There's still some stuff in the basement. In here.
#61
Geschrieben 08. September 2008, 10:43
Publikumsärgernis die zweite: Die letzten 90 Minuten des Films haben die drei "Pissflitschen" (Oli) hinter Oli, Leena und mir konsequent und wirklich ohne Pause durchgequasselt, in der festen Überzeugung, hier in einer stumpfsinnigen HOUSE OF THE DEAD-Fortsetzung zu sitzen, bei der man jede Szene mit grottendämlichen Kalauern kommentieren kann.
Der Film - so überraschend das klingen mag - hat diese Behandlung nämlich tatsächlich nicht verdient. Sicher, die Panoramafahrten sind abgedroschen, der Plot (Außerirdischer Soldat geht gemeinsam mit Wikingern auf Alien-Hatz) ein wenig pulpig und so das allerbeste Gespür für eine Wohldosierung des Pathos bewies der Regisseur auch nicht unbedingt. Dennoch: OUTLANDER bebildert seinen Diskurs um den moralisch-evolutionären Stillstand sehr konsequent, lässt die futuristische Heimatwelt von Jesus Caviezel dem abgebrannten Wikingerdorf doch beängstigend ähnlich wirken und legt ihm schließlich sogar noch ein "We're not different from you"-Selbstbekenntnis gegenüber den brandschatzenden Wikingern in den Mund. OUTLANDER ist allerbeste Unterhaltung, funktionabel in jeder Sequenz (OK, vielleicht 15 Minuten zu ausufernd, aber sonst...), und keineswegs diskursarm, wenn auch unaufdringlich.
Im Übrigen wäre dieses Wikinger-Setting auch ein schöner Hintergrund für eine Alien- oder Predator-Geschichte (oder beides)...
#62
Geschrieben 08. September 2008, 10:43
Hochspannende Geschichte um das Funktionieren einer modernen Großstadt. Stefan und ich haben gestern im Auto nach Aufnahme des Podcasts noch ein wenig diskutiert, ob Kitamura hier eher utopische oder dystopische Zustände zeichnet. Immerhin ist die stereotypische Großstadt, durch die der MIDNIGHT MEAT TRAIN fährt, höchst funktionabel. Verbrechen und Schmutz ist beinahe daraus entfernt, nicht zuletzt dank panoptischer Überwachung(skameras). Die Suche nach Missständen wird ja sogar zur Aufgabe für den Künstler-Protagonisten, ist also keineswegs selbstverständlich einfach zu bewerkstelligen. Auf der anderen Seite ist die Funktion ja bloße Oberfläche, geschaffen durch die klare Trennung von der Dimension des Bösen und Hässlichen, indem eben irgendwelche Zombies unterirdisch mit Menschenfleisch versorgt werden. Sehr interessanter Film, den ich mir auf jeden Fall mal für meine Magisterarbeit vormerken muss. Albern waren lediglich manche Manierismen des Regisseurs sowie die zwanghafte Über-Erklärtheit des Finales. Dem Diskurs tat das keinen Abbruch.
#63
Geschrieben 08. September 2008, 10:43
Super, wie der Film seine Metaphorik um häusliche/eheliche Gewalt aufbaut und dabei tatsächlich das wenigstens für mich in einem Horrorfilm ziemlich neue Konzept der Außenansicht verfolgt. Überhaupt, ihn als Gruselfilm zu verstehen, wird dem Film gar nicht so sehr gerecht: Immerhin gibt es keinen Geistergrusel, sondern ein Gespenst, das einfach unmissverständlich da ist, sich nicht lange ankündigt mit typischen Stilmitteln, sondern stattdessen ziemlich beinhart und plötzlich zuschlägt. Mir fällt auf Anhieb auch kein Geisterfilm ein, der die Bedrohung so physisch inszeniert und dabei doch immerhin über drei Viertel seiner Laufzeit auf Schock-Exploitation verzichtet. Besonders bemerkenswert ist eine Szene, in der Famke offenbar mal wieder von ihrem toten Ehemann verprügelt wird, wir aber nur aus den Ohren des sie beschattenden Polizisten ihre Schreie aus dem Haus dringen hören. Ihre Wunden und blauen Stellen zeugen dann immer davon, dass etwas passiert ist, und sie leugnet, wie die Ehefrau, die ihren Mann nicht belasten will: "Ich bin die Treppe hinuntergefallen." Die unterwürfige misshandelte Frau wurde sie aber erst nach dem Mord an ihrem Mann, nachdem alle (buchstäblich: alle!) Versuche, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, erfolglos blieben.
Das klingt alles sehr toll, und so empfand ich es auch, eben über die oben genannten 75% seiner Laufzeit. Danach besinnt er sich leider seines vermeintlichen Genres, und fährt ein doch etwas hanebüchenes und viel zu krachendes Finale auf, indem Famke die Abnabelung von ihrem Göttergatten endlich gelingt - wenn auch mir völlig unverständlich, wodurch sich denn ihre innere Wandlung jetzt vollzogen hat.
