freddy stattfand, irgendwo im Glockenturm liegen. Nicht, dass das einen überhaupt groß zu kümmern hätte, aber der Vollständigkeit halber sei es doch kurz erwähnt.
Nachdem nun der Teenager als unverstandenes Wesen ausgedient hat, dürfen die jungen Mütter dran glauben, sind diese doch in der pränatalen Phase als besonders schreckhafte und über alle Gebühr besorgte Ziegen verschrieen. Außerdem wächst die einstige Zielgruppe dieser Filme ja auch mit. Von daher schon recht clever, den ganzen Quatsch den unter Umständen längst geänderten Lebenswelten der Zuschauerschaft anzupassen. Dagegen wäre auch nichts zu sagen, wenn am Ende des Prozesses wenigstens ein Film herumgekommen wäre, den man nicht ohne viel Nachdenken auf den bereits völlig festgefahrenen Slasher-Karren legen und sodann möglichst schnell vergessen kann. Irgendwie habe ich mich einerseits maßlos über all die bodenlosen Schwachsinnigkeiten in NIGHTMARE 5 geärgert, andererseits immer mal wieder ganz tüchtig mit dem Schlaf gekämpft. Selbst die schlechtesten Beitrage zur FREITAG-Serie haben mich nicht so grenzenlos angeödet und angestrengt wie NIGHTMARE 5, den ich bis gestern noch nicht einmal kannte. Als besonders schlimme Verhohnepiepelung empfand ich im Anschluss an den Käse dann auch die pseudoklugen Erklärungsversuche und das obligatorische Schultergeklopfe in den auf der DVD mitgegebenen Werbeverkaufsfahrten, die da aber natürlich „Dokumentationen“ heißen.
Vorfreude auf die Kopfschmerzen: Irgendwann bei dem ganzen leeren Gesabbel, dem Gelüge und Betrüge habe ich angefangenen das Cover zu Teil 6 genauer durchzulesen. Da soll einem u. a. das Ende des Films in 3D geboten werden, ganz so wie damals im Kino also (und bei der technisch gar nicht mal so hundsmiserablen Leih-VHS von Guild aus Großbritannien). In meiner Freddy-6-Hülle liegen aber gar keine 3D-Brillen drin. Hah!
#942
Geschrieben 23. September 2007, 08:51
(Mexiko 1977 – Javier Durán, Rafael Villaseñor Kuri)
Rocker Mike und seine Bande Taugenichtse ziehen durch die mittelamerikanische Pampa und benehmen sich gegenüber ihren Mitmenschen und vor allem den Ordnungskräften unmöglich. Die Polizeikräfte einer Kleinstadt nehmen sie kurzerhand gefangen und rasieren dem Sheriff unter allerlei Gejohle eine Glatze („So, und schön brav jetzt, sonst kommen wir wieder und ernten deine Tomate.“), rauben bei voller Fahrt auf dem Highway einen Baccardi-Laster aus und verdienen sich eine gute Stange Geld mit gemeiner Schutzgelderpressung und dem Verkauf von Drogen an Schüler aus der Mittelstufe. Weil Mike in seiner Bande neben so illustren Gestalten mit Namen wie Kannibale und Wodka auch den Sohn eines hohen Politikers weiß, werden von oben herab jede Bemühungen seitens der Polizei bereits im Keime erstickt gegen die Mad Angels etwas auszurichten. Ein Bulle schert mit Rückendeckung seines Chefs aus und ist den Rockern bald dicht auf den Fersen. Daran geht die Bande allerdings nicht wirklich zugrunde, sondern vielmehr an einem Streit zwischen Mike und einen seiner Erzrivalen, der einst bös von den Mad Angels auf die Schnauze bekommen hat und nicht vergessen kann. Mike wird schlimm zusammengepiekt und Claudia, Mikes schwangere Freundin, entführt, vergewaltigt und ermordet. Mike fordert die Eier des Feindes (und holt sie sich schließlich auch), findet aber trotzdem aus seiner depressiven Stimmung nicht mehr heraus. Sein Untergang im Kugelhagel hat daher fast schon etwas von einer Erlösung. Wenngleich MAD ANGELS bestimmt nicht der beste Biker-Film, den man sich vorstellen kann, so ist der doch wenigstens anständig brutal und kann mit einer Synchronisation überraschen, die keine Gelegenheit für Entgleisungen ungenutzt verstreichen lässt („Das blöde Wildtier hat meine Alte angesägt!“), also so gut und stimmig geraten ist, wie man sie sich nur vorstellen kann. Doch MAD ANGELS ist nicht nur ein purzelbuntes Gewaltfeuerwerk, bei dem in Bild und Ton aus vollen Rohren in Richtung Zuschauer geschossen wird, sondern bietet – und das ist vielleicht die eigentliche Überraschung – auch ein wenig Gesellschaftskritik. In recht geschickt in den Film eingeflochtenen Rückblenden werden Erklärungsversuche dahingehend unternommen, warum die Mad-Angels-Mitglieder so sehr auf die schiefe Bahn geraten konnten (Schläge im Elternhaus, fehlende Liebe, sexuelle Frustration), und bei ganz besonders schlimmen Vergehen wird vorgegriffen und Einschübe aus einem TV-Interview mit den im Knast hockenden Rockern geboten, in denen sie die von ihnen an den Tag gelegte rohe Gewalt selbst erklären dürfen. Damit hat MAD ANGELS auch etwas von einem Doku-Drama bzw. Report-Film, zumal der Handlungsrahmen recht episodenhaft angelegt ist und gerade in der ersten Stunde sich ohne direkten Zusammenhang Gewalttat an Gewalttat und Verbrechen an Verbrechen reiht. Erst gegen Ende läuft der ganze Film dann mit einigem Sinn und Verstand in Richtung Rachegeschichte zusammen. Schlecht gewählt ist dieser Erzählstil nicht, zeigt sich die erste Stunde doch mindestens so spontan wie die unberechenbaren Gewaltausbrüche der Rocker. Trotzdem ist der Film weit weg von großer Kunst und tendenziell also näher an MAD FOXES als an EASY RIDER, aber das in einem solchen Rahmen nicht nur die obligatorische Show aus Blut, Gewalt, Drogen und ganz viel Haue geliefert wurde, das fand ich wirklich mal erfrischend.
#943
Geschrieben 24. September 2007, 13:38
Unsere Welt nach dem Atomkrieg: Unterirdisch leben die Privilegierten ins Saus und Braus, mit Zugriff auf alle Waffen und jede Menge Fressalien, oben auf dem verseuchten Erdenrund die Ausgestoßenen, die von den unterirdischen Herrschern lediglich als Trophäen einer einzig niedrige Instinkte befriedigenden Jagd angesehen werden. Aber: Ein Mann, der einst privilegierte Kybernetiker Alan, der jedoch auf Grund irgendwelcher Verfehlungen ausgestoßen wurde, findet heraus, dass die Erde gar nicht mehr strahlt. Blöderweise handelt der Film davon auch gar nicht, obwohl diese Tatsache zunächst als immens wichtig herausgestellt wird. Zusammen mit anderen wird Alan von den Privilegierten gejagt. Dabei balgen sich vor allem der hochnäsige Erasmus von Dick (oder so ähnlich) und die unterkühlte Hydra um seinen Kopf.
