Strong men also cry.
#91 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 10. Januar 2004, 21:34
Gestern habe ich nach längerer Zeit mal wieder den psychisch für mich härtesten Film aller Zeiten gesehen: Michael Hanekes „Funny Games“. Ein wirklich fertigmachender, extremer Film der einem schwer auf den Magen schlägt.
Das Ehepaar Anna (Susanne Lothar) und Georg (Ulrich Mühe) fahren zusammen mit ihrem Sohn Schorschi (Stefan Clapczynski) in die Ferien. Begleitet von Opernmusik machen sie sich inklusive Boot am Anhänger auf zu ihrem Haus am See. Doch plötzlich wird aus der Opernmusik psychedelischer Heavy Metal der sehr irren Sorte. Doch das hört nur der Zuschauer. Anna, Georg und Schorschi kommen im Haus an, doch nach ein wenig Zeit des Einlebens kommt der tollpatschige Peter (Frank Giering) und will von Anna vier Eier zum kochen. Anna übergibt ihm die Eier höflicherweise, doch Peter fallen sie auf den Boden. Schon ziemlich genervt gibt Anna ihm abermals vier Eier in einer Verpackung, doch davor stößt Peter noch das Telefon in die mit Wasser gefüllte Spüle. Als Peter das Haus verlässt, hört Anna ihren Hund bellen und sieht dann Peter und seinen Freund Paul (Arno Frisch) an der Tür. Die Eier sind wieder mal kaputtgegangen. Angeblich wegen dem „gefährlichen“ Hund, den Paul mal radikal mit einem Golfschläger getötet hat. Als Annas Mann Georg aus Wut dann Paul eine Ohrfeige gibt, rastet Peter aus und schlägt Georg mit einem Golfschläger das Bein ein. Ab jetzt beginnen die „Funny Games“ bei denen die zwei Einbrecher wetten, dass bis um 9 Uhr alle Familienmitglieder tot sein werden. Denn Peter und Paul bringen die ganze Familie ins Wohnzimmer und terrorisieren sie. Die Türen werden verschlossen. Auch der Fluchtversuch des kleinen Schorschi schlägt fehl. Paul findet ihn. Kurz darauf, nach einer Demütigung Annas, erschießen die zwei Irren Schorschi. Dessen Blut bedeckt nun den Fernsehbildschirm. Statt Trauerschreien gibt es erst minutenlange Stille (die mich ziemlich genervt hat, d.h. ich habe zum ersten Mal direkt in einem Film vorspulen müssen). Peter und Paul gehen weg, Georg und Anna fühlen sich sicher und erst nach einiger Zeit schreit sich Georg den Frust aus dem Leib. Beide versuchen zu fliehen und Anna rennt auf die Straße und möchte Hilfe holen. Doch Peter und Paul kommen mit ihr zurück. Dann macht Paul ein Spiel mit Anna bei dem sie Peter erschießt. Das gefällt Paul natürlich nicht und so nimmt er einfach die Fernbedienung und spult das Geschehen zurück. Als Anna dann zum zweiten Mal den Tötungsversuch startet, unterbindet dies Paul und erschießt Georg gnadenlos. Anna wird gefesselt und am Ende im Boot ins Wasser geschmissen. Die Familie ist tot. Die verrückte Wette gewonnen. Und Paul klingelt schon am nächsten Haus und möchte ein Ei haben...
„Funny Games“ ist ein verdammt harter Film. Physische Gewalt sieht man zwar auch, aber nicht so explizit und schlimm, dass dies die FSK 18 rechtfertigen würde. Den Tod Schorschis sieht man nicht direkt, nur das Resultat (Blut auf dem Fernseher). Auch Georgs Ableben wird recht subtil dargestellt. Nur Peters vorläufiger Tod, den Paul ja zurückspult, wird genauer gezeigt. Tja, und genau bis zu dieser Szene wird die Darstellung extremer physischer Gewalt eher vermieden. Jetzt bricht die Gewalt durch, Haneke zeigt, dass man sich Anno 2004 (bzw. 1997, als der Film gedreht wurde) jegliche Gewaltdarstellung und Brutalität herbeizappen kann, sie mehrmals erleben und detailliert betrachten kann. Doch ebenso, und das ist hier das schockierende, dass man sie verhindern kann. Paul „behebt“ einen Fehler in seinem „Film“ indem er Peters Tod rückgängig macht. Mit Medien lässt sich der Tod also nicht nur endlos wiederholen, sondern auch rückgängig machen. Diese Botschaft vermittelt uns Haneke gewollt explizit und drastisch. Doch nicht nur diese extrem medienkritischen Untertöne machen „Funny Games“ zum Gegenteil des klassischen Filmvergnügens, auch die psychische Härte. Der Film baut eine so erdrückende und beängstigende Atmosphäre auf, das man in jeder Sekunde mit einem schockierenden Gewaltausbruch rechnet, dieser aber erst sehr spät am Ende kommt. So ist man dauernd angespannt und erlebt eine niedermachende Tour de Force.
Schauspielerisch sei nicht zu viel zu erwarten. Der Film setzt ganz auf seine Botschaft und das Drehbuch. Der ziemlich amüsante, österreichische Dialekt von Paul müsste die Situation eigentlich verharmlosen, doch das unterstreicht noch die Bedrohlichkeit dieses Hauptdarstellers. Irgendwie macht diese Stimme gepaart mit den völlig geisteskranken und zynischen, aber doch leicht vernünftigen und höflichen Kommentaren eine Art Verzweiflung beim Zuschauer breit. Denn Paul wirkt eigentlich völlig harmlos und sympathisch, ist aber ein psychisch gestörter Massenmörder. àMassenßmörder weil er ja am Ende gleich bei der nächsten Familie klingelt und wir genau wissen was er mit ihnen vor hat.
Bei all dieser fertigmachenden Medienkritik und psychischer Gewalt bleibt ein inszenatorisch unausgereiftes Filmchen. Das ganze wirkt sehr billig und hat optisch TV-Niveau. Doch das untermalt eigentlich nur die Glaubwürdigkeit des grausigen Geschehens.
Dennoch, Haneke treibt das komplizierte Thema zur sehr auf Spitze. Die Medienkritik wird uns aufgedrückt, das Szenario wirkt beleidigend für Freunde des Horrorfilms und klassischen Thrillers. „Funny Games“ ist mir heute einfach zu aufgezwungene Medienkritik, die einfach zu weit geht und mit der Rückspulszene doch etwas ins Lächerliche, wenn auch gut Interpretierbare ausweicht. Ich liebe ja eigentlich richtig niedermachende Psycho-Thriller und dieses Horrorkonzept klappt durch die Klaustrophobie in „Funny Games“ auch exzellent, doch im Endeffekt ist mir das ganze doch zu sehr beleidigende, wenn auch tiefgründige Medienkritik. Ich finde zwar die Gespräche von Paul mit uns Zuschauern gut geglückt und ebenso die 1A Atmosphäre, doch das tiefer gehende Thema ist mehr Anti-Film als Film und schlägt zu sehr in die kritische Kerbe.
Bewerten möchte ich den Film nicht, da er zwar sehr zum nachdenken anregt und auch sehr harter Stoff ist, aber einfach nicht mit einer Wertung abgeschlossen werden kann. Ein weiteres Mal werde ich mir den Film wohl lange Zeit nicht ansehen, da er mich und uns Filmfans einfach zu sehr beleidigt und als schaulustige Gewalt-Voyeure bezeichnet. Haneke greift (zu) tief in die Materie, war mit „Die Klavierspielerin“ aber klar besser.
