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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer - Filmforen.de - Seite 33

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Beutelschneider, Zeitschinder, Nervenzerrer


1011 Antworten in diesem Thema

#961 molotto

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Geschrieben 08. Dezember 2007, 08:15


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(USA 1976 – Michael Winner)

Dass mit dem alten Haus in New York, in dass das junge Fotomodell Alison Parker zu ziehen gedenkt, etwas nicht stimmen kann, ist nicht erst daran festzumachen, dass aus dem obersten Erkerfenster der blinde alte Pfaffe John Carradine stets und immerdar ins Nichts starrt, sondern wohl noch viel mehr an dem durch die Blume gereichten günstigen Kurs, für den es die über alle Gebühr aufgetakelte Maklerin Ava Gardner anzutragen gewillt ist. Alison sieht in Folge allerlei Gespenster in dem alten Gemäuer, die sie für ihre neuen Nachbarn hält, einen kauzig-drolligen Burgess Meredith mit Katze auf dem Buckel und zwei höchst suspekte Grusellesben zum Beispiel, und hat in ihrer neuen Wohnung ganz fix auch wieder allerlei mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun, hat ihr Vater, ein ziemlich geiler alter Sack, sie doch menschlich schwer enttäuscht.


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Recht geschickt ist Winners Film darin, dem Zuschauer das olle Haus am Ende der Straße in gut bemessenen Schritten als rappeliges Tor zu einer unschönen Zwischenwelt begreiflich zu machen und all das Böse darin Stück für Stück auf die zunächst nichts ahnende Bewohnerin umzuwälzen. In derlei Dingen ist der Film bei weitem wirkungsvoller als der später entstandene und im direkten Vergleich zu Winners Seelenfetzer fast schon quälend dröge geratene AMITYVILLE HORROR, bei dem es in Sachen Bedrohlichkeiten mehr als einmal reichen muss, wenn James Brolin morgens um halb vier nassgeschwitzt und mit wirren Blick seinen Wecker anzustarren hat. In HEXENSABBAT wird als Höhepunkt ziemlich in der Mitte des Films eine orgiastische Gespensterparty gereicht, die ganz gut den Punkt markiert, an dem sich der Film von seinen zuvor noch sorgsam ausgeworfenen Rettungsankern in Richtung Realität verabschiedet und in Folge immer wieder recht zuverlässig einen übernatürlichen Schock auf den nächsten ablaufen lässt. John Carradines Funktion ebnet schließlich den Weg zu einem grandiosen Schluss, und der Film wird gekrönt mit einer erstklassigen letzten Einstellung.


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Schade ist, dass Michael Winner, dessen meiste Actionfilme und Thriller man ohnehin nicht genug loben kann, im Bereich des Phantastischen so wenig gemacht hat. HEXENSABBAT ist qualitativ weit über dem Durchschnitt und funktioniert selbst heute noch außerordentlich gut, obwohl man sich den Kopf irgendwann in den 90er Jahren mal mit einer Vielzahl ebenso wohlgeratener wie abgrundtief schlechter Geisterschinken aus Fernost gefüllt hat. Winners Film ist in manchen Szenen und nicht zuletzt dann, wenn die irren Geister ihre sorgsam errichtete Fassade aus Nachbarschaftlichkeit und gediegenem Oma-Wohnambiente fallen lassen und ihre böse Fratze zeigen, so manchem Fernostler stimmungsmäßig weit überlegen. Und dass der Film das Wohl und Weh der Welt einmal mehr den schützenden Händen katholischer Pfaffen anvertraut, das spielt hier zudem eine wohltuend untergeordnete Rolle.


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#962 molotto

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Geschrieben 17. Dezember 2007, 17:23


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(USA 1983 – David Cronenberg)

Christopher Walken sieht in diesem Film aus wie in trauriges und auch eher sehr hässliches Entchen und also so gar nicht wie der strahlende Held, zu dem er dann im Verlauf der Geschichte aufsteigt. Nach einem Autounfall fällt er zudem jahrelang ins Koma und humpelt dann den Rest des Film über zuweilen an Krücken herum. So stellt man sich in der Tat keinen Weltenretter vor. Diese Rolle fällt Walken als Johnny Smith aber anheim, nachdem er eindrucksvoll seine durch das Koma (?) hervorgerufenen Fähigkeit zur Hellseherei bei einer verschreckten Krankenschwester, Doktor Herbert Lom (hier immerhin zu sehen in seiner schönsten Rolle gleich nach der von Lord Cumberland in HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT) und Sheriff Tom Skerritt unter Beweis gestellt hat.


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Martin Sheen macht den Kandidaten auf Präsidentenamt, bei dem Smith sieht, dass er eines Tages auf den roten Knopf drücken wird, während er dabei einen herrlich patriotischen Stuss dabei zusammenerzählt. Toll besetzt ist DEAD ZONE, hat eine tolle Musik vom leider viel zu früh abberufenen Michael Kamen und weiß auch nach über 20 Jahren ungebrochen zu gefallen. Cronenberg verfilmte die Vorlage von King mit einem ausgesprochenen Gespür für die Stimmung, die das Buch durchzieht. Und wenn man vielleicht auch nicht jede Figur bei Cronenberg so vorfindet, wie sie vom Buch diktiert wird, so will das hier nichts Schlechtes heißen. Manchmal sind die Veränderungen und die vielen Verknappungen, die für die filmische Umsetzung vorgenommen wurden, mindestens so wohltuend wie Kubricks Version von THE SHINING, die allenfalls noch Kings Vorlage erahnen lässt. Was ich persönlich an Kings Stil nicht mag, all seine schablonenhaften Charaktere, die der „Meister des Schreckens“ mitunter seitenlang nur über sich selbst und ihr uninteressantes Leben labern lässt, davon zeigt sich der Film weitestgehend befreit. Im Mittelpunkt rückt Cronenberg vielmehr den Konflikt, den Johnny Smith mit sich und seinen neuen Fähigkeiten auszuringen hat. Ein gewichtiger Klassiker wird deshalb zwar nicht gleich daraus, ein „echter“ Cronenberg auch nicht, wohl aber eine der besten King-Adaptionen. Manchmal scheint es, als bliebe Cronenberg absichtlich hinter seinen Möglichkeiten zurück, wohl wissend, dass der Film, der mitten in einer ganzen Flut von King-Verfilmungen mitschwimmen musste, von einem breiteren und ganz anderen Publikum aufgeschnappt wird als dem, das direkt zuvor mit VIDEODROME verwöhnt wurde. Mit DEAD ZONE kann man durchaus immer noch glücklich werden und sein – ganz ohne jede Reue.


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#963 molotto

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Geschrieben 10. Mai 2008, 16:13


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(Japan 1973 – Shirô Moritani)

Die Kontinentalplatte, auf der Japan ruht, geht in’ Arsch, und das schon in naher Zukunft. Das zumindest weiß Japans führender Wissenschaftler, Dr. Tadokoro, mit absoluter Sicherheit zu sagen, hat er das Schreckensszenario doch wieder und wieder auf seiner Schiefertafel durchgerechnet und überdies allerlei besorgniserregende Beobachtungen in Mutter Natur angestellt. Langsam aber sicher schiebt sich Japan unter die Küste von China und wird infolge dessen gnadenlos absaufen. Davon will die Regierung natürlich lange nichts wissen, sondern tut Dr. Tadokoros Berechnungen als Spinn- und Tünkram ab, dem man weiter keine Beachtung zu schenken braucht. Natürlich weit gefehlt, denn bald schon reißt hier und da mal die Erde auf, Häuser wackeln bedenklich und auch eine Flutwelle lässt nicht lange auf sich warten. Um seine Forschungsergebnisse zu erhärten und die Welt von seinen Entdeckungen zu überzeugen, macht Dr. Tadokoro sogar einen Ausflug zum Meeresgrund, welcher in Umsetzung und Tricktechnik schwer nach U-Boot-Film der 50er Jahre aussieht. Auch sonst bleibt der Einsatz von effektgeladenen Schabernack weit hinter den Erwartungen zurück, die man bei so einen Film zwangsläufig mit sich spazieren trägt – und sei es nur deshalb, weil man gerade vom japanischen Katastrophenfilm in dieser Beziehung durch die Bank schwer verwöhnt wurde und wird. Jedenfalls in der Regel. Bei PANIK ÜBER TOKIO hingegen hat man mehr als einmal das Gefühl, in einem Unterrichtsfilm von der FWU zu sitzen, gibt’s doch zumeist statt einstürzender Alt- und Neubauten staubige Karten, Schaubilder und von Hänschenklein animierte Grafiken Leinwand füllend zu bestaunen. Gegen andere Katastrophenreißer, allen voran den ungeschlagenen und unschlagbaren WELTKATASTROPHE 1999?, sieht PANIK ÜBER TOKIO ungeheuer dröge aus, richtige Endzeitstimmung und kommt allenfalls streckenweise auf. Der Rest des Films ist vor allen Dingen sehr verlabert (wenngleich ich zugestehen muss, für pseudowissenschaftlichen Hokuspokus aller Art höchst empfänglich zu sein) und bietet im Nebenher auch noch einen jungen Anhänger von Dr. Tadokoro, der in dem alten Kauz so etwas wie einen Übervater sieht. Irgendeine Mädelgeschichte wird ebenfalls noch geboten, aber die war so dermaßen uninteressant, dass ich sie schon wieder vergessen habe. Ganz schlimm: Das Bürschi opfert sich bei einem Tauchgang mit einem Forschungs-U-Boot und tut dies natürlich ausschließlich aus Liebe zu seinem Land. So etwas passiert in diversen Godzillas zwar auch alle Augenblicke, allerdings niemals so o Weh o Weh herrjemine wie hier. PANIK ÜBER TOKIO wäre ein richtig schöner Film geworden, wenn er mehr davon zu bieten hätte, was zumindest der deutsche Titel verspricht: Panik. Aufgebracht und wild herumlaufende Menschen sieht man in diesem Streifen aber komischerweise nur in ein, zwei Szenen. Der Untergang, der dann am Ende in der Tat nicht ausbleibt, findet mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Trotzdem möchte ich Sakyo Komatsus SF-Roman, auf dem der Film beruht, gerne einmal lesen.

