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Der Monroe ihre dicken Hupen - Filmforen.de - Seite 36

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Der Monroe ihre dicken Hupen


1203 Antworten in diesem Thema

#1051 Funk_Dogg

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Geschrieben 10. Dezember 2007, 11:07

The Avengers (Emma Peel Episodes)

The Girl from Auntie
Emma Peel wird von einer unscheinbaren alten Dame überwältigt und verschwindet. Wenig später trifft Steed in Peels Wohnung eine junge Dame, die sich als Emma ausgibt. Steed beginnt mit der ahnungslosen Schauspielerin zu ermitteln und kommt bald einem Auktionator auf die Spur, der nicht nur berühmte und gestohlene Bilder versteigert. Der Titel lehnt sich an THE MAN FROM U.N.C.L.E. an, die gemeine Oma erinnert an den Monty-Python-Sketch um marodierende Großmütter und die in einem gigantischen Vogelkäfig eingesperrte Peel im hautengen Nylondress mit Federapplikationen ist der Hingucker der Episode, die ansonsten etwas unter ihrer Abstinenz leidet.

The Thirteenth Hole
Am 13. Loch des Golfplatzes wird ein Spieler erschossen. Steed und Peel schleichen sich im Golfklub ein und kommen einem Mann auf die Schliche, der alles dafür tut zu einer bestimmten Uhrzeit das 13. Loch zu spielen. Wie sich herausstellt, befindet sich genau dort eine geheime Sendestation, von der aus man mit einem in der Umlaufbahn schwebenden Satelliten Kontakt aufnehmen kann. Es fehlt ein bisschen die Abwechslung in dieser Episode, die fast ausschließlich auf dem Grün spielt und der deshalb ein wenig die Abwechslung fehlt.

Quick-Quick Slow Death
Ein Mann stirbt auf offener Straße. Die Spur führt Peel und Steed in einer Tanzschule, in der alleinstehende Männer aufgespürt und durch feindliche Agenten ersetzt werden. Die bisher lustigste Episode mit vielen tollen Dialogen und witzigen Szenen: Emma Peel zur Fußvermessung bei einem fußfetischistischen Schuhhersteller, der seine Erregung kaum verbergen kann, der ewig heiser röchelnde Assistent, der kein verständliches Wort herausbringt und von Peel und Steed deshalb völlig ignoriert wird, der besoffene "Bandleader" der Tanzschule (seine "Band" besteht aus Pappfiguren) und das turbulente Finale, bei dem Steed und Peel eine flotte Sohle aufs Parkett legen. Toll!

The Danger Makers
Altgediente, ehemalige Militärs sterben unter merkwürdigen Umständen: Sie verunglücken alle bei bizarren Mutproben. Hinter diesen Toden steckt ein Geheimbund, der die Gefahr in einer aseptisch und langweilig gewordenen Welt predigt und seine Mitglieder so in lebensbedrohliche Situationen bringt. Eine schöne Prämisse, die im Bungeezeitalter fast noch aktueller ist als sie es damals war, ein spannender Showdown und Steeds Cleverness im Finalkampf: Was will man mehr?

#1052 Funk_Dogg

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Geschrieben 10. Dezember 2007, 11:17

Hoppla, da habe ich doch ganz vergessen, hier des Außenseiters und meinen neuen Text zu verlinken. An bekannter Stelle kann man sich durchlesen, welche Erkenntnisse wir bei der Sichtung von RAMBO II: DER AUFTRAG gewonnen haben.

#1053 Funk_Dogg

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Geschrieben 12. Dezember 2007, 15:10

Mad Max (Australien 1979)
Regie: George Miller

Mit einem Faible für Exploitation, Gewalt, krachende Stunts und Knochen kommt man an MAD MAX ja nicht wirklich vorbei. Über diesen Film zu schreiben ist daher ein extrem redundantes Unterfangen, weil eigentlich fast alles bereits gesagt worden ist. Die Kollektivrezension zu MAD MAX schwärmt über die Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagden, die wahnsinnigen Crashes, die kernigen Charaktere in ihren schicken Lederklamotten und trauert am Ende darüber, dass solche Filme heute nicht mehr gemacht werden und CGI-Unfälle nur halb so schick sind wie echte. Am Ende wird dann noch hinterhergeschickt, dass das Sequel, THE ROAD WARRIOR seinen Vorgänger sogar noch übertrifft. An diesem Punkt möchte ich einschreiten, denn mir gefällt – Schande über mein Haupt – das Original am besten. Dies zu begründen ist wiederum nicht ganz einfach, ist es doch gerade das, was im Film selbst irgendwie diffus bleibt, was nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Es liegt eine merkwürdige Atmosphäre über dem Film und der in ihm abgebildeten Welt. Man erkennt an zahlreichen Zeichen, dass mit dieser Welt etwas im Argen liegt – an den barbarischen Rockerhorden um den Toecutter, die die Straßen unsicher machen, an der Polizei, die sich in ihren grellen Sportwagen und der Lederkluft nur durch ein Abzeichen von den Verbrechern unterscheiden, den ausgestorbenen und irgendwie marode anmutenden Städten, die wir sehen. Doch abgesehen von diesen Zeichen des Niedergangs scheint die Welt beinahe in Ordnung: Menschen leben und reden miteinander, von einer großen Katastrophe spricht niemand. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, die Miller abbildet, damit den Zuschauer extrem verunsichert und dem Film eine innerhalb des Endzeitgenres eher ungewöhnliche Perspektive verleiht. Kein Wunder, dass THE ROAD WARRIOR gemeinhin als eigentliche Initialzündung für den Endzeitfilm gilt: MAD MAX passt noch nicht so ganz ins später aufgestellte und dann unzählige Male reproduzierte Schema. Es sind nur kleine, kaum merkliche aber dennoch unübersehbare und daher umso beunruhigendere Details, die verdeutlichen, dass diese Welt aus den Fugen geraten ist.

In seiner Figurenzeichnung ist MAD MAX vielleicht einer der wichtigsten Filme für den Actionfilm der Achtzigerjahre: Max Rockatansky (den Namen hört man in MAD MAX zum ersten und letzten Mal), der einsame Reiter, ist der Heilsbringer, der erst alles (= seine Familie, seinen besten Freund) verlieren muss, um dann in der Wüste wieder zu sich selbst und damit auch den Keim der Hoffnung zu finden. Er ist der Grenzgänger, der sich im Kampf gegen die Verbrecher verliert und selbst auf der anderen Seite landet. Am Schluss sehen wir sein Gesicht, das langsam ausgeblendet und durch ein Bild der Straße ersetzt wird, wie sie unaufhörlich unter seinem Auto verschwindet: Wie wir aus dem Road Movie wissen, warten am Ende der Straße Sinn und Wahrheit, ein neues, besseres Leben. Doch noch erstreckt sich diese Straße bis ins Unendliche. Max hat einen weiten Weg vor sich.

#1054 Funk_Dogg

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Geschrieben 12. Dezember 2007, 15:37

Mad Max 2: The Road Warrior (Australien 1981)
Regie: George Miller

Was sich im ersten Teil noch ankündigte, ist im zweiten Teil bereits Realität: Die Menschheit hat sich mit einem Atomkrieg selbst an den Rand der Auslöschung manövriert. Die Städte sind ebenso tot wie alle Errungenschaften, die dem Menschen einst das Leben erleichterten. Benzin ist der kostbarste Stoff, denn in einer riesigen Einöde ist Mobilität das höchste Gut. Max, so berichtet ein Erzähler aus dem Off, ist der "Road Warrior", ein mythischer Krieger, der die endlosen Straßen abfährt und sich jedem stellt, der ihm in den Weg tritt. Auf seiner Reise findet er eine Siedlung einiger Überlebender, die sich um eine Bohrstation niedergelassen haben und ihren eigenen Treibstoff zu Tage fördern. Kein Wunder, dass sich die marodierenden Asphaltpiraten um den garstigen Lord Humungus um die Festung der Siedler versammelt haben und Zugang zum Benzin haben wollen. Max verspricht den Siedlern zunächst aus ganz eigennützigen Motiven zu helfen ...

Unbestreitbarer Höhepunkt dieses Films ist die abschließende Verfolgungsjagd, in der zahlreiche Fahrzeuge mitsamt ihren Piloten fachmännisch verschrottet werden. Und auch ansonsten gibt der Film ganz gut Vollgas und hält sich nicht lang mit dummem Geschwätz und cleveren Plottwists auf. MAD MAX 2: THE ROAD WARRIOR ist wie seine Welt einfach, schnörkellos und brachial. Dass Millers Film zahlreiche Nachzieher inspirierte, verwundert kaum angesichts des Erfindungsreichtums und der ebenso einfachen wie raffinierten Idee, die Welt des Westerns in die Zukunft zu transportieren. Für Viele hätte diese Idee auch für einige weitere Teile ausgereicht, doch Miller wendete sich schon mit dem nächsten und bisher letzten Teil MAD MAX: BEYOND THUNDERDOME von dieser Welt ab. Das ist zwar schade, jedoch ist rückblickend kaum zu übersehen, dass es Miller nicht darum ging, diese Endzeitwelt bis ins letzte Detail zu erschließen, sondern vor allem darum, die Passionsgeschichte seiner Hauptfigur nachzuzeichnen und eine Art Endzeitevangelium zu schreiben, an dessen Ende eben unweigerlich die Erlösung stehen muss. Im "Feral Kid", einem kleinen vertierten Jungen, der als sich der Vergangenheit erinnernder Erzähler fungiert, zeichnet sich bereits ab, wohin es mit der Trilogie gehen wird: Er weist schon auf die Kinder hin, denen Max im dritten Teil den Weg in eine bessere Zukunft zeigt. Und noch ein wichtiges Element des MAD-MAX-Gesamtkunstwerks wird hier aus der Taufe gehoben: Miller zeigt, wie aus Narration Geschichte und damit ein Weg entsteht. Man kann MAD MAX: THE ROAD WARRIOR aber auch ganz gut als Film konsumieren, in dem 90 Minuten lang Sachen kaputtgemacht werden.

#1055 Funk_Dogg

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Geschrieben 12. Dezember 2007, 16:03

Mad Max: Beyond Thunderdome (USA/Australien 1985)
Regie: George Miller, George Ogilvie

Dass dieser bislang letzte MAD-MAX-Film kein bloßer Wiederaufguss des zweiten Teils ist, wird bereits in den ersten Minuten klar, in denen Max seinen motorisierten Untersatz verliert. Die Suche nach seinem Fahrzeg führt ihn nach Bartertown, ein aus dem Boden gestampftes Drecksnest, das unweigerlich an die Goldgräberstädte des Wilden Westens gemahnt. Bartertown wird regiert von Aunty (Tina Turner), die jedoch im Clinch mit dem Masterblaster liegt, der wiederum die Macht über die Energie Bartertowns hat. Aunty bittet Max, sich ihrem Widersacher zu stellen: Im Thunderdome, einer Gitterkuppel, soll Max den Masterblaster besiegen und damit die Macht Auntys wiederherstellen. Max gewinnt, weigert sich jedoch den Unterlegenen zu töten und verstößt damit gegen das Gesetz. Er wird in die Wüste getrieben, wo er von einem Stamm Kinder entdeckt wird, die in ihm ihren Propheten, einen ominösen Captain Walker, vermuten, der sie in das sagenumwobene Tomorror-morrow-Land bringen soll ...