Nachdem Alan von Hydra angeschossen und von Sam, einem alten Polizisten, aufgelesen sowie gesundgepflegt wurde, dreht der Kybernetiker den Spieß um und macht Jagd auf seine Jäger und ihr Gefolge. Dabei sind Guerrieri all die Drehorte recht und billig, in denen seine Kollegen bereits so manche düstere Zukunftsvision Leben einzuhauchen vermochten. Mit Motorrädern wird durch die Kiesgrube gedonnert, was die staubigen Wege hergeben, Kellergänge werden zu Abfertigungshallen für die Todgeweihten und in dem stillgelegten Betonwerk sieht es dann sogar wirklich ein wenig so aus, als wär da 'ne Bombe eingeschlagen.
Ein paar kleinere Blutrünstigkeiten fehlen natürlich auch nicht. Mehr noch als mit dem Jagdspiel verbringt man aber die langweilige weil menschenleere Zukunft mit dem Geschiebe im Honigtau der Liebe, wobei das mit Bauplane umhangene Himmelbett jedoch trotz erkennbarer Bemühungen nie so wirklich in der vermeintlichen Zukunft ankommen will. Und sagte ich schon, dass die SciFi-Kostüme der Jäger einfach scheußlich aussehen? Ihr Hauptquartier haben die Privilegierten jedenfalls in einer Villa in den Abbruzzen. Wenn Alan dort eindringt und aufräumt, ist der Film viel eher ein Söldner- und Häuserkampffilm denn ein echter Italo-Endzeitler. Aber für den war ja 1984 ohnehin der Zug schon wieder abgefahren. Apropos Zug und abfahren: Die Ausgestoßenen werden aus dem technokratischen Paradies mit einer alten U-Bahn abtransportiert. In dieser hängt auch ein alter Mann mit elendig leidender Miene an einem der Fenster, ein Bild, das in seiner Gesamtkomposition schwer an die Aufnahmen der Deportationszüge der Nazis erinnert. Leider ist der Rest des Films weniger eindringlich geraten als dieses eine Bild, was bei genauerer Überlegung vielleicht aber auch besser ist. Spätestens wenn Woody Strode am Ende des Streifens bei der Villa in den Abbruzzen im frisch gestärkten Hemd und mit angesteckter Polizeimarke aus New York auftaucht, hat man den Boden unter den Füßen wieder und diesen Nachklapp so gut wie geschafft.
#944
Geschrieben 27. September 2007, 13:03
(USA 1956 – Fred McLeod Wilcox)
Commander Adams und seine Crew haben den Auftrag, auf einem abgelegenen Planeten nach dem Verbleib einer Gruppe Forscher zu fahnden, von denen bereits seit gut 20 Jahren kein Lebenszeichen mehr vernommen wurde. Es stellt sich heraus, dass bis auf Dr. Morbius alle ums Leben kamen. Morbius und seine Tochter identifizieren sich nicht nur mit der neuen, jedoch sehr kargen Welt, sondern haben sich auch den technischen Fortschritt einer untergegangenen Hochkultur zunutze gemacht, was jedoch große Gefahren für Adams und seine Männer mit sich bringt.
Der technisch auf absolutem Top-Niveau angesiedelte Streifen strapaziert gegen Ende etwas arg die auf Theorien von Freud, und der Zeichentrick-Dämon von den Disney-Animateuren will auch nicht so ganz in den vor allem auf Technik, Wissenschaft und unterdrückter Sexualität setzenden Film passen, aber ein großer Spaß ist er dennoch. Und natürlich einer jener wenigen Streifen, die dann auch noch spannend sind, obwohl man das Ende bereits hinreichend kennt. Die Spaßeinwürfe mit dem lustigen Robby und dem trinkfesten Smutje sind hier ebenfalls gern genommen. Zudem gefällt die herrlich überfrachtete Optik des Films und der gewagte elektronische Soundtrack mit immer wieder außerordentlich gut.
#945
Geschrieben 27. September 2007, 13:04
(Großbritannien/Kenia 1981 – Sharad Patel)
Da guckt der Obote gerade mal nicht, schon greift der größenwahnsinnige Idi Amin nach der Macht im Staate. Das finden die Engländer zunächst noch ganz amüsant und Amins Versprechen von Pressefreiheit und freien Wahlen lässt in der Tat zufrieden aufhorchen, dann aber entpuppt sich Amin als wahnsinniger Tyrann, was in diesem herzerfrischenden Film sogleich Anlass für allerlei grob Gehacktes bietet. Im Kühlschrank des Krankenhauses stapelt Amin die abgeschlagenen Köpfe seiner Feinde, einen jungen britischen Reporter will er in Uganda ohne langwierigen Prozess zum Tode verurteilt sehen, weil man Amin bei einer Reise nach England eine Waffenlieferungen verweigert, und alles, was nach einem Regimekritiker aussieht, lässt Amin kurzerhand vom Militär an die Wand stellen. Von Amin als Person erfährt man vor allem, dass er gehörig einen an der Waffel hat, was im Rahmen dieses kunterbunten Spektakels jedoch voll in Ordnung geht. Mit mehr Ballast muss man sich hier auch in der Tat nicht belasten. Und dass Amins Handlanger von der Geheimpolizei ausnahmslos in Sonnenbrillen und bunten Hemden Auftritt haben, macht es nicht nur leichter sie rechtzeitig zu identifizieren, sondern die Gesellen mit der ruppigen Durchgreife stehen stellvertretend dafür, in welchen Bahnen der ganze Doku-Spielfilm überhaupt läuft. Nämlich knallig mit jeder Menge Rambazamba. Dabei darf natürlich auch nicht fehlen, wie Idi Amin sich einen satten Happen aus der Leiche eines gegen seine Anordnungen wirkenden Richters schneidet und kurzerhand aufisst, und ebenso wenig mangelt es an unschönen Bettszenen, in denen sich der dicke Schwarze über die Leiber junger Mädchen rollt. In der deutschen Synchronfassung hat man Amin-Darsteller Joseph Olita mit der Bud-Spencer-Standardstimme sowie einigen tollen Dialogen von höchster Fragwürdigkeit ausgestattet. Da wird schon fast ein echter Dicker- bzw. Buddy-Film aus der ganzen gutgemeinten Unternehmung, nur mit der Wirklichkeitsnähe hat das alles wahrlich nicht mehr viel zu tun. Unterhaltsam ist es trotzdem, mindestens so, wie der Umstand, dass Amin die russische Delegation kurzerhand mit Akkordeon und ganz schwer den „Tanzbären“ (Sprecher im deutschen Kinotrailer) machend, zum Bleiben in seinem Land überredet.
Insgeheim hatte ich gehofft, dass im Zuge von DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND irgendein Plunderlabel diesen unschätzbaren Schund aus der Versenkung holt und endlich auf DVD auswertet. Doch leider Fehlanzeige.