#64
Geschrieben 08. September 2008, 10:44
Ja. Funsplatter-Trash. Klingt schrecklich. Ist es überraschenderweise nicht. Stattdessen verzichtet der Film auf allzu platte Furzwitzchen und beweist für seinen Slapstick überraschend feines Timing. Gerade Kultfigur Englund hat mich zum ersten Mal positiv überrascht und beweist tatsächlich mal komödiantisches Talent, das über ein bloßes Zurschaustellen seines Status als Nerdkultobjekt hinausgeht. Als sehr guter Einfall erwies sich auch, den Protagonisten mit einer kleinen backstory auszustatten, mit dem Problem, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Es sind gerade solche Einfälle, die dem ansonsten etwas kalkulierten Trash Seele verleihen.
#65
Geschrieben 08. September 2008, 10:44
So, das war jetzt also das Allerschlimmste und -böseste und -deprimierendste und -brutalste und überhaupt? Und dann polarisiert das Ding angeblich auch noch so sehr, Meisterwerk oder perverses Machwerk und so?
Vorweg: MARTYRS kocht auch nur mit Wasser. Sehr viele der aktuellen Reaktionen sind schon auch schwer hochgekochtes Festival-Skandälchen. Das wird wohl daran liegen, dass der Film irgendwann seine Narration mal für 20 Minuten komplett fallen lässt und seine Protagonistin für diese Zeit einfach ununterbrochen foltert - naturalistisch mit Grobheit, Prügeln und Isolation, an Stelle des creative torture-Prinzips von HOSTEL und Konsorten. Die ganze Debatte um die vermeintliche Kompromisslosigkeit geht aber völlig am Film vorbei. Die Qualen der Protagonistin so ausführlich zu zeigen, macht Sinn, übertragen sie doch ihre Rolle auf den Zuschauer. Der Plot um die existenzialistische Sinnsuche im Schmerz und Leid (anderer) ist auch nicht das, was MARTYRS letztlich doch wieder so unspektakulär in der Versenkung verschwinden lässt. Vielmehr liegt dem Film kaum mehr als genug Stoff für einen halbstündigen Kurzfilm zu Grunde. Der gesamte Plot bis zum Beginn von Annas Martyrium ließe sich komplett rausstreichen. Sicher, er illustriert, dass Anna kein Einzelfall ist, aber das hätte auch der 16mm-Vorspann alleine schon bewerkstelligen können. Diese ersten zwei Drittel des Films sind im Grunde nicht mehr als ein relativ billiger Exploiter, der den folgenden Plot als nur wenig mehr als einen Vorwand benutzt, diverse Spezialeffekte abzufeiern und sich dabei an ein Horror-Publikum anzubiedern. Ein ähnliches Konzept viel besser umgesetzt findet sich bereits im großartigen WAZ vom FFF07, sowie in THE HOLE vom FFF06. MARTYRS ist keineswegs schlecht oder auch nur annähernd so bemerkenswert wie alle sagen. Viel Lärm um fast nichts.
#66
Geschrieben 08. September 2008, 10:44
Bruce Campbell feiert und dekonstruiert sich selbst, beides gleichzeitig. Das ist ja an sich alles ganz nett und amüsant, aber das Timing und Feingefühl von JACK BROOKS bringt Campbell im Setzen seiner Pointen viel zu selten auf. So bleibt am Ende eine Sammlung schöner Ideen (zB der nerdige Campbell-Fan, dem zur Anmache seiner Herzensdame lediglich ARMY OF DARKNESS-Zitate einfallen) plus ein gewohnt gutgelaunter (sich dabei seines Kultstatus beinahe ätzend bewusster) Bruce Campbell, inmitten einer noch größeren Sammlung flachster Kalauer und miserabler Struktur. Irgendwie fühlt sich das etwas schmutzig an, wie kalkuliert hier der Szenenapplaus aus einem Nerd-Publikum gemolken wird. Spaß macht es aber trotzdem einigermaßen.
#67
Geschrieben 08. September 2008, 10:44
Das fing ja alles sehr gut an: Die Prämisse um den photophoben Protagonisten mag zwar nicht direkt neu sein, hätte aber Anlass geboten, eine schöne Paranoia aufzubauen, ob er nicht doch in die Morde verwickelt ist. Blöd nur, dass gleich mal konstatiert wird, dass ja schon vor seiner Ankunft Schafe gerissen wurden, damit wäre das auch erledigt - die abergläubischen Dorfbewohner hat das aber nicht abgehalten, ihn dennoch zu beschuldigen. Als der Film dann ungefähr zur Halbzeit bereits sein Kindermonster aus dem Hut zieht, ging es endgültig den Bach runter. SHIVERS wirkt spätestens ab hier wie von der doppelten Laufzeit auf 90 Minuten heruntergekürzt. Dutzende Handlungsstränge deuten sich an, um sich ebenso schnell wieder im Sande zu verlaufen, Konflikte und Diskurse werden mal eben in Halbsätzen behauptet, und ein obligatorischer Plottwist darf natürlich auch nicht fehlen. Interessant bleibt zum Schluss lediglich die niedliche Kulisse eines spanischen Bergdorfes und das etwas seltsame Zeitkonzept des Films: Die Vorgeschichts-Rückblenden suggerieren hier stilistisch und mittels des Alters der erzählenden Personen ein Geschehen vor mehreren Jahrzehnten, obwohl es sich eigentlich erst vor einem Jahr abgespielt hat. Unzulänglichkeit oder Konzept, um den Mythos ebenso zu überkonstruieren wie den ganzen Plot?