Nach dem riesigen Erfolg der ersten beiden Filme, war klar, dass Hollywood Interesse an Miller und seinem "Road Warrior" bekunden würde. Mit dem Schritt über den großen Teich geht in MAD MAX: BEYOND THUNDERDOME zwangsläufig auch die Ruppigkeit der ersten beiden Teile verloren. In Teilen erinnert THUNDERDOME an einen Spielberg-Film: Die Unterwelt Bartertowns mit ihren archaischen Maschinen lässt ein wenig an TEMPLE OF DOOM denken, die Kinder rufen sowohl THE GOONIES aus dem selben Jahr als auch Spielbergs Lieblingsstoff "Peter Pan" bzw. HOOK ins Gedächtnis. Die Zweiteilung von THUNDERDOME mag deshalb auch als lauer Kompromiss erscheinen: Gebt der Meute in der ersten Hälfte wenigstens ein bisschen gewohnten Endzeitstoff, damit sie die weichere zweite Hälfte besser verdauen. Tatsächlich ist diese Teilung aber inhaltlich motiviert. Miller stellt zwei Gesellschaftsentwürfe gegenüber, die er auf ihre Zukunftstauglichkeit überprüft. Auf der einen Seite die darwinistische, analphabetische Pionierstadt Bartertown, in der die beiden obersten Gesetze "Two men enter, one man leaves" und "Bust a deal, face the wheel" lauten, auf der anderen die Siedlung der Kinder, die sich in einem fruchtbaren Tal niedergelassen haben und eine eigene Geschichts- und Mythenschreibung etabliert haben. So wie das "Feral Kid" aus dem Vorgänger die Sprache weidergefunden hat, so ist es in THUNDERDOME die faszinierende Sprachlichkeit der Kinder, die ihr Überleben sichert, Hoffnung auf ein Fortbestehen der Menschheit macht und Bartertowns Sozialdarwinismus überdauern muss. Sieht man davon ab, dass MAD MAX: BEYOND THUNDERDOME im Ton deutlich aus dem Rahmen der Vorgänger fällt, hat man es hier mit einem ausgezeichneten und intelligenten Film zu tun, der eine Wiederentdeckung wert ist und es verdient hat, endlich rehabilitiert zu werden. Freunde des gepflegten Zerstörens haben anstatt THE ROAD WARRIOR 2 ja einen ganzen Haufen hübscher Italo-Endzeitler bekommen. Miller selbst hatte anderes im Sinn und insofern ist es ja gut, dass er uns einen gelangweilten Aufguss erspart und stattdessen die MAD-MAX-Trilogie zu einem sehr schönen, fast märchenhaften und positiven Abschluss gebracht hat. Und die finale Verfolgungsjagd entschädigt ja wohl auch die größten Nörgler ...

#1056 Funk_Dogg

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Geschrieben 12. Dezember 2007, 16:32

Anacondas: The Hunt for the Blood Orchid (USA 2004)
Regie: Dwight Little

Ein Forscherteam hat ein pharmazeutisches Mittel zur Erhaltung der ewigen Jugend gefunden: die Blutorchidee, die nur auf Borneo wächst und das auch nur alle sieben Jahre für vier Wochen. Von diesen vier Wochen sind nur noch zwei übrig, deswegen muss das Team schnell aufbrechen. Dummerweise ist die Blutorchidee das Nahrungsmittel von ein paar Anacondas, die einen ordentlichen Wachstumsschub durch das Blümlein bekommen haben und aufgrund der Paarungszeit ziemlich erregt sind ...

ANACONDAS ist Epigonenkino wie es im Buche steht. Alle Klischees des Monster- und Tierhorrorfilms werden aufgefahren und machen Littles Film daher zu einem ebenso vorhersehbaren wie gemütlichen Erlebnis. Man kann sich ganz dem gewohnten Ablauf der Dinge hingeben und sich daran erfreuen wie die Klischeefiguren punktgenau dem Monster zum Opfer fallen. Es sind natürlich die Schlangeneffekte, auf die es hier ankommt. Leider sind die eher zweitklassig und nicht immer überzeugend, das PG-13-Rating tut das Seinige, sodass der ganz große Spaß ausbleibt. Aber es ist gerade diese Inspirationslosigkeit, die absolute Zweitklassigkeit, die dem Film erst seinen zweifelhaften Charme verleihen. Der kernige Ex-Marine, Aussteiger und Bootskäpt'n Bill Johnson (Johnny Messner) hat das Charisma des Gilette-Mannes und kommt rüber wie Kevin Sorbo für Arme – und selbst der ist ja schon eher zweite Liga. Wenn man sich meinetwegen LL Cool J oder Ice Cube nicht leisten kann, muss es Morris Chestnut richten, J.Lo oder Eva Mendes werden durch eine unbekannte Latino-Aktrice ersetzt, Blondchen KaDee Williams wäre gern Naomi Watts und auch die anderen Egalfressen sehen aus wie die Billigversion irgendwelcher Halbstars. ANACONDA hatte da wenigstens noch Jon Voight zu bieten ... Routinier Little holt aus diesen wenigen Mitteln das Beste raus und weiß mit schönen Aufnahmen der malerischen Dschungellandschaft (gedreht wurde u. a. auf Fidschi) zu punkten. Für mich, der ich mir auch den 439. Auswurf dieses Genres gern anschaue, reicht das für 90 Minuten, in denen das Hirn auf Standby geschaltet und alle Bedürfnisse heruntergefahren werden, völlig aus.

#1057 Funk_Dogg

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Geschrieben 13. Dezember 2007, 21:58

Die Brian-De-Palma-Werkschau


Blow Out (USA 1981)
Regie: Brian De Palma

Der Tontechniker Jack Terry (John Travolta) sucht für den neuesten B-Slasherfilm einen guten Frauenschrei und einige weitere Geräusche. Als er mit seinem Richtmikrofon in einem Park Aufnahmen macht, wird er Zeuge eines Unfalls: Einem Wagen platzt der Reifen und er kracht durch eine Absperrung in einen See. Jack hechtet hinterher, kann jedoch nur noch die junge Sally (Nancy Allen) von der Rückbank retten, während für den männlichen Fahrer jede Rettung zu spät kommt. Im Krankenhaus erfährt Jack, dass es sich bei dem Toten um einen Präsidentschaftskandidaten handelt, was der ganzen Angelegenheit besondere Brisanz verleiht. Jack lässt der Fall nicht los: Als er seine Tonaufnahmen noch einmal anhört, ist er überzeugt, dass er Zeuge eines Mordanschlags geworden ist ...

Antonionis BLOW-UP spielte in De Palmas Filmografie schon häufiger eine wichtige Rolle: So wird der Klassiker der Sechzigerjahre bereits in GREETINGS ganz explizit erwähnt. Auch in BLOW OUT ist das Vorbild, wie man schon am Titel, aber auch an der Inhaltsangabe unschwer erkennen kann, kaum verborgen. Jedoch geht es De Palma weniger um Erkenntnisphilosophisches noch um den Status Quo der 68er, ihm dient der Stoff vor allem für einen straighten Thriller, der De Palmas Beruf und Leidenschaft selbst zu Thema hat: den Film. Von der belustigenden Film-im-Film-Einstiegssequenz mit dem miserablen Schrei (der McGuffin des Films) über die Szene, in der Jack sein Band abhört und dazu vor dem geistigen Auge das dazugehörige Bild memoriert, bis hin zu dem Film, den er mithilfe einiger Fotos und eben seiner Tonaufnahme des Attentats produziert, wird der Zuschauer hier immer wieder auf sehr filigrane Art und Weise über die Gemachtheit des Mediums aufgeklärt. Diese Gemachtheit ist aber auch das Tückische, wie BLOW OUT unschwer zeigt: Zwar transportiert der Film erst in der Synchronität der Faktoren Bild und Ton "Wahrheit", jedoch erlaubt die Technik dem, der sie beherrscht, einige Tricks, mit denen sich die schnöde Realität beugen und Wahrheit beinahe beliebig erzeugen lässt. De Palmas Film ist wie BLOW-UP ein Film über die Suche nach der Wahrheit, den Preis, den man dafür zu zahlen, die Enttäuschungen, die man zu erleiden bereit ist. Darin ist BLOW OUT ein typisches Kind der Siebziger und der traumatischen Watergate-Affäre. Der Plot tritt hinter der Thematisierung von Film-Technik etwas zurück, entwickelt sich wie schon in CARRIE, DRESSED TO KILL oder THE FURY in nur wenigen Szenen und erhält dadurch ein immenses Tempo, das am Ende auch die Hauptfiguren erfasst: Die scheinen gar nicht wirklich zu bemerken, in was für einem Film sie da eigentlich stecken. Das wird besonders beim ziemlich erschütternden und tragischen Ende klar, das den Zuschauer wieder zum Beginn des Films zurückführt: Jack hat den perfekten Schrei gefunden, aber leider eine gute Freundin dafür opfern müssen. Es sind Kniffe wie dieser, die De Palmas Filmen die Emotionalität und Tiefe verleihen, die den nackten Technokraten, die sich von ihm inspiriert zeigen, meist abgeht. BLOW OUT ist gewohnt starker Stoff, der aber diesmal etwas massentauglicher daherkommt und nicht mehr ganz so radikal wie THE FURY oder DRESSED TO KILL ist. Aber weil sich vor und hinter der Kamera wieder ein Team versammelt hat, das weiß, was der Meister will, gibt es keinen Grund zur Klage: John Travolta, Nancy Allen, John Lithgow und Dennis Franz hatten zu diesem Zeitpunkt bereits für De Palma gespielt, Pino Donaggio liefert erneut einen gewohnt starken Score ab, Vilmos Zsigmond findet zum zweiten Mal nach OBSESSION die perfekten Bilder für BLOW OUT, dem die Liebe zum Medium wirklich aus jedem Filmmeter tropft.

#1058 Funk_Dogg

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Geschrieben 14. Dezember 2007, 10:17

The Born Losers (USA 1967)
Regie: Tom Laughlin

Das kleine kalifornische Kaff Big Rock wird von einer Rockerbande, den Born Losers, terrorisiert. Auch Billy Jack (Tom Laughlin), ein Halbindianer und Ex-Green-Beret gerät mit ihnen aneinander als er einem hilflosen Jungen zur Hilfe kommt. Sein beherzter Griff zur Waffe beendet zwar den Streit, handelt ihm aber auch eine Geldstrafe ein. Während er versucht, das Geld aufzutreiben, vergewaltigen die Rocker in ihrem Strandhaus vier junge Mädchen, darunter die clevere Vicky (Elizabeth Barrington). Ihr gelingt die Flucht in die Arme des tapferen Halbbluts, der ja sowieso schon im Clinch mit den Bikern liegt ...

THE BORN LOSERS ist der erste Film aus der vierteiligen BILLY-JACK-Reihe von Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Tom Laughlin. Ich bin durch Vern auf die Reihe aufmerksam geworden, was sie für mich schon potenziell interessant macht. BILLY JACK, der populärere Nachfolger, ist zudem einer der Filme, die Eric Lichtenfeld in seinem Buch "Action speaks louder" als Pioniere des Actionfilms benennt, die Anfang der Siebzigerjahre dafür verantwortlich waren, dass aus den bisher strikt voneinander getrennten Genres Western, Polizeifilm und Kriegsfilm der so genannte Actionfilm wurde. Dazu komme ich nochmal, wenn BILLY JACK auf dem Spielplan steht, jetzt geht es um den Vorgänger, der sich als unentschiedener Bastard aus Drama und Exploitation präsentiert. THE BORN LOSERS ist mit ca. 110 Minuten alles andere als knackig geraten und baut nicht gerade auf Action, Sex und Gewalt, behandelt sein Thema – eines der Kernthemen der Sechziger – mit relativ großem Ernst. Dass das trotz der bescheidenen Mittel ganz gut gelingt, liegt an den Darstellern, die eher zurückgenommen agieren und dem Ganzen so die dringend benötigte Glaubwürdigkeit verleihen. Billy Jack selbst ist ein mustergültiger Badass, der wenig Federlesen macht oder dumme Sprüche klopft: Auch wenn man ihm den Halbindianer nicht ganz abnimmt, als Actionheld ist er eine sichere Bank. So bleibt unterm Strich ein guter, wenn auch nicht wirklich spektakulärer Film. Aus historischer Perspektive und Startschuss für ein amerikanisches Kinophänomen kommt ihm einige Bedeutung zu, die durch die Anwesenheit der abgewrackten Ex-Diva Jane Russell (GENTLEMEN PREFER BLONDES) trefflich symbolisiert wird.