#946
Geschrieben 28. September 2007, 16:38
(USA 1991 – Rachel Talalay)
Junger Typ kann sich an nichts erinnern, wird von schlimmen Träumen geplagt und landet nach einigen durchaus nicht mal schlecht gemachten Effektmätzchen in der Kinderklapse, wo die Therapeutin Maggie auf seinen Fall aufmerksam wird. Der Junge, John Doe genannt, ist der letzte Überlebende von den Elm-Street-Kindern, was ihn aber nicht davor bewahrt, in der Mitte des Films tüchtig ins Gras beißen zu müssen. Die Hauptperson dieses Spektakels ist nämlich Maggie, die sich als die Tochter von Freddy Krueger herausstellt. Damit dem Kinderkiller das Handwerk endgültig gelegt werden kann, muss er aus der Traumwelt in die reale Welt gerissen werden. Dazu hat der in Traumdingen sehr bewanderte Klapsendoktor ein tolles Mittel parat, eine 3D-Brille nämlich, mit der man sich in der verwirrenden Welt des Unterbewusstseins exzellent zurechtfinden kann. Hat man sich bei der passenden Stelle die Glotzpappe auf die Nase gesetzt (sofern man eine passende hat, der DVD liegen nämlich keine bei), kann man die DVD anhalten, ins Menü zurückspringen und unter den Extras das große Finale tatsächlich in 3D vorfinden. Dies allerdings in nicht wirklich ansprechender Qualität, weshalb der Effekt auch nicht so sensationell toll funktioniert und also einmal mehr vor allem Schädelbrummen hervorruft. Außerdem ist es natürlich ein völliger Unsinn, den Film für diesen Gimmick zu unterbrechen, zumal, wenn man sich dabei auch ein halbwegs anständiges Resultat erhofft. Konsequent wäre es sowieso nur gewesen, den ganzen Film in 3D zu präsentieren und nicht nur ein paar magere Effekthappen am Ende, die, das muss man zugeben, dank der recht guten Tricktechnik zumindest im Kino für ordentlichen Spaß sorgten. Von der Flachversion auf Scheibe kann man das nun gar nicht mehr sagen. Trotz des angewampten Yaphet Kotto und eines Kurzauftritts von Alice Cooper als Papa Krueger – der Film ist ein ganz schöner elender Zeitverschwender, dessen sensationell dämliche Handlung selbst die von FREITAG DER 13. TEIL VII – JASON IM BLUTRAUSCH noch locker unterbietet. Und das muss man erst einmal schaffen.
#947
Geschrieben 30. September 2007, 17:16
(Deutschland 1990 – Henrik Peschel)
Mofa-Rocker Eule und sein Kumpel Daddel, dessen Freundin eh gerade einen „Braten in der Röhre“ hat, wollen sich vom Acker machen. Eule hat gerade seinen Job verloren, was ihm wenig ausmacht, denn „100 Jahre ins Knie ficken vonne Bonzen“ lässt er sich nicht, außerdem hat er sich mangels Masse gerade eine Zündapp geklaut, die nicht sonderlich gut gesichert vor einer Corso Fundgrube herumstand. Weit kommen Eule und Daddel bei ihrer Flucht „raus aus die Gesellschaft, rein in den Rock“ nicht. Bewaffnet mit einem Kasten Bierknollen der Marke Holsten schaffen es die beiden gerade mal bis an den Rand der Stadtgrenzen, genauer: an einen Seitenkanal der Elbe, der Eule und Daddel allerdings sonderbar idyllisch anmutet und wo die beiden dann auch gern verweilen. In nur 14 Minuten Film packt Henrik Peschel die geballte Aussteigerthematik, wie man sie bestenfalls noch in Lemkes gar nicht hoch genug zu schätzenden Kultfilm ROCKER oder Hark Bohms NORDSEE IST MORDSEE findet – und das locker kombiniert und mit jeder Menge großartiger Asi-Dialoge, die man sich, ob man nun will oder nicht, merkt. ROLLO ALLER! speist sich lose aus der Autobiografie von Eule Darsteller Rocko Schamoni (für dessen äußerst lesenswertes Werk DORFPUNKS hiermit eine dringende Empfehlung ausgesprochen sei) und ist angereichert mit nur oberflächlich dilettantisch klingender Musik, die allein wegen ihrer sensationellen Texte („...Da hab’ ich mir die Mühle selbst gezogen / einfach rauf auf den Bock und abgehoben / Jetzt hält mich keiner mehr auf / gegen den Staat / denn ich bin gut drauf!“) jederzeit eine Veröffentlichung mehr als wert wäre. ROLLO ALLER! gehört, ebenso wie der sich nahtlos an diesen Streifen anschließende Nachfolger ROLLO ALLER! 2 zu den wenigen deutschen Filmen, die in meiner persönlichen Top-100-Liste ohne Gewissensbisse jederzeit ihren Platz finden würden – sofern ich eine solche Liste denn jemals anlege.
Bearbeitet von molotto, 30. September 2007, 18:10.
