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The Room-Files - Filmforen.de - Seite 50

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The Room-Files


1994 Antworten in diesem Thema

#1471 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 24. März 2008, 22:43

„Tatort: Und tschüss“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Thomas Bohn

„Liebe Wanda Wilhelmi,
wenn Du aus der Sache heil herauskommst, schmeiße ich meinen Job und mache Dir einen Heiratsantrag.“
, sagt Hauptkommissar Jan Casstorff (Robert Atzorn) so, oder so ähnlich. Für einen scheidenden Hauptkommissar ein ziemlich bedeutungsschwangerer Satz, wie ich finde... Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung dieses Filmes war schon seit längerem klar, daß Robert Atzorn seinen Hut nehmen wird, daß dies hier aber sein letzter Auftritt sein würde, erfuhr man erst nach der Ausstrahlung aus den Medien und somit bestätigte sich die Befürchtung, daß dieser aufdringliche Ausruf des Ermittlers gleichzeitig das Ende seiner beruflichen Laufbahn bedeutete. Dem Film selbst (noch ohne zu wissen, daß dies der letzte Tatort mit Robert Atzorn ist) nahm dieser Satz trotzdem ein wenig die Spannung, da mir irgendwie klar war, daß das als Aufhänger für den Ruhestand von Jan Casstorff genommen wird. Wenn nicht hier, dann im nächsten Film. Der, und die unausweichliche Hochzeit mit Wanda Wilhelmi bleibt dem Zuschauer glücklicherweise erspart.

Staatsanwältin Wilhelmi (Ursula Karven) wird von einer kleinen aber radikalen Terroristengruppe entführt, in ein „Hostel“-ähnliches Verließ gesperrt und nach Lust und Laune ihrer Peiniger brutal gefoltert um sie zu einer Aussage über eine ihrer Schreibtischleichen..., ähm, nein, ...zu einer Aussage über einer ihrer aktuell betreuten Fälle zu zwingen. Hierbei geht es um die Verklappung von Elektroschrott in der dritten Welt, um den hohen Entsorgungskosten in Europa aus dem Weg zu gehen. Und so hetzt die Elektrolobby Wanda Wilhelmi jene gewalttätigen Schläger auf den Hals. Jan Casstorff hat es derweil mit einer Leiche zu tun, die überraschenderweise auf der Zeugenliste seiner Freundin Wilhelmi steht. Gibt es tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Toten und der entführten Staatsanwältin?

Thomas Bohn ist mit seinem Drehbuch etwas übers Ziel hinausgeschossen. Zu hart geht er mit der Staatanwältin um, läßt sie erst im Kellerverließ ein paar mal verprügeln, ihr dann die Flucht misslingen nur um die Schweigende dann in einen Schiffcontainer zu sperren, wo sie zwischen alten Bügeleisen und Wasserkochern (und vielleicht auch ein paar PCs) auf dem Weg nach Afrika verhungern soll, bevor sie in der letzten Sekunde von ihrem Herzblatt Casstorff gerettet wird. Auch gibt es in dem Film drei Herren mit Halbglatze und dunkelblondem kurzen Haar (eine Leiche und zwei Verdächtige), die sich, wie ich finde zum Verwechseln ähnlich sahen, was zumindest bei mir einige Verwirrung stiftete.

Insgesamt ein prätentiöser, trotzdem durchaus spannender und am Ende sogar stiller Abschied eines markanten und interessanten Ermittlerteams.

Sonntag, 24.02.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1472 Mr. Room

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Geschrieben 25. März 2008, 18:56

„Shoot ’em Up“ (USA 2007), DVD (Warner);
Regie: Michael Davis

Liebes Tagebuch...
Coole Action wurde mir versprochen, coole Action habe ich erwartet und coole Action hat man mir vorgesetzt. In atemloser Abfolge stürzt sich der Film von einer verrückten Krawallszene in die nächste, jenseits von Grenzen der Schwerkraft oder Logik, aber mit größtmöglichem Funfaktor, inklusive mutig brutaler Gewalteinlagen.

So weit, so gut. Ich werde einen Teufel tun und den Film an irgendwelchen physikalischen Gesetzen messen, werde es ihm nicht ankreiden, daß ich ernsthafte Zweifel habe, daß man zum Beispiel ein Drehkarussell auf einem Spielplatz mittels abfeuern einer Pistole in Gang setzten kann. Was ich aber von einem Film wie diesem erwarte - das Mindeste, was ich/was man erwarten kann - , ist, daß die erzählte Geschichte wenigstens ein bißchen nachvollziehbar bleibt, daß die einzelnen Actioneinlagen nicht auf Biegen und Brechen, mittels irgendwelcher haltlosen Einfälle aus der hintersten Ecke der Ideenschatulle, an den Haaren herbeigezogen verbunden werden. Mich hat schon lange kein Film mehr mit dem Verlauf seiner Handlung so gelangweilt wie dieser hier. Und ich kann mich nicht mehr erinnern, wann mich ein Film überhaupt ein Mal an „Batman hält die Welt in Atem“ erinnerte, wo abstürzende Hubschrauber aufgrund von Ideenmagel schon mal zufällig in einem Haufen Schaumgummi landen. Es tut mir leid, das ist nicht cool. Das ist platt.

Ein Beispiel aus „Shoot ’em Up“:
Das mutter- und heimatlose Balg hört immer dann auf zu plärren, wenn Heavy-Metal-Musik ertönt: Was schließt man als Mensch mit gesunden und cleveren Menschenverstand daraus? Natürlich nur eins: nämlich, daß das Kind an Heavy-Metal-Musik gewöhnt ist, seit es im Mutterbauch heranwuchs, und daß die Mutter deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach über einem Heavy-Metal-Club gewohnt haben muß.
Ich weiß ja nicht in, welcher Stadt der Film spielt (wahrscheinlich New York), aber die Stadt sieht nicht aus, als hätte sie nur fünfhundert Einwohner und in der Mitte am Marktplatz neben der Kirche ’ne Rockklitsche. Trotzdem ist der Metal-Club umgehend geortet und die Wohnung der Mutter darüber auch.
So einfach und einfallslos wird hier die nächste Actionsequenz an das Ende der letzten gepflanzt. Oh Mann, so ein Trubel - und mir schlafen die Füße ein... So viel Lärm um Nichts... Nein, daß ist nicht cool, nicht mal platt. Daß ist doof! Und es ist nur ein Beispiel von vielen...

Trotz der ansprechenden Optik, trotz knüppeldicker und temporeicher Action wird „Shoot ’em up“ durch seine dümmlich und lieblos erzählte Geschichte zum Spaßverderber-Film.

Samstag, 01.03.2008/13:45 - 15:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1473 Mr. Room

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Geschrieben 25. März 2008, 18:58

„The Serpent and the Rainbow“ (USA 1988), DVD (Universal);
Regie: Wes Craven

Liebes Tagebuch...
Alles, was ich über „Die Schlange im Regenbogen“ noch wußte, war, daß es sich um Voodoo handelt, daß Bill Pullman mitspielt und daß er in einer Vision im Sarg liegend von Blut ertränkt wird. Was ich nun wieder entdeckte war, daß es sich um einen ordentlich gemachten, spannenden Horrorfilm mit ausuferndem Ende handelt - ganz genau so, wie es Wes Cravens Art war, im Mittelteil seiner Karriere. Zu sehen in Filmen wie „Nightmare - Mörderische Träume“ und „Shocker“.

In der ersten Stunde ist „Die Schlange im Regenbogen“ ein gesetzmäßig ganz normal ablaufender, mit übersinnlichen und psychedelischen Beigaben angereicherter Horrorfilm, den man gebannt als überdurchschnittlich nett einstufen möchte. Dann folgt aber ein großes, langandauerndes Finale, welches zeit- und darstellungsmäßig die Grenzen des Standarts überschreitet und zum Trommelfeuer von Horrorvisionen wird. Das alles verleiht dem Film den Flair vergangener Tage, in denen auf schlechter VHS-Qualität in allen Videotheken der Welt Randpublikumsfilme dieser Art angeboten wurden. So zeugt auch die DVD von dieser Zeit, in ebenso mittelmäßiger Bildqualität, blutig brutal wie es die 80er Jahre auf diesem Sektor nun mal waren, dankenswerterweise ungeschnitten. Das freut mein Herz, auf daß niemand eine Nadel durch es stechen möge...

Samstag, 01.03.2008/15:45 - 17:20 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1474 Mr. Room

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Geschrieben 25. März 2008, 19:04

„Saw IV“ (USA 2007), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Darren Lynn Bousman

Liebes Tagebuch...
Obwohl superscheußlich, war doch „Saw III“ ein perfekter Abschluß der Trilogie. Offensichtlich so perfekt, daß er auch in Übermaßen erfolgreich war und man sich bei Lionsgate ohne lang zu überlegen schnell darüber im Klaren war, einen vierten Teil, als Nachschlag oder gar zum Start einer neuen Trilogie, ins Rennen zu schicken. „Saw IV“ ist ein Missionar beider Möglichkeiten. Zum einen liefert er in Sachen Jinsaw-Killer John Kramer (Tobin Bell) den gewünschten Nachschlag, gebiert aber auch einen neuen Killer, der einst wie Amanda im zweiten Teil in die Fußstapfen von Jingsaw tritt. „Saw IV“ selbst will sich noch nicht eindeutig zwischen Nachschlag und Auftakt einer neuen Trilogie entscheiden. Zu sehr suhlt er sich noch in den Geschichten und Spielen, die in den ersten drei Teilen tonangebend waren. Aber ich bin sicher, es wird eine neue Trilogie geben. Für Ende 2008 steht Teil fünf ins Haus und erst nach Teil sechs wird sich zeigen, ob die Rechnung inhaltlich und somit künstlerisch aufgegangen ist.