#1059 Funk_Dogg

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Geschrieben 15. Dezember 2007, 11:59

Pumpkinhead: Ashes to Ashes (Großbritannien/USA/Rumänien 2006)
Regie: Jake West

Doc Fraser (Doug "Pinhead" Bradley) kümmert sich etwas zu sehr um die gesundheitlichen Belange seines kleinen Kaffs am Waldrand: Tote werden ihrer wertvollsten Organe beraubt, unbedarft des Weges daherkommende auch schon einmal eigenhändig entsorgt, um sie auszuschlachten. Als ein riesiges Massengrab hinter Docs Krematorium gefunden wird, suchen ein paar betroffene Freunde die alte Hexe aus dem ersten PUMPKINHEAD auf, um sie den Rachegeist wecken zu lassen ...

Ich habe mich unbändig gefreut, als ich mitbekommen habe, dass der mittlerweile seit 13 Jahren und Jeff Burrs sehr ordentlichem PUMPKINHEAD 2: BLOOD WINGS ruhende Dämon seine Arbeit in zwei Sequels wieder aufgenommen hat. Der originale PUMPKINHEAD von Effektguru Stan Winston zählt für mich zu den schönsten US-Horrorfilmen der Achtziger und mit
Jake Wests drittem Teil knüpft die Serie wieder ans dieses Original an: Lance Henriksen ist als ruheloser Geist Ed Harleys anwesend, das geheimnisvolle Kürbisfeld im Wald bietet pittoreske Ansichten und eines der ehemaligen Hillbilly-Kinder ist nun als erwachsener Assistent des bösen Docs selbst auf den Speiseplan des Rachedämons gewandert. So weit, so gut. PUMPKINHEAD: ASHES TO ASHES ist ein DTV-Sequel, das Back-to-Back mit dem vierten Teil BLOOD FEUD in Rumänien gedreht wurde. Wie viele dieser DTV-Filmchen sieht auch ASHES oberflächlich ganz passabel aus, bietet einige ganz hübsche Gore-Einlagen, deren Drastik ob der 16er-Freigabe doch etwas verwundert. Eine runde Sache, möchte man vermuten, doch leider steht dem Erfolg ein miserables Drehbuch im Weg, das die gesamte Handlung – sprich die Verwicklungen rund um die Geschäfte des Doktors – in den ersten 15 Minuten abspult, um dann zur fröhlichen Hatz zu blasen. So wird ASHES TO ASHES mit seinen 90 Minuten zu einer sehr redundanten, sehr langweiligen Angelegenheit. Aus der Vielzahl der handelnden Figuren ist keiner sympathisch oder auch nur glaubwürdig genug, um die Identifikation zu ermöglichen. Alle bleiben einem fremd und somit scheißegal; mit Ausnahme Henriksens, der wieder einmal beweist, das er einer der ganz großen unter den B-Movie-Akteuren ist, und das, obwohl er hier insgesamt wohl kaum zehn Minuten zu sehen ist. Etwas weniger Präsenz hätte auch dem Kürbiskopf selbst nicht geschadet: Der sieht hier lang nicht mehr so unheimlich wie im Original aus, erinnert streckenweise eher an einen Schauspieler im Gummikostüm und wird in besonders "aufwändigen" Szenen auch noch durch ein wenig überzeugendes CGI-Ungetüm ersetzt. Nach viel versprechendem Auftakt war ich dann doch froh als die 90 Minuten endlich rum waren. Ein ziemliches Armutszeugnis für einen Film, der die Spannung 13 Jahre lang hat anwachsen lassen und eigentlich nur noch hätte "delivern" müssen. Richtig scheiße finden, kann ich ihn aber auch wieder nicht ...

#1060 Funk_Dogg

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Geschrieben 15. Dezember 2007, 16:19

Pumpkinhead: Blood Feud (Großbritannien/USA/Rumänien 2007)
Regie: Mike Hurst

Romeo und Julia in Hillbilly-County: Die McCoys und die Hatfields sind seit Jahrzehnten verfehdet, machen sich die Hölle heiß, wo es nur geht. Die Liebesbeziehung zwischen Ricky McCoy und Jodie Hatfield steht deshalb auf wackligen Füßen. Als Rickys Schwester, die bei einem Schäferstündchen als Aufpasserin dient, von Jodies aufgebrachten Brüdern in einen tödlichen Unfall getrieben wird, sucht Ricky die alte Hexe im Wald auf, um Pumpkinhead zu wecken. Einer nach dem anderen bringt das Monster die Hatfields um. Schließlich tun sich die beiden Familien zusammen, um den Fluch zu beenden ...

Viel, viel besser als der Vorgänger: Teilt BLOOD FEUD mit diesem zwar den offensichtlichsten Makel – die uncharismatischen Darsteller, die wieder einmal von dem Kurzauftritte absolvierenden Lance Henriksen an die Wand gespielt werden –, hat dafür aber eine wesentlich interessantere Storyline zu bieten, die auch über die Exposition hinaus noch Wendungen bietet. So bringt das Gemetzel des Rachedämons auch Bewegung in die zwischenmenschlichen Beziehungen, die gewaltig zu eskalieren drohen. Am Ende geht natürlich alles halbwegs gut aus, lediglich Frischverliebte dürfen der schicksalhaft verlaufenden Beziehung zwischen Jodie und Ricky noch eine letzte Träne nachweinen. BLOOD FEUD ist alles andere als der Weisheit letzter Schluss, hat die typische geleckte und irgendwie steril anmutenden DTV-Optik, die dem ganz großen Spaß im Weg steht. Das ist schade, denn speziell die Blutfreunde bekommen einiges geboten, metzelt sich der Kürbiskopf doch mit großer Vehemenz durch die Reihen der Nebendarsteller. Die grottigen Computereffekte, die dem Vorgänger den letzten Gnadenstoß verpasst haben, hat man sich hier zum Glück weitestgehend geklemmt. Die Wiederbelebung des Pumpkinheads war meines Erachtens ein begrüßenswerter Einfall, in den man aber ruhig etwas mehr Geld hätte investieren können. Die Ansätze sind da, in der Ausführung hapert es ein wenig. Kann man aber gucken.

#1061 Funk_Dogg

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Geschrieben 16. Dezember 2007, 11:57

maX und ich haben einen neuen Podcast für F.LM aufgenommen. Gegenstand unseres Gesprächs ist die neue Stephen-King-Verfilmung von Frank Darabont, DER NEBEL, der am 24.01.2008 in die Kinos kommt. Hier kann man sich anhören, was uns zu dem Film eingefallen ist. Viel Vergnügen!

#1062 Funk_Dogg

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Geschrieben 17. Dezember 2007, 14:22

Zwei neue Texte von mir stehen online: Hier gibt es nocheinmal einen längeren Text zur kürzlich erschienenen Jack-Arnold-Monster-Collection, hier eine Rezension der beiden Tomas-Milian-Filme DAS SCHLITZOHR UND DER BULLE und DIE GANGSTER-AKADEMIE. Viel Spaß damit!

#1063 Funk_Dogg

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Geschrieben 17. Dezember 2007, 15:51

Die Brian-De-Palma-Werkschau


Scarface (USA 1983)
Regie: Brian De Palma

Als Fidel Castro 1980 alle Verbrecher des Landes verweist und nach Florida schickt, landet auch Tony Montana (Al Pacino) dort. Für ihn ist es keine Verbannung, er ist endlich da, wo er seiner Meinung nach sowieso hingehört: In Amerika, dem Land der Träume. Den Beamten von der Einwanderungsbehörde erzählt er, dass er keine Eltern mehr habe, seine ideellen Väter sind Humphrey Bogart und James Cagney, die er immer im Kino bewundert hat. Tony kappt alle Verbindungen zu seiner Vergangenheit: Nicht weil er Spuren zu verwischen hat, sondern weil er sich komplett neu erfinden will. Tony hat nämlich eine sehr genaue Vorstellung, wie er für sich den amerikanischen Traum verwirklichen möchte. Er kennt das Märchen vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird; deswegen landet er auch kurz in einer kubanischen Imbissbude, aber sich langsam nach oben zu arbeiten, ist ihm zu beschwerlich. "The World is yours" liest er überall und glaubt dieser Losung – deswegen will er sie so schnell wie möglich, ohne Umwege, ohne lange Wartezeiten.

Tony inszeniert seinen Aufstieg wie einen Film, in dem er der Hauptdarsteller ist und alle anderen, die "supporting actors", die ihm zuarbeiten. Da wird keine Entscheidung unbewusst getroffen, jeder Schritt ist minutiös vorgeplant und -imaginiert: Tony weiß, dass ihm das Geschäft seines Chefs Frank Lopez (Robert Loggia) irgendwann zu klein sein wird; er weiß, dass er diesen Lopez irgendwann hinter sich lassen und ihm die Frau, die anämische Elvira (Michelle Pfeiffer), nehmen wird. Vom kleinen, schmierigen Auftragsmörder vom unteren Ende der Befehlskette steigt Tony Montana zum bekannten und auch geachteten Geschäftsmann auf, zum Kopf eines gewaltigen, international agierenden Unternehmens. Fast zu schnell geht dieser Aufstieg, denn Tony übersieht, dass sein Leben kein Film, seine Mitmenschen keine Schachfiguren sind: Seine Gattin gehört zwar zu seinem Plan dazu, mehr als eine Trophäe ist sie aber nicht. Benebelt vom Koks lebt sie neben ihm her, hat ihm ebenso wenig zu geben wie er ihr. Statt von der Mutter, einer einfachen Fabrikarbeiterin, wie ein verlorener Sohn empfangen zu werden, wird er mitsamt seines Geldes verstoßen und auch seine Schwester Gina (Mary Elizabeth Mastrantonio) entfernt sich mehr und mehr von ihrem Bruder, anstatt – wie er es sich vielleicht wünscht – ganz ihm zu gehören.

Es ist der Verlust, die Verleugnung seiner Vergangenheit und damit auch seiner Mitte, die sein Ende unausweichlich machen. Tony erkennt seine Grenzen nicht mehr: Der Lebensstil des "anything goes" hat ihn geblendet, bis er sich selbst für unsterblich hält. Die Warnung seines mächtigen Geschäftspartners Sosa (Paul Shenar), ihn niemals zu hintergehen, schlägt er in den Wind, besiegelt damit sein Schicksal; seinen besten Freund Manny (Steven Bauer) tötet er in einem Augenblick der Besinnungslosigkeit, weil dieser seine Schwester Gina geheiratet hat. Wenn am Ende Sosas kolumbianische Killerarmee sein Anwesen stürmt und ihn mit Blei vollpumpt, weigert er sich im Koksrausch förmlich zu sterben. Tony ist längst ein Zombie geworden, ohne jegliche menschliche Bindungen, ohne Ziel, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft. Es erscheint wie Spott, wenn er am Ende tot in einem Brunnen liegt, über dem sein Lebensmotto steht: "The World is yours". Dieser Tony Montana hatte alles, nun geht er mit leeren Händen. Es bleibt niemand mehr übrig, der sich seiner erinnern würde ...

SCARFACE, 1983 entstanden, ist der verfrühte Abgesang auf die Achtziger, auf ein solipsistisches Jahrzehnt der Oberflächenbesessenheit, in dem der Mensch sich im Rausch der Geschwindigkeit und der Egodroge schlechthin, dem Kokain, verlor. Es ist das Jahrzehnt, in dem der amerikanische Traum als Silberschweif am Horizont erschien, als die Manifestation allen menschlichen Strebens. Doch dieser Schweif entpuppte sich dann doch nur als wenig stabiler Kondensstreifen, dessen Quelle längst außerhalb des Sichtfelds geraten war. Wer dem almighty Dollar zu verbissen hinterher jagte, musste feststellen, dass er sich unterwegs selbst verloren hatte. Die visionäre Kraft von SCARFACE geht zu allererst auf das Konto von Oliver Stone, der – seines Zeichens eloquenter Chronist amerikanischer Geschichte – mit seinem Drehbuch die eigene Kokainsucht überwinden wollte und gleichzeitig die niederschmetternde Diagnose für ein ganzes Jahrzehnt aussprach. De Palmas Verdienst ist es, die Genialität dieses Drehbuches erkannt zu haben und seine Regie ganz in dessen Dienst gestellt zu haben. Auch wenn SCARFACE ein Film der Begierde und vor allem der gierigen Blicke und damit unverkennbar ein De Palma ist, nimmt sich sein Regisseur doch sehr zurück. Sein aus anderen Filmen bekannter Szenenaufbau, die innovative und elegante Kameraarbeit, der suggestive Schnitt dienen hier zu allererst dem Spannungsaufbau (man denke etwa an die grandiose Kettensägen-Szene, die Suspense-Szene, in der Tony sein Todesurteil unterschreibt, den Einsatz der Zeitlupe).

