The Room-Files
#1351
Geschrieben 08. September 2007, 09:11
Regie: Jonathan Levine
Liebes Tagebuch...
Der Slasher ist wieder zurückgekehrt! Nun, speziell für das Fantasy Filmfest gilt ja irgendwie, daß der Slasher jedes Jahr in irgendeiner Art und Form zurückkehrt, wenn er nicht schon von Haus auf da ist. Aber diesmal könnte es tatsächlich stimmen: Der Slasher ist wieder zurückgehrt.
Zwei Gründe:
Ersten, weil er tatsächlich im Frühjahr 2008 in die deutschen Kinos kommen wird. Mutig, wenn man bedenkt, was sonst so alles nicht ins Kino kommt und dann schafft es ausgerechnet dieser Film hier...
Zweitens, weil sich dieser Slasher in einen ganz neuen Deckmantel hüllt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar ist. Es ist der Deckmantel eines anspruchsvollen Filmes. Denn, was wäre, wenn der Killer ein Amokläufer ist, der wild und sinnlos umherschießt, ohne daß ihn ein Kindheitstrauma oder eine saftige Psychose antreibt? Auch arbeitet „All the Boys love Mandy Lane“ mit den Stilmitteln des augenblicklich modernen Terrorfilms. Grieselige Bilder und dreckige Atmosphäre bestimmen die Szenerie. Außerdem will dieser Film vom Unterhaltungswert einer Slasher-Ikone wie „Scream“ nichts wissen. Damit stößt er auch die Genrefreunde etwas vor den Kopf, weil er die gängigen Klischees, in Verbindung mit Sex, Drugs & Rock’n’roll, bestätigt, ohne sich aber groß an das Genre anzuschmiegen. Die Morde, die geschehen, wirken nüchtern und nicht effektgierig, fast ein wenig einfallslos - ebenso die Demaskierung des Täters. Dem Regisseur geht es vielmehr um den harten Survivalhorror in ländlichen Gefilden, ausgelöst durch einen aus der Luft gegriffenen Plan des Täters, geboren aus einer desillusionierten Grundhaltung gegenüber unserer Wertegesellschaft.
Mandy Lane ist der Hingucker an der hiesigen Schule - von Jungs und Mädchen wegen ihrer Unschuld und Schönheit gleichermaßen bewundert. Als sie mit ein paar Freunden ein verlängertes Wochenende in einem Landhaus verbringt, muß man als Zuschauer recht bald erkennen, daß irgendjemand mitgereist ist, der Mandy Lane ganz für sich allein haben möchte.
Mark und beinerschütternde Toneffekte nahe der Herzstillstandsgrenze sorgen hierbei für ein mulmiges Gefühl im Bauch und erst spät erkennt man, daß man keinen waschechten und zugleich mittelmäßigen Slasher gesehen hat. Vielmehr wurde man geschickt an der Nase herumgeführt und bekommt am Ende die dreckig blutigen Tatsachen vor den Latz geknallt.
Da die Dialoge teilweise höchst unverständlich gesprochen worden, bin ich auf deutsche Untertitel gespannt, denn dort hoffe ich noch mehr Bestätigungen für meine Anti-Slasher-Theorie zu finden. Weiter bezweifle ich, daß der Film das Genre neu beleben wird, aber die Vermischung unterschiedlicher Horrorgattungen ist überaus interessant geworden.
Montag, 06.08.2007/19:30 - 20:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1352
Geschrieben 08. September 2007, 09:11
Regie: Simon Rumley
Liebes Tagebuch...
Ich pflege Dich zu Tode!
Auf einem abgelegenen, übergroßen und heruntergekommenen Landsitz irgendwo in England lebt Lord Brocklebank, wo er zusammen mit seinem geistig zurückgebliebenen Sohn seine schwer kranke Frau pflegt. Als er eines Tages zu einem wichtigen Termin in die Stadt muß, hofft sein Sohn auf darauf, die Verantwortung der Pflege seiner Mutter übernehmen zu dürfen. Aber der Vater bestellt eine Krankenschwester und der Sohn ist enttäuscht, wittert aber nach der Abreise des Vaters die Chance sich zu beweisen, als er die Telefonleitung kappt und der Hilfskraft den Zutritt zum alten Gemäuer verwehrt.
„The Living an the Dead“ entpuppte sich als erste anspruchsvolle Perle des diesjährigen Fantasy Filmfests. Die Location erinnert an Ken Russels „Gothic“, nur mit dem Unterschied, daß das Haus hier in einem vollkommen desolaten und unwirtlich feuchten Zustand als Schauplatz der Handlung abgelichtet wurde, während der Unterhaltungswert des Filmes mit dem eines „Schreie und Flüstern“ gleichzusetzen ist.
Der Sohn meint es nur gut - zu gut, leider, denn sein ungenügend ausgebildeter Verstand gibt ihm nicht die Möglichkeit, die Bedürfnisse seiner Mutter richtig einzuschätzen. Der Zuschauer wird Zeuge einer Vielzahl von Fehlentscheidungen und Fehlinterpretation seitens des Sohnes, wird Zeuge, wie der Junge meint, je mehr Tabletten seine Mutter nimmt, desto gesünder wird sie, während er seine eigenen Medikamente fälschlicherweise absetzt, was seinen Geisteszustand nur noch mehr verwirrt. Vollkommen überfordert rast der Sohn im Zeitraffer und begleitet von lauter Technomusik durch die endlos langen Gänge seines Geburtshauses, tobend und hantierend, weil er trotz allem merkt, daß seine Bemühungen nicht die gewünschten Ergebnisse erziehlen. Groll kommt auf - gegen sich, gegen seine Mutter. Die Situation scheint ausweglos und als Zuschauer ist man mit flauem Gefühl im Magen mitten drin im immer mehr abdriftenden Geschehen.
Nachdem der Film mit den Zeitrafferszenen ausgiebig verdeutlichte, wie der Sohn seine Umwelt erlebt, macht er dann eine alptraumhafte Reise ins Unterbewusstsein des jungen Mannes und kehrt danach in eine völlig neu sortierte Realität zurück, denn plötzlich ist die Mutter wieder gesund. Erst nach dem Film, als Bogey und ich unsere leicht verwirrten Eindrucke zu sortieren versuchten, wurde ich auf die Idee gebracht, daß der Film in drei Teile aufgesplittet sein mußte, wobei der Mittelteil nach der Unterbewusstseinsszene den eigentlichen Beginn der Geschichte darstellt, wo gezeigt wird, warum die Mutter krank ist. Spontan gecheckt habe ich das nicht, aber es schien uns/mir die vernünftigste Lösung, wobei die unterschiedlichen Zeitebenen auch unchronologisch miteinander verknüpft schienen. Vielleicht wäre ein Hauch mehr an Erklärungen seitens des Filmemachers nötig gewesen. Immerhin weckt diese Zeitebenenerkenntnis sofort den Wunsch, den Film beizeiten ein zweites Mal sehen zu wollen, und daß, obwohl er wirklich keinen Spaß gemacht hat.
Dienstag, 07.08.2007/15:05- 16:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1353
Geschrieben 09. September 2007, 21:23
Regie: Alfred Hitchcock
Liebes Tagebuch...
Man merkt dem Film an, daß George Tabori zu der damaligen Zeit, nicht grundlos, nicht allzu gut auf die Deutschen an sich zu sprechen war. Sein düsterer Kriminalplot, in dem ein deutscher Hausmeister seinem arbeitgebendem Pfarrer in der Beichte gesteht, daß er einen Mord begangen hat, strotzt nur so vor krimineller Energie, auf das dieses Geheimnis auf Ewigkeiten von der Polizei unentdeckt bleibt. Er schreckt sogar nicht davor zurück, den Pfarrer um fünf Ecken herum anzuschwärzen, als die Luft um ihn dünner und dünner wird.
