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"Wenn Wege kleinen Kreisen gleichen, kann nichts mehr vorwärts geh'n!" - Filmforen.de - Seite 7

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"Wenn Wege kleinen Kreisen gleichen, kann nichts mehr vorwärts geh'n!"


327 Antworten in diesem Thema

#181 djmacbest

    lässt sich doch nicht öffentlich als Satire beschimpfen!

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Geschrieben 20. Januar 2004, 21:15

The Last Samurai

(19. Januar 2004 | Kino | deutsch | Neues Gabriel 1, München)

Regie: Edward Zwick



Klassischer Fall von enttäuschten (weil überzogenen) Erwartungen: Mir war klar, einen pathetischen Käse vorgesetzt zu bekommen. Ich wußte im Voraus, dass Cruise am Ende überlebt (Spoiler in Weißtext). Aber ich habe mir auch Positives erhofft. So dachte ich, dank des Settings im historischen (mehr oder weniger korrekten) Japan, würde der Pathos einigermaßen gerechtfertigt. Und ich dachte, dass die Aussage auf Grund seiner Story anders ausfallen würde. Aber weit gefehlt. Der Film ist nur zu ertragen, wenn man ihn als reines Unterhaltungskino ansieht. Dummerweise suggeriert die ganze, mehr oder weniger geschickt platzierte, japanische Philosophie genau das Gegenteil. Pech gehabt, Mr. Zwick.

Zu den Gründen des Urteils ist folgendes zu sagen:
Was hier inhaltlich geboten wird, ist einfach so unter aller Kanone, dass ich mehrfach versucht war, in den Kinosessel zu weinen. Bereits der peinliche Prolog des (übrigens lächerlichen) Erzählers ließ mich Schlimmes befürchten, aber spätestens als Tom Cruise sich selbst dann zwar als Trunkenbold (man muß ja schließlich einen Antihelden einführen) aber nichtsdestotrotz ganz tollen Hecht charakterisierte, war ich tatsächlich kurz davor, meinem Unmut lautstark Luft zu machen. Ich mein, wie viele Klischees des ausgelutschten Pathos-Kinos muß ein Protagonist denn erfüllen? Ein traumatisierter (unglaublich originelle Alpträume) Gutmensch und Kriegsheld mit Alkoholproblem (Schnellentgiftung durch Sake-Verzicht), Identitätskrise und übertrieben ausgeprägten Begabungen (bereits vor der schicksalhaften Begegnung macht er locker mit dem Schwert mal schnell 10 Samurai nieder, lernt spielerisch japanisch und ist noch dazu prophetisch begabt)??? Muß das denn sein?
Immerhin ging es etwas bergauf, als die Handlung in das japanische Dorf verlegt wurde, was man wohl hauptsächlich den hervorragend gecasteten fernöstlichen Darstellern und einigen tatsächlich gelungenen Bildkompositionen verdanken muß. Dumm nur, dass der Film bereits nach kurzer Zeit dazu übergeht, auch dem Amerikaner fernöstliche Lebensweisheit in den Mund zu legen und ihn somit komplett der Unglaubwürdigkeit preiszugeben.
Das allerschlimmste aber ist Folgendes: Es wäre so leicht gewesen, mit Cruise einen moralisch verwerflichen Charakter einzuführen, der dank seines Aufenthaltes bei den Samurai und der Konfrontation mit dieser Kultur geläutert wird. Stattdessen findet aber keine Katharsis statt, sondern er mußte lediglich kurz überredet werden, für seine Überzeugungen, die natürlich schon immer vollkommen unzweifelhaft waren, auch einzustehen. Überdies schreibt sich Amerika natürlich selbst die Erlöserrolle ins Drehbuch, wenn sie auch immerhin den Anstand haben, sich gleichzeitig als Bedrohung zu charakterisieren. Dennoch finde ich das Ergebnis eine Frechheit, dass natürlich ein Amerikaner letztlich auf den eklatanten Fehler in der Denkweise der japanischen Führung hinweisen muß.

Da retten auch spektakulär inszenierte Schlacht- und Kampfszenen (Samurais reiten durch den Nebel!!! :love: ) den Film nicht mehr. Aber immerhin habe ich mich nicht gelangweilt - was vielleicht auch meinem wachsenden Ärger über diese Volksverdummung zu verdanken war. Ich habe den Verdacht, dass Hollywoods Vorzeige-Egozentriker Tom Cruise nicht unwesentlich an der Storyentwicklung beteiligt war. Ein echtes Ärgernis in schönen Bildern.

#182 djmacbest

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Geschrieben 22. Januar 2004, 00:42

(20. Januar 2004 | DVD: Criterion Collection | englisch | daheim)

Mal ein Hitch. Ich kannte zuvor nur "Psycho" und selbst den nur aus einer gestückelten und unatmosphärischen Sichtung im Englisch-Unterricht, mit nervigen Klassenkameraden, die jede kurze Abwesenheit der Lehrerin für wildes Umherspulen genutzt haben. Also eigentlich mein erster Hitchcock, könnte man wohl sagen.

Achja, außerdem hätte ich doch einen "schinkigeren" Film erwartet, in Anbetracht seines Alters. Stattdessen fiel mir vor allem der beißende Zynismus auf, der zwar subtiler als heutzutage üblich daherkommt, aber deswegen kein bißchen weniger scharfzüngig wirkt. So hat mir besonders die Szene ein diebisches Vergnügen bereitet, in der Hannay seiner Begleiterin - nachdem diese ihm die Agentenstory sowieso nicht abkauft - trocken eine vollkommen erfundene kriminelle Laufbahn vordichtet, vom Handtaschenraub über Einbruch und Körperverletzung bis hin zu "I was 19 when I first killed a man."

Ansonsten wirken die angewandten Kniffe nicht mehr wirklich neu, das ist klar. Aber einige Kleinigkeiten hat "39 Steps" doch zu bieten, die noch nicht bis zur Vergasung kopiert worden sind. Zum Beispiel scheint es hier üblich, immer eine neue Situation (eine Flucht vielleicht) lediglich vorzubereiten und als nächste Einstellung bereits deren Resultat zu zeigen - unter Auslassung des eigentlichen Knackpunktes.

Fazit: Hat mir gefallen. Mehr davon ist bereits vorrätig.

#183 djmacbest

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Geschrieben 22. Januar 2004, 01:03

(21. Januar 2004 | Kino: Jaques Tati-Retrospektive | OmU | Filmmuseum München)

Mein Vater ist wohl ein großer Fan von Jaques Tati. Als Resultat daraus habe ich als Kind wahrscheinlich alle mal gesehen, sicher jedoch das "Schützenfest" und diesen hier sogar mehrmals. Dennoch, letzte Sichtung schätzungsweise 13 Jahre in der Vergangenheit anzusiedeln, da darf man mal wieder...

