"Let's hope this elevates their thinking..."
#781
Geschrieben 15. Juli 2007, 15:19
(John Singleton, USA 2005)
Gefährlicher Film. Gewalt wird mit Gegengewalt beantwortet, am Ende sind die "Bösen" tot und die "Guten" erfreuen sich am Leben. Weder sind unsere Protagonisten Comichelden, noch werden ihre Taten geahndet - nein, sie werden schick in Szene gesetzt und mit cooler Musik unterlegt. Ja, man könnte hier durchaus auch von Gewaltverherrlichung sprechen, aber halt! So etwas gibt es laut einigen Jugendschützern ja nur bei Stallone, Van Damme und Co. Von dem Vorwurf des Rassismus (alle bösen Jungs sind schwarz, einer ist mexikanischer Herkunft) ganz zu schweigen.
Anyway, Singletons Handschrift ist jedenfalls unverkennbar, denn SHAFT erscheint nur allzu omnipräsent. Beim Finale lässt dann schließlich Marky Marks neueres Vehikel SHOOTER grüßen. Die bereits angeführte musikalische Untermalung ist ebenfalls gewohnt soulig und rundet das Ganze ab. Den Moralapostel will ich sicher nicht spielen und FOUR BROTHERS schlecht reden, denn dafür ist er dann doch zu gut. Tiefgründig in seiner Charakterzeichnung ist er natürlich nicht, und auch am Realismus hat man zu knabbern. Als ein seichtes Actiondrama taugt Singletons Film aber allemal.
#782
Geschrieben 17. Juli 2007, 17:22
(Quentin Tarantino, USA 2007)
Boah, wo anfangen? Vielleicht damit, dass ich noch immer - immerhin einen ganzen Tag später - völlig begeistert und eingenommen von Tarantinos Beitrag zu GRINDHOUSE in seiner internationalen, längeren Fassung bin. Ich meine, DEATH PROOF huldigt dem Genre des Kinos, das den meisten bis dato verwehrt bleiben dürfte. Sei es aus Gründen der Explizität des Ganzen, dem Nischendasein oder des schlechten Rufes - für mich ist das Exploitation-, Trash-, Grindhouse-, oder was-auch-immer-Kino ein ganz besonderes, hat es doch Perlen hervorgebracht, die man nie wieder vergessen wird und auf immer in sein Herz geschlossen hat. Andererseits ist es aber auch gut, dass nicht alle Fans dieses Genres sind. Die Tatsache, dass man in einigen amerikanischen Kinos Schilder aufstellen musste, die aussagen, dass die schlechte Bild- und Tonqualität, die diversen Unreinheiten und anderes vom Regisseur beabsichtig seien, sprechen Bände. Konsequent ist Tarantino in letzter Instanz dann aber doch nicht, denn dafür ist sein Film dann doch zu gut. Zu gut sowohl in Sachen der Formalia, als auch des Inhaltes. Startet das Vergnügen noch mit dem typischen Grindhouse-Vorspann und anderen Spielereien, so fallen einem im Abspann die Logos von Dolby Digital, dts und Panavision ins Auge...
Das tut dem Ganzen aber dennoch keinen Abbruch. Viel mehr stört da schon die Tatsache, dass keine der fake trailer an den Film gebunden sind. Von der Tatsache, dass man das double feature getrennt hat ganz zu schweigen. Wobei, vielleicht hat es DEATH PROOF auch ganz gut getan, dann von den knappen zwei Stunden Laufzeit ist keine Minute zu lang. Ich weiß ja nicht, was einige von einem Tarantino erwarten, aber dass es massig Dialoge und dergleichen gibt, kommt ja wohl an ein ungeschriebenes Gesetz heran. Und genau hier liegt nämlich auch die große Stärke des Filmes: statt massig auf Action zu legen - der Trailer suggerierte dies m.M. doch sehr stark -, setzt der Film auf gewohnt tarantinoeske, spitzige und bis ins Detail durchdachte Dialoge. Da wird über alte Filme geredet (die der Film natürlich auch zu zitieren weiß), über die neueste italienische Vogue, Schauspielerdouble und weiß Gott noch was alles. Frühere Werke Tarantinos lassen dabei stets grüßen, allen voran die Diner-Szene, die zwar nicht an jene aus RESERVOIR DOGS herankommt, aber durchaus weiß, was eine Pointe ist. Weitere Highlights sind sicher die Krankenhausszene mit den beiden typisch texanischen Cops und Eli Roths Rolle, die ich für überraschend witzig halte ("... let Shanna suck my banana."). Das ist Tarantino, und so bekam ich bei der Sichtung mein Dauergrinsen auch einfach nicht aus meinem Gesicht, komme, was wolle. Und wenn dann auch noch dieser - wieder mal - grandios ausgewählte Soundtrack nebenher trällert, dann hat man wirklich das Gefühl, etwas wirklich großem beizuwohnen. Actiontechnisch hält sich DEATH PROOF aber keinesfalls zurück. Wenn es zur Sache geht, dann aber ordentlich, Rodriguez hat da ja schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden... Den buchstäblichen Höhepunkt gibt es dann sogar gleich in vier Perspektiven, hintereinander und in jeder Einzelheit. Im Prinzip wiederholt sich die Geschichte dabei in der Mitte (die erste Hälfte halte ich dabei übrigens für die leicht bessere), doch wo kommt in einem Exploitationer bitte nur eine Person um?
Ein weiterer heller Stern am Himmel Tarantinos ohnehin heller Filmografie. Selten hat er seinen Fußfetisch so ausleben können, selten hat man Frauenproblemen so aufmerksam gelauscht und überhaupt - wer hat sich jemals an ein solches Projekt gewagt? Tarantino ist und bleibt eine der Größen Hollywoods. Ich kann PLANET TERROR oder besser das volle GRINDHOUSE (und dann noch in der OV) jedenfalls kaum erwarten!
#783
Geschrieben 19. Juli 2007, 12:32
(Kevin Smith, USA 2006)
CLERKS. habe ich ja erst vor einigen Monaten gesehen, war aber sofort verliebt in die beiden tollpatschigen aber liebenswerten Protagonisten. Mit CLERKS II verhält es sich nicht anders - was gut ist, kann nicht schlecht werden. Und so macht das Sequel dann auch alles richtig, was es nur richtig machen kann. Nahtlos knüpft CLERKS II an seinen Vorgänger an, weiß dabei (anarchischen) Humor und Romantik perfekt miteinander zu verknüpfen und schafft eine wunderbare Symbiose aus beiden, die effektiver nicht sein könnte. Rosario Dawson ist dabei der heimliche Star, zuckersüß, und da wundert es nicht, dass so mancher sein ganzes Leben für diese Frau auf den Kopf stellt. Noch bemerkenswerter als die liebenswerten Figuren, die sich wohl jeder in seinem Viertel wünschen würde (oder gerade auch nicht), ist aber die Dichte, die Smith schafft. Sowohl die Dichte der Gags, als auch die der Geschichte selbst. Nicht mal David Zucker-Klassiker sorgen für ein solch akutes Lachen, wie es bei Smiths Film der Fall ist. Alle sind sie wieder dabei, noch immer in Bestform - und wenn sich dann noch Gaststars wie Ben Affleck und Jason Lee (oder ganz besonders toller Auftritt: Kevin Weisman aus ALIAS) dazu gesellen, dann ist es um den Smtih-Fan sowieso geschehen.
CLERKS II ist mit etwas mehr als 90 Minuten kaum länger als sein Vorgänger, und das ist auch gut so. Smith erzählt seine gegen Schluss sogar ziemlich herzerwärmende Geschichte in genau dieser Zeit, und so bleibt das Ganze dann auch schön kurzweilig, Fast Food sozusagen. Smith hat es also wieder mal geschafft: wo einerseits Fäkalwitze und Schimpfwörter en masse dominieren, ist der Film letzten Endes doch eine wunderschöne, grundehrliche Romanze - nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischengeschlechtlich. Wie formulierte es ein geschätzter Kollege meinerseits doch so schön: "Die schönste Romanze zwischen zwei Kerlen seit Brokeback Mountain!" CLERKS II ist schlichtweg perfekt, erst recht, wenn man es als Sequel betrachtet, die ja des Öfteren doch mit genügend Aspekten zu kämpfen haben. Und so eignet sich der Film zumindest für mich perfekt dazu, in regelmäßigen Abständen zu sichten, denn über Smiths Humor kann man immer, zu jeder Temperatur und Stimmung lachen. Und ehrlich gesagt, habe ich selten das Verlangen gespürt, einen Film gleich nach Ende des Abspanns noch einmal zu sichten (was ich aber nicht getan habe). Ein wieder mal ganz großer Wurf von Silent Bob. Schön, dass es noch so ehrliche und unbefangene Regisseure wie Smith gibt.
#784
Geschrieben 21. Juli 2007, 12:31
(Kathryn Bigelow, USA 1991)
Schon irgendwie komisch, wenn man einen Film nur deshalb (oder gerade deshalb) sichtet, weil man ihn in einem anderen Film gesichtet hat, der diesen nicht nur erwähnt, sondern ihm sogar regelrecht huldigt. So geschehen bei HOT FUZZ. "Ever fired your gun in the air and yelled 'Aaaaaaah!'?" - dieses Zitat und die kurze Einblendung der angesprochenen Szene sprechen Bände und brachten dann auch mich endlich dazu, POINT BREAK endlich mal in den Player zu stecken. Ganz so begeistert wie Nick Frost bin ich zwar nicht, aber tolles Actionkino ist POINT BREAK allemal. Das Timing könnte besser nicht sein und sorgt für eine konstante Spannungskurve. Die Actioneinlagen sind zahlreich und kommen bisweilen sogar recht hart daher. Klar, Keanu Reeves ist vielleicht nicht die beste Besetzung, aber dafür gibt es ja noch Gary Busey oder Dr. Cox, John C. McGinley. POINT BREAK bedient sich vieler Klischees, zeichnet seine Charaktere nicht gerade subtil, weiß dabei aber stets, worauf der Fokus liegt, nämlich auf der Action und Spannung. Zudem sind die Surfszenen wirklich grandios in Szene gesetzt und da wundert es nicht, dass Johnny (Reeves) sich sofort dafür begeistern kann. Kein Meisterwerk, aber ein ordentlicher Semiklassiker.
#785
Geschrieben 22. Juli 2007, 16:58
(Jo Baier, Deutschland 2004)
Passend zur 63. Jährung des Attentats und dem derzeitigen Trubel um Cruise, der Drehgenehmigungen und allem anderen Firlefanz rund um VALKYRIE. Ob Hollywood es aber schafft, dass Thema gut, wenn nicht sogar besser als diese deutsche TV-Produktion umzusetzen, bezweifle ich nun aber, denn Sebastian Koch macht seine Sache wirklich mehr als gut. Selten sieht man dem Film an, dass es sich wohl um ein Budget jenseits vom "Remake" handelte, so gut kommt STAUFFENBERG daher. Die Figur des Obersts ist dabei natürlich ein absoluter Sympathieträger und eine tragische dazu. Bekannte deutsche Gesichter gibt es zuhauf, schön und sicher inszeniert und zu keiner Sekund langweilig. Hut ab!
#786
Geschrieben 22. Juli 2007, 22:12
(F. Gary Gray, USA/Frankreich/UK 2003)
Langweiliger, vor sich dahinplätschernder, unspannender und vor allem langatmiger Thriller, dessen Original nur besser sein kann. Klischeehafter könnte die Zusammenstellung der Helden nicht sein, da kann auch Charlize Theron nicht mehr viel retten, die außer als eye candy hier eh nichts zu suchen hat. Habe mich zwar schon besser gelangweilt, aber auch schlechter.
#787
Geschrieben 24. Juli 2007, 12:13
(Dr. Uwe Boll, USA/Kanada/Deutschland 2007)
What the fuck!? Dr. Boll scheint endgültig durch zu sein, denn was hier abgeht, ist jenseits von Gut und Böse! Nackte Penisse, erschossene Kinder, Verhöhnung der Opfer von 9/11, Nazis - um nur mal einige der unzähligen Geschmacklosigkeiten zu nennen. Das ein oder andere Mal musste ich durchaus schmunzeln, ja, aber zu 98 Prozent ist das, was sich da auf der Leinwand abspielt einfach unfassbar krank und geschmacklos. Ich berichtete ja erst vor kurzem, wie Dr. Boll auf einige Fragen zum Film antwortete, aber dass es letzten Endes so grausam - sowohl vom Inhalt, als auch vom Formalen her - würde, hätte ich nie und nimmer gedacht. Jedes Mal, wenn man denkt, es ginge nicht mehr schlimmer, setzte Dr. Boll dem Ganze noch eines drauf und zeigt, dass es geht! Der Höhepunkt dabei ist sicherlich der Auftritt seiner selbst, verlautend, dass seine Filme mit Nazigold finanziert worden seien - in Verbindung mit der Selbstsynchronisation gleich doppelt und dreifach so schlimm. Ich meine, eine Abneigung gegen Dr. Boll hat ja so gut wie jeder, aber diese ist auch begründet. So hat er beispielsweise absolut keine Ahnung von Timing. Das unsägliche Finale zieht er stundenlang in die Länge, Spannung kommt zu absolut keinem Zeitpunkt auf und sowieso wirkt alles wie wahllos aneinandergereiht.