Hitchcocks Film, inhaltlich ebenso altmodisch wie kraftvoll, bringt einem als Zuschauer die Misere, welche eine so inhaltsschwere Beichte beinhaltet, eindringlich rüber. Es gibt Enthüllungen am laufenden Band und nur die Tatsache, daß dies aus heutiger Sicht reichlich naiv und bieder wirkt, könnte einem sauer aufstoßen. Aber, die Zeiten haben sich geändert, sagt der Phrasenapostel in mir und deshalb werde ich einen Teufel tun, mir diese Feststellung zu ersparen.
Dienstag, 07.08.2007/20:00 - 21:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1354
Geschrieben 09. September 2007, 21:26
Regie: Nacho Cerdà
Liebes Tagebuch...
Da war er also nun, der langersehnte Schocker und Sesselkraller auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Lange genug hat es gedauert, eine Woche - um es genau zu sagen. Dabei wollte ich auch diesen Film gar nicht unbedingt sehen, weil der Trailer mit nicht 100pro überzeugen konnte. Aber schon wie bei „The Ferryman“ bereute ich meinen Abstecher ins Kino heute nach verfrühtem Abgang aus der Arbeit fast direkt hin ins Kino in keiner Sekunde.
Eine nicht mehr ganz so junge Dame (ur-uralte 40 Jahre alt), die hauptberuflich Workaholic und nebenbei Filmproduzentin ist, wird aus ihrer wahrscheinlich zwanzig Jahre lang andauernden Arbeitsphase herausgerissen, als sie erfährt, wo die Wurzeln ihrer Familie liegen und daß sie diese auch noch geerbt hat. Die Wurzeln sind ein altes Anwesen im russischen Nirgendwo, wo einst ihr Vater die Mutter umbrachte und wo man sie wegschaffte und zur Adoption freigab. So fand sie damals als Kleinkind, auch ohne die Mithilfe von Madonna, den Weg in die westliche Welt und nun kehrt sie zurück, ins das Haus, in dem sie einst geboren wurde, in der Nacht, alleine, wo niemand sie schreien hören kann.
Das Haus:
Heruntergekommen, verlassen, düster, feucht und dort geht es um!
Schnell beginnt der Film energisch auf der Trommel des Grauens zu schlagen. Spätestens als die Hauptdarstellerin in ihrem Elternhaus angekommen ist, bekommt es der Zuschauer mit der Angst zu tun. Regisseur Nacho Cerdà ließ sich hierbei viel einfallen um das Publikum in den Sitz zu drücken. Dabei wechseln sich blutige Details mit klassischen Spuksequenzen ab und mittendrin wandeln zu allem Unglück auch noch Geisterzombies aus Fulcis „Ein Zombie hing am Glockenseil“ umher. Einfallsreiche Trickaufnahmen, die die verschiedenen Handlungsebenen miteinander verbinden und der tosende Soundtrack sorgen ebenfalls für gänsehautgute Unterhaltung. Zusammen mit „Dead Silence“ war „The Abandoned“ mein persönlicher Spannungshöhepunkt des diesjährigen Filmfests.
Mittwoch, 08.08.2007/17:20 - 18:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
Bearbeitet von Mr. Room, 24. September 2007, 20:37.
#1355
Geschrieben 22. September 2007, 12:21
Regie: William Friedkin
Liebes Tagebuch...
Aufgrund technischer Probleme ging für mich mit dreißigminütiger Verspätung das diesjährige Fantasy Filmfest in die letzte Runde. Und daß mit einem Film auf den ich schon sein längerem gespannt war, genauer gesagt seit dem Zeitpunkt, als ich ihn auf der Homepage von Lionsgate-Films entdeckte.
Agnes White (Ashley Judd) fristet in einem heruntergekommenen Motel ein ebenso heruntergekommenes Dasein. Seit ihr Sohn vor Jahren beim Einkaufen spurlos verschwand flüchtet sie Tag ein Tag aus in Drogen und Alkohol. Doch eines Tages tritt ein junger Mann in ihr Leben (Michael Shannon), der ihr Liebe, Zuneigung und Vertrauen schenkt. Es beginnt eine zarte Liebesgeschichte am Rande der Gesellschaft. Gelangweilt über den kammerspielartigen Auftakt des Films verließen schon die ersten Zuschauer den Kinosaal. Als der junge Mann namens Peter Evans merkt, daß Agnes an mehr als nur einer Affäre interessiert ist und macht er einen Rückzieher. Agnes ist am Boden zerstört. Sie fleht und schreit Peter an, bittet ihn nicht zu gehen. Er aber sagt, er hätte seine Gründe und daß es so besser wäre. Doch Agnes läßt nicht locker und Peter entscheidet sich zu bleiben. Hätte sie ihn doch ziehen lassen.
William Friedkin nimmt sich gut die erste Hälfte des Filmes Zeit um oben genannte Geschichte zu erzählen. Er tut dies in dialogreichen, ruhigen und langen Einstellungen, getragen von dem zweifelsfrei vorhandenen Darstellungstalent seiner Schauspieler. Als Peter sich entscheidet zu bleiben, kommt die Wendung der Geschichte, auch wenn das Tempo noch nicht anzieht. Noch nicht...
Spoilergefahr?
Wieder mit Agnes vereint, tischt Peter ihr die abenteuerliche Geschichte seines Lebens auf, wie er einst in den Irakkrieg geschickt wurde und dort im Lazarett das Versuchskaninchen für medizinische Tests wurde, wie man ihm trojanisches Ungeziefer in den Körper einpflanzte um ihn dann damit nach seiner Entlassung auf Schritt und Tritt zu überwachen. Seitdem ist er auf der Flucht vor den Militärs und immer darauf bedacht jedwede Bewegung unter seiner Haut zu bemerken um dann umgehend das eingesetzte Ungeziefer zu entfernen. Agnes, geschockt von dieser Geschichte und aufgrund ihres psychisch labilen Zustands kauft sie ihrem Freund jede Silbe ab und erkennt bald, daß jedes Zwicken und Zwacken ihrer Haut davon herrührt, daß auch sie infiziert ist. Beide verschanzen sich bald in ihrem Appartement und geben sich dem Ausleben ihrer Bug-Psychose voll und ganz hin.
Stets grimmiger und abgründiger werdend verläuft die zweite Hälfte des Filmes und nimmt den Zuschauer mit auf die Reise ins Unterbewusstsein einer kranken Seele und genauso ruhig, wie der Film gestartet ist, geht er laut und schockierend zu Ende.
Jeder, der den Trailer zu „Bug“ gesehen hat, und da bin ich ziemlich sicher, wird glauben, daß er es hier mit echten Würmern zu tun hat, die sich unter die Haut graben, doch das Einzige, was sich hier unter die Haut gräbt, ist die psychotische Angst, die das tiefschwarze Finale offenbart und dieses Finale wirkt so frisch, ungewöhnlich und locker aus dem Ärmel geschüttelt, als wenn seit „Der Exorzist“ keine Zeit vergangen wäre.
Mittwoch, 08.08.2007/19:45 - 21:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1356
Geschrieben 24. September 2007, 20:16
Regie: Hans W. Geissendörfer
Liebes Tagebuch...
Eigentlich wiederspricht es jeglicher Logik, daß teuer mitproduzierte Kinofilme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mitten in der Nacht zur Erstaufführung kommen. Doch die Angst, das Publikum mit zu anspruchsvoller Kinokost zu verschrecken scheint so groß, daß man lieber drei oder vier Weichspül-Fernsehfilme pro Woche (!!!) herstellen läßt, als daß man die entrückten Visionen von Filmemachern auf die Zuseher loslässt, die es mit enormen Kraftaufwand schafften ihr Projekt ins Kino zu hieven. Nur wirklich große Erfolge („Good bye Lenin!“) und höchstens eine Ausnahme pro Jahr („Ein ganz gewöhnlicher Jude“) schaffen es bei der ARD (und dem ZDF) in die Hauptsendezeit - „Schneeland“ gehörte, wie sollte es auch anders sein, nicht dazu. Dieser Film lief nach Mitternacht zum Tod von Ulrich Mühe und ich habe ihn mir aufgenommen.