SINKING OF JAPAN
(Japan 2006 – Shinji Higuchi)

Remakes wollen größer, schneller, heftiger sein als ihre Vorbilder – meistens jedenfalls. Beim noch recht frischen Nachäff von PANIK ÜBER TOKIO ist das leider nicht der Fall. Bei SINKING OF JAPAN ist vor zunächst einmal die Länge beeindruckend. Hat man bei PANIK ÜBER TOKIO alles auf knapp über 90 Minuten zusammengepackt bekommen, was der Film so an Krims und Krams zu erzählen hat, so braucht SINKING dazu über zwei geschlagene Stunden. Und wirklich mehr hat der Film deshalb noch lange nicht zu erzählen. Immerhin: Gibt’s mal ein paar Effekte, so sehen die in der Tat ziemlich spektakulär aus und machen unverschämten Appetit auf Nachschläge in größeren Portionen. Die bleiben dann – und zumindest da hält sich der Film nahezu sklavisch an das Original von 1973 – allerdings aus. Stattdessen verliert sich SINKING OF JAPAN in eine gleichsam trödelige wie törichte Liebesgeschichte zwischen dem jungen Helden Toshio und seiner scheuen kleinen Lotusblüte Reiko. Der Höhepunkt der Beschränktheit ist erreicht, als Reiko, die die meiste Zeit als olles Rührmichnichtan in Erscheinung tritt, ihren Toshio in der kümmerlichen Abgeschiedenheit eines Notlager-Zeltplatzes endlich mal ihr zartes Kelchlein zeigt – und das, während natürlich rings um sie herum alles mehr und mehr im Chaos untergeht. Mit Japan wird’s zum Schluss ebenfalls nichts mehr. Das letzte Bild ist eine schöne Sattelitenaufnahme einer neu entstandenen Inselgruppe, die mehr nach Hawaii aussieht. Es mangelt bei beiden Filmen definitiv der Erfindergeist, der einen Film wie Hondas UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE so erfrischend macht: einfach irgendwo ein paar Strahlentriebwerke unter den Kontinent geschraubt, schon kann der Weltuntergang kommen wie er will, es juckt keinen mehr. Den Sieg tragen die unfehlbaren Ingenieure davon, in diesem Fallbeispiel sollen’s aber wohl die Hormone der beiden Teenager sein, die gerade ihre letzten Pickel ins Waschbecken gedrückt haben. Drauf geschissen. Andererseits funktionieren beide Filme auf ihre Weise auch ganz gut als verquere Ableger des Paranoiakinos. Die Angst vor der Bombe hat ausgedient und macht der unwohligen Gegrause vor der alles schluckenden Kontinentalplatte Platz, auf der Milliarden von Chinesen hocken, die nichts sowieso nichts besseres zu tun haben, als dem Abgang der Japaner höflich lächelnd und winkend zuzusehen. Ach so. Sei es, wie es will: was SINKING OF JAPAN absolut gefehlt hat, waren die FWU-mäßigen Bildtafeln und die dazu mit gleichwohl sonorer Stimme wie auch dem Brustton tiefster Überzeugung gereichten Erklärbär-Kommentare. Aber so hat er gegen den Moritanis alten Klops natürlich nicht den Hauch einer Chance.

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#964 molotto

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Geschrieben 12. Mai 2008, 17:58

BOHACHI CODE OF HONOR: VILLAINY
(Japan 1974 – Takashi Harada)

Kyushi-Issho Saburai ist für reiche Geschäftsleute tätig, die unter anderem gerne mal ausländische Frauen, vor allem solche aus Europa, bocken würden. Als er einem besonders schändlichem Kaufmann das Weib eines hohen spanischen Generals zuführt, bekommt Saburai das vor allem aber selbst nicht, wird er doch schleunigst gefangen genommen und dem Richter vorgestellt, der ohne viel Federlesens das Abhacken seiner Rübe anordnet. Als Saburai wieder zu sich kommt, findet er sich beim Bohachi-Clan wieder, einer niederträchtigen Vereinigung, die mit geraubten Dorfschönheiten ziemlich viel Geld verdient. Die Bohachis haben einen Batzen Goldstücke locker gemacht, damit der Henker mit dem Schwer daneben schlägt, erhoffen sie sich doch, in Saburai einen außerordentlich fähigen Mitstreiter für die schmierige Sache gefunden zu haben. Bei Nichtbefolgen von den strikten Regeln des Clans, und das kriegt Saburai gleich einmal demonstriert, winkt die Arsch aufwärts durchgeführte Körperspaltung. Die Bohachis haben sich in Frauenhändlerkreisen einen einschlägigen Namen auch deshalb gemacht, weil sie Meister in der Veredelung von Frauenleibern sind. Der von dem weißbärtigen, grummeligen Dr. Gegan ersonnene Prozess sieht Wasserfolter, abartige Knebelspiele und eine Lesbenlernschule ebenso vor wie das Verstopfen aller Körperöffnungen mit feuchtem Ton, damit die Frauen lernen durch die Muschi zu atmen, was den Männern bei der Nutzung höchste Wonnen verspricht. Bald regt sich jedoch Widerstand gegen den ganzen Rotlichtkram und Momyo Enzo, der Anführer der regierungstreuen Yoshiwara Omonshirobe lässt alle Puffs schließen und die Frauen zugunsten der eigenen Börse erneut verscherbeln, was den Preis für Frischfleisch immens drückt. Für Saburai und dem ihm von den Bohachi als Vertrauensvorschuss verehrten „blutsaufenden“ Schwert (sehr hübsche Idee) gibt es da jede Menge zu tun. Zudem entspinnt sich zwischen Saburai und dem einzigen weiblichen Bohachi-Boss Monkmatsu eine quälende Romanze, die darin gipfelt, dass Monkmatsu Saburai meucheln soll, kriegen es die Bohachis doch angesichts Saburais lebensverachtender Ansichten langsam selbst gehörig mit der Angst zu tun.
Der Film geht nicht wirklich gut aus, lässt aber Platz für noch einen Teil, der aber leider bis heute auf sich warten lässt. Schlecht ist der Nachklapp zu Ishiis grandiosen BOHACHI: CLAN OF THE FORGOTTEN EIGHT nicht. Man merkt zwar an allen Ecken und Enden, dass er recht preiswert hergestellt wurde, und dennoch zeigt sich der Film ebenso deutlich von vielen ungemein kunstvollen Bildern durchsetzt, so dass beileibe nicht allein die Messlatte des großen Schundfilms angelegt werden kann. Die Kranksinnigkeiten des ersten Teils bleiben natürlich unerreicht, mehr Platz räumt der Film dafür dem Gefühlsleben von Saburai ein, der in bewährter Weise dem Tod näher und vor allem (vor-)freudiger gegenüber steht als dem Leben. Die kleine Wandlung, die sich durch das Hinzufügen von Monkmatsu an seiner Seite ergibt, gibt’s als Extra, damit der Film laufzeitmäßig über die Runden kommt. Trotzdem: Reiko Ike habe ich in diesem Film sehr gern gesehen. Möglicherweise ist sie gar der eigentliche Hauptgewinn in diesem Spektakel – aber um das herauszufinden, ist wohl eine Zweitsichtung unabdingbar. Die nehme ich gerne auf mich, zumal der Film trotz seiner Schwächen (Harada ist beileibe kein Ishii) höchst unterhaltsam ist und von all dem eine Menge bietet, was heutzutage wohl niemand in solcher Weise auf die Leinwand zimmern würde. Die Gelegenheit sei genutzt, an dieser Stelle auch noch einmal auf die sehr schöne US DVD von BOHACHI: CLAN OF THE FORGOTTEN EIGHT hinzuweisen, die mittlerweile nach einigen Verschiebungen endlich zur Verfügung steht. Tipp!

Bearbeitet von molotto, 12. Mai 2008, 17:59.

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#965 molotto

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Geschrieben 19. Mai 2008, 21:44

FOKUS: NIKKATSU


ASSAULT! JACK THE RIPPER!
(Japan 1976 – Yasuharu Hasebe)

Obwohl Hasebes Film mit dem Metzelmann aus England nicht viel zu tun hat, beschreibt der hysterische Titel doch ganz gut, worum es sich in dem Streifen dreht. Die Story ist zudem denkbar schnell erzählt, was nicht zwingend damit zu tun hat, dass dieser Pinky – wie die meisten anderen auch – gerade mal etwas mehr als 70 Minuten läuft: Ein Zuckerbäcker und eine Servierkraft mit Pausbäckchen kommen sich näher und finden durch einen dummen Unfall zunächst etwas erschreckt heraus, dass es mit ihm im Bett in Sachen Standvermögen besser läuft, wenn er direkt vor dem Verkehr ein Mädchen aufschlitzt. In loser Folge müssen also Tennismädel, eine angeranzte Ehefrau, eine Nutte und die Geschäftsführerin einer Modeboutique dran glauben. Damit allein gibt sich der Film aber nicht zufrieden, sondern unternimmt ziemlich tollkühn sodann eine Biege dahingehend, dass der sexuelle Aspekt, eigentlich der Aufhänger für die ganzen Tätigkeiten mit dem großen Messer, von der reinen, ungefilterten Mordlust und der Gier nach Macht über die Opfer abgelöst wird. Wenn der Zuckerbäcker die Frauen und Mädchen an ihrer empfindlichsten Stelle mit seiner Klinge malträtiert, löst sich sein eigentliches Verlangen jedenfalls mehr und mehr in Wohlgefallen auf. Nun könnte man dem Streifen durchaus zur Last legen, dass seine Aussage eine gefährliche ist. Doch so einfach macht es Hasebe dem Zuschauer nicht, denn als Korrektiv tritt alsbald das Pausbackenmädchen in Erscheinung, dass sich vom bösen und blinden Trieb des Zuckerbäckers hintergangen und schwer enttäuscht sieht. Ihr mehr als merkwürdiges Verhältnis gipfelt darin, dass sie auf dem Friedhof mühevoll und ohne Resultat auf seinem Stängel herumkaut, während er desinteressiert im Gras liegt und Unmengen dick belegter Toastbrote in sich hineinstopft. Am Ende des Films steht die totale Raserei und ein fürchterliches Klingengefuchtel in einem Schwesternwohnheim, bei dem einzig der Ripper überlebt. Der Film entlässt den Zuschauer mit einem nicht zu verachtenden Maß an Fassungslosigkeit und ziemlicher Verstörtheit ob seiner unschönen Gewalttaten und dem Umstand, dass all das, was hier gezeigt wird, durchaus so gedacht ist, dem Anspruch eines vornehmlich als Unterhaltungsfilm zu klassifizierenden Vergnügens zu genügen. Der Film ist aber vor allem wohl dort zuhause, wo sich Schmutz und Kunst brüderlich die Hand reichen, weiß Hasebe seinen Streifen doch mit so viel Raffinessen zu schmücken, dass man ihn unmöglich nur als idiotischen Asiaten-Schmus abtun kann. Weder schreckt er vor waghalsigen Aufnahmen zurück, noch lässt er seine namenlosen Charaktere klar in die schwarzen und weißen Schubladen verschwinden. Wer in ASSAULT! JACK THE RIPPER! das eigentlich Böse ist, der Schlitzer oder das ihn zunächst immer wieder aufstachelnde Weib, das liegt ganz im Auge des jeweiligen Betrachters. Persönlich empfand ich ASSAULT! JACK THE RIPPER! als ein ungemein forderndes Filmwerk, und das nicht ausschließlich bezogen auf die eigene Toleranzgrenzen. Allein die Kaltschnäuzigkeit, mit der hier die Gewalttaten zelebriert werden – da hat’s mich hin und wieder durchaus arg geschüttelt.