Daß nach „Saw III“, wenn auch nur kurz, erst mal Schicht im Schacht war, läßt sich beim vierten Teil leicht erahnen, da eine Menge an inhaltlichen Hürden überwunden werden mußte, um das Getriebe wieder ins Laufen zu bringen. Zum einen wird das erreicht, in dem man sich der Vorgeschichte von John Kramer, bevor er Jingsaw wurde, ausgiebig widmete, wo nun die Beziehung zu seiner Ex-Frau Jill (Betsy Russell) durchleuchtet wird. Kompliziert wurde es erst mit der Gegenwart, mit all dem was nach Teil 3 (vielleicht auch ein bisschen, was parallel dazu) geschehen ist. Hier spinnt sich „Saw IV“ analog einen zweiten Erzählfaden zusammen, worin Shawnee Smith und Dina Meyer in Sekundenauftritten noch mal dabei sein durften. Die nach Teil 3 weitergesponnene Geschichte hinkt nicht wirklich, auch weil man anscheinend noch immer in der Lage war, das eh schon komplizierte Handlungskonstrukt zu erweitern. Ich als Zuschauer hatte zum Ende von „Saw IV“ jedoch ordentliche Probleme, den Überblick zu behalten, und daß, obwohl ich den dritten Teil erst Anfang Dezember wieder gesehen hatte. Wie genau Teil 3 und 4 zusammenhängen konnte ich zumindest heute nicht aufschlüsseln. Einerseits schön zu sehen, wenn ein Horrorfilm oder eine Horrorfilmreihe inhaltlich so anspruchsvoll ist, aber andererseits wirkt „Saw IV“ doch ein wenig gezwungen um seine Daseinsberechtigung ausführen zu können. Die abschließende coole Auflösung konnte somit nicht an die der Vorgänger ranreichen. Lag es tatsächlich daran, daß die Geschichte in Teil 3 zu Ende erzählt war? Nein, das glaube ich nicht mal, denn so viele Details der Handlung von Teil 4 passen wie die Faust aufs Auge, aber das normale Publikum (ich, zum Beispiel) ist einfach nicht in der Lage, dem zu folgen. Und dabei war ich wirklich darauf versessen, es verstehen zu wollen.

Aber was sollen denn all die traurigen Gesichter sagen, die sonst noch mit Saale saßen, die nun wirklich von Nichts eine Ahnung hatten? Ich mußte Kommentare wie „Ist das noch Werbung oder schon der Film?“, oder „Was hat er ihm denn jetzt da aus dem Magen geholt? Eine Diskette?“ vernehmen. Ich glaube, die haben bei dem Handlungswirrwarr wirklich überhaupt nix mitbekommen. Da fühlte ich mich dann doch wieder von der Sonne angeschienen...

Des Weiteren gab es Donnie Wahlberg bis zur Unkenntlichkeit entstellt; meines Erachtens zu viele Todesfallen im Verlauf der Geschichte; zu viele inhaltliche Parallelen zum dritten Teil, welcher ja zum zweiten kaum Verbindung hatte und die übliche Mischung aus schnellen Schnitten und tosender Musik. Ein großer Rückschritt ist „Saw IV“ nicht, aber auch keine Offenbarung in Bezug auf die gesamte Reihe. Aber immerhin ist er ein weiteres Glied in einer Filmserie, welche man am besten in kurzer Zeit nacheinander sehen sollte, um den Überblick zu behalten, auch wenn dann die Gefahr droht, daß es einem irgendwann zum Halse heraushängt.

Samstag, 01.03.2008/23:10 - 00:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1475 Mr. Room

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Geschrieben 26. März 2008, 18:56

„Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ (USA/GB 2007), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Tim Burton

Liebes Tagebuch...
Ein interessantes Lehrstück in Sachen Hass und Rache. Tim Burtons blutiges Grusical (wahrscheinlich das erste Grusical seit „Das Spukschloß im Spessart“) stellt eine Umkehrfunktion der Rape-and-Revenge-Filme der 70er Jahre und deren aktuellen Nachfolgern dar - und da ganz speziell das Gegenteil der beiden „Kill Bill“-Filme. Rache, so stand es bislang geschrieben, muss stets genommen und ausgekostet werden - immer zur vollsten Befriedigung des Publikums. So realistisch all diese Filme auch gewesen sein mögen, „Kill Bill“ mal ausgeklammert, die Rache, die in ihnen geübt wurde, war nichts weiter als Wunschdenken und so verschroben, stilisiert und märchenhaft düster auch „Sweeney Todd“ geworden ist, stellt er doch die Themen Hass und Rache ungemein realistisch dar, denn zu groß sind die Wunden und zu tief sitzt der Schmerz, als daß man, am Ziel seiner Rache angekommen, nach getaner Arbeit sich zufrieden zurücklegen kann, weil sich nun endlich wieder alles in der Waage hält. Am Ende von „Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ muß man feststellen, daß der Rachedurst zwar gestillt ist, daß aber die ganze Raserei, der Schmerz und das Leid zu tief sitzen um jemals wieder glücklich zu werden. Und so ist es wohl nur der einen oder anderen Testvorführung zuzuschreiben, daß es am Ende nicht noch dicker kommt, daß Sweeney Todd nicht auch noch dem vermeintlichen Spion, der in seiner Holztruhe sitzt die Kehle durchschneidet.

Der Film ist anfänglich relativ gemächlich. Somit hat man Zeit, sich erst mal am viktorianischen London (pardon, wenn es die Zeit nicht genau trifft) satt zusehen und sich auf den musikalischen Level einzufahren, den der Film für einen vorbereitet hat. Letzteres ist anfänglich kein leichtes Unterfangen - zu austauschbar wirkt der Singsang teilweise, ohne großen Wiedererkennungswert. Im zweiten Drittel des Films ändert sich das jedoch. Die semiprofessionellen Sänger bekommen markantere Stücke auf ihr Notenblatt und die Arrangements um sie herum werden ausgefeilter und ansprechender. Dazu gesellt sich eine Note mit bösestem schwarzen Humor und ein recht schnell erreichter ziemlich hoher Blutpegel, der poetisch spritzend an „Sleepy Hollow“ erinnert um im gleichen Atemzug noch darüber hinaus zu sprinten. Im dritten Abschnitt wird der Spaßfaktor vollkommen gegen Null gefahren und die Rache entblößt ihr wahres Gesicht. In düsteren Bildern von Rot getränkt nimmt das schlimme Ende seinen Lauf und offenbart dem Zuschauer die Ausweglosigkeit und zeigt, wie es ist, wenn einem unwiderruflich das Herz gebrochen wurde. So nimmt der Film, der einst belanglos begann, schwarzhumorig seinen Weg weiter abschritt, ein tragisches und realistisch bedrückendes Ende. Weit und breit keine Spur der Freude darüber, das Bill nun endlich gekillt ist. Der Preis, der gezahlt wurde, war zu hoch um jetzt noch irgendwo ein Fünckchen Genugtuung auskosten zu können. Sweeny Todds Rache rast an ihm vorbei, und nachdem sie ihn überholt hat, bleibt ihm nichts anderes mehr übrig als durch Scherben zu waten...

Montag, 03.03.2008/21:20 - 23:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1476 Mr. Room

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Geschrieben 02. April 2008, 18:52

„Crank“ (USA/GB 2006), DVD (Universum);
Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor

Liebes Tagebuch...
Verglichen mit „Shoot ’em up“, seinem geistigen Bruder und gleichzeitigem Konkurrenten, geht „Crank“ klar als Sieger in diesem kleinen und netten Adrenalin-, Action- und Tempowettstreit hervor. Zum einen spricht das sehr für das geldgebende Label Lionsgate, welches die finanziellen Mittel in diesem Geschwindigkeitsrausch gut zu verteilen wußte. Weiter spricht das für das Engagement der Leute hinter der Kamera, die ihre Geschichte nicht zu ernst nahmen (eine herrlich ‚blonde’ Freundin hat sich der Hauptdarsteller Jason Statham da angelacht), was sie weitaus leichter konsumierbar macht, als es etwas bei „Shoot ’em up“ der Fall war.

Mit gezielter und unablässiger Videoclipoptik stürzt der Hauptdarsteller, den Körper voller tödlichem Gift, in einen Hürdenlauf gegen die Zeit, auf daß er vor seinem erwartbarem Tod noch die Leute heimsuchen kann, die ihn erst in diese Situation gebracht haben. Atemlos innovativ schlittert er von dem einen lebenserhaltenden Adrenalinkick in den nächsten - sehr zu meiner Freude, denn die abwechslungsreichen Ideen enden weder in Übersättigung, noch geht dem Film zu irgendeinem Zeitpunkt die Luft aus. Wohldosierte ruhige Momente sorgen für entspannende Atempausen zum durchschnaufen, bevor man sich wohlgemutes in den nächsten Geschwindigkeitsrausch stürzen kann. Tricktechnisch versucht „Crank“ erst gar nicht an seine Grenzen zu kommen und verweilt lieber in den Bereichen, die er kompetent darstellen kann.

