HANNIBAL
(dt. Titel: HANNIBAL)
USA, 2001
Universal Pictures / MGM / Dino De Laurentiis Company / Scott Free Productions
Regie: Ridley Scott
Produktion: Dino De Laurentiis, Martha De Laurentiis, Ridley Scott
Buch: David Mamet, Steven Zaillian, nach dem Roman HANNIBAL von Thomas Harris
Kamera: John Mathieson
Schnitt: Pietro Scalia
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Anthony Hopkins, Julianne Moore, Gary Oldman, Ray Liotta, Frankie Faison, Giancarlo Giannini
Starttermin: 9. Februar 2001
Inhalt: Nach einigen Pleiten, Pech und Pennen geht es mit der FBI-Karriere von Agentin Clarice Starling (Julianne Moore) steil bergab. Um wieder voranzukommen, plant sie einen besonderen Coup: sie will den entflohenen Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) dingfest machen. Er schickt Liebesgrüße aus Florenz, was auch jemand anderes spitz kriegt. Nämlich der Florentiner Bulle Pazzi (Giancarlo Giannini), der es auf die beträchtliche Belohnung abgesehen hat, die von dem rachelüstigen, entstellten Lecter-Opfer Mason Verger (Gary Oldman) ausgesetzt wurde.
![Eingefügtes Bild](http://img86.imageshack.us/img86/2408/h31qn1.jpg)
Was ist passiert? Was hat ihn bloß so ruiniert? Was HANNIBAL hätte werden können, kann man nur noch erahnen. Die Entstehung des Films war in etwa ein Unterfangen, wie das Elefanten über die Alpen zu treiben.
"Ich drehe doch gerade einen Sandalenfilm!" war der Kommentar von Ridley Scott, als ihm am Set von GLADIATOR die Regie zu HANNIBAL angetragen wurde. Eine ganze Dekade nachdem THE SILENCE OF THE LAMBS zum mordernen Klassiker und Dr. Hannibal Lecter zu einer Kulturikone wurde, war es eine zweischneidige Sache den Nachfolgeroman von Thomas Harris zu verfilmen.
Hopp oder Top! Ein an hohe Erwartungen zu messendes Prestigeobjekt, mit dem ein Regisseur entweder seine Karriere an die Wand fahren oder ins Unermessliche pushen konnte. Es gab nur wenige Regisseure, die so fest im Sattel saßen, dass es ihnen hätte wenig schaden können. Einer von ihnen war der Brite Ridley Scott. Bereits für mehrere Klassiker verantwortlich, konnte man von ihm erwarten, eine Auftragsarbeit zu aller Verzückung zu erledigen.
Zunächst einmal wurde das Drehbuch immer weiter umgeschrieben, weil sich Jodie Foster zierte, für das düster-makabre bluttriefende Werk wieder zur Verfügung zu stehen. So entfernte man sich immer mehr von der Romanvorlage, milderte ab und verwässerte - und Jodie Foster sagte trotzdem ab. Ein schwerer Schlag, den das Projekt nicht so leicht verkraftete. Ein Lecter-Thriller ohne Foster? Undenkbar.
So übernahm Julianne Moore, die ja auch schon ein paar angesehe Rollen auf dem Buckel hatte, die undankbare Aufgabe in die oscarprämierten Fußstapfen von Miss Foster zu treten. Mutig, da sieht man als Darsteller/in immer schlecht aus. Ihr kann man dann auch keinen Vorwurf machen, es fehlt einfach Fosters Präsenz. Was soll man machen?
Ridley Scott ist es zu verdanken, dass der Film trotz aller widriger Umstände kein völliger Rohrkrepierer wurde. Aus dem Stückwerk, dass das Drehbuch hergab, war es kaum noch möglich einen wirklich fesselnden Thrill zu machen. Und so versuchte Scott glücklicherweise nicht das Unmögliche, die Hochspannung von LAMBS zu kopieren. Sein HANNIBAL ist ein Spiegel der Seele der Titelfigur, eine opernhafte Inszenierung, die die Kultiviertheit Lecters darstellt. Düster wie seine Passion.
Und glücklicherweise konnte man es sich dann doch nicht verkneifen, ein paar hundsgemeine Bluttaten einzubauen, die in ihrer Kaltschnäuzigkeit in dem zum damaligen recht zurückhaltenden Mainstreamkino seinesgleichen suchte. Die finale Dinnerszene ließ hierzulande konservative Politiker (die den Film nur vom Hörensagen kannten und dazu noch mitten im Wahlkampf steckten) laut nach einem Verbot schreien. Die Schlußpointe ist eiskalt und geht ins Mark und das entstellte Gesicht des kaum wiederzuerkennenden Gary Oldman verursacht Gänsehaut.
Das Abendessen erinnert nicht zufällig an THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, gehört doch der Film zu Ridley Scotts größten Inspirationsquellen und hat auch schon dessen ALIEN maßgeblich beeinflusst.