#92 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 10. Januar 2004, 21:51
- Einer meiner absoluten Lieblingsfilme
- Guter bis sehr guter Film
- Mittelmäßiger bis schlechter Film
- Erhöhte Einschlafgefahr, also ziemlich öde
- Amüsant und kurzweilig
- Überraschender Film (kann sowohl eine positive, als auch negative Überraschung sein)
- Sehr witziger Film zum schlapplachen
- Große Enttäuschung oder ärgerliche "Sichtverhältnisse"
- Grottenschlechte Zeitverschwendung
- Ich bin mir recht unsicher beim Gesamturteil bzw. bin etwas verwirrt
- Sehr cooler, stilvoller Film
- Warnung vor dem Film! Im positiven, oder negativen Sinne
- Fragwürdiges Filmerlebnis
Nach diesen Smilie-Kriterien wird ab jetzt bewertet. Das Herz ist die höchste und am schwersten erreichbare Auszeichnung, der grüne Kotz-Smilie die schlechteste.
#93 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 12. Januar 2004, 14:26
Hab mal wieder einen meiner All Time Favorites „The Big Lebowski“ geguckt. Immer wieder ein skurriler, genial witziger Traum von einem Film ! Ich weiß nicht warum ich diesen Film so sehr liebe.
#94 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 18. Januar 2004, 12:44
Nachdem ich derzeit in einem solchen Schul- und Prüfungsstress vor der Zwischenzeugnissen bin, komme ich nur selten in den Genuss des Filmeguckens. Ich hoffe das ändert sich in den nächsten Wochen . Aber gestern Abend habe ich mir wieder eine Perle gegönnt. „High Plains Drifter“, bei uns „Ein Fremder ohne Namen“, ist Clint Eastwoods klassische Hommage an seine Italo-Western mit Sergio Leone und gleichzeitig ein außergewöhnliches Filmerlebnis.
Ein Fremder (Clint Eastwood) mit langem Mantel kommt auf seinem Pferd in die abgelegene kleine Stadt Lago. Dort wurde er und sein Bruder damals von drei irren Killern gefoltert und sein Bruder starb. Doch der Fremde sinnt auf Rache. Er übernimmt die ganze Stadt, stellt sie unter seinen Befehl, erklärt einen Mongoloiden zum Sheriff und treibt die Bürger in den Wahnsinn. Dann lässt er auch noch die gesamte Stadt mit blutroter Farbe anstreichen, schreibt auf das Schild statt „Lago“ einfach „Hell“ (Hölle) und lockt seine ehemaligen Peiniger an. In einem blutigen Showdown in der roten Stadt tötet der Fremde einen nach dem anderen und rächt seinen toten Bruder.
„High Plains Drifter“ ist einer der gnadenlosesten Western die ich kenne. Als Vielseher und Liebhaber dieses Genres, ist der Film ein besonderer Genuss für mich. Denn Regisseur und Darsteller Clint Eastwood hat in seiner zweiten Regiearbeit auf Außergewöhnliches gesetzt. Durch besondere Farbfilter und surreale optische Spielereien unterschied sich sein Film enorm vom Durchschnitts-Western. Und obwohl der Film eine amerikanische Produktion ist, mangelt es ihm nicht an italienischem Charme. Eastwood hat viele typischen Elemente eines Italo/Spaghetti-Westerns miteingestreut, die er ja schon aus „A Fistful of Dollars“, „For a Few Dollars more“ und „The Good, the Bad and the Ugly“ kennt. Außerdem baute er eine unheimlich suggestive, psychedelische und für Western unkonventionelle Musik mitein, die vor allem in den grausigen Folter- und Erinnerungsszenen sehr auf den Zuschauer einwirkt. Hinzu kommt die deutliche Darstellung jeglicher Gewalt, der ungeschonte Realismus und diese Leere, diese unheimliche Stille bis zum implodierenden Showdown. Und dieser ist dann einer, der sich gewaschen hat. Eastwood richtet einen seiner Peiniger nach dem anderen ohne Rücksicht und Gnade hin, ob mit Peitsche oder Revolver und tut das auch noch hinter sehr stilvoller Flammenuntermalung, die, die Szene sehr düster erscheinen lässt. Einer der Gründe für die FSK 18 des Films.
„High Plains Drifter“ ist eben ein typischer Rache-Western, aber mit außergewöhnlichen optischen und akustischen Mitteln, die es so suggestiv noch nie in einem Western gab. Und genau deshalb ist der Film neben Leones Dollar-Trilogie, „Spiel mir das Lied vom Tod“ und einigen Lee Van Cleef Streifen auch mein Lieblings(italo)western. Er ist einfach ungewöhnlich und sticht aus der Masse heraus.
#95 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 23. Januar 2004, 14:50
Brrr, wenn ich Tom Cruise schon sehe bekomme ich Angstzustände wegen seiner “Schauspielkünste”. So richtig gefallen hat er mir nur in Stanley Kubricks Meisterwerk „Eyes Wide Shut“ und Paul Thomas Andersons „Magnolia“. „Days of Thunder“ mag ich zwar auch, das ist aber eher 80er Jahre Nostalgie-Trash.
„The Last Samurai“ sollte Tom Cruise erstes großes Epos werden, das er sich so sehnlichst gewünscht hat. Ähnlich wie Kevin Costner in „Dancing with Wolves“ legte Cruise viel Herzblut in den Film, überlies die Regie aber lieber Edward Zwick („Glory“). Das Ergebnis ist ein sehr sehenswertes Historienfilmchen in Japan.
Der abgehalfterte Alkoholiker Nathan Algren (Tom Cruise) war einst großer Anführer einer Armee und kämpfe gegen Indianer und andere Völker. Dabei führte er zwar Studien über die Kultur der Indianer und schrieb auch ein Notizbuch, doch die Kriegsbilder zeichnen ihn immer noch und lassen ihn nicht ruhig schlafen. Doch er bekommt einen Auftrag: Algren soll nach Japan um den gefährlichen Samurai Katsumoto (Ken Watanabe) zur Strecke zu bringen und eine Armee gegen ihn auszubilden. Doch alles geht schief. Algrens Soldaten hören nicht auf seinen Befehl und so wird dessen Armee von den anstürmenden Samurai vernichtend geschlagen. Am Ende setzt sich Algren verzweifelt gegen fünf ihn umkreisende Samurai zur Wehr und tötet einige. Das beeindruckt Katsumoto so sehr, dass er Algren nicht töten lässt, sondern in sein Lager mitnimmt. Dort pflegt und betreut ihn Katsumotos Schwester Taka (Koyuki), deren Gatte von Algren in der Schlacht ermordet wurde. Langsam aber sicher fasziniert sich Algren für die Kampfkunst und Lebensmythologie der Samurai und entfernt sich auch von der Alkoholsucht. Er trainiert und übt mit den Samurai, lässt sich Ratschläge geben und wird begnadeter Schwertkämpfer und Krieger im Dienste der Samurai und befreundet sich gleichzeitig mit Katsumoto. Doch die endgültige Schlacht steht noch bevor. Vor dieser gibt es eine imposante Rettungsaktion Katsumotos, ein Attentat auf selbigen und eine heranwachsende Beziehung zwischen Algren und Takas Kindern. Doch ebenso zwischen Algren und Taka selbst. Als dann der Tag der Schlacht ansteht, bereiten Katsumoto und Algren ein gewaltiges Heer an Kriegern vor und täuschen ihre Feinde. Denn nach dem ersten Angriff der Gegner der Samurai kommen diese unter einer Erhebung hervor und schießen unerbittlich mit Pfeilen. Dann ziehen Algren, Katsumoto und Konsorten in die Schlacht und töten etliche Gegner bis sie das erste und zweite Heer der Feinde endgültig zerschmettert haben. Doch die Feinde haben noch genug Soldaten in Petto und ebenso einige hochmoderne Kanonen. Doch Algren und sein japanischer Begleiter stürmen vor und kämpfen weiter, doch Katsumoto wird erschossen. Die beiden Freunde verabschieden sich voneinander und Katsumoto stirbt. Aus Respekt vor dem großen Krieger Katsumoto lassen die Feinde Algren und die restlichen Krieger am Leben. Zum Ende hin hat Algren eine Audienz beim Kaiser und erzählt diesem vom tapferen Krieger. Schlussendlich zieht es den nun schier rehabilitierten Algren zu Taka nach Japan.