#948
Geschrieben 30. September 2007, 17:16
(Deutschland 1992 – Henrik Peschel)
„Rein in die Botanik, raus aus den Kack.“ Eule und Daddel wachen am nächsten Morgen im Uferidyll an der Elbe auf und sehen sich mit einem ernsten Problem konfrontiert. Das von Eule mühsam geklaute Mofa ist weg, Daddels altes Fahrrad ebenso. Also werden neue Aussteigerpläne geschmiedet: „Noch einmal von Bruce Lee nach sein Grab hin, das macht uns keiner nach!“ Und das ist nach Meinung der beiden wohl in Hongkong zu finden, ein Ort, der mit dem „kalten Daumen“ gut zu erreichen ist. Drei Chinesen mit Kontrabass nehmen sie dann mit Richtung Berlin. Unterwegs verlangt aber einen von den Ausländern Sex von Daddel, was dieser ablehnt, woraufhin ihn „die schwule Schlitzbirne“ bös zusammenpiekt. Sie klauen kurzerhand einen alten VW-Kleinlaster und setzen ihre Reise fort. Berlin wirkt sehr exotisch („Ey, Aller, guck mal, jetzt können die Ostperversen echt schon bei Aldi einkaufen, ey!“) und ist auch voller Gefahren: Erst kommt ihnen ihr Zelt abhanden, dann verzockt Daddel die restliche Barschaft an einem Monarch in der nächstbesten Kneipe. Der sodann gefasste Plan, nach Mitgliedern der RAF zu suchen und dort mitzumachen, schlägt ebenfalls gründlich fehl. Durch einen Zufall geraten die beiden an zwei schwule Drogenhändler, die Eule und Daddel einen Kurierauftrag geben, den sie jedoch gehörig vermasseln. Nach einer Auseinandersetzung mit den Dealern, bei der Eule und Daddel kräftig welche eingeschenkt kriegen, machen sie sich wieder auf den Heimweg. Dazu spielt abermals wunderbare Musik aus der Feder von Reverend Ch. D. alias Daddel („Ey! Wir haben alles gesehen, und wir sind sicher: diese Kugel ist schön!“), die Aussteiger sind auf dem besten Wege doch noch erwachsen zu werden, obwohl Peschel nach Auskunft von Rocko Schamoni noch einmal nachgelegt und ROLLO ALLER! 3 kurz nach der Fertigstellung von Teil 2 gedreht hat. Bis zum heutigen Tage wurde der allerdings nicht öffentlich gezeigt. Sehr schade! Im Gegensatz zu ROLLO ALLER!, der noch auf Super 8 gebannt wurde, profitiert ROLLO ALLER! 2 von dem Einsatz von 16mm.-Technik auf ganzer Linie. Der ganze Film wirkt überaus professionell und braucht sich hinter den angepeilten Vorbildern wirklich nicht zu verstecken. Dass Henrik Peschel mittlerweile zum Kameramann von Klaus Lemke avancierte, erscheint vor allem als logische Konsequenz aus den beiden ROLLO ALLER!-Filmen. An allen Ecken und Enden sind Steigerungen gegenüber dem Erstling auszumachen. Asozialitäten aller Art und jede Menge Unterschichten-Geprole machen den 35 Minuten Film zudem kräftig Dampf. In solch einen Streifen lässt man sich gerne fallen, da fühlt man sich schon nach wenigen Minuten wie zuhause. Für Eule und Daddel üben viel Kritik, zum Beispiel indem sie eine leere, siffige Pommesschale an „Herr Kohl und die da oben“ zu schicken, denn „da werden die aber Augen machen“, und das in den textlich ziemlich ausgeklügelten Dilettanten-Songs abermals viele Wahrheiten mitgeschickt werden („Immer Ärger im Straßenverkehr / Monsterfilme laufen immer seltener / Jetzt haben die auch noch den Imbiss dichtgemacht / Das hat sich bestimmt die Regierung ausgedacht“), das muss man eigentlich auch nicht noch besonders hervorheben. ROLLO ALLER! 1 und 2 sind ganz, ganz große Kunst, eine DVD-Veröffentlichung ist mehr als überfällig und der auf Eis liegende dritte Teil ist seit Jahren mein wohl am sehnlichsten herbeigewünschter Film.
#949
Geschrieben 01. Oktober 2007, 13:19
(Japan 1982 – Masayuki Akehi)
Unentdeckt und verborgen mitten unter den Menschen lebt die „Königin der 1000 Jahre“ vom Eisplaneten RaMetal, dessen Bewohner die meiste Zeit im tiefen Schlaf verbringen und erst, wenn sich der Planet nach Ablauf eines Jahrtausends wieder der Erde nähert, erwachen, um dann die Ablösung auf der Erde vorzunehmen. Die Aufgabe der „Königin der 1000 Jahre“ ist es, das Leben auf der Erde zu schützen. Dummerweise hat die amtierende Königin, Promethium II, Erde, Mensch und Tier im Laufe der Zeit nicht nur zu schätzen, sondern bis zur Selbstaufgabe zu lieben gelernt. Promethium II muss nun allerdings herausfinden, dass die Bewohner von RaMetal im nächsten Umlauf planen, durch eine Planetenkollision die Macht auf der Erde an sich zu reißen, sind sie doch der langen Ruhephasen überdrüssig und droht ihre Welt doch von der schwarzen Sonne Ra komplett ausgelöscht zu werden. Königin Promethium II und ihre beiden Mitstreiter Hajime und dessen Onkel sowie ihr auf RaMetal wartender Prinz wollen dies verhindern. Und dabei entspinnt sich ein Kampf, der mal mit den niedrigsten Überlebensinstinkten geführt wird, mal an recht hochtrabenden ethischen Grundsatzfragen herumkratzt. Statt Laserkampf und Strahlenkanone stehen bei QUEEN MILLENNIA andere Dinge im Vordergrund, vor allem die von allen Seiten betrachtete Problemstellung, wie und unter welchen Umständen Leben zugunsten der eigenen Existenz ausgelöscht werden darf. Alle Achtung! wer hätte das gedacht. Gleichzeitig zu diesem zweistündigen Kinofilm wurde auch noch eine TV-Serie geschaffen, die dem vernehmen nach wohl noch näher ins Detail geht und sogar bei uns zu sehen war. Der Film, an dessen Animationsstil und recht seltsam unterkühlt wirkender Atmosphäre man sich erst gewöhnen muss, hat außerhalb Japans leider nicht so die Runde gemacht. Und das ist eigentlich recht schade, zählt QUEEN MILLENNIA doch nicht zu unrecht zu den herausragendsten Animationsfilmen der 80er Jahre, sondern wahrscheinlich auch zu den intelligenteren Vertretern.
#950
Geschrieben 01. Oktober 2007, 13:19
(USA 1994 – Wes Craven)
Heather Langenkamp, Robert Englund, Wes Craven, John Saxon und selbst Robert Shaye, Chef von New Line Cinema, spielen sich hier zunächst mal selbst. Dann jedoch wird aus dem eigentlich recht interessanten, wenn auch etwas ereignislosen Film-im-Film ein Mummenschanz nach gewohnter Art, wobei Freddy Krueger – aus welchen Gründen auch immer – wie das Rumpelstilzchen Heathers Tochter holen will. Mit den Märchen hat man es im siebten Aufguss ohnehin ganz gewaltig, denn die schlussendliche Abrechnung folgt detailgenau der Geschichte von Hänsel und Gretel. Scheinbar war es Craven zum Abschluss noch ein dringendes Anliegen, auf leider etwas plumpe Art auf die Ursprünge seiner und auch sonstiger Gruselgeschichten zu verweisen. Nötig hätte das sicherlich nicht getan. Außerdem kriegt der Film es mehr schlecht als recht hin, aus dem recht ungewöhnlichen Rahmen Kapital zu schlagen. Wie später auch in SCREAM, in dem Craven Slasher-Filme zitiert, suhlt er sich hier in der eigenen Brühe, ohne das am Ende wirklich etwas Neues daraus hervorgeht. Ziemlich schlecht gewählt ist auch der Umstand, dass über die Träume eines zuweilen recht hysterischen Kindes der Schrecken Einzug in die in FREDDY’S NEW NIGHTMARE vorgegaukelte Realität erhält. Etwas zu arg wird dabei mit dem Schutzinstinkt des Muttertieres namens Heather herumhantiert. Beim kleinsten Anflug Unwohlseins ihres Blagen fährt die Mutter aus der Haut. Für den Normalzuschauer, der seinen Wanst in einem Freddy- oder meinetwegen auch Manowar-T-Shirt geparkt hat und mit seinen Bierfürzen den Kinosessel würzt, ist das wohl alles nur wenig nachvollziehbar, was sich hier abspielt. Der gemeine Horrorgucker – und ich nehme mich da gewiss auch nicht aus – wünscht Heathers Blag nach nicht einmal zehn Minuten vor allem ganz dringend mal die Pest an’ Arsch. Und das kann man ihm nicht einmal verdenken. Warum Freddy in diesem Film mit seinem langen Lodenmantel und der gelifteten Brandwundenfresse vor allem Ähnlichkeiten mit Max Schreck in NOSFERATU hat, ist mir auch nicht so wirklich aufgegangen. Möglicherweise hat sich diese Ähnlichkeit aber auch unbeabsichtigt ergeben. Ändert ohnehin nichts an der Tatsache, dass der Film ein ganz schöner Grottenolm ist.
