Reality, what is it good for?
#511
Geschrieben 28. Juni 2008, 11:10
In der ersten halben Stunde begegnen wir außer Gordon Cole keiner uns aus dem Serienuniversum bekannten Figur. Dennoch befinden wir uns unweigerlich in dieser Welt. Sowohl Inszenierung, als auch Charaktere lassen daran nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen. Die Verbindung zu Laura Palmer wird schließlich durch den Mord an Teresa Banks hergestellt. Dann betritt Special Agent Dale Cooper die Bühne - wenn auch nur für einige Minuten, die verwirrender kaum sein könnten. Die Exposition ist damit abgeschlossen.
Wir befinden uns nun in Twin Peaks. Bekannte Klänge, bekannte Örtlichkeiten, bekannte Figuren. Man fühlt sich sofort zu Hause. Doch Laura Palmer lebt. Man sieht die letzten Tage ihres Lebens. Hat Anteil an ihren Seelenqualen. Man sieht die Bilder, die einem während der Serie vor dem geistigen Auge standen. Es ist klar: Die Geschichte wird kein gutes Ende nehmen. Selten habe ich bei einer Sichtung so eine Unausweichlichkeit gespürt. Eine Endgültigkeit. Dies ist die Geschichte von Laura Palmers Ermordung.
Da sich der Film beinahe komplett auf die letzten Tage Laura Palmers konzentriert, werden die anderen Figuren konsequenterweise vernachlässigt. Einige liebgewonnene Charaktere bekommen sekundenlange Gastauftritte, andere sieht man überhaupt nicht. Das ist einerseits schade, andererseits bekommt der Film dadurch ausreichend Zeit für den Haupthandlungsstrang. Einzig die Exposition hätte meiner Meinung nach kürzer ausfallen dürfen. Da wollte Lynch wohl Chris Isaak (Special Agent Chester Desmond), Kiefer Southerland (Sam Stanley) und David Bowie (Phillip Jeffries) unterbringen - auf Kosten anderer Figuren.
Das Prequel beantwortet kaum Fragen, stellt einige neue und weiß dennoch auf beinahe ganzer Linie zu überzeugen. Besonders die Szene mit Annie (Heather Graham) zeigt auf, dass es für Special Agent Dale Cooper ein glückliches Ende geben kann. Ganz unaufdringlich, absurd und beinahe schon am Rande erzählt. Man muss als Zuschauer die Geschichte zu Ende denken. Das ist Lynch, wie ich ihn liebe.
“Twin Peaks: Fire Walk With Me” ist für alle Freunde der Serie eine wertvolle Erweiterung des Universums. Zwar wird der Mord an Laura Palmer etwas entmystifiziert, doch das glücklicherweise nicht auf plumpe Art und Weise. Ich hoffe, dass irgendwann einmal eine würdige DVD-Edition erscheint, bei der ausführliche geschnittene Szenen (angeblich ca. 3 Stunden) mit an Bord sind. Der Film hätte es mehr als verdient: 9/10 Punkte.
#512
Geschrieben 28. Juni 2008, 12:35
Die Grundidee ist wirklich wunderbar: Nachdem radioaktive Strahlung aus dem All die Toten auf der Erde zu Zombies werden lässt, kommt es zum berüchtigten Zombiekrieg. Während diesem entwickelt ein Unternehmen mit den klangvollen Namen Zomcon ein Halsband, welches blutrünstige Zombies zu zahmen Bediensteten macht. Soweit zumindest die Theorie.
Diese famose Prämisse wird eingebettet in die heile Welt der 50er Jahre, wie man sie z.B. aus Gary Ross’ wunderbarem “Pleasentville” kennt. Insofern überwiegen knallige Farben, ein 50er Jahre Soundtrack und konservative Ansichten. All dies wird verdichtet und in Bezug auf die Zombies ins Maßlose übersteigert. “Fido” ist demzufolge keine leise und zurückhaltende Satire. “Fido” ist bunt, übersteigert und oftmals grotesk.
So wunderbar die Idee samt Inszenierung auch ist, so hatte ich teils Probleme mich für die Figuren zu interessieren. Selbst der junge Timmy Robinson war mir nicht sympathisch genug dargestellt. Bei den Figuren hat es mir doch etwas an Feinschliff gemangelt. Ebenso dümpelt die Handlung über weite Strecken vor sich hin, ohne wirklich mitzureißen.
“Fido” ist ein außergewöhnliches Filmprojekt, welches hauptsächlich durch seine Prämisse und seinen absurden Humor zu überzeugen weiß. Leider wurde nicht das gesamte Potential genutzt. Für alle Zombiefreunde ist die Sichtung dennoch Pflicht: 7/10 Punkte.
#513
Geschrieben 04. Juli 2008, 09:41
Die Themen der einzelnen Folgen sind extrem abwechslungsreich und reichen von Wüsten-, über Dschungel- bis hin zu Tiefseewelten. Hier ist wirklich für jeden Tier- und Naturfreund etwas dabei. Wie schon bei “Unser blauer Planet” besticht die Serie hauptsächlich durch die fantastischen Naturaufnahmen. So hat man unseren Planeten wahrlich noch nie gesehen. Ein beeindruckendes Zeugnis der Kraft der Natur.
Die vermittelten Informationen sind reichhaltig und ergänzen die famosen Bilder perfekt. Man kommt aus dem Staunen teils wirklich nicht mehr heraus. Jede Episode vergeht wie im Flug und ich hätte mir gerne noch weitere Staffeln der Serie angesehen. “Planet Erde” kann man wirklich als Standardwerk der Naturdokus bezeichnen.
Auch wenn die deutschen DVDs nur um ca. 5 Minuten gekürzte Episoden und nur deutschen Sprechertext beinhalten, so hatte ich doch eine rundum gelungene Sichtung. Eine fantastische Naturdoku von herausragender Qualität. Bitte mehr davon: 10/10 Punkte.
#514
Geschrieben 06. Juli 2008, 09:41
Bereits die Opening Credits haben etwas Magisches an sich. Unterstützt durch Ennio Morricones fantastischen Score wird man direkt in das düstere Chicago der 1930er Jahre hineingesogen. Die Einführung von Prämisse und Charakteren geschieht kurz und schmerzlos - und ist so exakt auf den Punkt gebracht, dass man die Figuren bereits ab den ersten Szenen sehr gut zu kennen glaubt. Brilliant gelöst von Mr. De Palma.
Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf und man bekommt als Zuschauer kaum eine Verschnaufpause geboten - was besonders im Genre des oft dialoglastigen Gangsterfilms ungewöhnlich erscheint. Einzig die Szenen an der kanadischen Grenze bilden die Ruhe vor dem Sturm. In Chicago selbst zieht die von Al Capone ausgehende Bedrohung immer engere Kreise. Trotz einiger wirklich düsterer Szenen inszenierte De Palma “The Untouchables” jedoch nicht als klassisches Gangsterdrama, sondern eher als Großstadtwestern - und das in seinem ganz eigenen Stil.
Als herausragend bleiben besonders die Szenen am Bahnhof im Gedächtnis. Nicht nur baut De Palma hier eine inhaltlich wunderbar funktionierende Hommage an Sergei Eisensteins “Panzerkreuzer Potemkin” ein, er schafft es auch wieder einmal eine unglaubliche Spannung aufzubauen. Die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt und entlädt sich nicht etwa in einem Knall, sondern in einer grandiosen Zeitlupensequenz. Eine Szene für die Ewigkeit.
Überzeugen kann natürlich auch das - aus heutiger Sicht - unglaubliche Staraufgebot: Kevin Costner, Sean Connery, Andy Garcia und Robert De Niro spielen famos und auch bei den Nebendarstellern werden sich keine Schwächen geleistet. Kritikpunkte lassen sich sowieso nur schwer finden. Müsste ich einen nennen, dann wäre das wohl die klassische Schwarzweißzeichnung der Figuren. Da gibt es keine Grauzone. Gut oder böse. Vielleicht macht aber auch gerade das den Charme dieses Films aus.