„The Last Samurai“ ist ein Epos in Tradition und Aufmachung eines „Dancing with Wolves“ oder „Gladiator“. Die Schlachten sind imposant, wobei die letzte Schlacht mit Algren und Katsumoto vereint die wohl beeindruckendste darstellt. Doch die Schauspieler kommen nicht zu kurz. Cruise ist diesmal etwas besser als er meistens agiert, aber d.h., dass er vielleicht höchstens zwei neue Gesichtsausdrücke drauf hat . Dafür ist Ken Watanabe erstklassig. Er bringt die Ehre und den Kampfgeist eines Samurai ebenso rüber, wie den Respekt vor dem Feind, die Menschlichkeit und die Herzlichkeit. Ein erstklassiger Schauspieler der für mich der Hauptdarsteller ist. Seine Todesszene wirkt zwar etwas aufgesetzt (in der Story) und geizt nicht mit Kitsch, wird aber grandios von Watanabe gespielt der in seinen besten Momenten an Akira Kurosawas Vorzeigedarsteller Toshirô Mifune erinnert.
Genauso der Film an sich. Die gewaltigen Schlachtsequenzen scheinen eine Hommage an Kurosawas Meilensteine „Ran“ und „Seven Samurai“ darzustellen, hinzu gibt Edward Zwick noch eine Priese seines eigenen „Glory“, etwas von Mel Gibsons „Braveheart“ und den Touch eines „Dancing with Wolves“. So mag „The Last Samurai“ sicher die Erwartungen von Cruise erfüllt haben, der hier ja in ein Wunschprojekt investierte. Er selber spielt leider, wie bereits erwähnt, viel zu durchschnittlich, als das er dem Film gerecht werden würde.
Der von vielen Seiten genannte Kitsch ist leider wirklich vorhanden. Das Ende mit der weinerlichen Audienz beim Kaiser, die pathetischen Schlachten und genre-typischen Dialoge sorgen natürlich für das ein oder andere Grinsen, aber irgendwie passt das ganze Geschmalze ja auch zum Genre des Historienepos. Dennoch stießen mir als Verrächter dieser Kitschszenen einige Passagen bitter auf und außerdem hatte der Film einige Längen. Zwar gab es wahrlich imposante Szenen wie die finale Schlacht, Algrens und Katsumotos Seine-an-Seite Kampf gegen die Attentäter und die Befreiung Katsumotos, doch über Längen kam der Film nicht hinweg. Die Beziehung zwischen Algren und Takas Familie ist eine zwar teilweise wirklich schöne, zwischenmenschliche Spielerei, aber vor allem die so leere und darstellerisch schier lächerliche „Taka“-Schauspielerin hat das ganze ins zweifelhafte gerissen. Die Frau hat ja weniger mimische Fähigkeiten als Mr. „Ich krieg keinen Oscar“ Cruise.
Zum Ende hin bleibt ein optisch sehr beeindruckender Film mit tollen Schlachten, einem exzellent agierenden Ken Watanabe und einigen Erinnerungssequenzen an Meister Kurosawa, aber leider auch einige Schwächen wie die für Historienfilme fast obligatorischen Längen und der übertriebene Kitsch am Ende. Noch was will ich erwähnen: Die Musik war erstklassig! Der Score hatte eine so epische Tiefe, wie ich sie in keinem Historienfilm bis dato gehört habe und ist eindeutig Oscar-würdig!
8/10 Punkte
(Ich kann einfach nicht anders und muss doch bei meinen Wertungen bleiben. Die verschaffen mir irgendwie besseren Überblick über die Filme und euch Lesern sicher auch. Und das eine 10 eine Ehre ist, dürfte klar sein, also ist mein Beitrag mit dem neuen „Bewertungssystem“ sinnlos, ich bleibe doch beim alten. Das ganze Smilie-Zeug war Quatsch.)
#96 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 25. Januar 2004, 13:43
Endlich bin ich dazugekommen, die neueste Regiearbeit von Clint Eastwood zu begutachten und nach den vielen Vorschusslorbeeren der Kritiker habe ich schon eine Enttäuschung befürchtet. Doch dem war nicht so! „Mystic River“, vor allem im englischen Original, ist ein verdammt dramatischer Film.
Die drei wohl zwischen 10 und 12-jährigen Freunde Jimmy, Dave und Sean wollen ihre Namen in noch flüssigen Asphalt auf der Straße ritzen. Erst Jimmy, dann Sean und zuletzt Dave, der seinen Namen aber nicht vervollständigen wird. Denn ein Mann, der sich als Polizist ausgibt, packt Dave und nimmt ihn mit in seinem Auto, was Jimmy und Sean doch etwas stutzen lässt. Und die Zweifel bewahrheiten sich. Dave wird von dem Mann in einem dunklen Raum festgehalten und misshandelt. Er durchlebt psychische Abgründe, kann nach ein paar Tagen aber durch den Wald fliehen. Die Erinnerungen an diese schreckliche Zeit werden ihn aber nie verlassen.
Jahre später ist Jimmy Markham (Sean Penn) Verkäufer in einem kleinen Laden für Lebensmittel und Schreibwaren, Sean Divine (Kevin Bacon) hat sich zum Polizisten gemausert und deckt mit seinem Kollegen Whitey Powers (Laurence Fishburne) Kriminalfälle auf, und Dave Boyle (Tim Robbins) ist ein vom Leben gezeichneter, dauerbesorgter Vater. Eines Tages geht Jimmys Tochter mit ihren Freundinnen spät tanzen und feiern, doch sie wird diese Nacht nicht überleben. Am nächsten Morgen wird sie tot aufgefunden und Jimmy rastet vor Wut aus. Sean und Whitey übernehmen den Fall und stoßen zu aller erst auf Dave, der an dem Abend auch mit blutverschmierten Händen und einer Wunde am Bauch nach Hause kam, seiner Frau aber versicherte mit einem Verbrecher gekämpft zu haben. Jimmy selbst erfährt erst spät von dem Verdacht auf Dave, nimmt ihn dann aber mit ein paar Kollegen in ein Restaurant, bringt ihn dazu viel Alkohol zu trinken und als Dave dann nach draußen geht um sich zu übergeben, stellt ihn Jimmy voller Wut zur Rede. Doch Dave beteuert seine Unschuld. Gleichzeitig stoßen Whitey und Sean auf den Exfreund von Jimmys Tochter und verdächtigen auch ihn des Mordes...