So sitze ich in meinem Kinosessel, mich selbst fragend, womit ich diese Folter denn bitteschön verdient habe. Eine Story? Hat POSTAL nicht, das Grundgerüst, dass sich hier Handlung nennt bzw. schimpft, sieht eher danach aus, als habe es ein Grundschüler im Zuge seiner jungen, blühenden Fantasie geschrieben und es dabei etwas übertrieben. Inwieweit sich Dr. Boll hier an das Videospiel gehalten hat oder eben auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Dem Erfinder des Spieles dürfte es aber auch nicht allzu gut gefallen haben, denn er springt Dr. Boll im Film an die Gurgel und lässt sich dabei von nichts und Niemandem aufhalten. Ich will jetzt aber auch gar nicht weiter darauf eingehen, denn das würde nur wieder die schrecklichen Erinnerungen von gestern Abend heraufbeschwören, die dazu führen würden, dass mir früher oder später doch noch der Kragen platzt. Ein gutes hat es jedoch, denn POSTAL zeigt eindringlich, dass gewisse Personen dringend Hilfe benötigen und man sich doch jederzeit dafür aussprechen würde, dass es ähnlich dem Führerschein für das Autofahren auch eine Lizenz zum Filmemachen geben sollte - wobei, hier ist sowieso alles viel, viel zu spät! (Mindestens) Der schlechteste Film des Jahres.
#788
Geschrieben 24. Juli 2007, 22:36
(Martin Weisz, USA 2007)
Keine Frage, dieses Sequel kommt natürlich nicht mal ansatzweise an den Vorgänger, das Remake, heran. Dazu fehlen dann doch die Identifikationsfiguren des Normalbürgers, die man im ersten Teil ja reichlich hatte. Die Soldaten sind bis an die Zähne bewaffnet, ausgerüstet mit Hightech und relativ gut organisiert. Und dennoch, ihr Gegner ist quasi unsichtbar, perfekt an das Terrain angepasst, mit seiner eigenen Sprache und eigenen, außergewöhnlichen Verhalten. Hier liest sich THHE II wie eine Parabel auf den Irakkrieg: technisch ist man dem Gegner zwar überlegen, aber es gibt sprachliche Schwierigkeiten, vom ungewohnten Terrain ganz zu schweigen. Mächtig intelligent kommt THHE II aber keinesfalls daher, eher wie die typische Fortsetzung (dass Aja nicht mehr Regie führte, sagt dabei auch schon einiges aus). Die Charaktere sind flach wie Flundern, reißen auch schauspielerisch keine Bäume aus. Und dennoch, das Tempo ist konstant ziemlich hoch, der Splatter überraschend freizügig und blutig, und sowieso ist eine Szene unappetitlicher als die andere (allen voran die Vergewaltigung). Nach knappen 90 Minuten ist dann Schluss, und ich muss feststellen, dass ich mich durchaus schon schlechter gelangweilt habe, ja.
#789
Geschrieben 26. Juli 2007, 12:28
Black Sheep
(Jonathan King, Neuseeland 2006)
Irgendwie war es ja alles schon mal da: genmanipuliertes Zeug, das aus unscheinbaren Tieren Monster macht. Vom Biss der Monster, die dazu führen, dass man sich selbst in ebendiese verwandelt, ganz zu schweigen. Der große Unterschied ist aber, dass BLACK SHEEP die bekanntesten Vertreter nicht unbedingt nachahmt, sonder herrlich zitiert. Da wäre beispielsweise das kleine, genmanipulierte Killerschaf, das einer gewissen Kreatur eines gewissen korpulenten Neuseeländers zum Verwechseln ähnlich sieht. Doch nicht nur Peter Jackson lässt grüßen (nicht zuletzt auch wegen den Landschaften, bei deren Anblick seine Fantasytrilogie nur allzu omnipräsent erscheint), auch diverse Zombiemeister. So bekommen es die Helden (darunter ein herrlicher Oli Pocher-Verschnitt, der den Spaßfaktor gleich noch anhebt), dann nämlich auch mit blutrünstigen Willenlosen zu tun, die eine große Wut verspüren und ekelhafter nicht sein könnten. Zwischen deftigem Splatter, den bereits genannten, wunderschönen Landschaftsaufnahmen und gut aufgelegten Darstellern, bekommt man dann auch noch jede Menge Esoterik-, Gentechnik- und Expansionskritik serviert. Das macht Spaß und ist trotz vieler Parallelen schön souverän, sowohl in seiner Geschichte (wann gab es denn bitteschön Killerschafe zu sehen?), als auch in seiner Inszenierung; vor allem weil King sich nicht nur bei einem Genre bedient, sondern gleich einem halben Dutzend.
#790
Geschrieben 26. Juli 2007, 14:08
The Ferryman
(Chris Graham, Neuseeland/UK 2007)
Zweiter Film, erste Enttäuschung. Zu oft da gewesen, das, zu sehr nach Schema F konstruiert, das, zu vorhersehbar, das und vor allem sich selbst viel zu ernst nehmend. Andererseits ist das Ganze aber auch so (unfreiwillig) komisch, dass es schon wieder etwas Spaß macht. Da wäre zum einen die blonde Barbie, die klischeehafter nicht sein könnte - die ist so dummdreist, das muss so überzogen gewollt sein. Zum anderen dann ihr Freund, der wenn er endlich den Bösen spielen darf - und das darf hier jeder Mal -, einen auf Patrick Bateman macht und diesem in Sachen Gestörtheit in fast nichts nachsteht. Das ist herrlich überzogen, das holt das sinkende Schiff (wie passend) wieder etwas aus dem Sog. Im Grunde genommen ist THE FERRYMAN aber lediglich eine Art Best-Of aller bekannten Horror(unter)genre: angefangen beim x-ten Einsatz von Kinderstimmen und Visionen mit Wesen mit eher unkonventionellem Erscheinungsbild, über eine Art Fluch, bis hin zum Slasher, der auch vor leichten Splattereinlagen keinen Halt macht. Blöd nur, dass er sich dabei viel zu viel vornimmt und letzten Endes maßlos überladen und zu lang ist. Zäh wie Gummi gestalten sich ganze Szenen, an der Location hat man sich ebenfalls schnell satt gesehen und richtige Atmosphäre oder gar Spannung kommt so gut wie nie auf. Es gab zwar schon viele schlechtere Kollegen, aber auch schon viele bessere. Ach ja, die Schlussszene war übrigens so nötig wie Zahnschmerzen.
#791
Geschrieben 27. Juli 2007, 12:53
Stuck
(Stuart Gordon, Kanada/USA/UK 2007)
Kenne von Gordon ja bisher nur seinen RE-ANIMATOR, dem STUCK in Sachen Schwarzhumorigkeit und Aberwitzigkeit in nichts nachsteht. Klar, eine Splatterorgie darf man hier nicht erwarten, aber darum geht es hier auch gar nicht (außerdem gibt es dennoch genug schmerzhafte Szenen). Gordon schafft es immer wider, ein Gagfeuerwerk nach dem anderen abzufeuern, ins Slapstickhafte driftete er dabei aber zu keiner Sekunde ab. Immer wenn man denkt, die Pointe habe bereits stattgefunden, setzt er dem Ganzen noch eines drauf und belehrt uns eines besseren. Dabei spielt Suvari so gut wie nie, denn ohne sie wäre der Film wohl nur halb so gut. Es ist aber ganz einfach auch die freche und äußerst erfrischende Idee, mit der Gordon zu Werke geht. Ein erfolgloser Normalbürger, der angefahren wird und in der Windschutzscheibe stecken bleibt - und das sogar für einige Tage -, ist alles andere als eine Nummernrevue. Schön auch, dass STUCK somit auch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise vorhersehbar ist, denn wenn man weiß, dass dieser Mann einen schön schwarzen Humor hat, dann ist in seinem Film auch alles möglich. Es ist ein Paradoxon, dass Gordon bei seiner Hauptfigur schafft: kann sie in ihrem Berufsleben den Hilfsbedürftigen nicht genug helfen, so verhält es sich im Privatleben exakt gegenteilig.
Als Identifikationsfigur funktioniert Stephen Reas Charakter natürlich nahezu perfekt, denn man kann sich nur zu gut in seine Lage hineinversetzen, die schlimmer nicht sein könnte. Seine Handlungen sind nachvollziehbar, absolut menschlich und somit ist er quasi ein Archetyp für das Unfallopfer (auch wenn die wenigsten Unfälle wohl so "glatt" ausgehen, dass man den Aufprall überlebt). Der Schluss bildet dann zwar den absoluten Höhepunkt, kommt aber leider viel zu plötzlich und schnell daher. Trotzdem, das bisherige Highlight des Festivals.
#792
Geschrieben 27. Juli 2007, 12:54
To Sir, with Love (스승의 은혜)
(Dae-wung Lim, Südkorea 2006)
Im Osten nichts Neues. Okay, die Idee der bösen Lehrerin, die ihre Schüler malträtierte, nun eine Reunion veranstaltet und damit die ganzen alten Erinnerungen der Schüler heraufbeschwört, ist vielleicht nicht gerade die abgenudelste, aber im Prinzip auch nur Mittel zum Zweck. Gesplattert wird, ja, aber lange nicht so derb, wie man im Vorfeld des Öfteren lesen oder hören konnte. Das Prinzip ist das wohl gängigste und konventionellste: alle werden schön nacheinander vom Killer geholt und bekommen die Strafe, die sie "verdienen". Garniert mit einigen recht netten Twists und viel koreatypischem Melodrama gen Ende, bleibt unterm Strich aber an ordentlicher, handwerklich solider Splatter aus Korea, der für die übrige Filmografie des Landes doch eine gewisse Sonderstellung einnimmt.
#793
Geschrieben 29. Juli 2007, 14:47
(Frank Coraci, USA 2006)
Schon tausendmal da gewesene Komödie, die ihren moralischen Zeigefinger nur zu gern hoch erhebt und dabei nur selten komisch ist. Keine Frage, einige nette Einfälle hat CLICK ja, allen voran The Hoff oder die Zukunftsnachrichten (Britney Spears und ihr 23. Kind z.B.), das war es dann aber auch schon. Der Rest, also die übrigen 98 Prozent des Films, richten sich natürlich auch an das etwas jüngere Publikum und Familien, die es mit selbiger wohl nicht allzu genau nehmen. Die Werte, die CLICK dabei anspricht sind natürlich einmal mehr konservative, was aber durchaus lobenswert, wenn auch Standard, ist. Fan Adam Sandlers war ich nie und werde ich nach CLICK aber wohl auch noch immer nicht werden. Insgesamt einfach zu lang und egal, da kann auch Beckinsale als pures eye candy nichts mehr groß rausreißen.
#794
Geschrieben 31. Juli 2007, 15:46
(Simon Groß, Deutschland 2007)
Für ein Spielfilmdebüt ein recht gelungener Film. Ein Kammerspiel, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Vision nur allzu nah beieinander liegen. Mit gerade mal drei Darstellern, einer einzigen Location und einem Ablauf in Fast-Echtzeit, schafft Groß ein Abenteuer, dass zwar nur selten Spannung aufkommen lässt, Thrillerelemente aber dennoch nicht vermissen lässt. Wer ist der große Unbekannte? Warum hilft er den beiden? Was hat seine Vergangenheit beim Militär damit zu tun? Fragen über Fragen, beantworten tut sie Groß nicht, vielmehr lässt er dem Zuschauer viel Raum für eigene Interpretationen. Waren die beiden wirklich mit dem Franzosen unterwegs oder war dies nur eine Fata Morgana? FATA MORGANA ist eine gelungene Abwechslung zum Krawallkino der Klingelton- und Fastfood-Generation, gutes altes Schauspielerkino, das mit Matthias Schweighöfer und Marie Zielcke zudem gut besetzt ist. Dennoch kommt der Film oftmals zu trocken (nein, das liegt nicht an der Wüste Marokkos) und langatmig daher, nutzt sich das Prinzip auch zu schnell ab. So dürfte er dann auch das Sitzfleisch einiger Zappelphilippe durchaus auf den Prüfstand stellen dürfte.
#795
Geschrieben 01. August 2007, 13:07
(Michael Bay, USA 2007)
Was habe ich die Tage bis zum Start (der ja freundlicherweise auch noch vom passenden Independence Day verschoben wurde) doch gezählt. Nun war es endlich so weit, TRANSFORMERS, endlich! In erster Linie freue ich mich aber weniger um die Verfilmung der Trickserie und des Spielzeuges, sondern vielmehr wegen der Tatsache, dass es sich hierbei um einen (neuen) Film von Meister Bay handelt. Schon die Trailer versprachen viel: Hubschrauber vor Sonnenuntergängen, Militärclipästhetik, tapfere Soldaten und jede Menge Pyrokrawall. Und was soll ich nun sagen? TRANSFORMERS bietet das alles in Reinform, Bay begeistert also einmal mehr mit seinem Militärfetisch und zeigt, dass er noch immer der beste unter den Popcornkinoregisseuren ist. Der Film beginnt mit einer kurzen Einführung des McGuffins, einem Würfel, der irgendwelche Superkräfte beinhaltet. Soweit, so trashig. Doch dann, Bay scheint vollkommen in seinem Element zu sein, das erste Bild, ein Helikopter vor der auf- oder untergehenden Sonne. Was folgt ist ein Angriff der Decepticons auf eine Militärbasis der US-Streitkräfte in Katar. Bay zieht hier wirklich alle Register, präsentiert uns eine Krawallorgie, die ihresgleichen sucht: tapfere Soldaten kämpfen gegen die haushoch überlegenen Maschinen, im Sekundentakt steigen neue Helikopter und Jets in die Luft, um die Bodentruppen zu unterstützen. So gut die Werbevideos der USAF, Marines & Co. auch aussehen mögen, gegen Bay Clip wirken sie wie Kinderfasching.