Mit “Die Unbestechlichen” kenne ich nun einen weiteren grandiosen Gangsterfilm von Brian De Palma. An meinen bisherigen Favoriten “Carlito’s Way” kommt jedoch auch dieser nicht heran. Ich würde ihn jedoch vor “Scarface” einordnen, wobei sich die Filme natürlich nur schwer vergleichen lassen. So oder so ist das Gangsterepos um Al Capone ganz großes Kino: 9/10 Punkte.
#515
Geschrieben 07. Juli 2008, 11:01
Bei der TV-Ausstrahlung in den späten 90ern bin ich mit “Buffy: Im Bann der Dämonen” - so der deutsche Titel - nie wirklich warm geworden. Man hat an verregneten Nachmittagen einmal reingezappt, ist dann aber auch nicht wirklich hängengeblieben. So habe ich damals wohl eine Handvoll Episoden komplett gesehen, doch an den Fernseher wurde ich von der Serie nie gezogen. Das hat damals sowieso kaum eine TV-Serie geschafft.
Heute gehört Joss Whedons Saga um den Vampire Slayer im Teenageralter zur Allgemeinbildung, wenn es um die amerikanische Serienwelt geht. Anfangs war es auch reichlich bizarr wieder in die Welt von Sunnydale einzutauchen, denn sofort habe ich mich an damals erinnert gefühlt - die verstreuten Sichtungen liegen inzwischen ja immerhin 10 Jahre zurück. Doch es ist nicht mehr damals.
Inzwischen habe ich mir ein recht umfangreiches Serienwissen aufgebaut, entecke Stärken die ich damals nicht als solche wahrgenommen hätte und kann über gewisse Schwächen schmunzelnd hinwegsehen - und das muss man bei der ersten Staffel von “Buffy: The Vampire Slayer” auch. Klischeehafte Monstergeschichten, angestaubte Effekte und ein Handlungsbogen, der kaum naiver und vorhersehbarer hätte ausfallen können. Was also kann die Serie überhaupt bieten? Kurz und knapp: Joss Whedon.
Die Serie lebt von ihren Charakteren und deren Interaktion. Die Dialoge reichen zwar (noch) nicht ganz an “Firefly”-Niveau heran, man kann aber bereits den schelmischen Witz erkennen, der den geneigten Zuschauer auch sofort an eine andere außergewöhnliche Schülerin einer amerikanischen Highschool denken lässt: “Veronica Mars” - kein Wunder also, dass Joss Whedon Rob Thomas’ Geniestreich als seine Lieblibngsserie bezeichnet. Die Verwandschaft ist, was den Dialogwitz angeht, unverkennbar.
Die erste Staffel von “Buffy: The Vampire Slayer” wirkt noch etwas ungelenk und klischeehaft. Doch habe ich mich zu keinem Moment gelangweilt oder nicht auf die nächste Episode gefreut. Buffy, Xander, Willow und Giles sind mir bereits jetzt ans Herz gewachsen - was ich einzig und alleine Joss Whedons Talent als Dialogautor zuschreiben möchte. Noch nicht der ganz große Wurf, aber jeder fängt eben einmal klein(er) an: 7/10 Punkte.
#516
Geschrieben 13. Juli 2008, 10:17
Um es kurz zu machen: Der Film ist nicht so schlecht, wie man überall hört. Der größte Fehler ist wohl, dass man versucht hat auf der “Der Herr der Ringe”-Welle mitzuschwimmen. Um dies erfolgreich zu gestalten hätte man den Figuren und der Geschichte jedoch Zeit zum entfalten geben müssen - man hat es nicht. Somit wirkt der gesamte Film wie ein Trailer zu einer großen Saga, deren epische Breite jedoch nie zum Tragen kommen kann. Charaktere werden nur angerissen, zeitliche und örtliche Beziehungen werden völlig ignoriert und man stolpert als Zuschauer mehr schlecht als recht durch diese wunderbar anzusehende Welt. Das passiert eben, wenn man versucht einen 600-seitigen Roman in 90 Minuten zu pressen.
Auf der Habenseite stehen eindeutig tolle VFX-Szenen, die tatkräftig die berufliche Herkunft des Regisseurs Stefen Fangmeier belegen. Auch die generelle Optik kann sich wirklich sehen lassen. Kräftige Farben, schönes Setdesign und imposante Kameraflüge versetzen einen recht gut in diese - inhaltlich leider nur oberflächlich angekratzte - fremde Welt. Alles in den Schatten stellt natürlich der Drache Saphira. Alleine er bzw. sie ist ein guter Grund sich den Film anzusehen - überhaupt: Es gibt viel zu wenig gute Filme mit Drachen. Drachen sind toll!
Schauspielerisch ist der Film äußerst durchwachsen. Bei Jeremy Irons haben sich bei mir anfangs die Nackenhaare nach oben gestellt, da ich an seine grottenschlechte Performance aus “Dungeons & Dragons” denken musste - doch glücklicherweise spart er sich in “Eragon” das Overacting und liefert so eine ziemlich überzeugende Darbietung ab. Wunderbar fand ich auch Robert Carlyle, der einen fiesen schwarzen Magier mimen darf. Recht verschenkt war dagegen John Malkovich, der nichts darf außer ein paar Mal grimmig zu schauen. Am schwersten wiegen jedoch die darstellerischen Defizite von Ted Speleers, der die Hauptfigur spielt. Ein Schönling, wie er im Buche steht - leider ohne jegliche Ausstrahlung.
“Eragon” ist ein kurzweiliger Fantasy-Snack für Zwischendurch. Fans der Bücher werden den Film vermutlich zu recht verfluchen, doch als unbeeinflusster Fantasyfreund kann man durchaus einen unterhaltsamen Abend verbringen. Einen Abend mit einem Drachen. Alleine das ist doch grandios! Erwähnen sollte ich auch noch den schönen Score, der die Atmosphäre meisterlich zu unterstützen weiß. Kann man sich durchaus ansehen, wenn man “Der Herr der Ringe”, “Willow” und Co. überdrüssig ist: 6/10 Punkte.
#517
Geschrieben 14. Juli 2008, 08:40
Ich bin mit dem Slasherfilm aufgewachsen. Freddy Krueger, Jason Voorhees und besonders Michael Myers waren immer gerne gesehene Gäste auf Videoabenden. Ihren Höhepunkt erreichte die Slasherwelle für mich mit Wes Cravens “Scream”, von dem ich damals im Kino komplett umgehauen wurde. Heute dagegen empfinde ich die meisten Slasher - “Scream” bildet hier immer noch die rühmliche Ausnahme - als vorhersehbar und irgendwie redundant. Aus Nostalgiegründen lohnt sich dennoch ab und an ein Blick auf das Genre.
“Behind the Mask: The Rise of Leslie Vernon” ist glücklicherweise kein simpler Slasher. Er fällt eher in eine Reihe mit Wes Cravens Meisterstück und ist somit als Genreparodie zu sehen. Als unglaublich witzige Genreparodie. So gelacht wie während der ersten Stunde des Films habe ich schon lange nicht mehr. Für Slasherkenner ist es eine wahre Freude, wie hier mit den Versatzstücken des Genres gespielt wird. Einfach genial!
Im letzten Drittel nimmt der Film die Wendung zum tatsächlichen, klischeebehafteten Slasherfilm - und das ist auch nur konsequent. Alle Regeln, die zuvor aufgestellt wurden, werden eingehalten. Das mag auf den ersten Blick abgedroschen und repetitiv wirken, doch zeigt der Film hier genau die Mechanismen auf, nach denen das Genre funktioniert und verlangt.
Die Inszenierung in Form von Mockumentary auf der einen und Slasherfilm auf der anderen Seite kann man nur als gelungen bezeichnen. Scott Glosserman zieht in seinem Debütfilm wirklich alle Register. Auch die Darsteller - allen voran Nathan Baesel als Leslie Vernon - heben den Film weit über Genrestandard hinaus.
“Behind the Mask: The Rise of Leslie Vernon” ist eine wunderbare Genreparodie, die den Vergleich zu “Scream” nicht zu scheuen braucht. Man muss als Zuschauer allerdings wirklich Verständnis für den Slasherfilm mitbringen, um seine Freude mit Leslie Vernon zu haben - wenn man es hat, dann zündet die Idee wirklich: 8/10 Punkte.