Zu Stones phänomenalem Drehbuch und De Palmas filigraner Regie gesellt sich Giorgio Moroders sprachlos machender Score hinzu, der den Geist der Achtziger perfekt widerspiegelt. Da wird zu klinisch sauberen Synthesizern das "Yeyo" besungen, die Forderung "Push it to the Limit" ausgesprochen und ein ungebrochener Materialismus zelebriert, dass es einem kalt den Rücken hinunterläuft. In den instrumentalen Passagen bricht sich hingegen das menschliche Drama Bahn, wird der Weg Tony Montanas mit kalten Sounds vorgezeichnet, die die Divergenz zwischen dem immerwährenden Traum vom Glück und dem Status Quo der Achtziger auf erschreckende Weise verdeutlichen. Es scheint kein Zufall, dass SCARFACE ebenso wie MIAMI VICE, diese Serie, die den Diagnosen Stones in vieler Hinsicht entspricht, in Miami angesiedelt ist. Dort, wo die USA dem Paradies am nächsten scheinen, zeigt sich, wie weit sie sich in Wahrheit schon von diesem entfernt haben.

Für mich ist SCARFACE ohne jeden Zweifel der Film der Achtziger schlechthin und einer meiner absoluten und auch nach der xten Sichtung unangefochtenen Lieblingsfilme. Alles an SCARFACE ist Exzess: Die "Fucks" sind unzählbar, er ist ordinär, brutal, mit 170 Minuten Länge überlang und durchweg und in allem überdimensioniert. Vielleicht die Apotheose des Exploitationfilms – ein ziemlich bemerkenswertes Fazit für eine solche Großproduktion. Endgültig in den Stand des filmischen Heiligtums erhoben wird SCARFACE von Al Pacinos Performance, der mehr als einmal die Schwelle zum Overacting überschreitet, aber erstaunlicherweise immer in character bleibt. Wer diesen Film einmal im englischen Original genossen hat, ist danach nicht mehr derselbe, Um es abzukürzen: SCARFACE ist perfekt.

#1064 Funk_Dogg

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Geschrieben 18. Dezember 2007, 16:58

Die Brian-De-Palma-Werkschau


Body Double (USA 1984)
Regie: Brian De Palma

Der erfolglose Schauspieler Jake Scully (Craig Wasson) ist schwer gebeutelt: Nicht nur macht ihm seine Klaustrophobie bei seiner Rolle als in einem Sarg nächtigender Vampir zu schaffen, er wird auch noch von seiner Lebensgefährtin hintergangen (Barbara Crampton in einem barbusigen Gastauftritt). Dass er eine neue Wohnung sucht, bekommt der Schauspielkollege Sam Bouchard (Gregg Henry) mit und bietet Scully leihweise ein luxuriöses Appartement an. Der Clou dieser Behausung: Vom Fenster aus kann man einer attraktiven Brünetten Gloria Revelle (Deborah Shelton) beim nächtlichen Masturbationstänzchen zusehen. Scully ist bald schon fasziniert von dieser Frau, die jedoch nur wenig später vor seinen Augen umgebracht wird. Als der schockierte Scully kurz darauf einen Trailer mit der Pornodarstellerin Holly Body (Melanie Griffith) sieht, ist er überzeugt, hereingelegt worden zu sein: Denn Hollys Nackttänzchen sieht dem seiner Nachbarin verblüffend ähnlich ...

Nachdem De Palma mit SCARFACE zum ersten Mal ein fremdes Drehbuch umsetzte, begibt er sich mit BODY DOUBLE wieder auf vertrautes Terrain. In einem Film, der gleichermaßen Hitchcocks REAR WINDOW sowie VERTIGO zitiert, behandelt er wieder einmal alle seine Leib- und Magenthemen: Voyeurismus, Begierde und Verlangen, Authentizität, Schein und Wahrheit. Dennoch unterscheidet sich BODY DOUBLE von seinen nächsten Verwandten wie etwa DRESSED TO KILL oder OBSESSION: BODY DOUBLE trägt deutlich komische Züge und nähert sich stilistisch der überformten Welt des Exploitationfilms an. Nach dem bombastischen SCARFACE wirkt BODY DOUBLE klein, irgendwie schmierig, so wie die Filme in denen seine Hauptfigur auftritt und von denen sich De Palma Anfang und Ende geborgt hat. BODY DOUBLE ist der bis dahin selbstreflexivste Film De Palmas, wirkt wie eine Zwischenbilanz seines Regisseurs: Scully ist der typische Peeping Tom, auch wenn es sein Regisseur Rubin (Dennis Franz in seinem vierten De-Palma-Auftritt gewohnt schmierig) ist, der den Namen des Voyeurs aus GREETINGS und HI, MOM! trägt. Holly Body ist das Ergebnis der Synthese aus der naiven Sally (BLOW OUT), der Prostituierten Liz (DRESSED TO KILL) und dem Wiedergänger-Charakter Sandras (OBSESSION). Ihr ungläubiges Lachen als Scully ihr "Schauspieltalent" lobt, lässt zudem an Danielle Bretons unbewusst doppeldeutiges "Sometimes I'm an actress" denken. Der Schurke – der ebenso wie das Opfer eine Art Body Double hat – ist eine Kreuzung aus dem verbindlichen Charme des Verräters Lassalle (OBSESSION) und der Fremdartigkeit der Killer aus MURDER A LA MOD, PHANTOM OF THE PARADISE, DRESSED TO KILL und BLOW OUT. Die lange Stalking-Sequenz kehrt die berühmte Museumsszene aus DRESSED TO KILL um, der mit einer Duschszene eröffnet, während BODY DOUBLE mit einer solchen schließt: Auch die Stilmittel, die zum Einsatz kommen, halten den Zuschauer mehr auf Distanz, machen ihm immer wieder deutlich, dass er einen Film sieht. Neben den Film-im-Film-Twists gegen Ende zum Beispiel in der Kussszene ziemlich genau zur Hälfte des Films: Vor einer Repro wirbelt die Kamera mehrmals um die sich leidenschaftlich küssenden Scully und Gloria, der überempathische Score Donaggios steigert die eh schon unglaublich komische Szene ins Unermessliche. Doch den Kulminationspunkt erreicht BODY DOUBLE als er sich plötzlich kurzzeitig in den Videoclip zu Frankie goes to Hollywoods „Relax“ verwandelt: Das ist gleichzeitig so unverschämt und radikal, wie es sich in De Palmas insgesamt ungemein verspielten und dreisten Film nahtlos eingliedert. Im Grunde hat sich die Entwicklungslinie, die De Palma von der Nouvelle-Vague-beeinflussten Komödie zum Thriller führte, mit BODY DOUBLE zum Kreis geschlossen. Die Neuorientierung dauerte fünf Jahre, in denen De Palma mit unterschiedlichem Erfolg versuchte, Publikumserfolge zu inszenieren (WISE GUYS bzw. THE UNTOUCHABLES), dann folgte CASUALTIES OF WAR.

#1065 Funk_Dogg

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Geschrieben 18. Dezember 2007, 17:39

800 Balas (Spanien 2002)
Regie: Alex de la Iglesia

Dem kleinen Carlos fehlt ein Papa. Zwischen seiner verbiesterten Mutter Laura (Carmen Maura) und seiner Großmutter Rocío (Terele Pávez) ist er dabei sich zum Problemkind zu entwickeln. Ein altes Kinoplakat, auf dem sein verstorbener und verleugneter Vater sowie sein ebenso unerwünschter Großvater Julián (Sancho Gracia) zu sehen sind, weckt sein Interesse. In Almeria waren die beiden einst in der Blütezeit des Eurowesterns als Stuntmen tätig. Diese Nachricht veranlasst Carlos sofort dazu, mit dem Taxi in die andalusische Provinz zu fahren, wo die alte Westernstadt nur noch spärlich Kunden anzieht. Zwar ist sein Opa immer noch der Alte, weiß mit Anekdoten aus einer besseren Zeit zu begeistern, doch den Niedergang seiner Wahlheimat kann er nicht aufhalten. Aber als sich das Ende abzeichnet, beschließt er, seine Westernstadt mit den letzten 800 scharfen Kugeln zu verteidigen ...

Ich mag Alex de la Iglesia: Seit ACCION MUTANTE haben mir alle seine Filme gefallen, auch wenn sie beileibe nicht perfekt sind. In Deutschland feiert er dann und wann Achtungserfolge, etwa mit PERDITA DURANGO, LA COMMUNIDAD oder zuletzt mit CRIMEN FERPECTO, doch etablieren konnte er sich nie, weil auf jeden Achtungserfolg ein eher missachteter Film folgte: die Tragikomödie MUERTOS DE RISA nach PERDITA DURANGO und eben 800 BALAS nach LA COMMUNIDAD. Fünf Jahre hat die Liebeserklärung des Spaniers an den Eurowestern gebraucht, um nach Deutschland zu kommen, nach Ansicht des Films weicht der aufgestaute Ärger über diese Tatsache ziemlich schnell der Einsicht: In 800 BALAS geht de la Iglesia zwar den Weg der Reduktion weiter, konzentriert sich wieder ganz auf den zentralen Konflikt, anstatt diesen hinter vielen einzelnen Ideen verschwinden zu lassen. Leider verliert sein Film dabei das, was sie sonst im Übermaß anzubieten haben: Leben. 120 Minuten lang dauert 800 BALAS, doch nie hat man den Eindruck, dass er sein Versprechen einlöst. Die Exposition dauert viel zu lang, der Film schwebt den gesamten Mittelteil über in der Unentschiedenheit zwischen Komödie und Drama. Erst im letzten Drittel entscheidet er sich viel zu spät zugunsten des Dramas – vielleicht auch, weil ihm einfach die funktionierenden Pointen fehlen. Für den Aufwand, der sichtlich betrieben wurde, ist 800 BALAS eine echte Enttäuschung. Was hätte man mit diesen Mitteln, diesen Schauspielern aus dem Stoff hätte machen können? So bleibt am Ende der schwächste Film des Spaniers, der auf die Zweitsichtung zur Rehabilitation warten muss. Ob die aber so bald ansteht, wage ich zu bezweifeln ...

#1066 Funk_Dogg

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Geschrieben 21. Dezember 2007, 12:01

Billy Jack (USA 1971)
Regie: Tom Laughlin

Zwischen den Schülern einer in einem Indianerreservat gelegenen Hippie-Schule und der Bevölkerung der nahe gelegenen Stadt kommt es immer wieder zu Konflikten: Vor allem Indianer sind in einigen Geschäften überhaupt nicht gern gesehen. Das beherzte Eingreifen Billy Jacks (Tom Laughlin), eines Hapkido kämpfenden Halbindianers, lässt die Situation immer mehr eskalieren. Der von Minderwertigkeitskomplexen getriebene Bernard, Sohn eines erfolgreichen Industriellen, schießt schließlich über das Maß hinaus, als er Jean (Delores Taylor), die Leiterin der Schule vergewaltigt. Es kommt zum blutigen Konflikt in der Schule ...