Ich habe selten einen Film gesehen, der so spannend war wie „Mystic River“. Clint Eastwood sagte mal in einem Interview, er wollte den Zuschauer mit „Mystic River“ so begeistern wie mit einem guten Roman. Das ist ihm gelungen. Der Film hat einen dramatischen Anfang, geht durch eine spannende, wenn auch angenehm behäbig inszenierte Erzählphase hindurch und mündet in einem überwältigenden Ende. Wie ein Roman eben. Doch hinzu kommt noch Eastwoods brillante Ausarbeitung der Charaktere. Alle drei Schlüsselfiguren Dave, Sean und Jimmy werden (mitsamt ihrer Familie) genauestens beleuchtet. Wir lernen die Verhältnisse, Macken und Eigenschaften dieser Charaktere kennen und jeder Zuschauer sieht sich in einem Charakter wiedergespiegelt. Bei mir war es wohl der eher unscheinbare Sean, gespielt von Kevin Bacon, mit dem ich mich identifizieren konnte, aber das dürfte bei jedem Zuschauer anders sein. Alle Charaktere wurden mehr (Dave) oder weniger (Sean) dramatisch eingeführt aber auch genial verkörpert. Sean Penn in der Rolle des verzweifelten Jimmy lieferte seine bis Dato wohl beste schauspielerische Leistung überhaupt ab. Nach dem ich ihn kürzlich in „Carlito’s Way“ sah, freute ich mich richtig auf „Mystic River“, da Penn mir ein sehr sympathischer Kerl ist. Doch schauspielerisch hat er wohl das komplette Ensemble an die Wand gespielt. Die Wut, die Verzweiflung, der Hass der in ihm aufkocht und am Ende ausbricht ist so glaubwürdig, dass ich ihn als heißesten Oscar-Anwährter 2004 attestieren würde. Doch auch der „Rest“ überzeugt. Der psychisch, aber auch physisch gepeinigte Dave, gespielt von Tim Robbins (der mir schon in „Arlington Road“ und „Shawshank Redemption“ positiv auffiel) ist eine so tragische Figur, wie selten zuvor. Man leidet mit ihm, möchte aber auch keine vorschnellen Sympathien wecken da er ja der Mörder von Jimmys Tochter sein könnte. Die bewegendste Szene der Figur Dave war meiner Ansicht nach, als er sich einen Vampirfilm im Fernsehen angesehen hat. Die Labilität und Verletzlichkeit dieser Figur wird in dieser Szene, im Kontrast zum sehr brutalen Vampirfilm, offengelegt, dass man nicht weiß, was man von Dave halten soll. Die folgenden Minuten in denen Dave einen Dialog mit seiner Frau hat, sind unglaublich intensiv und dramatisch. Eine der besten Sequenzen im Film! Doch auch Kevin Bacon überzeugt. Der Mann, der selbst größte familiäre Probleme hat, aber dennoch als mutiger Polizist arbeitet hat irgendwas. Obwohl Bacon der schauspielerisch wohl schwächste Mime des Gespanns war (was nicht bedeutet, dass er nicht gut spielte, sondern einfach nur nicht so überragend agierte wie Penn und Robbins), konnte ich mich mit ihm identifizieren. Ein zielstrebiger Mann, der sich aber lieber aus privateren Angelegenheiten raushält und einen Fall (bei der Arbeit) lieber etwas subtiler löst. Außerdem ein ziemlich sympathischer, ehrlicher Kerl. Und zu Laurence Fishburne als eine Art fünftes Rad am Wagen (positiv gemeint!) kann ich nur sagen, dass er endlich sein Morpheus-Gewand aus „Matrix“ abwirft und sich von einer schauspielerisch durchaus positiven Seite zeigt.
Das Ende von „Mystic River“ katapultiert den neuesten Eastwood dann vom durchaus spannenden Hollywood-Thriller in die absolute A-Liga der Filme und macht ihn neben „Lost in Translation“ zu meinem Oscar-Favoriten Numero 1. Selten habe ich bei einem Ende so mitgefiebert. Außerdem war dies meine erste Kinovorstellung im Originalton., was sich dank der sehr charismatischen Originalstimmen von Penn, Robbins und Bacon absolut gelohnt hat!
10/10 Punkte
#97 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 25. Januar 2004, 14:06
Was kann ich über „Brazil“ sagen? Ich könnte es schnell auf den Punkt bringen und sagen was der Film ist: Ein Meisterwerk. Oder ich könnte ellenlange Ausformulierungen, Thesen und Argumentationen aufbringen. Ich entscheide mich für einen Mittelweg und versuche wenigstens eine konventionelle Kritik zu diesem filmischen Glanzstück auszuformulieren.
Der Angestellte Sam Lowry (Jonathan Pryce) arbeitet in einer Firma, die Verbrecherakten verwaltet. Eines Tages wird ein Angestellter von einer Fliege penetriert die er kurzerhand erledigt, diese fällt aber in seine Schreibmaschine und aus dem Wort bzw. Namen „Tuttle“ wird in einer Akte „Buttle“. Das führt dazu, dass eine Art Sondereinsatzkommando die Wohnung der Familie Buttle stürmt und selbigen Mr. mitnimmt. Dieser ist natürlich unschuldig, der richtige Verbrecher ist heißt Archibald Tuttle (Robert De Niro) und ist Rohrverleger und Heizungsmonteur. Doch durch diese kleine Fliege gerät ein komplettes System aus den Fugen. Doch dabei hat Sam genügend Probleme. Seine reiche, snobistische Mutter Ida (Katherine Helmond) will ihren Sohn ständig zur Beförderung bei Sams paranoiden Chef zwingen, außerdem träumt Sam ständig von einer Frau, die er befreien und lieben will und begegnet ihr dann auch noch leibhaftig. Während Sam also versucht den Fall Buttle – Tuttle aufzuklären, gehen auch noch seine Rohre in der Wohnung kaputt, was Tuttle höchstpersönlich illegal reparieren will und noch dazu taucht ständig Sams Traumgeliebte Jill (Kim Greist) auf, entwischt ihm aber immer wieder. Doch Sam gerät in ein System aus Intrigen und Irrtümern. In Sequenzen, bei denen man nie sicher ist, was nun Traum und was Realität ist, endet sein Leben einmal im Happy End mit Jill, einmal in einer skurrilen Folteranstalt. Einmal wird sein ehemaliger Kumpel Jack (Michael Palin) erschossen, mal summt Sam die „Brazil“-Melodie auf dem „A Clockwork Orange“ ähnlichen Folterstuhl vor sich hin. Wir als Zuschauer bleiben unwissend.
„Brazil“ war für mich eine Art Einstieg in den anspruchsvollen Film, der mich von konventioneller Mainstream-Ware verscheuchte und den Weg zu Regisseuren wie Hitchcock, Kubrick und Leone ebnete. Doch warum eigentlich? Nun ja, ich war so fasziniert von dem Facettenreichtum dieses Films, seiner Skurrilität, Doppeldeutigkeit und seinem schwarzen Humor, dass ich mich näher informierte (u.a. IMDb) und zum Fan des anspruchsvolleren Kinos wurde. Und in „Brazil“ bemerkt man auch Parallelen zu Kubrick und Co. Der Folterstuhl von Sam und einige Kleinigkeiten erinnern mich zumindest optisch oft an Stanley Kubricks Meilenstein „A Clockwork Orange“. Außerdem basiert die in der Zukunft angesiedelte Geschichte teilweise auf Franz Kafkas Jahrhundertroman „Der Prozess“, in stark abgeänderter, aber für Leser von Kafkas Literatur erkennbarer Pracht. „Brazil“ zeigt auch den zurückgebliebenen, durch kleinste Fehler zerstörbaren Staat, der von Terrorismus regiert und von fast nationalsozialistischen Soldaten demoliert wird. Gilliam schlägt so gegen den Weltkrieg aus, verbeugt sich vor Meistern des Genres, gibt seine Meinung zur Zukunft ab und verwirrt wie eh und je. Optische Spielereien á la „Fear and Loathing in Las Vegas“ gibt es auch, wie z.B. den Magic Moment mit dem rasanten Zoom vom Folterstuhl Sams auf die riesige Halle hinaus. Außerdem geben sich Stars wie Robert De Niro und Bob Hoskins ein Stelldichein und feiern Gilliam als moderner Visionär, der allerdings das Szenario gerne mal drastisch überzeichnet. Dafür liebe ich Gilliams Filme, besonders „Brazil“ so sehr, und finde es schade, dass er immer mehr zum konventionellen Film abgedriftet, denn ich sehe kaum so viel spielerisches Potenzial in der Geschichte der Gebrüder Grimm (Gilliams nächstes Projekt) wie in „Brazil“. Aber dafür haben wir doch „Brazil“. Warum der Film „Brazil“ heißt, wird ihnen wohl nicht mal Gilliam selbst beantworten können, ebenso wenig, wie warum so viele Protagonisten im Film die schöne Melodie summen. Doch das ist das besondere an „Brazil“, ein Film, wie keiner zuvor.