#518
Geschrieben 26. Juli 2008, 22:48
Anders als in Rosenmüllers Kinohit “Wer früher stirbt, ist länger tot” überwiegen in “Beste Zeit” ernstere Themen. Es geht - wie so oft - um die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens. Die Autorin Karin Michalke verarbeitete in ihren Drehbuch eigene Jugenderfahrungen, was zur Authentizität des Films beiträgt. Die Verwendung von Dialekt und der Dreh an Originalschauplätzen vertärken diesen Eindruck. Jeder der im ländlichen Bayern aufgewachsen ist, wird sich somit zumindest in einigen Szene an die eigene Jugend erinnert fühlen.
Die Geschichte erfindet dabei das das Genre nicht neu. Klassische Themen wie Freundschaft, die erste Liebe, Probleme mit den Eltern, Zukunftspläne und -sorgen sowie Enttäuschung und der Verlust von Unschuld spielen eine große Rolle. Was den Film - neben dem authentischen Drehbuch - so besonders macht, sind die sympathische Inszenierung und die Schauspieler. Mit Anna Maria Sturm, Rosalie Thomass und Ferdinand Schmidt-Modrow hat Regisseur Marcus H. Rosenmüller wirklich großartige Jungdarsteller vor die Kamera geholt. Von der älteren Garde einmal gar nicht zu reden.
“Beste Zeit” ist einer jener Filme, die man mit Sentimentalität ansieht. Die einen an vergangene Zeiten denken lassen. Nicht mit einem weinenden, sondern mit einem lachenden Auge. Ein kleiner, feiner und ehrlicher Film, von deren Sorte es gerne mehr geben dürfte. Ich freue mich nun auf “Beste Gegend” und “Beste Chance” - und damit auf die Vollendung dieser sympathischen, bayerischen Coming-of-Age-Trilogie: 8/10 Punkte.
#519
Geschrieben 28. Juli 2008, 09:40
Anfangs noch eher auf Niveau von Season 1, entfaltet die Serie spätestens mit dem Auftauchen von Spike und Drusilla eine ganz neue Sogwirkung. Plötzlich sind auch die Bösewichte interessant. Sehr sogar. Hier hat mich die Serie teils stark an J. J. Abrams Agentenserie “ALIAS” erinnert, bei der Julian Sark stets als mächtiger und individueller Gegenspieler in Erscheinung getreten ist. Wie Sark ist auch Spike nie um einen flotten Spruch verlegen und im Eifer des Gefechts werden schon einmal grenzüberschreitende Allianzen geschlossen. Ein echter Gewinn für das Serienuniversum!
Neben den neuen Figuren gewinnt vor allem Angel an Substanz. Der Twist zum Halbstaffelfinale ist grandios und katapultiert David Boreanaz Charakter in ganz neue Dimensionen. Durch diese Wendung gewinnt auch Buffy an Tiefe, was konsequenterweise auch ihre Freunde beeinflusst. Ein höchst interessanter, spannender und unterhaltsamer Handlungsbogen. Neben der Haupthandlung geben sich die Monster bei Buffy wöchentlich immer noch die Klinke in die Hand. Wenngleich hier auch nicht jede Episode zu überzeugen weiß, so sind die abgeschlossenen Geschichten doch meist ein echter Zugewinn für die Weiterentwicklung der Figuren.
Schauspielerisch und inszenatorisch macht die Serie in ihrem zweiten Jahr einen großen Schritt nach vorne. Der Trashfaktor konnte noch nicht ganz eliminiert werden, was dem Charme der Serie aber wohl eher zugute kommt. Gaststars wie Wentworth Miller (Michael Scoflield, “Prison Break”) stellen für US-Serienfreunde zudem eine gelungene Abwechslung dar. Insgesamt eine mehr als nur positive Entwicklung.
Die zweite Staffel von “Buffy: The Vampire Slayer” überzeugt auf nahezu ganzer Linie und macht großen Appetit auf die folgenden Seasons, sowie das Spin-off “Angel” - ihren guten Ruf in der Serienwelt hat sich Joss Whedons Vampirsaga bereits jetzt schon verdient: 9/10 Punkte.
#520
Geschrieben 01. August 2008, 20:33
Michael Davis (Monster Man) Film ist laut, schrill, unlogisch, albern, brutal und - vor allem eins - voll mit sinnloser Action. Wenn man in Stimmung für comichafte Gewaltorgien ist, dann bildet Shoot Em Up ein neues Highlight des Genres und klettert somit auf eine Ebene mit Crank - überhaupt lassen sich beide Filme wirklich gut vergleichen. Sei es nun die kurze Laufzeit, der kaum vorhandene Inhalt, die furiose Action oder die wirklich perfekt besetzten Hauptrollen.
Clive Owen (Children of Men) steht Jason Statham in Sachen Coolness wirklich in nichts nach, was deutlich zeigt wie wandlungsfähig er als Schauspieler doch ist. Neben Owen überzeugt vor allem Paul Giamatti als Bösewicht und auch Monica Belluci sorgt für so manch optisches Schmankerl. Insgesamt eine runde Sache, wenngleich natürlich - aufgrund der Handlung - keine shakespearschen Leistungen zu erwarten sind.
Abzüge gibt es für teils übertriebenen CGI-Einsatz, wenngleich dieser die comichafte Atmosphäre noch einmal zusätzlich unterstreicht. Dennoch haben mich die zu offensichtlich künstlichen Bilder bereits bei Crank gestört. Der Audiokanal zeigt sich - sieht man einmal von ein paar durchwachsenen Onelinern ab - perfekt auf das visuelle Geschehen abgestimmt und rockige Töne beherrschen die Bühne.
Alles in allem ist Shoot Em Up äußerst kurzweiliges Popcornkino mit erstaunlich viel Humor - man denke allein an die unzähligen Einsatzmöglichkeiten von Karotten - und viel comichafter Gewalt. Wenn man den Film richtig aufnimmt kann man viel Freude damit haben: 8/10 Punkte.
Bearbeitet von JohnnyFavorite, 01. August 2008, 20:35.
#521
Geschrieben 17. August 2008, 13:13
Die Handlung ist recht simpel, wird aber durch teils komplexe IT-Zusammenhänge auf- bzw. abgewertet. Ein Serienkiller tötet durch den Voyeurismus der Internetgemeinde. Eine wirklich interessante Idee, welche anfangs für Spannung sorgt, gegen Ende allerdings im Thrillereinerlei untergeht. Da wäre so viel mehr möglich gewesen.
Bis zur Enthüllung des Täters und dessen Motivation ist der Film spannend und die Figuren - besonders Jennifer Marsh (Diane Lane) - werden recht ausführlich gezeichnet. Zudem ist das Drehbuch um ein realistisches Bild des technischen Hintergrunds bemüht. Hier jedoch scheitert der Film an seinen Ansprüchen. So sind die Erklärungen für den normalen Zuschauer zu komplex, für jemanden der sich in der Materie auskennt werden dagegen zu viele Fragen aufgeworfen.
Ab der Auflösung bleibt nur noch ein nett inszenierter 08/15-Thriller, welcher zudem - trotz netter Intention - die Wirkung des Endes verpuffen lässt. Als Filmsnack zwischendurch ganz nett, ansonsten aber eher vernachlässigbar. Unter den besonderen Umständen: 6/10 Punkte.
#522
Geschrieben 18. August 2008, 18:27
Wie bereits in der Besprechung zu “Batman Begins” geschrieben, konnte ich mit Batman nie so viel anfangen, wie z.B. mit Spider-Man. Auch kenne ich die Comics nicht und bin somit nicht sonderlich empfänglich für den Mythos um den Dunklen Ritter. Für mich stellt “The Dark Knight” einfach eine weitere Comic-Verfilmung dar - und unter diesem Gesichtspunkt habe ich den Film auch gesehen. Ich vermute ja sowieso, dass das Interesse an Nolans Film - abgesehen von der gigantischen Marketingkampagne - hauptsächlich durch Heath Ledgers Tod gepusht wurde. So ist das nunmal in der medial beherrschten Filmbranche.