Dafür, daß Jason Statham am Ende ziemlich tot ist, ist die Nachricht auf eine in Kürze ins Haus stehende Fortsetzung doch recht ungewöhnlich. Bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Sonntag, 09.03.2008/17:10 - 18:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1477 Mr. Room

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Geschrieben 07. April 2008, 19:03

„Tatort: Hart an der Grenze“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Elmar Fischer

Liebes Tagebuch...
Hahnenkampf in Stuttgart. Die beiden neuen Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) müssen sich erst mal beschnuppert, ihre Kompetenzen austesten und ihr Revier abstecken. Derweil wird am Neckar-Ufer die Leiche eines fünfjährigen Mädchens angetrieben, daß von seinen Adoptiveltern vermisst wird. Dieses wurde ihnen durch ein zwielichtiges Geschäft überbracht, da das Ehepaar eigentlich schon zu alt für eine normal ablaufende Adoption war. In einer kleinen Undercover-Aktion (ganz neue Idee) geben sich die Kommissare als schwules Pärchen mit Kinderwunsch aus, fallen bei der Adoptionsorganisation natürlich durch, erhalten aber wenig später einen Anruf, daß man ihnen nun doch ein Kind vermitteln könnte.

Die Möglichkeit einer halblegalen Adoption und der Verdacht, daß der geheimnisvolle Anrufer noch ein weiteres Kind in seiner Gewalt haben könnte, sind der Auftakt für den neuen Wind, der von nun an durch den Stuttgarter Tatort wehen soll. Einer etwas selbstzweckhaften Verfolgungsjagd, daß den Flitzer der Staatsanwältin in einen Totalschaden verwandelt, folgen weitere spannende Szenen, die das sonst übliche Lokalkolorit der Stuttgarter Krimireihe vermissen lassen. Das Leben nach Bienzle stellt sich als ordentlich gemachter, aber inhaltlich wenig spektakulärer Fall mit Großstadtflair und ein wenig übertriebener Kurzweiligkeit heraus.

Sonntag, 09.03.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 07. April 2008, 19:07

„No Country for old Men“ (USA 2007), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Joel Coen, Ethan Coen

Liebes Tagebuch...
Die Coen-Brüder sind echt mutig, weil sie ihrem Film am Ende all seines Zaubers berauben, die knisternde Spannung verpuffen lassen, so daß diese wie ein müder Windsack nach einem Orkan in der stehenden Luft hängt und das Duo nicht einmal die Qualitäten des zynischen Anti-Happy-Ends nutzt, um „No Country for old Men“ eine finale Krone aufzusetzen. Da wundert es mich wirklich, daß der Film bei Kritik und Publikum dennoch so gut ankam und noch immer ankommt.

Ich bin der Letzte, der einem Film eine unkonventionelle Erzählweise ankreiden wird und bei einer Vielzahl von Filmen habe ich das Nichteinhalten irgendwelcher Regeln gelobt, stets begleitet von einem schlechten Gewissen, ich würde mir und anderen das Gesehene nur schön reden wollen. Aber „No Country for old Men“ lieferte mir nun frei Haus den Beweis, daß es nicht so ist. Das langweilige Ende hat mich wirklich enttäuscht. Vor allem, weil der Film in der Mitte Spannungshöhen enormen Ausmaßes mit einfachsten Mitteln erreicht. Etwas, was ich in dieser Subtilität schon lange nicht mehr gesehen habe. Der Teufel soll mich holen, wenn ich in meiner Meinung dieses Mal wieder nicht dem Geschmack der breiten Masse folgen konnte, denn ich vermute, daß man sich allenorten positiv über das vielsagende, aber nichts zeigende Ende unterhalten wird, während ich mal wieder alleine da stehe...

Verdammt, waren die ersten zwei Drittel des Films gut. Clever geschrieben und wunderbar nüchtern in Szene gesetzt, inklusiver einer hochwertigen Spannungsdramaturgie, die an den frühen John Carpenter erinnerte. Javier Bardem als Bolzenschusskiller ist wirklich eine Wucht - im wahrsten Sinne des Wortes und wie sich Josh Brolin vor ihm in Sicherheit bringen möchte, bietet Nervenkitzel pur. Angereichert wurde all das mit einem Schuss unvergleichlich lakonischem Humor, der die Grundstimmung des Films noch ein wenig diabolischer machte. Aber am Ende wurde er einfach zu extravagant, wollte sich zu sehr von dem Einheitsbrei einer normalen Erzählung abheben, die Wendungen und das Fortfahren der Geschichte waren zu schwer zu verfolgen und das Ziel, einen Indepentend-Film machen zu wollen bekam eine zu hohe Wichtigkeit.

Ich sollte vielleicht eine Sammlung peinlicher Fragen bei einer Kinovorstellung anhäufen, denn dieses Mal hörte ich Folgendes von einer jungen Dame aus der Reihe hinter mir (nachdem der kurze Vorspann schon verstrichen war): „Wie heißt der Film eigentlich?“

Dienstag, 11.03.2008/20:40 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1479 Mr. Room

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Geschrieben 08. April 2008, 18:46

„Brokeback Mountain“ (USA 2005), DVD (Universum);
Regie: Ang Lee

Liebes Tagebuch...
Neben dem ganzen Trubel, den der Film wegen seines ungewöhnlichen Themas ausgelöst hat (was es ihn auch wert machte, gesehen zu werden), sollte man nicht vergessen, daß es nicht nur die schmerzlich verzweifelte Liebe zweier Cowboys ist, die die Klasse von „Brokeback Mountain“ ausmacht. Es ist auch nicht nur Ang Lees Talent kollektive Bestürzung und Depression auszulösen, sondern auch die Bildgewalt, die „Brokeback Mountain“ mit sich bringt und zu guter Letzt auch der wunderbare Score, der mir noch lange, zwar leise aber prägnant, in den Ohren nachklang.

Die Bildgewalt:
Diese ist wirklich überwältigend. Im Kino sah ich es damals hauptsächlich als böses Spiegelbild zu so pathetischen Bilderorgien wie zum Beispiel der Marlboro-Werbung. Das trifft zwar zu, aber nur zu einem gewissen Prozentsatz. Viele der Landschaftsaufnahmen dienen einfach nur dazu, die Schönheit der Natur zu zeigen und das geht weit über die Ambition einer Marlboro-Werbung hinaus. Jede Leinwand, die das zeigt, muß, mit gesundem Menschenverstand/Leinwandverstand ausgestattet, dadurch zu zittern begonnen haben - so phantastisch sind die Bilder die Ang Lee und sein Kameramann einfangen konnten.

Der Soundtack:
So minimalistisch und einfach er auch gehalten wurde, so wirkungsvoll kommt er auch herüber, wenn er, wohltuend bedächtig eingesetzt, erklingen darf. Ehrlich, da bleibt kein Auge trocken, da bleibt kein Gefühl kalt in der Ecke stehen.

Mit diesen Bildern und dieser Musik hat man es dann mit einer der schönsten und traurigsten Liebesgeschichten der letzten Jahre zu tun, welche mich in ihrer Intensität stark an „Moulin Rouge!“ erinnerte, obwohl dieser natürlich vollkommen anders gestaltet auf aufgebaut war. Und weil es in „Brokeback Mountain“ um zwei Männer geht, erarbeitet sich dieser eh schon ungewöhnlich intensive Film den Status eines Unikums. Berührend und tragisch bis ins Mark.

Donnerstag, 13.03.2008/19:35 - 21:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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Geschrieben 08. April 2008, 18:46

„Shaft’s big score!“ (USA 1972), DVD (Warner);
Regie: Gordon Parks

Liebes Tagebuch...
Der deutsche Titel „Liebesgrüße aus Pistolen“ läßt schon ganz richtig vermuten: der zweite „Shaft“-Film geht noch einen Schritt deutlicher in Richtung James Bond. Er hat weniger Handlung und mehr Action als sein Vorgänger zu bieten und bei dem hohen Anteil von Action (besonders in der zweiten Hälfte) läßt er einen vergessen machen, daß hier immerhin versucht wurde eine Geschichte zu erzählen - ein Umstand, den sich heute nicht jeder Film zu Herzen nimmt („Shoot ’em up“ zum Beispiel).

John Shaft steckt mal wieder in der Klemme, in der Klemme zweier langer Arme. Der lange Arm des Gesetzes und der lange Arm des Verbrechens/der dunklen Seite. Ein Anbieter von Versicherungen wird in seinem Büro in die Luft gesprengt und nun scheint es so, als ob sein Partner die Geschäfte mittels Schutzgelderpressung weiterzuführen gedenkt.

Das nahezu halbstündige Finale im Hafen von New York setzt dem Film die Krone auf. Wegen des zum Einsatz kommenden Hubschraubers erinnert der Film zwar auch wieder an James Bond und „Liebesgrüße aus Moskau“ (was sicher Pate für den deutschen Titel stand), aber nicht nur, denn mir kamen auch die realistisch eingefangenen und trotzdem schweißtreibenden Actionsequenzen von „The French Connection - Brennpunkt Brooklyn“ ins Gedächtnis.

Als ich vor kurzem per Zufall erfuhr, daß es einen dritten Shaft-Film gibt, sorgte ich für Nachschub, legte diesen jener Person auf den Geburtstagstisch, die mir schon freundlicherweise die ersten beiden Teile ausgeliehen hat - vollkommen uneigennützlich natürlich, weil „Shaft in Afrika“ auf dem Wunschzettel ziemlich weit oben stand.

Freitag, 14.03.2008/19:05 - 20:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 15. April 2008, 18:05

„Die Nonnen von Clichy“ (PORT/FR/ESP 1972), DVD (X-Rated);
Regie: Jess Franco

Liebes Tagebuch...
Kaum trashig und mit meist nicht selbstzweckhaften Erotikeinlagen kommt „Die Nonnen von Clichy“ inhaltlich ausgewogen und selbstbewußt daher, als rundum akzeptabler Exploitationkracher in „Die Teufel“-Manier. Einzig allein, wie energisch Franco Provokation an Provokation reiht könnte Sittenwächter und Kleriker dazu verleiten, hier von prätentiösen Absichten zu sprechen, weil Franco sich, zur Freude aller anderen, unentwegt dazu hinreißen läßt, der Kirche immer wieder aufs Neue mit unheiligen Sequenzen den Krieg zu erklären, ähnlich gut, nur nicht ganz so edel ausgestattet und filigran detailreich, wie es Ken Russell ein paar Jährchen zuvor schon heraufbeschwor.