10/10 Punkte
#98 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 26. Januar 2004, 14:52
Was sind wir eigentlich? Konsumenten, ganz einfach. Diesem Thema geht „Fight Club“ auf den Grund, gewollt drastisch und Fincher-typisch sehr düster. 1999 war ein Meisterwerk geboren...
Der namenlose Erzähler (Edward Norton) schildert uns sein langweiliges Leben. Er verbringt seine Zeit damit sich eine perfekte Wohnung aus IKEA-Möbeln zusammenzubestellen und zu Selbsthilfegruppen zu gehen – Denn er leidet unter Schlaflosigkeit. Die Überdosis Gefühle auf solchen Treffen von Hodenkrebskranken und anderen vom Leben ungeliebten lässt ihn schlafen wie ein Kind. „Nicht mal Babies schlafen so gut.“ sagt er. Doch dann tritt Marla Singer (Helena Bonham Carter) in sein Leben. Sie ist auch eine „Gefühlsterroristin“ und besucht diese Selbsthilfegruppen. Das führt den Erzähler dazu, sich mit ihr zu organisieren. Er besucht drei verschiedene Gruppen, sie drei andere. So sehen sich die beiden nicht und der Erzähler hat Lust zum Schlafen. Doch sein schicksalhaftester Moment steht ihm noch bevor: Die Begegnung mit Tyler Durden (Brad Pitt). Dieser charismatische Seifenverkäufer steckt ihm im Flugzeug seine Visitenkarte zu und nachdem mysteriöser Weise die (perfekte ) Wohnung des Erzählers abgefackelt ist, ruft er Tyler an. Sie gehen zusammen eine Trinken und danach lädt Tyler den Erzähler zu sich ein, das jedoch nach einem eher sinnlosen Gespräch: „Frag einfach!“, „Würde es dir etwas ausmachen?“, „Würde es dir etwas ausmachen zu fragen?“. Doch bevor sie in Tylers marode Hütte gehen, verprügeln sie sich. Denn Tyler will, dass der Erzähler ihn einfach schlägt. Ohne Grund und tieferen Sinn, das Leben ist ja eh zu kurz. Daraus entwickelt sich Spaßes halber ein harter Kampf direkt vor dem Restaurant. Danach gehen die beiden mit blauen Flecken und Narben versehrt glücklich zu Tyler nachhause. Da immer mehr Leute begeistert den Kämpfen der beiden zusehen, gründen der Erzähler und Tyler den Fight Club. Dort treffen sich vom Leben gelangweilte Yuppies und schlagen sich die Birne ein. Alles natürlich auf freundschaftlicher Basis, aus Hass auf den anderen wird nicht gekämpft. Tyler und der Erzähler entwerfen acht Regeln (wobei die ersten beiden die selben sind: „Du verlierst kein Wort über den Fight Club!“) und der Club breitet sich aus. Überall in den USA entstehen die kultigen Fight Clubs. Doch Tyler geht weiter und gründet das Projekt Chaos, mit der er Firmen terrorisieren will. Zusammen mit seinen Kollegen wie Bob (Meat Loaf), der ehemals in der Selbsthilfegruppe von Hodenkrebs vom Erzähler, war bedrohen sie hohe Rösser der Industrie, wie z.B. einmal auf einem Bankett in weißen Anzügen. Doch dem Erzähler wächst das Projekt über den Kopf und er erfährt die grausige Wahrheit über Tyler:
SPOILER-ALARM!!!!!!!!!
Nämlich, dass Tyler und der Erzähler die selbe Person sind. Tyler ist das perfekte Ebenbild des Erzählers, eben die Person, die er sich wünschte zu sein, also nur eine Illusion. Der Erzähler, also Tyler, kämpfte nur mit sich selbst. Die von Brad Pitt gespielte Figur gibt es gar nicht wirklich, nur im Kopf von Ed Nortons Figur.
SPOILER-ENDE!!!!!!!
„Fight Club“ ist ein Juwel der 90er Jahre im Filmkosmos. David Fincher, der bereits den düsteren Schocker „Se7en“ abgeliefert hatte, nahm sich wieder Kollege Brad Pitt zur Brust und schuf eine wunderbare Gesellschaftssatire. Und das ist „Fight Club“ auch. Ihm wird zwar oft der Begriff „Actionfilm“ vorgeworfen, doch das nur von unwissenden Redakteuren einiger TV-Schundblätter die den Film eh nicht gesehen haben. „Fight Club“ ist in erster Linie eine herbe Satire an unsere Konsumgesellschaft. In einer recht frühen, wirklich genialen Szene schlendert der Erzähler durch seine Wohnung und überall hängen solche Preiseinblendungen wie im IKEA-Katalog. Die Ansprachen des intellektuellen Tyler verdeutlichen das selbe. Wir sind konsumorientiert! Wir verlieren uns im sinnlosen Kaufrausch und vernachlässigen dabei uns selbst. Der Fight Club ist eine extreme Variante zu sich selbst zu finden. „Fight Club“ ist somit eine Satire, eine extreme sei hierbei erwähnt, uns die Schattenseite der heutigen Gesellschaft, der konsumgeilen, zu zeigen.
Doch nicht nur das Drehbuch und die Grundidee bei diesem Film sind genial, auch die Schauspieler. Da wären Poprock-Legende Meat Loaf und „Requiem for a Dream“ Mime Jared Leto einerseits sehr überzeugend, aber rein gar nichts gegen die Überpräsenz von Edward Norton und Brad Pitt. Letzterer ist selten charismatisch, aber dennoch intellektuell mit leicht psychologischem Touch. Er verkörpert eine Art Mix aus Psychologe, Kampfsportler und Pornostar, alles was sich der Erzähler je wünschte. Und Ed Norton selbst erst! Er als verzweifelter, kaufsüchtiger „Gefangener des IKEA-Katalogs“ liefert seine bislang beste Leistung ab! Ich habe selten ein so intensives, mimisches Spiel bei einem 90er Jahre Akteur gesehen – Großartig!
Ich will nicht mehr Worte an dieses grandiose Werk verlieren, da „Fight Club“ ein Film ist, den man aufgrund seines unglaublichen Facettenreichtums nicht nacherzählen kann, sondern erleben muss! Kauft euch die exzellente Special Edition DVD aus den Staaten und seht den Film im Original was ich auch demnächst machen werde, denn dann wirkt „Fight Club“ so richtig.
10/10 Punkte
Wow, selten habe ich mir so viele gute Filme hintereinander angesehen. Erst gibt’s „Mystic River“ im Kino, dann „Brazil“ und jetzt „Fight Club“ .
#99 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 30. Januar 2004, 15:28
Ein bisschen Trash muss sein… Wem der kryptische Titel nichts sagt, es handelt sich hierbei um den Shaw Brothers Kung Fu Klassiker “The 36th Chamber of Shaolin” a.k.a. „Master Killer“.
Die Story ist schnell erzählt. Der junge San Ta (Gordon Liu) sieht, wie sein Vater von einem Gewaltherrscher getötet wird und begibt sich mit seinem Bruder zum Shaolin-Kloster. Dort wollen sie Kung Fu lernen und danach Rache am Mörder ausüben. Doch auf dem Weg kriegt der Mörder von San Tas Vater auch noch dessen Bruder in seine Griffel und tötet ihn.
Als San Ta am Bein verwundet und per Nahrungstransport geschmuggelt ins Kloster gelangt, muss er Monate lang einfach nur Blätter zusammenkehren. Nach einiger Zeit ist er dann bereit für das Kampfsporttraining, bei dem es um Kraft, einen starken Geist und Ausdauer geht. Er muss mit einem langen Bambusstab und einem kiloschweren Hammer daran eine Glocke so schnell läuten, wie sein Lehrer mit einem kleinen Holzstock auf eine Art Schüssel schlägt. Außerdem soll er mit seinen Augen einem Licht folgen, ohne den Kopf zu bewegen (denn dann verletzt er sich an glühenden Stäben) und soll mit strammen Armen schwere Eimer voll Wasser transportieren. Nach jahrelangem Training stellt San Ta einen neuen Rekord auf und wird geprüfter Shaolin. Er kämpft gegen den Peiniger seiner Familie, tötet ihn aber nicht selbst (dass machen Shaolin ja nicht ). Dann nimmt er einige Schüler in seinen Dienst auf, die ihn bewundern und kämpft auch noch hinter toller Bergkulisse gegen eine Art Kaiser (weiß nicht genau, was der Typ beruflich war ). Am Ende lehrt er selbst im Kloster.