Vorweg: Wunderbar!
Es ist gar nicht so der Slapstick, welcher sich hier vordergründig abspielt, der so die Mundwinkel nach oben treibt, sondern vielmehr ist es der urfranzösische Charme, mit unglaublich viel Selbstironie zum Ausdruck gebracht, der gerade die kleinen Details - fernab von Stolperern oder verschütteten Getränken, einem Inferno aus Feuerwerkskörpern oder der widerspenstigen Rostlaube - so gerne betont und damit tatsächlich ein besonderes Komödienerlebnis schafft.
Und gerade diese Vorgehensweise erlaubt es, hinter der Fassade oberflächlichen Unterhaltungskinos so manche satirische Spitze zu verstecken: Als M. Hulot in eine Beerdigungszeremonie platzt und kurz darauf von den Gästen mit einem Mittrauernden verwechselt wird, so erregen nicht die überschwenglichen Beileidsbekundungen gegenüber diesem völlig Unbeteiligten die Lacher, vielmehr ist es vielleicht der alte Mann, der sich geradezu lüstern grinsend auf Hulot stürzt, bloß um ihn mit seinem Mitleid zu bedrängen und dem gerade dieses Händeschütteln eine perverse Freude bereitet. Oder es ist die vollkommene Übertreibung, wenn alle Trauernden sich in einem Wirrwarr aus schüttelnden Händen verlieren, bloß um auch ja gegenüber jedem seine offizielle Beileidsbekundung zu machen, und dabei den eigentlichen Zweck zu offensichtlich aus den Augen verlieren.
Ebenfalls herrlich, wie Tati seinen Film stellenweise äußerst geschickt komprimiert, indem er eine Situation, die noch nicht völlig beendet ist, einfach im Hintergrund der nächsten potentiellen Katastrophe zu einer Auflösung führt - wobei er vor allem extreme Tiefenschärfe und ein geschicktes Spiel mit den verschiedensten Bildebenen einsetzt. Auch die nahezu quadratische Form des Vollbildformates ist ihm hier ein effektives Hilfsmittel - ein Umstand, der wahrscheinlich nur im Kino dank der großen Leinwand wirklich zur Geltunge kommt. So tuckert Hulot mit seiner Klapperkiste von einem wahren Fehlzündungscrescendo begleitet durch die Straße, während sich auf dem Balkon im linken oberen Bildeck bereits die nächste Szene anbahnt.

Fazit: Rundum toll! :love:

PS: Ist es Zufall, dass der Eisverkäufer den exakt gleichen "Werbespruch" in exakt dem gleichen Tonfall wie der Eisverkäufer aus "Ghost Dog" ständig durch die Szenerie posaunt oder kann man hierin tatsächlich eine Verbeugung Jarmuschs erkennen? Textquellen dazu dringend erwünscht!

#184 djmacbest

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Geschrieben 26. Januar 2004, 23:43

(22. Januar 2004 | DVD: D | OmeU | daheim)

Was soll man über Dialoge wie den folgenden schon groß schreiben?

Zitat

Pilot: Striker was the squadron leader. He brought us in real low. But he couldn't handle it.
Prosecutor: Buddy couldn't handle it? Was Buddy one of your crew?
Pilot: Right. Buddy was the bombardier. But it was Striker who couldn't handle it, and he went to pieces.
Prosecutor: *Andy* went to pieces?
Pilot: No. Andy was the navigator. He was all right. Buddy went to pieces. It was awful how he came unglued.
Prosecutor: *Howie* came unglued?
Pilot: Oh, no. Howie was a rock, the best tailgunner in the outfit. Buddy came unglued.
Prosecutor: And he bailed out?
Pilot: No. Andy hung tough. Buddy bailed out. How he survived, it was a miracle.
Prosecutor: Then Howie survived?
Pilot: No, 'fraid not. We lost Howie the next day.

Um es kurz zu machen: Der Film funktioniert kaum schlechter als der Vorgänger, er lebt von seinen penetranten Running Gags, die (bewußt!) erst in ihrer Häufung wirklich zünden können und noch viel mehr von den unzähligen Details im Hintergrund oder sogar im Soundtrack, wenn bekannte Themen aus anderen Filmen pünktlich zur Parodie eingespielt werden. (Besonders nett zu "2001", wo Stryker just in dem Moment seinen Kopfhörer mit dem bekannten Stück aufsetzt, als im Weltall die beiden Crewmitglieder "vorbeitanzen")

Optimal für zwischendurch, nebenbei, zum Abschalten, zum Zitate merken und Mitmenschen damit zur Verzweiflung bringen oder einfach, weil einem gerade nach "doof ablachen" zu Mute ist und man dennoch etwas will, wo einem nicht Alles ganz platt serviert wird.
Nicht schön aber gut. :D

Randnotiz: Neben dem üblichen "Best Boy" findet sich hier auch ein "Worst Boy" namens "Adolf Hitler" in den Credits... Dass mir sowas mal auffällt...

#185 djmacbest

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Geschrieben 27. Januar 2004, 00:03

(23. Januar 2004 | DVD: Criterion Collection | OmeU | daheim)

Ich stelle eben fest, dass ich diesen Tagebucheintrag zu lange verschoben habe. Mir fällt nichts mehr ein.

Immerhin weiß ich noch, dass mir die Inszenierung sehr viel straffer erschien, als noch bei "Yojimbo", was ich vor allem daran festmachte, dass ich den Film schlichtweg "spannender" fand. Aber nicht nur die Inszenierung, auch das Drehbuch liefert hier eindeutige Vorteile: So ist dieses Mal die Geschichte nicht voll von kleineren Retardierungen, die allesamt Hindernisse auf dem Weg zu Sanjuros Läuterung darstellen, sondern hier lernen wir mit ja bereits einen erneuerten Sanjuro kennen, dessen Reifungsprozess vom beinahe kindlichen Rauhbein zu Anfang von "Yojimbo" zu dem nachdenklichen und seiner Profession bereits überdrüssigen Mannes am Ende von "Sanjuro" ja schon auf halbem Wege (eher noch darüber hinaus) fortgeschritten ist. Und dementsprechend sind auch gar nicht mehr so viele (gewaltsame) Lektionen übrig, die man ihm noch erteilen müßte. Jetzt gilt es also hauptsächlich noch, diesem Mann ("im Alter von 30 Jahren, auf die 40 zugehend") einige (für ihn neue) moralische Werte mit auf den Weg zu geben.

Hier liegt auch ein kleiner Knackpunkt: Eben diese "moralischen Lektionen" - von der "Lady" vorgebracht - sind leider nicht völlig kitschfrei. Doch angesichts der bitterbösen Auflösung bin ich gerne bereit, diesen Fauxpas zu verzeihen.

Ansonsten bleibt noch zu erwähnen, dass mir die Bildkompositionen schon fast so gut wie bei "Rashomon" gefielen. Nicht nur, dass Kurosawa hier wieder das (meines Erachtens für dieser Art Geschichten) dankbarere Breitbild verwendet, im Gegenteil scheut er sich nicht, wenn es die Situation erfordert mit einer simplen Rahmung (durch eine Tür oder einen Torbogen, zB) wieder auf das nahezu quadratische Vollbild zurückzugreifen.

Ich bleibe an Kurosawa zu gerne dran. :)

Randnotiz: Diese Sichtung war übrigens besonders von "Last Samurai" inspiriert, denn danach hatte ich einfach Lust auf einen Kurosawa-Samuraifilm... :D

#186 djmacbest

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Geschrieben 27. Januar 2004, 00:42

Ippolits Hotel

(25. Januar 2004 | DVD: Special Edition (UK) | englisch | daheim)

Regie: Mike Figgis



Woah! Oder so. Ich hatte mit vielem gerechnet (als absoluter Figgis-Neuling, wie mir ein Blick zur imdb verriet - selbst seine bekannteren Filme kenne ich noch nicht), aber nicht damit.

Klar: Die Handlung ist abgefahren. Das konnte ich den diversen Schlagworten auf dem Cover wie "Torture", "Perversion", "Expect vampires and nutty sex!" bereits entnehmen. Doch irgendwie ist sie ganz anders abgefahren, als ich das vermutet hätte. Es ist gar nicht die skurrile Mischung, die sich hier in den Vorgrund drängen würde, was mich so ratlos zurückgelassen hat, sondern vielmehr die mehrschichtige dramaturgische Konstruktion, die zumindest nach erster Sichtung (und es werden weitere folgen!) den Anschein erweckt, sich in dieser Hinsicht auch vor einem David Lynch nicht verstecken zu müssen.