Nach THE BORN LOSERS widmete sich Regisseur/Drehbuchautor/Produzent Tom Laughlin zusammen mit seiner Frau Delores Taylor der Figur des Billy Jack – und das mit sensationellem Erfolg: Der Low-Budget-Film wurde zum Überraschungshit und Kultfilm, der einiges dazu beitrug, den mythischen Westernhelden für das "moderne" Kino urbar zu machen. Tatsächlich ist die Figur des Halbindianers mit dem breitkrempigen Hut, der einsilbigen, bestimmten Art und seiner Verbindung zum Native America ein sehr attraktiver Actionheld. Doch BILLY JACK ist beileibe kein Reißer: Man spürt das missionarische Feuer, das seine Macher angetrieben hat, in jeder Szene: Laughlin und Taylor wollen nicht unterhalten, sie wollen etwas verändern. Der Mode der Zeit entsprechend arbeitet Laughlin mit Improvisationen und verleiht seinem Film so in einigen Sequenzen einen sehr authentischen, dokumentarischen Anstrich, der als Kontrast zu den Actionszenen und der Inszenierung seiner Hauptfigur fungiert und ihn über Passagen hinweg fast als filmisches Manifest erscheinen lässt. BILLY JACK ist stilistisch und inhaltlich deutlich entschlossener als sein Vorgänger THE BORN LOSERS, stellt den Konflikt zwischen der Intoleranz der "Alten" und den "umstürzlerischen" Schülern in den Vordergrund und positioniert sich sehr unmissverständlich zu den damals akuten Zusammenstößen von Staatsmacht und studentischem Widerstand. Halbindianer Billy Jack kommt dabei die Rolle des zwischen den Polen Wandelnden zu: Der von ihm vertretene Naturmystizismus und seine stoische Lebenshaltung verbinden ihn mit den in eine bessere Zukunft weisenden Hippies, sein unbändiger Zorn und seine Durchschlagskraft mit der Unverbesserlichkeit der Schurken, die ihn ob dieser Ähnlichkeit nur umso mehr hassen. Dieses "Dazwischen" charakterisiert Billy Jack als Actionhelden, macht ihn zum Verwandten all der Dirty Harrys und Rambos, die zwar für das Gute eintreten, selbst aber niemlas ganz "gut" sein können. Wie sein Protagonist, so ist auch der Film nicht ganz eindeutig: BILLY JACK wirkt mit seiner Fernsehseriendramaturgie sehr episodisch, fügt nie so richtig zu einem großen Ganzen zusammen. Dennoch ist er verglichen mit seinem direkten Nachfolger THE TRIAL OF BILLY JACK eine goutierbare Angelegenheit geworden: Vor allemd die Kampfszenen sehen sehr gut aus, was für einen amerikanischen Film aus dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit ist. Das Gelingen dürfte auf das Konto Bong Soo Hans gehen, dessen Antlitz man einmal sehr deutlich unter Billy Jacks Hutkrempe hervorblitzen sieht. Die schwerste Bürde von Laughlins Film ist unzweifelhaft Hauptdarstellerin Delores Taylor, die schier unerträglich ist, aber – möglicherweise in liebender Verblendung – beinahe als Heilige gezeichnet wird. Generell muss man damit klarkommen, dass die propagierte alternative Lebensphilosophie mit ihren ins Esoterische gewendeten humanistischen Werten nicht nur reichlich naiv ist, sondern auch mit unverhältnismäßiger Selbstgerechtheit vertreten wird. In den Szenen, in denen sich die dumme Phrasen dreschenden Halbwüchsigen den Verantwortlichen der Stadt entgegenstellen, möchte man mehr als einmal die konservativen Kräfte unterstützen und den Hippies ein "Wascht euch gefälligst!" entgegenschleudern, die gruppendynamischen Rollenspiele, die die Schüler ständig inszenieren, um sich gegenseitig ihre moralische Integrität zu bestätigen, und die kernbetroffenen Dialoge machen es nicht besser. BILLY JACK sollte man sich als nicht unwichtiges kulturelles Artefakt ruhig einmal ansehen, dabei aber besser niemals die historische Brille abnehmen: Der Blick könnte sonst sehr getrübt werden.

#1067 Funk_Dogg

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Geschrieben 21. Dezember 2007, 12:51

The Trial of Billy Jack (USA 1974)
Regie: Tom Laughlin

Nach den Ereignissen des Vorgängers landet Billy Jack (Tom Laughlin) für vier Jahre im Bau. Bei seiner Freilassung wird er von den Schülern von Jeans (Delores Taylor) Hippieschule gefeiert wie der wiedergeborene Heiland, doch gleichzeitig beginnen mit seiner Rückkehr die Probleme. Immer wieder kommt es zu kleineren Scharmützeln, bis am Ende die Staatsgewalt mit recihlich Munition an Jeans Schule tellung bezieht ...

THE TRIAL OF BILLY JACK ist vor allem eins: lang. Mit 170 Minuten lässt er keinen Zweifel mehr daran, dass seine Macher Laughlin und Taylor auf einer Mission sind. Ihr Ziel: die Welt zu einem besseren Ort machen, in der sich alle lieb haben und es keinen Krieg mehr gibt. Und weil dieses Ziel nur schwer zu erreichen ist, muss man es umso verbissener versuchen. Es ist diese Verbissenheit, die den Film selbst, aber auch dessen Charaktere auszeichnet, und die TRIAL zu einer völlig unerträglichen Aufgabe für seine Betrachter macht. Um die angebliche Überlegenheit ihrer Lebensphilosophie zu demonstrieren, lässt Laughlin jugendliche Hippiemädchen kleine behinderte und schwer erziehbare, psychisch beschädigte Jungen mit der Kraft der Lagerfeuergitarre heilen, immer und immer wieder flammende und tränenreiche Reden halten, in denen sich die Hippies selbst zerfleischen, bevor zum Trost erneut die Klampfe ausgepackt wird. Das alles im vom Vorgänger gewohnten Improvisationsstil, sodass man sich noch nicht einmal über übertriebenes Chargieren belustigen kann. Natürlich konnte Lauglin 1974 die Realität auch nicht mehr länger leugnen: Flower Power und Revolution waren gescheitert, hatten sich selbst ad absurdum geführt. Diesen Weg zeichnet er auch in TRIAL nach, lässt die Hippies vom richtigen, von Jean propagierten Weg abkommen, und dem wehrhaften Beispiel Billys folgen, sich damit unweigerlich dem Feind annähernd. Am Ende steht natürlich die Selbsterkenntnis und so kann doch noch alles gut werden, wahrscheinlich schon im vierten und letzten Film der Saga, BILLY JACK GOES TO WASHINGTON, der mir leider (?) noch bevorsteht. Ganz, ganz hartes Brot ist TRIAL, weil er seine weiblich Protagonistin zu einer Heiligen stilisiert, der Bescheidenheit leider über weite Strecken abgeht. Das gilt auch für ihre nie um ebenso schwachsinnige wie größenwahnisinnige Ideen verlegenen Schützlinge: Die geben sich schon lange nicht mehr damit zufrieden, sich lokal zu engagieren und der Oma über die Straße zu helfen, nein, sie wollen die Welt verändern. Da werden "Exposés" verfasst, mit denen Verschwörungen in Politik und Wirtschaft aufgedeckt werden sollen, und der eigens betriebene Fernsehsender ist so unbequem und radikal, dass sich sogar das FBI einschaltet. Der Film zeigt dies ohne jeden Anflug von Humor, meint es toternst. Vielleicht ist es Laughlin viel besser gelungen, einen Film über den Niedergang der Hippieideale zu drehen, als er dachte: Die ganze Selbstgerechtigkeit seiner Protagonisten, die teilweise schon an Totalitarismus grenzt, macht das ganze Dilemma dieser Bewegung greifbar, lässt außerdem auch die Beweggründe der anderen Seite nachvollziehen. Mich hat TRIAL so dermaßen enerviert, dass ich bereit war in Freudentränen auszubrechen, als Jean sich im finalen Massaker endlich zwei Kugeln einfängt. Leider verpasst Laughlin die Chance zur Wiedergutmachung und lässt sie dennoch überleben, was zu einem der grauenvollsten und peinlichsten Enden der Filmgeschichte führt. Unter Tränen versammeln sich die vom rechten Weg abgekommenen Hippies in ihrer Schule und singen noch ein letztes Mal inbrünstig "Give Peace a Chance". Ich habe mich gewunden vor dem Fernseher. THE TRIAL OF BILLY JACK ist der Film, für den der Begriff "überambitioniert" erfunden wurde. Ein ganz großer Kotzbrocken, der den härtesten Betrachter an die Grenzen der Belastbarkeit führt.

#1068 Funk_Dogg

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Geschrieben 23. Dezember 2007, 14:01

Die Brian-De-Palma-Werkschau


Wise Guys (USA 1986)
Regie: Brian De Palma

Die beiden Verlierertypen und Kumpels Harry Valentini (Danny DeVito) und Moe Dickstein (Joe Piscopo) arbeiten für den Mafiaboss von New Jersey, Anthony Castelo (Dan Hedaya), für den sie regelmäßig die langweiligen Botenläufe übernehmen dürfen, während sich andere mit den dicken Fischen herumschlagen. Als beide den Auftrag bekommen, für ihren Boss eine Pferdewette abzugeben, wittert Harry die Chance auf den Karrieresprung: Statt auf Castelos favorisierten Klepper zu setzen, übernimmt Harry die Initiative – und verliert alles. Weil beide sich vor ihrem Chef jedoch weigern, ihren jeweils besten Freund übers Messer springen zu lassen, hat Castelo einen Spezialauftrag: Harry und Moe sollen sich gegenseitig umlegen ...

Den Marginalien einer Filmografie kommt im Rahmen einer Werkschau meist besondere Aufmerksamkeit zu, hofft man doch, diese zu rehabilitieren oder aber zumindest fester im Oeuvre verankern zu können. Insofern war auch die WISE GUYS-Sichtung eine besonders ambitionierte, gilt De Palmas Gangsterkomödie doch als einer seiner echten Fehltritte. Große Neuerkenntnisse kann ich aber leider nicht vermelden: WISE GUYS, De Palmas Auftragsarbeit nach fremdem Drehbuch, ist eine durchaus akzeptable Komödie, aber beileibe kein guter Film, die Handschrift des Meisters kommt zudem nur in wenigen Szenen zum Vorschein. So etwa in der schönen Anfangssequenz, in der die beiden Hauptfiguren als völlig konträre Charaktere gezeigt werden – Harry als ambitionierter Karrieremann im Kamelhaarmantel, Moe als Taugenichts, der noch bei seiner Mutter wohnt –, die sich dann jedoch als direkte Nachbarn und eben dicke Freunde entpuppen, oder in der Kombination aus mehrfachem 360-Grad-Schwenk und Zeitraffer, die zum Einsatz kommt, als Harry das vermutlich explosive Auto seines Chefs zünden soll. Bis auf diese wenigen inszenatorischen Schlaglichter filmt De Palma einfach das Drehbuch ab, dessen potenziell vorhandener Witz – die erste halbe Stunde weiß durchaus zu gefallen, DeVito und Piscopo geben ein ganz lustiges Paar ab –, irgendwann unter einem Berg lustloser Routine begraben wird. Mit einem anderen Regisseur hätte WISE GUYS vielleicht sogar eine der in den Achtzigern so beliebte wie erfolgreiche Buddy-Komödie werden können, so bleibt der Film jedoch leblos und uninspiriert. Die Charaktere sind bis auf die beiden Hauptfiguren bloße Skizzen und das unterminiert letztlich das ganze Unternehmen. WISE GUYS ist durchaus vergleichbar mit Terry Gilliams BROTHERS GRIMM: Ein seelenloses Produkt, dem die persönliche Handschrift zwar völlig abgeht, das aber gerade deshalb auch ganz gut ignoriert werden kann. Der Versuch, einen Kassenschlager zu inszenieren, gelang De Palma schon ein Jahr später mit THE UNTOUCHABLES deutlich besser.

#1069 Funk_Dogg

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Geschrieben 23. Dezember 2007, 15:21

Walking Tall (USA 1973)
Regie: Phil Karlson

Ex-Marine und Ex-Catcher Buford Pusser (Joe Don Baker) kehrt mit Kind und Kegel in sein Heimatstädtchen zurück. Dort hat sich in seiner Abwesenheit einiges verändert: Korruption und Verbechen haben Einzug im Paradies gehalten und Buford ist der einzige, der daran etwas auszusetzen hat. Nach einem ersten Zusammenprall, den Buford nur knapp überlebt, bewirbt er sich als Sherriff des verschlafenen Nests und zieht mit seinen Verbündeten in den Kampf, seinen Glücksbringer – einen massiven Holzknüppel – immer einsatzbereit ...