#951
Geschrieben 02. Oktober 2007, 16:03
Drei etwas draufgängerische Studenten fahren bei einer Spritztour einen Mann über den Haufen, was ihnen neben der entsetzlich zu beguckenden Leiche die Bekanntschaft mit der kleinkriminellen Pearl einbringt. Und die klaut wenig später mit den Studis einem Vietnamveteran eine ganze Schachtel voller großzügig ausgestellter japanischer Verrechnungsschecks. Denn die Ex-G.I.s mischen im Auftrag amerikanischer und vor allem japanischer Auftraggeber schwer mit im internationalen Drogen- und Waffenhandel.
Neben den Schecks ist auch ein Vertrag im Kästchen, der jedoch verloren geht. Den allerdings wollen die Söldner fast noch dringender zurück als die Schecks, die einzulösen, was die vier Kindsköpfe alsbald merken, ohnehin gar nicht so leicht ist. Außerdem hinterlassen sie dabei jede Menge Spuren, die nicht nur die grundbösen Söldner auf ihre Bahn lenken, sondern auch die Polizei – allen voran dabei Pearls großen Bruder Tan, Bulle in kurzen Hosen, der von einem hier wildwuselnden Lo Lieh gespielt wird. Zum Showdown finden sich alle auf einem stimmungsvollen alten Friedhof ein, wobei noch einmal ganz hübsch die Sau rausgelassen wird. Harmlos ist SÖLDNER KENNEN KEINE GNADE nicht, sondern ein ziemlich rasantes Blutbad mit jeder Menge Gewalt und Aktionen wie vom Fließband.
Der deutsche Titel führt etwas in die Irre, auf der großen Söldnerwelle der frühen 80er Jahre schwimmt Tsui Harks Film nur vom Titel her mit. Die Muskelmenneken mit den dicken Wummen treten allerdings nur am Rande auf, zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die drei asiatischen Stooges und ihre rabiate Freundin nebst der Lawine von Rücksichtslosigkeiten, die sie zumeist ungewollt lostreten. Irgendwann im Film schwenkt Hark seine Kamera mehrmals über TV-Geräte, in dem gerade TOM & JERRY und sonstige Animationsgeflimmer mit hyperventilierendem Getier läuft und gibt damit preis, in welcher Bahn auch sein Film seine Runden dreht. Überspitzte Gewalt, eine völlig aus dem Ruder laufende Hatz und natürlich so einige eher witzig gemeinte Mätzchen (die so natürlich nicht immer beim westlichen Zuschauer ankommen) werden in SÖLDNER KENNEN KEINE GNADE zu einem pfeilschnellen Actionfeuerwerk zusammengebraten, wobei das Resultat zwar manchmal wie ein hastig zusammengeklopptes Stückwerk aussieht und natürlich weit abseits aller Glaubwürdigkeit anzusiedeln ist, jedoch brillant unterhält und einfach jede Mark mehr als wert ist.
#952
Geschrieben 04. Oktober 2007, 11:15
(Italien 1979 – Ferdinando Baldi)
Im Nachtzug von Italien über die Schweiz nach Deutschland versammeln sich merkwürdige Gestalten: ein Opa und 'ne todkranke Oma, die die ganze Zeit über auf einer Pritsche liegt und ziemlich bedrohlich schnauft und röchelt, ein Familienvater, der etwas zu arg auf seine knospende Tochter schielt, ein Polizist mit einem politischen Gefangenen, der nach Deutschland ausgeliefert werden soll, ein notgeiler alter Industrieller auf Geschäftsreise, der sich von seinem Adlatus vor der Abfahrt noch fix alle verfügbaren Pornohefte am Kiosk einkaufen lässt, eine vom Schaffner organisierte Nutte für die einsame Männerherzen und dann natürlich noch Werner Pochath und seine zwei Kumpel als Meister im sich daneben benehmen. Völlig grundlos schlagen Pochath und seine beiden Freunde los und reißen sich ein paar Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten und Vergewaltigungen später die Herrschaft über einen Waggon unter den Nagel. Gemacht wird nur noch, was der Pochath sagt, und das ist meist nichts Gutes. Die Reisenden werden zusammengepfercht und überlegen, wie man sich aus der Zwangslage befreien könnte. In Baldis Film entpuppt sich dabei der gemeine Mann als hoffnungsloser Schlappschwanz, denn Rettung soll nach Abstimmung die Nutte bringen, die die drei Schläger gefälligst zu bedienen hat. Denn wenn die Taugenichtse erst einmal ihre Eier geleert haben, dann, so die durchgehende Meinung, sind sie auch nicht mehr so aggressiv. Doch weit gefehlt! Nach einem Rudelbums präsentieren sie sich fast noch gewalttätiger als vorher. Zwischendrin wird der Leerlauf im Film dazu genutzt, ein wenig in menschlichen Abgründen herumzustochern. Da versucht der verdächtig zuvorkommende Schaffner (kennt man so von eigenen Bahnreisen überhaupt nicht), die Hure an einsame Herren zu verhökern, denn immerhin ist er an ihrem Umsatz beteiligt. Und der nach außen hin treusorgende Familienvater lebt ganz tüchtig all seine sexuellen Fantasien aus, wenn er sich, bewaffnet mit dem Nachthemd seiner Tochter, ins Kabuff der Professionellen begibt. Das darf natürlich nicht unentdeckt bleiben und wird in Baldis Film also auch gründlich ausgeschlachtet und damit auf die Spitze getrieben, dass Pochath und seine Spießgesellen den Erstbestieg des jungen Früchtchens schließlich unter allen Reisenden als Hauptgewinn beim Würfelspiel ausloben. Alles in HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS geschieht völlig grundlos, unvorbereitet und demzufolge auch überaus spontan. Als Rahmenhandlung wird geboten, dass der auszuliefernde Gefangene quasi im Alleingang mit der bösen Mischpoke aufzuräumen versucht. Bei Stange halten aber ganz andere Dinge in dieser Sleaze-Granate, die ihrem deutschen Titel dahingehend Ehre macht, dass Zora Kerova und die anderen Damen sich vom zumeist gruselig bis irre aus der Wäsche guckenden Werner zumeist gut und gerne und überaus bereitwillig nehmen lassen. Die Mühe, all das Geschehen moralisch zu bewerten und demzufolge in eine klar strukturierte Gut-und-Böse-Bahn zu lenken, hat man sich hier nicht gemacht. Bis vielleicht auf den Polizisten und das Rentnerpaar sucht man normal agierende und reagierende Menschen vergeblich. Obwohl man das Geschehen durchaus so auslegen könnte, dass Pochath und seine Kumpane lediglich offen zum Ausdruck bringen, was an Verfehlungen und Perversionen hinter den verschlossenen Türen der Abteile lauern, so zeigt sich der Film doch ziemlich frei von der Tiefsinnigkeit, die man Aldo Lados MONDO-BRUTALE-Nachäffer MÄDCHEN IN DEN KRALLEN TEUFLISCHER BESTIEN durchaus noch bescheinigen kann und ist also voll und ganz auf die Bedürfnisse der Kinoklapsen rund um den Hauptbahnhof zugeschnitten. Und genau da passt er auch am besten hin.