So erscheint das Konzept ("Wir beobachten die Dreharbeiten einer Dokumentation über die Dreharbeiten zu einem Film im Dogma-Stil") auf den ersten Blick noch recht selbstherrlich und unnötig verkompliziert, bei näherem Hinsehen aber meinte ich doch zu bemerken, dass sich Figgis bewußt von diesem scheinbaren roten Faden immer wieder distanziert. Denn anstatt seine Film-im-Film-(im-Film-)Sequenzen offensichtlich parallel zur äußeren - realen? - Handlung zu montieren, nutzt er diese eher als "Intermissions", als kleine Pausen. Der Filmdreh als Drehpause, sozusagen. Lediglich in kleinen Details verweist er hier auf das Geschehen im Hotel - kleine Details, deren Entschlüsselung wohl weit mehr Arbeit als einer oberflächlichen Sichtung bedarf. (So "rahmt" er alle "Duchess of Malfi"-Szenen in ein kleineres Breitbild, "vergisst" aber manchmal scheinbar zufällig, die Kameramaskierung zu wechseln und fährt deswegen bis zum Ende der Einstellung, auch nach dem "Cut!"-Ruf, mit dem kleineren Format fort.)
Und auch der massive Einsatz optischer Spielereien wie Splitscreens oder einer Art "Nightvision" (letztere sorgt für unglaublich packende Atmosphäre in den Kellerszenen!) sorgt für einige interessante Erlebnisse: So gibt es beispielsweise eine mehrminütige Sequenz mit geviertelter Leinwand (davon gibt es sogar mehrere, aber nur eine mit diesem Inhalt... ;)), in der eine der vier Kameras einen Schwerverletzten zeigt, dessen (äußerst lebendige) Umwelt seine Misere gar nicht wahrnimmt, während die anderen drei Kameras verschiedene Sexszenen (auch stilistisch äußerst unterschiedliche Szenen) zeigen. Erst später erfahren wir den Grund für diesen eigenartigen Kontrast.

Und inhaltlich? Der kleine Subplot mit Vampiren (lediglich anhand unverwechselbarer Ikonographie zu erkennen) und Kannibalen scheint zwar deplatziert, erscheint mir aber gerade in Hinblick auf die von mir vermutete Intention des Filmes nur konsequent.

Jedenfalls werde ich den Verdacht nicht los, dass Figgis hier eine ähnliche Thematik aufs Korn nimmt wie bereits Lynch mit "Mulholland Drive". Doch wo Lynch sich (vielleicht) auf die Medienmaschine Hollywood (als vermeintliche Traumfabrik) bezieht, da setzt Figgis seine Prioritäten bei sogenannten Kunstfilmern, deren einziger Antrieb zur intellektuellen Andersartigkeit lediglich darin besteht, sich über den Mainstream aufregen zu können und seine eigene Intelligenz unter Beweis zu stellen. Ein Vorwurf, den man vielleicht auf Figgis angesichts dieses extrem hermetischen Filmes machen könnte - wäre da nicht eben dieses Augenzwinkern, was der komplexen Inszenierung auf einen Schlag weit mehr Sinn als nur bloßen Selbstzweck verleiht und sie damit zum wahrscheinlich wichtigsten Werk seiner Satire macht.

Fazit: Hochinteressanter Film in jeder Beziehung. Und mir hat er auch ausnehmend gut gefallen. Ob er deswegen auch gut ist, oder stattdessen lediglich weit über das Ziel hinausschießt, wage ich nicht zu beurteilen.

Randnotiz: Die hier vorgelegte "Deutung" ist lediglich der Gedanke, der mir beim Schreiben dieses Eintrages kam. Denn so geht es mir meistens, mir fällt erst beim Schreiben was zu den Filmen ein. Dass diese "Interpretation" deswegen keineswegs fundiert und unwiderlegbar ist, versteht sich von selbst. Und genau deswegen rufe ich mal wieder zur Diskussion auf. :)

#187 djmacbest

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Geschrieben 01. Februar 2004, 12:23

(26. Januar 2004 | DVD: Box of the Dead (D) | englisch | daheim, filmforen-Cineclub)

Hier wurde alles gesagt.

#188 djmacbest

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Geschrieben 01. Februar 2004, 12:26

(27. Januar 2004 | Kino: Jacques Tati-Retrospektive | französisch | Filmmuseum München)

Und wieder Tati-Retrospektive. Diesmal eine unerwartete und unpassende Begleitung dabeigehabt. Naja, war wohl auch ein Hemmschuh, wenn die hübsche Dame nebenan sich so offensichtlich deplatziert fühlt.

Aber nichtsdestotrotz, mir haben die "Ferien des M. Hulot" weit besser gefallen. Da spielten auch die Dialoge überhaupt keine Rolle, wohingegen "mein Onkel" schon mal gerne gepflegt parliert. Zwar entsteht durch die übertriebenen Manierismen der Personen auch bei völligem Nichtverständnis der Dialoge eine unleugbare Komik, aber dafür kommt der herrlich subtile Slapstick, der den "Vorgänger" noch auszeichnen kann, etwas zu kurz. Ergo: es gibt Längen. Oder nicht unbedingt Längen. Eher Stellen, die nur noch "ganz nett dahinplätschern" und wo man sich bestenfalls an Tatis Filmstil erfreuen kann. Was mich auch direkt zum nächsten Punkt bringt:
Ich kann mir immer weniger vorstellen, dass die Filme auch auf einem Fernseher in gleichem Maße funktionieren würden. Immerhin verzichtet Tati vollständig auf Nah- und Detailaufnahmen und filmt somit das Geschehen ständig aus der Totalen, weswegen sich wohl auch beim der x-ten Sichtung noch neue Details am Rande finden lassen können.
Abgesehen davon erinnert "Mon Oncle" sehr stark an Chaplins "Modern Times" (soweit ich den noch in Erinnerung habe), sowohl in seiner Thematik, als auch in einigen Symbolen und in der Ausgestaltung der Fabrik. Herrlich fand ich hier das alte, eingefallen Mauerstück, das den Blick auf die modernen Hochhäuser freigibt und wo abwechselnd streunende Hunde, spielende Kinder oder unser beliebter M. Hulot durchtigern.

Bemerkenswert noch, dass Tati auch seine "traditionelle" Umgebung, die er in Kontrast zur "modernen" Stadt setzt, keineswegs romantisch verklärt. Auch hier finden sich kleine Fehler und Unannehmlichkeiten, wie unehrliche Gemüsehändler, faule Straßenfeger und vor allem eine schier unerträgliche Langsamkeit. Dagegen nimmt er auch gar nicht die Technisierung an sich aufs Korn, sondern vielmehr die Technisierung als Statussymbol einer heuchlerischen modernen Gesellschaft. Und genau hier hat er seine Stärken, wenn der Wert eines Gastes daran bemessen wird, ob die kitschige, wasserspuckende Fischstatue angeworfen wird oder nicht. Oder wenn er eine hochmoderne Küche mit soviel zeitraubendem Schnickschnack ausstattet, dass M. Hulots eigenes Haus, wo er eine komplizierte Kombination aus Treppenhäusern zu durchlaufen hat, um seine Wohnung zu erreichen, nur noch scheinbar veraltet und umständlich wirkt. Denn soetwas ändert auch die Technik nicht.

Fazit: Trotz gelegentlicher Längen ein toller Film. Und für diese Erkenntnis brauchte ich einige Tage Abstand.