Bearbeitet von molotto, 19. Mai 2008, 22:01.

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#966 molotto

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Geschrieben 21. Mai 2008, 16:59

FLYING SEX – DIE KESSEN STEWARDESSEN
(Italien 1980 – Marino Girolami)

Al Cliver gibt den weltgewandten Erfolgsroman-Autoren, der sich zum Schreiben gern in eine als Villa getarnte Baracke am Strand zurückzieht. Dort fängt ihm seine fingerfertige, barbusige Schoko-Haushälterin stets frische Fische und zeigt sich auch einverstanden, wenn Al, der alte Zottelrochen, an ihr mal seinen Druck ablassen muss. Denn mit seinem frisch angetrautem Weibe Jennifer klappt es leider nicht, zuckt sie doch vor jeder Berührung unweigerlich zurück. Nur im Flugzeug, bei brummenden Triebwerken und in 8000 Metern Höhe, da hat sie keine Probleme mehr mit ihrem Lustempfinden, da wird ihre Musch’ nach Willen des Films gar zu einem schier unbändigem Raubtier. Aufhänger des Films also ist, dass Jennifer wegen dieses Leidens Stewardess wird, will sie Al doch eine gute Ehefrau sein. Vorher muss sie noch Stewardessen-Ausbildungsleiter Venantino Venantini ranlassen und unternimmt Experimente in der lesbischen Liebe. Viel mehr als das hätte mich aber Al Clivers Roman interessiert, den Donal O’Brien in der Rolle des Verlegers großmäulig als „Faustschlag in die schwabbeligen Bäuche des Bürgertums“ anpreist. Ansonsten ist der Film vor allem deshalb von Interesse, weil er wohl zur Gänze in den Drehpausen von ZOMBIES UNTER KANNIBALEN entstanden ist. Selbst der Landrover, mit dem man dereinst noch vor Dr. Obreros Praxis vorfuhr, hat hier noch einmal für eine Sightseeing-Tour Verwendung gefunden. Und einen Blick hinter die Hütten der Kito-Sekte gibt’s natürlich auch. Die schmale Laufzeit der deutschen Fassung und die Tatsache, dass bei den Sexszenen abrupte Schnitte auszumachen sind, legen die Vermutung nahe, dass von FLYING SEX auch eine Fassung existiert, bei der Detailfragen hinreichend geklärt werden. Nur gegen Ende, als Al als desillusionierter Ehemann besoffen im Eck hängt und sich beschaut, wie seine Freunde einen flotten Dreier hinlegen, wird der Film auch bei uns etwas großzügiger. Neben dem Schluss, der einem wirklich den Draht aus der Geduldsmütze haut und der Tatsache, dass in den Füllszenen unendlich viel Blech geredet wird, hat mir am besten der notgeile Steward gefallen, an den Jennifer gerät. Der hat nicht nur die besten Szenen, sondern sieht auch noch aus wie James Brolin nach zwei Jahren Zwangsjacke.

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#967 molotto

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Geschrieben 21. Mai 2008, 21:23

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PLEASURE CAMPUS SECRET GAMES
(Japan 1980 – Tatsumi Kumashiro)

Japan von seiner kaputtesten Seite: Sachiko deckt in der Schule den Klassenschwarm, der Unsinn gemacht hat und kassiert, nachdem bereits sämtliche aus allen Schulzimmern zusammengetriebenen Lehrer die Jugendlichen ordentlich vermöbeln, fast einen Rausschmiss. Während das Kollegium darüber berät, was mit Sachiko werden soll, muss diese im Chemiesaal Reagenzgläser schrubben. Nach und nach lassen sich alle männlichen Pauker bei ihr blicken, quälen und foltern sie und wollen an ihr Schatzkästchen. Es haut sich der Japaner tüchtig vor Lachen auf die Schenkel, dass dies den Lehrern nicht glückt, kommt doch immer schon der nächste ins Zimmer, bevor der Vordermann seinen Stich hat machen können. Hahaha! Mit Sachiko stimmt aber selber auch nicht viel, stammt sie doch aus einem Haushalt, wo der Vater nachts die Mutter wegen ein paar weggefressenen Keksen quält, fesselt und schlägt. Wegen ihrer anscheinend ausbleibenden Periode fallen Mama und Papa später gemeinsam über die Tochter her, um sie für die Familienschande zu züchtigen. Mit ihrem angehimmelten Typen klappt auch nichts, vögelt der lieber die willigere Klassenkameradin und wirft Sachiko nach der obligatorischen Vergewaltigung gar vor, sie sei schlecht im Bett. Am Ende traben sie dennoch zu dritt in eine abgetakelte Kirmesbude, wo ein Hypnotiseur seine Fähigkeiten unter Beweis stellt. In der Rolle eines zum Sexobjekt degradierten Kängurus findet Sachiko endlich innere Ruhe und sichtliche Erfüllung.
Ein kaum zu glaubender, ziemlich gemeiner Hundsfott von einem Film. Der ganze Streifen ist von der ersten Minute an der äußersten Grenze der Geschmacklosigkeit angesiedelt, zeigt sich zwar beim Aufspüren prüder und verkrusteter Familienstrukturen durchaus auch mal willig, einen Schlenker in Richtung Sozialkritik zu unternehmen, befasst sich aber zuvorderst mit dem, wofür der Zuschauer sein Geld an der Kasse gelassen hat: Sex und grobe Gewalt. Mit diesem Nikkatsu-Spätwerk ist man auch als Zuschauer ziemlich weit unten angelangt. Es mangelt an raffinierten Bildern und Tönen ebenso wie an glaubwürdigen Schauspielern oder gar einer im Ansatz cleveren Geschichte. Wären nicht all die unsäglichen Sadismen auszumachen, mit denen der nur knapp über eine Stunde Spielzeit in Beschlag nehmende Film mehr als vollgestellt ist, PLEASURE CAMPUS SECRET GAMES wäre eine gelungene asiatische Antwort auf die nur ein paar Jährchen zuvor in Italien im Dutzend runtergekurbelten Nichtigkeiten mit Gloria Guida. Eine durchgehende Handlung sucht man in diesem Streifen vergeblich, kriegt dafür aber im Umkehrschluss wenigstens ein paar drollige Dreingaben mit auf den Weg. So zum Beispiel einen Pauker mit wirrer Frisur, der seiner Frau Ehebruch beweisen möchte oder einen Doktor der Chemie, der ein Wundertrank erfindet, der ihn in einen sexbesessenen Mr. Hyde verwandelt. Das „Highlight“ des Films ist der Jungfrauen-Test, den Sachikos Vater mit einer Dose Golfbälle anzustellen weiß. Kurzum: Die mit kruden Einfällen und unendlich viel Geschrei durchsetzte Bumsstunde geht allen Widrigkeiten zum Trotz ziemlich flott vorbei. Nur gut unterhalten, gut unterhalten fühlt man sich am Ende nicht wirklich.

Bearbeitet von molotto, 21. Mai 2008, 21:54.

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#968 molotto

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Geschrieben 23. Mai 2008, 16:49


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(USA 1983 – John Badham)

Der Film will wohl viel, vor allem ein wenig SF und Action miteinander vermurksen, wobei mit trödeligen Texten bereits ein deutlicher Anker in Richtung Gegenwart geworfen wird. Und wenn ich mich recht entsinne, war DAS FLIEGENDE AUGE der erste Film, der pünktlich zum Orwell-Jahr mit dem Thema der totalen Überwachung jonglierte. Das täuscht wenig darüber hinweg, dass die erschreckende Vision, die DAS FLIEGENDE AUGE durchaus im Ansatz bietet, im Verlauf des Films vor allem rasanten Hubschrauber-Stunts und einer Mann-gegen-Mann-Show mit Roy Scheider auf der Seite der Guten und Malcolm McDowell als ultimativer Bösewicht Platz macht. Der Film ist leider fürchterlich schlecht über die Jahre gekommen, zumal er – trotz Heimversion in Scope – auf der Mattscheibe in seinen Spektakelszenen kaum mehr Wirkung zeigt. DAS FLIEGENDE AUGE konnte im Kino eindeutig mehr. Meine letzte Sichtung des Film war die im 70mm.-Kino vom Savoy Filmtheater in Hamburg. Mal davon ganz ab, dass mich damals ohnehin das Effektgehasche weit mehr interessierte als der Kontext des Films, sind mir die Bilder mit den Fluggeräten doch über die Jahre sehr gut in Erinnerung geblieben – und vor allem auch die Wucht, mit der sie dort über die Leinwand liefen. Aus heutiger Sicht ist der Film vor allem ziemlich dröge anzusehen, und wirklich unterhalten habe ich mich über weite Strecken auch nicht gefühlt. Gar nicht mehr Verknusen kann ich den Rookie, den man Scheider in dem Film zur Seite gestellt hat. Die guten Erinnerungen an die Erstsichtung vor 25 Jahren werden von dem sich vor allem durch Ernüchterung auszeichnenden Wiedersehen zwar nicht beeinträchtigt, wohl aber ist mir klar geworden, dass Badhams Film allenfalls so durchschnittlich ist wie sein damals weithin über den grünen Klee gelobter WARGAMES mit dem spackigen Matthew Broderick.