Es ist tatsächlich so, dass “The Dark Knight” mit Heath Ledgers Performance steht und fällt. Eine großartige Leistung. Ein Joker, der Jack Nickolsons Interpretation blass aussehen lässt. Ein Bösewicht für die Ewigkeit. Ohne erkennbare Motivation. Verstörend. Komisch. Erschreckend. Endlich. Wirklich schade, dass dies Heath Ledgers letzter Auftritt in Gotham City war. Allerdings dürfte sein Gegenspieler davon profitieren. Bruce Wayne bzw. Batman ist in diesem Superheldenepos nämlich etwas zur Nebenfigur geworden.
Inszenatorisch ist “The Dark Knight” ganz großes Kino. Christopher Nolan versteht sein Handwerk. Die Geschichte besitzt - für eine Comic-Verfilmung - ausreichend Tiefe, wenngleich die Entwicklung der Charaktere für mich immer noch nicht an die von “Spider-Man 2″ heranreicht. Einzig der Joker weiß hier auf ganzer Linie zu überzeugen.
Für mich ist “The Dark Knight” eine fantastische Fortsetzung, die ich bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen habe. Im Vergleich zum Vorgänger konnte ich - neben Heath Ledgers Joker - allerdings keine solch gravierenden qualitativen Sprünge feststellen, wie nahezu überall zu lesen war. Richtig genervt hat mich übrigens Batmans viel zu stark verzerrte Stimme. Das ist aber auch der einzige grobe Schnitzer, den sich Nolan und Co. geleistet haben.
“The Dark Knight” ist eine atmosphärisch dichte Comic-Verfilmung mit einem herrlich fiesen Bösewicht, dessen Verkörperung Heath Ledger zumindest auf der Kinoleinwand unsterblich werden lässt. Ansonsten fehlt mir etwas die Tiefe in der Charakterzeichnung, um aus dem tollen Spektakel den Überfilm zu machen, als der er im Moment gerne angepriesen wird. Doch bildet euch eine eigene Meinung, denn anschauen ist so oder so Pflicht: 8/10 Punkte.
#523
Geschrieben 23. August 2008, 08:39
Das erstaunlichste an “Cloverfield” ist wohl seine Vermarktung gewesen: Bereits Monate vor dem Kinostart tauchten kurze Clips in diversen Videoportalen auf. Niemand wusste so recht, was genau man da sah - aber man hat darüber berichtet. Überall. Als J.J. Abrams mit dem Film in Verbindung gebracht wurde, gab es dann kein halten mehr. Das Geheimprojekt war in aller Munde. Am Ende hat man - natürlich völlig überrschend - selbst den Arbeitstitel des Films übernommen. Perfektes Marketing im Zeitalter des Web 2.0 - absolut zielgruppenkonform und effizient. Alleine dafür meinen Respekt.
Der Film selbst lässt sich am besten als “Blair Witch Projekt” im Genre des Monsterfilms bezeichnen. Hätte ich vor kurzem nicht erst den vergleichbar inszenierten Horrorthriller “[Rec]“ gesehen, so hätte mich diese Art des Geschichtenerzählens wohl mehr begeistert. Gestern hat mich das Kameragewackel allerdings etwas genervt. Vor allem zu Beginn, da es hier absolut keinen Grund für solch eine unruhige Kameraführung gibt. Dagegen sehen meine Urlaubsvideos aus wie Hollywood-Produktionen. Unglaublich.
Trotz nerviger Kameraführung fand ich die Einführung recht gelungen. Man lernt alle wichtigen Personen kennen und fühlt sich sofort heimisch - was auch etwas an den klischeebehafteten Figuren liegen mag. Dann geht es endlich los und die Handkamera bekommt einen Sinn. Natürlich darf man sich auch hier nicht die Frage stellen, wieso denn all dies mitgefilmt wird - aber so ist das ja stets bei Filmen dieser Art. Ich habe mich gestern gefragt, ob es nicht einmal netter wäre eine Geschichte einfach aus den Augen einer Person zu erzählen. Dann hätte man auch nicht ständig das nervige Gezoome, sondern stets ein schönes - wackelresistentes - Weitwinkelbild. Außerdem würde man sich die ewig gleiche Schlusspointe sparen.
Die Geschichte selbst schlägt leider sehr ausgetretene Pfade ein - wenngleich die Art, wie wir sie als Zuschauer erleben, natürlich schon etwas besonderes ist. Das Monster ist wirklich grandios gelungen und die VFX sind wohl mit die besten, die ich dieses Jahr irgendwo bewundern durfte. Trotz wilder Zooms und Reißschwenks stets perfekt im Bild integriert. Meine Hochachtung!
Insgesamt habe ich mir von “Cloverfield” etwas mehr erwartet. Letztendlich bleibt einfach nur ein Monsterfilm aus einer neuen Perspektive. Die Wirkung ist allerdings nicht zu verachten, wenngleich ich “[Rec]” hier noch um einiges intensiver fand (was aber am Genre liegen mag). Für Monsterfilmfreunde auf jeden Fall eine klare Empfehlung: 7/10 Punkte.
#524
Geschrieben 24. August 2008, 09:53
Besonders fällt auf, dass dem episodenübergreifenden Handlungsbogen dieses Mal mehr Zeit gewidmet wird. Zwar gibt es immer noch genügend Monster-of-the-Week-Folgen, doch werden diese besser in die Rahmenhandlung integriert - und machen zudem so viel Spaß, dass man die Haupthandlung wirklich nicht vermisst. Hervorheben möchte ich hier besonders “Doppelgangland”, welche das bisherige Highlight darstellt. Ich habe selten eine so unterhaltsame Serienepisode gesehen.
Weiterhin überrascht die dritte Staffel mit einigen nicht vorhersehbaren Twists und äußerst interessanten Charakterentwicklungen. Hier gibt es wirklich nichts zu bemängeln - einzig Spike habe ich etwas vermisst, doch der wird schon wieder auftauchen. Hoffe ich. Der große Spannungspunkt um Buffy und Angel scheint nun auch vorerst gelöst (Angel hat ja sein eigenes Spin-off bekommen) - wenngleich beide Figuren in beiden Serien wohl noch etwas unter der Trennung leiden dürften. Hier eine Frage an die Experten: Bietet es sich an beide Serien ab hier parallel zu sehen?
Etwas enttäuscht war ich nur vom Staffelfinale, das zwar wohl das Beste aus Budget und Möglichkeiten gemacht hat, den tollen Bösewicht des Mayors allerdings eher zu einer Witzfigur verkommen ließ. Aber nun gut, man kann ja schließlich nicht alles haben.
Insgesamt eine nahezu perfekte Staffel mit tollen Figuren, grandiosen Einzelepisoden und unglaublich gut geschriebenen Dialogen. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Buffy und den Scoobies: 9/10 Punkte.
#525
Geschrieben 24. August 2008, 17:12
Zunächst einmal muss gesagt werden: Den erhofften “Firefly”-Ersatz stellt diese außergewöhnliche Sci-Fi-Serie nicht dar - aber das macht auch nichts. “Farscape” lässt sich mit nichts vergleichen, was ich bisher in dem Genre gesehen habe. Teils erinnert der Alien- bzw. Planet-of-the-Week-Aufbau etwas an die klassischen “Star Trek”-Serien, die Bösewichte erinnern in ihrer Präsenz ein wenig an “Star Wars” und die Dialoge lassen ab und zu tatsächlich an diverse Joss Whedon-Serien denken. Hinzu kommen abgedrehte Charaktere und verrückte Designideen, welche die Serie aus dem Einheitsbrei herausheben.
Das Highlight sind für mich natürlich die Figuren aus Jim Henson’s Creature Shop - einfach fantastisch! Anfangs mag es ungewohnt erscheinen diese Puppen mit normalen Menschen agieren zu sehen, doch bereits nach ein paar Episoden hat es mich stets überrascht, wie sehr ich diese Puppen doch als reale Charaktere wahrgenommen habe. Ein wahres Fest für jeden Kreaturenfreund.
Eine Rahmenhandlung ist in dieser ersten Staffel noch nicht wirklich zu finden. In den letzten Episoden gibt es vielversprechende Ansätze, davor reiht sich aber eine Einzelepisode an die nächste. Einige davon sind wirklich gelungen, andere dagegen eher langatmig. Glücklicherweise tragen die meist wirklich gut geschriebenen Figuren viel zum Unterhaltungswert bei, so dass kein Totalausfall auszumachen war. Dennoch sehe ich hier durchaus vorhandenes Verbesserungspotential.