#68
Geschrieben 08. September 2008, 10:45
Dieses zum Konzeptfilm reduzierte Setting hatte es mir schwer angetan, und auch die von vielen angemerkte Redundanz der Ereignisse kann ich kaum nachvollziehen, oder will sie sogar gerne als Teil des Konzeptes lesen. Immerhin spiegelt das durchaus auch andere Genrefilme, nur dass es hier eben durch den sehr komprimierten Plot besonders augenfällig wird. Unabhängig davon ist STRANGERS aber ästhetisch ein besonderer Genuss: Die Stelle, als nach völliger Stille, die nur von den jeweils einzelnen plotrelevanten Soundeffekten durchbrochen wurde, plötzlich all diese Sounds gleichzeitig in einer regelrecht Panik schürenden Kakophonie über einen hereinbrechen, ist ein großartiges Beispiel für die grandiose Tongestaltung des Films. Obendrein auch ein Beleg für die These, dass STRANGERS sehr bewusst mit seinem Genre umgeht, wenn er hier die Tonspur seiner Mitbewerber (in denen man unheimliche Geräusche immer aus irgendeinem Grund hören kann, egal, welche Soundkulisse eigentlich herrscht) beinahe satirisch kommentiert, indem er die Zusammensetzung des Tonhintergrundes erst nacheinander abspielt, bevor er die Teile zusammenfügt. Ähnlich großartig empfand ich die Kamera, übrigens.
#69
Geschrieben 08. September 2008, 10:45
Dekonstruktion eines Kinohelden. Ebenfalls ganz toller Film, der allerdings ein wenig unter der propagierten Prämisse litt, eine selbstironische Komödie zu sein. Nicht, dass JCVD diese Selbstironie Van Dammes nicht auch tatsächlich aufweisen würde, das tut er durchaus, aber sie ist keineswegs so vordergründig und wichtig, wie man das vermuten könnte. Vielmehr konzentriert sich der Film - durchaus ernst - auf die Dekonstruktion seines Titelhelden und Schauspielers, setzt die Selbstironie dabei nur als sehr pointierten comic relief. Nervig am Film selbst ist nur der unbedingte Manierismus der Inszenierung, voller Sepia-Filter und ewig langer shots, von denen längst nicht alle funktionieren. Diese Gestaltung scheint den Film auf Schauwerte reduzieren zu wollen, ohne dieses Versprechen tatsächlich einlösen zu können.
#70
Geschrieben 08. September 2008, 10:46
Nicht schlecht, keineswegs, aber irgendwie pointless. Schön, wie viel man aus einem anscheinend nur dreistelligen Budget herausholen kann. Dennoch: Das Ergebnis ist recht diskursarm und auch die sich entwickelnden Konflikte und Dilemmata wirken eher behauptet als sich aus dem Plot ergebend. Als Coming-of-Age-story ist SUMMER SCARS zu dünn und nimmt sich mit der ganzen Gruppe unterschiedlicher Jugendlicher auch eindeutig zu viel vor, als dass eine Entwicklung noch ausformuliert werden könnte. Auch die TV-Ästhetik tut ein übrigens, den Film eher wie ein nachgespielt-dokumentarisches Feature wirken zu lassen, bei dem die Redaktion ein wenig die Zeit vergessen hat und deswegen auf 75 Minuten Laufzeit gekommen ist. Der im Programmheft hergestellte Bezug zu STAND BY ME passt übrigens ausnahmsweise mal wie die Faust aufs Auge.
#71
Geschrieben 08. September 2008, 10:46
Keineswegs so fremdschäm-schlimm, wie vielerorts behauptet. Vieles ist hier gar nicht uncharmant, die Tanzeinlage mitten unter den Zombies sowie das gegenseitige Fressen des zu Lebzeiten noch verhinderten Liebespaares sind genau die tollen Einfälle, von denen der Film allerdings deutlich mehr bräuchte. So bleibt schließlich nur wenig mehr als konsequentes nerd-jerking mit den schon hundert Mal gesehenen Zutaten um vermeintlich kreatives Zombieklopping und vorhersehbarste Kalauer. Erstaunlich, dass so etwas in der vierundneunzigsten Neuauflage immer noch bei so vielen (Festivalbesuchern) so gut ankommt, aber DANCE OF THE DEAD ist wenigstens keinesfalls die schlechteste dieser alljährlichen Regress-Eskapaden. Eine besonders gute aber natürlich auch nicht.