Nach der Biografie des echten Buford Pusser, einer amerikanischen Heldenfigur, inszenierte Karlson dieses 125-minütige Epos, das sich von seinem 2004er-Remake massiv unterscheidet. Ist jenes ein reines, kurzweiliges Actionvergnügen in dem der Muskelberg The Rock reichlich Gelegenheit bekommt, Bösewichter mit seinem absurd überdimensionierten Kantholz zu verwichsen, geht es im Original deutlich langsamer und auch realistischer zu. In seinem wenig geradlinigen, episodischen Handlungsverlauf zeichnet sich die Aussichtslosigkeit von Bufords Kampf ab, wird ein dem Geist der frühen Siebziger entsprechend pessimistisches Gesellschaftsbild gezeichnet. In WALKING TALL hat auch das angeblich unberührte Hinterland seine Unschuld längst verloren, haben Habgier und Gewalt schon Einzug gehalten. Pusser, laut eigenen Angaben auf der Flucht vor dem "System", will dem nun entgegenwirken. An seiner präferierten Waffe, dem gewaltigen Holzprügel, zeichnet sich schon ab, welche Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit er vertritt: Mit ihm feiert das einfache Rechtsverständnis des alten Testaments seine Rückkehr. So sehr seine Verzweiflung und sein Zorn ihn als Verwandten Dirty Harrys ausweisen, es ist diese seine Waffe, in der sich der Unterschied zwischen den beiden am deutlichsten abzeichnet: Mit seiner 44er Magnum ist auch der Vigilant Harry Callahan immer noch Vertreter des Systems, Buford Pusser stellt sich hingegen absichtlich außerhalb der seiner Meinung nach schon korrumpierten Sphäre und bringt eine neue Rechtssprechung in seine Heimat. Karlsons WALKING TALL zeigt nun aber wie Siegels recht deutlich, dass dieses Vorgehen allerhöchstens singuläre Erfolge zeitigt, ansonsten aber zum Scheitern verurteilt ist. So sehr sich Pusser auch wehren mag, er selbst perpetuiert des System, dem er doch eigentlich entfliehen möchte, macht sich selbst schuldig und ist für die im Verlauf des Films immer aufs Neue aufkeimende, nie aufhörende Gewalt entscheidend mitverantwortlich. Buford Pusser ist zumindest im Original von 1973 ein Antiheld, ein Relikt aus einer Zeit, die längst beendet ist. Und so sehr er sich auch anstrengen mag: Er kann die Zeit nicht zurückdrehen. Joe Don Baker, den ich aus anderen Rollen als unnahbaren Klotz in Erinnerung hatte, offenbart hier eine durchaus verwundbare Seite und verleiht seinem Pusser eine fast jugendliche Naivität, die im Lauf der Ereignisse immer mehr einer unbelehrbaren Verbissenheit weicht, je mehr sich abzeichnet, dass sein Weg kein Ende kennt. Sehr gut!

#1070 Funk_Dogg

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Geschrieben 23. Dezember 2007, 19:06

Clementine (Südkorea/USA 2004)
Regie: Du-yeong Kim

Der Taekwondo-Champ Kim (Dong-jun Lee) wird bei einem Turnierkampf in "Lasvegas", wie es eine Schrifteinblendung verkündet, durch eine Fehlentscheidung geschlagen. Weil ein Unglück selten allein kommt, stirbt gleichzeitig auch noch seine Frau bei der Niederkunft. Acht Jahre später lebt Kim als Polizist mit seiner kleinen Tochter zusammen. Doch die Vergangenheit läst ihn nicht los: Ein amerikanischer Kampfpromoter will unbedingt Kims Comeback gegen den amtierenden Champ Jack Miller (Steven Seagal) erwirken und dazu ist ihm jedes Mittel recht ...

Ich habe nun weiß Gott nichts von diesem Film erwartet, der zu deutsch wunderbar nichtssagend HARD TO FIGHT heißt, aber selbst diese Erwartungen wurden noch unterboten. Statt eines unterklassigen Kampfsportfilmes bekommt der Zuschauer ein unterklassiges Vater-Tochter-Drama geboten, das von der deutschen Synchro, der miesen Inszenierung, den mäßigen Schauspielleistung, der nervtötenden Kinderdarstellerin und der umständlich auf 100 Minuten gestreckten Handlung mit vereinten Kräften in die Scheiße geritten wurde. Die zahnlückige Tochter wird zum eigentlichen Hauptdarsteller des Films, vereint zu guter Letzt den Papa mit der Mama, die mitnichten bei der Geburt gestorben ist, sondern vielmehr ihrerseits in dem Glauben gelassen wurde, sie habe ihre Tochter verloren. Wie es den beiden Elternteilen gelingt, diese bewegte gemeinsame Biografie hinter sich zu lassen und einen neuen Anfang zu starten, bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen, Regisseur Kim scheint jedenfalls keine Zweifel daran zu haben, dass das funktioniert. Wenn er meint. Zu Seagals Kurzauftritt kann man eigentlich nichts sagen: Er fuchtelt ein bisschen in kraftsparenden Close-Ups herum, Totalen von ihm hat sich der Regisseur gleich ganz verkniffen. So gelingt es ihm zwar, des Meisters imposanten Körperumfang und die damit verbundene Immobilität zu verbergen, aber gleichzeitig bleibt Seagal ein Fremdkörper in dem Film – wie der gesamte Kampfsport-Subplot. Zumindest unter dem deutschen Verleihtitel ist CLEMENTINE eine echte Mogelpackung, ein Film wie Kraut und Rüben und eine gottverdammte Zeitverschwendung, die noch nicht einmal als Partyfilm zu gebrauchen ist. Der einzige Antrieb zur erneuten Sichtung könnte darin bestehen, anhand der wechselnden Milchzahnlücken der kleinen Hauptdarstellerin den Drehplan des Films zu rekonstruieren.

#1071 Funk_Dogg

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Geschrieben 26. Dezember 2007, 13:13

Hatchet (USA 2006)
Regie: Adam Green

Weil sich der unter Trennungsschmerz leidende Mardi-Gras-Tourist Ben (Joel Moore) im Trubel der Menschen nicht besonders wohl fühlt, überredet er seinen Kumpel Marcus (Deon Richmond) mit ihm zusammen eine "Haunted-Swamp-Tour" zu machen. Diese gerät allerdings zum Fiasko: Der Tourleiter kennt sich gar nicht aus in der Gegend und setzt das Boot mitten in einem Wolkenbruch auf Grund. Das ist jedoch noch nicht das schlimmste Problem: Denn Victor Crowley, eine durch einen Axthieb entstellte Legendenfigur, schleicht rachsüchtig durchs Gebüsch ...

"It's not a remake. It's not a sequel. And it's not based on a Japanese one." So lautet die Tagline für diesen Film, die perfekt die Richtung vorgibt. HATCHET ist ein Von-Fans-für-Fans-Film, der kräftig auf Nostalgie macht und den Geist der Achtziger mit seinen unzähligen generischen Slasherfilmen hochleben lässt. Die Mainstreamhorror-Ikonen dieses Jahrzehnts, Robert Englund und Kane Hodder, haben kleinere Auftritte in Zivil (Hodder übernimmt auch den in Jason-Manier killenden Crowley), John Carl Buechler zeichnet für die FX-Schweinereien verantwortlich, die in ihrer Drastik kaum zu überbieten sind. Das Kunstblut wird gleich literweise vergossen, Gliedmaßen werden en gros abgetrennt. HATCHET ist ein typischer Partyfilm – und das ist dann auch für manche vielleicht der Haken an der Sache: Horror oder auch nur sanften Grusel gibt es hier überhaupt nicht, vielmehr versucht sich HATCHET als Splatterkomödie, ohne allerdings auf die heute handelsüblichen In-Jokes, Zitate oder selbstreflexiven Spielereien zurückzugreifen. Das funktioniert erstaunlich gut, was nicht zuletzt auf die überzeugend und sympathisch agierenden Darsteller zurückzuführen ist, die sowohl die witzigen als auch die Kreischpassagen gut hinbekommen. Die letzten nötigen Sympathiepunkte fährt HATCHET mit seinem kompromisslosen Finale ein: Nach bescheidenen 75 Minuten endet der Film mit einem hübschen Knalleffekt im wohl abruptesten Finale seit Hoopers TEXAS CHAIN SAW MASSACRE. Für mich reicht das: HATCHET ist sehr sehr willkommene Unterhaltung und eine schöne Zeitreise in die Vergangenheit, in der Horror vor allem eins bringen sollte: Spaß.

#1072 Funk_Dogg

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Geschrieben 26. Dezember 2007, 16:41

3 Godfathers (USA 1948)
Regie: John Ford

Beim Versuch, eine Bank zu überfallen, werden die drei Ganoven Robert (John Wayne), Pedro (Pedro Armendariz) und William (Harry Carey jr.) vom Sherriff gestellt, dem es im Anschluss gelingt, die drei ohne Wasser in die Wüste zu treiben. An einer der raren Wasserstellen treffen die drei Flüchtlinge auf eine von ihrem Mann zurückgelassene Schwangere: Gemeinsam helfen sie ihr, das Kind zur Welt zu bringen, bevor sie stirbt. Doch vor ihrem Tod ernennt die Frau die drei Männer nicht nur zu Taufpaten, nach denen sie ihren Sohn benennt, sie nimmt ihnen auch das Versprechen ab, für ihr Kind zu sorgen ...

Was sich anhört wie DREI MÄNNER UND EIN BABY IM WILDEN WESTEN ist ein spiritueller Metawestern, für den sich John Ford von der biblischen Weihnachtsgeschichte inspirieren ließ und so einen der schönsten Western und Weihnachtsfilme überhaupt inszenierte – zumindest behaupte ich das jetzt mal so im Überschwang der Gefühle, die mich bei Sichtung gestern übermannten. 3 GODFATHERS transzendiert die im Western immanenten Themen der Suche, der Wiedergeburt und Reinigung zur großen Allegorie. Robert, Pedro und William sind eigentlich feine Kerle, die eigentlich nur aus Mangel an Alternativen auf der falschen Seite des Gesetzes stehen; dem Zuschauer sind sie aufgrund ihrer bedingungslosen Loyalität füreinander sofort sympathisch. Mit ihrer unfreiwilligen Verbannung in die Wüste setzt auch ihre Läuterung ein, die sich dann in der Elternschaft für den kleinen Robert William Pedro konkretisiert: Wenn sie in ihrem eigenen Leben schon nichts Sinnvolles angefangen haben, so möchten sie wenigstens ihrem Patenkind eine Zukunft ermöglichen. Und so ordnen sie ihr eigenes Leben dem des Neugeborenen unter. Man mag 3 GODFATHERS Kitschigkeit und Theatralik vorwerfen, das würde aber zum einen bedeuten, den Witz von Fords Film zu übersehen und seinen tief empfundenen Glauben zu marginalisieren. Im Bildaufbau orientiert sich Ford oft an Heiligenikonen und –bildern, nähert seinen Film so auch stilistisch seiner Inspirationsquelle an. Der Kitschvorwurf mutet da herzlos und bitter an, denn 3 GODFTAHERS ist ein wunderbarer Film, dessen humanistische Botschaft sich ungebrochen auf den Zuschauer überträgt.

#1073 Funk_Dogg

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Geschrieben 27. Dezember 2007, 11:37

Die Brian-De-Palma-Werkschau


Casualties of War (Extended Version) (USA 1989)
Regie: Brian De Palma

Der junge Rekrut Eriksson (Michael J. Fox) ist seit drei Wochen in Vietnam, da rettet ihm sein Vorgesetzter, der toughe Sergeant Tony Meserve (Sean Penn), das Leben. Als wenig später dessen bester Freund kurz vor der Ausreise erschossen wird, macht es bei Meserve "klick": Für die nächste Mission, einen langen Erkundungsmarsch, ordnet er seinen Männern – Eriksson, der tumbe Hatcher (John C. Reilly), der Brutalo Clark (Don Harvey) und der Frischling Diaz (John Leguizamo) – an, eine Vietnamesin "zum Vergnügen" zu kidnappen. Was Eriksson zunächst für einen schlechten Witz hält, wird grausame Wahrheit. Und so haben die fünf Soldaten ein junges Mädchen im Schlepptau, das von den Männern reihum vergewaltigt wird. Nur Eriksson weigert sich und muss fortan um sein eigenes Leben fürchten ...