„The 36th Chamber of Shaolin“ ist ein amüsanter, nostalgischer Spaß. Es gibt einige spektakuläre Kämpfe mit ganzer Körperarbeit und ohne große Tricks die auch noch nette Zeitlupensequenzen einbauen. Für die 70er war das beachtlich. Außerdem wäre da noch der schauspielerisch zwar eher untalentierte, aber sehr charismatische und sympathische Gordon Liu der aktuell in Quentin Tarantinos „Kill Bill: Vol. 1“ den Crazy 88 Anführer Johnny Mo verkörpert hat. Er versprüht den Charme eines typischen 70er Jahre Martial Arts Kämpfers in Filmen und passt exakt in seine Rolle.
Von der Story kann man nicht allzu viel erwarten und es gibt auch keine sonderlich großen Splattereffekte wie im gerade genannten Beispiel "Kill Bill", denn der Film widmet sich hauptsächlich mit dem Zeigen von San Tas Ausbildung. Aber das wirkt wirklich sehr spannend und interessant. Die richtig ernsten Kämpfe auf Leben und Tod gibt es erst in den letzten 30 Minuten und teilweise anfangs. Am edelsten fand ich San Tas letzten Kampf gegen diesen Kaiser / Herrscher auf der Berglandschaft. Wundervoll inszeniert und dennoch mit 70er Jahre Charme, sehr nett.
Normalerweise würde dieser Film nie eine so hohe Wertung verdienen, aber da er einfach einen nostalgischen, zu Herzen gehenden Trash-Faktor besitzt und erinnert, gibt’s diese 7.5. Außerdem tragen die tollen Kämpfe dazu bei!
7.5/10 Punkte
#100 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 30. Januar 2004, 23:42
Nur ein kurzer Eintrag zum am Donnerstag gesehenen „Snatch.“ von Guy Ritchie, da ich gedanklich voll bei „The Dreamers“ von Bernardo Bertolucci bin (Kritik folgt morgen).
„Snatch.“ ist ein ganz dem „Pulp“-Stil verschriebener Mix aus Thriller und Gangsterkomödie. Einige Sequenzen erinnern an (wer hätte es gedacht) „Pulp Fiction“, aber auch „Reservoir Dogs“. Besonders cool sind dabei die fast unbesiegbaren, surrealen Charaktere Bullet-Tooth Tony und Boris the Blade. Spielt eben auf den surrealen Touch des Tarantino-Vorbilds an. Außerdem gibt es einige witzige Akzente, erstklassige Darsteller (Brad Pitt, Jason Statham, Vinnie Jones etc.). Der ehemalige Arbeitstitel „Lock, Stock... and Six Stolen Diamonds“ spielte darauf an, eine Art Nachfolger von „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ (= „Bube, Dame, König, grAs“) zu sein, was man dem Film auch anmerkt.
Somit bleibt ein sehr cooler, tarantino’esker Gangsterfilm mit erstklassigem Ende und vielen skurrilen Charakteren.
8.5/10 Punkte
#101 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 02. Februar 2004, 15:34
Bernardo Bertolucci ist durch Filme wie "1900" oder "Der letzte Tango in Paris" international berühmt geworden und hat schon mit Robert De Niro und Marlon Brando zusammengearbeitet. In "The Dreamers" ehrt er Klassiker des amerikanischen Kinos aber vor allem die damalige Novelle Vaugue (wahrscheinlich falsch geschrieben).
Der junge Amerikaner Matthew (Michael Pitt) kommt nach Frankreich und sieht dort täglich Filme in der Cinematheque. Dort trifft er auf die Geschwister Isabelle (Eva Green) und Theo (Louis Garrel). Beide sind ebenfalls große Kinofans. Die drei verbringen einige Zeit miteinander, lernen sich kennen und entschließen sich, während Theos und Isabelles Eltern vereisen, Matthew bei sich wohnen zu lassen. Dort beginnen sie mit einigen Filmspielen und erraten Szenen. Doch als Isabelle eine Szene aus einem Marlene Dietrich Film nachmacht und sie Theo nicht errät, wird er bestraft. Er soll vor Dietrichs Plakat masturbieren. Das tut Theo wider Willens auch. Matthew schämt sich und ist schockiert von der Freizügigkeit des Geschwisterpaares. Und nachdem weder Isabelle noch Matthew Theos Szene erraten, müssen die beiden Sex miteinander haben. Das tun sie auch und verlieben sich. Immer mehr (freizügige und sexuelle) Tage verbringen die drei miteinander und Isabelle läuft fast immer nackt herum . Als dann ein Stein durch das Fenster der Wohnung geworfen wird, werden die drei aus ihrer Leidenschaft geweckt und sehen Demonstrationen betreffend der Abreissung der Cinematheque, an denen sie auch teilnehmen.
"The Dreamers" war ein Film, von dem ich am Freitag, als ich ihn sah, begeistert war. Doch mittlerweile sinkt meine gute Meinung immer mehr. Von 10 rutschte meine Bewertung auf 9 und nun bin ich bei 8 angelangt. Begeistert war ich von den wirklich tollen Ausschnitten und Hommagen an Filmklassiker der frühen Jahre. Da wurden Szenen aus Howard Hawks "Scarface", zwei Josef von Sternberg und Marlene Dietrich Filmen und Jean-Luc Godards Crime-Meisterwerk "Bande à part" gezeigt, die die Protagonisten auch teilweise nachahmten. Meine Lieblingsszene war hierbei der Lauf der drei durch das Museum, wie in "Bande à part". Doch als die Sex-Geschichte beginnt, wird der Film schlagartig schlechter. Viel zu explizite und lange Sexszenen (wenn ich einen Porno sehen will, geh ich ins Pornokino Herr Bertolucci ). OK, Eva Green ist wirklich eine Augenweide, aber Bertolucci sollte entweder ein intelligentes Drama über Filme, oder einen Softporno machen. Bei "The Dreamers" konnte er sich nicht entscheiden. Die Szenen sind nicht nur viel zu explizit, sondern stützen den Film in keinerlei hinsicht. Sie wirken einfach völlig fehl am Platz.
Letztendlich bleibt dennoch mehr gutes hängen. Ein dramatisches Ende, gute Schauspieler, unerwartete Wendungen, schöne Bilder und Ausschnitte aus Filmklassikern der 30er, 40er und 50er Jahre. Nur die Sexszenen waren viel zu oft zu sehen und trugen Null zur Story bei. Ein interessantes Konzept hat Bertolucci hier verfilmt, hätte aber ein Meisterwerk aus dem Stoff machen können. Letzten Endes ist es "nur" ein sehr guter europäischer Filmbeitrag.
8/10 Punkte
#102 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 02. Februar 2004, 15:40
Am Samstag ist endlich meine amerikanische RC1 DVD des zweiten Films von Sofia Coppola bei mir eingetroffen. Prompt habe ich mir den Film Abends zum zweiten Mal angesehen. Und er sollte die berühmt-berüchtigte Feuertaufe bestehen - Und das hat er!