#189 djmacbest

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Geschrieben 01. Februar 2004, 12:31

(27. Januar 2004 | DVD: Truffaut-Collection (Korea) | OmeU | daheim)

Schade. Nach (persönlichen) Anlaufschwierigkeiten hatte ich mich nach einer kleinen Pause richtig an den Film gewöhnt und fand ihn mit einem Mal ganz toll. Da waren so viele Stellen, an denen ich mir überlegt habe, einen Notizblock zu holen und mir Stichworte aufzuschreiben. Aber es war schon spät und ich war faul. Und am nächsten Morgen war alles weg. Nur noch das Gefühl, dass ich einen wirklich feinen Film gesehen hatte, ohne die geringste Ahnung, wie ich das begründen sollte. Ich weiß nur noch, dass ich sehr beeindruckend fand, wie Charlie sich im Angesicht des Streites in seiner Kneipe einfach seelenruhig ans Klavier setzt und das Klimpern anfängt, mit stoischer Gelassenheit seinen eigenen Gedanken nachgeht und sich in die Musik flüchtet, ganz selbstverständlich. Und das war's auch schon. Wird wiederholt, ganz bestimmt.

#190 djmacbest

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Geschrieben 01. Februar 2004, 12:34

(28. Januar 2004 | DVD: Special Edition (Aus) | englisch | daheim)

"Lebe deinen Traum!" Nein, das ist es nicht. "Auch ein Scheißtag kann zu einem guten Tag werden, kurz: Carpe diem!" Schon eher.

Ein großartiger Film. Nicht in seiner Inszenierung, denn so sehr ich mich auch bemühte, die ist einfach nur konventionell. Zwar manches Mal nette Montagen, die äußerst effektiv einen Zeitraffer suggerieren, aber im Großen und Ganzen hatte Harold Ramis nicht wirklich herausragende Ideen. Doch die waren auch gar nicht nötig, denn er konnte den Film einfach seinem Drehbuch und seinen Hauptdarstellern überlassen. Ersteres driftet nur genau zweimal in Kitsch ab, ("I usually drink to world peace!" & "Let's live here!") ansonsten ist es zwar tiefst moralisch aber gleichzeitig auch von Herzen ehrlich. Und die Schauspieler haben sichtlich Spaß an ihren Rollen. Gerade Bill Murrays Wandlung vom Zyniker zum Menschenfreund ist ausnahmsweise (für eine solch drastische Wandlung) mal echt nachvollziehbar und glaubwürdig, und er erkennt seinen Fehler auch nicht, weil ihm jemand den erhobenen Zeigefinger zeigt, sondern er muß sich diese Erkenntnis Stück für Stück, quasi im trial-and-error-Verfahren, selbst erarbeiten.

Der Traum: Alle Zeit der Welt zu haben, um all das zu lernen, was ich schon immer lernen wollte, aber nie die Zeit dafür hatte. Und das geht, am "Groundhog Day".

#191 djmacbest

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Geschrieben 01. Februar 2004, 12:37

(29. Januar 2004 | DVD: Limited Edition (D) | englisch | daheim)

Unnötig. In jeder Beziehung. Macht aber immerhin Spaß. "Freitag der 13." ohne Jason-Kult. Ansonsten aber das Gleiche. Effekte von Tom Savini, immerhin. Gutaussehende Mädels, leicht bekleidet. Obligatorisch, aber immer wieder nett. Ein passabel ausgestalteter Spannungsbogen. Ganz ok. Kurzweilige Unterhaltung. Eigentlich gibt es keine Langeweile zu beklagen. Trotzdem, Kategorie "Filme, die die Welt nicht braucht". Vorhersehbarer Standard von der ersten bis zur letzten Minute. Wer's mag.

#192 djmacbest

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Geschrieben 02. Februar 2004, 12:07

(30. Januar 2004 | Kino: Pressevorführung | OmU | Neues Gabriel 1, München)

Auch abgehakt. Paul Walker ist ne Lachnummer, Gerard Butler hat mich schwer positiv überrascht. Der Rest war wie erwartet.

#193 djmacbest

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Geschrieben 06. Februar 2004, 18:44

(31. Januar 2004 | DVD: Special Edition (UK) | englisch | daheim, spontan-Cineclub)

Ich hatte den ganz furchtbar langweilig und dämlich in Erinnerung. So kann man sich irren, bzw. so können Geschmäcker sich ändern. Dieses Mal war der nämlich total toll! :doc:

Im Ernst: Was mir Hooper hier auftischt, war alles andere als leichte Kost, und ich kann sogar gut verstehen, dass mir das damals nicht gefallen hat. Immerhin ist er durchaus irgendwie unzeitgemäß (bevor hier jemand aufschreit, ich werde das gleich relativieren) und nicht wirklich massentauglich - auch in Bezug auf seine Spannungsentwicklung.

So erfolgte meine letzte Sichtung doch an einem sonnigen Nachmittag mit mißgelauntem Kumpel neben mir auf der Couch. Und dann überwiegt einfach der Trash-Effekt, den man wohl dem geringen Budget zuschreiben muss.

Und dieses Mal? Ein dunkles Zimmer, der Sound extra auf den Kopfhörer, und trotz gelegentlichem Posten im CC-Fred stand ich restlos unter dem Bann des Filmes. Und die Verfolgungsjagd durch den dunklen Wald, stets das Kreischen der Säge im Ohr, die verwackelte Kamera, die unzureichende Beleuchtung - das gab mir beinahe den Rest.

Es bleibt wohl dabei, ich werde auch jetzt nicht zum Fan des Terrorkinos werden, dafür nerven mich Sachen wie die "Dinner-Szene" hier einfach zu sehr. Minutenlang irgendwelchen Psychopathen beim Kreischen und irrwitzig Lachen zusehen, sorry, nicht mein Ding.

Dennoch, ich bin einen großen Schritt weiter auf diesem Weg. Und vielleicht werde ich ja sogar dem "Haus der 1000 Leichen" noch einen 2. Versuch gönnen. Mal sehen.

#194 djmacbest

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Geschrieben 06. Februar 2004, 18:57

(02. Februar 2004 | Kino | deutsch | Neues Gabriel 1, München)

Was ist bloß mit mir los. Vor einem Jahr hab ich mich über Leute amüsiert, die einen eigentlich unterhaltsamen Action-Streifen anhand diverser Logik-Löcher oder kleinerer Unglaubwürdigkeiten zerpflückt haben. Und jetzt? Jetzt mach ich schon sowas Ähnliches.

Dabei hat mir "Underworld" tatsächlich außerordentlich viel Spaß gemacht, das will ich keine Sekunde leugnen. Die Actionszenen waren nett spektakulär, die Ausstattung und Ausleuchtung herrlich düster und - und jetzt bitte nicht lachen - sogar die Geschichte hat mir gefallen. Na gut, nicht der eigentliche Plot, der war eh kaum vorhanden und mehr Stichwortgeber als sonstwas. Aber diese sporadisch vorhandene Hintergrundgeschichte, die bis ins finstere Mittelalter hineinreichen soll - sowas gefällt mir immer (nebenbei fand ich den aus "Herr der Ringe" bekannten Filtereffekt, der die Rückblenden zierte, äußerst stimmungsvoll).

Und dennoch. Mit zunehmendem Abstand kommen die Störfaktoren ans Tageslicht - wobei einige auch gleich auftraten: Die ewige, penetrante Untersicht, in der sämtliche Charaktere, ob böse oder ganz böse (denn gute gibt's hier natürlich nicht) oder einfach nur Statisten, gefilmt wurden, ging mir irgendwann dermaßen auf die Nerven, dass ich mich über jeden Perspektivenwechsel richtig freuen konnte. Und auch sonst, das "Neo-Gothic"-Flair (oder nennt man das "Cyberpunk"?), welches der Film verzweifelt ausstrahlt, ist zwar geglückt, aber schon beinahe wieder zu konsequent umgesetzt - jedenfall wirkte die ständige Dunkelheit, der Regen und die allgemein naßkalte Atmosphäre schließlich eher ermüdend als stimmig.