Bearbeitet von molotto, 04. Oktober 2007, 12:55.
#953
Geschrieben 10. Oktober 2007, 12:07
(Hongkong 1972 – Chang Cheh, Pao Hsueh-li)
Tigerkämpfer und Superheld Wu Sung rächt den Mord an seiner Schwägerin und landet daraufhin im Gefängnis. Gegenüber anderen Gefangenen genießt Sung eine bevorzugte Behandlung, denn der hohe Offizier Shih En will Sung für sich gewinnen. In der nahen Stadt, in der Shih En eigentlich hohes Ansehen genießt, hat der ebenso kräftige wie hundsgemeine Jiang Zhong die Macht an sich gerissen – im Auftrage eines hohen Beamten übrigens, der Shih En und seinen einflussreichen Vater somit um ihren Einfluss zu bringen versucht. Gegen den Tigerkämpfer Wu Sung kommt Jiang Zhong natürlich nicht an und kriegt in einem recht furiosen Kampf ordentlich die Hucke gebläut. Doch damit ist die Sache noch nicht aus der Welt, denn Jiang Zhong und sein Auftraggeber sinnen auf Rache und locken Wu Sung in einen gemeinen Hinterhalt. Die anfänglich angerissene Rache- und Bestrafungsgeschichte wird im Verlauf des Films nicht weiter verfolgt. Da fühlt man sich um einen etwas glaubwürdigen Aufhänger der ganzen Geschichte durchaus etwas betrogen, wenn auch der Film in seiner Gänze kaum Anlass für ein enttäuschtes Gesicht bietet. Neben exzellenten und – gerade zum Schluss – ungemein blutigen Prügeleien mit und ohne Waffeneinsatz haben in KÖNIG DER SHAOLIN auch noch recht gelungene komödiantische Momente Platz, die alles andere als typisch chinesisch-peinlich sind. So muss Wu Sung zum Sammeln seiner Bärenkräfte bei jedem auf dem Weg in die besetzte Stadt liegenden Mundschenk drei große Suppenschüsseln Wein trinken, wobei der Film deshalb alles andere als in Richtung Kung-Fu-Spaßkanone a la SCHNAPSNASE UND SCHLAPPOHR abdriftet. Ehre und aufrichtige Freundschaften sind die weiteren Zutaten, die dem Film durchaus den generösen Schliff geben, den man in so einem Werk eigentlich ganz gerne hat. Und Ti Lung als Supersolowunderwaffe auf zwei Beinen, der seine Fäuste auch als Dampframmen zu verwenden versteht, ist ohnehin eine sichere Bank. Die musikalische Untermalung aller Szenen wird von Morricone besorgt, dessen schönste Melodien aus SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, TODESMELODIE und FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR hier gar nicht mal so unpassende Verwendung gefunden haben.
Bearbeitet von molotto, 10. Oktober 2007, 13:42.
#954
Geschrieben 10. Oktober 2007, 12:07
(USA 1951 – Irving Pichel)
Nach einigen glücklosen Raketenversuchen, deren Scheitern auch das Werk von Saboteuren sein könnte, brütet Industriekapitän Barnes zusammen mit dem von der Raumfahrerei besessenen General Thayer den kühnen Plan aus, privatwirtschaftlich eine Mondlandung auf die Beine zu stellen. Mit einem lustigen Trickfilm werden andere schwerreiche Bosse aus der Wirtschaft überzeugt, Unsummen in das Projekt zu investieren. Irgendwo in der Wüste wird daraufhin die Raketenbasis hingestellt und als von behördlicher Seite Einwände und richterliche Beschlüsse gegen die Unternehmung erhoben werden, setzen sich vier todesmutige Männer in das Raumschiff und starten schleunigst zum anvisierten Ziel. Die Mondlandung gelingt, alles ist glücklich, zumal nach Willen des Films nur derjenige den Wettlauf gegen feindliche Aggressoren für sich entscheiden kann, der den Mond zu erobern versteht. Die unerschrockenen Raumfahrer, darunter der General und Barnes, „verschenken“ daher nach ihrer Landung den Erdtrabanten sofort den USA, quasi als neuen Bundesstaat. Darüber kann man entweder herrlich lachen oder etwas erbost sein, jedoch spielen solche politischen Dinge im Film ohnehin eine eher nur untergeordnete Rolle. Voll und ganz widmet sich der Film der technischen Machbarkeit der Mondlandung, was gleichwohl in unfreiwillig komischen wie auch technisch recht beeindruckenden Szenen Ausdruck findet. Seitens der Tricks gibt George Pal alles und müht sich nicht umsonst um Glaubwürdigkeit. In der Vorlage von Robert Heinlein sollen ja bereits die Nazis eine Raketenbasis auf der Oberfläche des Mondes errichtet haben, eine Idee, die in dem Nachkriegsfilm leider zugunsten einer weiteren technischen Problematik, nämlich der des Rückflugs mit zu wenig Treibstoff, fallengelassen wurde. Mir persönlich wären die Nazis auf dem Mond lieber gewesen, wenngleich der für seine Entstehungszeit ganz sicher nicht unernste Film damit dann wohl vollends aus dem Ruder gelaufen wäre. So kriegt man mit ENDSTATION MOND solides, wenn auch weithin unspektakuläres SF-Kino mit einem gehörigen Schuss Abenteuer.
#955
Geschrieben 10. Oktober 2007, 12:08
(USA 2002 – Ronny Yu)
In der Hölle kokeln Jason und Freddy vor sich hin. Gern würde Freddy weiter in den Köpfen der Kinder in der Elm Street herumspuken, doch fehlt ihm dazu die Macht. Nur wenn die Blagen Angst kriegen kann Freddy zurückkehren. Doch in Springwood wurden von der Stadtverwaltung und auch der Polizei alle Spuren beseitigt, die auf Freddy verweisen und somit die Jugendlichen auch Jahre nach den Geschehnissen in Schrecken versetzen könnten. Daher schickt Freddy Jason voraus, der sich das Blut holen und ihm den Ruhm lassen soll. Zunächst geht die Rechnung auch auf, doch dann formiert sich Widerstand, der schließlich für gehörig Unruhe im untoten Lager sorgt, sodass sich Freddy und Jason schließlich gegenseitig an die Gurgel springen. Mit dieser Supergurke feiern die beiden Filmserien nicht nur gebührend Hochzeit, sondern zerfleischen sich im wahrsten Sinne des Wortes auf niedrigsten Niveau selbst, was anzusehen aber durchaus Spaß macht. Die Luft ist ohnehin raus aus beiden Filmfolgen, und folgerichtig ist Yus Streifen auch von vorn bis hinten nichts weiter als ein ordentlich aufgepumpter, im positivsten Sinne hirnverbrannter B-Reißer, dem, und das ist vielleicht etwas schade, jegliche Handschrift seiner Macher fehlt. Bei Stange hält dafür eine Menge bildliches und akustisches Getöse und ein überaus ansehnliches Sammelsurium brutaler Effekte. Auf Schock und Schreck verzichtet der Film vollständig, doch waren auch die meisten Einträge beider Serien davon weitgehend befreit. Wenn sich der Film mal müht so etwas wie eine stimmungsvolle Atmosphäre aufzubauen, und das ist ohnehin recht selten der Fall, dann wirkt das mindestens so gekünstelt und unecht wie die sichtlich schönoperierten Titten einiger Schlachtopfer in diesem Werk. Am Ende ist nur wichtig, dass man sich halbwegs gut unterhalten gefühlt hat. Mit einigen Abstrichen (die Klopperei der beiden „Horrorhelden“ gegen Ende zog sich leicht unangenehm) kann man das durchaus benicken, wenngleich Yu alles andere als einen Höhenflug abgeliefert hat. Aber das stand wohl auch nicht ernsthaft zu erwarten.