Hans W. Geissendörfer träumt noch immer davon einen Oscar zu gewinnen. Dem kraftvollen und hochmotiviertem Drama „Schneeland“ merkt man das auch an, auch wenn mit dem Film, verursacht durch seine übersteigerten Dialoge, manchmal die Pferde durchzugehen drohen. Angefangen als Episodenfilm mit drei Ebenen verbinden sich langsam aber stetig die Erzählstränge zu einer poetisch-tragischen Geschichte, die so manche schockierende Details parat hält. „Schneeland“ handelt von Ina (Julia Jentsch), die sich 1938 von ihrem gewalttätigen Vater (Ulrich Mühe) lossagen möchte. Und er handelt von ihrer Liebe zum Pferdehüter Aron (Thomas Kretschmann). Weiter geht es mit der Jetztzeit, in der Elisabeth (Maria Schrader) in das einstige Leben von Ina eintauchen darf.
Getragen von faszinierenden Landschaftsaufnahmen einer nicht näher definierten Region in Lappland entstand ein äußerst beeindruckendes und mitreißendes Drama mit entwaffnender Direktheit, dargestellt von großartigen Schauspielern, die sich körperlich und seelisch bis aufs Äußerste entblößen. Dem beiwohnen zu dürfen ist ein großes Erlebnis.
Als fleißiger Verfolger des „Lindenstraße“ möchte ich noch erwähnen, daß dem Film eine selbstironische Antipublicity zu Teil wurde. Einmal standen im Sommer ein paar Figuren der Dauerserie vor den Kinoplakaten des in der Straße ansässigen Lichtspieltheaters und wunderten sich: „Schneeland? Und das mitten im Sommer!“. Cool, und das mitten im Sommer!
Samstag, 11.08.2007/15:15 - 17:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1357
Geschrieben 24. September 2007, 20:19
Regie: Joseph Vilsmaier
Liebes Tagebuch...
Eingebettet in eine hektische und letztendlich vollkommen unnötige Rahmenhandlung mit Katja Riemann und Herbert Knaup in der Jetztzeit, entspinnt sich die Geschichte von der Rivalität zweier Bergdörfer in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Sebastian (Daniel Morgenroth) aus Gscheit Susanne (Dana Vávrová) aus Millsdorf heiratet, vergrößerst sich die Kluft zwischen den beiden Ortschaften noch mehr und die junge Familie wird, egal wo sie sich aufhält, von den anderen Bewohnern geschnitten und verachtet. Irgendwann vollzieht das Paar eine Trennung auf Zeit und die Mutter kehrt in ihr Elternhaus zurück. Fortan müssen die Kinder zwischen beiden Orten über einen Bergkamm pendeln. Am Weihnachtsabend verlaufen sie sich im Schneesturm und beide Dörfer starten eine Suchaktion.
Nach der Vorlage von Adalbert Stifter entstand eine teilweise anrührende aber auch reichlich rührselige Geschichte, die holprig auf 90 Minuten zurückgestutzt scheint und viele wichtige Übergänge, die für einen sauberen Handlungsverlauf von Nöten gewesen wären, aus technischen oder finanziellen Gründen vermissen läßt. Bläst am Tag des 24. Dezembers noch warmer Fön mit Sonnenschein vom Himmel herab, liegt am Abend schon wieder meterhoch der Schnee. Als die Kinder am Weihnachtsmorgen gefunden werden - von den Eltern und gleichzeitig auch von beiden Suchtrupps - sorgt das natürlich für Freude und Erleichterung bei den Zuschauern, solange man sich keine Gedanken macht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, daß die beiden Vermissten so mir nichts dir nichts in dem Eismeer aufgespürt werden konnten.
Joseph Vilsmaier hat sich, trotz mancher netten Szene, an der Geschichte verhoben und sein Weihnachtswunderdrama wirkt ungelenk und halbherzig.
Samstag, 11.08.200718:10 - 19:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1358
Geschrieben 29. September 2007, 10:02
Regie: Gerhard Hahn
Liebes Tagebuch...
Der einzige Asterix-Film, den ich bislang noch nicht gesehen hatte und der erste Asterix-Film den ich seit langer Zeit wieder sah - und er ging mir ziemlich auf die Nerven. Vor allem weil fast alles ein weiteres Mal durchgekaut wird. Der singende Barde, den keiner hören möchte, den obligatorischen Streit im gallischen Dorf wegen der stinkenden Fische des Fischverkäufers, die Geschichte von Obelix, wie er einst als Kind in den Zaubertrank fiel und die das Dorf endlos belagernden Römer. All das habe ich schon so oft gesehen, daß es langsam mal an der Zeit gewesen wäre, sich ein paar neue Ideen einfallen zu lassen. Mag sein, daß viele dieser wiederkehrenden Elemente eine Art Tradition darstellen, die in keinem Asterix-Film zu fehlen hat, aber wenn diese uraltbekannten Ideen den Hauptbestandteil des Humorpotenzials ausmachen, kann ich mich nicht mal zu einem müden Lächeln animieren lassen.
Julius Caesar will mal wieder das widerborstige gallische Dorf in die Knie zwingen und hat sich einen „großartigen“ Plan ausgedacht. Ein neuer, abermals reichlich dummer Centurio soll für ihn den Druiden Miraculix entführen und ihn über den Rand der Welt werfen. Asterix und Obelix werden zufällig Zeuge des Kidnappings und folgen der römischen Galeere, die Miraculix unter Zuhilfenahme eines Katapults nicht über den Rand der Welt sondern direkt in den Schoß eines Indianerstammes schleudert. Die Gallier haben die neue Welt entdeckt!
Tricktechnisch überrascht der Film nur in ganz wenigen Momenten; dann zum Beispiel, wenn Asterix und Obelix auf hoher See in einen Sturm geraten. Der Rest läßt sich an den altbekannten Trickstandarts der Reihe messen und wenn der Film zeichnerisch mal etwas aus der Reihe tanzen oder nach den Sternen greifen möchte, tut er dies meist fehlerhaft oder unsauber ausgearbeitet. Der Inhalt des Filmes wird hektisch, unrhythmisch und logikarm erzählt. Angefangen bei der Tatsache, daß Miraculix alleine in den Wald geht um Kräuter für den Zaubertrank zu sammeln und endend bei den undurchschaubaren Absichten der Indianer (die ein seltsames Winnetou-Gaga-Deutsch sprechen), die mal Gutfreund sind und dann wieder nicht. Auch ein Kritikpunkt: die Tonspur, die mit unterirdischen Songs und auf Biegen und Brechen prominenten Sprechern aufwartet, von denen die meisten den Comiccharakteren kaum leben einhauchen können. Mag sein, daß Obelix genauso rund ist wie Ottfried Fischer, aber muß er deshalb gleich so reden?
Samstag, 11.08.2007/20:15 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1359
Geschrieben 01. Oktober 2007, 19:54
Regie: David Lynch
Liebes Tagebuch...
Nun habe ich es endlich einmal geschafft: Ich habe Lost Highway gesehen - ohne einzuschlafen. Der alptraumhafte aber dennoch ruhige Psychothriller hat irgendwie ganz besondere meditative Qualitäten, die mich müde werden lassen, ohne daß der Film auch nur annähernd langweilig wäre.
Weiter wird es für mich immer ein Rätsel bleiben, warum ich den Film verstehe, aber keine physikalisch korrekte Zusammenfassung seines Inhaltes auf die Reihe bekomme. Zusammen mit „Mulholland Drive“ stellt er für mich momentan den Höhepunkt des surrealen Schaffens von David Lynch dar. All das seltsame, was da geschieht kommt mir so logisch vor, so selbstverständlich, daß es mir fast schon Angst macht. Der Mord an Patricia Arquette, der sich durch die Videobänder ankündigt, die Tatsache, daß ihr Mann Bill Pullman der Täter ist und daß er sich mittels Körpertauschtrick aus dem Gefängnis befreien kann, all das verdeutlicht David Lynch mit so einfachen und auch so nachvollziehbaren Mitteln, daß ich im Traum nicht mal daran denken mag, daß das, was da auf der Leinwand/dem Bildschirm abgeht eigentlich unerklärlich ist. Als Film ein Genuß, als Tatsache ein Paradoxon.