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#969 molotto

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Geschrieben 25. Mai 2008, 05:13

DIARY OF THE DEAD
(USA 2007 – George A. Romero)

DIARY eröffnet mit durchaus eindrucksvollen Bildern, nach denen dem Streifen jedoch erst einmal gehörig die Puste ausgeht. Das Wirrwarr mit der Filmhochschul-Klasse, die irgendwo im Wald eine Art Mumien-Horrorfilm dreht, der eher nach René Cardona aussieht denn Karl Freund oder Terence Fisher, ist durchaus dazu angetan, einem binnen kürzester Zeit gehörig auf den Sack zu gehen. Im weiteren Verlauf gewinnt der Film durchaus immer mal wieder an Fahrt, zumindest dann, wenn Romero es schafft, das durch das Auftauchen der Untoten bedingte Chaos in sein sich eher in Wald und Wiesen tummelnden Grüppchen hineinstrahlen zu lassen. Der Aufhänger, dass die Welt von den Geschehnissen nur durch das Auge von Millionen Video- und Handykameras und natürlich deren Verbreitung im Internet in vollem Umfang erfahren kann, weil von offizieller Seite einzig Vertuschungs- und Beruhigungspolitik gefahren wird, ist für sich genommen zwar in Ordnung, nur lässt sich das wohl nicht wirklich gut in einen Film einarbeiten, dem man mehr als deutlich ansieht, dass er mit ziemlich wenig Geld entstanden ist. Vor allem, weil sich im Gegensatz zu meinetwegen NIGHT OF THE LIVING DEAD Aussagen über politische oder gesellschaftliche Befindlichkeiten nicht im Nebenher aus der Handlung und der Wahl der Charaktere ergeben, sondern überdeutlich immer wieder in den Mittelpunkt des Films gezerrt werden. Das ist dann vielleicht auf Dauer etwas zu gewollt. Gar nicht gut hinbekommen hat Romero die Motivation der Studenten dahingehend, alles auf Teufel komm raus auf Video mitschneiden zu müssen. Manchmal ergeben sich hierbei geradezu grotesk-unglaubwürdige Situationen, wie zum Beispiel jene, in denen den attackierenden Zombies noch mit der Kamera hinterhergelaufen wird, anstatt den unmittelbar bedrohten Freunden helfend zur Seite zu springen. Dem gemeinen Gorebauern sollte DIARY auch ungeachtet seiner ganzen Hinkefüße munden, glänzt der Film doch mit einigen ziemlich heftigen Bildern und manchmal auch etwas zu witzig geratenen Episoden, vor allem die mit dem Dynamit schmeißenden Amish-Opa. Am Ende spielt Romero zur Abwechslung einmal die Karl-Hardman-Überlebensstrategie aus NIGHT OF THE LIVING DEAD durch, wenn sich die letzten Überlebenden in dem Panic Room eines feudalen Landsitzes verschanzen. Um zu sehen ob es funktioniert, dazu muss man wohl die bereits angedrohte Fortsetzung zu DIARY OF THE DEAD abwarten. Vielleicht wird die sogar als Ganzes interessanter als dieses Werk. Oder eben nicht.

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#970 molotto

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Geschrieben 25. Mai 2008, 05:14

ALLES FLIEGT DIR UM DIE OHREN
(Italien/Spanien/USA 1981 – Ferdinando Baldi)

Tony Anthony, der in diesem Film den Namen Hart trägt aber immer ein wenig so aussieht, als hätte er gerade in der Ecke gesessen und geflennt, kriegt von einer Bande Mädchenhändler die Frau geklaut, die er just zu ehelichen gedachte. Nachdem er seine zahlreichen Schusswunden auskuriert hat, macht sich Hart auf mit einer Riesenflinte, mit der er mindestens zu gut umzugehen versteht wie Zatoichi mit dem Schwert, auf den Weg, die Tunichtguts zur Strecke zu bringen. Das geht vor allem mit Bedacht auf möglichst effektive 3D-Bilder in diesem Streifen recht flott und unterhaltsam vonstatten und weiß selbst in seiner flachen Variante durchaus zu gefallen. Der größte Knackpunkt bei ALLES FLIEGT DIR UM DIE OHREN für den Heimgebrauch ist und war schon immer, dass es keine vernünftige Scope-Fassung von dem Film gibt und man sich einzig mit Pan & Scan-Abzügen zu bescheiden hat, die den Film weitaus mehr zerstören als das Fehlen des 3D-Effektes. Trotzdem: Von allen Filmen des 3D-Revivals in den 80er Jahren sind in ALLES FLIEGT DIR UM DIE OHREN wohl die mit Abstand besten und eindrucksvollsten Stereo-Bilder auszumachen. Als Zuschauer bekommt man hier wirklich sehr viel für sein Eintrittsgeld. Da ist man durchaus auch bereit zu verzeihen, dass sich manche besonders geglückten Einstellungen öfter wiederholen. Am stärksten ist der nicht immer unbedingt rund laufende Film aber vor allem dann, wenn er sich aufs Wesentliche konzentriert und nicht darauf, möglichst eindrucksvolle 3D-Bilder liefern zu müssen. Dennoch hat mir vor allem die erste Viertelstunde gefallen, in der wie in einem zehnminütigen 3D-Film aus dem Rummelplatz-Rundkino einfach dull wie Stulle irgendwelche Stereo-Effekte ohne Sinn und Verstand hintereinander gepappt wurden. Schade, dass so etwas heute nicht mehr im Kino läuft und 3D absolut nicht mehr in Mode ist.

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Geschrieben 25. Mai 2008, 05:40

GOYOKIN
(Japan 1969 – Hideo Gosha)

Drei Jahre, nachdem sein bester Freund Tatewaki maßgeblich bei einem Raubüberfall beteiligt war, bei dem sämtliche Einwohner eines kleinen Fischerdorfes rücksichtslos abgeschlachtet wurden, kehrt Ronin Magobei an den schicksalsträchtigen Ort zurück, um Tatewaki daran zu hindern, eine solche Bluttat noch einmal zu begehen. Ein solches Vorhaben steht nämlich auf dem Plan, ist der Ort Sabai doch nahe des direktesten Anlegepunktes für die Schiffe, die von den Minen auf der Insel Sado Umnengen Gold und Silber für die Herrscher der späten Tokugawa-Zeit herbeischaffen. Weit ist Gosha davon entfernt, seinen Film dem höheren Ganzen zu opfern und seinen racheschnaubenden, unbeirrbaren Samurai trotz einer Story, die dies durchaus nahe liegen würde, zu einem wackeren Volkshelden aufzubauschen. In GOYOKIN geben sich vielmehr ausnahmslos moralische oder seelische Krüppel die Ehre und machen Goshas Film, den man ohne große Umschweife zu seinen besten Arbeiten zählen darf, zu einem unvergleichlichen Erlebnis, dessen Gewicht in der Summe das eines besseren Kurosawas keinesfalls unterschreitet. Zwar fehlt dem Film hin und wieder etwas die Leichtigkeit, die andere Filme Goshas zu einem solch großen Vergnügen werden lässt, ausgeglichen wird dies aber durch eine durchweg glaubwürdige und packende Geschichte, enorm eindrucksvolle Bildern einer winterlich-wüsten Küstenlandschaft und einen exzellenten Soundtrack aus der Feder Masaro Satôs. GOYOKIN zählt für mich ganz klar zu der Sorte Filme, die immer besser werden, je öfter man sie sieht.

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Geschrieben 29. Januar 2009, 13:28

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BEAUTY’S EXOTIC DANCE: TORTURE!
(Japan 1977 – Noboru Tanaka)

Das braucht so seine Weile, bis man als Zuschauer die Gelegenheit bekommt, durch die Quälereien des leicht irre erscheinenden Hajime zu blicken. Ist zunächst davon auszugehen, dass er die kurz vor dem Abspann noch einmal ausführlich aufgelisteten 48 angeblich luststeigernden Foltertechniken allein deshalb zur Anwendung bringt, um herauszufinden, wie viel Schmerz und Qual die hierfür empfängliche Frau (die, und da macht der Streifen keine Ausnahme, natürlich erst auf den Geschmack zu bringen ist) auszuhalten imstande ist, reißt der Film irgendwann in der Mitte das Ruder herum und aus der vornehmlich von sexueller Abhängigkeit geprägten Ehe zwischen Hajime und der jungen Tae wird ein mit Foltermethoden geführter Kampf gegen Taes tödliche Gen-Krankheit. Und als wäre es damit nicht schon genug, wird dieser Kampf ausgerechnet von Hajimes Schwiegermutter tüchtig befeuert. Spekulatives bleibt dabei von Anfang an weitgehend auf der Strecke, weil die meisten Bilder nicht zum sich daran weiden im Film sind. Das kriegt man allerdings auch erst so nach und nach mit. Zuweilen geht Tanaka so dich mit der Kamera ans Geschehen heran und verweilt so elendig lange auf seinen vorgeblichen Schauwerten, dass auch für den Zuschauer gar nichts anderes mehr bleibt als böse Pein und der Wunsch, dass das Gezeigte möglichst bald vorüber ist. Im Gewand des Nikkatsu-"Folterpornos" kriegt man hier nämlich vor allem den langsam-quälenden Abgang einer jungen Frau ins Haus geliefert. Äußerst geschickt spielt Tanakas Film dabei zunächst mit der Sensationslust seiner Zuschauer und lässt sie dann durch die Hintertür tüchtig die eigene Nase befühlen. BEAUTY’S EXOTIC DANCE: TORTURE! geht dabei herrlich unaufgeregt zu Werke, lässt sich trotz gewohnt schmaler Länge für alle wichtigen Schritte in der Handlung Zeit, ist aber zu keiner Sekunde langatmig oder gar langweilig. Hochwertige Unterhaltung im Schmuddelgewand, wer hätte das gedacht?