Wow, was für ein traumhafter Film. Auch beim zweiten Gucken verliert "Lost in Translation" nichts von seiner Genialität. Er ist sogar noch besser! Man entdeckt Nuancen, die man beim ersten Sehen nicht gleich erkannte und auf Englisch übertrifft der Film die Synchronisation bei weitem! Bill Murrays Wortwitz kommt viel besser zur Geltung und die Sanfheit in Scarlett Johanssons Stimme ist in der Originalfassung auch ausgeprägter. Und wie ihr wahrscheinlich eh wisst schaue ich Filme viel lieber zuhause im Heimkino, da es einfach gemütlicher und intensiver ist. Bin einfach kein großer Kinofan. Und so ist "Lost in Translation" nebst "Kill Bill: Vol. 1" und "Dogville" der beste Film des Jahres 2003 und auf DVD noch besser als im Kino. Danke Sofia Coppola !
(die Wertung kennt ihr ja )
#103 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 02. Februar 2004, 15:50
New Hollywood. Auf der diesjährigen Berlinale das Retrospektive Thema waren die Filmemacher der späten 60er und 70er. Filme wie "Taxi Driver", "Bonnie & Clyde" und eben "Easy Rider" die gängigen Filmkonventionen total widersprachen.
Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) fahren auf ihren Motorrädern herum und wollen frei sein. Zwischen ihren schön fotographierten Fahrten gibt es tiefgründige Diskussionen. Mal über Aliens, mal über Drogen . Dabei treffen sie auf einen lässigen Tramper und auch auf Jack Nicholson. Das ganze wird mit langen, "The Straight Story" ähnlichen Kamerafahrten durch die Landschaft Nevadas und Co. gefilmt und mit Songs wie "Born to be wild" untermalt. Ein verdammt cooler, sehr rasant geschnittener Film, den man schwer bis gar nicht nacherzählen kann, sondern sehen muss, da er sich energisch gegen die typische Filmemacherei Hollywoods wehrt und einmal langsame Großaufnahmen, mal schnelle Schnittwechsel abliefert. Dennis Hopper hat sicherlich einen richtungsweisenden, verdammt wichtigen Film gedreht der auch noch sozialkritische Aspekte offenbahrt.
8.5/10 Punkte
#104 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 03. Februar 2004, 14:58
Ein wenig Montag Abend "Mann ist die Schule Scheiße" No-Brainer Unterhaltung ( ). "The Replacement Killers" ist ein von Antoine Fuqua gedrehter Actionthriller, ganz im Stil von John Woo.
John (Chow Yun-Fat) ist Profikiller und muss für seinen Chef als letzten Auftrag den Sohn des Polizisten Zedkov (Michael Rooker) töten. Doch John kann es nicht tun, als er die liebliche Familienidylle erblickt. So hetzt ihm sein Chef die Profikiller Ryker (Till Schweiger) und Collins (Danny Trejo) auf den Hals. Außerdem schlägt sich John mit der Passfotofälscherin Meg (Mira Sorvino) herum, die ihn in seinem Kampf aber unterstützt. Die Hetzjagd endet in einen explosiven Showdown mit mindestens einer Knarre pro Hand .
Fuqua hat mit "Training Day" ja bereits einen exzellenten Film abgeliefert den ich seit seinem Release sehr schätze. Doch "The Replacement Killers" ist was ganz anderes. Korrupte Cops gibts keine, und Action dafür umso mehr. Es wird im klassischen Heroic Bloodshed Stil vom schon genannten John Woo geballert was das Magazin hält und auf Realismus verzichtet man hier lieber . Das ganze wirkt sehr spaßig, amüsant und kurzweilig. Und die Tatsache, dass ich diese ungeschnittene Fassung in der Videothek für 2€ erstanden habe, entschuldigt auch, dass es sich um eine VHS und keine DVD handelt.
Hirn aus, Chow an= Gute Unterhaltung!
7/10 Punkte
#105 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 04. Februar 2004, 16:10
Yeah, es gibt selten so coole Filme wie "From Dusk Till Dawn". Ich könnte mir FDTD täglich ansehen, so amüsant und splattrig ist er! Tom Savini und Nicotero in einem lustigen Aufeinandertreffen, dazu die lässigsten Sprüche der Filmgeschichte, tonnenweise Guts 'n' Gore und meine geliebte Salma Hayek ! Zwar hat der Film Null Anspruch, dafür macht er aber einfach saumäßig viel Spaß!
Also bitte, die Wertung dürfte euch wohl klar sein .
#106 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 04. Februar 2004, 22:21
David Lynch
1. Lost Highway
2. Eraserhead
3. Mulholland Dr.
4. The Straight Story
5. Wild at Heart
6. The Elephant Man
7. Twin Peaks (Serie)
8. Blue Velvet
9. Dune
("Twin Peaks: Fire Walk With Me" noch nicht gesehen)
Quentin Tarantino
1. Kill Bill: Vol. 1
2. Jackie Brown
3. Reservoir Dogs
4. Pulp Fiction
Stanley Kubrick
1. The Shining
2. Eyes Wide Shut
3. A Clockwork Orange
4. 2001: A Space Odyssey
5. Dr. Strangelove: Or how I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb
6. Paths of Glory
7. Full Metal Jacket
8. The Killing
9. Lolita
10. Spartacus
("Barry Lyndon" noch nicht gesehen)
Terry Gilliam
1. Brazil
2. 12 Monkeys
3. Fear and Loathing in Las Vegas
4. Monty Python and the Holy Grail
5. The Fisher King
6. The Meaning of Life
7. Time Bandits
8. Jabberwocky
9. The Adventures of Baron Munchhausen
Sergio Leone
1. The Good, the Bad and the Ugly
2. Once Upon a Time in the West
3. Once Upon a Time in America
4. For A Few Dollars More
5. A Fistful of Dollars
6. A Fistful of Dynamite
7. The Colossus of Rhodes
#107 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 07. Februar 2004, 14:09
PLEASANTVILLE (Gary Ross), TV
Gestern habe ich zum zweiten Mal "Pleasantville" gesehen und das schon wieder im Fernsehen. Nun ja, ein schöner Film, auch wenn ich die DVD nicht brauche.
Die Geschwister David (Tobey Maguire) und Jennifer (Reese Whiterspoon) geraten durch eine magische Fernbedieung in die Welt der 50er Jahre Schwarz-Weiß Fernsehserie "Pleasantville". Dort ist das Leben perfekt. Die Basketballspieler treffen immer den Korb, es gibt weder Betrügereien, Diebstähle noch sonstige Kriminalitäten. Wie man es eben selber aus solchen Heile-Welt Sendungen kennt.
Der Film ist anfangs eher komisch und eine einfache Otto-Normal Komödie. Doch als dann einige der Bewohner Pleasantvilles bunt werden und die Konservativen Schwarz-Weiß bleiben, entwickelt sich eine sehr interessante Story. Dieser Kampf der erzkonservativen Schwarz-Weißen gegen die frei lebenden Bunten hat irgendwie was von Regierung gegen Hippies.
Somit ist "Pleasantville" ein leises, viel zu "mainstreamiges" Plädoyer für Toleranz, Verständnis, Gefühle und freie Meinungsäußerung, auch wenn Gary Ross viel zu sehr auf die Kitsch-Tube gedrückt hat und viel zu sehr in Pathos abschweift. Ein anderer Regisseur, mit anderem Konzept hätte einen exzellenten Film daraus machen können. So bleibt nur eine gute Komödie.
7/10 Punkte
#108 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 07. Februar 2004, 14:19
Ich wollte Indiana Jones gucken, mein Vater "Overboard" und leider hat der große Mann gewonnen . Nun ja, was tut man nicht alles für seine Familie?
Der Handwerker Dean (Kurt Russell) soll bei der verwöhnten, snobischsten Millionärin Joanna (Goldie Hawn) einen neuen Schuhschrank einbauen. Wegen des angeblich falschen Holzes ist Joanna enttäuscht und feuert Dean. Doch der lässt sich das nicht gefallen und verlangt sein Geld. Doch Joanna wirft Dean einfach von Bord ihres Schiffes. Etwas später sieht Dean im Fernsehen, dass Joanna in die See gefallen ist und ihr Erinnerungsvermögen kurzzeitig verloren hat. So gibt er sich als ihr Mann aus, holt sie in der Psychatrie ab und lässt sie als eine Art Sklavin bei sich zuhause arbeiten. Doch spätestens an Joannas angeblichem Geburtstag verlieben sich die beiden in einander. Gerade in dieser heilen Zeit kommt aber Joannas Exmann an und sie erlangt ihre Erinnerungen wieder.