Randnotiz: Ich habe Marilyn Manson erkannt!
Mittwoch, 15.08.2007/18:05 - 20:15 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1360
Geschrieben 01. Oktober 2007, 20:09
Regie: Robert Redford
Liebes Tagebuch...
Ein Film über das Fischen soll es sein, über die Faszination die von diesem ruhigen Freizeitsport ausgehen soll. Allein schon die Tatsache dieses Wagnisses sollte man honorieren. Zu Recht, strahlen doch die Szenen in denen Vater, Sohn und Sohn angelschwingend im Wildbach stehen eine ausgesprochene Schönheit aus. Nur mit der Geschichte, die um das Thema ‚Fischen’ herumgestrickt wurde, hapert es ein wenig. Als Zuseher muß man sich mit einem reichlich belanglosen Familienepos herumschlagen, welches zwar wie aus dem Leben gegriffen wirkt, es aber nicht schafft, große Begeisterung für das Unspektakuläre zu wecken. Man beobachtet, wie Sohn 1 (Craig Sheffer) und Sohn 2 (Brad Pitt) aufwachsen, dumme Jungenstreiche veranstalten, erste Erfahrungen in Sachen Alkohol und Liebe machen und dann flügge werden. Hierbei kann sich der Film nicht entscheiden, ob er poetisch, tragisch, lustig oder sonst was sein will. Er plätschert spannungsarm und orientierungslos dahin, wie das Gewässer in dem die Forellen nur darauf warten, daß sie sich an einem Angelhaken aufspießen können.
Erst zum Ende hin läßt der Film erkennen, wo er hintreibt - nämlich in Richtung eines tragischen, wenn auch vorhersehbaren Endes im Stile von „Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers“. Vielleicht gerade weil das Ende relativ klischeebestätigend ist, funktioniert es beim Zuschauer auf emotionaler Ebene ganz gut und verdeutlicht die Tatsache, wie es ablaufen kann, wenn man sich von seinen Eltern immer mehr entfernt, ihnen zuliebe nur noch eine Fassade aufrechterhält und dabei schon längst höchste Gefahr läuft, auf der Strecke zu bleiben. Gerade weil das Ende relativ ordentlich inszeniert wurde, wird man mit einem guten Eindruck aus dem Film entlassen und so manch eine langweilige Szene bekommt eine ungewöhnlich große Bedeutung, beziehungsweise wird es vergessen gemacht, daß gerade noch ziemliche Langeweile vorherrschte.
Mittwoch, 15.08.2007/21:15 - 23:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1361
Geschrieben 05. Oktober 2007, 15:57
Ein Film von Eckhart Schmidt
Liebes Tagebuch...
Leider etwas zu spät reingeschalten, aber letztendlich blieb ich dann doch hängen, an diesem Dokumentarfilm, welcher zum Anlaß von Jerry Lewis’ 80. Geburtstags produziert wurde.
Es kommt nicht nur Jerry Lewis selbst reichlich zu Wort (einmal noch krank und aufgedunsen, dann später, wieder schlanker und ungleich agiler), sondern auch einstige Weggefährten (welches meist Weggefährtinnen sind. Stella Stevens zum Beispiel). Dazu gibt es eine bunte Auswahl an Ausschnitten aus alten Filmen. Die wichtigsten Werke Lewis’ sind zwar vertreten („Der verrückte Professor“), aber offensichtlich war das Geld knapp und man konnte keine weiteren Lizenzen erwerben. So werden spätere Filme nur anhand von Fotos oder Archivaufnahmen vorgestellt und man sah sich genötigt noch einen weiteren Ausschnitt aus der „Heulboje“ nachzuschieben. Alles in allem aber eine interessante Zeitreise.
Freitag, 17.08.2007/23:45 - 01:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1362
Geschrieben 05. Oktober 2007, 15:57
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Der Laberfaktor in „Death Proof“ ist wirklich unwahrscheinlich hoch, nimmt schon fast die bedrohlichen Ausmaße an, die mir von dem äußerst geschwätzigen „Jackie Brown“ in Erinnerung blieben. Das hat zwei Gründe:
Erster Grund:
Es ist (leider) ein Teil des Stils von Quentin Tarantino. Nur zu gerne charakterisiert er seine Personen durch ausgedehnte Geschichten, die sie zum Besten geben, oder durch oberflächliche, nie enden wollende Zwiegespräche über unwichtige, die Handlung nicht vorrantreibende Themen. Mag sein, daß manche das cool finden, aber ich bin sicher, daß ein Großteil des Publikums diese Teile des Filmes nicht mehr als nur hinnimmt und sie versucht zu akzeptieren. Eine Geduldsprobe.
Zweiter Grund:
Da der Film ursprünglich nur als Teil des „Grindhouse“-Projekt gedacht war und als 60- bis 70minütiger, letztendlich dann als 90mintüiger Film funktionieren mußte, wirkt die Aufblähung auf satte 110 Minuten wirklich Geduldsfaden-strapzierend und behindert die eigentliche Idee des Projekts. Warum von „Kill Bill“ und nun auch von „Gindhouse“ unterschiedliche Versionen auf den Markt gebracht worden sind, bleibt mir zumindest schleierhaft, denn (wichtige) finanzielle Gründe kann ich darin nur sekundär erkennen.
„Death Proof“ ist die Liebeserklärung an den US-amerikanischen Action-Film der 70er Jahre. Geschickt verarbeitet Tarantino Klischees und Reminiszenzen, welche nicht nur Filmkenner der damaligen Epoche erkennen werden. Auch sehr schön ist die Tatsache, daß die erste Hälfte des Filmes in Form einer abgenudelten Kopie daherkommt, in der auch alle Aspekte eines Action-Filmes aus den 70er Jahren berücksichtigt werden. Partyliebende Mädels kommen unter die Reifen eines supercoolen Haudegens, der ihnen kaltblütig den Gar ausmacht. Im zweiten Teil des Filmes, im geleckten schickbunten Tarantino-Style der Jetztzeit, wo die Mädels immer noch so partygeil, aber ein wenig tougher sind, stehen sie ihre Frau und nehmen den Wüstling in die Mangel. Das geschieht in den letzten zwanzig bis dreißig (dialogfreien) Minuten, die in Sachen Adrenalinkick ihresgleichen suchen - hier wird man dafür belohnt, daß man brav sitzen geblieben ist und sein Sitzfleisch strapazieren ließ. Jedoch sind nicht alle sitzen geblieben. Einige Leute haben zuvor den Kinosaal verlassen.
Als Experiment ge-, aber als eigenständiger Film misslungen - so erscheint „Death Proof“ auf der Leinwand. Gespickt mit charmanten und interessanten Ideen, aber im Gesamten einfach viel zu lang. Und noch einen Nachteil hat das aufgesplittete „Grindhouse“-Projekt: Die Fake-Trailer von Rob Zombie und Co sind unter den Tisch gefallen...
Montag, 20.08.2007/21:10 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1363
Geschrieben 11. Oktober 2007, 17:49
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Feuerprobe für „Do you like Hitchcock?“. Nachdem ich mich schon von den Qualitäten dieses netten Films für zwischendurch überzeugen ließ, waren nun meine Videoabendgäste an der Reihe. Und auch deren Augen leuchteten. Es war lustiges Mörderraten und Aufpfriemeln der Geschichte angesagt und alle haben sich daran beteiligt. Ich natürlich nicht, weil ich nichts verraten wollte.
Aufgrund des heruntergefahrenen Body-Count-Faktors läßt sich dieser Film natürlich nicht an anderen Werken Dario Argentos messen, aber inhaltlich ist der Film vergleichbaren Werken ebenbürtig - sowohl in Sachen Ereignisreichtum und auch in Sachen Nachvollziehbarkeit/Nichtnachvollziehbarkeit. Argento hat offensichtlich noch immer das Zeug (und das Geld) zum Erzählen von vertrackten Mörderplots und das läßt diesen Film zum freudigen und auch hochspannenden Erlebnis werden.