Was soll ich noch schreiben? Hat doch keinen Zweck. Vor einiger Zeit hätte ich den Film geliebt. Heute will ich ihn mögen (einfach, weil ich meinen ehrlichen und sauberen Spaß daran hatte), aber irgendwie funktioniert das nicht so uneingeschränkt. Schade eigentlich. (Doch immerhin hat das auch seine guten Seiten, wie der Vorgänger-Eintrag beweist, insofern paßt das schon...;))

#195 djmacbest

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Geschrieben 06. Februar 2004, 18:59

(03. Februar 2004 | Kino: Pressevorführung | OmU | Mathäser 10, München)
Regie: Tim Burton

Gleichzeitig auch ein Tagebucheintrag, mit viel Liebe geschrieben...

#196 djmacbest

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Geschrieben 06. Februar 2004, 19:13

(04. Februar 2004 | DVD (Korea) | OmeU | daheim)
Regie: Jin-Ho Hur

Vollkommene Belanglosigkeit als Selbstzweck? Und am Schluß mal 15 Minuten "Ereignis"?

Ich glaube, man wollte mir hier eine Liebesgeschichte erzählen. Und hey, es gefiel mir auch tatsächlich gut, wie diese anfing. Nämlich realistisch. Langsam. Nach und nach. Und dann? Auch nach 70 von 97 Minuten kein nennenswerter Fortschritt. Immer noch langsam. Und eigentlich immer noch nix. Außerdem erfährt man schon ganz früh, dass der Protagonist schwer krank ist. Und nur wenig später, dass er sterben wird. Also baut man ein klein wenig auf "Things to do in Denver when you're dead" auf, denn unser Hauptdarsteller will nun seinen Hinterbliebenen das Leben so einfach und unkompliziert wie möglich machen. Dazu gehört natürlich auch, keine neue Beziehung mehr anzufangen. Und am Schluß steht das Unausweichliche - ohne Überraschung, ohne Knalleffekt.

Das klingt eigentlich, rückblickend betrachtet, nach einem sehr schönen Konzept. Doch irgendwie verpaßt es das Drehbuch, seinen Plot auf das Schlußereignis hinzuführen. Diese letzten Lebenstage sind nicht die eines Todgeweihten, sondern eines ganz normalen Mannes. Lediglich ab und zu bekommen wir via Erzählerstimme zu hören, dass das "grade der letzte Saufabend mit seinem Kumpel" war. Und? Leider läßt das völlig kalt. Dank der uneingeschränkten Normalität seines Daseins gelingt es mir auch nicht, irgendeine Art von Spannung zu verspüren, nicht einmal Neugier. Und auch der Tod, der seltsamerweise keinen sichtbar Trauernden zurückläßt, kann mich nicht wirklich rühren.

Aber immerhin sind da die beiden wirklich sehr charismatischen Hauptdarsteller, die mich dann doch am Bildschirm hielten. Und der Schlußsatz, wieder von unserem Protagonisten aus dem Off gesprochen, der mir dann doch suggeriert, dass ich meine Zeit nicht ganz verschwendet habe und tatsächlich den Film rückblickend wertvoller macht, als er (für mich) wahrscheinlich war. Und das war's auch schon. Ratlosigkeit.

#197 djmacbest

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Geschrieben 06. Februar 2004, 21:51

(06. Februar 2004 | DVD (D) | OmeU | daheim)

Im Folgenden lest ihr den Grund, warum ich mir normalerweise gerne ein paar Tage Zeit lasse, um gewisse Filme zu verdauen. Aber ihr habt es ja so gewollt. :doc:

Ich habe gerade den Fehler gemacht und mir den Text von Daniel Schössler in Reclams "Filmgenres: Science Fiction" durchgelesen. Denn im Gegensatz zu den meisten Texten in diesem Büchlein scheint dieses Exemplar meinen Gedankenfluß eher zu blockieren, als anzuregen. Immerhin hab ich jetzt auch die Schlußszene kapiert (oder glaube es zumindest), in der mir Alex' seltsamer Gesichtsausdruck zwischen Qual und Wollust ein Rätsel aufgab.

Ansonsten: Auffällig (schön) die verschiedenen Zoom-Fahrten, besonders am Anfang, wo dreimal in relativ kurzer Folge sehr lange aus einer Nah- oder Detail-Aufnahme ausgezoomt wird und somit nach und nach die Umgebungen von eher statischen Szenerien preisgibt. Ebenfalls äußerst gut haben mir die riesenhaften Kulissen (das verlassene Casino, zB) gefallen, in denen die menschlichen Protagonisten (darf man dieses Wort hier verwenden?) oft - ganz im Gegensatz zu ihren Handlungen - hoffnungslos verloren und klein wirkten. Ich hätte spontan auf massiven Weitwinkel-Einsatz getippt, konnte aber die üblichen Verzerrungen nicht entdecken, von daher gehe ich einfach mal von tatsächlich sehr großen Kulissen aus.

Herrlich auch die kleinen, unglaublich fiesen, Details: So wird zum Beispiel das Haus, in das Alex und seine Droogs einbrechen, ganz zynisch nur mit "Home" beschildert - um dieses wortwörtliche Idyll dann von der Gang völlig und unwiderruflich zerstören zu lassen, ohne aber den kitschigen Fehler zu begehen, auch das Schild in einem symbolischen Akt zu verunstalten. Oder die gemäldeartigen Bildkompositionen, bei denen mir jeder Farbfleck genauestens durchdacht erscheint, die Droogs in weiß, nach außen (für ihre Eltern) die Unschuld in Person, sind da nur das auffälligste Beispiel.

Es gibt viel zu entdecken. Einiges fällt mir bestimmt in den nächsten Tagen noch ein, anderes erst beim nächsten Mal. Bis dann.

Randnotiz (da ist er schon, der erste Nachtrag): Der Gefängnisaufseher sieht bestimmt nicht zufällig aus wie Adolf Hitler und auch seine Sprache und Gestik ist da ziemlich eindeutig. Allerdings finde ich es gerade hier etwas peinlich, das Kubrick für seine Darstellung einer faschistischen Subgesellschaft gleich wieder die Nazi-Keule auspacken muß. Immerhin relativiert sich das dann dadurch, dass der Innenminister (der mit seiner Einstellung davon auch nicht weit entfernt liegt), in keiner Weise in diese Richtung karikiert wird... Darüber muß ich jetzt nachdenken...

#198 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2004, 15:13

(08. Februar 2004 | DVD (US) | englisch | daheim)

Nächster Argento. Und hier sind gleich zwei Sachen eingetroffen, die ich bisher nicht für möglich gehalten hätte.
1. Der Film erschien mir in jeder Hinsicht belanglos, bis auf den Schluß.
2. Der Schluß ist der beste Teil des Films - und das bei einem Argento!

Die Story, die stellenweise versucht, Gattaca-ähnliche Science-Fiction-Elemente zu etablieren ist natürlich hanebüchen wie eh und je. Unterbieten können das nur die Dialoge, soweit auch klar. Schade nur, dass Argento hier - von einigen netten Einstellungen mal abgesehen - auch hinsichtlich seiner Inszenierung keine wirklich guten Einfälle hatte. OK, die ständige Beobachter-Kamera ist konsequent eingesetzt und auch die Detailaufnahmen des beobachtenden Auges sind schön platziert, aber offen gestanden hat das nicht gereicht, mich wirklich an den Film zu fesseln.
Immerhin werden diese kleinen Kniffe zum Ende hin häufiger und auch auffälliger, so dass sich allein in dieser Beziehung der Schluß bereits positiv vom Rest abheben kann.