#72
Geschrieben 08. September 2008, 10:46
Erstes ganz großes Festivalhighlight. Sehr behutsam bebilderte Geschichte um verhinderte Adoleszenz, die den Vampirmythos als sehr clevere Metapher zur Illustration einer präpubertären Asexualität benutzt. Auch die Behutsamkeit, mit der hier bestimmte Vorgänge und Diskurse auf bildlicher Ebene eine Entsprechung finden, ist bemerkenswert: Die Ankunft des Vampirmädchens im Quasi-Leichenwagen; die allmähliche Annäherung zwischen ihr und Oskar, die sich im Näherkommen auf den verschiedenen Ebenen eines Klettergerüstes im Innenhof der Wohnsiedlung manifestiert; die (Ehe-)Ringe, die Eli von ihren Opfern einsammelt und aufbewahrt. Letzteres ist natürlich ein tolles Bild für von Kinderhand zerstörte Paarbeziehungen, ein Motiv, das sich ohnehin durch das diesjährige Festival zieht. Großartig auch, wie die "ungefähr zwölfjährige" Eli hier nicht nur in einem Kinderkörper (wie ihre Entsprechungen in NEAR DARK oder INTERVIEW WITH THE VAMPIRE) gefangen ist, sondern auch in einem kindlichen Geist. Das einzig erwachsene an ihr ist ihr Blutdurst, und das wiederum bebildert sich in einem großartigen Spezialeffekt, der das kleine Mädchen mit dem Gesicht einer erwachsenen Frau ausstattet. Ich könnte noch viel mehr schreiben, vieles ist auch in unserem F-LM-Podcast ausgeführt. Deutscher Kinostart als Weihnachtsfilm ist unter dem Titel "So finster die Nacht" für den 23.12.08 angesetzt.
Erschreckend ist übrigens, wie das FFF-Publikum selbst einen so ausnehmend schönen und ernsten Film mit vereinzeltem Szenenapplaus bei den grafischeren Szenen in eine Party verwandeln will.
#73
Geschrieben 08. September 2008, 10:46
Zwei Namen haben mich in diesen Film gelockt (und die Aussicht, von REPO ganz furchtbar gequält zu werden): Maria Bello vor und Christopher Doyle hinter der Kamera. Die typische Bildästhetik des letztgenannten ist dabei im fertigen Film gar nicht mal so leicht auszumachen. Anders als in den Wong Kar-Wai-Filmen mit seiner Beteiligung ist der Schnittrhythmus in NANCY deutlich zu schnell, um ihm Raum für das typische elegische Abfahren der Settings zu bieten. Stattdessen ist die Bildästhetik nervös und unruhig. Das Stilmittel, eine unbewegte Kameraeinstellung mit leicht wackelnder Handkamera zu filmen, ergibt einen bedrückenden Effekt von etwas verstohlenem Voyeurismus, der ständig damit hadert, jetzt ins Bild zu treten und in das Geschehen einzugreifen. Oli und Leena haben nach dem Film (treffenderweise) darauf hingewiesen, dass Bellos Film-Ehemann Rufus Sewell so richtig eklig sei... Beachtlich an NANCY finde ich aber eigentlich, wie zwiespältig dieser vermeintliche Unsympath dabei ist: Schließlich ist die... ungewöhnliche Sexualität seiner Frau nicht das Resultat seiner Vernachlässigung, sondern einer Misshandlung in der Kindheit durch ihren Onkel - Sewell ist also nicht so sehr Täter, wie ebenfalls Opfer, und sein Fehl- und Fluchtverhalten in Golf-Entspannungsübungen vielmehr Ersatzhandlung und damit Folge, nicht Ursache. Schlussendlich setzt NANCY da an, wo ein Torture Porn mit Happy End aufhört: Bei der Problembewältigung im restlichen Leben der Opfer. Auch Nancy ist ein Charakter, der den Freitod nicht wählen kann, weil er sich viel früher dafür hätte entscheiden müssen, sich aber damals für das Aushalten und den Kampf entschieden hat.
#74
Geschrieben 08. September 2008, 10:46
Ocean's 73, auf französisch. Jean Dujardin macht den Clooney, und das durchaus charmant, und Jean Reno gibt hier wohl Pitts Brad. Neu ist das alles natürlich gar nicht, sondern bedient sich ästetisch wie inhaltlich bei Soderbergh und dessen Vorgängern. Trotzdem habe ich für diese Art von Con-Movie ein nicht zu leugnendes Faible, und auch CA$H löst alles ein, was das Genre verspricht.
#75
Geschrieben 08. September 2008, 10:47
Meine Mitstreiter waren wohl deutlich weniger angetan von diesem Johnnie To, und ich will auch gar nicht ausschließen, dass mein Vergnügen zu einem beträchtlichen Teil daraus resultierte, dass ich mich dem Hongkong-Krimikino seit einiger Zeit semibewusst verschließe und der DETECTIVE deswegen seit langer Zeit der erste Film aus der Ecke war, den ich gesehen habe. Spannend an ihm ist jedenfalls kaum der Plot um den verschwundenen Polizisten und seine Waffe, und die Marotten und Wahnvorstellungen seines Titelhelden erschienen mir auch eher als traurig bemühter Versuch, den Film mit ein wenig Absurdität zu würzen. Sehr schön gelingt MAD DETECTIVE allerdings die Umsetzung der Idee, Waffen mit Identität untrennbar zu verknüpfen, beinahe gleichzusetzen. Dass man sich diesem Motiv aber auch ausführlicher und weniger oberflächlich hätte widmen können, steht außer Frage.