Mittwoch, 22.08.2007/21:00 - 22:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1364
Geschrieben 11. Oktober 2007, 17:50
Regie: Hiroyuki Okiura
Liebes Tagebuch...
In dieser modernen, inhaltlich und optisch anspruchsvollen sowie sehr eigenwilligen Rotkäppchen-Version gerät ein Elitesoldat zwischen die Fronten, als er sich mit einem Mädchen anfreundet, dessen Schwester eine Bombenkurierin war und sich einst vor seinen Augen in die Luft sprengte. Zwischen Pflichterfüllung und Schulgefühl hin und hergerissen sucht er nun die Nähe des Mädchens und erkennt erst spät, daß er sich mitten in einer, nennen wir es mal innerbetrieblichen Intrige befindet und seine Arbeitgeber sich ihm nun als Gegner in den Weg stellen.
Stets untermalt von Anspielungen auf das Märchen vom Rotkäppchen, daß dem bösen Wolf in die Falle geht, entwickelt der Film eine morbide Atmosphäre, wandelt dabei aber manchmal auf etwas zu undurchsichtigen Pfaden, die aber stets von knisternder Spannung (rote Augen), brutaler Action (Terror und Rebellion) und philosophischen Anspielungen (Gebrüder Grimm) begleitet werden. Ein anspruchsvolles Zeichentrick/Anime-Abenteuer, düster und nüchtern gezeichnet, aber auch voll von eindrucksvollen optischen Höhepunkten.
Samstag, 25.08.2007/14:45 - 16:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1365
Geschrieben 13. Oktober 2007, 11:17
Regie: Michael J. Bassett
Liebes Tagebuch...
Die deutsche Synchronisation gerät ganz schön ins Rudern, wenn in diesem Film über den Ersten Weltkrieg englische Soldaten auf deutsche treffen und sich zu allem übel auch noch auf Französisch mit ihnen unterhalten müssen. Daß die DVD unverständlicherweise keine deutschen Untertitel mitliefert macht die Tatsache nicht gerade leichter.
Ähnlich wie später „Wilderness“ besticht dieser Film von Michael J. Bassett durch eine gewisse Rohheit und Schnörkellosigkeit. Eingepfercht in einen Schützengraben bekommt es eine Gruppe von englischen Soldaten mit dem Übersinnlichen zu tun, was sie jedoch recht spät erst merken und dem Film damit einen langen Anlauf bescheren, wo man sich als Zuschauer wohl erst mal damit beschäftigen soll, die einzelnen Charaktere, versteckt unter Dreck und Uniform, kennen und unterscheiden zu lernen.
Es geht um im Schützengraben. Es ist ein Ort an dem es spukt. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Leichen unterschiedlicher Nationen von vergangenen Kämpfen zeugen. Oder ist jener Schützengraben gar ein verfluchtes ‚schwarzes Loch’, daß hungrig auf Seelen nur darauf wartet, daß ihm jemand in die Falle geht? Ich persönlich hätte auf eine Parallelwelt getippt, wie sie in „The Others“ zu sehen ist, in die die Soldaten geraten, nach dem sie längst schon tot sind, es aber nur nicht wissen. Ein bißchen hatte ich ja Recht, aber in den schlammigen Gängen und Tunneln wartet tatsächlich auch das personifizierte Böse und somit liefert der spannende aber auch klamme Film schlussendlich sogar eine ordentliche Erklärung.
Sonntag, 26.08.2007/13:30 - 15:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1366
Geschrieben 13. Oktober 2007, 11:17
Regie: Mark Schlichter
Liebes Tagebuch...
Ein Richter wird vor den Augen von Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) mit dem Auto überfahren. Die Amokfahrerin ist ihr keine unbekannte Person. Erst kurz wurde sie aus der Psychiatrie entlassen, weil sie mit vehementen Mitteln gegen ein Mobilfunkunternehmen vorgegangen war, weil sie überzeugt davon war, daß deren Sendemasten schuld am Leukämietod ihrer Tochter waren. Keiner wollte ihr damals die Geschichte glauben - nicht mal Inga Lürsen. Und bevor sie sich nach ihrer Tat erneut mit ihr auseinandersetzen konnte, stürzt sich die Frau vom Dach des Gerichtsgebäudes.
Schon in der ersten Szene des Filmes wird klar, auf was er mit Hilfe eines Kriminalplots aufmerksam machen möchte. Nämlich auf ein Leben unter dauerhaftem Beschuss von Mobilfunkstrahlen, deren gesundheitliche Nebenwirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind. In jener ersten Szene vor dem Gerichtsgebäude laufen deshalb auch nur geschäftstätige Workaholics mit dem Handy am Ohr herum. Später, als die Kommissare Lürsen und Stedefreund in die Materie ihres Falles eingetaucht sind, fallen ihnen unentwegt Antennen und Sendemasten auf, die bedeutungsschwanger auf unendlich vielen Hochhäusern thronen und uns alle bestrahlend den Garaus machen wollen. Über Bremen wird also die Moralkeule geschwungen - und das nicht zu wenig. Wäre da nicht der leicht verschwörungstheoretisch angehauchte Kriminalfall mit seinem schwindelerregenden Showdown abermals auf dem Dach des Gerichts, würde mir dieser Umstand weitaus mehr sauer aufstoßen, als er es letztendlich tat.
Die Kommissare decken auf, daß das Mobilfunkunternehmen tatsächlich ziemlich viel Dreck am Stecken hat und, bezogen auf den Fall, mit unlauteren Mitteln (Extraportion Mobilfunkstrahlen) gegen seine Kritiker vorgeht und daß der Psychiater und der Staatsanwalt, die neben dem Richter mitverantwortlich waren, daß die Kritikerin damals in eine Anstalt eingeliefert wurde. Dem Film gibt das eine spannende, aber auch bedrückende Note, vor allem, weil man einen Konzern viel schwieriger zur Rechenschaft ziehen kann - besonders dann, wenn die Verantwortlichen rein zufällig eine lukrative Stelle im Ausland annehmen.
Eins hat der Film noch bewirkt: Auch mir fallen seit seiner Ausstrahlung viele Häuser auf, auf denen Sendemasten montiert sind.
Sonntag, 26.08.2007/20:30 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1367
Geschrieben 16. Oktober 2007, 18:52
Regie: Siggi Götz
Liebes Tagebuch...
Videoabendpremiere für Bü und Badewanne, geschehen bei einem Film, der eigentlich dafür hätte sorgen müssen, daß die beiden nie wieder Mittwoch Abend für unsere fest verankerte Session Zeit haben werden. Schließlich ist so ein Dummbeutelfilm nicht Jedermanns, und schon gar nicht Jederfraus Sache. Aber auch die beiden konnten sich das Lachen nicht verkneifen, wenn auch nicht so ausufernd wie, neben anderen, meine Wenigkeit. Dieser wüste Haufen aus Zoten, Kalauer, Krawallgetümmel und Rohrkrepierern ist einfach schwer zu toppen - vielleicht gerade noch durch seine noch lautere und radebrechend doofere Fortsetzung („Hurra, die Schwedinnen sind da“).
Im Internet habe ich nun entdeckt, daß das Geheimnis um den Verbleib von Regisseur Siggi Götz mittlerweile gelüftet ist. Siggi Götz ist Siggi Rothemund, der seinerzeit einen beachtlichen Spagat zwischen Kinogülle und TV-Straßenfeger geschlagen hat.
Mittwoch, 29.08.2007/21:10 - 22:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1368
Geschrieben 16. Oktober 2007, 18:52
Regie: Kinji Fukasaku
Liebes Tagebuch...
Von so vielen als Kultfilm verehrt, von mir erst jetzt gesehen. Mittwöchliches Kontrastprogramm bei Bü und Badewanne, denen wohl noch immer ein kleines Schwedinnen-Trauma im Nacken saß.