Interessant ist die „neue“ deutsche Tonspur geworden, die so gut wie es ging von 85 Minuten der alten Kinofassung auf 115 Minuten gestreckt wurde, so daß nur manchmal der spanische Ton samt Untertitel zu hören und sehen ist. Dieser Umstand führt zu netten Tonverlängerungen und musikalischer Überblendung von unwichtigen Dialogszenen, die dem Film an diesen Stellen einen leicht abgehobenen Touch verleihen. Weitaus weniger charmant erscheint der wirklich neue Vorspann, weil man bedauernswerterweise nicht auf den alten Vorspann zurückgreifen wollte.

Ebenfalls interessant ist die Frage nach dem Ort der Handlung. Während die deutsche Version mit „Clichy“ auf Frankreich schließen läßt, wird das Kloster im Originalton mit „Blackmoor“ betitelt. Und da fällt mir der lustige Satz von Franco ein, den er mal über „Der Hexentöter von Blackmoor“ vom Stapel gelassen hat: „Blackmoor? What the fuck is Blackmoor?“

Samstag, 15.03.2008/12:35 - 14:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
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Geschrieben 15. April 2008, 18:09

„Das Schloß in Tirol“ (AUT 1957), TV (BR);
Regie: Géza von Radványi

Liebes Tagebuch...
Die Comtesse Resi (Erika Remberg) sucht dringend einen neuen Mieter für ihr Schloß in Tirol, daß sie von ihrem Onkel hochverschuldet geerbt hat. Was für ein Glück, daß Thomas Stegmann (Karlheinz Böhm) mit seinem Hubschrauber angesegelt kommt, weil er sich auf dem Schloß für ein paar Tage niederlassen möchte um einen nach Amerika ausgewanderten Geschäftsmann zu beeindrucken, damit dieser ihm einen Großauftrag über eine ganze Flotte von Helikoptern unterschreibt. Thomas Stegmanns letzte Chance auf einen Geschäftserfolg. Dumm nur, daß er keine Ahnung hat, daß der amerikanische Geschäftsmann (Gustav Knuth) nur aus Amerika zurückkehrt, weil er dort sein ganzes Geld verspekuliert hat. Drei Pleiten auf einem Haufen - und das in der Zeit des Wirtschaftswunders...

Das erste Drittel des leichten Unterhaltungsfilmes, was zugleich sein bestes ist, folgt streng den Regeln der Verwechslungskomödie. Der Jungunternehmer Stegmann weiß nicht, daß Resi die Besitzerin des Schlosses ist und hält sie für eine Magd. Und es werden die Vorbereitungen gezeigt, die getroffen werden um dem Gast aus Amerika die Scheinwelt vom neuen Schlossbesitzer vorzugaukeln. Nachdem dieser aber angekommen ist, fällt der Film auf miefige Heimatfilmattitüden zurück. Ein bißchen Liebe hier, ein bißchen Eifersucht da, eingerahmt von einem Dorffest mit Pauken und Trompeten, dirndlschwingenden Almschönheiten als inhaltsleere Trachtenparade. Am Ende muß der Schwindel natürlich auffliegen und sich in Wohlgefallen auflösen. Einen leidlichen Spannungshöhepunkt soll hierbei ein unfreiwilliger Helikopterflug von Gustav Knuth und seiner neuen Flamme Maria Andergast setzen. Nachdem der Exilamerikaner dieses heil überstanden hat, kann ihn der kleine Schwindel nicht mehr verärgern und zur Freude aller, kann er trotz leerer Geldbörse noch Interessenten auftreiben, die das Helikoptergeschäft eingehen wollen.

„Das Schloß in Tirol“ ist eine streckenweise kurzweilige Mischung aus modernem Unterhaltungs- und Heimatfilm, der leider nicht die Lockerheit der ersten halben Stunde beibehalten kann. Höhepunkt dieser ersten halben Stunde ist ein bildgewaltiger und überraschend schnell geschnittener Hubschrauber-Kunstflug im Dreivierteltakt, der auch heute noch durch seinen inszenatorischen Einfallsreichtum und seine Unbeschwertheit beeindrucken kann.

Samstag, 15.03.2008/20:15 - 21:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1483 Mr. Room

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Geschrieben 15. April 2008, 18:11

„Tatort: Tod einer Heuschrecke“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Ralph Bohn

Liebes Tagebuch...
Die Heuschrecke ist der Investment-Manager Tom Wilson, der sich auf feindliche Übernahmen großer Konzerne spezialisiert hat. Bei der Übernahme der Brom AG geht er aber überraschend bedächtig vor, kurz bevor er von der Dachterrasse eines Nobelclubs zu Tode stürzt und die Verdächtigen Schlange stehen. Mit einer jungen Reporterin hatte er eine Affäre. Diese nutzte ihren Status, um über die geplante Übernahme der Brom AG zu recherchieren, während ihr Freund eifersüchtig zu Hause vor sich hinbrodelt. Weiter wären da noch der Betriebsrat der zu übernehmenden Gesellschaft, der am Mordabend noch einmal im Guten mit dem Manager reden wollte und ein Investmentberater, dem die feindliche Übernahme nicht schnell genug gehen kann, sowie eine Dolmetscherin und Escort-Service-Angestellte, die den Betriebsrat verführt hat und mit der chinesischen Mafia auf Du-und-Du ist. Zu allem übel für die ermittelnden Kommissare Till Ritter und Felix Stark mischt sich auch noch ein Angestellter der amerikanischen Botschaft ein...

Das inhaltlich extrem große Verwirrspiel aus gedachten hunderttausend Verdächtigen mit ebenso vielen Mordmotiven bleibt überraschend überschaubar und vermittelt so gekonnt spannende Unterhaltung auf dem sonst recht trockenen Sektor der Wirtschaftskriminalität. In einer auffallend unwichtigen aber charismatischen Nebenrolle, ganz und gar ohne Mordmotiv und sonst irgendeine Verstrickung in den Fall: Katrin Saß.

Sonntag, 16.03.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1484 Mr. Room

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Geschrieben 15. April 2008, 18:15

„Bubbles Galore“ (CND 1996), VHS (TV/Arte);
Regie: Cynthia Roberts

Liebes Tagebuch...
Vollkommen witzlose und noch dazu nervtötende Satire auf das Pornobusiness, von einer Kampffeministin in Szene gesetzt, welche zwischen einer Vielzahl von Softcore-Pornoszenen und intervallartigen Fäkalsprachtiraden unaufhörlich nebenbei und völlig unauffällig bessere Arbeitsbedingungen für die Mädchen auf der Straße und im Business fordert und abschließend sogar einen Prostituieren- und Pornoactricen-Schutzengel offenbart, der die Frauen in dieser harten Szene beschützt und behütet.

Ein Pornoregisseur und seine ehemalige Hauptdarstellerin liefern sich einen erbitterten Kampf, wer von beiden zuerst einen neuen Film abliefert. Er schmiert den Hauptdarsteller des Filmes seiner Konkurrentin und beauftragt ihn damit, ihm das belichtete Material auszuhändigen, damit dieser es vernichten kann. Eben diese Konkurrentin namens Bubbles Galore ist derweil damit beschäftigt, eine passende Hauptdarstellerin für ihren Film „Good Girl gone bad“/„Gutes Mädchen, böses Ende“ aufzutreiben. Ihre Wahl fällt auf eine jungfräuliche Schönheit in blond (der Schutzengel), welche überraschend viel Talent zuerst bei den Probeaufnahmen und später auch bei den Dreharbeiten beweist.

Der Dreh des Pornofilms an sich, nachdem er endlich einmal begonnen hat, besteht aus nicht mehr als wahllos aneinandergereihten Orgienszenen, in denen die Darsteller in aberwitzigen Kostümen auf und abspringen und dabei von der wackeligen Handkamera verfolgt werden. Ein stupider aber eindringlich coolseinwollender Soundtrack begleitet das Geschehen, welches meist aus überlangen Bildermontagen besteht, die, kurzgeschnitten aneinandergereiht versuchen, einen Spannungsbogen zu kreieren, der untermauern soll, daß der Dreh wegen des Maulwurfes im Team und dem intrigierenden Konkurrenten unter keinem guten Stern steht, ja gar ein böses Ende nehmen könnte, denn der Konkurrent schreckt in seinen letzten Mitteln nicht vor Vergewaltigung, Entführung oder Mord zurück, nur aus dem Grund, daß sein eigener Film als erster das Licht des Bahnhofkinos erblickt.

„Bubbles Galore“ kann aber weder Spannung mit diesen Mitteln erreichen, noch Interesse in irgendeiner Art - nicht einmal die voyeuristische Veranlagung des Zuschauers wird bedient, weil das Business unsympathisch und obszön portraitiert wird. Meist hat man es mit einer wilden Abfolge von Impressionen zu tun, die billig in Szene gesetzt wurden, deshalb nicht bestürzend dramatisch sondern lächerlich und hektisch wirken und jeglichen ernsthaften Unterton vollkommen aus dem Blickwinkel schleudern. So ist „Bubbles Galore“ weder ernsthaft, noch mit dem nötigen Maß an Humor genießbar. Er ist nicht schrill, sondern plump provokativ geworden und die charmefreien Bilderabfolgen lassen weder auf künstlerische Ambition, noch auf eine ehrlich doppeldeutige Beleuchtung eines lukrativen, wenn auch an den Rand der Gesellschaft gedrängten Genres schließen...