Kitsch, Kitsch, Kitsch. Mehr fällt mir dazu eigentlich nicht ein. Kurt "Snake Plissken" Russell hat zwar immer einen coolen Spruch auf den Lippen und eigentlich ist das ganze auch recht liebevoll aufbereitet. Dennoch macht mir der Film nicht besonders viel Spaß. Vor zwei, drei Jahren wäre das wohl anders gewesen, aber auch ich ändere mich .
Kurzweilig und ganz OK. Mehr nicht.
5/10 Punkte
#109 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 08. Februar 2004, 00:03
Überraschend gefühlvolle, sehr amüsante Komödie mit einem erstklassig zynischen und bösartigen Jack Nicholson, einer sehr "realistischen" Helen Hunt und einem sehr menschlichen Greg Kinnear. Auf jeden Fall eine der besseren Komödien, die voll auf ihre famosen Darsteller setzt. Außerdem hat Cuba Gooding Jr. einfach nur die coolsten, wenn auch viel zu seltenen Auftritte .
In diesem Sinne: "Denken Sie weiß!"
8/10 Punkte
#110 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 08. Februar 2004, 23:03
Wow, was für ein Film! "Scarface" ist eine den Zuschauer durchrüttelnde, höchst realistische und dramatische Achterbahnfahrt. Der zielstrebige Aufstieg des anfänglichen Kleinkriminellen Tony Montana (meisterlich verkörpert von Jahrhundertschauspieler Al Pacino) zum größten Gangsterboss von ganz Miami und dessen ebenso schneller Abgang hätte nicht genialer inszeniert werden können. Brian De Palma setzt uns tiefsinnige Botschaften vor ("The World is Yours"), steigt tief in die Psyche eines machthungrigen Menschen herab und verwirklicht den amerikanischen Traum - Doch diesmal blutig!
Ein unbeschreibliches Monument von einem Film und DAS Aushängeschild für das Subgenre des "Aufstieg und Fall" Films im Crime-Genre. Ich bin, wie bei jeder Sichtung dieses Films, einfach überwältigt.
10/10 Punkte
#111 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 10. Februar 2004, 22:44
David Cronenberg bezeichne ich immer recht gerne als "visionären Philosophen des modernen Horrorfilms". Das soll jetzt kein kluger Ausspruch sein, sondern ist meiner Ansicht nach Tatsache, da Cronenberg in "Videodrome" einen der anspruchsvollsten und besten Filme gedreht hat, den ich je erblicken durfte. Somit hatte ich hohe Erwartungen an "The Fly". Doch leider wurde ich enttäuscht. Cronenberg verzichtet völlig auf intellektuelle Hintertöne und anspruchsvolle Nuancen. Auch das von ihm erfundene und revolutionierte "Body Horror" Genre reizt er hier nur optisch aus. Anstatt wie im schon genanten Beispiel "Videodrome" tiefer in die Materie zu gehen, beschränkt sich Cronenberg hier leider nur auf optischen Grusel und Ekel durch makabre Effekte. Diese sind wahrlich gut gelungen (für das Alter des Films; 1986)! Die Mutation von Seth Brundle ist erschreckend und zugleich faszinierend. Das Make Up, wie beispielsweise die aus Seths Wunde herausstehenden Haare/Borsten und die letztendliche Verwandlung Seth Brundles waren sehr authentisch und morbid. Ich hatte schon das ein oder andere Mal einen ordentlichen Schauer über dem Rücken, wirklich begeistern konnte mich Cronenberg diesmal leider nicht. Er beschränkt sich zu sehr auf das wesentliche, driftet vor allem im aufgedrückt kitschigen Ende in Hollywood-Pathos ab und hat hier eindeutig gezeigt, wie Geld-geil er bei diesem Projekt war. Nun ja, ich verzeihe es ihm selbstverständlich, da er so viele meisterhafte Filme geschaffen hat, aber mit "The Fly" konnte mich das kanadische Ausnahme-Regietalent leider nicht überzeugen.
#112 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 15. Februar 2004, 13:17
Welch ein unsäglicher Mist! Rob Schmidt führt seine Figuren gar nicht erst ein und stürzt sie schnellstens in den Tod, lässt aber natürlich noch ein tapferes Kerlchen überleben. Die Charaktere wirken wie billige Marionetten die weder Gefühle, noch Ängste haben und agieren wie Computeranimiert, die Story ist lächerlicher als ein BILD-Artikel, die Inszenierung und Erzählweise von Klassikern aufs schlechteste abgekupfert und so bleibt einer der miesesten Filme die ich je erleben musste. Ach ja, an die Splatter-Gemeinde: Nicht einmal die Effekte wirken sonderlich gut, mal ganz abgesehen von einfallsreichen Tötungssequenzen!
#113 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 18. Februar 2004, 22:33
Ich weiß nicht wie oft ich diesen Film schon gesehen habe aber ich liebe ihn von Sichtung zu Sichtung mehr. Wäre "The Big Lebowski" nicht entstanden, hätte ich einen Lieblingsfilm weniger und wäre der Film eine Frau wie Tara Reid, hätte ich schon lange Sex damit gehabt .
Mich würde interessieren wie ich in 10 Jahren noch zu dem Film stehen werde? Kann ich ihn dann auswendig vortragen, nachsprechen und nachspielen, oder werde ich selbst zum Dude von Bayern? Wer weiß .
#114 Mr. Corona Beer (Gast)
Geschrieben 21. Februar 2004, 23:21
Romuald Karmakars ("Der Totmacher") diesjähriger Beitrag zur kürzlich vergangenen Berlinale heißt "Die Nacht singt ihre Lieder" und ähnelt seinem bis dato bekanntesten Werk "Der Totmacher" kaum. Ein gescheitertes junges Ehepaar, dem Karmaker nicht einmal einen Namen gibt, was ja auch absolut unwichtig ist, streitet und zankt sich. Er (Frank Giering) liest nur Bücher und schreibt selber welche die kein Verlag haben will und sie (Anne Ratte-Polle) ist eine vitale Disco-Gängerin die sich eingeengt fühlt und ihn betrügt. Die Geschichte wird sehr langsam erzählt und erinnert mit ihrem literarischen Stil zuweilen an Michael Hanekes Filme. Es gibt "elend" lange Aufnahmen bei denen sich die Kamera nicht rührt und nur die Akteure ihr großartiges Talent beweisen können. Und darauf wollte ich zu sprechen kommen: Die Darsteller. Frank Giering, den ich bereits aus Hanekes "Funny Games" kannte, verkörpert den "jungen Mann" brillant. Er spielt einen verschlossenen, irgendwie verängstigten und fast weinerlichen Mann mit einem unglaublich geringen Selbstvertrauen der mir stets Suizid-gefährdet schien und kurz vor dem Implodieren stand. Und sie, Anne Ratte-Polle verkörpert eher das explodierende "Exemplar" in der Ehe. Sie ist eine laute, schier launische Frau die dauerdeprimiert durchs Leben läuft und nur in der Discothek so richtig lacht.
"Die Nacht singt ihre Lieder" möchte ich auch nicht mehr mit Worten bewerfen, da mir erstaunlich wenig dazu einfällt und ich nicht wieder in "Funny Games"-igem Philosophieren abschweifen möchte. Der Film ist schwierig und verdammt anspruchsvoll und stellt eine künsterliche Wand vor den Zuschauer. Wenn man diese aber durchbricht und sich dem Film hingibt, bekommt man einen der großartigsten Filme des deutschsprachigen Kinos seit Jahren serviert.
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