“Farscape” lohnt für Sci-Fi-Freunde auf jeden Fall mehr als nur einen Blick. Man muss allerdings schon ein Herz für handgemachte Effekte besitzen und offen für abgedrehte Handlungselemente sein. Dann macht die Serie allerdings richtig Spaß, zumal die episodenübergreifende Handlung gegen Ende der Staffel wirklich vielversprechend zu werden beginnt: 7/10 Punkte.
#526
Geschrieben 05. September 2008, 09:07
Ich selbst habe den 11. September 2001 noch genau in Erinnerung - so, wie vermutlich jeder andere auch. Zunächst war mir das Ausmaß dessen, was dort im fernen Amerika passierte überhaupt nicht bewusst. Als dann das zweite Flugzeug in das World Trade Center flog, schienen die Aufnahmen die über den Bildschirm flimmerten nur irreal. Dennoch bin ich nicht vor dem TV sitzen geblieben und habe die zuvor für den Abend gemachten Pläne nicht über den Haufen geworfen. Das wahre Ausmaß der Ereignisse sollte sich auch für mich erst in den nächsten Tagen zeigen.
Der Film der Franzosen beginnt nahezu so, wie sie es ursprünglich geplant hatten: Als Dokumentation über einen Neuling in einer New Yorker Feuerwache. Beinahe eine halbe Stunde nehmen sich die Filmemacher Zeit, um den Tagesablauf zu zeigen und die einzelnen Personen vorzustellen. Auch der 11. September beginnt wie jeder andere Tag. Da man sich als Zuschauer der zukünftigen Ereignisse jedoch bewusst ist, liegen diese wie ein dunkler Schatten über der scheinbaren Normalität.
Als das Chaos dann losbricht, entwickelt der Film einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Durch die vorübergehende Trennung der beiden Brüder, erleben wir als Zuschauer ganz unterschiedliche Blickwinkel und der Spannungsbogen ist - trotz bekanntem Ausgang - unglaublich hoch. Hier erkennt man auch mehr als deutlich, dass diese Dokumentation für Filme wie “[Rec]“ und besonders “Cloverfield” Pate stand. Habe ich bei diesen stets kritisiert, dass der Kameramann in der Realität schon längst aufgehört hätte zu filmen, so kann ich nach der gestrigen Sichtung nur unglaublich den Kopf schütteln. Jules und Gédéon Naudet legen die Kamera selbst in der größten Gefahr nicht aus der Hand und bescheren dem Zuschauer somit Bilder, die intensiver sind als in jeder mir bekannten Fakedoku.
Gegen Ende des Films wird zwar etwas stark auf die Tränendrüse gedrückt, doch in Anbetracht der Ereignisse und der starken Involviertheit der Filmemacher, kann man das durchaus nachvollziehen. Zudem steht nie das große Schicksal der USA im Vordergrund, sondern stets die persönlichen Schicksale der New Yorker Feuerwehrmänner.
Für mich war der Film ein sowohl beeindruckendes, als auch bedrückendes Erlebnis. Durch Zufall ist es gelungen, einen der schlimmsten terroristischen Anschläge zu dokumentieren. Sicher betrachtet der Film nur eine Seite und stellt damit für Verschwörungstheoretiker ein gefundenes Fressen dar. Doch wie man es auch dreht und wendet: “11. September” ist ein einzigartiges Zeitdokument. Man sollte es gesehen haben: 9/10 Punkte.
#527
Geschrieben 07. September 2008, 10:12
Der Film aus der Schmiede von Jerry Bruckheimer hat mein Interesse nur wieder entfacht, da ich vor kurzem nahezu alle Originalschauplätze des Films besucht hatte. Alleine dadurch hat “National Treasure” (so der Originaltitel) einige Punkte wett machen können. Es war einfach ein tolles Erlebnis die National Archives, das Lincoln Memorial und noch unzählige weitere Locations in Washington D.C. wiederzuerkennen. Eine wirklich ganz neue Erfahrung.
Die Handlung des Films wird dadurch natürlich nicht beeinträchtigt. Diese bietet weiterhin eine leicht patriotisch angehauchte Disneylandversion eines Abenteuerfilms. Den Vergleich mit “Indiana Jones” möchte ich hier bewusst nicht ziehen, denn außer dem Genre haben beide Filmwelten nahezu nichts gemein. Losgelöst betrachtet bietet “Das Vermächtnis der Tempelritter” lockerleichte Unterhaltung, bei der man - wie bei allen Produktionen aus dem Hause Bruckheimer - nicht nach Logik fragen darf. Unterlegt mit dem typischen Score von Hans Zimmer (oder einem seiner Schüler) und bombastischer Inszenierung, ist “National Treasure” ein Popcorn-Film, wie er im Buche steht - und als solcher funktioniert er tadellos.
Ich habe mich gestern so gut wie schon lange nicht mehr asmüsiert. Dies mag zu großen Teilen am Wiedererkennungseffekt der Locations sowie der grandiosen Bild- und Soundqualität des neuen Heimkinos gelegen haben, doch so ganz unschuldig ist wohl auch “National Treasure” nicht daran. Hat enorm viel Spaß gemacht: 8/10 Punkte.
#528
Geschrieben 08. September 2008, 16:08
Es ist wirklich erstaunlich. Oftmals musste ich während der Sichtung von “Back to You” an den Sitcom-Klassiker “Mary Tyler Moore” denken. Wenn man diese Verbingung im Kopf hat, wird einem auch schnell bewusst, wie altmodisch - oft sogar altbacken - die Show um eine News-Redaktion in Pittsburgh heute wirkt.
Kelsey Grammar spielt wie immer grandios. Ergänzt wird er durch eine tolle Patrica Heaton (Debra Barone, “Everybody Loves Raymond”). Leider jedoch sind die beiden Charaktere zu klischeehaft und durchschaubar angelegt, als dass alleine die Schauspieler das Ruder hier noch herumreißen könnten. Ein netter Supportcast rundet das harmlose Bild dieser Serie ab.
“Back to You” ist ein brauchbarer Snack für alle hungrigen Sitcom-Freunde. Der Humor zündet meist, die Geschichten sind nett und die Schauspieler hauchen den blassen Figuren leben ein. Insgesamt kann ich mich über die Absetzung allerdings nicht wundern, denn mehr als nett ist die Show am Ende dann leider doch nicht: 6/10 Punkte.
#529
Geschrieben 13. September 2008, 08:43
“Stardust” - so der Originaltitel - kann man wohl am besten mit Rob Reiners “The Princess Bride” vergleichen. Es handelt sich folglich um keinen klassischen Fantasyfilm à la “Der Herr der Ringe”, sondern eher um eine Fantasykomödie. Bei meiner ersten Sichtung von “The Princess Bride” war ich auch sehr enttäuscht, da ich den Humor nicht erwartet hatte. Ich hätte damals lieber etwas in der Art von Ron Howards “Willow” gesehen. Im Nachhinein gesehen ist diese Wunschvorstellung natürlich sehr engstirnig: “The Princess Bride” zählt zu recht zu den Klassikern des Fantasykinos - und “Der Sternwanderer” schickt sich an in dessen Fußstapfen zu treten.
Von Anfang an besticht die märchenhafte Atmosphäre, die durch Ian McKellens Erzählstimme wunderbar unterstrichen wird. Oft wird vom Märchen für Erwachsene geredet. Meist sind dies verkappte Horrorfilme oder waschechte Fantasyschinken. “Stardust” ist jedoch ein waschechtes Märchen. Und ja, Erwachsene werden an ihm ebenso viel Freude haben wie Kinder. Mindestens. Einen großen Teil des Unterhaltungswerts zieht der Film aus der treffsicheren Besetzung. Besonders Michelle Pfeiffer als Hexe, die der ewigen Jugend nachjagt und Robert De Niro als tuntiger Captain Shakespeare sind wahre Glücksgriffe. Doch auch der Maincast - Claire Danes und Charlie Cox - sowie die restlichen Nebendarsteller machen ihre Sache ausgezeichnet.