Montag, 17.03.2008/20:15 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1485 Mr. Room

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Geschrieben 17. April 2008, 21:14

„Josefine Mutzenbacher“ (AUT/GER 1970), DVD (MCP);
Regie: Kurt Nachmann

Liebes Tagebuch...
Da habe ich mir endlich irgendwann mal diesen Film komplett angeschaut, ihn quasi abgearbeitet, nachdem ich schon ein Jahr früher, oder so, bei ihm ziemlich schnell eingeschlafen war, und dann vergesse ich einfach ihn hier aufzuführen, obwohl mir doch einiges dazu eingefallen war...

Was mir damals dazu einfiel und was ich heute noch weiß:
Ein seltsamer Film; billig, wie alles was von der Lisa-Film aus jener Zeit kam und dennoch versucht der Film eine Literaturverfilmung sein zu wollen, was ihm halbwegs sogar noch gelingt. So gesellen sich zu dem üblichen Klamauk, der fließbandarbeitvermittelnden Handkamera und ein paar schlüpfrigen Witzen provokanten und brisante Szenen, die Ernsthaftig- und Kunstfertigkeit vermitteln, sowie das karge Leben und Lieben im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts gut portraitieren können, was den Film weitaus weniger harmlos macht, als andere zeitgleich entstandene Frivolkomödien. Richtig schundig hingegen ist dann wieder die Tatsache, daß der Film weder Vor-, noch Abspann hat, aber die Buchvorlage wurde ja auch anonym geschrieben.

Spätsommer/Herbst 2007 (zum ersten Mal gesehen)
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#1486 Mr. Room

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Geschrieben 17. April 2008, 21:18

„H 3 - Halloween Horror Hostel“ (GER 2008), TV (Pro7);
Regie: Michael Karen

Liebes Tagebuch...
Vier Reißbrett-Twens mit Teenie-IQ verirren sich mit dem Auto auf dem Weg zu einer Halloween-Party im Wald - ausgerechnet, wo dieses Jahr Halloween auf einen Freitag, den 13. fällt. Zu allem übel überfahren sie dabei noch den aus der Irrenanstalt entflohenen Eishockey-Spieler Michael Meier, bevor ihr Auto von einem Baum begraben wird, den der kettensägenschwingende Hostel-Besitzer Harry (Christian Tramitz) gefällt hat. Die Halloween-Party abgehakt folgen die vier dem düsteren Zeitgenossen ins sein Billighotel, weil er ihnen verspricht, dort etwas Leckeres für sie zu kochen. Einer der vier, der obligatorische Loser (Hendrik von Bültzingslöwen), bleibt unachtsam, wie er ist, ein wenig zurück, weil ihn eine Jingsaw-Puppe im roten Plastikcabrio abfängt und ihn zu einem Pakt mit dem Teufel überredet. Er muß nur um Mitternacht ein paar Zeilen aus einem Buch im Hostel-Bücherschrank lesen und die von ihm heimlich begehrte Janin (Jennifer Ulich) wird die seine werden und ihren Proll-Freund Nico (Alfonso Loso) im Regen stehen lassen.

Die Drehbuchautoren haben ihren Hausaufgaben gemacht - zumindest trifft das auf die erste Hälfte des Filmes zu, die vollgestopft mit großen und kleinen Reminiszenzen (S-AW 1408) an bekannte und weniger bekannte Filme des Genres ist. Auch liegt die Humortrefferquote ziemlich hoch und Rohrkrepierer halten sich mit wirklich witzigen, manchmal sogar mit erfrischend unsinnigen Einfällen die Waage, was den Klamauk wirklich goutierbar erscheinen läßt. Letztes Aufbäumen der unbeschwerten Spaßigkeit stellen die zwei amerikanischen Touristinnen dar, die auf der Suche nach dem Eiffelturm in Harrys Hostel gelandet sind und die dumm kichernd offenherzig alles mit sich machen lassen. Dann aber geht dem Film böse die Luft aus und er rattert meist ziemlich witzlos alte Slasher- und Horrorklischees herunter, die er doch eigentlich hätte parodieren wollen. Welche böse Macht der Loser um Mitternacht heraufbeschwört, als er vergeblich Verse aus den Necronomicon-Pendant rezitiert, bleibt dem Zuschauer ebenso verborgen, wie auch der Grund, warum diese schlussendlich auch besiegt werden konnte. Nebenhandlungen (Rosemarys Baby) verlaufen derweil im Sand und Logikfehler und nicht aufgelöste Fragen geben sich die Klinke in die Hand. Das amputierte Ex-Alphamännchen Alfono Loso drischt nur noch müde Arm-dran/Arm-ab-Scherze, Michael Meier entpuppt sich als waschechte Memme und Unbösewicht, der, als wäre es nicht schon genug, von Mike Krüger gespielt wird. Irgendwann hat sich ein Großteil der Beteiligten dann auch noch in tanzende Zombies verwandelt. Lustig fand ich das nicht mehr, aber, ehrlich gesagt, etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Positiv bleibt nur eine streckenweise witzige erste Hälfte und ein gut ausgestatteter, hörenswert vertonter Mummenschanz zurück.

Dienstag, 18.03.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1487 Mr. Room

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Geschrieben 17. April 2008, 21:23

„Air Force One“ (USA/GER 1997), TV (ZDF);
Regie: Wolfgang Petersen

Liebes Tagebuch...
Wie war das noch mal mit Schießen im Flugzeug? Ach so, es ist ja die Air Force One. Da drin kann man sicher auch eine Atombombe zünden und es würde nix passieren. Zudem ist es da auch schön geräumig. Klar, auch die Kutsche von König Ludwig II. sah von innen aus wie Schloß Neuschwanstein...

Was „Air Force One“ aber wirklich bemerkenswert und so berühmt macht, sind seine phänomenal guten Actionszenen, die wirklich Hochachtung verdienen, die an Kurzweiligkeit und Temperament nur schwer zu überbieten sind und mitten drin glänzt Gary Oldman als erschreckend fieser und kaltblütiger Oberbösewicht mit ausgeprägtem Hang zum Wahnsinn. Dazu tost energisch und atemlos Jerry Goldsmiths nervenaufreibende Musik und ich muß zugeben, daß ich all das gerne auch in einem großen Kino hätte erleben wollen. Aber das hier beschriebene zeichnet ja nicht den ganzen Film aus und den Rest von „Air Force One“ kann man getrost vergessen.

Dieser Rest wird bleischwer von übermenschlichem Heldentum, kitschigen Gefühlausbrüchen, verlogenen Durchhalteparolen und unentwegten Loyalitätsbekundungen getragen. Will heißen, „Air Force One“ suhlt sich oberwichtig und mit grenzenlosem Selbstvertrauen in plakativer Schwarzweißmalerei. Da ist der Präsident (Harrison Ford), ein Vietnam-Veteran, der wenigstens noch weiß wie man noch kämpfen kann - wenn er nicht mal nach seiner Familie schreit. Da sind die düsteren Herrn in Uniform im weißen Haus, die gemäß ihres Kodex’ nicht mit den Terroristen verhandeln und lieber die Air Force One abschießen lassen wollen. Wobei ich ernsthaft bezweifle, daß sich das Teil hier wirklich hätte abschießen lassen können. Und da ist dann noch die Vizepräsidentin (Glenn Close), die mit dem Herzen entscheidet, weil sie eine Frau ist (auch wenn sie vom Äußeren her nur entfernt an ein weibliches Wesen erinnert). Zum Abschluß noch mal Jerry Goldsmiths Musik, die in den actionfreien Sequenzen, schnell die Wichtigkeit des kleinen Bruders der Nationalhymne für sich beansprucht und siegessicher und wehrhaft verdeutlicht, daß wir alle hier in diesem wunderschön fliegenden Panzergeschoß kämpfen werden bis zum Tod - oder Happy End.

Wolfgang Petersen erweist sich als sehr guter Actionregisseur, der aber, wie sein Kollege Roland Emmerich, den amerikanischen Traum etwas zu intensiv geträumt hat. Ganz nebenbei hat wenigstens noch Jürgen Prochnow einen gelungenen und stummen Gastauftritt, der ein wenig versöhnlich stimmt aber zur Rettung des Filmes ebenso wenig beiträgt wie die guten Kampf- und Gefechtsszenarien.

Donnerstag, 20.03.2008/22:15 - 00:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1488 Mr. Room

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Geschrieben 19. April 2008, 11:03

„Arthur Millers Hexenjagd“ (USA 1996), TV (Vox);
Regie: Nicholas Hytner

Liebes Tagebuch...
Die quietschfidelen Mädchen des Dorfes Salem treffen sich nach Sonnenuntergang im Wald um bei einem Tanz ums Feuer ein Liebesritual zu zelebrieren, auf das die von ihnen angehimmelten Männer in dem Örtchen sich endlich in sie verlieben. Natürlich werden die Mädchen dabei erwischt und schnell macht das Gerücht vom Hexensabbat die Runde. Und so kommt eine Lawine ins Rollen an deren Ende die jungen Damen als Hexen verurteilt werden könnten. Deshalb schließen sie einen Pakt, geben an, daß man sie verführt hatte und schieben die Schuld ungeliebten Dorfbewohnern in die Schuhe. Besonders einfallsreich ist hierbei die selbstsüchtige Abigail Williams (Winona Ryder), die dem Gericht eiskalt einen Besessenheitsspuk vorspielt und den von ihr erfolglos begehrten John Proctor (Daniel Day-Lewis) und dessen Familie ins Unglück stürzt.