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Geschrieben 30. Januar 2009, 12:05

FRONTIER(S)
(Frankreich/Schweiz 2007 – Xavier Gens)

Die Rassenunruhen in den Pariser Vororten verschleppen sich in FRONTIER(S) auf gemeine Art ins Hinterland, wo ein Altnazi den Traum vom „reinen Blut“ auf seine Weise weiterträumt. Seine Schlachtopfer sind ein paar Teenager, die mir einer Tasche voll Euronen auf der Flucht sind. Damit der Streifen über die Runden kommt, werden außerdem noch ein paar kannibalische People unter the stairs ins Rennen gegeben, die jedoch eine völlig untergeordnete Rolle spielen und also nicht weiter von Belang sind. Zum Ende hin zieht sich der FRONTIER(S) aller Brutalitäten und Gemeinheiten zum Trotz ein wenig wie ein alter Käse. Unter Spannung verstehe ich etwas anderes als die (zugegeben wirklich gut gemachten) Körperverstümmelungen. In Sachen Schlachthausatmosphäre ist der Film vielleicht gleichauf mit dem inhaltlich allerdings völlig anders gearteten PIGS von Marc Lawrence. Aber ein Aushängeschild ist das irgendwie auch nicht. Da ich mit wenig Erwartungen an FRONTIER(S) herangegangen bin, bin ich auch nicht enttäuscht worden. Eine Beklatsch-Granate für die Gore-Töffels landauf, landab ist der Streifen sicherlich. Das Genre erfindet er indes nicht neu und ein wirkliches Terror-Bravourstück wie THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE ist auch nicht herumgekommen. FRONTIER(S) unterhält auf seine schnoddrige Art zwar ganz anständig, aber von einem kleinen, bescheidenen und wesentlich komplexeren Beitrag wie dem in seiner Funktion sehr ähnlich angelegten CALVAIRE trennen ihn qualitativ Welten. Gesehen und fertig.

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Geschrieben 02. Februar 2009, 11:35

TIGER & DRAGON
(Hongkong/Taiwan/USA 2000 – Ang Lee)

Das altehrwürdige und herrlich altmodische Filmtheater am Sendlinger Tor in München bot seinerzeit den wirklich geeigneten Rahmen für diesen Film. Im Heimbetrieb sieht der blanke Film zwar immer noch erstklassig aus, jedoch hat er für mich einiges an Magie eingebüßt. Und das liegt vor allem daran, dass mir die Story aller Bilderwucht zum Trotz viel zu leichtfüßig dahinplätschert. Ein paar mehr Ecken und Kanten, einige Schärfen und etwas weniger Gefühlsduseleien gerade im letzten Drittel hätten TIGER & DRAGON wirklich zu etwas Herausragendem gemacht. So war mir der Film nunmehr fast schon etwas zu fad, obwohl ich zugeben muss, ihn trotzdem immer noch sehr zu mögen. Gut war es auf jeden Fall, TIGER & DRAGON mal im Original gesehen zu haben. Mit den deutschen Stimmen von Michelle Yeoh und Chow-Yun Fat hatte ich schon damals so meine Probleme.

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Geschrieben 04. Februar 2009, 13:19

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FEMALE PRISONER: CAGED!
(Japan 1983 – Masaru Konuma)

Auch im japanischen Folterknast geht es jeder gegen jeden. Die junge Masayo wird von ihren Aufseherinnen erniedrigt und am Ende gar von der strengen Frau Direktorin in eine böse Falle gelockt. Sieht man mal von den letzten zehn Minuten ab, in denen es wirklich tüchtigst drunter und drüber geht, zeigt sich FEMALE PRISONER: CAGED! von der einfachsten Seite, was den Zugang zum Film selbst anbelangt. Kennt man diverse Franco-WIPs und so hundsgemeines Zeug wie PRISON OF DEAD, dann fühlt man von der ersten Minute an wie „zu Hause“. Allzu viel Unterschiede sind hier nämlich auf den ersten Blick nicht auszumachen. Gelegentlich wird dann aber doch unverhältnismäßig aufgedreht: Als Masayo mit ihrem Freund im Besucherraum Sex hat, wird von ihren Mitinsassinnen Samenraub betrieben und die Beute im großen Kreis am dreckigen Finger herumgereicht, eine Natursektparty mit ein paar Bauarbeitern folgt wenig später und auch der Herr Gefängnispfarrer ist so gar nicht ohne! Gegen Ende versucht sich Konuma in einer Wiederholung von SASORI und erlaubt sich abschließend fast schon experimentell anmutende Mätzchen, die auf Fortsetzungen hoffen lassen. Eine solche ist bislang leider ausgeblieben. Eigentlich sehr schade, denn der Film weiß nicht nur allein durch seine Auswalzungen von Niederträchtigkeiten aller Art auf seine ganz spezielle Art zu unterhalten, sondern ist zudem auch alles andere als unspannend.

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Geschrieben 04. Februar 2009, 17:49

IN THE FOLDS OF THE FLESH
(Italien/Spanien 1970 – Sergio Bergonzelli)

Dass ein Giallo irgendwann mit einer zumeist durchaus überraschenden Wendung in der Erzählung seiner Geschichte ausgestattet ist, ist ebenso bekannt wie gern genommen. Sergio Bergonzelli war es damit wohl nicht genug, denn in IN THE FOLDS OF THE FLESH muss man sich vom Start weg damit abfinden, dass die Story, die sich zunächst um einen mit einiger Mühe vertuschten Gattenmord handelt, im Minutentakt neu umgestrickt wird und dabei auch noch mit so ziemlich allem bricht, was einen stattlichen „Gelben“ gemeinhin ausmacht. Das fängt schon bei der Musik an, die so unpassend scheint, dass es dafür allein schon mal einen Extrapunkt gibt. Außerdem verfügt IN THE FOLDS OF THE FLESH über die beste Farbeimer-Titelsequenz, die mir je untergekommen ist. Wirklich ganz, ganz toll. Da der Film die meiste Zeit über auf einem an der Küste gelegenen Anwesen spielt und das also nur wenig hergibt, hat man sich hier so wirklich einiges einfallen lassen: KZ-Flashbacks (die wie eine Steilvorlage für die beiden einschlägigen Filme von Sergio Garrone wirken), eine sich immer wieder durch den Streifen ziehende, fast schon dümmlich anmutende Versteifung rund ums Thema Gaskammer, eine Säureküche, wie man sie in so böser Aktion erst wieder in SADO gesehen hat und einen grandiosen Abgang vom ohnehin immer sensationellen Spanien-Bud-Spencer Fernando Sancho, der vorher noch das Plansch- und Quietscheentchen macht. In 90 Minuten Film steckt hier jede Menge Krimskrams, und für jeden ist was dabei. Dadurch, dass der eigentliche Mord - der später natürlich in Frage gestellt wird -, irgendwelche durch die Gegend sausenden Züge und eine hirnige Verfolgungsjagd bereits in den ersten zwei Minuten ablaufen, darf man sich zunächst ganz zurecht etwas überfordert fühlen. Das Dabeibleiben allerdings lohnt. Der Film ist eine Terrine voll unartigem Blödsinn, an der man gerne in sich hineinschaufelt. Habe mich wirklich glänzend unterhalten.

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Geschrieben 08. Februar 2009, 15:15

DER POLYP – DIE BESTIE MIT DEN TODESARMEN
(Italien/USA 1977 – Monte Hellman (Ovidio G. Assonitis))

Wieder so ein Ding aus den seligen Tagen der Jugendvorstellung am Sonntag, wenn es mal ausnahmsweise keinen Godzilla, de Funes oder Buddy gab. Da hat man sich halt seine Märker genommen und ist mit dem unbedingten Willen, sich trefflich zu amüsieren, in DER POLYP gelatscht. Dunkle Kaugummiflecken auf dem Sitz, Remmidemmi im ganzen Saal, schlechte Luft sowieso, obwohl ich mich ohnehin nicht daran erinnern kann, dass bei überhaupt irgendeiner Vorstellung damals das Kino mal frisch gelüftet worden wäre. Aber ich glaube, da hat sich zu dem Zeitpunkt auch niemand mehr sonderlich für interessiert, weil der Abbruch des Kinos seinerzeit wohl schon beschlossene Sache war.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist DER POLYP recht spannend, schon allein deshalb, weil mehr angedeutet als gezeigt wird. Woran das liegt, wird man insbesondere in der zweiten Hälfte gewahr, denn in Sachen Effektkünste unterbietet der Film locker jedes auch schon damals geltendes Niveau. Dagegen spielt zunächst einmal ein für einen solchen Kracher ungewohntes Staraufgebot an, dem man teilweise ansieht, dass es sich mit Begeisterung für diesen Quatsch hergibt (Winters, Huston), andererseits den ganzen Film mit einer finsteren oder ausdruckslosen Miene bestreitet (Fonda, Hopkins). Und wenn mal gar nichts mehr geht, gibt es reichlich herrliche Unterwasseraufnahmen, die man in Vergleichsfilmen eher vergeblich sucht, und einen spannungsgeladenen Score von Stelvio Cipriani. Die Kinderregatta gegen Ende, bei der Assonitis mit Standbildern und schnellen Schnitten arbeitet und alles mit einer Variation von Ciprianis LA POLIZIA CHIEDE AIUTO zukleistert, ist der einsame Höhepunkt des Films. Leider geht es danach noch weiter mit dem Spektakel. Und das ist dem Streifen nicht sonderlich gut bekommen. Der Ansatz stimmt: Die Natur muss sich hier mal ausnahmsweise selbst ins Lot bringen, Männer mit einer Kiste Dynamit sucht man vergeblich. Die Ökobotschaft, die zunächst wichtig schien, spielt irgendwann keine Rolle mehr. Auf den letzten Metern verpufft leider viel, was den Großteil dieses Spektakels ausgemacht hat. Sehr schade. Die DVD-Umsetzung ist auch nicht so der Knaller, denn im Kino wirkte POLYP dank mächtiger Scope-Bilder teuer und hochwertig, auf Scheibe im 1.78:1-Gruselformat leider nicht so ganz. Tintenfisch-Horrorfilme aus den 70er Jahren sind bedauerlicherweise nicht so reichlich auszumachen, allein schon deshalb hätte der Film eine würdigere Präsentation mehr als verdient. Ein Millionenpublikum, das diesen Unterwasserfetzer damals vielleicht an einem ebenso trostlosen Sonntag wie heute im Kino gesehen hat, würde sein letztes Hemd dafür geben.