Nachdem die Achtziger für De Palma vor allem aus Auftragsarbeiten bestanden, legte er gegen Ende des Jahrzehnts mit CASUALTIES OF WAR seinen vielleicht persönlichsten Film vor, der auf dem Tatsachenbericht des Vietnamveteranen Daniel Lang basiert und in eine Zeit fällt, in der die Ereignisse des Vietnamkriegs vom US-amerikanischen Kino verstärkt aufgegriffen wurden. CASUALTIES OF WAR behandelt die Frage, inwieweit wir unsere moralischen Standards auch unter extremen Bedingungen aufrecht erhalten können – und findet eine erschütternde Antwort. CASUALTIES OF WAR zeigt sehr eindrücklich den Unterschied zwischen den Mitläufern, die sich in allen Entscheidungen ihrem Umfeld anpassen – am eklatantesten Diaz, der Eriksson erst um Unterstützung bittet, weil er die Vietnamesin nicht vergewaltigen will, dann jedoch im entscheidenden Moment selbst einknickt –, und in der Minderheit befindlichen „charakterstarken“ Menschen wie Eriksson, der auch unter Lebensgefahr nicht von seinen Grundsätzen abweichen möchte. Die „Moral von der Geschicht“ fasst Eriksson selbst am besten zusammen: Wenn der Tod in jeder Sekunde eintreten kann, erscheinen Moral und Anstand zweitrangig, unwichtig. Aber ist nicht gerade das Gegenteil der Fall? Ist es unter solchen Umständen, wenn jede Handlung die letzte sein kann, nicht umso wichtiger, sich richtig zu verhalten? Diesen Konflikt zeichnet De Palma mithilfe der virtuosen Kameraarbeit von Stephen H. Burum (u. a. THE UNTOUCHABLES, BODY DOUBLE, sowie alle De-Palma-Filme der Neunziger) nach und weitet CASUALTIES OF WAR zu einer Anklage gegen jegliche Kriegshändel aus: Unter den gegebenen Umständen müssen junge Männer nahezu zwangsläufig einbrechen – wenn sie nicht vorher sang- und klanglos sterben. Aber De Palmas Film ist auch ein Ersuch um Abbitte, ein uneingeschränktes Schuldeingeständnis, das nach 120 schmerzhaften Minuten mit der Erlösung schließt: "You had a bad dream. But now it's over." sagt die junge Vietnamesin in der Straßenbahn, die Eriksson an die vergangenen Ereignisse hat denken lassen.

CASUALTIES OF WAR ist ein ergreifender Film, den man mit dem etwas abgegriffenen Schlagwort „schonungslos“ gut beschreiben kann. Für mich ist er einer der stärksten Antikriegsfilme und natürlich eine absiolute Augenweide. Wer die formalen Kniffe eines De Palma zu schätzen weiß, wird auch hier genug Gründe zum Schwärmen vorfinden: Vor allem das dramatische Nebeneinander von Ereignissen im Bildvorder- und -hintergrund – ein beliebtes Mittel bei De Palma, das hier besonders prominent zum Einsatz kommt – lässt einen einige Male mit der Zunge schnalzen. Ein Attentat auf Eriksson ist auf gewohnt gialloeske Art und Weise in Szene gesetzt und die klimaktische Vergewaltigung, aus einer statisch-verkanteten Position gefilmt, erhält genau die bildliche Kraft, die nötig ist, das Ereignis für den jungen Eriksson zum traumatischen zu machen. Wie Michael J. Fox – der Großes leistet, indem er zurückhaltend agiert – ins Bild gerückt wird, ist besonders interessant: Er wird von seinen Kollegen entweder an den Bildrand gedrängt oder von ihnen überragt.

Um es kurz zu machen: CASUALTIES OF WAR ist ein zu Unrecht etwas vernachlässigter Film aus De Palmas Filmografie, der außerdem Zeugnis von dessen ausgezeichneter Schauspielführung ablegt: Fox, Penn, Reilly, Clark und Leguizamo geben Glanzvorstellungen, De-Palma-Spezi Gregg Henry ist auch dabei. Für Editionsphilologen: Worin der Unterschied zwischen der von mir begutachteten „Extended Version“ und der altbekannten Kinofassung besteht, ist mir nicht bekannt. Die Sichtung der letzteren liegt schon zu lang zurück als dass Differenzen hätte feststellen können.

#1074 Funk_Dogg

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Geschrieben 27. Dezember 2007, 18:50

Fame (USA 1980)
Regie: Alan Parker

FAME begleitet einen Jahrgang der School of Performing Arts in New York von den ersten Auditions bis zum Abschluss nach vier Jahren. Der Puerto Ricaner Ralph (Barry Miller) will seinem Idol, dem Komiker Freddie Prinze, nacheifern und verliebt sich in das Mauerblümchen Doris (Maureen Teefy), die die Schauspielausbildung dazu nutzt, gesellschaftliche Fesseln abzustreifen. Der homosexuelle Montgomery (Paul McCrane) sucht nach Orientierung, der analphabetische Schwarze Leroy will seinem Milieu entkommen, die Sängerin Coco (Irene "Flashdance" Cara) will um jeden Preis berühmt werden und Synthie-Nerd Bruno (Lee Curreri) will seine Vision vom modernen Meisterwerk in die Tat umsetzen.

Wie einflussreich und trotz seiner unverkennbaren Verortung im damaligen Zeitgeist zeitlos Alan Parkers FAME ist, sieht man unter anderem auch daran, wie sehr sich die heute angesagten Castingshows in ihren narrativen Elementen an diesem orientieren. Es gibt den sozialen Outcast, der die Spielregeln der Gesellschaft erlernen muss, das zurückhaltende Mäuschen, das dann im Laufe der Ausbildung aufblüht, den Schüchternen Unauffälligen, die rücksichtslose Karrierefrau, die Zicke aus gutem Haus. Inhaltlich ist FAME ebenso vorhersehbar wie klischeehaft – aber keineswegs langweilig. Auf knapp zwei Stunden verdichtet Parker die vierjährige Ausbildung und bietet so eine sehr lebendige Collage aus Schnappschüssen, die mal lustig, mal traurig, mal mehr, mal weniger bedeutend sind. Wie der Discosound, der FAME untermalt – am bekanntesten dürfte sicherlich Ireen Caras "Fame" sein, der in der aufwändigsten Tanzszene des Films zum Einsatz kommt –, so pulsiert auch Parkers Film förmlich, wird er wie von einem inneren Drang angetrieben, ganz wie seine Protagonisten. "Der Weg zum Ruhm" lautete der deutsche Untertitel, doch wohin der beschrittene Weg die Charaktere von FAME führt, bleibt ungewiss. Eine der wichtigsten Lehren, die den Schülern auf den Weg gegeben wird, besagt, jeden Augenblick besonders intensiv zu erleben, jede noch so kleine Handlung mit größtem Bewusstsein auszuführen: Der Weg ist das Ziel.

#1075 Funk_Dogg

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Geschrieben 02. Januar 2008, 16:20

Anything Else
Regie: Woody Allen

Der Schriftsteller und Gagschreiber Jerry Falk (Jason Biggs) hat Probleme in Liebesdingen: Erst verlässt er seine Freundin Brooke (KaDee Strickland), um eine Beziehung mit der attraktiven Lebenskünstlerin Amanda (Christina Ricci) anzufangen, dann lässt er sich von letzterer nach Strich und Faden an der Nase herumführen. Sein älterer Kollege und Freund Dobel (Woody Allen) versucht den Jungen in ihren langen Gesprächen auf den richtigen Weg zu bringen: Und der soll ihn zu einem Fernsehengagement nach Los Angeles führen ...

Nach SMALL TIME CROOKS habe ich Allen aus den Augen verloren. Vor ein paar Jahren, so mit Mitte 20, da gab es mal eine Phase, in der ich mir seine Filme in schöner Regelmäßigkeit und mit großem Vergnügen und Gewinn angeschaut habe. Auch das Spätwerk mit Filmen wie MIGHTY APHRODITE, EVERYONE SAYS I LOVE YOU und vor allem DECONSTRUCTING HARRY hat mir damals durchaus Freude bereitet, auch wenn Allen zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon in einer solipsistischen Endlosschleife gefangen war. Einen richtig guten, durchweg begeisternden und runden Filmen hat er eigentlich schon seit geraumer Zeit nicht mehr hinbekommen. ANYTHING ELSE macht das ganz besonders evident: Als Allen-Kenner findet man sich sofort zurecht, erkennt den jungen Jerry Falk als Alter Ego seines Erfinders, dessen Dobel wiederum als Post-9/11-Äquivalent zu dessen ewigen Stadtneurotikern. Zur Bewaffnung wie Dobel hätte ein Alvy Singer damals sicherlich nicht aufgerufen, aber die Zeiten haben sich eben geändert. Das gilt auch für den Frauentyp, der den Männern in Allens Filmen zur Last fällt und der mit zunehmendem Alter des Regisseurs immer lolitahaftere Züge trägt. Es ist fast ein bisschen unangenehm dieser recht unverhohlenen Nabelschau beizuwohnen, dennoch unterschreitet auch ANYTHING ELSE niemals ein gewisses Niveau, das Allen eigentlich immer erreicht. So wie ich den Film gesehen habe – völlig ungeplant und überraschend im Fernsehen erwischt und aus Ermangelung an Alternativen dran geblieben –, war das völlig in Ordnung, im Kino, auf DVD oder gar ein zweites Mal muss ich das aber einfach nicht mehr haben. Dann lieber noch mal ANNIE HALL.

#1076 Funk_Dogg

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Geschrieben 02. Januar 2008, 16:32

Operation Dance Sensation (Deutschland 2003)
Regie: Thilo Gosejohann

Zweitsichtung ohne echte neue Erkenntnisse: Die Verballhornung des Eighties-Actionkinos mit echtem Ruhrpott-Lokalkolorit und den sympathisch agierenden Laiendarstellern ist ein wunderbares Stück Amateurkino und mit mehr Liebe, Herzblut und Seele inszeniert und gespielt als so manche Großproduktion. Die kleineren Längen und technischen Unzulänglichkeiten fallen da nicht wirklich ins Gewicht oder veranlassen höchstens echte Miesepeter zur Kritik. Eindeutiger Fave sind die zahlreichen Ninjasprüche von Atlas (Simon Gosejohann): „Zentrale? Ich brauch ’n neuen Ninja!“ Oder noch besser: „Ich brauche Verstärkung! Schick mal 5, 6 Ninjas. Oder weißte was: Mach ma gleich 60, 70 Ninjas.“ Ich habe mir wieder einmal fast das Beinkleid durchnässt.

#1077 Funk_Dogg

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Geschrieben 02. Januar 2008, 16:52

The Hills have Eyes Part II (USA 1985)
Regie: Wes Craven

Eine Clique von Motorradfahrern, deren Ischen sowie die domestizierte Kannibalenbraut Ruby (Janus Blythe) und der treue Hund Bobby, beide Überbleibsel aus dem Vorgänger, machen sich mit einem Bus auf den Weg durch die Wüste, um an einem Rennen teilzunehmen. Unterwegs schlägt natürlich der Tank leck und zwingt die hirnlosen Dösbaddel zu einer „Abkürzung“ durch die Walachei. Die führt sie nicht nur nicht ans Ziel, sondern auch in das Jagdgebiet der dezimierten Kannibalenfamilie um den „Reaper“ ...