Nach dem ersten (und definitiv besten) Angriff wird es dann etwas ruhiger, die Charaktere werden eingeführt, die Action legt eine Pause ein. Nicht aber der Humor, der mal herrlich passend (beim Autoradio mit den jeweils passenden Songs tobte das Kino) ist, mal grenzdebil und völlig fehlplaziert wirkt (Chef von Section 7 und die Urinierung auf selbigen). Hier merkt man dann auch, dass sich der Film in erster Linie doch eher an ein jüngeres Zielpublikum richtet. Insgesamt funktioniert die Mischung aus Humor und Action aber, auch wenn die Symbiose - wie bereits angesprochen - ab und an unrund, ja paradox wirkt. Feiert Bay in der einen Szene noch die militärische Stärke der Vereinigten Staaten, entzieht er der Seriosität und dem Pathos in der nächsten schon wieder den Boden unter den Füßen weg. In dieser Hinsicht ist ansonsten aber alles as usual: Die Regierung ist schlecht (außer der Verteidigungsminister, der gerne auch mal selbst Hand anlegt), das Militär respektive der Soldat ist gut. Bay überspannt den Bogen m.M. jedoch etwas, indem er den Präsidenten als Schokoriegelmampfenden, rote Socken tragenden Gesichtslosen darstellt, der es im Abspann dann auch noch mal dick abbekommt. Das kennen wir ja schon aus THE ROCK, wenn auch nicht in dieser Slapstickhaften Form. Slapstick, ein gutes Stichwort, weist TRANSFORMERS doch sehr viele Slapstickmomente auf, was ihm nicht unbedingt gut tut. Konkret zu benennen wäre hier John Turturro, dessen Charakter so unpassend ist, dass es bisweilen wehtut.
Sauer aufstoßen tut dies aber nicht allzu stark, denn dafür ist Bays Film einfach eine zu gute Materialschlacht, die zu jeder Sekunde jeden Cent der 200 Millionen Dollar zeigt. Die CGI von ILM sind schlicht und ergreifend perfekt, erst recht natürlich, wenn man den Film wie ich in einer digitalen Projektion sehen darf (ich will nie wieder normales Kino sehen!). Und so steuert TRANSFORMERS dann auch konsequent auf sein atemberaubendes Finale zu, in das man - ja, dieser Vorwurf ist durchaus angebracht -, dramaturgisch zwar nicht allzu stark eingebunden wird, aber immer noch extrem großen Spaß hat. Es handelt sich eben um pures eye candy, die Geschichte ist an sich natürlich strunzdoof, aber man muss sich auch im Klaren darüber sein, mit was man es hier überhaupt zu tun hat. TRANSFORMERS legt die Messlatte für das Krawall- und Popcornkino jedenfalls noch mal einige Stockwerke höher, denn ich bin mir sicher, dass man so etwas lange Zeit nicht mehr zu sehen bekommen wird. Ich meine, Krawall exorbitanten Ausmaßes, Militärglorifizierung, Hubschrauber vor Sonnenuntergängen, eine geile Megan Fox und ein teilweise schön bombastischer Score - was will ich mehr als zwei Stunden im Paradies zu sein? Bay ist und bleibt mein Lieblingsregisseur, diese Position hat er mit diesem Film einmal mehr gefestigt - und dafür schäme ich mich auch nicht, nein!
#796
Geschrieben 02. August 2007, 13:17
All the Boys Love Mandy Lane
(Jonathan Levine, USA 2006)
Außer Kontrolle geratene Teens, die kiffen, koksen, saufen und miteinander rummachen, weit abseits jeglicher elterlicher Kontrolle. Wer kennt das nicht? Zumindest in Filmform jeder, der schon den ein oder anderen Slasher gesehen hat. Und so unterscheidet sich Levines Neo-Slasher nicht unbedingt vom Einheitsbrei - auf den ersten Blick zumindest. Haufenweise werden die großen Vorbilder Cravens, Carpenters und Co. zitiert, sogar eine nahezu 1:1-Kopie der "Mädel schreit und rennt leicht bekleidet auf der Straße rum"-Szene aus TCM hat Einzug in den Film gefunden. Levine verbleibt dabei aber nie allein auf der Horrorschiene, sondern streift konsequent High-School-Drama und coming of age-Film und lässt seinen Film somit erst richtig interessant werden. Optisch schön verziert und mit einigen tollen Stilmitteln (allein die erste Einstellung und das Umziehen Lanes zum klassischen Stück sind herausragend) umgesetzt, scheint MANDY LANE dennoch die Wegrichtung der Klassiker zu halten. Doch dann lässt Levin kurz vor Schluss die Bombe platzen und seinen Film urplötzlich mit allen Genrekonventionen brechen - ein Knalleffekt, der effektiver nicht sein könnte. Die Figur der Mandy Lane (toll: Amber Heard) ist natürlich die einzige, die relativ viel Entwicklung zeigt, denn auf ihr liegt ja schließlich auch der Fokus. Dass die anderen - inklusive des Killers, aus dessen Identität glücklicherweise kein langer Hehl gemacht wird - da etwas zurück stecken müssen ist klar und zudem ja sowieso obligatorisch.
Der Abspann dann in knalligen Farben gehalten und mit einem bombastischen Retrosoundtrack (selten habe ich in einem Film solch wie ein Maßanzug passende Musik gehört) unterlegt, würde Tarantinos Neuestem locker Konkurrenz machen. Nach Ende des Abspanns dann die endgültige Gewissheit: MANDY LANE ist für mich das definitive Highlight des diesjährigen FFFs!
#797
Geschrieben 04. August 2007, 21:53
(Frank van Geloven, Edwin Visser, Belgien/Niederlande 2006)
Will so viel sein, ist dabei aber nur eines, nämlich spannungsfrei und einfach egal. Ein europäischer Slasher klingt auf den ersten Blick gut, doch im Endeffekt ist es doch nur wieder Nonsens Marke SWIMMING POOL - DER TOD FEIERT MIT. Dabei verspricht die Optik anfangs recht viel, auch wenn der Schnitt deutlich besser sein könnte. Doch sobald das Gewackle beginnt, beginnt auch die Gleichgültigkeit, mit der ich bei der Sache war - oder auch nicht. Die Figuren sind von Anfang an fast durch die Bank unsympathisch, vom nervigen Magiegedöns ganz zu schweigen. Und wenn das Ganze dann noch mit einem historischen setting beginnt und mit einer Wiederholung der Ereignisse endet - was man beides in ungefähr 1643 anderen Genrekollegen (besser) gesehen hat -, dann weiß man, dass der Zug, auf den SL8N8 aufspringen wollte, schon lange abgefahren ist.
#798
Geschrieben 07. August 2007, 15:33
(Daniel Acht, Ali Eckert, Deutschland 2007)
Ein Film, der sich zwischen Drama, Liebesfilm und Komödie einfach nicht entscheiden kann. Macht nichts, haben sich die Verantwortlichen gedacht und mal eben schön alles in einen Topf geworfen. Hier ein bisschen CLERKS., da ein wenig CHASING AMY und fertig ist die deutsche Dramödie, die sich vor Smith keinesfalls verstecken muss - denkste! VIDEO KINGS auch nur in einem Atemzug mit den Werken Smiths zu nennen, grenzt schon fast an Blasphemie! Der Film macht wirklich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Angefangen beim schlechten Protagonisten, der das Charisma und die Stimme eines Stück Brotes hat, über die bis zum Brechreiz führenden kleinen (Film-)Clips, bis hin zum finale, das aufgesetzter, hanebüchner und weiß Gott was alles nicht sein könnte. Und ich übertreibe keinesfalls, im Gegenteil. Die Mischung der genannten Zutaten und Genre wirkt so deplaziert und erzwungen, dass man mit dem Augenrollen kaum nachkommt. Da können auch Wotan Wilke Möhring mit geiler Frisur, das Videothekensetting und der einzig lustige Spruch ("Wie kann ich mich revanchieren?" - "Fick mich! - Baise-moi! Habt ihr den?") nichts mehr retten. Und wenn dann am Ende auch noch Til Schweiger als Supermanverschnitt auftaucht und die Familie der Ex unseres Protagonisten (wohl eher Losers) auftauchen, dann weiß man, dass man gerade Zeuge etwas unterirdisch Schlechten wird. Zwar kein so extrem schlimmer Totalausfall wie POSTAL, aber immer noch ein Totalausfall. Vorurteil gegenüber dem deutschen Film, ich hör dir trapsen…
#799
Geschrieben 14. August 2007, 16:03
(Judd Apatow, USA 2006)
Eines gleich vorweg: KNOCKED UP ist die wohl tabuloseste Komödie seit langem. PG-13 war gestern, R-Rated ist heute. Da kommt es dann auch schon mal vor, dass man tiefere Einblicke in den Geburtsvorgang bekommt, als einem lieb ist. Der Rest ist leider typischer Fäkal- und Vulgärhumor, der dabei aber auf erstaunlich hohem Level spielt dessen Gagdichte bisweilen extrem hoch ist. So ist die erste Hälfte dann auch die bessere, allein schon deshalb, weil sich das typische Hollywoodkitschende noch in weiter Ferne befindet und der Zuschauer zu allererst einmal an die schrägen Figuren herangeführt wird. Natürlich gleicht dabei nahezu jede der Figuren ebenfalls dem Hollywood typischen Abziehbildes. Der Typ ist Kiffer und Ulknudel, das love interest erfolgreiche Moderatorin - von den Freunden ganz zu schweigen. Ja, KNOCKED UP haut bisweilen schön auf den Putz, kümmert sich einen Dreck um Political Correctness (allein der Diskurs über Eric Bana in MUNICH ist großartig) und gibt zu Beginn sogar einen Dreck auf das traditionelle Familienleben. Im Kern - das zeigt das Ende überdeutlich - ist der Film aber erzkonservativ. Leider ist er auch eine gute halbe Stunde zu lang (129 Minuten geht das Ganze!), was man besonders in der zweiten Hälfte merkt, die vor unnötigen Szenen(aneinanderreihungen) nur so strotzt. Auch den einen oder anderen Gag hat er noch parat, den man schon mehr als einmal besser gesehen hat. Die Mischung funktioniert jedenfalls prächtig, zumindest auf eineinhalb Stunden gerechnet. Und da Komödien für mich im voll besetzten Kino erst so richtig funktionieren, was der Fall war, merkte man diesem auch an, dass nach einer Weile doch etwas die Luft raus war (Stichwort Stühle und Las Vegas).
KNOCKED UP will eine erwachesene(re) Zielgruppe ansprechen, Menschen, die es selbst betrifft oder eben betreffen kann. Dabei ist er einerseits dann aber doch wieder zu infantil und doof, so dass von der eigentlichen Moral am Ende nicht viel übrig bleibt. Viele einzelne Szenen sind großartig, wie gesagt, als großes, wobei die Betonung hier auf großes liegt, Ganzes, funktioniert der Film aber nur bedingt. Ich bin sicher, dass wenn man noch ein oder zweimal rumgeschnitten und das Ganze etwas gekürzt hätte, eine Komödie herausgekommen wäre, die einen gewissen Staus erreicht hätte (in den Staaten lief er ja bereits sehr erfolgreich). So ist KNOCKED UP aber keinesfalls mehr als eine nett unterhaltende, kurzweilige RomCom, die bei näherer Betrachtung doch genügend Anlass zur Kritik gibt.
#800
Geschrieben 16. August 2007, 16:00
(Rob Zombie, USA/Deutschland 2005)
Endlich habe auch ich es mal fertig gebracht, diesen in allen Mündern hoch gelobten und zum Klassiker avancierten, puren Terror anzusehen. Und was soll ich sagen? Ein Meisterwerk ist er nicht, aber sehr gutes Grindhouse-Kino auf jeden Fall. Mein ersten Gedanken: Mann, ist Forsythe gut drauf! Mann, ist das eine Freakshow! Mann, ich glaube es ja nicht! Zombie macht im Prinzip alles richtig, was man nur richtig machen kann. Formal ist TDR ein echter Augenschmaus, der das Flair der 70er und des Terrorkinos nur zu gut widerspiegelt und sowohl in seiner Wirkung, als auch in einigen Szenen den Klassikern des Genres in nichts nachsteht. Allein die Jagdszene, die TCM huldigt und nunmehr in jedem Neo-Slasher, -Horror, was auch immer zu sehen ist, wird einfach nie langweilig und sorgt jedes Mal aufs neue für Gänsehaut. Beim ganzen Spiel mit Bildübergängen, Farbfiltern und Co., kennt Zombie nicht nur formal keine Grenzen, sondern weiß auch seine Geschichte immer weiter auf die Spitze zu treiben, nur um mir mit dem Tod eines der Protagonisten solch eine Wut in den Bauch zu treiben, dass ich gerne selbst auf die Jagd nach den Teufelsverstoßenen gehen würde. Sehr schön anzuschauen, wie es Zombie also schafft, die einzige Identifikationsfigur einem wie den, Teppich unter dem Boden wegzureißen, nur um am Ende den Spieß doch noch mal umzudrehen. An Terror und sonstigen Kontroversen mangelt es also nicht, auch nicht an Gewalt oder "netten" Einfällen und ich kann es nur noch einmal wiederholen: selten war William Forsythe spielfreudiger und besser drauf, als hier.