Inhaltlich dagegen ist es tatsächlich haarsträubend, was hier an Plot-Twists versucht wird. Dieses Pseudo-"Wer ist der Mörder"-Ratespiel war selten vorher unmotivierter und unlogischer und auch die verschiedenen voreiligen Schlüsse unseres Meisterreporters sind eher peinlich denn dass sie tatsächlich vermögen, den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Dies ist auch gar nicht möglich, weil Argento mal wieder das macht, was er schon so oft (falsch) gemacht hat - zum Schluß einen Mörder zu präsentieren, auf den einfach während der gesamten Geschichte absolut nichts hingedeutet hat - und fertig ist die angebliche Überraschung. (Man muß ihm aber zugestehen, dass dieses Mal dieser Lapsus nicht so ins Gewicht fällt, weil doch tatsächlich mal nicht die Auflösung des Mörder-Rätsels im Vordergrund steht sondern die Entwicklung der beiden ermittelnden Hauptpersonen, die, wenn auch nicht sonderlich originell oder intensiv, so doch zumindest glaubwürdig erzählt wurde.)

Naja, fehlt noch das "Stendhal Syndrome", "Profondo Rosso" und "Vier Fliegen...", dann ist dieser Regisseur auch abgehakt.

Vorläufige Liste:
1. Inferno
2. Suspiria
3. Opera
4. Tenebre
5. Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
6. Phenomena
7. Sleepless
8. The Cat O' Nine Tails
9. Two Evil Eyes
10. Das Phantom der Oper
11. Trauma

#199 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2004, 15:29

The Hire
(08. Februar 2004 | DVD (US) | englisch | daheim)
Regie: diverse

Zu jedem Filmchen ein paar Worte...

Ambush (Regie: John Frankenheimer)
Typischer Frankenheimer-Look, ansonsten vor allem Werbung. Bäh.

Chosen (Regie: Ang Lee)
Angenehm besonnen inszeniert, Ang Lee eben. Und das BMW-Logo ist auch verhältnismäßig selten im Bild.

Follow (Regie: Wong Kar-Wai)
WKW kopiert hier eine Einstellung aus "Chungking Express" beinahe 1:1 - und liefert damit den einzigen Beitrag mit soetwas wie einem "Magic Moment". Außerdem wundert mich langsam, dass BMW den Regisseuren offensichtlich viel Freiheiten gelassen hat, denn das obligatorische Auto ist hier tatsächlich nur Nebensache.

Powder Keg (Regie: Alejandro González Iñárritu)
Griesel-Doku-Look, wie auch in "21 Gramm". Offensichtlich macht der das immer so. Nicht schön, in diesem Fall aber sehr passend.

Star (Regie: Guy Ritchie)
Belanglos und viel zu gerne cool - "boah, Alter, der kann vielleicht fahren, Mann!"

Hostage (Regie: John Woo)
Sieht aus wie "Mission: Impossible 2" und der "Driver" ist hier ganz besonders toll. Trotzdem, die Story-Idee ist reizvoll und hätte mir für einen Langfilm gefallen.

Beat The Devil (Regie: Tony Scott)
Nervtötend und pseudo-cool. Immerhin, Marilyn Manson war ein Lacher.

Ticker (Regie: Joe Carnahan)
Etwas moralinsauer, aber schön fotografiert und grade zum Ende hin tatsächlich packend.

Fazit: Bis auf "Follow" braucht das keiner. Aber kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch ist das trotzdem.

#200 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2004, 15:49

(09. Februar 2004 | DVD: Special Edition (Korea) | OmeU | daheim)

So ungefähr hab ich mir das vorgestellt (oder doch nur erhofft?): Ein richtig fieses Dreckstück von einem Horrorfilm. Und nichteinmal, weil er besonders originell wäre (das ist er nicht), sondern weil er sich so konsequent gerade an den Horrorfilmfan richtet - und wohl auch genau bei dem am effektivsten wirkt.

Man kann dem Film ohne Zweifel vorwerfen, dass er so ziemlich jede außerordentliche Idee aus den Genre-Highlights der letzten Jahre schamlos kopiert. Und eigentlich müsste man daraus auch schließen, dass er auf Grund dessen furchtbar gestückelt und überladen wirkt. Doch schon hier ist alles anders. Denn wenn auch die Ideen ziemlich eindeutig von anderen Horrorfilmen "inspiriert" sind, so geht deren Verwendung doch tatsächlich über den bloßen Selbstzweck "damit wir auch was Unerwartetes haben" hinaus. Denn jeder dieser Kniffe, der in seinem Ursprungsfilm als "Hammer" gewirkt hatte, wird hier nicht als Auflösung eingesetzt, sondern dient lediglich dazu, die Handlung voranzutreiben und eigentlich neue Rätsel aufzugeben. Und am Schluß bleiben gerade so viele Fragen offen, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, zwar eigentlich alles verstanden zu haben, es aber nicht ohne Weiteres selbst korrekt wiedergeben zu können.

Besonders genial ist allerdings das perfide Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Kann ein Schockeffekt noch sitzen, wenn man genau weiß, dass er jetzt kommen muss, denn nach den Genre-Gesetzen deutet alles - Musik, Soundeffekte, Timing, Kameraposition - darauf hin? Der Trick besteht darin, einfach mit dieser Erwartungshaltung zu brechen und dieser Vorhersehbarkeit seine Zuverlässigkeit zu nehmen. Mal kommt der Knall genau zum "richtigen" Zeitpunkt, mal einige Sekunden verfrüht, mal wiederum erst, wenn vermeintlich alles vorbei ist - oder es passiert einfach gar nichts. Schon der Prolog, als offensichtlich ein Arzt mit einer langhaarigen Person spricht und dieses Gespräch im Schuß-Gegenschuß-Verfahren inszeniert ist, zieht "Tale..." eine beträchtliche Spannung aus der Tatsache, dass der Gegenschuß einfach viel zu lange nicht erfolgt, und dann auch nur ein von Haaren bedecktes Gesicht zeigt, auf das äußerst behutsam gezoomt wird. Ein "Bestimmt ist der oder die ganz schrecklich entstellt und gleich sehen wir das ganz plötzlich!"-Betrug. Und auch wieder nicht. Überhaupt, dieser behutsame Zoom, kaum wahrnehmbar, so langsam ist er, wird gerne als spannungssteigerndes Stilmittel eingesetzt - nur um dann unvermittelt und scheinbar unmotiviert auf eine völlig andere Szene zu schneiden, die ihre Atmosphäre zu einem wesentlichen Teil aus der "abgewürgten" Spannung der vorhergehenden Einstellung bezieht. Wie eine Melodie, die kurz vor ihrer harmonischen Auflösung einfach abbricht.

Wie auch der Film. Und wie auch dieser Eintrag.

#201 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2004, 16:03

(10. Februar 2004 | DVD (UK) | Musik | daheim)

Darf man soetwas als "meditativ" bezeichnen? Wobei, eigentlich passt dieser Ausdruck nur auf das erste Drittel, denn sobald Menschen ins Spiel kommen, ist es aus mit der Ruhe, und Hektik sowie treibende Musik regieren, um sich in ein Crescendo aus schneller werdenden Schnitten zu ergehen.

Schade: Der moralische grüne Daumen, der hier statt des üblichen Zeigefingers erhoben wird. Vor allem, weil Reggio sich mit seinen Bildern oft nicht entscheiden kann, ob nicht auch so manche technische Errungenschaft als "schön" empfindet. Zum Beispiel wenn er wiederholt einen bewundernden Blick an einer vollverspiegelten Hochhausfassade emporrichtet und im Zeitraffer die Bewegung der Wolken in diesem Spiegel beobachtet. Schade auch, dass die zweite Texttafel am Ende des Films so einen mysteriös-esoterischen Hauch versprühen muss. Und dem ganzen ausgerechnet einen indianischen Namen zu verpassen, das erinnert beinahe schon zu sehr an das Klischee von der Rothaut, die angesichts von Umweltverschmutzung o.ä. eine dicke Krokodilsträne vergiest.