„Battle Royale“ überzeugt auf ganzer Linie. Sowohl als sozialkritisches Kuriosum, wie auch als adrenalingeschwängerter Brutaloschocker, inklusive übertriebener asiatischer Theatralik, mäßiger deutscher Synchronisation und bombastisch epischem Score a’la „Conan, der Barbar“, setzt der Film nachhaltige Akzente.
Ich möchte „Battle Royale“ als Glücksgriff des Kinos bezeichnen, auch wenn er, mit westlichen Augen betrachtet, nicht immer voll und ganz nachvollziehbare Wege geht. Asiatische Naivität und übertriebener Pathos beherrschen weite Teile des Films - jedoch ödete mich das als Zuseher in keiner Sekunde an, da diese Dinge sehr geschickt in die Geschichte eingebracht wurden und nur allein die deutsche Tonspur die Glaubwürdigkeit des Geschehens unterwandert.
Den Zustand des Filmes, so wie er auf die Silberscheibe gezaubert wurde, würde ich als enttäuschend bezeichnen, da sämtliche japanische Texteinblendungen inklusive der Credits ausradiert wurden. Das ist, wie schon bei den DVDs von MGM, ärgerlich und für mich in keinster Weise nachvollziehbar. Untertitel funktionieren nämlich viel besser, wenn das dort Übersetzte fest eingebrannt im Originalzustand im Film erscheint.
Mittwoch, 05.09.2007/20:40 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1369
Geschrieben 16. Oktober 2007, 18:52
Ein Film von Hans Günther Pflaum, Peter H. Schröder
Liebes Tagebuch...
Ebenso miefig und verklemmt, wie die damaligen Sexfilme heute auf die Gesellschaft wirken, unterhält sich die einstige Autorenriege des deutschen Films in diesem Dokumentarfilm über die damalige Zeit, wo mit prall hüpfenden Möpsen Geld gemacht werden konnte, während Fassbinder, Schlöndorff und Co hauptsächlich im Ausland gefeiert wurden. Als echte Vertreter des Genres wurden nur Wolf C. Hartwig und Gila von Weitershausen geladen.
In Sachen Filmausschnitte konnte man auch nicht gerade viel lizenzieren. Einzig der „Schulmädchen-Report“ wird als Hauptvertreter jener Zeit in bewegten Bildern (Teil 1, 3 und 6) vorgeführt. Des Weiteren gibt es noch Ausschnitte aus den Simmel-Verfilmungen. Das war es aber auch schon. Wenn man von anspruchsvolleren Filmchen, wie „Zur Sache, Schätzchen“, die die 70er Jahre einläuteten, mal absieht.
Hauptsächlich bekommt man drögeliges Genörgle um die Ohren gehauen. Daß die anspruchsvollen Vertreter des damaligen deutschen Filmes nicht gut auf diese (Mach-) Werke zu sprechen waren ist bekannt, aber hier wird es zum Einheitsgefasele mit wenig Pro und vielem Contra. Wörter und Phrasen wie ‚Kult’ und ‚Spaß’, ja nicht mal ‚großartiges Scheitern’, kommen in dieser im Ansatz interessanten Spaßverderber-Dokumentation nicht vor.
Samstag, 08.09.2007/00:00 - 01:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1370
Geschrieben 22. Oktober 2007, 19:34
Regie: Andrzej Bartkowiak
Liebes Tagebuch...
Es hat sich als sehr fruchtbar herausgestellt, wenn ich mit heruntergeschraubten Erwartungen an einen Film rangehe. Leider läßt sich so was nur schwer automatisieren, da ich aber von diesem Film kaum was Gutes hörte und mir auch selber nicht viel davon erwartete, war ich doch sehr überrascht, daß „Doom“ ganz unterhaltsam und spannend geworden ist. Er spielt ganz ordentlich in der Liga mit, wo sich auch „Alien vs. Predator“ befindet und in nicht mal schlechtem Licht da steht.
Fressende Zombiemonster, herumgeprolle mit phallusähnlichen Waffen, unsinniges technisches Brimborium und eine spannend düstere Atmosphäre sorgen für gute, die nerven kitzelnde Unterhaltung. Höhepunkt hierbei ist natürlich die eindrucksvolle Egoshooterszene. Ganz klar, die ist vollkommen banal und effektgierig, aber sie verströmt nicht den säuerlichen Geschmack, den sie eigentlich haben müßte, wenn man bedenkt, daß hier eine Spielkonsolensituation eins zu eins auf die Leinwand übertragen wurde, was ja wohl den Gipfel der Einfallslosigkeit darstellen müßte. Nein, diese Szene ist spannend und nervenaufreibend. Gratulation!
Samstag, 08.09.2007/12:10 - 14:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1371
Geschrieben 25. Oktober 2007, 18:39
Regie: Tim Johnson, Karey Kirkpatrick
Liebes Tagebuch...
Wie ich nun schon bei einigen Animationsfilmen aus dem Hause Dreamworks feststellen mußte, wurde auch dieser Film mit einer spärlich ausgearbeiteten Geschichte ausgestattet. Ich kann nicht genau bestimmen, warum „Shrek“ oder auch „Flutsch und weg“ eher holprig in die Handlung und den nicht von der Hand zu weisenden Sehspaß einsteigen. Und „Ab durch die Hecke“ kommt ganz ähnlich rüber. Ein schlitzohriger Waschbär schleimt sich bei einer Tier-„Familie“ ein, die sich bei ihren Streifzügen in die benachbarte Vorstadt ihre Lebensmittel zusammenstibitzt. Dort, in der Vorstadt, glaubt der Waschbär all die Leckereien zu finden, die er einem brummeligen Bären schuldet und die Tierfamilie soll ihm (unwissentlich) helfen die Fressalien zu beschaffen. Seltsamerweise legt der bestohlene Bär unglaublich viel Wert darauf, daß ihm der Waschbär exakt die Produkte bringt, die er ihm zuvor entwendet hat. Als ob Chips nicht Chips wären, oder Popcorn nicht Popcorn. So beginnt eine Jagd auf speziell vorgestellte Wohlstandsknabbereien und nur wenn der Bär alles wieder haarklein vor die Höhle gelegt bekommt, wird er sich milde stimmen lassen. Also, ich finde das ein wenig behämmert. Immerhin wurde die Chance auf nervendes Produktplacement nicht genutzt.
Tricktechnisch ist der Film natürlich makellos. Teilweise fantastische Animationen und Bilder fangen die schwache Geschichte gut ab. Leider aber ließ sich der Film aufgrund der mangelhaften Story dazu hinreißen, die vielen Löcher in der Handlung mit aufdringlichen und bis ins Mark überzeichneten Actionszenen zu stopfen. Allein die technische Kompetenz und der voll und ganz zufrieden stellende, frische Humor erzeugen durchgehende Freude bei „Ab durch die Hecke“.
Nebenbei menschelt es in dem Film auch ziemlich stark und ein Hohelied auf Familie und gesunde Ernährung, jenseits aller glutamatverseuchten Fastfoodschmankerln, wird gesungen, was mir persönlich etwas zu aufgesetzt und überbetont vorkam. „Ab durch die Hecke“ ist wohl doch eher etwas für ganz normale Kleine und anspruchslosere Große - von der schlussendlich vorhandenen Qualität eines „Shreks“ weit entfernt, aber durchgehend lustig und manchmal zum Brüllen komisch (siehe Time-Out-Sequenz, denn die war königlich).
Sonntag, 09.09.2007/12:00 - 13:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1372
Geschrieben 25. Oktober 2007, 18:39
Regie: Johannes Weiland
Liebes Tagebuch...
In der, wie ich wieder einmal feststellen mußte, vollkommen witzfreien Sendung „Talk Talk Talk Fun“ kam ein kleiner Animationsfilm der Filmakademie Baden-Württemberg zum Vorschein, der natürlich hauptsächlich dazu dient computergenerierte Abläufe zu demonstrieren und dabei ein wirklich kompetentes Ergebnis abliefern kann.