Sowieso hatte wohl jeder große Freude am Projekt, das sieht man jedem einzelnen Darsteller (Sheri Moon!) deutlich an. Mein erster Zombie und gleich ein Volltreffer, umso höher natürlich die Erwartungen an HOUSE OF 1000 CORPSES (den ich vielleicht zuerst hätte schauen sollen [?])und das Remake von HALLOWEEN, dessen beide Trailer jedenfalls schon mal sehr gut ausschauen. Und mal ehrlich, jeder, der GRINDHOUSE gesehen hat, wird seinen Faketrailer WEREWOLF WOMEN OF THE SS sowieso niemals vergessen!
#801
Geschrieben 17. August 2007, 15:18
(Brett Ratner, USA 2007)
Habe den ersten Teil mal vor unzähligen Jahren gesehen - damals wohl mit dem Ergebnis zufrieden -, habe ich Teil Zwei zwar seit Jahren im Regal, aber bis dato nicht geschaut. Warum also Teil Drei? Um ehrlich zu sein, der Trailer sah gar nicht so übel aus, auch wenn mir jedes Mal aufs Neue die Haare zu Berge standen, wenn mal wieder eines der größten Synchronverbrechen begangen wurde (Stichwort Yu…). Und genau das, was der Trailer verspricht, hält RUSH HOUR 3 auch: er ist extrem kurzweilig, teilweise wirklich witzig, voller Selbstironie und mit einem überraschend hohen Maß an Sex(dialog) garniert. Vor allem die sidekicks Polanski, von Sydow und - der Hammer - Yvan Attal als Taxifahrer, der unbedingt Amerikaner sein will, sorgen bisweilen für großen Spaß. Natürlich stellt sich dennoch die Frage, welche Daseinsberechtigung das Ganze überhaupt hat, zumal sich das Prinzip bereits seit dem ersten Teil nur zu wiederholen scheint. Dabei gibt auch hier die Story nicht viel (neues) her, Triaden hier, ein rachesüchtiger Bösewicht dort, Verräter und zwielichtige Gestalten überall. Am Ende läuft dann natürlich alles zusammen, Chan und Tucker rennen von einem Finale ins nächste, wobei die Sache mit dem Eifelturm natürlich selten doof und absolut comichaft over the top ist. Ich bin jedenfalls dennoch sehr positiv von RUSH HOUR 3 überrascht, zumal ich feststellen musste, dass Tucker auch so ein ganz heißer Kandidat für Darsteller ist, deren Synchro besser klingt als das Original.
Zwar absolut kein Must-See, aber auch nicht verkehrt, steht man auf Buddymovies und hat auch nur im Geringsten etwas für Chan übrig. Hiroyuki Sanada (AEGIS [亡国のイージス], SUNSHINE), von dem ich viel halte, war für mich natürlich noch ein zusätzlicher Anreiz, das Ganze zu begutachten, auch wenn dieser ziemlich gelangweilt auf den Autopiloten zu schalten scheint. Und mal schauen, vielleicht wird nach dieser zufrieden stellenden Überraschung ja auch der Zweite bald mal im Player landen.
#802
Geschrieben 25. August 2007, 13:41
(Krzysztof Kieslowski, Frankreich/Polen/Schweiz/UK 1993)
DVD
Endlich die komplette Trilogie zu Ende gesehen. ROUGE gehört ja nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingen, BLANC halt ich nur für ein klein wenig schlechter. Nun also BLEU, und was soll ich sagen, außer dass es der - nicht schlechteste, das klingt hier so unpassend - am wenigsten gute von Kieslowskis Trilogie ist? Binoche brilliert ganz klar, auch die Musik weiß wieder einmal mehr zu begeistern, also woran lag es? Am ehesten wohl an der Geschichte, die mich nicht hundertprozentig zu fesseln wusste. Ich kann es nachvollziehen, wie Julie (Binoche) sich verhält, ja, aber irgendwie fühlte ich mich nicht miteinbezogen in das Ganze. Ich bleibe stets Beobachter, bin froh, dass es das Schicksal mit mir besser meint als mit ihr.
Inszenatorisch, allen voran in der Optik, ist auch BLEU meisterlich, keine Frage. Kieslowski übertreibt es auch nicht mit der Farbe blau, wie es ihm von vielen vorgeworfen wurde, sondern setzt sie nur da ein, wo es auch angebracht ist und es Sinn macht. Die Moral indes ist ebenfalls nicht zu dick aufgetragen, sondern veranschaulicht einmal mehr die Werte der Grande Nation, die man nicht oft genug an den Mann respektive Frau bringen kann. Man könnte Kieslowski jetzt natürlich einen Hang zum Feminismus vorwerfen, denn ROUGE und BLEU erzählen von starken Frauen, die vieles verloren haben und ihr Leben trotzdem meistern. Doch da gibt es ja noch BLANC, der das Schema auf den Mann überträgt und die Frau nicht gerade in ein gutes Licht rückt.
BLEU ist ein sehr guter Film, keine Frage, auch rundet er die Trilogie perfekt ab (bzw. startet diese), doch im sich förmlich aufdrängenden Vergleich zu seinen beiden "Mitstreitern" fehlt ihm einfach die emotionale dichte und Nähe zum Rezipient. Das Erfolgsrezept Kieslowskis liegt dabei wohl im Schema: jeder der drei Filme ähnelt sich so stark - nur wenige Protagonisten, ein Schicksalsschlag, Farbmetaphorik, ... -, dass wenn man einen mag, alle mag. Mit seiner Trilogie der drei Farben hat Kieslowski jedenfalls ein Werk für die Ewigkeit geschaffen, das sich in meinen Augen todsicher zu den besten Filmtrilogien zählen darf. Retrospektiv habe ich das Gefühl, etwas ganz, ganz großem beigewohnt zu haben.
#803
Geschrieben 28. August 2007, 18:26
(Doug Lefler, USA/UK/Frankreich/Slowakei/Italien 2007)
KING ARTHUR trifft auf GLADIATOR, trifft auf die Nibelungen, Excalibur, Merlin und sowieso auf die halbe römische und abendländische Sagenwelt. Das Ergebnis ist dabei eindeutig: selten habe ich solch einen Langweiler von Ritterfilm gesehen, der zudem strunzdoof, unlogisch und einfach scheiße ist, dass es sehr schmerzt. Nichts, wirklich gar nichts kann man dem Film positiv zu Gute halten, nichts. Angefangen vom unlustigen und vor allem unpassenden Humor über die klischeehaften Figuren, bis hin zur Geschichte, die sich immer wieder selbst ein Bein stellt und am Ende das Fass mehr als zum Überlaufen bringt. Und das Allerschlimmste? Dass Ben Kingsley, seines Zeichens von der Queen zum Ritter geschlagen, sich für solch einen Rohrkrepierer überhaupt hergibt! Wie Kingsley scheint auch THE LAST LEGION nichts zu peinlich zu sein. So zitiert er beispielsweise - nein, nicht zitiert, klaut - ganze Szenen aus THE LORD OF THE RINGS oder anderen eingangs genannten Filmen. Doch damit nicht genug, unterirdisch schlechte CGI, Beziehungsentwicklungen, die bei den Soaps authentischer sind und, ach, überhaupt alles. Ich könnte mich stundenlang nur über dieses Bollwerk aufregen, aber das würde ihn ja auch nicht besser machen. Kurz erwähnt sei bei all der Kritik aber doch noch das Ende, das wirklich zum plötzlichen Lachtod führen, so dummdreist kommt dieses daher. Selbst die Schlachten, ihres Zeichens Aushängeschild für solch einen Film, sind steril gehalten und absolut blutleer (nein, ein DC o.ä. würde ihn nicht besser machen).
THE LAST LEGION eignet sich noch nicht einmal zum so genannten Fremdschämen. Kann man sich bei anderen Kollegen ob deren Debilität/Infantilität noch recht gut amüsieren, schmerzt hier eher ganz schnell der Kopf. Ach ja, politisch unkorrekt ist der Film auch noch (wobei: wäre das nicht schon wieder eine positive Eigenschaft?), denn er propagiert, dass das Römische Reich das großartigste und tollste aller Zeiten gewesen sei und das mit einem kleinen neunmalklugen Bengel an der Spitze, der Worte wie Loyalität raushaut, diese aber noch nicht einmal buchstabieren kann. Machen wir es kurz, ganz klarer Fall von: Filme, die die Welt wirklich absolut nicht braucht.
#804
Geschrieben 29. August 2007, 16:11
(Kenta Fukasaku, Japan 2006)
Auf dem FFF leider verpasst, aber Gott sei Dank ja schon (!) auf DVD zu haben. Leider nicht ganz so trashig wie erwartet, aber immer noch ein äußerst vergnügliches Unterfangen. Allein die Idee des Kindercops einzig und allein mit einem Jojo bewaffnet, ist so herrlich absurd, dass man einfach einem Blick riskieren muss. Kinder sind auch schon das richtige Stichwort, denn wir haben es hier schließlich mit einem Fukasaku zu tun, der bzw. die für den Zweiteiler BATTLE ROYALE verantwortlich zeichnen. Und diese sind dann konsequenterweise auch omnipräsent, egal ob in Form eines Counters, der nicht gerade hilfsbereiten Lehrer oder eben der Jugendlichen - sie und die Erwachsenen, keine allzu leichte und freundliche Beziehung. Wie gesagt, so trashig und liebenswert das alles startet - inklusive superbem Vorspann -, so hängt es im Mittelteil etwas, denn Fukasaku legt den Fokus etwas zu stark auf das dramatisch zwischenmenschliche, das hier doch etwas Fehl am Platz ist und in den ganzen Trashbogen nicht so recht hineinpassen will (was er beim genannten BATTLE ROYALE (バトル・ロワイアル) ja aber auch alles andere als zu verhindern wusste). Egal, denn dafür entschädigt das Finale, das es noch mal so richtig schon (unrealistisch) krachen lässt, inklusive Girlfight mit Rika Ishikawa, dem heimlichen Highlight von YO-YO GIRL COP. Auf formaler Seite gilt im Prinzip dasselbe: die Effekte sehen zwar manchmal etwas billig aus, angesichts des bereits Genanntenpasst es aber zum Charme des Ganzen.
Unerwähnt sollte natürlich auch die Protagonistin, Aya Matsuura, nicht bleiben, die sogar - oder gerade - in Schuluniform noch eine gute Figur macht, sowohl schauspieltechnisch, als auch optisch, vor allem optisch... Auf der (wieder mal) tollen DVD von REM (die für Rezensionsexemplare aber den Presseausweis haben wollen, jawollja!) befinden sich übrigens noch zwei Trailer zu den Originalfilmen, die - erst recht natürlich aus heutiger Sicht - ebenfalls nach tollem Trash aussehen, da sollte man wohl mal die Augen offen halten. Das Remake macht jedenfalls trotz kleiner Hänger und Schwächen immer noch recht großen Spaß.
#805
Geschrieben 02. September 2007, 13:17
(Juan Carlos Fresnadillo, UK/Spanien 2007)
Ich muss gleich als erstes gestehen, dass ich den Vorgänger, 28 DAYS LATER..., bis heute nicht gesehen habe. Doch tut dies dem Sequel einen Abbruch oder verhindert es gar das Verständnis dieses? Ich denke nicht, denn schon storytechnisch klingt das nahezu identisch zu seinem Vorgänger. Aber mal anders gefragt: kann ein Film mit und über Zombies heute überhaupt noch innovativ sein und seinem Publikum irgendetwas noch nicht da gewesenes, Neues, zeigen? Ich meine, haben nicht bereits Romero (dessen LAND OF THE DEAD ja schon quasi nur ein Best-Of war), Fulci und Co. den Ideenrasen abgegrast? Die Zombies rennen, sie können denken und werden immer blutrünstiger. Und was machen die Menschen? Es scheint so, als hätten diese noch immer nichts dazugelernt, wie man mit den Untoten richtig umgeht.