Neben den Schauspielern überzeugt die stringente Inszenierung. Trotz der ausschweifenden Handlung hatte ich nie das Gefühl die Übersicht zu verlieren oder gehetzt zu werden. Matthew Vaughn hat hier wirklich ein Gespür für Timing bewiesen, was - im Detail betrachtet - natürlich besonders dem Humor zugute kommt. Mein einziger Kritikpunkt ist der etwas übereifrige Effekteinsatz. Zwar wirklich immer gut gemacht, doch nach dem dutzendsten Zaubereffekt stellt sich langsam aber sicher ein Sättigungsgefühl ein.
Matthew Vaughns “Stardust” macht richtig viel Spaß. Jedem Fantasyfreund sei der Film - die richtige Erwartungshaltung vorausgesetzt - wirklich ans Herz gelegt. Wenn “The Princess Bride” zu euren Lieblingsfilmen zählt, dann führt an diesem Film sowieso kein Weg vorbei. Für mich einer der gelungensten Fantasyfilme der Post-”Der Herr der Ringe”-Ära: 8/10 Punkte.
#530
Geschrieben 19. September 2008, 18:53
Der Beginn der Staffel wirkt noch relativ normal. Ein paar Einzelepisoden. Viel Humor. Es fühlt sich an, als wären wir zurück im Terrain der zweiten bzw. dritten Staffel. Doch etwas hat sich verändert: Dawn ist in Buffys Leben getreten. Die Slayerin hat eine Schwester. Diese neue Figur bestimmt die gesamte Staffel. Woher kommt sie? Was will sie? Hat sie gute oder böse Absichten? Dieser Handlungsstrang ist - zumindest anfangs - so irritierend, dass es eine wahre Freude ist. Das Buffyverse steht einmal wieder Kopf.
Ab der Staffelmitte schlägt die Stimmung dann schlagartig um: Es wird düster. Aber so richtig. Zwar immer noch durchsetzt mit dem typischen Joss Whedon-Humor, steigert sich die Bedrohung bis zur letzten Episode ins Unermessliche. Für mich war der dramatische Höhepunkt jedoch schon mit “The Body” erreicht. Wohl die traurigste Episode, der ich in meiner Serienkarriere je beigewohnt habe. Großes, intensives Kino. Sowohl formal, als auch inhaltlich.
Gegen Ende der Staffel zieht auch der Haupthandlungsstrang enorm an. Glory weiß als Big Bad hier auf ganzer Linie zu überzeugen. Herrlich absurd und doch in jeder Szene bedrohlich. Im Staffelfinale spitzt sich die Situation dann so stark zu, dass ich das Schlimmste für die Charaktere befürchtet hatte - und es kam (natürlich) noch schlimmer. Ich bin wirklich gespannt, wie die Sache zu Beginn der nächsten Staffel aufgelöst wird.
Meine Lieblingsepisode war dieses Mal wohl - trotz wirklich starker Konkurrenz - “Fool for Love”. Ich mag Spike einfach. Ebenso hat mir der gesamte darauf aufbauende Nebenhandlungsstrang besonders gut gefallen. Auch das, was die Autoren in der letzten Konsequenz daraus gemacht haben. Nett waren auch die beiden Roboterepisoden. Doch insgesamt wird mir die Staffel wohl aufgrund ihrer düsteren Gesamtwirkung in Erinnerung bleiben.
Im Gegensatz zur vierten Staffel macht die Serie qualitativ wieder einen Sprung nach vorne. Wohl auch - oder gerade weil - die Autoren nicht auf ausgetretenen Pfaden wandeln. Düster, schockierend und emotional fordernd. So lässt sich die Staffel für mich recht gut zusammenfassen. Einmal mehr ganz großes Kino: 9/10 Punkte.
#531
Geschrieben 20. September 2008, 15:18
“Severance” versucht komisch zu sein. Komisch und gesellschaftskritisch. Beides gelingt in meinen Augen nicht wirklich. Vielleicht ist das einfach nicht meine Art von Humor. Ein paar Schmunzler waren schon dabei und die Kritik an der Rüstungsindustrie war auch nicht zu übersehen, doch so richtig hat da nichts gezündet. Auch sind die Charaktere - trotz ausführlicher Einführung - erschreckend blass geblieben. Folglich habe ich mich nicht wirklich dafür interessiert, was in der zweiten Filmhälfte mit ihnen geschieht.
Der Horror bricht dann auch ziemlich heftig auf die Akteure herein, was auch nicht so ganz zum lustig gemeinten ersten Teil des Films passen will. Für sich allein genommen gibt es ein paar schön fiese Horrorszenarien zu sehen, doch so richtig Angst wollen die vermummten Einheimischen dann auch nicht verbreiten. Auch hier nichts Halbes und nichts Ganzes.
Inszenatorisch leistet sich Christopher Smith keine Schwächen und der Film weiß über seine 90 Minuten auch zu unterhalten, doch in Erinnerung wird er mir nicht wirklich bleiben. Da hat selbst Smiths “Creep” bei mir mehr Eindruck hinterlassen. Absoluter Durchschnitt. Da hätte ich mir weit mehr erwartet: 5/10 Punkte.
#532
Geschrieben 21. September 2008, 11:28
Im Gegensatz zu meiner ersten Sichtung - damals noch ohne Kenntnis der Vorlage - habe ich dieses Mal bemerkt, wie viele unscheinbare (und doch wichtige) Details die Macher des Films in das neue Medium übertragen haben. Man sieht deutlich, dass mit Regisseur Chris Weitz ein Kenner und Liebhaber der Vorlage am Werk war. In der Darstellung von Lyras Welt kann ich wirklich keinerlei Kritikpunkte finden. Magisch und angereichert mit unzähligen Details. Genau so muss dieses Universum aussehen.
Bei der Struktur der Handlung gibt es dagegen etliche Abweichungen zur Romanvorlage - was zu großen Teilen allerdings zu erwarten war. Straffungen wurden recht nachvollziehbar eingebaut (so erfährt Lyra z.B. bereits von Mrs. Coulter, dass Iofur Raknison sich für einen Menschen hält und gerne einen Dæmon hätte) und stören das Gesamtbild nicht wirklich. Richtig schwerwiegend sind dagegen komplette Umstrukturierungen in der Handlungsabfolge bzw. das Weglassen kompletter Plotpunkte. Unverzeihlich.
Bevor ich hier aushole sollte erwähnt werden, dass alle fehlenden Elemente bereits gedreht wurden und sogar komplett durch die Postproduktion gegangen sind. Doch New Line war das Ende zu düster und zudem wollte man den Film nicht auf Svalbard enden lassen. Warum auch immer. Hier sehe ich auch den einzigen Fehler des - für Filme solchen Budgets - noch unerfahrenen Chris Weitz: Er hat dem Studio wohl zu schnell nachgegeben und einen Producer’s Cut angefertigt. In diesem wurde Bolvangar ans Ende des Films gestellt und Svalbard vorgezogen, was für Kenner der Vorlage mehr als nur befremdlich wirkt. Vom Fehlen des Endes einmal gar nicht zu sprechen. Wirklich - um es einmal platt auszudrücken - ein Griff ins Klo.
All dies sind gravierende Fehler, welche jedoch durch einen Director’s Cut problemlos ausgeglichen werden könnten - zumal die Szenen schon komplett fertig sind. Warum noch keine solche Schnittversion auf den Markt geworfen wurde? Ich sehe hier die größte Hoffnung für eine Verfilmung der Nachfolger: Das Studio möchte sich den Director’s Cut noch aufheben, sollten “Das Magische Messer” und “Das Bernstein-Teleskop” doch noch ihren Weg auf die große Leinwand finden. Falls dies geschieht, geht einer meiner - filmtechnisch gesehen - größten Wünsche in Erfüllung.
“Der Goldene Kompass” ist eine äußerst gelungene Romanverfilmung, die leider jedoch zwei große Schwachpunkte aufweist. Dennoch kann man durch den Film Lyras Welt mit allen Sinnen erleben und es kommt einem vor, als würde man alten Freunden bei ihren Abenteuern zusehen. Ich bin wirklich begeistert und der Director’s Cut könnte es endgültig unter meine Lieblingsfilme schaffen: 8/10 Punkte.
