DIE ANOTHER DAY
(dt. Titel: JAMES BOND 007: STIRB AN EINEM ANDEREN TAG)
Großbritannien/USA, 2002
Eon Productions / Danjaq / MGM / United Artists
Regie: Lee Tamahori
Produktion: Michael G. Wilson, Barbara Broccoli
Buch: Neal Purvis, Robert Wade, nach Charakteren von Ian Fleming
Kamera: David Tattersall
Schnitt: Christian Wagner, Andrew MacRitchie
Musik: David Arnold
Darsteller: Pierce Brosnan, Halle Berry, Toby Stephens, Rosamund Pike, Rick Yune, Judi Dench, John Cleese, Michael Madsen
Premiere: 18. November 2002
Inhalt: Bonds (Pierce Brosnan) Auftrag in Nordkorea gerät aus den Fugen. Dabei springt Colonel Moon (Will Yun Lee) über die Klinge, was dessen Vater General Moon (Kenneth Tsang) verständlicherweise etwas erzürnt. So lernt 007 erst einmal, was die Koreaner unter "Exzessen im Folterkeller" verstehen. Nach über einem Jahr Eiswasser und Streckbank wird Bond nicht nur seine Peiniger los, sondern auch noch seinen 00-Status. M (Judi Dench) kann ihren besten Mann dennoch gebrauchen, ist er doch der einzige, der eine Verbindung zwischen den Blutdiamanten des britischen Jungsnobs Gustav Graves (Toby Stephens) und den Ereignissen in Nordkorea herstellen kann. Und dazu muss er ersteinmal nach Kuba.
Lang nicht mehr so gelacht! DIE ANOTHER DAY ist der trashige Tiefpunkt nach 40 Jahren JAMES BOND. Ich meine, Unfreiwillige Komik, übertriebene Darstellungen und hanebüchne Stories waren der Reihe noch nie fremd - im Gegenteil. Was man uns 2002 aber verkaufen wollte, geht gar nicht mehr.
Angefangen bei der haarsträubend lächerlichen Geschichte. Ich hörte ja schon zu Beginn der "Handlung" sämtliche Nachtigallen trapsen, aber dass die Macher dies tatsächlich in voller Konsequenz durchziehen würden, für so dämlich hatte ich sie nicht gehalten. Doch sie waren es!
Dabei fing das ja so nett an. Bond wird 14 Monate lang gefoltert (und trägt hinterher trotzdem 'ne beachtliche Wohlstandswampe vor sich her). Das interessante Potential, was sich daraus erschöpft wird nicht im geringsten berührt, es wird sofort fallengelassen und ist für den Verlauf der Handlung völlig egal.
Was dann folgt ist der Höhepunkt der Films: die Opening Credits. Ja, richtig. Die obligatorische psychedlische Reizüberflutung ist tatsächlich, das beste, was wir in den zwei Stunden zu sehen bekommen. Und das obwohl, wir mit Madonnas Titelsong drangsaliert werden, der eine furchtbare Aneinanderreihung schiefer Töne darstellt, die ich nicht im entferntesten als Musik identifizieren kann. Dagegen wirkt A-Has dürre Plürre THE LIVING DAYLIGHTS aus dem gleichnamigen Bond von 1987 wie ein Opus.
Schlimmer kann es eigentlich nur kommen, wenn die Dame tatsächlich noch einen Gastauftritt im Film hätte. Und den hat sie. Er ist zwar recht kurz, aber die Laune ist trotzdem unwiderruflich versaut. Was weiter folgt sind müde darstellerische Leistungen, allen voran die lustlosen Brosnan und Dench. Wir bekommen mit Gustav Gans den wohl blassesten Bond-Bösewicht vorgesetzt (vor dem hätt' nicht mal meine Oma angst) und Halle Berry ist einfach eine unattraktive Grätsche.
Das Panoptikum der Peinlichkeiten wird im Verlauf völlig ausgereizt. Insbesondere im letzten Drittel, das zugeknallt ist mit Special Effects, die
allesamt grottig umgesetzt sind und damit besonderes komödiantisches Potential auftun. Getoppt wird das aber nur noch von dem unsichtbaren Auto.
Ich könnte mich noch über soviel mehr Unzulänglichkeiten auslassen, aber ich möchte keinem Trash-Fan die Freude am Entdecken dieser Unglaublichkeiten nehmen. Für jede andere Filmreihe hätte so ein verkorkstes Jubiläum (20. Film, 40. Jahrgang) das unwiderrufliche Ende bedeutet, doch unser Superagent macht natürlich aus dem Titel ein Omen und stirbt an einem anderen Tag. Immerhin blieb es für Pierce Brosnan gottseisgedankt der letzte Auftritt. Er überließ Daniel Craig das Feld, der 2006 in CASINO ROYALE sein Glück versuchen durfte.
Bearbeitet von Cine-Phil, 13. Dezember 2007, 20:10.