Schön: Die Bilder, die Musik. Die "Geschichte", die Reggio zweifellos erzählt, die Idee, die dahinter steckt, und ja, auch die Aussage, auch wenn etwas (!!) mehr Subtilität vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Die Frage, was denn zuerst da war, das Bild oder die Musik. Bewegen sich die Bilder nach der Musik oder wurde die Musik den Bildern auf den Leib komponiert. Ein Film für das Jahr 2001. Aus dem Jahr 2001. Ganz offensichtlich erscheint mir der Bezug zu Kubrick. In Tempo und Rhythmus, musikalischer Untermalung und auch in seiner Intention doch sehr ähnlich. Und am Schluß steht wieder das Scheitern der Technik. Der Mensch schickt sich an, seinen Planeten zu verlassen. Die Katastrophe. Dabei gäbe es auch hier noch so vieles zu entdecken, wie Reggio schon zu Beginn gezeigt hat. "Warum in die Ferne schweifen..." - wirklich so platt? Nein. Alltag. Gewohnheit. Stereotypen. In den wuselnden im Zeitraffer gefilmten Menschenmassen findet sich dennoch immer wieder mal ein Fixpunkt, eine still stehende Person. Ein Individuum gar?

Pretentious vielleicht. Trotzdem sehr schön. Und eben meditativ. Trotz Hektik.

#202 djmacbest

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Geschrieben 16. Februar 2004, 01:12

(10. Februar 2004 | DVD (D) | englisch | daheim)
Regie: Tony Scott

Eigentlich wollte ich dabei einschlafen, also etwas Altbekanntes gewählt. Aber weil die letzte Sichtung schon so lange her ist, bin ich wohl doch wachgeblieben. Und ich hatte mal wieder meinen Spaß. B)

Dies lag wohl vor allem daran, dass ich jetzt den Film mal mit ganz anderen Augen gesehen habe, als beim letzten Mal. War "LBS" bisher einfach nur cool, so kann ich das inzwischen immerhin begründen. Ich mein, vielleicht krankt der vielgescholtene aktuelle Actionfilm einfach daran, sich nicht mehr am Film Noir zu orientieren. Denn gerade dieser permanent schmutzige Look und der kultig abgewrackte Protagonist scheint mir doch zu offensichtlich einem 30er-Jahre-Privatschnüffler entliehen. Und wenn ich es mir gerade so überlege: Auch einige andere "Klassiker" des Action-Genres aus der selben Epoche können gewisse Ähnlichkeiten aufweisen... Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein, gut möglich.
Ansonsten finde ich es bemerkenswert, wie man mit dem vollständigen Ersetzen plotdienlicher Dialoge durch potentiell kultige One-Liner (wirklich, Willis erklärt gar nichts, der ist NUR schlagfertig!) auch noch vertuschen kann, dass die Ereignisse der Story kein bißchen nachvollziehbar sind. (ich spreche nicht von "Glaubwürdigkeit", sondern davon, dass die "Bösen" oft reagieren, bevor sie auch nur irgendwie was von Willis letzter Aktion erfahren hätten können.)

Und trotzdem: Spaßig. Immer wieder.

#203 djmacbest

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Geschrieben 16. Februar 2004, 01:32

(11. Februar 2004 | DVD: Criterion Collection | englisch | daheim)
Regie: John Lurie

In meinem heißgeliebten Jarmusch-Buch davon gelesen. Dann das Konzept "recherchiert" (naja, hat nicht wirklich lange gedauert). Und dann gedacht, dass sowas bestimmt nirgendwo auf Konserve zu finden sei, wozu auch. Einige Wochen später dann durch Zufall auf der Criterion-Seite entdeckt. Der Rest ist Geschichte.

Konzentrierte Langeweile und Freud'sche Übersprungshandlungen als Showkonzept? Und dazu äußerst skurriler und lakonischer Humor? Eine Anglershow? Wer will denn sowas sehen? Und erst recht: Warum geben sich Leute wie Willem Dafoe, Dennis Hopper, Jim Jarmusch, Matt Dillon und Tom Waits dafür her?

Ganz einfach: Das Konzept funktioniert bestens. Nicht, weil John Lurie hier irgendetwas ganz Tolles mit der Kamera oder dem Schnitt macht. Nicht wegen schöner Naturaufnahmen (obwohl es davon immerhin ein paar gibt) oder meditativer Ruhe (die eh nur bedingt zu finden ist, weil alle Beteiligten sowieso viel zu unruhig erscheinen um tatsächlich ruhig an der Angelrute einen Biss abzuwarten), sondern einfach deswegen, weil sich die Show permanent unterschwellig darüber lustig macht, wie man sich soetwas nur anschauen kann.

Ob Lurie jetzt die Kamera mal auf absolute Nebensächlichkeiten richtet, einfach ein paar Schnappschüsse einfängt, die einen gewissen Homevideo-Charme ausstrahlen oder geradezu haarsträubendes Anglerlatein um seine Episoden erfindet - immer trifft er damit einen hinreißend unlustigen Ton. Das ganze mit bewußt unpassender Musik - ein treibender, spannender Score untermalt die Bilder von unseren wartenden "Helden", ohne das irgendetwas passieren würde - hinterlegt, natürlich alles von Luries "Lounge Lizards" eingespielt. Eine Soundkulisse, die, wenn ein Hai an der Angel zappelt, ganz unvermittelt auf das Geschrei spielender Kinder umblendet (laut Audiokommentar von Lurie: "Just because I thought it wouldn't fit at all!") oder in der Episode mit Matt Dillon in Costa Rica auch mal gerne einen Choral verwendet. Mal schielt irgendein Crewmitglied verstohlen unter einer Plastikplane hervor, bloß um diese angesichts seiner Entdeckung durch die laufende Kamera ruckartig wieder zurückzuziehen, ein anderes Mal paddeln Lurie und Waits in ihrem Kanu mindestens drei Mal an offensichtlich der selben Stelle vorbei, oder man sieht einen gelangweilten Jim Jarmusch und hört dessen (Gedanken-)Stimme sagen: "What am I doing here?", bloß um abrupt zu schneiden und den Zuschauer mit dem unsicheren Gefühl zurückzulassen, ob man das jetzt grade wirklich gehört hat.

Überhaupt, was man hört: Der Erzähler, der es schafft die lächerlichsten Übertreibungen mit bierernster Stimme vorzutragen, trägt ein weiteres zur absichtlich fehlenden Atmosphäre bei. Und er neigt dazu, den Zuschauer zu testen, ob er überhaupt noch zuhört, oder bereits eingeschlafen ist: "I like to have a piece of that sandwich!", fordert er, ohne dass dergleichen im Bild zu sehen wäre. Vielleicht an den Zuschauer gerichtet? Oder er wiederholt ganze Textpassagen, ein nachgestelltes Dejavue.

Genug der Beschreibungen, ich könnte noch viel erzählen. Bringt eh nichts, selber sehen und selber (nicht) langweilen, ist wohl das einzig Wahre.

"On January 19th, John Lurie and Willem Dafoe died of starvation!" :doc:

#204 djmacbest

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Geschrieben 17. Februar 2004, 21:36

(12. Februar 2004 | DVD (US) | englisch | daheim)

Ausnahmsweise mal kurz und knapp: Als Kind zum letzten Mal gesehen und natürlich nichts mehr gewußt.

Jetzt erneut gesehen und für sehr gut befunden. Herrlich makaber, fies-fröhlicher Alec Guiness und eine reizende alte Dame. Und dennoch zutiefst positiv. Und nachdem das schon eigentlich nach den Coens klingt, warum die Kerle nicht gleich ein Remake machen lassen. Ich freu mich drauf. Sehr sogar.