#76
Geschrieben 08. September 2008, 10:47
Da ist sie endlich, die Gurke, auf die ich seit 5 Tagen beinahe nervös warte! Der Plot um die zwei bis fünf entführten Personen ist es nicht einmal, der SHUTTLE letztlich zum Verhängnis wird. Auch die scheunentorgroßen Löcher im Drehbuch und die unzähligen retardierenden Hutkaninchen, die selbiges hervorzaubern muss, um das Minimalkonzept irgendwie auf Spielfilmlänge zu strecken, sind verzeihlich. Was Stefan als Erzählstrategie erklärt, will mir nicht einleuchten. Warum sollen diese Unzulänglichkeiten jetzt den Blick auf den Mensch als Ware erst ermöglichen? Klar, sie sind es, die SHUTTLE zu Stangenware machen, indem sie den Film eben 90 seiner 105 Minuten ohne eigene Idee auf Genrekonventionen reiten lassen. Dennoch, der intentionelle Ansatz dahinter bleibt mir verschlossen, wenigstens wenn die Umsetzung so unendlich langweilig ist, wie bei SHUTTLE der Fall. So muss ich nämlich doch einfach gewaltiges Unvermögen vermuten.
#77
Geschrieben 08. September 2008, 10:47
Stangenware, schon wieder. MIRRORS verweigert sich jeder inhärenten Logik, sondern schreibt seiner Filmwelt die Gesetze lieber szenenweise auf den Leib. Diegetische Physik ergibt sich ausschließlich aus der dramaturgischen Notwendigkeit, nicht aus vorher bereits etablierten Plotelementen. An sich würde mich das sogar nur kaum stören, allerdings ist es der Spannung doch sehr abträglich, da es den Gruselplot in dreister Beliebigkeit versinken lässt. (Unfreiwillig?) komisch gerät dabei die Rolle Kiefer Sutherlands: Er scheint mir seit 24 endgültig verbrannt, noch einmal eine andere Rolle als einen nur notdürftig variierten Jack Bauer zu spielen. Sätze wie "Don't make me threaten you!", "You've got to trust me on this!" und "I need you to run a name for me!", vorgetragen in bester 24-Verzweiflung, raubten mir doch ein wenig die Ernsthaftigkeit, erst recht im Zusammenhang mit terroristischen Spiegelgespenstern.
Interessant oder gar gelungen ist MIRRORS in handwerklicher Sicht leider kaum, allerdings sind die Diskurse des Plots umso spannender. Im Podcast verweist Stefan darauf, dass die Spiegel hier ein besonderes Medienbild suggerieren und allegorisch verhandeln, auch ihre mystische Bedeutung als Übergänge zweier gegenteiliger Raumkonzepte findet sich in Ansätzen in MIRRORS (während der letztjährige RETRIBUTION sich wesentlich ausführlicher diesem Komplex widmet). Liest man MIRRORS als sicherheitspolitischen Kommentar - was ja auch schon die Besetzung mit Amerikas Terroristenfeind Nummer eins, Kiefer Sutherland, nahelegt - so fällt auf, dass die Bedrohung, die lange Zeit körperlos und allgegenwärtig (in sämtlichen spiegelnden Flächen manifestiert, also gleichzeitig auch Abbild unserer Selbst) vorhanden ist, erst bekämpft werden kann, nachdem sie in einen greifbaren Körper reimmaniert wurde. Dabei ist die Erkundung ihres Ursprungs wichtiger Schlüssel für diese Greifbar-Machung der Gefahr. MIRRORS ist dabei in seinem Plot ein besonders anschauliches Beispiel, welche Mechanismen und zeitgenössischen Allegorien im aktuellen Genrekino zur Angsterzeugung herangezogen werden, und in welche Richtung eine Auflösung noch als kathartischer Effekt funktionieren kann. Besser macht das Ajas jüngsten Film nicht, aber wenigstens sehenswert.
#78
Geschrieben 08. September 2008, 10:48
Vorweg: LES INSOUMIS, wie der Originaltitel lautet, ist so ein Paradebeispiel dafür, warum ich gegenüber französischen Krimis/Gangster-/Polizeifilmen so positiv voreingenommen bin. Höchst französisch ist es, ein urban-dystopisches Bedrohungsszenario (durch überbordende Kriminalität) eben aus der eigentlichen Umgebung entfernt und stattdessen in einen diffusen Vorort verlegt. CROSSFIRE spielt irgendwo in der Nähe von Marseille, in einer Stadt, die nicht wie eine aussieht: Sie scheint nur aus Industrie und Barracken zu bestehen, aus Baugruben und Containern. Die Polizei am Ort ist nicht einmal mehr korrupt, selbst dafür fehlt bereits der Elan, denn die örtliche Polizeistation - eine absurde Konstruktion aus Wellblech, Frachtcontainern und vermodertem Stein - soll in drei Monaten ebenfalls geschlossen werden um einem weiteren Industriegebäude zu weichen. CROSSFIRE zeichnet eine aufs wesentlichste radikalisierte Urbanität, die bezeichnenderweise auch noch den Schauplatz an die französische Mittelmeerküste verlegt und mit ihrem Nihilismus den zB in CA$H zelebrierten Topos von der ewig sonnigen Region widerlegt. Dass CROSSFIRE in einer viertelstündigen Hommage an Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13 mündet, ist nur logische Konsequenz.