So folgt auch Fresnadillos Film den gängigen Konventionen des Genres, wirft seine Protagonisten nach kurzer Einführung mitten ins Getümmel. Klar, dass dabei im Laufe der Zeit dem Virus zum Opfer fallen oder sich gar selbst in jene verwandeln. Das Aussehen und das Verhalten kennt man dabei, wie gesagt, ja schon langsam aber sicher. Was 28 WEEKS LATER aber dennoch von seinen Kollegen abhebt, ist die Triste der urbanen, des settings, das atmosphärischer und näher am Geschehen nicht sein könnte. Es ist London, alles bekommt man zu sehen, egal ob die Tower Bridge, Big Ben oder Wembley Stadium, sie alle zeugen von Realismus und Authentizität. Die Wackelkamera, die ja auch schon beim Vorgänger zum Einsatz kam und nicht gerade unumstritten ist (hier scheint man aber nicht die DV-Kamera, sondern den normalen Film genutzt zu haben), tut dabei ihr Übriges.
Sowieso sind es die Bilder, die am gewaltigsten und ausdrucksstärksten sind. Kein Angriff vergeht ohne perfekt komponierte, absolut apokalyptisch wirkende Bilder, die ihre Kraft durch die geniale Musikuntermalung nur noch mehr verstärken. Und hier wären wir auch genau an dem Punkt angelangt, mit dem der Film richtig punkten kann, nämlich das Audiovisuelle. Zu wünschen übrig lässt hingegen die Dramaturgie, die viel zu vorhersehbar scheint und zu stark in die gängigen Kerben einschlägt (auch wenn das Ende schön unschön ist). Doch auch hier versagt er nicht gravierend, denn die vielen Zitate zu ebendiesen Genreklassikern sind schön eingearbeitet und wirken zu keiner Zeit aufgesetzt (dagegen wirkt RESIDENT EVIL: EXTINCTION, dessen Trailer lief, schon eher wie ein Remake des genannten, letzten Romeros). Das Highlight bildet dabei natürlich der Schluss, der nur zu offensichtlich Fulcis ZOMBI 2 huldigt.
Wägt man das alles gegeneinander ab, bleibt unterm Strich ein atmosphärisch absolut dichter Horrorthriller, der sein Potenzial zwar hin und wieder verspielt, es dabei aber hervorragend versteht, auch das gorehound-Publikum zu begeistern, denn an Blut wird alles andere als gespart (hier sei nur die geniale Rotorszene genannt). Die eher mühseligen Metaphern auf das aktuelle Weltgeschehen (wird zu Beginn noch zwischen Feind und Freund unterschieden, schießt man später auf alles - der Irak lässt grüßen), die ebenfalls recht offensichtlich sind, lasse ich jetzt mal außen vor. Wer hier auf sonstige Intelligenz oder große Charakterzeichnung hofft - besonders Carlyle wirkte hier total verschwendet -, der sollte 28 WEEKS LATER jedoch meiden. Der zweiten Fortsetzung, die ob des Endes wohl sicher kommen wird, stehe ich aber eher skeptisch gegenüber, denn so langsam ist der Biss aus dem Genre dann doch raus.
#806
Geschrieben 08. September 2007, 11:32
300 - hat mir jetzt, beim zweiten Mal und in der OV, noch mehr Spaß gemacht, als noch im Kino. (Wasch)Brett(Bauch)!
The Bourne Ultimatum
(Paul Greengrass, USA 2007)
So richtig viel Neues kann auch dieser dritte Teil nicht bieten - außer vielen Schnitten, Wackelkamera und dem immer wieder gleichen Handlungsablauf, gibt es kaum bis überhaupt keine Innovationen. Klar, die Auflösung des Ganzen, warum Bourne Bourne ist und warum er für die Regierung tötet(e). Aber nicht nur hier bleibt THE BOURNE ULTIMATUM hinter seinen Möglichkeiten zurück, denn Letztere ist dann doch alles andere als subtil oder gar überraschend. Und dennoch macht den Film etwas ganz anderes stark, etwas, das auch schon die beiden Vorgänger aus der Masse der unzähligen Action/Agententhriller hervorgehoben hat, nämlich das unheimlich hohe Tempo. Den Realismus mal außen vorgelassen, macht das nämlich richtig Spaß, diesem Treiben zu folgen, aber Achtung, zum Verschnaufen bleibt so gut wie nie Zeit!
Ist Bourne (Matt Damon) gerade noch in Moskau, ist er schneller als der Zuschauer Moskau überhaupt buchstabieren kann, wieder in Madrid und in Italien, in Marokko und schließlich wieder in New York. Jede dieser "Episoden" verfolgt zwar das gleiche Ziel - Bourne soll von einem Killer ein für allemal ausgeschaltet werden, entkommt ihm aber selbstverständlich -, doch die Inszenierung jeder einzelnen gleicht dabei einer Achterbahnfahrt. Gekonnt versteht es Greengrass, diese dann auch miteinander zu verknüpfen und am Ende alles auf den einen (dafür aber recht unspektakulären) Höhepunkt zu treiben. Mittendrin trifft man auf alte Bekannte, einige neue Gesichter - die Szene mit Maries Bruder (Daniel Brühl) war dabei aber so unnötig wie Augenkrebs - und jede Menge durchtrainierte Agenten, die für Bourne nur als Frischfleisch dienen.
Dabei setzt Greengrass auch auf handfeste Action, ohne jegliche CGI oder sonstige Knalleffekte. Wenn es kracht, dann nah an der Realität, nie übertreiben laut oder effekthascherisch und mit jeder Menge Wunden. Dieser Agent, Bourne, ist zwar ein Superagent, aber ein zutiefst menschlicher. Und genau das macht ihn auch so beliebt, ist er doch eine Identifikationsfigur für jeden, der sich von seiner Regierung ebenfalls missbraucht fühlt (wenn auch auf einigen Ebenen tiefer) - die Katharsis lässt grüßen. THE BOURNE ULTIMATUM ist genau das, was ich erwartet hatte, nämlich ein solider Abschluss der Trilogie von Robert Ludlums Roman, insgesamt eher Best-Of der ersten beiden Teile, denn eigenständiger Film, aber ob seines enormen Tempos ein Festschmaus für jeden Actionfan.
#807
Geschrieben 12. September 2007, 17:14
Sin City - erst zum zweiten Mal, nach dem Kinobesuch vor zwei Jahren, gesehen. Und was soll ich sagen? Ich bin noch immer kein großer Fan des Films. Zu stark auf cool getrimmt, das Ganze, zu aufdringlich und dünn in seinem Kern. Die Optik und das großartige Noir-Feeling biegen aber wieder einiges gerade.
Death Sentence
(James Wan, USA 2007)
Wurde ja auch höchste Zeit! Seit THE PUNISHER hat man nichts Feines mehr in Sachen Rache- und Selbstjustizthriller gesehen. DEATH SENTENCE macht dieser langen Wartepause endlich ein Ende (demnächst folgt dann noch die "weibliche" Version mit THE BRAVE ONE). In der Hauptrolle, Kevin Bacon. Zwar physisch kein Thomas Jane, aber doch ein perfekter Hybrid aus Familienvater und Racheengel, denn wenn er will, können seine Blicke töten und er selbst ein richtiger Fiesling sein. Das hat er in seiner Filmografie oft genug gezeigt, und so scheint er auch nahezu prädestiniert für die Rolle Nick Humes zu sein(wobei anzumerken ist, dass die deutsche Synchronstimme fast unerträglich ist). Dieser Nick Hume ist ein erfolgreicher, verantwortlicher und liebevoller Familienvater, bis, ja, bis irgendwelches Gesocks (u.a. Hector Atreyu Ruiz) als Mutprobe seinen ältesten Sohn (Stuart Lafferty) tötet. Nick scheint aber DEATH WISH gesehen zu haben und macht fortan einen auf Charles Bronson.
Bevor James Wan jedoch die Waffen sprechen lässt, räumt er seinem Film und dessen Figuren erst einmal eine ordentliche Introduktion ein und malt das Familienglück mit alltäglichen, aber geschönten Bildern aus. Es herrscht Friede, Freude und Eierkuchen, von den obligatorischen kleinen Streitereien mal abgesehen. Es ist die amerikanische Musterfamilie, nicht am Hungertuch nagend, erfolgreich und sich dem Werteuniversum stets bewusst. Nicht anders verhält es sich bei den Genrekollegen und Veteranen, insofern folgt DEATH SENTENCE also altbekannten Mustern. Doch nicht nur in Sachen Kausalkette, die zur buchstäblichen Explosion führt, sondern auch in deren Inszenierung selbst. Denn bis Bacon letztlich doch zur (richtigen) Waffe greift, muss doch noch einiges mehr geschehen. Natürlich ist der Film gerade hierbei oftmals deutlich over the top, doch lädt er auch zur Reflexion über Bandengewalt und deren Rituale förmlich ein.
In seiner Prämisse kann Wan dann aber doch nicht ganz konsequent bleiben, kommt sein Machwerk (die Konnotation passt natürlich zum Genre) doch äußerst ambivalent daher. Versucht er eingangs noch klar Position zu beziehen, indem er nur allzu deutlich zeigt (in Form der Polizistin), dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und man am Ende nicht gewinnen kann, verliert er sich spätestens ab dem Showdown in dieser. Hume steht zwar zu seinen Taten und erlebt hautnah mit, dass der Cop (Aisha Tyler) Recht hatte (haha), doch ist das das Ende des Krieges? Niemals, denn worauf wartet denn der Zuschauer schon seit eineinhalb Stunden? Richtig, darauf, dass Bacon sich den Schädel rasiert, der NRA beitritt, sich deren Motto gleich mal auf die Flagge schreibt und beim Freak um die Ecke (John Goodman), der lustiger- oder dummerweise (ich weiß es nicht sicher) auch noch der Vater des Obermackers ist, erstmal wichtige Lebensmittel Einkaufen geht...
Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem der Film endlich die Fans so richtig zu befriedigen weiß und ähnlich grobschlächtig daherkommt, wie einst DEATH WISH 3 - ohne Rücksicht auf Verluste, schön politisch unkorrekt und mit jeder Menge grafischer Gewalt, die bisweilen mehr an Splatter- als an Actionfilme erinnert. Bis dahin macht Wan eigentlich das meiste richtig, doch dann, das Duell gegen den bösesten der Bösen, ein totaler Rückzieher von Wans vorherigem Statement. Das nenne ich inkonsequent, nimmt es doch ordentlich Tempo und Inkorrektheit aus dem Film heraus. Wan scheint sich selbst nicht so sicher gewesen zu sein oder hatte ganz einfach Angst, diese Schiene vollends zu fahren. Jedenfalls bleibt das Ganze dennoch ein äußerst spaßiges, wenn auch für die meisten fragwürdiges Unterfangen. Optisch absolut fein, inklusive deutlichen Anleihen bei SAW, und auch soundtracktechnisch ein Leckerbissen.
Auch humortechnisch bietet der Film so einiges, auch wenn es oftmals nicht ganz klar definierbar ist, ob er dies nun unfreiwillig oder eben nicht tut (allen voran die Figur Goodmans und dessen Verstrickung in das Ganze). Es ist sowieso einmal mehr von der Rezeptionshaltung abhängig, wie man diesen aufnehmen und den Film selbst lesen wird. Die einen werden ihn als Gewaltverherrlichendes Bollwerk des Konservatismus sehen, andere als Mix aus Trash und guter Laune, andere als faschistoiden und gewaltverherrlichenden Müll. Eines ist er aber sicherlich, nämlich sehr unterhaltsam und von Bacon wirklich toll gespielt.
Planet Terror
(Robert Rodriguez, USA 2007)
Man stelle sich Folgendes vor: Quentin Tarantino macht seine Hose auf, zieht seine Short herunter und seine Eier, die gen Boden hängen, weil sie sich aufgrund von Biowaffen schleimig schimmelnd auflösen, kommen zum Vorschein. Na, klingt das nicht nach einem großartigen Film? Oder nehmen wir die beiden Ärzte (u.a. Josh Brolin), die den Patienten über schlimme Krankheiten im Irak aufklären, inklusive grafischer Beweise, die appetitlicher nicht sein könnten. Noch immer nicht auf den Geschmack gekommen? Wirklich? Wie wäre es dann mit jeder Menge Zombies, die nicht etwa erschossen, sondern regelrecht zermatscht werden. PLANET TERROR, das ist das komplette Gegenteil von Tarantinos Beitrag DEATH PROOF, laut, hirnlos (das des Öfteren buchstäblich), actionreich, grafisch und mit ganz, ganz viel Liebe zum Detail. Ist Tarantinos Beitrag zu GRINDHOUSE noch eher anspruchsvoll, das Ganze subtil angehend, feuert Rodriguez - wie nicht anders zu erwarten - eine Action/Splatter/Humor-Granate erster Klasse ab!
Man muss nicht lange auf den Showdown warten, denn der ganze Film ist ein einziger Showdown. Irgendwie hat irgendwer, warum auch immer, irgendwelche Biowaffen freigelegt, die von nun an die Bewohner heimsuchen und diese in blutrünstige Kreaturen verwandeln, auch Zombies, Mutanten oder Aussätzige genannt, was genau sie sind, kann man nicht so genau sagen, nur, dass ihnen ziemlich große Aknepickel wachsen und ihre Körper immer schleimiger werden und schließlich auseinander fallen. Schon hier zeigt Rodriguez deutlich, dass er nicht etwa nur Romeros Trilogie oder den italienischen Splatter zitiert, sondern auch andere Klassiker wie beispielsweise THE FLY und dessen Mischwesen. Mal können seine Zombies nur dumm rum stehen, mal rennen sie und klatschen an Autoscheiben. Sie vereinen in sich also so ziemlich jede mutierte Kreatur, die man im Horrorgenre je zu sehen bekam. Von den ultragrafischen nonstop Splattereinlagen ganz zu schweigen.