#533
Geschrieben 27. September 2008, 09:31
Als Zuschauer bekommen wir so ziemlich genau das, was wir nach “Beste Zeit” wohl erwartet hatten: Die Figuren haben sich etwas weiterentwickelt, ihre Konstellation hat sich etwas verschoben, aber im Grunde ist alles beim Alten. Es gibt neue Zukunftsängste, große Pläne und natürlich die Liebe. Angereichert mit etwas Drama und Humor - und fertig ist die Fortsetzung. Habe ich nicht das gleiche - nur um einiges positiver formuliert - über den ersten Teil gesagt? Warum erscheinen mir dessen Stärken nun wie Schwächen?
Zum Einen mag es wirklich daran liegen, dass ich gestern nicht in der richtigen Stimmung war - und es ist ja auch überhaupt nicht so, als hätte ich keinen Spaß mit dem Film gehabt oder als hätte mich die Geschichte nicht berührt. Nein. Ganz und gar nicht. Als Katis Opa in einer wunderschönen Szene von ihr gegangen ist, musste ich sogar ein paar Tränen verdrücken. Gelacht habe ich auch mehr als einmal. Wo liegt also das Problem?
Es gibt zu wenige Veränderungen zum ersten Teil. Wieder will Kati in die große Welt aufbrechen und wieder bleibt sie in letzter Sekunde zu Hause. Letztendlich ist wirklich alles beim Alten - und auch wenn der Film Veränderung und Weiterentwicklung propagiert, so erlebe ich als Zuschauer doch nur Stillstand. Das ganze macht den Film nicht schlecht, doch er wirkt dadurch in seinen Aussagen (Freiheit, Veränderung etc.) eher forciert und es fehlt etwas die sympathische Leichtigkeit, die den Vorgänger so stark machte.
Meine Einschätzung mag sich nun weit negativer lesen, als ich den Film letztendlich wahrgenommen habe. Doch seine positiven Eigenschaften hatte ich ja bereits in der Besprechung zu “Beste Zeit” aufgezählt. Insgesamt ein Rückschritt, der die Vorfreude auf “Beste Chance” leider etwas dämpft: 7/10 Punkte.
#534
Geschrieben 27. September 2008, 15:19
Der Film handelt von einem Lügengerüst, dessen Fundament die Vergewaltigung einer jungen Frau bildet. Til Schweigers Figur ist ein unsympathischer Werbefachmann, der als einziger Zeuge der Tat seine beste Freundin verrät. Aus dieser Prämisse spinnen sich weitere Handlungsfäden, die mehr oder weniger geschickt mit der Haupthandlung verquickt sind. Letztendlich lässt mich der Film mit einem etwas leeren Gefühl zurück, was bei solch einer drastischen Geschichte kein gutes Zeichen ist.
Positiv muss man Reto Salimbeni und Til Schweiger die Ernsthaftigkeit und Ausweglosigkeit zugute halten, mit der sie den Film inszeniert haben. Es gibt kaum komische Elemente und man fühlt sich in der kalten Werbewelt New Yorks von allen menschlichen Gefühlen verlassen. Geld, Sex und Macht. Mehr zählt nicht. Für mich war es daher schwierig die Handlungen der Hauptfigur nachzuvollziehen. Die beste Freundin verkaufen? Wenn sie die Hilfe am nötigsten hätte? Unvorstellbar. Da hätte es einige Szenen mehr benötigt um diesen Schritt - auf dem das gesamte Handlungsgerüst aufbaut - auch nur annähernd plausibel erscheinen zu lassen.
Der Film funktiniert glücklicherweise auch ohne direkte Identifizierung mit den Figuren - nur leider eben nicht sonderlich gut. Einzig die in Selbstjustiz gipfelnden Handlungen des Opfers bleiben emotional greifbar. Leider wird auf diesen Handlungsstrang aber zu wenig Zeit verwendet und besonders im letzten Drittel des Films reiht sich nur noch eine langatmige Gerichtsszene an die nächste - dann ist der Film auch schon vorbei. Was bleibt ist Unschlüssigkeit.
“One Way” ist eine etwas halbgare Mischung aus Rape and Revenge-Film und Gerichtsthriller. Durchaus gut inszeniert und gespielt, letztendlich über weite Strecken inhaltlich aber nur schwer nachvollziehbar. Etwas mehr Feinschliff am Drehbuch und der Figurenzeichnung hätte dem Film gut getan: 5/10 Punkte.
#535
Geschrieben 03. Oktober 2008, 10:59
Wie bereits beim letztjährigen “Lifted” ist die Prämisse herrlich einfach: Ein Zauberer, ein Hase und zwei Zauberhüte, die in direkter Verbindung zueinander stehen. Die einfachsten Geschichten sind meist wirklich immer die besten. Was Pixar aus dieser Idee für ein Animationsfeuerwerk abfeuert, sucht wirklich seines gleichen. Einfach grandios!
Für mich war “Presto” bereits vor dem Hauptfilm ein klares Highlight. Wunderbar animiert mit perfektem comic timing - da stimmt einfach alles: 10/10 Punkte.
#536
Geschrieben 03. Oktober 2008, 11:16
Nach der ersten Hälfte des Films war ich mir sicher einen neuen Genrefavoriten zu sehen. Ohne Dialog mit nie gesehenen Bildern wird hier ein wahres Animationsfest gefeiert. Da stimmt jede kleine Geste. Zwei so unterschiedliche Figuren wie WALL·E und EVE harmonieren perfekt miteinander. Man sieht echte Charaktere - und das obwohl die Figuren aufgrund ihres technischen Ursprungs zunächst recht eingeschränkt scheinen. Was Pixar mit “Cars” begonnen hat, wurde in “WALL·E” perfektioniert. Wunderschön und - was das Rendering angeht - mit einem nie gesehenen Realismus.
Dann beginnt die zweite Hälfte des Films und man befindet sich auf einem Raumschiff, das von Menschen bevölkert ist. Plötzlich hält die Sprache Einzug in den Film und die beiden Roboter schwinden etwas aus dem Fokus. Zwar ist das alles ganz nett anzusehen, doch wirkt die Geschichte für mich ab hier etwas forciert. Die Leichtigkeit der vorangehenden Szenen fehlt. Alles hat nun ein Ziel. Trotz diverser Schwächen gibt es aber auch in der zweiten Filmhälfte noch genügend wunderschöne Szenen mit WALL·E und EVE zu sehen, die einfach nur Spaß machen.
Wunderbar fand ich neben dem überwältigen visuellen Eindruck vor allem das Sounddesign des Films, das die Welt wirklich zum Leben erweckt. Überhaupt ist der Film wieder einmal ein Beispiel an technischer Perfektion. Leider jedoch habe ich dieses Mal eine kreative Entscheidung des Pixarteams zu bemängeln: Wer ist bitte auf die Idee gekommen zwei unterschiedliche Darstellungsweisen für die Menschen zu wählen? Mich hat der gefilmte Aspekt nicht gestört, doch als dann klar wurde, dass später animierte Menschen eine Rolle spielen sollten, hat das für mich überhaupt keinen Sinn mehr ergeben. Schade!
Mit “WALL·E” haben Pixar sich teils wieder selbst übertroffen, teils sind sie aber leider in zu ausgetretenen Pfaden gewandelt. Trotz kleinerer Schwächen bleibt dennoch ein wunderbares Kinoerlebnis, welches aber nicht ganz an den letztjährigen “Ratatouille” heran reicht: 9/10 Punkte.
#537
Geschrieben 04. Oktober 2008, 10:26
Normalerweise bin ich recht inkompatibel mit Oscar-Gewinnern. Insofern hatte ich auch den erfolgreichen deutschen Beitrag des vergangenen Jahres als typischen Oscarfilm abgestempelt. Ich hatte eine langweilige Geschichtsstunde über die Stasi erwartet. Einen Aufarbeitungsfilm. Doch was ich zu sehen bekam, war ein zutiefst menschliches Drama. Ein Drama über Verantwortung. Sich selbst und anderen gegenüber. Über Moral. Über Kunst. Über Wahrheit und Aufklärung. Zensur und Verrat. Doch trotz aller abstrakten Begriffe steht stets der Mensch im Mittelpunkt - und genau das macht “Das Leben der Anderen” zu einem wirklich sehenswerten Film.