Cravens Filmografie weist ja einige tendenziell eher missratene Filme auf – man denke an DEADLY FRIEND, SHOCKER, THE PEOPLE UNDER THE STAIRS, VAMPIRE IN BROOKLYN oder jüngst CURSED –, solchen hoffnungslos lust- und wertlosen Tand wie das Sequel zu seinem wegweisenden THE HILLS HAVE EYES hat er jedoch sonst nicht mehr verbrochen. Die erste halbe Stunde wird mit Material aus dem Original aufgefüllt (sogar der Hund hat eine Rückblende spendiert bekommen), dann wird eine ohne Höhepunkte auskommende und zudem schon 1985 völlig altbackene Slasherstory abgespult, die vermuten lässt, Craven habe den Beweis antreten wollen, er könne im Schlaf inszenieren, oder er habe gleich einen minderbemittelten Schimpansen auf dem Regiestuhl Platz nehmen lassen. Dass sich keiner der zumindest mitschuldigen Schauspieler beim Sturz in ein Plothole verletzt hat, muss als eines der größten Wunder der Filmgeschichte betrachtet werden. Spaß beiseite: THE HILLS HAVE EYES PART II ist ein echtes Armutszeugnis und hätte in dieser Form besser nie den Weg an die Öffentlichkeit gefunden. Allerdings wäre vor allem dem deutschen Zuschauer dann auch ein veritabler Baddie entgangen, der mit einer herrlichen Deppensynchro ausgestattet ist. Ja, irgendwie macht dieser Film in seiner unbekümmerten Beschränktheit schon Spaß, ein fader Nachgeschmack bleibt dennoch, zumal sich in ein bis zwei gelungenen Szenen andeutet, was Craven hätte leisten können, wenn man ihm ein ansprechendes Drehbuch zur Verfügung gestellt hätte. So hatte er wohl wenig Lust dazu, sich als Scheißepolierer zu verdingen ... Man kann es ihm noch nicht einmal verdenken.

#1078 Funk_Dogg

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Geschrieben 02. Januar 2008, 17:51

St. Elmo’s Fire (USA 1985)
Regie: Joel Schumacher

In Georgetown kommt eine alte High-School-Clique nicht voneinander los. Gefangen im wirtschaftlichen und ideellen Niemandsland zwischen Jugend und Erwachsensein hat jeder so seine eigene Krise: Kirby (Emilio Estevez) träumt erst nur von der großen Liebe, einer vor Jahren ergebnislos verlaufenen Kurzbekanntschaft mit einer nun angehenden Ärztin (Andie McDowell), dann stalkt er ihr auch besessen hinterher; das Cliquen-Alphamännchen Alec (Judd Nelson) lebt mit Leslie (Ally Sheedy) die Musterbeziehung, die daran zu scheitern droht, dass sie sich nicht endgültig an ihn binden will und er dies mit konsequentem Fremdgehen bestraft; der Rebell Billy (Rob Lowe) weigert sich trotz Vaterschaft erwachsen zu werden, die in ihn verliebte Wendy (Mare Winningham) leidet unter seiner Verantwortungslosigkeit und den für sie vorgefertigten Plänen ihrer Eltern, Jules (Demi Moore) stürzt sich mit Drogenkonsum, Sex und Shoppingwahn in die Schulden und die Depression und Schriftsteller Kevin (Andrew McCarthy) wird von allen für homosexuell gehalten, dabei ist er doch in Wirklichkeit unsterblich in Leslie verliebt ...

Nachdem die Brat Packer die High School, die sie in THE BREAKFAST CLUB noch besuchten, abgeschlossen hatten, saßen sie in ihrer Stammkneipe, dem „St. Elmo’s Fire“, zusammen und klagten, wie sinnlos ihr Leben nun sei. Da kam Joel Schumacher mit seiner Kamera vorbei und drehte diesen Film, in dem die aus dem Vorgänger bekannten Klischeefiguren neue maßgeschneiderte Klischeeprobleme zu bewältigen haben. Während das in John Hughes’ Hit aus demselben Jahr noch sehr amüsant, sympathisch und weniger blöd als man das annehmen könnte vonstatten ging, kleistert Schumacher fingerdickes Pathos darüber und behandelt seinen Stoff mit einer Ernsthaftigkeit, die im Kontrast zu den hauchdünnen Motivationen seiner Protagonisten steht. Aber in diesem Versagen steckt auch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil der Gewinn, den man bei heutiger Betrachtung erlangt: In der Glätte, der Gefühlskälte der Charaktere, ihrer Tiefe vorgaukelnder Oberflächlichkeit entbirgt sich das ganze Dilemma eines Jahrzehnts, das sich nachträglich wie zum verspäteten Beweis als eines des „Dazwischen“ entpuppte. So gesehen kann man ST. ELMO’S FIRE durchaus als geistigen Verwandten von Bret Easton Ellis’ Achtziger-Abrechnung „American Psycho“ betrachten (dessen Vorgänger „Less than Zero“ und The Rules of Attraction“ meines Wissens zudem in einem ganz ähnlichen Umfeld wie Schumachers Film spielen). Allerdings, und das ist die Crux an der Sache, ist ST. ELMO’S FIRE eindeutig keine Form kritischer Abrechnung mit den Werten der Achtzigerjahre, sondern in erster Linie ein Adoleszenzdrama. Und als solches krankt er eben an seiner unreflektierten Gelecktheit und der Selbstverliebtheit seiner Protagonisten, denen man gern mal eine Portion Mitleid mit der Handkante verpassen möchte. Naja, ganz so schlimm ist es vielleicht auch nicht und gelangweilt habe ich mich auch nicht, dennoch möchte man Schumacher bei der Dramatisierung völlig trivialer Probleme nicht ganz uneingeschränkt folgen: Man kennt ihn eben mittlerweile, den gerissenen Manipulator. Dennoch oder gerade deshalb ist ST. ELMO’S FIRE als popkulturelles Artefakt zum Verständnis seines Jahrzehnts essenziell.

#1079 Funk_Dogg

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Geschrieben 03. Januar 2008, 14:14

Die Bademeister: Weiber, saufen, Leben retten (Deutschland 1999)
Regie: Martin Walz

Paul (Michael "Bully" Herbig) und Böller (Hilmi Sözer) sind die selbsternannten Kings "ihres" Freibads im malerischen Wanne-Eickel. Als ihr Held, Bademeister Kalle (Ulli Krohm), in den Ruhestand treten will, reicht er seine goldene Trillepfeife an Paul und Böller weiter. Vorher müssen die beiden aber eine Bademeister-Prüfung ablegen: Mit Pfusch gewinnen die beiden Letztplatzierten die Prüfung und werden ins Schicki-Mekka Sylt versetzt, wo die beiden ihre Wurzeln zu vergessen scheinen. Doch in Verbund mit der Tierschützerin Heike (Dorkas Kiefer) gelingt es Kalle, Paul und Böller auf den rechten Pfad zurückzubringen ...

Wenn Magen und Kopf mit dem Verdauen des Silvestergelages beschäftigt sind, kommt so ein hirnloses Proletenspektakel für die niedersten Triebe gerade recht. Die TV-Produktion bewegt sich ganz im Fahrwasser solcher bundesdeutscher Komödien-Phänomene wie BALLERMANN 6 oder FEUER, EIS UND DOSENBIER und taucht tief in den Morast von Titten-, Rülps- und Furzwitzen. In seiner ungehemmten Infantilität ringt DIE BADEMEISTER dem entsprechend gestimmten Zuschauer auch den ein oder anderen Lacher ab, von den großen Weihen dadaistischen Humors, die solchen Exemplaren im besten Fall zuteil werden, ist Martin Walz (KONDOM DES GRAUENS) aber weit entfernt. Als Ruhrpott-Komödie fehlt dem Film vor allem die nötige Authentizität: Der Bayer Herbig funktioniert einfach nicht als Ruhrpottassi und auch Hilmi Sözer wirkt irgendwie verschenkt. Die uninspirierten Ausflüge in ZAZ-Gefilde – da taucht plötzlich das Filmteam im Bild auf und unterhält sich mit den Protagonisten, wird ein Vorhang vor der Kamera zugezogen, um eine unschöne Schlägerei zu verbergen, wenden sich die Figuren direkt an den Zuschauer oder wird das Bild hinter den weiter agierenden Hauptfiguren eingefroren – tragen zum zerfahrenen Eindruck bei. Aber eigentlich erwartet man ja auch keinen guten Film, eigentlich noch nichtmal einen Film, wenn man sich DIE BADEMEISTER – WEIBER, SAUFEN, LEBEN RETTEN ansieht. Und als kurzweilige Aneinanderreihung hohler Klischees, vulgärer Zoten, flachster Kalauer, mieser CGIs und sonstiger Unzulänglichkeiten funktioniert der RTL-Fernsehfilm dann auch irgendwie. Und die Idee, dass der Kleidungsstil unserer Kernassis unter Schirmherrschaft eines schmierigen Modedesigners zum heißesten Scheiß auf Sylt avanciert, ist wirklich nicht schlecht ...

#1080 Funk_Dogg

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Geschrieben 03. Januar 2008, 20:37

Die Brian-De-Palma-Werkschau


The Bonfire of the Vanities (USA 1990)
Regie: Brian De Palma

Der Bänker Sherman McCoy (Tom Hanks) ist ebenso erfolgreich wie er bieder ist. Seine Ehe ist längst eine Farce, deshalb leistet er sich auch eine Affäre mit der niveaulosen Maria Ruskin (Melanie Griffith). Als die beiden sich verfahren und in der Bronx landen, nimmt McCoys Abstieg seinen Anfang: Nach einem vereitelten Raubüberfall gelingt zwar die Flucht, doch kommt dabei einer der beteiligten Schwarzen dabei zu Schaden. Das wiederum kommt dem karrieristischen liberalen Staatsanwalt Weiss (F. Murray Abraham) und seinem Assistenten Jed Kramer (Saul Rubinek) gut zupass: Um Stimmen bei der schwarzen Bevölkerung einzuheimsen, beschließen sie, dem armen Sherman den Prozess zu machen. Der abgewrackte Journalist Peter Fallow (Bruce Willis) soll die Situation weiter anheizen ...

Nach einem Bestseller von Tom Wolfe inszenierte De Palma diesen kommerziell misslungenen Versuch eines Crowdpleasers. In seinen scharfen satirischen Passagen und der rücksichtslosen Offenlegung einer durch und durch verlogenen, nur auf den eigenen Vorteil bedachten Gesellschaft ist THE BONFIRES OF THE VANITIES zwar kein Fremdkörper im Oeuvre De Palmas – besonders die ideelle Nähe zu HI, MOM! ist kaum zu übersehen –, dennoch aber einer, dem der Regisseur seinen individuellen Stempel nicht ohne Verlust aufdrücken konnte. Alle Schärfe verpufft in einem unbefriedigenden Finale, in dem Morgan Freeman als Richter in einer flammenden Rede noch einmal reichlich platt die Moral von der Geschicht erklären darf: Da spürt man geradezu wie sich De Palma in seinem Regiestuhl gewunden haben muss. THE BONFIRE OF THE VANITIES wurde damals nicht gerade mit großer Akzeptanz bedacht; dennoch ist der Film weitaus besser als sein Ruf, unterhält anspruchsvoll und witzig und bringt die 120 Minuten Laufzeit gut über die Runden. Was BONFIRE von den höheren Weihen trennt ist der Eindruck von Unfertigkeit, der sich einstellt und für diese Art wohlgeformten Qualitätskinos beinahe tödlich ist: Bruce Willis, eigentlich die Hauptfigur und Erzähler des Films, bleibt undurchsichtig und leblos, er erreicht nie ganz die Bedeutung, die ihm Erzählstruktur zuschreibt; die persönliche Katastrophe Shermans löst sich nach schier endloser Zuspitzung allzu wohlgefällig in Luft auf und die vielen, vielen von De Palma bekannten Inszenierungskniffe – beispielhaft sei die schöne Plansequenz zu Beginn erwähnt, die dann in SNAKE EYES perfektioniert werden wird – erfüllen zwar den Zweck des Eye Candies, haben darüber hinaus aber keine Funktion. So bleibt auf der einen Seite ein Film, der die Meisterschaft seiner Schöpfer zu jeder Zeit deutlich belegt, der aber selbst nie ganz zusammenkommen möchte.





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