„Hexenjagd“, von Arthur Miller nach seinem eigenen Bühnenstück geschrieben, ist ein nicht besonders opulenter, aber im weiteren Verlauf spannender und dramatischer Film geworden. Er zeigt, daß Rechtssprechung nicht gleich gerecht gesprochen bedeutet, wie in unaufgeklärten Zeiten die Angst vor Teufel und Dämonen die Menschen beeinflussen konnte und wie ein Gericht als unberührbarer Fels in der Brandung da steht und eine ganze Palette von Menschen nur aufgrund von ein paar Geistergeschichten an den Galgen bringt.

Unchristliche Motive oder drastische Aufnahmen zeigt der Film nicht. Er verläßt sich hauptsächlich auf die Wortgewalt der Bühnenvorlage, womit er eigentlich ganz gut fährt - ein Klassiker des Hexenfilms wird er jedoch nicht werden.

Freitag, 21.03.2008/14:35 - 16:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1489 Mr. Room

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Geschrieben 19. April 2008, 11:24

„Das erste Evangelium - Matthäus“ (IT/FR 1964), TV (BR);
Regie: Pier Paolo Pasolini

Liebe Heilige Schrift...
Nachdem ich den Film gesehen hatte, habe ich ihn erst mal gewikipediad. Wirkliche Neuigkeiten konnte zwar nicht erfahren, aber allein die alles auf den Punkt bringende Tatsache, daß Pier Paolo Pasolini schwul, Atheist und Kommunist war und dann einen so kompromisslos geradlinigen Bibelfilm inszeniert hat, überraschte mich, rüttelte mich wach, denn es läßt schon auf eine ungewöhnliche Ambition schließen, wenn man sich so intensiv einem Thema widmet, dem man eigentlich nur Vorbehalte entgegenstellen müsste.

Im Gegensatz zu allen anderen Filmen über die Passion Christi verzichtet Pasolini vollkommen auf dramaturgische Mittel. Er verläßt sich komplett auf die Texte der Heiligen Schrift. Nur das, was dort niedergeschrieben steht, ließ er als Dialoge zu. So lebt der Film über weite Strecken nur von seiner Bildersprache und der Musik, während die Laiendarsteller dazwischen Bibeltexte rezitieren (was den Film nicht zu Unrecht an Werke von Alejandro Jodorowsky in Verbindung bringt). Der Film erhält dadurch einen ungewöhnlichen Flair, vernab von Kitsch oder fortwährenden Lobpreisungen. Episodenhaft und schmucklos werden die einzelnen Stationen des Matthäus-Evangeliums ‚heruntergebetet’, im wahrsten Sinne des Wortes. Einen Erzählfluß gibt es nicht. Nur Eckpfeiler mit Wiedererkennungswert, von denen man schon mal im Religionsunterricht gehört hat. Pasolini läßt die Bilder sprechen, und darin eingebettet die überlieferten Worte, welche zum Ende hin dann doch etwas mehr werden. Die karge schwarzweiß Fotographie schuf hierbei beindruckende Momente, geschwängert von der Tragweite des Geschehens, welche aber nie die Oberhand gewinnt, weil sich „Das erste Evangelium - Matthäus“ mit seiner realistischen und nüchternen Darstellung nicht von gefühlsduseligen Möglichkeiten zur Erzählung des Stoffes beeindrucken läßt, mündend im markerschütternden Leid der gealterten Maria, von Pasolinis Mutter bemerkenswert dargestellt.

Freitag, 21.03.2008/19:00 - 21:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1490 Mr. Room

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Geschrieben 19. April 2008, 11:27

„The whole nine Yards“ (CAN/USA 2000), DVD (20th Century Fox);
Regie: Jonathan Lynn

Liebes Tagebuch...
Das Wunder einer kleinen, unabhängigen Produktion: Bruce Willis glänzt als smarter Auftragskiller und - in einer noch größeren Rolle, eigentlich der Hauptrolle - beweist Matthew Perry unglaublich gutes komödiantisches Talent.

Als Bruce Willis Matthew Perrys neuer Nachbar wird, erkennt dieser in dem Zugezogenen einen untergetauchten Killer und seine Frau (teuflisch: Rosanna Arquette) zwingt ihn dazu, den Nachbarn an die Mafia zu verpfeifen. Dadurch bahnt sich ein vergnügliches Verwirrspiel um Betrug, Diebstahl und Mord an, dessen Fronten erst ganz zum Schluss geklärt werden.

Der Film ist pfiffig geworden, und das vertrackte Intrigenspiel läßt einen als Zuseher munter mitfiebern. Das verleiht dem Film eine tänzelnde Leichtigkeit und Frische, über die ich mich sehr amüsieren konnte - auch wenn am Ende ein wenig zu viel gemordet wird, was etwas zu harmlos und selbstverständlich abgehandelt wird.

Das Wunder einer kleinen, unabhängigen Produktion, die zum Erfolg wurde und vier Jahre später sogar eine Fortsetzung bekam. Lass mich orakeln, liebes Tagebuch: dann mit mehr Geld, vielen Zugeständnissen an die breite Masse, sicherlich ohne nackte Brüste und - das letzte weiß ich schon - ohne Erfolg an der Kinokasse. Mal sehen, ob mir „Keine halben Sachen II“ demnächst mal unterkommt. Ich bin gespannt.

Sonntag, 23.03.2008/21:05 - 22:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1491 Mr. Room

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Geschrieben 21. April 2008, 20:45

„Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn“ (GB 1970), VHS (Das Erste);
Regie: Ken Russell

Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht, wer es geschrieben hat, wo genau ich es gelesen habe und ob es überhaupt über diesem Film geschrieben wurde, aber als ich ihn nun wiedersah, fand ich es als die treffendste Kurzbeschreibung: ‚Eine Orgie an Farbe und Bewegung!’

Ich entdeckte den Film beim Aufräumen zwischen einem Stapel wild bespielter Kassetten mit TV-Mitschnitten. Ich wußte, auf dieser Kassette war einmal dieser Film drauf, aber ich hatte den Aufkleber schon vor Jahren durchgestrichen, ging davon aus, ich hätte ihn damals während meiner unsinnigen Longplay-Phase mit dem selben Film, jedoch fünfzig Prozent platzsparender überspielt und somit, aufgrund von danach aufgetretenen Longplay-
Abspielproblemen, für immer unanschaubar gemacht. Ich hab die Kassette eingelegt, nachgeschaut und der Film war noch vollständig erhalten. Ein zweites Osterwunder, nachdem mir am Sonntagmorgen um halb drei beim Nachhauseweg mitten in der Stadt ein wildes Osterhasenkarnickel über den Weg gehoppelt ist? Die Entscheidung über das ostermontagliche Morgenprogramm war also gefallen. Es war eine Orgie an Farbe und Bewegung!!!

Montag, 24.03.2008/09:30 - 11:25 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
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#1492 Mr. Room

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Geschrieben 21. April 2008, 20:47

„Die Deutschmeister“ (AUT 1955), TV (Das Erste);
Regie: Ernst Marischka

Liebes Notenblatt...
Inhaltlich weitestgehend belanglose K.u.K.-Verfilmung, die hauptsächlich von frischer, heute noch immer interessanter Situationskomik lebt, inklusive diverser kleiner Anleihen der klassischen Verwechslungskomödie. Da der Film aus der Pre-„Sissi“-Ära stammt, sind hier zudem, ähnlich wie bei „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, heute nicht mehr so salonfähige Anleihen des Heimat- und Operettenfilmes zu finden.

Wenn in einem Film ein Wahrsager oder eine Hellseherin in die Zukunft schaut, dann geht diese Vorhersage generell und immer, immer, immer in Erfüllung - immer! So auch hier. Das blutjunge Landei Stanzi (Romy Schneider) zieht auf einem Jahrmarkt einen Glückszettel (vielleicht der Drehbuchentwurf?), auf dem haarklein ihre Zukunft und auch der weitere Verlauf des Filmes niedergeschrieben stehen. Sie wird ins Wien des Jahres 1909 fahren, zwei Männer kennen lernen - einen Edelmann und einen Künstler - und wird einen Stein ins Rollen bringen. Sofort packt Stanzi ihre sieben Sachen und fährt in die Kaiserstadt.

Den Edelmann (Gunther Philipp) trifft sie bei einem Kostümball, auf den sie aus Versehen gerät (Auftakt der kleinen Verwechslungskomödien-Nebenhandlung) und dabei ihren Hund vor der Tür vergisst - unangeleint. Den Künstler (Siegfried Breuer jr.) trifft sie wenig später bei einer Parade - und gleich macht ihr der stolze Soldat und heimliche Komponist schöne Augen. Weil Stanzis Tante (Es hämmert noch nicht: Magda Schneider) jeden Tag zwei Salzstangen für seine Majestät, den Kaiser Franz Josef (nicht erkannt: Paul Hörbiger) backt, hat die frisch Verliebte eine Idee. Sie stopft den neukomponierten Deutschmeistermarsch ihres Herzblatts in den Salzstangenteig, der tags drauf zum Kaiser wandern soll und erfüllt dadurch die letzten Zeilen ihres Prophezeiungszettels. Der Stein, den sie dadurch in Rollen bringt, droht jedoch das Geschäft und den guten Ruf ihrer Tante mitzureißen. Letzte Rettung: der Hofrat (wunderbar im Tonfall: Josef Meinrad), der Stanzi eine Audienz beim Kaiser verschaffen kann.

Es passiert also allerhand leidlich spannendes in der dahinplätschernden, alles in allem etwas überlangen Geschichte, die sich manche Musik- und Tanzeinlagen, sowie Marschparaden nicht verkneifen kann. Entschädigt wird man jedoch durch sehr gute Dialoge - munter und schlagfertig - aus der Feder des Regisseur Ernst Marischka und der Kür von Hans Moser als tollpatschig nervösem Coiffeur.