Schauspiel und Inszenierung sind auf sehr hohem Niveau. Besonders der 2007 verstorbene Ulrich Mühe erschafft eine faszinierende Figur, die nie Gefühle zeigen darf und doch weiß Mühe mehr in einem Blick auszudrücken, als andere Darsteller es mit noch so großen Gesten vermögen. Wirklich fantastisch. Auch Sebastian Koch und Martina Gedeck wissen als lebhafter Gegenpol zu überzeugen.
Kritikpunkte vermag ich kaum zu finden. Die beinahe zweieinhalb Stunden vergehen - trotz des relativ anstrengenden Themas - wie im Fluge und man wird förmlich mit der Handlung mitgerissen. Einzig in manchen Szenen erschien mir die Kameraarbeit etwas typisch deutsch und hätte auch in einen Fernsehfilm gespasst. Dies mag aber auch an der muffigen DDR-Ausstattung des Films liegen, die natürlich nötig war um Authentizität zu vermitteln. Insofern kein wirklicher Kritikpunkt.
Florian Henckel von Donnersmarck hat sich zurecht über den Auslandsoscar freuen dürfen, wenngleich für mich “Pans Labyrinth” immer noch einen Tick gelungener ist. Dennoch ist ”Das Leben der Anderen” ein hochinteressanter Film, der emotional und inhaltlich mitzureißen vermag. Großes Kino aus deutschen Landen: 9/10 Punkte.
#538
Geschrieben 05. Oktober 2008, 16:35
Der zweite Teil der “National Treasure”-Reihe ist gestrickt, wie die typische Fortsetzung eines Mainstream-Films. Man nehme die Handlung des erfolgreichen Vorgängers, werfe einige neue Figuren in den Topf und würze die Geschichte mit weiteren Actionszenen - et voilà, fertig ist das Sequel! Man sieht förmlich das Reißbrett, auf dem das Handlungsgerüst des Films entstanden ist. Leider ein etwas wackliges Gerüst, denn das letzte Quentchen Logik - das man bereits beim Vorgänger mit der Lupe suchen musste - scheint sich nun endgültig verflüchtigt zu haben.
Bereits am Anfang werden unsere Helden über ein sehr konstruiert wirkendes Storykonstrukt auf eine erneute Schatzsuche geschickt. Dort gibt es noch mehr wohlbekannte Locations (u.a. Paris und London) zu bewundern und die Hauptfigur darf sogar den Präsidenten der USA entführen. Nur eines von unzähligen Handlungselementen, die bei mir alle - eigentlich recht toleranten - Logikrezeptoren schrillen ließen. Aber sei es drum: Trotz unglaublicher Schwächen in der Geschichte hat der Film stets Spaß gemacht.
Das letzte Drittel hat mir dann sogar sehr gut gefallen. In der goldenen Stadt ist wirklich Abenteueratmosphäre aufgekommen, die mich teils sogar an den Archäologen mit Schlapphut denken ließ. Zwar nur kurz, aber immerhin. Einen weiteren Pluspunkt kann die Fortsetzung mit Ed Harris verzeichnen, den ich immer gerne sehe und der einen schönen Gegenspieler zu unerem Abenteurerteam abgibt.
John Turteltaubs Fortsetzung seines 2004er Blockbusters leidet unter der typischen Sequelkrankheit: Alte Ideen werden mit lauen Actionsequenzen aufgewärmt. Auch wenn das alles recht unterhaltsam ist, leidet der Film doch ziemlich unter dem Mangel an Neuerungen und den klaffenden Logiklöchern. Das letzte Drittel rettet dann glücklicherweise noch einiges und Abenteuerfreunde werden ihren Spaß mit dem Film haben: 6/10 Punkte.
#539
Geschrieben 08. Oktober 2008, 21:15
Bereits die erste Doppelfolge um Buffys Auferstehung ist dermaßen deprimierend und erschreckend, dass man sich als Zuschauer fragt wie jemals wieder die Leichtigkeit der vorhergehenden Staffeln eingefangen werden kann. Sie kann es nicht. Selbst die spaßigeren Folgen, wie “Tabula Rasa” oder “Doublemeat Palace” können die Grundstimmung der Staffel nicht in den Hintergrund drängen.
Ein weiterer Grund, der die Serie für mich noch trostloser gemacht hat, ist der Weggang von Rupert Giles. Mit ihm geht nicht nur ihr Watcher, sondern auch der Funke Hoffnung in Buffys Leben. Neben den offensichtlichen inhaltlichen Gründen, fällt dieser Verlust besonders im Ensemble auf, das mit Anthony Stuart Head eines seiner stärksten Mitglieder verliert.
Hervorzuheben ist im Verlauf des staffelumspannenden Handlungsbogens einmal mehr die Wandlungsfähigkeit der Figuren und wie kompromislos Joss Whedon mit ihnen umgeht. Sei es Tod, Liebe oder Freundschaft. Hier bleibt kein Stein auf dem anderen und der Auftritt von Dark Willow ist wirklich der beängstigende Höhepunkt dieser Staffel - zumindest wenn man von “Once More With Feeling” absieht, der grandiosen Musicalepisode, die nur noch von Joss Whedons “Dr. Horrible’s Sing-Along Blog” übertroffen wird.
Insgesamt war auch die sechste Staffel wieder einmal großes Kino. Dennoch hat sie mich nicht vollends überzeugen können. Vermutlich fand ich sie über weite Strecken einfach zu düster. Das Ende macht jedoch sowohl den Figuren, als auch den Zuschauern wieder Hoffnung und somit blicke ich zufrieden in die Zukunft: 8/10 Punkte.
#540
Geschrieben 11. Oktober 2008, 09:01
“The Brave One” ist ein Selbstjustizthriller. Die Geschichte ist altbekannt: Eine Person aus dem privaten Umfeld eines unbescholtenen Staatsbürgers wird zum Opfer eines Gewaltverbrechens, woraufhin dieser rot sieht. Insofern hat sich seit den 70ern nicht viel geändert. Nur die Darsteller: Charles Bronson macht Platz für Jodie Foster. Der Vigilante ist schon lange im Mainstream angekommen.
Was Neil Jordans Film so außergewöhnlich macht ist das, was hinter der Fassade geschieht. Wäre es die Handlung eines Buches, man würde von dem sprechen was zwischen den Zeilen steht. Hier steht es auf Jodie Fosters Gesicht. Man sieht als Zuschauer deutlich, wie ihre Figur immer mehr in den Sog der Gewalt gerät. In einen Rausch. Macht. Verzweiflung. Rache. Ein gebrochener Charakter, der sich selbst verloren hat.
Über das Ende wurde viel geredet. Ich wäre auch der erste, der Selbstjustiz verurteilt. Doch kann ich das beurteilen? Wie kann man das als Außenstehender überhaupt beurteilen? Der Film manipuliert den Zuschauer insofern, als dass er ihn in einen emotionalen Zustand der Anteilnahme versetzt. Doch würde das nicht geschehen, was bliebe dann? Keine moralischen Bedenken. Kein Hinterfragen der Dinge, die auf der Leinwand geschehen. Ebenso ist das Ende einzuordnen: Wäre Erica Bain (Jodie Foster) gestellt worden hätte man sich wieder auf der sicheren Seite gefühlt. Das Gute - das Gesetz - hätte gewonnen. Man hätte seine eigenen Gedanken nicht hinterfragen müssen. So aber bleibt das ungute Gefühl, dass man Ericas Handlungen als emotional gerechtfertigt ansieht.
Mit “The Brave One” hat Neil Jordan einen formidabel gefilmten Revenge-Thriller abgeliefert. Die schauspielerischen Leistungen von Jodie Foster überzeugen einmal mehr auf ganzer Linie. Trotz Ansiedlung im Mainstream, verbreitet der Film eine teils wirklich unangenehme Eindringlichkeit - weniger in der Aktion, als in der Reflektion. Trotz altbekannter Geschichte sehr sehenswert: 8/10 Punkte.
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