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Geschrieben 09. Februar 2009, 09:18

DER TANZSTUNDEN-REPORT
((BR) Deutschland 1973 – John Weeran (Hans-Joachim Wiedermann))

Report ist hier eigentlich eher weniger auszumachen, dafür aber eine vor sich hinholpernde Anordnung diverser Fick- und Vögelszenen, die sich rund um Fräulein Amsels Tanzschulstunden abspielen. Die Kurse werden ausnahmslos von hoffnungslos notgeilen Jugendlichen zwischen 25 und 35 besucht, und das Ausleben animalischer Triebe in der Besenkammer und in der Garderobe ist dabei natürlich wichtiger als das Einüben des Wechselschritts. Als besondere Kanonen werden noch DJ Horst und der stotternde Hausmeister Siggi hinzugegeben, denn man will ja auch noch was zu lachen haben. Schön ist das alles trotzdem nicht, zumal der Film außer „Runzeldunzelkram“ auch keine weiteren Nährwerte parat hält. Nur einmal wird es etwas brisanter, als nämlich DJ Horst sich als Vermittler von Tanzschul-Jugendlichen an den alten, angeschwulten reichen Sack Eberhard herausstellt, der mit den „Kindern“ pornöse Stellungen vor der Linse seiner Polaroid ausprobiert. Aber damit hat es sich dann auch schon. Die wichtigste Zutat, der wie auch immer geartete Ruf nach sexueller Befreiung der unter der Knute einer verkrusteten Gesellschaft stehenden Jugend, sucht man vergeblich. Immerhin hat man dem vornehmlich drögen und öden Streifen mit einer Nachsynchro, die vor allem dann für alt und für neu losplappert, wenn keine Gesichter im Bild sind (kommt hier themenbedingt häufiger vor), noch halbwegs anständig aufgepeppt bekommen, wenngleich die Art und Beschaffenheit der Witzchen auf nüchternem Magen nicht wirklich durweg gut bekommen. TANZSTUNDEN-REPORT wurde von der Berliner City-Film produziert, und das ist nun einmal nicht Hartwigs Rapid. Ist man wohlwollend, kann man diesen "Report" im Grunde ganz gut neben den Ejakulaten aus dem Hause Dietrich stellen, nur die betörend gute Baumgartner-Musik muss man sich halt selber denken.

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Geschrieben 09. Februar 2009, 13:47

BLACK ZOMBIES
(Italien 1991 – Umberto Lenzi)

Brasilien ist die Kulisse für diesen Unsinn, in dem abgezählte sechs Negerzombies von einem amerikanischen Teenager mit Macumba-Gesang vom Kassettenrekorder aus ihren Gräbern gelockt werden. Die Zombies entpuppen sich als hingerichtete Sklaven, die natürlich Rache wollen. Nicht zwingend an den Nachkommen derjenigen, die für ihr Ableben verantwortlich zu machen sind, aber egal, wenn nur die Plempe ordentlich fließt. Denn erstaunlicherweise hat der Film einige ganz ordentliche Härten zu bieten, die, und das verwundert noch am meisten, in der deutschen Erstausstrahlung im TV Mitte der 90er Jahre bei Sat.1 unberührt geblieben sind. Aber wahrscheinlich hat man ohnehin darauf vertraut, dass dieser Quatsch von niemanden ernsthaft bis zum Schluss verfolgt wird. Das fällt nämlich zugegebenermaßen wirklich sehr schwer, da dieser Stinker bis auf seine ebenfalls abgezählten Manschereien nichts zu bieten hat. Von 88 Minuten Spielzeit sind 84 einfach langweilig. Kein gutes Resultat. Außerdem ist der Ton schlecht und die Darsteller allesamt genau so grauenhaft, wie man es von einem solchen Film aus den frühen 90er Jahren schon vorab vermutet. Im Interview auf der DVD labert sich Lenzi den Streifen zu einem gewissen Teil mal wieder selbst schön und lobt in besonderem Maße die darstellerischen Qualitäten seiner Entdeckung Joe Balogh. Somit gibt’s wenigstens einen Menschen auf der Welt, dem dieser Film anscheinend irgendwie gefällt.

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Geschrieben 10. Februar 2009, 14:09

DIE WESPENFRAU
(USA 1959 – Roger Corman)

Zur weltweiten Bekämpfung altersbedingter Falten lässt sich Susan Cabot (hier zudem in ihrer mit weitem Abstand schönsten Rolle) mit einem quacksalbernden Wissenschaftler ein, der aus dem Gelee Royale von Wespen einen durchschlagenden Jungbrunnen im Angebot hat. Bleibt der Erfolg der Injektionen zunächst nicht aus, ist vor vornherein klar, dass das Unterfangen böse Nebenwirkungen hat. Bemerkenswert an THE WASP WOMAN ist, dass Wissenschaftler Zinthrop sein Scheitern schon vor dem ersten Auftauchen des schlimmsten aller möglichen Resultate erkennt und daraus bittere Konsequenzen zieht. Corman ist bei seinem Monsterfilm zudem so geschickt, dass er nicht nur dem Forscherdrang allein den schwarzen Peter in die Schuhe schiebt, sondern auch der ungezügelten Nutzung der auf Spritzen gezogenen Ergebnisse, wofür besonders in der zweiten Hälfte des Films Zeit und Energie verwendet wird. In seinem kleinen und ungemein feinen Film bezieht Corman hier weitaus klarer Stellung als in vorangegangenen und auch noch nachfolgenden Vergleichsfilmen. Deshalb macht es auch nichts, dass Cormans böses Viech vielleicht nicht ganz so eindrucksvoll aussieht und herumtollt wie in den ganz großen Klassikern des Genres. WASP WOMAN hat den meisten Filmen ohnehin voraus, dass er ungeheuer unterhaltsam ist, dabei mit Humor nicht gerade geizig umgeht und wirklich hervorragende Schockszenen parat hält. Ein kleines, immer wieder gern betrachtetes Juwel seiner Art, nicht weniger.

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#981 molotto

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Geschrieben 10. Februar 2009, 14:54

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SAYURI, DIE STRIPPERIN
(Japan 1972 – Tatsumi Kumashiro)

Die in Japan zu einiger Berühmtheit gekommene Stripperin Sayuri spielt sich in diesem Film selbst, wenngleich sich Kumashiros Film schon eingangs von allen autobiografischen Aspekten freispricht. Vielmehr wird die Legende bemüht. Sayuri zur Seite gestellt wird die Nachwuchsausziehkünstlerin Harumi, die ihrem großen Vorbild zunächst nacheifert, jedoch eher peinliche Auftritte abliefert, da sie zum einen nichts eigenes zu bieten hat, zum anderen zwischen zwei Männern steht und überdies auch permanent von der Polizei bei Razzien im Striplokal abgeführt wird. Dazwischen wird ihre ganze Palette von Gefühlsausbrüchen, vornehmlich Resignation, Euphorie und Wut, mit der gleichen Hingabe durchgefrühstückt wie die Sexszenen, die sich hier jedoch einmal mehr nicht zwingend als das dazugehörige Salz in der Suppe verstehen lassen. Wenn auch SAYURI im Vergleich zu den anderen Nikkatsu-Filmen vergleichsweise zahm und betulich daherkommt, weiß der Film doch mit einigen ziemlich cleveren Ideen angenehmst aufzufallen. So spielt zu den Stripshows von Sayuri das von Junko Fuji gesungene Titelstück zu den Filmen aus der RED PEONY-Reihe, während sich die Künstlerin selbst an einer Art Interpretation der Yakuza-Chefin aus diesen Werken probiert, am meisten überrascht der Streifen aber mit dem Umstand, dass man die Hintergründe der Charaktere einmal mehr über den Soundtrack gereicht bekommt, welcher mit einigen wirklich herrlich abgefahrenen Gesangsnummern bestückt ist. Und am Schluss überrascht der Film in der Tat mit einem ziemlichen Gag. Die im Striplokal an vorderster Front stehenden und johlenden Männer (die kommen in diesem Film ohnehin nicht gut weg) kriegen tüchtig ihr Fett ab.

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Geschrieben 12. Februar 2009, 09:25

FLIGHT TO MARS
(USA 1951 – Lesley Selander)

Auf dem Mars werden die Erdenmenschen bei ihrer ersten Expedition von den Ureinwohnern in herrlich bunten Teletubbie-Kostümen auf hinterhältige Art und Weise aufs Glatteis geführt. Sobald das rasselnde Fluggerät wieder hergestellt ist, will Mars-Herrscher Ikron damit zur Invasion ansetzen. Der Mars bietet seinen Einwohnern nämlich nur noch Lebensqualität für zehn Jahre, danach gehen Planet und Rasse zugrunde. Warum? Weshalb? Wieso? Ein Film voller logischer Löcher, denn nach dem Willen des Streifens verfügen die Marsianer zwar über herausragende Technik, die sich in den unterirdischen Anlagen in der ganzen Pracht eines satten Farbfilms offenbart, sind aber auf der anderen Seite zu doof, um selbst ein simples Funkgerät oder gar eine Rakete zu bauen. Und warum die Erdenmenschen auf dem Mars einfach mit pelzkragenbesetzten Lederjacken und einem Sauerstoffgerät, kaum besser als ein Schnorchel, herumspazieren, während die Marsianer dick verpackt und mit Goldfischgläsern auf dem Kopf herumlaufen – ich kann es mir einfach nicht erklären. Am Ende dürfen dennoch zwei demokratische Marsmenschen mit zurück zur Erde, waren die doch immer gut zu den Besuchern und haben ihnen sämtliche bösen Absichten rechtzeitig gesteckt. Ganz viel Zeit geht einmal mehr für romantische Einschübe drauf, dafür muss man auf ein Monster, dass man auch noch prima hätte unterbringen können, leider verzichten. Die Zeit war wohl noch nicht ganz reif dafür. Zusätzliche Spannung bringt jedoch ein Meteoritenschauer, bei dem irgendwelche roten Boller gegen das fadengeführte, funkensprühende Stahlzigarillo schlagen. Das erste Viertel des Films steht ganz im Zeichen von den Selbstzweifeln der Wissenschaftler, ob sich ihr Unternehmen überhaupt durchführen lässt und ob der Marsflug nicht vielmehr einem Höllenkommando gleicht, bei dem vor allem wichtig ist, wie die Hinterbliebenen wirtschaftlich abgesichert wurden. Sobald man aber im Weltraum ist und der hier wirklich noch unverschämt junge Cameron Mitchell die meiste Zeit damit verbringt, aus dem Bullauge der Rakete zu starren, sinniges Zeug abzusondern und sich dabei wabbelige Pausenbrote und Kaffee einzuverleiben, wird langsam klar, dass dieser recht interessante Faden schon bald einer wesentlich konventionelleren Geschichte weichen muss. Trotzdem lohnt der Film schon sehr, allein an der grandiosen Naivität, die in FLIGHT TO MARS einmal mehr den Sieg davonträgt, kann man sich ganz prima ergötzen. Und die extrem knappen Miniröcke, die auf dem Mars die Mode bestimmen, sind natürlich für 1951 schon mal eine ganz gehörige Schau. Auf der amerikanischen DVD gibt es ein noch fast einstündiges TV-Interview mit Cameron Mitchell aus den frühen 80er Jahren, bei dem er ziemlich frei von der Leber weg unter anderem über seine Zeit in Italien und die Zusammenarbeit mit Mario Bava spricht – und natürlich auch über FLIGHT TO MARS. Extras, die man also wirklich mal gebrauchen kann.