Rodriguez zeigt was er kann und zaubert eine Orgie aus dem Hut, die urkomischer nicht sein könnte. Coole one-liner, bei denen Tarantino mitgeschrieben haben muss (wäre er lieber mal dabei geblieben, denn so langsam aber sicher stoßen mir seine vielen Gastauftritte - wenn auch gelungener als in seinem Film - doch sauer auf), eine absolute Traumbesetzung, die wirklich alles und jeden bedient und eine Story, die auf den ersten Blick so durchschaubar und einfach scheint und es auch ist, angesichts des Bahnhofskino-Charmes aber doch wieder konstruiert wirkt, was ja aber allgemein ein Problem der/des Filme(s) zu sein scheint. Doch nicht nur hier hat sich PLANET TERROR deutlich an seinen Vorbildern orientiert, die Liebe steckt hier nämlich auch im Detail, so wundervoll, dass man vor Freude fast Schreien möchte. So schauen sich die bösen Jungs um Bruce Willis Charakter beispielsweise einen Frauengefängnis-Film an, die Musik erinnert nur selten nicht an Klassiker (allen voran HALLOWEEN) und sowieso meint man jede Sekunde sich an einen anderen Film zu erinnern.
Im direkten Vergleich zu DEATH PROOF erscheint PLANET TERROR somit um einiges konsequenter und retrospektiver, was er nicht zuletzt auch seiner Geschichte zu verdanken hat, die er wählte. Oder anders gesagt: Rodriguez' Film wird bei den meisten wohl ob seiner massenkompatibleren Idee des grindhouse-Kinos besser ankommen, als DEATH PROOF. Letzterer erscheint im direkten Vergleich dann doch viel geschwätziger, langatmiger und Spaß bremsender als der Film des Amexikaners (kann man das eigentlich so sagen?). Bedenken sollte man allerdings, dass die beiden Filme sich aber auch nur schwer miteinander vergleichen lassen, denn lediglich das Prinzip, dem beide Folgen, ist gleich. Tarantinos Film ist um einiges facettenreicher, eher das "anspruchsvollere" Bahnhofskino einschlagend, als es PLANET TERROR tut. Gefallen tun sie mir aber definitiv beide, sehr sogar, auch wenn ich die Splatterorgie dann doch etwas favorisieren würde.
Abschließend, sowohl für DEATH PROOF, als auch für PLANET TERROR, für GRINDHOUSE eben, muss ich gestehen, dass ich mittlerweile gar nicht mehr verärgert über die Trennung der beiden Filme bin, denn wenn ich überlege, dass bei Tarantinos Kurzfassung der komplette Lapdance fehlt, dann ist das allein schon Grund genug, sich über die Langfassung zu freuen. Einziger richtiger Wehrmutstropfen bleibt natürlich die Unterschlagung der Faketrailer, auch wenn MACHETE mindestens so gut war wie der Hauptfilm selbst und deshalb etwas tröstet. Jetzt muss also nur noch das double feature auf DVD erscheinen (am besten alle drei Fassungen in einer Box) und ich respektive jeder Fan des Features bin überglücklich. Definitiv einer der besten Filme des Jahres, eine Granate!
#808
Geschrieben 16. September 2007, 18:52
La Polizia chiede aiuto - toller Giallo, der sehr viel Potential in sich birgt aber dieses nicht vollkommen ausschöpft (man hat bspw. nur darauf gewartet, dass sich der Kommissar und die Staatsanwältin näher kommen). Andererseits ist es aber auch lobenswert, dass der Film ohne große Nebenkriegsplätze schön straight zur Sache kommt und bei seiner Geschichte kein Blatt vor den Mund nimmt. Abgerundet wird das Ganze durch eine tolle Fotografie und nicht weniger tolle Musik.
#809
Geschrieben 15. Oktober 2007, 15:43
(Michael Davis, USA 2007)
Das Wichtigste gleich vorweg: CRANK ist besser als Davis’ Film, keine Frage. Clive Owen ist zwar eine coole Sau, aber in erster Linie ein großartiger Charakterdarsteller (CROUPIER, CLOSER, CHILDREN OF MEN), kein Action- oder Comedystar. Da scheint er hier also etwas deplaziert zu wirken, ganz im Gegensatz zu Statham, auf den die Rolle in CRANK ja quasi maßgeschneidert war. Aber was soll der ständige Vergleich mit CRANK überhaupt. Klar sind Gemeinsamkeiten auszumachen, aber das, was SHOOT ‘EM UP ist, ist dann doch noch mal eine Nummer lächerlicher (nicht im negativen Sinne zu verstehen) und over the top(er). Ich meine, Owen alias Mr. Smith trifft seine Gegner sogar nahezu blind, diese ihn aber nicht einmal aus wenigen Metern Entfernung und mit einer Stärke von an die 50 Mann. Komisch, dass man sich daran doch immer wieder stößt, ist man sich doch stets bewusst, dass das Ganze mehr mit einem Comic gemeinsam hat als mit der vermeintlichen Realität.
Aber genau hier begeht der Film auch seinen ersten großen Fehler. Er versucht einen aktuellen, gar realistischen Bezug zur aktuellen Lage zu nehmen, indem er eine Politikverschwörung aufdeckt und somit den Wahlkampf beeinflusst. Das ist nicht nur absolut fehl am Platz, sondern auch extrem nervig. Gott sei Dank macht das aber nur einen unbedeutend kleinen Teil des Ganzen aus, denn die meiste Zeit der sowieso schon wenigen 86 Minuten ballert sich Smith einfach durch die Gegend, gibt teils halbgare one-liner von sich und ist nur allzu oft zu cool. Auch Monica Bellucci, so stellt es sich im Nachhinein heraus, ist keinesfalls eine Idealbesetzung. In bester Drei Wetter Taft-Manier sieht sie nämlich auch nach den härtesten Verfolgungsjagden immer noch tipp topp aus und wirkt dabei viel zu steif, ja fast wie eine Schaufensterpuppe - die sie hier ja auch ist -, die nichts anderes soll als gut auszusehen. Das war mir persönlich dann doch etwas zu viel des Guten.
Einziger wirklicher Lichtblick bleibt somit also nur Paul Giamatti, dem man den Spaß, den er bei der ganzen Sache hatte, wirklich zu jeder Sekunde ansieht. Er ist nicht der typische Bösewicht, nicht besonders stark, eher mit Bierbauch und schlecht sitzender Frisur, eine echte pussy eben ("I hate pussies with guns!"). Er ist es dann auch, der den Film aus der Versenkung holt, ja, Versenkung - und das trotz Nonstop-Action. Zu oft wiederholt sich das Prinzip, zu schnell treten erste Abnutzungserscheinungen auf. Doch genug der Kritik, denn bei all dieser ist SHOOT ‘EM UP auch herrliches Unterhaltungskino, das teilweise schön derbe auf den Putz haut und zudem politisch unkorrekt bis zur Schmerzgrenze ist. Da werden Karotten zweckentfremdet, es gibt Nekrophilie, blutige Einschüsse (Eisdiele!) und natürlich jede Menge Waffen ("Aren't guns something fuckin' cool!?"). Davis’ Film zeigt aber auch gerade, dass Waffen und ihr Gebrauch allein noch keinen Kultfilm machen. Wirklich nette Unterhaltung, mal richtig zum lachen, mal weniger. Nicht mehr und nicht weniger.
Shadowboxer - wollte ich ja eigentlich schon auf dem FFF sehen, nur leider hat’s nicht sollen sein. Der Film ist nämlich ein ganz feiner, kleiner Thriller, der größtenteils seine schönen Bilder statt seiner Darsteller sprechen lässt. Im Kern kann ich nur Mr. Vengeances Review empfehlen, denn es trifft exakt ins Schwarze. Oder um es kurz zu machen zitiere ich einfach einen User der IMDb: "Breaking conventional rules, Shadowboxer is dark, sexy, and very violent. On many levels the movie is uncomfortable to watch. All of the characters are flawed and the brazen sexuality and raw emotional performances, by a superb cast, is hard to watch at times. This is no popcorn movie but a thesis on age, sex, family, and violence."
The 36th Chamber of the Shaolin (少林三十六房) - mein erster Shaw (und definitiv nicht mein letzter). Zu Recht ein Klassiker, vereint er tolle Kämpfe mit einem Blick hinter die "Kulissen". Natürlich ist das bisweilen dick aufgetragen, aber was wäre der Film denn bitteschön ohne tapferen Helden? Da macht es dann auch nichts, dass er in seiner Prämisse leicht propagandistisch daherkommt. Ansonsten aber ein astreiner und äußerst charmanter Klopper für’s männliche Geschlecht.
Kung Fu Hustle (功夫) - ich weiß es nicht sicher, aber ich glaube, ich bin zu alt für diesen Scheiß. Zudem weiß ich nicht genau, warum Chow auf diese wirklich komische Art von Humor steht (oder kommt dieser in Asien einfach besser an)? Ja, ein bis zwei Lacher gab es, aber der Rest? Kung Fu irgendwo zwischen Comic, Fantasy und Kindergarten. Zudem stelle ich fest, dass seine Filme vom Ablauf her nahezu identisch sind (inklusive Jugendliebe, die er anfangs von sich weist). Wenn Klopper, dann doch lieber ein Jet Li/Bruce Lee-Vehikel oder eines der Shaws. Aber bitte nicht mehr davon, Stephen, dabei hast du doch auch mal so klasse Sachen wie FROM BEIJING WITH LOVE (國產凌凌漆) gemacht. Schade, wirklich schade.
Superbad
(Greg Mottola, USA 2007)
Man rekapituliere Seth Rogens Charakter aus KNOCKED UP und stelle sich vor, wie dessen Jugend ausgesehen haben muss. Richtig, in etwa kommt SUPERBAD dabei heraus. Nicht allzu erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Rogen - der neue Star am amerikanischen Comedy-Himmel - nicht nur das Drehbuch mitschrieb, sondern sich auch für eine Rolle als Chaoscop nicht zu schade war. Hinzu kommt, dass der hier auftrumpfende Protagonist, Jonah Hill, ebenfalls in KNOCKED UP mitwirken durfte, und das in einer nicht allzu gravierend anderen Rolle. Bediente letzterer Film eher das humorvolle, junge Erwachsene Publikum, fährt SUPERBAD wieder auf der Teenschiene, aber wohlgemerkt ohne die klassischen Fallen oder Klischees des Genres. So spart sich Greg Mottolas Film nicht nur die Fäkalwitzchen (zumindest größtenteils) oder die obligatorische Fleischbeschau, sondern belässt es auch bei unseren drei Protagonisten und schlägt sich nicht noch mit dutzenden anderen Figuren herum.
SuperbadDabei versteht er es auch außerordentlich gut, seine Geschichte voranzutreiben und garniert sie mit einer Humordichte, die man so heutzutage wirklich nicht mehr zu sehen bekommt. Selten, wirklich ganz selten lässt er seinem Publikum überhaupt mal Zeit zu verschnaufen - und wenn, dann nur sehr kurz. Unsere Helden werden dabei durch tolle Spielereien (Zeitlupe aus dem Bus) und durch einen noch tolleren, wie die Faust aufs Auge passenden, sehr funkigen Soundtrack unterstützt. Doch nicht nur formal spielt SUPERBAD auf einem hohen Level, auch in seiner Geschichte, die er uns vermittelt und die - ähnlich wie bei KNOCKED UP - wohl ein Großteil des Publikum selbst schon so erlebt hat (mehr oder weniger eben). Seth (Jonah Hill) - man beachte den Namen und die Verbindung zu Rogen - will es noch mal so richtig krachen lassen, bevor er von der Highschool aufs College wechselt, frauentechnisch versteht sich. Dass ihm dabei aber einige Steine in den Weg gelegt werden, dürfte ebenfalls klar sein. Am Ende ist es dann aber doch einmal mehr die Freundschaft und wahre Liebe die zählt, Alkohol und Sex sind ja schließlich vergänglich.
Absolutes Highlight des ganzen ist aber der Charakter des Fogell alias McLovin (Christopher Mintz-Plasse), der zwar auf den ersten Blick wie ein Abziehbild der Loserfiguren aus den unzähligen anderen Teenklamotten wirkt, näher betrachtet aber so ziemlich der erste ist, der auch wirklich lustig ist. Er wirkt so ehrlich und bisweilen authentisch, dass sich wohl jeder, der auch nur ansatzweise ehrlich zu sich selbst ist, zu einem gewissen Grade selbst in ihm wieder erkennt. Sowieso decken unsere drei Helden wohl nahezu jeden Typen ab, den man so an einer Highschool finden kann: den dicken, der auf noch dickere Hose macht, den schüchternen Normalo und eben den nerdigen Freak. Und ist es nicht genau das, worüber wir am meisten lachen können, über uns selbst und andere, die uns nur zu bekannt vorkommen? SUPERBAD ist die wohl beste Teenkomödie seit... ...ach, ziemlich langer Zeit. Wenn man an ihm etwas kritisieren kann, dann nur die Laufzeit, die man vor allem im letzten Drittel hin und wieder zu spüren bekommt. Ansonsten gibt es aber zumindest für das jüngere und jung gebliebene Publikum absolut nichts zu meckern.