Apropos Kaiser Franz Josef: Wo treibt sich eigentlich dem seine so Frau rum? Schon tot? Vielleicht im echten Leben. Hier? Keine Ahnung. Im Kino? Längst nicht, denn da geht’s erst richtig los...

Montag, 24.03.2008/16:40 - 18:25 Uhr (schon ewig nicht mehr und wahrscheinlich zum zweiten Mal gesehen)
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#1493 Mr. Room

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Geschrieben 21. April 2008, 20:58

„Tatort: Seenot“ (GER/CH 2008), TV (Das Erste);
Regie: René Heisig

Liebes Tagebuch...
„Dafür spendier’ ich Dir ein Bier, Frau Blum.“ Die Barriere bröckelt. Wird Oberkommissar Perlmann Hauptkommissarin Blum bald duzen dürfen, nachdem sie ihn gerettet hat?

Nach sieben Jahren Abstinenz wagt sich das Schweizer Fernsehen wieder an die Produktion eines Tatortes, wenn auch unter deutsche Federführung - daran erkennbar, daß die Schweizer Charaktere recht schnell in ein fast akzentfreies Hochdeutsch wechseln.

Der Inhaber einer Bodensee-Werft wird tot aus dem Wasser gefischt. Die Schweizer Kollegen von der Wasserschutzpolizei haben das Opfer schon seit längerem in Verdacht, Drogen und Geld über die Wassergrenze zu schmuggeln, doch finden ließ sich bislang nichts. Allerlei Verdächtige jedoch lassen sich finden. Diese haben aber entweder ein Alibi oder kein Motiv. Die deutschen und Schweizer Behörden müssen also tief graben/tief tauchen um dem Täter, welches sich letztendlich als Täterpärchen entpuppt, auf die Spur zu kommen. Klara Blum (Eva Mattes) lacht sich dabei Reto Flückiger (Stefan Gubser) von den schweizer Kollegen an. Mal sehen, ob dieser im nächsten Bodensee-Tatort auch wieder dabei ist.

Oberkommissar Perlmann (Sebastian Bezzel) steckt derweil ganz schön in der Klemme. Ist er doch, nachdem die Beweise irgendwann endlich einen Hauptverdächtigen (Hinnerk Schönemann) geliefert haben, mitten auf dem See in eine lebensbedrohliche Lage geraten, die das Spannungsbarometer in dem auch sonst recht kurzweiligen, aber bedächtigen Krimi, noch mal ganz schön nach oben schnellen läßt.

Ganz nebenbei schafft es dieser Film mal wieder wunderbar meditative Landschaftsaufnahmen in die Handlung einzubinden, was ihm, wie schon so oft beim Tatort aus Konstanz, eine entspannende innere Ruhe verleit. Warum dazu außergerechnet Saxophonmusik erklingen muß, bleibt mir persönlich ein Rätsel.

Montag, 24.03.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1494 Mr. Room

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Geschrieben 21. April 2008, 20:59

„Edelweißpiraten“ (GER/CH/NL/LUX 2004), VHS (TV/Das Erste);
Regie: Niko von Glasow

Liebes Tagebuch...
In dieser düster apokalyptischen Endzeitvision wird die wahre Geschichte der Edelweißpiraten erzählt, die sich in Köln von einer Jugendbande zur lokalen Untergrundorganisation zum Aufstand gegen das dritte Reich mauserte. Der Film erzählt weiter sehr klug, wie schwer es damals gewesen sein muß, aktiven Widerstand zu leisten, weil es nicht nur gefährlich war, sondern auch um Loyalität und Idealismus ging und man nur durch ein simples ‚Nein’ vom Widerständler zum Mitläufer werden konnte, oder umgekehrt.

Daß der Film in Köln spielt erfährt man nur durchs Hörensagen, da er fast vollständig in der ein und derselben Ruinen- und Trümmerkulisse (Drehort: St. Petersburg) inszeniert wurde, deren Aussehen an heutige Bilder aus Tschetschenien erinnert. Großer Kontrast zu dem alptraumähnlich eingeschränkten Ort der Handlung und zu der in Sachen Mode detailgetreuen Ausstattung ist die aufdringliche, aber niemals nervende Kameraführung, die mit wackeligen Bildern und schnellen Schnitten aufwartet und so Zerstörung und Verstörung noch näher an das Publikum heranträgt, was den Film ungeheuer tragisch und bedrückend erscheinen läßt.

Im erschütternden Finale werden die Edelweißpiraten an den Galgen gebracht, und nur der, der seine Werte und Ideale verraten hat, kann gerettet werden. Das mag zwar logisch nachvollziehbar sein, macht aber kein gutes Gefühl im Magen. Am Ende schließt der Film dann eine zu Beginn geöffnete Klammer der Handlung und er endet mit dieser perfekten Erzählmanier reichlich unhappy. Ein beeindruckend unkonventioneller Beitrag zur Deutschen Geschichte.

Mittwoch, 26.03.2008/20:50 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1495 Mr. Room

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Geschrieben 22. April 2008, 17:43

„The Heart is deceitful above all Things“ (USA/GB/FR/JPN 2004), VHS (TV/Arte);
Regie: Asia Argento

Liebes Tagebuch...
Der siebenjährige Jeremiah wird vom Jugendamt zu seiner leiblichen Mutter (Asia Argento) zurück gebracht. Für den Jungen beginnt damit eine nicht enden wollende Tortour, denn seine Mutter stellt sich als schlechteste und verantwortungsloseste Mutter der Welt heraus. Hautnah bekommt das Kind das ausschweifende, vor allem aber traurig triste Leben mit, welches seine Mutter führt, wie sie sich bis unter die Nase zudröhnt und auf einem ziellosen Trip durch die Betten gewalttätiger Männer rutscht, stets auf der Suche nach einem Quickie oder einem anderen Kick. Ihr Sohn ist ihr dabei nicht mal ein Klotz am Bein, sondern einfach nur stiller Beobachter all der peinlichen und schamlosen Taten seiner Mutter. Irgendwann haut sie ohne Nachricht einfach ab und Jeremiah kommt zu seinen erzkatholischen Großeltern, wo genau das andere Extrem, nämlich Zucht und Ordnung in radikaler Übersteigerung, herrscht. Auch hier wird das Kind geschlagen, erniedrigt und als Spielball für familieninterne Intrigen benutzt - immer im drohenden Schatten des Gekreuzigten. Drei Jahre später steht die Mutter wieder vor Tür, noch heruntergekommener, geistig verwirrt und vollkommen am Ende und nimmt ihren Sohn wieder mit...

„Das Herz ist eine hinterlistige Person“ hätte ein radikales und bedrückend schmerzliches Drama werden können. Der Film verliert aber recht schnell durch seine Vielzahl an übertrieben dramatischen Situationen an Glaubwürdigkeit. Der Leidensweg des Kindes macht vor keinem Tabu und keiner damit verbundenen inszenatorischen Möglichkeit halt, arbeitet scheinbar alle schlimmen Dinge ab, die eine Familie ihrem jüngsten Spross antun kann - das gilt sowohl für die nachlässige Mutter, als auch für deren fanatisch gläubige Eltern (in netten Gastauftritten: Peter Fonda und Ornella Muti). Etwas mehr Feingefühl wäre hier vielleicht angebracht gewesen. Weiter hätten die einzelnen Situationen mit etwas mehr Sorgfalt ausgewählt werden sollen. Der angedeutete sexuelle Missbrauch des Kindes wirkte einfach nur plump und aufgesetzt. Ist gibt ja bekanntlich nichts, daß es nicht gibt. Was dem kleinen Jeremiah hier jedoch alles wiederfährt, ist eindeutig zu viel des Guten/zu viel des Schlimmen.

Inszenatorisch geht der Film teilweise voll in Ordnung. Asia Argento setzt spannende Höhepunkte, die an die bildstarken Visionen ihres horrorerprobten Vaters erinnern (Nette Stop-Motion, die in Form von roten Geistervögeln fließendes Blut darstellen soll). Der fortschreitende Wahnsinn der Mutter allerdings wird eher durch fortschreitenden Verwirrsinn dargestellt. Hier gibt Asia Argento zu wenige Erklärungen ab und verlangt von ihrem Publikum, daß die teilweise nicht nachvollziehbare Handlung von ihm sofort verstanden wird.

Das Gezeigte ist sicher kontrovers und gut zu diskutieren, wäre das Unglück aber nicht in so geballter und plakativer Form gekommen, wäre der Film sicher um einiges provokativer und um ein vielfaches diskussionswürdiger. So ist er aber nur eine Aneinanderreihung von skandalösen Handlungen in deren Mitte ein zuerst verschrecktes, dann verstörtes Kind groß werden muß.

Samstag, 29.03.2008/12:35 - 14:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)

Bearbeitet von Mr. Room, 24. April 2008, 18:32.

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#1496 Mr. Room

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Geschrieben 24. April 2008, 18:33

„Tatort: Erntedank e. V.“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Angelina Maccarone

Liebes Tagebuch...
‚Alles ist erreichbar. Es ist nur eine Frage der inneren Einstellung’, sagt Martin Felser (Ingo Naujoks) zu Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) am Telefon, als er gerade daran Gefallen findet, den kleinen Sohn seiner Mitbewohnerin zu wickeln. Sie, am anderen Ende der schnurlosen Leitung blickt gerade dem Praktikanten Edgar (David Rott) von der Gerichtsmedizin nach, als der gerade auf seinem Motorrad davon düst und der ihr schon die ganze Zeit, trotz eines Altersunterschieds von mindestens zehn Jahren, gehörig den Hof machte. Zwei neue Männer im Leben von Hauptkommissarin Charlotte Lindholm? Zuerst ihr frisch geborener Sohn und jetzt eine Liebelei mit einem unbezahlten Volontär aus der Forensik? Ich zumindest bin gespannt, wie es weitergeht.