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Geschrieben 17. Februar 2009, 11:23

SHOGUN’S NINJA
(Japan 1981 – Norifumi Suzuki)

Sonny Chiba ist als Bösewicht Shogen unterwegs, der für den größenwahnsinnigen Herrscher Hideyoshi die angesehene Familie Momochi ermordet, dies alles ausschließlich zum Zwecke des Machterhalts im Lande. Die Momochis bringen es jedoch fertig, ihren kleinen Sohn Takamaru außer Landes zu schmuggeln. Nach Jahren in China und mit ungeheuren Fertigkeiten in der Anwendung von Shaolin Kung Fu kehrt er dann heim und macht sauberen Tisch. Dabei stehen ihm auch viele einstige Freunde aus Kindertagen und die Ninjas zur Seite, auf die es Shogen ebenfalls in jahrelanger Mühsal abgesehen hat. SHOGUN’S NINJA geht runter wie Öl, ist pfeilschnell bei der Sache und trotz zwei Stunden Spielzeit alles andere als langatmig. Die abwechslungsreichen Kloppszenen (aus der Hand Chibas) sind wirklich sehr hinreißend gemacht und beschränken sich natürlich nicht nur auf (äußerst sehenswerte) Faustduelle. Nimmt man als Maßstab, was Norifumi Suzuki sonst für Filmwerke auf dem Zähler hat, kann SHOGUN’S NINJA zwar nicht allzu weit oben mitschwimmen, aber das macht nichts, bekommt man für sein Geld doch einen ziemlichen Actionknüller aus Fernost geboten, der sich hinter der chinesischen Ware nicht zu verstecken braucht. Suzuki empfiehlt sich mit SHOGUN’S NINJA als tadellos arbeitender Handwerker. Und das ist eine nicht zu verachtende Auszeichnung, wenn man auch seine spezielle Handschrift in den meisten Szenen nicht zu sehen bekommt. Einen wirklich schlechten Film habe ich von ihm ohnehin noch nie gesehen. Etwas merkwürdig geraten ist die musikalische Untermalung des Films, die zwischen kraftvoll, Jean Michel Jarre und C&A-Fahrstuhlbeschallung so in etwa alles bietet. Das will nicht immer wirklich passen - manchmal fasst man sich zuweilen gar schwer ans Hirn, wenn zu besonders eindrucksvollen Kampfszenen gar selten seichtes Gedudel und Geklimper aufspielt - ist aber trotzdem alles andere als uninteressant. Die Brutalität lässt sich damit jedenfalls nicht aus dem Streifen spälen. Und das ist ja irgendwie auch schon wieder beruhigend und spricht noch einmal ganz deutlich für die optischen und atmosphärischen Qualitäten des Films.

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Geschrieben 17. Februar 2009, 14:34

PHANTASTISCHE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE
(Spanien 1976 – Juan Piquer Simon)

Als Video das Wohnzimmer eroberte, lagen in den Elektrofachmärkten die Neuheiten vor allem im Schaufenster herum. Pappschuber und dicke Videoboxen, die in der Sonne vor sich hingilbten, nicht farbenfrohe Plakate in A1. OCTAMAN lag herum und DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN, all das, was man schon immer mal gerne sehen wollte, und eben PHANTASTISCHE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE in ganz bunt mit Riesenaffen, Mega-Vulkan und durch die Gegend fliegenden Leuten, die gleich aus dem Bild zu purzeln drohten. Das machte ganz schön Appetit auf den Film. Als das Band dann irgendwann nach Hause kam, war’s dann leider schon total kaputt und nicht mehr anschaubar. Damals keine Seltenheit. Jetzt aber endlich auf DVD zu haben – und das knitterfrei. Versäumt habe ich seit 1980 aber nicht wirklich viel. Immerhin fängt er vielversprechend an, wobei Vernes Roman lediglich als grobe Richtschnur herhält. Unendlich sind die Höhlen, in denen sich der Hamburger Professor und seine Getreuen herumtreiben, ziemlich altbacken die Effekte, die nicht einmal CAPRONA-Handpuppen-Qualität erreichen, geschweige denn, dass sie ähnlich zahlreich aufgetischt werden. Im Mittelteil wird elendig lang durch dunkle Gänge getappt, wovon man nicht wirklich etwas hat. Ein Schlammloch tut sich auf, Steine fallen herunter, Jack Taylor erscheint. Immerhin. Damals hätte ich die Anwesenheit von Taylor wohl nicht zu schätzen gewusst. Jetzt war’s ein wenig der Rettungsanker, denn der Mann kann wenigstens gut spielen, vom Rest der Truppe kann man das leider nicht wirklich behaupten. Den Rest erschlägt die charmefreie deutsche Synchronisation, die sich nur gelegentlich zu einigen unfreiwilligen Aussetzern niederkniet. Locker vom Hocker ist nicht, manchmal umweht den Film gar ein gewisses Maß an Angestrengtheit. Das hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt und erwartete wirklich nicht die sich selbst abrollende, höchst ernüchternde Demontage eines selbst ausgeschmückten Jugendtraums. Sehr schade.

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Geschrieben 18. Februar 2009, 12:53

LOVE ME DEADLY
(USA 1972 – Jacques Lacerte)

Die wohlhabende Lindsay kann nur mit Leichen – sehr zum Verdruss ihres Ehemannes Alex, der sich die sexuelle Eiseskälte, die von seiner Frau ausgeht, zunächst so gar nicht erklären kann. Der Anfang des Films ist ungeheuer stark und mutig zugleich, denn dem Thema Nekrophilie nähert sich LOVE ME DEADLY zunächst auf sehr träumerische Weise, kriegt aber durch die Einflechtung eines leichtfertig Dirnen und Stricher mordenden Totenkultes rechtzeitig die Kurve zum Schocker. Leider flacht der Streifen in der Mitte gehörig ab, denn da stehen Lindsays Zerrissenheit und die daraus erwachsenden Beziehungsprobleme ganz im Mittelpunkt, die gerade beim wiederholten Durchlauf des Films, man muss es leider sagen, schon recht zäh wirken. Dennoch: LOVE ME DEADLY hat es gehörig in sich, ist trotz seines Alters an manchen Stellen ein ziemlicher Nervenzerrer und bietet weitaus mehr inhaltliche und atmosphärische Qualitäten als es die reißerische Vermarktung des Films zunächst vermuten lässt. Ziemlich interessant ist dabei auch, welche Wirkung Gyorgy Ligetis Requiem, das aus Kubricks 2001 hinlänglich bekannt ist, hier in so mancher Szene offenbart. Sehr angetan bin ich auch immer wieder vom hier noch jungen Christopher Stone als aufdringlicher Freund Lindsays, der zur Mitte des Films seinen Mageninhalt durch die Bauchdecke verlieren darf und damit den vorläufigen Höhepunkt des Streifens setzt. Toby Halicki ist kurz in seinem ersten Filmauftritt zu sehen (und fungierte hier auch als Co-Geldgeber) bevor er sich seinen Abwrack-Spektakeln hingab. Alles richtig gemacht also, zumal die Schlusspointe in diesem Film recht gut sitzt. Die DVD ist ihr Geld absolut wert, neben der schönen Bildqualität besticht die Scheibe im Gegensatz zur britischen Hokushin-VHS durch eine gut verständliche Tonaufspielung. Endlich!

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#986 molotto

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Geschrieben 19. Februar 2009, 12:25

DIE NACHT DER SCHREIE
(USA 1987 – Jeff Burr)

In der kleinen Stadt Oldfield versteht sich Vincent Price als Verwalter des Grauens, das den Ort beherrscht. Leichenschändung mit verhängnisvollem Resultat, Voodoozauber, das ewige Leben und die Kannibalenkinder aus der Gründungszeit der Stadt. In schöner Omnibusmanier werden hier ansehnliche Gruselgeschichten aufgefahren, allesamt natürlich mit dem besonderen Kniff & Pfiff am Ende. Vom modischen Teenie-Horror seiner Zeit ist DIE NACHT DER SCHREIE zwar weit entfernt, das wohlige Amicus-Gefühl stellt sich aber auch nicht zwangsläufig ein. Dass für den Film nicht die größten finanziellen Mittel zur Verfügung standen, kriegt Burr in seinem Werk ebenfalls kaum kaschiert. Mit weniger lässt es sich hier dennoch zufrieden leben. Überhaupt ist einmal mehr erstaunlich, wie gut DIE NACHT DER SCHREIE dank seines erfrischend altmodischen Konzepts noch nach über 20 Jahren funktioniert. Von den kleinen Episoden lässt man sich gerne mitnehmen, wenn gerechterweise durchaus zu sagen ist, dass hier inhaltlich und vor allem qualitativ ganz ordentliche Schwankungen auszumachen sind und besonders im Mittelteil inhaltliche Schwächen vor allem mit zeitgemäßem Gekröse ihren Ausgleich erfahren haben. Etwas mehr Atmosphäre hätte sicher nicht geschadet.