#956
Geschrieben 10. Oktober 2007, 12:08
(USA 1974 - Hikmet Avedis)
Lou und Freund Sean beobachten von einem alten Lagerschuppen aus ihre auf einem Boot sonnenbadende Lehrerin Diane, auf die Lous Bruder Ralph, frisch aus der Irrenanstalt, auch ein Auge geworfen hat. Ralph überrascht die beiden und Lou stürzt dabei versehentlich in den Tod. Fortan verfolgt Ralph Sean, der eher zufällig und auch nicht aus eigenem Antrieb ein sexuelles Verhältnis mit der in der Tat recht ansehnlichen und appetitlichen Diane beginnt. Das lässt Ralph sich natürlich nicht so ohne Weiteres gefallen. Mord und Totschlag warten am Ende des Films als etwas verquere moralische Keule. Bei DER DRITTE BRINGT DEN TOD hat vor allem die Langeweile das Zepter in der Hand, was in der deutschen Fassung wohl auch den Ausschlag zur massiven Kürzung des Films gegeben hat. Nicht weniger als eine gute halbe Stunde fehlt. Trotz der Tatsache, dass der Streifen eher öde und zuweilen auch etwas unansehnlich ist, finden sich zumindest in der Originalfassung durchaus viele eigentlich recht interessante Ansätze. Ein irrer Stalker, das sexuelle Erwachen eines Jugendlichen an der Schwelle des Erwachsenwerdens, eine ziemlich offensiv-geile Lehrerin und natürlich auch ein wenig Gewalt. Leider steht davon im Film selbst nichts mehr erkennbar im Vordergrund, sondern wird wild und wahllos zu einer trüben Soße vermengt, sodass man manchmal gar nicht mehr so recht weiß, was das alles soll. Vor allem die Komponenten mit dem irren Stalker (zudem wirklich toll gespielt vom pockengesichtigen Anthony James) verpufft völlig sinnlos ohne halbwegs optimale Nutzung der Möglichkeiten hinsichtlich der Spannung, die sich aus der Beigabe eines solcherart gestrickten Psychopathen zwangsläufig ergibt. Als tatsächlich Bedrohung nimmt man ihn erst wahr, als der Film schon auf seinen letzten Metern kriecht. Hier wäre ganz sicher mehr drin gewesen, zumal als der Film für einen Sexfetzer weder irgendwie sleazig geraten ist noch wirklich viel nackte Haut bietet. Ein paar entblößte Titten, das war’s schon. Die Sexszenen zwischen Sean und Diane gibt es trotzdem in Echtzeit. Bei den zehn bis fünfzehn Sekunden, die Sean in der Regel zum Leeren seiner Sackkanone braucht, hat man da allerdings nicht auch wirklich viel durchzusitzen. Entzückt hat mich allerdings die Gartenparty, die Seans Mutter für ihre Freundinnen, allesamt dem Lehrkörper zugehörig, schmeißt: Nur knapp bekleidete Frauen unter der Schallmauer von 30 Lenzen anwesend, deren Hauptfächer wohl das aufreizende Übereinanderschlagen von Beinen und die Sexualkunde am lebenden Objekt sind, nehme ich mal an.
#957
Geschrieben 11. Oktober 2007, 13:15
(USA 1972 – Robert Aldrich)
Ulzana haut aus dem Reservat ab und hat eine Stinkwut. Deshalb bringt er zusammen mit seinem kleinen Kriegstrupp jede Menge Siedler um, die in der Nähe hausen. Die schnell auf den Plan gerufene Armee kann zunächst nur tatenlos zusehen. Dann wird mit dem gefeierten, eisenharten McIntosh und einem kleinen Kommando unter der Führung eines ziemlichen grünen Jungspunds Jagd auf Ulzana gemacht. Dieser versteht sich darauf, die Verfolger mit einigen Tricks in die Irre führen zu wollen, was ihm aber schlussendlich nicht gut bekommt. Im Gewand eines zunächst recht klassisch anmutenden US-Westerns inklusive laut trompetender Hurra-Musik, die mir persönlich bei dieser Art Filmen mit weitem Abstand am wenigsten gefällt, bringt Aldrich einen überraschend frischen Wildwest-Film auf die Leinwand, der zwar zwischen Gut (Armee, Siedler, McIntosh) und Böse (Ulzana und seine Schergen) klar zu trennen versteht, jedoch keine wirkliche Schwarzweiß-Malerei betreibt. Grausamkeiten und ein förmlich unbändiger, höchst radikaler Hass lassen sich auf beiden Seiten ausmachen. Der Film selbst bezieht in seinen besten Momenten keine klare Position, verurteilt das Verhalten der einen Gruppe dann ebenso wenig wie es das der anderen gutheißt. Dabei zeichnet Aldrich mitunter auch ein Bild, in dem die Armee weitaus schlechter wegkommt als die marodierenden Indianer, deren grausames Tun Aldrich mit ihren Sitten und Gebräuchen zumindest teilweise erklärt bekommt. Bis auf den jungen Lieutenant, der sich mal vom Hass packen lässt, mal dem recht bedachten McIntosh aufmerksam und verständnisvoll lauscht, kommen fast alle im Kugelhagel um, den Aldrich zum Ende hin entfesselt. Echte und womöglich strahlende Gewinner hat der Film nicht vorzuweisen, was man ihm aber alles andere als krumm nimmt.