Wenn heute nicht mehr viel passiert, dann taucht CROSSFIRE auf jeden Fall in meinen Top-3 des Festivals auf.
#79
Geschrieben 08. September 2008, 10:48
Ich kenne beide Vorgänger (DEATH NOTE) nicht, und es ist ja keineswegs so, dass ich auf jene jetzt nicht ein wenig Lust bekommen hätte. Wirklich gefallen hat mir L trotzdem nicht. Neben den unleugbaren Längen und der ästhetischen Biederkeit sonnt sich der Film vor allem in der Schrulligkeit seines Protagonisten, ohne dass das jetzt genug Mehrwert für einen ganzen Film wäre. Immerhin, die Idee, einen Internet-Nerd, der bereits ordentliche Haltungsschäden aufweist und sich ausschließlich von Süßigkeiten ernährt, zum Quasi-Superhelden zu stilisieren, ist schon sehr reizvoll.
#80
Geschrieben 08. September 2008, 10:48
Das ist mir zu berechnend: Anfang und Schluss dieses Films bietet alles, um die phrasenstrotzenden Filmkritiken zu füllen. Schöne Bilder, unkonventionelle Dramaturgie (Zwischentitel etc), Selbst- und Genrereflexion, Erzählerstimme, usw. Und irgendwie vergisst Bornedal all das ab 15 Minuten in den Film hinein. Im Ergebnis ist das dieser etwas krude Arthaus-Hybrid, der auf Filmfestivals eben hoch und runter läuft. Nicht, dass JALS nicht funktionabel und spannend wäre, aber er ist doch zumindest sehr unentschlossen, was er eigentlich erzählen will. Zu viele Details werden erst mühsam aufgebaut, um dann keinerlei ersichtliche Relevanz zum Plot zu entwickeln. Langweilig oder ärgerlich ist das keineswegs, ein wenig vor den Kopf gestoßen fühle ich mich aber dennoch.
#81
Geschrieben 08. September 2008, 10:48
Auch einer dieser Gimmick-Filme, in denen ein Einfall oder eine inspirierende Zeitungsmeldung zum Vorwand genommen wird, einen 08/15-Plot drumherum zu stricken und einen Langfilm daraus zu machen. Das Phänomen der "anesthesia awareness", das hier so vollmundig als Dreh- und Angelpunkt des Films angekündigt wird, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. AWAKE krankt vor allem daran, dass der Film sich eigentlich jeder Möglichkeit zum Suspense im Vorfeld beraubt. Genauer: Geht man von einer hitchcock'schen Definition des Begriffes aus, so bietet AWAKE sogar eine ziemliche Perversion dessen. Wir sehen den Protagonisten in einer Situation, die er als spannend empfindet, während das Publikum längst weiß, wie sich das jetzt weiterentwickeln wird. Das ist ein bißchen so, wie einen Film zum zweiten Mal anzuschauen und dabei festzustellen, dass er außer seinen Plot-Überraschungen nichts zu bieten hat. Skurril ist diese Seherfahrung durchaus.
#82
Geschrieben 08. September 2008, 10:48
Nach etwa der halben Laufzeit habe ich beschlossen, mich gemütlich zurückzulegen und ein wenig zu schlafen. An der zufriedenstellenden Ausführung dieses Vorhabens hinderte mich zwar die penetrante Lautstärke ein wenig, aber so habe ich immerhin nicht verpasst, wie Andrew Divoff noch ein wenig rumgesponnen hat. Der Grund war übrigens nicht einmal, dass mich RAGE so sehr genervt oder gelangweilt hat, sondern dass ich eben ziemlich schnell das sichere Gefühl hatte, den Film jetzt eigentlich auch schon zu kennen, dass jetzt nur noch Variationen des bereits gezeigten folgen würden. Ob ich damit Recht habe, weiß ich natürlich nicht. Mein Eindruck jedenfalls ist folgender: RAGE will vor allem zeigen, und zwar matschige Spezialeffekte. Im Ergebnis ist das hanebüchen, und auf eine eigentlich zu ernsthaft-liebevolle Art auch trashig. Erinnert hat mich das an die (ernsteren) Filme von Troma. Humor ist in RAGE nicht im Film selbst angelegt, sondern einzig in der Rezeption verhaftet, und das macht ihn auch in gewisser Weise recht charmant. Im Gegensatz zu den kalkulierten Trash-Kult-Mistviechern, die das FFF so gerne programmiert, erlaubt RAGE ausschließlich ein Lachen über, nie aber mit dem Film.
Das alles steht übrigens im krassen Gegensatz zum dreckigen Vorfilm IT CAME FROM THE WEST, der natürlich all das falsch macht, was ich gerade an RAGE positiv kommentiert habe. Ekelhaft.