#205 djmacbest

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Geschrieben 17. Februar 2004, 21:56

(12. Februar 2004 | DVD: Criterion Collection | OmeU | daheim)

Genau das Richtige, um mich mitten in der Nacht vom Schlafen abzuhalten.

Beeindruckend und erdrückend. Die Bilder. Und dabei begeht Resnais keineswegs den Fehler, auf vordergründige Grausamkeiten zu setzen, bzw. die schockierendsten Szenen zu früh zu zeigen. Am Anfang überwiegt die Einsamkeit, die Ruhe nach dem Sturm, dann wird etwas Geschichtswissen "aufgefrischt", er erzählt Anekdoten aus dem Lageralltag, erklärt den Filmtitel. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, auch wenn man, wie ich, eigentlich meint, keine Holocaust-Dokus dank schulischem Overkill mehr sehen zu können. Doch hier ist das anders. Resnais vermeidet sogar auffällig, die "Nazis" namentlich zu erwähnen, obwohl er keinen Zweifel daran lässt, von wem die Rede ist. Doch statt dieser direkten Anklage richtet er sich gegen alle Menschen. Alle, die soetwas zugelassen haben. Alle die nur nach eigener Aussage "nichts davon wussten". Moral, ja, aber nur auf ethischer Ebene, ohne ethnischen Subtext. Jedem (Volk) könnte das passieren. Und doch, auch wenn das jetzt vielleicht so klingt, liefert er keine Entschuldigung. Es darf nicht passieren. Jeder trägt schuld daran. Und dann schlägt er zu. Mit Bildern, die einem in dieser Form im Schulunterricht vorenthalten werden, die man nicht beschreiben kann, nicht beschreiben will, die sich einbrennen. Einfach, weil sie wahr sind, sich "echt anfühlen", weh tun.

Der Film gehört auf den Lehrplan jeder Schule. Hier können potentielle rechte Kandidaten einfach nichts mehr daran schönreden. Und wenn's nur ein bißchen hilft. Stattdessen gibts Guido Knopp und Konsorten. Klasse. :rolleyes:

#206 djmacbest

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Geschrieben 23. Februar 2004, 03:02

(12. Februar 2004 | DVD: Nightmare Collection (F) | OmeU | daheim)

Ich muss es kurz machen.

+: Schöne und einfallsreiche Sets.
-: Gibt sich mit diversen Einfällen nur noch der Lächerlichkeit preis. (Videospiel!)
-: Keine nennenswerten Sprüche von Freddy.
+: Ich bin nicht dabei eingeschlafen, und das bei einem Start ca. um 3 Uhr nachts. Irgendwas muss er also haben.

Fazit: Einigermaßen kurzweilige - weil so schön farbenfrohe? - 80+x Minuten. Ansonsten überflüssig. Immerhin die Reihe ist abgehakt. Meine Liste (die sowieso keinen interessiert) sieht also folgendermaßen aus:
1 - 7 - 3 - 4 - 2 - 6 - 5

#207 djmacbest

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Geschrieben 23. Februar 2004, 04:27

(14. Februar 2004 | TV: WDR | deutsch | daheim)

Wunderbar: Die konsequente Beschränkung auf die Party als Ort des Geschehens. Das Chaos im Mikrokosmos, quasi, als Allegorie auf... ja, was eigentlich? Das kommt davon, wenn ich hochtrabende Phrasen in den Raum stellen will. Da stell ich doch lieber begeistert fest, dass es nicht Hrundi V. Bakshi ist, der für die meisten Katastrophen direkt verantwortlich ist (OK, würde er Alkohol trinken, wäre der Kellner vielleicht nüchtern geblieben - auch hier kann man wieder Einiges hineinlesen), sondern eine Nebenfigur zum Katalysator wird.

Ebenfalls sehr fein: Sachbeschädigungen bleiben aus - bis Hrundi mit dem Einbruch in die Nicht-Gästetoilette des Hausherren einen Tabubruch begeht (ich halte mich schon wieder mit metaphysischen Interpretationen zurück). Vorher "leiser Slapstick", scharf beobachtet und immer ein Hauch Gesellschaftskritik. Wie bei Loriot, vielleicht. Nachher Chaos, und wieder Sozialkritik (die Hippies sind schuld! :doc: ).

Es ist zu spät für solche weitreichenden Gedanken, also:
Gute Nacht.

#208 djmacbest

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Geschrieben 23. Februar 2004, 04:28

(16. Februar 2004 | Kino: Pressevorführung | deutsch | Neues Gabriel 1, München)
Regie: Kim Ki-Duk

Ich hab's versucht, was Anständiges zu Schreiben... :(

Randnotiz: Die Martial Arts-Meditation, die Kim Ki-Duk hier zeigt, bringt mich zu dem Schluß, dass ich mich mit diesem Regisseur gewiss nicht prügeln möchte. :eek: :angst:

#209 djmacbest

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Geschrieben 23. Februar 2004, 04:52

(16. Februar 2004 | Kino: Premiere | deutsch | MaxX 2, München)

Ich glaube, da wäre ich nicht einmal in eine reguläre Pressevorführung gegangen. Aber die Aussicht auf Premierenflair mit rotem Teppich etc. hat mich dann quasi überredet.

Gelohnt hat sich's nicht.

Zwei Sachen waren positiv: Zwei schöne UND sympathische Frauen und eine nur schöne, und der ehrenhafte - wenn auch kläglich gescheiterte - Versuch, manchmal, ganz selten zwar, aber immerhin, amerikanische Roadmovie- und Western-Stilmittel zu parodieren.
Ausführlicher...

#210 djmacbest

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Geschrieben 25. Februar 2004, 00:36

(17. Februar 2004 | DVD (UK) | OmeU | daheim)

Bisher bin ich davon ausgegangen, dass ein Farbfilm das Gegenteil eines Schwarz-Weiß-Films darstellt, doch "Tears of the Black Tiger" ist nicht einfach nur ein Farbfilm, sondern vielmehr ein Anti-Schwarz-Weiß-Film.

Und er kreiiert außerdem eine Art "Anti-Genre": Sich lediglich keinem Genre eindeutig zuordnen zu lassen ist ja nichts Besonderes. Doch normalerweise sind solche Fälle Hybriden, Mischungen aus verschiedenen Genres. Oder einfach Genre-frei. Der hier dagegen bedient sich aus mindestens zwei klassischen Genres (Western, epochales Drama) ganz unverblümt, aber gehört niemals auch nur szenenweise diesen Genres an. Immer ist eine Kleinigkeit "anders", nicht ganz normal, etwas zu viel vielleicht. Genau das ist es. Die Übertreibung. Nicht nur die hyperrealistischen Farben (ist das Wort definitionsgemäß richtig in diesem Zusammenhang?), sondern auch das Künstliche. Das Dreh- und Dialogbuch, ständig präsent. Kein Platz für Natürlichkeit, ganz bewußt. Dazu paßt auch die häufig bühnenhafte Inszenierung (die selbst vor der Verwendung eines "Bühnenbildes" mit offensichtlich aufgemalten Himmelskörpern keine Sekunde zurückschreckt), mit starren Kameraperspektiven und Personen, die die Szene betreten oder aus ihr abgehen. Ein Protagonist wendet sich beim Sprechen schon mal leicht zum Zuschauer, sieht in die Kamera, teilweise in nahezu zweidimensionalen Szenerien, in Klamotten, die eher Faschingskostümen entsprechen als glaubwürdig zu wirken. Die Übertreibung. Schießereien mit knallroten und meterhohen Blutfontänen, die in Zeitlupe, fast wie Stofftücher, in der Luft hängen (und außerdem kaum Flecken hinterlassen).

Alles viel zu viel. Und gerade deshalb wieder nicht. Unbeschreiblich im Wortsinn. Die Konsequenz daraus kann sich jeder denken.





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