#958
Geschrieben 11. Oktober 2007, 13:16
(USA 1975 – Bernard Hirschenson)
Die beiden Anhalterinnen Carol und Maureen geraten durch Zufall an den jungen Chuck, der gerade eine Überführungsfahrt mit einem zu einem Wohnmobil ausgebauten Linenbus (!) unternimmt. Obwohl in der spirituell versponnen Maureen zunächst Zweifel keimen, setzt man mit dem lustigen Jungen, der auch noch ein paar Drogen hervorzuzaubern versteht, die Reise fort. Im Hinterland von Florida und nach ein paar Baustellen mit Umleitungen, die im Nirgendwo enden, stranden die drei schließlich irgendwo in den Sümpfen. Und diesen im Film durchaus als Garten Eden dargestellten Lebensraum nutzen der Junge und die beiden Mädchen augenblicklich für ein wenig Selbstverwirklichung und freier Liebe, wobei das bunte Treiben auch von weniger schönen Rückblenden durchbrochen wird, in denen man durch die Blume und ohne weitere Wertung des Gezeigten erklärt bekommt, warum die drei zu Aussteigern wurden. Spiritualität und ungezwungener, recht verspielt und überraschend wenig verkrampft dargebotener Sex sind zudem wichtige Zutaten in diesem Film. Viel passieren tut hier nicht. Auch auf eine durchgehende Handlung muss man verzichten. Worin der Film allerdings Stärke zeigt, ist im Einfangen eines bestimmten Lebensgefühls, das von einem unbändigen Drang nach Freiheit und einem Leben weitab jeglicher Ordnung und Zwänge des Spießbürgertums bestimmt wird. Davon lässt man sich gerne mitnehmen, zumal wenn man etwas für die 70er Jahre übrig hat. Im Fall von Hirschensons Film wird man nach bereits 75 Minuten mit einem recht überraschenden Ende belohnt, das auf den letzten Metern ungeahnt viel Platz für eigene Auslegungsmöglichkeiten lässt. Nicht zuletzt deshalb und weil der Film voll mit recht eigenwilligen und doch wie im Vorübergehen hingeklecksten psychedelischen und surrealen Bildern ist, sticht er deutlich von anderen Selbstfindungswerken ab. Da sieht man PICK UP auch gerne nach, dass er mit seiner Botschaft bestimmt fünf Jahre zu spät dran ist.
#959
Geschrieben 12. Oktober 2007, 12:44
(Italien 1969 – Umberto Lenzi)
Im Leben des Industriellen Jean Reynaud läuft es nicht so gut. Mit seiner Chemiefirma nicht, und schon gar nicht mit seiner Frau Danielle. Da findet es Jean recht spannend, dass im Penthouse über ihm die etwas mysteriöse Nicole eingezogen ist, die jedoch offensichtlich nicht so guten Umgang pflegt. Es scheint, dass ihr ein übler Deutscher, ein gewisser Klaus nämlich, nachstellt und sich ihr gegenüber aggressiv und gewalttätig zeigt. Es dauert nicht lange, da hat Jean Feuer gefangen und sich Hals über Kopf in die Schöne aus der oberen Etage verguckt, die seine zärtliche Annäherung überdies auch nicht unbeantwortet lässt. Bei einer gemeinsamen Reise eröffnet ihm Nicole jedoch überraschend, dass sie der Köder in einer gemeinen Verschwörung ist und Klaus gar ein bezahlter Killer, der Jean umbringen soll. Jean glaubt diesen Ausführungen zunächst nicht recht, will sich aber gern überzeugen lassen, wenn Nicole ihm Beweise liefern kann. Eines Abends ist es dann soweit, und der Film gerade mal zur Hälfte vorbei. Lenzi lässt zur Mitte hin eine ganz schöne Bombe platzen, die man so allenfalls erst gegen Ende erwartet hätte. Und auch danach reißt die Spannung in diesem klassischen Gelben nicht ab, sondern wird in dem recht ausgeklügelt konstruierten Spiel immer erneut angefacht. Bis zum Ende weiß man nicht genau, woran man als Zuschauer ist, obwohl Lenzi rückblickend betrachtet durchaus unmissverständliche Signale setzt. Sehr positiv ist auch, was der Film allein aus dem Spiel seiner vier Personen (die Rollen sind mit Jean Louis Trintignant, Erika Blanc, Carroll Baker und Horst Frank als Schurke zugegebenermaßen exzellent besetzt) und ein paar dezenten unheilschwangeren Bildern, also im Grunde aus recht wenig, so an Stimmung zieht. Obwohl der Film so seine kleine Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen, lässt man sich als Zuschauer doch gerne mitnehmen, sobald die Ereignisse sich zu überschlagen und die Kurven für immer neue, vertrackte und sehr rätselhafte Wendungen genommen werden. Auch die recht einlullende Musik von Riz Ortolani, die selbst in Momenten absoluter Hochspannung eher ruhig bleibt, ist so gut, dass sie noch ein schönes Weilchen im Kopf nachspielt.
#960
Geschrieben 14. Oktober 2007, 13:10
(USA 2007 - Mikael Håfström)
Der sich mit eher öden Gruselsachbüchern über Wasser haltende Autor Mike Enslin bekommt eines Tages Wind von einem Zimmer im New Yorker Dolphin Hotel, in dem es so mächtig spuken soll, dass die Geschäftsleitung den Raum seit Jahren unter Verschluss hält. Enslin schlägt alle eindringlichen Warnungen des General Managers in den Wind und will in Zimmer 1408 eine Nacht verbringen. Und dann schleicht sich in der Tat in den Film mit zunächst recht einfachen Mitteln doch sehr angenehmes Gespuke und Gegrusel, das ich so in einem aktuellen Film nicht erwartet hätte. Statt mit der Effektkeule zu fuchteln, die natürlich im weiteren Verlauf hin und wieder auch nicht ausbleibt, bedient sich ZIMMER 1408 vieler klassischer Geisterhaus-Elemente, und selbst auf die wehende Gardine musste ich dabei nicht verzichten. Seinen abgedroschenen Aufhänger (Schriftsteller in Gruselbude), den Vorlagenlieferant King eigentlich bereits mit THE SHINING hinreichend abgefrühstückt hat, bekommt der Film damit wettgemacht, dass er sich in der zweiten Hälfte ganz dem Überlebenskampf seines Hauptcharakters verschreibt, der, und das wird schnell klar, in einer Folge sich immer weiter steigernder Alpträume voller Gemeinheiten und ziemlich böser Fallen steckt, die er nicht mehr verlassen kann. Seitens der mitunter recht grotesken und zuweilen durchaus für ein paar Schocks guten Einfälle ist dabei alles im Lot. Die mitgegebene Geschichte rund um die jung verstorbene Tochter Enslins und die zum Ende hin etwas aufgesteckt wirkende Katharsis, die Enslin deshalb nebenbei zu durchlaufen hat, kann man samt leicht faulem Nachgeschmack mitnehmen und kriegt davon nur wenig Magendrücken. Diese Beigaben ruinieren den Streifen auf der Zielgeraden nicht zwangsläufig. Auch eine Kunst. Nach all den Remakes asiatischer Geisterfilme und der nicht ausbleibende Einfluss dieser Streifen auf aktuelle Horrorfilme war ZIMMER 1408 doch erfrischend altmodisch und weitaus besser, als ich ihn mir überhaupt erwartet habe. Dass es sich um eine King-Verfilmung handelt, dieses Wissen habe ich gar nicht erst ins Kino mitgenommen.
Besucher die dieses Thema lesen: 1
Mitglieder: 0, Gäste: 1, unsichtbare Mitglieder: 0