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#987 molotto

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Geschrieben 19. Februar 2009, 15:36

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FAIRY IN A CAGE
(Japan 1977 – Kôyû Ohara)

Japan kurz vor der Kapitulation: Der General lässt es ordentlich krachen und lebt mitten in den Kriegswirren in einer prachtvollen Villa seine geheimen Gelüste aus. Dazu missbraucht er Stellung und Macht, vor allem der gemeinen Bevölkerung gegenüber, die sich, zackig und knackig, eher in seinem Kerkerparadies wiederfindet, als ihr lieb sein kann. Zwar beschränkt sich Oharas Stück, das durchaus als Klein-klein-Version von Pasolinis DIE 120 TAGE VON SODOM mit einem Schuss Sergio Garrone durchgehen kann, auf nur wenige Personen, doch das Gefüge ist stimmig. Am Ende fliegt der Schwindel auf. Offizier Hauka mag unter gegebenen Umständen dann auch lieber nicht mehr mitmachen, hat er zudem doch sowieso unlängst ein Auge auf die schöne Kabuki-Schauspielerin geworfen, die im Verließ des Größenwahnsinnigen dahinvegetiert. Das, was scheinbar zusammengehört, darf sich jedoch erst im Tod vereinen, so will das Gesetz des Dramas, dem vor allem im letzten Drittel des Films ganz ordentlich und gekrönt von einer ansehnlichen Verfolgungsjagd gefolgt wird. Für einige Überraschungen ist der Streifen zudem auch sehr gut: Selbst der gnädigste Mann erweist sich irgendwann als Wegsteck-Schwein, über weite Strecken spielt Musik, die man eher in einem höherwertigen Italo-Western vermuten würde und der ganze Streifen will auch immer mal wieder gerade so kritisch sein, wie man es zunächst von einem Fick&Fessel-Streifen aus der Nikkatsu-Schmiede gar nicht erwarten würde. Der Anspruch ist überdurchschnittlich. Nicht immer schafft es Ohara, der für Nikkatsu von irgendwie „lustig“ (PINK TUSH GIRL) bis hin zu schräg und kaputt (WHITE ROSE CAMPUS) so gut wie alles durchexerziert hat, dem in der Tat hochgesteckten Ziel gerecht zu werden, aber die Bemühungen sind erkennbar und also zu würdigen. Leider wirkt FAIRY IN A CAGE trotz seiner historischen Komponenten nicht so intensiv nach wie die hochfeinen und von allem unnötigen Ballast befreiten Werke BEAUTY’S EXOTIC DANCE: TORTURE! oder RAPE, THE 13TH HOUR. Ansonsten wäre FAIRY jedoch ein klarer Fall für die ganz obere Liga.

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#988 molotto

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Geschrieben 21. Februar 2009, 04:58

THE ASTOUNDING SHE-MONSTER
(USA 1957 – Ronald V. Ashcroft)

Die Menschheit ist dank Atomstrom und –bombe auf einem auch für außerirdische Lebensformen nicht mehr ignorierbaren Level angekommen. Deshalb schickt man verpackt in einem Meteor das astounding She-Monster zur Erde, eine in einem Ganzkörperstrampler verpackte Trulla mit extrem hochgezogenen Augenbrauen, die im Dunkeln von selbst leuchtet und deren X-Ray-Kampfgriff für Mensch und Tier tödlich ist. In einer unbewohnten Gegend trifft sie auf einen Geologen (Robert Clarke – toll wie immer) und eine Gruppe von Entführern, die sich gerade eine reiche Göre geschnappt haben und die bei Clarke in der Waldhütte untergekrochen sind. Die Schlechten werden gerichtet, die Guten tragen den Sieg auf ganzer Linie davon – anders erwartet man es nicht. Gegen Ende besticht der Film mit einem gewagten Bärenkampf und mit einer Nachricht aus dem All, die das Grundgerüst des Streifens, der trotz knapper Laufzeit auch ganz gruselig-zähe Momente hat, auf den letzten Metern noch einmal gehörig umzukippen droht. Lachen ist hier erlaubt. Zumeist herrscht aber große Ratlosigkeit, was das alles überhaupt soll. Und die Entführungsgeschichte, die in der ersten halben Stunde fast alles überstrahlt, haut auch nicht zwingend vom Hocker. Ein Kultknaller wie THE HIDEOUS SUN DEMON stand hier nicht ernsthaft zu erwarten, ganz so billig wie geboten hätte es aber nun auch nicht sein müssen.

Bearbeitet von molotto, 21. Februar 2009, 04:59.

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#989 molotto

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Geschrieben 22. Februar 2009, 09:34

10 Jahre Buio Omega:

DJANGO NUDO UND DIE LÜSTERNEN MÄDCHEN VON PORNO HILL
(USA 1968 – Byron Mabe)

Den kannte ich noch gar nicht, was sich nicht ernsthaft als großer Verlust herausstellte. DJANGO NUDO ist ein grauenhafter Langeweiler, der in der Tat einzig durch die deutsche Synchronisation zu etwas ganz Besonderem wird. So schön sie aber auch von gemacht ist: Mir persönlich war es für immerhin knapp 75 Minuten Film zu wenig. Nach einer Stunde Geblödel auf höchstem Niveau mochte ich den geballten Schwachsinn auch nicht mehr hören. Eine ganz arge Ermüdung stellte sich ein. Die Synchronsprecher hatten da, so scheint’s, ebenfalls schon längst keine Lust mehr und fragten unverfroren in die Mikros, ob der Streifen denn nicht mal bald vorbei sei. Im Kino mit großem Publikum ist der Film natürlich eine ganz schöne Kanone, aber ansonsten einer der Fälle, die man außerhalb eines Saales mit über 100 für solcherlei Späße offenen Menschen nie und nimmer ertragen kann. Kameramann „I. M. Blind“ trug auch nicht gerade zum Gelingen des Films bei. Tollkühn und sehr entfesselt, was er da auf die Leinwand tuschte. Zuweilen in seiner Wirkung schon ganz nah an 3D ohne Brille. Kein Wunder also, dass einige Besucher nach dem Genuss über anhaltendes Kopfweh klagten. So oder so halte ich aber an meinem Plan fest, mir irgendwann den ebenfalls von Friedman auf die Reise um die Welt geschickten ZORRO UND SEINE LÜSTERNEN MÄDCHEN anzuschauen. Ich hoffe auf interessantere Einsichten, werde aber eine weitere Enttäuschung ebenfalls hinnehmen können. Was bleibt einem sonst auch übrig?

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(Italien 1979 – Lucio Fulci)

Neben Romeros ZOMBIE und Millers MAD MAX 2 wohl der Film, den ich jetzt am häufigsten auf der Leinwand gesehen habe. Und das hat sich, zumal mit dem Abstand von so vielen Jahren, durchaus gelohnt. In WOODOO habe ich mich noch einmal ganz neu verliebt. Auffällig, wie exzellent doch die Unterwasserszene gefertigt ist, auffällig außerdem, wie Salvatis Kameraarbeit und die wirklich schöne Musik von Fabio Frizzi und Giorgio Tuccis Musik atmosphärisch auf einem ungeahnt hohen Niveau Hochzeit feiern. Das alles bleibt im Heimbereich formatbedingt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auf der Leinwand wird aus diesem Film etwas ganz anderes, als einem die von VHS und DVD gewonnene Seherfahrung der letzten Jahre immer mal wieder vorgegaukelt hat. Das Wiedersehen mit WOODOO hätte jedenfalls besser nicht ausfallen können. So wünscht man es sich öfter.

Bearbeitet von molotto, 22. Februar 2009, 09:38.

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#990 molotto

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Geschrieben 24. Februar 2009, 07:41

96 HOURS
(Frankreich 2008 – Pierre Morel)

Der Rahmen der Geschichte ist schon unglaublich dumm und auf den ersten Metern mehr als dazu angetan, einem den Abend tüchtig zu versauen. Sobald der Streifen aber seine Feindbilder in der Entführungsgeschichte klar aber politisch sehr unkorrekt in Position gesetzt hat, nämlich seine ausnahmslos korrupten Franzosen, unbarmherzigen Albaner und mit Waffen und Geldscheinen wedelnden Araber, dann kommt er doch ziemlich mächtig in Fahrt. Vergleiche mit Paul Schraders HARDCORE tun sich hier und da auf, aber da hat es 96 HOURS sehr schwer, Liam Neeson mit George C. Scott gleichziehen zu lassen. Wo Scott als unsäglicher Normalo in eine ihm völlig unbekannte Welt hinabgleitet und sich ihren Spielregeln auf unangenehme und ihn anekelnde Weise unterwerfen muss, um zu seinem Ziel zu gelangen, hat Neeson einzig die jede Szene beherrschende Solo-Kampfmaschine herauszukehren. Und das er eine solche ist, daran, das macht der Film vom Start weg klar, ist nicht der geringste Zweifel anzubringen. Das ist dann gleichzeitig auch der größte Schwachpunkt des Films, denn außer sehr viel Rambazamba in den Straßen von Paris gelangt nicht wirklich viel an die Oberfläche. Wie schwach 96 HOURS tatsächlich ist, das offenbart sich einmal mehr im letzten Akt, wenn auf Krampf und einer ganz blöden Tour die heile Welt wiederhergestellt wird, in der es Jungfrauen-Auktionen, Drogen, Gewalt und böse Buben aus dem nahen Osten allein schon deshalb nicht (mehr) gibt und gefühlt nie gegeben hat, weil niemand auch nur den Ansatz eines ernsthaften Schadens davongetragen und jederzeit in eine völlig sichere (Märchen-)Welt (hier: USA) zurückkehren kann. Die Art und Weise wie in diesem Film Anbiederung betrieben wird, ist schon fast grotesk, jedoch wohl durchaus ernst gemeint. Schlimm. Selbst bei einem Reißbrett-Ballerknaller wie diesem erwartet man eigentlich mittlerweile etwas mehr, wird aber mit ziemlich leeren Händen nach Hause geschickt.

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