Charlotte Lindholm fühlt sich durch ihre Mutterrolle nicht vollends ausgelastet. Als ihr Mitbewohner Martin eine Parzelle in der Kleingartensiedlung Erntedank e. V. anmietet, beginnt sie sofort, angespornt durch den plötzlichen aber natürlichen Tod eines Pächters, im Vereins- und Nachbarschaftsmief herumzuschnüffeln, will auf biegen und brechen ein Mordkomplott aufdecken, weil der Mann zwar an einem Herzinfarkt starb, ihr das ganze Drumherum aber äußerst verdächtig vorkommt... Und tatsächlich: im anliegenden Garten findet sie einen menschlichen Mittelfußknochen...

Der nach einer Idee von Maria Furtwängler entstandene Krimi strotzt zu Beginn von an den Haaren herbeigezogenen Situationen. Die Kommissarin wittert die Bluttat, als wäre sie ein Spürhund auf der Suche nach einem Päckchen Heroin. Mir erscheint das ziemlich fragwürdig, obwohl die letztendlich daraus entstandene Idee, von der wie Pech und Schwefel zusammenhaltenden Kleingartensippe, die einen gemeinschaftlichen Mord deckt, ganz reizvoll, wenn auch keineswegs neu ist. Ebenfalls nicht neu ist der Umstand, daß die Kommissarin undercover ermitteln kann, da sie von allen Mietern für eine Psychologin und die Lebensgefährtin des Krimiautors Martin Felser gehalten wird. Wären da nicht die verschrobenen Charaktere (Toll: Maren Kroymann) in der quietschbunten Gartenzwergidylle und das charmante Umfeld um Charlotte Lindholm, inklusive eines eventuellen neuen Falles, der Film würde wegen seiner gestelzt wirkenden Geschichte ziemlich abschmieren.

Sonntag, 30.03.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1497 Mr. Room

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Geschrieben 28. April 2008, 13:05

„Die Welle“ (GER 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Dennis Gansel

Liebes Tagebuch...
Schleichwerbung, Schleichwerbung und nochmal Schleichwerbung, sage ich, und beginne damit mal etwas unkonventioneller, als es bei einem Film wie diesem von Nöten gewesen wäre, denn wirklich auszusetzen habe ich an einem Umstand wie diesem dieses Mal nichts. Liegt wohl auch daran, daß hier kein Audi A Irgendwas samt Will Smith durchs Bild geschoben wird, sondern einfach nur Becks und Jägermeister getrunken werden und ein paar Markenklamotten der Gar ausgemacht wird, was dem Film eine angenehme und ehrliche Realität verleiht - wie mitten aus dem Leben gegriffen, was soweit geht, daß ich letztendlich sogar bezweifle, daß es tatsächlich Schleichwerbung war, was ich da sah und komme abschließend zu der Einsicht, daß es mir deshalb letztendlich egal ist.

Die Rat Pack Filmproduktion mausert sich und schuf mit „Die Welle“ einen ebenso ernstzunehmenden als auch publikumswirksamen und sogar erfolgreichen Film, der recht anschaulich verdeutlicht, wie leicht eine Diktatur die Massen begeistern kann. Der Staat ist das Klassenzimmer und der Lehrer das beeinflussende Oberhaupt. Ein an sich interessantes Experiment, welches schnell aus dem Ruder läuft und sich wie eine Welle unaufhaltsam ausbreitet. Selten war wortlastiger Geschichtsunterricht unterhaltsamer und spannender dargestellt. Hinzu kommen beeindruckende Leistungen der Darsteller, Dennis Gansels frische Inszenierung, die trotzdem nicht vor ausladenden Dialogen zurückschreckt und das ausgefeilte, wenn auch adaptierte Drehbuch. Ein interessanter Film. Ein würdiger Kassenerfolg.

Dienstag, 01.04.2008/20:50 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1498 Mr. Room

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Geschrieben 05. Mai 2008, 18:53

„Elementarteilchen“ (GER 2006), VHS (TV/Das Erste);
Regie: Oskar Roehler

Liebes Tagebuch...
Auch wieder so ein Film, dem der Ruf des Buches vorauseilt. Auch wenn ich persönlich das Buch nicht kenne, merkt man dem Film an, wie drastisch das geschriebene Wort hierzu wohl sein mag, weil der Film, sicherlich ziemlich abgeschwächt, trotz allem durch und durch kontroverse Dinge auf die Leinwand oder den Fernseher befördert, von denen man als Zuseher froh ist, sie selber nicht aussprechen zu müssen.

Nebenbei hat Oskar Roehler natürlich wieder die Chance ein Schaulaufen der deutschen Schauspielergilde zu zelebrieren, wobei das Talent beweist, die Gastrollen erst auf dem zweiten Blick zu entlarven. Ich zum Beispiel habe Uwe Ochsenknecht als verhauten Vater von Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen zuerst nicht erkannt und ähnlich erging es mir bei Martina Gedeck und Ulrike Kriener.

Trotz des ausschweifenden und detailfreudigen Referierens über sexuelle Irrungen und Wirrungen gelingt es dem Film mehr und mehr eine magische Atmosphäre aufzubauen und endet in der wunderbar einvernehmlichen und trotzdem herzerweichend tragisch dargestellten geistigen Verwirrung eines der beiden Hauptdarsteller, was dem Film abschließend zu mehr als bloßer Provokation macht.

Freitag, 04.04.2008/20:05 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1499 Mr. Room

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Geschrieben 05. Mai 2008, 18:54

„Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ (GER/FR/ESP 2006), DVD (Constantin);
Regie: Tom Tykwer

Liebes Tagebuch...
Noch so ein Film, dem der Ruf des Buches vorauseilt. Mehr noch als damals im Kino fiel mir auf, daß „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ um einiges weniger ein Tom-Tykwer-Film ist, als seine Vorangegangenen, so wie auch vielleicht „Der Untergang“ kein typischer Oliver-Hierschbiegel-Film ist. Es ist wohl doch noch mehr eine Bernd-Eichinger-Produktion, was ja nicht sofort etwas Schlechtes heißen muß, denn das Duo Tykwer-Eichinger schuf mit „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ eine großartige Romanverfilmung, der es gelingt die Textstellen, die der Autor als Erklärer für sich bestimmt, in Bilder umzusetzen; in Bilder, die mir als Zuschauer erklären können, was ein Erzähler mir an dieser Stelle hätte erklären können. Nun wäre es wirklich an der Zeit das Buch zu lesen um sich eine etwaige Bestätigung des Vermuteten abzuholen - vielleicht läßt es sich ja mal einrichten.

Voll und ganz war Tom Tykwer letzten Endes doch nicht von seinem Produzenten eingeengt. Es gibt viele Momente, die an die Stimmung seiner früheren Filme erinnert. Dann, wenn zum Beispiel altbekannte Musik aus den Boxen dröhnt - nur mit dem Unterschied, daß sie jetzt von einem großen Orchester eingespielt wurde. Das Finale des Filmes ist wirklich beeindruckend, auch wenn man schon weiß, was kommen wird. Eine Schande, daß das am Ende geschehende schon vor Kinostart durch die Medien gepeitscht wurde. Damals im Kino hätte ich mich gerne überraschen und es heute zum ersten Mal wissentlich auf mich zu kommen lassen.

Nachtrag zum damaligen Kinobesuch:
Als ich den Film jetzt wiedersah, fiel wieder ein, wie ich damals den Fußweg vom Kino zu mir nach Hause abschritt, wie damals vor mir zwei angetrunkene Mädchen vom Altstadtfest nach Hause wackelten, dicke Heringssemmeln verdrückten und einige riesige Zwiebelfahne nach sich zogen. Mir fiel wieder ein, wie ich damals über die vom leichten Regen benetzten Straßenbahngleise schritt und es nach feuchtem Metall roch, wie man es sonst nur vom Bahnsteig her kennt...

Samstag, 05.04.2008/14:40 - 17:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1500 Mr. Room

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Geschrieben 06. Mai 2008, 17:25

„Tatort: Schatten der Angst“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Martin Eigler

Liebes Tagebuch...
Hier nun also mit etwas Verspätung der Tatort, der aufgrund des Brandes in einem Ludwigsburger Mietshaus, welches hauptsächlich von türkischen Mitbürgern bewohnt wurde, verschoben wurde.

Es geht um Ehre und um Freiheit - um die Ehre einer türkischen Familie und um die Freiheit einer jungen Frau, die sie sich erkämpfen möchte, ohne dabei ihre Familie verlieren zu müssen.

War der Mord an einem türkischen Geschäftsmann das Werk eines Serientäters oder ist der Mörder im Kreise seiner verschlossen auftretenden Familie zu suchen? Die Nachforschungen des Ermittlerteams Odenthal/Kopper wirbeln viel Staub auf, der die missliche Lage der jungen, ehemals unglücklich verheirateten Witwe und deren geheime Beziehungen zu einem deutschen Mann aufdeckt, wodurch diese die Ehre ihrer Familie befleckt hat und im allerschlimmsten Fall dafür mit ihrem Leben bezahlen soll.

Die Geschichte schreitet einfühlsam und sorgfältig gestaltet voran, kratzt dabei an Tabus wie Zwangsverheiratung und Ehrenmord und bleibt zudem hochspannend ganz bis zum Schluß. Ein qualitativ hochwertiger und diskussionswürdiger Fernsehfilm ist entstanden.

Sonntag, 06.04.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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