The Hunting Party
(Richard Shepard, USA/Kroatien/Bosnien-Herzegowina 2007)
Filme über den Konflikt oder besser gesagt Krieg in Bosnien gibt es ja mittlerweile so einige. In erster Linie sind dies Actionfilme (BEHIND ENEMY LINES) oder eben Filme mit Dokucharme (NO MAN’S LAND) - jedenfalls setzen sie sich kritisch und aufklärend mit dem Thema auseinander. Nicht anders verhält es sich auch bei THE HUNTING PARTY, mit dem kleinen Unterschied, dass dieser in erster Linie eine Komödie ist, eine schwarze noch dazu. Zumindest will er das sein, denke ich. Denn so richtig kann sich Regisseur Shepard nicht für eines entscheiden, wird seine Komödie doch immer wieder von dramatischen, einfühlsameren Momenten durchzogen. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten, aber in diesem Film tut es dies leider. Zeigt er in der einen Szene noch, welch ein Abenteuer der Krieg für einen Journalisten doch sein kann, zeigt er in einer anderen eine von Kugeln durchlöcherte Schwangere und andere Gräuel des Krieges. Der Krieg, ein Abenteuerspielplatz für wahre Männer.
Shepard begeht einen weiteren großen Fehler, indem er einen kleinen Nebenschauplatz ins Spiel bringt, der unnötiger kaum sein könnte. Um zu zeigen, wie sehr Duck (Terrence Howard) an seinem bequemen Leben hängt, führt er nämlich The Hunting Partykurz dessen Freundin ein, die nichts weiter als eye candy ist, total uninteressant (zumindest für den Verlauf des Filmes), und dennoch zeigt er sie am Pool, auf dem Schiff am Meer und mit anderen Männern rummachend. Klar, man muss zeigen, wie widerwillig Duck seinem alten Freund Simon (Richard Gere) hilft, aber ob auf diese Art und Weise sein muss? Ferner gleichen die Bösewichte eher einer hollywoodschen Lexikondefinition als einem Kriegsverbrecher. Doch genug der Kritik, denn bei THE HUNTING PARTY überwiegt definitiv das Positive, denn das Endergebnis all seiner Faktoren gleicht dem eines nahen Verwandten, nämlich LORD OF WAR. Nicht nur inhaltlich sind diese ähnlich, sondern vor allem auch auf formaler Ebene. Ist es in Letzterem der Weg der Kugel, ist es in Shepards Film ein nicht minder erfrischender Monolog, mit ebenfalls tollen Spielereien.
Auf der Humorebene funktioniert THE HUNTING PARTY wirklich gut, auf der moralisch-dramatischen, wie gesagt, etwas weniger gut. Das letzte Drittel wirkt viel zu dick aufgetragen, viel zu human und aufklärerisch, so, wie man es aus Hollywood schon hundert Mal gesehen hat und es auch kaum anders kennt. Und so rührselig Shepards Prämisse auch sein mag, so neutral die Schilderung des Ganzen, so klischeehaft ist doch einmal mehr der Osten Europas. Alte Frauen, die kaum junge Männer kennen, überall nur Kneipen, in denen die Leute trinken und vertrauen kann man sowieso keinem. The Hunting PartySchade, dass Hollywood hier nichts dazu zu lernen scheint (da sei doch Eli Roths HOSTEL: PART II gelobt, der genau dies auf die Schippe nimmt). Egal, damit muss man mittlerweile ja wohl einfach rechnen. Denn was er hier verpasst, bügelt er mit seinen Pointen wieder glatt. Manches ist wirklich so urkomisch, dass man es kaum glauben mag, wenn am Ende eingeblendet wird, was alles den Tatsachen entspricht - und das ist, die Texttafel zu Beginn zeigt es, mehr als man denkt.
THE HUNTING PARTY verschenkt letzten Endes ein wenig von seinem Potential. Zwar ist der Kriegshintergrund beliebig austauschbar (THREE KINGS fällt mir dabei gerade noch ein), aber gerade durch Humor und einen wirklich gut harmonierenden und besetzten cast (okay, Diane Krüger kann man quasi in der Pfeife rauchen) ist der Film dann doch ziemlich souverän. Bedenkt man allerdings, was man auch mit einer etwas längeren Laufzeit hätte anstellen können, die meiner Meinung etwas zu kurz und komprimiert war, dann ist man doch etwas traurig. Da wundert es dann auch nicht, dass der große Bruder LORD OF WAR der etwas bessere Film von beiden ist. Trotzdem, eine gelungene Satire auf Kriegsjournalismus, Habgier und die heimlichen politischen Deals der Global Players.
Ratatouille
(Brad Bird, Jan Pinkava, USA 2007)
Kochen ist ja derzeit angesagt wie nie zuvor. Egal ob Das perfekte Dinner, Tim Mälzer oder Kerner und Co., alle scheinen gerade den Gourmet in sich zu entdecken (oder auch nicht). Da kommt der neue Disney/Pixar also genau richtig. RATATOUILLE nennt er sich, nicht gerade nach einem Gourmetmahl benannt, aber dennoch mit ganz viel Liebe zum Detail. RATATOUILLE ist nämlich nicht nur Ratatouille im Abgang ganz vorzüglich, sondern duftet schon großartig, bevor er auf der Zunge zergeht. Beim Wort Ratte vergeht einem der Appetit für gewöhnlich ja wieder, aber wer Remy einmal gesehen hat, der wird seine Meinung über diese Nager schnell ändern. Nicht nur, dass diese Figur eine der liebenswürdigsten im gesamten Pixar-Universum ist, nein, Bird und Pinkavas Film halte ich zudem für den bis dato best animiertesten Trickfilm aus diesem Hause. Das glasklare und von realem kaum zu unterscheidende Wasser zu Beginn zu sehen reicht da schon, um die Kinnlade bis knapp auf den Boden sinken zu lassen. Vom flauschigen Fell Remys und den wunderschönen Hintergründen (allen voran Paris bei Nacht) ganz zu schweigen.
In RATATOUILLE steckt unendlich viel Liebe zum Detail. Namen wie Anton Ego, der aus einem Monty Python-Sketch stammende Ober oder die Fleischbearbeitung à la Rocky Balboa sind da noch die offensichtlichsten Erscheinungen. Es fängt schon beim Poster mit der netten Lautschrift an, geht über den äußerst sympathischen Score (wer kennt die Marseillaise denn schon so?) von Michael Giacchino und hört irgendwo bei den liebenswerten Charakteren auf, die nur zu sehr an reale Pendants erinnern. An Pixars Neustem ist einfach nahezu alles perfekt. Das Tempo ist genau richtig, nämlich ziemlich schnell, die Lacher sind richtig dosiert und gestaltet - sowohl für die Alten, als auch für die Jungen ist genug dabei - und genau an der Stelle, als ich dachte, es würde ein unsäglicher Song einsetzten, sollte ich glücklicherweise eines Besseren belehrt werden. Danke.
Als einzigen Kritikpunkt sehe ich wenn überhaupt die Gewalt (statt einer Waffe hätte man nämlich auch ein Nudelholz o.ä. nehmen können), die für die allerjüngsten Zuschauer vielleicht nicht ganz geeignet sein dürfte und den bösen Küchenchef, der (warum auch immer) ein immigrierter Franzose (Marokkaner?) ist. Festzuhalten ist gerade dabei aber auch, dass es keinen wirklich Bösewicht gibt, sondern dieser hier, der Küchenchef, durchaus sympathisch sein kann - auf seine eigene Art und Weise eben. Und auch wenn der Ablauf Ratatouille des Ganzen in jedem Pixar nahezu identisch ist - ein Schlüsselereignis, dann der Anstieg der Spannungskurve, dann der (traurige) Höhepunkt und schließlich das Happy End -, so wird es dennoch zu keinem Zeitpunkt langweilig, weil wir bis zur letzten Sekunde mit unserem tierischen Helden mitfiebern können und es auch bis dahin immer wieder neue Ideen gibt. Und ohne zu viel zu verraten: Selten war ein Schluss so erfrischend anders, herzerwärmend und dabei dennoch komisch. So macht Didaktik Klein und Groß Spaß, so macht man es, jawohlja. Für mich ad hoc gesehen der bisher beste Pixar.
Planet Terror - auch beim zweiten Mal immer noch eine Offenbarung an schlechtem Geschmack, Hommagen und sonstigem Krawall. Dass ein extra Dank an John Carpenter im Abspann geht, was ich erst bei der gestrigen Sichtung vernommen habe, wundert mich daher auch nicht, im Gegenteil. Ich bin auf die DVD gespannt, die sich allein schon wegen den Extras lohnen dürfte. Den großartigen Soundtrack, der hier schon seit Tagen nonstop läuft, kann ich auch nur empfehlen. Mal schauen, was PLANET TERROR dieses Jahr noch Konkurrenz machen kann.
The Man With the Golden Gun - die Anfangsszene im Labyrinth ist absolute Klasse, ebenso wie der Titelsong und dessen verschiedene Variationen im Score. Richtig gestört hat mich eigentlich nur der Humor - wenn auch nicht jede Pointe - und das Vorführen des/der Amerikaner(s). Christopher Lee ist natürlich ein Gentleman von einem Bösewicht und stiehlt Moore des Öfteren die Show. Actiontechnisch gibt es auch nichts zu beklagen, denn es geht schön und bisweilen sogar recht grafisch zur Sache. Und der Charme des Ganzen, der aus heutiger Sicht natürlich noch größer ist, ist auch alles andere als zu verachten.
30 Days of Night
(David Slade, USA/Neuseeland 2007)
Seit 300 scheint es ja kein Ende zu nehmen bzw. im Trend zu liegen, das Verfilmen der - mehr oder weniger bekannten - graphic novels. Ich habe jene zum Film nicht gelesen, ja hatte vor dem Film sogar noch nie von deren Existenz gehört. Egal. 30 Days of NightOder doch nicht? Der Film ist jedenfalls zu keinem Zeitpunkt über dem Genre-Mittelmaß, alles hat man schon zu oft (besser) gesehen, alles scheint zusammengemixt und optisch aufpoliert worden zu sein. Hier ein bisschen ASSAULT ON PRECINCT 13, da ein wenig DAWN OF THE DEAD und einige Klischeevampire können auch nicht schaden. Tun sie aber, erst recht deren Anführer. Der gleicht mehr einer Lachnummer als einem Bösewicht. Selten wirkte eine Bedrohung unbedrohlicher und lächerlicher. Gut, stellt sich nur die Frage, ob das so beabsichtig war - beispielsweise als comic relief - oder ob man schlicht und ergreifend einfach nur fehlbesetzt hat. Zu Gute halten muss man den Gegenspielern der Einwohner jedoch, dass sie tontechnisch wirklich einiges rausreißen und sich wirklich ziemlich fies für die Ohren anhören (nicht ihre Sprache, sondern die hohen Töne).
Der restliche Stab der Besetzung wirkt nicht weniger falsch am Platz (Ben Foster ist aber herrlich schmierig) - oder zumindest verwunderlich, denn was hat Josh Hartnett bitteschön in einem Horrorstreifen zu suchen? Okay, THE FACULTY mal außen vorgelassen. Melissa George, bekannt aus ALIAS, ist auch nicht mehr als Zucker für die Augen, denn zu jeder Sekunde merkt man, wie schwer es ihr fällt, ihren britischen Akzent zu unterdrücken und amerikanisches Englisch zu sprechen. Gibt es denn keine blonden Amerikanerinnen mehr, oder was? Ebenfalls egal. 30 Days of NightRichtig egal wird es dann allerdings im Mittelteil, der sich überraschenderweise doch ziemlich zieht. Szene an Szene reiht sich, die unnötiger und für den Verlauf des Filmes hinderlicher kaum sein könnten. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass man sich umso mehr über den Splatter und das carnage freut, den/das es doch recht häufig gibt. Splatterfans dürften also definitiv auf ihre Kosten kommen. Und wenn die Kamera das Ganze dann auch noch wunderschön aus der Vogelperspektive einfängt (und auf weißem Schnee lässt es sich ja auch recht ansehnlich metzeln), dann verzeiht man doch auch einige der genannten Fehltritte.
30 DAYS OF NIGHT erfindet das Rad zu keinem Zeitpunkt neu, ist teils absolut lächerlich (ja, selbst für eine Comicadaption) und nur selten richtig spannend. Eines muss man ihm aber lassen, nämlich die bisweilen feine Optik und das wirklich abwechslungsreiche setting des Ganzen. Wer 100 Minuten anspruchlosen Horror sucht, der zumindest auf audiovisueller Ebene schocken kann, der ist mit 30 DAYS OF NIGHT jedenfalls gut bedient. Alle anderen legen ihn bitte in die "Remake-, Post-2000-, was auch immer Schublade" ab. Ein wirklich derber Rückschlag für Slade nach dem grandiosen HARD CANDY.