Die Handlung, in der es um eine geschwätzige Kakerlake geht, die sich an einer Tankstelle im wilden Westen mit einem schießwütigen Artgenossen anlegt und dabei eine dicke Lippe riskiert, spielt dabei nur eine Nebenrolle. Als Synchronsprecher für die beiden Cowboy-Schaben konnte man das Badesalz-Duo gewinnen. Nett...
Samstag, 15.09.2007/19:10 - 19:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1373
Geschrieben 12. November 2007, 18:58
Regie: Robert Schwentke
Liebes Tagebuch...
Schon in der Pre-„Antikörper“-Zeit wurde ein Versuch gestartet, der in Deutschland den Serienkiller-Film salonfähig machen sollte. Der Versuch trägt den Namen „Tattoo“ und wenn ich zwischen „Tattoo“ und „Antikörper“ wählen müßte, würde letzterer klar und deutlich meine Stimme bekommen. „Tattoo“ ist einfach zu bemüht, eine spannende und fesselnde Geschichte mit Mitteln zu erzählen, die anspruchsvolles deutsches Kino zu fordern scheint. „Antikörper“, ebenfalls sehr engagiert, dem Horrorgenre anspruchsvolle Töne zu verleihen, begeht aber nicht den Fehler, aus einer Alibifunktion heraus komplett auf Nervenkitzel a’la „S7eben“ zu verzichten.
„Tattoo“ jedoch, getragen von einer wahrlich nicht uneffizienten Idee, tauscht Spannungsmomente gegen komplizierte Ermittlungserzählstränge aus, die anscheinend nicht verstanden, sondern akzeptiert werden wollen. Das geht zu Lasten der Unterhaltsam- und Verständlichkeit. Die Bedrohung durch das Böse rückt damit in den Hintergrund, weil die Art der Ermittlungstätigkeit mehr Platz einzunehmen scheint, als der Grund der Ermittlungen.
Das Ergebnis: ein optisch schöner aber nur schwer nachvollziehbarer Thriller, dem etwas mehr gepfefferte Spannung gut getan hätte.
Samstag, 15.09.2007/20:20 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1374
Geschrieben 12. November 2007, 18:58
Regie: Akira Kurosawa
Liebes Tagebuch...
Eine klassische Tragödie. Kein Wunder, basiert der Film doch auf einem Stück von William Shakespeare. So kommt er in einem relativ zeitlosen Gewand daher. Erkennbar daran, daß ich den Film, als ich die DVD in den Player legte, vom Aussehen her keinem Jahrzehnt zuordnen konnte. Umso überraschter war ich, als ich während eines Pinkelpäuschens bei einem Blick auf das Cover entdeckte, daß der Film erst 1985 entstanden ist - ein Spätwerk quasi, welches weder optisch noch erzählerisch auf diesen Umstand hinweist.
Das ist nach „Rhapsodie im August“ leider erst der zweite Film, den ich von Akira Kurosawa zu sehen bekam, und ich bin abermals positiv überrascht, mit welcher Wucht und Energie, aber auch mit welchem Glanz und Anmut der Film versehen wurde. Inhaltlich jedoch ist der Film für meine (westlichen) Verhältnisse unüberschaubar, zumindest teilweise. Die Geschichte von den ungleichen Brüdern, unter denen eine Rivalität über den Nachlaß des müden Vaters ausbricht, bereite mir einige Probleme, weil die ganze Bruderschar, die zudem noch unterschiedliche egoistische Ziele verfolgt, nur schwer in ihrer Alltags-Samuraikluft und an ihrem Nahmen zu unterscheiden ist. Also, entspannen, zurücklegen und das schaurig böse, grandios energische Spielen der Darsteller genießen und dann kommt man irgendwie von selbst auf den Trichter, welcher Kampf und welche Streitigkeit nun ausgetragen wird. Und so wird man Zeuge eines blutig tragischen und vor allem desaströsen Geschehens, welches viele Schauwerte zu bieten hat und den weiten und epischen Hauch eines großen Meisterwerkes verströmt.
Sonntag, 16.09.2007/08:55 - 11:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1375
Geschrieben 12. November 2007, 18:58
Regie: Florian Baxmeyer
Liebes Tagebuch...
Der Film beschreibt die Macht der Angst durch eine traurig brutale Tatsache. Offensichtlich wurde ein unschuldiger Mann auf offener Straße nur aus einem Grund von einem Scharfschützen erschossen: Um eine Kollegen, die in begleitete, in Angst und unter Druck zu versetzen. Parallel dazu muß sich der Kieler Kommissar Borowksi mit einem Prozess herumschlagen, in dem ein von ihm gefasster Kindermörder verurteilt werden soll, aber die ihn belastenden Beweise in ein Licht gerückt werden, daß sie für das Gericht unzulässig und damit ungültig erscheinen läßt.
Probleme über Probleme. Erst als Borowski mit der Psychologin Jung entdeckt, daß der Fall des Heckenschützen mit dem Fall des angeklagten Kindermörders verstrickt zu sein scheint, erkennt Borowski die Chance, das Rätsel zu knacken. Doch zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Psychologin Frieda Jung schon in größerer Gefahr als ihm lieb ist.
Ein typisch interessanter Tatort, der mitten in einem Fall einsteigt, dann als bei Justitia die Tücher schon im Trockenen liegen müssten... Eigentlich liegen müssten... Spannend und sehenswert von Florian Baxmeyer routiniert in Szene gesetzt.
Sonntag, 16.09.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1376
Geschrieben 12. November 2007, 18:59
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Liebes Tagebuch...
Endlich mal eine mehr als gelungene Horrorfortsetzung. Endlich mal ein Film, der es schafft gleichermaßen zu fesseln wie sein Vorgänger, mit Abstrichen natürlich, wenn man genau das Gleiche erwartet wie bei „28 Days later“. Noch ein Pluspunkt: Der Film funktioniert tatsächlich reibungslos, obwohl (leider) keiner der Hauptdarsteller des ersten Teils wieder mit von der Partie ist - eigentlich ein Todesstoß... Eigentlich...
Aber... Der Film stellt sich äußert geschickt an, schlägt Brücken zum ersten Teil, in dem noch einmal die fantastische Musik erklingen darf und auch weil er gekonnt, Szenen aus dem ersten Teil, gemäß den altbekannten Regeln, toppt. Szenen, die das ausgestorbene London zeigen, das noch bombastischer leergefegt ist und damit noch eindrucksvoller wirkt. Ansonsten geht „28 Weeks later“ eigene Wege. Wege, die dem Horrorgenre gerecht werden. Neue Nervenkitzelszenen, neue abgründige und grausame Szenarien. Wege auch, die abermals das Gefühl vermitteln, daß man trotz des ganzen Gekröses einen anspruchsvollen, schmerzhaft endzeitlichen Film zu sehen bekommt. Das hat zur Folge, daß der Film einen Unterhaltungswert besitzt, der etwa dem von „Children of Men“ gleichkommt, der bittersten Pille seit langem.
Ja, die guten alten... Nein, die guten neuen (Ja, so muß es heißen) Endzeitfilme, die dir schmerzen in der Seele brennen und am Gemüt nagen. Ich glaube, ich habe in der letzten Zeit ein ziemliches Faible für solche Art von Filmen entwickelt. Ein guter Zeitpunkt, eigentlich, denn momentan wimmelt es ja nur so vor Endzeitfilmen, die einem den Spaß im Kino verwehren, dich aber merken lassen, wie schön harmlos und unproblematisch dein eigenes, trauriges Leben doch ist.
Gegen Ende hat mich der Film sogar so gestresst, daß ich nur noch Fragmente von dem bedrohlichen Infrarot-Vorfinale in der U-Bahn mitbekommen habe. Hhm, da gibt es doch Jemand, der sich den Film in Thailand gekauft. Ich bitte dringend darum, mir diese DVD auszuhändigen, da ich „28 Weeks later“ samt aller seiner Scheußlich- und Schlimmigkeiten unbedingt (umbedinkt) noch einmal sehen muß. Und zwar am Besten sofort!
Mittwoch, 19.09.2007/21:05 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1377
Geschrieben 13. November 2007, 18:58
Regie: Blake Edwards
Liebes Tagebuch...