#83
Geschrieben 08. September 2008, 10:49
Stefan sprach es schon an: Acolytes bedient sich auf gewisser Ebene des Motivs, einen Serienmörder für eine positive Tat einzuspannen. Nun, er ist der Fachmann, aber ganz so hab ich das in ACOLYTES nicht gesehen. Immerhin ist der Serienmörder hier kein DEXTER, der die Gesellschaft von ihren schlimmsten Vertretern befreit, sondern soll - im erpressten Dienste dreier Jugendlicher - vor allem deren, meinetwegen gerechtfertigte, Rache befriedigen. Sehr viel spannender fand ich, wie hier - der Titel deutet es schon an - eine Genese eines Serienmörders formuliert wird, sehr subtil und zwischen den Zeilen, und überhaupt erst im (ausnahmsweise mal großartigen) Plottwist manifest. Das Ganze bettet sich auf einen wunderbaren Soundtrack und noch tollere Bilder - übersteuerte Farben und überscharf gefilterte Konturen bilden einen beeindruckenden Kontrast zu den langen statischen Einstellungen, die aus der Diskrepanz zwischen sehr hellen und sehr dunklen Farben ihre meiste Spannung beziehen. Ganz große Empfehlung, das, und auch wenn mich der Film zur Tatzeit - letzter Festivaltag, unausgeschlafener erster Programmplatz - noch nicht vollständig packen konnte, brenne ich doch jetzt schon auf ein Wiedersehen.
#84
Geschrieben 08. September 2008, 10:49
Der bessere Bornedal, in meinen Augen. SUBSTITUTE gelingt nämlich genau die Genre-Chimäre, um die sich JUST ANOTHER LOVE STORY etwas verkrampft bemüht hat. Dem Film gelingt das, was dem euphemistisch als "Familienkino" betitelten Genre irgendwann weitgehend abhanden gekommen ist: Er ist gleichzeitig ein gutherziger Film über und für Kinder, während er aber auch genuine creepy genug bleibt, um sowohl die erwachsene Begleitung ordentlich zu involvieren, als auch die Kleinen direkt mit einer erwachsenen Ästhetik zu konfrontieren. Außerdem - und das muss man Bornedal noch höher anrechnen - schafft er es, dass sich bei seinem Cast aus ca. 20 zehnjährigen kein einziges altkluges Arschlochkind befindet. In Zeiten von Dakota Fanning ist das schon eine Leistung.
#85
Geschrieben 08. September 2008, 10:49
Es will mir kein Einstieg in den Blogeintrag gelingen, ebenso wie mir der Film selbst weitgehend verschlossen blieb. Ich mag Emily Mortimers unterkühlt-vertraute Ausstrahlung, ich bin ein großer Fan des lakonischen Humors von Ben Kingsley, und Woody Harrelson ist als etwas nerdiges Heimchen ganz großartig. Aber TRANSSIBERIAN ist kein Erzählkino mehr, eher einer dieser Reisefilme, in denen sich vor allem nostalgische Erinnerungen seines Autors finden. Dementsprechend wenig subtil sonnt sich der Film auch in seinem Setting, an Bord der transsibirischen Eisenbahn irgendwo zwischen der Mongolei und Moskau. Das ist nicht einmal etwas, das mir generell widerstrebt, im Gegenteil. Wirklich schlecht steht TRANSSIBERIAN eben auch nur sein Ausflug ins Genre zu Gesicht, der obendrein den Film weit über das nötige Maß in die Länge zieht und ein wenig wie ein Zugeständnis an die Geldgeber wirkt, nicht wie der Film, den Anderson eigentlich drehen wollte. So ergibt sich ein etwas geschmäcklerischer Kontrast aus nostalgischer Verklärung und unreflektierten Ressentiments.
#86
Geschrieben 08. September 2008, 10:49
Das war er nun, der "knüppelbrutale Ausflug in ein Haus am Ende der Straße", Abschlussfilm des diesjährigen Fantasy Film Fests. Um es kurz zu machen: Ich ärgere mich über den verpassten BROKEN.
CHASER ist einer dieser asiatischen Genrehybriden, deren comic relief-Szenen mich stets eher etwas verunsichern. Dieses subtile Auslachen seiner eigentlich positiv gezeichneten Protagonisten, die aber dann trotzdem noch einen lustigen Sidekick mitbringen, lässt mich immer etwas ratlos zurück.
Immerhin, der Fokus bei CHASER liegt auf etwas Anderem: So nimmt sich der Film buchstäblich alle Zeit der Welt, beim Publikum eine empathische Bindung zu seinem Opfer aufzubauen - der Trick mit dem süßen Töchterlein ist dabei schon etwas billig. Auch die Abscheu vor dem Mörder - wieder, gleichzeitig irgendwie eine abstoßende, eine tragische UND eine lustige Figur - steigert sich von Szene zu Szene. Dass sein absolut arbiträr-zufälliges Handeln ihn - ähnlich wie die gesichtslosen Gegner in STRANGERS - besonders undurchschaubar und bedrohlich charakterisiert, ist wohl einer der effektivsten Drehbuchideen des Films. Alles baut sich auf für eine pathetische Rachegeschichte, samt kathartischer Auflösung - und genau die verweigert THE CHASER seinem Publikum in letzter Konsequenz. Auf diesen Clou steuert der Film 130 Minuten lang zu, und - mit ein wenig Distanz zum Film - sitzt das auch als gelungene Reflexion über die Selbstgerechtigkeit vergleichbarer Plots. Aber dieser "Zweck" wird eben erst in den letzten Filmminuten offenbar, davor gestaltet sich der CHASER als ziellose Aneinanderreihung retardierender Nebenstränge. Und so gewaltig ist der Knalleffekt jetzt auch nicht, dass ich dafür alles verzeihen würde...