Breach
(Billy Ray, USA 2007)
Auch bei ihnen scheint so schnell kein Ende in Sicht, Spionagethriller. Egal ob THE BOURNE ULTIMATUM, MICHAEL CLAYTON oder LIONS FOR LAMBS - sie scheinen noch immer die Besucher ins Kino zu locken. Bemerkenswert ist aber sicherlich, dass BREACH in so gar keine Klischeekiste des Genres hineinpassen will. BreachEr ist kaum bis überhaupt nicht actionreich, hat keine allzu spannenden Momente und zieht eher lethargisch von dannen. Es handelt sich hier nämlich um keinen von Hollywood gesponnenen Handlungskomplott, sondern um den größten Agentenskandal in der Geschichte der USA. So schreiben wir das Jahr 2001, Bush ist gerade in sein Amt eingeweiht worden, Justizminister Ashcroft beginnt den Film mit einer Rede, die klarmachen soll, in welchem terroristischen Fokus sich die USA befinden - nach 9/11 natürlich gleich ein großer Schlag in die Magengrube und das bereits in den ersten Minuten des Films. Dieses flaue Gefühl im Magen wird man aber auch im Verlaufe des Ganzen nicht los, im Gegenteil, es wird nur noch unangenehmer.
BREACH ist nämlich auf die Fakten fokussiert, spinnt kein typisches Netz aus Bedrohung und Enttarnung, sondern gleicht mehr einer akribischen Dokumentation, die zeigt, wie gefährlich die Bedrohung war. Chris Cooper liefert dabei als Agent Hanssen natürlich eine Glanzleistung ab. BreachSeine Figur - was hier vielleicht das falsche Wort sein dürfte - ist Patriot, mehr um das Wohl des Landes als um irgendwelche Auszeichnungen oder Beförderungen bedacht. Seine Aussagen könnten selten die Realität besser widerspiegeln, sind selten kein Schlag in das Gesicht eines jeden Sicherheitsdienstes. Doch wie zeigt man dem mächtigsten Land der Welt, dass es noch so viel zu lernen hat? Hanssen kennt die in seinen Augen einzig wahre Antwort und setzt diese in die Tat um. Ohne Rücksicht auf Verluste. “The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants.”, sagte einst Thomas Jefferson. Hanssen scheint sich dies auf die Flagge geschrieben zu haben, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis man ihn enttarnen und - wie er seine enttarnten Überläufer - opfern sollte.
Ist dieser Mann wirklich ein Tyrann? Cooper verleiht diesem Mann dennoch etwas zutiefst menschliches, und das nicht nur des Glaubens wegen. Hanssen ist Wertekonservativ, ist äußerlich zwar nicht immer nett zu seinen Mitmenschen, aber ist dennoch stets für diese da. So auch für Eric O’Neill, gespielt von Ryan Phillippe, der zwar sicherlich nicht der beste Schauspieler ist, hier aber trotzdem eine wirklich gute Performance abliefert. BreachEr ist der Mann, der Hanssen enttarnen sollte, sich zwischen Pflichterfüllung und persönlicher Beziehung zu seinem Vorgesetzen nur selten sicher ist. Genau hier liegt die größte Stärke des Filmes, nämlich das Zwischenmenschliche. Nicht nur harmonieren die beiden miteinander perfekt, auch versteht es Billy Ray perfekt dies einzufangen und den Fokus sehr gut zu legen. Das hebt BREACH von der Masse der Spionagethriller ab, es macht ihn fast schon zu etwas Besonderem, auf jeden Fall aber zu einem wirklich guten Film. Keine Frage dürfte er bei vielen aber auch falsche Erwartungen wecken, denn selten war der Erzählfluss in einem Thriller ruhiger und balancierter.
BREACH ist gutes altes Schauspielerkino, dem der Realitätsbonus dabei natürlich zu gute kommt. Nichts wirkt unnötig dramatisiert oder pathetisch aufpoliert, nicht einmal die Texttafeln vor dem Abspann, die den weiteren Werdegang der Protagonisten erzählen. Vielmehr gibt BREACH buchstäblich Akteneinsicht, zeigt, wie gefährlich die Welt der Sicherheits- und Geheimdienste ist und war. Keine Frage, Hanssens Taten sind unentschuldbar, doch sollten sie auch ein kräftiger Denkanstoß sein. "Pray for me.", bittet Hanssen Eric am Schluss. Eric wird zum Zuschauer und vice versa: "I will."
The Last Castle - Rod Lurie, selbst Absolvent West Points, macht im Prinzip nichts anderes als auf das Sternenbanner zu onanieren - und ich folge seinem Beispiel quasi. Redford und Gandolfini agieren und harmonieren großartig, und auch wenn die Story nicht allzu überzeugend daherkommt (die meisten Insassen agieren wie Roboter), so sorgt sie doch permanent für Gänsehaut. Genau so muss ein Film nämlich funktionieren, er muss seinen Rezipienten miteinbeziehen und für emotionale Reaktionen sorgen. Der grandiose Score Jerry Goldsmiths tut sein Übriges. Groß.
Missing in Action 2: The Beginning - etwas schwächer als sein Vorgänger, dafür aber nicht minder fragwürdig und propagandistisch. Reagan ist natürlich nicht nur ob der Archivbilder omnipräsent - alles schreit förmlich nach tapferen GIs, die sich vom Feind unterscheiden wie Schwarz von Weiß. Und mittendrin: Chuck Norris, das stumme Ungeheuer, der Meister aller Klassen, der konservative Christ. Im Westen also nichts Neues, denn die Prämisse könnte jener aus THE LAST CASTLE nicht ähnlicher sein. Natürlich um einiges lächerlicher und überholter als Letzterer (wobei mir hier sicherlich einige widersprechen würden), aber gerade deshalb so unterhaltsam. Chuck for President!
Ichijo's Wet Lust (一条さゆり 濡れた欲情) - japanische (S)exploitation eben. Richtig gut gefallen haben mir die Rückblenden, die für solch einen Film eigentlich fast schon zu majestätisch wirken. Sowieso ist die Kamera fein eingesetzt und rückt natürlich stets die Reize der zugegeben recht attraktiven Dame(n) in den Vordergrund. Dass es sich hier um Trash (wenn auch sehr guten) handelt, macht dann aber spätestens die allerletzte, aberwitzige Einstellung deutlich.
Aegis (亡国のイージス) - auch beim zweiten Mal immer noch ein emotionaler Hochgenuss. Der Score von Trevor Jones (leider ist im japanischen Giftset nur ein Auszug des Scores mit sechs Titeln enthalten) lässt einem das Herz explodieren, erst Recht im Zusammenspiel mit den gigantischen Bildern. Hiroyuki Sanada spielt zudem ganz große Klasse, definitiv einer meiner asiatischen Favoriten. Was THE ROCK in Sachen Militärglorifizierung, Patriotismus und Pathos für die Amerikaner ist, das ist AEGIS für die Japaner, die nach über 60 Jahren langsam aber sicher autonomer in Sachen Verteidigungspolitik werden.
EuroTrip - in gemütlicher Runde zu dritt gleich nochmal ein Stückchen besser als (wie beim ersten Mal) allein. Wirklich herrlich, wie der Film die Europaklischees bedient, um den Amerikanern den Spiegel vorzuhalten. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Das Highlight ist natürlich die unfassbar komische Hasselhoff-Einlage - und auch die Mädels sind einmal mehr alles andere als unattraktiv, ein Männerfilm eben. "I saw a gay porno once. I didn’t know until halfway in. The girls never came. The girls never came!"
Mangiati vivi! - Lenzi serviert mal wieder die volle Portion: Tiersnuff, Matschereien und jede Menge leicht bis überhaupt nicht bekleidete Damen. Dabei reiht sich eine aberwitzige Szene an die andere, denn das, was schon zu Beginn in New York von statten geht, kann man nur glauben, wenn man es gesehen hat. Und wenn Mark (Robert Kerman) dann auch noch Sheila (Janet Argen) K.O. schlägt, weil diese doch eh wieder nur schreien und die beiden damit verraten würde, dann ist es völlig um einen geschehen. Von in Schlangenblut getropften “Apparaturen” mal ganz zu schweigen… Mir hat es zumindest humortechnisch voll und ganz gemundet.
Ms .45 - bin total hin und weg! Wie Ferrara mit der Symbolik spielt (Messer vor Schritt, Nonne als Zeichen der Unschuld, im Kreis umkreisen) und das Ganze inszeniert, ist einfach nur großartig. Bereits zu Beginn unterläuft er die Exploitation zudem größtenteils, indem er seine Protagonistin stumm sein lässt und im Gegensatz zu Kollegen wie DAY OF THE WOMAN die emotionale Seite in den Fokus rückt. Zoë Lund spielt Thana - auch der Name ist symbolträchtig - großartig, auch wenn ihre Wandlung und die ganze Ausgangssituation natürlich nicht allzu realitätsnah erscheinen. Das wäre dann aber auch schon der einzige Kritikpunkt (wenn überhaupt), denn das Finale, bei dem Ferrara dann nochmal so richtig auf den Putz haut und inszenatorisch wirklich alle Register zieht, lässt dann keine Zweifel mehr daran, dass es sich hierbei weniger um billige Exploitation als um eine tolle Charakterstudie handelt. Ganz groß, das!
The Gore Gore Girls - boah, wo anfangen!? Was H.G. Lewis hier abzieht, ist wirklich jenseits von Gut und Böse. Gematsche galore, Stripperinnen, die zum Radetzky-Marsch strippen und Schauspieler, die selbst das viele Ketchup an die Wand spielt. Lewis ist sich des Amateurfilmflairs aber durchaus bewusst, weiß aber auch, was die Kinogänger erwarten, nämlich Exploitation in Reinform, nichts anderes. Und genau das gibt er ihnen auch. Die Gewalt wechselt in nahezu exakt berechneten Abständen mit den nackten Tatsachen ab, und sowohl in Sachen Splatter als auch bei den Stripperinnen wird schön für Abwechslung gesorgt. Und wem das noch nicht genug ist, der bekommt auch noch was aufs Zwerchfell, denn der Humor ist so grenzdebil und gestellt, dass man gar nicht anders kann als sich vor Lachen fast selbst anzuurinieren. Frank Kress ist dabei natürlich auch nicht zu verachten, ist er doch nicht nur der einzige, der ein gewisses darstellerisches Talent besitzt, sondern auch noch eine aberwitzige Figur spielen darf. Wer auch nur ansatzweise etwas für Trash und deftigen Splatter übrig hat (und wer hat das nicht?), der kommt an THE GORE GORE GIRLS absolut nicht vorbei - ein Knaller vor dem Herrn!
Bearbeitet von The Punisher, 15. Oktober 2007, 15:44.
#810
Geschrieben 16. Oktober 2007, 13:50
(Matthew Vaughn, USA/UK 2007)
Die Adventszeit steht langsam aber sicher vor der Türe, da darf der alljährliche Familienfilm natürlich nicht zu kurz kommen. Dieses Jahr gibt es gleich wieder die volle Dröhnung für Klein und Groß, den Anfang macht dabei der Fantasyfilm STARDUST. StardustWirkte schon der Trailer wie eine komische Mixtur aus romantischem Märchen, harter Fantasy und humoristischen Einlagen, so bestätigt sich dieser Eindruck auch beim Film selbst. Vaughn, der den exzellenten LAYER CAKE zu verantworten hat, entscheidet sich für kein bestimmtes Genre, sondern nimmt das Beste aus allen und zaubert damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Potpourri, das aber nicht immer für die jungen Zuschauer geeignet zu sein scheint. Egal ob böse Hexen (Michelle Pfeiffer), blaublütige Prinzen (Mark Strong) oder eben der einfach Junge von Nebenan (Charlie Cox), für jeden ist etwas dabei. Die Geschichte, die der Film uns erzählt, ist aber immer noch dieselbe: Es ist egal woher man kommt, man kann alles erreichen, und meist ist die wahre Liebe doch näher als man denkt.
Das sich das Ganze natürlich in erster Linie an das bereits genannte, jüngere Publikum richtet, hatte ich natürlich meine Probleme. Jetzt, da man schon länger groß ist, kennt man all diese Märchengeschichten, ist altersbedingt kaum noch für diese zu haben. Vaughn umgeht dies aber geschickt (zumindest teilweise), indem er einige bei allem StardustFrust zugegeben sehr humorvolle Einlagen serviert, die hauptsächlich von einem toll aufspielenden De Niro getragen werden. So findet sich unter der fantasievollen Schale zudem so einiges an leichter Subtilität, die sich dann doch eher an ein etwas älteres Publikum richten dürfte. Von den bedeutungsschwangeren Namen, über die Figuren, bis hin zum Humor. So ist STARDUST zumindest für mich ein durchaus ambitionierter Streifzug durch die Fantasy- und Märchenwelt, die ob ihrer Gewalt paradoxerweise nicht für die (ganz) Kleinen zu empfehlen ist. Für einen Familienbesuch am Sonntagnachmittag, jetzt, wenn es kälter wird, aber ein sehr lohnenswertes Unterfangen, trotz dreister Bedienung beim Score von THE LORD OF THE RINGS.
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