Als ich als kleiner Mann den Film zum ersten Mal sah, war ich relativ enttäuscht, weil der titelgebende rosarote Panther, den ich aus der Zeichentrickserie kannte, hier keine Rolle spielte - vom verschwenderisch langen Vorspann mal abgesehen. Als ich den Film dann das zweite Mal sah, viele, viele Jahre später, sah es schon etwas anders aus, denn ich entdeckte in dem Film ganz andere, heute wieder bestätige Qualitäten.
„Der rosarote Panther“ ist ein typischer Hollywood-Film der frühen 60er Jahre. Elegant und leichtfüßig, charmant und pastellfarben. Doch auch der bissige Humor, den die späteren Filme voll und ganz für sich beanspruchten, blitzt hier durch und sorgt in Form der Noch-Randfigur des Inspektor Clouseaus für angenehmes massieren der Lach- und Schmunzelfalten. Die Geschichte vom wertvollsten Diamanten der Welt wird überraschen unspektakulär, fast sogar anspruchslos von Jetset-Szenen und Peter Sellers’ Slapstick-Einlagen umgarnt und durch den eigenwilligen und unverkennbaren Humor von Blake Edwards bereichert. Ein vornehmer und schicker Wohlfühlfilm, der für mich nun den Auftakt eines großen Pink-Panther-Revivals darstellt.
Sonntag, 23.09.2007/13:05 - 14:55 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1378
Geschrieben 13. November 2007, 18:58
Regie: Blake Edwards
Liebes Tagebuch...
Inspektor Clouseau ist wieder da! Offensichtlich aus dem Gefängnis entlassen, weil sich das Phantom, wie angekündigt, nach dem versuchten Diebstahl des Diamanten nicht zur Ruhe gesetzt hat. Leider wird das in keiner Sekunde dieses Filmes erwähnt. Gleiches gilt für den Verbleib der Frau Inspektor Clouseau und für die Tatsache, daß sie ihn im ersten Teil ganz böse hintergangen hat. So geht die Geschichte um Inspektor Clouseau kontinuitätsmäßig etwas holprig in die zweite Runde, aber hier wird nun endlich der Weg geglättet, dem diese Filmreihe später endgültig folgen wird. Der Kommissar ist noch tollpatschiger, was teilweise göttlich komisch ist. Auch dürfen der angriffslustige Diener Kato und der hypernervöse Vorgesetzte Dreyfus ein erstes Mal auftreten.
Auch die Geschichte wurde um einiges verrückter angelegt. Das alles zeigende Mordszenario am Anfang des Filmes mit dem abschließenden Schuß im Dunkeln könnte nur der genau erklären, wer hier der des Mordes oder des Ehebruchs schuldig ist und tut dies schlussendlich irgendwie auch, aber durchblicken tut da keiner mehr. Muß man auch nicht. Die wirre und selbstironische Auflösung mit hunderttausend Geständnissen in zehn Sekunden sorgt abschließend für ein gutes Gefühl. Das gute Gefühl nämlich, daß es piepegal ist, wer der Mörder ist - Hauptsache man hatte als Zuschauer seinen Spaß bei dem eleganten aber auch lauten Krawallklamauk inklusive Nudistencamp und Femme Fatale Elke Sommer, die aus der Sicht von Inspektor Clouseau in keinster Weise schuldig ist, womit er ja, ehrlich gesagt, nicht mal so falsch lag.
Sonntag, 23.09.2007/15:00 - 16:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1379
Geschrieben 13. November 2007, 18:59
Regie: Martin Enlen
Liebes Tagebuch...
Das Kind im Manne sagt bei mir, daß es toll ist, wenn um das Oktoberfest herum eine filmische (Kriminal-)Handlung gewoben wird. Daß das toll ist, ist eine rein persönliche Empfindung. Ich hatte schon als Mini-Mr. Room ein Faible für große Volksfeste und weil das so war, wird sich diese Einstellung auch niemals ändern, zumindest nicht auf die damaligen Erinnerungen bezogen. An diesen Erinnerungen können nicht mal Bilder von grausigen Lederhosen-Saufgelagen zu ausgemusterten Ballermann-Hits kratzen!
Der Begriff von der gemähten Wiese soll hier nicht versinnbildlichen, daß über eine große Anzahl von Grashalmen eben ein Rasenmäher gerauscht ist, sondern bedeutet, daß es sich um eine abgemachte Sache handelt. In diesem speziellen Falle ist die g’made Wies’n die Verteilung der Schankplätze auf dem Münchner Oktoberfest. Und die Wirte auf der Wiesn lassen keine Kinder mitspielen, die neidisch am Gartenzaun stehen und auf den wunderschönen Sandkasten starren. So gerät ein verschmähter Wirt schnell ins Visier des ermittelnden Trios Batic/Leitmayr/Menzinger, als ein Stadtrat umgebracht wird, der unter anderem für die Vergabe von Schanklizenzen auf dem Oktoberfest zuständig ist.
Leider zieht der Film kaum Kraft aus der großartigen Kulisse der Theresienwiese, wo Ende August bis Anfang September die Bierburgen der Brauereien aus dem Boden gestampft werden. Vielmehr dümpelt die leichte Kriminalhandlung durch ein überschaubares Geflecht aus Beziehungen, Neid und Intrigen, was weder übermäßig spannend noch großartig überraschend ist. Immerhin ein solide gemachter Fernsehkrimi, dessen ungewöhnlicher Drehort einem wir mir in Erinnerung bleiben wird, der Inhalt aber ist schnell vergessen.
Sonntag, 23.09.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1380
Geschrieben 13. November 2007, 19:50
Regie: Jorgo Papavassiliou
Liebes Tagebuch...
Ein Event-Movie a’la RTL und weil nur das gut ist, was schon einmal gut war, braucht niemand denken, daß auch nur eine Sekunde dieses fragwürdigen Event-Movies irgendwelche neuen Ideen zu Stande bringen würde. Vielmehr wird jede populäre Hai-Film-Idee aufgegriffen und hier neu verwurstet. Der ungläubige Bürgermeister aus „Der weiße Hai“ wird durch einen ebenso ungläubigen Polizeichef ersetzt und in einer Halb-Unterwasserstation wird nach dem Krebsmittel aus „Deep Blue Sea“ geforscht. Hinzu kommt verklärte Titanic-Romantik und natürlich das Trauma des Hauptdarstellers Ralph Moeller, dessen Frau von eben jenem Riesenhai gefressen wurde, der vor Mallorza die von den Deutschen annektierten Strände unsicher macht. Für klamaukige Zerstreuung sorgt der peinliche Gastauftritt von Ottfried Fischer sowie überdramatische und an den Haaren herbeigezogene Actionszenen in bester Michael-Bay-Optik. Nur noch Leslie-Nielsen-Filme oder die müden „Scary Movie“-Parodien klauen sich eifriger durch die Filmgeschichte. Und das schlimmste ist: „Hai-Alarm auf Mallorca“ will dabei so todernst und kompetent sein, daß es für Freunde verkorkster Unterhaltung eine wahre Pracht ist.
Überlang, übertrieben und mit offensichtlich zu viel Geld versorgt rumpelt der Film in schlimmster Big-Budget-Unterhaltung durch seine eigene anspruchslose und dumme Geschichte, läßt kein Fettnäpfchen und Klischee aus und wirkt dabei wie „Das Traumhotel“ auf Speed, wo sich eine Unmenge an RTL-Nasen und namhafter Darsteller im Möchtegern-Hollywood-Licht verrenkt. Das Ergebnis: Eine ganz schlimme Einschaltquotensoße, die wahrscheinlich auch noch ne Menge Menschen der breiten Masse erreichen und nicht mal langweilen konnte. Und für den Rest der Zuschauer gilt: Entweder man findet es äußerst furchtbar oder verfolgt das dummdreiste, pathetisch geschwollene Treiben mit der einen oder anderen Lachträne im Knopfloch.
Mittwoch, 26.09.2007/21:00 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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