#87
Geschrieben 08. September 2008, 10:51
Eden Lake
Midnight Meat Train
Martyrs
The Strangers
Let the Right One In
Mirrors
The Rage / Abschlusspodcast
#88
Geschrieben 08. September 2008, 10:52
Einer der wenigen Linklater-Filme, die ich noch nicht kannte (angeführt wird die Liste allerdings von SUBURBIA, der bittebittebitte endlich mal irgendwo auf DVD erscheinen möge). Sehr fein - das bringt Oli auf den Punkt - ist der Umgang mit der Musikmythologie. Noch spannender aber finde ich, wie Linklater sein beliebtes Slacker-Motiv hier umdeutet: Wieder sind es zwei Protagonisten, die etwas ratlos an diesem Lebenszeitpunkt (oder auch -raum) irgendwo zwischen Schulabschluss und echtem Erwachsensein stehen, der keineswegs in Jahren festzulegen ist - das findet sich sogar in seinem A SCANNER DARKLY. Anstatt aber wie in seinen anderen Filmen ihre Ziellosigkeit in Dialogen (und Monologen) zu diskutieren, zeichnet Linklater hier vor allem durch die Kontrastierung zwischen - lustiger Zufall - Jack Black und Mike White. Der Eine, der sein Kind-Sein noch umarmt, verantwortungslos in den Tag hineinlebt (und eben vom Rockstardasein träumt), steht hier im Konflikt zum Anderen, der sich vor seiner eigenen Ziellosigkeit in die Beziehung zu einer matronenhaften Sarah Silverman flüchtet. Am Ende des Films steht eine (Wieder-)Annäherung der beiden, durch Regress und Entwicklung gleichzeitig. Und auch die vermeintlich Erwachsenen des Films - die Schuldirektorin und die Eltern der Schulkinder - erleben einen kleinen Regress zur Unbeschwertheit. Gleichzeitig machen die Kinder natürlich den entsprechenden Schritt nach vorne, emanzipieren sich ein Stück weit von den sie umgebenden Authoritäten. Erwachsensein ist für Linklater immer auch ein wenig das bewusste Kind-Sein, die beiden BEFORE SUN...-Filme machen das besonders deutlich. SCHOOL OF ROCK gliedert sich hier nahtlos ein - wobei ihm seine Gefälligkeit und Spaßigkeit keineswegs ein Bein stellt (wie zB beim ähnlich gelagerten SON OF RAMBOW sehr viel eher der Fall).
#89
Geschrieben 12. September 2008, 16:24
Bemerkenswert: Ein Hauptdarsteller, dessen Kopf tatsächlich schmaler (schmäler?) ist als sein Nacken.
Abgesehen von dieser Tatsache und den grandiosen Outfits eben jenes Brian Bosworth ist nur recht wenig hängengeblieben, was wohl auch daran liegt, dass wir den Film ein wenig nebenbei gesehen haben. Super fand ich dabei, wie ernst sich diese überraschend dicke Produktion trotz all des camps noch genommen hat. Solche Filme werden heute nicht mehr gebaut.
#90
Geschrieben 12. September 2008, 16:24
Der Plot liegt natürlich ganz in der Nähe von SCHOOL OF ROCK, und dass dann auch noch JB da mittendurch turnt, macht das nicht weniger augenfällig. Obendrein noch beinahe im Double Feature gesehen...
Wirklich gefallen tut mir die ganz persönliche Vorstellung, dass TENACIOUS D das ist, was sich vor Jack Blacks Aufwachszenen in SCHOOL OF ROCK in seinen Träumen abspielt. Das ist natürlich nichts, was ich im Film belegen wollen würde, zumal dieser ja auch eigene Traumsequenzen beinhaltet. Trotzdem, so erscheint mir die Verknüpfung der beiden sehr sinnig: Während SoR das kindliche Gemüt Jack Blacks in der Realität verankert und eine Entwicklungsgeschichte darum strickt, bebildert PoD den Regress, der mit dem zelebrierten Über-Fandom untrennbar verknüpft scheint. Ob mir PoD für sich genommen und in größerer Distanz zu SoR ähnlichen Spaß gemacht hätte, weiß ich nicht. Zu oft nervt mich das infantil-regressive Element, das eben nicht in einer fein kontrastierten Entwicklung kulminieren darf, sondern lediglich einem plotimmanenten Pathos - und damit durchaus auch angemessen Rock-Kitsch bebildernd - folgt. Charmant ist vor allem, wie unverkrampft TENACIOUS D sich präsentiert. Das ergibt für mich aber eher ein guilty pleasure.
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